ich glaub´, mich laust der affe!
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ich glaub´, mich laust der affe!
3 ICH GLAUB´, MICH LAUST DER AFFE! Hygiene in Geschichte und Gegenwart – ein Leitfaden der Sauberkeit Von Friedhelm Caspari 4 IMPRESSUM © Signet-Verlag Dr. Stintzing GmbH · Flensburg Herausgeber: Heinrich Höhling / compact Service Gesellschaft GmbH Text: Friedhelm Caspari Karikaturen: Götz Wiedenroth Gestaltung: Susanne Hildebrandt Druck und Bindung: Clausen & Bosse · Leck ISBN: 3-933205-36-0 Schutzpreis: 6,90 EUR Inhalt 5 Vorwort 1.Die Bedeutung der Hygiene 09 2. Körperpflege – vom Baden und von Bakterien 25 3. Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen 35 4. Die Hygiene in der Medizin 45 5. Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich 53 6. Was ist das, und was tun? 67 Anhang Internetadressen und Hotlines Quellennachweis V ORWORT 7 LIEBE LESERINNEN UND LESER! Zu allen Fragen der Hygiene im engeren und weiteren Sinne gibt es eine umfangreiche Literatur, viele Lehrmittel und Informationsunterlagen. Die Zielsetzung von compact ist es, in und mit diesem Buch auf verständliche Weise etwas Kompaktes zum Gesamtthema Hygiene anzubieten. In unserer Publikation kommt die Geschichte der Hygiene zur Sprache, und es werden aktuelle Bezüge herausgearbeitet. Der Inhalt vermittelt die enge hygienische Verzahnung von Mensch, Natur, Tier und Umwelt. Bei aller Ernsthaftigkeit des Stoffes soll das Buch den Leserinnen und Lesern ein wenig Freude bereiten. Es sensibilisiert für das Thema und regt zum Nachdenken über den einen oder anderen Punkt und zur Diskussion an. Wir können hier nicht alles berücksichtigen. Das ist bei der großen Breite des Themas Hygiene in diesem relativ kleinen Umfang nicht möglich. Dennoch dürfte der Informationswert dieses Buches nicht gering sein. Das Buch ersetzt letztlich nicht den Rat der Experten. Bei speziellen Fragen und hygienischen Problemen sollten Sie diese direkt ansprechen. Das sind die Hygieniker als solche, Mediziner, Apotheker, Institutionen und Dienstleister. Heinrich Höhling Geschäftsführer compact Service Gesellschaft GmbH Flensburg 8 Die Bedeutung der Hygiene W as ist Hygiene? Es ist die Lehre und Forschung von der Erhaltung der Gesundheit. Doch vor allem ist es die Praxis um die Gesundheitspflege. Die Bezeichnung stammt aus dem Griechischen. Der Arzt Diokles von Karystos, um 350 v. Chr. in Athen lebend, schreibt das erste Buch mit dem Titel »Hygiene«. Das Werk wird lediglich in Chroniken erwähnt. Das Original gibt es nicht mehr. Abgeleitet ist der Begriff von Hygieia, der Tochter des Asklepios und griechischen Göttin der Gesundheit. Abbildungen zeigen Hygieia, wie sie Asklepios‘ Schlange füttert, das bekannte ärztliche Standessymbol. Hier dokumentiert Hygieia die enge Abhängigkeit der Gesundheit von der Vorsorge. Hygiene ist somit in allererster Linie im doppeldeutigen Sinne »reine« Prävention! Ich glaub‘, mich laust der Affe! Hygiene wird schon immer praktiziert: Irgendwann, zehntausende Jahre zurückreichend in graue Vorzeit, muss es damit angefangen haben: »Ich glaub‘, mich laust der Affe!« Kein einziges Zitatenschatzbuch weist die Herkunft dieses scherzhaften verwundert, entrüstend oder begeisternd geäußerten Ausspruchs nach. Einen konkreten literarischhistorischen Bezug für äffig-menschliches Verhalten liefert allenfalls der lateinische Satiriker Quintus Ennius (239-169 v.Chr.). Er schreibt: »Wie ähnlich ist uns der Affe, dieses äußerst scheußliche Tier...« Doch gar unauffindbar ist der Ursprungsschöpfer der symbolhaften Handlung, dass »der Mensch vom Affen gelaust« werde. Das Sprichwort »Ich glaub‘, mich laust der Affe!« bedarf also keiner Quelle. Es belegt schlichtweg, wie lange schon die Affen, die dazwischen einzustufenden Primaten und schließlich wir Menschen unsere Fell- und Hautpflege betreiben. Die Jagd nach Ungeziefer, dessen Verbannung aus Die Bedeutung der Hygiene Kapitel 1 9 Die Bedeutung der Hygiene 10 Pelz und Haar, ist so alt wie die Menschheit und deren Vorfahren. Am Anfang steht das Lausen, diese manuelle Schutzmaßnahme des Menschen vor lästigen Parasiten, die sich seines Körpers bemächtigen. In der Kleidung von Ötzi, jenes 1991 in den österreichischitalienischen Alpen gefundenen 5300 Jahre alten »Eismenschen«, entdecken die Wissenschaftler zwei Flöhe. Es sind in der Tat »nur« zwei. Ist diese geringe Anzahl das Indiz dafür, dass sich Ötzi der anderen Kleinstlebewesen einer vermutlich größeren Ansammlung derselben mittels eifriger Nachsuche wahrscheinlich kurz vor seinem gewaltsamen Ende entledigt hatte? Die Hygiene umfasst alle Lebens- und Umweltfaktoren des Menschen. Dazu zählt auch ein wesentlicher Teil der Tierwelt, jene Geschöpfe, mit denen der Mensch bewusst oder ungewollt eng zusammenlebt und solche Mitgeschöpfe, die wir Zweibeiner tagtäglich zu verzehren pflegen. Es wird zwischen Human- und Veterinärhygiene unterschieden. Auf den Menschen sind die hygienischen Faktoren im Klima, Wetter und Wasser verankert, im Haus- und Wohnbereich, bei der Ernährung, in der Lebensmittelproduktion, sie hängen mit der Kleidung zusammen, spielen im Umgang miteinander, bei den körperlichen Kontakten, in der gesamten Arbeitswelt und der allgemeinen Lebensführung eine große Rolle. Daher kennen wir auch den Begriff Sozialhygiene. Hygienische Notwendigkeiten betreffen die Krankenhäuser, die Abfallbeseitigung und – im wahrsten Sinne des Wortes – letztendlich das Bestattungswesen, somit die Hygiene gerechte Beseitigung der »sterblichen Hülle«. Nach dem Tode eines Menschen müsse die den Angehörigen auferlegte »schwer zu erfüllende Pflicht« erledigt werden – heißt es in einem der älteren Lehrbücher der Hygiene – »zwischen dem Schmerz des Abschieds.... und dem Zwange, die verwesliche Hülle, aus der das Seelische geschwunden ist, aus der Gemeinschaft der Lebenden zu entfernen«. Doch wie viel schlimmer sei es »in Zeiten schwerer Heimsuchungen durch Kriege und 11 Stets gewehrt Das Sich-Schützen vor Krankmachendem und die Reinlichkeit bedeuten für die humane Entwicklung und das Wohlergehen sehr viel, wenn nicht gar alles: Denn hätte – wie an Beispielen der Professoren Ernst Ludwig Heim, Max Rubner, Max von Pettenkofer, Robert Koch oder Joseph Lister aus dem 19. Jahrhundert noch dargestellt wird – der Mensch sich nicht stets gewehrt gegen kleinste Tierchen, Bakterien, Bazillen und Viren, hätte er nicht Unrat und Schmutz zu beseitigen gewusst, hätte er nie Mittel und Möglichkeiten dagegen ge- und erfunden, so stünden wir noch heute auf primitivster Stufe – auf der sich gegenseitig lausender Primaten, zwischen Affe und Mensch. Ohne Hygiene wäre jede Stufe menschlichen Fortschritts viel schwieriger zu erklimmen gewesen oder überhaupt nicht. Ohne Hygiene hätte es uns einst sogar allesamt dahingerafft. Oft in der Geschichte ist dies geschehen. Denken wir an die mittelalterlichen Zeiten der fürchterlichen Pest. Der so genannte Schwarze Tod, übertragen von Ratten, ereilt im Mittelalter Millionen Europäer. Dagegen scheint zunächst kein Kraut gewachsen. Jedenfalls so lange nicht, bis die Einhaltung der ersten frühen Hygienegesetze dafür sorgen, dass Abfall und Fäkalien aus den Straßenbildern der Städte allmählich verschwinden. Verständlich ist daher bis heute die menschliche Urangst vor den wieselflinken grauen Viechern mit den nackten Schwänzen. Bezogen auf die kleineren Verwandten der Ratten trägt sich vor rund einem halben Jahrhundert dieses in Schleswig-Holstein zu: »Rund 1300 Menschen glühten vor kranker Hitze und suchten so gut wie vergeblich medizinische Hilfe«, reportiert im Sommer 1952 »Der Spiegel«. 98 Prozent der Die Bedeutung der Hygiene Seuchen. Wenn Hunderte und Tausende gleichzeitig hingerafft werden, bringen Panik und Ekel vor den sich anhäufenden Leichen alles fromme Fühlen zum Schweigen.« Die Bedeutung der Hygiene 12 Fiebernden arbeiten zum Zeitpunkt der Erkrankung als Pflücker auf Erbsenfeldern. Die Krankheit wird, da sie aus dem Jahr 1926 bei einem ähnlichen Ausbruch in Schlesien bekannt ist, Feldfieber genannt. Ihre Ursache sind die Leptospiren von Mäusen. Dieser zähe Erreger, ein Virus, haust in den Nieren der kleinen Feldmäuse. Und Mäuse fühlen sich in Erbsenfeldern besonders wohl. Sie scheiden die Viren mit ihrem Urin aus. Der Mensch kommt damit in Kontakt. Die Leptospiren durchdringen sogar die unverletzte Haut. Ein Mittel gibt es außer Antibiotika nicht gegen das Feldfieber. Es klingt erst nach rund drei Wochen ab. Aber es gibt ein vorbeugendes, ganz einfaches Mittel, das da heißt Schuhe und Strümpfe zu tragen. Die meisten Erbsenpflücker laufen barfuß durch die Felder und sind somit besonders anfällig für das Mäuseurin. Erste Gesetze im 14. Jahrhundert 13 Im Jahr 1719 führt Preußenkönig Friedrich Wilhelm I. sein Collegium sanitatis mit dem Ziel der Seuchenabwehr ein. Aus der Entvölkerung Ostpreußens durch die Pest sollen Lehren gezogen werden. Das Kollegium – geleitet von einem Arzt – kontrolliert fortan auch den Lebensmittelhandel. Zwei der großen medizinischen und hygienischen Volksaufklärer ihrer Zeit sind hier zu nennen: Der Berliner Mediziner und Anatom Ernst Ludwig Heim (1747-1834), bekannt durch den Spruch »Gesund allein macht Doktor Heim«, und der Schweizer Arzt Samuel Auguste Tissot (1728-1797). Der Lausanner Medizinprofessor Tissot beschäftigt sich nicht nur mit grundlegenden Forschungen und Büchern zu damaligen Tabu-Themen wie zur Epilepsie (»Fallsucht«) und zur Selbstbefriedigung (Onanie, Masturbation). Er schreibt auch die berühmte Abhandlung über die körper-liche und geistige Hygiene von Gelehrten (»De la Sante des Gens de Lettres«). Darin berichtet er über die besonderen Umstände, die die Gesundheit von Geistesarbeitern von der »anderer Classen« der Gesellschaft unterscheidet. So macht sich Tissot Gedanken über die schädlichen Folgen der schlechten Luft in Studierzimmern und falsche Sitzhaltung. Als erster Mediziner empfiehlt er Diätkost. Der gebürtige Sachse Heim ist seinerzeit als junger Doktor schon ein weitgereister Fachmann in Europa, bevor er Die Bedeutung der Hygiene Bereits im 14. Jahrhundert verfügen viele Regierungen des europäischen Kontinents eigene Hygienegesetze und Verordnungen. Diese betreffen vor allem das Schlachten und die Aufbewahrung von Fleisch. Erste Verkaufsverbote gibt es auch zum Handel mit Milch, Butter und Käse, wenn diese von kranken Tieren stammen. Welch frühe Erkenntnis sieben Jahrhunderte vor BSE oder Maul– und Klauenseuche! Gleichfalls werden erstmals Qualitätsnormen festgelegt. So wird die Verfälschung tierischer Produkte mit harten Strafen geahndet. Selbst der Grund für Vergiftungen durch Trinken und Essen wird früh erkannt. Die Ursache sind kupferne und bleierne Milchgefäße. Die Bedeutung der Hygiene 14 an der Berliner Charité arbeitet und sich dann als Stadtphysikus in Berlin-Spandau niederlässt. Er ist nach heutigen Begriffen eine Art Amtsarzt und wird der Mitbegründer des modernen Gesundheitswesens im 19. Jahrhundert in Berlin. Unermüdlich wettert Heim gegen mangelnde Hygiene und den Brauch, den Unrat einfach in die Gossen zu schütten, Schmutz, Abfall und Kot schlichterhand in der Spree zu versenken. Er befürwortet als einer der ersten deutschen Mediziner die vom englischen Arzt Edward Jenner (17491823) entwickelte Kuhpockenimpfung, führt als erster in Berlin Obduktionen durch und versucht damit hinter die »Geheimnisse« von Krankheiten zu kommen, wobei er nicht nachlässt, die Ursache vieler davon in unhygienischen Zuständen zu vermuten. Beispiel Paris: früher und heute Grundlegendes schafft kurz auch der Hygieniker Dr. med. Johann Peter Frank mit seinem Lehrbuch »System der Medizinischen Polizey« (1780). Er nennt die zwingende Einhaltung hygienischer Vorschriften »eine Verteidigungskunst,.... die Menschen und ihre tierischen Gehülfen wider die nachteiligen Folgen größeren Beysammenwohnens zu schützen, aber deren körperliches Wohl.... zu fördern«. Dass diese Hygiene-Einhaltung bitter notwendig ist, belegt zur gleichen Zeit – kurz vor der Französischen Revolution in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts – ein Chronist der Stadt Paris, Louis Sebastien Mercier. Mercier schildert den Zustand der Metropole: »Ein dreckiger Schlupfwinkel aller nur denkbaren Laster und Übel, die sich vielschichtig übereinander häufen, inmitten einer von tausend fauligen Dämpfen vergifteten Luft, zwischen Schlachtereien, Totenäckern, Hospitälern, Abzugsrinnen, Urinbächen, Kothaufen, Färbereien, Lohgerbereien und Lederwerkstätten, umgeben von dem dauernden Rauch unglaublicher Holzmassen und 15 Das moderne Paris übrigens steht dem unhygienischen Zustand auf zeitgemäße Weise kaum nach. Zwar trifft die Beschreibung von früher in keiner Weise mehr zu, und es werden – ein großer Unterschied zum Zustand vor 200 Jahren – die täglich rund 3000 Tonnen Dreck, in dem auch im 21. Jahrhundert die Hauptstadt versinken würde, von 6000 Müllarbeitern ständig beseitigt. Doch das stinkende Übel unserer Tage besteht vor allem aus täglich 16 Tonnen (!) Hundekot auf den 2400 Kilometer Trottoirs, resümiert die Zeitschrift »Der Spiegel« (9/2002). Arme wie Reiche leisten sich heute nicht nur in Paris den Luxus, einen Vierbeiner zu halten. Doch in anderen Staaten und Städten ist dieses Hobby durch teils saftige Hundesteuern eingeschränkt. Nicht so in Paris. Dort berappen die rund 200 000 Hundehalter keinen einzigen Cent für die Beseitigung der ekelhaften Hinterlassenschaft. Sehr wohl aber muss die Allgemeinheit der Steuerzahler jährlich 412 Millionen Euro – laut Pariser Etat 2002 – für Straßenreinigung und Müllabfuhr aufbringen. Die Kotbeseitigung allein kostet somit zwei Euro pro Kilo. Ganz zu schweigen von den Folgen der jährlich 650 Unfälle, die durch das Ausrutschen auf den tierischen Produkten verursacht werden. Wie in früheren Zeiten ansatzweise geschehen, soll eine jüngst in Paris eingesetzte neue Form der Gesundheitspolizei Abhilfe schaffen. Diese städtischen Ordnungshüter sind ermächtigt, in flagranti erwischte Übeltäter, die ihren Abfall auf der Straße abstellen oder auch nur eine Zigarettenkippe wegwerfen, mit Bußgeldern von bis zu 180 Euro zu bestrafen. Zahlend zählen auch die Hundebesitzer dann dazu, wenn diese nicht sofort nach dem »Geschäft« ihres Lieblings zur eigenen Verrichtung in Form manueller Beseitigung schreiten. Wird das nicht sozusagen privat erledigt, kämpfen bereits seit 1982 die »Motocrottes« gegen das Übel Die Bedeutung der Hygiene dem Dunst der verbrannten Kohle, von Arsenik, Schwefel und Pech haltigen Teilchen, die laufend aus den Kupfer und Metall verarbeitenden Werkstätten ausgestoßen werden...« Die Bedeutung der Hygiene 16 auf den Bürgersteigen an. Das sind Fahrer von Motorrädern mit großen Saugrohren, die an den Bürgersteigen entlang kurvend nach den tückischen Fäkalien fahnden. Älterwerden dank Hygiene Zurück ins 19. Jahrhundert. Die Industrialisierung schreitet voran. Immer enger wird das Zusammenleben hart arbeitender Menschen. Es eskalieren die Krankheitsgefahren, 17 »Ziel jeder Hygienemaßnahme muss es sein, zu verhindern, dass der menschliche Organismus den Keimen als Wirt dient«, heißt es in der einschlägigen Literatur. Stets haben daher schlaue Köpfe – das belegt die historische Entwicklung der Hygiene – geforscht, entdeckt und Konsequenzen gezogen: Wissenschaftler, wie Biologen und Chemiker, technisch begabte, erfinderische Mitmenschen, wie Ingenieure, und selbstverständlich vor allem die Mediziner machen sich auf die Spuren von Pestilenzen aller Art. Sie erkunden die Ursachen von üblen Gerüchen und Verfall, fahnden nach dem Ursprung von Krätze und kruden Krankheiten, entwickeln gegen die schädlichen Keime Mittel und Methoden. Beispiele solcher Leistungen sind die bereits besagten Wasser- und Abwassersysteme, der Bau von Toiletten, Gesundheitsgesetze, Nahrungsmittelkontrollen sowie Impfungen von Mensch und Tier. Jüngste Gesetzesschöpfungen sind die 1997 reformierte deutsche Lebensmittelhygieneverordnung und seit 2001 das Infektionsschutzgesetz. Mit diesem wird das Seuchenrecht in Deutschland umfassend modernisiert. Bei der Überwachung und Umsetzung ist das für Infektionskrankheiten zuständige Berliner Robert-Koch-Institut (RKI) maßgebend. Das RKI ist eines der sieben dezentralen wissenschaftlichen Institute und einer Zentralabteilung in Deutschland, die zusammen das Bundesgesundheitsamt bilden. Für den Verbraucherschutz, die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln und als Bewertungsstelle ist – aufgrund des Die Bedeutung der Hygiene die sich aus der Ballung in neuen Zentren Europas ergeben. Gesetzliche Hygienevorschriften werden verschärft. Die Einhaltung wird genau kontrolliert. Schrittweise werden die unhygienischen Zustände verbessert. Positive und logische Folge dieses Gegensteuerns ist, dass die Menschen weniger krank und immer älter werden. So ergibt der »Alterssprung« allein in der Zeit von 1870 bis 1930 – in einer 60-jährigen Ära sehr vieler wissenschaftlich-medizinischer Aufdeckungen und Folgerungen vor allem in Deutschland und Europa – ein »Lebensplus« von 20 Jahren. Die Bedeutung der Hygiene 18 Chemikaliengesetzes – das Max-von-Pettenkofer- Institut an der Universität München zuständig. Die gesetzlichen Vorgaben, wie durch die Hygieneverordnung für Nahrungsmittel, verlangen u.a. die jährliche Schulung und Belehrung derer, die mit Produktion, Behandeln und Handel von Lebensmitteln zu tun haben. Das reicht von der Gastronomie über andere Formen der menschlichen Verpflegung (z. B. in Altenheimen und Kinderhorten) bis zum Vertrieb, wie für die Mitarbeiter von Speditionen. Allein in Deutschland sind rund 3,5 Millionen Menschen von diesen Anforderungen ständiger Unterrichtung und Kontrolle in Sachen Hygiene allein im Zusammenhang mit dem Nahrungsmittelsektor betroffen (vgl. Kap. 5). In Europa bahnbrechend für die Umwelthygiene ist der Arzt, Chemiker und Seuchenforscher Prof. Max von Pettenkofer (1818-1901). Er schafft im 19. Jahrhundert viele der Grundlagen moderner Hygiene. 