neue kooperationsformen mit bau
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neue kooperationsformen mit bau
Autoren: A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technikunternehmen 1. Einleitung.............................................................................................. 2 2. Herkömmlicher Projektablauf............................................................ 2 3. Neuer Abwicklungsansatz beim Fast Track-Projekt „austriamicrosystems - AG“................................................................. 4 3.1. Programming und Conceptual Design (CD) ..........................................................4 3.2. Neuer Organisatorischer Ansatz für die Aufbauorganisation..............................5 3.3. Die Aufbauorganisation vor und nach Beauftragung des DBC ..........................5 4. Das GMP-Modell .................................................................................. 9 4.1. Open Books.................................................................................................................9 4.2. Incentive-Regelungen..............................................................................................10 4.3. Besonderheiten beim Projekt „austriamicrosystems“ in Graz...........................12 5. Besonderheiten der Haftungs- und Risiko-Situation ................... 12 6. Die wesentlichsten Faktoren des Projekterfolges........................ 14 6.1. „Harte“ Erfolgsfaktoren............................................................................................14 6.2. „Weiche“ Erfolgsfaktoren.........................................................................................14 7. Schlussbemerkung ........................................................................... 16 A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 1. 2 Einleitung Während bei herkömmlichen Bauprojekten meist übliche Abwicklungsmodelle wie z.B. Einzelvergabe, oder GU-Abwicklung zur Anwendung kommen, ist bei sehr zeitkritischen Projekten nur das GÜ-Modell, also Planung und Design aus einer Hand (Design – Build - Ansatz) aus Sicht des Bauherrn denkbar. Ganz besonders gilt dies bei außerordentlich schnellen „Fast Track-Projekten“ in der Mikroelektronik-Industrie, bei denen zwischen Planungsbeginn (!) und Ready for Equipment (RFE), also dem Beginn der Bestückung mit Anlagen, maximal 12 bis 14 Monate liegen. Die Begründung liegt auf der Hand: Der Auftraggeber hat wegen der sich ständig verändernden Technologien alle Hände voll zu tun, um seine Spezifikationen, Layouts und anlagenbezogenen Daten zu erarbeiten, daher möchte er mit der Tagesarbeit der Projektkoordination in so geringem Umfang wie möglich beaufschlagt werden. Wichtig für ihn ist daher der „single point of responsibility“, also der alleinige Ansprechpartner und Verantwortliche für die ganze (Ausführungs-)Planung und Projektabwicklung. Diese Funktion wird allein im GÜ-Modell (Design-Build-Modell) gewährleistet. Um mit diesem Modell sowohl für den Auftraggeber (AG) als auch für den Auftragnehmer (Design-Build Contractor = DBC) optimale Ergebnisse zu erzielen, wurden beim österreichischen Chiphersteller „austriamicrosystems“ in Graz neue Wege der Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber, Planer und DBC beschritten. 2. Herkömmlicher Projektablauf Das GÜ-Modell hat sich bei großen Projekten bewährt und wäre daher bei Mikroelektronik-Anlagen so gesehen noch nichts Besonderes. Unter dem Aspekt der kurzen Zeitachse ergibt sich aber, dass der herkömmliche Projektablauf, also die Hintereinanderschaltung von Grundlagenermittlung, Vorplanung, Entwurfs- und Genehmigungsplanung mit nachfolgender Funktionalausschreibung, GÜ-Angebotsphase, Evaluierung und GÜ-Beauftragung wesentlich zu lange ist, Bild 2.0 A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 3 Selbst bei raschen Standard-GÜ-Abwicklungen beträgt der Zeitraum von Planungs- bis Ausführungsbeginn ca 8 bis 10 Monate. Dabei sind schon Parallelitäten und Überschneidungen von Planungsabläufen berücksichtigt, Bild 2.0 Nr. Vorgangsname 1 Start Planung konventionell 2 Planung und Abwicklung konventionell Dauer 0 W Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez 2002 Jan 02.04. 