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Regelungen und Empfehlungen für wasserundurchlässige (WU-)Bauwerke aus Beton Gebäude angrenzend erfordern meist aufwendige Fugenkonstruktionen. Von Thomas Freimann, Nürnberg Weiße Wannen Wasserundurchlässig geplante Bauwerke in Form einer geschlossenen Wanne, bei der Abdichtung und Tragwirkung vom Baustoff Beton übernommen werden. Die Planung beinhaltet Aussagen zur Rissverteilung bzw. einen Nachweis zur Begrenzung der Rissbreite sowie eine detaillierte Vorgabe der Fugensicherungsmaßnahmen. Sinnvoll ist eine Optimierung in konstruktiver, betontechnischer und ausführungstechnischer Hinsicht, um Eigen- und Zwangspannungen im Bauwerk gering zu halten. Die in der Regel hellen Betonoberflächen haben zu der Namensgebung geführt. 1 Allgemeines Bauwerke, die unterhalb der Geländeoberkante erstellt werden, müssen gegen außen anstehende Bodenfeuchtigkeit, Sickerwässer oder gegen drückendes Grundwasser abgedichtet werden. Man unterscheidet starre und hautförmige Abdichtungen. Hautförmige, auf der wasserzugewandten Seite aufgebrachte Abdichtungen sind nach DIN 18195 [1] genormt und entkoppeln tragende und abdichtende Funktion des Bauwerks. Der Anwendungsbereich der DIN 18195 beinhaltet jedoch keine wasserundurchlässigen Bauwerke. DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ ist daher für WU-Bauwerke aus Beton nicht anzuwenden! Als wasserundurchlässige (WU-) Konstruktionen bezeichnet man Bauwerke aus Beton, die ohne zusätzli- che äußere hautförmige Abdichtung erstellt werden und allein aufgrund des Baustoffs und besonderer konstruktiver Maßnahmen wie Fugenabdichtung und Rissbreitenbegrenzung einen Wasserdurchtritt in flüssiger Form verhindern (Bild 1). Eine Diffusion von Wasserdampf wird nicht unterbunden. WU-Bauwerke aus Beton gehören zu der Gruppe der starren Abdichtungen und verbinden die tragende und abdichtende Funktion in einer Schicht miteinander. Vorteil dieser Bauweise ist die einfache, einschichtige Konstruktion der Wand, die gegenüber mechanischen Angriffen von außen unempfindlich ist. Die Herstellung ist witterungsunabhängig. Eventuelle Undichtigkeiten lassen sich leicht räumlich eingrenzen. Nachteilig ist ein höherer Planungsaufwand der Baukonstruktion, auf den nachfolgend eingegangen wird. Raum- bzw. Dehnfugen zwischen Gebäudeteilen oder an bestehende Bild 1: Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton ohne zusätzliche hautförmige Abdichtung. Bauweisen aus Ortbeton, Elementwänden (Halbfertigteile) mit Kernbeton oder Vollfertigteilen. Arbeits- und Sollrissfugen mit Fugenabdichtungen. 2 Begriffe Schwarze Wannen Bauwerke mit hautförmiger, früher häufig schwarzer, meist bituminöser oder kunststoffhaltiger Abdichtung, die als Bahnen bzw. als Anstrich oder gespachtelt aufgetragen werden. Die Ausführung ist in DIN 18195 genormt. Braune Wannen Bauwerke mit spezieller außen aufgetragener Bentonitabdichtung. Bentonit ist ein bräunliches Tonmineral mit hohem Quellvermögen und damit abdichtender Wirkung. Diese Form der Abdichtung ist im Wohnungsbau selten zu finden, sie stammt aus dem Spezialtiefbau. 3 Regelwerke Bis vor kurzem gab es in Deutschland kein einheitliches Regelwerk für den Bau wasserundurchlässiger Bauwerke aus Beton, obwohl (oder vielleicht weil) Weiße Wannen seit Jahrzehnten erfolgreich gebaut werden. Beton-Informationen 3/4 · 2005 55 Auf der Grundlage allgemeiner Regelwerke für den Betonbau wie DIN 1045 / DIN EN 206-1 [2] gibt es Merkblätter mit empfehlendem Charakter vom Deutschen Betonund Bautechnik-Verein und von der ehemaligen Bauberatung Zement (Tafel 1). Daneben musste sich der Planer auf verschiedene Veröffentlichungen in der Fachliteratur stützen. Im Mai 2004 ist vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb) die Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)“ [3] veröffentlicht worden, die erstmalig Anforderun- gen an Planung und Ausführung stellt (Tafel 2). Bauphysikalische Besonderheiten und weitere nutzungsbedingte Anforderungen sind allerdings weiterhin vom Planer gesondert zu berücksichtigen und nicht Bestandteil der WU-Richtlinie. Nach der WU-Richtlinie können wasserundurchlässige Wände aus Ortbeton, Elementwänden (GitterträgerHalbfertigteile, Dreifachwände) oder Vollfertigteilen hergestellt werden. Die Regelungen der Richtlinie stellen eine Ergänzung zum Nach- Tafel 1: Regelwerke und Empfehlungen für den Bau von wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton DIN 1045 Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton (07/2001) Teil 1: Bemessung und Konstruktion Teil 2: Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1 Teil 3: Bauausführung Teil 4: Ergänzende Regeln für die Herstellung und die Konformität von Fertigteilen DIN-Fachbericht 100: Beton. Zusammenstellung von DIN EN 206-1 und DIN 1045-2 (1. Auflage 2001) DIN EN 206-1 Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung, Konformität (07/2001) Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie)“ (November 2003), Deutscher Ausschuss für Stahlbeton Merkblätter Deutscher Beton- und Bautechnik-Verein E.V. (DBV), Berlin Wasserundurchlässige Baukörper aus Beton (06/1996) Fugendichtungen im Hochbau (1996) Fugenausbildung für ausgewählte Baukörper aus Beton (04/2001) Verpresste Injektionsschläuche für Arbeitsfugen (06/1996) Abstandhalter (06/1996) Betonierbarkeit von Bauteilen aus Beton und Stahlbeton (11/1996) Sachstandsbericht „Quellfähige Fugeneinlagen für Arbeitsfugen“ (02/1999) Zementmerkblätter: Schriftenreihe der Bauberatung Zement, Verlag Bau+Technik VBT, Düsseldorf H10 Wasserundurchlässige Bauwerke (08/2002) B22 Arbeitsfugen (01/2002) DIN 7865 Elastomer-Fugenbänder zur Abdichtung von Fugen in Beton, Teile 1 und 2 (2/1982) DIN 18541 Fugenbänder aus thermoplastischen Kunststoffen zur Abdichtung von Fugen in Beton, Teile 1 und 2 (11/1992) E DIN 18197 Abdichten von Fugen in Beton mit Fugenbändern (7/2000) Lohmeyer, G.: Weiße Wannen – einfach und sicher. Verlag Bau+Technik, Düsseldorf 2004 Hohmann, R.: Fugenabdichtungen bei wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton. Frauenhofer IRB Verlag, Stuttgart 2004 Beton-Informationen 3/4 · 2005 56 weis der Gebrauchstauglichkeit nach DIN 1045-1 dar. Bei der Planung eines WU-Bauwerks sollte sie daher im Bauvertag vertraglich vereinbart sein. Ergänzend zur WU-Richtlinie wird ein Erläuterungsband erscheinen, der weitergehende Informationen zur Auslegung einzelner Anforderungen enthält. Als maßgebliche Begriffe sind festgelegt: Wasserundurchlässigkeit Im Sinne der Richtlinie ist Wasserundurchlässigkeit erreicht, wenn die Anforderungen an die Begrenzung des Wasserdurchtritts durch den Beton, durch Fugen, Arbeitsfugen und Sollrissquerschnitte, durch Einbauteile (Durchdringungen) und Risse erfüllt werden. Hier wird eine ganzheitliche Betrachtung des Bauwerks angestrebt und im Weiteren auf die Planungsverantwortung für die genannten einzelnen Elemente hingewiesen. Beanspruchungsklasse Die Beanspruchungsklasse wird vom Anwender (Planer) festgelegt und berücksichtigt die Art der Beaufschlagung des Bauwerks oder Bauteils mit Feuchte oder Wasser. Zur Festlegung der Beanspruchungsklasse ist u.a. die Kenntnis des Bemessungswasserstands erforderlich. 