Was hat den stärksten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von Call
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Was hat den stärksten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von Call
Was hat den stärksten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von CallCenter Agenten? DISSERTATION der Universität St. Gallen Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG) zur Erlangung der Würde eines Doktors der Wirtschaftswissenschaften vorgelegt von Axel Jacquemin aus Deutschland Genehmigt auf Antrag von Frau Prof. Dr. Annette Kluge und Herrn Prof. Dr. Torsten Tomczak Dissertation Nr. 3775 Books on Demand GmbH, Norderstedt, 2010 II Die Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG), gestattet hiermit die Drucklegung der vorliegenden Dissertation, ohne damit zu den darin ausgesprochenen Anschauungen Stellung zu nehmen. St. Gallen, den 17. Mai 2010 Der Rektor: Prof. Ernst Mohr, PhD III Danksagung Die vorliegende Arbeit, die an der Universität St. Gallen angenommen wurde, entstand nicht zuletzt durch die Unterstützung einer Reihe von Personen. Ich möchte mich an erster Stelle bei meiner Doktormutter, Frau Prof. Dr. Annette Kluge, die diese Arbeit fachlich begleitet und mich stets zu dieser Arbeit motiviert hat, bedanken. Darüber hinaus gilt mein Dank Herrn Prof. Dr. Torsten Tomczak, der mir durch einige Anregungen und Hinweise im Rahmen der Vorstudie, nochmals wichtige Impulse gegeben hat. Ganz besonders möchte ich mich auch bei meinen Eltern, Manfred und Hedwig Jacquemin bedanken, die stets ein offenes Ohr für mich hatten und mich in schwierigen Phasen stets motiviert haben. Weiterhin danke ich all den Personen, die mir durch fachliche Gespräche und ihr jeweiliges Expertenwissen geholfen haben, diese Arbeit voranzutreiben und letztlich zum Abschluss zu bringen. Dabei sind insbesondere Natalie Jacquemin, Jürgen Stube, Ralf Kosub, Peter Ruetter, Benjamin Peters und Kolja Linden zu nennen. Schließlich möchte ich all den Personen danken, die hier nicht alle namentlich erwähnt werden können. Dabei handelt es sich um die Mitarbeiter der Vivento Customer Service GmbH, die an dieser freiwilligen Befragung teilgenommen haben, den Betriebsrat der Vivento Customer Service GmbH, der diese Untersuchung unterstützt hat, sowie die Niederlassungs- und Abteilungsleiter, die ebenfalls durch ihre Unterstützung diese Untersuchung möglich gemacht haben. Aachen, 14.06. 2010 Axel Jacquemin IV Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ................................................................................................................... IV Zusammenfassung .................................................................................................................. VI Abstract ..................................................................................................................................VII Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ VIII Tabellenverzeichnis ................................................................................................................. X Infoboxverzeichnis ................................................................................................................XII Abkürzungsverzeichnis ....................................................................................................... XIII 1. Einleitung .............................................................................................................................. 1 1.1. Zielsetzung der Arbeit ..................................................................................................... 4 1.2. Aufbau der Arbeit............................................................................................................ 6 2. Theoretische Einordnung und geschichtliche Entwicklung des Konstruktes Arbeitszufriedenheit................................................................................................................. 8 2.1. Definitorische Grundlagen der Arbeitszufriedenheit .................................................... 10 2.1.1. Definition der Arbeitszufriedenheit ....................................................................... 10 2.1.2. Entstehung von Arbeitszufriedenheit ..................................................................... 16 2.2. Geschichtliche Herleitung der Arbeitszufriedenheitsdimensionen ............................... 18 2.2.1. Entwicklungslinien der Arbeitszufriedenheitsforschung ...................................... 18 2.2.2. Zuordnung der Teildimensionen der Arbeitzufriedenheit zu einzelnen Themenbereichen ............................................................................................................. 39 3. Das Call-Center als Forschungsobjekt dieser Arbeit...................................................... 42 3.1. Entwicklung der Call-Center-Branche .......................................................................... 43 3.2. Kategorisierung von Call-Center-Typen und -Tätigkeiten ........................................... 46 4. Empirische Herleitung des Forschungsmodells zur Arbeitszufriedenheit in der CallCenter-Branche ...................................................................................................................... 48 4.1. Empirische Befunde zu den einzelnen Modellbeziehungen ......................................... 49 4.1.1 Empirische Befunde zum Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und den Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit ....................................................................... 51 V 4.1.2 Empirische Befunde zum Zusammenhang von Stimmungen (Affekten) und Arbeitszufriedenheit ......................................................................................................... 76 4.1.3. Empirische Befunde zum Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und unternehmerischen Erfolgsvariablen ................................................................................ 79 4.2. Entwicklung des Modells .............................................................................................. 90 5. Planung und Durchführung der Untersuchung .............................................................. 93 5.1. Beschreibung der Stichprobe ........................................................................................ 93 5.2. Operationalisierung der Modellvariablen...................................................................... 96 5.2.1. Arbeitszufriedenheit ............................................................................................. 100 5.2.2. Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit ........................................................... 101 5.2.3. Affekte (Stimmungen) der Mitarbeiter ................................................................ 106 5.2.4. Unternehmerische Erfolgsvariablen ..................................................................... 107 5.3. Planung der Untersuchung .......................................................................................... 109 5.3.1. Konstruktion der Fragebögen ............................................................................... 110 5.3.2. Aufbau der Fragebögen ........................................................................................ 112 5.4. Durchführung der Untersuchung ................................................................................. 115 5.4.1. Vorbereitung der Mitarbeiterbefragung ............................................................... 116 5.4.2. Pretest ................................................................................................................... 116 5.4.3. Durchführung der Hauptuntersuchung ................................................................. 119 5.5. Auswertungen und Ergebnisse .................................................................................... 119 5.5.1. Überprüfung der Datenqualität und Vorbereitung des Datensatzes für die weiteren Auswertungen................................................................................................................. 121 5.5.2. Strukturgleichungsmodell .................................................................................... 125 5.5.3. Vergleich der Strukturparameter zwischen den verschiedenen Subgruppen der Stichprobe....................................................................................................................... 134 5.5.4. Ergänzende Auswertungen ................................................................................... 142 6. Diskussion der Ergebnisse ............................................................................................... 151 6.1. Diskussion der Hypothesen ......................................................................................... 151 6.2. Kritische Betrachtung und Limitationen der Untersuchungsergebnisse .................... 171 6.3. Ableitung praktischer Handlungsempfehlungen ......................................................... 172 6.4. Ausblick ...................................................................................................................... 175 7. Literaturverzeichnis ......................................................................................................... XV 8. Anhang ...................................................................................................................... XXXVII VI Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen, welche Variablen auf die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Agents einwirken und welche Variablen wiederum durch die Arbeitszufriedenheit beeinflusst werden. Dabei wird die CallCenter-Branche als Repräsentant für alle diejenigen Berufe und Berufsgruppen verstanden, die von den technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen der jüngeren Vergangenheit betroffen sind, und überprüft, inwieweit alte Einflussvariablen noch die gleiche Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit haben wie früher oder aber neue, bislang eher unbedeutende Einflussvariablen an Wichtigkeit zugenommen haben. Bei der Untersuchung wurde Wert darauf gelegt, möglichst alle in Frage kommenden Einflussvariablen der Arbeitszufriedenheit zu berücksichtigen und sie in Konkurrenz zueinander zu untersuchen. Diese Vorgehensweise ist in der bisherigen Call-CenterForschung nach Auswertung der Literatur einmalig, da sich bestehende Forschungen zumeist auf eine begrenzte Anzahl von Einflussvariablen, die überdies oftmals thematisch verwandt sind, konzentrierten. Als wesentliche Einflussvariablen konnten dabei unter anderem die Fürsorge der Standortleitung, die Autonomie am Arbeitsplatz und der (Arbeits-) Raum identifiziert werden. Andere in der Literatur und früheren Forschungen als bedeutsam identifizierte Variablen wie bspw. der Vorgesetze und die Kollegen wiesen hingegen keine signifikanten Einflüsse auf. Auf der Seite der Variablen, die durch die Arbeitszufriedenheit beeinflusst werden, wurde zwischen mitarbeiterbezogenen und performancebezogenen Kriterien unterschieden. Auch hier konnte für einen Teil der Variablen, nämlich für das Commitment der Mitarbeiter, für die Arbeitsmotivation und für die Fehlzeitenquote, signifikante Einflüsse der Arbeitszufriedenheit nachgewiesen werden. Abschließend wurden Empfehlungen für die Praxis und zukünftige wissenschaftliche Untersuchungen abgeleitet. VII Abstract This thesis looks into the question of which variables affect the job satisfaction of callcenter agents and, in turn, which variables are themselves affected by job satisfaction. Here, the call-center sector is understood to represent those occupations and occupation groups affected by the technological and corporate changes of the recent past and reassesses to what extent older factors still have relevance regarding job satisfaction, as in the past, or whether newer, to date insignificant, factors play a more important role. During research, it was important to consider all possible factors affecting job satisfaction and to analyze them and how they affect each other. This approach, after evaluating relevant literature, appears unique to hitherto call-center research, as existing research concentrates for the most part on a limited number of thematically related factors. Site management concern, autonomy in the workplace and the (working) space were identified as examples of significant factors. Other variables, seen as important in earlier research and literature, for instance the supervisor and colleagues, were not seen to have any particular effect. Regarding variables affected by job satisfaction, a distinction was made between personnel-related and performance-related criteria. Here, it was possible to verify the significant influence on job satisfaction of a number of variables, namely the commitment of personnel, their motivation and rate of absence. To conclude, recommendations for practice and future academic research were deduced. VIII Abbildungsverzeichnis Abbildung 1. Zusammenhang zwischen Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit (eigene Darstellung). ..................................................................................................... 12 Abbildung 2. Anzahl der Call-Center in Deutschland (Quelle: Quellen: Datamonitor, ProfiTel CC-Atlas, 2006 (Schätzung) in: DDV, 2006). ............................................... 45 Abbildung 3. Anzahl (in Tsd.) der Call-Center-Mitarbeiter und -Plätze in Deutschland (Quelle: Datamonitor, CC-Atlas profiTel, Call Center Benchmarkstudie 2006 in: DDV, 2006)................................................................................................................... 45 Abbildung 4. Herleitung des Forschungsmodells aus den Modellhypothesen. ............ 92 Abbildung 5. Zusammensetzung der Stichprobe nach Altersklassen ........................... 96 Abbildung 6. Themenblöcke des Modells. ................................................................... 97 Abbildung 7. Codierung des Fragebogens. ................................................................. 113 Abbildung 8. Beispiel-Item zur Erklärung der Vorgehensweise beim Ausfüllen des Mitarbeiterfragebogens. .............................................................................................. 114 Abbildung 9. Beispiel-Item zur Erklärung des Vorgehensweise beim Ausfüllen des Vorgesetztenfragebogens. ........................................................................................... 115 Abbildung 10. Interviewleitfaden des Pretests. .......................................................... 118 Abbildung 11. Überblick über die Analyseschritte, die Auswertungsverfahren und die jeweils eingesetzte Statistiksoftware. ......................................................................... 120 Abbildung 12. Signifikante Pfade nach Berechnung des Strukturgleichungsmodells ..................................................................................................................................... 132 Abbildung 13. Signifikante Pfade des Strukturgleichungsmodells für Festangestellte ..................................................................................................................................... 137 Abbildung 14. Signifikante Pfade des Strukturgleichungsmodells für Leih- und Zeitarbeitskräfte .......................................................................................................... 138 Abbildung 15. Signifikante Pfade des Strukturgleichungsmodells für den InboundBereich. ....................................................................................................................... 140 Abbildung 16. Signifikante Pfade des Strukturgleichungsmodells für den Back-OfficeBereich. ....................................................................................................................... 141 Abbildung 17. Vergleich der Mittelwerte der einzelnen Gesamtzufriedenheiten und der Unterdimensionen der Raumzufriedenheit zwischen den Mitarbeitern des ‚ServiceCenters der Zukunft’ und den restlichen Teams aller Standorte. ............................... 148 IX Abbildung 18. Vergleich der Mittelwerte der einzelnen Gesamtzufriedenheiten und der Unterdimensionen der Raumzufriedenheit zwischen den Mitarbeitern des ‚ServiceCenters der Zukunft’ und den restlichen Teams des Standortes Bonn. ...................... 149 X Tabellenverzeichnis Tabelle 1. Definitionen der Arbeitszufriedenheit (Job Satisfaction). ........................... 13 Tabelle 2. Inhalts- und prozessorientierte Konzepte zur Entstehung von (Arbeits-) Zufriedenheit (eigene Darstellung). .............................................................................. 17 Tabelle 3. Geschichtliche Entwicklung und Schwerpunkte der Arbeitszufriedenheitsforschung (eigene Darstellung). ................................................. 19 Tabelle 4. Zuordnung der Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit zu einzelnen Themenbereichen der Arbeitszufriedenheit. ................................................................. 40 Tabelle 5. Kategorisierung von Call-Centern. .............................................................. 46 Tabelle 6. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und der Arbeitsorganisation. ....................................................... 58 Tabelle 7. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und der Aufgabengestaltung. ...................................................... 62 Tabelle 8. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und dem Arbeitsumfeld............................................................... 69 Tabelle 9. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und der Unternehmenskultur. ..................................................... 73 Tabelle 10. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und der wahrgenommenen Kundenzufriedenheit. ...................... 76 Tabelle 11. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und den Affekten......................................................................... 79 Tabelle 12. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und den mitarbeiterbezogenen Kriterien..................................... 86 Tabelle 13. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und den performancebezogenen Kriterien. ................................. 89 Tabelle 14. Anzahl der teilnehmenden Call-Center Teams, sowie Teilnahmequoten der einzelnen Standorte. ...................................................................................................... 94 Tabelle 15. Zusammensetzung der Stichprobe. ............................................................ 95 Tabelle 16. Überblick der Ursprungsfragebögen der Fragebogen-Items. .................... 98 Tabelle 17. Items zur Arbeitszufriedenheit................................................................. 101 Tabelle 18. Beispiel-Items zu den Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit. ......... 102 Tabelle 19. Beispiel-Items zu den Affekten (Stimmungen). ...................................... 107 Tabelle 20. Beispiel-Items zu mitarbeiter- und performancebezogenen Kriterien..... 107 XI Tabelle 21. Merkmale der gewählten Fragebogenkonstruktion. ................................ 110 Tabelle 22. Mittelwerte, Standardabweichungen, Reliabilitäten und Korrelationen der Konstrukte ................................................................................................................... 124 Tabelle 23. Konfirmatorische Faktorenanalyse der einzelnen Modellkomponenten. 128 Tabelle 24. Überprüfung der Anpassungsgüte des berechneten Strukturgleichungsmodells anhand verschiedener Anpassungsmaße. ....................... 131 Tabelle 25. Überprüfung der signifikanten Unterschiede zwischen den Subgruppen ..................................................................................................................................... 135 Tabelle 26. Regressionsanalyse zur Bestimmung des Einflusses der Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum auf die Arbeitszufriedenheit .......................................... 145 Tabelle 27. Regressionsanalyse zur Bestimmung des Einflusses der Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum auf die Gesamtraumzufriedenheit ................................. 147 XII Infoboxverzeichnis Infobox 1. Menschenbild des Homo Oeconomicus. ..................................................... 21 Infobox 2. Menschenbild des Social Man. ................................................................... 25 Infobox 3. Menschenbild des Self-actualizing Man. .................................................... 30 Infobox 4. Hygienefaktoren und Motivatoren nach Herzberg, Mausner & Synderman (1959). ........................................................................................................................... 32 Infobox 5. Menschenbild des Complex Man. ............................................................... 34 XIII Abkürzungsverzeichnis ABL = Arbeitsbelastung ABW = Abwechslung AUT = Autonomie AZ Arbeitszufriedenheit = AZR = Arbeitszeitregelungen BET = Beteiligung CFA = Konfirmatorische Faktorenanalyse CMT = Commitment FRS = Fürsorge der Standortleitung KOL = Kollegen KOM = Kundenorientierung des Mitarbeiters KOU = Kundenorientierung des Unternehmens KZW = Wahrgenommene Kundenzufriedenheit NAF = Negative Affekte OCB = Organizational Citizenship Behavior PAF = Positive Affekte PRS = Persönlichkeitsitems RAU = Raum SEM = Strukturgleichungsmodell SUB = Subjektive Einschätzungen der Führungskräfte TEK = Technik VOR = Vorgesetzter WBD = Weiterbildungsmaßnahmen WKT = Wichtigkeit ZVG = Zielvorgaben XIV 1 1. Einleitung Sowohl die Wissenschaft als auch die Praxis beschäftigen sich seit langer Zeit mit dem Konstrukt der Arbeitszufriedenheit und haben ihren Blick dabei sowohl auf die Ausgestaltung der Arbeitstätigkeit als auch auf die Rahmenbedingungen der Arbeit gelegt. Dabei ist festzustellen, dass die Arbeitszufriedenheitsforschung nicht einer einzigen Wissenschaftsdisziplin zugerechnet werden kann, sondern dass sich eine Vielzahl von Wissenschaftsrichtungen, bspw. die Personalwirtschaftslehre als Teildisziplin der Betriebswirtschaftlehre, die Arbeits- und Organisationspsychologie als Teildisziplin der Psychologie oder aber die Ingenieurswissenschaften, im Rahmen der Entwicklung von ergonomischen Arbeitsplätzen, mit diesem Konstrukt beschäftigen. Als Folge dieses vielfältigen Interesses handelt es sich bei der Arbeitszufriedenheit um ein recht weit gefasstes Konstrukt, das aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wurde und dessen Entstehen je nach wissenschaftlicher Disziplin auf unterschiedliche Weise bzw. durch unterschiedliche Einflussvariablen erklärt wird. Neben den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen und den damit verbundenen Sichtweisen zur Arbeitszufriedenheit waren es jedoch auch stets der jeweilige Zeitgeist und die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die die Schwerpunkte der Arbeitszufriedenheitsforschung prägten. So stand zu Beginn der Arbeitszufriedenheitsforschung eher die monetäre Belohnung im Mittelpunkt und das Bemühen um den Mitarbeiter wurde aufgrund des unterstellten positiven Zusammenhangs zur Arbeitsleistung als Mittel zur Gewinnsteigerung gesehen (Taylor, 1911). In späteren Zeiträumen rückten dann andere Schwerpunkte wie soziale Kontakte (Mayo, 1933; Roethlisberger & Dickson, 1939) oder das Motiv der Selbstverwirklichung (Herzberg, Mausner & Synderman, 1959; Maslow, 1954) in den Fokus der Betrachtung. Hervorzuheben sind dabei die Theorien von Bruggemann, Grosskurth und Ulich (1975) oder Lawler (1973), die die Arbeitszufriedenheit als Ergebnis eines Soll-Ist-Vergleiches darstellen, in dessen Rahmen die verschiedenen Einflussvariablen als Ganzes betrachtet werden. Mit diesen Theorien wurde der Erkenntnis Rechnung getragen, dass eine allumfassende Erforschung des Konstruktes Arbeitszufriedenheit eben nicht durch die Fokussierung auf einzelne, die Arbeitszufriedenheit bestimmende Einflussvariablen (oder Wissenschaftsdisziplinen) erreicht werden kann, sondern dass alle 2 diese Variablen gleichzeitig Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit nehmen und somit betrachtet werden müssen. Wie in der Vergangenheit schlagen sich auch heute politische, wirtschaftliche, gesellschaftliche und technologische Entwicklungen und Veränderungen auf die Arbeitstätigkeiten, die Arbeitsplätze und die Arbeitsumwelt nieder und beeinflussen somit auch die Forschungsschwerpunkte der Arbeitszufriedenheitsforschung. Markante Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit sind dabei insbesondere das Aufkommen moderner Informations- und Kommunikationsmedien, wie bspw. Internet und Handy, sowie die zunehmende Globalisierung der Weltwirtschaft und die damit verbundene Vernetzung und Vermischung von wirtschaftlichen Interessen und kulturellen Gepflogenheiten. Daten und Informationen werden in einer nie da gewesenen Geschwindigkeit und Fülle übertragen und die weltweite Vernetzung als Folge der Globalisierung führt zu immer größeren Anforderungen an die Arbeiter, wie bspw. die Kommunikation mit Menschen anderer Kulturkreise oder flexiblere Arbeitszeitmodelle, um mit Kunden und Kollegen in anderen Zeitzonen zu kommunizieren und zu arbeiten. Diese einschneidenden Veränderungen werfen die Frage auf, in welchem Ausmaß sie sich auf die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter niederschlagen, ob durch sie neue Einflussvariablen auf die Arbeitszufriedenheit hinzukommen und inwieweit sich die Bedeutungen einzelner Einflussvariablen zugunsten oder ungunsten anderer verschieben. So könnte man annehmen, dass die Zufriedenheit mit der Technik und deren Wartung eine Einflussvariable ist, die aufgrund der erweiterten technischen Möglichkeiten und der zunehmenden Abhängigkeit der Arbeitstätigkeit von dieser Technik eine viel größere Bedeutung erlangt, als dies in früheren Zeiten der Fall war. Bei anderen Einflussvariablen, wie beispielsweise der Zufriedenheit mit der Zusammenarbeit mit den Kollegen, ist die Situation schwieriger. Zum einen könnte man meinen, dass durch die Tatsache, dass viele Unterstützungsfunktionen, die früher von Menschen geleistet wurden, heute durch Computer ersetzt werden (bspw. die Beschaffung von Dokumenten aus Archiven), die Bedeutung von Kollegen geringer geworden ist. Auf der anderen Seite finden aufgrund der neuen Medien und der Globalisierung vielfältigere Kontakte statt und die Anzahl der möglichen Kontaktpersonen hat sich deutlich vergrößert. Dies wiederum könnte als Argument für eine stärkere Bedeutung der Zufriedenheit mit den Kollegen auslegt werden. 3 Sowohl für die Forschung als auch insbesondere für die Praxis wäre es daher von Interesse, welche der Variablen bei ganzheitlicher Betrachtung aller in Frage kommenden Einflussvariablen den stärksten Einfluss haben und sich somit zum einen für eine tiefergehende Erforschung, zum anderen aber auch zur Förderung der Arbeitszufriedenheit eignen. Da sich insbesondere technologische, aber auch gesellschaftliche Entwicklungen und Veränderungen zunächst meist in einzelnen Berufssparten niederschlagen, wie bspw. die Einführung der Fließbandarbeit in der Automobilindustrie, um dann mit zeitlicher Verzögerung Einzug in andere Berufsfelder zu halten, sollten zur Untersuchung der Auswirkungen solcher Veränderungen Berufsgruppen oder -bilder herangezogen werden, die von diesen Veränderungen in hohem Maße betroffen sind oder im Idealfall sogar erst durch sie entstanden sind. Ein Berufsbild, das sich aufgrund seiner Ausgestaltung besonders für eine Untersuchung eignet, ist daher das des Call-CenterAgents. Es zeichnet sich durch eine hohe Abhängigkeit von modernen Informationsund Kommunikationsmedien und durch eine hohe Anzahl sozialer Kontakte, zunehmend auch mit anderen Kulturkreisen, aus und vereint somit in einem hohen Maße die unterschiedlichen Entwicklungen der letzten Jahre. Schaut man sich die Forschungslage zur Arbeitszufriedenheit in Call-Centern an, so ist zu erkennen, dass sich die Forschungen meist auf einzelne Einflussvariablen der Arbeitszufriedenheit konzentrieren oder aber, dass es sich in den Untersuchungen, in denen mehrere Einflussvariablen untersucht werden, zumeist um thematisch verwandte Einflussvariablen handelt. So betrachteten bspw. Grebner, Semmer, Gut, Kälin und Elfering (2003) und Tuten und Neidermeyer (2004) in ihren Untersuchungen im Call-Center-Bereich die Bedeutung von Stress bzw. der Arbeitsbelastung für die Arbeitszufriedenheit. Andere Studien wiederum, wie die von Wegge, van Dick, Fisher, West und Dawson (2006a), untersuchten die Unterstützung durch den Vorgesetzten bzw. richteten einen Schwerpunkt ihrer Untersuchung auf die sozialen Kontakte, wie den Einfluss von Kollegen und Vorgesetzten auf die Arbeitszufriedenheit (Mukherjee & Malhotra, 2006). Auch wenn die Betrachtung der Forschungen auf den ersten Blick einen sehr umfangreichen Forschungsstand zur Arbeitszufriedenheit in Call-Centern vermuten ließ, 4 wurde bei einer systematischen Betrachtung der verschiedenen Studien schnell klar, dass die Vielfalt der untersuchten Einflussvariablen bei weitem nicht so groß ist, wie man vermuten würde und dass der überwiegende Teil der Untersuchungen zur Arbeitszufriedenheit in der Call-Center-Branche sich mit Größen, die entweder Stress bzw. Arbeitsbelastung oder aber die Ausgestaltung der Arbeitstätigkeit im Sinne von Autonomie, Beteiligung an Entscheidungen etc. beschreiben, beschäftigt. Eine allumfassende Untersuchung, die den Einfluss verschiedener Variablen auf die Arbeitszufriedenheit in Call-Centern gleichzeitig untersucht, stellt somit eine sinnvolle Erweiterung der bisherigen Forschung dar, da sie bislang weitgehend separat untersuchte oder gar nicht untersuchte Variablen in Konkurrenz zueinander setzt und somit die Bedeutung der einzelnen Variablen für die Arbeitszufriedenheit von Call-CenterMitarbeitern ermittelt werden kann. Da, wie bereits erwähnt, der wirtschaftliche Erfolg stets eine Triebfeder zur Untersuchung der Arbeitszufriedenheit war, würde es sich überdies anbieten, im Rahmen einer solchen Untersuchung zusätzlich den Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die verschiedenen Erfolgsvariablen eines Call-CenterUnternehmens zu messen. Die vorliegende Arbeit wurde daher mit dem Ziel verfasst, sich dieser Thematik zu widmen und diese Forschungslücke zu schließen. 1.1. Zielsetzung der Arbeit Ziel der vorliegenden Arbeit war es, das Konstrukt Arbeitszufriedenheit am Untersuchungsobjekt Call-Center ganzheitlich zu messen, da die Call-Center-Branche in einem hohen Maße die gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen des letzten Jahrzehnts widerspiegelt. Zu diesem Zweck wurde ein theoretisches Modell entwickelt, dass neben der Arbeitszufriedenheit verschiedene Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit enthält, deren Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit ermittelt werden sollte. Weiterhin sollte im Rahmen des Modells der Einfluss von Affekten auf die Arbeitszufriedenheit von CallCenter-Mitarbeitern, sowie die Auswirkung der Arbeitszufriedenheit auf verschiedene unternehmerische Erfolgsvariablen gemessen werden. 5 Die Erkenntnisgewinne, die mit dieser Untersuchung erlangt werden sollten, können daher folgendermaßen beschrieben werden: Ziel A: Ausgehend von der Annahme, dass die allgemeine Arbeitszufriedenheit von einer Vielzahl von Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit beeinflusst wird, soll durch eine ganzheitliche Betrachtung, die all diese Dimensionen berücksichtigt, untersucht werden, welche der Variablen den stärksten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern haben. Ziel B: Weiterhin soll untersucht werden, inwieweit sich die Arbeitszufriedenheit in der Call-Center-Branche auf verschiedene unternehmerische Erfolgsvariablen auswirkt bzw. welche Erfolgsvariablen überhaupt durch die Arbeitszufriedenheit beeinflusst werden können. Ziel C: Auf Grundlage der Ergebnisse des Modells sollen abschließend Empfehlungen gegeben werden, auf welche Teildimensionen man sich konzentrieren sollte, falls man das Ziel verfolgt, die Arbeitszufriedenheit von CallCenter-Mitarbeitern zu erhöhen. Ziel D: Da in dem Unternehmen (Vivento Customer Service GmbH), in dem die Befragung der Call-Center-Agents durchgeführt wurde, vor Beginn der Befragung in einer Niederlassung ein neues Raumkonzept für Call-Center (‚Service Center der Zukunft’) eingeführt wurde, soll die Chance genutzt werden, den Einfluss dieses neuen Raumkonzeptes näher zu untersuchen. Zu diesem Zweck sollen einige ergänzende Untersuchungen zum Einfluss von Raum und auch verschiedener Teildimensionen von Raum auf die Arbeitszufriedenheit vorgenommen werden. Die Zielsetzungen der Arbeit sind daher sowohl von wissenschaftlichem als auch von praktischem Interesse. Zum einen kann aufgezeigt werden, auf welche Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit zukünftige Forschungen vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen vermehrt gerichtet sein sollten. Zum anderen ermöglichen sie konkrete Handlungsempfehlungen, wie in Call-Centern im betrieblichen Alltag die Arbeitszufriedenheit gesteigert werden kann und was mit 6 einer Steigerung der Arbeitszufriedenheit für Ergebnisse im Sinne betrieblicher Erfolgsvariablen erzielt werden können. 1.2. Aufbau der Arbeit Die Arbeit gliedert sich in insgesamt sechs Kapitel, wobei das erste Kapitel von der bereits gelesenen Einleitung gebildet wird. Kapitel 2 beinhaltet die theoretische Fundierung der Untersuchung und enthält neben der Klärung der definitorischen Grundlagen von Arbeitszufriedenheit (Kap. 2.1.) eine geschichtliche Betrachtung der Arbeitszufriedenheitsforschung (Kap. 2.2.). Die geschichtliche Betrachtung endet dabei mit einer aktuellen Bestandsaufnahme, welche neuen Forschungsrichtungen sich in Folge der gesellschaftlichen und technologischen Veränderungen und der daraus entstandenen Berufsbilder für die Arbeitszufriedenheitsforschung aufgetan haben. Auf Grundlage dieser geschichtlichen Betrachtung werden die einzelnen Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit hergeleitet und am Ende zu thematischen Teilbereichen der Arbeitszufriedenheit zusammengefasst. Aufbauend auf den in Kapitel 2 beschriebenen neuen Berufsbildern wird in Kapitel 3 das Forschungsobjekt Call-Center vorgestellt. Dabei erfolgt zunächst eine kurze Definition von Call-Centern, bevor die geschichtliche Entwicklung bis hin zur Gegenwart beschrieben wird (Kap. 3.1.), die mit Zahlen und Fakten zur Call-Center-Branche verdeutlicht wird. Daran anschließend wird in Kapitel 3.2. eine Kategorisierung verschiedener Call-Center-Typen nach verschiedenen Kriterien vorgenommen. Kapitel 4 dient der Herleitung des Modells. Dazu werden zu den einzelnen Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit sowohl Theorien vorgestellt, mit denen ihr jeweiliger Einfluss auf die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit erklärt werden kann als auch empirische Forschungsergebnisse zu den jeweiligen Zusammenhängen. Auf Grundlage dieser Theorien und Forschungsergebnisse werden dann die einzelnen Hypothesen zu den Zusammenhängen abgeleitet. Den Abschluss des Kapitels bildet die Zusammenfassung der einzelnen Modellhypothesen zum Modell dieser Untersuchung. 7 Nach Festlegung des Forschungsvorhabens, der theoretischen Herleitung der Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, der Vorstellung des Forschungsobjektes CallCenter und der Definition des Modells werden in Kapitel 5 die Umsetzung und Auswertung der Untersuchung, sowie die Ergebnisse beschrieben. Dazu erfolgt in Kapitel 5.1. zunächst die Beschreibung der Stichprobe der Untersuchung, bevor in Kapitel 5.2. die Operationalisierung der einzelnen Modellvariablen und in Kapitel 5.3. die Planung der Untersuchung vorgestellt werden. Anschließend werden in Kapitel 5.4. die Durchführung der einzelnen Untersuchungsschritte und in Kapitel 5.5. die Auswertungsschritte und -methoden, sowie die Ergebnisse beschrieben. Den Abschluss der Arbeit bildet die Diskussion der Ergebnisse in Kapitel 6, die die Diskussion der einzelnen Hypothesen (Kap. 6.1.), die Limitationen der Arbeit (Kap. 6.2.), die Ableitung von praktischen Handlungsempfehlungen (Kap. 6.3.) sowie einen Ausblick auf zukünftig zu erforschende Themenfelder (Kap. 6.4.) enthält. 8 2. Theoretische Einordnung und geschichtliche Entwicklung des Konstruktes Arbeitszufriedenheit Kaum ein Themengebiet der Arbeits- bzw. Organisationspsychologie ist in der Vergangenheit so intensiv erforscht worden wie die Arbeitszufriedenheit (Mitarbeiterzufriedenheit, job satisfaction, employee satisfaction; zur begrifflichen Abgrenzung vgl. Kap. 2.1.). Dormann und Zapf (2001, S. 483) bezeichnen die Arbeitszufriedenheit daher als „…one of the best-researched concepts in work and organizational psychology“. Die besondere Bedeutung des Themengebiets wird deutlich, wenn man sich die Zahl der veröffentlichten Forschungsarbeiten vor Augen führt. Spector (1997) bezifferte bereits im Jahre 1997 die Anzahl der veröffentlichten Arbeiten auf 10.000. Gibt man heutzutage in der psychologischen Informationsdatenbank PsycArticles den Suchbegriff ‚Job satisfaction’ ein, so werden bereits über 40.000 Beiträge ausgewiesen. Eine generelle Abfrage des Begriffs ohne Eingrenzung der Datenbanken und Fachgebiete mittels EBSCOhost ergibt sogar über 70.000 Einträge. Die Gründe für diese Vielzahl an Untersuchungen und die über Jahrzehnte hinweg konstant hohe Aufmerksamkeit für das Forschungsgebiet waren dabei vielschichtig und veränderten sich im Zeitablauf. Bei Betrachtung der Zeitspanne, in der das Thema Arbeitszufriedenheit bereits behandelt wird, ist zu erkennen, dass die Forschungen in einem starken Maße von den im geschichtlichen Ablauf auftretenden wirtschaftlichen und politischen Veränderungen als auch insbesondere von den vorherrschenden Menschenbildern beeinflusst wurden. So änderten sich mit den Annahmen über die Natur des arbeitenden Menschen und den damit einhergehenden Organisationstheorien (Weinert, 1998, S.201) auch stets die Forschungsschwerpunkte und das Verständnis von Arbeitszufriedenheit. Waren aufgrund der zentralen Stellung des Mitarbeiters im Arbeitsprozess das wissenschaftlich-theoretische als auch das praktische Interesse an der Arbeitszufriedenheit in den Anfängen eher von der Annahme getrieben, dass größere Arbeitszufriedenheit zu größerer Produktivität führt (bspw. Taylor, 1911), waren es in späteren Jahrzehnten bspw. eher Annahmen über die Auswirkungen der Arbeitszufriedenheit auf die Lebensqualität des Menschen, die das Interesse an der Arbeitszufriedenheit förderten. 9 Schaut man sich heutige Organisationsstrukturen und Arbeitsabläufe in Unternehmen an, so ist zu erkennen, dass sich diese je nach Branche sehr stark unterscheiden. So sind beispielsweise in der Call-Center-Branche (vgl. Kap. 3.), die in der vorliegenden Arbeit untersucht wurde, Arbeitsorganisationen und Arbeitsabläufe vorzufinden, die stark an tayloristische Strukturen erinnern. Es wäre daher anzunehmen, dass sich in Unternehmen, die in solch einer Branche tätig sind, ein entsprechendes Menschenbild und somit auch ein Verständnis von Arbeitszufriedenheit etabliert haben und dass andere Aspekte der Arbeitszufriedenheit, die in der Theorie Taylors keine Beachtung fanden, wie bspw. Beteiligung an betrieblichen Entscheidungen und Autonomie in der Entscheidungsfindung, eher vernachlässigt werden. Im folgenden Kapitel (2.1.) wird zunächst eine Abgrenzung der Arbeitszufriedenheit von ähnlichen Begriffen und Konstrukten, wie z.B. Mitarbeiterzufriedenheit oder Arbeitsmotivation vorgenommen. Daran anschließend werden die dieser Arbeit zugrunde liegende Definition der Arbeitszufriedenheit vorgestellt und die wichtigsten Entstehungstheorien bzw. Theoriengruppen erläutert. Nach Vorstellung der definitorischen Grundlagen erfolgt dann eine Beschreibung der historischen Entwicklung der Arbeitszufriedenheitsforschung (Kap. 2.2.). Ziel dieser retrospektiven Betrachtung ist es, verschiedene Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit zu identifizieren und ihre Bedeutung für eine allumfassende Untersuchung des Konstruktes Arbeitszufriedenheit zu begründen. Dabei ist anzumerken, dass zu Beginn der geschichtlichen Betrachtung das Konstrukt Arbeitszufriedenheit als solches noch kein Forschungsobjekt war und daher genau wie seine Teildimensionen eher implizit aus den (Organisations)-Theorien dieser Zeit abgeleitet wird. Den Abschluss der historischen Betrachtung bildet die Vorstellung eines aktuellen Menschenbildes, dass auf Grundlage markanter gesellschaftlicher, technologischer und wirtschaftlicher Entwicklungen, aktueller Forschungsarbeiten und deren Forschungsschwerpunkten entwickelt wird. 10 2.1. Definitorische Grundlagen der Arbeitszufriedenheit 2.1.1. Definition der Arbeitszufriedenheit Schaut man sich die Literatur zum Themengebiet Arbeitszufriedenheit an, so wird schnell deutlich, dass das Verständnis dessen, was unter dem Konstrukt Arbeitszufriedenheit konkret zu verstehen ist, weit gefächert ist, was sich insbesondere in einer Vielzahl unterschiedlicher Definitionen und Entstehungstheorien widerspiegelt. Neben den verschiedenen Definitionen und Entstehungstheorien der Arbeitszufriedenheit fällt dabei weiterhin auf, dass unterschiedliche Begriffe für das Konstrukt verwendet werden (Arbeitszufriedenheit vs. Mitarbeiterzufriedenheit bzw. job satisfaction vs. employee satisfaction) und dass es oftmals, insbesondere bei der Definition der Entstehungsprozesse, zu einer Vermischung der Konstrukte Arbeitszufriedenheit und Arbeitsmotivation kommt. Bevor die Arbeitszufriedenheit inhaltlich definiert und ihre Entstehungstheorien erläutert werden, sollen daher zunächst kurz die Abgrenzung der Begriffe Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterzufriedenheit sowie die Abgrenzung der Konstrukte Arbeitszufriedenheit und Arbeitsmotivation erläutert werden. Arbeitszufriedenheit vs. Mitarbeiterzufriedenheit Zur Verwendung der Termini ‚Arbeitszufriedenheit’ und ‚Mitarbeiterzufriedenheit’ bzw. ‚Job Satisfaction’ und ‚Employee Satisfaction’ merkt Winter (2005, S. 9) an, dass die Begriffe für das gleiche Konstrukt verwendet werden und dass „…die gewählte Begrifflichkeit mehr von der Präferenz des jeweiligen Autors abzuhängen scheint als von einer tatsächlichen inhaltlichen Unterschiedlichkeit der Konstrukte“. Dabei ist zu beobachten, dass in älteren Veröffentlichungen fast ausschließlich der Begriff Arbeitszufriedenheit verwandt wird (Bruggemann, 1974; Bruggemann et al., 1975; Hoppock, 1935; Neuberger & Allerbeck, 1976) und erst in neueren Publikationen teilweise von Mitarbeiterzufriedenheit (Atchison, 1999; Grund, 1998; Krause & Dunckel, 2003; Meffert & Schwetje, 1999) gesprochen wird. Der Begriff Mitarbeiterzufriedenheit findet dabei meist dann Anwendung, wenn die Zufriedenheit 11 des Mitarbeiters im Vergleich zur Zufriedenheit anderer Individuen bspw. des Kunden (Grund, 1998; Meffert & Schwetje, 1999) gemessen wird und daher aus Gründen einer konsistenten Terminologie die Benennung der jeweils urteilenden Gruppe ratsam erscheint. Bei der Verwendung des Begriffs Arbeitszufriedenheit hingegen liegt der Fokus mehr auf der Arbeitstätigkeit und den Bedingungen der Arbeit (De Croon, Sluiter, Kuijer & Frings-Dresen, 2005; Wegge & Neuhaus, 2002). Im Rahmen dieser Untersuchung wurde aus zwei Gründen die Verwendung des Begriffs Arbeitszufriedenheit gewählt. Zum einen wurden die Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit anhand einer geschichtlichen Betrachtung der Entwicklung der Arbeitszufriedenheitsforschung herausgearbeitet. Die dort erwähnten Publikationen, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, verwenden überwiegend den Begriff Arbeitszufriedenheit. Da im Rahmen der Vorstellung von Definitionen und Theorien die ursprüngliche Begrifflichkeit beibehalten werden sollte, konnte durch die Verwendung des Begriffs Arbeitszufriedenheit eine Vermischung der beiden Begriffe größtenteils vermieden werden und somit die Gefahr von Unklarheiten minimiert werden. Lediglich bei Vorstellung einiger neuerer Publikationen wurde von Mitarbeiterzufriedenheit gesprochen. Zweites Kriterium für die Verwendung des Begriffs Arbeitszufriedenheit war, dass im Rahmen des Forschungsmodells die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der Arbeitstätigkeit und dem Arbeitsumfeld untersucht wurde. Auch wenn darüber hinaus die Auswirkung von wahrgenommener Kundenzufriedenheit auf die Arbeitszufriedenheit Untersuchungsgegenstand war, lag der Fokus der Untersuchung deutlich mehr auf der Ausgestaltung des Arbeitsplatzes und weniger auf dem Verhältnis zum Kunden. Die Verwendung des Begriffs Arbeitszufriedenheit erschien vor dem Hintergrund der genannten Überlegungen zweckmäßiger und treffender. Arbeitszufriedenheit vs. Arbeitsmotivation Weitaus schwieriger als die Unterscheidung von Arbeitszufriedenheit und Mitarbeiterzufriedenheit, bei der es sich letztlich nur um die Verwendung unterschiedlicher Begriffe handelt, ist die Unterscheidung von Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit. Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit sind zentrale Themen der Arbeits- und Organisationspsychologie, die zwar in enger Beziehung stehen, aber nicht 12 identisch sind. Die Definition von Locke und Henne (1986, S.21) macht dies sehr deutlich: „The achievement of one’s job values in the work situation results in the pleasureable emotional state known as job satisfaction.” Während Arbeitsmotivation als Prädisposition zu einem spezifischen zielgerichteten Verhalten zu verstehen ist, ist Arbeitszufriedenheit als eine Konsequenz der materiellen oder immateriellen Be- und Entlohnung im Zusammenhang mit einer erbrachten Leistung anzusehen (Kleinbeck, 1996). Die Arbeitsmotivation richtet sich also auf die Verfolgung bestimmter, auf die Arbeit gerichteter Ziele (prospektive Erwartung), während die Arbeitszufriedenheit sich aus der tatsächlichen Erreichung dieser Ziele (retrospektive Betrachtung) ergibt (vgl. Abb. 1). Insofern sind die theoretischen Ansätze zur Arbeitszufriedenheit trotz dieser Unterscheidung mit nur sehr wenigen Ausnahmen in ihrer Grundkonzeption meist motivationale Theorien. Denn die Erreichung dessen, was den Mitarbeiter motiviert, führt letztlich auch zu seiner Zufriedenheit. Abbildung 1. Zusammenhang zwischen Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit (eigene Darstellung). Six und Kleinbeck (1989) unterscheiden aus diesem Grund folgende Zusammenhänge zwischen Motivationstheorien und Theorien der Arbeitszufriedenheit: 1. Allgemeine Motivationstheorien, die auf das Konstrukt der Arbeitszufriedenheit übertragen wurden (z.B. Maslow, 1954). 2. Theorien der Arbeitsmotivation, die als Teilkomponente das Thema Zufriedenheit integrieren (z.B. Herzberg et al., 1959; Porter & Lawler, 1968). 13 3. Spezielle Theorien der Arbeitszufriedenheit, die auf motivationalen Theorien basieren (z.B. Bruggemann et al. 1975). Aufgrund der augenscheinlichen Nähe und teilweise inhaltlichen Überschneidung der beiden Konstrukte, ist es bei der nachfolgenden Betrachtung der Arbeitszufriedenheit nicht möglich, die Arbeitsmotivation außen vor zu lassen. Insbesondere bei den Entstehungskonzepten und der geschichtlichen Herleitung einzelner Arbeitszufriedenheitsdimensionen werden daher auch bewusst Motivationstheorien herangezogen. Definitionen von Arbeitszufriedenheit Bezüglich des Konstruktes Arbeitszufriedenheit findet man in der Literatur eine Vielzahl von Definitionen (in Tabelle 1 sind exemplarisch einige Definitionen aufgeführt). Tabelle 1. Definitionen der Arbeitszufriedenheit (Job Satisfaction). • Arbeitszufriedenheit ist „…a combination of psychological, physiological and environmental circumstances that cause a person to say: I am satisfied with my job”. (Hoppock, 1935) • “Arbeitszufriedenheit ist zu sehen als Zufriedenheit mit einem gegebenen (betrieblichen) Arbeitsverhältnis. Arbeitszufriedenheit bezeichnet damit eine Attitüde, die das Arbeitsverhältnis, mit all seinen Aspekten, hinsichtlich der Beurteilungsdimension zufrieden – unzufrieden betrifft.“ (Bruggemann et al., 1975) • Arbeitszufriedenheit ist "…a pleasurable or positive emotional state resulting from the appraisal of one's job or job experiences”. (Locke 1969) • “Arbeitszufriedenheit ist die kognitiv-evaluative Einstellung zur Arbeitsituation.“ (Neuberger & Allerbeck, 1976) • „Job satisfaction (is) an individual’s general attitude towards his or her job.” (Robbins, 2001) Gemeinsam ist all diesen Definitionen, dass die Arbeitszufriedenheit als Einstellung des Mitarbeiters bezüglich seiner Arbeit verstanden wird, die durch Erfahrungen und Erlebnisse am Arbeitsplatz hervorgerufen wird. Zur genaueren inhaltlichen Erfassung 14 der Arbeitszufriedenheit erscheint es daher zweckmäßig, das Konstrukt Einstellung für die Beschreibung der Arbeitszufriedenheit heranzuziehen. Rosenberg & Hovland (1960) gehen von einer Dreidimensionalität des Konstruktes Einstellung aus. Sie fassen Einstellung als ein Phänomen auf, dass aus einer emotionalen, kognitiven und konativen Komponente bezüglich des Einstellungsobjekts besteht. Auch Weinert (1998) geht von dieser Dreidimensionalität der Einstellung aus und unterscheidet daher drei verschiedene Dimensionen der Arbeitszufriedenheit: (1) Arbeitszufriedenheit als emotionale Reaktion auf die Arbeitssituation (2) Arbeitszufriedenheit als Übereinstimmung zwischen Arbeitsergebnis und den diesbezüglichen Erwartungen (3) Arbeitszufriedenheit als Verdichtung mehrerer miteinander in Beziehung stehender Einstellungen Zur Begründung dieser Dreidimensionalität der Arbeitszufriedenheit zieht Weinert (1998) die Erkenntnisse der Bedürfnis-, Instrumentalitäts-, Balance- und Konditionierungstheorien heran. Ad (1): Die Bedürfnistheorien (Alderfer, 1969; Herzberg et al., 1959; Maslow, 1954; McClelland, Atkinson, Clark & Lowell, 1953) definieren die Arbeitszufriedenheit als einen „… Lösungs- und Entspannungsmechanismus, der den Übergang von einer Bedürfnisebene zur anderen begleitet“ (Weinert, 1998, S.203). Die Nicht-Befriedigung nächst höherer Bedürfnisse verursacht dabei einen Zustand der Spannung, der als Arbeitsunzufriedenheit angesehen wird; die Befriedigung des nächst höheren Bedürfnisses hingegen führt zur Abwesenheit einer psychologisch-physiologischen Spannung und wird als Arbeitszufriedenheit bezeichnet. Die Arbeitszufriedenheit wird in diesem Kontext im Wesentlichen als Emotion verstanden. Ad (2): Die Instrumentalitätstheorien (Erwartung-Valenz-Modelle) verstehen die Arbeitszufriedenheit als Ergebnis der antizipierten positiven Gefühle, die aufgrund der von der Arbeit erhaltenen Be- und Entlohnungen, finanzieller und nicht-finanzieller Art, entstehen (Lawler 1973; Porter & Lawler, 1968; Vroom, 1964). In eine ähnliche Richtung gehen die Balance-Theorien, die auch als Weiterentwicklung der 15 Instrumentalitätstheorien angesehen werden. In ihnen wird die Arbeitszufriedenheit als das Ergebnis der Übereinstimmung zwischen erwartetem und tatsächlichem Ergebnis gesehen. Groskurth (1974, S.285) definiert Arbeitszufriedenheit daher als „...eine relativ geringe Differenz – bis zur Nulldifferenz – zwischen einem Ist-Wert von Merkmalen und Befriedigungsmöglichkeiten der Arbeitssituation und deren Soll-Wert - den Ansprüchen, Erwartungen, allgemein: den Standards des Individuums“. Auch die sozialen Austauschtheorien (Adams, 1965; Thibaut & Kelley, 1959) verweisen auf einen Vergleichsprozess, in diesem Fall zwischen den Kosten der Arbeitsleistung und dem Nutzen, den der Arbeiter durch die Verrichtung der Arbeit erfährt (Kirchler & Hölzl, 2002). All diesen Theorien liegt ein kognitives Konzept in Form eines Soll-Istoder aber eines Kosten-Nutzen-Vergleichs zugrunde: Erwartungen, Vorstellungen und Anstrengungen werden in Relation zu den tatsächlichen Ergebnissen oder dem Nutzen gesetzt und führen je nach Übereinstimmung zu Arbeitszufriedenheit oder Arbeitsunzufriedenheit. Ad (3): Auch mit Hilfe der Konditionierungstheorien, insbesondere der klassischen Konditionierungstheorie (Pawlow, 1928) kann die Arbeitszufriedenheit erklärt werden. Gemäß den lerntheoretischen Erklärungen ist die wichtigste Voraussetzung für die Arbeitszufriedenheit die Assoziation zwischen angenehmen Stimmungen während der Arbeit und dem Arbeitsplatz. Durch diese positiven Erlebnisse und das Ausbleiben negativer Erlebnisse werden die anfangs neutralen Reize, die vom Arbeitsplatz mit all seinen Facetten wie Personen, Räumen, etc. ausgesandt werden, positiv erlebt, so dass die Verrichtung der Arbeit und der Arbeitsplatz selbst mit der Zeit einen Belohnungswert erlangen. Da positive Erfahrungen somit positiv mit der Zufriedenheit korrelieren und negative Erfahrungen entsprechend negativ, kann man sagen, dass Zufriedenheit die Summe aller Momente ist, in denen positive und negative Erfahrungen am Arbeitsplatz gemacht wurden (Kirchler & Hölzl, 2002). Im Gegensatz zu den unter (2) genannten Theorien, bei denen es sich jeweils um kognitive Prozesse handelt, bei denen Arbeitszufriedenheit das Ergebnis eines bewussten Abwägens und Vergleichens ist, handelt es sich bei der Arbeitszufriedenheit im Rahmen der Konditionierungsmodelle jedoch um einen Prozess, der den Mitarbeitern nicht unmittelbar bewusst sein muss. 16 Darüber hinaus verweist die unter (3) erläuterte Definition der Arbeitszufriedenheit als Konditionierungsprozess bereits auf ein weiteres Merkmal der Arbeitszufriedenheit. Arbeitszufriedenheit wird als multiattributives Konstrukt verstanden, das sich aus einer Vielzahl von Einstellungen und somit aus verschiedenen Teilzufriedenheiten zusammensetzt. Hoppock (1935, S.47) definiert sie dabei als „any combination of psychological, physiological, and environmental circumstances that causes a person truthfully to say ‘I am satisfied with my job’” und auch Yukl & Wexley (1971, S.153) verstehen Arbeitszufriedenheit als ein aus verschiedenen Komponenten zusammengesetztes Konstrukt: „… job satisfaction can be regarded as the composite of a number of moderately correlated component attitudes.” Zusammenfassend kann man daher sagen, dass es sich bei der Arbeitszufriedenheit um die Einstellung(en) einer Person zu ihrer Arbeit und ihrem Arbeitsplatz handelt, die diese bewusst und unbewusst durch eine Vielzahl von Erfahrungen während der Arbeit und aufgrund der aus ihrem Arbeitseinsatz resultierenden Ergebnisse entwickelt. Diese Einstellungen beziehen sich dabei auf verschiedene Merkmale der Arbeit wie bspw. räumliche Begebenheiten, erlebte Autonomie oder aber soziale Kontakte mit Vorgesetzten und Kollegen und ergeben in Summe die Arbeitszufriedenheit des Mitarbeiters. 