44 W 3 Vorplanung 4 Entwurfsplanung 5 Genehmigungsplanung 4 W 6 Funktionale Leistungsbeschreibung 6 W 7 Angebote und Vergabe GÜ 9 W 8 Werkplanung Roh-Bau GÜ 13 W 9 Bauvorbereitung BAU 4 W Beginn Ausführung 0 W 10 Mrz 6 W 10 W 07.12. Bild 2.0: Herkömmliche GÜ-Abwicklung: von Planungsbeginn bis Ausführung ca. 8 Monate Diese Zeitachse ist für Mikroelektronik-Projekte wesentlich zu lang. Die Produktzyklen sind so kurz, dass es sein kann, dass in 12 Monaten das geplante Produkt bereits veraltet ist. Daher muss die Planungsphase um mindestens die Hälfte gekürzt werden. Dies bedingt aber auch ein neues Vertrauensverhältnis zwischen AG und DBC, da durch die Verkürzung der Planungsphase die Angebotsunterlagen für den DBC wesentlich weniger scharf definiert sein werden als im herkömmlichen Projektablauf. Bei Fast Track- Projekten im Mikroelektronik-Business kommt hinzu, dass nicht der Bau sondern die Technik (Reinraumtechnik, Technische Infrastruktur, Prozess- und Medientechnik etc) den Schwerpunkt des Projekts bilden. Ein Generalübernehmer wird daher aus dem Technik- und dabei meist aus dem Reinraumbereich kommen. Schon deshalb sind neue Abwicklungsansätze nötig, da die klassische Leadfunktion des Rohbauunternehmers wegfällt. A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 3. 4 Neuer Abwicklungsansatz beim Fast Track-Projekt „austriamicrosystems - AG“ Ziel eines neuen Ansatzes zur Minimierung der Gesamtprojekt-Dauer (Zei traum zwischen Planungsbeginn und RFE) musste das Einsparen von Planungs –und Bauvorbereitungszeit bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung und Sicherstellung der Qualität für den AG sein, da der Bauablauf selbst nur begrenzte Beschleunigungsmöglichkeiten aufwies. Dies gelang durch folgenden Ansatz: 3.1. Programming und Conceptual Design (CD) In der Planungsphase wurde die Grundlagenermittlung im Rahmen einer konzentrierten Programming- und die Vor- und Entwurfsplanung sowie Funktionalausschreibung zu einer „Conceptual Design-Phase“ (CD) zusammengefasst. Die Programmingphase wurde in Workshop-Form unter Führung der für das Gesamtprojekt designierten Projektleitung abgehalten. Teilnehmer waren die verschiedenen Fachleute des AG, die Projektleitung, alle Fachplaner für MEP (Mechanical-Electrical-Processing), CR/CF (Cleanroom/Cleanfacilities) und der Generalplaner (GP) für Bau&Infrastruktur. Die Dauer betrug eine Woche. Die Dauer konnte u.a. deshalb so kurz gehalten werden, da bereits Vorpr ojekte vorlagen, die aus verschiedenen Gründen nicht umgesetzt wurden.Das CD mit einer Dauer von ca. 8 Wochen umfasste die Vor- und Entwurfsplanung und die funktionale Projektbeschreibung in jenem Maß, dass potentielle GÜAnbieter zwar keinen absolut fixen GÜ- bzw. GU-Preis ermitteln aber sehr wohl einen obersten Maximalpreis (GMP) angeben konnten, Bild 3.1. Das CD musste alle für den ordnungsgemäßen Betrieb einer Chip-FAB erforderlichen Spezifikationen enthalten, damit der DBC aus diesem Titel keinerlei Nachforderungen stellen konnte. Dies erforderte bei der Erstellung des CD besonders hohe Fachkenntnis, die bei Siemens Industrial Building Consultants (SIBC) als Projektleitung in höchstem Maß vorhanden war. A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen Nachträge Herkömmliche Angebote für Design-Build GÜAngebot 5 GMP-Angebot mit maximaler Obergrenze für Design-Build GMP m a xAngebot Lump Sum Fees Bild 3.1: Gegenüberstellung herkömmliches