Zielgerichtetes Kommunikationskonzept für Golfveranstaltungen
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Zielgerichtetes Kommunikationskonzept für Golfveranstaltungen
6 management M a r k t k o mm u n i k a t i o n / P R a m B e i s p i e l S o l h e i m C u p Zielgerichtetes Kommunikationskonzept für Golfveranstaltungen Einleitung D ie seit Februar 2013 bestehende Forschungskooperation zwischen der Fakultät für Wirtschaft der SRH Hochschule Heidelberg und dem Golf Club St. Leon-Rot geht in die nächste Runde. Nachdem sich diverse Gruppen von Studierenden des Masterstudiengangs Sportmanagement bereits umfassend mit der Wahrnehmung und den sozio-ökonomischen Effekten des Solheim Cup in der Metropolregion Rhein-Neckar beschäftigt haben, wurde nun in einem weiteren Projekt aufgezeigt, wie ein zielgerichtetes Kommunikationskonzept für das Megasportevent aussehen kann. Der vorliegende Beitrag fasst die zentralen Ergebnisse des Projekts beispielhaft zusammen. Der Solheim Cup 2015 wirft seine Schatten voraus: Noch etwas mehr als ein Jahr, bis die besten Spielerinnen der LPGA-Tour und der Ladies European Tour zum ersten Mal auf deutschem Boden konkurrieren. Abb. 1: SWOT-Analyse des Solheim Cup 2015. (Quelle: Eigene Darstellung) Abb. 2: Stakeholder für ein Golfsportevent am Beispiel des Solheim Cup 2015. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an MÜLLER-STEWENS & LECHNER, 2005) golfmanager 3/2014 Zugleich wird der Solheim Cup die größte Sportveranstaltung 2015 in Deutschland sein. Trotz des sportlich hohen Stellenwerts hat er jedoch noch einen weiten Weg vor sich, bis dieses Image auch in der Golf-Community, insbesondere aber in der breiten Bevölkerung angekommen ist. Die eingangs erwähnten Untersuchungen zur Wahrnehmung des Golfsports in der Metropolregion Rhein-Neckar zeigten, dass Wissen über das weibliche Pendant zum Ryder Cup nur rudimentär vorhanden ist und bislang kaum Berührungspunkte mit der Bevölkerung der Metropolregion vorhanden waren (golfmanager 6/13). Die Veranstalter des Solheim Cup sehen sich einer Reihe von Herausforderungen gegenüber, zu deren Bewältigung ein zielgerichtetes Kommunikationskonzept unumgänglich ist. Der vorliegende Beitrag zeigt die einzelnen Schritte bei der Erstellung eines solchen Kommunikationskonzepts für ein Megasportevent am Beispiel des Solheim Cup 2015 auf. Für die systematische Erstellung und Optimierung eines auf Golfsportevents ausgerichteten Kommunikationskonzepts sind idealtypisch drei Analyseschritte zu unternehmen: Zunächst gilt es, mit einer Umfeld- und Organisationsanalyse die Grundsituation von Golfsportevents bzw. des Solheim Cup mit verschiedenen Instrumenten des strategischen Marketings zu analysieren. Aus dieser Analyse lassen sich strategische SollZiele für das Event ableiten. In einem zweiten Schritt werden die bestehenden Kommunikationsinstrumente und -inhalte untersucht, um diese letztendlich den Ergebnissen des ersten Analyseschritts in einem Soll/Ist-Vergleich gegenüber zu stellen. Der Soll/ Ist-Vergleich zeigt auf, in welchen Bereichen Optimierungspotenzial vorhanden ist und lässt Handlungsempfehlungen ableiten. Im Folgenden Management Fabian Brügmann Simone Finkenberger Sarah Hochheim Anja Scheu F abian Brügmann, Simone Finkenberger, Sarah Hochheim und Anja Scheu sind Studierende des Master-Studiengangs Sportmanagement an der SRH Hochschule Heidelberg werden die einzelnen Analyseschritte dieser Vorgehensweise beschrieben und es wird beispielhaft verdeutlicht, welche Besonderheiten bei der Eventkommunikation zu berücksichtigen sind. Umfeld- und Organisationsanalyse sowie ein systematisches Thementracking. Auf das Projekt bezogen bedeutet dies, dass die strukturellen Besonderheiten des Golfmarkts, von