Malerischer Garten - Inner Wheel Deutschland

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Malerischer Garten - Inner Wheel Deutschland
KULTUR
NR. 193 | DONNERSTAG, 18. AUGUST 2016
D
5
Malerischer Garten
InItIal
von
Isabell Rollenhagen
Die Lust am
filmischen Müll
HANNOVERSCHE ALLGEMEINE ZEITUNG |
Am Sonntag eröffnet die Ausstellung „Neue Kunst in Alten Gärten“ – der verstorbene Künstler Hannes Malte Mahler hatte sie mitgestaltet
D
Rekorderlös für
Mahler-Noten?
Für Musikliebhaber mit sehr viel Geld
ist es eine gute Gelegenheit: Das Auktionshaus Sotheby’s versteigert das handgeschriebene Notenmanuskript der 2.
Sinfonie des österreichischen Komponisten Gustav Mahler. Das Auktionshaus erwartet für die Noten der 1895 uraufgeführten „Auferstehungssinfonie“
des spätromantischen Komponisten
(1860–1911) einen Erlös von umgerechnet 4 Millionen Euro. Dies ist nach Angaben von Sotheby’s der bisher höchste
Schätzpreis für ein Notenmanuskript.
Damit zahlungskräftige Interessenten in
Fernost einen Blick auf die 232 handgeschriebenen Seiten werfen können, wird
der Notensatz in dieser Woche in der
Hongkonger Filiale des Auktionshauses
ausgestellt. Am 29. November soll das
Werk in London in die Versteigerung
gehen.
Wal, da hängt er:
Ein Bild im Baum von Meike Zopf (oben).
Mann am Ufer: Bemalte Bronzeplastik
von Sean Henry (Mitte). Wasserloch: Ein
Abgang im See von Lienhard von Monkiewitsch (unten) in der Ausstellung
„Neue Kunst in Alten Gärten“ auf dem
Ober- und Untergut Lenthe.
Verbissschutz kann so schön sein: Pfahlkunst von Ricardo Saro im Untergut Lenthe.
von Ronald MeyeR-aRlt
W
as macht man so im Garten?
Schauen und lustwandeln, sagen die einen. Wäsche aufhängen, meinen die anderen. Der hannoversche Künstler Degenhard Andrulat gehört zu den anderen. In den wunderschönen und weitläufigen Gärten des
Ober- und des Unterguts Lenthe hat er
Objekte installiert, die in witzigem Widerstreit zur Großzügigkeit der Anlagen
stehen. Andrulats Kunst spielt mit der
kleinbürgerlichen Nützlichkeitsperspektive: Er hat Wäscheleinenobjekte in die
Gärten gestellt. Im Garten des Unterguts
hat er einige Hundert Meter bunte Leine
aufgehängt. Die Leinenstücke sind nur
ganz kurz und miteinander verknotet.
Mit den Linien der Leinen und den vielen Knoten rhythmisiert er die Landschaft. Er legt ein buntes Netz auf die
Welt und gibt ihr wie mit Notenlinien
fast eine Melodie.
Im Obergut hat er billige Wäscheständer übereinandergestapelt. Das so entstandene Objekt wirkt gleichzeitig
wuchtig und fragil. Bunte Wäscheklammern, vertikal farbig geordnet, sorgen
auch hier für einen eigenen Rhythmus –
und sie erinnern an die Malerei des
Künstlers. Auch auf Leinwänden zeigt er
sonst gern farbige vertikale Linien. So ist
seine Kunst im Garten auch ein raumgewordenes Bild.
Eine Bildergalerie unter
haz.li/lenthe
Das ist durchaus beabsichtigt. Hannes Malte Mahler, der vor einem Monat
im Alter von 48 Jahren bei einem Verkehrsunfall gestorbene hannoversche
Künstler, hat zusammen mit seinem Kollegen Hartmut Stielow einen originellen
Plan für die von ihnen kuratierte Veranstaltungsreihe „Neue Kunst in Alten
Gärten“ entwickelt. Die beiden wollten
nach vielen Bildhauern in den vergangenen Jahren in diesem Jahr vorrangig
Maler animieren, Kunstwerke für die
Landschaftsgärten zu schaffen.