Abwicklungsmodell und GMP 3.2. Neuer Organisatorischer Ansatz für die Aufbauorganisation Vom AG wurde zunächst SIBC als externe Projektleitung beauftragt, das Programming zu führen und das CD zu erstellen. Die Projektleitung bediente sich dabei der ATP Achammer Tritthart & Partner Planungs GmbH als fachkundigen Generalplaner (GP) für den Bau&Infrastruktur-Part, der sowohl Erfahrung in der Planung und Abwicklung von Chip-Fabriken als auch die Berei tschaft aufwies, nach Abschluss der CD-Phase „auf die andere Seite“, nämlich auf die Ausführungsseite des Technik-GÜ als nominated Subcontractor für Bau&Infrastruktur zu wechseln. Dieser Wechsel war mit dem Risiko verbunden, in der Ausführung nicht zum Zuge zu kommen, da der GP nur bei einem von 3 Anbietern als nominated Subcontractor teilnehmen konnte. Durch die intensive Projektkenntnis des GP konnte dieser Anbieter die Konkurrenz nach detaillierten Auftragsverhandlungen für sich entscheiden. 3.3. Die Aufbauorganisation vor und nach Beauftragung des DBC In der CD-Phase war die Projektorganisation sehr einfach: Der AG beauftragte die Projektleitung, die wiederum einen Generalplaner (GP) für den Bereich Bau&Infrastruktur zur Erstellung des CD einschaltete, Bild 3.2.1. Fehler! Keine gültige Verknüpfung. A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 6 Bild 3.2.1: Projektorganisation vor Beauftragung DBC Nach Beauftragung des DBC war der GP ein nominated Subcontractor des DBC und somit nicht mehr auf Seiten des AG tätig, Bild 3.2.2. Auftraggeber Projektleitung für AG SIBC S+E - Siegle und Epple, Stuttgart Projektleitung DBC= Technik-GÜ Siegle+Epple (S+E) ATP - Achammer Tritthart&Partner, Planungs GmbH, Innsbruck/Wien/München Construction Management S+E/BOE/ATP Final Design Bau&Infrastruktur ATP Final Design Mechanical/Electrical/ Prozess (MEP) DBC SIBC - Siemens Industrial Building Consultants, München BOE - Bau Objekt Entwicklung GmbH&Co KG, Innsbruck Final-Design CR/CF DBC Bild 3.2.2: Projektorganisation nach Wechsel eines Designpartners auf die Seite des DBC A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 7 Der Ablauf sah mit diesem Ansatz folgendermaßen aus, Bild 3.2.3: Quelle: SIBC-München Conceptual Design: Der Schlüssel für das risikoarme Projekt ggf. Design & Construction Management Auftrag traditionelle Methode AG Behörden PC Core Team Facility Management Programming Conceptual Design A&E Design Ausschreibungen Conceptual Design Funktionale Ausschreibung Bauleitung Construction Management Gewerkevergaben Qualifizierte Anforderung Sicherheit, Medien lieferanten Process beschleunigte Methode Design & GMP Build Contr. Open Book GÜ Bild 3.2.3: Gegenüberstellung traditionelle/beschleunigte Methode Diese nicht unumstrittene Vorgehensweise ist im öffentlichen Bereich nicht möglich (Unvereinbarkeit wegen Mitwirkung an Ausschreibungsunterlagen), hatte aber bei diesem Projekt aber den Vorteil, dass einerseits ohne Verzögerung vom beauftragten DBC mit der Werkplanung weitergearbeitet werden konnte, andererseits der GP für den Baubereich eine kaufmännische GMPMitverantwortung übernahm. Dadurch war der DBC für den Baubereich planungs- und nicht ausführungsgesteuert, weshalb keine langwierigen Qualitätsund Nachtragsdiskussionen entstanden, die das Vertrauen zwischen AG und DBC untergraben hätten. A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 8 Für den Zeitablauf bedeutete dies gegenüber der herkömmlichen Abwicklung, Bild 2.0, eine Einsparung von ca 4 Monaten, Bild 3.2.4. Nr. Vorgangsname Dauer 1 Start Programming 2 Planung und Abwicklung konventionell 27 W Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt 1W 3 Conceptual Design 7W 4 Genehmigungsplanung 4W 5 Funktionale Leistungsbeschreibung 6W 6 Angebote und Vergabe DBC 4W 7 Werkplanung Roh-Bau GU 8 Bauvorbereitung BAU 3W 9 Beginn Ausführung 0W 13 W 03.08. Bild 3.2.4: Beschleunigung des Projektablaufes durch CD um ca 4 Monate(!) Nov Dez A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 4. 