ch-karl-may-freunde-infos 6/2011 - Karl-May
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CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS 6/2011 ___________________________________________________________________________________ Inhalt 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 3. 12. 2011 Karl Mays Orientzyklus Bericht Luzern von Albert Locher Die Filmfreunde trafen sich in Düsseldorf v. Th. u. G. Maurer Ausstellungsbesuch Iphofen und HOT von E. Elbs Karl May im „Schweizer Jäger“, Interview mit Klaus Böhme Neues von Marie Versini-Nscho tschi Die neue Karl-May-Biografie von Helmut Schmiedt v. E. Elbs KM-Aktualitäten Schlusspunkt Beilage: Flyer von unserer Jubiläumsreise 2012, eine Einladung! 1. Karl Mays Orientzyklus von Albert Locher, Urtenen BE Erneute Begegnung mit Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar. Am 20. Nov. 2011 trafen sich zweiundzwanzig Mayaner in Luzern, um sich den Vortrag von Elmar Elbs „Karl Mays Orientzyklus - Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar.“ anzuhören. Schon allein das Thema interessierte mich: Elmar stellte den sechsbändigen Orient-Zyklus vor, ein Riesenwerk, von dem ich - ich schäme mich ein bisschen, es zu gestehen - nur den ersten Band gelesen habe, und das war vor sechzig Jahren. Ich war deshalb froh, nun das vollständige Werk näher kennen zu lernen. Ich wurde nicht enttäuscht und habe jetzt wenigstens eine Ahnung vom Ganzen, was allerdings die Lektüre dieser 3700 Seiten nicht ersparen soll, kann oder gar darf. Elmar hat den Inhalt kurz zusammengefasst, einzelne Episoden vorgelesen, die Veröffentlichung, die Wertung, die von ihm benutzten Vorlagen und die vielen Personen des Werkes vorgestellt. Dabei verwies er auch auf die benutzte Sekundärliteratur. Als er uns den Ritt über den Schott el Dscherid vorlas, staunte ich einmal mehr über den Mayster, der auch dieses lebensgefährliche Abenteuer mit Bravour überstanden hat, seinem Untergang entging, dabei noch das Leben Halefs rettete und ausserdem noch wusste, dass Hilfe nahte. Na und? Hatten wir, haben wir nicht alle Freude an solch spannenden Schilderungen, besonders wenn ein haarsträubendes Erlebnis ans andere reiht - gerade und obwohl wir wissen, dass sie unmöglich sind? Derartiges hat ja doch schon immer fasziniert. Man könnte viele Beispiele nennen, ich beschränke mich auf zwei: Nach 1945 fesselten mich und unzählige andere die verrückten Abenteuer eines Jim Strong, der damit immerhin über 25 „Bände“ füllte. Seit 1962 guckt die halbe Welt begeistert die James Bond-Filme, von denen es mittlerweilen bereits 26 gibt, womit Mr. Bond diesen Anfänger Strong überflügelt hat. Doch kehren wir zu Karl Mays Orientzyklus zurück. Ausser der aufregenden Handlung gibt es darin einen weiteren wichtigen Faktor, der mir neu war: Karl May hat nicht nur, was allgemein bekannt ist und auf der Hand liegt, umfassende Studien betrieben und wohl manche Bibliothek aufsuchen müssen, denn selber Bücher zu kaufen war ihm damals noch nicht möglich. Völlig neu war mir, dass er seine erste Ehefrau Emma mit einbezogen hat, die er wenige Jahre vorher kennen gelernt hatte und die der verliebte Tor deshalb gerne in seine Erzählung einschloss. Man macht also, wenn man die sechs Bände sorgfältig durchackert und mit Mays Privatleben vertraut ist, aufschlussreiche Entdeckungen, wobei man sich allerdings auch vergaloppieren kann: Ueding warnt: „Mit aller gebotenen Behutsamkeit sind die zweifellos vorhandenen biographischen Einflüsse zu beschreiben, die dem Werk ablesbar sind, wenn auch da gerade in der MayForschung oft des Guten zuviel getan wird.“ (Aus Handbuch) Sicherlich war May beim Einweben seiner Biographie in diese sechs Bände noch nicht so geschickt wie beim Spätwerk, dafür aber erreichte er im Orientzyklus „einen Höhepunkt seines erzählerischen Könnens, den er später selten übertroffen hat.