Megasportevents und des Solheim Cup untersucht wurden. Analyseschritt 1: Grundsituation und strategische Soll-Ziele Zur präzisen Abbildung des Golfmarkts und seiner Entwicklung ist eine Betrachtung der Angebots- und Nachfrageseite unerlässlich, haben sich doch beide Seiten in jüngster Vergangenheit fundamentaler Veränderungen unterzogen: Zum einen kann eine Öffnung des Golfsports gegenüber neuen Zielgruppen konstatiert werden. Zum anderen ist auf der Nachfrageseite eine zunehmende Preissensibilität der Golferinnen und Golfer bei gleichzeitig steigendem Um in einem ersten Schritt strategische Soll-Ziele für eine optimale Unternehmenskommunikation ableiten zu können, ist die Analyse des kommunikativen Beziehungsgeflechts im gesellschaftspolitischen Umfeld der Organisation von zentraler Bedeutung. Relevant sind in diesem Zusammenhang eine Markt-, Abb. 3: Einordnung relevanter Themen für Golfsportevents in einen Event-Lifecycle am Beispiel des Solheim Cup 2015. (Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an SCHUHMANN, 2003) Prof. Dr. Sebastian Kaiser ist Studien dekan des betreffenden Studiengangs und Visiting Professor an der Russian Internatio nal Olympic University (RIOU) in Sotchi/RU. Er berät den GMVD als QM-Experte. Anspruchsniveau zu beobachten. Zudem sind auch die strukturellen Besonderheiten von Megasportevents und des Solheim Cup selbst im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung miteinzubeziehen. Zur Darstellung und Systematisierung der sich aus der Analyse ergebenden Umfeldbedingungen bietet sich die SWOT-Analyse an, die eine neutrale Einschätzung der internen Stärken und Schwächen sowie der externen Chancen und Risiken der Sportart und vor allem des einzelnen Events aufzeigt (vgl. Abbildung 1). Bei der nachfolgenden Organisationsanalyse geht es darum, ein möglichst ganzheitliches Bild der betreffenden Organisation zu erhalten. Wesentlich ist hierbei die Identifikation und Systematisierung der Stakeholder. Die wichtigsten Anspruchsgruppen wurden in Anlehnung an MÜLLER STEWENS und LECHNER (2005) in eine Relevanz-Matrix eingeordnet, welche gleichzeitig Handlungsempfehlungen zur Ausgestaltung der Beziehungen zu den einzelnen Anspruchsgruppen ermöglicht (vgl. Abbildung 2). Den Abschluss des ersten Analyseschritts bildet das systematische Thementracking, welches die Hauptthemen der vergangenen Jahre aus den drei für das Event relevanten Perspektiven identifiziert: Golfbran- www.cartcare.de 7 8 management che, Eventmanagement und öffentliche Perspektive. Die wesentlichen Themen aus Sicht der öffentlichen Perspektive ließen sich mithilfe eines vergleichbaren Events, in diesem Falle anhand des Ryder Cup, herauskristallisieren. Anschließend wurden diese in Anlehnung an SCHUHMANN (2003) in einen Event-Lifecycle eingeordnet, aus welchem ersichtlich wird, zu welchem Zeitpunkt, welche Themen angesprochen werden sollen (vgl. Abbildung 3). Analyseschritt 2: Analyse der bestehenden Kommunikationsinstrumente und -inhalte Nachdem im ersten Schritt die Grundsituation des Solheim Cup 2015 untersucht wurde, gilt es im zweiten Analyseschritt die bestehende Unternehmenskommunikation kritisch zu prüfen. Als methodisches Vorgehen dient die Forschungstechnik der Inhaltsanalyse, um die inhaltlichen und formalen Charakteristika der Kommunikationsinstrumente zu analysieren. Im Rahmen der Kooperation mit den Ausrichtern des Solheim Cup 2015 wurde eine quantitative und qualitative Inhaltsanalyse des Presseclippings (nationale und internationale Artikel sowie Pressemitteilungen) über den Solheim Cup 2015 durchgeführt. Untersucht wurden insbesondere folgende zentrale Fragestellungen: Welche Themen überwiegen in der Berichterstattung und welche sind dagegen eher gering