2.1.2. Entstehung von Arbeitszufriedenheit Bei den Theorien über die Entstehung von Arbeitszufriedenheit lassen sich zwei verschiedene Herangehensweisen zur Erklärung der Arbeitszufriedenheit unterscheiden – inhaltsorientierte und prozessorientierte Konzepte (Campbell & Pritchard, 1976). Tabelle 2 gibt einen Überblick über die jeweils bekanntesten Inhalts- und Prozesstheorien der Arbeitszufriedenheit. Da die Definition der Arbeitszufriedenheit oftmals über die Entstehungsprozesse erfolgt, handelt es sich bei den Entstehungstheorien vielfach um die gleichen, bereits in Kapitel 2.1.1. vorgestellten Theorien und Konzepte. Dabei entsprechen die Inhaltstheorien größtenteils den Bedürfnistheorien, während in den Prozesstheorien in erster Linie Instrumentalitäts- und BalanceTheorien zusammengefasst sind. Wie bereits erwähnt, sind die Theorien der Arbeitszufriedenheit eng mit den Motivationstheorien verknüpft. Daher hat es sich einge- 17 bürgert auch Theorien, bei denen es sich streng genommen um Motivationstheorien handelt (Herzberg et al., 1959; Maslow, 1954), bei den Theorien zur Entstehung der Arbeitszufriedenheit aufzuführen. Tabelle 2. Inhalts- und prozessorientierte Konzepte zur Entstehung von (Arbeits-) Zufriedenheit (eigene Darstellung). Entstehungstheorien zur Arbeitszufriedenheit Inhaltstheorien Prozesstheorien • Theorie der gelernten Bedürfnisse / Leistungsmotivation McClelland, Atkinson, Clark & Lowell, 1953 • VIE (Valency, Instrumentality, Expectancy) Modell Vroom (1964) • Hierarchisches Motivationsmodell Maslow (1954) • Motivations-Modell Porter & Lawler (1968) • Zwei-Faktoren-Theorie Herzberg, Mausner & Synderman (1959) • Facet Satisfaction Model Lawler (1973) • Existence-Relatedness-Growth-Modell (ERG) Alderfer (1969) • Anspruchsregulationsmodell (Zürcher Modell) Bruggemann, Grosskurth & Ulich (1975) • Job Characteristics-Model Hackman & Oldham (1975) Die Inhaltstheorien beschäftigen sich dabei mit den zentralen Motiven bzw. den ihnen entsprechenden Merkmalen der Arbeit (Schuler, 1995). So motiviert bspw. die Beteiligung an Entscheidungen am Arbeitsplatz oder die Freiheit in der Entscheidungsfindung die Mitarbeiter, erklärt, wie bereits erläutert, aber gleichzeitig auch die Entstehung von Arbeitszufriedenheit beim Mitarbeiter. Den Inhaltstheorien werden aus diesem Grunde die bereits erwähnten Motivationstheorien von Maslow (1954), Herzberg et al. (1959) und Hackman und Oldham (1975) zugerechnet. Die Prozesstheorien hingegen beschäftigen sich nicht mit den Inhalten der Arbeitszufriedenheit, sondern mit dem tatsächlichen Verhalten und berücksichtigen die Verbindungen zwischen Bewertungen und Ergebnissen (Schuler, 1995). Insbesondere Theorien, die die Entstehung der Arbeitszufriedenheit aufgrund eines Soll-Ist- 18 Vergleichs erklären und in Abhängigkeit davon verschiedene Formen der Arbeitszufriedenheit beschreiben (Bruggemann et al., 1975; Lawler, 1973; Vroom, 1964), werden diesen Prozesstheorien zugerechnet. Inhaltstheorien und Prozesstheorien stehen also nicht in Konkurrenz zueinander, sondern ergänzen sich vielmehr in ihren Aussagen. Die Inhaltstheorien machen Aussagen über die Dinge, die Mitarbeiter zufrieden stellen können, während die Prozesstheorien beschreiben, auf welche Weise die Erfüllung dieser Dinge zu Arbeitszufriedenheit führt. 2.2. Geschichtliche Herleitung der Arbeitszufriedenheitsdimensionen 2.2.1. Entwicklungslinien der Arbeitszufriedenheitsforschung Bei genauerer Betrachtung der Theorien und Ansätze zur Arbeitszufriedenheit kann man feststellen, dass zu jeder Zeit die Organisationstheorien einen großen Einfluss auf das Verständnis von Arbeitszufriedenheit und die Schwerpunkte der Arbeitszufriedenheitsforschung ausübten und umgekehrt. Dies ist insofern nicht weiter verwunderlich, da die Art und Weise, wie der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Motiven wahrgenommen wurde, einerseits stets den Ansatzpunkt für die Entwicklung optimaler Organisationsstrukturen bildete, sich andererseits aber auch auf das Verständnis dessen, was einen Mitarbeiter zufrieden stellt, niederschlug. Neue Organisationsstrukturen versuchten insofern auch stets, dem neuen Verständnis dessen, was Arbeitszufriedenheit ausmacht, zu begegnen. In den Abhandlungen von Ulich (1994) und von Kirchler, Meier-Pesti und Hofmann (2004) über die Entwicklung der Organisationstheorien werden verschiedene Menschenbilder für die Abgrenzung markanter Entwicklungszeiträume benutzt. Aufgrund der offensichtlichen inhaltlichen Nähe der Entwicklung von Organisationstheorien und -strukturen und dem Verständnis von Arbeitszufriedenheit soll daher bei der Betrachtung der Entwicklungslinien der Arbeitszufriedenheitsforschung diese Kategorisierung anhand von Zeiträumen, in denen bestimmte Menschenbilder vorherrschten, übernommen werden. Tabelle 3 gibt einen kurzen Überblick über diese Zeiträume, deren 19 geschichtlichen Hintergrund, die bedeutsamsten Studien und Konzepte der Arbeitszufriedenheit und die Schwerpunkte der Arbeitszufriedenheitsforschung jeder Zeit. Tabelle 3. Geschichtliche Entwicklung und Schwerpunkte der Arbeitszufriedenheitsforschung (eigene Darstellung). Zeitraum 1900-1930 (Wirtschaftlich-) Geschichtliches Umfeld Industrialisierung führt zu Massenfertigung und Fließbandproduktion Studien und Konzepte zum Thema Arbeitszufriedenheit Schwerpunkte der Arbeitszufriedenheitsforschung • Scientific Mangement Taylor (1911) • General and Industrial Management Fayol (1949) • Wirtschaft und Gesellschaft Weber (1922) • Psychologie und Wirtschaftsleben Münsterberg (1912) • Die Sozialisierung des Taylor Systems Lew in (1920) Optimierung der Arbeits- und Organisationsstrukturen zur Leistungssteigerung stehen im Mittelpunkt der Forschung Klassische Organisationstheorien gehen davon aus, dass Arbeit nur monetär (extrinsisch) zu motivieren sind Kritiker der klass. Organisationstheorien richten ihre Forschung auf psychologische Aspekte der Arbeit Homo Oeconomicus Arbeitskräftemangel als Folge des 1. Weltkriegs 1930-1950 Wirtschaftliche Depression als Auswirkung der Welt wirtschaftskrise von 1929 hohe Arbeitslosigkeit und staatliche Eingriffe in Lohn- und Preispolitik Management and the Worker Roethlisberger & Dickson (1939) Job Satisfaction Hoppock (1935) • New Patterns of Management Likert (1961) • The Functions of the Executive Barnard (1938) • Some Social and Psychological Consequences of the Longwall Method of Coalgetting Trist und Bamforth (1951) Soziale Bedürfnisse des Menschen am Arbeitsplatz rücken in den Mittelpunkt der Forschung Der Fokus der Forschung liegt bei gruppendynamischen Konzepten bei fast völliger Ignorierung der Bedeutung von Organisationsstrukturen Kritiker bemängeln diese Fokussierung und richten den Schwerpunkt ihrer Forschung auf die gegenseitige Beeinflussung von technischem und sozialem System Hohe Fluktuations- und Abwesenheitsraten in großen Teilen der Industrie Qualitätsverluste und Streiks in industrieller Fertigung Hochkonjunkturphasen, führen zu einem großem Bedarf an Arbeitskräften • Motivation and Personality Maslow(1954) • The Motivation to Work Herzberg et al. (1954) • Integrating the Individual and the Organization Argyris (1964) • Form and Content in Industrial Democracy Emery & Thorsrud (1969) Der Fokus der Forschung verlagert sich wieder auf das Individuum Motivationstheorien nehmen eine Kategorisierung und Klassifizierung von Bedürfnissen vor Teilautonome Gruppenarbeit, zur Förderung von Autonomie und Beteiligung der Arbeiter findet verstärkte Beachtung in Forschung und Praxis Arbeitsmarkt ist geprägt durch hohe Arbeitslosenraten • Motivation in Work Organizations Law ler (1973) • Arbeitszufriedenheit Bruggemann et al. (1975) • Development of the Job Diagnostic Survey Hackman & Oldham (1975) Untersuchungen beschäftigen sich zunehmend mit der Komplexität der Arbeitszufriedenheit und integrieren die Forschungsschwerpunkte und Aspekte der vorangegangenen Epochen Studien und Theorien befassen sich mit den prozessualen Aspekten von Arbeitszufriedenheit Moderne Kommunikationsmedien prägen zunehmend den Arbeitsmarkt und die Arbeitsgestaltung Die Globalisierung führt zu einer immer stärkeren Vernetzung der Weltwirtschaft • Emotionen bei der Büroarbeit am PC: Ein Test der „Affective Events“-Theorie Wegge & Neuhaus (2002) • Market Orientation: Antecedents and Consequences Jaw orksi & Kohli (1993) • Die „ Employee-QualityCustomer Chain“. Hoffmann & Koop (2004). Gefühle und Emotionen am Arbeitsplatz gelangen wieder vermehrt in den Fokus der Forschung Kundenzufriedenheit und Kundenorientierung erlangen aufgrund des Anwachsens des Dienstleistungssektors größere Bedeutung Der Technik am Arbeitsplatz wird vermehrt Aufmerksamkeit gewidmet Social Man 1950-1970 SelfActualizing Man 1970-1990 Complex Man 1990-2010 Networked Man 20 Die Betrachtung der jeweiligen Zeiträume soll dabei, neben der Beschreibung der geschichtlichen Entwicklung der Arbeitszufriedenheitsforschung, insbesondere zur Identifikation von Schwerpunkten und Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit genutzt werden. Die Zeit des ‚Homo Oeconomicus’ Erste Studien, wie bspw. Taylor (1911), die zwar nicht direkt die Arbeitszufriedenheit untersuchten, sich aufgrund ihrer Annahmen und Ableitungen jedoch indirekt mit dem Thema der Arbeitszufriedenheit beschäftigten, wurden bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts in den USA veröffentlicht. Im Mittelpunkt dieser Studien stand dabei die Optimierung der Organisations- und Arbeitsstrukturen, um eine Leistungssteigerung bzw. eine Erhöhung der Produktivität zu erzielen. Neuberger (1985) begründet das aufkommende Interesse an diesem Forschungsgebiet mit der einsetzenden Erkenntnis, dass Mitarbeiterführung durch Ideologisierung und Belohnung effektiver ist als Mitarbeiterführung durch Zwang. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass das Ziel der damaligen Forschung nicht die Verbesserung von Arbeitsstrukturen im Sinne menschenwürdiger Arbeitsbedingungen war und die Forschung somit keine kritische Stellung zu den Arbeitsverhältnissen dieser Zeit einnahm. Vielmehr richteten sich die Untersuchungen dieser Zeit primär auf Probleme, die sich durch die Einführung industrieller Produktionsprozesse und den damit verbundenen Zwängen ergaben. Ziel all dieser Maßnahmen und damit letztlich auch der impliziten Berücksichtigung von Arbeitszufriedenheit war daher stets die Steigerung betrieblicher und mitarbeiterbezogener Performance, die man durch die Steigerung der Arbeitszufriedenheit zu erreichen hoffte. Dieses Ziel ist im Kern bis heute die Triebfeder aller zufriedenheitssteigernder Maßnahmen am Arbeitsplatz, weshalb im späteren Modell dieser Arbeit der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf verschiedene mitarbeiter- und performancebezogene Erfolgsvariablen zusätzlich untersucht wird. Das zu dieser Zeit vorherrschende Menschenbild wurde mit dem Begriff ‚Homo Oeconomicus’ (oder auch: ‚Economic man’) beschrieben und von den Ökonomen Adam Smith, Thomas Robert Malthus, Jon Stuart Mill und David Ricardo geprägt (Stengel, 1997). Nach von Rosenstiel (1992) kann der ‚Homo Oeconomicus’ durch die in Infobox 1 beschriebenen Merkmale charakterisiert werden: 21 Homo Oeconomicus: • • • • • • • • • ist verantwortungsscheu, weil die Arbeit Mühe und Plage ist und Kosten, wie Zeit und Anstrengung etc. verursacht, ist nur durch monetäre Reize motivierbar handelt völlig zweckrational nach der Maxime des höchsten Gewinns strebt nach Maximierung des Nutzens besitzt völlige Übersicht über Handlungsmöglichkeiten besitzt Voraussicht in wirtschaftlichen Dingen antwortet mit hoher Reaktionsgeschwindigkeit auf veränderte Angebotsdaten seine Bedürfnisse sind stabil und linear in die Zukunft gerichtet und unabhängig von anderen Personen Infobox 1. Menschenbild des Homo Oeconomicus. Der Homo Oeconomicus wird folglich als wirtschaftlich rational entscheidender, fiktiver Durchschnittsmensch verstanden, der entweder bestrebt ist, bei konstanten Kosten seinen Nutzen zu maximieren oder aber bei gegebenem Nutzen seine Kosten zu minimieren. Das Menschenbild des ‚Homo Oeconomicus’ unterstellt daher, dass ausschließlich extrinsische Motive Treiber für die Arbeit des Menschen sind und er somit auch nur extrinsisch zufrieden zu stellen ist. Wie bereits erwähnt, schlugen sich die zu jeder Zeit vorherrschenden Menschenbilder, neben der Gestaltung von Arbeitsorganisationen, auch auf die Sichtweise und die Forschungsschwerpunkte der Arbeitszufriedenheitsforschung nieder. In den ersten Theorien, in denen das Konstrukt der Arbeitszufriedenheit implizit vorkam, und die vornehmlich von Unternehmern, Mathematikern und Ingenieuren entwickelt wurden, wurde die Arbeitszufriedenheit nahezu ausschließlich mit finanzieller Be- und Entlohnung gleichgesetzt. So ging beispielsweise Frederick Winslow Taylor (1911) in seiner Theorie des ‚Scientific Management’ davon aus, dass die Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern grundsätzlich übereinstimmen. Sein Verständnis war: „…, dass die wahren Interessen beider Parteien ganz in derselben Richtung liegen, dass die Prosperität des Arbeitgebers auf lange Jahre hinaus nur bei gleichzeitiger Prosperität des Arbeitnehmers bestehen kann und umgekehrt; es muss möglich sein, gleichzeitig dem Arbeiter seinen höchsten Wunsch – nach höherem Lohne – und dem Arbeitgeber sein Verlangen – nach geringen Herstellungskosten seiner Waren – zu erfüllen“ (Taylor, 1913, S.8). Da seiner Theorie nach die Mitarbeiter fast ausschließlich durch Geld zufrieden zu stellen sind, sind Arbeitsabläufe folgerichtig so zu gestalten, dass jeder Mitarbeiter seine Maximalleistung erbringen kann, was zu einer strikten 22 Trennung von einzelnen Arbeitsschritten und einer Spezialisierung auf diese Arbeitsprozesse führte. Die bis zu diesem Zeitpunkt wohl konsequenteste Umsetzung der Theorie Taylors in die Praxis bildete dabei 1913 die Einführung des Montagebandes in der Automobilbranche durch Henry Ford, die die Umsetzung der von Taylor geforderten Arbeitsteilung deutlich erleichterte. Auch Henri Fayol (1949) unterstellte in seiner ‚administrativen Theorie’ Geld als Hauptmotivator für die Leistungserbringung und somit als Haupteinflussvariable der Arbeitszufriedenheit. Im Gegensatz zu Taylor war es den untergebenen Mitarbeitern in seiner Theorie jedoch auch erlaubt, im Rahmen der Organisationsziele eigene Entscheidungen zu treffen, da Fayol erkannte, dass mit der Möglichkeit eigener Entscheidungen auch die Arbeitsanstrengung der Mitarbeiter stieg. „13. Initiative. Thinking out a plan and ensuring its success is one of the keenest satisfactions for an intelligent man to experience.” (Fayol, 1949, S.19-42; nach Kirchler et al., 2004, S.44). Insofern berücksichtigt seine Theorie implizit auch die Bedeutung autonomer Entscheidungen für die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter. Besonders deutlich wird die Fokussierung dieser ‚klassischen’ Organisationstheorien auf die Be- und Entlohnung als Quelle der Arbeitszufriedenheit in dem vom deutschen Soziologen Max Weber (1922) entwickelten ‚Bürokratiemodell’. Wichtigste Ziele dieses Modells sind laut Kirchler et al. (2004) Ordnung, System, Rationalität, Uniformität, Einheitlichkeit und Konsistenz. Zwischenmenschliche Beziehungen sollen dabei nur dann erlaubt sein, wenn sie den organisatorischen Ablauf nicht stören und dabei unpersönlich und nicht gefühlsbetont sind. Heute gängige (Teil-)Dimensionen der Arbeitszufriedenheit, die auf die sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz abzielen, wie bspw. das Verhältnis zum Vorgesetzten oder den Kollegen, spielten in den klassischen Theorien dieser Zeit also keinerlei Rolle. Bereits zur Zeit des ‚Homo Oeconomicus’ regte sich jedoch Kritik an diesen Organisationstheorien und somit an den implizit abgeleiteten Annahmen über die Arbeitszufriedenheit. So würdigte der Psychologe Hugo Münsterberg (1912) zwar die Beiträge und Bemühungen Taylors, bemängelte jedoch die kritiklose Übersteigerung von Taylors Annahmen und die Nicht-Berücksichtigung psychologischer Aspekte der Arbeit und negativer psychologischer Auswirkungen der Arbeitsteilung in der wissen- 23 schaftlichen Diskussion. In seinem Buch über die ‚Grundsätze der Psychotechnik’1 befasste sich Münsterberg daher mit Fragen zur Pausengestaltung, zu Arbeitszeiten, zum Lohnniveau, zur Eignungsdiagnostik und zur Aus- und Weiterbildung.2 Im Gegensatz zu den zu dieser Zeit vorherrschenden Theorien berücksichtigte Münsterberg neben der Be- und Entlohnung also auch Arbeitszeitregelungen und Weiterbildungsmaßnahmen als Gestaltungsbereiche, mit denen die Arbeitszufriedenheit beeinflusst werden kann. Insbesondere der Bereich der Arbeitszeitregelungen war in der Folge Thema weiterer und vertiefender Untersuchungen. Getrieben waren diese Untersuchungen von der Erkenntnis, dass es aufgrund der Ausdehnung der täglichen Arbeitszeit zu einem Raubbau an menschlicher Arbeitskraft kam und infolgedessen eine sinkende Produktivität beobachtet werden konnte. Insofern rückten insbesondere Fragen zu der Beziehung zwischen Arbeitszeiten und Produktivität in den Mittelpunkt des Interesses und führten zu Untersuchungen, die sich mit der Ermüdung am Arbeitsplatz und den Effekten der Pausengestaltung am Arbeitsplatz beschäftigten. So zeigten Efimoff und Zibakowa (1926), dass bereits regelmäßige Pausen von wenigen Minuten zu Leistungssteigerungen führen und Graf (1922) fand heraus, dass strukturierte Pausen von den Mitarbeitern wie Belohnungen wahrgenommen wurden. George Friedmann (1952, S.47) kommt daher zu dem Schluss: „Niemals wären ohne die Psychotechnik die beängstigenden Probleme der Entmenschlichung der Arbeit … auf die Tagesordnung der wissenschaftlichen Forschung und Kenntnis gesetzt worden.“ Neben der Zufriedenheit mit den Arbeitsplatzregelungen fand jedoch auch die Autonomie in der Entscheidungsfindung, die bei der Theorie Fayols bereits berücksichtigt wurde, zunehmend als arbeitszufriedenheitssteigernde Größe Beachtung. Der Psychologe Kurt Lewin (1920) kritisierte die von Taylor propagierte Arbeitsteilung als Entwürdigung des Menschen, da Menschen wie Maschinen behandelt und eingesetzt würden, ohne auf die Seele des Arbeitenden Rücksicht zu nehmen. Seiner Meinung (1920, S.15) nach hat die Arbeit ‚zwei Gesichter’. Das eine Gesicht beschreibt die negative Seite der Arbeit und beinhaltet Anstrengung und Mühe; das andere die 1 Den Begriff der Psychotechnik übernahm Münsterberg von Wilhelm Stern (1903), der unter Psychotechnik die Anwendung der Psychologie auf alle Lebensbereiche verstand. 2 Da sich die Arbeiten zur Psychotechnik in erster Linie auf den Industriekontext bezogen, wurde in der Folge vermehrt von ‚industrieller Psychotechnik’ gesprochen (Moede, 1930). 24 positive Seite der Arbeit als sinnstiftende Tätigkeit, die dem Menschen hilft, sich weiterzuentwickeln und somit sein Leben bereichert. Auf diese Kritik Lewins am Taylorismus ging Hellpach (1922) ein, indem er feststellte, dass zu einer Arbeitsaufgabe sowohl die Planung der Aufgabe, als auch der Entwurf und die Entscheidung für eine bestimmte Ausführungsmöglichkeit gehören. Freiheitsgrade bei der Ausführung und die Möglichkeit, autonome Entscheidungen zu treffen, entsprächen eher den Fähigkeiten der Arbeitenden als die reine Ausführung strikt vorgegebener Tätigkeiten, wie dies in Taylors Theorie der Fall sei. Auch Otto Lipmann (1932) stellte die Bedeutung der Autonomie in der Entscheidungsfindung für die Zufriedenheit des Arbeiters heraus. Er vertrat die Ansicht, dass Menschen nur dann Freude an ihrer Arbeit haben, wenn sie autonome Entscheidungen treffen können, und dass den Arbeitnehmern daher Freiheit in der Zielfindung oder der Durchführung der Arbeit gegeben werden sollte. Er übte daher scharfe Kritik an den Organisationstheorien seiner Zeit und stellte fest: „Daneben gibt es in der modernen Industrie zweifellos sehr zahlreiche Arbeiten, bei denen von einer Autonomie für den Arbeiter überhaupt keine Rede mehr sein kann … Hier noch von ‚Arbeitsfreude’ zu sprechen, scheint mir unsinnig zu sein.“ (Lipmann, 1932, S.387) Zusammenfassend kann man sagen, dass bereits in der Zeit des ‚Homo Oeconomicus’ Kritik an diesem Menschenbild und den damit verbundenen Organisationstheorien und Sichtweisen der Arbeitszufriedenheit laut wurden. Viele Forscher stellten die ausschließliche Fokussierung auf die Be- und Entlohnung in Frage und forderten die Berücksichtigung anderer zufriedenheitsstiftender Aspekte. Insofern können in der Zeit des ‚Homo Oeconomicus’ folgende Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit als Objekte der Arbeitszufriedenheitsforschung identifiziert werden: • Zufriedenheit mit Be- und Entlohnung • Zufriedenheit mit Weiterbildungsmöglichkeiten • Zufriedenheit mit Arbeitszeitregelungen • Zufriedenheit mit der Möglichkeit autonome Entscheidungen am Arbeitsplatz treffen zu können. 25 Die einsetzende Erkenntnis der Wichtigkeit des Menschen und seiner Bedürfnisse und das Streben nach menschenwürdigeren Arbeitsverhältnissen, wie sie durch Münsterberg und Lewin angeregt wurden, waren daher bereits der Beginn eines Wandels des vorherrschenden Menschenbildes des ‚Homo Oeconomicus’ hin zu einem deutlich humanistischeren Menschenbild, das des ‚Social man’. Die Zeit des ‚Social man’ Im Gegensatz zum rational und individuell geprägten Menschenbild des ‚Homo Oeconomicus’, das bis Anfang der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts vorherrschte, betrachtet das Menschbild des ‚Social man’ den Mitarbeiter als Mitglied sozialer Gebilde und nicht mehr als ausschließlich an Nutzenmaximierung und an finanzieller Entlohnung ausgerichtetes Individuum. Soziale Bedürfnisse des Menschen, die auch am Arbeitsplatz befriedigt werden sollten, treten dabei deutlich in den Vordergrund. Laut Weinert (1998, S.543) lässt sich das Menschenbild des ‚Social man’ folgendermaßen charakterisieren (vgl. Infobox 2): Social Man: • • • • • der arbeitende Mensch ist im wesentlichen von sozialen Bedürfnissen, nicht vom materiellen Be- und Entlohnungssystem motiviert erhält sein Zugehörigkeitsgefühl, sein Gefühl der Identität, seine Bereitschaft und seinen Willen zur Integration in die Organisation durch seine Beziehungen mit anderen Personen am Arbeitsplatz reagiert stärker auf soziale Einflüsse, soziale Normen und ‚standards’, die typisch für seine Gruppe sind, als auf materielle Entlohnungssysteme und Kontrollsysteme der Organisation reagiert in dem Maße, wie sehr seine persönlichen Bedürfnisse am Arbeitsplatz erfüllt werden, auf die Erwartungen der Organisationsleitung muss versuchen, seine Bedürfnisse in den sozialen Beziehungen am Arbeitsplatz zurück zu gewinnen, da im Zuge der Industrialisierung und ihres Strebens nach Spezialisierung und Rationalisierung die Arbeit für den einzelnen an Sinn verloren hat Infobox 2. Menschenbild des Social Man. Als Auslöser für den Wandel des vorherrschenden Menschenbildes und den Übergang „…of the existing paradigm into one that was profoundly different“. (Mankin, 1978, 26 S.5) werden die Ergebnisse der so genannten ‚Hawthorne-Studien’ betrachtet.3 In den heute als Klassikern geltenden Studien Management and the Worker von Roethlisberger und Dickson (1939) und Human Problems of an Industrial Civilization von Mayo (1933) wurden Umweltbedingungen, wie Beleuchtung, Arbeitszeit und Arbeitspausen, systematisch geändert und deren Einfluss auf die Arbeitsleistung, das Verhalten und die Gesundheit von Mitarbeitern gemessen. Auch bei diesen Studien muss darauf hingewiesen werden, dass die Ziele der Untersuchungen nicht die Beobachtung der Auswirkungen der Veränderungen auf die Arbeitszufriedenheit umfassten. Neben der bereits in früheren Studien vorgenommenen Betrachtung der Arbeitszeitregelungen untersuchten die Hawthorne-Studien aber auch Einflüsse, die mit der Gestaltung des Arbeitsraums (bspw. Beleuchtung) zusammenhängen. Da die Studien dieser Zeit von der Annahme getrieben wurden, dass sich Arbeitszufriedenheit positiv auf die Arbeitsleistung des Mitarbeiters auswirkt, wurde mit der Untersuchung der Auswirkungen verschiedener Raumausgestaltungen auf die Arbeitsleistung also auch indirekt die Bedeutung von Raum und die Zufriedenheit mit diesem für die Arbeitszufriedenheit untersucht. Bedeutsam für das Menschenbild des ‚Social man’ und für die Arbeitszufriedenheitsforschung war allerdings nicht die Tatsache, dass Umwelteinflüsse als wichtige Einflussvariablen für die Arbeitsleistung und somit für die Arbeitszufriedenheit erachtet wurden, sondern vielmehr die überraschenden und unerwarteten Ergebnisse der Studien. Erstaunlicherweise führten sowohl die Änderungen der Einflussvariablen als auch deren Rücknahme zu Verbesserungen der Arbeitsleistung. Dies ließ die Forscher zu der Erkenntnis kommen, dass nicht die Variation der Einflussvariablen für die Verbesserungen verantwortlich war, sondern vielmehr die vermehrten sozialen Kontakte. Die Gespräche mit den Versuchsleitern und auch unter den Arbeitern schafften eine freundlichere Arbeitsatmosphäre und diese guten sozialen Beziehungen führten letztlich zu den beobachteten Leistungssteigerungen (Mayo, 1933). Zwar erbrachten Recherchen von McIlvaine Parson in den 70er Jahren, dass Mayo und seine Mitarbeiter wichtige Information, wie bspw. bessere Entlohnung der Testpersonen und Ausschluss aus dem Testpersonenkreis bei Nicht-Steigerung der Arbeitsleistung, 3 Der Name der Studien rührt daher, dass die Untersuchungen in den Jahren 1927-1932 in den Hawthorne Werken der Western Electric Company bei Chicago (USA) durchgeführt wurden. 27 unterschlagen hatten und der ‚Hawthorne-Effekt’ daher nicht haltbar ist; trotzdem beeinflussten die Ergebnisse maßgeblich die weiteren Forschungen dieser Zeit. Ausgehend von der Erkenntnis, dass zwischenmenschliche Beziehungen (engl: human relations) bedeutsam für die Zufriedenheit der Mitarbeiter sind, entwickelte sich die so genannte ‚Human-Relations’ Bewegung (Weinert, 1998), die zu einer Verlagerung des Betrachtungswinkels der Arbeitswissenschaften führte. Standen bis zu diesem Zeitpunkt stets rein ökonomische Funktionen im Fokus, richtete sich nun das Interesse auf die zwischenmenschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz. (Kirchler et al., 2004). Zwangsläufig stand nicht mehr das Individuum im Blickpunkt, sondern vielmehr die Gruppe der Mitarbeiter als soziales System. Neben Roethlisberger, Dickson und Mayo sind weiterhin Kurt Lewin, Rensis Likert und Daniel Katz der Human-Relations Bewegung zuzurechnen. Sie erforschten ebenfalls die Bedeutung zwischenmenschlicher Beziehungen und konzentrierten sich in ihren Arbeiten auf Gruppen- und Führungsverhalten. Die Zufriedenheit mit Führungskräften und mit Kollegen wurde somit erstmals als Quelle bzw. als Teildimension der Arbeitszufriedenheit betrachtet. Andere Forscher wie bspw. Chester Barnard (1938) gingen ebenfalls von der Wichtigkeit der sozialen Systeme aus, nahmen jedoch auch die Umwelt einer Organisation bzw. eines Unternehmens als Möglichkeit sozialer Beziehungen in ihren Theorien auf. Auch in Barnards Theorie ist die Kommunikation zwischen den einzelnen Individuen von großer Bedeutung, so dass der Führungskraft als Motivator und Übermittler der Unternehmensziele eine hohe Bedeutung zukommt und die Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten somit einen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat. Da seine Theorie jedoch auch Elemente außerhalb der Organisation wie bspw. Investoren und Kunden umfasst, die ebenfalls mit den Mitarbeitern interagieren, spricht man im Gegensatz zu bspw. Likerts Theorie bei seiner Theorie von einem ‚offenen System’. Als Konsequenz seiner Theorie sollten daher auch externe Personen, insbesondere falls Kundenkontakt besteht, Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter haben. Besonders hervorzuheben sind weiterhin die Untersuchungen von Hoppcock (1935), der sich in einer breit angelegten Studie erstmals explizit mit dem Konstrukt Arbeitszufriedenheit beschäftigte. Er untersuchte die Arbeitszufriedenheit vor dem Hintergrund unterschiedlicher Berufsgruppen und -schichten und zeigte, dass unter- 28 schiedliche Gruppen auch unterschiedliche Grade von Arbeitszufriedenheit empfinden (leitende, gut ausgebildete Berufsgruppen wiesen eine höhere Arbeitszufriedenheit auf als ungelernte, manuell arbeitende). Diese Abhängigkeit vom Bildungsstand kann als weiteres Indiz für die Bedeutsamkeit von Aus- und Weiterbildung für die Arbeitszufriedenheit angesehen werden. Neben den Auswirkungen sozialer Beziehungen auf die Arbeitszufriedenheit wurde zur Zeit des ‚Social man’ aber auch die Bedeutung von Gefühlen, Stimmungen und Emotionen (Affekten) für die Zufriedenheit, insbesondere am Arbeitsplatz, als wichtiger Forschungsbereich entdeckt. Im Vordergrund der arbeits- und organisationspsychologischen Forschung standen dabei insbesondere die Auswirkungen von Gefühlen und Stimmungen auf die Arbeitsleistung. Die Zahl der Untersuchungen zu den Emotionen von Arbeitern war in den 30er Jahren sehr vielfältig und innovativ (Fisher & Hanna, 1931; Hersey, 1932; Kornhauser & Sharp, 1932), beschränkte sich in der Folge aber sehr bald auf das Konzept der Arbeitszufriedenheit (Brief & Weiss, 2002). Eine weitere Teildimension der Arbeitszufriedenheit, die zu dieser Zeit in den Fokus des Interesses geriet, ist die Beteiligung an betrieblichen Entscheidungen. So analysierte Rensis Likert (1961) systematisch die zu dieser Zeit die Wirtschaft bestimmenden Organisationsformen und entwickelte aufgrund seiner Beobachtungen seine ‚Partizipative Theorie’ (Theorie der vier Systeme). Die von ihm identifizierten Systeme bilden dabei einen kontinuierlichen Übergang von einem klassischen autoritären System (System 1) zu einem partizipativen System (System 4), in dem die Schwachstellen der klassischen, aus der Zeit des ‚Homo Oeconomicus’ stammenden Systeme, sukzessive beseitigt werden. In seinem Idealbild des partizipativen Gruppensystems entsteht die Motivation der Mitarbeiter dabei aus der Möglichkeit der Mitbestimmung und der Identifikation mit den Zielen des Unternehmens und weniger aus den Entlohnungen, wie in den klassischen Theorien unterstellt. Zu ähnlichen Erkenntnissen gelangten die Forscher der Tavistock-Gruppe4 um Eric Trist, Fred Emery und Ken Bamforth, die im Gegensatz zur Human-Relations-Bewegung mit ihrer ausschließlichen Fokussierung auf soziale Aspekte am Arbeitsplatz, eine gegenseitige Beeinflussung des technischen und des sozialen Systems (Kirchler et al., 2004) 4 Benannt nach dem Ort Tavistock, in dem das Institut of Human Relations, dem diese Forscher angehörten, ansässig war. 29 unterstellten und auf Grundlage dieser Annahmen das so genannte ‚soziotechnische System’ entwickelten. Dabei konnten Trist und Bamforth (1951) in den so genannten Tavistock-Studien die Bedeutung der Selbstregulation von Arbeitsgruppen für betriebliche Kennzahlen und die Arbeitszufriedenheit herausstellen. Diese Studien gelten heute als Pionierarbeiten der soziotechnischen Theorien, die in den 60er und 70er Jahren durch Forscher wie Emery und Thorsrud (1969) und Emery und Emery (1974) weiterentwickelt wurden. Schwerpunkt der weiteren Forschungen der Soziotechnik waren dabei vor allem die Auswirkungen betrieblicher Partizipation im Rahmen teilautonomer Gruppenarbeit. Zusammenfassend kann man daher feststellen, dass zur Zeit des ‚Social man’ insbesondere Fragestellungen, die mit sozialen und persönlichen Aspekten des Mitarbeiters verbunden waren, in den Vordergrund rückten. Besonders die Bedeutsamkeit von Vorgesetzten, Kollegen und Kunden als Bestandteil offener Organisationstheorien als auch die Bedeutung von Gefühlen, Stimmungen und Emotionen (Affekten) des Mitarbeiters als Arbeitszufriedenheit beeinflussende Größen, gerieten dabei in den Fokus der Forschung. Überdies wurde durch die Tavistock-Studien die Wichtigkeit von Autonomie und Mitbestimmung am Arbeitsplatz erkannt und zum Forschungsschwerpunkt weiterer Studien. Relevante Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit waren zu Zeit des ‚Social man’ folglich: • Zufriedenheit mit den Vorgesetzten • Zufriedenheit mit den Kollegen • Zufriedenheit mit Individuen des externen Unternehmensumfeldes (Investoren, Kunden) • Zufriedenheit mit den Arbeitsbedingungen (Raum, Zeit) • Gefühle, Stimmungen und Emotionen (Affekte) als Arbeitszufriedenheitsstiftende Komponenten • Zufriedenheit mit der Möglichkeit autonome Entscheidungen am Arbeitsplatz treffen zu können. • Zufriedenheit mit der Beteiligung an Entscheidungen am Arbeitsplatz 30 Die Zeit des ‚Self-actualizing man’ Das Menschenbild des ‚Self-actualizing man’ etablierte sich in den späten 50er Jahren und prägte bis in die 70er Jahre die Arbeitszufriedenheitsforschung. Hatte sich in der Zeit des ‚Social man’ der Blickwinkel der Forschung vom Individuum zur Gruppe hin verschoben und waren dadurch insbesondere soziale Aspekte der Arbeitszufriedenheit in den Mittelpunkt gerückt, konzentrierte man sich nun, ähnlich wie zu Zeiten des ‚Homo Oeconomicus’ wieder auf das einzelne Individuum. Im Gegensatz zur Zeit des ‚Homo Oeconomicus’, in der einzig die Ent- bzw. Belohnung des Arbeiters im Vordergrund stand, wurden jedoch eine Vielzahl von Einflussvariablen als relevant erachtet und zum Schwerpunkt der Forschung. Die wichtigsten Merkmale des ‚Self-actualizing man’ (vgl. Infobox 3) sind nach Weinert (1998, S.561-562): Self-actualizing Man: • • • • jeder Arbeitnehmer, auch der ungebildetste und untalentierteste, strebt nach Selbstverwirklichung am Arbeitsplatz und somit danach, dem Leben durch Arbeit einen Sinn zu geben. Vorrausetzung dafür ist jedoch, dass niedere Bedürfnisse voll oder teilweise befriedigt sind. strebt danach, sich am Arbeitsplatz weiterzuentwickeln und ist fähig dazu. Diese Weiterentwicklung ist nur möglich, wenn autonome Entscheidungen getroffen werden können, Chancen einer längerfristigen Entwicklung bestehen und er flexibel auf Veränderungen reagieren kann und darf ist primär intrinsisch motiviert und will somit die Befriedigung der Arbeit aus der Arbeitstätigkeit selber und nicht aus externen Entlohnungssystemen. Externe Belohnung führt vielmehr zu Anpassung und behindert somit die Weiterentwicklung zu einem höheren Grad an Maturität (= geistig-seelischer Reife- und Entwicklungsstand). Versucht, sofern man ihm Gelegenheit gibt, seine Ziele innerhalb der Organisation zu integrieren, anstatt in Konflikt mit den organisationalen Zielen zu geraten. Infobox 3. Menschenbild des Self-actualizing Man. Bemerkenswert ist, dass sich die Forschungsansätze und Kritikpunkte zur Zeit des ‚Self-actualizing man’ fast ausschließlich auf die Unzulänglichkeiten des Menschenbildes des ‚Homo Oeconomicus’ beziehen. Kirchler et al. (2004, S.92) bemerken dazu, dass die Forschungsströmungen des ‚Social and self-actualizing man’ ihre Ursprünge fast zur gleichen Zeit hatten und die Erkenntnisse zur Zeit des ‚Self-actualizing man’ sich daher als Reaktion auf den Taylorismus verstehen lassen. Darüber hinaus waren die Erkenntnisse, die zur Zeit des ‚Social man’ entwickelt wurden, vielfach noch nicht 31 in der Praxis umgesetzt worden, so dass man im betrieblichen Alltag weiter mit den Problemen der tayloristischen Arbeitsteilung kämpfte, die sich zunehmend in hohen Fluktuationsraten, Qualitätsverlusten in der industriellen Fertigung und Streiks bemerkbar machten (Herrick & Maccoby, 1975). Hervorzuheben sind für die Zeit Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre die Arbeiten von Forschern wie Maslow (1954), Herzberg et al. (1959), McGregor (1960) und Argyris (1964), bei denen es sich streng genommen um Motivationstheorien handelt. Über die Zusammenhänge von Arbeitsmotivation und Arbeitszufriedenheit und die Notwendigkeit, auch motivationale Theorien zur Erklärung der Arbeitszufriedenheit heranzuziehen, wurde bereits in Kapitel 2.1.1. berichtet. Gemeinsam war diesen Arbeiten die Kritik, dass die Entfremdung der Arbeiter von ihrer Arbeitstätigkeit vor allem darauf zurückzuführen sei, dass sie ihnen nicht die Möglichkeit zur sinnvollen Nutzung ihrer Fähigkeiten und Potenziale biete. Die Theorien dieser Forscher stellten daher vor allem die Bedeutung von Selbstverwirklichung, Autonomie und Selbstkontrolle in den Mittelpunkt. Insofern verstanden auch sie die Autonomie in der Entscheidungsfindung und die Beteiligung an Unternehmensentscheidungen als wichtige Einflussvariablen, die Menschen motivieren und somit auch zu Arbeitszufriedenheit führen (Ulich, 1994). In Bezug auf die angestrebte Identifikation von Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit ist dabei insbesondere die Zweifaktoren-Theorie von Herzberg et al. (1959) zu nennen, die zwei voneinander unabhängige Ereignisgruppen bzw. Faktorenkategorien unterstellt, die über Arbeitsunzufriedenheit und Arbeitszufriedenheit entscheiden. Dabei handelt es sich um: • Hygienefaktoren (‚dissatisfiers’; extrinsische Faktoren, Kontextfaktoren), die über Arbeitsunzufriedenheit entscheiden und sich vor allem auf die äußeren Rahmenbedingungen der Arbeit beziehen • Motivatoren (‚satisfiers’, intrinsische Faktoren, Kontentfaktoren), die über Arbeitszufriedenheit entscheiden und sich vor allem auf den Arbeitsinhalt beziehen 32 In Infobox 4 sind die Hygienefaktoren und Motivatoren von Herzberg et al. (1959) aufgeführt. Wie man erkennen kann, spiegeln sich in diesen Faktoren eine Vielzahl von Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, wie bspw. die Zufriedenheit mit Vorgesetzten und Kollegen oder der Zufriedenheit mit der Entlohnung (Gehalt) wider, die bereits im Rahmen der geschichtlichen Betrachtung identifiziert wurden. Zufriedenheit und Motivation bei der Arbeit nach Herzberg, Mausner & Synderman (1959) 1. Hygienefaktoren / Dissatisfaktoren Verschlechterungen führen zu Unzufriedenheit Arbeitsbedingungen – Gehalt – Vorgesetzte – Personalführung / Kontrolle – Kollegen – Unternehmenspolitik / -organisation 2. Motivatoren / Satisfaktoren Verbesserungen schaffen Zufriedenheit und können motivieren Leistung – Anerkennung – Arbeitsinhalt – Verantwortung – Aufstieg Infobox 4. Hygienefaktoren und Motivatoren nach Herzberg, Mausner & Synderman (1959). Als weitere Theorie der Zeitspanne des ‚Self-actualizing man’, die sich mit der Bedeutung von betrieblicher Partizipation beschäftigte, ist das Konzept der ‚industriellen Demokratie’ (Emery & Emery, 1974; Emery & Thorsrud, 1969) des Work Research Institute in Oslo zu nennen, in dessen Rahmen die direkte Partizipation der Mitarbeiter durch die Einrichtung teilautonomer Arbeitsgruppen umgesetzt wurde. Im Gegensatz zu Maslow (1954), bei dessen Theorie es sich um eine allgemeine Motivationstheorie handelte, die man auf den Kontext der Arbeit übertragen konnte, befasste sich die Theorie des Work Research Institutes explizit mit dem Zusammenspiel von Technik, Arbeitsorganisation und der Entwicklung von Humanressourcen (Emery & Thorsrud, 1982). Beeinflusst wurden die Forscher des Work Research Institutes, wie auch andere skandinavische Konzepte, dabei maßgeblich von den Forschungen der Tavistock Gruppe und ihrer Theorie des soziotechnischen Systems. Im Bereich der Erforschung der Auswirkungen betrieblicher Partizipation hatten die skandinavischen Länder zu dieser Zeit eine Vorreiterrolle inne. Allein 57 % aller Projekte zur Untersuchung selbst steuernder Arbeitsgruppen fielen dabei auf den skandinavischen Raum (Rohmert & Weg, 1976). Als eines der bekanntesten Beispiele 33 ist dabei vor allem die Einführung der teilautonomen Gruppenarbeit bei Volvo zu nennen (Horndasch, 1998). Vor dem Hintergrund hoher Fluktuations- und Abwesenheitsraten bei gleichzeitiger Hochkonjunktur der schwedischen Automobilindustrie sah Volvo sich gezwungen, von der noch immer tayloristisch geprägten Aufgabengestaltung abzuweichen und deutlich autonomere Arbeitsabläufe auf Gruppenebene einzuführen. Durch die konsequente Umsetzung dieser neuen Managementstrategie in einem Werk in Kalmar/Schweden konnte ein starker Rückgang der Fluktuations-, Abwesenheits- und Unfallraten erzielt werden; die Arbeitsproduktivität lag gleichzeitig um 15-20 % über der der anderen Volvo-Werke. Man kann daher sagen, dass die Zeit des ‚Self-actualizing man’ noch mehr als die Zeit des ‚Social man’ von Untersuchungen zur Bedeutung betrieblicher Partizipation und der Autonomie bei betrieblichen Entscheidungen geprägt war. Der Fokus lag nun jedoch deutlich stärker auf den einzelnen Individuen und ihren Bedürfnissen und Motiven. Was die Identifikation von Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit betrifft, ist in diesem Zeitraum in erster Linie eine Verschiebung des Blickwinkels und Schwerpunktes hin zu selbstverwirklichenden Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit zu beobachten. Grundlegend neue Teildimensionen dagegen waren nicht Gegenstand der Forschungen dieser Zeit. Die Zeit des ‚Complex man’ Mitte der 70er Jahre setzte sich abermals ein neues Menschenbild durch, das mit dem Begriff des ‘Complex man’ beschrieben wird. Ausgangspunkt für diese neue Sichtweise war die Kritik vieler Forscher, dass in der Vergangenheit jeweils recht vereinfachte und generalisierende Menschenbilder vorgeherrscht hatten und diese nicht die komplexe und individuelle Natur des Menschen widerspiegelten. So wurde zur Zeit des ‚Homo Oeconomicus’ der Mensch auf ein Nutzen maximierendes Individuum reduziert, zur Zeit des ‚Social man’ in erster Linie die sozialen Systeme und die Zufriedenheit bezüglich dieser Systeme als Quelle für Arbeitszufriedenheit betrachtet und in der Zeit des ‚Self-actualizing man’ das Selbstverwirklichungsmotiv und die intrinsische Motivation in den Vordergrund gestellt (Kirchler et al., 2004). 34 Da Menschen jedoch Individuen sind, die sich sowohl inter- als auch intraindividuell unterscheiden, waren nach Ansicht dieser Kritiker solche generalisierenden Bilder nicht geeignet, um den einzelnen Menschen zu charakterisieren und konnten daher auch nicht die Arbeitszufriedenheit bzw. die Dinge, die zur Zufriedenheit des Mitarbeiters führen, vorhersagen. Schein (1980) charakterisiert das Menschenbild des ‚Complex man’ daher folgendermaßen (vgl. Infobox 5): Complex Man: • • • • • • Bedürfnisse variieren sowohl inter- als auch intraindividuell, da die Bedürfnisse verschiedener Individuen sich aufgrund unterschiedlicher Wertigkeiten unterscheiden und sich darüber hinaus bei jedem Individuum die Bedürfnisse in Abhängigkeit von Entwicklungsstand und Situation ändern. seine Motive sind zu einem komplexen Muster verwoben. Mit Geld können nicht nur physiologische Bedürfnisse befriedigt werden, vielmehr stehen zur Befriedigung einzelner Bedürfnisse verschiedene Mittel und Wege zur Verfügung. kann innerhalb der Organisation durch den Austausch von Erfahrungen im Rahmen einer komplexen, individuellen Lerngeschichte, neue Motive erlernen kann in mehreren Organisationen oder in verschiedenen Bereichen der Organisation unterschiedliche Motive verfolgen. ist nur teilweise durch seine verschiedenen Motivmuster zu erklären. Auch die Art der Aufgabe, der Fähigkeiten und Fertigkeiten der Arbeiter und das Betriebsklima sind wichtige Faktoren für die Bewertung der Arbeit und der Produktivität. erfordert eine Anpassung des Führungsverhaltens an die Ansprüche des einzelnen Arbeitnehmers, da es aufgrund der individuellen Variation kein einzig richtiges Führungsverhalten geben kann Infobox 5. Menschenbild des Complex Man. Die neuerliche Änderung des Menschenbildes führte jedoch nicht zur Erforschung grundlegend neuer Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, wie bspw. die Entdeckung der Wichtigkeit der sozialen Beziehungen in der Zeit des ‚Social man’. Vielmehr setzte sich die Erkenntnis durch, dass die Fokussierung auf einzelne Bereiche der Arbeitsgestaltung oder der Arbeitsumwelt nicht geeignet ist, die Arbeitszufriedenheit eines Menschen zu erfassen. Man begann daher damit, das Konstrukt Arbeitszufriedenheit ganzheitlich zu betrachten und die Erkenntnisse und Ergebnisse in einzelnen Teilbereichen der Arbeitszufriedenheit, die in den vorangegangenen Zeitspannen gewonnen wurden, zu integrieren und anhand dieser ganzheitlichen Betrachtung und Messung der einzelnen Aspekte Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitszufriedenheit abzuleiten. Das im Gegensatz zu früheren Zeiten deutlich komplexere Menschenbild und die Annahme intraindividueller Unterschiede zwischen den Men- 35 schen erhöhte jedoch abermals die Bedeutung und Verantwortung der Führungskräfte. Sie sind es, die die Unterschiede zwischen den Mitarbeitern und ihren Bedürfnisstrukturen identifizieren und überdies die Bedürfnisse der einzelnen Individuen ständig hinterfragen müssen, da diese nicht zwangsläufig temporär konstant sein müssen. Eine weitere Strömung, die in den 70er Jahren die Arbeitszufriedenheitsforschung bestimmte, ist die Entwicklung von Theorien, die sich zunehmend mit den prozessualen Aspekten der Entstehung von Arbeitszufriedenheit beschäftigen. Auch wenn die Entwicklung der Inhalts- und Prozesstheorien nicht vollständig getrennt werden kann und es durchaus zu zeitlichen Überschneidungen kam, kann man sagen, dass in der Zeit des ‚Self-actualizing man’ mehrheitlich die bereits in Kapitel 2.1.2. vorgestellten Inhaltstheorien entwickelt wurden, während Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre der Forschungsschwerpunkt mehr auf den Prozesstheorien lag. Bedeutende Theorien waren dabei das ‚Facet Satisfaction Model’ von Lawler (1973) und das ‚Anspruchsregulationsmodell’ (Zürcher Modell) von Bruggemann et al. (1975). Zwar resultieren auch aus den Prozesstheorien keine neuen Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, sie stehen jedoch im Einklang mit der Sichtweise der Arbeitszufriedenheit als multiattributives Konstrukt, da sie Arbeitszufriedenheit als Ergebnis eines Soll-Ist-Vergleichs zwischen erwartetem und tatsächlichem Ergebnis der Arbeit verstehen und dieser Soll-Ist-Vergleich grundsätzlich auf alle Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit anwendbar ist. Festzuhalten ist, dass sich in der Zeit des ‚Complex man’ die Ansicht etablierte, dass es sich bei dem Konstrukt Arbeitszufriedenheit um ein vielschichtiges und komplexes Phänomen handelt, das bei jedem Individuum, je nach Lebenslage und Persönlichkeit, von verschiedenen Komponenten beeinflusst wird. Zentraler Beitrag dieser Zeit ist daher nicht die Identifikation weiterer Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit als vielmehr die Erkenntnis, dass zu einer allumfassenden Erklärung und Messung der Arbeitszufriedenheit eines Menschen eine Vielzahl von Einflussvariablen herangezogen werden sollte, da es sich bei der Arbeitszufriedenheit um ein multiattributives Konstrukt handelt. 36 Arbeitszufriedenheitsforschung seit Anfang der 90er Jahre Die Kategorisierung von Zeiträumen anhand bestimmter Menschenbilder endet in der wissenschaftlichen Literatur mit der Zeit des ‚Complex-man’. Versucht man für die Zeit seit Anfang der 90er Jahre bis heute ein Menschenbild zu entwerfen, so ist sicherlich die einsetzende Technisierung der Gesellschaft mit dem Aufkommen moderner Kommunikationsmedien wie Mobiltelefonen, Computern und Internet als ein Hauptmerkmal zu nennen. Menschen erlangen aufgrund dieser neuen Medien eine nie da gewesene Fülle von Informationen und Kontakten und ständige Erreichbarkeit und Kommunikation ist zu einem Hauptmerkmal der Arbeitstätigkeit vieler Berufsgruppen geworden. Ein anderes Merkmal, das zu einem großen Teil durch diese neuen Kommunikationsmedien gefördert wurde, ist die voranschreitende Globalisierung. Kommunizierten Mitarbeiter in früheren Zeiten überwiegend mit Beschäftigten ihres eigenen Unternehmens oder des Landes, in dem sie lebten, sind heutzutage die internationalen wirtschaftlichen Verflechtungen und die Schnittstellen der Mitarbeiter zu Repräsentanten anderer Unternehmen und Kulturkreise deutlich größer geworden. Darüber hinaus zwingen die Globalisierung und die damit oftmals verbundenen Migrationsbewegungen viele Unternehmen, ihre bisherigen Marktstrategien zu überdenken. So werden in Deutschland derzeit bspw. erste Call-Center in türkischer Sprache aufgebaut, um dem wachsenden Bedarf türkischer Mitbürger nach Beratungsleistungen und dem damit entstandenen Servicemarkt zu begegnen. Da jede Arbeit letztlich durch Menschen verrichtet werden muss, haben diese Veränderungen (z.B. deutlich vermehrter Kundenkontakt und somit Wahrnehmung von Kunden(un)zufriedenheit) zwangsläufig auch wieder Auswirkungen auf deren Zufriedenheit in den betreffenden Berufsbranchen. Diese Veränderungen der Arbeitsbedingungen und die Auswirkungen dieser Veränderungen für viele Berufsbilder sind daher Ausgangspunkt für neue Forschungen und Forschungsschwerpunkte geworden, wecken teilweise aber auch wieder Interesse an vergleichsweise alten Forschungsrichtungen. So richten sich bspw. wieder vermehrt Untersuchungen (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2004; De Croon et al., 2005; Wieland et al., 2002) auf die optimale Gestaltung von Arbeitsplätzen, wie die räumliche Anordnung der Arbeitsplätze und Büromöbel oder aber die ergonomische Gestaltung von Arbeitsmitteln und -möbeln. 37 Besonderes Augenmerk vieler Forscher liegt in diesem Zusammenhang auf Berufen, die in einem hohen Maße den Gebrauch der erwähnten neuen Medien vereinen. Dabei ist insbesondere die in dieser Arbeit als Untersuchungsobjekt gewählte Call-CenterBranche mit ihren ständigen sozialen Kontakten bei gleichzeitiger Nutzung verschiedener Kommunikationsmedien zu nennen. Ein weiterer Forschungszweig, der zunehmend wieder das Interesse der Wissenschaft hervorruft, ist der Einfluss von Emotionen und Gemütszuständen auf die Arbeitszufriedenheit. So stellten Forscher wie Wegge et al. (2006a) fest, dass das Vorspielen positiver Emotionen, wie es bspw. im Kundenkontakt in Call-Centern unerlässlich ist, bei gleichzeitiger Unterdrückung der wirklichen Emotionen hohen Stress und psychische Belastungen hervorruft und oftmals zu Burn-out oder anderen körperlichen Beschwerden führt. Studien von Brief und Weiss (2002) oder Wegge und Neuhaus (2002) beschäftigen sich daher wieder vermehrt mit den affektiven Komponenten der Arbeitszufriedenheit und bemängeln die zu starke kognitive Orientierung bei der Messung von Arbeitszufriedenheit. Darüber hinaus rücken, aufgrund des immer stärker werdenden Dienstleistungssektors, die sozialen Kontakte mit Kunden immer mehr in den Fokus der Forschung. War zu Anfang des 20. Jahrhunderts, in der die Arbeitszufriedenheitsforschung zumindest indirekt ihren Anfang nahm, noch die überwiegende Zahl der Arbeiter in Deutschland in der Urproduktion (Primärsektor) und im industriellen Sektor (Sekundärsektor) beschäftigt und nur ein geringer Anteil im Dienstleistungssektor (Tertiärsektor), liegt der Anteil des Dienstleistungssektors mittlerweile bei 71,9 % (Der Fischer Weltalmanach, 2007). Die Bedeutung der sozialen Kontakte mit den Kunden und der Zufriedenheit der Kunden für die Arbeitszufriedenheit des Mitarbeiters ist somit deutlich gestiegen und steht im Mittelpunkt vieler Forschungsarbeiten. Dabei konzentrieren sich einige Forschungen auf den Zusammenhang zwischen tatsächlicher, messbarer Kundenzufriedenheit und der Arbeitszufriedenheit (Bernhardt, Donthu & Kennett, 2000; Hoffmann & Koop, 2004; Krause & Dunckel, 2003), während andere den Zusammenhang zwischen der vom Mitarbeiter wahrgenommenen Kundenzufriedenheit und der Arbeitszufriedenheit des Mitarbeiters untersuchen (Grund, 1998; Müller, 1999; Schlesinger & Zornitsky, 1991). 