DER PaTIENT bRINgT SEIN MEDIkaMENT MIT

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DER PaTIENT bRINgT SEIN MEDIkaMENT MIT
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WISSENSWERTES
Der Patient bringt
sein Medikament mit
Erfahrungen mit der Anwendung autologer Blutprodukte
(PRP) bei Sehnenerkrankungen-und Gelenkserkrankungen
des Pferdes
Sehnen- und Gelenkerkrankungen
stellen von jeher ein großes Problem in
der Pferdemedizin dar und führen häufig
zu dauerhafter Unbrauchbarkeit des Patienten. Die bisher üblichen konservativen
und chirurgischen Behandlungen (z.B. Hyaluronsäure, Corticosteroide, Stoßwellen,
Sehnensplitting, Hitze-Kältebehandlungen u.a.) führen oft nicht zum gewünschten Ergebnis, daher nehmen die neuen,
Dr. Andreas Faulstich
Informationen:
Tierärztliche Klinik für
Pferde Seeburg
Engelsfelde 1a
14624 Dallgow OT Seeburg
Tel. 033201-21589
[email protected]
www.pferdeklinik-seeburg.eu
autologen Bluttherapien bei der Behandlung von Sehnen-, Band- und Gelenkverletzungen immer größeren Raum ein.
Was ist PRP?
PRP bedeutet Thrombozyten (Blutplättchen) reiches Plasma und wird aus
dem Vollblut des jeweiligen Patienten gewonnen („der Patient bringt sein Medikament mit“), welches durch eine spezielle
Zentrifugation gewonnen und anschließend im eigenen Labor für die Injektion
vorbereitet wird.
Wirkungsweisen
PRP ist reich an sogenannten Wachstumsfakoren, welche in den Blutplättchen
(Thrombozyten) zu finden sind. In den
Thrombozyten befinden sich über 20 verschiedene Wachstumsfaktoren, diese
steuern die Zellaktivitäten und geben den
Körperzellen Signale, wieder ursprüngliches Gewebe zu regenerieren.
Die regenerative Medizin kann auf
schonende und mit sehr geringen Nebenwirkungen verbundene Weise die im Individuum vorhandene Heilungspotenz
­nutzen, um bisher schlecht oder unbefriedigend zu behandelnde Erkrankungen
schneller mit besseren (bezogen auf das
gebildete Gewebe – Sehnengewebe statt
Narbengewebe) Ergebnissen und deutlich
Foto: Schroeder
geringeren Rückfallquoten zu behandeln.
Eigene Ergebnisse
Von August 2007 bis August 2008
wurden an unserer Klink 45 Patienten mit
einer – selten zwei – PRP-Therapien behandelt. Es wurden anfangs nur Patienten
ausgewählt, welche mit anderen Therapien vorher unbefriedigend oder erfolglos
therapiert wurden. Acht Gelenke und 37
Sehnen wurden behandelt. Bei den Gelenkspatienten (alle mehrfach vorbehandelt!) waren vier Pferde nach acht bis
zwölf Wochen lahmfrei, ein Pferd war gebessert und drei Pferde blieben unverändert lahm.
Bei den Sehnenpatienten konnten im
selben Zeitraum 74 Prozent lahmfrei entlassen werden, 15 Prozent waren gebessert und 11 Prozent blieben unverändert
lahm. Insgesamt konnte bei den Sehnenpatienten schon nach 14 Tagen beim Kon­
trollultraschall eine deutlichere Besserung
beobachtet werden als bei allen anderen
dem Autor bekannten Therapien. In keinem Fall wurden irgendwelche Nebenwirkungen beobachtet.
Der Erfolg der Sehnenbehandlungen
hängt aber auch zum großen Teil von den
nach der Behandlung durchgeführten Rehamaßnahmen ab.
Wie funktioniert es?
Wenn die Diagnose (zum Beispiel Sehnenerkrankung) gestellt wurde, wird dem
Patienten unmittelbar danach eigenes
Blut abgenommen und im Labor aufbereitet; dies dauert ca. 20 bis 30 Minuten.