4 Lastfall Wasser / Feuchtetransport Lastfall Wasser WU-Konstruktionen verhindern den Durchtritt von Wasser in flüssiger Form. Die Kenntnis über den außen anstehenden Lastfall „Wasser“ ist deshalb von großer Bedeutung. Die Bandbreite der Beanspruchung reicht von Bodenfeuchte über Sicker- und Schichtenwasser (stauend oder nicht stauend) bis hin zu Tafel 2: Inhalt der DAfStb-Richtlinie: Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WU-Richtlinie) 1 2 3 4 5 Anwendungsbereich Verweisungen Begriffe Aufgaben der Planung Festlegungen 5.1 Wasserundurchlässigkeit 5.2 Beanspruchungsklassen 5.3 Nutzungsklassen 6 Anforderungen 6.1 Beton 6.2 Bauteildicke 6.3 Fugen und Durchdringungen 7 Entwurf 8 Berechnung und Bemessung 8.1 Einwirkungen 8.2 Lagerungsbedingungen 8.3 Zwang 8.4 Vorspannung 8.5 Nachweise nicht drückendem und drückendem Wasser. Der Bemessungswasserstand, also der höchstmögliche Wasserstand durch Grund-, Schichten- oder Hochwasser während der Nutzungsphase, muss dem Planer bekannt sein. Die Weiße Wanne sollte bis mindestens 30 cm über den Bemessungswasserstand geführt werden. 9 Bewehrungs- und Konstruktionsregeln 9.1 Bewehrungsführung 9.2 Fugenausbildung, Sollrissquerschnitte 10 Fugenabdichtungen 10.1 Anwendungsregeln 10.2 Unbeschichtete Fugenbleche 11 Ausführung 11.1 Allgemeines 11.2 Zusätzliche Maßnahmen 12 Dichten von Rissen und Instandsetzung von Fehlstellen 12.1 Allgemeines 12.2 Wasserseitige Dichtungsmaßnahmen 12.3 Füllen von Rissen, undichten Fugen und undichtem Betongefüge 12.4 Instandsetzung von Fehlstellen Aus der Höhe der Druckwasserbelastung wird in Abhängigkeit von der Wand- oder Sohlplattendicke die maximale Rissbreite bestimmt, die unter Berücksichtigung der Selbstheilung der Risse rechnerisch angenommen werden darf. Die Art der Wasserbeanspruchung wird in eine Beanspruchungsklasse eingestuft. Bild 2: Arbeitsmodell für Feuchtebedingungen im Betonquerschnitt bei einseitiger Wasserbeaufschlagung in Anlehnung an [4] Neben dem hydrostatischen Wasserdruck muss ein eventueller chemischer Angriff des Wassers berücksichtigt werden. Ergibt die Wasseranalyse nach DIN 4030-2 einen Angriffsgrad XA2 aufgrund eines pHWerts < 5,5 oder aufgrund von Kalk lösender Kohlensäure, dürfen die in der WU-Richtlinie aufgeführten Rechenwerte für die Trennrissbreiten nicht in Ansatz gebracht werden! Feuchtetransport Feuchtetransport und Diffusion innerhalb eines ungestörten Bauteilquerschnitts aus wasserundurchlässigem Beton kann nach neueren Untersuchungen [4] wie im Bild 2 zusammengefasst werden. Die kapillare Wasseraufnahme auf der wasserzugewandten Seite erfolgt unabhängig vom hydrostatischen Wasserdruck maximal bis in eine Tiefe von etwa 7 cm. Auf der luftzugewandten Seite trocknet das Bauteil langsam aus. Dieser Diffusionsbereich beschreibt die Zone, in der das Überschusswasser des Betons an die Innenluft abgegeben wird (Entweichen der Baufeuchte). Die Austrocknungstiefe im Diffusionsbereich liegt maximal bei etwa 8 cm, weil der Diffusionswiderstand mit der Tiefe im Beton zunimmt. Zudem wirkt die bei raumseitiger Nutzung durch Personen abgegebene Feuchtemenge der Austrocknung durch Diffusion entgegen. Solange sich Kapillarbereich und Diffusionsbereich nicht überschneiden (z.B. Bauteildicken > 20 cm), findet im Kernbereich offensichtlich kein Feuchtetransport statt. Das bedeutet, dass sich die raumseitige Feuchteabgabe bei ausreichender Dicke nahezu unabhängig von den Randbedingungen und der Feuchtesituation auf der Außenseite verhält. Bei Bauwerken mit hochwertiger Nutzung verlangsamt sich die Diffusion im Austrocknungsbereich im Laufe der Zeit und erreicht einen Gleichgewichtszustand, da das TemperaturgefälBeton-Informationen 3/4 · 2005 57 le von innen (ca. 20 °C) nach außen (ca. 8 °C) der Wasserdampfabgabe nach innen entgegenwirkt. 5 Elemente einer WU-Planung Eine wasserundurchlässige Betonkonstruktion erfordert mehr als nur den Baustoff „wasserundurchlässiger Beton“ oder „Beton mit hohem Wassereindringwiderstand“, um funktionsfähig zu sein. Die in der Planung zu berücksichtigenden einzelnen Elemente sind (Bilder 3 a, b): Bauphysik Wärmedämmung, Lüftung, Nutzungsanforderungen Insbesondere die Anforderungen aus der Nutzung sind im Vorwege mit dem Auftraggeber zu klären und vertraglich festzulegen. In der WURichtlinie werden Nutzungsklassen genannt, die vertraglich zu vereinbaren sind. Die Besonderheiten der diffusionsoffenen Konstruktion muss dem Nutzer im Hinblick auf Nutzungsänderungen deutlich gemacht werden, um spätere Feuchteschäden auszuschließen. Baustoff Beton mit hohem Wassereindringwiderstand (neue Bezeichnung nach DIN 1045-2) (früher: wasserundurchlässiger Beton oder WU-Beton) Zwangspannungen im Bauwerk; Aussagen zur Rissbreite, Bewehrungsführung; Nachweis zur Begrenzung der Rissbreite, Ziel: Optimierung der Konstruktion hinsichtlich Zwang Fugenplanung Auswahl und Anordnung von Fugenabdichtungen Bauausführung Betonierbarkeit, Verdichtung, Nachbehandlung a) 6 Konstruktionsschritte truktion müssen diese Risse mit Hilfe von Bewehrung auf eine vorher bestimmte maximale Rissbreite begrenzt werden. Alternativ kann auch versucht werden, die Entstehung der Zwangspannungen durch eine günstige zwangarme Konstruktion zu vermindern. Zusammengefasst sind drei Wege möglich, eine Weiße Wanne zu konstruieren: Bauweise mit vermindertem Zwang (keine unkontrollierte Trennrissbildung). Durch günstige Konstruktion oder enge Scheinfugenabstände nur geringe Zwangspannungen im Bauwerk. Wenig Bewehrung; ggf. viele Fugen Bauweise mit beschränkter Riss- Durch die kraftschlüssige Verbindung der zu unterschiedlichen Zeitpunkten betonierten Sohlplatte und Wände werden die Verformungen der Bauteile behindert. Auch die Reibung auf der