38 Eine weitere Forschungsrichtung, die erst seit Anfang der 90er Jahre vermehrt Aufmerksamkeit erfährt, ist der Bereich der Unternehmenskultur. Forscher wie Jaworski und Kohli (1993) oder Siguaw, Brown und Widing (1994) untersuchten bspw. in ihren Forschungen die Bedeutung der Kundenorientierung (teilweise als Teilkomponente der Marktorientierung) eines Unternehmens für die Arbeitszufriedenheit des Mitarbeiters und begründeten den Einfluss über den Stolz, den der Mitarbeiter bei der gemeinsamen Arbeit am Ziel der Kundenzufriedenheit empfindet. Andere Forscher wiederum konzentrierten sich weniger auf konkrete Unternehmensziele, wie die gerade erwähnte Kundenorientierung, sondern beschäftigten sich eher übergeordnet mit der Bedeutung des Unternehmensleitbildes, das auch die Klarheit bezüglich der Zielvorgaben des Unternehmens beinhaltet, für die Arbeitszufriedenheit (Brown & Yoshioka, 2003). Versucht man nun ein Menschenbild für die Zeit seit Anfang der 90er Jahre zu entwerfen, so handelt es sich weniger um ein neues und im Kontrast zum Menschenbild des ‚Complex man’ stehendes, als vielmehr um eine Weiterentwicklung dieses Menschenbildes. Die Forschungen sind, wie in den vorangegangenen Abschnitten gezeigt, recht vielfältig und beziehen sich auf verschiedene Teilbereiche und -dimensionen der Arbeitszufriedenheit. Allerdings haben die neuen Kommunikationsmedien und die starke Globalisierung des letzten Jahrzehnts einen großen Einfluss auf die Sichtweise des Menschen. Das vorherrschende Menschenbild könnte daher mit dem Begriff ‚Networked man’ recht gut beschrieben werden, wobei sich die Vernetztheit sowohl auf die Vernetzung im Rahmen sehr vielfältiger und häufiger sozialer Kontakte und die Vernetzung durch neue Kommunikationsmedien wie Internet und Handy als auch auf die Vernetzung auf internationaler Ebene im Zuge der Globalisierung bezieht. Dass dabei für den Menschen, dessen Arbeitsbereich sich zu einem immer größeren Teil auf seinen Arbeitsplatz (-tisch) verlagert und immer mehr Kommunikationsmedien umfasst, Arbeitszufriedenheitsdimensionen, die sich konkret auf seinen Arbeitsplatz beziehen, wie Raumgestaltung und Qualität und Zuverlässigkeit der Technik, immer bedeutender werden, liegt auf der Hand. Zentrale Erkenntnisse für das Verständnis des Konstruktes Arbeitszufriedenheit sind daher die noch stärkere Bedeutung der Komplexität der die Arbeitszufriedenheit beeinflussenden Teildimensionen als auch die Identifikation der Teildimensionen: 39 • Wahrgenommene Kundenzufriedenheit • Zufriedenheit mit der Kundenorientierung • Zufriedenheit mit dem Unternehmensleitbild (den Zielvorgaben des Unternehmens) • Zufriedenheit mit der Technik am Arbeitsplatz 2.2.2. Zuordnung der Teildimensionen der Arbeitzufriedenheit zu einzelnen Themenbereichen Die geschichtliche Entwicklung der Arbeitszufriedenheitsforschung, die im letzten Kapitel skizziert wurde, zeigt, dass mit den Veränderungen des Blickwinkels auf den arbeitenden Menschen stets auch die Forschungsschwerpunkte und Themengebiete der Arbeitszufriedenheitsforschung variierten und dass es eine große Vielfalt von Einflussvariablen und Gestaltungsbereichen gibt, die Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben. Die Erkenntnisse zur Zeit des ‚Complex man’ zeigen weiterhin, dass, zum Zwecke einer allumfassenden und erschöpfenden Untersuchung der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter, die verschiedenen Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit ganzheitlich betrachtet werden sollten. Schaut man sich diese verschiedenen Teildimensionen an, so wird deutlich, dass einzelne Dimensionen, wie bspw. die Zufriedenheit mit den Kollegen und den Vorgesetzten, inhaltlich näher beieinander liegen als andere. Daher werden die im letzten Kapitel identifizierten Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit insgesamt fünf verschiedenen Themenbereichen zugeordnet (siehe auch Tab. 4), die auch später bei der Formulierung der Modellhypothesen so übernommen werden. Der erste Themenbereich vereint dabei alle Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, die mit den organisatorischen Rahmenbedingungen des Arbeitsplatzes zusammenhängen. Der Bereich wird daher Arbeitsorganisation genannt und umfasst die Zufriedenheit mit der Be- und Entlohnung, die Zufriedenheit mit den Arbeitszeiten, die Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen, die Zufriedenheit mit der Fürsorge 40 und Anerkennung des Unternehmens, die Zufriedenheit mit dem Arbeitsaufkommen bzw. der Arbeitsbelastung sowie die Zufriedenheit mit der Technik. Tabelle 4. Zuordnung der Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit zu einzelnen Themenbereichen der Arbeitszufriedenheit. Arbeitszufriedenheitsbereich Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit Arbeitsorganisation Be- und Entlohnung Arbeitszeitregelungen Weiterbildungsmaßnahmen Fürsorge der Unternehmensleitung Arbeitsbelastung Technik Aufgabengestaltung Autonomie Beteiligung Abwechslung Arbeitsumfeld Vorgesetzte Kollegen Raum Unternehmenskultur Wahrgenommene Kundenzufriedenheit Kundenorientierung des Unternehmens Kundenorientierung der Mitarbeiter Klarheit der Zielvorgaben Wahrgenommene Kundenzufriedenheit Weiterhin werden die Teildimensionen zusammengefasst, die sich auf die jeweilige Ausgestaltung der Arbeitstätigkeit, also mehr auf die Inhalte der Arbeit beziehen. Dabei handelt es sich um die Dimensionen Zufriedenheit mit der Autonomie am Arbeitsplatz, Zufriedenheit mit der Beteiligung an Entscheidungen am Arbeitsplatz und Zufriedenheit mit der Abwechslung am Arbeitsplatz. Zu Zeiten des ‚Social man’ wurde die Bedeutung der sozialen Beziehungen für die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter erkannt. Dabei handelt es sich um Dimensionen, die von außen auf den Mitarbeiter einwirken. Die beiden Teildimensionen Zufriedenheit mit den Vorgesetzten und Zufriedenheit mit den Kollegen wurden daher in dem Bereich Arbeitsumfeld zusammengefasst. Es sind jedoch nicht nur soziale Komponenten, die von außen auf den Mitarbeiter und seine Arbeitszufriedenheit einwirken. 41 Aus diesem Grunde wurde auch die Zufriedenheit mit Raum bzw. der Ausgestaltung des Arbeitsraums dieser Kategorie zugeordnet. Wie bereits aus der Theorie Barnards (1938) abgeleitet, wirken auch unternehmensexterne soziale Kontakte, insbesondere die Kontakte mit Kunden auf die Arbeitszufriedenheit ein. Das Interesse der Forschungen gilt dabei allerdings weniger der Zufriedenheit der Mitarbeiter mit den Kundengesprächen als vielmehr der Frage, inwieweit die Kundenzufriedenheit Quelle für die Arbeitszufriedenheit des Mitarbeiters ist. Aus diesem Grunde wird für diese Teildimension ein eigener und somit identisch lautender Teilbereich wahrgenommene Kundenzufriedenheit formuliert. Der letzte Bereich umfasst die Teildimensionen, die direkt oder indirekt mit Werten und Zielen zusammenhängen und somit die Unternehmenskultur prägen. Dabei handelt es sich um die Teildimensionen Zufriedenheit mit der Kundenorientierung, wobei an dieser Stelle nochmals zwischen der Kundenorientierung des Unternehmens und der des Mitarbeiters (und somit der eigenen) unterschieden wird und Zufriedenheit mit der Klarheit der Zielvorgaben des Unternehmens. 42 3. Das Call-Center als Forschungsobjekt dieser Arbeit Das im Rahmen der geschichtlichen Betrachtung der Arbeitszufriedenheitsforschung für den Zeitraum seit Anfang der 90er Jahre des letzten Jahrtausend bis heute entworfene Menschenbild des ‚Networked man’ ist in erster Linie durch die rasante Entwicklung neuer Kommunikations- und Informationsmedien und die zunehmende Globalisierung beeinflusst worden. Die neuen Medien versorgen den Menschen in sehr kurzer Zeit mit einer großen Fülle weltweiter Informationen und erlauben durch neue Kommunikationstechnologien wie E-Mails, Handys oder Videokonferenzen eine nie da gewesene Anzahl an (weltweiten) Sozialkontakten. Im Gegensatz zu den Anfängen der Arbeitszufriedenheitsforschung, in denen sich der Fokus der Forschung aufgrund wandelnder Menschenbilder stets auf andere Teilbereiche der Arbeitszufriedenheit verlagert hat, führt dieses neue Menschenbild, wie in Kapitel 2.2.1. erläutert, nicht zur Betrachtung grundlegend neuer Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit. Vielmehr kommt es aufgrund der technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu grundlegenden Veränderungen im Bereich der Arbeitstätigkeiten und der Arbeitsansprüche an die Mitarbeiter, wie bspw. telefonische Kommunikation bei gleichzeitiger Bedienung eines Computers. Die Veränderung liegt also nicht im Blickwinkel der Betrachtung von Arbeitszufriedenheit, sondern vielmehr in der Arbeitstätigkeit selber, also dem Kontext der Betrachtung. Vor dem Hintergrund dieses neuen Menschenbildes und den damit einhergehenden grundlegenden Änderungen vieler Berufsbilder stellt sich daher die Frage, ob die Erkenntnisse der Arbeitszufriedenheitsforschung, die in der Vergangenheit erarbeitet wurden, auch vor dem Hintergrund dieses neuen Menschenbildes noch Bestand haben oder ob die geänderten Tätigkeitsprofile und Rahmenbedingungen auch zu einer Veränderung der Arbeitszufriedenheit geführt haben. So könnte man annehmen, dass für den ‚Networked man’ Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, wie bspw. Zufriedenheit mit der Technik am Arbeitsplatz, aufgrund der großen Abhängigkeit größere Bedeutung erlangen als in der Vergangenheit. Um die Auswirkungen dieses neuen Menschenbildes und der damit verbundenen Rahmenbedingungen auf die Arbeitszufriedenheit zu untersuchen, sollte daher ein 43 Berufsbild bzw. eine Branche gewählt werden, die die Charakteristika und Besonderheiten des neuen Menschenbildes in hohem Maße widerspiegelt und vereint. Als ideales Forschungsobjekt bietet sich dabei die Call-Center-Branche an. CallCenter werden laut Dieckhoff, Freigang-Bauer, Schröter und Viereck (2001, S.2) als organisatorische Einheiten definiert, „…die mit informations- und kommunikationstechnologischer Unterstützung den (telefonischen) Kundenkontakt rationalisieren, verbessern und ausweiten sollen“. Auch die Definition von Holtgrewe (2006) geht in diese Richtung: „Call centres are companies or organizational units which specialize in customer contact over the phone supported by networked information and communication technology.“ Wie zu erkennen ist, vereinen die Definitionen dabei grundlegende Merkmale des neuen Menschenbildes: Vielfältige und häufige soziale Kontakte, sowie die Nutzung von technologischen Informations- und Kommunikationsmedien. Darüber hinaus ist die Call-Center-Branche aufgrund ihrer Tendenz, Call-Center in Billiglohnländern anzusiedeln – bspw. Call-Center in Marokko für den französisch sprechenden Raum oder Call-Center in der Türkei für die türkisch sprechende Klientel (Handelsblatt, 2005, S.18) – ein Musterbeispiel der zunehmenden Globalisierung. Aufgrund der Zweckmäßigkeit des Berufsfeldes Call-Center für die Untersuchung der Arbeitszufriedenheit vor dem Hintergrund des Menschenbildes des ‚Networked man’ soll daher in den nächsten Kapiteln die Entstehung und heutige Bedeutung der CallCenter-Branche beschrieben werden. Des Weiteren wird eine Kategorisierung verschiedener Call-Center-Typen und -Tätigkeiten vorgenommen, um dem Leser das spätere Verständnis und die Einordnung des Untersuchungsobjektes in die Gesamtbranche zu erleichtern. 3.1. Entwicklung der Call-Center-Branche Obwohl Call-Center oftmals als ein relativ neues Berufsfeld betrachtet werden, ist das Grundkonzept des Call-Centers fast genauso alt wie die Verbreitung des Telefons selbst. Bereits in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden junge Frauen rekrutiert, um in den handbetriebenen Telefonvermittlungsanlagen der Telefongesellschaften zu 44 arbeiteten (Holtgrewe, 2002). Interessanterweise gehörten die Telefonvermittlerinnen auch zu den ersten Berufsgruppen, für die im Rahmen der in den 20er Jahren entstandenen Psychotechnik (vgl. Kapitel 2.2.1.) Eignungsprüfungen und Maßnahmen der Arbeitsgestaltung entwickelt wurden (Giese, 1923). Gegen Ende der 70er Jahre wurden dann von großen Versandhäusern und der Tourismusbranche erstmalig telefonische Bestellannahmen eingeführt, um die Kundenansprache und telefonische Kundenbetreuung zu verbessern, bevor Ende der 80er, im Rahmen erster Deregulierungen im Telefonnetz, proaktivere Einsatzmöglichkeiten, wie Direktmarketing und telefonische Vertriebsunterstützung, angedacht wurden (Holtgrewe, 2002). Der eigentliche Boom in der Call-Center-Branche setzte allerdings in den 90ern, in Deutschland in der zweiten Hälfte der 90er Jahre ein. Dort war es vor allem die Finanzdienstleistungsbranche, also Banken und Versicherungen, die den Nutzen von Call-Centern erkannte und deren Anteil an der gesamten Call-Center-Branche um die Jahrtausendwende zwischen ca. 27 % und ca. 55 % lag (Bittner, Schietinger, Schroth & Weinkopf, 2000). Die unterschiedlichen Prozentzahlen resultierten dabei aus verschiedenen Studien, in denen die Branchen verschieden definiert waren. Überdies waren in einigen Studien Mehrfachnennungen möglich, in anderen nicht. Heutzutage erstreckt sich das Einsatzgebiet von Call-Centern auf eine Vielzahl von Branchen (Mobilfunkbranche, Finanzdienstleister, Energieversorger) und Dienstleistungen (genau Kategorisierung der Einsatzbereiche von Call-Centern erfolgt in Kapitel 3.2.), wobei neuerdings der Trend zu erkennen ist, Serviceleistungen mit Vertriebsmöglichkeiten zu kombinieren bzw. als gegenseitige Chance zu nutzen. Die seit der zweiten Hälfte der 90er Jahre zunehmende Bedeutung der Call-CenterBranche in Deutschland kann man insbesondere an den Wachstumszahlen dieses Dienstleistungsbereichs ablesen. Gab es im Jahre 1998 rund 1.600 Call-Center in Deutschland, so ist die Zahl bis zum Jahre 2006 kontinuierlich auf 5.700 (vgl. Abb. 2) gestiegen (Deutscher Direktmarketing Verband, 2006). Neuere Zahlen über die Branchenentwicklung (Anzahl der Call-Center, Beschäftigten) waren nach Rückfrage beim Deutschen Direktmarketing Verband (DDV) und dem Call Center Forum (CCF) nicht erhältlich. 45 Entsprechend sind auch die Mitarbeiterzahlen in den Call-Centern von 44,8 Tsd. im Jahre 1995 auf ca. 380 Tsd. im Jahre 2006 und die Anzahl der Call-Center-Plätze von 31 Tsd. im Jahre 1995 auf 190 Tsd. im Jahre 2006 angewachsen (vgl. Abb.3). 5550 5700 6000 4900 5000 4300 4000 3350 2750 3000 2000 3750 Anzahl CallCenter 2300 1600 1000 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Abbildung 2. Anzahl der Call-Center in Deutschland (Quelle: Quellen: Datamonitor, ProfiTel CC-Atlas, 2006 (Schätzung) in: DDV, 2006). 400 380 350 350 320 330 300 261,8 250 224,8 187,3 200 150 100 50 0 280 160,5 116,1 85,1 70,2 44,8 61,1 44,8 31 98,6 118,3 137,8 150 162 170 175 190 Call-Center Plätze Call-Center Mitarbeiter 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Abbildung 3. Anzahl (in Tsd.) der Call-Center-Mitarbeiter und -Plätze in Deutschland (Quelle: Datamonitor, CC-Atlas profiTel, Call Center Benchmarkstudie 2006 in: DDV, 2006). 46 Schätzungen des CCF (Call Center Forum, 2008) beziffern den derzeitigen jährlichen Umsatz der Branche in Deutschland auf 12 Mrd. Euro und den Anteil von Call-CenterAgenten an der erwerbstätigen Bevölkerung auf 1,1 %, womit jeder 91. Erwerbstätige in Deutschland mittlerweile in einem Call-Center arbeitet. Die Call-Center-Branche hat sich somit zu einer bedeutenden Branche im Bereich des Dienstleistungssektors entwickelt und kann bei weitem nicht mehr als Nischenmarkt betrachtet werden. Der rasante Aufstieg der Call-Center-Branche ist dabei in erster Linie auf zwei Dinge zurückzuführen. Zum einen sind sie „… ein wichtiges Instrument der Kundenorientierung, der Kundenbindung und der Kundengewinnung im Produktions- und Dienstleistungssektor“ (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2004, S.5). Der andere Grund liegt in ihrer ökonomischen Vorteilhaftigkeit und Attraktivität. So erhöhen sie den Unternehmensnutzen, z.B. durch einen höheren Umsatz, der sich aufgrund eines Imagegewinns oder einer höheren Kundenzufriedenheit einstellt. Auf der anderen Seite kann durch ihren Einsatz eine Reduzierung des Aufwands bzw. der Kosten „durch schnellere Bearbeitung von Geschäftsvorfällen, Differenzierung der Personalstruktur und damit verbundenen Lohnkostenvorteilen“ erreicht werden (Nippa & Hachenberger, 1999, S.5). 3.2. Kategorisierung von Call-Center-Typen und -Tätigkeiten Bei Call-Centern lassen sich verschiedene organisatorische Modelle, aber auch verschiedene Arten von Call-Center-Tätigkeiten unterscheiden (vgl. Tabelle 5) Tabelle 5. Kategorisierung von Call-Centern. 47 Erstes Unterscheidungsmerkmal ist dabei, ob es sich um Inhouse Call-Center oder aber externe Dienstleister handelt. Als Inhouse Call-Center bezeichnet man dabei CallCenter, die eine Unternehmenseinheit innerhalb des Mutterunternehmens, dessen Produkte oder Dienstleistungen sie vertreiben, darstellen. Externe Dienstleister bzw. externe Call-Center hingegen sind rechtlich eigenständige Unternehmen, die sich auf diese Art der Dienstleistung spezialisiert haben und ihre Dienstleistung auf dem freien Markt anderen Unternehmen zur Verfügung stellen (Wieland et al. 2002). Zweites Unterscheidungsmerkmal bei Call-Centern ist die Art der Tätigkeit bzw. Dienstleistung, die sie anbieten. Zur Unterscheidung wird dabei in der Regel die Kommunikationsrichtung, also die Art des Telefonkontaktes herangezogen. Unterschieden wird dabei zwischen Inbound-, Outbound- und Back-Office-Tätigkeiten. Unter Inbound werden dabei alle Arten von Tätigkeiten verstanden, bei denen der Call-Center-Agent eingehende Telefonate bearbeitet. Das Inbound-Geschäft ist der älteste Bereich der Call-Center-Branche und umfasst Aktivitäten wie Auskunftsdienste, Supportservice, Bestellannahmen und Beschwerdemanagement (Bittner et al., 2000). Unter Outbound-Telefonie hingegen versteht man das proaktive Kontaktieren der jeweiligen Zielgruppe. Dabei kann es sich um Verkaufs- und Werbegespräche handeln, aber auch um Kundenakquise oder Gespräche, die über Vertragsänderungen oder Tarifwechsel informieren (Call Center Akademie, 2004). Der dritte Tätigkeitsbereich im Bereich der Call-Center ist der so genannte Back-Office-Bereich. An ihn werden die Anrufe, die die Call-Center-Mitarbeiter im Front-Office (Inbound und Outbound) nicht direkt beantworten können, weitergeleitet und dort durch Experten bearbeitet. Darüber hinaus werden im Back-Office alle Dokumente eingelesen und in Dokumentverwaltungssystemen zugeordnet (Call Center Akademie, 2004). Bei der Vivento Customer Service GmbH, in deren Call-Centern die vorliegende Untersuchung durchgeführt wurde, handelt es sich um einen externen Dienstleister. Im Rahmen der Untersuchung wurden Mitarbeiter des Unternehmens befragt, die zum einen im Inbound-Bereich und zum anderen im Back-Office-Bereich arbeiteten. 48 4. Empirische Herleitung des Forschungsmodells zur Arbeitszufriedenheit in der Call-Center-Branche Zum Abschluss der historischen Betrachtung der Arbeitszufriedenheitsforschung wurde das Menschenbild des ‚Networked man’ entworfen. Das Verständnis und die Erfassung der Arbeitszufriedenheit dieses Menschenbildes beruhen dabei maßgeblich auf zwei Annahmen. Zum einen wird die Notwendigkeit gesehen, die Arbeitszufriedenheit des Menschen ganzheitlich, also unter Berücksichtigung aller Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, wie zu Zeiten des ‚Complex man’ zu erfassen, da sich die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit aus verschiedenen, im Zusammenhang mit der täglichen Arbeit entstehenden Teilzufriedenheiten zusammensetzt. Schaut man sich empirische Studien zum Themenbereich der Arbeitszufriedenheit an, so stellt man jedoch fest, dass sich die meisten Studien auf einzelne oder zumindest eine begrenzte Auswahl der identifizierten Teildimensionen beschränken. Zwar konnten in diesen Studien vielfach positive Zusammenhänge zwischen einzelnen Teildimensionen und der Arbeitszufriedenheit festgestellt werden; es ist jedoch fraglich, inwieweit die durch die Untersuchungen aufgeklärte Varianz wirklich (vollständig) auf die untersuchten Teildimensionen zurückzuführen ist und ob die Stärke des Zusammenhangs nicht überschätzt wird. So könnten auch andere, nicht erhobene Teildimensionen für einen Großteil der Varianz verantwortlich sein und deren Nichterhebung zu einer Verstärkung der Effekte führen. Die zweite wichtige Annahme des Menschenbildes des ‚Networked man’ ist, dass sich die Arbeitsbedingungen durch die Einführung neuer Informations- und Kommunikationsmedien und die weltweite Globalisierung, insbesondere in Berufsgruppen, die Bürotätigkeit an Computern beinhalten, wie beispielsweise die Call-Center-Branche, fundamental geändert haben. Vor dem Hintergrund dieser grundlegenden Änderungen stellt sich somit die Frage, inwieweit die in der Vergangenheit erforschten Zusammenhänge zwischen Arbeitszufriedenheit und der sie beeinflussenden, als auch der von ihr beeinflussten Variablen, für den ‚Networked man’ noch zutreffend sind. Die Überprüfung dieser Zusammenhänge vor dem Hintergrund des Menschenbildes des ‚Networked man’, ist dabei nicht nur von wissenschaftlichem Interesse. Vielmehr 49 stellt sich auch für Entscheidungsträger in Unternehmen die Frage, in welche der identifizierten Teildimensionen man die in der Regel begrenzten Ressourcen investieren sollte, um eine größtmögliche Verbesserung der Arbeitszufriedenheit zu erreichen und welche Verbesserungen im Sinne betrieblicher Erfolgsvariablen damit erzielt werden können. Da es also offensichtlich keine Studien gibt, die eine allumfassende Untersuchung des Konstruktes Arbeitszufriedenheit vor dem Hintergrund des Menschenbildes des ‚Networked man’ vornehmen, soll in dieser Arbeit ein Modell entwickelt werden, das alle identifizierten Teildimensionen gleichzeitig betrachtet und die einzelnen Teildimensionen somit in Konkurrenz zueinander untersucht. Auf diese Weise soll ermittelt werden, welche der Teildimensionen auch bei Einbezug aller Variablen noch einen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben und welche Dimensionen bei gleichzeitiger Einbeziehung aller Variablen den stärksten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben. Im Vergleich zu Studien mit nur wenigen Teildimensionen sollten die ermittelten Ergebnisse dadurch wesentlich aussagekräftiger sein und die abgeleiteten Empfehlungen eine höhere Praxisrelevanz aufweisen. In Kapitel 4.1. werden daher für das Forschungsobjekt Call-Center die Hypothesen zu den einzelnen Beziehungen des späteren Modells anhand empirischer Untersuchungen entwickelt und im darauf folgenden Kapitel (4.2.) zum Modell dieser Arbeit zusammengefasst. 4.1. Empirische Befunde zu den einzelnen Modellbeziehungen Bei der Vorstellung der empirischen Studien zu den einzelnen Modellbeziehungen wird so vorgegangen, dass zunächst Theorien vorgestellt werden, die den Einfluss der Variablen auf die jeweils Nachgelagerte erklären, um die Zusammenhänge theoretisch zu begründen. Im Anschluss daran werden dann jeweils Studien genannt, deren Ergebnisse den theoretischen Zusammenhang empirisch belegen. Bei der Ermittlung von empirischen Untersuchungen und Studien wurde schnell eine Problematik deutlich. Die in den vorliegenden Kapiteln beschriebenen technischen und 50 weltpolitischen Änderungen haben in Abhängigkeit von den jeweiligen Berufsbildern, aber auch in Abhängigkeit von der zu untersuchenden Teildimension der Arbeitszufriedenheit einen recht unterschiedlichen Einfluss auf die zu untersuchenden Variablen. So werden die Einflüsse der voranschreitenden Globalisierung und der immer vielfältigeren Kommunikationsmöglichkeiten bei der räumlichen Ausgestaltung von Arbeitsplätzen oder den sozialen Kontakten mit Vorgesetzen und Kollegen bei Menschen mit Bürotätigkeiten sicherlich eine höhere Bedeutung haben als für Fabrikarbeiter oder Krankenhausbedienstete. Andere Teildimensionen wie bspw. die Arbeitszeitregelungen, die Weiterbildungsmaßnahmen oder aber die Fürsorge der Unternehmensleitung haben eher weniger Berührungspunkte mit der Globalisierung und dem Aufkommen neuer Kommunikationsmedien und sollten daher zu weniger Unterschieden zwischen den Befunden verschiedener Berufsbilder führen. Die unterschiedliche Bedeutung dieser Einflüsse ist daher auch bei der Identifikation von empirischen Arbeiten zu den einzelnen Themen zu beobachten. Das Interesse und somit die Anzahl der Untersuchungen in Call-Centern oder generell in Branchen mit computerunterstützter Büroarbeit ist bei Teildimensionen, die keine Unterschiede zu anderen Branchen erwarten lassen, deutlich geringer als bei Dimensionen, bei denen man Unterschiede erwarten kann, wie bspw. Autonomie oder Beteiligung. Bei der Auswahl der vorgestellten Studien wurde daher so vorgegangen, dass zunächst versucht wurde, Studien in der Call-Center-Branche oder zumindest in Branchen mit computerunterstützter Bürotätigkeit zu präsentieren. Ergänzend wurden darüber hinaus einige Meta-Analysen herangezogen, da sich ihre Erkenntnisse naturgemäß auf eine größere Datenbasis stützen und somit eine größere Generalisierbarkeit der Ergebnisse angenommen werden kann. Für die Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, für die keine oder nur wenige Studien in der Call-Center-Branche oder in Branchen mit computerunterstützter Bürotätigkeit zu ermitteln waren, wurde auf Studien anderer Branchen zurückgegriffen. Bedingung dabei war jedoch, dass die Auswirkungen der Globalisierung und des technologischen Fortschritts für die jeweilige Teildimension als relativ unkritisch erachtet wurden. So sollte bspw. die Zufriedenheit mit der Klarheit der Zielvorgaben des Unternehmens eine Größe sein, die auf Mitarbeiter verschiedener Branchen gleichermaßen wirkt. Zwar können die Zielvorgaben sich aufgrund der Globalisierung oder des technischen Fortschritts ändern; dies hat jedoch 51 keinen Einfluss auf die Klarheit und das Bewusstsein dieser Zielvorgaben, worauf diese Teildimension abzielt. In den Fällen, in denen aufgrund weniger Call-Center-Studien, sowohl Untersuchungen aus der Call-Center- bzw. Büroarbeitsplatzbranche als auch aus anderen Branchen erwähnt werden, wird überdies so vorgegangen, dass zunächst branchenfremde Studien vorgestellt werden, bevor dann konkret die Ergebnisse der CallCenter-Branche bzw. aus Branchen mit computerunterstützter Bürotätigkeit erläutert werden. Da für die Ableitung von Empfehlungen neben der Stärke der einzelnen Zusammenhänge auch die Wirkungsrichtung der Zusammenhänge von Bedeutung ist, wurden die Zusammenhänge des Modells nicht, wie in den meisten in dieser Arbeit aufgeführten Studien, mithilfe einer Korrelationsanalyse, sondern durch die Berechnung eines Strukturgleichungsmodells gemessen, das neben der Stärke auch eine eindeutige kausale Richtung überprüft. Die Hypothesen wurden daher in entsprechender Form formuliert. Bei der Vorstellung der Zusammenhänge zwischen den einzelnen Modellvariablen wurde eine Dreiteilung vorgenommen. In Kapitel 4.1.1. werden zunächst Studien zum Verhältnis zwischen den Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit und der Arbeitszufriedenheit selbst vorgestellt; in Kapitel 4.1.2. folgen dann empirische Studien zu den Zusammenhängen zwischen Affekten und Arbeitszufriedenheit und in Kapitel 4.1.3. zu den Zusammenhängen zwischen Arbeitszufriedenheit und verschiedenen Erfolgsvariablen. 4.1.1 Empirische Befunde zum Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und den Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit Im Rahmen der geschichtlichen Betrachtung der Arbeitszufriedenheitsforschung wurden die identifizierten Teildimensionen insgesamt fünf Themenbereichen zugeordnet: 52 • Arbeitsorganisation • Aufgabengestaltung • Arbeitsumfeld • Unternehmenskultur • Wahrgenommene Kundenzufriedenheit Für die Einordnung der empirischen Befunde zu den einzelnen Zusammenhängen wurde diese thematische Einteilung in fünf Arbeitszufriedenheitsbereiche übernommen, da die Betrachtung inhaltlich ähnlicher Teildimensionen dem Leser die Lektüre erleichtern sollte. Arbeitsorganisation Im Rahmen der Arbeitsorganisation wurde die Zufriedenheit mit der Be- und Entlohnung, den Arbeitszeitregelungen, den Weiterbildungsmaßnahmen, der Fürsorge der Unternehmensleitung, der Arbeitsbelastung und der Technik zusammengefasst. Auch wenn die Bedeutung der Be- und Entlohnung der Mitarbeiter in der Forschung als unstrittig gilt und sicherlich einen starken Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat, wurde im Rahmen dieser Arbeit auf eine Erhebung verzichtet. Hintergrund für das bewusste Ausschließen einer wichtigen Variablen war in diesem Fall die Zusammensetzung der Stichprobe der Untersuchung (vgl. Kap. 5.1.). Da bereits vor Durchführung der Untersuchung bekannt war, dass über 75 % der Mitarbeiter des Unternehmens Leih- und Zeitarbeitskräfte waren, deren Bezahlung am unteren Ende der Gehaltsspanne liegt, wurde befürchtet, dass die Frage nach der Zufriedenheit mit der Be- und Entlohnung zu Unmut und Verärgerung bei den Probanden geführt hätte und sich diese negative Stimmung auf das weitere Antwortverhalten niedergeschlagen hätte. Insofern handelte es sich hierbei um einen Abwägungsprozess, inwieweit das bewusste Verzichten auf die im Rahmen einer allumfassenden Untersuchung des Konstruktes Arbeitszufriedenheit unstrittig bedeutsame Variable ‚Zufriedenheit mit der Be- und Entlohnung’ zur Sicherstellung unbeeinflusster Antworten in den anderen Teildimensionen zu vertreten war. Die Entscheidung für das Ausgrenzen dieser Variable lag dabei letztlich darin begründet, dass die Bezahlung ein so zentrales Motiv des Mitarbeiters ist, dass ihr Einfluss unabhängig von der Branche und somit von 53 Telekommunikations- und Globalisierungsentwicklungen grundsätzlich sehr stark sein sollte und die Erkenntniszugewinne bzw. wohl eher die Bestätigung des unterstellten Zusammenhangs die Gefährdung der Ergebnisse in den anderen Bereichen nicht gerechtfertigt hätten. Die erste Variable, die daher im Bereich der Arbeitsorganisation betrachtet wurde, war die Zufriedenheit mit den Arbeitszeitregelungen. Der Einfluss der Arbeitszeitregelungen auf die Arbeitszufriedenheit wird in der Wissenschaft auf unterschiedliche Weise erklärt. Einige Erklärungsansätze zielen dabei auf die organisatorische Komponente der Arbeitszeitregelung ab. Zu lange Arbeitszeiten oder Nacht- bzw. Schichtarbeit behindern den Arbeiter in seiner Erholung (Wieland et al. 2002), aber auch in der Möglichkeit, privaten Pflichten nachzukommen (Benkhoff, Huhle & Kühn, 2002), und führen zu Unwohlsein und somit zu Unzufriedenheit. Ein anderer organisatorischer Bereich ist die Pausengestaltung als Bestandteil der Arbeitszeitregelung. Eine effektive Gestaltung der Pausen ermöglicht eine Erholung des Körpers bei längerer körperlicher und geistiger Belastung, aber auch den Austausch von Informationen und die Wahrnehmung sozialer Kontakte (Wieland et al., 2002) und ist dadurch Auslöser von Zufriedenheit. Andere Erklärungsansätze wiederum konzentrieren sich auf die Möglichkeit einer aktiven Gestaltung der Arbeits- und Pausenzeiten und der damit erlebten Autonomie bezüglich der Arbeitszeit (Sust, Lorenz, Schleif, Schubert & Utsch, 2002), die zu Zufriedenheit führt. Zwar wird die Autonomie am Arbeitsplatz im Rahmen dieser Untersuchung als eigene Teildimension nochmals gesondert betrachtet; allerdings liegt der Fokus dort auf der Autonomie, die der Mitarbeiter im Zusammenhang mit der Möglichkeit, Entscheidungen bezüglich der Arbeitsaufgabe treffen zu können, erlebt und nicht auf der selbstständigen Einteilung von Pausenzeiten. Daher scheint an dieser Stelle die Erklärung des Einflusses der Zufriedenheit mit den Arbeitszeitregelungen über die erlebte Autonomie zulässig und zutreffend. Im Gegensatz zu anderen, später vorgestellten Teildimensionen ist die empirische Befundlage zum Zusammenhang zwischen Arbeitszeitregelungen und Arbeitszufriedenheit für die Call-Center- bzw. generell für die Büroarbeitsplatzbranche recht schwach ausgeprägt. Viele Studien beschäftigen sich in erster Linie damit, inwieweit die gestellte Arbeitsaufgabe in der vorgegebenen Arbeitszeit zu erledigen ist. Dieser Zusammenhang wird im Rahmen dieser Arbeit jedoch in der Teildimension Arbeits- 54 belastung betrachtet und zählt somit nicht zu den Arbeitszeitregelungen. Sust et al. (2002) konnten im Rahmen einer Untersuchung in einem Call-Center-Unternehmen eine positive Korrelation zwischen Arbeitszeit und Arbeitszufriedenheit von r = .429 (p<.05) ermitteln. Eine weitere Studie von Holman (2002) wurde in drei Banken-CallCentern durchgeführt und umfasste insgesamt 557 Call-Center-Agents. Holman untersuchte in seiner Studie den Zusammenhang von ‚Timing control’ und intrinsischer sowie extrinsischer Arbeitszufriedenheit. Dabei konnte er zwischen ‚Timing control’ und intrinsischer Arbeitszufriedenheit, die bspw. durch Items zur Vielfältigkeit der Arbeit oder Autonomie ermittelt wurde, eine Korrelation von r = .23 (p<.001) und zwischen ‚Timing control’ und extrinsischer Arbeitszufriedenheit, die durch Items zu Bezahlung und Beförderungsmöglichkeiten abgebildet wurde, von r = .12 (p<.001) feststellen. Auch wenn die berichteten Korrelationen in ihrer Stärke erheblich variieren, ist doch jeweils ein positiver Zusammenhang zu erkennen, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die Zufriedenheit mit den Arbeitszeitregelungen bei Call-Center-Agents einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat. In der geschichtlichen Betrachtung der Arbeitszufriedenheitsforschung wurde neben extrinsischen Motivatoren, wie finanzieller Entlohnung, auch die Bedeutung von intrinsischen Motiven für die Arbeitszufriedenheit betont (Herzberg et al., 1959; Maslow, 1954). Eine Teildimension der Arbeitszufriedenheit, die ein solches intrinsisches Bedürfnis repräsentiert, ist die Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen. Der Einfluss der Weiterbildungsmaßnahmen auf die Arbeitszufriedenheit wird dabei über die entstehenden positiven Einstellungen zur Arbeit, die sich aufgrund der Möglichkeit des Wissenserwerbs und der Verbesserung der Fähigkeiten ergeben, begründet (Berg, 1999; Hackman & Oldham, 1980). Eine Studie von Barling, Iverson und Kelloway (2003) bei australischen Arbeitern konnte eine Korrelation von ‚High quality work’, die zu einem hohen Bestandteil das Ausmaß an empfangenem Training widerspiegelte, und Arbeitszufriedenheit von r = .26 (p<.01) nachweisen. In der bereits vorgestellten Untersuchung von Holman (2002) in Banken-Call-Centern konnte überdies ein Zusammenhang zwischen ‚Training adequacy’, die durch Items bezüglich der Angemessenheit des empfangenen Trainings und Coachings gemessen wurde, und intrinsischer Arbeitszufriedenheit von r = .28 (p<.001) sowie extrinsischer Arbeitszufriedenheit von r = .37 (p<.001) ermittelt werden. Da die Stärke des Zusammenhangs über die verschiedenen Branchen hinweg recht konstant zu sein scheint, wird daher 55 angenommen, dass die Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmöglichkeiten einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat. Eine weitere Teildimension im Bereich der Arbeitsorganisation ist die Zufriedenheit mit der Fürsorge des Unternehmens. Der Einfluss der Zufriedenheit mit der Fürsorge des Unternehmens auf die Arbeitszufriedenheit wird dabei zum einen über die empfundene Wertschätzung, zum anderen über die Erwartung, dass Leistung im Sinne des Unternehmens bzw. im Sinne der Unternehmensziele wahrgenommen und belohnt wird, erklärt (Eisenberger, Huntington, Hutchison & Sowa, 1986). Empirische Studien in der Call-Center-Branche, die die Auswirkungen der Fürsorge des Unternehmens untersuchen, sind dabei jedoch nicht zu finden. Allerdings sollte es unproblematisch sein, Studien aus anderen Branchen heranzuziehen, da die arbeits- und arbeitsplatzspezifischen Besonderheiten der Call-Center-Branche sich nicht so stark auf diese Teildimension niederschlagen sollten. Die aus anderen Berufszweigen betrachteten Studien konnten dabei nahezu alle einen starken positiven Zusammenhang zwischen der Fürsorge des Unternehmens und der Arbeitszufriedenheit nachweisen. Eisenberger, Cummings, Armeli und Lynch (1997) berichteten im Rahmen einer telefonischen Befragung von 297 zufällig ermittelten Angestellten einen positiven Zusammenhang zwischen ‚Perceived organization support’ und der Arbeitszufriedenheit (r = .60, p<.01) und auch Shalley, Gilson und Blum (2000) kamen in ihrer telefonischen Umfrage mit 2.870 Teilnehmern zu einem ähnlichen Ergebnis. Bei ihnen lag die Korrelation zwischen ‚Organizational support’ und Arbeitszufriedenheit bei r = .53 (p<.01). Weiterhin ist eine breit angelegte Untersuchung von Fryxell und Gordon (1989) zur Zufriedenheit von Arbeitern mit dem Management und der Gewerkschaft zu nennen. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden insgesamt vier verschiedene Studien mit unterschiedlichen Gruppenzusammensetzungen und -größen durchgeführt. Die festgestellten Zusammenhänge zwischen ‚Management satisfaction’ und Arbeitszufriedenheit lagen dabei zwischen r = .36 und r = .53 (jeweils p<.05). Im Zusammenhang mit der in dieser Arbeit durchgeführten Untersuchung ist allerdings festzuhalten, dass die Befragung der Mitarbeiter an verschiedenen Standorten (vgl. Kap. 5.1.) durchgeführt wurde und viele der Mitarbeiter, insbesondere wenn es sich um temporär Beschäftigte wie Leih- und Zeitarbeitskräfte handelte, keinen persönlichen Eindruck von der Unternehmensleitung hatten. Daher wurde nicht die Zufriedenheit mit der Unternehmensleitung, sondern die Zufriedenheit mit der Stand- 56 ortleitung als höchste wahrgenommene hierarchische Instanz gemessen. Entsprechend wird daher, aufgrund der vorgestellten empirischen Untersuchungen, von einem starken Einfluss der Zufriedenheit mit der Fürsorge der Standortleitung auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen. Die Arbeitsbelastung als weitere Teildimension der Arbeitszufriedenheit ist eine Dimension, deren Einfluss durch die begrenzte Energie und Kapazität, die einem Mitarbeiter zur Verfügung steht, erklärt wird. Übersteigt die zu bewältigende Arbeit die vorhandene Kapazität, so empfindet der Mitarbeiter Stress, der sich in Unzufriedenheit äußert (Tuten & Neidermeyer, 2004). Die Arbeitsbelastung ist dabei eine Größe, die in Call-Centern von größerer Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit sein sollte, als in anderen Berufsbildern, da die Arbeit in Call-Centern, insbesondere im Inbound-Geschäft, von hohem Zeitdruck geprägt ist. In der Regel sind für die Erledigung eingehender Anrufe feste Zeitrahmen vorgegeben, deren Einhaltung durch Computersysteme überwacht wird, die somit die Performance eines jeden Mitarbeiters messen. Empirische Studien können diese Annahme jedoch nicht eindeutig bestätigen, da sowohl Untersuchungen aus der Call-Center-Branche als auch aus anderen Branchen zu teilweise konträren Ergebnissen führen. So konnten Shalley et al. (2000) in ihrer Studie außerhalb der Call-Center-Branche eine Korrelation zwischen ‚Demanding work’5 und Arbeitszufriedenheit von r = -.21 (p<.01) feststellen, während Barling et al. (2003) einen signifikanten, jedoch wenig aussagekräftigen Zusammenhang zwischen ‚Hours of work’ und Arbeitszufriedenheit von r = -.05 (p<.01) nachwiesen. Auch die Studien, die sich explizit mit der Call-Center-Branche beschäftigen, weisen auf den ersten Blick ein uneinheitliches Bild auf. So konnten Sust et al. (2002) eine Korrelation zwischen Zeitdruck und Arbeitszufriedenheit von r = -.312 (p<.05) nachweisen, während Grebner et al. (2003) in einer Untersuchung von 339 Call-CenterMitarbeitern verschiedener deutscher und französischer Call-Center keine signifikante Korrelation zwischen ‚Time Pressure’ und Arbeitszufriedenheit feststellen konnten. Allerdings konnten sie einen negativen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Konstrukt ‚Task stressors’, bei dem es sich um ein übergeordnetes Konstrukt handelt, 5 Demanding work wurde in der Studie von Shalley et al. (2000) mit Items zur Einschätzung der Anstrengung bei der Arbeit und hoher Arbeitsbelastung operationalisiert. 57 das ‚Time pressure’ als eines von fünf weiteren Konstrukten wie bspw. ‚Interruptions’ und ‚Uncertainty’ beinhaltet, von r = -.21 (p<.01) nachweisen. In krassem Gegensatz dazu stehen die Ergebnisse einer Befragung von Tuten und Neidermeyer (2004) an der 122 Call-Center-Mitarbeiter teilnahmen. Entgegen ihrer eigenen Hypothese ermittelten Tuten und Neidermeyer eine starke positive Korrelation zwischen ‚Stress’ und Arbeitszufriedenheit von r = .45 (p<.001). Dabei ist jedoch festzuhalten, dass den Mitarbeitern, die an der Studie teilnahmen, in Abhängigkeit von ihrer Performance, also der Anzahl der bearbeiteten Anrufe, Bonuszahlungen gezahlt wurden. Höherer Stress ging insofern mit einer höheren Belohnung einher, was den positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit erklären könnte. Trotz der recht unterschiedlich ausgeprägten Ergebnisse soll daher, auch aufgrund der theoretischen Überlegungen, grundsätzlich von einem, wenn auch eventuell schwachen, Einfluss der Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen werden. Die Zufriedenheit mit der Technik am Arbeitsplatz ist die letzte Dimension der Arbeitszufriedenheit, die im Bereich der Arbeitsorganisation untersucht wurde. Dabei sollte vermutet werden, dass die Technik bzw. die Zufriedenheit mit ihr insbesondere in Call-Centern und an Büroarbeitsplätzen, in denen sich die zunehmende Vernetztheit aufgrund moderner Kommunikationsmedien und die damit verbundene Abhängigkeit von technischen Geräten am stärksten auswirken, einen starken Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat. Begründet werden kann dieser Einfluss mit den Auswirkungen einer adäquaten und funktionierenden Technik. Sie ist in solchen Berufsfeldern Grundvoraussetzung, um das tägliche Arbeitspensum zu verrichten, und kann im Fall von komplizierter Bedienbarkeit und Ausfällen zu Zeitmangel und Stress oder zur Nichterreichung von Performancezielen führen, was wiederum zu Unzufriedenheit führt. Erstaunlicherweise konnte im Rahmen der Literaturrecherche nur eine einzige Arbeit in der Call-Center-Branche gefunden werden, die diesen Zusammenhang untersucht hat. So konnten Wegge und Neuhaus (2002) in einer Befragung von 68 Universitätsmitarbeitern zur Büroarbeit am PC einen positiven Zusammenhang zwischen PCZufriedenheit und Arbeitszufriedenheit von r = .27 (p<.05) feststellen. Eine weitere Untersuchung von Rose und Wright (2005) bei 173 Mitarbeitern eines Call-Centers ergab zwar einen negativen Zusammenhang von r = -.503 (p<0.01) zwischen 58 ‚technological pressure’ und Arbeitszufriedenheit. Bei näherer Betrachtung der Studie erkennt man jedoch, dass Rose und Wright nicht die Zufriedenheit mit der Technik, sondern die Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit, die durch den durch die Technik entstehenden Zeitdruck (Vorgabe fester Bearbeitungszeiten und Nachbereitungszeiten pro Anruf) entsteht, untersuchten. Ihre Studie passt daher eher zu der bereits beschriebenen Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung. Auch wenn es nur wenige empirische Befunde zu dieser Teildimension gibt, soll allein aufgrund der theoretischen Plausibilität ein positiver Einfluss der Zufriedenheit mit der Technik auf die Arbeitszufriedenheit unterstellt werden. Ein negativer Zusammenhang ergäbe keinen Sinn und mag letztlich auch der Grund dafür sein, warum das Forschungsinteresse für diese Teildimension so gering ist. Tabelle 6. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und der Arbeitsorganisation. Autoren Jahr Branche Anzahl der Analyse- Studie zum Zusammenhang befragten methode der Arbeitszufriedenheit mit Mitarbeiter der Teildimension k.A. Kor - Fürsorge der Fryxell & Gordon 1989 Unternehmensleitung k.A. 297 Kor - Fürsorge der Eisenberger, 1997 Unternehmensleitung Cummings, Armeli & Lynch k.A. 2.870 Kor - Fürsorge der Shalley, Gilson & 2000 Unternehmensleitung Blum - Arbeitsbelastung Kor - Arbeitszeiten Sust, Lorenz, 2002 Call-Center - Arbeitsbelastung Schleif, Schubert & Utsch Bank 557 Kor - Arbeitszeiten Holman 2002 - Training 68 Kor - Technik Wegge & Neuhaus 2002 Call-Center k.A. 16.446 Kor - Training Barling, Iverson & 2003 - Arbeitsbelastung Kelloway 339 Kor - Arbeitsbelastung Grebner, Semmer, 2003 Call-Center Gut, Kälin & Elfering Tuten & Neidermeyer Rose & Wright 2004 Call-Center 122 Kor 2005 Call-Center 173 Kor - Arbeitsbelastung - Arbeitsbelastung k.A.: keine Angabe Kor: Korrelationsanalsyse 59 Zusammenfassend wird für den Bereich der Arbeitsorganisation daher folgende Hypothese formuliert (Überblick über die erwähnten Forschungsstudien vgl. Tab. 6): H1: Die Zufriedenheit mit der Arbeitsorganisation (Arbeitszeitregelungen, Weiterbildungsmaßnahmen, Fürsorge der Standortleitung, Arbeitsbelastung, Technik) am Arbeitsplatz hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Aufgabengestaltung Nachdem bislang Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit betrachtet wurden, die auf die organisatorischen Rahmenbedingungen der Arbeit abzielten, werden in dem nun folgenden Bereich der Aufgabengestaltung alle Teildimensionen zusammengefasst, die das Erleben und die eigenständige Gestaltung der Arbeitsaufgabe beinhalten. Es handelt sich dabei um die Konstrukte Zufriedenheit mit der Autonomie, Zufriedenheit mir der Beteiligung und Zufriedenheit mit der Abwechslung am Arbeitsplatz. Der Einfluss der Zufriedenheit mit der Autonomie am Arbeitsplatz auf die Arbeitszufriedenheit wird für das Berufsbild des Call-Center-Agents in erster Linie über den unmittelbaren Kundenkontakt erklärt. Innerhalb der Kundengespräche treten oftmals unerwartete und unübliche Situationen auf, in denen der Call-Center-Agent spontan reagieren muss. Sind die Regeln und Vorschriften zu eng gefasst, ist der Agent nicht mehr in der Lage, diesen Kundenwünschen zu begegnen und den Kunden zufrieden zu stellen. Dies schlägt sich in Rollenunsicherheit und Stress nieder (De Ruyter, Wetzels & Feinberg, 2001) und führt aufgrund des wahrgenommenen Kontrollverlusts und der erlebten Hilflosigkeit zu Unzufriedenheit (Berry, Zeithaml & Parasuraman, 1990). Zum Verhältnis zwischen der Zufriedenheit mit der Autonomie am Arbeitsplatz und der Arbeitszufriedenheit lässt sich eine große Anzahl an empirischen Studien finden. So konnte in den bereits vorgestellten Studien von Wegge et al. (2006a) ein Zusammenhang von Autonomie und Arbeitszufriedenheit von r = .46 (p<.01), von Shalley et al. (2000) zwischen Autonomie und Arbeitszufriedenheit von r = .41 (p<.01), sowie bei Rose und Wright (2005) zwischen Job Control und Arbeitszufriedenheit von r = .491 (p<.01) und bei Grebner et al. (2003) zwischen Job Control und Arbeitszufriedenheit von r = .32 (p<.001) ermittelt werden. Auch Ugboro und Obeng 60 (2000) konnten im Rahmen einer Befragung von 250 qualitätsverantwortlichen Managern verschiedener Unternehmen eine Korrelation zwischen ‚Empowerment’ und Arbeitszufriedenheit von r = .789 (p<.0001) nachweisen. Als weitere Studien im CallCenter-Bereich sind darüber hinaus die Untersuchungen von Mukherjee und Malhotra (2006) und von Holdsworth und Cartwright (2003) zu nennen. Mukherjee und Malhotra befragten 342 Call-Center-Mitarbeiter im Bankenbereich und konnten einen Zusammenhang zwischen Autonomie und Arbeitszufriedenheit von r = .521 (p<.001) nachweisen; Holdsworth und Cartwright (2003) stellten in einer Untersuchung von 49 Mitarbeitern eines Call-Centers in Großbritannien einen Zusammenhang zwischen ‚Self determination’ und Arbeitszufriedenheit von r = .525 (p<.001) fest. Aufgrund der Vielzahl der Arbeiten und der bemerkenswert homogenen Ergebnisse kann somit von einem positiven Einfluss der Zufriedenheit mit der Autonomie am Arbeitsplatz auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen werden. Eine weitere Dimension der Arbeitszufriedenheit, die sich auf die inhaltliche Gestaltung der Arbeitsaufgabe bezieht, ist die Beteiligung an Entscheidungen. Der Einfluss der Zufriedenheit mit der Beteiligung an Entscheidungen auf die Arbeitszufriedenheit wird dabei, insbesondere im Call-Center-Bereich, durch die Rollenklarheit erklärt. In Diskussionen und Gesprächen mit Vorgesetzten und Unternehmensvertretern können die Mitarbeiter ihre Ansichten und Ideen einbringen und somit ein gemeinsames Verständnis bezüglich ihrer Aufgaben und der Art der Arbeitsverrichtung entwickeln (Teas, Wacker & Hughes, 1979). Resultat dieser Partizipation ist ein klares Rollenverständnis der Mitarbeiter, welches sich in Arbeitszufriedenheit niederschlägt (De Ruyter et al., 2001). Die empirischen Studien in der Call-Center-Branche, die sich mit der Beteiligung an Entscheidungen und Arbeitszufriedenheit beschäftigen, lassen einen klaren positiven Zusammenhang vermuten. Wegge et al. (2006a) konnten für das Verhältnis von Partizipation und Arbeitszufriedenheit einen positiven Zusammenhang von r =.53 (p<.01) nachweisen und auch Rose und Wright (2005) ermittelten einen relativ starken Zusammenhang zwischen ‚Involvment’ und Arbeitszufriedenheit von r = .566 (p<.01). Der von Mukherjee und Malhotra (2006) in ihrer Studie ermittelte Zusammenhang zwischen Partizipation und Arbeitszufriedenheit ist zwar nicht ganz so stark ausgeprägt, weist aber ebenfalls einen positiven Zusammenhang von r = .298 (p<.01) auf. 61 Es wird daher von einem positiven Einfluss der Zufriedenheit mit der Beteiligung an Entscheidungen im Unternehmen auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen. Die letzte Teildimension im Bereich der Aufgabengestaltung ist die Zufriedenheit mit der Abwechslung am Arbeitsplatz. Bezüglich ihres Einflusses auf die Arbeitszufriedenheit wird davon ausgegangen, dass eine abwechslungsreichere und vielfältigere Arbeit zu einem positiveren Erleben der Bedeutung der Arbeitsaufgabe und der Verantwortung für die Arbeitsergebnisse führt (Hackman & Oldham, 1976) und sich dieses Erleben der Sinnhaftigkeit der Arbeit und ihrer Auswirkungen positiv auf die Zufriedenheit des Arbeiters auswirkt (Hackman, Oldham, Janson & Purdy, 1975). Die empirischen Studien zur Abwechslung am Arbeitsplatz sind sehr zahlreich, wobei die gewählten Begrifflichkeiten oftmals sehr unterschiedlich sind. So konnten Loher, Raymond, Moeller und Fitzgerald (1985) in einer Meta-Analyse zu Jobcharakteristika und Arbeitszufriedenheit, in deren Rahmen sie 28 Studien untersuchten, von Korrelationen zwischen ‚Skill variety’ und Arbeitszufriedenheit von r = .16 bis r = .69 berichten und Spector und Jex (1991) ermittelten im Rahmen einer Befragung von 232 Mitarbeitern der Universität Florida einen Zusammenhang zwischen ‚Variety’ und Arbeitszufriedenheit von r = .26 (p<.05). Shalley et al. (2000) wiederum stellten die Komplexität der Aufgaben als Maß für die Abwechslung in den Mittelpunkt und konnten dabei einen Zusammenhang von r = .16 (p<.01) zwischen ‚Job complexity’ und Arbeitszufriedenheit feststellen. Andere Studien, wie Melamed, Ben-Avi, Luz und Green (1995), untersuchten mit der Monotonie am Arbeitsplatz quasi das Gegenteil von Abwechslung. In ihrer Studie, in der sie 1.278 Arbeiter in Israel befragten, konnten sie einen negativen Zusammenhang zwischen ‚Subjective monotony’ und Arbeitszufriedenheit von r = -.52 (p<.005) bei Männern und r = -.58 (p<.005) bei Frauen ermitteln. Die bereits erwähnte Untersuchung von Grebner et al. (2003) im Call-Center-Bereich untermauert die bislang vorgestellten Ergebnisse und konnte von einem Zusammenhang zwischen ‚Complexity/Variety’ und Arbeitszufriedenheit von r = .30 (p<. 001) berichten. Aufgrund der großen Vielzahl und der Eindeutigkeit der empirischen Ergebnisse und ihrer offensichtlichen Übertragbarkeit auf den CallCenter-Bereich ist daher auch hier von einem positiven Einfluss der Zufriedenheit mit der Abwechslung am Arbeitsplatz auf die Arbeitszufriedenheit auszugehen. 62 Für den Bereich der Aufgabengestaltung wird daher folgende Hypothese formuliert (Übersicht über die erwähnten Forschungsstudien vgl. Tab. 7): H2: Die Zufriedenheit mit der Aufgabengestaltung (Autonomie, Beteiligung, Abwechslung) am Arbeitsplatz hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Tabelle 7. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und der Aufgabengestaltung. Autoren Jahr Branche Anzahl der Analyse- Studie zum Zusammenhang befragten methode der Arbeitszufriedenheit mit Mitarbeiter der Teildimension k.A. Kor - Abwechslung Loher, Raymond, 1985 Moeller & Fitzgerald Spector & Jex Melamed, Ben-Avi, Luz & Green Ugboro & Obeng Shalley, Gilson & Blum Grebner, Semmer, Gut, Kälin & Elfering 1991 1995 k.A. k.A. 232 1.278 Kor Kor - Abwechslung - Abwechslung 2000 2002 k.A. k.A. 250 2.870 Kor Kor 2003 Call-Center 339 Kor - Autonomie - Autonomie - Abwechslung - Autonomie - Abwechslung Holdsworth & Cartwright Rose & Wright 2003 Call-Center 49 Kor - Autonomie 2005 Call-Center 173 Kor 2006 Call-Center 2.091 Kor - Autonomie - Beteiligung - Autonomie - Beteiligung 2006 Call-Center 342 Kor Wegge, van Dick, Fisher, West & Dawson Mukherjee & Malhotra - Autonomie - Beteiligung k.A.: keine Angabe Kor: Korrelationsanalsyse Arbeitsumfeld Im Teilbereich Arbeitsumfeld werden alle Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit zusammengefasst, die das unternehmensinterne soziale und räumliche Umfeld des Mitarbeiters betreffen. Die entsprechenden Teildimensionen lauten Zufriedenheit mit den Kollegen, Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten und Zufriedenheit mit dem Raum. Der Einfluss der Zufriedenheit mit den Kollegen auf die Arbeitszufriedenheit wird in der Regel über die Motivationstheorien erklärt. So benennt bspw. Maslow (1954) im Rahmen seiner Bedürfnispyramide soziale Bedürfnisse als eine Klasse von Defizit- 63 bedürfnissen, und auch Herzberg et al. (1959) berücksichtigen die Zusammenarbeit mit Kollegen in ihren Hygienefaktoren. Das Verlangen nach (positiven) sozialen Kontakten motiviert ihren Theorien nach den Mitarbeiter (bzw. führt nicht zu Demotivierung) und führt im Falle einer positiven Bedürfnisbefriedigung zu Arbeitszufriedenheit. Empirische Untersuchungen zum Verhältnis zwischen der Zufriedenheit mit den Kollegen und der Arbeitszufriedenheit weisen auf einen positiven Zusammenhang zwischen beiden Variablen hin. So ermittelten Maier und Brunstein (2001) im Rahmen einer Befragung von 81 Berufseinsteigern ein positives Verhältnis von r = .37 (p<.001) zwischen ‚Coworkers Support’ und der Arbeitszufriedenheit und auch Ellingson, Gruys und Sackett (1998) konnten in einer Untersuchung mit 174 Mitarbeitern einer Zeitarbeitsfirma von einem starken Zusammenhang zwischen ‚Coworker Satisfaction’ und ‚Overall Assignment Satisfaction’ von r = .84 (p<.01) berichten. Der Begriff ‚Overall Assignment Satisfaction’ wurde in diesem Zusammenhang gewählt, um den temporären Charakter, der die Arbeitsaufgabe eines Zeitarbeiters ausmacht, widerzuspiegeln. Eine weitere Studie von Fisher (2000), in der 121 Teilnehmer aus 65 Unternehmen befragt wurden, untersuchte den Zusammenhang zwischen ‚Coworker satisfaction’ und drei verschiedenen Fragebögen (bzw. Itembatterien) zur Arbeitszufriedenheit und konnte für alle drei Beziehungen signifikante positive Korrelationen feststellen. Dabei handelte es sich zum einen um den ‚Job in general scale’ (r = .37, p<.01) von Ironson, Smith, Brannick, Gibson und Paul (1989) und den ‚Facet-free job satisfaction scale’ (r = .27, p<.01) von Quinn und Staines (1979), die beide die Arbeitszufriedenheit in ihrer Gesamtheit abfragen. Zum anderen wurde der ‚Job descriptive index’ (r = .30, p<.01) von Smith, Kendall und Hulin (1969) verwandt, der Arbeitszufriedenheit als Aggregat verschiedener Arbeitszufriedenheitsfacetten, wie bspw. Zufriedenheit mit der Arbeitsaufgabe an sich oder der Zufriedenheit mit der Bezahlung versteht. Untersuchungen, die speziell im Call-Center- bzw. Büroarbeitsbereich durchgeführt wurden, untermauern diese Ergebnisse. Wegge und Neuhaus (2002) ermittelten in ihrer Studie eine positive Korrelation zwischen Zusammenarbeit mit den Kollegen und Arbeitszufriedenheit von r = .60 (p<.05) und auch Mukherjee und Malhotra (2006) konnten einen Zusammenhang zwischen ‚Team support’ und Arbeitszufriedenheit von r = .35 (p<.01) feststellen. 64 Auf Grundlage der empirischen Ergebnisse wird daher ein positiver Einfluss der Zufriedenheit mit den Kollegen auf die Arbeitszufriedenheit unterstellt. Neben den Kollegen als wichtige Gruppe, mit denen innerhalb des Unternehmens ein sozialer Austausch stattfindet, kommt den Vorgesetzten eine bedeutende Rolle zu. Die Auswirkung der Zufriedenheit mit den Vorgesetzten auf die Arbeitszufriedenheit wird dabei auf verschiedene Weise erklärt. Zum einen werden, ähnlich wie bei der Zufriedenheit mit den Kollegen, motivationstheoretische Erklärungen herangezogen. Soziale Bedürfnisse, wie sie von Maslow (1954) unterstellt werden, beschränken sich nicht nur auf (gleichrangige) Kollegen, sondern beziehen sich auf alle Mitarbeiter des Unternehmens und somit auch auf die Vorgesetzten und führen bei Erfüllung zu Arbeitszufriedenheit. Darüber hinaus erwähnen Herzberg et al. (1959) im Rahmen ihrer Hygienefaktoren neben der Zusammenarbeit mit den Kollegen explizit die Zusammenarbeit mit den Vorgesetzten, die bei nicht entsprechender Ausgestaltung zu Unzufriedenheit führt. Während die Motivationstheorien sich auf das generelle Bedürfnis nach (positiven) sozialen Kontakten beschränken, beziehen sich andere Erklärungstheorien mehr auf einzelne, inhaltliche Teilbereiche der Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehung. So führt in einer idealen Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehung eine angemessene und deutliche Kommunikation zu einem klaren Verständnis von erwartetem Verhalten. Diese Klarheit bezüglich des Rollenverständnisses des Mitarbeiters führt dann, wie bereits an früherer Stelle erwähnt (De Ruyter et al., 2001), zu Arbeitszufriedenheit. Andere Wissenschaftler wiederum richten ihren Blick auf die Unterstützungsfunktion des Vorgesetzten und erklären den Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit durch die psychologische Unterstützung durch den Vorgesetzten, das wechselseitige Vertrauen und die erfahrene Hilfsbereitschaft (Mukherjee & Malhotra, 2006). Allen Theorien ist jedoch gemeinsam, dass sie von einem positiven Einfluss der Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten auf die Arbeitszufriedenheit ausgehen. Die empirischen Befunde zum Einfluss einer zufrieden stellenden Vorgesetzten-Mitarbeiter-Beziehung bestätigen die theoretischen Überlegungen. So berichten Ellingson et al. (1998) von einer Korrelation zwischen ‚Supervision satisfaction’ und Arbeitszufriedenheit von r = .50 (p<.01) und auch Fisher (2000) kann einen Zusammenhang 65 zwischen ‚Supervision satisfaction’ und den drei erhobenen Arbeitszufriedenheitskonstrukten feststellen. Die Stärke der Zusammenhänge liegt dabei beim ‚Job in general scale’ bei r = .25 (p<.01), beim ‚Facet-free job satisfaction scale’ bei r = .20 (p<.05) und beim ‚Job descriptive index’ bei r = .27 (p<.01). Darüber hinaus ist eine Untersuchung von Feldman, Brondolo, Ben-Dayan und Schwartz (2002) zu nennen, die bei 211 Traffic enforcment agents der Stadt New York eine Korrelation zwischen ‚Supervisor support’ und Arbeitszufriedenheit von r = .31 (p<.0001) und ‚Squad supervisor support’ und Arbeitszufriedenheit von r = .32 (p<.0001) feststellen konnten. Als letzte allgemeine Studie soll die Untersuchung von Griffin, Patterson und West (2001) aufgeführt werden, da in ihr neben einer korrelativen Betrachtung auch der Kausalzusammenhang zwischen ‚Supervisory support’ und Arbeitszufriedenheit untersucht wurde. In ihrer Studie, an der insgesamt 4.708 Mitarbeiter aus 48 Produktionsbetrieben in Großbritannien teilnahmen, konnten sie eine Korrelation von r = .56 (p<.001) und einen Kausalzusammenhang von ‚Supervisory support’ auf die Arbeitszufriedenheit von β = .36 (p<.01) nachweisen. Die Studien im Büro- bzw. Call-Center-Bereich führen zu ähnlichen Ergebnissen. So stellten Wegge et al. (2006a) einen Zusammenhang zwischen ‚Supervisory support’ und Arbeitszufriedenheit von r = .50 (p<.01) und Mukherjee und Malhotra (2006) einen Zusammenhang zwischen ‚Supervisory consideration’ und Arbeitszufriedenheit von r = .252 (p<.01) fest. Überdies konnte Holman (2002) über eine Korrelation zwischen ‚Team leader style’ und intrinsischer Arbeitszufriedenheit von r = .40 (p<.001) und extrinsischer Arbeitszufriedenheit von r = .50 (p<.001) berichten. Aufgrund der empirischen Ergebnisse wird daher von einem positiven Einfluss der Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen. Bei der letzten Teildimension im Bereich des Arbeitsumfeldes handelt es sich um die Zufriedenheit mit dem Arbeitsraum bzw. der Raumgestaltung. Der Bereich des Arbeitsraums umfasst dabei eine Vielzahl von Charakteristika wie bspw. Lärm- oder Wärmebelastung, Kommunikationsmöglichkeiten mit den Kollegen oder aber die Privatsphäre, um konzentriert arbeiten zu können. Logischerweise sind daher auch die Erklärungen, inwieweit Raumzufriedenheit auf die Arbeitszufriedenheit wirkt, recht vielfältig. Einige Erklärungsansätze richten sich dabei auf physikalische Größen wie 66 Lufttemperatur und -feuchtigkeit, Lärmbelastung und die Beleuchtung des Arbeitsplatzes, aber auch auf die optimale Büromöblierung im Sinne ergonomischer Gestaltung der Möbel. All diese Charakteristika können bei nicht zweckmäßiger Ausgestaltung körperliche Beschwerden, bspw. aufgrund von Fehlhaltungen oder Überbelastungen, verursachen (Collins, Brown, Bowman & Carkeet, 1990; Hales et al., 1994) oder aber zumindest die Konzentration beeinträchtigen und somit zu Unzufriedenheit beim Mitarbeiter führen. Andere Erklärungsansätze beschäftigen sich mit dem Bedürfnis nach sozialem Austausch, wie die bereits mehrfach erwähnten Motivationstheorien (Herzberg et al. 1959; Malsow, 1954), und unterstellen, dass eine zweckmäßige räumliche Gestaltung den Austausch mit Kollegen ermöglicht und fördert und dass sich darüber der Einfluss der Zufriedenheit mit dem Raum auf die Arbeitszufriedenheit (zumindest teilweise) erklären lässt. Dabei konkurriert das Verlangen nach sozialem Austausch jedoch mit einem anderen Bedürfnis der Mitarbeiter, das von einer optimalen Raumgestaltung beeinflusst wird: dem Bedürfnis nach Privatsphäre. Mangelnde Privatsphäre verursacht beim Mitarbeiter Stress, da er sich ständig beobachtet fühlt und schneller, teilweise als Schattenseite der vermehrten sozialen Kontakte, abgelenkt wird (De Croon et al., 2005). Überdies kann die höhere Geräuschbelastung aufgrund einer offenen Bürogestaltung, wie schon bei den physikalischen Einflussvariablen erwähnt, zu Konzentrationsstörungen führen. Diese ganzen Faktoren behindern den Mitarbeiter in der Erfüllung seiner Arbeitsaufgabe und führen auch hier zu Unzufriedenheit. Zu den verschiedenen Erklärungsansätzen zum Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem Raum und der Arbeitszufriedenheit gibt es jeweils verschiedene empirische Studien, die nachfolgend vorgestellt werden. Die Forschungslage im Büround Call-Center-Bereich ist dabei allerdings, wie schon im Bereich der Technik, nicht so breit, wie man vermuten könnte (Barnes, 2007). Bezüglich der eher physikalisch geprägten Einflussvariablen stellten Oldham und Fried (1987) in einer Befragung von 109 Mitarbeitern einer amerikanischen Universität einen Zusammenhang zwischen ‚Darkness’ und Arbeitszufriedenheit von r = .23 (p<.05) fest. Dabei ist festzuhalten, dass die Items der jeweiligen Konstrukte so gewählt wurden, dass hohe Werte der ‚Darkness’-Items eine größere wahrgenommene Dunkelheit bedeuten, während höhere Werte bei den Arbeitszufriedenheits-Items auf 67 eine größere Unzufriedenheit hinweisen und die Ergebnisse somit mit den Erklärungstheorien konform gehen. Sust et al. (2002) wiederum untersuchten in ihrer bereits vorgestellten Untersuchung im Call-Center-Bereich den Einfluss der Geräuschbelastung und konnten eine Korrelation von ‚Lärm’ und Arbeitszufriedenheit von r = -.631 (p-Wert wurde vom Autor nicht angegeben) feststellen. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle eine Untersuchung von Sundstrom, Burt und Kamp (1980), die aus insgesamt drei Teilstudien besteht und eine Vielzahl von Raumcharakteristika betrachtet. Es handelt sich dabei um eine Befragung von 85 Staatsangestellten des Staates Tennessee (Studie 1), eine Befragung von 30 Büroangestellten (Studie 2) und eine Befragung von 98 nicht-akademischen Mitarbeitern des Staates Tennessee (Studie 3). Dabei konnten für das Verhältnis von erwartetem Lärm (‚Noisy’) und Arbeitszufriedenheit in den einzelnen Studien Korrelationen von r = -.34 bis r = -.53 (p<.05) beobachtet werden. Aufgrund der empirischen Erkenntnisse kann somit von einem positiven Einfluss der Zufriedenheit mit physikalischen Größen, die den Arbeitsraum beeinflussen, auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen werden. Auch für die Bedeutung einer zweckmäßigen ergonomischen Gestaltung des Arbeitsplatzes sind ähnliche Ergebnisse zu beobachten. So konnten May, Reed, Schwoerer und Potter (2004) in einer Untersuchung zur Messung der Auswirkungen von Interventionsprogrammen bei 87 Büroangestellten einen Zusammenhang zwischen ‚Ergonomic characteristics’ und ‚Workstation satisfaction’ von r = .37 (p<.01) nachweisen. Streng genommen handelt es sich in dieser Studie allerdings nicht um den Zusammenhang von ergonomischen Merkmalen und der Arbeitszufriedenheit, sondern nur um den Zusammenhang zwischen diesen Merkmalen und der Zufriedenheit mit dem (räumlichen) Arbeitsplatz. Allerdings konnten Sundstrom et al. (1980) für den Zusammenhang zwischen ‚Satisfaction with workspace’ und Arbeitszufriedenheit Korrelationen zwischen r = .30 und r = .52 (p<.05) ermitteln und auch Oldham (1988) konnte im Rahmen einer Befragung von 65 Mitarbeitern in der Versicherungsbranche einen Zusammenhang zwischen ‚Office satisfaction’ und Arbeitszufriedenheit von r = .42 (p<.01) aufzeigen. Insofern ist, auch aus Plausibilitätsgründen, anzunehmen, dass die Zufriedenheit mit der ergonomischen Gestaltung des Arbeitplatzes auf die Arbeitszufriedenheit wirkt und man auch hier einen positiven Einfluss der Zufriedenheit mit den ergonomischen Verhältnissen des Arbeitsplatzes auf die Arbeitszufriedenheit unterstellen kann. 68 Auch zum Themengebiet der optimalen Raum- und Arbeitsplatzgestaltung wurden einige Studien durchgeführt. De Croon et al. (2005) konnten beispielsweise in einer Metaanalyse über die Auswirkungen von Bürokonzepten einen stark negativen Zusammenhang zwischen ‚Workplace openness’ und Arbeitszufriedenheit feststellen und auch Sundstrom et al (1980) berichteten in ihrer Studie zum Verhältnis zwischen dem Arbeitsplatzmerkmal ‚Private’ bzw. ‚Private workspace’ und der Arbeitszufriedenheit von Korrelationen zwischen r = .32 und r = .38 (p<.05). Sundstrom et al. (1980) untersuchten in ihrer Studie jedoch auch noch andere Größen, die mit der Privatsphäre zusammenhängen. So wurden für den Zusammenhang zwischen ‚Visible to supervisor’ und Arbeitszufriedenheit Korrelationen zwischen r = -.30 und r = -.52 (p<.05), zwischen ‚Distance to path’ (gemeint ist der Durchgang) und Arbeitszufriedenheit von r = -.52 (p<.05) und zwischen ‚Crowded workspace’ und Arbeitszufriedenheit von r = -.40 (p<.05) festgestellt. Außerdem bestand ein Zusammenhang zwischen ‚Pleasent Place’ und Arbeitszufriedenheit zwischen r = .28 und r = .48 (p<.05), so dass von einem positiven Einfluss der Zufriedenheit mit der Raum- und Arbeitsplatzgestaltung auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen werden kann. Fasst man alle empirischen Ergebnisse zum (Arbeits-) Raum zusammen, kann daher davon ausgegangen werden, dass die Zufriedenheit mit dem Raum einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat. Für den Bereich des Arbeitsumfeldes wird nach Sichtung der empirischen Ergebnisse daher folgende Hypothese formuliert (Übersicht über die erwähnten Forschungsstudien vgl. Tab. 8): H3: Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld (Kollegen, Vorgesetzte, Raum) hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. 69 Tabelle 8. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und dem Arbeitsumfeld. Autoren Jahr Branche Anzahl der Analyse- Studie zum Zusammenhang methode der Arbeitszufriedenheit mit befragten der Teildimension Mitarbeiter k.A. 85 Kor - Raum Sundstrom, Burt & 1980 Kamp k.A. 109 Kor - Raum Oldham & Fried 1987 65 Kor - Raum Oldham 1988 Versicherung Zeitarbeit 174 Kor - Kollegen Ellingson, Gruys & 1998 - Vorgesetzte Sackett k.A. 121 Kor - Kollegen Fisher 2000 - Vorgesetzte k.A. 81 Kor - Kollegen Maier & Brunstein 2001 4.708 Kor Kau - Vorgesetzte Griffin, Patterson & 2001 Produktion West 68 Kor - Kollegen Wegge & Neuhaus 2002 Call-Center k.A. 211 Kor - Vorgesetzte Feldman, Brondolo, 2002 Ben-Dayan & Schwartz Kor - Raum 2002 Call-Center Sust, Lorenz, Schleif, Schubert & Utsch k.A. 87 Kor - Raum May, Reed, 2004 Schwoerer & Potter De Croon, Sluiter, Kuijer & FringsDresen Mukherjee & Malhotra 2005 k.A. - 2006 Call-Center 342 qualitativ - Raum Kor - Kollegen k.A.: keine Angabe Kor: Korrelationsanalsyse Kau: Kausalzusammenhang Unternehmenskultur Nachdem die bislang vorgestellten Teilbereiche der Arbeitszufriedenheit sich auf die organisatorischen, räumlichen und sozialen Rahmenbedingungen des Arbeitsplatzes sowie die Gestaltung der Arbeitsaufgabe bezogen haben, soll im nun folgenden Abschnitt der Einfluss von Dimensionen der Arbeitszufriedenheit, die die Unternehmenskultur widerspiegeln, betrachtet werden. Dabei werden die Kundenorientierung des Unternehmens, die Kundenorientierung des Mitarbeiters sowie die Klarheit der Zielvorgaben unterschieden. Empirische Forschungsarbeiten in der CallCenter-Branche oder in Branchen mit Bürotätigkeit sind dabei allerdings kaum zu finden. Da die Zufriedenheit mit der Unternehmenskultur, zumindest in den oben aufgeführten Teildimensionen, jedoch nicht in so starkem Maße von der Globalisierung und der Einführung neuer Kommunikationsmedien betroffen sein sollte wie bspw. die 70 Arbeitsplatzgestaltung oder der gesamte Bereich der Aufgabengestaltung, sollte es an dieser Stelle unkritisch sein, Studien aus anderen Berufsbranchen heranzuziehen. Der Einfluss der Zufriedenheit mit der Kundenorientierung des Unternehmens auf die Arbeitszufriedenheit wird auf verschiedene Weise begründet. Zum einen ist der Einfluss über das Spannungsfeld zu erklären, in dem sich der Mitarbeiter als Verbindungsstelle zwischen dem Unternehmen und den Kunden sowie deren jeweiligen Zielen befindet. Sind die Ziele des Unternehmens und der Kunden verschieden, führt dies zu einem Rollenkonflikt beim Mitarbeiter, da er bestrebt ist, die Wünsche beider Parteien zu erfüllen. Verhält ein Unternehmen sich jedoch kundenorientiert, stimmen die Ziele beider Parteien überein und der Mitarbeiter ist in der Lage, beide zu erfüllen. Auch hier ist der Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit also, wie bereits bei der Beteiligung an Entscheidungen und der Zufriedenheit mit den Vorgesetzten, letztlich durch die Rollenklarheit bzw. durch die Übereinstimmung der verschiedenen Rollen zu erklären (Behrman & Perreault, 1984; Donnelly & Ivancevich, 1975). Einen anderen Erklärungsansatz wählen Kantsperger und Kunz (2005). Ihrer Meinung nach wird den Mitarbeitern durch einen kundenorientierten Managementstil die Wichtigkeit ihrer Aufgabe bewusst. Dies lässt sie ihre Aufgabe bedeutungsvoller und herausfordernder empfinden und schlägt sich über die erlebte Sinnhaftigkeit auf die Arbeitszufriedenheit nieder. Die empirischen Befunde zur Kundenorientierung des Unternehmens und ihrer Verbindung zur Arbeitszufriedenheit sind sehr spärlich. So konnten Liao und Chuang (2007) in einer Studie mit 530 Friseuren und ihren Kunden einen Zusammenhang zwischen ‚Service climate’, in dem die wahrgenommenen Eindrücke der Friseure über die Unternehmenspolitik und -praktiken bzgl. des Kundenservice erfasst wurden, und der Arbeitszufriedenheit von r = .28 (p<.05) ermitteln. Weiterhin konnten Siguaw et al. (1994) im Rahmen einer Befragung von 278 Industrieverkäufern eine Korrelation zwischen ‚Market orientation’, die in diesem Fall die Ausrichtung des Unternehmens an den Wünschen der Kunden ausdrückt, und der Arbeitszufriedenheit von r = .63 (p = .000) nachweisen. Auch wenn die Datenlage recht dürftig ist, soll aufgrund der Eindeutigkeit der Ergebnisse von einem positiven Einfluss der Kundenorientierung des Unternehmens auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen werden. 71 Neben der Kundenorientierung des Unternehmens hat jedoch auch die Kundenorientierung des Mitarbeiters selbst Einfluss auf seine Arbeitszufriedenheit. Auch hier wird der Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit auf zwei verschiedene Weisen erklärt. Eine Erklärung ist dabei im Grunde bereits im vorherigen Abschnitt, im Rahmen der Kundenorientierung des Unternehmens, genannt worden. Kundenorientierte Mitarbeiter erleben weniger Rollenkonflikte und Spannungen, wenn sie mit den Wünschen ihrer Kunden konfrontiert werden, als bspw. verkaufsorientierte Mitarbeiter. Dies schlägt sich in einer höheren Arbeitszufriedenheit nieder (Siguaw et al., 1994). Der andere Erklärungsansatz (Donavan, Brown & Mowen, 2004) geht in eine ähnliche Richtung. Ein Mitarbeiter, der im Kundenservice arbeitet und eine hohe Kundenorientierung hat, sollte eine größere Übereinstimmung zwischen den Anforderungen seines Arbeitsplatzes und seinen Fähigkeiten empfinden als ein nicht kundenorientierter und daher zufriedener sein. Es handelt sich bei beiden Erklärungsansätzen also jeweils um einen Vergleichsprozess, einmal zwischen den Kundenwünschen und der Kundenorientierung und einmal zwischen den Tätigkeitsanforderungen der Arbeitsstelle und der Kundenorientierung des Mitarbeiters, aus dem die Arbeitszufriedenheit resultiert. Wie bereits bei der Kundenorientierung des Unternehmens sind auch für die Kundenorientierung des Mitarbeiters wenige empirische Studien zu finden. So konnten Siguaw et al. (1994) in der bereits im vorigen Abschnitt vorgestellten Studie einen Zusammenhang zwischen ‚Customer orientation’ (des Mitarbeiters) und Arbeitszufriedenheit von r = .165 (p=.006) ermitteln und Hoffman und Ingram (1991) konnten im Rahmen der Befragung von 114 Agenten vier verschiedener Unternehmen des Gesundheitswesens zwischen ‚Customer orientation’ und Arbeitszufriedenheit eine Korrelation von r = .28 (p<.01) feststellen. Weiterhin ist die Studie von Donavan et al. (2004) zu nennen. Ihre Untersuchung besteht aus insgesamt drei Studien, wobei eine bei 156 Mitarbeitern einer Bank durchgeführt wurde, während die Daten der anderen beiden Studien bei 211 bzw. 590 Mitarbeitern verschiedener Restaurants erhoben wurden. Dabei konnten sie Korrelationen zwischen ‚Customer orientation’ und Arbeitszufriedenheit von r = .30, r = .50 und r = .37 (jeweils p<.01) nachweisen. Darüber hinaus führten sie für die beiden ersten Studien auch eine Pfadanalyse durch und konnten einen Einfluss von ‚Customer orientation’ auf die Arbeitszufriedenheit von β = .34 (p<.01) und β = .50 (p<.01) aufzeigen. Auf Grundlage der empirischen 72 Ergebnisse wird daher von einem positiven Einfluss der Kundenorientierung des Mitarbeiters auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen. Die letzte Teildimension im Bereich der Unternehmenskultur ist die Zufriedenheit mit der Klarheit der Zielvorgaben. Auch hier ist der Einfluss, wie schon in anderen Teilbereichen der Arbeitszufriedenheit, mit der Rollenklarheit zu erklären. Durch die klare Formulierung und Vermittlung der Unternehmensziele ist dem Mitarbeiter bewusst, was von ihm erwartet wird, und er kann sein Verhalten danach ausrichten. Diese Rollenklarheit reduziert seinen Stress und führt letztlich zu Zufriedenheit. Leider sind zum Verhältnis zwischen der Klarheit der Zielvorgaben und der Arbeitszufriedenheit ebenfalls nur wenige empirische Studien zu finden. Immerhin konnten Siguaw et al. (1994) in ihrer Untersuchung von einem Zusammenhang zwischen ‚Role ambiguity’ der Mitarbeiter, also im Grunde dem Gegenteil von Klarheit über die Ziele, und Arbeitszufriedenheit von r = -.529 (p=.000) berichten. Darüber hinaus stellten Vigoda-Gadot und Angert (2007) im Rahmen einer Untersuchung von 176 Studenten, die in israelischen Sozialeinrichtungen arbeiteten, einen Zusammenhang zwischen ‚Goal setting’ und Arbeitszufriedenheit von r = .62 (p<.001) fest. Trotz der geringen Zahl an empirischen Arbeiten soll daher aufgrund der theoretischen Logik und der starken Zusammenhänge in den beiden genannten Studien ein positiver Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit unterstellt werden. Für den Teilbereich der Unternehmenskultur ergibt sich somit die Hypothese (Übersicht über die erwähnten Forschungsstudien vgl. Tab. 9): H4: Die Zufriedenheit mit der Unternehmenskultur (Kundenorientierung des Unternehmens, Kundenorientierung des Mitarbeiters, Klarheit über die Zielvorgaben des Unternehmens) hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. 73 Tabelle 9. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und der Unternehmenskultur. Autoren Jahr Branche Anzahl der Analyse- Studie zum Zusammenhang befragten methode der Arbeitszufriedenheit mit Mitarbeiter der Teildimension 114 Kor - Kundenorientierung des Hoffman & Ingram 1991 Gesundheit Mitarbeiters Industrie 278 Kor - Kundenorientierung des Siguaw, Brown & 1994 Unternehmens Widing - Kundenorientierung des Mitarbeiters -Klarheit der Zielvorgaben Bank 156 Kor - Kundenorientierung des Donavan, Brown & 2004 Gastronomie 211 Kau Mitarbeiters Mowen 590 Dienst530 Kor - Kundenorientierung des Liao & Chuang 2007 leistung Unternehmens k.A. 176 Kor - Klarheit der Zielvorgaben 2007 Vigoda-Gadot & Angert k.A.: keine Angabe Kor: Korrelationsanalsyse Kau: Kausalzusammenhang Wahrgenommene Kundenzufriedenheit Der letzte Teilbereich der Arbeitszufriedenheit, der in dieser Arbeit untersucht wurde, ist die wahrgenommene Kundenzufriedenheit. Ähnlich wie bei der Zufriedenheit mit Kollegen und Vorgesetzten, handelt es sich bei ihr um eine Zufriedenheit, die auf die sozialen Kontakte an der Arbeitsstelle abzielt, so dass man sie theoretisch auch dem Arbeitsumfeld hätte zurechnen können. Im Bereich des Arbeitsumfeldes sind jedoch ausschließlich Teildimensionen zusammengefasst, auf deren Ausgestaltung ein Unternehmen Einfluss nehmen kann. Dies ist bei Kunden, die ja logischerweise keiner Weisungsbefugnis seitens des Unternehmens unterliegen, nicht der Fall, weshalb der wahrgenommenen Kundenzufriedenheit ein eigener Bereich zugeordnet wird. Dabei ist es jedoch wichtig festzuhalten, dass es zum einen nicht um die Zufriedenheit mit dem Kundenkontakt geht, wie es ja bei Vorgesetzen und Kollegen der Fall ist, sondern um die Zufriedenheit mit der Zufriedenheit der Kunden. Zum anderen handelt es sich nicht um die tatsächliche Kundenzufriedenheit, sondern lediglich um die vom Mitarbeiter wahrgenommene, die theoretisch und auch praktisch von der tatsächlichen abweichen kann. Erklären lässt sich der Einfluss der wahrgenommenen Kundenzufriedenheit auf die Arbeitszufriedenheit über verschiedene, bereits in Kapitel 2.1.1. vorgestellte Theorien. 74 So wird nach der VIE-Theorie von Vroom (1964), die bereits im Rahmen der Instrumentalitätstheorien aufgeführt wurde, die Motivation zu leistungsbezogenem Verhalten durch die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines bestimmten Ergebnisses auf das spezifische Verhalten hin und durch den Wert des Ergebnisses erklärt. Arbeitszufriedenheit als Folge der Motivationserfüllung entsteht folglich, wenn das erwartete Ergebnis eintritt und einen hohen Wert für den Mitarbeiter hat. Übertragen auf die wahrgenommene Kundenzufriedenheit bedeutet dies, dass der Mitarbeiter dann Arbeitszufriedenheit empfindet, wenn seine Bemühungen um den Kunden, der im Fokus seiner Arbeit steht und insofern einen hohen Wert für ihn hat, in seiner Wahrnehmung zu dem erwarteten positiven Ergebnis, der Kundenzufriedenheit, geführt haben. Einen anderen Erklärungsansatz bietet, ähnlich wie beim Einfluss der Zufriedenheit mit Kunden- und Vorgesetzten, die Motivationstheorie von Maslow (1954). Auch hier ist es das Bedürfnis nach (positiven) sozialen Kontakten, das zu Zufriedenheit führt. Dabei sollte die Bedeutung der wahrgenommenen Kundenzufriedenheit umso größer sein, je mehr Kontakte mit den Kunden stattfinden. Vor dem Hintergrund des Untersuchungsobjektes Call-Center mit seinen zahlreichen Kundenkontakten sollte die wahrgenommen Kundenzufriedenheit daher eine große Bedeutung haben. Die letzte Theorie, die zur Erklärung des Einflusses von wahrgenommener Kundenzufriedenheit auf die Arbeitszufriedenheit aufgeführt werden kann, ist die kognitive Dissonanztheorie nach Festinger (1957), nach der sich bei Übereinstimmung der verschiedenen Kognitionen eines Individuums ein spannungsfreier Zustand einstellt, der mit dem Gefühl von Zufriedenheit einhergeht. Übertragen auf die wahrgenommene Kundenzufriedenheit bedeutet dies, dass sich beim Mitarbeiter Zufriedenheit einstellt, sobald die wahrgenommene Kundenzufriedenheit mit dem vom Mitarbeiter erwarteten Kundenverhalten, was in der Regel eine positive, zufriedene Reaktion ist, übereinstimmt. Bezüglich der empirischen Studien zum Zusammenhang zwischen wahrgenommener Kundenzufriedenheit und Arbeitszufriedenheit fällt die Datenlage ebenfalls sehr gering aus. Zwar gibt es eine Vielzahl von Studien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Kundenzufriedenheit, jedoch handelt es sich dabei immer um die 75 tatsächliche, gemessene Kundenzufriedenheit und nicht um die wahrgenommene Kundenzufriedenheit. Spezielle Untersuchungen in der Call-Center-Branche konnten überdies nicht ausfindig gemacht werden. Die erste Studie, die daher vorgestellt werden soll, wurde von Grund (1998) bei 650 Mitarbeitern in der Schweizer Bankenbranche durchgeführt. Dabei konnte er eine Korrelation von ‚Wahrgenommener Kundenzufriedenheit’ und Arbeitszufriedenheit von r = .46 (p<.001) feststellen. Darüber hinaus konnte er Zusammenhänge der Arbeitszufriedenheit mit den Konstrukten ‚Lob und Anerkennung durch die Kunden’ von r = .26 (p<.001) und ‚Freundlichkeit der Kunden’ r = .18 (p<.001) nachweisen, bei denen es sich zwar nicht um Kundenzufriedenheit handelt, die jedoch thematisch eng verwandt mit der Kundenzufriedenheit sind und sich auch in der wahrgenommenen Kundenzufriedenheit teilweise widerspiegeln sollten. Auch Schlesinger und Zornitsky (1991) konnten im Rahmen einer Befragung von 1.277 Mitarbeitern in der Versicherungsbranche von einem positiven Zusammenhang zwischen wahrgenommener Kundenzufriedenheit (‚Overall satisfaction’) und Arbeitszufriedenheit von r = .18 (p<.01) berichten. Vertiefend wurden von ihnen darüber hinaus die Korrelationen zwischen einzelnen Unterdimensionen dieser wahrgenommen Kundenzufriedenheit und der Arbeitszufriedenheit gemessen. Auch hier handelte es sich um die Wahrnehmungen der Mitarbeiter. So konnten Korrelationen zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Ease of doing business’ von r = .20 (p<.01), ‚Employees overal’ von r = .19 (p<.01), ‚Representatives compentence’ von r = .16 (p<.01); ‚Timelines’ von r = .13 (p<.01), ‚Interest in helping’ von r = .18 (p<.01) ‚Concerns’ von r = .16 (p<.01), sowie ‚Availability’ von r = .12 (p<.01) festgestellt werden. Die einzige Studie im Call-Center-Bereich, die zwar nicht explizit die wahrgenommene Kundenzufriedenheit, jedoch ein thematisch verwandtes Konstrukt misst, ist die bereits vorgestellte Studie von Sust et al. (2002). Im Rahmen ihrer Studie konnten sie einen Zusammenhang zwischen ‚extrem dankbaren Kunden’ und Arbeitszufriedenheit von r = .279 (p wurde vom Autor nicht angegeben) nachweisen. Auch wenn die empirische Datenlage sehr gering ausfällt, konnten die genannten Untersuchungen, insbesondere auch für alle der aufgeführten Unterdimensionen der wahrgenommenen Kundenzufriedenheit, ein positives Verhältnis zur Arbeitszufriedenheit feststellen. 76 Die Hypothese für den Einfluss der wahrgenommenen Kundenzufriedenheit lautet daher (Übersicht über die erwähnten Forschungsstudien vgl. Tab. 10): H5: Die wahrgenommene Kundenzufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Tabelle 10. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und der wahrgenommenen Kundenzufriedenheit. Autoren Jahr Branche Anzahl der Analyse- Studie zum Zusammenhang befragten methode der Arbeitszufriedenheit mit Mitarbeiter der Teildimension 1.277 Kor - wahrgenommene Kunden1991 Versicherung Schlesinger & zufriedenheit Zornitsky Bank 650 Kor - wahrgenommene KundenGrund 1998 zufriedenheit Kor - wahrgenommene KundenSust, Lorenz, 2002 Call-Center zufriedenheit Schleif, Schubert & Utsch k.A.: keine Angabe Kor: Korrelationsanalsyse 4.1.2 Empirische Befunde zum Zusammenhang von Stimmungen (Affekten) und Arbeitszufriedenheit Neben den im vorangegangenen Kapitel vorgestellten Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit sind im vergangenen Jahrzehnt wieder vermehrt Stimmungen und Emotionen, die ein Mitarbeiter bei der Verrichtung seiner Arbeit empfindet, als weitere, die Arbeitszufriedenheit beeinflussende Größen, in den Fokus der arbeits- und organisationspsychologischen Forschung geraten (Ashkanasay, Härtel & Zerbe, 2000; Büssing, 1999; Weiss & Udris, 2001). Grundgedanke der Berücksichtigung von Stimmungen und Emotionen ist, dass es neben den bisher vorgestellten Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, die in der Regel das Ergebnis eines kognitiven Prozesses sind, auch affektive Komponenten gibt, die auf die Arbeitszufriedenheit wirken. Durch die Berücksichtigung des Einflusses dieser affektiven Komponenten, so die Hoffnung der Forscher, können somit eventuell zusätzliche Varianzanteile aufgedeckt werden, die mit den bis dahin angewandten Zufriedenheitsmodellen nicht erklärbar waren (Wegge & Neuhaus, 2002). Beispielsweise kann ein bescheidener Mensch in der gleichen Situation zufriedener sein als ein Nörgler, da dieser immer noch etwas Schlechtes an der Situation findet. Diese beiden Menschen können in den bislang 77 vorgestellten Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit völlig identisch sein, womit bei reiner Fokussierung auf diese Variablen ein eventuell unterschiedliches Ausmaß an Arbeitszufriedenheit nicht mehr erklärbar wäre. Bei der Sichtung der empirischen Forschungslage wird allerdings sehr schnell deutlich, dass das Begriffsverständnis dessen, was mit Affekten, Stimmungen und Emotionen genau gemeint ist, in der Literatur sehr uneinheitlich ist und die Begriffe teilweise für verschiedene Konstrukte verwandt werden. So handelt es sich nach der Meinung von Fisher (2000) bei Affekt um einen Oberbegriff, unter dem die unterschiedlichen Konstrukte Stimmungen (‚moods’) und Emotionen (‚emotions’) zusammengefasst werden. Bei Stimmungen handelt es sich dabei um eher langfristige, allgemeine Affekte, während es sich bei den Emotionen um kurzfristige, mit der konkreten Situation verbundene Affekte handelt (Frijda, 1993). Wegge & Neuhaus (2002) wiederum unterscheiden in ihrer Studie zwischen Emotionen und Affekten. Unter Affekten verstehen sie dabei allgemeine Persönlichkeitsdispositionen bzw. Stimmungen, die im Gegensatz zu Emotionen allgemein, also unabhängig von Situationen erlebt werden und die somit weitgehend den Stimmungen (‚moods’) von Fisher (2000) entsprechen. Emotionen definieren auch sie als aktuell erlebte Emotionen bei der Arbeit. Die Abgrenzungsproblematik wird weiterhin deutlich, wenn man sich die deutsche Übersetzung für das englische Wort ‚affect’ anschaut, dass sowohl mit Affekt als auch mit Emotion übersetzt wird. Auch bei manchen Untersuchungsinstrumenten wird die inhaltliche Nähe von Stimmungen und Emotionen deutlich. So kann der von Wegge und Neuhaus (2002) zur Messung der Persönlichkeitsdispositionen (Stimmungen) eingesetzte PANAS-Fragebogen (vgl. Kap. 5.2.3.) sowohl für die Messung dieser allgemeinen Stimmungslage (Disposition), als auch für die Erfassung gegenwärtiger Stimmungen (Zustand) eingesetzt werden, womit im Grunde letztlich wieder eher Emotionen ermittelt würden. Vor dem Hintergrund des Ziels der Forschungsarbeit, der Ableitung (praxisrelevanter) Handlungsempfehlungen, wurde daher nach Abgrenzung der Begriffe entschieden, sich bei der Untersuchung auf die positiven und negativen Stimmungen bzw. Persönlichkeitsdispositionen zu konzentrieren, da sie zeitlich konstanter und allgemeingültiger sind. Die vorgestellten empirischen Arbeiten beschäftigen sich daher alle 78 entweder mit Stimmungen (‚moods’) oder interpretieren Affekte (‚affects’) als eher allgemein und langfristig gültige Persönlichkeitsdispositionen. Dabei ist zunächst die Studie von Judge und Ilies (2004) zu nennen. Judge und Ilies unterscheiden in ihrer Befragung von 74 Universitätsangestellten zwischen „Traitpositive affectivity’ bzw. ‚Trait-negative affectivity’ und ‚Average state positive mood at work’ bzw. ‚Average state negative mood at work’. Unter ‚Trait-affectivity’ verstehen sie dabei Persönlichkeitsdispositionen bzw. Persönlichkeitsmerkmale, während mit ‚moods’ eher konkrete Stimmungen, die am Arbeitsplatz empfunden werden, gemeint sind. Dabei konnten sie im Bereich der Stimmungen einen Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Average state positive mood at work’ von r = .49 (p<.01) und ‚Average state negative mood at work’ r = -.46 (p<.01) nachweisen, während im Bereich der Persönlichkeitsdispositionen lediglich ein Zusammenhang von r = .35 (p<.01) für ‚Trait-positive affectivity’ gezeigt werden konnte. Eine weitere Studie, die sich mit dem Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und Affekten beschäftigt, ist die Meta-Analyse von Kaplan, Bradley, Luchman & Haynes (2009), die aufgrund der Vielzahl der einfließenden Studien von besonders großer Aussagekraft sein sollte. Die Ergebnisse der Meta-Analyse können dabei die theoretischen Annahmen bestätigen. So konnte unter Berücksichtigung von 71 Studien ein Zusammenhang von r = .33 zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Positive affectivity’ und unter Berücksichtigung von 145 Studien ein Zusammenhang von r = -.37 zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Negative affectivity’ gezeigt werden. Nicht so eindeutig hingegen sind die Ergebnisse von Fisher (2000). In seiner bereits an früherer Stelle vorgestellten Studie maß er den Einfluss von Affekten auf drei verschiedene Operationalisierungen von Arbeitszufriedenheit. Dabei waren bezüglich der positiven Affekte lediglich zwei der drei Operationalisierungen signifikant, die überdies mit r = .19 und r = -.23 (p<.05) zu konträren Ergebnissen führten. Für den Fall der negativen Affekte war sogar nur eine der drei Operationalisierungen signifikant, wobei jedoch mit r = -.22 (p<.05) zumindest das erwartete Verhältnis nachgewiesen werden konnte. Im Bereich der Call-Center-Branche ist einzig die Untersuchung von Wegge und Neuhaus (2002) zu nennen, die allerdings keinen Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und positiven und negativen Affekten nachweisen konnte. 79 Auch wenn die Ergebnisse zum Einfluss von positiven und negativen Stimmungen (Affekten) in der Literatur uneinheitlich sind, so konnte doch in den Studien, in denen signifikante Beziehungen nachgewiesen wurden, bis auf eine Ausnahme ein positiver Zusammenhang zwischen positiven Stimmungen und der Arbeitszufriedenheit sowie stets ein negativer Zusammenhang zwischen negativen Stimmungen und Arbeitszufriedenheit ermittelt werden. Die abgeleiteten Hypothesen lauten daher (Übersicht über die erwähnten Forschungsstudien vgl. Tab. 11): H6: Das Erleben von positiven Stimmungen (positive affectivity) hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. H7: Das Erleben von negativen Stimmungen (negative affectivity) hat einen negativen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Tabelle 11. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und den Affekten. Autoren Jahr Branche Anzahl der Analyse- Studie zum Zusammenhang befragten methode der Arbeitszufriedenheit mit Mitarbeiter den Affekten k.A. 121 Kor - positive Affekte Fisher 2000 - negative Affekte 68 Kor - positive Affekte Wegge & Neuhaus 2002 Call-Center - negative Affekte k.A. 74 Kor - positive Affekte Judge & Ilies 2004 - negative Affekte k.A. Kor - positive Affekte Kaplan, Bradley, 2009 - negative Affekte Luchman & Haynes k.A.: keine Angabe Kor: Korrelationsanalsyse 4.1.3. Empirische Befunde zum Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und unternehmerischen Erfolgsvariablen Der letzte Zusammenhang, der im Rahmen des Modells dieser Arbeit untersucht werden soll, ist der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf verschiedene Erfolgsvari- 80 ablen von Call-Center-Unternehmen. Wie bereits in der geschichtlichen Herleitung der einzelnen Arbeitszufriedenheitsdimensionen erläutert, war die Steigerung der betrieblichen Performance bzw. der vermutete Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf diese Performance die ursprüngliche Motivation, um sich mit dem Konstrukt Arbeitszufriedenheit auseinanderzusetzen, und ist es in letzter Konsequenz auch heute noch. Allerdings werden heutzutage auch verhaltensbasierte Erfolgsvariablen als wichtig erachtet. So wird in Zeiten von Fachkräftemangel und somit begrenzten Ressourcen die Arbeitszufriedenheit auch als Ressource für Mitarbeiterbindung betrachtet, wodurch bspw. Erfolgsvariablen wie das Commitment in den Fokus der Betrachtung geraten. Und auch die Arbeitsmotivation des Mitarbeiters, von der sich Engagement in der Erreichung seiner individuellen und darüber auch der Unternehmensziele versprochen wird, ist mittlerweile eine Erfolgsvariable, die für ein Unternehmen von Bedeutung ist. Zwar haben auch diese verhaltensbasierten Erfolgsvariablen letztlich das Ziel, den Fortbestand und die Qualitätsstandards des Unternehmens zu sichern und somit letztlich ökonomische, performancebasierte Hintergründe. Trotzdem macht es Sinn, aufgrund der Unterschiedlichkeit (Verhalten vs. messbare Kennzahlen) eine Unterteilung der Erfolgsvariablen vorzunehmen. Bei der Betrachtung der empirischen Studien und im späteren Modell wird daher zwischen mitarbeiterbezogenen Kriterien, die eher auf Verhalten am und Einstellungen zum Arbeitsplatz abstellen, und performancebezogenen Kriterien, die sich auf messbare Größen beziehen, unterschieden. Mitarbeiterbezogene Kriterien Unter den mitarbeiterbezogenen Kriterien sollen im nachfolgenden Modell die Variablen Commitment, OCB (Organizational Citizenship Behavior), Arbeitsmotivation und Servicequalität zusammengefasst werden. Unter Commitment (im unternehmerischen Kontext wird zumeist von Organizational commitment gesprochen) wird die Verbundenheit, Loyalität und Identifikation eines Mitarbeiters zu seinem Unternehmen verstanden (Meyer & Allen, 1984). Allerdings gehen die Meinungen über die kausale Richtung zwischen Arbeitszufriedenheit und Commitment in der arbeitspsychologischen Forschung auseinander. Wissenschaftler wie Bluedorn (1982) und Johnston, Futrell, Parasuraman und Sager (1988) gehen davon aus, dass es die Zufriedenheit mit der Arbeit ist, die sich in Loyalität und 81 Verbundenheit niederschlägt. Andere Forscher wie bspw. Bateman und Strasser (1984) wiederum argumentieren, dass die Loyalität und die Identifikation des Mitarbeiters die Auslöser sind, die beim Mitarbeiter zu Zufriedenheit mit der Arbeit führen. Der überwiegende Teil der konzeptionellen Arbeiten, aber auch der empirischen Ergebnisse spricht jedoch für einen Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf das Commitment, so dass diese theoretische Argumentation hier übernommen wird. Bezüglich empirischer Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Commitment hat die Recherche eine große Fülle von Arbeiten ergeben, so dass zunächst zwei Metaanalysen und eine generelle Arbeit aus der Servicebranche vorgestellt werden, um die allgemeine Bedeutung von Arbeitszufriedenheit für das Commitment herauszustellen, bevor dann explizit Studien im CallCenter- bzw. Bürobereich genannt werden. Die Metaanalyse von Bamberger, Kluger und Suchard (1999), die insgesamt 15 Studien umfasste, ergab dabei eine Korrelation zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Organizational commitment’ von r = .52 und auch Brown und Peterson (1993), deren Metaanalyse 11 Studien mit insgesamt 1.587 Teilnehmern (allerdings nur Mitarbeiter aus dem Bereich ‚sales’) umfasste, konnten eine Korrelation von r = .50 feststellen. Darüber hinaus ermittelten Brown und Peterson im Rahmen ihrer Untersuchung auch den kausalen Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf das ’Organizational commitment’ und konnten einen signifikanten Einfluss von β = .47 (p<.01; t =14.58) ermitteln. Zieht man eine weitere Studie von Liden, Wayne und Sparrowe (2000) heran, in deren Rahmen 337 Mitarbeiter einer großen amerikanischen Serviceorganisation befragt wurden, kann man feststellen, wie bemerkenswert ähnlich die Ergebnisse der verschiedenen Studien sind. Auch sie konnten eine Korrelation zwischen beiden Größen von r = .53 (p<.01) ermitteln. Die Ergebnisse von Untersuchungen zum Commitment in Call-Centern kommen zu einem etwas differenzierteren Bild. So führten Workman und Bommer (2004) eine Befragung bei 149 Call-Center-Mitarbeitern durch, in der sie die Arbeitszufriedenheit und das ‚Organizational Commitment’ vor und nach verschiedenen Interventionsmaßnahmen abfragten. Dabei konnten sie Korrelationen von r = .56 (p<.001) und r = .39 (p<.001) ermitteln. Auch Malhotra und Mukherjee (2004) untersuchten in einer 82 bei 342 Mitarbeitern eines Banken-Call-Centers durchgeführten Studie den Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Organizational Commitment’, unterschieden jedoch in Anlehnung an das ‚Three-component model of organizational commitment’ von Allen und Meyer (1990) drei Arten von Commitment. Unter ‚Affective commitment’ fassten sie die emotionalen Komponenten der Identifikation mit dem Unternehmen zusammen, während ‚Normative commitment’ das Pflichtgefühl, beim Unternehmen zu verbleiben, und ‚Continuance commitment’ die Kosten, die ein Verlassen des Unternehmens für den Arbeiter bedeuten, beinhalteten. Interessanterweise konnte dabei ein starker Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Affective commitment’ von r = .617 (p<.01) und ‚Normative commitment’ von r = .569 (p<.01) festgestellt werden, während für den Zusammenhang zu ‚Continuance commitment’ keine signifikante Korrelation ermittelt werden konnte. Dies deckt sich insoweit mit den Erkenntnissen von Wegge et al. (2006a), die in ihrer bereits vorgestellten Studie ebenfalls einen Zusammenhang zwischen ‚Affective commitment’ und Arbeitszufriedenheit von r = .46 (p<.01) ermitteln konnten, während der Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Continuance commitment’ in diesem Fall zwar signifikant, mit einer Korrelation von r = .15 (p<.01), jedoch deutlich schwächer als beim ‚Affective commitment’ war. Grebner et al. (2003) wiederum untersuchten in ihrer Call-Center-Studie ausschließlich den Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Affective commitment’ und konnten einen relativ starken Zusammenhang von r = .66 (p<.001) feststellen. Die empirischen Erkenntnisse deuten somit darauf hin, dass insbesondere das ‚Affective commitment’ einen hohen Zusammenhang mit der Arbeitszufriedenheit aufweist und zu einem großen Teil für den Zusammenhang bei aggregierter Betrachtung der drei Commitment-Komponenten verantwortlich ist. Diese Frage bietet daher Raum für weitere Untersuchungen, soll jedoch nicht Thema dieser Arbeit sein. Da in der späteren Untersuchung das Konstrukt Commitment als Ganzes erhoben und nicht in einzelne Komponenten aufgegliedert wird, kann aufgrund der Datenlage daher von einem starken positiven Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf das Commitment ausgegangen werden. Eine weitere, thematisch eng mit dem Commitment verwandte Variable, ist das so genannte Organizational Citizenship Behavior (OCB). Unter OCB wird dabei ein nicht mit Zwang verbundenes, hilfsbereites und konstruktives Verhalten verstanden, dass 83 auf das Unternehmen bzw. die Angehörigen des Unternehmens gerichtet ist (Bateman & Organ, 1983; Podsakoff & MacKenzie, 1994). Der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf das OCB wird dabei dadurch erklärt, dass zufriedene Mitarbeiter eher bereit sind, andere zu unterstützen und hilfsbereit zu handeln, als unzufriedene (Donavan et al., 2004). Die Datenlage zum OCB ist jedoch nicht so vielfältig, wie dies beim Commitment der Fall ist. Aus diesem Grund werden zunächst allgemeine Studien vorgestellt, bevor im speziellen eine Untersuchung in der Call-Center-Branche genannt wird. Für die empirische Untermauerung des postulierten Modellzusammenhangs sollte dies jedoch keine Probleme darstellen, da das OCB ein Konstrukt ist, das durch die Technologisierung des Arbeitsplatzes und die Globalisierung vergleichsweise wenig berührt wird. Kaplan et al. (2009) konnten in ihrer Metaanalyse, in der die Ergebnisse von 72 Studien zusammengefasst wurden, einen Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und OCB von r = .24 ermitteln und auch Donavan et al. (2004) berichten in ihrer Studie von einer Korrelation von r = .48 (p<.01). Interessant, insbesondere vor dem Hintergrund der zu entwickelnden Hypothese, ist darüber hinaus, dass Donavan et al. (2004) in ihrer Studie neben dem korrelativen Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und OCB auch den Kausalzusammenhang untersuchten und einen Einfluss der Arbeitszufriedenheit von β = .48 (p<.01; t = 5,11) nachweisen konnten. Speziell im Call-Center-Bereich kann die Arbeit von Wegge, van Dick, Fisher, Wecking und Moltzen (2006b) genannt werden. Die Arbeit umfasst zwei Studien im Call-CenterBereich mit 211 bzw. 161 Call-Center-Agents und konnte Zusammenhänge zwischen Arbeitszufriedenheit und OCB von r = .51 (p<.01) und r = .34 (p<.01) ermitteln. Auch wenn die Anzahl der Studien vergleichsweise gering ist, wird daher im späteren Modell, aufgrund der Einheitlichkeit der Ergebnisse und des deutlichen Kausalzusammenhangs, den Donavan et al. (2004) in ihrer Studie zeigen konnten, von einem positiven Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf das OCB ausgegangen. Während die bisherigen mitarbeiterbezogenen Kriterien Commitment und OCB auf die Einstellung des Mitarbeiters zum Unternehmen und seine Bereitschaft, das Unternehmen bzw. dessen Angehörigen zu unterstützen, gerichtet waren, handelt es sich bei der (Arbeits-) Motivation um eine Variable, die sich auf den persönlichen Arbeits- 84 einsatz des Mitarbeiters bezieht. Dabei wird davon ausgegangen, dass ein zufriedener Mitarbeiter, der bspw. Unterstützung von den Vorgesetzten und Kollegen erhält, mit einem besseren Gefühl zur Arbeit geht und aufgrund der besseren Atmosphäre motivierter an seine Arbeitsaufgabe herangeht als ein unzufriedener (Kinnie, Hutchinson & Purcell, 2000). Empirische Studien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Arbeitsmotivation sind erstaunlicherweise nur sehr spärlich zu ermitteln. Dies liegt jedoch darin begründet, dass von vielen Forschern Arbeitsmotivation als übergeordnetes Konstrukt verstanden wird, auf das Indikatoren, wie Arbeitszufriedenheit oder Wechselbereitschaft, hindeuten. Die einzige Studie, die an dieser Stelle vorgestellt werden soll und sich explizit mit Motivation und Arbeitszufriedenheit auseinandersetzt, ist daher die Studie von Hechanova, Alampay und Franco (2006), die im Rahmen einer Befragung von 954 Mitarbeitern verschiedener Servicebranchen, darunter 10 % Call-Center-Mitarbeitern, einen Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und ‚Intrinsic motivation’ von r = .21 (p<.05) ermitteln konnten. Aufgrund der recht spärlichen Datenlage und des nicht allzu starken beobachteten Zusammenhangs bei Hechanova et al. (2006) stützt sich die Ableitung der Forschungshypothese daher mehr auf die theoretische Begründung als auf eine überzeugende Datenbasis. Trotzdem soll an dieser Stelle von einem, wenn auch wohlmöglich eher schwachen Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Motivation des Arbeiters ausgegangen werden. Die letzte Variable, die im Bereich der mitarbeiterbezogenen Kriterien betrachtet werden soll, ist die Servicequalität der Mitarbeiter. Der Einfluss, den die Arbeitszufriedenheit auf die Servicequalität hat, wird dabei auf verschiedene Weise erklärt. Zum einen ist es von großer Bedeutung, dass Mitarbeiter im Kundenkontakt ein freundliches und aufmerksames Auftreten zeigen, um beim Kunden ein Gefühl der Zufriedenheit zu erzeugen (Hochschild, 1983) und langfristig tragfähige Kundenbeziehungen zu etablieren (Berry, 1995). Aufgrund der Annahme, dass die Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der Empfindung von positiven Emotionen am Arbeitsplatz einhergeht, ist zu erwarten, dass sich diese positiven Emotionen auch im Kundenkontakt widerspiegeln. Dieses positive Empfinden und gleichzeitige Zeigen der Emotionen wird vom Kunden wahrgenommen und beeinflusst positiv seine Zufriedenheit mit dem Service (Grandey, 2003). Insofern sollte größere Arbeitszufriedenheit zu größerer 85 (zumindest vom Kunden wahrgenommener) Servicequalität führen. Eine andere Erklärung fußt auf der Erkenntnis von Isen und Baron (1991), dass das Erleben von positiven Stimmungen mit mehr Kreativität in Problemlösungsprozessen einhergeht. Mitarbeiter, die zufriedener im Beruf sind und insofern mehr positive Stimmungen erleben, sind daher eher in der Lage, neue und kreative Ideen zu entwickeln, wie man den Kundenwünschen begegnen kann. Diese größere Problemlösungskompetenz schlägt sich beim Kunden in einer größeren empfundenen Servicequalität nieder. Empirische Studien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und Servicequalität sind naturgemäß vor allem in Branchen mit direktem Kundenkontakt zu finden. So konnten Liao und Chuang (2007) in ihrer Studie in der Friseurbranche einen Zusammenhang zwischen ‚Employee service performance’ und Arbeitszufriedenheit von r = .21 (p<.05) feststellen und auch Payne und Webber (2006) konnten in ihrer Befragung von 249 Friseuren eine Korrelation zwischen ‚Service delivery’ und Arbeitszufriedenheit von r = .14 (p<.05) ermitteln. Darüber hinaus konnten Liden et al. (2000) in ihrer in einer großen Service-Organisation durchgeführten Studie einen Zusammenhang zwischen ‚Customer service provided’ und Arbeitszufriedenheit von r = .21 (p<.01) ermitteln. Spezielle Untersuchungen in der Call-Center-Branche kommen zu ähnlichen Ergebnissen, sowohl was die Art als auch was die Stärke des Zusammenhangs angeht. So berichten Malhotra und Mukherjee (2004) in ihrer Studie von einem Zusammenhang zwischen ‚Service quality’ und Arbeitszufriedenheit von r = .295 (p<.01); in einer anderen Studie (Mukherjee & Malhotra, 2006) kommen sie zu einem ähnlichen Ergebnis von r = .299 (p<.01). Die berichteten Zusammenhänge zwischen Arbeitszufriedenheit und Servicequalität sind zwar alle relativ schwach ausgeprägt, zeigen aber dennoch einheitlich einen positiven Zusammenhang. Daher wird von einem, wenn auch vermutlich eher schwachen Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Servicequalität ausgegangen. 