“ Dieses Suchen nach Anspielungen hat zwar durchaus seinen Reiz, wir können uns aber auch ganz einfach an die farbigen, temporeichen und spannenden Abenteuer halten, ohne dabei etwas zu verpassen. Erwähnenswert ist auch, dass May gleichzeitig noch das nicht minder umfangreiche „Waldröschen“ schrieb – zwei vieltausendseitige Arbeiten also, eine unglaubliche Fronarbeit, für die er von Münchmeyer bei pausenlosem Schreiben in anderthalb Jahren lumpige 1840 Mark erhielt, während der Herr Verleger etwa fünf Millionen einstrich. (Wollschläger) Bemerkenswert waren Elmars abschliessenden Worte: „Gerne empfehle ich Euch diese Bände zu lesen, denn der Orient, den Karl May vor 130 Jahren beschrieb ist auch in unserem Alltag immer wieder gegenwärtig. Denken wir an Muammar al-Gaddafi, schurkische Ägypter, streitende Kurden und Türken, Probleme machende Balkannachkommen, verschleierte Frauen und endlose Diskussionen um Schiiten, Sunniten und Koran-fanatische Muslime. Sage jemand, Karl May wäre veraltet!“ Nichts Neues also unter der Sonne. Länder sind verschwunden, neue entstanden, die Probleme und Streitereien sind geblieben. (Der Pessimist oder Agnostiker könnte hier einige böse Bemerkungen einflechten, freilich ohne damit etwas ändern zu können, so lässt er’s lieber.) Das alles in einen einstündigen Vortrag unterzubringen ist erstaunlich. Zu seiner Lesung zeigte Elmar zahlreiche Bilder, erwähnte dann die wichtigsten Figuren, also eben Kara Ben Nemsi, Halef, Senitza oder den Schut und kam auf die Verfilmungen zu sprechen. Danach berichteten einige über ihre Erlebnisse und Erfahrungen im Orient, und da hätte ich gerne etwas mehr erfahren. Ob sich wohl jemand zu einem eigenen Vortrag entschliesst? Die gezeigten Bilder gefielen mir zwar, allerdings hätte ich sie gerne in etwas grösserem ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Info 6/2011 1 CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS 6/2011 ___________________________________________________________________________________ Format gesehen. Besonders schade fand ich aber Elmars leise Stimme - möglich allerdings, dass das an mir lag. Ich habe nicht alles verstanden und mir ist da wohl einiges entgangen - noch mehr aber, denke und hoffe ich, blieb. Zuletzt hatten wir Gelegenheit, uns den Büchertisch anzusehen, wo neben anderen Büchern der 3. Surehand-Band (Fehsenfeld) lockte, ebenso wie ein Prospekt des Karl May-Verlages. Ach, es gäbe so vieles, das noch gekauft werden möchte - sollte müsste! Dieser Surehand-Band übrigens war mein erster May gewesen und erinnerte mich an die Episode mit den Tramps, die nach einer Bonanza suchten – die ja dann leider gar nicht vorhanden war. Vielleicht aber finde ich sie durch einen Glücksfall, der zwar recht unwahrscheinlich ist - doch wer weiss? Dann könnte ich endlich die Lücken in meiner May-Bibliothek schliessen. Erfreulicherweise hatten wir nachher noch Gelegenheit zu einem gemütlichen Schwatz in fröhlicher, etwas gedrängter Runde, was den Nachmittag wohl zur Zufriedenheit aller abschloss. Drehbuchausschnitte, Dokumente und sogar OriginalRequisiten zu bestaunen. Da das Treffen unter dem Motto „Old Shatterhand“ stand bezog sich ein grosser Teil der Ausstellung auf den gleichnamigen Film von Arthur Brauner aus dem Jahre 1963. Grossen Gefallen fanden wir an den vielen Film-Plakaten aus der Sammlung von Stefan von der Heiden. Da gab es Stücke aus Rumänien, Spanien, Frankreich, CSSR, aus Argentinien, den USA, Mexiko und sogar aus Japan – alle zu Film „Old Shatterhand“! Ein Plakat aus Frankreich mit den beeindruckenden Massen von ungefähr 4.5 x 2.8 Metern nahm praktisch eine ganze Wand ein. Auch der Besitzer des imposanten Stücks hat es vorher noch nie in voller Grösse aufgehängt gesehen. Wer hat schon eine so grosse, freie Wand zu Hause? Im grossen Vortragsraum, dekoriert mit einem Riesenbild von den Krka-Wasserfällen, erwarteten uns zu unserer grossen Überraschung ein Oberteil des Winnetou-Kostüms, sowie eine Hose des Old Shatterhand-Outfits. Beim Betrachten der Original-Kostüme aus nächster Nähe lief es wohl dem einen oder anderen Film-Fan kalt über den Rücken! Die beiden museumswürdigen Teile stammen aus dem Nachlass des Produzenten Horst Wendlandt, sind heute im Besitz zweier Fans und wurden zum ersten Mal öffentlich gezeigt. 