Unterseite von Sohlplatten sowie die Gebäudegeometrie behindern Verformungen, die sich im Beton z.B. aufgrund von Temperaturänderungen oder Trocknungsschwinden (Verkürzen durch Austrocknung) einstellen wollen. Dadurch entstehen Zwangspannungen, die die Zugfestigkeit des Betons überschreiten können. An diesen Stellen reißt der Beton. Bei einer wasserundurchlässigen Betonkons- bildung. (Voller Zwang à Trennrissbildung mit Rissbreitenbegrenzung). Nachweis zur Begrenzung der Rissbreite; höhere Bewehrungsgehalte; wenig Fugen Bauweise mit zugelassenen Trenn- rissen und nachträglich vorgesehenen Dichtungsmaßnahmen. Wenig Bewehrung; kaum Fugen; entstehende Risse werden planmäßig verpresst. (Zugänglichkeit der Bauteile muss sichergestellt sein.) Unabhängig von den nachfolgend speziell für WU-Bauwerke durchzu- b) Bilder 3a und 3b: Planungsanforderungen an wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton Beton-Informationen 3/4 · 2005 58 führenden Planungsschritten müssen allgemeine Festlegungen nach DIN 1045 / DIN EN 206-1 getroffen werden. Dazu gehört z.B. die Auswahl der Expositionsklassen, die wiederum Mindestdruckfestigkeitsklassen und die Maße für die Betondeckungen nach sich zieht. Die Anforderungen an den Beton können durchaus höher sein als diejenigen aus den Vorgaben an eine WU-Konstruktion. Folgende Konstruktionsschritte sind bei der Planung von WU-Bauwerken durchzuführen (Bild 4): 6.1 Ermittlung des Bemessungswasserstands und der Beanspruchungsklasse Neben der Höhe des Wasserdrucks bzw. der Art des auftretenden Wassers ist auch ein eventueller chemischer Angriff durch das Grundwasser zu berücksichtigen. Bei der Festlegung der Beanspruchungsklasse (Tafel 3) geht das Ergebnis des Bodengutachtens entscheidend mit ein. Der Bemessungswasserstand ist definiert als „...der höchste innerhalb der planmäßigen Nutzungsdauer zu erwartende Wasserstand (Grundwasser, Schichtenwasser, Hochwasser) unter Berücksichtigung langjähriger Beobachtungen und zukünftiger Gege- benheiten: der höchste planmäßige Wasserstand.“ Dies zeigt, dass der Bemessungswasserstand vom Planer mit einer besonderen Sorgfalt ermittelt werden muss. Rückfragen in der Bau-Nachbarschaft oder Schürfungen vor Ort allein reichen nicht aus. Als erste Planungsgrundlage können Grundwasserstände bzw. Grundwasserganglinien bei den örtlichen Stadtentwässerungsämtern angefordert bzw. Grundwasserflurstandskarten eingesehen werden und hieraus die höchsten gemessenen Grundwasserstände (HGW) festgestellt werden. Je nach örtlicher Aufzeichnung von außergewöhnlichen Niederschlagsereignissen werden Zuschläge zum HGW (kurzzeitige Grundwasseranstiege) abgeschätzt und ein Bemessungswasserstand ermittelt. In der Nähe von Überschwemmungsgebieten gestaltet sich die Abschätzung eines maximalen Hochwasserpegels (z.B. HW100: hundertjähriges Hochwasser) als sehr schwierig. Hier sollte eine Abstimmung mit den Wasserwirtschaftsämtern oder Baugrundinstituten vorgenommen werden. Ebenso ist vom Planer bzw. Bodengutachter in Erfahrung zu bringen, ob sich der Bauwerksstandort in ei- Bild 4: Vorgehensweise bei der Planung von wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton nem durch Grundwasserförderung bedingten Absenkungsbereich befindet (z.B. Braunkohletagebau). Über lange Zeiträume zu erwartende geplante Aufspiegelungen sind im Sinne der WU-Richtlinie als „zukünftige Gegebenheiten“ zu berücksichtigen. Der Grundwasserstand, der sich ohne Grundwasserförderung in extremen Nassperioden einstellen würde, ist der zu berücksichtigende höchste Bemessungsgrundwasserstand. Für die in Tafel 3 genannten „wenig durchlässigen Bodenschichten“, die zu einem Aufstau von Sickerwasser führen können, sind in der Richtlinie keine Durchlässigkeitsbeiwerte kf vorgegeben. Zur Information sind in Tafel 4 die Durchlässigkeitsbereiche von Böden nach DIN 18130 mit den zugehörigen Bodenarten dargestellt. 6.2 Festlegung der Nutzungsklasse Vom Planer ist in Abstimmung mit dem Bauherrn bzw. in Abhängigkeit von der Funktion und der angestrebten Nutzung eine Nutzungsklasse A oder B festzulegen (Bild 5). Als höherwertige Anforderung dürfen z.B. in der Nutzungsklasse A keine Feuchtstellen auf der Bauteiloberfläche innen als Folge eines Wasserdurchtritts auftreten. „Feuchtstellen“ im Sinne der Richtlinie sind feuchtebedingte Dunkelfärbungen oder auch die Bildung von Wasserperlen. Zur Unterbindung von Tauwasser auf den Innenflächen müssen zusätzliche raumklimatische Maßnahmen (Lüftung, außen liegende Wärmedämmung, Heizung) getroffen werden. Bei Vereinbarung der Nutzungsklasse A muss der Planer den Bauherrn hierauf gesondert hinweisen. Bei der Nutzungsklasse B sind Feuchtstellen auf der Bauteiloberfläche zulässig. Im Gegensatz zur Nutzungsklasse A wird somit eine nur begrenzBeton-Informationen 3/4 · 2005 59 Tafel 3: Zuordnung der Beanspruchungsklassen Beanspruchungsklasse 1 Beanspruchungsklasse 2 drückendes Wasser nicht stauendes Sickerwasser q Grundwasser, Schichtenwasser, Hochwasser oder anderes Wasser, dass einen hydrostatischen Druck ausübt (auch zeitlich begrenzt) q Wasser, das bei sehr stark durchlässigen Böden (kf ≥ 10-4 m/s) ohne Aufstau absickern kann q Wasser, das bei wenig durchlässigen Böden durch dauerhaft funktionierende Dränung nach DIN 4095 abgeführt wird. nicht drückendes Wasser Bodenfeuchte q Wasser in tropfbarer flüssiger Form mit geringem hydrostatischen Druck (Wassersäule ≤ 10 cm) q kapillar im Boden gebundenes Wasser zeitweise aufstauendes Sickerwasser q Wasser, das sich auf wenig durchlässigen Bodenschichten ohne Dränung aufstauen kann. Bauwerkssohle liegt mindestens 30 cm über Bemessungswasserstand Tafel 4: Durchlässigkeitsbereiche von Böden nach DIN 18130 mit den zugehörigen Bodenarten kf [m/s] unter 10 Bereich Bodenart sehr schwach durchlässig toniger Schluff 10-8 bis 10-6 schwach durchlässig Fein- bis Mittelschluff über 10-6 bis 10-4 durchlässig Mittel- bis Grobschluff über 10-4 bis 10-2 stark durchlässig Sand über 10-2 sehr stark durchlässig Kies -8 te Wasserundurchlässigkeit gefordert. Feuchtstellen dürfen im Bereich von Trennrissen, Sollrissquerschnitten, Fugen und Arbeitsfugen auftreten. Die Nutzungsklasse A stellt die Variante für hochwertig genutzte Bauwerke dar. Daher sind neben den Anforderungen an die Wasserundurchlässigkeit i.d.R. auch raumklimatische Anforderungen aus der Energieeinsparverordnung zu beachten. Mit einer außen liegenden Wärmedämmung wird gleichzeitig einem möglichen Tauwasseranfall auf der Innenseite entgegengewirkt. 