86 Für den Teilbereich der mitarbeiterbezogenen Kriterien wird daher die Hypothese aufgestellt (Übersicht über die erwähnten Forschungsstudien vgl. Tab. 12): H8: Die Arbeitszufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf mitarbeiterbezogene Kriterien (Commitment, Organizational Citizenship Bevavior, Arbeitsmotivation, Servicequalität). Tabelle 12. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und den mitarbeiterbezogenen Kriterien. Autoren Jahr Branche Anzahl der Analyse- Studie zum Zusammenhang befragten methode der Arbeitszufriedenheit mit Mitarbeiter mitarbeiterbez. Kriterien 1.587 Kor - Commitment Brown & Peterson 1993 Kau Kor - Commitment 1999 Bamberger Dienst337 Kor - Commitment 2000 Liden, Wayne & leistung - Servicequalität Sparrowe 339 Kor - Commitment Grebner, Semmer, 2003 Call-Center Gut, Kälin & Elfering 149 Kor - Commitment Workman & 2004 Call-Center Bommer 342 Kor - Commitment Malhotra & 2004 Call-Center Servicequalität Mukherjee Bank 156 Kor Organizational Citizenship Donavan, Brown & 2004 Gastronomie 211 Kau Behavior Mowen 590 2.091 Kor - Commitment Wegge, van Dick, 2006 Call-Center Fisher, West & Dawson 211 Kor - Organizational Citizenship Wegge, van Dick, 2006 Call-Center 161 Behavior Fisher, Wecking & Moltzen Dienst954 Kor - Arbeitsmotivation Hechanova, 2006 leistung Alampay & Franco Dienst249 Kor - Servicequalität Payne & Webber 2006 leistung 342 Kor - Servicequalität Mukherjee & 2006 Call-Center Malhotra Dienst530 Kor - Servicequalität Liao & Chuang 2007 leistung k.A. Kor - Organizational Citizenship Kaplan, Bradley, 2009 Behavior Luchman & Haynes k.A.: keine Angabe Kor: Korrelationsanalsyse Kau: Kausalzusammenhang 87 Performancebezogene Kriterien Der letzte Modellzusammenhang, mit dem sich dieses Kapitel beschäftigt, ist der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf performancebezogene Erfolgsvariablen des Unternehmens, bei denen es sich um Variablen handelt, die mit Hilfe von Kennzahlen gemessen werden können. Zu diesem Zweck werden in dieser Arbeit die Variablen Zielerreichungsgrad, Fehlerquote und Fehlzeitenquote betrachtet. Dabei muss festgehalten werden, dass grundsätzlich unter dem Zielerreichungsgrad das Ausmaß, in dem einzelne Mitarbeiter, Abteilungen oder aber auch das ganze Unternehmen ihre Ziele erreichen, verstanden wird. Bei unbegrenzten Zielen geht es dabei um die Erreichung eines maximalen Zielerreichungsgrades, wie bspw. Gewinnmaximierung oder Kostenminimierung, bei begrenzten Zielen um das Erreichen eines vorgegeben Wertes, bspw. Vergrößerung des Marktanteils auf 35 % (Wöhe, 1993). Streng genommen ist die Unterscheidung zwischen Zielerreichungsgrad, Fehlerquote und Fehlzeitenquote daher nicht korrekt, da es auch für die Fehlerquote und die Fehlzeitenquote einen Zielerreichungsgrad geben sollte. Im Rahmen dieser Arbeit wird unter dem Zielerreichungsgrad jedoch das Ausmaß der Erreichung der jeweiligen projektabhängigen Erfolgsvariablen (Umsatz, Gewinn, telefonischer Erreichungsgrad) verstanden. Der Zielerreichungsgrad wurde auf diese Weise definiert, da die im Rahmen dieser Studie eingebundenen Teams verschiedenen Projekten mit unterschiedlichen Erfolgskennzahlen zugeordnet waren und ansonsten eine Verallgemeinerung und Aggregierung der Ergebnisse nicht möglich gewesen wäre, was für die spätere Berechnung der Modellzusammenhänge jedoch zwingend erforderlich war. Aufgrund der recht allgemeinen Untersuchung der Performance in den meisten empirischen Studien und in Ermangelung spezieller Studien zu den einzelnen performancebezogenen Kriterien, sollen an dieser Stelle allgemein die empirischen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Performance und Arbeitszufriedenheit vorgestellt werden. Festzuhalten ist, dass das Verhältnis von Arbeitszufriedenheit und ‚Performance’, sowohl was die Richtung als auch was die Stärke angeht, in der Wissenschaft sehr umstritten ist und das auch empirische Arbeiten zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Einige Forscher gehen dabei von einem Einfluss der Performance auf die 88 Arbeitszufriedenheit aus (Bagozzi, 1980b; Sheridan & Slocum, 1975), während andere nur eine positive Korrelation aufgrund gemeinsamer Einflussvariablen, wie Bezahlung (Podsakoff & Williams, 1986) oder Übereinstimmung der Arbeitsaufgabe mit dem Selbstbild (Korman, 1970), vermuten. Es gibt aber auch Forscher, die einen positiven Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Performance postulieren (Fishbein, 1973) und diesen Einfluss mit den Einstellungen der Mitarbeiter begründen. Aufgrund der Arbeitszufriedenheit entwickeln die Mitarbeiter positive Einstellungen zu ihrem Arbeitsplatz und ihrer Arbeitsaufgabe, was sich in einem größeren Engagement niederschlägt und somit zu besserer Performance führt. In der Umkehrung führt Unzufriedenheit zu vermindertem Engagement, was sich beispielsweise in höheren Fehlzeitenquoten niederschlägt, da ein unzufriedener Mitarbeiter bei gleicher körperlicher und geistiger Belastung weniger gewillt sein wird, die Leistung für das Unternehmen zu erbringen als ein zufriedener. Bei den vorgestellten empirischen Zusammenhängen handelt es sich ausschließlich um korrelative Beziehungen zwischen den beiden Variablen. So konnten Brown und Peterson (1993) im Rahmen ihrer Metaanalyse eine Korrelation zwischen ‚Sales performance’ und Arbeitszufriedenheit von r = .13 ermitteln und Kaplan et al. (2009) berichteten in ihrer Metaanalyse von einem positiven Zusammenhang von r = .28. Weiterhin konnte Oldham (1988) in seiner Untersuchung in der Versicherungsbranche einen Zusammenhang zwischen ‚Performance’ und Arbeitszufriedenheit von r = .32 (p<.01) und Wright, Cropanzano und Bonett (2007) im Rahmen einer Befragung von 109 Managern einer Serviceorganisation einen Zusammenhang zwischen ‚Job performance’ und Arbeitszufriedenheit von r = .36 (p<.01) feststellen. Speziell im Call-Center Bereich sind die Ergebnisse der Studie von Tuten und Neidermeyer (2004) zu nennen, die von einem Zusammenhang zwischen ‚Performance’ und Arbeitszufriedenheit von r = .32 (p<.001) berichten konnten. Auch wenn konkrete Studien zu Fehlzeitenquoten nicht gefunden wurden, so konnten zumindest einige Studien, die indirekt auf Fehlzeiten hinweisen könnten, ermittelt werden. Hauptgrund für Fehlzeiten sind in der Regel Erkrankungen der Mitarbeiter. Daher sollte angenommen werden, dass mit Ansteigen der körperlichen Beschwerden auch die Fehlzeiten der Mitarbeiter ansteigen. Wegge et al. (2006a, 2006b) konnten in beiden der bereits vorgestellten Studien im Call-Center-Bereich signifikante Korrelationen zwischen ‚Health complaints’ und Arbeitszufriedenheit von r = -.38 (p<.01) und r = -.39 (p<.01) 89 nachweisen. Auch hier ist jedoch fraglich, inwieweit die Arbeitszufriedenheit zu den Beschwerden (eventuell aufgrund von Stress) und somit zu den Fehlzeiten führt oder aber ob die Beschwerden nicht letztlich sowohl für die Arbeitsunzufriedenheit als auch für die Fehlzeiten verantwortlich sind. Tabelle 13. Übersicht über die Forschungsstudien zum Zusammenhang zwischen Arbeitszufriedenheit und den performancebezogenen Kriterien. Autoren Jahr Branche Anzahl der Analyse- Studie zum Zusammenhang befragten methode zwischen ArbeitszufriedenMitarbeiter heit und Performance 65 Kor - Performance Oldham 1988 Versicherung 1.587 Kor - Performance Brown & Peterson 1993 Kau 122 Kor - Performance 2004 Call-Center Tuten & Neidermeyer 2.091 Kor - Performance Wegge, van Dick, 2006 Call-Center Fisher, West & Dawson 211 Kor - Performance Wegge, van Dick, 2006 Call-Center 161 Fisher, Wecking & Moltzen Dienst342 Kor - Performance Wright, Cropanzano 2007 leistung & Bonett Kaplan, Bradley, Luchman & Haynes 2009 k.A. - Kor - Performance k.A.: keine Angabe Kor: Korrelationsanalsyse Kau: Kausalzusammenhang Die empirischen Ergebnisse untermauern daher die Annahme eines Zusammenhangs zwischen der Arbeitszufriedenheit und den betrieblichen Performancevariablen, geben allerdings keine Auskunft über die Richtung des Einflusses. Da gerade das Vorhandensein des Einflusses der Arbeitszufriedenheit auf die Performance im Rahmen dieser Arbeit von großem Interesse war, wird jedoch aufgrund der theoretischen Überlegungen der positive Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Zielerreichung der jeweiligen Performancevariablen unterstellt und im Rahmen der Untersuchung überprüft. Die letzte Modellhypothese lautet somit (Übersicht über die erwähnten Forschungsstudien vgl. Tab. 13): H9: Die Arbeitszufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf performancebezogene Kriterien (Zielerreichungsgrad, Fehlerquote, Fehlzeitenquote). 90 4.2. Entwicklung des Modells Im vorherigen Kapitel wurden die in früheren Studien beobachteten Zusammenhänge zwischen den einzelnen Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit und der Arbeitszufriedenheit selbst als auch die Bedeutung von Stimmungen (Affekten) für die Arbeitszufriedenheit aufgeführt. Weiterhin wurde beschrieben, welcher Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf verschiedene einstellungs- und verhaltensbezogene sowie performancebezogene Erfolgsvariablen vermutet wird bzw. teilweise bereits in Studien nachgewiesen werden konnte. Dabei wurden jeweils Theorien vorgestellt, mit denen diese Zusammenhänge erklärt werden und anschließend, durch die Vorstellung empirischer Studien zu den einzelnen Zusammenhängen, die entsprechenden Hypothesen abgeleitet. Die ersten fünf Hypothesen bezogen sich dabei auf die Auswirkungen der einzelnen Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit auf die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit: H1: Die Zufriedenheit mit der Arbeitsorganisation (Arbeitszeitregelungen, Weiterbildungsmaßnahmen, Fürsorge der Standortleitung, Arbeitsbelastung, Technik) am Arbeitsplatz hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. H2: Die Zufriedenheit mit der Aufgabengestaltung (Autonomie, Beteiligung, Abwechslung) am Arbeitsplatz hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. H3: Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld (Kollegen, Vorgesetzte, Raum) hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. H4: Die Zufriedenheit mit der Unternehmenskultur (Kundenorientierung des Unternehmens, Kundenorientierung des Mitarbeiters, Klarheit über die Zielvorgaben des Unternehmens) hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. H5: Die wahrgenommene Kundenzufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. 91 Des Weiteren wurden Hypothesen zu den Auswirkungen des Erlebens von Affekten (Stimmungen) auf die Arbeitszufriedenheit aufgestellt. H6: Das Erleben von positiven Stimmungen (positive affectivity) hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. H7: Das Erleben von negativen Stimmungen (negative affectivity) hat einen negativen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Als letztes wurden dann Hypothesen über die Auswirkungen der Arbeitszufriedenheit auf Erfolgsvariablen des Unternehmens abgeleitet. Diese lauten: H8: Die Arbeitszufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf mitarbeiterbezogene Kriterien (Commitment, Organizational Citizenship Bevaviour, Arbeitsmotivation, Servicequalität). H9: Die Arbeitszufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf performancebezogene Kriterien (Zielerreichungsgrad, Fehlerquote, Fehlzeitenquote). Auf Grundlage dieser einzelnen Hypothesen wurde das in Abbildung 4 dargestellte Modell abgeleitet, dessen Operationialisierung, Erhebung und Auswertung in den nun folgenden Kapiteln beschrieben wird. 92 Teildimension der AZ Individuenebene Arbeitsorganisation H1 Aufgabengestaltung H2 Arbeitsumfeld H3 Unternehmenskultur H4 Erfolgskriterien Affekte H8 Wahrgenommene Kundenzufriedenheit H6 H7 Mitarbeiterbezogene Kriterien Arbeitszufriedenheit H9 H5 Abbildung 4. Herleitung des Forschungsmodells aus den Modellhypothesen. Performancebezogene Kriterien 93 5. Planung und Durchführung der Untersuchung In den vorangegangenen Kapiteln wurden zunächst die verschiedenen Komponenten des Forschungsmodells anhand einer geschichtlichen Betrachtung der Arbeitszufriedenheitsforschung und ihrer verschiedenen Strömungen identifiziert und abgeleitet. Darüber hinaus wurde zum einen die Bedeutung einer allumfassenden Betrachtung des Konstruktes Arbeitszufriedenheit durch die Entwicklung des Menschenbildes des ‚Networked man’ begründet, zum anderen wurde die Vorteilhaftigkeit der Call-CenterBranche als Repräsentant vieler Merkmale, die den ‚Networked man’ ausmachen, beschrieben. Anschließend wurden mit Hilfe verschiedener Theorien die (vermuteten) Wirkungszusammenhänge zwischen den einzelnen Variablen erklärt und anhand empirischer Studien zu den Zusammenhängen die einzelnen Modellhypothesen und somit das Modell dieser Untersuchung hergeleitet. Im folgenden Kapitel soll nun die Umsetzung des Forschungsvorhabens beschrieben werden. Dabei wird zunächst in Kapitel 5.1. die Stichprobe dieser Arbeit beschrieben und in Kapitel 5.2. die Operationalisierung der verschiedenen Modellvariablen vorgenommen. Weiterhin erfolgen dann in Kapitel 5.3. die Entwicklung der Erhebungsinstrumente und in Kapitel 5.4. die Beschreibung der Durchführung der Untersuchung, bevor im letzten Kapitel (5.5.) schließlich die Auswertung der Daten und die daraus resultierenden Ergebnisse vorgestellt werden. 5.1. Beschreibung der Stichprobe Im Rahmen der in dieser Untersuchung vorgenommenen Mitarbeiterbefragung wurden insgesamt 41 Teams der Vivento Customer Service GmbH befragt. Dabei handelte es sich um 10 Teams des Standortes Bonn, 11 Teams des Standortes Frankfurt und 20 Teams des Standortes Bremerhaven. Die Teamstärken lagen zwischen 11 und 22 Mitarbeitern, was letztlich zu einer potenziellen Stichprobe von 677 Teilnehmern führte. Aufgrund der Freiwilligkeit der Befragung sowie krankheits- und urlaubsbedingter Abwesenheiten nahmen insgesamt 494 Personen an der Befragung teil, was einer Teilnahmequote von 72,9 % entsprach. 94 Allerdings ist festzuhalten, dass am Standort Bremerhaven insgesamt 12 Mitarbeiter an der Befragung teilnahmen, die im Bereich des Sekretariats und des administrativen Bereichs beschäftigt waren. Da diese Mitarbeiter nicht die in dieser Studie untersuchte Tätigkeit eines Call-Center-Agents ausübten und daher auch keine vergleichbaren Erfolgsvariablen ermittelbar waren, wurde die Daten dieser Mitarbeiter und deren Team nicht in die Berechung einbezogen, so dass letztendlich 482 Datensätze in die Analysen einflossen. Die korrigierte Teilnahmequote lag somit bei 72,5 % (Teilnahmequoten der einzelnen Standorte vgl. Tabelle 14). Tabelle 14. Anzahl der teilnehmenden Call-Center Teams, sowie Teilnahmequoten der einzelnen Standorte. Standort Bonn Frankfurt Bremerhaven Gesamt Anzahl Teams Anzahl der Mitarbeiter 10 11 19 40 172 204 289 665 Anzahl teilgenommener Mitarbeiter 127 151 204 482 Teilnahmequote 73,8% 74,0% 70,6% 72,5% Wie bereits im Einleitungsteil beschrieben, wurde am Standort Bonn auf einer Etage in einem Pilotprojekt ein neues Raumkonzept für Call-Center-Arbeit eingeführt (‚Service Center der Zukunft’). Die Stichprobe für den Standort Bonn beinhaltete daher insgesamt 77 Mitarbeiter aus sechs Teams, die in diesem ‚Service Center der Zukunft’ arbeiteten und in den später vorgenommenen ergänzenden Auswertungen mit den anderen Mitarbeitern des Standortes Bonn, aber auch mit den Mitarbeitern der anderen Standorte verglichen wurden. Neben der Unterscheidung nach Standorten konnte die Stichprobe weiterhin danach unterteilt werden, ob es sich bei den Teilnehmern a) um Männer oder Frauen, b) um Leih- und Zeitarbeitskräfte oder Festangestellte, c) um Teilzeit- oder Vollzeitkräfte und d) um Mitarbeiter des Inbound- oder Back-Office-Bereichs handelte (vgl. Tabelle 15). Die untersuchte Stichprobe bestand zu 57,9 % aus Frauen und zu 36,9 % aus Männern und wies mit 75,5 % einen deutlich größeren Anteil an Leih- und Zeitarbeitskräften 95 auf als Festangestellte (24,1 %). Darüber hinaus waren 84,6 % der befragten Mitarbeiter Vollzeit beschäftigt (12,9 % Teilzeit), während die Aufteilung zwischen Inbound- (42,9 %) und Back-Office-Bereich (55,6 %) vergleichsweise ausgeglichen war. Tabelle 15. Zusammensetzung der Stichprobe. Geschlecht Männer Frauen fehlend N Beschäftigungsverhältnis Zeitarbeitsfirma Festvertrag fehlend N Arbeitszeit Vollzeit Teilzeit fehlend N Center-Typ Inbound Back-Office fehlend N Häufigkeit 178 279 25 482 Häufigkeit 364 116 2 482 Häufigkeit 408 62 12 482 Häufigkeit 207 268 7 482 Prozent 36,9% 57,9% 5,2% 100,0% Prozent 75,5% 24,1% 0,4% 100,0% Prozent 84,6% 12,9% 2,5% 100,0% Prozent 42,9% 55,6% 1,5% 100,0% Eine Betrachtung der Altersstruktur der Untersuchung (vgl. Abb. 5) zeigt überdies, dass die Stichprobe deutlich mehr jüngere Mitarbeiter aufwies und der Anteil der 20bis 25-Jährigen mit 21,6 % am größten war, während der Bereich der 56- bis 60Jährigen nur 3,7 % und der der über 60-Jährigen sogar nur 0,4 % aufwies. 96 Zusammensetzung der Stichprobe nach Altersklassen 25,00% Prozent 20,00% 15,00% 10,00% 5,00% 0,00% unter 20 20-25 26-30 31-35 36-40 41-45 46-50 51-55 56-60 über 60 fehlend Altersklassen Abbildung 5. Zusammensetzung der Stichprobe nach Altersklassen Im Rahmen des Führungskräftefragebogens wurden jeweils die Einschätzungen der Abteilungsleiter zu den Erfolgskriterien der in ihrer Verantwortung stehenden Teams abgefragt. Insgesamt waren zehn Abteilungsleiter für die 41 Teams verantwortlich, von denen die Fragebögen komplett ausgefüllt wurden. 5.2. Operationalisierung der Modellvariablen Das in Kapitel 4.2. aufgestellte Modell umfasste insgesamt vier große Themenblöcke (vgl. Abb. 6). Im Zentrum des Modells stand dabei • die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit (AZ) (1). Sie war diejenige Variable, deren Verhältnis zu den Variablen der jeweils anderen Themenblöcke gemessen wurde. Dabei handelte es sich um: • die Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit (AZ) (2) • positive und negative Stimmungen (Affekte) der Mitarbeiter (3) • mitarbeiter- und performancebezogene Kriterien (4) 97 Teildimension der AZ 2 Arbeitsorganisation Individuenebene Erfolgskriterien 3 Affekte Mitarbeiterbezogene Kriterien Aufgabengestaltung Arbeitsumfeld 4 Arbeitszufriedenheit Unternehmenskultur 1 Performancebezogene Kriterien Wahrgenommene Kundenzufriedenheit Abbildung 6. Themenblöcke des Modells. Die Fragebögen der Untersuchung (vgl. Kap. 5.3.) wurden zum überwiegenden Teil aus Items verschiedener Fragebögen zusammengesetzt, die in ihrer Reliabilität und Validität bereits getestet wurden. Bei den Konstrukten, für die keine adäquaten Items gefunden wurden, wurden mit Hilfe von Experteninterviews eigene Items entwickelt. Tabelle 16 gibt einen kurzen Überblick über die verwendeten Fragebögen, ihre Entwickler und die jeweiligen Schwerpunkte. Im Anschluss daran werden die Fragebögen kurz vorgestellt sowie die Vereinheitlichung der Fragebogen-Items und die konkrete Operationalisierung der Konstrukte beschrieben. 98 Tabelle 16. Überblick der Ursprungsfragebögen der Fragebogen-Items. Fragebogen Autoren des Fragebogens Inhaltlicher Schwerpunkt des Fragebogens Mannheimer OrganisationsdiagnoseInstrument (MODI ) Trost, Jöns & Bungard (1999) - Ist modular aufgebaut und umfasst sowohl Fragen zu klassischen Arbeitszufriedenheitsdimensionen (Weiterbildung, Kollegen) als auch zu anderen Dimensionen, wie Arbeitsbedingungen und Kundenorientierung Employee Opinion Survey Wegge, van Dick, Fisher, West & Dawson (2006) - Erhebt Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, positive und negative Emotionen, sowie die allgemeine Arbeitszufriedenheit - Erhebt gesundheitliche Beschwerden und Commitment der Mitarbeiter - Erhebt Arbeitsplatzmerkmale, Einstellungen von Mitarbeitern, sowie organisationale und soziale Ressourcen bei der Arbeit Salutogenetische Subjektive Arbeitsanalyse (SALSA) Rimann & Udris (1997) Mulitfactor Leadership Questionnaire (MLQ 5x) Felfe & Goihl (2002) - Erhebt verschiedene Facetten der Zufriedenheit von Mitarbeitern mit der Führung und dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten - Deutsche Version ermöglicht sowohl Fremd- als auch Selbsteinschätzung Positive Affect – Negative Affect Scales (PANAS) Watson, Clark & Tellegen (1988) - Erhebt zwei weitgehend unabhängige Dimensionen von Stimmungen (positiver Affekt – negativer Affekt) - Erlaubt sowohl die Messung der allgemeinen Stimmungslage (Disposition) als auch der gegenwärtigen Stimmung (Zustand) Vorstellung der Ursprungsfragebögen der verwendeten Fragebogen-Items Der MODI-Fragebogen (Mannheimer Organisationsdiagnose-Instrument) von Trost, Jöns und Bungard (1999) wurde mit dem Ziel entwickelt, Organisationsdiagnosen als Vollerhebung durchzuführen und liegt mittlerweile in 17 Sprachen vor. Er beinhaltet dabei sowohl klassische Arbeitszufriedenheitsdimensionen, wie bspw. Zusammenarbeit mit der Führungskraft, Zusammenarbeit mit den Kollegen oder Weiterbildung und Entwicklung, als auch Module zur Kundenorientierung, zur Informationsversorgung und Kommunikation im Unternehmen oder zu den Arbeitsbedingungen. Jede Arbeitszufriedenheitsdimension wird dabei in der Regel von drei bis fünf Items erfasst, so dass der Fragenbogen, je nach Auswahl der Module, 31 bis 100 Items beinhaltet. Der englischsprachige Employee Opinion Survey von Wegge et al. (2006a) wurde seinerseits aus verschiedenen Fragebögen (Allen & Meyer, 1990; Burke, Brief, George, Roberson & Webster, 1989; Patterson et al., 2005; Riggs, Warka, Babasa, Betancourt & Hooker, 1994; Spector, 1985) zusammengesetzt und umfasst Teildimen- 99 sionen der Arbeitszufriedenheit, wie Autonomie und Partizipation, Items zu positiven und negativen Emotionen sowie zur allgemeinen Arbeitszufriedenheit. Darüber hinaus werden mitarbeiterbezogene Größen wie körperliche Beschwerden und Commitment erhoben. Der SALSA-Fragebogen (Salutogenetische Subjektive Arbeitsanalyse) von Rimann und Udris (1997) besteht aus insgesamt fünf Teilen, in denen (A) Angaben zur Person, (B) zur Arbeit und dem Betrieb, (C) zum Privatbereich und der Freizeit, (D) zu den persönliche Einstellungen und (E) zur Gesundheit und Krankheiten erfasst werden. Den Kern des Fragebogens, dem auch die Items dieser Studie entnommen wurden, bildet dabei Teil (B) Arbeit und Betrieb, in dem die Mitarbeiter das Vorhandensein und die Ausprägung verschiedener Aufgaben- und Arbeitsplatzmerkmale sowie organisationaler und sozialer Ressourcen der Arbeit beurteilen. Der Fragebogen MLQ 5X (Mulitfactor Leadership Questionnaire) von Bass und Avolio (1995) ist eine Weiterentwicklung ihres ursprünglichen MLQ-Fragebogens und umfasst Items zur Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der Führung und dem Führungsverhalten ihrer Vorgesetzten. Die in dieser Studie verwandten Items stammen dabei aus der deutschsprachigen Version des MLQ, die von Felfe und Goihl (2002) aus dem Englischen übersetzt und um die Version der Selbsteinschätzung ergänzt wurde (vgl.: Heinitz, Liepmann & Felfe, 2005). Der PANAS-Fragebogen (Positive Affect – Negative Affect Scales) von Watson, Clark und Tellegen (1988) erfasst zwei weitgehend unabhängig konzipierte Dimensionen des Stimmungserlebens. Dabei werden positive Affektivität (PA) wie bspw. ‚aktiv’, ‚stark’ und ‚stolz’, sowie negative Affektivität (NA) wie ‚gereizt’, ‚ängstlich’ und ‚nervös’ unterschieden. Der PANAS-Fragebogen erlaubt dabei sowohl die Messung der aktuellen Stimmung (Zustand) als auch der allgemeinen Stimmungslage (Disposition). Im Rahmen dieser Studie wurde der Fragebogen genutzt, um die allgemeine Stimmungslage der Mitarbeiter zu erfragen. 100 Formulierung der Items Die Items der vorgestellten Fragebögen wurden, soweit nötig, ins Deutsche übersetzt und Items in Frageform zu Statement-Items (vgl. Kapitel 5.2.2.) umformuliert. Weiterhin wurde die Formulierung der Items auf den unternehmerischen Kontext und die spezifischen Besonderheiten, die im Zusammenhang mit Call-Center-Arbeit auftreten, angepasst. So wurde beispielsweise in einigen Items der Terminus ‚im Unternehmen’ durch ‚an meinem derzeitigen Arbeitsplatz’ ersetzt, da in vielen Call-Centern die Mitarbeiter teilweise monatlich ihre Arbeitsgruppe wechseln und sichergestellt sein sollte, dass die Mitarbeiter sich in ihrer Antwort nur auf den aktuellen Arbeitsplatz beziehen. Dies war nötig, da die einzelnen Erfolgsvariablen jeweils nur für den aktuellen Arbeitsplatz bzw. das aktuelle Team erhoben wurden und ansonsten die Messung der im Modell unterstellten Zusammenhänge nicht mehr gewährleistet gewesen wäre. Die Umformulierung solcher Items wurde jedoch auf das nötigste beschränkt, um die Validität der bereits getesteten Items nicht zu gefährden. 5.2.1. Arbeitszufriedenheit Bei der Erhebung der Arbeitszufriedenheit, die, im Gegensatz zu ihren Teildimensionen, die Zufriedenheit mit der Arbeit in der Gesamtheit beschreiben sollte, war zu entscheiden, ob die Messung anhand eines einzigen Items, in dem man konkret nach der Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz fragt, oder durch mehrere, die Gesamtsituation erfassende Items vorgenommen werden sollte. Aus zwei Gründen wurde sich für die Messung durch mehrere Items entschieden. Zum einen argumentieren Manstead und Semin (in Strobe, Hewstone & Stephenson, 1996, S.104) für die Messung von Konstrukten durch mehrere Items: „Wenn der Mittelwert von zwei (vorzugsweise mehreren) Items als Maß für ein Konstrukt verwendet wird, sollten die verschiedenen Faktoren (wie z.B. Mehrdeutigkeit der Frage, Missverständnis auf Seiten der Versuchsperson, der Kontext, der durch die direkte Frage gestellt wird), die die Reliabilität und Validität einer Antwort auf eine einzige Frage mindern, gegenseitig aufgehoben werden. Das daraus resultierende Maß wird dann das zugrunde liegende Konstrukt besser wiedergeben.“ Zum anderen gab es, neben der vermeintlich höheren Reliabilität und Validität, rein praktische Gründe, die eine Erfassung der Arbeits- 101 zufriedenheit durch mehrere Items ratsam erscheinen ließen. Die Arbeitszufriedenheit ist im Rahmen des Forschungsmodells die zentrale Größe (siehe Abb. 6), mit der alle anderen Variablen in Beziehung stehen. Bei der Erfassung der Arbeitszufriedenheit durch ein einzelnes Item hätte ein zu häufiges Nichtausfüllen zur Folge gehabt, dass man diese fehlenden Werte nicht mehr hätte ersetzen können (durch Mittelwertbildung oder aber durch speziellere Schätzverfahren, vgl. Kap. 5.5.1), womit eine Berechnung des Modells nicht mehr möglich gewesen wäre. Durch die Erfassung des Konstruktes durch mehrere Items konnte diese Gefahr reduziert werden. Die Variable Arbeitszufriedenheit wurde daher durch insgesamt fünf Items gemessen (vgl. Tab. 17). Tabelle 17. Items zur Arbeitszufriedenheit. Anzahl der Items Arbeitszufriedenheit 5 Items Ich bin insgesamt zufrieden mit meiner derzeitigen Arbeitsstelle. Ich würde einem Freund / Freundin oder einem / einer Bekannten meine derzeitige Arbeitsstelle empfehlen. Ich gehe morgens gerne zu meiner Arbeitsstelle. Ich bin oft frustriert, wenn ich an meine derzeitige Arbeitsstelle denke. Ich empfinde eine persönliche Erfüllung durch die Tätigkeit an meiner derzeitigen Arbeitsstelle. Ein Item wurde dem MODI-Fragebogen entnommen („Ich bin insgesamt zufrieden mit meinem derzeitigen Arbeitsplatz“). Die anderen vier Items wurden durch Experteninterviews mit Consultants einer weltweit tätigen Unternehmensberatung, deren Schwerpunkt im Personalauswahl- und Personalentwicklungsbereich liegt, entwickelt. Die Items zielen darauf ab, möglichst verschiedene Bereiche, die eine Zufriedenheit mit der Gesamtsituation am Arbeitsplatz repräsentieren, abzufragen. 5.2.2. Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit Bei der Vorstellung der Operationalisierung der Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit werden genau wie bei der Herleitung der Modellhypothesen (vgl. Kap. 4.1.1.) die fünf Themenbereiche Arbeitsorganisation, Aufgabengestaltung, Arbeitsumfeld, Unternehmenskultur und wahrgenommene Kundenzufriedenheit unterschieden (Beispielitems zu allen Teildimensionen vgl. Tab. 18). 102 Tabelle 18. Beispiel-Items zu den Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit. Anzahl der Items Itembeispiele Arbeitszeitregelungen 3 Mit der Arbeitszeitregelung an meinem derzeitigen Arbeitsplatz bin ich insgesamt zufrieden. Ich kann an meinem derzeitigen Arbeitsplatz meine Arbeitszeiten mitbestimmen. Weiterbildungsmaßnahmen 1 Die Entwicklungsmaßnahmen an meinem derzeitigen Arbeitsplatz entsprechen meinem persönlichen Weiterbildungsbedarf. Fürsorge der Standortleitung 4 Die Standortleitung kümmert sich um die Interessen seiner Mitarbeiter. Die Standortleitung behandelt die Mitarbeiter fair. Arbeitsbelastung 6 Ich habe an meinem derzeitigen Arbeitsplatz genug Zeit, meine Arbeit zu erledigen. Ich habe an meinem derzeitigen Arbeitsplatz so viel zu tun, dass es mir über den Kopf wächst. Technik 6 Der Computer an meinem derzeitigen Arbeitsplatz arbeitet zuverlässig. Die Computerprogramme an meinem Arbeitsplatz lassen sich leicht bedienen. Autonomie 6 Die Arbeit an meinem derzeitigen Arbeitsplatz erlaubt es mir, eigene Entscheidungen zu treffen. An meinem derzeitigen Arbeitsplatz kann ich mir die Arbeit selbstständig einteilen Beteiligung 7 Wenn ich in meiner derzeitigen Projektgruppe eine gute Idee habe, kann ich sie in der Projektgruppe auch verwirklichen. Abwechslung 3 Es gibt an meinem derzeitigen Arbeitsplatz fast jeden Tag etwas anderes zu tun. Bei der Arbeit an meinem derzeitigen Arbeitsplatz muss ich immer das gleiche tun. Vorgesetzte 25 Kollegen 9 Raum 18 An meinem derzeitigen Arbeitsplatz fühle ich mich unbeobachtet. Die Temperatur an meinem derzeitigen Arbeitsplatz empfinde ich als angenehm. 11 Das Unternehmen unterrichtet an diesem Standort die Kunden / Auftraggeber ausreichend über kunden- / auftraggeberrelevante Änderungen. Kundenorientierung des Unternehmens Kundenorientierung des Mitarbeiters Der / die Vorgesetzte meiner derzeitigen Projektgruppe hat die für seine / ihre Position erforderliche Fachkompetenz. Ich kann mich auf die Kollegen meiner derzeitigen Projektgruppe verlassen. Das Klima in meiner derzeitigen Projektgruppe ist offen und ehrlich. 5 Es ist mir wichtig, dass ich meinem Kunden einen schnellen Service anbieten kann. Es ist mir wichtig, dem Kunden gegenüber kompetent aufzutreten. Zielvorgaben 4 Die Zielvorgaben meiner Projektgruppe sind mir bekannt. Ich weiß, wie wichtig die Erreichung der Zielvorgaben für das Unternehmen ist. Wahrgenommene Kundenzufriedenheit 7 Die Kunden meiner derzeitigen Projektgruppe sind mit der Qualität der angebotenen Dienstleistung zufrieden. Arbeitsorganisation Im Themenbereich der Arbeitsorganisation wurden die Teildimensionen Zufriedenheit mit den Arbeitszeiten, Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen, Zufriedenheit mit der Fürsorge der Standortleitung, Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung, sowie Zufriedenheit mit der Technik zusammengefasst. Zur Messung der Zufriedenheit mit den Arbeitszeiten wurden insgesamt drei Items des MODI-Fragebogens verwandt (Beispiel-Item: „Meine persönlichen Interessen lassen sich mit den Arbeitszeiten an meinem derzeitigen Arbeitsplatz vereinen“). Die Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen hingegen wurde mit nur einem Item des MODI-Fragebogens gemessen (‚Die Entwicklungsmaßnahmen an meinem derzeitigen Arbeitsplatz entsprechen meinem persönlichen Weiterbildungsbedarf’). In den einzelnen Abteilungen und Teams des Unternehmens finden praktisch keine Weiter- 103 bildungen im Sinne einer Höher- bzw. Weiterqualifizierung statt, so dass den Mitarbeitern eine dezidierte Beantwortung dieses Konstruktes nicht möglich war. Zur Messung der Zufriedenheit der Mitarbeiter mit der Fürsorge der Standortleitung wurden vier Items aus dem Employee Opinion Survey von Wegge et al. (2006a) entnommen (Beispiel-Items: ‚Die Standortleitung ist bemüht, sich um ihre Mitarbeiter zu kümmern’, ‚Die Standortleitung weiß ihre Mitarbeiter zu schätzen’) Dabei wurden die Items des Employee Opinion Survey, die in der Ursprungsformulierung die Zufriedenheit mit der Unternehmensleitung abfragten, entsprechend modifiziert, da, wie in Kapitel 4.1.1 bereits beschrieben, im Rahmen dieser Untersuchung nach der Zufriedenheit mit der Standortleitung als höchste wahrnehmbare Instanz gefragt wurde. Die Messung der Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung wurde durch sechs Items des SALSA-Fragebogens von Rimann und Udris (1997) vorgenommen (Beispiel-Items: ‚Es kommt an meinem derzeitigen Arbeitsplatz schon vor, dass mir die Arbeit zu schwierig ist’, ‚An meinem derzeitigen Arbeitsplatz passiert so viel auf einmal, dass ich es kaum bewältigen kann’). Das letzte Konstrukt im Bereich der Arbeitsorganisation, die Zufriedenheit mit der Technik, wurde mit Hilfe sechs eigener formulierter Items gemessen. Zur Gewährleistung einer möglichst hohen inhaltlichen Validität wurden daher zunächst in den im Rahmen des Pretests (vgl. Kap. 5.4.2.) durchgeführten Interviews offene Fragen zur Technik am Arbeitsplatz gestellt. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wurden dann mit Hilfe eines Experteninterviews mit einem Vertreter der Personalabteilung der Vivento Customer Service GmbH die entsprechenden Items entwickelt (Beispiel-Items: ‚Die Telefonanlage an meinem derzeitigen Arbeitsplatz arbeitet zuverlässig’, ‚Wenn mit der Software an meinem derzeitigen Arbeitsplatz Probleme auftreten, werden diese sofort von den IT-Spezialisten behoben’). Aufgabengestaltung Im Themenbereich der Aufgabengestaltung werden die Variablen Zufriedenheit mit der Autonomie, Zufriedenheit mit der Beteiligung und Zufriedenheit mit der Abwechslung am Arbeitsplatz gemessen. 104 Die Erhebung der Zufriedenheit der Mitarbeiter mit ihrer Autonomie am Arbeitsplatz wurde durch drei Items des Employee Opinion Survey von Wegge et al. (2006a) und durch drei Items des SALSA-Fragebogens von Rimann und Udris (1997) vorgenommen (Beispiel-Items: ‚An meinem derzeitigen Arbeitsplatz kann ich im Kunden- / Auftraggeberkontakt Entscheidungen treffen, ohne vorher eine Genehmigung einholen zu müssen’, ‚Es ist an meinem derzeitigen Arbeitsplatz genau vorgeschrieben, wie ich meine Arbeit machen muss’). Bei der Erhebung der Zufriedenheit mit der Beteiligung am Arbeitsplatz wurden vier Items des Employee Opinion Survey und drei des SALSA-Fragebogens verwandt (Beispiel-Items: ,Es finden in meiner derzeitigen Projektgruppe regelmäßig Besprechungen statt, in denen die Arbeitsmethoden und -abläufe diskutiert werden’; ‚Bei wichtigen Dingen in meiner derzeitigen Projektgruppe kann ich mitreden und mitentscheiden’). Die Zufriedenheit mit der Abwechslung am Arbeitplatz wurde durch drei Items des SALSA-Fragebogens gemessen (Beispiel-Item: ‚Die Arbeit an meinem derzeitigen Arbeitsplatz ist abwechslungsreich’). Arbeitsumfeld Der Themenbereich Arbeitsumfeld umfasst die Variablen Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten, Zufriedenheit mit den Kollegen und Zufriedenheit mit Raum. Die Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten ist das Konstrukt des Mitarbeiterfragebogens, das die meisten Items umfasst, was in der Vielschichtigkeit der Mitarbeiter-Vorgesetzten-Beziehung und den damit verbundenen verschiedenen relevanten Verhaltensweisen begründet liegt. Aus diesem Grunde wurden zehn Items aus dem MODIFragebogen entnommen, sechs entstammen dem SALSA-Fragebogen und zwei dem Employee Opinion Survey. Sieben weitere Items wurden darüber hinaus dem Fragebogen MLQ 5X von Felfe und Goihl (2002) bzw. Bass und Avolio (1995) entnommen (Beispiel-Items: ‚Ich kann die Entscheidungen, die der / die Vorgesetzte meiner derzeitigen Projektgruppe im Rahmen seines / ihres Entscheidungsspielraums trifft, grundsätzlich nachvollziehen’, ‚Ich empfinde die Kritik durch den / die Vorgesetzte(n) meiner derzeitigen Projektgruppe als konstruktiv und hilfreich’). 105 Die Zufriedenheit mit den Kollegen wurde durch insgesamt neun Items gemessen. Fünf stammen dabei aus dem MODI-Fragebogen, eines aus dem Employee Opinion Survey und drei aus dem SALSA-Fragebogen (Beispiel-Items: ‚Ich spreche mit den Kollegen meiner derzeitigen Projektgruppe darüber, was bei der Zusammenarbeit gut oder schlecht läuft’, ‚Ich mag die Menschen, mit denen ich in meiner derzeitigen Projektgruppe zusammenarbeite’). Die Zufriedenheit mit dem (Arbeits-) Raum wurde ausschließlich durch eigene Items gemessen, um die Besonderheiten des von der Vivento Customer Service GmbH entwickelten ‚Service Center der Zukunft’ abzufragen und im Vergleich zu anderen Bürokonzepten bewerten zu können. Zur Formulierung der Items wurde ein Experteninterview mit dem für die Konzeption der Räumlichkeiten des ‚Service Center der Zukunft’ verantwortlichen Manager durchgeführt und dadurch verschiedene Komponenten, die den Arbeitsraum in einem Call-Center ausmachen, bestimmt. Dabei können grundsätzlich drei Bereiche unterschieden werden: 1) Raumgestaltung im Sinne von Raumaufteilung, Anordnung der Möbel und Zweckmäßigkeit der Möbel, 2) physikalische Größen wie Raumtemperatur, Luftqualität und Beleuchtung 3) Raumservice im Sinne von Raumhygiene Auf Grundlage des Interviews wurden 18 Items formuliert, die die einzelnen Bereiche der Zufriedenheit mit Raum abfragen (Beispiel-Items: ‚Die Raumaufteilung an meinem derzeitigen Arbeitsplatz ermöglicht es mir, leicht Informationen mit meinen Kollegen auszutauschen’, ‚Der Geräuschpegel an meinem derzeitigen Arbeitsplatz ist angenehm’, ‚Mit der Reinigung meines derzeitigen Arbeitsplatzes bin ich zufrieden’). Unternehmenskultur Der Teilbereich Unternehmenskultur umfasst die Zufriedenheit mit der Kundenorientierung des Unternehmens, die individuelle Kundenorientierung des Mitarbeiters und die Klarheit über die Zielvorgaben des Unternehmens. 106 Die Zufriedenheit mit der Kundenorientierung des Unternehmens wurde durch acht Items des MODI-Fragebogens (das Item des MODI-Fragebogens, das die Zufriedenheit mit den Informationen über (a) Erwartungen und (b) Zufriedenheit der Kunden misst, wurde in zwei Items aufgeteilt) und zwei Items des Employee Opinion Surveys abgedeckt (Beispiel-Items: ,An meinem derzeitigen Arbeitsplatz habe ich alle notwendigen Informationen, um voll und ganz auf die Wünsche der Kunden / Auftraggeber einzugehen’, ,Das Unternehmen unterrichtet an diesem Standort die Kunden / Auftraggeber ausreichend über kunden- / auftraggeberrelevante Änderungen’). Zur Abfrage der individuellen Kundenorientierung des Mitarbeiters und der Klarheit über die Zielvorgaben des Unternehmens wurden fünf bzw. vier eigene Items durch Expertengespräche mit Consultants der bereits erwähnten Unternehmensberatung entwickelt. Die entwickelten Items zur individuellen Kundenorientierung lauteten bspw. ‚Es ist mir wichtig, dass ich meinen Kunden / Auftraggebern einen schnellen Service anbieten kann’ , Es ist mir wichtig, meinem Kunden / Auftraggeber freundlich und respektvoll zu begegnen’, die entsprechenden Items zur Klarheit der Zielvorgaben lauteten bspw. ‚Die Zielvorgaben meiner Projektgruppe sind mir bekannt’ oder ‚Ich weiß, wie wichtig die Erreichung der Zielvorgaben für das Unternehmen ist’. Wahrgenommene Kundenzufriedenheit Der letzte Teilbereich, dessen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit gemessen werden soll, ist die durch den Mitarbeiter wahrgenommene Kundenzufriedenheit. Wie bereits an früherer Stelle beschrieben, wird dieser Teilbereich nur durch eine einzige Variable repräsentiert. Operationalisiert wurde das Konstrukt wahrgenommene Kundenzufriedenheit durch insgesamt sieben Items des MODI-Fragebogens (Beispiel-Items: ‚Die Kunden / Auftraggeber meiner derzeitigen Projektgruppe sind mit der Qualität der angebotenen Dienstleistung zufrieden’, ‚Die Kunden / Auftraggeber meiner derzeitigen Projektgruppe sind mit der Verfügbarkeit des Personals zufrieden’). 5.2.3. Affekte (Stimmungen) der Mitarbeiter Die Erhebung der positiven und negativen Affekte (Stimmungen, Persönlichkeitsdispositionen) der Mitarbeiter erfolgte mithilfe von 20 Items des PANAS-Fragebogens 107 von Watson et al. (1988). Dabei bezogen sich jeweils zehn Items auf die positiven und auf die negativen Affekte, die der Mitarbeiter allgemein in seinem Leben empfindet (Beispiel-Items vgl. Tab.19). Tabelle 19. Beispiel-Items zu den Affekten (Stimmungen). Anzahl der Items Positive Affekte Negative Affekte Itembeispiele 10 Im Leben allgemein fühle ich mich/ bin ich interessiert. Im Leben allgemein fühle ich mich/ bin ich stark. Im Leben allgemein fühle ich mich/ bin ich angeregt. Im Leben allgemein fühle ich mich/ bin ich enthusiastisch. 10 Im Leben allgemein fühle ich mich/ bin ich bekümmert. Im Leben allgemein fühle ich mich/ bin ich ablehnend. Im Leben allgemein fühle ich mich/ bin ich schuldig. Im Leben allgemein fühle ich mich/ bin ich gereizt. 5.2.4. Unternehmerische Erfolgsvariablen Die letzten Komponenten des Forschungsmodells, deren Operationalisierung beschrieben werden soll, sind die verschiedenen unternehmerischen Erfolgsvariablen. Dabei wird, genau wie schon bei den Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, die Unterteilung, wie sie im Rahmen des Theorieteils (vgl. Kap. 4.1.3.) vorgenommen wurde, übernommen. Es handelt sich somit zum einen um die mitarbeiterbezogenen Kriterien Commitment, Organizational Citizenship Behavior, Arbeitsmotivation und Servicequalität und auf der anderen Seite um die performancebezogenen Kriterien Zielerreichungsgrad, Fehlerquote und Fehlzeitenquote (Beispiel-Items vgl. Tab. 20). Tabelle 20. Beispiel-Items zu mitarbeiter- und performancebezogenen Kriterien. Anzahl der Items Itembeispiele Commitment 6 OCB 4 Ich würde gerne den Rest meiner beruflichen Laufbahn in diesem Unternehmen verbringen. Es würde mir schwer fallen, dieses Unternehmen zu verlassen. Die Probleme dieses Unternehmens sind auch meine Probleme. Dieses Unternehmen hat eine große persönliche Bedeutung für mich. Arbeitsmotivation 1 Die Arbeitsmotivation des Teams …. war im November… Fehlzeiten 1 Die Fehlzeiten des Teams …. waren im November… Zielerreichung 1 Die Zielerreichung (bezogen auf Kundenprojekte) des Teams …. war im November … Servicequalität 1 Die Servicequalität des Teams …. war im November… Fehlerquote 1 Die Fehlerquote des Teams …. war im November… 108 Mitarbeiterbezogene Kriterien Das Commitment der Mitarbeiter wurde im Rahmen des Mitarbeiterfragebogens mit sechs Items des Employee Opinion Surveys gemessen (Beispielitems: ,Ich werde weiter für dieses Unternehmen arbeiten, da mir Loyalität wichtig ist’, ‚Es würde sich zuviel in meinem jetzigen Leben ändern, wenn ich mich entscheiden würde dieses Unternehmen derzeit zu verlassen’) und auch die Messung des Organizational Citizenship Behavior erfolgte anhand des Mitarbeiterfragebogens durch vier Items des Employee Opinion Surveys (Beispielitems: ‚Ich fühle mich diesem Unternehmen wenig emotional verbunden’, ‚Ich empfinde kein großes Zugehörigkeitsgefühl zu diesem Unternehmen’). Im Gegensatz zu den beiden vorgenannten Kriterien, die im Rahmen des Mitarbeiterfragebogens erhoben wurden, wurde die Arbeitsmotivation der Teams durch einen extra entwickelten Vorgesetztenfragebogen (vgl. Kapitel 5.3.3.) ermittelt, in dem die Vorgesetzten gebeten wurden, die Arbeitsmotivation der einzelnen Teams für die vier Wochen vor der Mitarbeiterbefragung einzuschätzen. Durch die Wahl dieses Zeitraums sollte zum einen sichergestellt werden, dass die Mitarbeiter, die an der Befragung teilnahmen, auch für die Arbeitsmotivation ihrer jeweiligen Teams verantwortlich waren und zum anderen, dass einmalige Einflüsse (bspw. Überstunden am Wochenende), die die Ergebnisse bei einem zu kurzen Betrachtungszeitraum kurzfristig verfälschen könnten, reduziert wurden. Da es sich bei der Erhebung der Arbeitsmotivation um das konkrete Abfragen eines (wahrgenommenen) Konstruktes handelt, wurde sie nur mit einem einzigen Item gemessen. Das Item lautete: ‚Die Arbeitsmotivation des Teams … war Ende November …’. Bei der letzten Variablen der mitarbeiterbezogenen Kriterien handelt es sich um die Servicequalität. Da aufgrund der Heterogenität der Projekte und Auftraggeber keine Erhebung einheitlicher Kennzahlen möglich war, wurde auch die Servicequalität, wie schon die Arbeitsmotivation, durch die Beurteilung des jeweiligen Vorgesetzten erfasst. Hier wurde sich ebenfalls, wie auch bei allen noch folgenden Variablen des Vorgesetztenfragebogens, auf die letzten vier Wochen vor der jeweiligen Mitarbeiterbefragung bezogen. Das entsprechende Item lautete: ‚Die Servicequalität des Teams… war Ende November …’. 109 Performancebezogene Kriterien Im Bereich der performancebezogenen Kriterien wurden die Fehlzeitenquote, der Zielerreichungsgrad sowie die Fehlerquote erhoben. Da aufgrund der Zusammensetzung der Teams an den einzelnen Standorten (bspw. Festangestellte vs. Leih- und Zeitarbeitskräfte) und der dadurch resultierenden Erfassung der Fehlzeiten in unterschiedlichen Abteilungen keine Ermittlung einheitlicher Quoten möglich war, wurde auf die Erhebung von konkreten Fehlzeitenquoten verzichtet und auch hier auf die Bewertung der Fehlzeitenquoten durch die Vorgesetzten zurückgegriffen. Das Item lautete: ,Die Fehlzeiten des Teams … waren im November…’. Beim Zielerreichungsgrad und der Fehlerquote bestand die gleiche Problematik wie bei der Servicequalität. Die Unterschiedlichkeit der Projekte (z.B. Inbound-Geschäft vs. Back-Office-Tätigkeiten) und die damit verbundenen Zielmessungen und Fehlerarten erlaubten keine Erhebung einheitlicher Kennzahlen. Daher wurden auch diese Kriterien durch den Vorgesetztenfragebogen erhoben und lauteten: ‚Die Zielerreichung (bezogen auf Kundenprojekte) des Teams… war im November…’ und ‚Die Fehlerquote des Teams… war im November…’. 5.3. Planung der Untersuchung Nachdem die Operationalisierung der einzelnen Modellkomponenten erläutert wurde, soll nun die Planung der Untersuchung beschrieben werden. Dabei wird zunächst die Konstruktion der Fragebögen (Kap 5.3.1.) beschrieben und anschließend deren Aufbau (Kap. 5.3.2.) erläutert. Dabei werden zu Beginn des Kapitels 5.3.1. in einer Tabelle kurz die wesentlichen Merkmale der Fragebogenkonstruktion zusammengefasst, die danach ausführlich beschrieben werden. 110 5.3.1. Konstruktion der Fragebögen Bezüglich der Konstruktion von Fragebögen existieren verschieden Möglichkeiten, in welcher Form die Fragebögen gestaltet werden können (Merkmale vgl. Tabelle 21). Zweck des nun folgenden Kapitels ist es, die gewählten Merkmale vorzustellen und deren Auswahl zu begründen. Tabelle 21. Merkmale der gewählten Fragebogenkonstruktion. Messung der Konstrukte Die Messung der verschiedenen Konstrukte kann global (durch allgemein formulierte Items) oder multiattributiv (durch Items zu den einzelnen Facetten des Konstrukts) erfolgen. In Bezug auf das Konstrukt ‚Zufriedenheit’ merkt Neuberger (1974, S.167) dazu an: „Verfahren, die die ‚Gesamtzufriedenheit’ messen, scheinen sich vor allem dort zu bewähren, wo man einen globalen Überblick über die ‚Gesamtsituation’ haben möchte; möchte man aber differenzierteren Einblick gewinnen, so ist ein Vorgehen vorzuziehen, bei dem die wichtigen Aspekte der Arbeitssituation getrennt voneinander erfasst werden.“ Da im Rahmen des Forschungsmodells die Auswirkungen einzelner Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit und der Affekte der Mitarbeiter auf die 111 (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit gemessen werden sollen, finden in der vorliegenden Untersuchung sowohl der globale als auch der multiattributive Ansatz Anwendung. Die Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, die Affekte, sowie die mitarbeiterbezogenen Kriterien Commitment und OCB werden dabei mit Hilfe des multiattributiven Ansatzes erfasst, während die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit und die restlichen Erfolgsvariablen mithilfe des globalen Ansatzes erfasst werden. Formulierung der Fragebogen-Items Die Items der Fragebögen wurden in Statementform formuliert und Items, die anderen, etablierten und validierten Fragebögen entnommen wurden und ursprünglich als Fragen formuliert waren, umformuliert. Die Vereinheitlichung der Items sollte das Ausfüllen des Fragebogens erleichtern, da es die Verwendung einheitlicher Antwortskalen ermöglichte. Da überdies die Mehrheit der Items in den Ursprungsfragebögen in der Statementform vorlag und Wert darauf gelegt wurde, Items nur insoweit anzupassen und abzuändern, wie dies unbedingt nötig war, war dies ein weiterer Grund für die Wahl der Statementform. Weiterhin enthielten die Ursprungsfragebögen sowohl beschreibende als auch bewertende Items. Da empirische Untersuchungen (Yuzuk, 1961) nachgewiesen haben, dass bewertende und beschreibende Items im Kontext der Zufriedenheitsmessung eine hohe Korrelation aufweisen und eine gemeinsame Verwendung somit unkritisch für die späteren Ergebnisse ist, wurde auf eine Umformulierung verzichtet und beide Itemformen verwandt. Codierung der Fragebogen-Items Im Mitarbeiterfragebogen wurden sowohl positiv als auch negativ gepolte Items aufgenommen, innerhalb der einzelnen Konstrukte jedoch Blöcke von positiv und negativ gepolten Items gebildet. Durch die Mischung positiv und negativ gepolter Items sollte zum einen Antworttendenzen entgegenwirkt werden, da durch die Mischung Gewöhnungseffekte und Antwortstrategien reduziert werden. Darüber hinaus sollte der Tatsache Rechnung 112 getragen werden, dass es Sachverhalte gibt, die nicht positiv formuliert werden können (siehe auch: Borg, In: Schuler, 2001, S.383). So wäre zum Beispiel das Item ‚Ich überlege ernsthaft, das Unternehmen in den nächsten sechs Monaten zu verlassen’ nicht sinnvoll positiv zu formulieren. Da eine zu stark variierende Polung jedoch auch zu Verwirrung bei den Untersuchungsteilnehmern führen kann und dadurch eventuell Fragen irrtümlich falsch beantwortet werden (Trost, Jöns & Bungard, 1999), wurden, wie anfangs bereits erwähnt, innerhalb der einzelnen Themenbereiche Blöcke positiv und negativ gepolter Items gebildet. Im Führungskräftefragebogen wurden ausschließlich positive Items verwandt, da die wahrgenommene Erfüllung bzw. Erreichung von Unternehmenskennzahlen erfragt wurde. Antwortskalen der Fragebögen Bei den Antwortskalen wurden fünfstufige Likertskalen verwandt. Das von Rensis Likert im Jahre 1932 entwickelte Skalierungsverfahren ist mittlerweile Standard bei Fragebogenerhebungen mit quantitativer Ausrichtung, da es aufgrund der intervallartigen Formulierung der streng genommen ordinalen Skalenniveaus (vgl. Salcher, 1995) möglich ist, diese wie metrische Daten zu behandeln und somit den Einsatz parametrischer Verfahren erlaubt. Da im Rahmen der Fragebögen sowohl Zustimmungs-, Wichtigkeits- als auch Veränderungsabfragen gemacht wurden, unterschieden sich auch die Antwortmöglichkeiten entsprechend in ihrer Formulierung. Bei den Zustimmungsitems wurde darüber hinaus noch eine sechste Antwortmöglichkeit ‚Trifft bei mir nicht zu’ angegeben. Dadurch sollte der bei ungeradzahligen Likertskalen bestehenden Tendenz zur Beantwortung der mittleren Antwortstufe, insbesondere für den Fall, dass die beschriebenen Sachverhalte an der Arbeitsstelle nicht zu beobachten sind, entgegengewirkt werden. 