Auch Ricardo Saro hat ein sehr malerisches Werk in den Garten gestellt: „Manhattan Transfer“ besteht aus bunten Pfählen und Verbissschutzhüllen – das sind
halbtransparente Hartplastikhüllen, mit
denen man in der Forstwirtschaft junge
Bäume davor schützt, von Tieren abgeknabbert zu werden. Auch Saros Werk
setzt viele Farbtupfer in den Garten, der
witzige und politische Trotz der andrulatschen Wäscheleinen fehlt ihm allerdings.
Meike Zopf, Malerin aus Hannover,
hat eine Art Universum im Baum geschaffen. Unter einer großen Kastanie
hängen ihre Objekte: Wolken, die aussehen, als wären sie aus Granit. Auf diese
Steinwolken hat sie Häuser aus dem
„Faller“-Modellbaukasten gesetzt. Den
schwebenden Häuschen ist eine schöne
Traurigkeit eigen. In den isolierten Welten wirken die Sprechblasen neben den
Häusern besonders bizarr. Jeder brüllt
etwas in die Welt hinaus, aber alles
bleibt doch auf dem eigenen kleinen Kometen.
La vie française in Hannover
Perfekter Sommerabend: Zaz begeistert mit ihren Chansons auf der Gilde-Parkbühne
von Isabell Rollenhagen
E
Foto: Heusel
in lauer Sommerabend mit sanften
Klängen eines Chansons – c’est parfait: Die Zuschauer an der Gilde-Parkbühne haben gestern definitiv einen perfekten Abend gehabt, als Sängerin Zaz
mit ihrem Konzert etwas französisches
Flair an die Leine brachte.
Zaz, mit bürgerlichem Namen Isabelle Geoffroy, ist ein Energiebündel. In einem Kleid, das aussieht, als hätte es ein
Maler des abstrakten Expressionismus
mit einer Leinwand verwechselt, hüpft
sie über die Bühne, tanzt und albert mit
ihrer Band. Bereits mit vier Jahren wusste die in Tours geborene Französin, dass
sie Sängerin werden wolle. Das hat geklappt. Mittlerweile hat sie vier Alben
veröffentlicht. In ihren Nouvelle-Chan-
sons singt sie mit ihrer wunderbar rauchigen Stimme vom Leben, dem Genuss
und der Suche nach Freiheit. „Nouvelle“, diesen Zusatz gibt Zaz ihrer Musik selbst.
Denn auch wenn sie seit Beginn ihrer
internationalen Karriere von den Kritikern als neue Édith Piaf gefeiert wird, so
versteht die 36-Jährige sich doch als eigenständige Musikerin. „Piaf war eine
großartige Künstlerin, aber ich bin ich“,
sagte Zaz in einem Interview. Ihre französischen Poplieder reichert sie vielleicht auch deshalb mit Jazz-, Swing-,
Bluse-, und Gipsy-Elementen an, es gibt
sogar einige elektronische Sounds zu
hören. Und doch ist Piaf irgendwie präsent, wenn die quirlige Zaz ihre Chansons singt. Vor allem, wenn sie Coversongs wie „Dans ma rue“ interpretiert.
„Ich bin ich“: Zaz gestern Abend auf der Gilde-Parkbühne.
Es scheint ein ambivalentes Verhältnis
zu der Grande Dame des Chansons zu
sein.
Trotzdem wirkt Zaz auf der GildeParkbühne nicht wie ein Klon Piafs. Das
hat sie gar nicht nötig. Sie beginnt ihr
Konzert mit dem Song „La Fée“ vom
Debütalbum, mit dem sie 2010 endgültig den Sprung von der Straßenmusikerin im Künstlerviertel Montmartre auf
die Bühnen Europas schaffte. In
Deutschland gab es Platin und den Musikpreis Echo. Vom ersten Moment an
flirtet Zaz mit dem Publikum, zieht es so
in ihren Bann. Ihre kraftvolle Stimme
kann problemlos mit Trompete, Kontrabass, Akkordeon, Gitarre und Schlagzeug mithalten. Fast nachdenklich und
etwas melancholisch wird sie bei den
langsamen Titeln wie „XY“. Um dann
den nächsten Song wegen eines Lachanfalls kaum anstimmen zu können.