6.3 Bestimmung der Mindestbauteildicken Nutzungsklasse A: • Standard für Wohnungsbau • Lagerräume mit hochwertiger Nutzung Nutzungsklasse B: • Einzelgaragen, Tiefgaragen • Installations- und Versorgungsschächte und -kanäle • Lagerräume mit geringen Anforderungen Beton-Informationen 3/4 · 2005 60 Bild 5: Nutzungsklassen nach der WURichtlinie In der WU-Richtlinie werden Mindestbauteildicken empfohlen (Bild 6). Bei drückendem Wasser sollte eine Ortbetonwand oder eine Elementwand mindestens 24 cm dick sein (nur für Beton mit 16 mm Größtkorn und mit besonderen Anforderungen an die Betonzusammensetzung; siehe Abschnitt 7). Bei Wänden aus Vollfertigteilen kann die Dicke auf 20 cm herabgesetzt werden. Bodenplatten sollten mit mindestens 25 cm Dicke ausgeführt werden. Die Wanddicken und die Bewehrungsanordnungen müssen einen risikofreien Betoneinbau und eine ausreichende Verdichtung bei innen liegenden Fugenabdichtungen erlauben. In Abhängigkeit vom Größtkorn im Beton werden darüber hinaus Mindestbreiten bW,i zwischen den Bewehrungslagen gefordert, um einen einwandfreien Betoneinbau zu ermöglichen. Nur für Beanspruchungsklasse 1 und bei innen liegenden Fugenabdichtungen gilt: 8 mm Größtkorn: bW,i ≥ 12 cm 16 mm Größtkorn: bW,i ≥ 14 cm 32 mm Größtkorn: bW,i ≥ 18 cm Für einen Beton mit einem Größtkorn von 32 mm ergibt sich bei Beanspruchungsklasse 1 bei üblicher Betondeckung und je nach Bewehrungsdurchmesser damit eine Mindestdicke etwa zwischen 27 cm und 30 cm (Bild 7). 6.4 Druckgefälle i berechnen und rechnerische Rissbreite wk festlegen Das Druckgefälle i wird als Quotient der Wasserdruckhöhe zur Bauteildi- cke an der betrachteten Stelle (potenzieller Ort der Rissbildung) ermittelt. Anhand des Druckgefälles wird die maximale rechnerische Rissbreite in der WU-Richtlinie vorgegeben (Bilder 8a und 8b), die unter der Voraussetzung der Selbstheilung einen Wasserdurchtritt unterbindet. (Als Selbstheilung eines Risses wird die zeitliche Abnahme des Wasserdurchtritts bezeichnet.) An dieser Stelle muss darauf hingewiesen werden, dass sich die rechnerisch angenommenen Rissbreiten aufgrund von Streuungen bei Materialeigenschaften und Ausführung sowie Vereinfachungen bei der Rissberechnung von den tatsächlich auftretenden Rissen unterscheiden können [5]. Grundlage der rechnerischen Rissbreiten ist die Annahme einer potenziellen Selbstheilung im Riss, wenn das Druckgefälle und damit die Strömungsgeschwindigkeit im Riss nicht zu groß wird. Der Prozess der Selbstheilung im Beton und daraus abgeleitete Empfehlungen für Rissbreiten wurden in [6] ausführlich beschrieben und bilden die Grundlage für die Rissbreiten in der WURichtlinie. Verantwortlich für die Selbstheilung von Rissen ist als we- Bild 6: Empfohlene Mindestbauteildicken für wasserundurchlässige Betonbauwerke sentliche Einflussgröße die Neubildung von Calciumcarbonat an den Rissflanken. Die Calcitkristalle erreichen dabei annähernd Größen, die der Rissbreite entsprechen. Von nur geringem Einfluss ist das Quellen sowie eine Nachhydratation des Zementsteins. Durch Feinststoffe im Wasser kann die Leckrate schneller abnehmen, da sie ein mechanisches Zusetzen des Risses bewirken können. Als Zeitraum für die Selbstheilung von statischen Rissen werden in [6] etwa 20 Tage angegeben (Bild 9). Der größte Rückgang der Leckraten auf etwa 1 % bis 20 % der anfänglichen Leckrate findet in den ersten 3 bis 5 Tagen statt. Dynamische Risse dagegen erfordern je nach Rissbewegung einen längeren Zeitraum der Selbstheilung, der bis zu 25 Wochen betragen kann (Bild 10). Die Selbstheilung ist nahezu unabhängig von der Zementart. Vorsicht ist beim Vorhandensein von säurehaltigen Wässern geboten, da dann die Calciumcarbonat-Neubildung erheblich beeinträchtigt wird. Die WURichtlinie begrenzt daher z.B. den Gehalt an CO2 auf ≤ 40 mg/l und den pH-Wert auf ≥ 5,5. Ebenfalls dürfen nur dynamische Risse bis maximal Δw ≤ 10 % auftreten. Bild 7: Bauteildicken aufgrund der Mindestanforderungen an das lichte Maß bwi zwischen den Bewehrungslagen Beton-Informationen 3/4 · 2005 61 Bild 8a: Bestimmung des Druckgefälles a) Bild 8b: Maximale Trennrissbreite b) Bild 9: Grenzen von rechnerischen Rissbreiten in Anlehnung an DIN 1045-1 (Bild 9a) und bei Ausnutzung der Selbstheilung in Rissen (Bild 9b) 6.5 Konstruktion hinsichtlich Zwangbeanspruchung optimieren Risse entstehen im Festbeton, wenn durch behinderte Dehnungen die Zugspannungen im Bauteil die Zugfestigkeit des Betons überschreiten. Dies kann durch äußere Lasten wie Eigengewicht oder Verkehrslasten oder durch lastunabhängige behinderte Verformungen geschehen. Lastunabhängige Verformungen können sowohl zu Eigenspannungen als auch zu Zwangspannungen führen. Ursachen lastunabhängiger Beanspruchungen können sein: Bild 10: Prozess der Selbstheilung auf der Außenseite eines Wasserbehälters etwa 2 Wochen nach der Probefüllung (Druckgefälle i = 25; Risse mit w < 0,15 mm waren anfänglich Wasser führend) Beton-Informationen 3/4 · 2005 62 thermisch – Abfließen der Hydratationswärme Tafel 5: Rechenwerte von Reibungsbeiwerten bei unterschiedlichen Trennschichten (in Anlehnung an die DAfStb-Richtlinie „Betonbau beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen“, Entwurf 2004) Untergrund Gleitschicht 1. Verschiebung Mineralgemisch (Kies) keine 1,4 … 2,1 Sandbett keine 0,9 … 1,1 Unterbeton 2 Lagen PE-Folie 0,6 … 1,0 Unterbeton PTFE (Teflon)-beschichtete Folie 0,2 … 0,5 Unterbeton Bitumen 5 bis 8 mm dick Sorten 30/45, 50/70 oder 70/100 ≈ 0 (bei T > 0°C) – Temperaturänderungen – Frost hygrisch – Schwinden (Trocknungsschwinden) (Feuchte) – Schrumpfen (chemisches + autogenes Schwinden) – Quellen chemisch – Treibreaktionen (z.B. Alkalireaktion; Ettringitbildung) – Bewehrungskorrosion Das Ziel jeder WU-Planung sollte eine geometrisch einfache, möglichst zwangarme Bauwerkskonstruktion in Verbindung mit einer risikoarmen, kontrollierbaren Ausführung sein. Neben einer Optimie- rung der Betonzusammensetzung und der Ausführung (Nachbehandlung) kann bereits das Bauwerk selbst zwangarm konstruiert werden. Vorteilhaft ist eine ebene, reibungsarme Sohlplatte mit gleichmäßiger Dicke (Bild 11). Querschnittsänderungen, Versprünge oder Vouten begünstigen dagegen eine Rissbildung (Bild 12). Durch die Anordnung von Trenn- oder Gleitschichten können rechnerische Reibungsbeiwerte zwischen Sohle und Baugrund verringert werden (Tafel 5). Als Alternative zu Lagerungsbedingungen mit geringer Verformungsbehinderung