5.3.2. Aufbau der Fragebögen Zur Generierung der für die Überprüfung der Modellzusammenhänge benötigten Daten wurden, wie bereits erwähnt, zwei Fragebögen entwickelt. Der erste Fragebogen richtete sich an die Mitarbeiter und erfragte die Zufriedenheiten mit den einzelnen 113 Arbeitsplatzmerkmalen, die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit, die positiven und negativen Affekte sowie die mitarbeiterbezogenen Kriterien Commitment und OCB. Der zweite Fragebogen richtete sich an die Führungskräfte und erhob die Kriterien Arbeitsmotivation, Servicequalität, Zielerreichungsgrad, Fehlerquote und Fehlzeitenquote. Mitarbeiterfragebogen Zu Beginn des Mitarbeiterfragebogens (vgl. Anhang A) erfolgte ein Einleitungsteil, der die Teilnehmer über die Ziele des Fragebogens informierte, ihnen Anonymität zusicherte und herausstellte, inwieweit sie von den Ergebnissen des Fragebogens profitieren können. Auf diese Weise sollten Unsicherheiten und Bedenken beseitigt und die Teilnahmebereitschaft gefördert werden. Weiterhin wurden die Teilnehmer aufgefordert, eine Codierung des Fragebogens vorzunehmen. Zu diesem Zwecke war es erforderlich, die ersten zwei Buchstaben des Vornamens der Mutter und die ersten zwei Buchstaben des Mädchennamens der Mutter einzutragen. Zweck dieser Codierung war es, bei einer eventuellen zeitversetzten zweiten Untersuchung die Fragebögen zuordnen und die Veränderungen in den Antworten messen zu können, gleichzeitig jedoch die Anonymität der Teilnehmer zu bewahren. Um den Teilnehmern die Unsicherheit zu nehmen, wurde auch der Zweck dieser Codierung durch einen vorgestellten Textteil erklärt. Des Weiteren wurde anhand eines Beispiels (vgl. Abb. 7) nochmals gezeigt, wie genau die Codierung vorzunehmen ist. Abbildung 7. Codierung des Fragebogens. Daran anschließend erfolgte anhand einiger Beispiele eine Instruktion, wie die einzelnen Items des Fragebogens auszufüllen sind (vgl. Abb. 8) und wie bei eventuell vorzunehmenden Korrekturen vorzugehen ist. 114 Stimme voll und ganz zu Stimme zu Stimme teilweise zu Stimme eher nicht zu Stimme ganz und gar nicht zu Trifft bei mir nicht zu 1.1. Mit der Arbeitszeitregelung an meinem derzeitigen Arbeitplatz bin ich insgesamt zufrieden. Abbildung 8. Beispiel-Item zur Erklärung der Vorgehensweise beim Ausfüllen des Mitarbeiterfragebogens. Nach dem Einleitungs- und Erklärungsteil des Fragebogens folgte der Hauptteil, der die eigentliche Umfrage beinhaltete. Bei der Gestaltung dieses Hauptteils wurde die Bearbeitungsfreundlichkeit des Fragebogens in den Vordergrund gestellt. Es wurde zu diesem Zweck eine thematische Gliederung vorgenommen, indem blockweise zunächst die Meinung zu den einzelnen Teildimensionen der Arbeit eingeholt wurde (Abschnitt 1-5) und man die Probanden danach über die Wichtigkeit der einzelnen Merkmale (Abschnitt 6) urteilen ließ. Im Anschluss daran folgten die Items zu den mitarbeiterbezogenen Kriterien ‚Commitment’ und ‚Organizational Citizenship Behaviour’ sowie zur Arbeitszufriedenheit (Abschnitt 7). Da laut Schriesheim, Kopelman und Solomon (1989) die Abfolge der Fragen für die psychometrischen Eigenschaften des Fragebogens (Reliabilität und Validität) unerheblich sind, wurde diese Vorgehensweise gewählt, um den Teilnehmern die Fokussierung auf das jeweilige Konstrukt zu erleichtern. In Abschnitt 8 des Mitarbeiterfragebogens wurden dann die Items zu den Affekten bzw. Persönlichkeitsdispositionen der Teilnehmer abgefragt. Da die Items teilweise recht persönliche Dinge abfragten und befürchtet wurde, dass die Teilnehmer bei Unsicherheit über die Art der Verwendung diese Items nicht ausgefüllt hätten, wurde auch dieser Fragebogenteil durch einen vorangestellten Textteil erläutert (vgl. Anhang A). Den Abschluss des Fragebogens (Abschnitt 9) bildete ein Block mit biographischen Items (Zugehörigkeit zu Standort und Team, Alter, etc), mit deren Hilfe die Daten später in Subgruppen unterteilt werden konnten und die insbesondere für die spätere Zuordnung der Ergebnisse des Mitarbeiterfragebogens und der Ergebnisse des Vorgesetztenfragebogens von großer Bedeutung waren, da die Daten des Vorgesetztenfragebogens nur auf Teamebene erhoben wurden. 115 Vorgesetztenfragebogen Ähnlich wie beim Mitarbeiterfragebogen wurden auch im Vorgesetztenfragebogen (vgl. Anhang B) durch einen Einleitungsteil zunächst die Ziele und Hintergründe des Fragebogens erläutert. Des Weiteren wurde erklärt, auf welchen Zeitraum sich die Beurteilung der einzelnen Performancevariablen erstrecken sollte. Eine Codierung wie im Mitarbeiterfragebogen war nicht erforderlich, da die Daten auf Teamebene vorlagen und somit bei einer eventuellen zweiten Untersuchung eindeutig zuzuordnen gewesen wären. Im Anschluss an die Erläuterung erfolgte auch hier anhand eines Beispiels (vgl. Abb. 9) eine kurze Instruktion, wie der Fragebogen auszufüllen ist. Da der Vorgesetztenfragebogen im Gegensatz zum Mitarbeiterfragebogen nicht in Papierform ausgeteilt, sondern in elektronischer Form zugesandt wurde und nach Ausfüllen zurück gemailt werden sollte, war bei diesem Bogen statt des Ankreuzens das Einfügen eines Häkchensymbols erforderlich. Die Zielerreichung des Teams … war im November… sehr gut gut durchschnittlich K171-1 schlecht sehr schlecht Abbildung 9. Beispiel-Item zur Erklärung des Vorgehensweise beim Ausfüllen des Vorgesetztenfragebogens. Den Abschluss des Fragebogens bildete die Aufforderung, den ausgefüllten Bogen an eine E-Mail-Adresse der Universität St. Gallen zurückzuschicken. 5.4. Durchführung der Untersuchung Die Datenerhebung ist in jeder empirischen Untersuchung ein sehr kritischer Projektmeilenstein, da neben der Gestaltung der Fragebögen die optimale Durchführung maßgeblich zur Datenqualität einer Untersuchung beiträgt und insbesondere für die Erzielung einer möglichst hohen Rücklaufquote von großer Bedeutung ist (Schuler, 1995). Dabei ist bereits im Vorfeld darauf zu achten, dass das Projektvorhaben den Mitar- 116 beitern rechtzeitig vor Beginn der Untersuchung vorgestellt und kommuniziert wird (vgl. Kap 5.4.1.). Weiterhin ist sicherzustellen, dass sowohl die Verständlichkeit der Fragebogen-Items gegeben ist als auch der Ablauf der Untersuchung optimal auf die unternehmensspezifischen Gegebenheiten abgestimmt ist. Zu diesem Zweck wurde zunächst ein Pretest durchgeführt (vgl. Kap. 5.4.2.) und die Erkenntnisse dieses Pretests in den Fragebogen und in die Ablaufplanung für die Hauptuntersuchung eingearbeitet. Im Anschluss daran erfolgte die eigentliche Hauptuntersuchung (Kap. 5.4.3.). Beim Vorgesetztenfragebogen wurde auf einen Pretest verzichtet, da in ihm nur die Einschätzungen zu Performancevariablen, mit deren Umgang die Führungskräfte durch ihre tägliche Arbeit vertraut sind, abgefragt wurden und die Verständlichkeit der Items somit gegeben war. 5.4.1. Vorbereitung der Mitarbeiterbefragung Um die Mitarbeiterbefragung optimal zu positionieren, wurden die verschiedenen Interessengruppen des Unternehmens in das Forschungsprojekt integriert. So wurden ausführliche Meetings und Telefonkonferenzen mit den beteiligten Fachabteilungen, mit dem Betriebsrat und mit den jeweiligen Leitern der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmensniederlassungen abgehalten, in denen sowohl das Projekt als auch die Fragebögen vorgestellt wurden. Insbesondere eine Abstimmung und Beratung mit dem Betriebsrat bezüglich der Anonymität des Mitarbeiterfragebogens wurde vorgenommen, um Vorbehalte gegen das Projekt auszuräumen. Um bereits vor der eigentlichen Befragung Interesse bei den Mitarbeitern der betroffenen Unternehmenseinheiten zu wecken und Zustimmung und Unterstützung für die Befragung zu schaffen, wurden überdies Informationsblätter an die Niederlassungen verschickt, welche die Zielsetzung und die Chancen der Befragung deutlich machten. 5.4.2. Pretest Im Rahmen einer schriftlichen Befragung mittels Fragebogen ist es nur sehr eingeschränkt möglich, auf Rückfragen der Probanden während der Befragung einzugehen oder Verständnisproblemen bezüglich der Items zu begegnen. Um die Verständlichkeit eines Fragebogens sicherzustellen, empfehlen Bortz und Döring (2002) daher, sowohl 117 die einleitenden Instruktionen als auch die einzelnen Items einem Pretest zu unterziehen und somit zu überprüfen, ob der Fragebogen auf die jeweilige Teilnehmerklientel abgestimmt ist und die Formulierungen des Fragebogens dem unternehmensspezifischen Vokabular entsprechen. Die Kriterien, die durch den Pretest überprüft werden sollten, sind dabei (vgl. Homburg, 2003): 1. der logische Aufbau des Fragebogens 2. die Verständlichkeit, Eindeutigkeit und Neutralität der Items 3. die Vollständigkeit des Fragebogens Durchführung des Pretests Der Pretest wurde von 15 freiwilligen Mitarbeitern der Vivento Customer Service GmbH ausgefüllt. Vor Beginn der Probebefragung erfolgte ein kurzes Briefing, um das besondere Augenmerk der Teilnehmer auf die Struktur, Klarheit und Verständlichkeit des Mitarbeiterfragebogens zu legen. Das Ausfüllen des Mitarbeiterfragebogens erforderte einen Zeitrahmen von 25-35 Minuten. Nach Abschluss der Probebefragung wurden jeweils zehn- bis 15-minütige Interviews mit den Teilnehmern durchgeführt. Dabei wurde der nachfolgend aufgeführte Interviewleitfaden (vgl. Abb. 10) verwandt. An diesen ebenfalls freiwilligen Interviews nahmen 14 der 15 Teilnehmer der Probebefragung teil. Auswertung des Pretests Im Rahmen des Pretests konnten vier wesentliche Bereiche identifiziert werden, die einer Modifizierung des Mitarbeiterfragebogens bedurften. Dabei handelte es sich um: die bessere Sicherstellung der Anonymität, das Verständnis und die Bedeutung der Items zu den Affekten, das Verständnis über die Bedeutung und Wichtigkeit der biographischen Daten, die generelle Ergänzung, Anpassung und Umformulierung einzelner Items. 118 Interviewfragen des Pretests: 1) Inwieweit waren die Instruktionen am Anfang des Fragebogens klar und verständlich? 2) Inwieweit fanden Sie den Fragebogen genügend übersichtlich? 3) Inwieweit gab es Aussagen / Fragen, die für Sie nicht verständlich waren? Welche waren das und aus welchem Grund? 4) Inwieweit war es Ihnen im Rahmen des Fragebogens möglich, Ihrer Meinung zu den einzelnen Themengebieten Ausdruck zu geben? 5) Haben Sie inhaltlich etwas Wichtiges vermisst? Falls ja, was? 6) Haben Sie noch weitere Anmerkungen zum Fragebogen? Abbildung 10. Interviewleitfaden des Pretests. Der für den Erfolg der Untersuchung wichtigste Bereich waren dabei die Bedenken der Mitarbeiter, dass der Fragebogen nicht anonym sei und die Ergebnisse gegen sie verwendet werden könnten. Um diese Unsicherheiten auszuräumen, wurde im einleitenden Textteil nochmals ausdrücklich zugesichert, dass die aus dem Fragebogen gewonnenen Daten ausschließlich der Universität St.Gallen zugänglich seien und auch nach Auswertung in deren Besitz verblieben. Darüber hinaus wurde im biographischen Teil die Angabe des Alters durch die Angabe von Altersspannen ersetzt. Dadurch wurde dem Hinweis eines Teilnehmers Rechnung getragen, dass je nach Teamstärke allein durch die Angabe des Alters die Identifizierung einer Person möglich wäre. Weiterhin wurde dem Fragebogenteil, der die Affekte der Teilnehmer abfragt, ein Textteil vorangestellt, der die Verwendung der Ergebnisse dieses Fragebogenteils erläuterte, um auch hier Ängste über deren Verwendung zu beseitigen. Abschließend wurden dann auf Anregung der Teilnehmer noch einige Items ergänzt (insbesondere im Bereich der Zufriedenheit mit der Technik) und einige Items an das Unternehmensvokabular angepasst. 119 5.4.3. Durchführung der Hauptuntersuchung Um dem Nachteil der fehlenden direkten Kommunikation mit dem Probanden und dem damit verbundenen Risiko, dass aufgrund von Verständnisproblemen und Missverständnissen Fragebögen nur unvollständig oder im Extremfall unausgefüllt zurückgegeben werden, entgegenzuwirken, wurde die Befragung der Mitarbeiter in Gruppen durchgeführt und von einem Untersuchungsleiter begleitet. Damit wurde einer Empfehlung von Bortz und Döring (2002, S. 253) entsprochen, die dazu raten, sofern es sich organisatorisch darstellen lässt, „…mehrere Untersuchungsteilnehmer in Gruppen (Schulklassen, Werksangehörige, Bewohner von Altenheimen, etc.) unter standardisierten Bedingungen bei Anwesenheit eines Untersuchungsleiters gleichzeitig schriftlich zu befragen“. Im Anschluss an die Untersuchung, die auf eine Stunde angesetzt war, wurden die Fragebögen durch den Untersuchungsleiter eingesammelt. Im Gegensatz zur Mitarbeiterbefragung machten die eher geringe Anzahl von Führungskräften pro Standort und die geographische Verteilung der Standorte das Ausfüllen des Führungskräftefragebogens in Gruppen nicht sinnvoll. Aus diesem Grunde wurde der Fragebogen elektronisch verschickt. Um eventuelle Unklarheiten auszuräumen, wurde ein ausführlicher Einleitungsteil, der das Vorgehen genau beschreibt, formuliert und zusätzlich ein vorheriges telefonisches Briefing angesetzt. Die elektronisch ausgefüllten Fragebögen wurden dann von den Bereichsleitern, wie schon in Kapitel 5.3.3. beschrieben, per E-Mail an eine Adresse der Uni St.Gallen geschickt. 5.5. Auswertungen und Ergebnisse Nachdem in den vorangegangenen Kapiteln die Stichprobe der Untersuchung, die Operationalisierung der Konstrukte sowie die Planung und Durchführung der Untersuchung beschrieben wurden, werden nun die Datenauswertung und die Ergebnisse vorgestellt. Dazu werden für jeden Analyseschritt stets die verwandten Auswertungsverfahren erläutert und direkt im Anschluss die Ergebnisse der jeweiligen Analyseschritte beschrieben (Überblick über die Analyseschritte vgl. Abb. 11). 120 Auswertungsverfahren Statistiksoftware 5.5.1. Beantwortungsquote Ergänzung fehlender Daten SPSS 17.0 NORM 2.03 Überprüfung der Datenqualität 5.5.1. Trennschärfeanalyse Reliabilitätsanalyse (Cronbachs Alpha) SPSS 17.0 Dimensionale Struktur der Modellkomponenten 5.5.2. Konfirmatorische Faktorenanalyse LISREL 8.80 Berechnung der Modellzusammenhänge 5.5.2. H1-H9 Strukturgleichungsmodell LISREL 8.80 Ergänzende Auswertungen 5.5.4. F1-F8 Regressionsanalysen Mittelwertvergleiche SPSS 17.0 Analyseschritt Kapitel Vorbereitung des Datensatzes Hypothesen 5.5.3. Abbildung 11. Überblick über die Analyseschritte, die Auswertungsverfahren und die jeweils eingesetzte Statistiksoftware. In Kapitel 5.5.1. werden zunächst die Überprüfung der Datenqualität und die Vorbereitung des Datensatzes für die weiteren Berechnungen beschrieben. Kapitel 5.5.2. beinhaltet dann die konfirmatorischen Faktorenanalysen zur Bestätigung der einzelnen Modellkonstrukte, sowie die Berechnung des Strukturgleichungsmodells für die Gesamtstichprobe. In Kapitel 5.5.3. erfolgt dann die Berechnung der Strukturgleichungsmodelle für verschiedene Subgruppen bevor in Kapitel 5.5.4. abschließend ergänzende Auswertungen durchgeführt werden, die einige der identifizierten Zusammenhänge detaillierter betrachten. 121 5.5.1. Überprüfung der Datenqualität und Vorbereitung des Datensatzes für die weiteren Auswertungen In einem ersten Schritt wurden zunächst die Beantwortungsquoten der einzelnen Items ermittelt. Daran anschließend erfolgte die Vorbereitung des Datensatzes für die weitere Untersuchung durch die Umcodierung positiv gepolter Items und die Ergänzung fehlender Daten durch entsprechende Schätzverfahren. Der resultierende komplette Datensatz für alle 482 Teilnehmer bildete dann die Grundlage für die weitere Überprüfung der Datenqualität mit Hilfe einer Trennschärfenanalyse für die einzelnen Items sowie der Überprüfung der Reliabilität der einzelnen Modellkonstrukte. Beantwortungsquoten der Items Die Beantwortungsquoten der einzelnen Items wurden ermittelt, um Items, für die zu wenige Antworten vorlagen, aus der Untersuchung auszuschließen und somit Ungenauigkeiten im Hinblick auf die im nächsten Schritt folgende Ergänzung der fehlenden Werte durch entsprechende Schätzverfahren zu vermeiden. Die Beantwortungsquoten der Items des Mitarbeiterfragebogens lagen dabei zwischen 78,8 % und 99,8 %, die des Führungskräftefragebogens bei 100 %. (genaue Übersicht der Beantwortungsquoten vgl. Anhang C). Dabei ist festzuhalten, dass lediglich ein einziges Item eine Quote von unter 80 % aufwies. Dabei handelte es sich um ein Item, dass die Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten abfragt (‚Der / die Vorgesetzte meiner derzeitigen Projektgruppe behandelt mich unfair’). Da das Item im Vergleich zu den anderen Items, die die Zufriedenheit mit dem Vorgesetzten behandeln, ein sehr negatives Verhalten zum Thema hat, lag die Vermutung nahe, dass viele Teilnehmer trotz der zugesicherten Anonymität der Befragung aus reiner Vorsicht von einer Beantwortung dieses Items Abstand nahmen. Auch wenn es keine festen Regeln für den Ausschluss von Items aufgrund zu geringer Beantwortungsquoten gibt, kann man sagen, dass die Beantwortungsquoten aller Items in einem zufrieden stellenden Bereich lagen und somit ein Ausschluss von Items aufgrund von zu niedrigen Beantwortungsquoten nicht erforderlich war. 122 Vorbereitung des Datensatzes für die späteren Berechnungen Nach Überprüfung der Beantwortungsquoten wurde zunächst eine Recodierung der positiv gepolten Items vorgenommen, um eine Einheitlichkeit in der Zufriedenheitsmessung zu erlangen. Nach Abschluss der Recodierung standen daher höhere Zahlenwerte (die Likert-Skala reichte von 5 bis 1) für höhere Zufriedenheiten bezüglich der jeweiligen Items. Im nächsten Schritt wurden dann die fehlenden Werte des Datensatzes mit Hilfe eines Schätzverfahrens ergänzt, wobei fehlende demographische Daten von der Ergänzung ausgeschlossen wurden, da die resultierenden Ergebnisse keinen Sinn ergeben hätten. In der vorliegenden Arbeit wurden die Werte dabei durch eine multiple Imputation mit Hilfe der Software Norm 2.03 von Joseph L. Schafer berechnet. Das Schätzverfahren der multiplen Imputation hat, im Gegensatz zur weit verbreitenden Methode der Ergänzung der fehlenden Werte durch die Mittelwerte der jeweiligen Items, den Vorteil, dass die Varianz-Kovarianz-Struktur des Datensatzes nicht verändert wird und es somit nicht zu Varianzeinschränkungen der jeweiligen Items und damit einhergehend zu Verkleinerungen der Korrelationen und insgesamt der Gesamtzusammenhänge kommt (Schafer & Olsen, 1998). Nach Ergänzung der fehlenden Werte lag somit für jedes Item ein kompletter Datensatz von 482 Werten vor, der Grundlage für die weiteren Überprüfungen der Datenqualität und die anschließenden Berechnungen des Modells und der ergänzenden Fragestellungen war. Trennschärfenanalyse Die Trennschärfe bzw. der Trennschärfekoeffizient lässt eine Aussage darüber zu, wie gut ein einzelnes Item zwischen den positiven und negativen Werten der Skala, der es angehört, differenziert (Bortz & Döring, 2002). Die Trennschärfe ist dabei die Korrelation dieses Items mit der Summe aller Items dieser Skala und kann folglich Werte von -1 bis +1 annehmen. Üblicherweise wird dabei der korrigierte Trennschärfekoeffizient berechnet, bei dem das zu betrachtende Item nicht in die Summe der Items der Skala einfließt, um eine künstliche Erhöhung der Korrelation zu vermeiden (Bortz & Döring, 2002). Positive Werte zwischen 0,3 und 0,5 werden dabei als mittelmäßig und Werte über 0,5 als hoch angesehen (Weise, 1975). Da die Trenn- 123 schärfe maßgeblich von der Schwierigkeit der Items abhängt, muss man bei extrem leichten oder schweren Items jedoch Trennschärfeeinbußen in Kauf nehmen. Items mit mittlerer Schwierigkeit weisen in der Regel die höchsten Trennschärfen auf (Bortz & Döring, 2002). Insgesamt flossen 151 Items des Fragebogens in übergeordnete Skalen ein und wurden daher auf ihre Trennschärfe hin untersucht (vgl. Anhang D). Dabei konnten insgesamt sehr gute Trennschärfewerte für die Items ermittelt werden. Für 75,5 % der Items konnten hohe Trennschärfen mit Werten von über 0,5 nachgewiesen werden, 23,8 % lagen im Bereich von 0,3 - 0,5. Lediglich ein einziges der 151 Items (‚Ich habe an meinem Arbeitsplatz genug Zeit, meine Arbeit zu erledigen’) wies mit einem Wert von 0,280 einen geringeren Wert als 0,3 auf. Die Ursache für die vergleichsweise niedrige Trennschärfe des Items, das zur Ermittlung der Arbeitsbelastung verwandt wurde, könnte daran gelegen haben, dass es durch seine Formulierung eventuell auch mit Arbeitszeitregelungen in Verbindung gebracht wurde. Da das Item jedoch eine inhaltliche Facette abbildete, die durch kein anderes Item in ähnlicher Form abgebildet wurde, und es mit einem Wert von 0,28 sehr nah am Grenzwert von 0,3 lag, wurde entschieden, das Item nicht aufgrund eines zu geringen Trennschärfekoeffizienten auszuschließen und es im Datensatz zu belassen. Reliabilität Die Reliabilität (Zuverlässigkeit) gibt den Grad der Messgenauigkeit eines Instrumentes bzw. im konkreten Fall der Konstrukte an (Bortz & Döring, 2002). Zur Messung der Reliabilität wurde die interne Konsistenz durch Cronbachs Alpha (standardisierte Alphas vgl. Anhang E) berechnet (Mittelwerte, Standardabweichungen, Reliabilitäten und Korrelationen der Konstrukte vgl. Tab. 22), die angibt, inwieweit die Einzelindikatoren (Items) dasselbe Konstrukt messen (Schnell, Hill & Esser, 1999). Cronbachs Alpha kann dabei Werte zwischen 0 und 1 annehmen, wobei die Reliabilität umso höher ist, je näher α dem Wert 1 kommt (Brosius, 2002). In der Fachliteratur werden ab vier Indikatoren Werte von α ≥ .700 in der Regel als akzeptabel angesehen, wobei nach Bagozzi (1980a) der als akzeptabel anerkannte Wert bei weniger einfließenden Items auch geringer sein kann (bei zwei Indikatoren α ≥ .500, bei drei Indikatoren α ≥ .600 ). 124 Tabelle 22. Mittelwerte, Standardabweichungen, Reliabilitäten und Korrelationen der Konstrukte 1. Arbeitszeitregelungen 2. F ürsorge der S tandortleitung 3. W eiterbildungsmaßnahmen 4. Arbeitsbelastung 5. T echnik 6. Autonomie 7. B eteiligung 8. Abwechslung 9. V orgesetzter 10. K ollegen 11. R aum 12. K undenorietierung des Unternehmens 13. K undenorietierung des Mitarbeiters 14. K larheit der Z iekvorgaben 15. wahrgenommene K undenzufriedenheit 16. C ommitment 17. O rganizational C itizenship B evavior 18. Arbeitszufriedenheit 19. negative Affekte 20. positive Affekte 21. S ervicequalität 22. Arbeitsmotivation 23. Z ielerreichungsgrad 24. F ehlerquote 25. F ehlzeitenquote * p < .05 ** p < .01 C ronbachs A lphas befinden M 3,20 3,07 SD 0,86 0,90 1 (.75) .44** (.91) 2,76 1,13 .29** .39** 3,91 3,45 3,03 3,07 2,78 3,72 4,11 2,90 3,41 0,80 0,57 0,62 0,72 0,91 0,73 0,62 0,72 0,67 .13** .27** .34** .42** .14** .38** .16** .37** .40** .11* .36** .22** .42** .14** .44** .11* .31** .46** 4,30 0,52 .13** 4,16 0,61 3,23 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 .03 (.80) .33** .06 .27** .06 .34** .10* .35** - .20** .34** .02 .19** - .05 .31** .14** .37** .20** (.77) .25** .27** .23** .24** .16** .41** .35** (.64) .37** .36** .38** .15** .29** .27** (.78) .15** .73** .32** .30** .52** (.78) .26** .13** .17** .12** (.96) .38** .36** .64** (.87) .19** .33** (.88) .43** (.88) .14** .07 .13** .07 .09* .13** .06 .20** .29** .14** .30** .25** .12** .15** .10* .09 .08 .28** .01 .39** .25** .22** .44** 0,70 .35** .49** .31** .12** .34** .25** .35** .12** .41** .24** .39** .51** 2,81 2,78 0,85 0,88 .35** .31** .50** .45** .42** .35** .11* .14** .29** .24** .28** .21** .30** .30** .27** .23** .32** .31** .14** .13** .29** .25** .42** .44** 3,11 3,69 3,70 3,36 3,07 3,26 2,56 2,71 0,89 0,62 0,54 0,52 0,87 0,70 0,75 0,73 .46** .59** .06 .03 .08 .09 - .03 .11* - .16** - .09* - .06 .03 - .01 .09* - .02 .04 .51** .07 .04 - .01 - .08 - .08 - .03 .06 .21** .22** .10* - .13** - .15** - .07 .12** - .09* - .39** .37** .42** .29** .48 ** .22** .02 .09* .07 .04 .04 .05 .04 .04 .05 .02 .07 .10* - .04 - .09 - .00 .13** .05 .04 - .11* - .12** - .15** .07 - .14** - .04 - .07 .03 .06 .08 .04 .08 - .05 - .19** - .03 - .06 - .02 - .05 .02 .04 .03 .12** .06 - .01 .46** .53** .03 .06 .08 .10* - .15** .02 - .12** - .13** - .09 .01 - .04 .08 .03 .03 sich auf der Diagonalen 13 1. Arbeitszeitregelungen 2. F ürsorge der S tandortleitung 3. W eiterbildungsmaßnahmen 4. Arbeitsbelastung 5. T echnik 6. Autonomie 7. B eteiligung 8. Abwechslung 9. V orgesetzter 10. K ollegen 11. R aum 12. K undenorietierung des Unternehmens 13. K undenorietierung des Mitarbeiters 14. K larheit der Z iekvorgaben 15. wahrgenommene K undenzufriedenheit 16. C ommitment 17. O rganizational C itizenship B evavior 18. Arbeitszufriedenheit 19. negative Affekte 20. positive Affekte 21. S ervicequalität 22. Arbeitsmotivation 23. Z ielerreichungsgrad 24. F ehlerquote 25. F ehlzeitenquote * p < .05 ** p < .01 C ronbachs A lphas befinden sich 14 15 16 17 (.81) .77** (.74) 18 19 20 21 22 23 24 25 (.85) .43** (.80) .21** .15** (.89) .16** .21** .21** .16** .38** .40** .22** .13** .28** .05 - .03 - .03 - .00 .05 .27** .43** .71** .65** (.87 .11* .05 .06 .08 .13** (.84) .16** .09 .04 .05 .04 .27** (.86) .16** .06 .08 .06 .03 .00 - .03 - .08 - .13** - .07 - .08 - .06 - .02 .00 .12** - .05 - .02 - .05 - .01 - .04 - .02 .11* - .01 - .00 - .01 .02 .01 .04 .01 .09 .06 .08 .05 .05 .06 auf der Diagonalen .56** .41** .36** .16** .38** .25** .27** .11* - .05 .11* - 125 Die im Rahmen dieser Untersuchung ermittelten Alpha-Koeffizienten für die verschiedenen Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit, für die positiven und negativen Affekte sowie für das Commitment und das Organizational Ciztizenship Behavior lagen bis auf die Autonomie am Arbeitsplatz zwischen 0,74 und 0,96. Da das Cronbachs Alpha der Autonomie am Arbeitsplatz mit 0,64 jedoch relativ nah an der empfohlenen Grenze von α ≥ .700 lag, wurde entschieden, auch diese Skala im Datensatz zu belassen und letztlich kein Konstrukt aufgrund mangelnder Reliabilität auszuschließen. Nach Durchführung der verschiedenen Untersuchungen zur Datenqualität konnten somit alle erhobenen Items und Skalen für die weitere Berechnung des Forschungsmodells und der späteren ergänzenden Auswertungen verwandt werden. 5.5.2. Strukturgleichungsmodell Nachdem mittels klassischer Testtheorie erste Hinweise gefunden wurden, dass die Skalen in der vorliegenden Stichprobe den Erwartungen bezüglich der Messgenauigkeit genügen, erfolgte im nächsten Schritt die Überprüfung des Modells mit Hilfe eines Strukturgleichungsmodells. Die Prüfung des Modells gliederte sich dabei in zwei Schritte. In einem ersten Schritt wurde zunächst für jedes Konstrukt des Modells eine konfirmatorische Faktorenanalyse (CFA) durchgeführt, um die im Forschungsmodell unterstellte dimensionale Struktur der eingesetzten Skalen zu bestätigen. Im Anschluss daran erfolgte in einem zweiten Schritt die eigentliche Berechnung des Strukturgleichungsmodells (SEM). Schätzverfahren Sowohl zur Schätzung der Faktorenstruktur als auch zur Berechnung des eigentlichen Strukturgleichungsmodells wurde die Maximum-Likehood-Methode eingesetzt. Bei diesem Schätzverfahren wird die Wahrscheinlichkeit maximiert, dass die modelltheoretische Kovarianzmatrix die betreffende empirische Kovarianzmatrix erzeugt hat (Backhaus, Erichson, Plinke & Weiber, 2003). Vorraussetzung für die Generierung zuverlässiger Schätzwerte ist hierbei, dass ein identifiziertes Modell vorliegt. Dies 126 bedeutet, dass die in der Eingabematrix enthaltenen Daten ausreichen müssen, um die zu schätzenden Modellparameter eindeutig bestimmen zu können. Für die Identifizierbarkeit von Messmodellen gilt hierbei, dass eine Dimension durch mindestens drei Indikatoren gemessen werden sollte. Bei der Erfassung einer Dimension durch drei Indikatoren entspricht die Anzahl der zu schätzenden Parameter der der erfassten Datenpunkte und man spricht von einem ‚identifizierten’ Modell (das Modell hat 0 Freiheitsgrade). Wird die Dimension durch mehr als drei Indikatoren erfasst, ist die Anzahl der zu schätzenden Parameter geringer als die der erfassten Datenpunkte (Informationen). Man spricht dann von einem ‚überidentifizierten’ Modell (Baumgartner & Homburg, 1996; Bollen, 1989). Liegt ein überidentifiziertes Modell vor, wird in einem nächsten Schritt die Gültigkeit der Modellannahmen überprüft, bei einem identifizierten Modell kann dieser Schritt entfallen, da das Modell eindeutig bestimmt ist. Konfirmatorische Faktorenanalyse Die konfirmatorische Faktorenanalyse wird zumeist zu dem Zweck eingesetzt, Hypothesen über die Faktorenstruktur eines Datensatzes zu testen (Bortz, 1993). Dies ist besonders dann von Bedeutung, falls ein Fragebogen neu erstellt wurde und die Konstruktvalidität der einzelnen, neu formulierten Items überprüft werden soll. Da in der vorliegenden Untersuchung der Fragebogen aus bereits bestehenden Fragebögen zusammengestellt wurde, deren Validität bereits getestet wurde, und darüber hinaus die Trennfschärfe- und Reliabilitätsanalysen zu guten Ergebnissen geführt haben, war eine konfirmatorische Faktorenanalyse zu diesem Zweck nicht nötig. Problematisch für die Berechung des Strukturgleichungsmodells war jedoch die große Anzahl an Items (152 Items) und die daraus resultierende Anzahl an Parametern. Eine solch große Anzahl an Items birgt die Gefahr, dass Residualkovarianzen zwischen den Items den Model Fit verschlechtern. Aus diesem Grund wurden die Items jeder Skala zu drei Item-Paketen zusammengefasst (parceln) und anschließend durch eine konfirmatorische Faktorenanalyse überprüft, inwieweit dass übergeordnete Konstrukt durch die Item-Pakete abgebildet wurde. Die Abbildung der Konstrukte durch drei Item-Pakete hatte dabei den großen Vorteil, dass zum einen die Identifizierbarkeit des Modells (es werden mindestens drei Indikatoren benötigt) gegeben war, auf der 127 anderen Seite jedoch die größtmögliche Reduzierung an Parametern erreicht wurde. Somit konnte die Wahrscheinlichkeit, dass Residualkovarianzen zwischen den Items den Model Fit verschlechtern, verringert werden; außerdem konnte durch das Parceln, aufgrund der Aggregation der Messungen, eine Reduktion der Stichprobenfehler erreicht werden. Dieses Vorgehen der Bildung von Item-Paketen wird besonders dann empfohlen, wenn man nicht an der Struktur der Konstrukte, sondern an den Zusammenhängen zwischen ihnen interessiert ist (Little & Rubin, 2002). Die Zusammenstellung der Item-Pakete erfolgte dabei anhand zweier Kriterien. Zum einen wurden anhand der Korrelationsmatrizen der einzelnen Skalen jeweils hochkorrelierende Items zu Paketen zusammengefasst; zum anderen wurde darauf geachtet, dass die Pakete, sofern es die korrelative Struktur zuließ, eine möglichst ausgeglichene Anzahl an Items enthielten. Einzig bei dem Konstrukt ‚Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen’ konnte eine solche Paketbildung nicht durchgeführt werden, da es nur aus einem einzigen Item bestand. Im später berechneten Strukturgleichungsmodell bildete das Einzel-Item daher auch das Konstrukt ab. Ebenso wurde mit den Einschätzungen der Vorgesetzten zur Performance ihrer Teams verfahren, da auch sie jeweils nur aus einem Item bestanden. Um nach Zuordnung der Items zu den einzelnen Paketen sicher zu gehen, dass die Items auch wirklich die Dimension, die durch ihr jeweiliges Paket dargestellt wurde, abbildeten, wurden in einem Hilfsschritt explorative Faktorenanalysen (Hauptachsenanalysen) durchgeführt und Items, die andere Dimensionen abbildeten, ausgeschlossen. Dabei ist zu betonen, dass lediglich die einzelnen Pakete durch die explorative Faktorenanalyse überprüft wurden und es dabei nicht um die Identifikation der Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit ging, da diese bereits durch die Verwendung etablierter Fragebögen festgelegt waren. Im Anschluss an die Paketbildung und deren Überprüfung mittels explorativer Fakorenanalysen wurden dann die konfirmatorischen Faktorenanalysen für die einzelnen Konstrukte durchgeführt. Tabelle 23 fasst die Ergebnisse der Analyse zusammen, wobei jeweils das Konstrukt, die Itempakete, die Zuordnung der einzelnen Items zu den jeweiligen Itempaketen sowie die unstandardisierten und standardisierten Faktorladungen der einzelnen Itempakete aufgeführt sind. 128 Tabelle 23. Konfirmatorische Faktorenanalyse der einzelnen Modellkomponenten. Konstrukt Itempaket enthaltene Items Arbeitszeitregelungen AZR_A AZR_B AZR_C WBL_A FRS_A FRS_B FRS_C ABL_A ABL_B ABL_C TEK_A TEK_B TEK_C AUT_A AUT_B AUT_C BET_A BET_B BET_C ABW_A ABW_B ABW_C VOR_A AZR_1 AZR_2 AZR_3 WBL_1 FRS_1 FRS_2 FRS_3, FRS_4 ABL_4 ABL_2, ABL_3 ABL_5, ABL_6 TEK_1,TEK_4 TEK_2,TEK_5,TEK_6,TEK_8 TEK_3, TEK_7 AUT_1 AUT_2 AUT_3, AUT_5, AUT_6 BET_1, BET_2, BET_5 BET_3, BET_4 BET_6, BET_7 ABW_1 ABW_2 ABW_3 VOR_1, VOR_2, VOR_3, VOR_5, VOR_6, VOR_7, VOR_8, VOR_15, VOR_25 VOR_9, VOR_10, VOR_11, VOR_12, VOR_13 Weiterbildungsmaßnahmen Fürsorge der Standortleitung Arbeitsbelastung Technik Autonomie Beteiligung Abwechslung Vorgesetzte VOR_B Faktorladung in konf. FA (unstandardisiert) 1,00 0,94 0,75 * 1,00 1,02 0,90 1,00 0,75 0,92 1,00 0,72 1,00 1,00 0,95 0,44 1,00 1,07 1,15 1,00 1,41 1,10 Faktorladung in konf. FA (standardisiert) 0,83 0,81 0,53 * 0,91 0,92 0,83 0,81 0,70 0,84 0,84 0,70 0,80 0,76 0,74 0,45 0,76 0,65 0,59 0,65 0,87 0,72 1,00 0,95 1,05 0,93 0,74 0,81 1,00 0,99 0,89 1,00 1,26 1,06 1,00 1,26 1,23 1,00 1,32 1,48 1,00 1,23 1,14 1,00 1,07 1,28 1,00 0,67 0,72 1,00 0,78 0,85 1,00 0,88 0,90 1,00 0,33 0,31 1,00 1,00 0,76 0,92 0,89 0,89 0,80 0,65 0,91 0,68 0,82 0,89 0,79 0,74 0,92 0,89 0,72 0,77 0,76 0,84 0,84 0,92 0,82 0,62 0,66 0,92 0,54 0,72 0,86 0,82 0,84 0,92 0,71 0,70 0,74 0,70 0,53 0,61 VOR_C Kollegen Raum Kundenorientierung des Unternehmens Kundenorientierung des Mitarbeiter Zielvorgaben Wahrgenommene Kundenzufriedenheit Positive Affekte Negative Affekte Arbeitszufriedenheit Commitment Organizational Citizenship Behaviour KOL_A KOL_B KOL_C RAU_A RAU_B RAU_C KOU_A KOU_B KOU_C KOM_A KOM_B KOM_C ZVG_A ZVG_B ZVG_C KZW_A KZW_B KZW_C PAF_A PAF_B PAF_C NAF_A NAF_B NAF_C AZ _A AZ_B AZ_C CMT_A CMT_B CMT_C OCB_A OCB_B OCB_C OCB_D VOR_17, VOR_18, VOR_19, VOR_20, VOR_21, VOR_22, VOR_23, VOR_24 KOL_5, KOL_7 KOL_1, KOL_9 KOL_3, KOL_4 RAU_1, RAU_2, RAU_11 RAU_9, RAU_16, RAU_18 RAU_13, RAU_14, RAU_15 KOU_3, KOU_4, KOU_10 KOU_5, KOU_6, KOU_7 KOU_8, KOU_9 KOM_1, KOM_2, KOM_3 KOM_4 KOM_5 ZVG_1 ZVG_2, ZVG_4 ZVG_3 KZW_1, KZW_2, KZW_6 KZW_3, KZW_5 KZW_4, KZW_7 PRS_9, _PRS16 PRS_3, PRS_12 PRS_10, PRS_17 PRS_13, PRS_18 PRS_2, PRS_20 PRS_6, PRS_15 AZ_1 AZ_2, AZ_5 AZ_3, AZ_4 CMT_2, CMT_3 CMT_1, CMT_6 CMT_4, CMT_5 OCB_1 OCB_2 OCB_3 OCB_4 129 Wie der Tabelle zu entnehmen, wiesen die einzelnen Itempakete dabei durchweg gute Faktorladungen auf, so dass auf Grundlage der vorgenommenen konfirmatorischen Faktorenanalyse die Schätzung des Strukturgleichungsmodells vorgenommen werden konnte. Schätzung des Strukturgleichungsmodells Die Schätzung des Strukturgleichungsmodells wurde, wie bereits erwähnt, ebenfalls mit Hilfe der Maximum-Likelihood-Methode vorgenommen. Entscheidend für die Berechenbarkeit eines solchen Modells ist dabei, dass eine ausreichend große Anzahl an Datensätzen vorliegt. Für die Berechung kleiner bis mittlerer Strukturgleichungsmodelle empfiehlt Boomsma (1983) eine Stichprobengröße von rund 200 Datensätzen. Da im Rahmen der Untersuchung insgesamt 482 Datensätze erhoben wurden, lag daher eine ausreichend große Stichprobe vor. Zur Berechnung des Strukturgleichungsmodells wurde die Statistiksoftware LISREL 8.80 verwandt. Dabei wurden zunächst sukzessive die einzelnen Variablen in das Modell eingefügt und nach jedem Schritt überprüft, inwieweit sich die Anpassungsmaße (Model Fit-Werte) des berechneten Modells entwickeln. Bei den ersten beiden Variablen, die in das Modell aufgenommen wurden, handelte es sich zum einen um die Arbeitszufriedenheit, da im Modell alle anderen Variablen ausschließlich mit ihr in Beziehung standen und sie quasi im Zentrum der Untersuchung stand. Zum anderen handelte es sich um die Variable Raumzufriedenheit, da sie aufgrund der bereits beschriebenen Besonderheiten des neuen Raumkonzepts in einem der Standorte und der an späterer Stelle noch folgenden ergänzenden Auswertungen von besonderem Interesse war. Nachdem auf diese Art sukzessive alle Variablen bzw. Konstrukte des Forschungsmodells eingefügt wurden, wurde das Gesamtmodell betrachtet und schrittweise die Variablen, die keinen signifikanten Beitrag bzw. keine signifikante Beziehung zur Arbeitszufriedenheit hatten, wieder entfernt. Auch dabei wurde nach jedem Schritt geschaut, inwieweit sich die Beziehungen zwischen den verbleibenden Variablen veränderten, wie sich die Anpassungsmaße entwickelten und überprüft, dass die Entfernung der Variablen nicht zu Verschlechterungen in den Anpassungsmaßen führten. 130 Model Fit Zur Überprüfung der Anpassungsgüte im Rahmen der sukzessiven Berechnung des Modells und zur Überprüfung, inwieweit das letztendlich berechnete Modell, in dem nur noch die signifikanten Zusammenhänge enthalten waren, die empirisch ermittelten Daten widerspiegelte, wurden verschiedene Anpassungsmaße betrachtet. Eine grobe Faustformel für eine gute Modellgüte ist dabei das Verhältnis (bzw. der Quotient) zwischen dem χ 2 -Wert und den Freiheitsgraden (degrees of freedom) des Modells. Bei Werten, die kleiner als 2 sind, wird dabei von einer guten Anpassungsgüte des Modells (Model Fit) ausgegangen (Tabachnik & Fidell, 2001). Der entsprechende Wert des berechneten Modells dieser Untersuchung lag bei 1,98, so dass für dieses Maß ein zufriedenstellender Wert erzielt wurde. Weiterhin wurden vier weitere Anpassungsmaße betrachtet, die nachfolgend kurz erläutert werden: • RMSEA (Root Mean Square Error of Approximation): Der RMSEA von Steiger (1990) bezieht sich auf die Fehlervarianzen, die in einem Modell nicht erklärt werden können. Laut Hu und Bentler (1999) weisen dabei Werte von unter .06 auf eine gute Modellanpassung hin. Schermelleh-Engel (2000) wiederum gibt Grenzen von .08 für akzeptable und von .05 für gute Modelle an. • GFI (Goodnes of Fit Index): Der GFI von Jöreskog und Sörbom (1993) ist eines der gebräuchlichsten Anpassungsmaße und beschreibt den Anteil der Varianz, der durch das Modell erklärt wird. Für gute Modelle liegt der GFI oberhalb von .95, für akzeptable Modelle oberhalb von .90 (Jöreskog & Sörbom, 1993). • NFI (Normed Fit Index): Beim NFI von Bentler und Bonett (1980) wird ein Vergleich zwischen dem angenommenen Modell und einem Independence-Modell vorgenommen, dessen Restriktion ist, dass keine Korrelationen zwischen den beobachteten Variablen bestehen. Werte von über .90 weisen dabei beim NFI auf eine gute Anpassungsgüte hin (Tabachnik & Fidell, 2001). • CFI (Comparative Fit Index): Beim ebenfalls von Bentler (1988) entwickelten CFI wird ein Vergleich zwischen dem angenommenen Modell und einem NullModell, in dem alle Fehlervarianzen auf null und alle Faktorladungen auf eins 131 gesetzt sind, gemacht. Der Vorteil des CFI gegenüber dem NFI liegt darin, dass er weniger vom Stichprobenumfang anhängig ist und sich daher auch für kleinere Stichproben eignet (Tabachnik & Fidell, 2001). Ein guter Model Fit für den CFI liegt dabei bei Werten von über .90 vor (Backhaus et al., 2003). In Tabelle 24 wurden die verschiedenen vorgestellten Anpassungsmaße aufgelistet. Dabei wurden zunächst die für eine gute Anpassungsgüte erforderlichen Anspruchsniveaus aufgeführt, darunter die entsprechenden Werte der Anpassungsmaße für das berechnete Strukturgleichungsmodell. Tabelle 24. Überprüfung der Anpassungsgüte des berechneten Strukturgleichungsmodells anhand verschiedener Anpassungsmaße. Anpassungsmaß Anspruchsniveau Werte der verschiedenen Anpassungsmaße für das Strukturgleichungsmodell χ 2 /dof <2 1,98 RMSEA CFI <.05 >.95 (gut) (gut) <.08 >.90 (akzeptabel) (akzeptabel) .04 .97 GFI NFI >.90 >.90 .90 .94 Wie der Tabelle zu entnehmen ist, wurden bei vier von fünf Anpassungsmaßen die geforderten Grenzwerte, die für einen guten Model Fit bzw. für ein gutes Modell stehen unter- bzw. überschritten. Lediglich der Wert von .90 für den GFI wies auf ein adäquates Model hin. Das berechnete Strukturgleichungsmodell stellte somit eine gute Anpassung an die empirisch ermittelten Daten dar. Aufgrund dessen können die Strukturparameter im folgenden Schritt interpretiert werden. Ergebnisse Nachdem die Güte des Modells durch die verschiedenen Anpassungsmaße überprüft wurde, sollen nun die Modellzusammenhänge vorgestellt werden. Abbildung 12 zeigt die Beziehungen (Pfade) zwischen den exogenen und endogenen Variablen (γ) und zwischen den endogenen Variablen (β), die den in den Hypothesen formulierten Zusammenhängen entsprechen. Dabei konnten für insgesamt 12 der 23 unterstellten Einflüsse signifikante Pfade ermittelt werden. Eine ausführliche Darstellung des 132 berechneten Strukturgleichungsmodells, in der zusätzlich noch die Faktorladungen der einzelnen Item-Pakete auf Ihre jeweiligen Variablen (λ) und die Fehlervarianzen der einzelnen Item-Pakete angegeben sind, findet sich in Anhang F. Teildimensionen der AZ Individuenebene Affekte Arbeitsorganisation Weiterbildungsmaßnahmen Fürsorge der Standortleitung Arbeitsbelastung Erfolgskriterien γ=0.15* γ=0.41* γ=0.12* Positive Affekte Negative Affekte γ=-0.13* Mitarbeiterbezogene Kriterien γ=0.09* β=0.83* Commitment β=0.11* Arbeitsmotivation Aufgabengestaltung Autonomie Abwechslung γ=0.17* γ=0.14* Arbeitszufriedenheit Performancebezogene Kriterien Arbeitsumfeld Raum γ=0.16* β=-0.23* Unternehmenskultur Kundenorientierung Untern. γ=0.16* Fehlzeitenquote Legende: γ, β = Pfadkoeffizienten * = Einfluss ist signifikant Abbildung 12. Signifikante Pfade nach Berechnung des Strukturgleichungsmodells. Bei Hypothese 1, ‚Die Zufriedenheit mit der Arbeitsorganisation (Arbeitszeitregelungen, Weiterbildungsmaßnahmen, Fürsorge der Standortleitung, Arbeitsbelastung, Technik) am Arbeitsplatz hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit’, konnten für insgesamt drei Teildimensionen signifikante Pfade ermittelt werden. Den stärksten Einfluss hat dabei die Fürsorge der Standortleitung mit γ = .41. Durch Quadrieren des Strukturparameters erhält man dabei die durch die Fürsorge der Stand2 = .168), die somit 16,8 % ortleitung aufgeklärte Varianz der Arbeitszufriedenheit ( γ FRS beträgt. Weitere signifikante Pfade sind der Einfluss der Weiterbildungsmaßnahmen 2 = .023) und der Einfluss der Arbeitsbelastung auf die Arbeitszumit γ = .15 ( γ WBD 133 2 friedenheit mit γ = .12. ( γ ABL = .014) Die Hypothese 1 konnte somit teilweise bestätigt werden. Für die Hypothese 2, ‚Die Zufriedenheit mit der Aufgabengestaltung (Autonomie, Beteiligung, Abwechslung) am Arbeitsplatz hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit’, konnten zwei signifikante Pfade ermittelt werden. Dabei handelt 2 = .029) und die Zufriees sich um die Zufriedenheit mit der Autonomie γ = .17 ( γ AUT 2 = .020) am Arbeitsplatz. Auch die Hypodenheit mit der Abwechslung γ = .14 ( γ ABW these 2 konnte somit teilweise bestätigt werden. Im Teilbereich des Arbeitsumfeldes (H3: ‚Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsumfeld (Kollegen, Vorgesetzter, Raum) hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit’) konnte lediglich für die Zufriedenheit mit dem Raum ein signifikanter Pfad von 2 = .026) nachgewiesen werden, so dass auch diese Hypothese nicht vollγ = .16. ( γ RAU ständig, sondern nur teilweise bestätigt werden konnte. Wie bereits in den vorangegangenen Hypothesen, konnte auch im Teilbereich der Unternehmenskultur (H4: ‚Die Zufriedenheit mit der Unternehmenskultur (Kundenorientierung des Unternehmens, Kundenorientierung des Mitarbeiters, Klarheit über die Zielvorgaben des Unternehmen hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit’)) nicht für alle Variablen ein signifikanter Einfluss ermittelt werden. In diesem Bereich war lediglich der Einfluss der Kundenorientierung des Unternehmens 2 = .026) signifikant, so dass auch diese auf die Arbeitszufriedenheit mit γ = .16 ( γ KOU Hypothese nur teilweise bestätigt werden konnte. Für die Hypothese 5, ‚Die wahrgenommene Kundenzufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit’, konnte hingegen kein signifikanter Einfluss nachgewiesen werden. Hypothese 5 konnte somit nicht bestätigt werden. Für die Hypothesen 6, ‚Das Erleben von positiven Affekten (positive affectivity) hat einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit’, und 7, ‚Das Erleben von negativen Affekten (negative affectivity) hat einen negativen Einfluss auf die 134 2 Arbeitszufriedenheit’, konnten zwar signifikante Einflüsse von γ = -.13 ( γ PAF = .017) 2 = .008) (H7) nachgewiesen werden. Allerdings war der (H6) und γ = .09 ( γ NAF Einfluss stets entgegen der postulierten Richtung, so dass beide Hypothesen nicht bestätigt werden konnten. Schließlich wurde der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf Erfolgsvariablen des Unternehmens untersucht. Dabei konnte für Hypothese 8, ‚Die Arbeitszufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf mitarbeiterbezogene Kriterien (Commitment, Organizational Citizenship Bevaviour, Arbeitsmotivation, Servicequalität), ein Einfluss der 2 = .69) ermittelt werden. Arbeitszufriedenheit auf das Commitment von β = .83 ( β CMT Weiterhin hat die Arbeitszufriedenheit einen Einfluss auf die Arbeitsmotivation von 2 β = .11 ( β SUB 2 = .012). Hypothese 8 konnte daher teilweise bestätigt werden. Für Hypothese 9, ‚Die Arbeitszufriedenheit hat einen positiven Einfluss auf performancebezogene Kriterien (Zielerreichungsgrad, Fehlerquote, Fehlzeitenquote)’, konnte lediglich ein negativer Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Fehlzeiten2 quote von β = -.23 ( β SUB 5 = .053) ermittelt werden. Auch diese letzte Modellhypothese konnte somit nur teilweise bestätigt werden. 5.5.3. Vergleich der Strukturparameter zwischen den verschiedenen Subgruppen der Stichprobe Neben der Berechnung des Strukturgleichungsmodells für die Gesamtstichprobe wurde weiterhin geschaut, inwieweit sich die Strukturparameter für verschiedene Gruppen signifikant voneinander unterscheiden. Dabei wurde nach den bereits bei der Vorstellung der Stichprobe (vgl. Kap. 5.1) erwähnten Merkmalen a) Männer oder Frauen, b) Leih- und Zeitarbeitskräfte oder Festangestellte, c) Teilzeit- oder Vollzeitkräfte und d) Mitarbeiter des Inbound- oder Back-Office-Bereichs unterschieden. 135 Methode Bei der Mehrgruppenanalyse wird das Modell der Gesamtstichprobe mit einem Modell verglichen, in dem für jedes Unterscheidungsmerkmal (Subgruppe) die Strukturparameter einzeln berechnet werden. Dabei wird zunächst in Abhängigkeit vom Signifikanzniveau (p<.05) und der Differenz der Freiheitsgrade der beiden Modelle ein kritischer Wert χ2krit berechnet, der überschritten werden muss, damit ein signifikanter Unterschied besteht. Anschließend wird mit Hilfe der Statistiksoftware LISREL 8.80 der χ2-Wert für das Modell der Gesamtstichprobe und für das Modell, das zwischen den Subgruppen unterscheidet, berechnet. Durch Subtahieren des χ2-Werts des Modells mit Subgruppenunterscheidung vom χ2-Wert der Gesamtstichprobe enthält man dann den Differenzwert χ2diff, der, sofern er den kritischen Wert χ2krit übersteigt, auf einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Modellen und somit auch auf einen signifikanten Unterschied bezüglich der Strukturparameter der Subgruppen hinweist. Tabelle 25 zeigt den kritischen Wert χ2krit, die χ2-Werte für die jeweiligen Subgruppenmodelle (Modell A) und für das Modell für die Gesamtstichprobe (Modell B) sowie die daraus resultierenden Differenzwerte χ2diff. Tabelle 25. Überprüfung der signifikanten Unterschiede zwischen den Subgruppen. Subgruppen Männer vs. Frauen Leih- und Zeitarbeiter vs. Festangestellte Vollzeit vs. Teilzeit Inbound vs. Back-office * Modell A: Strukturmodell freigesetzt (Subgruppen) χ 2 diff χ 2 krit χ2 χ2 Modell A* Modell B** 79,20 80,23 1440,78 1519,98 113,71*** 80,23 1443,67 1557,38 58,33 80,23 1370,02 1428,35 183,06*** 80,23 1604,74 1787,80 *** Unterschied signifikant ** Modell B: Strukturmodell fixiert (Referenz) Wie in der Tabelle 25 zu sehen, konnten dabei keine signifikanten Unterschiede in den Strukturparametern zwischen Männern und Frauen sowie zwischen Vollzeit- und Teilzeitangestellten festgestellt werden. Zwischen Festangestellten und Leih- und Zeitarbeitskräften hingegen bestand ein signifikanter Unterschied von χ2diff = 113,71 (χ2krit = 80,23) in den Strukturgleichungsmodellen. Darüber hinaus konnte ein signi- 136 fikanter Unterschied von χ2diff = 183,06 (χ2krit = 80,23) zwischen Inbound- und BackOffice-Tätigkeit festgestellt werden. Im Folgenden sollen nun die Modellzusammenhänge für die sich signifikant unterscheidenden Subgruppen Festangestellte vs. Leih- und Zeitarbeitskräfte sowie Inbound- vs. Back-Office-Bereich vorgestellt werden. Bei den Abbildungen für die einzelnen Subgruppen (vgl. Abb. 13 bis Abb. 16) wurden auch hier lediglich die Strukturparameter für die signifikanten Pfade aufgeführt. Ausführliche Darstellungen der Strukturgleichungsmodelle für die Subgruppen, die die Faktorladungen der einzelnen Item-Pakete auf ihre jeweiligen Variablen (λ) und die Fehlervarianzen der einzelnen Item-Pakete enthalten, finden sich wiederum im Anhang (vgl. Anhang G). Ergebnisse des Vergleichs zwischen Festangestellten und Leih- und Zeitarbeitskräften Die Strukturparameter für die Festangestellten und die Leih- und Zeitarbeitskräfte sind in den Abbildungen 13 und 14 zu sehen. Im Teilbereich der Arbeitsorganisation lagen die Werte für die Strukturparameter dabei für die Leih- und Zeitarbeitskräfte durchweg höher als bei den Festangestellten. Bezüglich des Einflusses der Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen lag der Pfadkoeffizient für die Leih- und Zeitarbeitskräfte 2 = .036). Für die Zufriedenheit mit der Standortleitung konnte ein bei γ = .19 ( γ WBD 2 = .168) und für die Zufriedenheit mit der ArbeitsbelasKoeffizient von γ = .41 ( γ FRS 2 = .014) ermittelt werden. Die entsprechenden Werte bei den tung von γ = .12 ( γ ABL 2 = .004) für die Weiterbildungsmaßnahmen, γ = Festangestellten lagen bei γ = .06 ( γ WBD 2 2 = .062) für die Fürsorge der Standortleitung und γ = .09 ( γ ABL = .008) für die .25 ( γ FRS Arbeitsbelastung. Im Bereich der Aufgabengestaltung hingegen war keine Tendenz bezüglich der Stärke der Zusammenhänge für eine der beiden Gruppen zu erkennen. Hier lag der Pfadkoeffizient bzgl. der Zufriedenheit mit der Autonomie bei den Leih2 = .032) höher als bei den Festangestellten mit und Zeitarbeitskräften mit γ = .18 ( γ AUT 2 = .001), während bzgl. der Zufriedenheit mit der Abwechslung am γ = -.03 ( γ AUT 2 = .073) ein höherer PfadkoefArbeitsplatz bei den Festangestellten mit γ = .27 ( γ ABW 2 = .023) ermittelt fizient als bei den Leih- und Zeitarbeitskräften mit γ = .15 ( γ ABW werden konnte. 