9 Das GMP-Modell Wegen des für den Anbieter auf der Grundlage des CD im Falle eines Fixpreises immer noch sehr großen Kostenrisikos ist das GMP-Modell für „Fast Track Projekte“ ein probates Abwicklungsmodell, wurde aber beim Projektbeispiel mit verschiedenen Besonderheiten angewandt, daher wird das Gesamtmodell kurz erläutert. Die angebotene Obergrenze, der Guaranteed Maximum Price“ (GMP) kann in der Abrechnung durch den DBC nicht überschritten werden, jede Überschreitung zahlt der DBC zu 100%. Ausgenommen davon sind Änderungen, die der AG gesondert beauftragt, und zwar durch Unterfertigung sogenannter „Change Order Notices“ (CON). Was als Änderung gegenüber dem CD gilt, hängt von der Präzision der Formulierungen des CD ab, bleibt aber in manchen Fällen jeweils dem Verhandlungsgeschick das AG bzw. des DBC vorbehalten. Der Erfolg des gegenständlichen Projekts lag u.a. in der absolut fairen Umgangsweise zwischen AG und DBC besonders in solchen Fragen. Ziel des planungs-gesteuerten DBC ist es dabei keineswegs - zum Unterschied von herkömmlichen GU/GÜ-Modellen unter Führung einer Rohbaufirma-, die Unterschreitung des GMP zu maximieren. Er bekäme für den Fall einer Unterschreitung bei einer Bonusvereinbarung (siehe unten) nur einen geringen Teil als Incentive, der prozentuell bei Zunahme der Unterschreitung sogar sinken kann, Bild 4.1.3. Vielmehr ist der planungsgesteuerte Technik-DBC daran interessiert, alle Spezifikationen unter Optimierung der Kosten einzuhalten, ja teilweise sogar bessere Qualität als im CD verlangt, zu liefern, um sich die Hook Up Phase (Anschluss der Geräte an die Medien nach dem RFE-Termin) zu erleichtern, die zweckmäßigerweise auch in der Hand des DBC sein sollte. 4.1. Open Books Damit aber Einsparungen primär dem Auftraggeber (AG) zugute kommen, erfolgt die Abwicklung im „open books“-Verfahren. Das heißt, der AG hat das A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 10 Recht, über jeden kaufmännischen Schritt des AN informiert zu werden. Er hat volles Einsichtsrecht in alle Projektunterlagen und kann an allen Auftragsverhandlungen mit den Subauftragnehmern des AN teilnehmen. Im Verhältnis zur gängigen GU-Regelung ist der „open-books“-Approach mit Preisobergrenze eine neue Form der Kooperation zwischen AG und AN. Sie erfordert großes, gegenseitiges Vertrauen aber auch Man-Power auf beiden Seiten, um das Prozedere zu administrieren. Auch die Terminplanung muss auf die Rechte des AG Rücksicht nehmen. Nach Vorliegen von ca. 70% aller Subvergaben kann ein GMPcontract vereinbart werden, der die Basis für die Incentive-Ermittlung bildet. Die Honorare und Nebenkosten werden üblicherweise auf der Basis des GMP max pauschaliert, um den DBC für Einsparungsvorschläge nicht zu „bestrafen“. 4.2. Incentive-Regelungen Zur Erhöhung der Risikobereitschaft des AN kann bei Unterschreitung des GMP max ein Bonus vereinbart werden. Dieser wird i.a. als Prozentsatz der Unterschreitung an den AN ausbezahlt. Übliche Incentives betragen zwischen 15 und 30% der Unterschreitung, Bild 4.2.1. GMP mit Incentive Fall 1 Überdeckung GMP Fall 2 Anteil AG Anteil AN an Überdeckung Anteil AN Change Orders Direkte Kosten Fall 4 GMP Direkte Kosten + Anteil AN an Überdeckung Change Orders Anteil AN Change Orders Direkte Kosten + change orders Direkte Kosten Fall 3 GMP Vergütung: Vergütung: Direkte Kosten + change orders GMP Direkte Kosten + Anteil AN Bild 4.2.1: GMP mit Incentive – verschiedene Fälle Vergütung: GMP + change orders A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 11 Manche Auftraggeber akzeptieren keinen linearen Bonus-Anteil sondern reduzieren je nach Höhe der Unterschreitung auch den Prozentsatz, Bild 