Dann wird der Patient in der Regel leicht
sediert, die Injektionsstelle rasiert und
desinfiziert und anschließend wird unter
Ultraschallkontrolle in die Defekte der
Sehne eine Menge von ca. vier bis zehn
Blutzellen
Milliliter PRP injiziert und der Patient mit
einem Zinkleimverband versehen. Danach
erhält der Patient zwölf bis 14 Tage Boxenruhe und wird dann zur ersten Nachkontrolle wieder vorgestellt. Die Kosten
betragen inklusive Sedierung und Verband
ca. 400 Euro, in aller Regel ist schon eine
Behandlung ausreichend.
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WI SS EN S WE R TES
Besprechung der Röntgenergebnisse zwischen Tierarzt Andreas Faulstich und Louisa Maristany
Rückenprobleme verhindern
Das System der dynamischen Satteldruckmessung
Passt der Sattel auf mein Pferd? Diese Frage ist so alt wie die Reiterei selbst.
Ein nicht passender Sattel macht sich in
verschiedensten Formen bemerkbar. Neben Erscheinungen wie Unrittigkeit, Unzufriedenkeit beim Satteln, häufiges Kotlassen in der Reitbahn, starke Einbußen
im Raumgriff des Pferdes usw. gibt es die
fünf Druckstellen am Pferdekörper, die unmissverständlich als Anzeichen für einen
Satteldruck stehen.
Sollte ein Pferd eines oder mehrere
dieser Symptome aufweisen, so ist es ratsam, die individuelle Passform des Sattels
kontrollieren zu lassen. Hierfür etabliert
sich seit zwei Jahren in Deutschland die
dynamische Satteldruckmessung als neue
Untersuchungsmethode. Auch beim Kauf
eines Sattels ist diese Analyse eine gute
Entscheidungshilfe.
Bisher basierte die Arbeit des Sattlers
vorwiegend auf seiner subjektiven Erfahrung. Aber wie der Sattel in der Bewegung
wirklich auf das Pferd wirkt, konnte bisher nicht eindeutig aufgezeigt werden.
Die dynamische Satteldruckmessung sollte Standard bei der Anpassung eines jeden Sattels werden, fordert daher Tierarzt
Dr. Andreas Faulstich. „Für mich ist diese
Satteldruckmessung eine ganz große Hilfe bei der Patientenbetreuung“, sagt der
Gründer der renommierten Pferdeklinik
Seeburg.
Pferde haben häufig Rückenprobleme
und kommen auch deswegen in seine Klinik. Dabei unterscheidet man zwei Gruppen von Rückenproblemen. Die primären
Rückenprobleme sind anatomische Abweichungen wie Senkrücken oder haben
ihre Ursache oft in schlecht oder schief reitenden Besitzern sowie nicht geeigneten
Sätteln. „Ganz häufig passt einfach der
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Sattel nicht“, erläutert Dr. Faulstich. „Es
ist aus meiner Sicht nicht möglich, den
Sattel aufzulegen und dann zu sagen, der
passt für das Pferd, sondern das ist dynamisch. Das heißt, nur in der Bewegung
kann ich sicher sagen: Dieser Sattel passt
zu diesem Pferd und zu dieser Reiterin.“
Häufig sind aber auch sekundäre
­Rückenprobleme, das heißt Gliedmaßenprobleme, die Ursache. Das klassische Beispiel sind die Hufgelenk-Strahlbein-Syndrom-Patienten, was man früher als
Hufrolle bezeichnet hat. Diese Pferde haben über langen Zeitraum vorne beidseitig Schmerzen. Diese Schmerzen werden
vom Besitzer kaum wahrgenommen, da
eine Lahmheit für den Laien erst dann beginnt, wenn ein Pferd humpelt. Doch diese Pferde humpeln nicht, da ihnen beide
Beine wehtun.
Passt der Sattel auf mein Pferd?