können auch Sollrissfugen (Scheinfugen) angeordnet wer- Bild 11: Entstehung von Zwangspannungen den. Diese müssen den Querschnitt um mindestens 1/3 der Bauteildicke schwächen. Größere Bewehrungsmengen sollten über Sollrissfugen vermieden werden, damit die geplanten Risse ohne Begrenzung entstehen können. Sollrissfugen müssen mit einer Fugenabdichtung versehen werden. Bewegungsfugen (Raumfugen) sind nach Möglichkeit zu vermeiden, da hierfür sehr aufwendige Fugenabdichtungen notwendig werden. Weitere konstruktive Maßnahmen zur Verringerung der Rissgefahr in WU-Bauteilen sind: Begrenzung der Bauteilabmes- sungen Begrenzung und wechselseiti- ge Anordnung von Betonierabschnitten Je kleiner einzelne Betonierabschnitte sind, desto geringer ist die Verformungsbehinderung für den Lastfall „Abfließen der Hydratationswärme“ (Bild 13). In geschosshohen Wänden treten bei Behinderung der Längsverformungen durch die bereits erkaltete Sohlplatte (bzw. das Fundament) vereinfacht etwa im Abstand der zweifachen Wandhöhe Risse auf, Bild 12: Entstehung von Zwangspannungen durch Sohlenvertiefung Beton-Informationen 3/4 · 2005 63 Geregelte Fugenabdichtungen unbeschichtete Fugenbleche (innen liegend) Fugenbänder (innen/außen liegend; für Raumfugen ausschließlich) Bild 13: Eigenspannungen über den Querschnitt bzw. Zwangspannungen in Längsachse der Wand durch Abfließen der Hydratationswärme (ungleichmäßige Wärmeverteilung über den Bauteilquerschnitt und Behinderung der Längsverformung durch Sohlplatte) die entweder durch die Festlegung von Betonierabschnitten (Sollrissfugen) gezielt geführt werden können oder durch Bewehrung verteilt und in der Breite begrenzt werden müssen. Da bei kurzen Betonierabschnitten jedoch der Aufwand durch die größere Anzahl planmäßiger Fugendichtungen zunimmt, ist das Festlegen baupraktisch sinnvoller Betonierabschnitte in Kombination mit noch vertretbaren Bewehrungsgehalten nicht zuletzt eine wirtschaftliche Abwägung. 6.6 Fugenaufteilung und Abdichtungssystem festlegen Hierunter fallen Arbeitsfugen an Betonierabschnitten, geplante Scheinfugen zur Zwangverminderung und Raumfugen (Bewegungsfugen) zwischen Gebäudeabschnitten. Die Art des Fugenabdichtungssystems ist auf das Druckgefälle abzustimmen. Bewegungsfugen sollten nur wenn unbedingt notwendig (z.B. Setzungsunterschiede, Gebäudetrennfugen) Beton-Informationen 3/4 · 2005 64 eingeplant werden, da die ordnungsgemäße Ausführung sehr aufwendig ist. Auswahl und Festlegung des Abdichtungssystems sowie die Ausbildung der Knotenpunkte fallen eindeutig in den Verantwortungsbereich des Planers! Das Fugenabdichtungssystem muss als geschlossenes System an den Stoßpunkten zwischen horizontalen und vertikalen Fugen miteinander verbunden sein. Fugenabdichtungssysteme können sein (Bild 14): Fugenbleche, Fugenbänder, Injektionsschläuche, Dichtrohre, Bentonitfolien, Quellprofile, Kompressionsdichtungen, streifenförmige, außen liegende Dichtungen oder Kombinationen aus diesen wie z.B. beschichtete Fugenbleche. Die Verwendung von Fugenbändern ist in DIN 18197 geregelt. Für unbeschichtete Fugenbleche nennt die WU-Richtlinie besondere Verwendungsregeln, die in Bild 15 dargestellt sind. Nicht geregelte Fugenabdichtungen Injektionsschläuche / Verpressschläuche (innen) Quellprofile (innen liegend) Dichtrohre (innen liegend) Bentonitfolien (außen liegend) beschichte Fugenbleche (innen liegend) streifenförmige außen liegende Dichtungen (außen) Kombinationen (z.B. Fugenblech + Quellprofil) Zukünftig wird von jedem nicht geregelten Fugenabdichtungssystem ein Verwendbarkeitsnachweis in Form eines allgemeinen bauaufsichtlichen Prüfzeugnisses (ABP) verlangt, in dem die Anwendungsbereiche festgelegt und durch eine amtliche Prüfung nachgewiesen sind. Eine Liste mit geprüften „nicht geregelten“ Fugenabdichtungssystemen mit Angabe des Verwendungsbereichs (Wasserdruck) ist im Internet unter www.abpfugenabdichtungen.de zu finden. Zusammenfassende Angaben zur Planung und zum Einbau von Fugenabdichtungssystemen enthält [8]. 6.7 Einbauteile, Durchdringungen Alle Durchdringungen durch wasserundurchlässige Bauwerke müssen sorgfältig geplant und abgedichtet werden. Dies betrifft nicht nur Rohrdurchführungen oder Leitungskanäle, sondern auch Ankerhülsen aus dem Verspannen der Schalung. Die richtige Auswahl von wassersperrenden Schalungsankern und geeigneten Abstandhaltern (z.B. aus Faserze- Bild 14: Systeme von Fugenabdichtungen mit zugehörigen Regelungen ment) für die Bewehrung gehört zur vollständigen Planungsleistung (siehe Abschnitt 9). Grundsätzlich sollten alle Rohrdurchführungen die Wände oder Sohlplatte rechtwinklig auf möglichst kurzem Weg durchstoßen. Zwischen den Bewehrungslagen eingebaute parallel verlaufende Rohrleitungen wirken durch die Querschnittsverminderung wie eine nicht abgedichtete Scheinfuge und führen meist zu Undichtigkeiten. Für Rohrdurchführungen bietet die Industrie beispielsweise Faserzementeinsätze oder Dichtmanschetten an. Nachträglich eingebaute Bild 15: Anforderungen an unbeschichtete Fugenbleche nach WU-Richtlinie Rohre können z.B. mit einer EPDMSchraubdichtung wirksam abgedichtet werden (Bild 16). 6.8 Bauphysikalische Anforderungen aus der Nutzung Bei hochwertiger, wohnraumartiger Nutzung muss eine wasserbeständige außen liegende Perimeter-Wärmedämmung vorgesehen werden. Sofern Wand- und Fußbodeninnenflächen nutzungsbedingt z.B. durch Fußbodenaufbauten, PVCBeläge oder dergleichen diffusionsdicht verschlossen werden, muss unter diesen Flächen eine Abdichtung angeordnet werden. Die verhinderte Dampfdiffusion kann sonst im Laufe der Zeit zu Feuchteansammlungen führen, da das Gleichgewicht im Austrocknungsbereich gestört wird. Alternativ können vorgefertigte aufgeständerte Fußbodensysteme Abhilfe schaffen und eine Luftzirkulation ermöglichen. 