2. Filmfreundetreffen 4. Karl-May-Treffen Nordrhein-Westfalen, 15. Okt. 2011 in Hilden Bericht von Thomas & Gaby Maurer-Glaus Nach einer kurzweiligen Zugfahrt via Luzern-BaselSolingen, trafen wir rechtzeitig im Amber-Hotel in Hilden bei Düsseldorf ein. Nach kurzer Begrüssung und Zimmerbezug bauten wir zuerst an der kleinen aber sehr gut bestückten Sammlerbörse in einem Nebenraum unseren Tisch auf. Hier erwarteten uns schon einige bekannte Gesichter und sofort wurde eifrig gestöbert, getauscht und gehandelt. Da sich die Anreise diverser Gäste und Referenten wegen einem Stau im Raume Düsseldorf verzögerte, wurde der eigentliche Beginn der Veranstaltung um eine Stunde verschoben, was uns Gelegenheit gab, einen ersten Blick auf die Ausstellungsstücke zu werfen. In mehreren Konferenzräumen gab es unzählige Plakate, Bilder, Die vollständigen Kostüme waren im Nebenraum als Nachbildungen aus der Hand von Georg Fennen zu bestaunen. Ergänzt wurden die Exponate durch die Nachbauten aller in den Filmen verwendeten Gewehre von Winnetou und Old Shatterhand, ebenfalls aus der Werkstatt von Georg Fennen. Neben der Silberbüchse waren dies eine Winchester, drei Bärentöter und zwei verschiedene Modelle des Henrystutzens. Allein vier davon kamen damals im Film „Old Shatterhand“ zum Einsatz. Mit etwas Verspätung eröffnete René Giessen mit seiner Mundharmonika dann das offizielle Programm. René, der Original-Mundharmonika-Mann aus dem Orchester Martin Böttcher, gehört bei diesen Treffen zum festen Bestandteil und sorgte noch ein paar Mal während des Abends für den passenden musikalischen Rahmen. ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Info 6/2011 2 CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS 6/2011 ___________________________________________________________________________________ René Giessen eröffnete mit der Mundharmonika das Programm Nach einer kurzen Begrüssung der gut 90 Gäste durch den Initiator Georg Fennen, übrigens Organisator, Bühnenbauer, Dekorateur und Film-Operator in einem, führte Horst Woebs durchs weitere Programm. Michael Chatain stellte sein Buchprojekt vor, einen Bildband über alle bis heute bekannten Filmwerbematerialien aus aller Welt. Das ca. 800 Seiten starke Werk soll rechtzeitig zum Jubiläum 50 Jahre Film „Der Schatz im Silbersee“ erscheinen. Nach der Vorstellung der beiden Hauptdarsteller von der Freilichtbühne Pluwig bei Trier, beide selbstverständlich in ihren selber gefertigten Kostümen, die den Originalen von Pierre Brice und Lex Barker sehr nahe kommen, erläuterte Frank Zimmermann die Rolle von Lex Barker als Old Shatterhand im gleichnamigen Film. Er machte auf verschiedene Kuriositäten des Filmes aufmerksam und verglich die Figur des Titelhelden mit dem literarischen Vorbild und der Interpretation in anderen Filmen. Auch uns, die wir den Film alle schon zig Mal gesehen haben, blieb über so vielen interessanten Details nur das Staunen! (Darüber vielleicht ein andermal mehr.) Der Journalist und Kameramann Joachim Giel erläuterte anschliessend wie damals Szenen in der Dämmerung und in der Nacht gedreht wurden. Diese sogenannten Day for Night-Aufnahmen wurden tagsüber mit verschiedenen Filtern und einigen filmtechnischen Tricks gedreht. Allerdings sind sie bei „Old Shatterhand“ im Vergleich zu anderen WinnetouFilmen eher unsorgfältig umgesetzt und erscheinen neben Szenen aus einem älteren Hollywood-Film geradezu stümperhaft. Giel verglich dazu den Befreiungsversuch Tujungas durch Old Shatterhand aus dem Fort mit fast identischen Szenen aus dem Streifen „Die weisse Feder“ wo Indianer einen der ihren aus einem Fort befreien. Nach einer kurzen Pause lüftete dann Stefan von der Heiden eines der letzten grossen Geheimnisse der Winnetou-Filme: Im Film Old Shatterhand ist bekanntlich die einzige Nacktszene in den Karl-MayFilmen zu sehen. In besagter Szene springt Paloma, die „Taube der schäumenden