137 Teildimensionen der AZ Individuenebene Affekte Arbeitsorganisation Weiterbildungsmaßnahmen Fürsorge der Standortleitung Arbeitsbelastung Erfolgskriterien γ=0.06* γ=0.25* γ=0.09* Positive Affekte Negative Affekte γ=-0.11* Mitarbeiterbezogene Kriterien γ=0.24* β=0.85* Commitment β=0.40* Arbeitsmotivation Aufgabengestaltung Autonomie Abwechslung γ=-0.03* γ=0.27* Arbeitszufriedenheit Performancebezogene Kriterien Arbeitsumfeld Raum γ=0.42* β=0.01* Unternehmenskultur Kundenorientierung Untern. γ=0.18* Fehlzeitenquote Legende: γ, β = Pfadkoeffizienten * = Einfluss ist signifikant Abbildung 13. Signifikante Pfade des Strukturgleichungsmodells für Festangestellte. Bei der Zufriedenheit mit dem Raum und der Zufriedenheit mit der Kundenorientierung des Unternehmens hingegen lagen bei den Festangestellten die höheren Pfadkoeffizienten vor. Bei der Zufriedenheit mit Raum lagen die Koeffizienten bei γ = 2 2 = .176) für die Festangestellten und bei γ = .11 ( γ RAU = .012) für die Leih.42 ( γ RAU und Zeitarbeitskräfte. Bei der Zufriedenheit mit der Kundenorientierung lagen sie ent2 2 = .032) bei den Festangestellten und bei γ = .17 ( γ KOU = sprechend bei γ = .18 ( γ KOU .029) bei den Leih- und Zeitarbeitskräften. Auch im Bereich der Affekte zeigte sich bezüglich der Stärke der Zusammenhänge ein 2 = .026) ein gemischtes Bild. Während bei den positiven Affekten mit γ = -.16 ( γ PAF stärkerer Zusammenhang bei den Leih- und Zeitarbeitskräften gemessen werden 2 = .012), war bei den negativen konnte als bei den Festangestellten mit γ = -.11 ( γ PAF 138 2 Affekten der Zusammenhang bei den Festangestellten mit γ = .24 ( γ NAF = .058) stärker 2 = .005). als bei den Leih- und Zeitarbeitskräften mit γ = .07 ( γ NAF Teildimensionen der AZ Individuenebene Affekte Arbeitsorganisation Weiterbildungsmaßnahmen Fürsorge der Standortleitung Arbeitsbelastung Erfolgskriterien γ=0.19* γ=0.41* γ=0.12* Positive Negative Affekte Affekte γ=-0.16* Mitarbeiterbezogene Kriterien γ=0.07* β=0.82* β=-0.01* Commitment Arbeitsmotivation Aufgabengestaltung Autonomie Abwechslung γ=0.18* γ=0.15* Arbeitszufriedenheit Performancebezogene Kriterien Arbeitsumfeld Raum γ=0.11* Unternehmenskultur Kundenorientierung Untern. γ=0.17* β=-0.21* Fehlzeitenquote Legende: γ, β = Pfadkoeffizienten * = Einfluss ist signifikant Abbildung 14. Signifikante Pfade des Strukturgleichungsmodells für Leih- und Zeitarbeitskräfte. Auch bezüglich der Erfolgskriterien waren Unterschiede in den Pfadkoeffizienten festzustellen. Zwar waren die Koeffizienten bezüglich des Commitments mit β = .85 2 2 = .723) bei den Festangestellten und mit β = .82 ( β CMT = .672) bei den Leih( β CMT und Zeitarbeitskräften bei beiden Gruppen auf einem sehr hohen Niveau, beim Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Arbeitsmotivation unterschieden sich die 2 Koeffizienten mit β = .40 ( β SUB 2 = .160) für die Festangestellten und mit β = -.01 2 ( β SUB 2 = .000) für die Leih- und Zeitarbeitskräfte jedoch deutlich. Ähnlich große Unterschiede in den Koeffizienten waren auch beim Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Fehlzeitenquote festzustellen. In diesem Fall war der Zusammenhang bei den 139 2 Leih- und Zeitarbeitskräften mit β = -.21 ( β SUB 5 = .044) jedoch stärker als bei den 2 Festangestellten mit β = .01( β SUB 5 = .000). Die bemerkenswertesten Unterschiede zwischen Festangestellten und Leih- und Zeitarbeitskräften waren daher der deutlich stärkere Einfluss der Raumzufriedenheit auf die Arbeitszufriedenheit und der stärkere Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Arbeitsmotivation bei den Festangestellten sowie der stärkere Einfluss der Zufriedenheit mit der Fürsorge der Standortleitung auf die Arbeitszufriedenheit und der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Fehlzeitenquote bei den Leih- und Zeitarbeitskräften. Ergebnisse des Vergleichs zwischen Inbound- und Back-Office-Bereich Bei der Betrachtung der Pfadkoeffizienten für den Inbound- und den Back-OfficeBereich konnten ebenfalls deutlich Unterschiede ermittelt werden (vgl. Abb. 15 und 16). Auch hier lagen im Bereich der Arbeitsorganisation für eine Gruppe, nämlich der der Back-Office-Mitarbeiter, durchweg stärkere Zusammenhänge vor. Die Werte für den Back-Office-Bereich betrugen dabei für die Zufriedenheit mit den Weiterbildungs2 = .032), für die Zufriedenheit mit der Fürsorge der Standmaßnahmen γ = .18 ( γ WBD 2 = .194) und für die Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung ortleitung γ = .44 ( γ FRS 2 = .023). Die entsprechenden Werte im Inbound-Bereich lagen bei γ = .14 γ = .15 ( γ ABL 2 2 = .020) bei den Weiterbildungsmaßnahmen, bei γ = .36 ( γ FRS = .130) bei der ( γ WBD 2 = .006) bei der Arbeitsbelastung. Fürsorge der Standortleitung und bei γ = .08 ( γ ABL Stärkere Zusammenhänge für den Back-Office-Bereich konnten ebenfalls in den Teilbereichen Aufgabengestaltung und Arbeitsumfeld ermittelt werden. Auch hier lagen 2 = .048), die die Werte für die Zufriedenheit mit der Autonomie mit γ = .22 ( γ AUT 2 = .044) und die Zufriedenheit Zufriedenheit mit der Abwechslung mit γ = .21 ( γ ABW 2 = .029) höher als im Inbound-Bereich mit γ = .06 mit dem Raum mit γ = .17 ( γ RAU 2 2 = .004) für die Autonomie, mit γ = .13 ( γ ABW = .017) für die Abwechslung und ( γ AUT 2 = .023) für den Raum. Lediglich bezüglich der Zufriedenheit mit der mit γ = .15 ( γ RAU 140 2 Kundenorientierung des Unternehmens lag im Inbound-Bereich mit γ = .22 ( γ KOU = 2 = .004) vor. .049) ein höherer Einfluss als im Back-Office-Bereich mit γ = .06 ( γ KOU Teildimensionen der AZ Individuenebene Affekte Arbeitsorganisation Weiterbildungsmaßnahmen Fürsorge der Standortleitung Arbeitsbelastung Erfolgskriterien γ=0.14* γ=0.36* γ=0.08* Positive Affekte Negative Affekte γ=-0.05* Mitarbeiterbezogene Kriterien γ=0.11* β=0.84* β=0.15* Commitment Arbeitsmotivation Aufgabengestaltung Autonomie Abwechslung γ=0.06* γ=0.13* Arbeitszufriedenheit Performancebezogene Kriterien Arbeitsumfeld Raum γ=0.15* Unternehmenskultur Kundenorientierung Untern. γ=0.22* β=-0.13* Fehlzeitenquote Legende: γ, β = Pfadkoeffizienten * = Einfluss ist signifikant Abbildung 15. Signifikante Pfade des Strukturgleichungsmodells für den Inbound-Bereich. Im Bereich der Affekte zeigte sich, ähnlich wie bereits bei der Unterscheidung zwischen Festangestellten und Leih- und Zeitarbeitskräften, ein gemischtes Bild. Während bei den positiven Affekten der Pfadkoeffizent bei den Back-Office-Mitar2 = .036) stärker ausgeprägt war als bei den Inboundbeitern mit γ = -.19 ( γ PAF 2 = .003), war im Bereich der negativen Affekte der Mitarbeitern mit γ = -.05 ( γ PAF 2 = .012) stärker als im Zusammenhang für den Inbound-Bereich mit γ = .11 ( γ NAF 2 = .005). Back-Office-Bereich mit γ = .07 ( γ NAF Auch im Bereich der Erfolgskriterien zeigte sich ein gemischtes Bild bezüglich der Stärke der Einflüsse für die beiden Subgruppen. Wiederum zeigten die Pfadkoeffi- 141 2 zienten im Bereich des Commitments für beiden Subgruppen mit β = .84 ( β CMT = 2 = .640) für den Back-Office-Bereich .706) für den Inbound-Bereich und β = .80 ( β CMT starke Ausprägungen. Weiterhin war der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die 2 Arbeitsmotivation im Inbound-Bereich mit β = .15 ( β SUB 2 = .023) stärker als im Back2 Office-Bereich mit β = .09 ( β SUB 2 = .008), während der Einfluss auf die Fehlzeiten2 quote im Back-Office-Bereich mit β = -.22 ( β SUB 5 = .048) stärker war als im Inbound2 Bereich mit β = -.13 ( β SUB 5 = .017). Teildimensionen der AZ Individuenebene Affekte Arbeitsorganisation Weiterbildungsmaßnahmen Fürsorge der Standortleitung Arbeitsbelastung Erfolgskriterien γ=0.18* γ=0.44* γ=0.15* Positive Affekte Negative Affekte γ=-0.19* Mitarbeiterbezogene Kriterien γ=0.07* β=0.80* β=0.09* Commitment Arbeitsmotivation Aufgabengestaltung Autonomie Abwechslung γ=0.22* γ=0.21* Arbeitszufriedenheit Performancebezogene Kriterien Arbeitsumfeld Raum γ=0.17* Unternehmenskultur Kundenorientierung Untern. γ=0.06* β=-0.22* Fehlzeitenquote Legende: γ, β = Pfadkoeffizienten * = Einfluss ist signifikant Abbildung 16. Signifikante Pfade des Strukturgleichungsmodells für den Back-Office-Bereich. Die bemerkenswertesten Unterschiede zwischen Inbound- und Back-Office-Bereich waren daher der deutlich stärkere Einfluss der Zufriedenheit mit der Autonomie auf die Arbeitszufriedenheit und der stärkere Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Fehlzeitenquote im Back-Office-Bereich sowie der stärkere Einfluss der Zufriedenheit 142 mit der Kundenorientierung des Unternehmens auf die Arbeitszufriedenheit im Inbound-Bereich. 5.5.4. Ergänzende Auswertungen Nach Berechnung der Strukturgleichungsmodelle (vgl. Kap 5.5.2. u. 5.5.3) wurden noch einige ergänzende Analysen vorgenommen, um einige Teilbereiche der Arbeitszufriedenheit und deren Einfluss auf die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit näher zu betrachten. Wie bereits in Kapitel 1.2. erwähnt, wurde von der Vivento Customer Service GmbH in einem Pilotprojekt das ‚Service Center der Zukunft’, das sich durch ein neues Raumkonzept für Call-Center auszeichnet, eingerichtet. Da die Befragung der CallCenter-Mitarbeiter zu einer ausreichend großen Stichprobe für den Vergleich von Subgruppen führte und überdies eine Vielzahl verschiedener Items zur Raumzufriedenheit abgefragt wurde, bot sich die Möglichkeit, zum einen die (vermutete) Vorteilhaftigkeit dieses Konzeptes zu untersuchen und zum anderen eine dezidiertere, auf Teilkomponenten von Raum abzielende, Untersuchung durchzuführen. Die daraus resultierenden Erkenntnisse waren dabei insbesondere von Interesse, da die Zufriedenheit mit dem Raum die einzige Einflussvariable im Teilbereich des Arbeitsumfeldes war, die bei Call-Center-Mitarbeitern einen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hatte. Bereits bei der Herleitung der Modellhypothesen (vgl. Kap. 4.1.1) wurde deutlich, dass sich die Zufriedenheit mit dem Raum aus einer Vielzahl von Unterdimensionen bzw. Unterzufriedenheiten zusammensetzt. Diese Unterdimensionen beziehen sich auf verschiedene Bereiche, die den (Arbeits-) Raum ausmachen, wie bspw. die Beleuchtung, die Raumtemperatur oder die Büromöblierung. Aus diesem Grund wurde ergänzend untersucht, welche dieser Unterdimensionen von Raum den größten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben, aber auch wie groß Ihr Einfluss auf die Raumzufriedenheit im Gesamten (Gesamtraumzufriedenheit) ist. Die ergänzenden Forschungsfragen lauteten daher: 143 F1: Welche Unterdimensionen der Zufriedenheit mit dem Raum haben die stärkste Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit? F2: Welche Unterdimensionen der Zufriedenheit mit dem Raum haben die stärkste Bedeutung für die Gesamtraumzufriedenheit? Darüber hinaus stellte sich die Frage, inwieweit das Konzept des ‚Service Centers der Zukunft’, von dessen Umsetzung man sich neben wirtschaftlichen Vorteilen auch eine größere Arbeitszufriedenheit und eine größere Zufriedenheit mit dem Raum verspricht, wirklich zu besseren Bewertungen in den einzelnen Unterdimensionen und den beiden Gesamtzufriedenheiten (Arbeitszufriedenheit und Gesamtraumzufriedenheit) führt. Dabei war es von großer Wichtigkeit, sowohl die Mitarbeiter des ‚Service Centers der Zukunft’ mit den Mitarbeitern anderer Raumkonzepte als auch konkret mit den restlichen Mitarbeitern des Standortes Bonn zu vergleichen, um auszuschließen, dass die Unterschiede lediglich auf Standortunterschiede in der Bewertung und nicht auf Unterschiede in der Raumwahrnehmung zurückzuführen sind. Die weiteren ergänzenden Forschungsfragen, die untersucht werden sollten, lauteten daher: F3: Weisen die Mitarbeiter, die in den Räumlichkeiten des ‚Service Centers der Zukunft’ arbeiten, eine größere Arbeitszufriedenheit auf als die Mitarbeiter, die in anderen Raumkonzepten arbeiten? F4: Weisen die Mitarbeiter, die in den Räumlichkeiten des ‚Service Centers der Zukunft’ arbeiten, eine größere Gesamtraumzufriedenheit auf als die Mitarbeiter, die in anderen Raumkonzepten arbeiten? F5: Weisen die Mitarbeiter, die in den Räumlichkeiten des ‚Service Centers der Zukunft’ arbeiten, größere Zufriedenheiten in den Unterdimensionen der Zufriedenheit mit dem Raum auf als Mitarbeiter, die in anderen Raumkonzepten arbeiten? F6: Weisen die Mitarbeiter, die in den Räumlichkeiten des ‚Service Centers der Zukunft’ arbeiten, eine größere Arbeitszufriedenheit auf als die restlichen Mitarbeiter des Standortes Bonn? 144 F7: Weisen die Mitarbeiter, die in den Räumlichkeiten des ‚Service Centers der Zukunft’ arbeiten, eine größere Gesamtraumzufriedenheit auf als die restlichen Mitarbeiter des Standortes Bonn? F8: Weisen die Mitarbeiter, die in den Räumlichkeiten des ‚Service Centers der Zukunft’ arbeiten, größere Zufriedenheiten in den Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum auf als die restlichen Mitarbeiter des Standortes Bonn? Methode Die ergänzenden Fragen F1 und F2 wurden mit Hilfe einer Regressionsanalyse überprüft. Zu diesem Zweck wurden die Items zur Zufriedenheit mit dem Raum in insgesamt acht verschiedene Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum aufgeteilt und aus zwei Items, die übergeordnete Aspekte der Zufriedenheit mit Raum abfragten, die Gesamtraumzufriedenheit gebildet. Die Items der verschiedenen Unterdimensionen wurden dabei nach inhaltlichen und korrelativen Gesichtspunkten zusammengefasst (Zuordnung der Items zu Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum und der Gesamtraumzufriedenheit vgl. Anhang H). Die entsprechenden Unterdimensionen lauteten: Ungestörtes Arbeiten Kommunikationsmöglichkeiten mit den Kollegen Möblierung des Arbeitsplatzes Beleuchtung des Arbeitsplatzes Geräuschbelastung Raumklima Gestaltung der Pausenräume Reinigung Im Rahmen der Regressionsanalyse wurden dann mit Hilfe einer schrittweisen Regression die Unterdimensionen, die einen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit bzw. die Gesamtraumzufriedenheit hatten, ermittelt. Dabei wurden zum einen die Regressionskoeffizienten (Beta-Gewichte) ermittelt, die die Stärke angeben, mit der die jeweilige Unterdimension die abhängige Variable (Arbeitszufriedenheit 145 2 bzw. Gesamtraumzufriedenheit) erklärt, und zum anderen das Bestimmungsmaß Rkorr , das beschreibt, welchen Anteil die durch die signifikanten Unterdimensionen erklärte Varianz an der Gesamtvarianz aufklärt ( Rönz & Förster, 1992). Die Unterschiede zwischen Mitarbeitern, die in Räumlichkeiten, die nach dem Raumkonzept des ‚Service Centers der Zukunft’ gestaltet wurden, arbeiten und Mitarbeitern, die in anderen Raumkonzepten arbeiten (Fragen F3-F8), wurden durch Mittelwertvergleiche ermittelt. Ergebnisse Insgesamt konnten im Rahmen der Regressionsanalyse, in der die Arbeitszufriedenheit als abhängige Variable gesetzt wurde, drei Unterdimensionen identifiziert werden, die eine signifikante Bedeutung für die Vorhersage der Arbeitszufriedenheit haben (vgl. Tab. 26). Tabelle 26. Regressionsanalyse zur Bestimmung des Einflusses der Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum auf die Arbeitszufriedenheit. β Variablen B SE B p Schritt 1 ungestörtes Arbeiten .392 .045 .369 .000 Schritt 2 ungestörtes Arbeiten Raumklima .305 .201 .048 .043 .287 .208 .000 .000 Schritt 3 ungestörtes Arbeiten Raumklima Kommunkationsmöglichkeiten .276 .181 .178 .048 .043 .047 .259 .187 .158 .000 .000 .000 korrigiertes R ² = .134 für Schritt1; ∆ R ² = .035 für Schritt 2; ∆ R ² = . 022 für Schritt 3 Die durch die Regression ermittelten signifikanten Unterdimensionen wiesen dabei ein 2 Rkorr von .191 auf, was bedeutet, dass sie 19,1 % der Varianz der Arbeitszufriedenheit aufklären. Auch wenn dies auf den ersten Blick ein relativ geringer Wert zu sein scheint, war die aufgeklärte Varianz von 19,1 % vor dem Hintergrund fünf weiterer Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum und 13 weiterer Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit durchaus beachtlich. Die bedeutsamste Unterdimension der 146 Raumzufriedenheit war dabei das ‚Ungestörte Arbeiten’ (β = .259), das durch eine Raumaufteilung, die ein ruhiges, unbeobachtetes und hektikfreies Arbeiten ermöglicht, bestimmt wird. An zweiter Stelle stand die Unterdimension Raumklima mit β = .187, in der die Zufriedenheit mit Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Belüftungsmöglichkeiten zusammengefasst wurde, und an dritter Stelle die Zufriedenheit mit den Kommunikationsmöglichkeiten (β = .158), die die Zufriedenheit mit der Raumaufteilung bzgl. der Kommunikation und des Informationsaustauschs mit Kollegen beinhaltete. . Bei der Messung der Einflüsse der Unterdimensionen auf die Gesamtraumzufrieden2 lag hier bei heit wurde ein deutlich größerer Anteil der Varianz aufgeklärt. Das Rkorr .598, womit 59,8 % der Gesamtvarianz durch die signifikanten Unterdimensionen aufgeklärt wurden. Dies war insofern nicht weiter verwunderlich, da die Unterdimensionen der Raumzufriedenheit naturgemäß einen stärkeren Einfluss auf die Gesamtraumzufriedenheit haben sollten als auf die Arbeitszufriedenheit, in die noch viele weitere Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit einfließen. Entsprechend erreichten in der Regressionsanalyse auch mehr Unterdimensionen ein signifikantes Niveau, so dass insgesamt für sechs von acht Unterdimensionen von Raum ein signifikanter Einfluss nachgewiesen werden konnte. (vgl. Tab. 27). Die drei Unterdimensionen, die einen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hatten, waren auch hier wieder die drei stärksten Dimensionen. Allerdings hatte im Gegensatz zur Untersuchung des Einflusses auf die Arbeitszufriedenheit das Raumklima mit β = .357 den stärksten Einfluss, knapp gefolgt vom ‚ungestörten Arbeiten’ mit β = .323. Die ‚Kommunikationsmöglichkeiten’ mit den Kollegen hatten zwar mit β = .146 knapp den drittstärksten Einfluss, wiesen aber einen geringeren Einfluss auf die Gesamtraumzufriedenheit auf als auf die Arbeitszufriedenheit ((β = .158). Weitere Unterdimensionen, deren Einfluss ein signifikantes Niveau erreichten, waren die ‚Gestaltung der Pausenräume’ (β = .110), die ‚Büromöblierung’ (β = .098) sowie die ‚Beleuchtung des Arbeitsplatzes’ (β = .094). 147 Tabelle 27. Regressionsanalyse zur Bestimmung des Einflusses der Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum auf die Gesamtraumzufriedenheit. β Variablen B SE B p Schritt 1 Raumklima .592 .033 .627 .000 Schritt 2 Raumklima ungestörtes Arbeiten .440 .421 .032 .035 .466 .407 .000 .000 Schritt 3 Raumklima ungestörtes Arbeiten Kommunkationsmöglichkeiten .416 .387 .207 .031 .034 .034 .441 .374 .188 .000 .000 .000 Schritt 4 Raumklima ungestörtes Arbeiten Kommunkationsmöglichkeiten Gestaltung der Pausenräume .373 .357 .179 .131 .031 .034 .034 .026 .395 .345 .163 .163 .000 .000 .000 .000 Schritt 5 Raumklima ungestörtes Arbeiten Kommunkationsmöglichkeiten Gestaltung der Pausenräume Büromöblierung .350 .345 .166 .110 .124 .032 .034 .033 .026 .035 .371 .333 .151 .137 .115 .000 .000 .000 .000 .000 .337 .335 .161 .088 .105 .079 .032 .034 .033 .027 .035 .028 .357 .323 .146 .110 .098 .094 .000 .000 .000 .001 .003 .006 Schritt 6 Raumklima ungestörtes Arbeiten Kommunkationsmöglichkeiten Gestaltung der Pausenräume Büromöblierung Beleuchtung des Arbeitsplatzes korrigiertes R ² = .392 für Schritt 1; ∆ R ² = .139 für Schritt 2; ∆ R ² = . 032 für Schritt 3 ∆ R ² = .020 für Schritt 4; ∆ R ² = .010 für Schritt 5; ∆ R ² = . 005 für Schritt 6 Da sowohl im Rahmen des Strukturgleichungsmodells als auch durch die beiden Regressionsanalysen die Bedeutung der Zufriedenheit mit Raum für die Arbeitszufriedenheit gezeigt werden konnte, wurde im nächsten Schritt untersucht, inwieweit die Mitarbeiter des ‚Service Centers der Zukunft’ sich in ihrer Arbeitszufriedenheit, ihrer Gesamtraumzufriedenheit und in den einzelnen Unterdimensionen der Raumzufriedenheit von Mitarbeitern, die in anderen Raumkonzepten arbeiteten, aber auch von den restlichen Mitarbeitern des Standortes Bonn unterschieden und ob das 148 Konzept des ‚Service Centers der Zukunft’ zu einer Steigerung der Zufriedenheiten führte (Ergebnisse der Mittelwertvergleiche vgl. Anhang I). Der Vergleich der Mittelwerte zwischen den Mitarbeitern des ‚Service Centers der Zukunft’ und den Mitarbeiter, die in anderen Raumkonzepten arbeiteten, ergab für insgesamt vier Größen signifikante Unterschiede (vgl. Abb. 17). 4,0 3,8 3,6 3,4 3,2 3,0 2,8 Beleuchtung des Arbeitsplatzes 2,6 Raumklima 2,4 Reinigung des Arbeitsplatzes 2,2 Gesamtraumzufriedenheit 2,0 Service Center der Zukunft restliche Teams aller Standorte Abbildung 17. Vergleich der Mittelwerte der einzelnen Gesamtzufriedenheiten und der Unterdimensionen der Raumzufriedenheit zwischen den Mitarbeitern des ‚Service-Centers der Zukunft’ und den restlichen Teams aller Standorte. Der bedeutsamste Unterschied war vor dem Hintergrund des neuen Raumkonzeptes sicherlich die signifikant größere Zufriedenheit der Mitarbeiter des ‚Service Centers der Zukunft’ mit der Gesamtraumzufriedenheit, da somit der erwünschte Effekt nachgewiesen werden konnte. Schaut man sich darüber hinaus die Unterdimensionen der Zufriedenheit mit Raum an, so konnten für die drei Unterdimensionen ‚Beleuchtung des Arbeitsplatzes’, ‚Raumklima’ und ‚Reinigung des Arbeitsplatzes’ signifikant größere Zufriedenheiten nachgewiesen werden. Der Vergleich der Mittelwerte zwischen den Mitarbeitern des ,Service Centers der Zukunft’ und den anderen Mitarbeitern des Standortes Bonn kam zu bemerkenswert ähnlichen Ergebnissen, wie der Vergleich mit den anderen Standorten, so dass davon ausgegangen werden kann, dass die meisten Unterschiede tatsächlich auf das neue 149 Raumkonzept und nicht auf standortbedingte Unterschiede zurückzuführen waren (vgl. Abb. 18). 4,0 3,8 3,6 3,4 3,2 3,0 2,8 Beleuchtung des Arbeitsplatzes 2,6 Raumklima 2,4 Möblierung des Arbeitsplatzes 2,2 Gesamtraumzufriedenheit 2,0 Service Center der Zukunft restliche Teams Standort Bonn Abbildung 18. Vergleich der Mittelwerte der einzelnen Gesamtzufriedenheiten und der Unterdimensionen der Raumzufriedenheit zwischen den Mitarbeitern des ‚Service Centers der Zukunft’ und den restlichen Teams des Standortes Bonn. So waren auch hier die Gesamtraumzufriedenheit sowie die Zufriedenheiten für das ‚Raumklima’ und die ‚Beleuchtung des Arbeitsplatzes’ im ‚Service Center der Zukunft’ deutlich größer als in den anderen Raumkonzepten. Darüber hinaus waren die Mitarbeiter des ‚Service-Centers der Zukunft’ im Vergleich zu den anderen Kollegen des Standortes Bonn signifikant zufriedener mit der Möblierung ihrer Arbeitsplätze. Die Ergebnisse der ergänzenden Untersuchungen zeigen somit, dass das ‚Service Center der Zukunft’ der Vivento Customer Service GmbH in einigen Unterdimensionen der Raumzufriedenheit zu signifikant höherer Zufriedenheit führt, jedoch in keiner einzigen der Unterdimensionen signifikant schlechtere Zufriedenheiten aufweist. Nach Abschluss der Auswertungen kann man daher sagen, dass drei der Ziele dieser Arbeit, die in Kapitel 1.1. formuliert wurden, durch die Auswertungen erreicht wurden. Zum einen konnte gezeigt werden, welche Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit bei ganzheitlicher Betrachtung einen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern haben (Ziel A), darüber hinaus konnte 150 ermittelt werden, welche Erfolgsvariablen in Call-Centern durch die Arbeitszufriedenheit beeinflusst werden können (Ziel B). Außerdem konnte weiterhin der Einfluss bzw. die Vorteilhaftigkeit des neuen Raumkonzeptes der Vivento Customer Service GmbH untersucht werden (Ziel D). Die Ableitung von Empfehlungen, auf welche Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit man sich konzentrieren sollte, falls man die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern steigern will (Ziel C), wird Thema des nächsten Kapitels sein. 151 6. Diskussion der Ergebnisse 6.1. Diskussion der Hypothesen Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass sich bei gleichzeitiger Betrachtung aller Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit in Call-Centern die Einflüsse der einzelnen Teildimensionen bzw. deren Stärken durchaus anders darstellen, als dies in anderen Untersuchungen, die nur einige wenige Teildimensionen betrachtet haben, der Fall ist. Dabei konnten für Teildimensionen, die in früheren Call-Center-Untersuchungen mit weniger Teildimensionen einen signifikanten Zusammenhang mit Arbeitszufriedenheit hatten (bspw. die Zufriedenheit mit der Beteiligung an Entscheidungen), keine Einflüsse nachgewiesen werden; andere Teildimensionen, die bislang bei der Erforschung von Arbeitszufriedenheit in Call-Centern (bspw. die Zufriedenheit mit Raum) weitestgehend ignoriert wurden, hatten dafür teilweise einen recht starken signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass die Arbeitszufriedenheit nicht grundsätzlich einen Einfluss auf Erfolgskriterien in Call-Center-Unternehmen hat, sondern dass nur bestimmte Erfolgskriterien durch eine Steigerung der Arbeitszufriedenheit beeinflusst werden können. Vertiefende Einblicke in die Zusammenhänge zwischen den Variablen des Forschungsmodells konnten dabei insbesondere durch die Betrachtung der Strukturparameter für die verschiedenen Subgruppen erzielt werden. Arbeitsorganisation Im Bereich der Arbeitsorganisation konnten insgesamt drei Teildimensionen, die einen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben, ermittelt werden. Die Fürsorge der Standortleitung war dabei mit γ = .41 die Teildimension, die den stärksten Einfluss aller im Strukturgleichungsmodell berücksichtigten Teildimensionen auf die Arbeitszufriedenheit aufwies und insgesamt zu einer Varianzaufklärung 2 = .168) beitrug. Dieses Ergebnis bezüglich der Arbeitszufriedenheit von 16,8 % ( γ FRS deckt sich mit den im Theorieteil angeführten Forschungsergebnissen von Eisenberger et al. (1997), Fryxell und Gordon (1989) sowie Shalley et al. (2000) und unterstützt somit die Hypothese, dass die von den Mitarbeitern empfundene Wertschätzung und die Erwartung, dass Leistung im Sinne des Unternehmens wahrgenommen und belohnt 152 wird, einen bedeutsamen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von Call-CenterMitarbeitern hat. Bemerkenswert ist diese Erkenntnis besonders vor dem Hintergrund, dass keine Call-Center-Untersuchung gefunden wurde, die sich dieser Einflussvariablen widmet und der Fürsorge der Standortleitung daher bislang in der Erforschung von Call-Centern eher geringe bis gar keine Bedeutung zugemessen wurde. Interessant ist darüber hinaus, dass bei Betrachtung der Strukturparameter für die verschiedenen Subgruppen die Fürsorge der Standortleitung zwar stets eine Variable mit großem Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit ist, jedoch teilweise erhebliche Unterschiede in der Stärke der Zusammenhänge beobachtet werden können. So besteht 2 = .194) und zwischen den Mitarbeiten des Back-Office-Bereichs mit γ = .44 ( γ FRS 2 = .130) ein deutlicher Unterschied. Der denen des Inbound-Bereichs mit γ = .36 ( γ FRS Grund für diesen Unterschied zwischen dem Back-Office- und dem Inbound-Bereich könnte im Kundenkontakt bzw. im nicht vorhandenen Kundenkontakt liegen. Da die Back-Office-Mitarbeiter wenig bis gar keinen Kundenkontakt und somit Sozialkontakte in ihrer täglichen Arbeit haben, empfangen sie auch deutlich weniger Anerkennung und Wertschätzung als die Inbound-Mitarbeiter, die durch ihren vielfältigen Kundenkontakt häufiger Rückmeldung über ihre Leistung bekommen. Das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung und Wertschätzung könnte sich daher deutlich mehr auf die Standortleitung fokussieren und würde einen im Vergleich zum InboundBereich größeren Einfluss der Zufriedenheit mit der Standortleitung auf die Arbeitszufriedenheit erklären. Zwar hat die wahrgenommene Kundenzufriedenheit als solche, wie bereits berichtet, im Modell keinen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern, für die Unterschiede in der Anerkennung der Standortleitung könnte jedoch ein solch geringer Unterschied ausreichen. Allerdings darf nicht vergessen werden, dass auch bei den InboundMitarbeitern der Einfluss im Vergleich zu anderen Teildimensionen immer noch sehr stark ist und im Strukturgleichungsmodell für diese Subgruppe ebenfalls den stärksten Einfluss aller Teildimensionen aufweist. Der Unterschied bezüglich des Einflusses der Zufriedenheit mit der Standortleitung 2 = .063) auf die Arbeitszufriedenheit ist zwischen Festangestellten mit γ = .25 ( γ FRS 2 = .168) nochmals deutlich größer und Leih- und Zeitarbeitskräften mit γ = .41 ( γ FRS 153 als zwischen Back-Office- und Inbound-Mitarbeitern. Dabei ist zu vermuten, dass dieser Unterschied zwischen Festangestellten und Leih- und Zeitarbeitskräften unmittelbar auf die Art des Arbeitsverhältnisses zurückzuführen ist. Während die Arbeitsstellen von Festangestellten durch vertragliche und tarifliche Vereinbarungen relativ sicher sind, können die Arbeitsverhältnisse von Leih- und Zeitarbeitskräften relativ kurzfristig durch die Standortleitung beendet werden. Dieses Abhängigkeitsverhältnis könnte zu einer größeren Sensibilität der Leih- und Zeitarbeitskräfte für die Entscheidungen und das Verhalten der Standortleitung führen. Darüber hinaus könnten sich die Leih- und Zeitarbeitskräfte aufgrund ihrer Austauschbarkeit und der zeitlichen Begrenztheit ihres Arbeitsverhältnisses als nicht gleichwertige anerkannte Arbeitskräfte im Vergleich zu den Festangestellten fühlen. Auch dies könnte zu einer größeren Sensibilität bezüglich der Vermittlung von Wertschätzung und Anerkennung durch die Standortleitung führen. Weitere signifikante Einflüsse auf die Arbeitszufriedenheit können im Bereich der Arbeitsorganisation für die Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen mit 2 = .023) und für die Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung mit γ = .12 γ = .15 ( γ WBD 2 = .014) festgestellt werden. Auch diese Erkenntnisse sprechen für die im ( γ ABL Rahmen des Theorieteils unterstellten Zusammenhänge. Im Theorieteil wurde angenommen, dass sich durch Weiterbildungsmaßnahmen intrinsische Bedürfnisse der persönlichen Weiterentwicklung (Herzberg et al., 1959; Maslow, 1954) erfüllen und sich somit auf die Arbeitszufriedenheit auswirken. Vor dem Hintergrund der Besonderheiten der Call-Center-Tätigkeit stellt sich allerdings die Frage, ob es wirklich intrinsische Bedürfnisse sind, die diesen Einfluss hervorrufen, oder ob es nicht eher die Arbeitsplatzanforderungen sind, die zu diesem Einfluss führen. So sind die Call-Center-Agents durch die ständige Weiterentwicklung der Technik davon abhängig, ständig mit den neuesten Softwareversionen und deren Umgang vertraut zu sein. Überdies ändern sich oftmals die Produkte (bspw. neue Telefontarife), die sie im Rahmen ihr Call-Center-Tätigkeit anbieten oder über die sie beraten. Darüber hinaus erfordert auch die kontinuierliche Ausweitung der Anwendungsgebiete für Call-Center eine permanente Weiterbildung. Diese externen Einflüsse könnten daher ebenfalls die Ursache für den signifikanten Einfluss der 154 Weiterbildungsmaßnahmen sein, so dass sich eine vertiefende Untersuchung in diesem Bereich bei zukünftigen Forschungen anbieten würde. Betrachtet man den Einfluss der Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen für den Back-Office- und den Inbound-Bereich, so sind die Pfadkoeffizienten mit γ = .18 2 2 = .032) und γ = .14 ( γ WBD = .020) relativ ähnlich, so dass von keinem ( γ WBD grundlegend unterschiedlichen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit ausgegangen werden kann. Bei der Unterscheidung zwischen Festangestellten und Leih- und 2 2 = .004) und γ = .19 ( γ WBD = Zeitarbeitskräften ist dieser Unterschied mit γ = .06 ( γ WBD .036) jedoch um einiges größer. Der deutlich größere Einfluss der Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmöglichkeiten auf die Arbeitszufriedenheit der Leih- und Zeitarbeitskräfte könnte hierbei in der zusätzlichen Qualifizierung für den Arbeitsmarkt begründet liegen. Die Verbesserung der persönlichen Fähigkeiten kommt den Leihund Zeitarbeitskräften nicht nur in ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis zu Gute, sondern vergrößert ihre möglichen Einsatzbereiche und somit auch ihre Attraktivität für die Leih- und Zeitarbeitsfirma. Darüber hinaus verbessern die zusätzlichen Qualifikationen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt und erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer späteren Festanstellung. In der Umkehrung erscheint es daher auch nur logisch, dass bei den Festangestellten, bei denen diese Motive eine nicht so große Bedeutung haben, der Einfluss der Zufriedenheit mit den Weiterbildungsmaßnahmen deutlich geringer ausfällt. Der Einfluss der Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung auf die Arbeitszufriedenheit wurde im Theorieteil mit dem aus einer hohen Arbeitsbelastung resultierenden Stress begründet, der letztlich zu Arbeitsunzufriedenheit führt (Tuten & Neidermeyer, 2004), und konnte durch das Modell dieser Arbeit bestätigt werden. Auch der Einfluss der Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung erscheint vor dem Hintergrund des Berufsbilds Call-Center-Agent mit seinen teilweise sekundengenau vorgegebenen Bearbeitungszeiten plausibel. Der eher geringe Unterschied zwischen Festangestellten mit γ = .09 2 2 = .008) und Leih- und Zeitarbeitskräften mit γ = .12 ( γ ABL = .014) ist dabei nicht ( γ ABL weiter verwunderlich, da es sich in der Untersuchung um gemischte Teams handelte, die die gleichen Aufgaben bearbeiteten. Die etwas geringere Bedeutung der Arbeitsbelastung bei Festangestellten kann möglicherweise darauf zurückgeführt werden, dass 155 diese Mitarbeiter die Tätigkeit bereits länger ausführen und sich bereits mehr an die Arbeitsbelastungen gewöhnen konnten. Größere Unterschiede bezüglich des Einflusses der Arbeitsbelastung konnten jedoch 2 = .023) und Inbound-Bereich beim Vergleich zwischen Back-Office- mit γ = .15 ( γ ABL 2 = .006) festgestellt werden. Erstaunlichweise ist im Inbound-Bereich, mit γ = .08 ( γ ABL in dem man aufgrund der festen Bearbeitungszeiten pro Anruf und der Fülle eingehender Anrufe einen größeren Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit vermuten könnte, der Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit geringer als im Back-Office-Bereich. Eine mögliche Erklärung für den stärkeren Einfluss im Back-Office-Bereich könnte allerdings in der Projektstruktur vieler Aufgaben begründet liegen. Oftmals werden im Rahmen der Back-Office-Projekte feste Endtermine für bestimmte Auftragsvolumen gesetzt, die dann zu temporär hohen Belastungen führen können. Diese Belastungsspitzen könnten sich möglicherweise stärker auf die Sensibilität bezüglich der Arbeitsbelastung niederschlagen, als dies im Inbound-Bereich bei einer konstant hohen Arbeitsbelastung der Fall ist. Erstaunlicherweise konnte für die Zufriedenheit mit der Technik kein signifikanter Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit nachgewiesen werden. Dies ist auf den ersten Blick insofern verwunderlich, als dass ein Call-Center-Agent aufgrund der Abhängigkeit von funktionierenden Telefon- und Computersystemen in einem hohen Maße von der Technik abhängig ist und man somit einen starken Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit vermuten könnte. Allerdings muss man bedenken, dass funktionierende Telefonanlagen und Computersysteme für Call-Center-Unternehmen von so existenzieller Bedeutung sind, dass in diesem Bereich erhebliche Ressourcen eingesetzt werden, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten und der technische Standard, insbesondere in der Wartung der Anlagen, recht hoch liegen sollte. Da die Items zur Zufriedenheit mit der Technik in erster Linie auf die Zweckmäßigkeit der Hard- und Software sowie deren Verlässlichkeit und Wartung abzielen, ist daher zu vermuten, dass die Zufriedenheit mit der Technik bei Call-Center-Agents grundsätzlich recht hoch ist und somit keine Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit bzw. Arbeitsunzufriedenheit von Call-Center-Agents hat. 156 Auch für die Arbeitszeitregelungen als letzte Teildimension des Bereichs Arbeitsorganisation konnte kein signifikanter Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit nachgewiesen werden. Im Theorieteil wurde der vermutete Einfluss der Zufriedenheit mit den Arbeitszeitregelungen auf die Arbeitszufriedenheit unter anderem durch die erlebte bzw. nicht erlebte Autonomie bezüglich der Einteilung der Arbeitszeit (Sust et al., 2002) begründet. Unzufriedenheit sollte daher immer dann erwartet werden können, wenn der Mitarbeiter umsetzbare Arbeitszeitmodelle oder -lösungen sieht, die seinen Bedürfnissen mehr entsprechen, diese aber nicht selber bestimmen kann. Insbesondere im Inbound-Geschäft wird jedoch auch den Call-Center-Agents bewusst sein, dass eine ständige Besetzung der Hotlines gewährleistet sein muss und dass es somit zur Schichtarbeit und der Einteilung fest vorgegebener Arbeitsschichten keine wirkliche Alternative gibt. Diese Erkenntnis und Einsicht könnte zu weniger Unzufriedenheit bzw. größerer Zufriedenheit bezüglich der Arbeitszeiten führen und somit den nicht bestehenden Einfluss auf die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit erklären. Aufgabengestaltung Ein weiterer Teilbereich der Arbeitszufriedenheit, in dem signifikante Einflussvariablen festgestellt wurden, ist der Bereich der Aufgabengestaltung. Hier konnten 2 = sowohl für die Zufriedenheit mit der Autonomie am Arbeitsplatz mit γ = .17 ( γ AUT .029) als auch für die Zufriedenheit mit der Abwechslung am Arbeitsplatz mit γ = .14 2 = .020) signifikante Einflüsse auf die Arbeitszufriedenheit nachgewiesen ( γ ABW werden. Lediglich der Einfluss der Zufriedenheit mit der Beteiligung am Arbeitsplatz auf die Arbeitszufriedenheit war in diesem Teilbereich nicht signifikant. Der signifikante Einfluss der Autonomie am Arbeitsplatz auf die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern unterstützt die Erkenntnisse früherer Forschungen im Call-Center-Bereich (Holdsworth & Cartwright, 2003; Mukherjee & Malhotra, 2006; Wegge et al., 2006a) und spricht für die Bedeutung selbstständiger Handlungsoptionen für die Reduzierung von Rollenunsicherheit und Stress und darüber für die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern. Erstaunlich ist dabei jedoch, dass der 2 = .004) deutlich geringer ausgeprägt ist Einfluss im Inbound-Bereich mit γ = .06 ( γ AUT 2 = .048). Dieses Ergebnis verwundert auf als im Back-Office-Bereich mit γ = .22 ( γ AUT 157 den ersten Blick, da die Notwendigkeit, flexibel auf Kundenwünsche reagieren zu können, für den Inbound-Bereich von größerer Bedeutung sein sollte und eher für diese Subgruppe einen stärkeren Zusammenhang vermuten ließe. Möglicher Grund für den schwächeren Einfluss könnte jedoch sein, dass bereits durch die Ansagetexte der Auskunftsanbieter eine so gute Selektion der Kunden vorgenommen wird, dass die Call-Center-Mitarbeiter überwiegend mit Fragen und Aufgaben konfrontiert werden, auf die sie vorbereitet sind und daher die Autonomie in der Aufgabenbearbeitung eher unwichtig ist. Dies erklärt allerdings noch nicht den relativ starken Einfluss der Autonomie am Arbeitsplatz für den Back-Office-Bereich und sollte daher in zukünftigen Arbeiten genauer untersucht werden. Eine noch größere Diskrepanz zwischen den Einflüssen von Autonomie am Arbeits2 = .001) und die Leih- und platz ergibt sich für die Festangestellten mit γ = - .03 ( γ AUT 2 = .032). Während die Ergebnisse bei den Leih- und Zeitarbeitskräfte mit γ = .18 ( γ AUT Zeitarbeitskräften den im Theorieteil vermuteten und in anderen Call-Center-Untersuchungen nachgewiesenen Einfluss zu bestätigen scheinen, scheint die Autonomie bei der Arbeit für die Arbeitszufriedenheit bei Festangestellten unbedeutend bzw. sogar leicht negativ zu sein. Erklärbar könnte dieser Unterschied dadurch sein, dass sich Festangestellte, die eine entsprechende Tätigkeit seit Jahren ausführen, so an die Abläufe und Gesprächssituationen gewöhnt haben, dass sie in Situationen, in denen sie nicht mit der erforderlichen Autonomie ausgestattet sind, nicht mehr so viele Rollenkonflikte und Stress empfinden und die fehlende Autonomie sich somit nicht mehr auf die Arbeitszufriedenheit auswirkt. Leih- und Zeitarbeitskräfte hingegen, die ständig ihre Arbeitsplätze und -aufgaben wechseln, sind immer neuen Situationen ausgesetzt und könnten die fehlende Autonomie und die daraus entstehenden Rollenkonflikte sehr viel stärker empfinden. Auch bezüglich der Zufriedenheit mit der Abwechslung am Arbeitsplatz scheint sich der festgestellte Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit mit früheren Forschungsergebnissen (Grebner et al., 2003; Melamed et al., 1995; Shalley et al., 2000) zu decken und spricht somit für die Annahme, dass vielfältigere und abwechslungsreichere Arbeitsaufgaben bei den Mitarbeitern das Gefühl der Bedeutung und Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit steigern und somit auf die Arbeitszufriedenheit wirken. Dabei kann für die Mit- 158 2 arbeiter des Back-Office-Bereichs mit γ = .21 ( γ ABW = .044) ein stärkerer Zusammen2 = .017). hang nachgewiesen werden, als für den Inbound-Bereich mit γ = .13 ( γ ABW Dieses Ergebnis ist nicht weiter verwunderlich, da die Inbound-Mitarbeiter aufgrund des direkten telefonischen Kundenkontakts ständig neuen Situationen ausgesetzt sind und insofern deutlich mehr Abwechslung erfahren, als dies bei Back-Office-Mitarbeitern der Fall ist, die deutlich weniger direkten Kundenkontakt haben und eher weniger abwechslungsreiche Arbeiten, wie bspw. die Auftragsnachbearbeitung, verrichten. Trotz der unterschiedlichen Ausprägungen hat die Abwechslung am Arbeitsplatz jedoch bei beiden Gruppen einen bedeutenden signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Bei der Betrachtung der Strukturgleichungsmodelle für Festangestellte und Leih- und Zeitarbeitskräfte ist bezüglich der Pfadkoeffizienten für die Abwechslung am Arbeits2 2 = .073) und γ = .15 ( γ ABW = .023) ebenfalls ein deutlicher platz mit γ = .27 ( γ ABW Unterschied zwischen beiden Subgruppen erkennbar. Auch dieser Unterschied erscheint insofern plausibel, als dass Leih- und Zeitarbeitskräfte bereits aufgrund ihres Beschäftigungsverhältnisses und der damit verbundenen Arbeitsplatz- und Auftraggeberwechsel ständig Abwechslung in ihrer Arbeitstätigkeit erfahren und diese für ihre Arbeitszufriedenheit daher nicht so große Bedeutung hat. Festangestellte hingegen, die oftmals über Jahre hinweg der gleichen Arbeitstätigkeit nachgehen, haben ein viel größeres Bedürfnis nach Abwechslung, was den stärkeren Einfluss auf ihre Arbeitszufriedenheit erklärt. Interessanterweise konnte für die dritte Variable im Rahmen des Teilbereichs Aufgabengestaltung, die Zufriedenheit mit der Beteiligung am Arbeitsplatz, kein signifikanter Einfluss festgestellt werden. Grund für diese Nichtsignifikanz, die im Kontrast zu anderen Untersuchungen im Call-Center-Bereich steht, könnte der hohe Anteil an Leih- und Zeitarbeitskräften in der Stichprobe der Untersuchung sein. Im Theorieteil wurde der Einfluss der Zufriedenheit mit der Beteiligung dadurch begründet, dass die Möglichkeit der Mitarbeiter, ihre Ansichten und Ideen einzubringen, zu einem gemeinsamen Verständnis bezüglich ihrer Aufgaben und der Art der Arbeitsverrichtung führt (Teas et al., 1979). Das daraus resultierende klarere Rollenverständnis schlägt sich dann wiederum in größerer Arbeitszufriedenheit nieder (De 159 Ruyter et al., 2001). Da Leih- und Zeitarbeitskräfte jedoch nur zeitlich begrenzt in einem Unternehmen arbeiten, wird für sie der Anreiz, über Beteiligung am Arbeitsplatz dauerhaft ihre Arbeitsvorgänge und ihre Arbeitsrolle mitzugestalten, deutlich geringer sein als für Festangestellte und daher kaum einen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben. Da die Gruppe der Leih- und Zeitarbeitskräfte allerdings ca. 75,5 % der Gesamtstichprobe ausmachte, wurde das Ergebnis sicherlich stark durch ihr Antwortverhalten beeinflusst. Arbeitsumfeld Im Teilbereich des Arbeitsumfeldes konnte interessanterweise lediglich für die Zufrie2 = .026) ein signifikanter Zusammenhang denheit mit dem Raum mit γ = .16 ( γ RAU ermittelt werden. Die Zufriedenheit mit den Vorgesetzten und Kollegen hingegen hatte keinen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Bereits im Theorieteil wurde darauf hingewiesen, dass der Arbeitsraum von einer Vielzahl von Eigenschaften bestimmt wird und es somit auch verschiedene Theorien für den Einfluss der Zufriedenheit mit dem Raum auf die Arbeitszufriedenheit gibt. Um eine stärkere Differenzierung des Ergebnisses zu erlangen, wurden daher im Rahmen der ergänzenden Untersuchungen (vgl. Kapitel 5.5.4.) die Zufriedenheiten mit Unterdimensionen von Raum betrachtet und mit Hilfe einer Regressionsanalyse überprüft, inwieweit die Zufriedenheiten mit den einzelnen Unterdimensionen die Arbeitszufriedenheit vorhersagen. Im Rahmen der Regressionsanalyse konnten dabei signifikante Betas für die Möglichkeit des ‚ungestörten Arbeitens’ (β = .259), des ‚Raumklimas’ (β = .187) und der ‚Möglichkeit der Kommunikation’ (β = .158) mit den Kollegen nachgewiesen werden. Die große Bedeutung des ‚ungestörten Arbeitens’ unterstreicht dabei Forschungen von De Cronn et al. (2005) und Sundstrom et al. (1980), die die Bedeutung von Privatsphäre bzw. die negativen Auswirkungen bei Nichtvorhandensein für die Arbeitszufriedenheit nachweisen konnten. Die Bedeutung des Raumklimas für die Arbeitszufriedenheit wiederum belegt die Erkenntnisse einer Vielzahl von Studien, die sich mit der Bedeutung verschiedener physikalischer Größen am Arbeitsplatz (Sundstrom, 1980; Sust et al., 2002) beschäftigt haben. Führt man sich den Charakter der Call-Center-Arbeit vor Augen, sind diese Ergebnisse nachvollziehbar. Die Call-Center-Mitarbeiter kommunizieren, insbesondere im Inbound-Bereich, den 160 überwiegenden Teil des Tages mit Kunden über Headset und sind aufgrund der Computertätigkeit fest an ihren Arbeitsplatz gebunden. Eine ungestörte Arbeitsumgebung und ein angenehmes Raumklima im Sinne von Temperatur, Luftfeuchtigkeit etc., die ihnen ein optimales und möglichst komfortables Arbeiten ermöglichen, haben daher einen hohen Stellenwert und somit einen hohen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Die dritte bedeutende Unterdimension von Raum, die sich auf die Arbeitszufriedenheit auswirkt, ist die Möglichkeit der Kommunikation mit Kollegen. Dieses Ergebnis scheint Erklärungsansätze, die sich auf die Theorien von Herzberg et al. (1959) und Maslow (1954) stützen, zu bestätigen, die davon ausgehen, dass eine zweckmäßige Gestaltung der Arbeitsplätze und des Arbeitsraums, die den Austausch und die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern fördert, das Bedürfnis nach sozialem Austausch befriedigt und sich somit auf die Arbeitszufriedenheit auswirkt. Erstaunlich ist dieses Ergebnis allerdings vor dem Hintergrund, dass zum einen die Möglichkeit des ungestörten Arbeitens ebenfalls eine große Bedeutung für die Arbeitszufriedenheit hat und sich der Einfluss der beiden Unterdimensionen von Raum auf den ersten Blick zu widersprechen scheint. Zum anderen konnten im Rahmen des Strukturgleichungsmodells keine signifikanten Pfade für den Einfluss der Zufriedenheit mit den Vorgesetzten und den Kollegen ermittelt werden. Diese beiden Gruppen, mit denen der Austausch und die Kommunikation durch eine entsprechende Gestaltung des Arbeitsraums gefördert würden, bzw. die Zufriedenheit mit diesen haben also keinen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Auch diese Ergebnisse, nämlich dass die Zufriedenheiten mit Vorgesetzten und Kollegen keinen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben, scheinen sich auf den ersten Blick mit der Tatsache, dass die Zufriedenheit mit einer räumlichen Gestaltung, die Kommunikation erlaubt, einen signifikanten Einfluss hat, zu widersprechen und stehen darüber hinaus in Kontrast zu den Ergebnissen einer Vielzahl von Untersuchungen im Call-Center-Bereich (Holman, 2002; Mukherjee & Malhotra, 2006; Wegge & Neuhaus; 2002, Wegge et al., 2006a). Der Grund für dieses Ergebnis könnte zum einen im recht hohen Anteil an Leih- und Zeitarbeitskräften (75,5 %) liegen, deren Antworten sich entsprechend stark auf die Ergebnisse der Gesamtstich- 161 probe auswirken. Für Leih- und Zeitarbeitskräfte ist der Aufbau sozialer Beziehungen aufgrund der Kurzfristigkeit der Beschäftigung deutlich schwieriger. Darüber hinaus könnten aufgrund des Wissens, dass man in der nächsten Woche bereits in einem anderen Team oder sogar Unternehmen arbeitet, die Bereitschaft und auch das Verlangen, soziale Beziehungen einzugehen und zu pflegen, deutlich geringer sein als bei Festangestellten, die dauerhaft mit denselben Kollegen und Vorgesetzten zusammenarbeiten. Ein anderer Grund, der allerdings nicht die Widersprüche zu anderen Untersuchungen im Call-Center-Bereich erklärt, könnte in den Besonderheiten der Call-Center-Arbeit liegen. Kommunikation findet in Call-Centern in erster Linie auf telefonischem Wege mit den Kunden statt. Aufgrund der teilweise strikt vorgegebenen Bearbeitungszeiten ist daher eine Kommunikation mit den Vorgesetzten und Kollegen nur sehr eingeschränkt möglich. Auch dies würde erklären, warum die Zufriedenheit mit den Vorgesetzten und Kollegen für die Arbeitszufriedenheit von Call-CenterMitarbeitern keine Rolle spielt. Dass trotzdem die Gestaltung des Arbeitsplatzes in einer Weise, die die Kommunikation mit anderen Mitarbeitern ermöglicht, eine signifikante Bedeutung hat, scheint daher eher durch die Informationsbedürfnisse am Arbeitsplatz und weniger durch die Sozialbedürfnisse verursacht zu sein. So könnte zwar für die Einholung kurzfristig benötigter Informationen der Austausch mit den Kollegen und Vorgesetzten gewünscht sein und somit eine Raumgestaltung, die diesen Austausch fördert, einen positiven Einfluss haben, jedoch insgesamt, aufgrund der hohen Fluktuation der Leihund Zeitarbeitskräfte und der doch recht geringen Häufigkeit von Kontakten, die Beziehungen mit den Vorgesetzen und Kollegen trotzdem nur eine untergeordnete Rolle spielen. Auch für den Einfluss der Zufriedenheit mit dem Raum auf die Arbeitszufriedenheit wurde zwischen Back-Office- und Inbound-Bereich sowie zwischen Festangestellten und Leih- und Zeitarbeitskräften unterschieden. 