1879 wird nach seinen Plänen in München das bis heute bestehende weltweit erste Hygieneinstitut gegründet. Später sollen etliche ähnliche Institute mit verschiedenen Forschungsdisziplinen entstehen. In jungen Jahren arbeitet Pettenkofer, Sohn eines Bauern aus Neuburg an der Donau, der zunächst Philosophie und Naturwissenschaften studiert, dann kurze Zeit mit Justus von Liebig zusammen, der noch an anderer Stelle erwähnt wird. Mit 29 Jahren wird Pettenkofer Professor für Medizinische Chemie an der Universität München. Er erkennt sauberes Trinkwasser (vgl. Kap. 5) als entscheidenden vorbeugenden Faktor gegen Seuchen. Im Selbstversuch trinkt und überlebt – dank der von seinem Kollegen, dem Berliner Mediziner und Bakteriologen Professor Robert Koch (18431910) entwickelten Filtration verseuchten Wassers – der Münchener Professor eine Kultur von Cholerabakterien. Zur Erforschung der nützlichen und schädlichen Faktoren für die Gesundheit fordert Pettenkofer das Naturwissenschaftsstudium der Umwelt. Außer München führen um 1870 auch andere Städte die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen 19 Etwa um die gleiche Zeit beweist ein anderer Begründer der Mikrobiologie, der französische Chemiker, Biologe, Bakteriologe und Mediziner Louis Pasteur (1822-1895), dass Mikroorganismen bei Fäulnis und Gärung mitwirken. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich die Idee, Lebensmittel zu erhitzen, um die nicht hitzebeständigen Bakterien abzutöten und die Lebensmittel damit keimfrei zu machen (»pasteurisieren«). Auch Pasteur ist davon fest überzeugt, dass viele Krankheiten allein durch Bakterien hervorgerufen werden. Er entwickelt die Immunisierung mit abgeschwächten Krankheitskeimen und findet Schutzimpfungen gegen Hühnercholera, Milzbrand und vor allem gegen Tollwut. Auch schafft der Pariser Wissenschaftler die Grundlage für Asepsis und Antisepsis in der Chirurgie (vgl. Kap. 4). Lehrbücher der Hygiene Ebenfalls im 19. Jahrhundert – im Jahr 1869 – verfasst in Greifswald der Militärarzt Kirchner das erste deutsche Lehrbuch der Militärhygiene. Bereits ab 1879 werden an der bis heute berühmten Greifswalder Medizinischen Fakultät Stoffgebiete wie Nahrungs- und Genussmittel, Gesundheitspflege, Untersuchungen von Boden, Wasser und Luft, Infektionskrankheiten, Entzündungslehre, Schutzimpfungen und Krankenhaushygiene (vgl. Kap. 4) gelehrt. Diese Methodik ist eine Voraussetzung dafür, dass 1883 die Hygiene in Deutschland als medizinisches Prüfungsfach eingeführt wird. 1888 wird der Mediziner Friedrich Loeffler ordentlicher Professor für Hygiene (nicht zu verwechseln mit seinem gleichnamigen Sohn, der gleichfalls Arzt sein wird) und erster Leiter eines Hygiene-Instituts. Er sorgt mit dafür, dass in der Stadt das rückständige Abwassersystem zu einer Kanalisation ausgebaut wird. Die große Choleraepidemie (1892) in Hamburg hat Loeffler dazu veranlasst, immer wieder zu betonen, dass dafür ausschließlich verseuchtes Die Bedeutung der Hygiene zur Gesundheitsvorsorge ein. Damit sinkt die allgemeine Seuchengefahr erheblich. Die Bedeutung der Hygiene 20 Wasser der Auslöser ist. »Mehr als andere medizinische Fächer hat die Hygiene Beziehungen zu allen Einzelheiten des menschlichen Lebens,« folgert auch Dr. Reiner Müller – Professor der Hygiene und Bakteriologie in Köln – in seinem ebenfalls Lehrbuch der Hygiene genannten Werk, das von 1935 bis 1942 in mehreren Auflagen erschienen ist. Die darin gelehrte Rassenhygiene klingt heute wie teuflische Ironie. Erstmals wird in diesem Grundlagenwerk sozialmedizinisch und gesundheitspolitisch extrem überzogen. Hat es der Schweizer Mittwochs wird Bier gebraut.... »Der Herr Bürgermeister gibt bekannt, dass am Mittwoch Bier gebraut wird und deshalb ab Dienstag nicht mehr in den Bach geschissen werden darf!« (Offizieller Ordnungs-Aufruf einer süddeutschen Gemeinde aus dem 19. Jahrhundert.) Arzt Tissot 150 Jahre vorher noch »gut gemeint« mit seiner Sozialhygiene, so wendet sich die Medizinwissenschaft der Nationalsozialisten in Teilbereichen völlig ab von Unsauberkeit, Unrat und Schmutz als Ursache von Krankheiten. Wehr-, Gewerbe- und Rassenhygiene werden miteinander verwoben, bestimmte Menschengruppen abwertend auf die niedrigste Stufe zusammen mit Krankheitserregern gestellt. Der für viele Jahre praktizierte Wahnsinn der »Rassenhygiene« beruht auf einer bereits 1905 vom Mediziner Alfred Ploetz (1860-1940) geprägten menschenverachtenden Theorie. In der Hitlerdiktatur werden auszugrenzende Mitmenschen mit Prädikaten wie »Ausmerzung« und »Auslese« belegt. Mit der Rassenhygiene wird die »Reinhaltung« der weißen bzw. speziell germanisch-nordischen Rasse und die Abwehr von Erbkrankheiten (»Eugenik« = Erbhygiene) offiziell auf die Fahnen geschrieben. Verankert wird das durch Gesetze, die gleich nach der Machtergreifung Hitlers 21 Nach dem Ende von Krieg, Verfolgung und Rassenwahn ist es das umfangreichere Werk gleichen Titels (»Lehrbuch der Hygiene«) von Professor Ernst Rodenwaldt (1878-1965). Dieser, der auch ein bekannter Tropenhygieniker ist, legt die Grundlage dafür bereits in mehreren Auflagen 1936 bis 1940, ist also ebenfalls nationalsozialistisch, sprich rassenhygienisch keineswegs unbelastet. Es ist die von Rodenwaldt gemeinsam mit dem Berliner Hygienepro- fessor Heinz Zeiss geschaffene »Einführung in die Hygiene und Seuchenlehre«. 1950 stellt sich Rodenwaldt, nun zusammen mit Dr. med. Richard-Ernst Bader, dem gesamten Komplex neu. Dieses Nachkriegswerk weist allein gut 3000 Stichwörter zum Thema Hygiene aus. Rund 200 in Fachkreisen bekannte wissenschaftliche Bücher wurden vom 18. bis 20. Jahrhundert über Hygiene verfasst. Ganz frühe Werke sind dabei das Lehrbuch der Hygiene (1858) von Professor Eduard Reich, das gleich-namige Buch von Professor Josef Nowak und das Grund-lagenwerk (1890) von Professor Max Rubner. Insbesondere der heute selbst in Fachkreisen kaum noch bekannte Reich ist den neuzeitlichen hygienischen Gedanken um Jahrzehnte voraus gewesen. Er allein hat 63 Bücher um die Gesundheitspflege verfasst. Darüber hinaus exisitiert weitere, unzählige wissenschaftliche Literatur zu allen Aspekten der »Sauberhaltung« und Hygienemedizin. Ganz abgesehen davon, was heutzutage das Internet unter einschlägigen Stichworten zum Thema auszuspucken vermag (s. Anhang). Historisch und dokumentarisch ist der Hygiene sogar ein eigenes Museum gewidmet, das 1930 eröffnete »Nationale Hygiene-Museum« in Dresden, heute Deutsches HygieneMuseum. Voraus gegangen ist 1911 die erste Internationale Hygiene-Ausstellung, veranstaltet vom Dresdner Industri- Die Bedeutung der Hygiene (1933) erlassen werden und in schrecklichen Taten münden. Dennoch dient Müllers Buch den Ärzten, Biologen und Studierenden im so genannten Dritten Reich als wichtiger »gesamthygienischer« Leitfaden. Die Bedeutung der Hygiene 22 ellen und Odol-Fabrikanten Karl August Lingner (18611916). Bis 1937 plant und organisiert das neue Museum europaweit mehr als 1200 Ausstellungen und Informationen zum Thema Hygiene. Im Mittelpunkt des Museums stehen von Beginn an der Mensch und die Gesundheitsaufklärung. Hauptattraktion ist der 1928 gefertigte »Gläserne Mensch«. »Ich glaub, mich laust der Affe!« – zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist das eher ein Aufschrei des Entsetzens. Heiß diskutiert wird das weltweit mehr als umstrittene Klonen von Menschen, es geht auch um genetische Manipulationen aller Art. Und die Hygiene ist außerdem zum Begriff unseres elektronischen und wissenschaftlich überstrapazierten Zeitalters geworden. Zum Beispiel Elektrosmog. Er entsteht (oder auch nicht, oder nur wenig davon?) durch jene nicht mehr wegzudenkenden Apparaturen und Geräte weltumspannender Kommunikation, mit denen wir Zeitgenossen bis hinter die Ohren ausgerüstet sind. Höchst umstritten sind Thesen und Theorien um Schädlichkeit oder Harmlosigkeit elektrischmagnetischer Strahlungen, wie sie von Mobiltelefonen und Hochleistungscomputern ausgehen könnten. Gesundheitliche Risiken jedenfalls sind ungeklärt, wie der befürchtete Anstieg von Krebs – und möglicherweise langfristig genetischen Negativfolgen der drahtlos vernetzten und in wissenschaftlich-medizinischen Teilbereichen pervertierten Forschung. Der Hinweis auf die erwähnte inhumane NaziDiktatur erübrigt sich. Neben althergebrachten HygieneProblemen stellen sich somit völlig neue Aufgaben um die Notwendigkeit von Sauberkeit. 23 Die Bedeutung der Hygiene 24 Körperpflege – vom Baden und von Bakterien Zudem hüpft allerlei Winzgetier auf Haut, Haar und Kleidung herum. Flöhe und Läuse gilt es anno dazumal auf gewitzte Weise ständig zu bändigen. Die feinen Damen der Gesellschaft setzen Duftkegel aus Blumenölpasten in die Perücken. Die Herren tragen ebenfalls entsprechende Wohlgeruchsmixturen mit sich. Und beiderlei Geschlecht verbergen kleine Flohfallen unter ihren Hüllen. Beim einfachen Volk derselben Epochen sieht die vermeintliche hygienische Vorbeugung etwas anders aus: Kleinbürgerliche Frauen brauen sich – kaum vorstellbar, aber es half wahrscheinlich – Wässerchen und Pasten aus Storchenfett und Geiermist mit eingedickter Stutenmilch zusammen, um besser zu riechen. Die hochherrschaftliche Gesellschaft tüncht einfach kräftig über. Ohne die Ursache der Gerüche bei den Wurzeln zu packen, »wurde ein üppiger Kult mit wohlriechenden Essenzen getrieben«, beschreibt der Philologe Herbert Sinz in einem Büchlein über die Geheimnisse des Kölnisch Wasser die peinliche Situation. »Bei der allzu sparsamen Verwendung von Wasser und Seife war das dringend notwendig.« Baden und von Bakterien er, die oder das stinkt mir!« – heute im übertragenen Sinne verwendet – dürfte früher in sparsamsten Waschzeiten im wahrsten Sinne des Wortes angebracht gewesen sein. Wen wundert es, dass im späteren Mittelalter, in den Zeiten der Renaissance und des Barock, der Zeitgenosse raffinierte Methoden findet, um die Mitmenschen von den höchst unappetitlichen Miasmen, also körperlichen Ausdünstungen, abzulenken. Überaus schlechte, üble Gerüche, die sich unter den schweren Brokaten, unter edler Seide und Samt sammelten, lassen sich seinerzeit nur durch stark duftende Mittelchen verdrängen. vom D Körperpflege – Kapitel 2 25 Körperpflege – vom Baden und von Bakterien 26 Baden – Lust und Luxus Ein sehr wesentlicher Bestandteil der Körperpflege und der Hygiene ist das Baden und Duschen. (Anm.: Das Thema Wasser unter hygienischen Gesichtspunkten ist Kapitel 5 vorbehalten). Historisch gesehen wird vor allem im späteren Mittelalter wenig gebadet. Außenseiter tummeln sich allenfalls in der freien Natur. Unter dem moralischen Einfluss der Kirche ist das Bad in den Städten, da mit Nackt-sein verbunden, eher verpönt und purer Luxus. Doch in viel früheren Kulturstufen ist das Herumplanschen sehr wohl angesagt und mit Lustempfinden gekoppelt. Im Altertum – bei Griechen, Römern und Orientalen – stehen Badesitten hoch im Kurs. Sie gelten auch als religiöses Ritual. »In der Geschichte des Badens schlagen die Wellen hoch: Extreme wechseln sich ab, Phasen orgiastischer Badewonnen wurden von Strömungen moralisch motivierter Prüderie unterbrochen; der Huldigung der »trockenen Hygiene« folgte ein exzessives Körperbewusstsein.« (aus: »Bademoden damals und heute«, »Mein Eigenheim« 3/2001). Im Wasser zu schwelgen hat schon immer den Zweck, sich zu säubern und damit auch »geistig« bzw. seelisch zu reinigen. Gesundheitliches Wohlergehen und Heilungseffekte durch Wasser werden sehr früh erkannt. Doch als sinnenfrohe Körperkultur – heute in allen Variationen und an unterschiedlichsten Orten groß geschrieben, verbunden mit hohem Reinlichkeitsbedürfnis – wird das Baden erst ab Ende des 19. Jahrhunderts wieder populär. Die Nacktbadekultur jedoch gerät dabei zunächst in Misskredit. Frei- zügiges Baden, gepredigt und gepriesen von »Lebensreformern« und Kritikern der verkrampften Gesellschaft der Kaiserzeit, wird nun »zum Gegenstand öffentlicher Diskussion«, heißt es in einem Buch zur Geschichte des Bade- lebens an Nord- und Ostsee. Bis das individuelle Hausbad in die Wohnungen einzieht, dauert es lange Zeit. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert hatte beispielsweise der Berliner – statistisch durchschnittlich – nur alle drei Jahre (!) Gelegenheit, ein 27 »Kulturgut« Seife und Sauberkeit Baden und von Bakterien Gutbetuchten der Gesellschaft. Bis Anfang der Dreißiger Jahre verfügen allenfalls rund 20 Prozent der deutschen Großstadtwohnungen – an der Spitze Berlin mit 26 Prozent (1925) – über eigene Badezimmer, von eingebauten Duschen, wie wir sie heute kennen, ganz zu schweigen. Öffentliche Bäder (das »Volksbad«) überbrücken den allgemeinen sanitären Mangel noch bis in die Sechziger Jahre des gerade abgelaufenen Jahrhunderts. Heute duschen oder baden rund 80 Prozent der Deutschen täglich oder zumindest mehrmals wöchentlich. »Früher wäre keiner auf die Idee gekommen, sich so häufig zu waschen«, kommentiert der Sozialwissenschaftler Herbert Glausauer von der Universität Kassel die Pflegegewohnheiten (zitiert aus Verbraucherdienst gms, Hamburg 10/2002). vom Doch richtige Badezimmer gibt es zunächst nur bei den Körperpflege – warmes Bad zu nehmen. Das haben Sozialhistoriker herausgefunden. Angesagt ist damals – vielerorts sogar bis noch in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hinein – die Zinkwanne, die samstags in die Küche gehievt wird und in der sich die ganze Familie nacheinander wäscht. Bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts aber sind in vielen mitteleuropäischen Ländern die Neubauten an Wasserversorgungsnetze und Kanalisation angeschlossen worden. Körperpflege – vom Baden und von Bakterien 28 »Sauberkeit ist Kulturgut!« stellt die Zeitschrift »Eltern« im Jahr 2001 fast schon verwundert fest. Wer hätte das gedacht? Kinder und Jugendliche werden hier nach den Eigenschaften kultivierter Menschen gefragt. 55 Prozent meinen, dazu gehöre Sauberkeit, wie beispielsweise das Händewaschen nach dem Toilettenbesuch. Das Ergebnis im Umkehrschluss bewertet belegt jedoch Erschreckendes: Denn nur gerade mal knapp über die Hälfte der jungen Menschen im 21. Jahrhundert hält Reinlichkeit für ziemlich wichtig! Dabei ist es bereits (vgl. Kap. 1) der deutsche Chemiker Justus Freiherr von Liebig (1803-1873), der zur Mitte des 19. Jahrhunderts in seinen Worten die unmittelbare Abhängigkeit von Sauberkeit und Wohlergehen beschwört: »Die Seife ist der Maßstab für Wohlstand und Kultur der Staaten«. Liebig ist einer der ganz großen Wissenschaftler auf dem Gebiet der organischen Chemie und ihrer Entdeckungen. Diese bildet die Grundlage für fast alle wirksamen modernen Reinigungsprozesse. Übrigens: Justus fliegt 1818 vom Gymnasium, weil er beim Versuch, Knallpulver herzustellen, fast die ganze Schule in die Luft jagt. Ohne Abitur studiert er als 17-Jähriger an der Universität Bonn, hat mit 20 Jahren den Doktortitel und wird mit 21 Professor. »A-p-ro-pos« zum Thema junge Menschen, Schulen und... Schulklo. Außer dem »Geisteswettbewerb« PISA scheint die Toilettenfrage und damit die Hygiene einer der Dauerbrenner in deutschen Schulen zu sein. Furchtbare Zustände müssen demnach auf den in Schulen so gar nicht stillen Örtchen herrschen. »Schulklos, für viele ein Ort des Ekels« betitelt Ende 2001 eine norddeutsche Gymnasialklasse ihren Zeitungsbericht, der sich mit den Verhältnissen beschäftigt. Dort scheint »das Geschäft« wahrlich keine Freude zu sein. Bewährt habe sich neuerdings eine »Klopo«, die von Schülern, Eltern und Lehrern organisierte »Klopolizei«. Zweihundertausend oder mehr Jahre nach dem ersten Sich-Lausen gibt es also immer noch genug zu tun, um auf der Höhe der hygienischen Zeit zu bleiben! Erinnert sei an 29 Kann Körperhygiene und Sauberkeit übertrieben werden? Eingeschworene »Schmutzfinke« werden von der wissen- Baden und von Bakterien Übertriebene Hygiene? vom Heute dagegen weniger als früher verbreitet ist die sehr intim agierende Filzlaus (Phtirus pubis). Diese, kleiner als die Kopflaus, darf im doppeldeutigen Sinne da schon eher vom Scham-Empfinden sprechen, denn sie bevorzugt unsaubere Verhältnisse. Dass sich im Intimbereich die Hygienepflege im Besonderen empfiehlt, muss eigentlich nicht ausdrücklich hervorgehoben werden. Nochmal ein Griff in die Geschichtskiste: Im 18. Jahrhundert erhöhen die Fortschritte der Körperhygiene in den oberen Kreisen der Gesellschaft das Misstrauen gegenüber starken Gerüchen, die alles andere verdecken, sprich – ein übermäßig duftendes Parfüm lässt erst recht auf zweifelhafte Reinlichkeit schließen. In den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts umschreibt schamvoll die Folgen von Missachtung intimer Reinlichkeit der Düsseldorfer Arzt Dr. Reinhard von Felix fast mit prosaischen Worten. »Aus sittlicher Schwäche werden die besten hygienischen Bestrebungen von denen durchkreuzt, die im Widerstreite ihrer Triebe und der Forderungen der Vernunft diese stets zum Schweigen bringen.