7 Anforderungen an den Beton Bild 16: Ausführung einer Rohrdurchdringung mit einer EPDM-Schraubdichtung gegen Faserzementeinsatz Als besondere Betoneigenschaft nach DIN 1045 und DIN EN 206-1 ist ein Beton mit hohem Wassereindringwiderstand zu vereinbaren. Die erforderliche Dichtigkeit wird bei üblichen Bauteildicken bis zu 40 cm über einen maximalen äquivalenten Wasserzementwert (w/z)eq ≤ 0,60 sichergestellt. Dies entspricht bei Normalbeton einer Mindestdruckfestigkeitsklasse C25/30 mit einem Mindestzementgehalt von 280 kg/m3. Aus der statischen Berechnung heraus kann eine höhere Festigkeitsklasse notwendig werden. Die Dauerhaftigkeit der Betonrandzone wird über die vom Planer festzulegenden Expositionsklassen und somit durch die dafür geforderte Betonzusammensetzung sichergestellt. Ein Beispiel für die Festlegung zeigt Bild 17. Gegebenenfalls werden durch Auswahl besonderer Expositionsklassen wie z.B. XA2 (mäßiger chemischer Angriff) höhere Anforderungen an die Betonzusammensetzung erforderlich. In Abhängigkeit von den Expositionsklassen wird die Betondeckung festgelegt. Die Einbaukonsistenz des Betons sollte der Konsistenzklasse F3 oder weicher entsprechen. Bei Ausnutzung der Mindestwanddicken nach der WU-Richtlinie und bei Beanspruchungsklasse 1 ist ein BeBeton-Informationen 3/4 · 2005 65 mit einem maximalen Größtkorn von 16 mm vorzusehen. Eine Zusammenstellung aller Anforderungen an den Beton sowie an die Größtkorn-Begrenzung bei innen liegenden Fugenabdichtungen zeigt Bild 18. Bild 17: Beispiel für die Festlegung von Expositionsklassen für eine Weiße Wanne ton mit einem (w/z)eq ≤ 0,55 (entspricht C30/37) zu verwenden. Für Wände ist in diesem Fall ein Beton Um Zwangspannungen innerhalb des Bauwerks und somit die Rissgefahr möglichst gering zu halten, sind ggf. weitere Vorgaben an die Betonzusammensetzung sinnvoll. Lastunabhängige Verformungen durch Hydratationswärme und Trocknungsschwinden lassen sich durch geeignete Betone vermindern. Mögliche Maßnahmen sind: Verwendung von Zement mit niedriger Hydratationswärme- entwicklung (NW-Zemente) oder von Zement mit normaler Anfangsfestigkeit, z.B. CEM 32,5 N (vorzugsweise CEM III-Zemente) niedrige Frischbetontemperatur (bzw. Begrenzung der Frischbetontemperatur im Sommer) Begrenzung des Zementleimvolumens auf VZL ≤ 290 l/m3 (in Anlehnung an die DAfStb-Richtlinie „Betonbau beim Umgang mit wassergefährdenden Stoffen“) 8 Nachweise Die erforderlichen Nachweise richten sich nach den gewählten Entwurfsgrundsätzen für die Nutzungsklassen (Bild 19). Der Nachweis der Bild 18: Anforderungen an die Betonzusammensetzung für wasserundurchlässige Betonbauwerke nach der WU-Richtlinie Beton-Informationen 3/4 · 2005 66 Wasserundurchlässigkeit ist ein zusätzlicher Gebrauchstauglichkeitsnachweis. Für den Nachweis zur Begrenzung der Rissbreite gilt DIN 1045-1, Abschnitt 11.2. Dabei ist stets von der häufigsten Einwirkungskombination auszugehen. Neben den in der WU-Richtlinie geforderten Nachweisen sind zur Sicherstellung der Tragfähigkeit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit die für übliche tragende Stahlbetonbauwerke geltenden Anforderungen zu erfüllen wie Nachweise in den Grenzzu- ständen der Tragfähigkeit und Gebrauchtauglichkeit nach DIN 1045-1 Festlegung von Expositionsklas- sen nach DIN 1045-2 mit der zusätzlichen Anforderung „Beton mit hohem Wassereindringwiderstand“ (weitere Hinweise siehe Kapitel 7) Bei zwangbeanspruchten Bauwerken ist stets eine Mindestbewehrung zur Begrenzung der Rissbreite bei Erstrissbildung anzuordnen, wenn keine genauere Berechnung geführt wird. Für Stahlbetonbauwerke ohne Vorspannung gilt: Der dabei verwendete Beiwert k zur Berücksichtigung von nicht linear verteilten Betonzugspannungen (s. DIN 1045-1 Abschnitt 11.2.2, Absatz 5) ist nach Vorgabe aus der WU-Richtlinie stets k = 1. Die Nachweise zur Begrenzung der Rissbreiten müssen in dem jeweiligen Entstehungszeitraum der Zwangschnittgrößen geführt werden. Dies kann einen Nachweis zu unterschiedlichen Zeitpunkten, z.B. Erhärtungsphase und Nutzungsphase, erforderlich machen. Für Ortbetonbauteile und Elementwände mit abgedichteten Sollrissquerschnitten gilt der Nachweis der Trennrissfreiheit als erbracht, wenn die Sollriss- oder Fugenabstände so gewählt werden, dass Risse infolge Lasten und Zwang in den dazwischen liegenden Bereichen vermieden werden. Eine Rissbreitenbegrenzung kann auch durch eine Kombination aus Stabstahl- und Stahlfaserbewehrung (Berechnung nach dem DBVMerkblatt „Stahlfaserbeton“) erreicht werden. Dies ermöglicht eine Abminderung der Stabstahlbewehrung und kann den Einbau des Betons ggf. erleichtern. Durch Stahl- fasern können die Mikrorissbildung (die etwa ab Erreichen der 0,8fachen Betonzugfestigkeit entsteht) und die Nachrisseigenschaften günstig beeinflusst werden. Beim Einsatz von Elementwänden wird eine bestimmte Rauigkeit der Schaleninnenflächen gefordert, um einen guten Verbund zum auf der Baustelle eingebrachten Kernbeton zu erreichen. Die mittlere Rautiefe muss Rt ≥ 0,9 mm betragen und vom Elementwandhersteller nachgewiesen werden. Die Rautiefe ist an drei Stellen nach DIN EN 1766 (Sandflächenverfahren) zu prüfen und zu mitteln. Die Prüfung ist an gesondert hergestellten mindestens 1 m2 großen Platten einmal im Monat während der Produktion durchzuführen. Da Elementwände auch im Hochbau verwendet werden und dort eine geringere Rauigkeit aufweisen dürfen, sollte der Planer bereits im Leistungsverzeichnis einen Hinweis mit aufnehmen, dass die eingesetzten Elementwände den „Anforderungen der WU-Richtlinie des DAfStb“ entsprechen müssen. 9 Bauausführung Zu den Maßnahmen während der Bauausführung gehören neben dem Einbau der Bewehrung die Überwachung des regelkonformen Betoneinbaus sowie die Nachbehandlung des Betons. Betondeckung Die Betondeckungen richten sich nach den Expositionsklassen, die für das Bauteil festgelegt worden sind. Wenn keine besonderen Beeinträchtigungen durch Chlorid (z.B. Tausalze) gegeben sind, wird in aller Regel die Expositionsklasse XC2 maßgebend für die Betondeckung sein Beton-Informationen 3/4 · 2005 67 Stababstände bei kreuzweiser An- ordnung der Bewehrungsstäbe: s ≥ ∅ Größtkorn + 1 cm Betonieröffnungen in der Beweh- rung ≥ ∅ Schüttrohr bzw. Pumpenschlauch + 4 cm à ∅ Schüttrohr 10 ... 18 cm à ∅ Pumpenschlauch 8 ... 15 cm Abstand von Betonieröffnungen ca. 2,50 m (bei enger Bewehrung ca. 1,50 m) Abstand der Rüttellücken (-gassen) in cm = ∅ Innenrüttler in mm – z.B.: Rüttler mit 50 mm ∅: ca. 50 cm – Breite der Rüttellücke/-gasse b = 6 ... 