Diese Pferde versuchen stattdessen,
das Gewicht von der Vorhand wegzunehmen und ziehen sich dadurch im Rücken
fest. So basieren in diesem Fall die Rückenschmerzen auf einem Vorhandproblem.
„Das alles sofort zu erkennen und richtig
zu entscheiden ist nicht immer so einfach.
Deswegen ist es wichtig, immer eine Bestätigung zu bekommen, ob der Sattel als
Arbeitswerkzeug wirklich richtig funktioniert und passt. Dann ist es für mich auch
leichter zuzuordnen: muss ich jetzt nur das
Kernproblem behandeln, zum Beispiel die
Hufrolle, oder muss ich auch eine Rückentherapie machen? Wenn der Sattel nicht
sitzt, ist eine Rückenbehandlung völlig unnötig. Hier hilft es, einfach den Sattel vernünftig anzupassen und schon sind auch
die Probleme weg. Insofern ist durch die
dynamische Satteldruckmessungsmetho-
Louisa-Mercedes Maristany kontrolliert Decke und Sender des Satteldruckmesssystems.
de dem Pferd, dem Besitzer und letztendlich dem Arzt auch geholfen.“
Das System der dynamischen Satteldruckmessung ermöglicht diese Analyse
und besteht aus einer Drucksensorenmatte, die zwischen Pferd und Sattel direkt
auf den Rücken gelegt wird. Über 300
Messpunkte senden ihre Ergebnisse
drahtlos an die Computerauswertung.
Dies macht eine präzise Ermittlung der
Satteldruckverhältnisse möglich. Vor der
Messung muss eine Untersuchung der
Muskulatur sowie des Allgemeinzustandes des Pferdes durchgeführt werden.
Durch die Berücksichtigung von verkrampften Muskulaturen, Fehl- und
Schonhaltungen können die Druckbilder
fachgerecht interpretiert und falsche
Schlussfolgerungen verhindert werden.
Für die allgemeine Beurteilung der Passform wird die reiterliche Gymnastizierung
des Pferdes auf der rechten und linken
Hand sowie in bestimmten Lektionen
elektronisch erfasst. Aus den ermittelten
Druckwerten können die zeitlichen
­Mittelwerte dargestellt werden. Zur detaillierten Analyse werden dann die Echtzeitdruckbilder zusammen mit den Videoaufnahmen durch einen in dieser
Methode speziell geschulten Sattler aus-
gewertet und eine optimale Anpassung
des Sattels vorgenommen.
In der Hauptstadtregion bietet diesen
Service bisher exklusiv die Sattlerei Maristany aus Berlin an. Das Angebot umfasst
neben dem Verkauf und der Vermittlung
von Neu- und Gebrauchtsätteln, die stets
mit Hilfe der dynamischen Satteldruckmessung angepasst werden, insbesondere die Anpassung, Aufpolsterung und Umarbeitung von bereits vorhandenen
Reitsätteln.
Inhaberin Louisa-Mercedes Maristany-Klose hat ihre Liebe zum Sattlerhandwerk bereits mit zwölf Jahren bei einem
Praktikum in der Hofsattlerei in Osnabrück
entdeckt. Ihre Ausbildung zum Reitsportsattler genoss sie bei keinem Geringeren
als Jochen Hennig in Haage, und schloss
diese mit dem deutschlandweit besten Ergebnis im praktischen Teil ab. Neben und
nach der Ausbildung trainierte sie mit
Reitschülern und arbeitete in verschiedenen Reitsportgeschäften, um mit nur 20
Jahren die Reitsportsattlerei Maristany zu
eröffnen. Ein weiterer Schwerpunkt der
Sattlerei ist das Anfertigen von hochwertigen Maßtrensen – auch nach individuellen Entwürfen.
Text u. Fotos: Björn Schroeder
Weitere Infos zur dynamischen Satteldruckmessung:
Sattlerei Maristany, Chausseestr. 6, 14109 Berlin, 0152 2929 5592
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