repräsentiert? Zudem wurde der Frage nachgegangen, welche Kanäle und Medien primär zur Kommunikation eingesetzt wurden und zu welchem Zeitpunkt, welche Themen dominierten. Die Analyse des Presseclippings läuft folgendermaßen ab: Zur Identifikation der Haupt- und Nebenthemen werden die zentralen Begriffe der Berichterstattung in verschiedene Cluster eingeordnet. Mithilfe der Inhaltsanalyse können dann die Hauptthemen identifiziert werden. Um die Bedeutung der einzelnen Themen golfmanager 3/2014 zu messen und um diese miteinander abzugleichen, bietet es sich an, die einzelnen Cluster jeweils nach der Anzahl an Beiträgen sowie nach deren durchschnittlicher Länge (Anzahl an Wörtern) zu quantifizieren. Durch diese Einordnung ist eine Kategorisierung in gering repräsentierte Themen, Basisthemen, Frequenzthemen und Topthemen möglich, welche in einer 4-Felder-Matrix abgebildet wurden (siehe Abbildung 4). In einem nächsten Schritt ist es hilfreich, auszuwerten, über welche Kanäle und Medien die Kommunikation des Events erfolgt, um wichtige Rückschlüsse auf die Kommunikationsstrategie ziehen zu können. Hierzu wurde eine Häufigkeitsverteilung der Medien im Presseclipping zum Solheim Cup 2015 erstellt (vgl. Abbildung 5). Mithilfe einer solchen Häufigkeitsverteilung wird deutlich, wo der Schwerpunkt der Kommunikation liegt und welche Zielgruppen sehr stark und welche nur rudimentär angesprochen werden. Des Weiteren ist es sinnvoll, einen Abgleich zwischen den herausgegebenen Pressemitteilungen und den erschienenen Beiträgen durch zuführen. Hieraus lässt sich er- kennen, inwieweit die Kommunikation durch die Pressemitteilungen gesteuert werden kann. Abb. 4: Systematisierung von Themen der Kommunikation am Beispiel des Solheim Cup 2015. (Quelle: Eigene Darstellung) Abb. 5: Häufigkeitsverteilung der Medien im Presseclipping zum Solheim Cup 2015. (Quelle: Eigene Darstellung) Management Analyseschritt 3: Zusammenführung der Untersuchungsergebnisse und Ableitung von Handlungsempfehlungen Im abschließenden Analyseschritt werden die bisherigen Untersuchungsergebnisse durch einen Abgleich der Soll-Ziele mit den Erkenntnissen aus der Inhaltsanalyse zusammengeführt. Die Gegenüberstellung der vorangegangen Analyseschritte kann Abweichungen zwischen der formal-inhaltlichen gebotenen und der tatsächlichen Eventkommunikation offenbaren. Sie dokumentiert, welche der Anspruchsgruppen, Themen und Medien bislang nicht ihrer Bedeutung für das Großevent entsprechend berücksichtigt wurden und welchen unter Umständen zu viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde. Die Projektergebnisse wurden schließlich in einer eigens entwickelten Portfolio-Matrix zusammengefasst und priorisiert (vgl. Abbildung 6). Die Matrix unterscheidet zum einen die Art des Mediums, im konkreten Fall golfspezifische und allgemeine Medien sowie zum anderen nach den Abb. 6: Beispielhafte Matrix zur Systematisierung relevanter Themen der Eventkommunikation. (Quelle: Eigene Darstellung) Kommunikationskanälen offline, online und social line. Die Einordnung der Themen erfolgt zudem nach Relevanz und entlang des Event-Lifecycle. Mit dieser übersichtlichen Strukturierung können konkrete Empfehlungen über die Platzierung relevanter Themen in den jeweiligen Eventphasen und Medien aufgezeigt werden, wodurch ein wesentlicher Beitrag zur Optimierung der Eventkommunikation geleistet wird. Bei Fragen zur Herangehensweise, insbesondere zur systematischen Auseinandersetzung mit der Thematik der Marktkommunikation/PR, detaillierteren Informationen zur Analyse sowie sonstigen Anfragen, hilft das Projektteam gerne weiter. Fabian Brügmann, Simone Finkenberger, Sarah Hochheim, Anja Scheu & Sebastian Kaiser SRH Hochschule Heidelberg www.cartcare.de 9