Wasser“ hüllenlos von einem Felsvorsprung ins Wasser um zu baden. Bis heute wusste man nur, dass Daliah Lavi in dieser Szene von einer jungen Jugoslawin gedoubelt worden war. Es existiert von dieser Szene zwar ein offizielles Aushangfoto mit dem Double drauf, die Darstellerin war jedoch bis dato unbekannt. Inzwischen ist es einigen hartnäckigen Film-Fans gelungen die Dame ausfindig zu machen und Stefan von der Heide präsentierte uns Frau Gordana Zeitz-Ceko. Sie erzählte uns, wie sie 16-jährig als Nebendarstellerin und später als Double für Daliah Lavi bei Reitszenen und eben diesem Kopfsprung eingesetzt worden war. Für die Nacktszene musste sie allerdings mit einer Erhöhung der Gage und einigem Zureden überzeugt werden. Nach dem Dreh sei ihr das so peinlich gewesen, dass sie bei der Aufführung des Films in ihrem Heimatort die Szene herausschneiden liess. Ein paar Männer aus dem Ort, welche im Militär waren, sahen den Film dann dummerweise in einer anderen Stadt, so dass die Sache dennoch publik wurde. Die junge Frau gefiel anscheinend auch einigen Hauptdarstellern und namentlich Pierre Brice und Rick Battaglia machten ihr Avancen, während Lex Barker sie vor allzu ungestümen Verehrern zu beschützen suchte. Frau Zeitz lebt heute abwechselnd in Deutschland, wo sie Familie hat, und in ihrem Ferienhaus in Kroatien. Im Verlauf des Abends hatten wir Gelegenheit, uns mit Frau Zeitz persönlich zu unterhalten und sie gab bereitwillig Auskunft, schrieb Autogramme und liess sich mit uns ablichten. Sie zeigte sich erstaunt über das ungebrochene Interesse an den Filmen, speziell an „so kleinen Nebendarstellern wie ich“ und fühlte sich sichtlich wohl unter den Filmfans. Der in Filmkreisen bestens bekannte Journalist Eki Sieker erläuterte dann noch einige v.a. technische Besonderheiten des Films “Old Shatterhand“, bevor dieser als 16 mm-Projektion vorgeführt wurde. Zur Aufführung hatte Georg Fennen eigens eine grosse Kabine gebaut, in der die Projektoren installiert wurden. Da die Bild-Qualität für DVD-gewohnte Leute eher gewöhnungsbedürftig war, zogen es viele vor, sich zwecks Lagerfeuer-Gesprächen in Richtung Bar zu verschieben. Hier wurden letzte Tauschhandel ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Info 6/2011 3 CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS 6/2011 ___________________________________________________________________________________ abgeschlossen, alte Freundschaften gepflegt und neue geknüpft. Zu später Stunde fanden sich dann noch einmal alle zusammen ein zur Dankesrede und zur Verleihung des „Goldenen Old Shatterhands“ an alle Organisatoren, Referenten und Ehrengäste. ten wir mit Zug von Luzern/Basel nach Würzburg, im Frankenland. Der Regionalzug brachte uns in das etwa 40 km entfernte Iphofen. Schon von Weitem waren die grossen Gipsfabrikanlagen von Knauf KG zu sehen, ein weltweites Unternehmen. Bereits am Bahnhof Iphofen künden Fahnen von der Ausstellung Gaby und Thomas Maurer mit Frau Zeitz (Mitte) Den Organisatoren rund um Georg Fennen gebührt ein grosses Lob, denn sie haben mit bescheidenen finanziellen Mitteln, dafür mit umso mehr Herzblut und Leidenschaft ein grossartiges Treffen organisiert. So reisten wir am Sonntag nach einer eher kurzen Nacht zufrieden, mit vielen neuen Erkenntnissen und einigen Schätzen für die Sammlung im Gepäck wieder zurück in die Schweiz. Der Besitzer ist auch der Veranstalter der Ausstellung in seinem Museum, das nebst Sonderausstellungen wie jene zu Karl May, auch eine Sammlung von Gips-Abdrücken weltberühmter Skulpturen beherbergt. Das Museum befindet sich am Marktplatz des reizvollen fränkischen Kleinstädtchens. Ein Spruch heisst Wein, Gips und Holz Iphofens Stolz. Ersteren haben wir natürlich auch gekostet und eine Flasche nach Hause mit genommen. Die Ausstellung kam auf Initiative des Museumleiters Markus Mergenthaler und Bernhard Schmid vom Karl May Verlag zustande. Es war besonders für mich Hobbyzeichner und Maler ein grossartiges Erlebnis, die rund 150 Illustrationen im Werk zu