„La Parisienne“ und „Paris sera toujour Paris“ sind gesungene Liebeserklärungen an die Stadt der Liebe, bei denen sich der Zuhörer sofort an die Seine
versetzt fühlt. Die Bilder des Eiffelturms
auf der Leinwand im Hintergrund tun
ihr übriges. Kitschig oder überfrachtet
wirkt das alles jedoch nicht. Mademoiselle Zaz lacht, springt umher. Sie passt
mit ihrem eigenwilligen Haarschnitt so
gar nicht in das Bild der stereotypischen
Pariserinnen, die ihre Designer-Handtaschen auf der Champs-Élysées ausführen.
Immer wieder animiert die 36-Jährige ihr Publikum, mit ihr zu tanzen, im
Takt zu klatschen. Und spätestens, als
ihr Nummer-1-Hit „Je veux“ erklingt,
muss Zaz ihre Zuschauer nicht lange
bitten.
Fotos: von Ditfurth (4)
Die Malerin und Performancekünstlerin Lilla von Puttkamer bleibt zweidimensional. Sie hat flächige Figuren wie
eine Lesende, Objekte wie eine Handtasche oder Tiere wie einen Wal geschaffen und sie an verschiedenen Orten im Park platziert. Der Wal steckt
zwischen den knorrigen Ästen einer
160 Jahre alten Süntelbuche fest. Von
Puttkamer nutzt den Park als Bühne.
Das Stück, das sie aufführt, ist eher unspektakuläres
Papiertheater.
Aber
schön.
Im Gegensatz zu ihr hat Lienhard von
Monkiewitsch die dritte Dimension ins
Bild gesetzt. Er hat Holzquadrate, die
auf dem See schwimmen, so gestaltet,
dass es aussieht, als würde in ihnen ein
gigantischer Abfluss in die Tiefe führen.
Maler können solche Effekte erschaffen.
Und manchmal hat es einen ganz eigenen Reiz.
Vom 21. August bis zum 25. September in
z den
Parks des Unter- und Oberguts Lenthe.
Öffnungszeiten sonnabends und sonntags
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as Ende der Menschheit ist nah. Und
es sind nicht etwa die Erderwärmung
oder ein Dritter Weltkrieg, die die Apokalypse bringen. Nein, es sind blutrünstige Killerhaie, zumindest wenn man
dem Film „Sharknado 4“ glaubt. In dem
Trash-Movie mit nicht unbekannter Besetzung – immerhin standen David Hasselhoff und Tara Reid vor der Kamera –
wirbeln Tornados Haie herum, die dann
vom Himmel regnen und Menschen
fressen. Die Frage, die sich bei solch einem Drehbuch als Erstes stellt: Wer
guckt sich so einen Schrott an?
Die Antwort ist überraschend: Fans
von Trash-Movies wie „Sharknado“
sind überdurchschnittlich gebildet und
kulturinteressiert. Zu diesem Ergebnis
kommt eine Studie des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik. Der
Filmwissenschaftler Keyvan Sarkhosh,
selbst kein Freund von solchen SchrottStreifen, konnte sich den Erfolg des
Genres nicht erklären. Denn die Filme
sind oft amateurhaft, mit geringem Budget produziert und entsprechen eher
nicht dem Geschmack der Masse. Und
dennoch werden sie konsumiert. Der
Fernsehsender Tele 5 hat dem Trash sogar eine eigene Sendung gewidmet: In
„Schlefaz“ zeigen Oliver Kalkofe und
Peter Rütten die schlechtesten Filme aller Zeiten.
Was also macht den Film so interessant? Und warum haben gerade intelligente Menschen Lust auf den filmischen
Müll? Dass das Publikum von Trash-Filmen sie vor allem aus einem künstlerischen Interesse heraus anschaut, ist eine
Erkenntnis der Studie. Der Konsum gehe
mit einem aktiven Austausch über das
einher, was man gesehen hat. Wirklich
ernst nimmt der typische Trash-Fan die
Filme aber nicht: „Seine Haltung ihnen
gegenüber ist vor allem eine ironische“,
heißt es in der Studie. Danach sorgen
Trash-Filme, mit ironischer Distanz betrachtet, für Amüsement. Denn wer
glaubt schon, dass gefräßige Killerhaie
das Ende der Menschheit verursachen?
Die wirbeln ja nur in Trash-Movies
durch die Luft.
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