« Körperpflege – unser Sprichwort. Doch lassen wir den Affen weg, beschränken uns auf Mensch und Laus: Insbesondere in Schulen und Kindergärten sind sie auch im hochtechnisierten Zeitalter up to date und aktiv, die Läuse. Tagtäglich »stecken« sich in Deutschland Hunderte bis Tausende vor allem Kinder mit Kopfläusen (Pediculus humanus capitis) an. Jeder kann das Ungeziefer »bekommen«, ähnlich wie eine Erkältung. Die Kopflaus ist keine Schande, denn die lästig juckenden Biester tummeln sich auf dem Haupte unabhängig von jeder persönlichen Sauberkeit. Näheres dazu wie der Mensch sich der drei Millimeter langen Blutsäuger entledigen kann, ist im Anhang zu erfahren. Flöhe übrigens kommen meist nur im engeren Zusammenleben mit Haustieren, wie Hund und Katze, vor. In früheren Jahrhunderten galten sie aber noch als Überträger der Pest. Körperpflege – vom Baden und von Bakterien 30 schaftlich bewiesenen These unterstützt, die da lautet, exzessiv betriebene Hygiene im Haushalt und Alltag sei nicht nur überflüssig, sondern sogar gesundheitsschädlich. Das dieses stimmt, wissen die Forscher am Umweltinstitut der Universität Freiburg. Tatsächlich wird durch zu viel Hygiene das Immunsystem geschwächt. Dies ist dann der Fall, wenn zu viel oder falsch angewandte chemische, antibakterielle und desinfizierende Putz- oder Körperpflegemittel verwendet werden. Gerade die teuren, als besonders antibakteriell wirkend gepriesenen Produkte seien »pure Augenwischerei«, sagt der Freiburger« Hygieniker Dr. Franz Daschner, der Anfang des Jahres 2002 im Auftrag des Stuttgarter Südwestrundfunks etliche Haushaltsreiniger untersucht hat. Althergebrachte Putzmittelchen reichen nach seiner Ansicht im normalen Haushaltsablauf völlig aus, oft tut es sogar nur heißes Wasser und ein normaler Hygienereiniger (vgl. Kap. 3). Doch Vorsicht, denn beim »nicht übertreiben« irren unsere Wasser- und Shampoo scheuen Zeitgenossen. Die Rede ist von »nicht zu viel« Sauberkeit, was heißt, Reinlichkeit nicht gänzlich zu vernachlässigen, also unsauber zu sein! Blicken wir auch hier kurz zurück: Bis in die Fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts hinein ist das ständige Wäschewaschen, wie es heutzutage praktischerweise mit Vollautomaten superflott vonstatten geht, gar nicht so populär gewesen. In den einfachen Familien wird damals die Leibwäsche in der Regel nur einmal wöchentlich gewechselt, und in abgelegenen, bäuerlichen Gegenden wird die Bettwäsche nur zweibis dreimal jährlich (!) ausgetauscht. Verständlich vielleicht, wenn wir wissen, welche »Heidenarbeit« doch Ur-Oma beim Waschen in Riesenwannen zu bewältigen hatte. Durch übersteigerte Hygiene bzw. durch zu oft Duschen, Baden und Waschen – also mehrmals am Tag – wird erwiesenermaßen die natürliche Schutzfunktion der Haut vermindert. Daschner: »Durch zu viel Hygiene und zu wenig Stimulierung des Immunsystems wächst die Gefahr von Haut- 31 Baden und von Bakterien Um erheblich krankmachende Bakterien handelt es sich z. B. beim Erreger der Tuberkulose (Mycobacterium tubercolosis). Die schwere Infektion, auch »Weiße Pest« oder kurz TBC genannt, befällt bei einem Ausbruch in 80 Prozent der Erkrankungsfälle die Lunge. Der Erreger kann jedoch jedes Organ treffen. TBC ist zwar in Deutschland (immerhin rund 10 000 Erkrankungen jährlich) nicht mehr unmittelbar bedrohlich, nimmt aber nach Darstellung des RKI weltweit wieder zu, vor allem in Osteuropa. Rund acht Millionen Neuinfektionen sind es pro Jahr in der Welt, davon allein 250 000 in den ehemaligen Sowjetstaaten. Besonders bedenklich ist, so RKI-Präsident Professor Reinhard Kurth, dass die Tuberkuloseerreger zunehmend resistent gegen die vom Der Mensch pflegt mit den Bakterien eine Symbiose (vgl. Kap. 4 u. 5). Er lebt mit ihnen in existenziell wichtiger Gemeinschaft. Denn beileibe sind nicht alle Bakterien schädlich, sprich krank machend (»Bakteriosen«). Hier spricht die mikrobiologische Wissenschaft auch von den pathogenen Bakterien; entsprechend sind die nicht krankheitserregenden Bakterien und Keime apathogen. Es sind also andererseits diese gutmütigen Bakterien, genannt auch physiologische Bakterien, die für den Körper notwendig und hilfreich sind. Beispiel sind bestimmte Bakterien der Darmflora, die das gesamte Immunsystem in günstiger Weise beeinflussen. Und fehlen dem Menschen durch übertriebene Vorsorge die abgetöteten, nur vermeintlich schädlichen Keime, so produziert er zu wenig Abwehrstoffe. Was positive bzw. nützliche Bakterien betrifft, so gehörten laut Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen solche Versprechungen ins Märchenreich, nach denen diese Keime zur Blitz-Diät dienen und Null-Komma-nichts angefutterte Körperpfunde nur so purzeln lassen sollen. Körperpflege – krankheiten und Asthma«. Denn auch bei der Körperhygiene und dem funktionierenden Abwehrsystem spielen nämlich die Bakterien die maßgebende Rolle. Es gibt von ihnen rund 6000 Arten, runde, stabförmige, wellenartige. Keine andere, mit bloßem Auge unsichtbare Lebensform ist so vielfältig. Körperpflege – vom Baden und von Bakterien 32 eingesetzten Antibiotika sind. Professor Robert Koch (vgl. Kap. 1) hatte 1882 auch das Tuberkulose-Bakterium entlarvt. Die Krankheit war damals die häufigste Todesursache in Europa. Rund ein Drittel aller Menschen tragen TBC-Bakterien in sich ohne zu erkranken. Vom hygienischen Standpunkt betrachtet ist die »offene Tuberkulose« gefährlich, also wenn die Keime aus dem Körper eines Kranken nach draußen gelangen, in erster Linie über die Atemwege. Bestimmte Viren des Typs Norwalk sind es beispielsweise auch, die sich vor allem im Winter des Darmes und Magens bemächtigen. Der Virus, ein Brech-Durchfall-Erreger, zirkuliert mit Vorliebe in geschlossenen, also schlecht oder überhaupt nicht gelüfteten Räumen. Die Ansteckungsgefahr dieses Virus, der zu den häufigsten in Mitteleuropa zählt, wird von Gesundheitsexperten als besonders hoch eingeschätzt. Das RKI empfiehlt Betroffenen dringend, nach dem Ende der Erkrankung weiterhin auf strikte Hygiene zu achten: Nach dem Toilettengang gründlich die Hände waschen und ein eigenes Handtuch verwenden! Alle acht Wochen neue Zahnbürste Bakterien siedeln sich zuhauf im Mund an. Sie spielen für den Zustand der Zähne und der Schleimhäute eine Rolle. Daher ein Wort zur Zahnpflege, und auch hier der Blick 100 Jahre zurück. Die Mundhygiene um 1900 sah so aus: Zeigefinger angeleckt, ins Salzfass gedippt, ein paar Mal mit dem Finger über die Schneidezähne gerieben, ausgespuckt, fertig. Zugegeben, oft ist es heute nicht anders, die zerfledderte Zahnbürste kurz unters Wasser, Paste drauf, dreimal über die Vorderzähne, fertig. Doch Zahnärzte raten dringend, mindestens zwei- bis dreimal täglich – morgens, mittags und abends – das Kauwerkzeug jeweils drei Minuten lang putzen. Ob mit der 33 Baden und von Bakterien Gegen allzuviel Bakterien im Mund, die mit ihren auslösenden Zersetzungsprozessen oft unangenehmen Mundgeruch hervorrufen, helfen außer der Bürste regelmäßiges Ausspülen und Gurgeln, am einfachsten und billigsten mit leicht gesalzenem Warmwasser. Alternativ bieten sich diverse käufliche Mittelchen an. Anzuraten ist, von diesen aber nicht zu oft Gebrauch bzw. nur mit wenigen Tropfen machen, da diese in der Regel sehr intensiv sind, die Mundschleimhaut dann eher attackieren bzw. wie gesagt notwendige Abwehrstoffe mit abtöten, denn – wie bereits beschrieben – ein bestimmtes Maß an Bakterien ist sogar gesundheitsfördernd. vom Alle zwei Monate ist eine neue Bürste fällig, weich oder mittel, wobei Kunststoffborsten länger als natürliche halten und weniger Unterschlupf für Bakterien bieten. Die Enden der Borsten sollten abgerundet sein, was auf der Packung steht oder auch erkennbar ist. Für die gründliche Zahnreinigung ist zudem Zahnseide für die Zahnzwischenräume anzuwenden. Körperpflege – konventionellen oder mit der elektrischen Bürste, spielt keine Rolle. Stets gilt, vom Zahnfleisch her die Bürste weg bewegen, damit die Borsten keine Speisereste und Bakterien zwischen Zahn und Zahnfleisch schieben können. Nicht zu fest schrubben, da sonst der Zahnfleischsaum verletzt werden. Ideal sind sanft kreisende Bewegungen, so wie es die Automatikbürsten beherrschen. 34 Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen I m Prinzip sind nur wenige Regeln zu beachten, um im Heim und Haushalt eine gesunde, ausgeglichene Hygiene zu erreichen und diese auch beizubehalten. Wissen muss man: Bakterien und Schimmelpilze lieben Feuchtigkeit und Wärme. Ein Mekka für Mikroben sind vor allem Küchenlappen, Schwämme, Handtücher, die Feuchtzonen der Spüle und rauhen Oberflächen von Kalkablagerungen. Hier vermehren sie sich besonders gerne. Angemessene Haushaltshygiene heißt, diese Nistplätze regelmäßig zu beseitigen. Mit anderen Worten: die Zahl der fürs Auge unsichtbaren lebenden Mikroorganismen auf ein Mindestniveau herabzusetzen, das nicht mehr gesundheitsschädlich ist. Toilettenbecken, Siphons von Spül- und Waschbecken, Waschschüsseln, Abtropfbretter, Müll- und Windeleimer sind Beispiele für Reservoires von Kleinstlebewesen, die sich schlimmstenfalls infektiös verhalten können. Die Wahrscheinlichkeit für eine Verseuchung (Kontamination) ist zwar hoch, ein direktes Übertragungsrisiko im Haushalt unter normalen Bedingungen jedoch gering. »Normal« heißt, dass Reservoirbereiche jedenfalls regelmäßig gereinigt werden sollten. Dabei ist die Verwendung eines Hygienereinigers besonders in Risikosituationen zu empfehlen, beispielsweise in Haushalten mit Säuglingen, Kleinkindern, Schwangeren, alten Menschen und Personen, deren Abwehrsystem wegen einer Erkrankung oder Medikamenteneinnahme geschwächt sein könnte. Weiterverbreiter sind feuchte Abwasch- und Wischlappen, Spülschwämme, Abwaschbürsten sowie die diversen Badezimmer-Utensilien, wie Handtücher. Über typische Kontaktflächen kann gleichfalls die Weiterverbreitung erfolgen, das sind vor allem Griffe an Becken, Wannen, Spülen, Toiletten und alle denkbaren Ablageplätze in der Küche. Bei diesen Gegenständen besteht eine besonders hohe Gefahr Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen Kapitel 3 35 Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen 36 der Kontamination und eines Übertragungsrisikos. Lappen und Tücher sollten hygienisch rein und nicht nur optisch sauber sein. »Nicht das Bad ist der hygienische Problembereich, der die größte Sorgfalt erfordert, sondern die Küche,« stellt die Organisation »Die etwas andere Medizin« (DeaM) fest. Eine Maschinenwäsche bei 60 Grad und rasche anschließende Trocknung ist angebracht. Auch alle Griffe und andere Kontaktflächen müssen – z.B. vor allem nach der Essenszubereitung und Verwendung von rohem Fleisch und dabei in erster Linie Geflügel – mit heißem Wasser und einem Hygienereiniger »dekontaminiert« werden. Für Geschirr gilt selbstverständlich, es möglichst bald nach dem Gebrauch heiß mit Zusatzmittel von Hand oder in der Maschine zu spülen. Das alles erschwert den Mikroben die Vermehrung. Achtung: Umweltbelastung reduzieren! Bei der Dosierung von Reinigungs- und Waschmitteln sowie Hygienereinigern sollten die Anleitungen des Herstellers berücksichtigt werden. Mengenmäßig dominiert bei den Haushaltschemikalien in Deutschland der Verbrauch von Waschmitteln, gefolgt von Spülmitteln und Allzweckreinigern. Der Gesetzgeber verlangt von der chemischen Industrie eine Mindestabbaubarkeit von 80 % Prozent der zwar bei Reinigungsprozessen hilfreichen, jedoch die Abwässer und damit die Gewässer belastenden Tenside (lat. tendere = spannen). Diese sind in fast jedem Reinigungsmittel und in Pflegeemulsionen enthalten. Die Stoffe mit ihren ölfreundlichen Anteilen setzen die Oberflächenspannung des (reinigenden) Wassers herab. Das optimiert die jeweilige Reinigungsflüssigkeit. So werden inzwischen Reinigungsmittel für jegliche Haushaltsanwendung angeboten, die auch Umweltgesichtspunkte in jeder Hinsicht berücksichtigen. Diese enthalten keine petrochemischen Rohstoffe oder Zutaten aus der Chlor- 37 Oft ist es mit dem vermeintlich richtigen Waschmittel und Reinigungsverhalten allein nicht getan. In vielen Haushalten wird falsch gehandelt. Das stellt 2001 eine Studie der http:// Universität Bielefeld (Fakultät Chemie – Internet: de2.uni-bielefeld.de/dc2/wsu-haush/kap_01.htm) anhand von nur zwei Beispielen heraus, die althergebrachte Fehler in der Haushaltshygiene aufdeckt: 1. Gespültes Geschirr sollte nicht mit Geschirrtüchern, sondern an der Luft (im Abstellkorb) getrocknet werden. Der Grund: Die Keimbelastung durch die stets öfter hintereinander verwendeten Trockentücher ist um das Vielfache höher und es wird am Wascheinsatz für diese gespart. Der auf dem Geschirr verbleibende Spülmittelfilm ist mit einer durch die anschließende Benutzung aufgenommenen Tensid-Menge von nur 0,1 g pro Person und Jahr (!) völlig unbedenklich und erheblich geringer als die durch Zähneputzen in den Körper gelangenden Tenside. 2. Das sterilisierend wirkende Kochen von Wäsche ist im Normalhaushalt völlig unnötig. Die nach dem Waschvorgang festzustellende restliche Keimbelastung ist dabei genau so und nicht geringer als bei 60-Grad-Wäsche. Die 60-GradTemperatur schont die Materialien und spart dazu vor allem Energie. Nur in Krankenhäusern muss eine Sterilisation von Wäsche erfolgen. Von fliegenden Keimen, kleinen und grossen Haustieren Auch die Luft im Haus enthält im wahrsten Sinne des Wortes »natürliche« Mikroorganismen. Im Allgemeinen stellen diese Luftkeime für Gesunde kein Infektionsrisiko dar. Bei Asthmatikern oder Menschen mit anderen Atemwegserkrankungen jedoch können beispielsweise Schimmelpilze die Symptome oder den Krankheitsverlauf verschlimmern. Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen chemie, keine überflüssigen Farb- und Konservierungsstoffe oder gentechnisch manipulierten Inhaltsstoffe. Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen 38 Einer Kontamination durch Bakterien, Viren und Pilze durch die Luft kann durch regelmäßiges Lüften und Staubsaugen entgegengewirkt werden. Flächen, die zur Schimmelbildung neigen, müssen regelmäßig gereinigt werden. Luftbefeuchter sollten regelmäßig geleert, desinfiziert und mit Frischwasser gefüllt werden. Sehr problematisch sind Milben bzw. deren Ausscheidungen. Diese unerbetenen »Haustierchen« können ebenfalls an Erkrankungen der Atemwege beteiligt sein oder Allergien auslösen. Die bevorzugten Nistplätze der klitzekleinen Biester sind Matratzen, Bettzeug, Kopfkissen, Polstermöbel und textile Teppiche bzw. Fußbodenbeläge. Milben fressen am liebsten Hautschuppen und Schimmelpilze. Und sie lieben die wohnungsfreundlichen Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad. Das beste Mittel, um Milben in den Griff zu kriegen: Regelmäßiges Entstauben, Wohnräume nicht überheizen und öfter lüften! Ein anderes »Haustier« ist dafür verantwortlich, wenn die Füße jucken: Klitzekleine Lebewesen haben sich dann 39 Fußpilz »springt« schnell über auf den nächsten Patienten. Im Nu sind, wird der Befall nicht rechtzeitig erkannt, auch Angehörige infiziert, sei es über den Teppichboden, den Badezimmer-Vorleger oder die Antirutsch-Matte in der Dusche. Mit Vorliebe wandert der Fußpilz in südlichen Urlaubsländern in den Hotelzimmern umher, – Wärme und Feuchtigkeit fördern nämlich das »Fortschreiten«. Generell expandiert der Fußpilz in feuchtwarmen Situationen überall im In- und Ausland, vorwiegend in Schwimm- bädern und Duschanlagen von Sportstätten. Hier ist besonders im Winter Vorsicht angesagt, wenn die Räume nicht belüftet werden und schlecht austrocknen. Als pilzfördernd sind die beliebten »Turnschuhe« anzusehen, die schlecht »atmen« und in die nicht nur Jugendliche nach Sport oder Fitness- Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen zum Fußpliz (Tinea pedis) formiert. 20 bis 30 Prozent der Deutschen leiden unter dem äußerst lästigen Fußpilz, mehr oder weniger stark und zeitlich unterschiedlich. Diese Hauterkrankung hat meistens keine schwerwiegenden Folgen, aber er heilt vielfach nicht von selbst ab. Der Besuch beim Arzt schafft Abhilfe, denn der Pedis-Pilz lässt sich gut behandeln. Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen 40 Programm rasch hineinschlüpfen ohne die Füße richtig abgetrocknet zu haben. Auch zu enge und reibende Schuhe oder Strümpfe fördern den Pilznachwuchs. In Schuhen können die Sporen des Tinea pedis jahrelang überleben, so dass der Pilz bei den beschriebenen idealen Voraussetzungen immer wieder aktiviert wird. Auch unsere normalen Haustiere bedeuten vom hygienischen Standpunkt betrachtet ein Gefahrenrisiko. Katzen und Hunde, auch Reptilien, Amphibien und vielfach Vögel, können rasch Träger z.B. von Salmonellen – das sind Bakterien, die nach kurzer Zeit eine Magen-Darm-Infektion verursachen – sein, obwohl die Tiere selbst einen gesunden Eindruck machen und sich pudelwohl fühlen. Auch tragen Hund und Katze über ihre Pfoten Krankheitserreger in die Wohnung hinein. Bei Tierhaltung ist verständlicherweise eine Palette von Verhaltensregeln einzuhalten. Auf keinen Fall sollten die tierischen Weggefährten und deren Utensilien, wie Futternäpfe, mit den Haushaltsflächen zur Lebensmittelzubereitung in Kontakt kommen. Springt die Katze auf die Küchenplatte, so sollte diese anschließend gründlich gereinigt werden. Literatur um Haushaltshygiene »Wischen Sie immer von oben nach unten, den Boden am Schluss« – einer von vielen Hausputztipps. Fürwahr muss das Rad ums richtige Putzen in unserem Buch, das sich eher der »Breitenwirkung« von Hygiene widmet, nicht neu erfunden werden. Ein anwendungsfreundliches und informatives Taschenbüchlein (Motto »Putzmunter durch den Putzalltag«) gibt es bereits (Literaturanhang). Dennoch werden unseren Lesern/innen einige nützliche Ratschläge beigefügt, vor allem zur Beseitigung von Schmutz, Flecken und kleinsttierischen Schädlingen (s. Kap. 6). Auch auf (populär)wissenschaftlicher Ebene gibt es über Waschmittel und Haushaltsreiniger eine Flut von Veröffentlichungen. So geben diese drei Bücher einen ausreichenden 41 Putzen macht krank.... Putzen kann sehr wohl krank machen. Andererseits, wie soeben gelesen, gar nicht zu putzen, macht im hygienischen Sinne ebenfalls krank. Manch eine/r übertreibt das Saubermachen jedoch, Putzsucht oder Putzwut genannt. »Sie hat ständig einen Wischlappen in der Hand, allzeit bereit zum Kampf gegen den Schmutz. Wenn jemand seinen Partner nur in gebückter Putzhaltung kennt, kann das schon ganz schön nerven«, klagt da ein Ehemann in einer Fernseh-Talkshow (Zitatquelle: Sat 1). In der Tat, stellt Hauswirtschafts- und Arbeitswissenschaftlerin Huth von der Fachhochschule Hamburg fest: »Saubermachen ist Schwerstarbeit«. Diese nicht richtig ausgeübt, in falscher Körperhaltung und ohne Beachtung möglicher Gefahrenquellen, hat schlimme, gesundheitlich abträgliche Folgen für die Putzenden. Die Ökotrophologin (Ökotrophologie ist die Hauswirtschafts- und Ernährungslehre) hat geforscht und herausgefunden, dass Reinigungskräfte vor allem durch Erkrankungen des menschlichen Bewegungs- und Stützapparates überdurchschnittlich oft zum vorgezogenen Berufsausstieg gezwungen sind. Der Grund: Sie haben untrainiert ihren Job ausgeübt. Putz- Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen und umfassenden Einblick in die wichtigsten physikalischen, chemischen und toxikologischen Grundlagen: das Taschenbuch »Öko-Test Ratgeber Waschen und Putzen« und das Nachschlagewerk »Chemie im Haushalt« (beide RowohltVerlag) sowie das Taschenbuch »Chemische Produkte im Alltag« (Thieme). Mehrere Broschüren und Forschungsberichte hat auch die Hamburger Professorin Elke Huth zum richtigen Umgang der Sauberfrauen und -männer sowie deren Mittelchen im Haushalt (u.a. Reihe »Rationelle Hauswirtschaft« – »Qualifizierung muss sein« und »Bewusst bewegen«) verfasst. Darüber hinaus hält die Organisation »Arbeit, Balance, Gesundheit« über Internet (www.bewegungs-abc.de) viele praktische Informationen bereit, denn: Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen 42 kräfte, Hausfrauen und -männer sollten (besser) geschult werden, sagt Frau Huth. Nur ein Beispiel, das Nasswischen: Nicht über die volle Breite einer Fläche feudeln, da hoher Kraftaufwand. Weniger anstrengend ist das Wischen in schmalen Bahnen. Und auch nicht ganz unwichtig: Haushalts-Handschuhe eignen sich vorbeugend zum Schutz der Haut vor allem bei feuchter Reinigungs- und Küchenarbeit. Doch nicht jede/r Hausfrau bzw. Hausmann oder Reinigungskraft verträgt 43 Daher raten Experten, gepuderte Schutzhandschuhe nicht zu benutzen. Alternativ sollten eher Hautschutzcremes genommen werden, empfiehlt die Hautärztin und Fachmedizinerin für Allergologie und Umwelt, Astrid Rauterberg (Dillenburg/Lahn). Und wenn Handschuhe, dann sollten diese aus hygienischen Gründen so oft wie möglich gewechselt, und auf keinen Fall sollten dieselben von anderen Trägern genutzt werden. Bei mehrfacher Anwendung die Gummi- bzw. Kunststoffhandschuhe von außen und innen reinigen und zum Trocknen aufhängen. Bekannt dürfte sein, dass Allzweckreiniger und andere Tenside haltige Mittel nicht in Kinderhände gehören. Wo-ran der normal im Haushalt hantierende Mensch aber weniger denkt: Nicht unerhebliche Vergiftungsgefahr geht von Putz- und Waschmitteln gerade auch für Ältere, Sehschwache, Verwirrte und geistig Behinderte aus. So weiß das Bundesinstitut für Risikobewertung (Berlin) von etlichen tödlichen Unfällen, wenn Menschen besagter Risikogruppen unbewusst zur »falschen Flasche« greifen bzw. die Reiniger mit Trinkflaschen verwechseln. Das Institut rät dringend allen Einrichtungen und privaten Haushalten, in denen sich potentiell Gefährdete aufhalten, alle Reinigungs- und Waschmittel – auch Shampoos und Duschpflegen sind damit gemeint – an sicheren Orten aufzubewahren. Sie sollten nur unter Aufsicht oder mit ausdrücklichen Hinweisen herausgegeben bzw. möglichst auch die korrekte Anwendung überwacht werden. Hygiene im Haushalt – vom Putzen und von Pilzen diese. Das recht probate Hilfsmittel – aus Latex, Vinyl, Polyäthylen oder Nitril hergestellt – kann auch allergische Reaktionen auf der Haut und in den Atemwegen auslösen, vor allem dann, wenn sie in der Innenfläche bepudert sind. Auch können bei kleinsten Verletzungen die Hände durch die Puderschicht zusätzlich gereizt werden. 44 Spucke niemals achtlos auf den Boden... ... sondern benütze ein Taschentuch, Spuckfläschchen oder Spuckgefäß, wo solches vorhanden ist. Sprich Deinem Gegenüber nicht direkt ins Gesicht und stelle Dich bei jeder Unterhaltung so, dass beim Sprechen verspritzte Speicheltröpfchen weder Dich noch Dein Gegenüber treffen können. Halte beim Husten, Niesen, Räuspern den Handrücken der linken Hand, weil man die rechte zum Handgeben benützt, oder das Taschentuch vor den Mund und achte darauf, dass auch Deine Freunde, Bekannten, Arbeitsgenossen desgleichen tun. Nichts verhindert die Übertragung von Krankheitsstoffen so wirksam wie fleißiges Waschen, Baden, Mundspülen und Zähneputzen. (Hygienetipps aus: »Heilkunde für Alle«, einem populärwissenschaftlichen Medizinwerk der Zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, verfasst vom Düsseldorfer Arzt Dr. Reinhard von Felix.) Hygiene in der Medizin A uch in diesem Kapitel lohnt sich die geschichtliche Rückblende. Machen doch solche Vergleiche den Unterschied zu heute deutlich: Vor 250 Jahren schildern Louis S. Mercier und andere Chronisten die Pariser Hospitäler als – hier gerafft zitiert – »stinkende Infektionsmaschinen, die auch den barmherzigsten und mutigsten Besucher ohnmächtig umfallen lassen. Im Hospital »Dieu« zum Beispiel stehen den auf drei Säle verteilten 580 Kranken nur fünf Abtritte zu Verfügung. Der grauenvolle Gestank findet seinen Höhepunkt wenn die Wundverbände ausgewechselt werden. Bestürzt vom Geruch und der fauligen Masse sehen die Hygieniker zwar die Dringlichkeit ihrer Aufgabe, vermögen sie jedoch nicht systematisch einzuteilen. Erst das 19. Jahrhundert sollte dem neuen Verständnis (Anm.: von Hygiene) eine Ordnung geben....« So ist es der Berliner Hygieniker und Bakteriologe Professor Karl Flüge (1847-1923), der um 1880 die Hygiene als »medizinische Wissenschaft« definiert. Aus den gewonnenen Erkenntnissen ergibt sich fortan (s. auch Kap. 1) die ständige Aufgabenstellung von »Hygiene als angewandte Wissenschaft«, was insbesondere auch den medizinischen Bereich betrifft. Das sind Krankenhäuser, Kliniken, Arztpraxen sowie der Umgang mit Patienten, alles in allem ein im hygienischen Sinne hochsensibles Umfeld. Gerade hierbei gilt es strikt, spezielle Verordnungen und Verhaltensweisen einzuhalten und zu überwachen. Abgesehen vom Gesetzgeber hat sich unter anderem die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaflichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) Deutschlands, Österreichs und der Schweiz mit dem Arbeitskreis »Krankenhaushygiene« dieser Aufgabe gewidmet. Das Fachgremium beschäftigt sich mit den verschiedensten Fragestellungen dieser komplexen Materie. Bis zu 50 Experten – Mediziner und auch Gesundheitspolitiker – gehören der Runde an, die ständig Empfehlungen zu Fachfragen herausgibt. Beispiele sind Bei- Hygiene in der Medizin Kapitel 4 45 Hygiene in der Medizin 46 träge zur »Aufbereitung von Instrumenten und Materialien im Krankenhaus und der Arztpraxis« oder »Hygieneanforderungen an Handschuhe zur Infektionsprophylaxe«. Vor zusätzlichen Krankheiten sind Patienten nicht gefeit Vor zusätzlichen Krankheiten sind Heilung suchende Patienten nicht gefeit. Denn selbst stets korrektes hygienisches Verhalten in der dem Menschen – wie auch Tieren – helfenden Medizin garantiert nicht, dass sich manche Patienten eine zweite Krankheit einfangen, statt im Krankenhaus und bei ärztlichen Behandlungen zu gesunden bzw. Untersuchungen schadlos zu überstehen. Darüber berichten vielfach publizierte Medien- und Fachpresseartikel. »Normalerweise gehen Menschen ins Krankenhaus, um wieder gesund zu werden. Trotzdem erkranken jährlich etwa 500 000 bis eine Million Patienten während ihres Klinikaufenthaltes«, schreibt der Internet-Dienst »Medizin News«. Die Ursache sei mangelnde Hygiene. Er beruft sich auf Professor Dr. Manfred H. Wolff, einen Virologen. Er gehört zu den Experten, welche die Viren als kleinste der bekannten Krankheitserreger erforschen. In Krankenhäusern zusätzlich zur eigentlichen Erkrankung eingefangene, oft vermeidbare Infektionen werden »nosokomial« – also eine andere Krankheit begleitend – genannt. In der Fachliteratur werden diese Erkrankungen auch als Hospitalismus bezeichnet. Sie sind in den meisten Fällen nicht lebensbedrohend. Andererseits gibt es eine nicht unerhebliche Todesrate, wozu es jedoch keine Statistiken gibt (s. unten). In weniger tragischen Fällen aber beeinträchtigen oder belasten die »Nebenerkrankungen«, die in erster Linie aus Hygienemangel resultieren, die Patienten ohne Zweifel stark. Zudem erfordern sie oft eine längere Behandlungsdauer und erzeugen höhere Kosten. Auch für Ärzte sowie 47 »Der Spiegel« (42/2002) meldet schlimmere Fälle. Er berichtet von Keimen, die bei Darmspiegelungen – ausgeführt unter anderem bei Krebs-Früherkennungen – höchst gefährliche Hepatitis- oder Aidsviren weitergeben können. Auch Geräte zur Blasen-, Magen- und Bronchienspiegelung seien betroffen. Die Waschapparate oder manuellen Reinigungsvorgänge, mit denen die Endoskopie-Schläuche nach den Untersuchungen gesäubert und desinfiziert werden, vollzögen diese notwendige Spülarbeit unzureichend. Vor allem in den Schlauchbiegungen könnten die Fremderreger von voraus gegangenen Spiegelungen hängen bleiben und der nächste Patient damit infiziert werden. Gefahr durch Keimrückstände Als Beweis wird das Ergebnis eines Kontrollgutachtens durch das Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie (s. Kapitel 1) herangezogen. Das Münchener Institut hat knapp 600 Praxen auf Keimrückstände in Spülsystemen untersucht. Auch eine weitere Testreihe (Hygea-Studie) in 55 Praxen und Krankenhäusern befördert Erschreckendes zutage: In mehr als der Hälfte der Einrichtungen werden nach der Desinfektion der Endoskope noch Keime nachgewiesen. Vor allem in den dünneren Kanälchen der Geräte setzen sich die Erreger fest. »In den Spülsystemen der Optik stießen die Wissenschaftler mitunter auf ganze Biotope mit Mikroben, Hefe- und Schimmelpilzen.« 1997 wird der Fall eines Ehepaares bekannt, das bis dahin zwei Jahrzehnte lang regelmäßig Blut gespendet hatte. Bei den erforderlichen Tests wird plötzlich bei beiden Hepatitis nachgewiesen. Die behandelnden Ärzte forschen nach. Sie stellen fest, dass das Ehepaar einige Monate vorher bei ein und demselben Kollegen endoskopiert worden ist. Die Viren stammten also von einem Patienten, der vor ihnend dran Hygiene in der Medizin medizinisches und pflegendes Personal stellen unangenehme Vorkommnisse eine Belastung dar. Hygiene in der Medizin 48 gewesen ist. In New York musste 2001 eine endoskopische Ambulanz geschlossen werden, weil sich mindestens neun Patienten mit Hepatitis C angesteckt hatten. Die Folge der Erkenntnisse für Deutschland: Alle Endoskopie-Geräte müssen regelmäßig auf Keime untersucht werden. Der Haken dabei ist, die Neuregelung gilt nur für Kassenarztpraxen. Nur wenige nachgewiesene Folgen der Verunreinigungen von Endoskopen und anderen Untersuchungsgeräten sind bisher dokumentiert. Die Dunkelziffer dürfte wahrscheinlich hoch sein. So stellt der AWMF-Arbeitskreis fest, dass es an der Registrierung von Infektionserkrankungen mangelt, die im medizinischen Bereich entstehen. Zitiert werden zwei Experten (1998): »In Klinik und Praxis wird die.... Qualitätssicherung nur sehr unvollständig, meist überhaupt nicht durchgeführt. Besonders die Erfassung nosokomialer Infektionen ist völlig unzureichend... Zurzeit gibt es weder in Deutschland noch im Ausland brauchbare Infektionsstatistiken.« Doch gerade (Unfall)chirurgen und Orthopäden »haben ein großes Interesse an der Infektionserfassung, da der Umgang mit Implantaten und der Eingriff an Knochen und Gelenk besonders hohe Anforderungen an die Asepsis und damit an die Hygiene stellen«. Wohlgemerkt geht es um statistische Erfassung und nicht die Vorsorge als solche und die Infektionsvermeidung. Doch gerade dazu sollte auch Zahlenmaterial zählen. Daher verwundert, dass heute eine solche Forderung 150 Jahre nach der Erkenntnis des englischen Arztes Joseph Lister (1827-1912) überhaupt noch erhoben werden muss. Lister bereits hatte erkannt und gelehrt, dass es äußerst wichtig ist, Mikroorganismen planmäßig von chirurgischen Wunden fernzuhalten. Er bediente sich damals bereits des Desinfektionsmittels Phenol. So ist in einer Vita des Chirurgen Lister zu lesen, dass ihm größte Sorge die erschreckend anwachsende Sterblichkeit in der chirurgischen Anteilung seines Krankenhauses bereitete, »das unter der Leitung des auf äußerste Sparsamkeit bedachten Verwaltungsrates stand«. 49 »Dem Hausarzt auf die Finger schauen« Nicht allein Mediziner und Pflegepersonal, auch die Patienten von Arztpraxen und in Kliniken sollten selbst darauf achten, dass Hygiene-Vorschriften – im wesentlichen also Sterilisation und Desinfektion – strikt eingehalten werden. »Schauen Sie Ihrem Hausarzt öfter mal auf die Finger«, empfiehlt der Virologe Professor Wolff von der Universität Witten/Herdecke. Der Patient sollte »den Mut aufbringen, seinen Arzt bei augenfälligem Fehlverhalten darauf anzusprechen.« Er selbst, sagt Wolff, habe schon öfter einen Arzt fragen müssen, weshalb er sich nicht die Hände desinfiziert habe. Er kritisiert auch, dass es Ärzte »aus Unkenntnis mit der Hygiene oft nicht so genau nehmen« (Quelle: Internet www. medizinnews.de/2-2012-3.htm). So werde immer wieder beobachtet, dass keine oder eine falsche Desinfektion der Hände erfolgt. Denn: Viren und Bakterien werden vor allem durch Hände übertragen. Neben dem stets größer werdenden Zeitdruck – so Wolff – versäumt die Medizinerausbildung die Fragen der Hygiene. »Hygiene findet sich so gut wie nie auf den Lehrplänen oder rangiert abgeschlagen in den so genannten kleinen Fächern.« Es reicht aus, einfachste Grundregeln zu beachten, um einen Großteil der Infektionen zu verhindern, meint der Experte. Hygiene in der Medizin Noch ein aktuelles Beispiel: Im Spätherbst 2002 erkranken in Dänemark über 500 Patienten und Angestellte von Krankenhäusern an einer Diarrhö. Mehr als 20 Hospitäler sind betroffen. Der ansteckende Darminfekt wird auch »Roskildesyge« (Roskilde-Krankheit) genannt, da er 1987 in dieser dänischen Stadt erstmals aufgetreten ist. Seitdem bricht die Entzündung im Verdauungsbereich fast stets zur Winterzeit von neuem durch. Inzwischen ist die Infektion auch in Schweden, Norwegen und Großbritannien bekannt. Die einhellige Meinung der Fachleute lautet: Verhindern oder mildern lässt sich die Ausbreitung nur mit noch besserer Hygiene. Hygiene in der Medizin 50 Keinesfalls sollte ein Arzt dann zum nächsten Patienten gehen, »ohne sich vorher und nachher die Hände desinfiziert zu haben«. Auch klinisches Pflege- und Reinigungspersonal steht im Verdacht, es mit der Hygiene nicht so genau zu nehmen, folgert Professor Wolff. Zwar gibt es in jeder Klinik eine Hygienefachkraft. Da diese aber – mit einer Spezialausbildung versehen – nicht dem ärztlichen, sondern dem Pflegepersonal angehöre, »fehlt es solchen Mitarbeitern häufig an Hausmacht«. Manche Ärzte ließen sich »nur ungern von den Pflegern auf Mängel in der Hygiene hinweisen«. 51 Über nosokomiale Infektionen in deutschsprachigen Ländern informiert ständig das Nationale Referenzzentrum für Krankenhaushygiene (am Institut für Hygiene der FU Berlin / s. Anhang). Grundlegend für die Hygiene in Kliniken sind spezielle Vorschriften und Reinigungsanforderungen. 1976 erließ der Gesetzgeber über das damalige Bundesgesundheitsamt die »Richtlinie für die Erkennung, Verhütung und Bekämpfung von Krankenhausinfektionen«. Das Deutsche Arzneibuch führt im Teil A zudem die zugelassenen Des-infektionsmittel auf. Ein wichtiges Expertenforum bildet die bereits 1906 zunächst als »Freie Vereinigung für Mikrobiologie« gegründete »Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie« (DGHM, s. Anhang) mit ihren heute rund 1600 Mitgliedern. Die DGHM hält breites Informationsgut zur Krankenhaushygiene und allen anderen Hygienebereichen (s. Kap. 5) vor. Hygiene in der Medizin An dieser Stelle sind dem medizinischen Personal einige Fachbücher zu empfehlen. Zuerst ein umfassendes, preisgünstiges Nachschlagewerk mit dem Titel »Die Grundzüge der Hygiene und Gesundheitsförderung von A bis Z« (erschienen 1995 im Brigitte-Kunz-Verlag, Hagen). Speziell zur Hygiene in der Medizin gibt es weitere neue Fachliteratur, wie »Hygiene in Krankenhaus und Praxis« (Ecomed, Landsberg), »Praktische Krankenhaushygiene und Umweltschutz« (Springer, Berlin 1997) oder »Hygienemaßnahmen in Krankenhaus und Praxis« (Wissenschaftl. Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1997). Zu nennen ist außerdem das Buch »Der aktuelle Hygieneplan im Operationsbereich« (Bildungszentrum Ruhr, 2000), in dem alle Instrumente der Qualitätssicherung aufgeführt sind. 52 Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich A uch bei diesem Kapitel lässt sich auf die Historie zurückgreifen: Schon um 1470 wurde in Süddeutschland die erste gewerbe-hygienische Anleitung verfasst, gedruckt erstmals 1524 in Augsburg. Das kleine Buch handelt »Von den giftigen Besen, Tempffen und Reüchen«, also von vergifteten Besen, giftigen Dämpfen und gesundheitsgefähr- lichem Rauch. Es sind jene vor einem guten halben Jahrtausend bereits erkannten Emissionen, die von der Arbeit des »Edlen handtwercks des Goltschmidens und ander arbaiter ausgehen, die Metalle, wie Silber, Quecksilber und Blei, feür sich gebrauchen muessen«. Beschrieben wird, »wie sich... die gift vertreiben sollen... wie man den schaden diser tempff soll mindren und auch wenden« (Zitiert aus einer Vorlage v. Ulrich Ellenbog, www. uni-marburg.de). Der unbekannte mittelalterliche Autor, der wohl ein Apotheker oder Bader gewesen ist, schildert in der Schrift die verschiedenen Symptome gesundheitlicher Beschwerden, die bis zur Todesfolge durch das Erhitzen und die Arbeit mit den Metallen entstehen (»Diser tampf macht auch schwer unnatürlich schloef und... zuo zeyten schwer gelider.«) Er rät unter anderem zu natürlichen Gegenmitteln, also Kräutern wie z. B. Weihrauch oder auch Wein, die bei der Verarbeitung dem Feuer zugefügt werden sollten. Im 19. Jahrhundert geht der Professor für Hygiene und Staatsarzneikunde Max Rubner (1854-1932) als »Vater der Arbeitsphysiologie« (Physiologie = Wissenschaft von den Grundlagen des Lebens) in die Medizin- und Hygienegeschichte ein. Der gebürtige Münchner lehrt ab 1885 zunächst in Marburg und wird 1912 erster Direktor des damals neuen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Arbeitsphysiologie in Berlin. Er schafft damit die Bedingungen für einen neuen Wissenschaftszweig. Aus diesem heraus entwickelt sich später auch die Arbeits- und Betriebsmedizin, die heute zu Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich Kapitel 5 53 Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich 54 den fachärztlichen Disziplinen zählen. Rubners Erkenntnisse und Forderungen basieren auf dem industriellen und sozialen Wandel, resultierend aus dem Bedürfnis nach Rationalisierung der Arbeit, nicht zuletzt auf der Einsicht, dass die Arbeitsfähigkeit nur durch Schonung des Organismus und Vorbeugung gegen berufsbedingte Erkrankungen erhalten werden kann. Der – auch international anerkannte – Rubner erhält den ersten »Pettenkofer-Preis« für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Arbeitshygiene. Für ihn entwickelt sich die arbeitsphysiologische Forschung damals auch aus der Ernährungswissenschaft. Doch seine Anregungen, spezielle Institute auch für Ernährungsphysiologie einzuführen, sollen sich erst viel später erfüllen. Dreh- und Angelpunkt HACCP Die Ernährung und damit der Lebensmittelsektor ist ein weiterer markanter hygienischer Schutzbereich. Dieser unterliegt ebenfalls besonderen Vorschriften, Gesetzen und Kontrollmechanismen. Auch der Ausbildungszweig ist entsprechend ausgerichtet. So kann vor allem an technischen Fachhochschulen beispielsweise Betriebs- und Lebensmittelhygiene studiert werden. Dreh- und Angelpunkt bei den Präventiv- und Kontrollverfahren ist das »HACCP«. Das ist ein international bewährtes Eigenkontrollsystem für Einrichtungen der Verarbeitung von Lebensmitteln in Industrie und Gewerbe, Gastronomie und in der Kosmetik. Das HACCP ist die Abkürzung für Hazard Analysis Critical Control Point (»Risikoanalyse und Überwachung der kritischen Steuerungspunkte«). Auf Deutsch übersetzt heißt das in langer Satzform: alle biologischen, chemischen und physikalischen Gefahren bzw. Gefährdungen der Gesundheit zu erkennen, die beim Herstellungsprozess auftreten können, 55 Das Kontrollverfahren wird 1959 von einem amerikanischen Lebensmittelhersteller entwickelt, indem dieser im Auftrag der Raumfahrtbehörde NASA für den Weltraum geeignete Ernährung produzieren soll. Es ist zunächst ein Geheimprojekt, bevor es 1971 erstmals im Rahmen von Hygienerichtlinien in den USA dokumentiert und seit 1985 weltweit erprobt und fortgeschrieben wird. Zuständig für die international geltenden HACCP-Anordnungen ist eine besondere Kommission der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die lebensmittelrechtliche und -hygienische Umsetzung erfolgt in Europa auf EU- und nationaler Ebene. Zuletzt legt die EU 1993 (Artikel 5 d. Hygienerichtlinien) mit nationaler Fortschreibung in Deutschland vom 5. August 1997 (Lebensmittelhygiene-Verordnung / LMHV) das HACCP als verbindliches System für alle Lebensmittel präventiv und qualitätssichernd fest. Voraussetzung dabei ist, wie bereits betont, die strikte Einhaltung aller Hygieneanforderungen für Lebensmittel, wissenschaftlich-juristisch auch »Codex Alimentarius« genannt. Ein Informationstipp am Rande: Die EU hält in ihren Newsdiensten – auch in deutscher Sprache – eine »Consumer Voice« bereit, in dem über alles im Zusammenhang mit Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz zu erfahren ist (s. Anhang). Das HACCP-System schreibt Verfahrensweisen in Betriebs- bzw. Produktionsabläufen für die Lebensmittelindustrie und andere Unternehmen vor, die mit Lebensmitteln umgehen. Das sind z.B. Großküchen in der Gastronomie und von Kantinen. Diese bieten den Mikroorganismen durch ihre Wärme, Feuchtigkeit und Nahrungsmittel(reste) ideale Lebensbedingungen, für die Keime günstig, doch für Hersteller bzw. Konsumenten mehr als nachteilig. Auch eine Reihe von Schädlingen, wie die eingangs erwähnten »netten« Nager Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich sie zu analysieren und per Überwachung und Lenkung an bestimmten Kontrollpunkten schon vor der Fertigung des Endproduktes auszuschalten. Kurzum: alle vorbeugenden Hygienemaßstäbe sind anzuwenden! Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich 56 und Küchenschaben, fühlen sich hier wohl, wenn ihnen nicht von vornherein der Zutritt verwehrt würde. »Nichts dem Zufall überlassen« heißt die Devise und sollte die Maxime bei der Umsetzung der Vorschriften sein. Zum Betriebsablauf der Großküchen nach HACCP zählt eine große Palette: Produkt- und Produktionshygiene, Rohwaren-Spezifikationen (wie Herkunft, Abpackdatum u.a.), Lieferantenbewertung, Wareneingangs- und Endproduktprüfungen, genaue Herstellungs- und Arbeitsanweisungen und diverse Untersuchungen, wie des Wassers bzw. dessen Keimzahlbestimmung (dazu später mehr). Außerdem gehören dazu bauliche Anforderungen an die Betriebsräume (Abflüsse, Belüftung, Klimatisierung) sowie vor allem auch die Personalhygiene (z.B. Schutzkleidung, Kopfbedeckung, Sanitär- und Sozialräume). Weitere Voraussetzungen sind Reinigungs- und Desinfektionspläne, eine Auflistung der verwendeten Mittel, die Festlegung von Zuständigkeiten, so für die Durchführung von Schädlingsbekämpfung (lt. EU-Richtlinie ist ein Monitoring, eine ständige Beobachtung, über Schädlingsfreihaltung vorgeschrieben). Last not least nicht zu vergessen: eine Checkliste, um die Maßnahmen und deren Erfolg überprüfen zu können. Kein Betrieb sollte Sauberkeit vernachlässigen Die LMHV schreibt auch für Restaurants vor, ihren Hygienestandard im Küchen- und Servicebereich regelmäßig zu überprüfen. Dabei sind – Zitat aus Zeitschrift Hotel/ Restaurant (9/2002) – »Einsparungen zu Lasten der Hygiene und Sauberkeit nur sehr bedingt möglich und in der Regel nicht empfehlenswert, auch wenn die gesetzlichen Anforderungen für die verschiedenen Bereiche eines Betriebes unterschiedlich streng sind. So ist in der Küche die tägliche Reinigung nach Arbeitsschluss – bei entsprechendem Betrieb sogar mehrmals täglich – absolute Pflicht,... im Sanitärbereich gibt es nur allgemeine Vorschriften, die einen gewissen Hygienestandard vorschreiben. Noch größer ist der Spielraum in den Zimmern 57 Eine der Voraussetzungen für Küchen- und Sanitärbereiche sind – unter Berücksichtigung der Gestaltungsfreiheit von Innenausstattern – einfach und gut zu reinigende Räumlichkeiten. So gibt es neuerdings Fliesen mit einer Beschichtung, die nachweislich eine antibakterielle und reinigungsaktive Wirkung haben (Adresse im Anhang). Die Produzenten brennen eine Spezialbeschichtung in die Oberfläche ein. Das macht selbstverständlich die Reinigung der Fliesen nicht überflüssig, erleichtert sie jedoch erheblich. Früher ist in der Gastronomie das Spülen von Geschirr und Bestecken eine der zeitraubendsten Arbeiten, wenn auch eine der wichtigsten hygienischen Tätigkeiten. In Großküchen geht diese einst personalaufwändig ausschließlich von Hand über die Küchenbühne. Kein Wunder, dass sich auf diesem Sektor findige Praktiker Gedanken machen, wie das Geschirrspülen zu beschleunigen und zu vereinfachen ist, ohne den Reinigungsaspekt außer acht zu lassen. 1886 erfindet die Amerikanerin Josephine Cochrane einen handbetriebenen Geschirrspüler, der 1893 auf der Weltausstellung in Chicago präsentiert wird. 1912 wird in Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich und anderen Räumen eines Hotels. Dennoch wird ein vernünftiger Betriebsinhaber auch in diesen Bereichen ein Maximum an Sauberkeit anstreben...« Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich 58 Europa die erste elektrische Geschirrspülmaschine entwickelt. Industriell gefertigt und angeboten wird diese 1929 von Miele. Die heutigen Supermaschinen verschiedener Hersteller fassen rund 700 Besteckteile auf einmal, die in maximal 30 Minuten blitzblank und hygienisch astrein aus dem Gerät genommen werden. Noch rascher geht es mit Durchschubspülmaschinen. Die gastronomischen bzw. gewerblichen Geschirrreiniger sind so ausgereift, dass sie – zuverlässiger als jeder KüchenMitarbeiter – eine gleichbleibend gute Spülqualität garantieren (Quelle: Hotel/Restaurant 9/2001). Colibakterien und Salmonellen Unzureichende Küchenreinigung, Nachlässigkeit und Unsauberkeit sind die Ursache dafür, dass sich schädliche und gesundheitsgefährdende Keime rasch entwickeln und ausbreiten. So wäre das Thema Hygiene im Lebensmittelbereich ungenügend erörtert, wenn nicht zwei der wichtigsten und am meisten vorkommenden Erkrankungen auf diesem Sektor erwähnt würden. Es sind vor allem Vergiftungen mit Colibakterien und Salmonellen, die als Folgen unhygienischer Bedingungen bei der Produktion auftauchen (s. auch Kap. 6). Beide Bakterienarten haben ähnliche Erkrankungssymptome (MagenDarm-Infektion) zur Folge. Folgende Angaben beruhen auf Darstellungen von Dr. med. A. Kistner (Yavivo-Infodienst 7/2001, s. Anhang). Bei den Colibakterien können rohe Milch, Rohmilchkäse und nicht durchgegartes Rindfleisch sowie in Ländern mit mangelhafter Hygiene auch das Trinkwasser die Hauptinfektionsquellen sein. Durch infizierten Rinderkot kann über die Mistdüngung auch Gemüse befallen werden und eine Infektion beim Menschen auslösen. Außerdem ist durch Direktkontakt von Mensch zu Mensch die Übertragung 59 Die giftigen Arten (EHEC-Bakterien = enterohämorrhagische E.coli), die zu etwa zehn Prozent auch tödliche Folgen haben können, kommen in Lebensmitteln allerdings nur Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vom 7. August 2002 (unkommentiert) Essen & Trinken (Zusammenfassung 1500) Stichprobe: Hygienemängel bei gezapftem Bier in deutschen Kneipen Hamburg (dpa/lno) – Der Zustand von gezapftem Bier in Deutschlands Kneipen lässt nach einer Untersuchung des Hamburger Analyse-Instituts SGS Natec häufig zu wünschen übrig. Bei der im Auftrag des Magazins »Stern« vorgenommenen Stichprobe des Instituts in bundesweit 100 Gaststätten zwischen Tegernsee und Westerland stießen die Tester in 19 Fällen auf unhygienische Zapfhähne, schlecht gezapftes oder zu warmes Bier. In fünf Fällen sei in dem Lieblingsgetränk der Deutschen die unter anderem im Darm des Menschen beheimatete Bakterie Eschericha coli (E.-Coli-Bakterie) gefunden worden. Für den Chef des Amtes für den Verbraucherschutz in Düsseldorf, Peter Steinbüchel, sind die Darmbakterien im Bier alarmierend: »Bestimmte E.-Coli-Bakterien sind in der Lage, Toxine zu bilden, die besonders bei abwehrgeschwächten Menschen lebensbedrohliche Krankheiten auslösen können.« Dieser Auffassung schließt sich auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband an. »Kolibakterien im Bier sind nicht hinnehmbar«, sagte Sprecher Marc Schnerr, »Es ist im Interesse der gesamten Branche, dass hygienisch einwandfrei gearbeitet wird.« Die Mikrobiologin Regina Zschaler vom Institut SGS Natec schränkt ein: »E.-Coli-Bakterien im Bier sind nicht schön, aber auch nicht schlimm. Man würde sie dort nur nicht vermuten.« Zwar könnten die Bakterien ein Hinweis auf schlecht gespülte Gläser oder ungewaschene Hände sein, krank werde man davon aber nicht so schnell. Der Sprecher des Deutschen Brauer-Bundes in Bonn, Erich Dederich, Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich möglich. Als Vorbeugung wird u.a. empfohlen, Rohmilch immer abzukochen und Fleisch, insbesondere Hackfleisch, durchzugaren. Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich 60 sagte, dass von den Zapfeinrichtungen in den Kneipen zunächst keine Gefahr ausgehe. »Die Brauereien statten die Gaststätten mit genügend Hilfsmitteln aus, damit die ihre Zapfhähne und Spülbecken sauber halten können.« Es sei bedauerlich, dass immer wieder einige Kneipiers eine ganze Branche in Verruf brächten. Ein kleiner Trost sei für die Brauer, dass das Bier gemäß der Lebensmittelanalyse in gutem Zustand von den Brauereien komme. Doch traurig sei das Fazit der Analyse: »Bier wird mit Sorgfalt gebraut, aber oft am Zapfhahn versaut.« dpa/lno sc yyno jg 071451 Aug 02 selten vor. Die Bundesanstalt für Milchforschung hat in einer der jüngeren Untersuchungen in über 1500 Käseproben in Deutschland keinerlei E.coli-Stämme gefunden. Weltweit allerdings ist mit einer größeren Verbreitung potenziell gesundheitsschädlicher Colibakterien zu rechnen. Am häufigsten tritt eine Infektion mit solchen Keimen in einigen USA-Staaten und Kanada auf, in Europa vor allem in Großbritannien. Die meisten Infektionen mit E.coli-Bakterien sind bis auf vorübergehende Durchfälle harmlos. Eine Vergiftung mit den höchst schädlichen EHECs jedoch führt innerhalb von drei bis neun Tagen zur Darmentzündung mit schwerwiegenden Erscheinungen (blutige Durchfälle, schmerzhafte Darmkrämpfe, Erbrechen). Bei Erwachsenen ohne andere Erkrankungen klingt die Infektion meist von selbst nach ungefähr einer Woche ab. Jedoch können Komplikationen vor allem bei Kindern und geschwächten Menschen auftreten. Dabei ist mit Dauerschäden der Nieren zu rechnen, in schlimmsten Fällen mit dem Tod. Bei der häufiger als Colibakterien auftretenden Salmonellose sind laut einem Bericht der Deutschen Gesellschaft für Ernährung aus dem Jahr 2000 von 1995 bis 1999 in 61 Nutztiere wie Geflügel, Schwein und Wild können Salmonellen aufweisen, ohne selbst Krankheitssymptome zu zeigen. Am häufigsten sind Geflügelfleisch und Eier mit Salmonellen befallen. Zur Infektion kommt es, wenn die Lebensmittel nicht ausreichend lang gebraten bzw. gekocht werden. Auch mangelhafte Kühlung trägt zur Keimvermehrung bei. So erklärt sich, dass die meisten Erkrankungen in Sommermonaten auftreten. Schätzungsweise kommt zwar jeder zehnte Mensch einmal jährlich mit Salmonellen in Kontakt und jeder dritte Infizierte erkrankt dann. Die Folgen der Infektion sind ähnlich wie bei Colibakterien: Durchfall, teils heftige Bauchschmerzen, auch Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerz und Erbrechen. Die Symptome treten fünf Stunden bis zu drei Tage nach der mit Salmonellen überbelasteten und eingenommenen Mahl- zeit auf. Wasser – das Blaue Gold kann gefährlich sein Ohne Wasser kein Leben. Der Mensch selbst besteht zum Großteil daraus. Und er/sie braucht es bekanntlich ständig, zum Waschen, Trinken und Baden, im Produktions-bereich, im Haushalt und in der Freizeit. Auch hier die Historie: »Bereits in der Antike und im Römischen Reich gab es ausgeklügelte Systeme zum Sammeln und zur Bevorratung von Wasser, deren hohe Technik noch heute Fachleute staunen lassen« (Joachim Maiwald, Sachverständiger für Wasseraufbereitung). Gesetze und Verordnungen zur Wartung und Instandhaltung von Quellen und Brunnen sind schon aus dem 2. Jahrhundert vor Christi bekannt. Heute sorgen Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich Deutschland mehr als eine halbe Million Menschen an dieser Infektion erkrankt. Sie steht an erster Stelle der Lebensmittelinfektionen und ist meldepflichtig! Da aber viele Betroffene nicht zum Arzt gehen, ist die Dunkelziffer vermutlich hoch. Vorbeugend kann generell nur das Erhitzen auf über 70 Grad Celsius für mindestens zehn Minuten die Erreger in rohen Lebensmitteln abtöten. Weitere präventive Tipps sind im Internet (www.yavivo.lifeline.de) abrufbar. Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich 62 für den Bau von Trinkwasseranlagen zahlreiche Richtlinien (DIN, DVGW, VDI), die eine einwandfreie hygienische Wasserqualität gewährleisten sollen. Doch das »Blaue Gold«, wie das in den meisten Ländern wertvolle Element Wasser genannt wird, kann trotz aller Vorschriften gefährlich sein und krank machen, wenn es verunreinigt ist (vgl. z.B. auch Colibakterien). Die empfindlichsten Gewässer sind Trink- und Badewasser. Beides stammt vorwiegend aus unterirdischen Grundwasserquellen (Süßwasser), aus oberflächigen Ansammlungen (Regenwasser bzw. aus Stauseen) und aus dem Meer (Salzwasser). »Wasser ist für den Menschen ein lebenswichtiges Medium, das jedoch auch durchaus ein Gefahrenpotential darstellen kann«, sagt Dr. med. Christiane Höller vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin an der Universität Kiel. Um die Reinheit des Wassers kümmern sich Hygieniker, Umweltmediziner und Wassertechniker. Denn Wasserkeime, wie Bakterien und Parasiten (Wurmeier, Larven etc.), siedeln sich in allen Gewässern, Schwimmbädern und Wasserversorgungsanlagen an, mehr oder weniger davon, schädliche und unschädliche. »Trotz aller Richtlinien und Regelwerke läuft das meiste Trinkwasser durch Systeme, die bestimmte Kriterien für den hygienebewussten Betrieb nicht erfüllen« und »mikrobiologisches Wachstum lässt sich in keiner Anlage zur Wasseraufbereitung ganz verhindern, auch nicht in medizinischen Meerwasseranlagen«, wird auf einer Fachtagung im Ostseebad Damp (11/2001) betont. Dort erinnert Medizinerin Höller an die Erkrankung von mehr als 400 000 und den Tod von rund 100 Menschen 1993 in Milwaukee im US-Staat Minnesota. Die Betroffenen nutzen damals wie üblich ihr Trinkwasser, das plötzlich mit parasitären Cryptosporidien verseucht ist. Im Jahr 2000 sterben 20 Besucher einer Blumen- und Haushaltsmesse in Bovenkarspel/Niederlande, als sie mit Legionellen infizierte Aerosole einatmen. »Legionellen sind Bakterien, die überwiegend in Wasser- und 63 Oberarzt Greinert sowie Wasserbauingenieur Hans- Jürgen Wolff (Legionellen im Brauchwassersystem eines Hallenbades und die damit verbundenen Folgen, aus Sport-, Bäder-, Freizeit-Bauten 3/2000) schildern die erste endemisch grassierende Legionellenpneumonie im Rahmen eines Treffens von Legionären bzw. Kriegsveteranen 1976 im ostamerikanischen Philadelphia. Von rund 4000 Teilnehmern erkranken 250. Davon sterben 40 der bereits älteren Menschen. Aus diesem Grund erhielt die Infektion die Bezeichnung »Legionärskrankheit«. Ursache der Masseninfektion sind seinerzeit durch die Raumluft übertragene Legionellen im Bereich der Hotellobby und den benachbarten Räumen. Ein weiterer Vorfall von größerem Ausmaß ist im Juli 2001 der Ausbruch von Legionellen in einem Kaufhaus im spanischen Murcia mit rund 800 großteils schwereren Erkrankungen. Und auch im Sommer 2002 sorgen die Bakterien für Schlagzeilen, in England, erneut in Spanien und in Slowenien. Nach Schätzungen des RKI erkranken in Deutschland jährlich rund 6000 Menschen durch Legionellen. Die Dunkelziffer sei hoch, denn nur ein Bruchteil werde offiziell registriert. »Es fehlt zwar an Meldesystemen, aber wir haben das trotzdem gut im Griff«, versprechen in puncto Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten die Hygieneexperten auf Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich Feuchtbiotopen zu finden sind«, ergänzt der Internist Dr. med. Ulf Greinert, Oberarzt am Forschungszentrum Borstel bei Hamburg. Nach seiner Darstellung sind heute Legionella pneumophila die am häufigsten bei Patienten nachgewiesene Legionellenart. Diese lösen eine starke Infektion der Atemwege aus, wobei die Erkrankungen auch in Form einer Endemie in Kliniken auftreten können. »Der Legionellennachweis im Wassersystem ist offenbar eine Grundvoraussetzung dafür.« Wassertemperaturen von 25 bis 50 Grad Celsius sind ideal für die Vermehrung der Legionellen. Ein erhöhtes Risiko bergen vor allem ältere und schlecht gewartete oder nur saisonal betriebene Anlagen (Maiwald). Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich 64 der Damper Fachtagung. Die Legionellen treten jedoch weltweit zunehmend in Hotels, Krankenhäusern, Freizeitbädern, also in Gebäuden mit Rückkühlwerken, Raumluftanlagen, Umlaufsprühbefeuchtung, Hausinstallationssystemen und Warmsprudelbecken (Hot-Whirlpools) auf. Auch Freibäder sind betroffen. Das Ansteckungsrisiko besteht also überall dort, wo Menschen mit zerstäubtem Wasser in Kontakt kommen. Wenn dann Infektionen auftreten, verlaufen sie besonders schlimm bei Menschen mit gesundheitlichen Vorschäden sowie Älteren, deren Abwehrkräfte geschwächt sind. Es konnte noch nicht geklärt werden, warum Männer – jedenfalls nach bisherigen Statistiken zu urteilen – gefährdeter sind als Frauen. Vermutlich vergrößern jedoch Rauchen und Alkoholabhängigkeit die Gefahr, infiziert zu werden. Die Zeitschrift »Öko-Test« untersucht im August 2001 in Deutschland 26 Freibäder auf Wasserqualität und findet heraus: Die Grenz- und Richtwerte für Legionellosen werden mehrfach deutlich überschritten. Auch beim Austesten des Duschwassers in Bädern sind in rund der Hälfte der Fälle Legionellen aufzufinden. Besonders widerstandsfähig sind die Bakterien dann, wenn sie an bestimmten Stellen der Wassersysteme einen so genannten Biofilm bilden. Auf solchen Flächen können sie sich erst recht gut vermehren. Dass Legionellen, so sagt Mediziner Greinert, sich angeblich im Salzwasser nicht ansiedeln können, sei ein reines Märchen. Im Gegenteil, ein leichter Salzgehalt schütze sie sogar eher noch. Hygieneexperte Greinert warnt auch vor Pseudomonaden, anderen ebenfalls in Trinkwasser vorkommenden Bakterien, die bei größerer Anreicherung vor allem auch im Krankenhaus auftreten (vgl. Kap. 4). Durch diese können insbesondere im Kontakt mit geschädigter Haut oder Schleimhäuten Infektionen erzeugt werden. »Essentiell ist die sorgfältige Händedesinfektion beim Krankenhausperso- 65 Als effektivstes Mittel gegen die Bakterien im Wasser sehen alle Hygieniker die thermische Behandlung, also eine starke abtötende Erhitzung. Bei Biofilmen wirke auch Essigsäure, doch dürfe damit nicht in Trinkwasserbereichen gearbeitet werden. Das klassische Desinfektionsmittel mit der schnellsten Wirkung sei nach wie vor Chlor. Noch sei der Hygienestandard in Deutschland, gerade was das Wasser betrifft, hoch, sagen die Mediziner und anderen Fachleute (Damp 11/2001). Wasserversorgungsanlagen müssen in Deutschland seit Jahresbeginn 2003 mit mikrobiologischen und chemischen Untersuchungen regelmäßig auf Erreger kontrolliert werden. Schwappten aber amerikanische Verhältnisse über, wo die Kontrollen laxer seien, und werde mit Geld an der Hygiene gespart, sagen die deutschen Fachleute, »dann geht der Weg in die falsche Richtung«. Hygiene in der Arbeitswelt und im Freizeitbereich nal, da die Erregerverbreitung von Patient zu Patient ganz wesentlich durch kontaminierte Hände erfolgt« (aus Vortrag in Damp 28.11.01). Außer Colibakterien, Salmonellen und Legionellen kommen im Wasser noch die Shigellen vor, deren Krankheitsbild die bakterielle Ruhr ist. 66 Was ist das, und was tun? Tipps, Informationen und Begriffserklärungen A Abkochen heißt die kochende Behandlung von Materialien bzw. Textilien zur Desinfektion. Es ist keine Sterilisation, da es Sporen (s. Bazillen) und Viren gibt, die sogar ein 24 Stunden langes Kochen überleben. Asepsis ist das Verhindern jedweder Kontamination mit Erregern im medizinischen Bereich. Dazu dient die Sterilisation von Geräten. Antisepsis sind Maßnahmen zur Bekämpfung vorhandener oder erwarteter Infektionen, z.B. Desinfektionsschritte, die das Eindringen schädigender Keime in eine Wunde verhindern. Antiseptische (= keimtötende, fäulnishemmende) Mittel sind Salicylsäure, Benzoesäure, chlorierte Phenole, Kresol, Formalin, Kupfer-, Quecksilber- und Zinkverbindungen sowie bestimmte Chemikalien mit kationischer Eigenschaft. Algen an Wänden von Schwimmbädern und Fassaden lassen sich gut mit Chlorbleichlauge oder Wasserstoffperoxid entfernen. Alkylphenol ist ein gutes Mittel für die Desinfektion. Gibt es in unterschiedlichen Konzentraten mit unterschied- lichen Bezeichnungen für die verschiedensten Anwen- dungen. Allzweckreiniger sind lösungsmittelfreie, konzentrierte Universalreiniger mit einer waschaktiven Substanz. Sie enthalten meist Salmiak zur Verstärkung der Reinigungskraft. Ameisen im Haus – in Wohnungen, Küchen und Gaststät- Was ist das, und was tun? Kapitel 6 67 Was ist das, und was tun? 68 ten – beglücken nicht gerade. Sie bevorzugen gut geheizte Räumlichkeiten. Zunächst gilt es, deren »Straße« zu erkunden. Wenn feststeht, wo sie herkommen, den Spalt mit Fugenfüllung o.a. abdichten. Die seltener vorkommenden bernsteingelben Ameisen sind die schlimmeren. Diese Pharaoameise (Monorium pharaonis) ist hartnäckig und gesundheitsgefährdend, somit ein Hygieneschädling. Die 2 mm große Pharaonis ernährt sich überwiegend von Eiweiß, kann Menschen Biss- und Stichverletzungen zufügen. Sie ist meist ein Fall für den Profi, sprich den Schädlingsbekämpfer (vgl. Info im AdressenAnhang). Die braunen sind eher harmlose Haus- oder Rasenameisen (Tetra morium caespitum), die zunächst einmal der Staubsauger schluckt. Dort ersticken sie. Wirkungsvoll ist auch, eine Mischung aus Backpulver und Zucker auszustreuen, denn sie fressen gerne alles Zuckerhaltige sowie auch Fleisch. Naschen die Insekten vom gezuckerten Backpulver, sterben sie durch dessen Treibsubstanz. Es gibt in Europa außerdem noch Holzameisen (Lasius fuliginosus bzw. umbratus) und schwarze Wegameisen (Lasius niger). Antibiotika beruhen u.a. auf der Entdeckung von Louis Pasteur (1877). Es sind Bakterien und Pilze (also lebende Zellen), die in der Lage sind, Substanzen (wie Penicilline) zu bilden, die wiederum andere Mikroorganismen abtöten oder deren Wachstum hemmen. Nachteile bei fehlerhafter Einnahme ist eine Resistenzbildung der Keime, also ein zunehmender statt abnehmender Widerstand der zu bekämpfenden Infektionen. In der humanen und veterinären Medizin wird heute darauf geachtet und günstigenfalls vorher ein Antibiogramm erstellt. Damit wird erkennbar, gegen welches Antibiotikum der Keim überhaupt empfindlich reagiert. B 69 Bananenflecken auf Textilien mit Seifenlauge beseitigen; evtl. Behandlung wiederholen. Bazillen sind stäbchenförmige Bakterien, die dauerhafte Sporen bilden. Diese widerstandsfähigen Ablegerhüllen mit den Speicherstoffen des jeweiligen Bazillus haften im Boden, werden aber auch durch die Luft fliegend verbreitet. Bekannte Beispiele sind Milzbrand- und Tetanus-Bazillen. Im Zeitalter des Terrorismus und der Produktion biologischer Waffen bzw. Kampfstoffe ist der von Menschen kultivierte Milzbranderreger (Bacillus anthracis) bekannt und berüchtigt. Beckensteine und -spüler für WC – auch Urinalsteine oder Duftspüler genannt – werden in Klosetts und Urinale gelegt bzw. gehängt. Sie wirken desinfizierend und desodorierend (s. Desodorierung), jedoch kaum reinigend. Sie bestanden früher aus Paradichlorbenzol, enthielten den in Deutschland verbotenen Wirkstoff Pentachlorphenol (PCP), einem starken Gift gegen Mikroorganismen (Fungizid). Heute handelt es sich vorwiegend um Produkte, die durch einen hohen Anteil von Tensiden (Warnhinweis: »reizend«) ausgezeichnet sind. Weitere Bestandteile sind Füllstoffe (wie Zellulose), mit denen die Wirkstoffabgabe reguliert wird, antibakterielle Stoffe (wie Citrat), Salze sowie Duft- und Farbstoffe. Insgesamt gesehen belasten die Steine und Spüler das Abwasser. Eine großartige Reinigungswirkung haben die Mittel nicht. Was ist das, und was tun? Bakterien (s. Kap. 2 u. 5) sind kleinste einzellige Mikroorganismen und nur mit starker mikroskopischer Vergrößerung erkenn- und identifizierbar. Sie vermehren sich durch Querteilung, verändern weder Gestalt noch Aufbau. Manche B. haben für die Fortbewegung Geißeln, andere bilden Sporen (vgl. Bazillen). Unterschieden werden kugelige B. (Kokken), Stäbchenbakterien, spiralförmige und sichelförmige B. Dadurch entstehende Erkrankungen heißen Bakteriosen, während Bakterizide die B. tötenden Desinfektions- und Konservierungsmittel sind. Was ist das, und was tun? 70 Alternative ist die althergebrachte Toilettenreinigung mit Klobürste, Scheuermittel und Essig. Bierflecken auf Textilien enthalten Stärke, verbunden mit Zucker. Sie können mit Tensid haltigem Reiniger, in hartnäckigem Fall mit Enzym haltigen Waschmittel beseitigt werden. Bleistift-Malereien auf lackierten Flächen lassen sich nicht immer mit Radiergummi, sondern mit einem guten Allzweckreiniger beseitigen. Auf Textilien lassen sich die Flecke mit Seifenlauge entfernen. Verträgt der Stoff evtl. kein Wasser, dann Reinalkohol oder Waschbenzin verwenden. Blutflecke auf Textilien sind am allerbesten – und das möglichst sofort – mit kaltem Wasser zu attackieren. Warmes oder heißes Wasser ist »Gift«, da Blut eiweißhaltig ist und sofort gerinnt bzw. das Blut mit dem Stoff dauerhaft verbindet. Butter- und Margarineflecken sind extrem fetthaltig und lassen sich mit einem leichten organischen Lösungsmittel beseitigen, z. B. mit Reinigungsbenzin. C Colaflecken zunächst – falls diese z.B. auf einem Baumwollpulli landen – mit saugfähigem Papier (Taschentuch oder Haushaltspapier) abtupfen. Reste mit kaltem Wasser ausspülen. Bei Baumwollstoffen und Leinen eine lauwarme Seifenlauge verwenden. Colibakterien (Escherichia Coli, vgl.auch Bakterien) sind im menschlichen und tierischen Darm lebende Bakterien, also Bestandteile der natürlichen Darmflora. Dort sind sie normalerweise vollkommen unschädlich. Eine bestimmte Gruppe von C. jedoch können schwere Infektionen beim Menschen auslösen. Der Nachweis von C. im Trinkwasser 71 D Dekontamination bedeutet in erster Linie die Beseitigung von Mikroben durch eine Flächendesinfektion und die Bekämpfung von radioaktiven Substanzen an Oberflächen. Desinfektionsmittel sind chemische Produkte, die bei der Infektionsverhütung und Seuchenbekämpfung zur Abtötung krankheitserregender (pathogener) Mikroorganismen (vgl. Kapitel 3) dienen. Es gibt bis heute keine universal wirkenden Präparate, die gleichermaßen bei allen vorkommenden Erregern angewendet werden können. Unterschieden wird zwischen Grob-Desinfektion, Raum-Desinfektion und FeinDesinfektion. Dafür gibt es die unterschiedlichsten Desinfektions-Reinigungsmittel für alle Anwendungsbereiche. Bei den chemischen Mitteln wird zwischen organischen (wie Aldehyde, Alkohole, Phenole) und anorganischen (wie Metalle, Halogene, Oxidationsmittel) unterschieden. Die hautverträglichen Alkohole haben z.B. eine gute Desinfektionswirkung gegen Bakterien und Pilze. Gegen Viren sind sie kaum wirksam. Gegen diese sowie Sporen helfen Phenole, die jedoch giftig sind. Desinfizierende Metalle sind Quecksilber, Silber-, Kupfer- und Zinnverbindungen, welche Was ist das, und was tun? und anderen Gewässern ist daher wichtiges Indiz dafür, dass diese mit Fäkalien verunreinigt sind und andere Krankheitskeime (pathogene Mikroorganismen) enthalten sein können. Der Nachweis von größeren Mengen C. in Nahrungsmitteln ist häufig ein Zeichen für unhygienische Bedingungen bei der Produktion. Einige Stämme können daher zu Lebensmittelvergiftung führen. Giftbildende C. sind z.B. Ursache von Durchfallerkrankungen von Touristen in tropischen Ländern, im Volksmund »Montezumas Rache« genannt. C. sind auch der häufigste Erreger von Hirnhautentzündung bei Neugeborenen. Außerhalb des Darms können sie in Wunden, Blase und Bauchfell zu chronischen Entzündungen führen. Was ist das, und was tun? 72 die Erregerenzyme inaktivieren. Desinfektoren sind staatlich geprüfte Fachleute, die z. B. mit Gesundheitsbehörden und Krankenhäusern eng zusammenarbeiten. Im Gebäudereiniger-Handwerk ist dieser Experte die Kontaktperson zu den Klinikleitungen. Destilliertes Wasser wird auch chemisch reines Wasser genannt. Es wird durch Verdampfung und Kondensation aus »normalem« Wasser gewonnen. Durch diese Vorgänge werden Verunreinigungen und organische Stoffe, wie Bakterien, entzogen. Desodorierung (lat. odor = Geruch) ist ein Prozess, der den Geruch – meist durch ätherische Öle – verbessert bzw. schlechte Gerüchte zerstört oder überdeckt. Kosmetische Desodorierungsmittel (Stifte, Spray) enthalten zusätzlich pilz- und bakterienzerstörende Stoffe gegen Schweiß. Desodoran gibt es neben Sprays auch für das Versprühen in der Raumluft und ist in Reinigungs- sowie Pflegemitteln enthalten. E Ethylendiaminotetraessigsäure – kurz EDTA – ist seit vielen Jahren in der Diskussion. Günstige Eigenschaften haben der E. zu vielfältigem Einsatz verholfen, u.a. in Reinigungsmitteln für die Ernährungsindustrie und bei Waschmitteln. Doch ökologische Bedenken stellen den Einsatz infrage, denn die Substanz bindet Schwermetalle und wird bei der Trinkwasseraufbereitung nur schlecht zurückgehalten. Die chemische Industrie hat 1991 eine Selbstverpflichtung abgegeben, den EDTA-Einsatz in gewässerrelevanten Anwendungen zu vermindern. Das ist gelungen. Der EDTA-Verbrauch hat sich gegenüber früher inzwischen in etwa halbiert. Eiweißflecken auf Textilien – z. B. in Sperma und Blut enthalten – können mit einer alkalischen bzw. phosphathaltigen Waschmittellösung beseitigt werden. 73 Entseuchung ist die andere Bezeichnung für Desinfektion. Entwesung ist eine andere Bezeichnung für Schädlingsbekämpfung. F Fensterreinigung mit warmem Wasser und Zusatz von Glasreinigungsmittel bzw. als Spray anwenden. Die Glasscheiben zunächst mit klarem Wasser oder leichtem Mittelzusatz senkrecht waschen, dann waagrecht abledern (alternativ ist Feuchtigkeit aufsaugendes Zeitungspapier auch hilfreich, besonders bei kleineren Fensterflächen). Die Kanten lassen sich am besten mit dem Fensterleder säubern. Diese werden aus Wild-, Schaf- und Ziegenfell in unterschiedlichster Qualität bzw. Gerbungsart hergestellt. Neue Leder zunächst mit lauwarmem Wasser auswaschen, damit Gerbstoffreste gelöst und entfernt werden. Nach der Arbeit mit dem Leder dieses auswaschen und zum Trocknen aufhängen oder über den Eimer legen. Fensterleder sind säureempfindlich! Fettflecken auf Textilien möglichst rasch mit Kartoffelmehl bestreuen und einwirken lassen. Dann vorsichtig ausbürsten. Auf einer unbehandelten (!) Holzplatte verschwinden sie am besten mit Töpferton, der einwirken sollte und dann weggebürstet wird. Danach die Tischplatte feucht abwischen. Was ist das, und was tun? Emissionen werden alle Auswirkungen genannt, die speziell von von Menschen geschaffenen Anlagen (z.B. Motoren und Kraftwerke) ausgehen: Luftverschmutzungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen und andere Erscheinungen. Nicht alle, aber sehr viele können »unhygienisch«, schädlich und ungesund sein. Was ist das, und was tun? 74 Feuchtwischen wird gegen lose aufliegenden Feinschmutz (Staub) gehandhabt. Vorteil: Feinerer Schmutz wirbelt nicht auf, sondern wird von den feuchten Tüchern (Vlies, Gazen, Baumwolle, Mop) aufgenommen und beseitigt. Als Wischwasser-Zusatz bzw. zur Auftragung direkt aufs Tuch empfiehlt sich ein Feuchtwischmittel. Filzschreiber -Bemalungen und Filzstichflecken, z.B. auf kunstharzbeschichten Flächen, wie Schreibtischen etc., lassen sich mit einem Lösemittelgemisch (evtl. Lackverdünner) beseitigen. Auf lackierten Flächen sind die Schmierereien problematisch. Es lohnt dann ein Versuch mit einem Mittel, das Butyglykol enthält. Das ist in vielen Bodenbelag-Grundreinigern enthalten. Bei Kleidungsstücken den Fleck mit Reinalkohol oder Aceton (dieses aber nicht bei Kunstfasern anwenden!) bearbeiten. War hingegen ein Kinder-Filzstift der Übeltäter, der mit Lebensmittelfarbe gefüllt ist, dann lässt er sich der Fleck auch auf Textilien leicht mit Seifenlauge beseitigen. Fliegen sind Hygieneschädlinge und Lästlinge. Es gibt in unseren Breitengraden die Große Stubenfliege, Stechfliege, Graue und Blaue Fleischfliege sowie die Goldfliege und 75 Flöhe verursachen bei Menschen, Katzen und Hunden schmerzhafte Stiche. Die Insekten saugen Blut. Der Juckreiz hält oft tagelang an. Schlimmstenfalls übertragen Flöhe dazu noch Bandwürmer. Die hüpfenden Biester sind dunkelbraun bis schwarz sowie bis zu 4 mm lang, mit starken Sprungbeinen. Brutstätten sind – das Insekt legt bis zu 400 Eier, die Larven sind fadenförmig – vor allem Staubansammlungen in Ritzen, Fugen und Ecken. Bekämpft werden sie durch insektizide Mittel (Einzelhandel, Apotheke). Fruchtsaftflecken möglichst sofort mit Salz bestreuen, kurz einwirken lassen und mit heißem Wasser auswaschen. Fußpilz (s. S. 38) wird häufig in Badeanstalten übertragen. Empfohlen wird, dort nach dem Baden von Desinfektionsduschen für Füße Gebrauch zu machen. G Gipsflecken auf Textilien trocknen lassen. Sie können dann nur vorsichtig ausgebürstet werden. Wasser oder Säuren nutzen nichts, im Gegenteil, es werden die Flecken noch größer, weil sich die erweichte Gipsmasse verteilt. Grasflecken auf Kleidung bedeuten, dass diese mit Chlorophyll verschmutzt ist. Am günstigsten für die Reinigung ist ein enzymhaltiges Waschmittel oder Weingeist. Dann gründlich auswaschen, erst mit kaltem, dann mit warmem Was ist das, und was tun? Essigfliege. Sie können Infektionskrankheiten übertragen. Fast alle Fliegen mögen am liebsten Süßes. Damit lassen sie sich auch am besten ablenken von dem, an das sie nicht heran sollen. Als Falle dient eine leere Flasche mit möglichst engem Hals. Dort hinein ca. 20 Gramm Zucker mit zwei Teelöffel Fruchtsirup geben. Die Fliegen surren hinein und finden nicht mehr heraus. Andere Möglichkeiten sind Leinbandfliegenfänger, Plattenköcher mit getränktem Vlies zum Aufhängen, UV-Lichtfallen, Fliegenköder, Räuchern, Sprühen, Zerstäuben von Insektiziden. Was ist das, und was tun? 76 Wasser. Helle Stoffe müssen eventuell mit Bleichmittel nachbehandelt werden. Je nach Stoffart wirksame Alternative: Backpulver auf den Fleck streuen, einwirken lassen und vorsichtig ausbürsten. Grafitflecken, z.B. von Bleistiftminen, mit Vollwaschmittel entfernen, evtl. mit einem fettlösenden Reinigungsmittel. Gummistriche können mit Cleanerspray oder mit lösemittelhaltigen Reinigern beseitigt werden. Solche Verschmutzungen entstehen auf Fußböden bzw. Hartbodenbelägen durch den Abrieb von Schuh-Gummisohlen. Bei der Reinigung sollte aber bei lösemittelempfindlichen Bodenbelägen Vorsicht walten. H Haarfärbemittel auf Textilien sind äußerst hartnäckig und schwierig dazu zu beseitigen. Am besten erst einmal mit Waschmittel versuchen, evtl. Salmiak einsetzen; wenn notwendig noch bleichen. Händedesinfektion (s. Desinfektion) – Hierbei wird zwischen hygienischen und chirurgischen Anforderungen an das entsprechende Mittel unterschieden. Die Desinfektionsmittel sollten ein möglichst breites, reinigungsaktives Wirkungsspektrum haben, dürfen jedoch keine Hautallergien hervorrufen. Handwaschpaste empfiehlt sich bei gröberen Anhaftungen und Verschmutzungen der Hände. Sie besteht aus Seife, synthetischen Tensiden, Sägemehl oder feinem Sand. Harzflecken lassen sich meist mit Lösungsmitteln (wie Aceton) entfernen. Holzwürmer sind eigentlich die Larven des Totenuhr- bzw. Klopfkäfers und erkennbar, wenn aus einem Möbelstück 77 Immissionen (vgl. Emissionen) sind schädliche Umwelteinwirkungen aller Art (Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen, Licht, Wärme, Strahlen etc.), von denen Gefahren, Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Was ist das, und was tun? feinstes Sägemehl rieselt. Die Larven der Käfer höhlen Hölzer schwammartig aus. In Eigenhilfe können sie durch Heißluftbehandlung von mindestens 60 Grad vernichtet werden. Wer eine Sauna hat, kann das befallene Möbelstück dort für eine Stunde bei 90 Grad hineinstellen. Aufgüsse mit normalem Wasser verhindern Trocknungsrisse im Holz. Der Holzbock ist gleichfalls ein Käfer, dessen Larven das Holz so aushöhlen können, dass komplette Dachstühle einstürzen. Angebohrte bzw. ausgehöhlte Wohnungsbalken oder Fußböden sollten von einem Schädlingsbekämpfer behandelt werden. I Was ist das, und was tun? 78 Allgemeinheit oder einzelne Gruppen – auch auf Tiere und Pflanzen bezogen – ausgehen. Infektionen bzw. Infektionskrankheiten entstehen durch Erreger (Bakterien, Viren, Pilze), wobei zwischen – durch »Infektketten« wie Mensch-Tier-Mensch oder Mensch-Nahrung-Mensch – übertragbaren und nicht übertragbaren (z.B. Wundstarrkrampf, Gasbrand) Infektionen zu unterscheiden ist. Von Mensch zu Mensch können z.B. Typhus, Diphterie, Scharlach, Tuberkulose, Grippe und Masern übertragen werden. Von »Zwischenträgern« werden z. B. Malaria, Schlafkrankheit und Fleckfieber weitergegeben. Reservoir der nicht übertragbaren Infektionen ist die so genannte unbelebte Natur (Bodenbakterien, Bazillen bzw. Sporen). Bei massenhaft übertragbaren Infektionskrankheiten wird zwischen der schwer kontrollierbaren Endemie (in einem umschriebenen Gebiet zeitlich unbegrenzt auftretend) und Epidemie (in bestimmten Gebieten in begrenztem Zeitraum bei feststehender Bevölkerungsgruppe auftretend) unterschieden. Die Forschung dazu heißt Epidemologie (Seuchenkunde). J Jodflecken auf Textilien sehen je nach Gewebeart blau bis schwarzblau, auch gelbbraun aus. Im normalen Haushalt kommen solche Flecken seltener vor, eher in medizinischen Bereichen. Sie können mit einem normalen Waschmittel entfernt werden, in hartnäckigen Fällen evtl. verdünntes Natriumhiosulfat bzw. Burmol (in Apotheken erhältlich) zusetzen. Dann aber Vorsicht bei farbempfindlichen Stoffen. Joghurt auf der Kleidung: Den Fleck am besten eintrocknen lassen und sanft ausbürsten. Reste vorsichtig mit Seifenlö- 79 K Käfer können in verschiedenen »Ausgaben« im Haushalt auftreten: Hausbock, Speckkäfer, Messingkäfer, Diebskäfer, Klopfkäfer, Teppichkäfer, Schinkenkäfer, Maiskäfer und Korn- und Brotkäfer sind die am meisten erscheinenden. Der goldgelb, behaarte Messingkäfer z.B. frisst sich durch Holz, Fasern, Leder, Teppiche und Textilien. Gegen ihn hilft das ökologische Kieselgur-Pulver (in der Apotheke erhältlich), das auf die betroffenen Stellen gestreut wird. Nach einem Tag die Sachen waschen, reinigen oder absaugen. Der braunweiß-schwarze Teppichkäfer (3-5 mm) mag Berber, Brücken, Pelze, Polster, Seide und Federn. Er sitzt gerne am Licht, zum Beispiel an Innenseiten von Fenstern. Minusgrade sind tödlich für ihn. Befallene Textilien also in einen Plastiksack stecken, in der Gefriertruhe schockfrosten und schnell wieder auftauen. Möglich ist auch, die Textilien zu waschen, Möbel reinigen zu lassen, Schränke auszusaugen und auszuwischen. Vorbeugend sollte auch die Luftfeuchtigkeit gering gehalten und allgemein auf Sauberkeit geachtet werden. So ziehen Körpergeruch und Hautschuppen die Schädlinge regelrecht an. Die schwarzbraunen Kornkäfer werden bis zu 5 mm groß, fressen kleine Löcher in Tüten und Kartons, um an die Lebensmittel zu kommen. Der kleinere (rotbraune) Brotkäfer frisst außer Lebensmitteln auch Leder und Papier. Er soll sich sogar schon durch Aluminiumfolie durchgebissen haben. Radikal können und sollten Käfer mit insektiziden Mitteln bekämpft werden (Beratung im Fachhandel empfohlen), und zwar durch Sprühen, Spritzen, Bestäuben oder auch durch Was ist das, und was tun? sung auswaschen. Bei empfindlichem Material Waschbenzin nehmen. Was ist das, und was tun? 80 fachmännische Vernebelung, falls ein größerer Befall eingetreten ist. Jedenfalls müssen alle befallenen Lebensmittel weggeworfen werden. Genau genommen sollte das Müsli usw. aber mindestens 20 Minuten bei 80 Grad im Backofen geschmort oder zehn Tage tiefgefroren werden. Geschieht das nicht, leben die Insekten munter in der Mülltonne weiter und können wieder ins Haus gelangen. Zur weiteren ökologischen Vorbeugungs- und Bekämpfungsmöglichkeit siehe auch unter Motten. Kaffeeflecken sind mit Waschmittel zu beseitigen; in widerspenstigen Fällen mit einem entsprechenden Lösungsmittel bzw. einem enzymhaltigen Detachiermittel (s. Kakaoflecken). Kakaoflecken auf der Kleidung oder anderen Textilien am besten erst einmal mit kaltem (!) Wasser ausspülen. Danach evtl. Reste mit Waschmittel beseitigen, evtl. Salmiak 81 Kakerlaken (s. Schaben) Kalkflecken auf Textilien lassen sich mit Essigsäure entfernen. Anschließend gleich gut mit Wasser auswaschen, sonst können Faserschädigungen auftreten. Kaugummi ist besonders hartnäckig, lässt sich dennoch gut beseitigen. In Stoffen und Kleidung gelandet, das gute Stück in Plastikbeutel und ins Gefrierfach packen. Der Kaugummi wird hart und lässt sich meist mühelos abpflücken. Die Beseitigung auf Böden kann mit einem citrushaltigen Grundreiniger erfolgen. Möglich ist auch hier eine Vereisung mit einem Spezialspray und Wegschaben mit Spatel. Dieses Verfahren kann ebenso auf Textilböden angewendet werden. Dort ist auch das Ablösen mit reinem Alkohol oder anderen geeigneten Lösemitteln möglich (im Fachhandel nachfragen). Kehrspäne oder -mehl kann verwendet werden, um Schmutz ohne Staubaufwirbelung zu entfernen, was hygienischer ist. Die feinen, mit unterschiedlichen Wirkstofflösungen getränkten Holzspäne werden hauptsächlich bei der Reinigung großflächiger Räume eingesetzt. Kernseife ist eine feste Seife, gewonnen durch Verseifung von Fetten mit Natronlauge. Die Seife ist zum Waschen und Reinigen von Textilien bestimmt, für die Körperpflege ist sie zu intensiv und »rauh«. Im Gegensatz dazu gibt es dickflüssige Schmierseife, die mit Kalilauge hergestellt wird, die ebenfalls als Reinigungshilfe dient, so wie auch die Gallseife als Stoff schonendes Textilreinigungsmittel. Sie enthält Ochsengalle. Kerzenwachsflecken bestehen aus verschiedenen Wachsen mit meist fettlöslichen Farbstoffen. Zur Beseitigung von Was ist das, und was tun? einsetzen. Wenns ganz schlimm sein sollte, im Handel nach einem enzymhaltigen Detachiermittel (ein Gemisch von organischen Lösungsmitteln) fragen. Was ist das, und was tun? 82 Textilien saugfähiges Papier auf den Fleck legen und mit dem Bügeleisen anwärmen. Das Wachs wird vom Papier aufgenommen. Wachsreste mit Lösemittel entfernen. Gleiches gilt für Bienenwachsflecken. Kugelschreiberflecken auf Textilien mit Lösungsmittel wie Aceton oder Äthylacetat entfernen. L Lakritze auf der Kleidung mit Schmierseifenlauge herauswaschen. Vorher aber Empfindlichkeit des Textilstoffes checken. Läuse gibt es in unterschiedlichen Arten und »Funktionen« (s. auch Kapitel 3): Kleiderlaus, Kopflaus, Filzlaus, Bücherlaus, Staublaus. Letztere sind 1 bis 2 mm – also gut sichtbar – groß. Staubläuse fühlen sich nur in relativ feuchter Luft und bei feuchtem Untergrund wohl, vor allem auf und in Papier, Tapeten oder Büchern. Trockenhaltung ist das beste Gegenmittel, notfalls mit dem Fön arbeiten. Der Hautpanzer dieser Läuse ist so dünn, dass sie gleich mit austrocknen. Bei Luftfeuchtigkeit unter 60 Prozent im Hause haben die Staubläuse erst gar keine Chance. Die schmutzigweiß-gelbbraune Kleiderlaus wird immerhin bis zu 4 mm groß. Sie hält sich bevorzugt auf der Innen-seite, in Nähten und Falten von Kleidungsstücken auf, vermehrt sich in großer Zahl, sticht den Menschen und gehört zu den Krankheitsüberträgern. Die Kopflaus sieht ähnlich aus wie die Kleiderlaus, ist aber etwas kleiner (maximal 3 mm). Sie setzt sich ins Kopfhaar, hauptsächlich in den Bereich der Ohren und des Nackens. Ihre Nissen (Eier) werden von so fest an das Haar gekittet, dass sie sich auch durch Waschen nicht beseitigen lassen. Eine Behandlung mit wirksamen Mitteln, die auf Rezept über den Arzt und/oder direkt in der Apotheke erhältlich sind, ist notwendig (z.B. Infecto Pedicul). Gute schriftliche 83 Die Filzlaus ist nur bis zu 1,5 mm lang und grauweiß, befällt vorwiegend Schamhaare, seltener andere Körper- bzw. Barthaare. Ihre Stiche rufen einen starken Juckreiz hervor. Leimflecken oder solche von Klebern, da Klebemittel bekanntlich möglichst intensiv zusammenhalten sollen, zählen zu den hartnäckigsten. Ist er schon hart, mit einem Messer das Grobe vom Textilstoff abkratzen. Dann mit lauwarmem Wasser mit etwas hinzugefügtem Essig drangehen. Ist immer noch nicht alles weg, vorsichtig mit Spiritus ausreiben. In den meisten Fällen gelingt es. Was ist das, und was tun? Patienteninformationen zu Kopfläusen halten Pharmaunternehmen, Ärzte und Apotheken vor (Pharma-Adresse im Anhang). Was ist das, und was tun? 84 Der dänische Läuse-Staubsauger Kopfläuse lassen sich hervorragend mit Haushaltsstaubsauger aus den Haaren entfernen: Carsten Hoegholm aus dem dänischen Hobro erfand Ende 2002 den »Lusesnapperen«, einen Kammaufsatz, der auf einen gewöhnlichen Staubsauger geklemmt wird. Der Clou des Läusesaugers ist ein zusätzlicher Schlauch mit Filter und einem Auffangbehälter für die kleinen Biester. Tests haben ergeben, dass nach viermaliger Behandlung innerhalb von 14 Tagen mit dem Kammsauger fast 100 Prozent der Versuchspersonen vollkommen vom Befall befreit werden. Bei dichten oder dicken Haaren sollte die Prozedur fünfmal durchgeführt werden. Den Läuseaufsatz für den Staubsauger gibt es seit Januar 2003 als Serienprodukt in dänischen Geschäften zu kaufen. Likörflecken enthalten Zucker, Tannin und pflanzliche Farbstoffe. Von Textilien werden sie aufgesaugt und haben dann eine gelbe bis braune Farbe. Nicht mit heißem Wasser drangehen, sondern mit lauwarmer, fast noch kalter Waschmittellösung beseitigen. Limonadeflecken (s. Likörflecken) Lippenstiftflecken bestehen aus Wachs, Fetten und Farbstoffen. Mit Lösungsmittel, z.B. Aceton, lassen sich diese auf Textilien beseitigen. Evtl. Rückstände mit Feinwaschmittel behandeln oder in hartnäckigem Fall mit heißem Spiritus lösen (Vorsicht, da wie viele andere Lösungsmittel auch sehr leicht brennbar). M Marmelade in verkleckerter Form ist relativ harmlos. Solche Flecken lassen sich in der Regel leicht mit Seifenwasser bekämpfen, indem die betreffende Stelle kurze Zeit in der Lauge eingeweicht und danach ausgewaschen wird. Matratzen erweisen sich als wahres Biotop, das den Schlä- 85 Wöchentliches kräftiges Absaugen der Matratze mit speziellem Staubsaugerkopf für Textilien bringt Abhilfe; für den gewerblichen Bereich gibt es heute zudem ein besonderes Reinigungsverfahren. Die Gefahr beim Absaugen besteht jedoch, dass ein Teil der Milbenfracht mit dem Abluft des Staubsaugers wieder an die alten »Futterplätze« zurückkehrt. Daher wird empfohlen, den Staubsaugerbeutel bzw. die Filter öfter als normalerweise üblich zu wechseln. Ideal ist eine zentrale Staubsaugeranlage, bei der der Staub in Spezialbehältern im Keller gesammelt und die Abluft ins Freie geblasen wird. Mäuse im Haus (= Hausmäuse) sind unangenehm, wenn auch die Tiere selbst keine Gefahr darstellen. Jedoch entsteht eine starke hygienische Belastung, denn Krankheiten können übertragen werden. Die kleinen Gesellen lassen sich radikal beseitigen oder auf sanfte Weise hinaustreiben. Zunächst sind jedoch alle Lebensmittel zu schützen und in fest verschlossenen in Glas- und Metallbehältern aufzubewahren, bis die Täter dingfest gemacht sind. Das Überleben der Nagetiere garantierende Methoden sind: mit Terpentin getränkte Watte- oder Stoffknäuel (Vorsicht aber: Feuergefahr!) auslegen; am besten direkt in die Mäuselöcher bzw. in die Nähe der vermuteten. Kamille- und Pfefferminzdüfte mögen die dunkelgrauen Vorratsschädlinge ebenfalls nicht. Wenn das Beduftungsverfahren lang genug praktiziert, verlassen sie eventuell das Haus. Weitere Gnadenmethode ist das Aufstellen so genannter Lebendfallen. Wie bei den tötenden Schnappfallen, so sind bei diesen mehrere erforderlich, denn meist sind bereits ganze Familienclans im Haus, wenn Mäuse entdeckt werden (markante Merkmale sind kleine, längliche Kotbrocken). Was ist das, und was tun? fern arg zusetzen kann. Die allergenhaltigen Exkremente von Hausstaubmilben, vermischt mit Staub und Bakterien, werden bei jeder Bewegung aufgewirbelt. Sie sind Ursache für Juckreiz, Ekzeme, Schleimhautentzündungen, gerötete Augen, Atembeschwerden und sogar für Bronchitis. Was ist das, und was tun? 86 Lebendfallen gibt es in Haushaltsgeschäften, Drogerien und evtl. im Supermarkt. Diese sollten mit dem »Leibgericht« der Hausmäuse bestückt werden, – Kuchen, Schokolade, Käse, Apfelstückchen etc. Eingefangene Mäuse sollten dann sehr weit weg vom Haus – mindestens zwei Kilometer – freigelassen werden, sonst kehren sie prompt in ihre lieb gewordene Umgebung zurück. Weitere Empfehlungen, auch die giftigen, hält Ökotest parat (s. im Anhang). Messies (= engl. mess: Chaos, Unordnung) sind Menschen, die überhaupt keine Ordnung und Organisation in ihren Alltag und vor allem nicht in ihren Wohnbereich hinein bekommen. Einhergehend leiden sie unter einer extremen Sammelwut. Das Chaos endet oft in völlig unhygienischen Zuständen. In vielen Fällen müssen Messie-Menschen auf behördliche Anordnung regelrecht aus ihrem angesammelten »Müll« – der in ihrer eigenen abnormen Vorstellung jedoch kein Abfall ist – befreit werden. Messies bedürfen psychotherapeutischer Behandlung. Es gibt auch Selbsthilfegruppen (s. Anhang). Motten befallen Lebensmittel (Dörrobstmotte, Mehlmotte) als auch Textilien. Der Befall von Lebensmittel ist erkennbar an kleinen Löchern in bzw. feinen, weißen Fäden auf Verpackungen. Bekämpft werden Motten im Küchen- und Kleiderschrank am wirksamsten mit chemischen Produkten, die das Fraßgift Eulan enthalten (Fachberatung em-pfohlen!). Biologisch-ökologisch und vorbeugend empfiehlt sich Zedernholzöl, gleichfalls im Einzelhandel als dosierender »Duftspender« erhältlich. Überhaupt sind ätherische Öle von Zitrusfrüchten, Pfefferminze, Lavendel und Anis ideal, um Wespen, Fliegen, Motten, Ameisen oder Käfer abzuhalten. Daher sollten Duftsäckchen mit diesen natürlichen Stoffen in den Schränken verteilt werden. Auch das Öl Niem, gewonnen aus dem gleichnamigen tropischen Baum, vertreibt viele Haushaltsschädlinge. 87 Milchflecken sofort nach dem Auftreten mit kaltem Wasser auswaschen. Bei größerem »Unglück« oder bereits gealterten Flecken sollte ein enzymhaltiges Waschmittel oder Seifenwasser angewendet werden. Mücken mögen Körperwärme und Schweißgeruch. Beides ist für sie das Signal zum Angriff. Mit Lotionen zum Auftragen auf die Haut kann Schutz gewährt werden. Nach einer Untersuchung der »Stiftung Warentest« hielt »Autan Family Milch« die Blutsauger am längsten fern – drei bis vier Stunden (Achtung: solche Lotions können andererseits Allergien auslösen, dauerhafter Einsatz ist daher nicht empfehlenswert). Öko-Alternative: Lavendelöl, das etwa eine Stunde lang wirkt. Mykosen sind Erkrankungen durch Pilze. N Nasswischen auf Böden sollte dort stets geschehen, wo Verschmutzungen wie Getränkeflecken oder Straßenschmutz entfernt werden müssen oder wo eine keimtötende Reinigung verlangt wird (Kliniken, Praxen, Groß- küchen). Was ist das, und was tun? Milben (s. auch Matratzen) sind winzige Tiere (maximal nur 0,5 mm groß). Die Krätzmilbe als so genannte Schmutzkrankheit lebt in der Haut, verursacht Juckreiz und ekzemartige Hautveränderungen (Vorschriften bei Erkrankung im Bundesseuchengesetz). Vorbeugung: Gute Körperhygiene. Die Hausmilbe ist weißlich. Zu deren Massenvermehrung kommt es in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit und bei Schimmelbildung. Die Mehlmilbe befällt Körner, Teig- und Backwaren, die dann für den Menschen gesundheitsschädlich sind. Die rötliche Grasmilbe kommt im Freien vor, kann folgenreich Mensch und Tier befallen: Juckreiz, Ekzeme, Allergien. Haus- und Grasmilbe sind mit speziellen Mitteln (Akarizide) zu bekämpfen. Was ist das, und was tun? 88 O Obst- und Beerenflecken auf Textilien enthalten Naturfarbstoffe. Daher mit Seife entfernen bzw. mit Reinigungsmittel, das Ammoniumhydroxid oder schweflige Säure enthält. Bei weißen Geweben ist Burmol dienlich. Ohrwürmer sind bekanntlich keine Würmer, sondern Insekten. Wieso der Ohrwurm in Deutschland so genannt wird, ist nicht genau belegt. Es gibt mehrere Deutungen, wobei die Version, dass das Insekt mit seinen beißenden Mundwerkzeugen gerne in Ohren kriechen soll, ins Reich der Märchen gehört. Abgesehen, dass er hier nichts zu fressen findet, vertragen die Tiere unser bitteres Ohrenschmalz nicht. Trotzdem sind sie im Haus, wohin sie nicht gehören aber sich dort gelegentlich einnisten, lästige und unangenehme Gesellen. Relativ leicht lassen sie sich mittels einer künstlichen Schlafstelle fangen und anschließend in der freien Natur aussetzen, wo sie sich mit Vorliebe von Blattläusen, Spinnmilben sowie Eiern und Larven anderer Insekten ernähren. In der Nähe der Stelle, wo sich Ohrwürmer in der Wohnung verstecken, sollte ein mit Holzwolle gefülltes Gefäß leicht angehoben aufgestellt werden. Die Insekten krabbeln hinein in die Holzwolle und lassen sich anschließend entfernen. P Pflanzenheilkunde hat ihre historische – sprich volksheilkundliche, z.B. »Hildegard-Medizin« – und auch eine moderne Bedeutung. Es steht eine lange Reihe von Pflanzen als spezielle Therapeutika in unterschiedlichen Konzentrationen und Formen zur Verfügung. Ganz wenige Beispiele: Holunder (Sambucus nigra) hilft bei Erkältungskrankheiten, die Wurzel des Wilden Indigo (Baptisia tinctoria) bewirkt eine Anregung der Vermehrung von Leukozyten (weißen Blutkörperchen). Der Lebensbaum (Thuja), ein stark harz- 89 Produkt-Codierung für Reinigungs- und Pflegemittel ist vor allem für das Gebäudereiniger-Handwerk (seit 1934 anerkannter Handwerksberuf / vgl. Kap. 5) wichtig, denn dieses wendet eine Vielzahl chemischer Reinigungsmittel an. Ohne Chemie sind die großen und unterschiedlichen Anforderungen der Auftraggeber an Sauberkeit, Hygiene und optisches Bild nicht zu verwirklichen. Der Produkt-Code – festgelegt von Verbänden und Institutionen – bietet den Firmenmitarbeitern verständliche, aber dennoch wirksame Instrumente, womit den Pflichten nach der Gefahrstoffverordnung nachgekommen werden kann. Putzteufel oder Putzfimmel, Putzwut, Putzsucht, Putzwahn und Saubermann sind ironische, scherzhafte Bezeichnungen für übertriebene Sauberkeit bzw. Reinlichkeitswahn. Bei übersteigertem Sauberkeitsstreben gibt es auch psychische Krankheitsformen unterschiedlicher Ursachen. Das Gegenteil sind Menschen, die Sauberkeit und Ordnung aus verschiedenen Gründen nicht in den Griff kriegen (s. z.B. Messies). S Salmonellose oder Salmonelleninfektion ist die wichtigste durch Lebensmittel übertragene Darmerkrankung des Men- Was ist das, und was tun? haltiges Gehölz, wirkt als Arzneidroge u.a. gegen Viren. Echinacea oder purpurfarbener Sonnenhut wirkt gegen Atemwegserkrankungen und bei bakteriellen Infektionen. Die Wurzel des Meerrettich (Armoriaciae rusticanae radix) enthält Senföl und wirkt als Arznei antimikrobiell, wie bei Atemwegskatarrhen oder Harnwegsinfektionen. Die Ringelblume (Calendula officinalis) enthält ätherische Öle mit Wirksamkeit gegen verschiedene Pilze und Bakterien, auch bei schlecht heilenden Wunden in Form von Tinktur oder Salbe anwendbar. Thymian (Thymus vulgaris) wird als Keuchhustenmittel gerühmt, aber auch bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut. Was ist das, und was tun? 90 schen. Eine Infektion mit Salmonellen ist meldepflichtig (Näheres im Text Kap. 5). Schaben – regional unterschiedlich Kakerlaken, Schwaben oder Russen genannt – sind ein Fall für den Schädlingsbekämpfer, da sie sich von Laien nur schwer ausrotten lassen. In Mitteleuropa kommen die gelbbraune Deutsche Schabe (auch Hausschabe = Blattella germanica) und die Orientalische Schabe (auch Bäcker- oder Brotschabe genannt = Blatta orientalis) vor. Sie werden bis zu drei Zentimeter groß. Die Biester lieben warme, dunkle und feuchte Schlupfwinkel, sind daher selten und tagsüber gar nicht zu sehen, machen sich oft aber durch üblen Geruch bemerkbar. Sie sind Allesfresser. Kakerlaken zählen zu den gefährlichen Krankheitsüberträgern. Ein Befall muss nicht auf mangelnde Hygiene zurückzuführen sein, sondern die Insekten können auch mit dem Gepäck aus Urlaubsländern eingeschleppt werden. Schokoladenflecken sind vergleichbar mit dem Kakaofleck. Mit kaltem Wasser spülen und oberflächliche Verschmutzung entfernen. Dann mit Seifenlauge behandeln, danach das Kleidungsstück normal waschen. Seifen sind die zu Reinigungszwecken gewonnenen Alkalisalze der höheren Fettsäuren (s. auch Kernseife). Seife wird – so wie in alten Zeiten – aus pflanzlichen und tierischen Fetten hergestellt. Rohstoffe sind hauptsächlich Rindertalg, Schweinefett, Kokosfett und verschiedene Ölsorten. Hinzugegeben werden Duft- und Farbstoffe sowie einige andere Substanzen. Seifenoper hat keinerlei Bezug zur Körperpflege. Es ist ein Ausdruck für seichte Fernsehfilm-Unterhaltung, meist in Fortsetzungen. Silberfischchen zählen auch zum Ungeziefer, das Feuchtigkeit liebt. Die lichtscheuen, silbergrauen Gesellen können bis zu 1,2 cm lang werden. stürzen sich mit Vorliebe auf Papier, Leder, Tapeten, Textilien. Es hilft eine nicht chemi- 91 Staubsaugen (vgl. Infos unter Matratzen) dient dem Entstauben bzw. Entfernen lose aufliegendem Schmutzes, hauptsächlich auf textilen Belägen sowie auf Flächen aller Art, die mit anderen Reinigungsmethoden schwer zugänglich sind (Polster, Heizkörper, Buchregale, Bilderrahmen, etc.). Der legendäre Staubwedel, wie aus den Aktivitäten von Zimmermädchen in alten Filmen und aus dem Boulevardtheater bekannt, sollte heutzutage nicht mehr verwendet werden, – wird doch mit dem Wedel der Staub nur aufgewirbelt und neu verteilt. Ein Staubtuch hingegen ist vom Gewebe her beidseitig so gerauht, dass es den Staub bindet. Teils sind diese Tücher auch antistatisch und speziell imprägniert, so dass der Schmutz besser aufgenommen wird. Sterilisation dient der Abtötung sämtlicher Mikroorganismen, mit anderen Worten aller Keime und Sporenbilder, also nicht nur der krankheitserregenden (s. Desinfektion). Was ist das, und was tun? sche Keule aus Zucker-Borax-Gemisch (Borax in Apotheken erhältlich). Bei geringerem Befall genügt es, Ritzen und Fugen, in denen sie sich – meist in Küchen, Badezimmern, Waschräumen und Abstellkammern – verstecken, mit dem Föhn zu trocknen und mit dem Staubsauger herauszusaugen. Bestes vorbeugendes Mittel: die Räume lüften, damit keine feuchten Stellen entstehen. Was ist das, und was tun? 92 Chemische Sterilisation erfolgt u.a. durch das giftige Gas Äthylenoxid oder durch das wasserlösliche Gas Formaldehyd. Als 35-prozentige Lösung wird es Formalin genannt, das auch zur Konservierung von Leichen(teilen) und infektiösem Material verwendet wird. In nur maximal 5-prozentiger Lösung ist Formaldehyd auch als Desinfektionsmittel verwendbar. Physikalische Sterilisation bedeutet die Anwendung von Hitze (180 bis 200 Grad Celsius) – s. Abkochen – und heißem Dampf, oder von energiereicher (ultravioletter) Strahlung sowie die Sterilfiltration, mit der Flüssigkeiten oder Gase durch einen Filter von Mikroorganismen befreit werden. Spinnen (Araneiden) sind ein fast notwendiges Übel. Weltweit gibt es rund 20 000 Arten. In Wohnungen unserer Breitengrade kommen nur ungiftige Spinnen vor. Haushaltstechnisch lästig sind nicht die Tiere selbst, sondern ihre »netten« Webkünste. Am besten funktioniert die Beseitigung von Spinnweben mit dem Staubsauger. Die Spinnen selbst zu erledigen, empfiehlt sich, sie aber richtiggehend auszurotten, ist unnötig. Sie helfen eigentlich sogar dabei, das eigentliche Ungeziefer im Haus zu bekämpfen. Übrigens gehören auch die Milben (s. unter denselben) zu den Spinntieren (Arachniden). T Teerflecken und gummihaltige Stoffe lassen sich am besten mit Benzol – was überhaupt ein Lösemittel für viele Kunststoffe ist – beseitigen. Benzol jedoch ist gesundheitsschädlich, daher sind eher verwandte Lösemittel wie Xylol, Dekalin und Tetralin bzw. Reinigungsmittel anzuwenden, die nur wenig Benzol enthalten. Tintenflecken auf Textilien mit (chemischem) Fleckentferner (»Tintenkiller«) beseitigen. Bei größeren Flecken sollte schweflige Säure zum Einsatz kommen, rund zehn Minuten einwirken lassen, dann ausspülen. In ganz kritischen Fällen einen Experten fragen, denn es müssen andere Lösungsmit- 93 V Viren sind wesentlich kleinere Mikroorganismen als Bakterien. Im Gegensatz zu diesen vermehren sich Viren nicht auf künstlichen, flüssigen oder festen Nährböden, sondern nur im Inneren lebender Zellen. Sie sind auf die von den Zellen produzierten Enzyme angewiesen. Viren können sich bei Kälte von bis zu 200 Grad jahrelang infektionsfähig halten. Hitze hingegen wird von ihnen schlecht vertragen. Sie haben als Erreger einer langen Reihe von Infektionskrankheiten große Bedeutung. Bekannte Viruskrankheiten sind beispielsweise Röteln, Masern, Mumps, die Grippeerkrankungen, Gelbfieber, Pocken, Papageienkrankheit, Kinderlähmung, Tollwut und Hirnhautentzündung oder bei Tieren die Maul- und Klausenseuche. W Wanzen (Heteroptera) sind kleine bis mittelgroße (1mm bis 10 mm!) Insekten mit stechend-saugendem Mundwerkzeug und kräftigen Laufbeinen. Die am meisten in Europa verbreitete Bettwanze (Cimex lectularius) wird immerhin 5 bis 8 mm lang. Tagsüber verstecken sich die lichtscheuen Biester, wenn sie sich im Haus überhaupt angesiedelt haben sollten, in Ritzen und Leitungsrohren, hinter Bodenleisten, losen Tapeten und unter Matratzen. Nachts krabbeln sie auf der Suche nach »Nahrung« ins Bett, stechen und saugen Blut. Bei empfindlichen Menschen hat der injizierte Speichel der Wanzen unangenehme Folgen. Er bildet deutliche Papeln auf der Haut, die mehrere Tage bestehen bleiben. Gegen einzelne Wanzen hilft bei Entdeckung zwar die Fliegen- Was ist das, und was tun? tel, heißer Spiritus oder Oxalsäure eingesetzt werden. Auf Böden ist es einfacher, z.B. auf Linoleum, Zitronensaft auf die Tinte, kurz einwirken lassen und abwischen. Was ist das, und was tun? 94 klatsche, bei einer regelrechten Verwanzung von Räumen sollten die Plagegeister ausgerottet werden, und zwar am besten vom Schädlingsbekämpfer mit Insektiziden, die den – für Menschen relativ unbedenklichen – Wirkstoff Pyrethum enthalten. Alternativ bzw. ökologisch empfiehlt sich, frischen Salbei oder Wermut auszulegen. Warmduscher hat nichts mit Hygiene zu tun. Umgangsprachlicher Szene-Ausdruck für Männer ohne Mumm oder die angeblich das Gegenteil von Macho sein sollen. Waschen von Kleidungsstücken muss nicht übertrieben werden: Je nach Verschmutzung reichen maximal 60 Grad, um die normalen Erreger abzutöten und die Wäsche sauber zu bekommen. Sogar Windeln brauchen kein Kochprogramm. Auch auf die Dosierung von Waschmittel achten: Das Motto »Viel hilft viel« gilt auch hier nicht, im Gegenteil bleiben bei zuviel Waschpulver die Reste in den Textilien hängen. Wasserflecken auf Holz lassen sich mit Speiseöl weg- polieren. Z Zecken sind keine Folge mangelnder Hygiene, sondern ein »Naturereignis«. Doch Schutz- und Vorsorgemaßnahmen sind wichtig, denn das Risiko von Krankheitsübertragungen durch diese in der Natur eigentlich nutzlosen Insekten ist groß. Zecken zählen zu den Spinnentieren (vgl. auch Spinnen). Sie können uns wegen ihrer Eigenschaft, sich vom Blut der Menschen und Tiere zu ernähren, mit gefährlichen Krankheiten wie den Hirnhautentzündungs-Virus FSME = Frühsommer-Meningoenzephalitis) und vor allem mit Borreliose infizieren. Borreliose wiederum beruht auf Bakterien. 95 Zecken kommen seltener in Norddeutschland vor, doch auch dort finden sie sich im Sommer regional verbreitet insbesondere nach milden Wintern ein. Beste Vorbeugung, um Zeckenbisse zu vermeiden: Nicht unter Büschen, im Unterholz und hohem Gras aufhalten. Beim Spazierengehen, Joggen usw. Langärmliges und lange Hosen tragen. Insektenschutzmittel hilft zwar, aber ersetzt nicht die anderen Vorsichtsmaßnahmen. Nach dem Aufenthalt im Freien sollte der ganze Körper gründlich nach Zecken abgesucht werden. Achtung: Auch Haustiere können Zecken auf den Menschen übertragen. Was ist das, und was tun? Vorbeugender Schutz durch Impfung ist in Deutschland bisher nur gegen FSME möglich. Jährlich erkranken allein in unseren Breitengraden nach Expertenschätzung 40 000 bis 80 000 Menschen an Borreliose (mit einer Vielfalt von Symptomen, wie rheumaartige Beschwerden, Nervenund Muskelschmerzen bis hin zu Anzeichen von Multipler Sklerose). Etwa jede fünfte Zecke dürfte mit den Bakterien verseucht sein. 96 Internet- und Hotline-Adressen rund um Hygiene: www.allergieinfo.de (Infos zu Allergien aller Art) www.arzneimittelscout.de (Apothekeninfos zu Krankheiten u. Medikamenten) www.bfs.de (Bundesamt für Strahlenschutz zu Elektrosmog) www.compact-service.com (Vorbildliche Lösungen für Hygiene-Dienstleistungen) www.haccp.de (Infoservice für Lebensmittel, Gastronomie u. Kosmetik) www.hohenstein.de (Forschungsinstitut für Textilien bzw. für deren Hygiene) www.hygiene.ruhr-uni-bochum.de (Infos zu mikrobiologischer Forschung) www.deutsche-steinzeug.de (Antibakterielle Hydrotect-Spezialfliesen) www.hygnet.de (Einer der umfassendsten WebInfoträger zu Fragen der Hygiene, so in den Bereichen Krankenund Altenpflege, Mikrobiologie, Arbeitsmedizin, Abfallentsorgung, Küchenhygiene und Medizintechnik) www.dghm.de (Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie) www.ias-stiftung.de (Institut für Arbeits- und Sozialhygiene) www.dhmd.de (Deutsches Hygiene-Museum Dresden) www.iho.de (Industrieverband Hygiene und Oberflächenschutz) www.enius.de (Schadstoff-Informationssystem d. Institut Fresenius) www.kammerjaeger.de (u.a. Hausmittel bei HygieneProblemen) www.femmessies.de (Verein Erforschung des MessieSyndroms FEM e.V.) www.morgenwelt.de (Science-Ticker: Infos aus Naturwissenschaften) www.gwdg.de (Universität Göttingen mit hunderten Umwelt-Links) http://alpha1.mpk.med.unimuenchen.de/vir/lehre/ (Lehr-Homepage des Max-vonPettenkoffer-Instituts) www.rki.de www.deam.de (Die etwas andere Medizin) 97 www.oekotest.de (u.a. zahlreiche Hygiene-Tipps) Vergiftungen / Giftinfo-Center: 06131 / 192 40 06131 / 23 24 66 0551 / 192 40 www.omas-waschkueche.de (Wäschereimuseum Berlin) Domestos Hygiene-Service: Gratis-Tel. 0800 / 88 88 09 www.umweltberatung.at/ themen/hygiene.htm (Verband österreichischer Umweltberatungsstellen) Infos zu Kopfläusebefall: InfectoPharm Arzneimittel und Consilium GmbH Von-Humboldt-Straße 1, 64646 Heppenheim www.infectopharm.com (Robert-Koch-Institut, Berlin) www.umweltbundesamt.de (nimmt auch zu Hygiene-Fragen Stellung) www.waesche-waschen.de (Waschtipps für Haushalte) www.warentest.de (Stiftung Warentest, Berlin) www.wasser-wissen.de (»Abwasserlexikon« des Instituts für Umweltverfahrenstechnik der Uni Bremen) www.yavivo.lifeline.de (Information, Dialog und Service in der Medizin) http://europa.eu.int/comm/ dgs/health consumer/newsletter/ (EU-Infos zu Lebensmittelsicherheit und Gesundheitsschutz) Nationales Zentrum für Krankenhaushygiene Institut für Hygiene der Freien Universität Berlin Hindenburgdamm 27, 2203 Berlin Tel. 030 / 8445-3680 od. 030 / 8445-3681 VHS-Schulungsvideofilm zum Infektionsschutz im Gastgewerbe (mit Mitarbeiter-Test) bei Visions & More Tel. 0241 / 189 19 37 »Handbuch der Mundhygiene – Zähne, Zahnfleisch, Alter, Krankheit« Kostenlos zu beziehen bei der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, Westring 498, 24106 Kiel, www.zahnhotline.de Literaturquellen Notruf-Beratung bei 98 99 · Alain Corbin: Pesthauch und Blütenduft – Eine Geschichte des Geruches. Wagenbach-Verlag (Berlin 1982) · Ute Frangenberg: Mr. Proper – Das Putzbuch. Ullstein Verlag (München 2001) · Eva Havenith / Ida Lamp: Und samstags in die Badewanne – die Geschichte kleiner Leute. Verlag Butzon u. Bercker (Kevelaer 1995) · Bärbel Hedinger u.a.: Saison am Strand: 200 Jahre Badeleben an Nord- und Ostsee Koehlers Verlagsgesellschaft (Herford 1986) · Walter Lutz: Lexikon für Reinigungs- und Hygienetechnik (Dettingen 1985) · Herbert Sinz: Kölnisch Wasser – Geschichte und Geheimnis rem-Verlag (Pulheim 1985) Bei der Erstellung dieses Buches dienten weitere literarische und wissenschaftliche Publikationen sowie Fachtagungen als Informationsgrundlage. Sehr viel hilfreiches Material hat das Internet zu Tage befördert (an dieser Stelle ist die äußerst wirksame Suchmaschine »www.metager. de« zu empfehlen). Direkte Wiedergaben wurden innerhalb des Textes gekennzeichnet. Wir danken den Autoren, Herausgebern, Verlagen und allen anderen Informanten. 100