bewundern. Schon ganz früh galt mein Interesse diesen. Auf zwei Stockwerken verteilt konnten wir die Originale zu den Buchumschlägen von Weigand, Herrfurth, Thiel, Lindeberg, Sascha Schneider und vielen anderen bewundern. Thomas Maurer posiert mit der Winnetou-Filmfigur 3. Iphofen und HOT Elmar Elbs, Luzern Eigentlich hatte ich vor, zur Ausstellungseröffnung „Karl May’s Traumwelten“ am 6. Nov. 2011 nach Iphofen zu fahren. Ich verwarf es. Stattdessen hatte Freund Markus Rudin die glorreiche Idee, diesen Besuch mit der Eröffnung der Ausstellung „Humorvoll und heiter betrachtet – Aquarelle zu Karl May“ in der Begegnungsstätte in HOT zu verbinden. Am Freitag, 25. November 2011 starte- Winnetou beobachtet die eintretenden Besucher Unglaublich vielseitig, ausdrucksvoll und in grosser Zahl sind die Textillustrationen von Claus Bergen aus der illustr. Mayausgabe von Fehsenfeld ab 1907, ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Info 6/2011 4 CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS 6/2011 ___________________________________________________________________________________ Zdenêk Burian und Gustav Krum in den tschechischen Buchausgaben. Natürlich dürfen auch Adolf Cloos, Willi Moralt, Willy Planck, Klaus Lehmann, Carl Lindeberg und die neueren Künstler wie Klaus Dill, KH Doemken, sogar Peter Klier und Torsten Hermann nicht fehlen. Buch, Broschüre und Wein schöne Sammlerstücke Das voll bebilderte Begleitbuch (€ 20.-) enthält auch eine CD auf der die Sprecherklärungen vom Audioguide enthalten sind. Die Ausstellung wird aufgelockert durch verschiedene Sammlerstücke aus dem Radebeuler Karl-May-Museum und dem Fundus des Karl-May-Verlages Bamberg, der sowieso 95% der Ausstellungsstücke zur Verfügung stellte. Ich kann nur sagen, eine grossartige Ausstellung, die einen Besuch trotz der hohen Fahrtkosten wert ist. Lebensituationen. Man kann diese Bilder kaum gültig beschreiben, sie umfassen Humor, Witz, Ironie und dazu ein Schuss erotische Frivolität. (Letztere gab es ja auch bei May und Münchmeyer!) Am besten man kauft auch diese durchwegs farbige Broschüre aus dem Karl-May-Verlag. Erstaunlich, wie Michael Bully Herbigs Film-Persiflage, erregt Klier manche Karl-May-Freunde und wünschen „mehr Respect“. Ich persönlich bin angetan von diesen Bildern, die einem das Leben, die Gegner und Neider von Karl May zeigen. Hat nicht auch der Mayster manche seiner Figuren karikiert und vor unserem geistigen Auge so lustig erstehen lassen? Dieses Büchlein mit 50 farbigen Fantasien in Stories und Bildern erhellt die in letzter Zeit etwas triste Karl-May-Welt mit all ihren kritischen biografischen Aussagen auf das Köstlichste. 4. KM u. Schweizer Jäger „Humorvoll und heiter betrachtet - Aquarelle zu Karl May“ in der KM-Begegnungsstätte HOT Interview mit Klaus Böhme, Bromskirchen E. E.: Herr Böhme, Sie schreiben über Karl Mays Jagdgeschichten. Sind Sie mehr Jäger oder Karl-MayKenner? Künstler Peter Klier, André Neubert, Museumsleiter Unser nächster Besuchsort war wie schon erwähnt anderntags, Samstag, 26. Nov. 2011 HohensteinErnstthal. Peter Klier, ehem. Lehrer heute Künstler und Karikaturist, ist zu Gast in der Begegnungsstätte mit etwa 50 Originalbildern zu seinem heiteren Werk OLD KARA BEN WINNETOU. Zu Beginn singt Olav Wallishausen Lieder von Karl May, begleitet von der Pianistin Dagmar Welsch. Mit spitzem Bleistift, Pinsel, Farbstift, Tusche und Acryl „erläutert“ er die Biografie und einzelne Erzählungen des Maysters in allen Facetten und K. B.: Die meisten Menschen, die mich aufgrund meiner Autorentätigkeit kennen lernen, wundern sich, dass ich gar kein Jäger bin. Das hat mit meiner Vita zu tun, die zwar von Kindheit an ein Interesse an der Natur und – als selbstverständlich dazu gehörend - an der Jagd aufzeigt, andererseits aber auch mehr als ein Dutzend Jahre als Jugendlicher und junger Erwachsener, die ich fast ausschließlich dem Schwimmsport und der Wasserrettung widmete. Auch glaube ich nicht, insbesondere wenn ich die vielen sehr qualifizierten