4.2.2 Damit soll der Anbieter gezwungen werden, möglichst scharf zu kalkulieren. Abhängig von der Qualität des Conceptual Design ist dieser Approach mehr oder weniger zweckmäßig. In jedem Fall verhindert er, dass der DBC primär den Incentive im Auge hat und auf seine Qualitätsverantwortung vergisst. degressiver Bonusverlauf Bonusverlauf absolut 35% Bonus absolut bei GMP 1 Mio EUR 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 Bounusstufen 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 3% 6% 9% 12% 3% 15% 6% 9% 12% 15% Unterschreitung in % %-Betrag der Unterschreitung Bild 4.2.2: Degressiver Incentive-Anteil relativ und absolut Dies kann zu ungerechtfertigt unterschiedlichen Absolutbeträgen der Incentive-Beträge führen, Bild 4.2.2. Gerade bei geringfügigen Unterschreitungen müsste der Prozentsatz auf ca. 45% angehoben werden, damit eine faire Incentive-Regelung erhalten wird, Bild 4.2.3. Bonusverlauf absolut 50% 45% 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% 16.000 14.000 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 Bonus absolut bei GMP 1 Mio EUR Bounusstufen degressiver Bonusverlauf 3% 6% 9% 12% %-Betrag der Unterschreitung 15% 3% 6% 9% 12% 15% Unterschreitung in % Bild 4.2.3: Angepasster Bonus-Verlauf relativ und absolut, bezogen auf GMP= 1 Mio EUR A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 12 4.3. Besonderheiten beim Projekt „austriamicrosystems“ in Graz Im Gegensatz zum üblichen GMP-Ansatz wurde der GMP-Preis des DBC auf der Basis des CD bereits hart verhandelt, daher wurden sowohl Fees als auch Bonus auf den GMP max und nicht auf den GMPcontract bezogen. Ein gesonderter GMPcontract wurde nicht mehr vereinbart. Der Bonusbetrag wurde nicht degressiv sondern als konstanter Prozentsatz vereinbart. 5. Besonderheiten der Haftungs- und Risiko-Situation Neben dem Zeitgewinn und der Beauftragung eines Technik-DBC war eine weitere Besonderheit bei „austriamicrosystems“, dass keine Rohbaufirma als Partner in die DBC-Organisation eingebunden war. Vielmehr wurde das Haftungsrisiko für den Bau&Infra-Part von einem Bauträger-GÜ, der BOEBauobjekt Entwicklungs GmbH&CoKG übernommen, der das GMP-Risiko (Risiko der Überschreitung des GMPmax) zum Teil an den GP für Bau&Infra übertrug. Der gesamte Kostenbereich Bau&Infra war daher planungsgesteuert, da sich der Bauträger auf den kaufmännischen Teil beschränkte. Der entscheidende Vorteil daran für den AG war, dass nicht, wie bei GU-Abwicklungen üblich, die Gewinnmaximierung eines Rohbauunternehmers sondern die Qualitätsoptimierung des Projektes im Vordergrund der Bemühungen des DBC standen. Alle Auftragnehmer für den Bereich Bau&Infra wurden direkt vom Bauträger beauftragt, sodass dieser das Risiko der Ausfallshaftung, das Terminrisiko und Gewährleistungsrisiko für seinen Part übernahm, Bild 5.0 Der GP übernahm ein Teilrisiko der GMP-Überschreitung gerechnet als Prozentsatz von seinem pauschalierten Honorar. Im Gegenzug erhielt er einen (geringen) Anteil vom Gesamtbonus im Fall der Unterschreitung. A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 13 Auftraggeber Gesamthaftung DBC: Siegle+Epple (S+E) Haftung Bau&Infra BOE/ATP Haftung MEP/CR/CF DBC = S+E Bild 5.0: Haftungssituation für denDBC Obwohl vom DBC in der Angebotsphase versucht wurde, Rohbauunternehmer in die Haftung einzubinden, hat sich dieser Versuch als nicht zielführend erwiesen. Die Preisvorstellungen der Rohbau-Firmen unter dem Ausblick auf einen „sicheren“ Auftrag waren im Budget nicht unterzubringen. Daher wurde erfolgreich der Weg über die Einschaltung eines Bauträgers beschritten. A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 6. 