10 cm, vorzugsweise 10 cm (Bild 21) Bewehrung in der geplanten Hö- henlage unverschieblich einbauen Betondeckung nach den Vorga- ben des Bewehrungsplans durch ausreichende Anzahl stabiler Abstandhalter mit der Eignung „wasserundurchlässig“ sicherstellen Bild 19: Nachweisführung der Rissbegrenzung bei wasserundurchlässigen Bauwerken nach WU-Richtlinie (Bild 20). Für Stabdurchmesser bis 20 mm ist damit ein Verlegemaß von cV = 3,5 cm bei einem Vorhaltemaß von Δc = 1,5 cm einzuhalten. Beide Maße müssen auf dem Bewehrungsplan eingetragen werden. Beton-Informationen 3/4 · 2005 68 Einbau der Bewehrung Die Bewehrungsführung muss ein einwandfreies Einbauen und Verdichten des Betons ermöglichen. Bei dichter Bewehrung sind Rüttellücken und Einfüllöffnungen einzuplanen. Abstandhalter und Schalungsanker dürfen die Wasserundurchlässigkeit des Bauwerks nicht beeinträchtigen. Geeignete Abstandhalter können z.B. nach dem DBV-Merkblatt „Abstandhalter“ als wasserundurchlässig gekennzeichnet sein (Bilder 22 und 23). Spezielle Schalungsanker – z.B. mit aufgeschweißter Wassersperrplatte oder als mehrteiliger Ankerstab mit Wassersperre (Bild 24) – sind vor allem bei Druckwasserbeanspruchung zur Sicherstellung der Wasserundurchlässigkeit erforderlich. Arbeits- und Betonierfugen Arbeits- und Betonierfugen sind vor dem nächsten Betonierabschnitt von Verunreinigungen, losem Beton und Zementschlempe zu reinigen und ausreichend vorzunässen. Zum Zeit- Bild 20: Betondeckung nach DIN 1045-1 punkt des Anbetonierens muss die Oberfläche des älteren Betons mattfeucht sein. Es darf kein sichtbarer Wasserfilm auf der Fläche haften, der den Verbund beeinträchtigen könnte. Beim Betoneinbau im Winter sollten die Arbeitsfugen und der neue Betonierabschnitt bis zum Erreichen der Gefrierbeständigkeit (> 5 N/mm2) vor dem Gefrieren geschützt werden. Elementwände Bei der Montage von Elementwänden ist besonders darauf zu achten, dass die Anschlussfuge Sohle–Wand frei von Verunreinigungen ist und die Fertigteilschalen keine Risse aufweisen. Die Wände müssen mindestens 30 mm aufgeständert werden. Vor dem Betonieren sind die Innenseiten ausreichend lange vorzunässen. Die Oberflächentemperatur der Fertigteile muss über 0 °C liegen. Einbau des Betons Die freie Fallhöhe des Betons darf 1 m nicht überschreiten, um Entmischungen am Wandfußpunkt sicher vorzubeugen. Bei Überschreitung der Fallhöhe ist ein Fallpolster aus Beton mit 8 mm Größtkorn mindestens 30 cm hoch (bzw. Höhe = Bauteildicke) vorzusehen. Die einzelnen Schüttlagen sind auf maximal 50 cm zu begrenzen und Bild 21: Breite und Abstand von Rüttelöffnungen mit dem Innenrüttler zu vernadeln. Die oberste Betonierlage in Wänden ist grundsätzlich nachzuverdichten. Nachbehandlung Unmittelbar nach Fertigstellung der Betonoberflächen (Sohlplatten) bzw. nach dem Entschalen der Wände muss die Betonoberfläche vor zu schneller Austrocknung durch geeignete Nachbehandlungsmaßnahmen (z.B. Folienabdeckung) geschützt werden. Eine Nachbehandlung ist unabhängig von der relativen Luftfeuchte stets vorzunehmen. Die Nachbehandlungsdauer ist nach DIN 1045-3 festzulegen. Nachbehandlungsmaßnahmen sind so zu wählen, dass Eigen- und Zwangspannungen infolge Hydratationswärme möglichst gering bleiben. Vor allem bei dickeren Bauteilen ist daher darauf zu achten, dass der Temperaturgradient zwischen Kern und Randzone gerade zum Zeitpunkt des Ausschalens (i.d.R. nach Überschreitung des Temperaturmaximums im Kern) nicht zu hoch wird (vgl. Bild 13). Grundsätzlich ist der Temperaturgradient bei Verwendung von CEM III-Zementen zu diesem Zeitpunkt günstiger als bei CEM Iund CEM II-Zementen. Eine Schalhaut aus Holz dämpft den Wärmeabfluss in der Randzone wirksam, so dass eine Verlängerung der Einschaldauer bis zu einem annähernden Temperaturausgleich im Bauteilinnern eine günstige Nachbehandlungsmaßnahme darstellt. In besonderen Fällen empfiehlt sich eine Kontrolle der Temperaturunterschiede zwischen Kern und Rand, um gegebenenfalls mit einer wärmedämmenden Auflage (z.B. Luftpolsterfolie) reagieren zu können. Als Näherungswert sollte der Temperaturunterschied aufgrund der Rissgefahr durch Eigenspannungen 15 K Bild 22: Geeignete Abstandhalter (z.B. bei Sohlplattenbewehrung) Beton-Informationen 3/4 · 2005 69 Bild 23: Auswahl geeigneter Abstandhalter bis 18 K nicht überschreiten. Bei Bodenplatten kann bis zum Erreichen des Temperaturmaximums (Ausdehnungsphase; ca. 8 h bis 16 h) die Betonoberfläche durchaus mit einem dünnen Wasserfilm gekühlt werden. Gerade an heißen Sommertagen wird dadurch einem zusätzlichen Wärmestau unter einer Folienabdeckung entgegengewirkt und Wärme aus dem Bauteil abgeführt [9]. Nach Überschreiten des Temperaturmaximums muss die Platte dann aber vor zu schneller Abkühlung geschützt und eine Vergleichmäßigung der Temperaturen sowie ein langsamer Abkühlprozess angestrebt werden. Dadurch können entstehende Zugspannungen zu einem Teil durch Relaxation wieder abgebaut werden. Günstig ist bei starker Sonneneinstrahlung ein Verlegen des Betonierzeitpunkts in den Nachmittag hinein, um ein zusätzliches Aufheizen der Oberfläche zu vermeiden. Überwachung auf der Baustelle Wasserundurchlässige Bauwerke mit Druckwasserbeanspruchung sind nach DIN 1045-3 [2] grundsätzlich in die Überwachungsklasse 2 einzuordnen (Bild 25). Eine Ausnahme besteht, wenn der Baukörper maximal nur zeitweise aufstauendem Sickerwasser ausgesetzt ist und wenn in der Projektbeschreibung nichts anderes festgelegt ist. In diesem Fall Beton-Informationen 3/4 · 2005 70 Bild 24: Schalungsanker für wasserundurchlässige Bauwerke darf die Überwachungsklasse 1 angewendet werden. Damit gilt die Ausnahmeregelung auch für die Lastfälle nicht stauendes Sickerwasser und Bodenfeuchtigkeit. Erfolgt eine Einstufung in die Expositionsklasse XA (chemischer Angriff) oder XS (Meerwasser) oder wird aus statischen Gründen ein C30/37 eingesetzt, muss ohne Ausnahme nach Überwachungsklasse 2 überwacht werden. Im Rahmen der Überwachungsklasse 2 erfolgt die Überwachung des Betoneinbaus durch das Bauunternehmen meist in Zusammenarbeit mit einer ständigen Betonprüfstelle. Zusätzlich ist eine Überwachung durch eine dafür anerkannte Überwachungsstelle (Fremdüber- wachung) erforderlich. Eine Zusammenstellung der Überwachungstätigkeiten zeigt Tafel 6. Die Prüfung der Wassereindringtiefe wird weder in DIN 1045-2 noch in der WU-Richtlinie gefordert. Falls eine Wassereindringprüfung gewünscht wird, müssen Prüfverfahren, Prüfhäufigkeiten und Konformitätskriterien zwischen den Vertragspartnern vereinbart werden. Der Prüfablauf der Wassereindringtiefe ist neu in DIN EN 12390 Teil 8 geregelt. Konformitätskriterien zur Beurteilung der Ergebnisse sind dort nicht enthalten, sondern müssen festgelegt werden (z.B. 5 cm Wassereindringtiefe als Mittelwert aus 3 Probekörpern je vorgegebenem Bauabschnitt). Bild 25: Überwachungsklassen für wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton Als Probekörper sind nicht nur die früher verwendeten „Wasserplatten“ (20 cm x 20 cm x 12 cm), sondern auch Würfel mit einer Kantenlänge von 15 cm