und spezialisierten Veröffentlichungen über Karl May lese, dass ich mich als „Karl-May-Kenner“ bezeichnen kann, auch wenn ich mich mit seinem Leben, seinem Werk und insbesondere seinem Umgang mit literarischen und anderen Quellen seit Jahrzehnten viel beschäftigt ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Info 6/2011 5 CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS 6/2011 ___________________________________________________________________________________ und auch etwas darüber geschrieben habe. So muss ich die Frage letztendlich mit „weder - noch“ beantworten. gegenwärtige Epoche und gelegentlich auf die Bezüge zur Jagd im Leben und Werk historischer Persönlichkeiten wie Goethe und eben Karl May. E. E.: Können Sie in wenigen Sätzen sagen, warum Sie gerade das Thema Jagd bei Karl May wählten? Persönlich kenne ich die Schweiz leider noch so gut wie gar nicht, nur mal ganz kurz „grenznah“ in St. Margrethen nahe dem Bodensee. Das soll aber nicht so bleiben, denn wenigsten einige von den vielen Örtlichkeiten in der Eidgenossenschaft, die ich inzwischen in meinen Arbeiten erwähnt habe, möchte ich sicher eines Tages auch mal sehen. K. B.: Wie sich aus den Antworten zur vorherigen und zur nächsten Frage ergibt, spielen das Interesse sowohl an der Natur und der Jagd als auch an Karl May in meinem ganzen Leben eine bedeutende Rolle und da lag es nahe, dies bei meiner Autorentätigkeit miteinander zu verknüpfen. Dies habe ich übrigens nicht zum ersten Mal getan: Bereits vor mehr als 23 Jahren, im Februar 1988 habe ich in der „Wild und Hund“, der größten deutschen Jagdzeitschrift, für die ich in den ersten Jahren arbeiten konnte, einen ähnlichen, aber kürzeren Artikel veröffentlicht. E. E.: Welchen Stellenwert hat Karl May für Sie und seit wann kennen Sie dessen Werk? K. B.: Ich bin am Rande einer kleinen Stadt im nördlichen Hessen, aber unmittelbar neben einer großen Reifenfabrik aufgewachsen, in einer für die Nachkriegszeit typischen Arbeitersiedlung, wie man sie heute nicht mehr sieht. In der Fabrik gab es eine Leihbücherei, zu der ich durch meine Eltern Zugang hatte, und dort standen, wenn wohl auch nicht alle, aber sehr viele Karl-May-Bände. Durch den Arbeiter, der die Bücherei betreute, wurde ich recht sachkundig an die Lektüre dieser Bücher herangeführt und so kenne ich Karl Mays Werke nun schon weit länger als ein halbes Jahrhundert. E. E.: Was wollen Sie den Schweizer Jägern und Jägerinnen mit dieser Artikelserie mitteilen? K. B.: Mit meinen Artikeln möchte ich generell sowohl unterhalten als auch Informationen vermitteln und darüber hinaus aufzeigen, dass Jäger, Jagd und Wildtiere, diese sogar über ihre Bedeutung innerhalb der Jagd hinaus, ihren festen Platz in unserer Kulturgeschichte und damit auch in unserer gegenwärtigen Kulturlandschaft haben und behalten müssen. Gleichzeitig möchte ich den oftmals immer noch verkannten Schriftsteller einmal aus einem etwas anderen Blickwinkel zu zeigen, dabei sein Verhältnis zur Natur und zum Naturschutz zu beleuchten und nicht zuletzt daran erinnern, dass Karl May ein besonderes und außerordentlich inniges Verhältnis zur Schweiz und ihren Menschen hatte. E. E.: Welche Geschichten schrieben Sie zuvor schon für den „Schweizer Jäger“? Kennen Sie das „Jagd“-Land Schweiz persönlich? K. B.: Seit mehr als 25 Jahren schreibe ich nun schon für Jagdzeitschriften, zunächst natürlich in Deutschland, bearbeitete dabei allgemein jagdhistorische Themen und später zunehmend konzentriert auf die Jagd und Tierwelt im Eiszeitalter. Mit dieser Thematik konnte ich dann vor über zehn Jahren beim „Schweizer Jäger“ einsteigen und das war ein außergewöhnlicher Glücksfall für mich als Autor, denn keine einzige deutsche Jagdzeitschrift gibt historischen und kulturellen Themen auch nur annähernd so viel Raum. Dort konnte ich dann dank der guten Zusammenarbeit mit dem Chefredaktor mein Arbeitsspektrum auch ganz erheblich erweitern, insbesondere auf die Darstellung der Rolle der Wildtiere, wie etwa Wolf, Bär, Luchs und Adler in der Kulturgeschichte, also in der Mythologie, Literatur, Kunst usw. bis in die 5. Neues vom NT-Marie von Elmar Elbs Durch meine Konzeptarbeit zur Webseite von Marie Versini sind wir in regelmässigem Telefon- und Mail-Kontakt. Marie erhält seit einiger Zeit als Ehrenmitglied auch unsere CH-KMF-Infos. Somit ist sie auch stets auf dem Laufenden was bei uns, in Deutschland und in Österreich geschieht. Sie liest diese nach ihrer Aussage immer mit grossem ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Info 6/2011 6 CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS 6/2011 ___________________________________________________________________________________ Vergnügen und immer besserem Verständnis in der deutschen Sprache! Umgekehrt möchten wir auch wissen wie es ihr und ihrem Gatten Pierre Viallet geht. Im Internet wird dieses alte traditionelle Kino mit Grossleinwand und Zwischengeschoss sehr gerühmt. Natürlich erinnerten sich Marie und Pierre gerne an diese Zeit als auch die Fernsehfilme mit Komponisten-Portraits und auch seine wunderbaren Ballettfilme entstanden. Einige der Filme wurden weltweit gezeigt. Nach einem Besuch im Stadtteil Brooklyn bei einer Enkelin von Pierre flogen sie wieder nach Paris zurück. Zurzeit geniessen sie wieder die wohlige Wärme des alten Fischerhauses auf der Insel Ré. Sie lässt auf diesem Wege wieder einmal mehr alle ihre Nscho-tschi-Film-Fans grüssen. Ein Nachtrag: In La Celle Saint Cloud in Paris bei Pierre und Marie zu Hause Im Juli 2011 hatte ich mit Charlotte das Vergnügen, anlässlich unseres Zwischenhaltes mit dem Eurostar nach London, mit den beiden eine gut stündige Plauderei bei Kaffee, Orangenjuce, Kuchen und einer selbstgemachten Schokolade-Creme a la Nscho-tschi zu verbringen. Marie sprach mit Freude über die Gästebucheinträge und sie zeigte mir die vielen Schreiben die mit dem Kontaktformular an sie gelangen. Ja diese stammen nach wie vor aus aller Welt. Das bedeutet aber sehr viel Schreibarbeit. Daneben sprühen Marie und Pierre immer noch von grossen Ideen und Projekten die besonders die Arbeiten von Pierre aus früheren Zeiten betreffen. So weilten sie anfangs Nov. 2011 für eine Woche in New York und in Bay City, Michigan. Hier bewarben sie sich mit dem Film „Hommage to Robert Schumann“ beim HELL’S HALF MILE Film & Music Festival. Sie erhielten grosse Beachtung und viel Lob. Marie schreibt: „Die Jury hat einen Musikfilm mit modernem Rock vorgezogen, wo sich die Musiker viel bewegen und brüllen, du kennst. (das)“ und sie schreibt weiter: In der neuen May-Biografie (siehe nächster Artikel) geht Schmiedt unter dem Kapitel „Karl Mays NachLeben – Klaus Mann, Pierre Brice und die Aufklärung“ auch auf Marie Versini ein: „Zahlreiche Autoren haben sich weitere Abenteuer Old Shatterhands und Winnetous, Nscho-tschis und sogar eines – bei May nicht existierenden - Enkels von Hadschi Halef Omar ausgedacht; die Schauspielerin Marie Versini, die im Film der 1960er Jahre Winnetous Schwester spielte, hat sich vier Jahrzehnte später als Co-Autorin (mit Pierre Viallet d.Verf.) eines Romans über eine Tochter Nscho-tschis betätigt, die es in Mays Werken ebenfalls nicht gibt.“ (Ich habe noch ein von Marie persönlich signiertes Exemplar von NT geht zum Film, Fr. 22.- inkl. Porto) Leider verstarb im Frühsommer „Puck“ und Marie ist untröstlich 6. Neue KM-Biografie von Elmar Elbs „In New York hat das Kino „Le Paris“ (wo damals der Film von Pierre „Begegnung mit Johann Sebastian Bach“ während 6 Monaten programmiert war) einen Abend mit unseren Film gemacht, der ebenfalls einen grossen Erfolg gewonnen hat.“ Seit Spätsommer 2011 ist eine neue Karl-May-Biografie auf dem Buchmarkt. Autor ist der zweite Vorsitzende der Karl May-Gesellschaft Prof. Helmut Schmiedt. Was waren wohl die Gründe zum Schreiben einer weiteren Biografie? ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Info 6/2011 7 CH-KARL-MAY-FREUNDE-INFOS 6/2011 ___________________________________________________________________________________ Schmiedt selbst attestiert der Biografie von Dr. Christian Heermann höchste Qualität, obwohl sie schon 2002 herauskam. Dann gibt es die unglaublich ausführliche Biografie von Dr. Hermann Wohlgschaft in drei voluminösen Bänden als Teil der historisch-kritischen Ausgabe aus dem Bücherhaus Bargfeld von 2005. Nun, was bringt Schmiedts Biografie Neues? Ich versuche als literarischer Laie dieses herauszufiltern. Die biografischen Fakten sind gegeben und bekannt. Aber er schildert diese unglaublich fesselnd und sprachlich packend. Erstes Plus! Immer wieder geht er in den einzelnen Lebensphasen Mays auf deren Spiegelung im Werk ein. Mit sehr interessanten, teils neuen Schlussfolgerungen. Zweites Plus! Schmiedt bringt einige neue Personen die Karl May nahe standen ins Spiel. Sicher half dazu die Sudhoff/Steinmetz-Chronik. Dazu gibt es einige neue Illustrationen. Drittes Plus! Im Kapitel „Karl Mays Nachleben“ geht er auf Klaus Mann, Pierre Brice und die Aufklärung ein. Dieses letzte Thema ist nun wirklich eine ausführliche Rezeptionsgeschichte für die heutige Zeit aus der verständlich geschriebenen Feder eines hervorragenden Literaturexperten. Eine Zeittafel, präzise Anmerkungen zu den neun Kapiteln, eine Bibliografie, ein Titel- und Namensregister und ein Bildnachweis komplettieren das schön gestaltete Buch. Wirklich eine Ergänzung zu dem bereits Bekannten! 7. Karl-May-Aktualitäten von Elmar Elbs Kürzlich erhielt ich auch wieder von der Niederländischen Karl-May-Vereinigung den „Witten Bison“, deren Verbandsmagazin. Diese Nummer 10 ist neu gestaltet und hat eine normale Heftbindung. sen Briefmarkenblocks zum Karl-May-Gedenkjahr 2012. Nun, die Niederländische Post ist ein Privatunternehmen und anders organisiert als jenes in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Es kann sein, dass KM-Sammler diesen Block bestellen wollen. Der „Pfennigmeister“ Jan Kool kann Bestellungen sicher entgegen nehmen. Seine Mailadresse [email protected]. Regelmässig machen sie auch Karl-May-Tage mit grossen Buchangeboten. Daneben gibt es Quiz und verschiedene andere Aktivitäten. Nun man darf nicht vergessen, die holländischen KM-Ausgaben gibt es seit Mays Zeit in vielen Ausgaben, diese sind schon seit 1990 in einem Sonderheft der KMG (87) erfasst. Dann organisiert diese Vereinigung am 16. März 2012 ein Karl May Symposium in der königlichen Bibliothek. Weiter kann man dem Magazin entnehmen, dass für das grosse Karl-May-Gedenkjahr 2012 eine Bibliografie aller holländischen Ausgaben präsentiert wird. Ebenfalls gibt es eine mehrtägige Reise an die Karl-May-Schauplätze in Deutschland. Eine gegenseitige Wertschätzung zeigt sich im Austausch von Artikeln. So schreibt CH-KMF Michael Rudloff in dem Verbandsorgan über „Krüger Bei“ als preuss. Soldat. Es wurde natürlich ins Holländische übersetzt. Dann gibt es einen TeilAbdruck von unserem INFO 3/2011, worin ich im Artikel 9 über den „Witten Bison“ schreibe. Ebenfalls befasst sich ein Artikel mit dem neuen Buch Hadschi Halef Omar von Jörg Kastner. Schade, dass das Holländisch innerhalb eines Symposiums doch für „Ausländer“ etwas Verständnisprobleme schafft. In einer weiteren Fortsetzungsfolge schreibt Marteen van Diggelen über den problematischen Aufenthalt Karl Mays mit Emma und Klara in Südtirol auf dem Penegal und über die legendären Gewehre. Ein interessanter Artikel in sechster Folge ist jener über bis jetzt unbekannte Illustrationen in holländischen und französischen Buchausgaben, verfasst von Jan Kool. Alles in allem ein interessantes Magazin, das sich trotz Holländischer Sprache gut lesen lässt. 8. Schlusspunkt Briefmarkenblock Ich staune nur was diese Vereinigung alles zu Wege bringt. Sie berichten von der Schaffung eines gros- BERLIN. Die katholische Kirche (D) trennt sich vom Weltbild-Verlag. Damit zieht sie Konsequenzen aus dem wochenlangen Streit um Erotik- (z.Z. über 2500 Titel) und Esoteriktitel, die der Verlag anbietet. aus „Blick am Abend“ ______________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________ Info 6/2011 8