2 = .029) und des Die Pfadkoeffizienten des Back-Office-Bereichs mit γ = .17 ( γ RAU 2 = .023) waren dabei annähernd gleich, so dass Inbound-Bereichs mit γ = .15 ( γ RAU 162 davon ausgegangen werden kann, dass die Zufriedenheit mit dem Raum als ganzes für beide Gruppen einen gleich hohen Stellenwert hat. 2 = .176) und Leih- und Zeitarbeitskräften Zwischen Festangestellten mit γ = .42 ( γ RAU 2 = .012) konnte jedoch ein bedeutender Unterschied für den Einfluss mit γ = .11 ( γ RAU von Raum auf die Arbeitszufriedenheit festgestellt werden. Während der Einfluss bei den Leih- und Zeitarbeitskräften, im Vergleich zu den anderen signifikanten Strukturparametern für diese Subgruppe, recht schwach ausgeprägt war, konnte bei den Festangestellten ein sehr starker Einfluss nachgewiesen werden. Für die Festangestellten ist der Einfluss von Raum dabei sogar noch stärker als der Einfluss der Zufriedenheit mit der Standortleitung und somit der stärkste Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit. Auch hier sind der große Unterschied zwischen den beiden Subgruppen und die große Ausprägung bei den Festangestellten vermutlich wieder über das Beschäftigungsverhältnis bzw. die Beschäftigungsdauer zu begründen. Für Festangestellte, die unbefristet im Unternehmen arbeiten, und daher immer am selben Arbeitsplatz oder zumindest im selben Arbeitsraum arbeiten, bedeutet eine zweckmäßige und angenehme Arbeitsumgebung eine dauerhafte Erleichterung ihrer Arbeit bzw. führt im Falle einer unangenehmen und nicht zweckmäßigen Gestaltung des Arbeitsraums zu dauerhaften Beeinträchtigungen bei der Arbeit. Leih- und Zeitarbeitskräfte hingegen, die nur vorübergehend oder zumindest zeitlich begrenzt in einem Unternehmen arbeiten, sind bezüglich ihres Arbeitsplatzes und dessen Ausgestaltung und Einrichtung vermutlich weniger sensibel, weil er bei ihnen weder zu langfristigen Erleichterungen noch zu langfristigen Belastungen führt. Nachdem sich die Zufriedenheit mit Raum, insbesondere für Festangestellte, als bedeutsame Größe für die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern herausgestellt hat und dabei insbesondere eine optimale räumliche Anordnung und Ausgestaltung der Arbeitsplätze und ein angenehmes Raumklima als entscheidende Einflussfaktoren ermittelt werden konnten, stellt sich die Frage, inwieweit das von der Vivento Customer Service GmbH entwickelte ‚Service Center der Zukunft’ zu höherer Zufriedenheit mit Raum und seinen Unterdimensionen führt und somit geeignet ist, die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern zu fördern. Durch die Mittelwertvergleiche in Kapitel 5.5.4. konnte gezeigt werden, dass grundsätzlich höhere 163 Bewertungen in der Gesamtraumzufriedenheit und im speziellen in der Zufriedenheit mit dem Raumklima und der Beleuchtung durch das ‚Service Center der Zukunft’ erreicht werden konnten. Das ‚Service Center der Zukunft’ bzw. seine räumliche Ausgestaltung scheint daher ein geeignetes Konzept zu sein, um die Raumzufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern zu steigern, die wiederum einen wichtigen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit insbesondere von fest angestellten Mitarbeitern hat. Unternehmenskultur Im Bereich der Unternehmenskultur konnte im Rahmen des Strukturgleichungsmodells lediglich für die Zufriedenheit mit der Kundenorientierung des Unter2 = .026) ein signifikanter Einfluss nachgewiesen werden. nehmens mit γ = .16 ( γ KOU Die Erklärungsansätze von Behrman und Perreault (1984) sowie Donnelly und Ivancevich (1975), die davon ausgehen, dass die Übereinstimmung der Kunden- und Unternehmensziele und somit die Möglichkeit, beiden Parteien gerecht zu werden, bei den Mitarbeitern zu Arbeitszufriedenheit führt, scheinen also offensichtlich auch für die Call-Center-Branche zu gelten. Dieser signifikante Einfluss ist insofern bemerkenswert, als dass im Rahmen der Recherche keine Untersuchung in der Call-CenterBranche gefunden wurde, die diese Thematik bislang untersucht hat. Erstaunlicherweise konnte außerdem für die Kundenorientierung der Mitarbeiter, also die Zufriedenheit mit ihrer eigenen Kundenorientierung, kein signifikanter Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit nachgewiesen werden. Eine Erklärung für diese Nichtsignifikanz könnte sein, dass das Verhalten des Unternehmens von den Mitarbeitern aufmerksamer betrachtet wird als das eigene Verhalten und dass viele Mitarbeiter ihr eigenes Verhalten weniger kritisch reflektieren als sie dies mit dem Verhalten des Unternehmens tun. Die Betrachtung der Strukturgleichungsmodelle für Festangestellte und Leih- und Zeitarbeitskräfte brachte für den Einfluss der Kundenorientierung des Unternehmens 2 2 = .032) und γ = .17 ( γ KOU = .029) keinen bemerkenswerten Untermit γ = .18 ( γ KOU schied, was vor dem Hintergrund, dass beide Gruppen die gleichen Aufgaben verrichten, nur logisch erscheint. Unterschiede in der Stärke des Einflusses zeigten sich hingegen bei der Betrachtung des Back-Office- und des Inbound-Bereichs. Im 164 2 Inbound-Bereich ist der Einfluss mit γ = .22 ( γ KOU = .048) vergleichsweise hoch und stellt nach dem Einfluss der Zufriedenheit mit der Standortleitung die zweithöchste Einflussvariable dar, während die Kundenorientierung des Unternehmens im Back2 = .004) den geringsten Einfluss aller signifikanten Office-Bereich mit γ = .06 ( γ KOU Teildimensionen hat. Auch dieses Ergebnis ist nicht weiter verwunderlich, da der Inbound-Bereich sich durch eine Vielzahl an Kundenkontakten und der Back-OfficeBereich durch eher wenige bis gar keine Kundenkontakte auszeichnet und die Übereinstimmung von Kunden- und Unternehmenszielen und der dadurch verminderte Rollenkonflikt daher in erster Linie für die Mitarbeiter des Inbound-Bereichs von Bedeutung ist. Für die Zufriedenheit mit der Klarheit der Zielvorgaben konnte im Rahmen des Strukturgleichungsmodells kein signifikanter Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit nachgewiesen werden. Der vermutete Einfluss der Klarheit der Zielvorgaben auf die Arbeitszufriedenheit wurde im Theorieteil, wie bereits bei der Zufriedenheit mit der Autonomie, mit der Klarheit über die Rolle und die Anforderungen an den Mitarbeiter und somit ähnlich wie bei der Zufriedenheit mit der Kundenorientierung über die Verminderung von Rollenkonflikten argumentiert. Insofern stellt sich auch die Frage, warum die Zufriedenheit mit der Autonomie und der Kundenorientierung des Unternehmens einen signifikanten Einfluss haben, während dies bei der Klarheit der Zielvorgaben nicht der Fall ist. Grund hierfür könnte sein, dass sich die Klarheit über die Rolle des Mitarbeiters offensichtlich über mehrere in diesem Modell enthaltene Teildimensionen ergibt und dass die Klarheit der Zielvorgaben eben nicht diejenige Dimension ist, deren Beitrag zur Rollenklarheit in einem großen Maße für die Arbeitszufriedenheit verantwortlich ist. Grund dafür könnte eine hohe Zufriedenheit mit der Klarheit der Zielvorgaben sein, was in der vorliegenden Untersuchung mit einem Mittelwert von 4,16 auch der Fall ist (vgl. Anhang E). Wahrgenommene Kundenzufriedenheit Für die wahrgenommene Kundenzufriedenheit konnte kein signifikanter Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit festgestellt werden. Begründet wurde der angenommene Einfluss im Theorieteil unter anderem durch die Bedürfnisse nach positiven sozialen 165 Kontakten (Maslow, 1954) und durch die kognitive Dissonanztheorie von Festinger (1957), die, übertragen auf den Kontext der Kundenzufriedenheit, davon ausgeht, dass sich Arbeitszufriedenheit einstellt, wenn die wahrgenommene Kundenzufriedenheit mit dem vom Mitarbeiter erwarteten Kundenverhalten, was in der Regel eine positive, zufriedene Reaktion darstellt, übereinstimmt. Die Ursache für die Nichtsignifikanz könnte auch bei dieser Teildimension wieder in dem hohen Anteil der Leih- und Zeitarbeitskräfte begründet liegen. Call-Center-Agents, die nur für einen begrenzten Zeitraum in einem Unternehmen arbeiten, werden höchstwahrscheinlich nicht so eine starke Bindung zu diesem Unternehmen und somit auch zu dessen Kunden haben. Insofern scheint es nur plausibel, dass die Kundenzufriedenheit bzw. die Wahrnehmung dieser Zufriedenheit für sie eine geringere Rolle spielt. Aufgrund des bereits erwähnten Anteils von ca. 75,5 % an Leih- und Zeitarbeitskräften an der Gesamtstichprobe könnte dies zu der Nichtsignifikanz dieser Variablen geführt haben. Affekte Interessanterweise konnten zwar sowohl für die positiven Affekte als auch für die negativen Affekte signifikante Einflüsse auf die Arbeitszufriedenheit nachgewiesen werden, allerdings lagen die Ausprägungen der Einflüsse stets entgegen der postu2 = lierten Richtung. So hatten die positiven Affekte einen Einfluss von γ = -.13 ( γ PAF .017) auf die Arbeitszufriedenheit, während die negativen Affekte einen Einfluss von 2 = .008) aufwiesen. Erklärbar könnten diese überraschenden Ergebnisse γ = .09 ( γ NAF dadurch sein, dass Menschen mit eher guter Stimmung bzw. positiver Persönlichkeitsdisposition mit optimistischeren Annahmen an die Arbeit herangehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie daher von der Realität enttäuscht werden, ist somit größer und könnte eine Erklärung für den negativen Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit sein. Entsprechend könnten Menschen mit eher negativer Persönlichkeitsdisposition mit niedrigeren Erwartungen an die Arbeit herangehen und positiv überrascht werden, was sich dann in höherer Arbeitszufriedenheit niederschlagen würde. Nachdem alle Variablen, die einen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern haben, beschrieben wurden, soll zum Abschluss 166 betrachtet werden, welchen Einfluss die Arbeitszufriedenheit auf die verschiedenen Erfolgskriterien eines Call-Center-Unternehmens hat. Mitarbeiterbezogene Kriterien Im Bereich der mitarbeiterbezogenen Kriterien wurde der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Größen Commitment, Organizational Citizenship Behavior (OCB), Arbeitsmotivation und Servicequalität untersucht. Ein sehr starker Einfluss 2 = .689) auf das Commitment der Call-Center-Mitarkonnte dabei mit β = .83 ( β CMT beiter nachgewiesen werden. Dieses Ergebnis geht in die gleiche Richtung wie andere Untersuchungen in der Call-Center-Branche, wie bspw. von Grebner et al. (2003), Malhotra und Mukherjee (2004) oder Workman und Bommer (2004) und spricht dafür, dass die Zufriedenheit der Call-Center-Mitarbeiter zu Verbundenheit, Loyalität und Identifikation mit dem Unternehmen führt, was insbesondere vor dem Hintergrund eines in der Zukunft drohenden Fachkräftemangels eine wichtige Erkenntnis ist. Dass 2 = .706) als auch für den dabei sowohl für den Inbound-Bereich mit β = .84 ( β CMT 2 = .640) recht hohe Pfadkoeffizienten zu Back-Office-Bereich mit β = .80 ( β CMT beobachten sind, verwundert dabei nicht, da für den Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf das Commitment die Arbeitsaufgabe eine eher untergeordnete Rolle spielen sollte. Erstaunlich ist jedoch, dass auch beim Vergleich von Festangestellten mit β = .85 2 2 = .723) und Leih- und Zeitarbeitskräften mit β = .82 ( β CMT = .672) ähnlich ( β CMT starke Pfadkoeffizienten nachgewiesen wurden. Intuitiv würde man bei Leih- und Zeitarbeitskräften, die nur begrenzte Zeit in einem Unternehmen arbeiten und jederzeit gekündigt werden können, einen geringeren Zusammenhang vermuten. Wieso die Arbeitszufriedenheit bei ihnen ebenfalls einen so starken Einfluss auf das Commitment hat, sollte daher Gegenstand zukünftiger, vertiefender Untersuchungen sein. Weiterhin ist es erstaunlich, dass im Gegensatz zum starken Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf das Commitment, für den Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf das Organizational Citizenship Behavior (OCB) kein signifikanter Einfluss ermittelt werden konnte, was im Kontrast zu Untersuchungsergebnissen von Donavan et al. (2004), Wegge et al. (2006b) sowie Kaplan et al. (2009) steht. Aufgrund der thematischen Nähe der beiden Konstrukte sollte man davon ausgehen, dass Mitarbeiter, die 167 sich einem Unternehmen verbunden fühlen und sich mit ihm identifizieren, auch eher bereit sind, andere Mitarbeiter zu unterstützen und hilfsbereit zu handeln. Dieser Zusammenhang sollte daher ebenfalls in zukünftigen Forschungen nochmals tiefer gehend untersucht werden. Bei der dritten Erfolgsvariablen, die im Bereich der mitarbeiterbezogenen Kriterien signifikant durch die Arbeitszufriedenheit beeinflusst wurde, handelt es sich um die 2 Arbeitsmotivation der Call-Center-Mitarbeiter mit β = .11 ( β SUB 2 = .012). Auch wenn die Forschungslage zu diesem Modellzusammenhang, wie bereits im Theorieteil erwähnt (vgl. Kap. 4.1.3), sehr spärlich ist, scheinen die Ergebnisse die Annahme von Kinnie et al. (2000) zu bestätigen, dass zufriedene Call-Center-Mitarbeiter mit einem besseren Gefühl zur Arbeit gehen und aufgrund der besseren Atmosphäre motivierter arbeiten. Bei Betrachtung der Pfadkoeffizienten für den Back-Office- und den Inbound-Bereich 2 zeigt sich weiterhin, dass der Einfluss im Back-Office-Bereich mit β = .09 ( β SUB 2 = 2 .008) geringer ausfällt als im Inbound-Bereich mit β = .15 ( β SUB 2 = .023). Da das Hauptunterscheidungsmerkmal beider Gruppen der im Inbound-Bereich höhere Kundenkontakt ist, die wahrgenommene Kundenzufriedenheit allerdings keinen signifikanten Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern hat, erscheint der Unterschied auf den ersten Blick nicht nachvollziehbar. Daher sollten auch bezüglich der Arbeitsmotivation von Call-Center-Mitarbeitern, insbesondere vor dem Hintergrund der verschiedenen Call-Center Tätigkeiten, weitere Untersuchungen vorgenommen werden. Sehr erstaunliche Ergebnisse konnten allerdings bei der Berechnung der Pfadkoeffizienten für die Festangestellten und die Leih- und Zeitarbeitskräfte beobachtet werden. Während der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Arbeitsmotivation der 2 Festangestellten mit β = .40 ( β SUB 2 = .160) sehr hoch war, war er bei den Leih- und 2 Zeitarbeitskräften mit β = -.01 ( β SUB 2 = .000) im Grunde nicht existent. Erklärung für diese große Diskrepanz könnte sein, dass sich die Festangestellten ihren Beruf bzw. ihr Berufsfeld i.d.R. selbst ausgesucht haben und somit bereits eine gewisse Grundmotivation für diese Arbeit mitbringen, die dann durch die Arbeitszufriedenheit weiter 168 gesteigert wird. Leih- und Zeitarbeitskräfte hingegen, die von ihrer Zeitarbeitsfirma den Auftraggebern zugeteilt werden, könnten diese Grundmotivation nicht aufweisen. Eine weitere Erklärung könnte die zeitliche Begrenztheit der Arbeit für die Leih- und Zeitarbeitskräfte sein. Da die Leih- und Zeitarbeitskräfte die Auswirkungen ihrer Arbeit nicht weiter beobachten können und eventuell auch keine innere Bindung zu ihrer Arbeit und ihrem Kundenklientel haben, könnte dies zu einem geringeren Interesse für die Arbeit und darüber zu einer geringeren Motivation führen, als dies bei Festangestellten der Fall ist, die diese Tätigkeit dauerhaft ausführen. Folglich würde sich dann auch eine größere Arbeitszufriedenheit nicht auf die Arbeitsmotivation auswirken. Für die letzte Variable im Rahmen der mitarbeiterbezogenen Kriterien, die Servicequalität, konnte kein signifikanter Einfluss der Arbeitszufriedenheit gemessen werden. Dabei muss allerdings angemerkt werden, dass, wie bereits bei der Operationalisierung der Ergebnisse (vgl. Kap. 5.2.4.) erwähnt, bis auf die im Mitarbeiterfragebogen erhobenen Variablen Commitment und OCB nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, Finanz- und Controllingkennzahlen für die Berechnung der Zusammenhänge herangezogen werden konnten, da diese nicht in ausreichender Qualität vorlagen. Daher wurde bei den anderen Erfolgskriterien auf die Einschätzung der Führungskräfte zu den einzelnen Kriterien zurückgegriffen. Die dabei vorgenommenen Bewertungen fielen recht unterschiedlich aus. Während einige Führungskräfte durchaus zu unterschiedlichen Bewertungen der ihnen unterstellten Teams kamen, gab es andere Führungskräfte, die ihre Teams in allen Kenngrößen grundsätzlich gleich beurteilt haben. Diese Gleichbewertung aller Teams kann entweder darin begründet liegen, dass alle Teams wirklich die gleiche Performance gezeigt haben oder aber, dass die zuständige Führungskraft mangels Erinnerung oder anderer Motive nicht in der Lage oder gewillt war, eine Differenzierung der Ergebnisse vorzunehmen. Die festgestellten Zusammenhänge zwischen der Arbeitszufriedenheit und den durch den Führungskräftefragebogen ermittelten Erfolgskriterien und somit auch der Servicequalität könnten dadurch beeinflusst worden sein und die Nichtsignifikanz dieser Variablen aus diesem Antwortverhalten resultieren. Daher wäre es zu empfehlen, in zukünftigen Call-Center-Untersuchungen auf konkrete Kennzahlen zurückzugreifen und die Zusammenhänge nochmals gründlich zu untersuchen. 169 Performancebezogene Erfolgskriterien Auch im Bereich der performancebezogenen Erfolgskriterien konnte mit der Fehlzeitenquote eine Variable ermittelt werden, die von der Arbeitszufriedenheit mit 2 β = -.23 ( β SUB 5 = .053) signifikant beeinflusst wird, was so zu verstehen ist, dass eine höhere Arbeitszufriedenheit zu geringeren Fehlzeiten führt. Dieses Ergebnis deckt sich mit Untersuchungen von Wegge et al. (2006a, 2006b) und scheint die Annahme zu bestätigen, dass negative Arbeitszufriedenheit bzw. Arbeitsunzufriedenheit zu erhöhten körperlichen Beschwerden und somit zu Fehlzeiten führt. Interessanteweise liegt der Einfluss der Arbeitszufriedenheit auf die Fehlzeitenquote 2 dabei im Back-Office-Bereich mit β = -.22 ( β SUB 5 = .048) deutlich höher als im 2 Inbound-Bereich mit β = -.13 ( β SUB 5 = .017). Auch hier könnte der Grund für diesen Unterschied in der bereits im Zusammenhang mit der Arbeitsbelastung erwähnten Art der Aufgaben liegen. Während Inbound-Mitarbeiter einer, wenn auch oftmals hohen, aber eher gleichmäßigen und kontinuierlichen Arbeitsbelastung ausgesetzt sind, sind die Belastungsspitzen im Back-Office-Bereich aufgrund von einmaligen Projekten mit festen Projektendterminen oftmals höher. Diese Belastungsspitzen könnten zu höherer körperlich Beanspruchung und somit zu vermehrten körperlichen Beschwerden führen, die sich dann in Fehlzeitenquoten niederschlagen. Insofern ist davon auszugehen, dass sich die Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung, deren Einfluss im Back-OfficeBereich ebenfalls größer ist als im Inbound-Bereich, über die Arbeitszufriedenheit auf die Fehlzeitenquote niederschlägt. Der Vergleich der Strukturparameter für die Festangestellten und die Leih- und Zeitarbeitskräfte führt zu einer ähnlich großen Diskrepanz bezüglich der Stärke des Einflusses wie bei der Betrachtung des Einflusses der Arbeitszufriedenheit auf die Arbeitsmotivation. Allerdings liegt in diesem Fall ein starker Zusammenhang von 2 β = -.21 ( β SUB 5 = .044) für die Leih- und Zeitarbeitskräfte vor, während der Einfluss 2 für die Festangestellten mit β = .01 ( β SUB 5 = .000) im Grunde nicht nachgewiesen werden kann. Wie schon beim Einfluss auf die Arbeitsmotivation könnten auch hier die Leih- und Zeitarbeitskräfte, aufgrund der zeitlichen Begrenztheit des Arbeitsverhältnisses, eine geringere Identifikation mit der Arbeitsaufgabe und dem Kunden- 170 klientel aufweisen. Überdies hängt die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes nicht direkt von ihrem Arbeitseinsatz ab. Dies würde erklären, warum die Leih- und Zeitarbeitskräfte es von der Arbeitszufriedenheit an der Arbeitsstelle abhängig machen, ob sie im Fall einer Erkrankung zu Hause bleiben, während bei den Festangestellten die Arbeitszufriedenheit für die Entscheidung für oder gegen eine Krankmeldung, sowohl aus Pflichtgefühl und Verantwortung gegenüber den Kunden als auch aus Gründen der Arbeitsplatzsicherheit, offenbar keine Rolle spielt. Für die performancebezogenen Kriterien Zielerreichungsgrad und Fehlerquote konnten keine signifikanten Einflüsse der Arbeitszufriedenheit nachgewiesen werden. Auch an dieser Stelle sei jedoch, wie bereits bei der Servicequalität, auf die Problematik der Erhebung der entsprechenden Daten verwiesen. Da auch für diese Variablen keine konkreten Zahlen des Controllings vorlagen, musste ebenfalls auf die Einschätzungen der Vorgesetzten zurückgegriffen werden, deren Antwortverhalten eventuell Grund für die Nichtsignifikanz sein könnte. Daher sollten auch hier zukünftige Untersuchungen auf konkrete Unternehmenskennzahlen zurückgreifen und die Sachverhalte nochmals genauer überprüfen. Betrachtet man abschließend die Ergebnisse und Erkenntnisse der Untersuchung, so kann man feststellen, dass durch die Berücksichtigung einer Vielzahl von Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit im Forschungsmodell und die Messung der Einflüsse der Arbeitszufriedenheit auf Erfolgskriterien eines Call-Center-Unternehmens ein deutlich umfassenderes Bild über die die relative Bedeutung der einzelnen Teildimensionen bei gleichzeitiger Betrachtung aller Variablen und der Auswirkungen auf Erfolgskriterien geschaffen wurde. Dabei konnten für bislang als wichtig erachtete Variablen, wie bspw. die Beteiligung an Entscheidungen und die Zufriedenheit mit den direkten Vorgesetzten, für die Call-Center-Branche keine Zusammenhänge ermittelt werden, während andere, bislang kaum oder gar nicht beachtete Variablen, wie die Zufriedenheit mit der Standortleitung oder mit dem Raum, einen starken Einfluss aufwiesen. Besonders aufschlussreich war darüber hinaus die Betrachtung der einzelnen Subgruppen, da diese sich in den Ausprägungen ihrer Einflüsse teilweise deutlich unterschieden und somit weitere Erkenntnisse über die Zusammenhänge gewonnen werden konnten. Die vorliegende Arbeit ermöglichte somit einen vertiefenden Einblick in die Arbeitszufriedenheit von Call-Center- 171 Mitarbeitern und erbrachte wichtige Erkenntnisse und Aufschlüsse darüber, inwieweit sich die Bedeutungen verschiedener Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit aufgrund des technologischen Fortschritts und der gesellschaftliche Veränderungen des letzten Jahrzehnts verschoben haben. 6.2. Kritische Betrachtung und Limitationen der Untersuchungsergebnisse Das Modell dieser Arbeit weist, wie bereits im Auswertungsteil (Kap. 5.5.2.) beschrieben, gute Werte für die verschiedenen Anpassungsmaße auf und hat sich somit als geeignet für die Messung der unterstellten Modellzusammenhänge erwiesen. Dabei erfasst es erstmalig ganzheitlich das Konstrukt Arbeitszufriedenheit in der CallCenter-Branche. Allerdings gibt es einige Sachverhalte, die kritisch betrachtet werden sollten und auch zu Limitationen in der Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse führen. Wie bereits in den vorherigen Kapiteln angesprochen, setzte sich der überwiegende Teil der Call-Center-Agents aus Leih- und Zeitarbeitskräften zusammen (75,5 %), so dass die Ergebnisse des Gesamtmodells stark von dieser Gruppe beeinflusst wurden. Zwar konnte ein signifikanter Unterschied zwischen Festangestellten und Leih- und Zeitarbeitskräften festgestellt werden, wodurch eine differenzierte Betrachtung der Ergebnisse des Gesamtmodells möglich war. Allerdings konnte diese Betrachtung nur für die signifikanten Strukturparameter des Gesamtmodells vorgenommen werden, da die Stichprobe für die Berechnung separater Modelle für beide Gruppen nicht ausgereicht hätte. Letztlich kann daher nicht ausgeschlossen werden, dass die überraschende Nichtsignifikanz der Einflüsse der Zufriedenheit mit den Vorgesetzten und Kollegen darin begründet lag, dass die Leih- und Zeitarbeitskräfte mit diesen Personengruppen immer nur temporär zusammenarbeiten und daher keine so feste persönliche Bindung und Beziehung bestand, wie bei fest angestellten Mitarbeitern. Diesen Sachverhalt sollte man daher bei der Verallgemeinerung der Ergebnisse für die Call-Center-Branche im Hinterkopf behalten. Weiterhin ist fraglich, inwieweit der starke beobachtete Einfluss der Zufriedenheit mit der Standortleitung wirklich ausschließlich auf die Standortleitung zurückzuführen ist. Die Standortleitung wurde in der vorliegenden Untersuchung ausgewählt, da sie, 172 aufgrund der geographischen Verteilung der einzelnen Call-Center, die höchste wahrnehmbare Instanz für die Mitarbeiter der einzelnen Standorte war. Daher ist zu vermuten, dass sich zwar ein großer Teil der Antworten auf die Standortleiter und ihre persönlichen Verhaltensweisen und Kommunikationsstile bezog, ein Teil jedoch auch auf Entscheidungen, die von den Standortleitern nur in Vertretung für die Unternehmensleitung kommuniziert wurden. Die Bedeutung, die das Verhalten und die Kommunikationsstile des Top-Management im Allgemeinen für die Arbeitszufriedenheit der Call-Center-Agents haben, wird dadurch allerdings nicht geschmälert. Die letzte Limitation dieser Studie, die erwähnt werden soll, sind die Erfolgskriterien des Call-Center-Unternehmens, die im Rahmen des Führungskräftefragebogens erhoben wurden. Wie bereits bei der Operationalisierung der Ergebnisse (Kapitel 5.2.4.) erwähnt, konnten mangels Verfügbarkeit nicht wie ursprünglich beabsichtigt, Finanzund Controllingkennzahlen für die Berechnung der Zusammenhänge herangezogen werden. Daher wurde, wie bereits in Kapitel 6.1 erwähnt, bei den entsprechenden Erfolgskriterien auf die Einschätzung der Führungskräfte zurückgegriffen. Die festgestellten Zusammenhänge zwischen der Arbeitszufriedenheit und den durch den Führungskräftefragebogen ermittelten Erfolgskriterien sollten daher mit Vorsicht betrachtet und im Rahmen weiterer Forschungen genauer untersucht werden. 6.3. Ableitung praktischer Handlungsempfehlungen Die im Rahmen der vorliegenden Untersuchung gewonnenen Ergebnisse zur Bedeutung verschiedener Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit für die (Gesamt-) Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern eröffnen einige interessante Implikationen für die Förderung von Arbeitszufriedenheit in der Praxis. Besonders hervorzuheben ist dabei die Fürsorge der Standortleitung. Da, wie bereits in den Limitationen der Untersuchung (vgl. Kap. 6.2.) beschrieben, nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Bewertungen der Standortleitung sich teilweise indirekt auf Verhaltensweisen und Anweisungen der Unternehmensleitung bezogen haben, scheint es ratsam, die Bedeutung des Einflusses auf die Arbeitszufriedenheit generell auf das komplette Top-Management auszuweiten. Die Stärke des Einflusses 173 dieser Teildimension verdeutlicht dabei, wie sehr eine auf Wertschätzung, Unterstützung und Förderung der Mitarbeiter gerichtete Führung des Unternehmens zur Arbeitszufriedenheit beiträgt und welche Potenziale sich in dieser Teildimension, insbesondere für den Umgang mit Leih- und Zeitarbeitskräften, verbergen. Die Leitungsorgane der Call-Center bzw. die Top-Management-Ebenen im Allgemeinen sollten daher versuchen, ihre Wertschätzung und die Fürsorge für die Mitarbeiter aktiv zu kommunizieren und zu demonstrieren. Da die Unternehmensleitung im Fokus der Betrachtung der Mitarbeiter liegt und im Grunde von der gesamten Belegschaft registriert wird, würde sich ein solches Verhalten direkt auf alle Mitarbeiter auswirken und nicht, wie bei anderen Maßnahmen, nur auf die von dieser Maßnahme betroffene Gruppe. Dies ist insofern bemerkenswert und interessant für jedes Unternehmen, als dass im Kontrast zu oftmals recht kostspieligen Arbeitszufriedenheitsmaßnahmen wie Weiterbildungen, Teamförderungsmaßnahmen oder neuen Bürokonzepten und -möblierungen, diese Arbeitszufriedenheitsmaßnahme im Grunde nahezu kostenfrei umzusetzen ist. Wichtig ist dabei jedoch, dass die Kommunikation von Fürsorge und Wertschätzung in Einklang mit dem Verhalten der Unternehmensleitung steht. Widersprechen sich Kommunikation und Handeln, ist ein gegenteiliger Effekt, also Unzufriedenheit zu erwarten, da die kommunizierte Wertschätzung und Fürsorge nur als Lippenbekenntnis empfunden würde. Nichtsdestotrotz legen die Ergebnisse der Untersuchung den Schluss nahe, dass die Fürsorge des Top-Managements ein ausgezeichnetes Mittel zu Steigerung der Arbeitszufriedenheit in Call-Centern bildet. Die Erkenntnis, dass sowohl die Autonomie als auch die Abwechslung am Arbeitsplatz einen signifikanten positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit von CallCenter-Agents haben, spricht für eine abwechslungsreiche und mit Handlungsspielraum ausgestattete Gestaltung der Arbeitsaufgaben. Immer gleiche, nach vordefinierten Abläufen gestalte Arbeitsaufgaben sollten daher möglichst vermieden werden und stattdessen nach deutlich abwechslungsreicheren Aufgabengebieten geschaut werden, bei denen der Mitarbeiter mit einem ausreichenden Maß an Entscheidungsspielraum ausgestattet ist. Eine solche Anreicherung der Arbeitsaufgaben könnte dabei beispielsweise durch das Verknüpfen von Inbound- und Outbound-Tätigkeiten im Rahmen eines cross-selling Ansatzes erreicht werden, in dem neben der Beantwortung der Kundenanfragen auch verschiedene, auf den Kunden abgestimmte Produkte oder Dienstleistungen selbstständig angeboten werden könnten. 174 Auch die beiden anderen Befunde im Rahmen des Teilbereichs Arbeitsorganisation, nämlich dass die Weiterbildungsmaßnahmen und die Arbeitsbelastung (bzw. die Zufriedenheit mit ihnen) einen positiven Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit haben, ermöglichen weitere praktische Empfehlungen. So sind die Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter ebenfalls ein vergleichsweise günstiges Investment. Im Rahmen der ständigen technischen Fortschritte im Bereich der Kommunikationsmedien und der sich ständig ausweitenden Einsatzfelder von Call-Centern ist eine kontinuierliche Weiterbildung ohnehin erforderlich, um den zukünftigen Kundenanforderungen begegnen zu können. Vor dem Hintergrund des Einflusses der Zufriedenheit mit der Weiterbildung wäre es daher zu empfehlen, die bestehenden Weiterbildungen zur Förderung der Arbeitszufriedenheit von Call-Center-Mitarbeitern zu nutzen. Allerdings sollten die Bedürfnisse der Mitarbeiter durch Mitarbeiterbefragungen oder ein betriebliches Vorschlagswesen noch stärker ergründet werden, um eine sowohl im Rahmen der Unternehmensstrategie als auch im Hinblick auf die Arbeitszufriedenheit optimale Weiterbildung anbieten zu können. Was den signifikanten Einfluss der Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung auf die Arbeitszufriedenheit angeht, so ist dies eine Erkenntnis, die bereits in einer Vielzahl von Untersuchungen innerhalb und außerhalb der Call-Center-Branche gewonnen wurde. Da mit einer höheren Arbeitsbelastung in der Regel jedoch ein größerer Profit für das Unternehmen einhergeht, ist die Zufriedenheit mit der Arbeitsbelastung auf den ersten Blick eine Variable, deren Förderung im Kontrast zu anderen Unternehmenszielen steht. Allerdings wäre es zu überlegen, inwieweit eine Abkehr von der heutzutage in der Call-Center-Branche vielfach vorzufindenden Praxis, feste Zeitvorgaben, teilweise in Sekunden aufgeschlüsselt, für die Bearbeitung einzelner Aufgaben vorzugeben, nicht auch Vorteile für die Branche birgt. So wäre es denkbar, dass in einer Gesellschaft, in der Kundenorientierung und -service einen immer größeren Stellenwert erlangen, eine zeitlich entspanntere Beratung der Kunden neben der Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter auch die Kundenzufriedenheit fördern würde und sich darüber langfristig Performancevorteile einstellen. Des Weiteren werden qualifizierte Mitarbeiter vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung in Zukunft eine knappe Ressource werden, so dass auch bezüglich der Mitarbeiterbindung die Arbeitszufriedenheit auf Kosten des kurzfristigen Profits nicht ausgeblendet werden sollte. 175 Die abschließende Empfehlung, die sich aus den Ergebnissen der Untersuchung und aus den ergänzenden Untersuchungen ableiten lässt, ist, dass man bei der Förderung der Arbeitszufriedenheit einen besonderen Fokus auf die Zufriedenheit mit dem (Arbeits-) Raum legen sollte. Die Untersuchung hat insbesondere für festangestellte Mitarbeiter, die dauerhaft an ihrem Arbeitsplatz arbeiten, die enorme Bedeutung entsprechender Räumlichkeiten und Arbeitsplatzbedingungen gezeigt. Konzepte wie bspw. das von der Vivento Customer Service GmbH entwickelte ‚Service Center der Zukunft’ sollten daher vermehrt genutzt und umgesetzt werden, um die Arbeitszufriedenheit der Call-Center-Agents zu steigern. Gleichzeitig würde man durch die Errichtung von Arbeitsplätzen, die ein ruhiges Arbeiten in einer klimatisch angenehmen Atmosphäre ermöglichen und trotzdem bei Bedarf den Austausch mit den Kollegen sicherstellen, optimale Bedingungen für die Anforderungen, denen ein CallCenter-Agent ausgesetzt ist, schaffen. 6.4. Ausblick Die vorliegende Arbeit hat am Beispiel der Call-Center-Branche gezeigt, dass die Arbeitszufriedenheit und die auf sie einwirkenden Teildimensionen vor dem Hintergrund der technologischen und gesellschaftlichen Änderungen unserer Zeit einen Wandel durchleben und dass man sich heutzutage, falls man das Ziel der Steigerung der Arbeitszufriedenheit verfolgt, auf andere Teildimensionen konzentrieren sollte als zu früheren Zeiten. Der Ansatz dieser Arbeit, Arbeitszufriedenheit ganzheitlich, unter Einbezug aller auf sie einwirkenden Teildimensionen zu untersuchen, erbrachte dabei teilweise erstaunliche und unerwartete Ergebnisse, die in weiteren Untersuchungen detaillierter untersucht werden sollten. So stellt sich beispielsweise die Frage, inwieweit die Nichtsignifikanz der Einflüsse der Zufriedenheiten mit Vorgesetzten und Kollegen auf die Arbeitszufriedenheit bei ganzheitlicher Betrachtung auch auf andere Branchen übertragbar ist, oder ob es sich um ein spezielles Phänomen in der Call-Center-Branche oder der gewählten Stichprobe handelt. Zukünftige Forschungen sollten daher unter Berücksichtigung dieses ganzheitlichen, alle Teildimensionen der Arbeitszufriedenheit erfassenden Ansatzes andere Berufsbranchen und -felder, die von den technologischen und gesellschaft- 176 lichen Änderungen betroffen sind, untersuchen. Da, wie bereits beschrieben, im Rahmen der Untersuchung bewusst nicht die Zufriedenheit mit der Be- und Entlohnung erhoben wurde, sollten zukünftige Untersuchungen, die in Branchen ohne die erwähnte Entlohnungsproblematik durchgeführt werden, darüber hinaus diese Teildimension berücksichtigen, um eine noch umfangreichere Erfassung des Konstruktes Arbeitszufriedenheit zu erreichen. Weiterhin würde es sich anbieten, sich in zukünftigen Untersuchungen entweder auf Leih- und Zeitarbeitskräfte oder Festangestellte zu konzentrieren und mit auseichend großen Stichproben separate Strukturgleichungsmodelle für die jeweiligen Gruppen zu berechnen. Da in der vorliegenden Arbeit die Gesamtergebnisse stark von den Leihund Zeitarbeitskräften (75,5 % der Stichprobe) dominiert wurden, wäre es von großem Interesse, ob die Nichtsignifikanz bspw. der Zufriedenheit mit den Vorgesetzten und Kollegen wirklich eine Besonderheit der Call-Center-Branche ist, oder eher eine Besonderheit bei Leih- und Zeitarbeitskräften. Darüber hinaus wäre eine vertiefende Untersuchung in den Bereichen Zufriedenheit mit der Fürsorge der Standortleitung und Zufriedenheit mit Raum interessant, da es sich bei beiden Variablen um Einflussvariablen handelt, die bislang in Untersuchungen in der Call-Center-Branche wenig Beachtung fanden, im Rahmen des Modells dieser Untersuchung jedoch sehr starke Einflüsse aufwiesen. Eine dezidiertere und detailliertere Untersuchung dieser beiden Variablen verspricht daher vertiefende Erkenntnisse und würde wahrscheinlich noch gezieltere, wirkungsvollere Handlungsempfehlungen ermöglichen. Auch die Ergebnisse im Bereich der positiven und negativen Affekte bieten Raum für weitere Untersuchungen, da sie im Kontrast zu bisherigen Untersuchungen im CallCenter-Bereich stehen. Auch hier wäre es interessant zu ermitteln, inwieweit die Ergebnisse von der jeweiligen Stichprobe abhängig sind oder ob nicht erfasste Konstrukte, die quasi als Mediator zwischen den Affekten und der Arbeitszufriedenheit stehen, für die unterschiedlichen Einflüsse verantwortlich sind. Letzte mögliche Forschungen, die genannt werden sollen, ergeben sich im Bereich des Verhältnisses zwischen Arbeitszufriedenheit und den verschiedenen Erfolgsvariablen 177 in Call-Centern. Die Messung des Zusammenhangs zwischen Arbeitszufriedenheit und Performance ist eine bereits seit langem diskutierte Forschungsfrage, die in verschiedenen Untersuchungen bislang zu recht kontroversen Ergebnissen geführt hat. Die Call-Center-Branche mit ihren über Computersysteme erfassten Kennzahlen, wie bspw. Bearbeitungszeit einzelner Aufgaben, Anzahl der Aufgaben und erzielter Umsatz, bietet von den technischen Möglichkeiten und den Kennzahlen her die optimale Basis für die Berechnung von Kausalzusammenhängen. Herausfordernd in der recht schnelllebigen Call-Center-Branche ist dabei jedoch, eine ausreichend große Zahl an Call-Center-Teams zu finden, die die gleiche Arbeit bzw. die gleichen Projekte verrichten, die an den gleichen Kennzahlen gemessen werden und deren Projekte über einen ausreichend langen Zeitraum untersucht werden können. Eine Untersuchung, die diese Problematik löst, verspricht daher nochmals interessante Einsichten. Die Ergebnisse dieser Arbeit sowie die aufgezeigten Möglichkeiten, die identifizierten Zusammenhänge vertiefend zu untersuchen, zeigen somit, dass vor dem Hintergrund der technologischen und gesellschaftlichen Änderungen unserer Zeit noch weiterer Aufklärungsbedarf bezüglich des Konstruktes Arbeitszufriedenheit besteht und dass alte Theorien und Prinzipien nicht unbedingt Bestand haben müssen. Ein reger Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis wäre daher erforderlich und wünschenswert, um die Zusammenhänge weiter zu erforschen, detailliertere Empfehlungen für die Praxis zu entwickeln und somit den Arbeitszufriedenheitsanforderungen der Menschen zur Zeit des ‚Networked man’ gerecht zu werden. 178 XV 7. Literaturverzeichnis Adams, J.S. (1965). Inequity in social change. In Berkowitz, L. (Hrsg.): Advances in experimental social psychology. Vol. 2, Academic Press, New York/London, 267-299. Alderfer, C.P. (1969). An empirical test of a new theory of human needs. 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Anhang Anhang A Mitarbeiterfragenbogen XXXVIII XXXIX XL XLI XLII XLIII XLIV XLV XLVI XLVII XLVIII XLIX L LI LII LIII LIV LV LVI LVII LVIII LIX LX LXI LXII Anhang B Vorgesetztenfragebogen LXIII LXIV LXV LXVI LXVII LXVIII LXIX Anhang C Beantwortungsquoten der Items Item AZR_1 AZR_2 AZR_3 AZR_4 WBD_1 WBD_2 FRS_1 FRS_2 FRS_3 FRS_4 FRS_5 ABL_1 ABL_2 ABL_3 ABL_4 ABL_5 ABL_6 ABL_7 TEK_1 TEK_2 TEK_3 TEK_4 TEK_5 TEK_6 TEK_7 TEK_8 TEK_9 AUT_1 AUT_2 AUT_3 AUT_4 AUT_5 AUT_6 AUT_7 BET_1 BET_2 BET_3 BET_4 BET_5 BET_6 BET_7 BET_8 ABW_1 ABW_2 ABW_3 ABW_4 VOR_1 VOR_2 VOR_3 VOR_4 VOR_5 N 474 474 436 481 457 478 471 473 472 469 476 474 419 404 406 399 400 476 481 475 479 476 465 466 472 476 475 479 471 456 478 466 471 478 480 477 465 458 469 465 468 475 459 465 473 479 479 479 477 468 470 Beantwortungsquote 98,34% 98,34% 90,46% 99,79% 94,81% 99,17% 97,72% 98,13% 97,93% 97,30% 98,76% 98,34% 86,93% 83,82% 84,23% 82,78% 82,99% 98,76% 99,79% 98,55% 99,38% 98,76% 96,47% 96,68% 97,93% 98,76% 98,55% 99,38% 97,72% 94,61% 99,17% 96,68% 97,72% 99,17% 99,59% 98,96% 96,47% 95,02% 97,30% 96,47% 97,10% 98,55% 95,23% 96,47% 98,13% 99,38% 99,38% 99,38% 98,96% 97,10% 97,51% Item VOR_6 VOR_7 VOR_8 VOR_9 VOR_10 VOR_11 VOR_12 VOR_13 VOR_14 VOR_15 VOR_16 VOR_17 VOR_18 VOR_19 VOR_20 VOR_21 VOR_22 VOR_23 VOR_24 VOR_25 VOR_26 KOL_1 KOL_2 KOL_3 KOL_4 KOL_5 KOL_6 KOL_7 KOL_8 KOL_9 KOL_10 RAU_1 RAU_2 RAU_3 RAU_4 RAU_5 RAU_6 RAU_7 RAU_8 RAU_9 RAU_10 RAU_11 RAU_12 RAU_13 RAU_14 RAU_15 RAU_16 RAU_17 RAU_18 RAU_19 KOU_1 N 463 475 473 472 476 478 473 470 477 480 477 473 468 465 465 448 431 437 380 476 478 477 476 474 475 480 444 481 440 479 476 473 460 479 475 472 480 476 478 479 439 476 466 475 472 465 480 459 480 471 478 Beantwortungsquote 96,06% 98,55% 98,13% 97,93% 98,76% 99,17% 98,13% 97,51% 98,96% 99,59% 98,96% 98,13% 97,10% 96,47% 96,47% 92,95% 89,42% 90,66% 78,84% 98,76% 99,17% 98,96% 98,76% 98,34% 98,55% 99,59% 92,12% 99,79% 91,29% 99,38% 98,76% 98,13% 95,44% 99,38% 98,55% 97,93% 99,59% 98,76% 99,17% 99,38% 91,08% 98,76% 96,68% 98,55% 97,93% 96,47% 99,59% 95,23% 99,59% 97,72% 99,17% Item KOU_2 KOU_3 KOU_4 KOU_5 KOU_6 KOU_7 KOU_8 KOU_9 KOU_10 KOU_11 KOU_12 KOM_1 KOM_2 KOM_3 KOM_4 KOM_5 KOM_6 ZVG_1 ZVG_2 ZVG_3 ZVG_4 ZVG_5 KZW_1 KZW_2 KZW_3 KZW_4 KZW_5 KZW_6 KZW_7 KZW_8 WKT_1 WKT_2 WKT_3 WKT_4 WKT_5 WKT_6 WKT_7 WKT_8 WKT_9 WKT_10 WKT_11 WKT_12 WKT_13 WKT_14 WKT_15 WKT_16 WKT_17 WKT_18 WKT_19 WKT_20 WKT_21 N 478 472 473 471 468 471 475 469 459 416 469 473 471 473 472 466 468 475 472 474 474 469 452 435 446 440 445 447 451 464 480 480 479 480 480 479 478 479 479 479 479 479 478 479 480 480 481 481 481 480 480 Beantwortungsquote 99,17% 97,93% 98,13% 97,72% 97,10% 97,72% 98,55% 97,30% 95,23% 86,31% 97,30% 98,13% 97,72% 98,13% 97,93% 96,68% 97,10% 98,55% 97,93% 98,34% 98,34% 97,30% 93,78% 90,25% 92,53% 91,29% 92,32% 92,74% 93,57% 96,27% 99,59% 99,59% 99,38% 99,59% 99,59% 99,38% 99,17% 99,38% 99,38% 99,38% 99,38% 99,38% 99,17% 99,38% 99,59% 99,59% 99,79% 99,79% 99,79% 99,59% 99,59% Item WKT_22 WKT_23 WKT_24 WKT_25 WKT_26 WKT_27 WKT_28 WKT_29 WKT_30 CMT_1 CMT_2 CMT_3 CMT_4 OCB_1 CMT_5 OCB_2 OCB_3 CMT_6 OCB_4 GZF_1 GZF_2 GZF_3 GZF_4 GZF_5 PRS_1 PRS_2 PRS_3 PRS_4 PRS_5 PRS_6 PRS_7 PRS_8 PRS_9 PRS_10 PRS_11 PRS_12 PRS_13 PRS_14 PRS_15 PRS_16 PRS_17 PRS_18 PRS_19 PRS_20 SUB_1 SUB_2 SUB_3 SUB_4 SUB_5 N 480 478 479 477 479 480 481 480 479 438 453 446 433 437 456 440 456 458 453 480 479 480 480 479 477 477 475 475 477 476 476 476 476 477 476 476 476 476 476 476 476 476 477 476 40 40 40 40 40 Beantwortungsquote 99,59% 99,17% 99,38% 98,96% 99,38% 99,59% 99,79% 99,59% 99,38% 90,87% 93,98% 92,53% 89,83% 90,66% 94,61% 91,29% 94,61% 95,02% 93,98% 99,59% 99,38% 99,59% 99,59% 99,38% 98,96% 98,96% 98,55% 98,55% 98,96% 98,76% 98,76% 98,76% 98,76% 98,96% 98,76% 98,76% 98,76% 98,76% 98,76% 98,76% 98,76% 98,76% 98,96% 98,76% 100,00% 100,00% 100,00% 100,00% 100,00% LXX Anhang D Deskriptive Statistik und Trennschärfe der einzelnen Items Item Mittelwert Standardabweichung Trennschärfe (Korrelation mit übergeordeneter Skala) Item Mittelwert Standardabweichung Trennschärfe (Korrelation mit übergeordeneter Skala) AZR_1 3,369 0,997 0,638 VOR_13 3,707 0,986 0,796 AZR_2 3,276 0,972 0,640 VOR_14 3,905 0,845 0,789 AZR_3 2,963 1,171 0,467 VOR_15 3,873 0,857 0,684 WBD_1 2,759 1,132 - VOR_16 3,884 0,833 0,570 FRS_1 3,039 0,963 0,829 VOR_17 3,183 1,036 0,584 FRS_2 3,156 0,986 0,834 VOR_18 3,351 1,088 0,706 FRS_3 3,093 1,052 0,754 VOR_19 3,251 1,048 0,653 FRS_4 2,985 1,051 0,743 VOR_20 3,730 0,998 0,339 ABL_1 3,446 1,017 0,280 VOR_21 3,952 1,052 0,514 ABL_2 3,577 1,196 0,512 VOR_22 3,934 1,046 0,634 ABL_3 3,994 0,947 0,606 VOR_23 4,062 1,005 0,568 ABL_4 . 4,029 1,027 0,671 VOR_24 4,429 1,005 0,482 ABL_5 3,990 1,012 0,568 VOR_25 3,973 0,983 0,710 ABL_6 3,952 1,061 0,687 KOL_1 3,994 0,809 0,720 TEK_1 4,272 0,726 0,375 KOL_2 3,826 0,888 0,528 TEK_2 3,087 1,054 0,565 KOL_3 4,324 0,723 0,461 TEK_3 3,583 0,859 0,437 KOL_4 3,863 0,957 0,725 TEK_4 2,996 1,065 0,626 KOL_5 4,139 0,779 0,759 TEK_5 3,817 0,877 0,452 KOL_6 3,585 0,902 0,560 TEK_6 4,068 0,690 0,372 KOL_7 4,187 0,726 0,747 TEK_7 3,118 0,993 0,602 KOL_8 3,956 1,066 0,370 TEK_8 2,620 1,011 0,336 KOL_9 4,166 0,725 0,742 AUT_1 3,127 0,949 0,470 RAU_1 2,809 1,052 0,606 AUT_2 3,127 0,907 0,427 RAU_2 2,405 1,145 0,509 AUT_3 2,622 1,063 0,397 RAU_3 3,685 0,884 0,339 AUT_4 2,365 0,902 0,300 RAU_4 3,384 0,905 0,323 AUT_5 3,241 1,064 0,333 RAU_5 3,234 0,963 0,321 AUT_6 3,048 0,877 0,330 RAU_6 3,737 0,754 0,502 BET_1 3,830 0,972 0,425 RAU_7 3,620 1,086 0,365 BET_2 3,301 1,092 0,396 RAU_8 3,293 1,079 0,518 BET_3 3,046 1,066 0,555 RAU_9 3,195 1,081 0,586 BET_4 2,973 1,026 0,544 RAU_10 2,288 1,298 0,363 BET_5 2,450 1,078 0,479 RAU_11 2,612 0,989 0,573 BET_6 2,950 1,243 0,550 RAU_12 3,288 1,025 0,481 BET_7 2,942 1,252 0,544 RAU_13 2,981 1,041 0,563 ABW_1 2,535 1,077 0,562 RAU_14 2,878 0,995 0,539 ABW_2 2,861 1,118 0,685 RAU_15 2,737 1,133 0,585 ABW_3 2,944 1,067 0,609 RAU_16 3,330 0,910 0,668 VOR_1 3,612 0,968 0,648 RAU_17 2,461 1,185 0,438 VOR_2 3,373 0,915 0,668 RAU_18 3,162 0,934 0,784 VOR_3 3,753 1,092 0,794 KOU_1 3,400 0,818 0,540 VOR_4 3,268 1,130 0,490 KOU_2 3,440 0,817 0,536 VOR_5 3,459 0,971 0,726 KOU_3 3,894 0,802 0,513 VOR_6 3,301 1,194 0,807 KOU_4 3,508 0,873 0,583 VOR_7 3,566 1,046 0,818 KOU_5 3,309 0,951 0,696 VOR_8 3,753 1,081 0,774 KOU_6 3,382 0,965 0,674 VOR_9 3,639 1,095 0,786 KOU_7 3,438 0,814 0,711 VOR_10 3,985 0,996 0,809 KOU_8 3,436 0,849 0,720 VOR_11 4,077 0,919 0,803 KOU_9 3,100 1,015 0,677 VOR_12 3,651 1,047 0,801 KOU_10 3,230 0,909 0,617 LXXI Mittelwert Standardabweichung KOU_11 3,075 1,088 0,370 PRS_19 3,956 0,747 0,629 KOM_1 4,241 0,629 0,574 PRS_20 3,259 1,010 0,538 Item Trennschärfe (Korrelation mit übergeordeneter Skala) Item Mittelwert Standardabweichung Trennschärfe (Korrelation mit übergeordeneter Skala) KOM_2 4,438 0,556 0,741 AZR_4 2,959 1,322 - KOM_3 3,996 0,821 0,517 WBD_2 3,195 1,142 - KOM_4 4,465 0,573 0,783 FRS_5 2,950 1,097 - KOM_5 4,369 0,667 0,746 ABL_7 3,205 1,074 - ZVG_1 4,284 0,645 0,616 TEK_9 3,114 1,062 - ZVG_2 4,015 0,897 0,606 AUT_7 3,002 1,078 - ZVG_3 4,257 0,704 0,639 BET_8 2,826 1,013 - ZVG_4 4,064 0,809 0,611 ABW _4 2,961 1,182 - KZW_1 3,295 0,917 0,642 VOR_26 3,550 1,147 - KZW_2 2,898 0,795 0,563 KOL_10 3,618 0,961 - KZW_3 3,434 0,824 0,709 RAU_19 3,015 1,149 - KZW_4 3,050 1,004 0,681 KOU_12 3,025 0,960 - KZW_5 3,349 0,881 0,722 KOM_6 3,230 1,003 - KZW_6 3,301 0,902 0,750 ZVG_5 3,338 0,932 - KZW_7 3,295 0,905 0,787 KZW_8 2,956 0,995 - CMT_1 2,703 1,311 0,724 WKT_1 4,521 0,671 - CMT_2 2,965 1,264 0,761 WKT_2 4,195 0,900 - CMT_3 2,956 1,283 0,585 WKT_3 4,222 0,734 - CMT_4 2,396 1,111 0,441 WKT_4 4,168 0,802 - CMT_5 3,239 1,120 0,579 WKT_5 4,237 0,767 - CMT_6 2,587 1,051 0,333 WKT_6 4,187 0,827 - OCB_1 2,500 1,121 0,557 WKT_7 4,031 0,878 - OCB_2 2,506 1,182 0,521 WKT_8 3,992 0,898 - OCB_3 2,967 1,187 0,478 WKT_9 4,434 0,710 - OCB_4 3,137 1,236 0,552 WKT_10 4,515 0,683 - GZF_1 3,268 1,064 0,776 WKT_11 4,106 0,776 - GZF_2 2,743 1,196 0,700 WKT_12 4,023 0,868 - GZF_3 3,438 1,008 0,768 WKT_13 4,106 0,746 - GZF_4 3,459 1,141 0,662 WKT_14 4,058 0,821 - GZF_5 2,649 1,045 0,606 WKT_15 4,216 0,789 - PRS_1 4,415 0,613 0,460 WKT_16 4,081 0,813 - PRS_2 3,317 1,083 0,399 WKT_17 4,284 0,792 - PRS_3 3,701 0,767 0,483 WKT_18 4,149 0,864 - PRS_4 3,475 0,937 0,544 WKT_19 4,471 0,670 - PRS_5 3,712 0,822 0,638 WKT_20 4,349 0,773 - PRS_6 4,224 0,850 0,540 WKT_21 4,222 0,740 - PRS_7 4,041 0,927 0,583 WKT_22 4,131 0,822 - PRS_8 4,077 0,787 0,532 WKT_23 3,919 0,831 - PRS_9 3,118 0,926 0,434 WKT_24 3,884 0,852 - PRS_10 3,558 0,929 0,493 WKT_25 4,234 0,766 - PRS_11 3,622 0,911 0,580 WKT_26 4,168 0,830 - PRS_12 3,871 0,758 0,615 WKT_27 3,919 0,843 - PRS_13 4,259 0,736 0,620 WKT_28 3,913 0,892 - PRS_14 3,722 0,775 0,678 WKT_29 4,176 0,790 - PRS_15 3,643 0,906 0,577 WKT_30 4,091 0,855 - PRS_16 3,782 0,836 0,669 PRS_17 4,154 0,659 0,550 PRS_18 3,421 0,907 0,538 LXXII Anhang E Mittelwerte, Standardabweichungen und Reliabilitäten der einzelnen Modellkonstrukte Modellvariablen Arbeitszeitregelung Weiterbildung Fürsorge der Standortleitung Arbeitsbelastung Technik Autonomie Beteiligung Abwechslung Vorgesetzte Kollegen Raum Kundenorientierung des Unternehmens Kundenorientierung des Mitarbeiters Klarheit über Zielvorgaben wahrgenommene Kundenzufriedenheit negative Affekte positive Affekte Arbeitszufriedenheit Commitment Organizational Citizenship Behaviour Zielerreichung Arbeitsmotivation Fehlerquote Servicequalität Fehlzeiten Mittelwert 3,20 2,76 3,07 3,91 3,45 3,03 3,07 2,78 3,72 4,11 2,90 3,41 4,30 4,16 3,23 3,69 3,70 3,11 2,81 2,78 3,26 3,07 2,56 3,36 2,71 Standardabweichung 0,86 1,13 0,90 0,80 0,57 0,62 0,72 0,91 0,73 0,62 0,72 0,67 0,52 0,61 0,70 0,62 0,54 0,89 0,85 0,88 0,70 0,87 0,75 0,52 0,73 * keine Berechnung des Cronbachs Alpha da nur durch ein Item repräsentiert Cronbachs Alpha 0,75 * 0,91 0,80 0,77 0,64 0,78 0,78 0,96 0,87 0,88 0,88 0,85 0,80 0,89 0,84 0,86 0,87 0,81 0,74 * * * * * Alpha stand. 0,76 * 0,91 0,80 0,77 0,65 0,78 0,78 0,96 0,88 0,88 0,89 0,86 0,81 0,89 0,85 0,86 0,87 0,80 0,74 * * * * * LXXIII Anhang F Strukturgleichungsmodell der Gesamtstichprobe 0.00 0.17 0.16 0.30 0.32 0.50 0.34 0.32 0.54 0.79 0.63 0.14 0.57 0.60 0.18 0.55 0.34 0.23 0.35 0.13 0.71 0.49 0.31 0.62 0.58 WBD FRS1 FRS2 FRS3 ABL1 ABL2 ABL3 AUT1 AUT2 AUT3 ABW1 ABW2 ABW3 RAU1 RAU2 RAU3 KOU1 KOU2 KOU3 NAF1 NAF2 NAF3 PAF1 PAF2 PAF3 1.00 WBD 0.15* 0.91 0.92 FRS 0.41* 0.84 0.83 0.71 ABL 0.12* 0.81 0.82 0.68 AUT 0.17* 0.45 0.61 0.93 0.85 ABW 0.14* AZ 0.85 0.66 0.82 0.63 0.84 0.91 RAU 0.16* 0.83* CMT 0.67 0.74 0.74 AZ1 AZ2 AZ3 CMT1 CMT2 CMT3 0.28 0.27 0.32 0.29 0.45 0.45 0.81 0.88 KOU 0. 16* 0.11* 0.09* -0,23* SUB2 1.00 SUB2 0.00 0.81 0.93 0.54 NAF 0.72 0.83 0.62 0.64 PAF -0.13* SUB5 1.00 SUB5 0.00 LXXIV Anhang G Strukturgleichungsmodelle der einzelnen Subgruppen Festangestellte 0.00 0.18 0.17 0.32 0.33 0.49 0.33 0.33 0.53 0.80 0.61 0.17 0.58 0.59 0.19 0.54 0.34 0.23 0.36 0.13 0.70 0.49 0.35 0.59 0.57 1.00 WBD FRS1 FRS2 FRS3 ABL1 ABL2 ABL3 AUT1 AUT2 AUT3 ABW1 ABW2 ABW3 RAU1 RAU2 RAU3 KOU1 KOU2 KOU3 NAF1 NAF2 NAF3 PAF1 PAF2 PAF3 WBD 0.06* 0.90 0.91 FRS 0.25* 0.83 0.82 0.71 ABL 0.09* 0.82 0.82 0.68 AUT -0.03* 0.45 0.84 0.62 0.91 ABW 0.27* AZ 0.86 0.65 0.82 0.64 0.82 0.90 RAU 0.42* 0.85* CMT 0.71 0.73 0.68 AZ1 AZ2 AZ3 CMT1 CMT2 CMT3 0.30 0.26 0.32 0.33 0.49 0.47 0.81 0.88 KOU 0. 18* 0.40* 0.24* 0,01* SUB2 1.00 SUB2 0.00 0.80 0.93 0.55 NAF 0.72 0.81 0.64 0.66 PAF -0.11* SUB5 1.00 SUB5 0.00 LXXV Leih- und Zeitarbeitskräfte 0.00 0.18 0.17 0.32 0.33 0.49 0.33 0.33 0.53 0.80 0.61 0.17 0.58 0.59 0.19 0.54 0.34 0.23 0.36 0.13 0.70 0.49 0.35 0.59 0.57 1.00 WBD FRS1 FRS2 FRS3 ABL1 ABL2 ABL3 AUT1 AUT2 AUT3 ABW1 ABW2 ABW3 RAU1 RAU2 RAU3 KOU1 KOU2 KOU3 NAF1 NAF2 NAF3 PAF1 PAF2 PAF3 WBD 0.19* 0.90 0.91 FRS 0.41* 0.83 0.82 0.71 ABL 0.12* 0.82 0.82 0.68 AUT 0.18* 0.45 0.84 0.62 0.91 ABW 0.15* AZ 0.86 0.65 0.82 0.64 0.82 0.90 RAU 0.11* 0.82* CMT 0.71 0.73 0.68 AZ1 AZ2 AZ3 CMT1 CMT2 CMT3 0.30 0.26 0.32 0.33 0.49 0.47 0.81 0.88 KOU 0. 17* -0.01* 0.07* -0,21* SUB2 1.00 SUB2 0.00 0.80 0.93 0.55 NAF 0.72 0.81 0.64 0.66 PAF -0.16* SUB5 1.00 SUB5 0.00 LXXVI Inbound-Bereich 0.00 0.19 0.16 0.32 0.31 0.52 0.35 0.33 0.55 0.77 0.62 0.16 0.55 0.65 0.15 0.58 0.30 0.25 0.37 0.12 0.71 0.49 0.32 0.62 0.58 WBD FRS1 FRS2 FRS3 ABL1 ABL2 ABL3 AUT1 AUT2 AUT3 ABW1 ABW2 ABW3 RAU1 RAU2 RAU3 KOU1 KOU2 KOU3 NAF1 NAF2 NAF3 PAF1 PAF2 PAF3 1.00 WBD 0.14* 0.90 0.92 FRS 0.36* 0.82 0.83 0.69 ABL 0.08* 0.80 0.82 0.67 AUT 0.06* 0.47 0.62 0.91 0.85 ABW 0.13* AZ 0.84 0.67 0.81 0.60 0.84 0.92 RAU 0.15* 0.84* CMT 0.64 0.74 0.73 AZ1 AZ2 AZ3 CMT1 CMT2 CMT3 0.28 0.29 0.34 0.29 0.46 0.47 0.84 0.87 KOU 0. 22* 0.15* 0.11* -0,13* SUB2 1.00 SUB2 0.00 0.79 0.94 0.53 NAF 0.71 0.83 0.62 0.65 PAF -0.05* SUB5 1.00 SUB5 0.00 LXXVII Back-Office Bereich 0.00 0.19 0.16 0.32 0.31 0.52 0.35 0.33 0.55 0.77 0.62 0.16 0.55 0.65 0.15 0.58 0.30 0.25 0.37 0.12 0.71 0.49 0.32 0.62 0.58 WBD FRS1 FRS2 FRS3 ABL1 ABL2 ABL3 AUT1 AUT2 AUT3 ABW1 ABW2 ABW3 RAU1 RAU2 RAU3 KOU1 KOU2 KOU3 NAF1 NAF2 NAF3 PAF1 PAF2 PAF3 1.00 WBD 0.18* 0.90 0.92 FRS 0. 44* 0.82 0.83 0.69 ABL 0.15* 0.80 0.82 0.67 AUT 0.22* 0.47 0.85 0.62 0.91 ABW 0.21* AZ 0.84 0.67 0.81 0.60 0.84 0.92 RAU 0.17* 0.80* CMT 0.74 0.73 0.64 AZ1 AZ2 AZ3 CMT1 CMT2 CMT3 0.28 0.29 0.34 0.29 0.46 0.47 0.84 0.87 KOU 0. 06* 0.09* 0. 07* -0,22* SUB2 1.00 SUB2 0.00 0.79 0.94 0.53 NAF 0.71 0.83 0.62 0.65 PAF -0.19* SUB5 1.00 SUB5 0.00 LXXVIII Anhang H Zuordnung der einzelnen Items zu den verschiedenen Unterdimensionen von Raumzufriedenheit Raumkomponenten Ungestörtes Arbeiten Kommunikationsmöglichkeiten Fragebogenitems Die räumliche Anordnung meines derzeitigen Arbeitsplatzes ermöglicht mir ein ungestörtes Arbeiten. An meinem derzeitigen Arbeitsplatz fühle ich mich unbeobachtet. An meinem derzeitigen Arbeitsplatz herrscht eine hektische Atmosphäre. Die Raumaufteilung an meinem derzeitigen Arbeitsplatz ermöglicht es mir, leicht Informationen mit meinen Kollegen auszutauschen. Die Anordnung der Arbeitsplätze an meinem derzeitigen Arbeitsplatz fördert die Kommunikation zwischen den Mitarbeitern. Möblierung des Arbeitsplatzes Die Möbel an meinem derzeitigen Arbeitsplatz sind für meine derzeitige Arbeit geeignet. Ich kann die Möbel an meinem derzeitigen Arbeitsplatz so verstellen, dass sie meinen individuellen Bedürfnissen am Arbeitsplatz entsprechen. Beleuchtung des Arbeitsplatzes Die Beleuchtung an meinem derzeitigen Arbeitsplatz empfinde ich als angenehm. Ich kann die Beleuchtung an meinem derzeitigen Arbeitsplatz individuell für mich persönlich einstellen. Geräuschbelastung Der Geräuschpegel an meinem derzeitigen Arbeitsplatz ist angenehm. Die Geräuschbeeinträchtigung an meinem derzeitigen Arbeitsplatz ist so hoch, dass sie mich bei der Arbeit stört. Raumklima Die Temperatur an meinem derzeitigen Arbeitsplatz empfinde ich als angenehm. Die Luftfeuchtigkeit an meinem derzeitigen Arbeitsplatz empfinde ich als angenehm. Mit en Belüftungsmöglichkeiten an meinem derzeitigen Arbeitsplatz bin ich zufrieden. Pausenräume Mit der Gestaltung der Pausenräume, Teeküchen, etc. an meinem derzeitigen Arbeitsplatz bin ich zufrieden. Reinigung Arbeitsplatzgesamtzufriedenheit Mit der Reinigung meines derzeitigen Arbeitsplatzes bin ich zufrieden. An meinem derzeitigen Arbeitsplatz fühle ich mich wohl. Alles in allem bin ich zufrieden mit den räumlichen Arbeitsbedingungen an meinem derzeitigen Arbeitsplatz. LXXIX Anhang I Deskriptiver Vergleich des ‚Service Centers der Zukunft’ mit den restlichen Arbeitsplätzen, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, t = statistische Prüfgröße zum Vergleich von Mittelwerten, p = Irrtums-wahrscheinlichkeit bzw. Signifikanzniveau (Skala reicht von 1-5). ungstörtes Arbeiten Kommumikation am Arbeitsplatz Möblierung des Arbeitsplatzes Pausenräume Beleuchtung des Arbeitsplatzes Geräuschbelastung Raumklima Reinigung des Arbeitsplatzes Gesamtraumzufriedenheit Arbeitszufriedenheit Service Center der Zukunft M SD 2,99 0,79 3,55 0,83 3,82 0,81 3,43 1,15 3,14 0,88 3,10 0,96 3,38 0,79 2,97 1,05 3,60 0,84 3,09 0,97 restliche Arbeitsplätze M SD 2,82 0,85 3,54 0,78 3,68 0,80 3,30 1,07 2,70 1,05 2,96 0,91 2,80 0,92 2,40 1,20 3,21 0,86 3,11 0,87 Sig. t -1,70 -0,13 -1,49 -0,33 -3,85 -1,18 -5,71 -4,30 -3,62 0,27 p n.S. n.S. n.S. n.S. < .05* n.S. < .05* < .05* < .05* n.S. * signifikante Unterschiede Deskriptiver Vergleich des ‚Service Centers der Zukunft’ mit den restlichen Arbeitsplätzen des Standortes Bonn, M = Mittelwert, SD = Standardabweichung, t = statistische Prüfgröße zum Vergleich von Mittel-werten, p = Irrtumswahrscheinlichkeit bzw. Signifikanzniveau (Skala reicht von 1 bis 5). ungstörtes Arbeiten Kommumikation am Arbeitsplatz Möblierung des Arbeitsplatzes Pausenräume Beleuchtung des Arbeitsplatzes Geräuschbelastung Raumklima Reinigung des Arbeitsplatzes Gesamtraumzufriedenheit Arbeitszufriedenheit * signifikante Unterschiede Service Center der Zukunft M SD 2,99 0,79 3,55 0,83 3,82 0,81 3,43 1,15 3,14 0,88 3,10 0,96 3,38 0,79 2,97 1,05 3,60 0,84 3,09 0,97 restliche Arbeitsplätze in Bonn M SD 2,76 0,93 3,48 0,74 3,51 0,89 3,36 1,14 2,29 1,17 2,82 1,03 2,93 1,03 2,82 1,22 3,14 0,86 3,05 0,84 Sig. t -1,43 -0,51 -2,05 -0,33 -4,38 -1,52 -2,65 -0,76 -2,96 -0,20 p n.S. n.S. < .05* n.S. < .05* n.S. < .05* n.S. < .05* n.S. LXXX Curriculum Vitae Axel Jacquemin, geboren am 26.12.1972 in Aachen, Deutschland Schul- und Hochschulausbildung _____________________________________________________________________ 04/2006 – 09/2010 Universität St. Gallen (CH) Doktorandenstudium Betriebswirtschaftslehre 04/1996 – 07/2001 RWTH Aachen (D) Diplomstudiengang Betriebswirtschaftslehre 08/1993 – 01/1996 Dresdner Bank Aachen (D) Ausbildung zum Bankkaufmann 07/1979 – 06/1992 Einhard Gymnasium Aachen (D) Abitur Berufserfahrung und Praktika _____________________________________________________________________ 07/2005 – heute Freiberuflicher Unternehmensberater Schwerpunkt: Führungskräftediagnostik und –coaching 08/2001 – 03/2005 HSBC Trinkaus & Burkhardt - Düsseldorf (D) Vermögensverwalter im Privatkundengeschäft 10/2000 – 12/2000 Praktikum bei HSBC Trinkaus & Burkhardt – Düsseldorf (D) Abteilung: Vermögensverwaltung 09/2000 – 10/2000 Praktikum bei der Deutschen Bank Luxembourg – Luxembourg (Lux) Abteilung: Private Banking 03/2000 – 05/2000 Praktikum bei der WESTKA – Düsseldorf (D) Abteilung: Performance Measurement sonstiges _____________________________________________________________________ 2000 Preisträger des Deutschen Studienpreises der Körber Stiftung Thema der Arbeit: Psychologische Einflüsse auf das Risikoverhalten an Kapitalmärkten LXXXI LXXXII