verwendbar. Tafel 6: Überwachungstätigkeiten auf der Baustelle Beton nach Eigenschaften ÜK 1 Lieferschein ÜK 2 jedes Lieferfahrzeug Konsistenzmessung im Zweifel – beim ersten Einbringen – bei Herstellung von Probekörpern für fck – in Zweifelsfällen Einige der typischen Fehler, die zu Feuchteschäden führen können, sind nachfolgend aufgeführt. Gleichmäßigkeit Stichprobe jedes Fahrzeug Druckfestigkeit im Zweifel 3 Proben je 300 m³ oder je 3 Betoniertage Bauphysik nicht beachtet a) Auf der Innenseite der Wände kann es bei fehlender Wärmedämmung und hoher Luftfeuchtigkeit zu einer Tauwasserbildung kommen („Bierglaseffekt“). An den vom Erdreich gekühlten Wänden findet eine Kondensation statt. Vermeidung: Lüftungsverhalten anpassen. Luftgehalt (nur bei LP-Beton) – zu Beginn jedes Betonierabschnitts Techn. Einrichtung Verdichtungsgeräte, Messgeräte überprüfen 10 Häufige Fehler / Fehlerbeseitigung b) Wird die Diffusion der Sohle oder Wand auf der luftzugewandten Seite behindert bzw. ganz unterdrückt, können im Laufe der Zeit Feuchtstellen unterhalb der abschließenden Schicht (z.B. dichter Bodenbelag) auftreten. Dies ist kein Durchfeuchtungsschaden, sondern auf geändertes Nutzungsverhalten zurückzuführen. Der Gleichgewichtszustand im Diffusionsbereich verändert sich unter einer dicht abschließenden Schicht hin zu einem höheren Feuchtigkeitsgehalt, was letztendlich zu erkennbarer Feuchtigkeit unter der abschließenden Schicht führen kann. Vermeidung: Diffusionsoffene Beläge bzw. Aufbauten verwenden oder Fläche abdichten. Bautrocknungsphase Der Überschusswasseranteil (Wasseranteil, der nicht zur Reaktion benötigt wird) bei der Herstellung des Betons muss über einen länge- ren Zeitraum verdunsten können. Zumindest in den ersten Monaten kommt es daher zu höheren Verdunstungsraten auf den luftzugewandten Oberflächen. Bei fehlender Lüftung oder kalten Wandinnenflächen können ebenfalls durch Kondensation Feuchtstellen entstehen. Vermeidung: Lüftungsverhalten anpassen. Verdichtungsmängel Unzureichende Verdichtung (z.B. durch zu hohe Schüttlagen, sehr dicht liegende Bewehrung) während des Betonierens hinterlässt unkontrollierte, große Poren im Betongefüge. Diese Zonen sind i.d.R. nicht mehr wasserundurchlässig, so dass bei Druckwasser Feuchtstellen entstehen oder sogar fließendes Wasser durchtreten kann. Insbesondere der Übergang zwischen Sohlplatte und Fußbereich der Wände ist durch Entmischungen des Betons oder fehlende Verdichtung gefährdet. Beseitigung: z.B. Verpressen durch Injektion. Das Füllen von Rissen oder undichtem Betongefüge erfolgt nach der DAfStb-Richtlinie „Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen“, Teil 2 [10]. Verpressmaterialien: PUR-Polyurethanharz (dehnfähig); EP-Epoxidharz (kraftschlüssig); Zementleim (ZL) oder Zementsuspension (ZS) (kraftschlüssig). Fugenundichtigkeiten Durch fehlerhaften Einbau der Fugenabdichtungen oder falsche Übergangslösungen in den Kreuzungspunkten von Fugen entstehen auch bei ordnungsgemäßem Betoneinbau undichte Stellen. Beseitigung: Verpressen durch Injektion. Unkontrollierte, Wasser führende Risse Die Spannweite des Wasseranfalls von Wasser führenden Rissen reicht vom Feuchtwerden der Rissufer (Dunkelfärbung) über Tropfenbildung bis hin zu starkem Wasserdurchtritt. Bei den ersten beiden Erscheinungen (niedrige Fließgeschwindigkeit, geringe Wassermenge) besteht die Chance, dass sich der Riss durch die so genannte „Selbstheilung“ (vereinfacht: im Wesentlichen Neubildung von Calciumcarbonat) nach etwa 1 bis 3 Wochen von innen heraus abdichtet. Beton-Informationen 3/4 · 2005 71 Beseitigung bei starkem Wasserdurchtritt: Verpressen durch Injektion mit schnell reagierenden Verfüllmaterialien, die auch unter Wasserdruck eingebaut werden können. Feuchtstellen an Ankerhülsen und Durchdringungen Bei falscher Auswahl von Ankerhülsen und nachlässiger Ausführung von Durchdringungen können Undichtigkeiten entstehen. Die Stellen sind leicht erkennbar, aber nur sehr schwer abzudichten. Häufig dringt Wasser an Nahtstellen zwischen Kunststoff und Beton hindurch, da zwischen diesen beiden Baustoffen keine wasserdichte Verbindung möglich ist. Beseitigung: Vorsichtiges Verpressen (führt nicht immer zum Erfolg) oder Abdichtung von außen. Aufsteigende Feuchtigkeit Wenn zwischen Betonsohle und nachträglich gemauerten Innenwänden keine Folie zum Schutz gegen kapillar aufsteigende Feuchtigkeit eingebaut wird, können Feuchtstellen im Fußbereich von Innenwänden auftreten. Beseitigung: z.B. Abdichtung durch Tränken des Mauerwerks. 11 Literatur [1] DIN 18195: Bauwerksabdichtungen (August 2000). [2] DIN 1045-1: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton; Teil 1: Bemessung und Konstruktion (Juli 2001). DIN EN 206-1: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton; Beton – Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität (Juli 2001). DIN 1045-2: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton; Beton - Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität; Anwendungsregeln zu DIN EN 206-1 (Juli 2001). DIN 1045-3: Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton; Teil 3: Bauausführung (Juli 2001). [3] Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton (WURichtlinie)“ (November 2003). Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb). [4] Beddoe, R.; Springenschmid, R.: Feuchtetransport durch Bauteile aus Beton. Beton- und Stahlbetonbau 94 (1999) H. 4, S. 158 - 166. Beton-Informationen 3/4 · 2005 72 [5] Timm, G.: Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton – von der Planung bis zur Ausführung, Beton- und Stahlbetonbau 99 (2004) H. 7, S. 514 - 519. [6] Edvardsen, C. K.: Wasserdurchlässigkeit und Selbstheilung von Trennrissen in Beton. Deutscher Ausschuss für Stahlbeton, H. 455, (1996), Beuth Verlag GmbH Berlin Wien Zürich. [7] Onken, P.; Rostasy, F.: Wirksame Betonzugfestigkeit im Bauwerk bei früh einsetzendem Temperaturzwang. Deutscher Ausschuss für Stahlbeton, Heft 449, (1995), Beuth Verlag GmbH Berlin Wien Zürich. [8] Hohmann, R.: Fugenausbildung und -abdichtung bei wasserundurchlässigen Bauwerken aus Beton. Beton-Informationen 45 (2005) H. 3/4, S. 73 - 87. [9] Springenschmid, R.: Zum Einfluß der Temperatur während der Nachbehandlung auf Risse in Bodenplatten und Weißen Wannen. Beton- und Stahlbetonbau 98 (2003) H.11, S. 654 - 660. [10] Richtlinie „Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen“ (Mai 2001). Deutscher Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb).