Untitled - Leichter schreiben
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0 23 97 98 168 248 316 356 357 428 511 579 649 717 790 858 859 938 1006 1079 1150 1228 1264 1265 1336 1414 1489 1563 1621 1622 1693 1767 1831 1904 1981 2052 2067 2068 2108 2187 2262 2338 2403 2475 2549 Dinosaurier im Griff Von Christina Rietz (Quelle: Kölner Stadt-Anzeiger, 12.03.2012) Paläontologen sind nicht besonders glücklich über den Einfall eines Solinger Messer-Herstellers: Für 500 Euro verkauft die Firma Klingen, in deren Griff ein Dinosaurierknochen eingearbeitet ist. Er ist nur splittergroß, aber in jedem Fall echt. Das verspricht die Firma Böker aus Solingen, deren jüngste MesserKreation den fossilen Bestandteil enthält. Die Modelle Dino I und Dino II sind zu erwerben und werden nach Aussage des Herstellers sehr gut nachgefragt. Aber kaum ein Käufer wird das Werkzeug auch benutzen, handelt es sich doch eher um ein Sammlerstück für Luxusliebhaber. Dennoch: Hätte man den verarbeiteten Dinosaurierknochen nicht anders verwenden können? Gibt es denn so viele davon? Auf Nachfrage erklärt Böker, dass man für die neuen Messer den 2,50 Meter langen Oberschenkelknochen eines Apatosaurus verwendet habe. Der Apatosaurus war ein pflanzenfressender Saurier, der vor 150 Millionen Jahren auf der Erde lebte. Seine Skelette wurden bisher nur in den Vereinigten Staaten gefunden. Von dort stammt der Oberschenkelknochen der Firma Böker, genauer: aus Utah. Viele Skelette des Apatosaurus befinden sich zwar in naturkundlichen Museen, dennoch bedauert der Berliner Saurierforscher Oliver Wings, dass der „große und gut erhaltene“ Knochen, den man in der Böker-Broschüre sieht, zu Messergriffen verarbeitet worden ist. Man hätte ihn zumindest scannen oder einen Abguss erstellen können, sagt Wings. Böker erklärt jedenfalls, wissenschaftlich korrekt gehandelt zu haben, und übersendet ein Zertifikat. Unterschrieben haben zwei Geologen, die den Knochen nach dem Fund untersucht, als echt eingestuft und anschließend zum Verkauf freigegeben haben. Fragen kann man die beiden nicht mehr, denn der Fund stammt aus den 50er Jahren. Auf dem Zertifikat steht etwas von der Echtheit des Fundes, von einer Verkaufsfreigabe jedoch nichts. In den USA auf Privatbesitz gefunden Der Paläontologe Georg Heumann von der Uni Bonn präzisiert das Problem: „Wenn dieser Knochen aus einem vielleicht nahezu vollständigen Skelett entnommen wurde, so ist es sehr wohl ein Verlust für die Wissenschaft und sollte unterbunden werden. Aber diese Hintergründe werden sich wahrscheinlich nie klären lassen.“ Zudem sei der Knochen in den 50er Jahren auf Privatbesitz gefunden worden. Das bedeutet rechtlich: Der Finder kann in den Vereinigten Staaten damit machen, was er will. 2550 2624 2702 2784 2857 2933 3006 3077 3155 3191 3192 3264 3277 Ein in Deutschland gefundener Saurierknochen ließe sich nicht so leicht zum Messergriff verarbeiten. Wer in Nordrhein-Westfalen einen Knochen im Vorgarten findet, der hält ein „Denkmal“ in Händen, denn: „Bodendenkmäler sind (...) Denkmäler, die sich im Boden befinden oder befanden. Als Bodendenkmäler gelten auch Zeugnisse tierischen oder pflanzlichen Lebens aus erdgeschichtlicher Zeit.“ An Denkmälern besteht ein öffentliches Interesse, deshalb dürfen sie nicht einfach zerstört werden. Für den Knochen aus Utah galt der deutsche Schutz nicht. In Solingen sollen noch etwa 1000 Messer gefertigt werden. (Internet: http://www.ksta.de/html/artikel/1331314380491.shtml, 15.03.2012)