14 Die wesentlichsten Faktoren des Projekterfolges Das Projekt wurde sowohl zur Zufriedenheit des Bauherrn als auch innerhalb des Kosten- und Terminrahmens abgewickelt. Der RFE-Termin konnte dank des Einsatzes aller Projektbeteiligten sogar um zwei Wochen unterschritten werden, auch der GMP max wurde unterschritten. Was waren dafür die wesentlichsten Erfolgsfaktoren? 6.1. „Harte“ Erfolgsfaktoren Zusammenfassend waren dies, wie oben beschrieben: Ø Verkürzung der Planungsphase durch Programming und präzises Conceptual Design Ø Wechsel eines Design-Partners auf die DBC-Seite , dadurch ungestörtes Fortsetzen der Ausführungsplanung Ø Kein Rohbauunternehmer in der DBC-Organisation, dadurch keine Interessenskonflikte zwischen Technik-GÜ und Rohbaufirma innerhalb des DBCTeams Ø Planungsgesteuerter Technik-DBC, daher Optimierung der Qualitäten des Projekts Ø Einsatz des GMP-Modells mit Open Book-Approach, daher immer transparente Projektsituation für den AG 6.2. „Weiche“ Erfolgsfaktoren Die gesamte Projektabwicklung war geprägt von der „Open Books“Philosophie, die in offener und fairer Weise nicht nur gegenüber dem AG sondern auch gegenüber der Rohbaufirma angewandt wurde. Auf Grund der kurzen Angebotsphase für den Rohbauunternehmer (1 Woche!) wurden nur 80% der Leistung pauschaliert, der Rest wurde im open books-Verfahren nach Aufmaß und Aufwand abgerechnet. A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 15 Darüber hinaus waren das gute persönliche Klima zwischen den Projektbeteiligten und die hohe fachliche Kompetenz der Schlüsselpersonen entscheidende Erfolgsfaktoren. Zusammenfassend waren die wesentlichsten Faktoren: Ø Offene und faire Abwicklung im open books-Verfahren, jederzeit volle Information gegenüber dem AG Ø Die Kernteammitglieder des Projekts (Projektleitung AG, Projektleitung DBC, Leitung Construction Management) hatten untereinander jeweils ein hervorragendes persönliches Verhältnis, obwohl sich niemand von den führenden Personen vor Projektbeginn persönlich kannte Ø Herausragende fachliche Kompetenz der führenden Personen Ø Bereits in der Conceptual Design-Phase arbeitete die Projektleitung des AG mit der Projektleitung des GP hervorragend zusammen; dieselbe Projektleitung des GP übernahm in der Ausführungsphase Schlüsselpositionen des Construction Managements, wodurch eine erfolgs-garantierende Kontinuität in der personellen Besetzung erreicht wurde. A.Tautschnig/G.Tegtmeyer: Neue Kooperationsformen mit Bau- und Technik-Unternehmen 7. 16 Schlussbemerkung Bei Fast Track Projekten im Allgemeinen, bei solchen Projekten der ChipIndustrie im Besonderen hängt ein frühestmöglicher RFE-Termin von einem möglichst kurzen Zeitraum zwischen Planungs und Baubeginn ab. Da die Verkürzungsmöglichkeiten der Bauphase begrenzt sind, kann nur durch Minimi erung der Planungs- und Bauvorbereitungsphase Zeit gewonnen werden. Diese kommt dem Produktionsbeginn und damit dem für Mikrochip-Investments entscheidenden, frühestmöglichen Beginn des ROI (return on investment) zugute. Neben fachspezifischen, abwicklungsbezogenen Faktoren wie Verkürzung der Planungszeit durch konzentriertes Conceptual Design, Einsatz des GMPModells mit Incentive-Regelung und Open Books-Approach kommt den „weichen“ Erfolgsfaktoren besondere Bedeutung zu. Beim Beispielprojekt wurde durch den Wechsel des Generalplaners für Bau&Infra von der Auftraggeberauf die DBC-Seite sowohl die Personalkontinuität als auch die Kontinuität der Planungsbearbeitung sichergestellt. Dieser Wechsel war nicht selbstverständlich sondern musste im Wettbewerb gegen andere GMP-Anbieter sichergestellt werden. Als besonders wichtige „weiche“ Faktoren stellten sich einmal mehr heraus: Ø Gute persönliche Harmonie zwischen den Kernteammitgliedern Ø Hohe Kompetenz und Akzeptanz der Projektleitungen von AG und DBC Ø Hohe Fachkompetenz Ø Offene und faire Umgangsformen zwischen AG und DBC Alle angeführten Randbedingungen führten zum für alle Beteiligten erfolgreichen Projektabschluss.