Rede Seidel

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Rede Seidel
Rede des Präsidenten der HSU/UniBw H
Prof. Dr. rer. nat. Wilfried Seidel
anlässlich des Beförderungsappells am 21. Juni 2014
- es gilt das gesprochene Wort -
Anrede,
nun aber zu ihnen, sehr geehrte Oberfähnriche und Oberfähnriche zur See. Für sie
ist heute ein doppelt besonderer Tag:
• Erstens, einer der wichtigsten in der Laufbahn eines Offiziers,
• zweitens, die Bundesministerin der Verteidigung ist persönlich hier.
Verehrte Frau Ministerin, ich bin schon sehr gespannt, welche Botschaften und
Erwartungen Sie an die Studierenden haben, und welche Erwartungen sich daraus
auch an uns ergeben. Erwartungen an uns wären ganz natürlich. Denn wir waren
gewissermaßen „first mover“ in der Agenda Attraktivität, vor 41 Jahren, mit großem
Erfolg: Die Offizierbewerberzahlen stiegen drastisch an. Da geht ja vielleicht auch
jetzt wieder etwas!
Vor 41 Jahren fragten viele, ob die Bundeswehr mit den Universitäten Eliten
heranziehen wolle. Diese Frage kam oft mit negativem Unterton. Der Elitebegriff war
generell schlecht besetzt, besonders im Zusammenhang mit Militär. Man sollte mit
dem Begriff „Elite“ tatsächlich sehr vorsichtig umgehen, aber Selbstbewusstsein darf
schon sein. Voraussetzung für Elite ist Auswahl und besondere Qualifikation, und
beides ist im Offizierberuf gegeben. Bewerber sind offenkundig durch einen
gründlichen Auswahlprozess gegangen, hinsichtlich Fähigkeiten und Charakter. Die
Ausbildung ist anspruchsvoll. Und das Studium an Bundeswehruniversitäten ist ein
privilegiertes Studium. Ich gebe zu, dass das mit der Privilegierung im Alltag
manchmal etwas komisch klingt. Zu viel geht krumm. Dennoch empfehle ich einen
Vergleich - so für zwei Wochen. Es wäre aber weder sportlich noch klug, wenn wir
uns jetzt zurücklehnen und nur noch uns selbst feiern würden. Studium ist heute in
vielen Berufen selbstverständlich, und hinsichtlich Studienbedingungen holen andere
kräftig auf. Was also müssen wir bieten?
Eigentlich ganz einfach: Ein Studium, das den Studierenden einen Mehrwert bringt,
der den Aufwand, den wir treiben, rechtfertigt. Dieser Mehrwert liegt in Qualifikation
und Persönlichkeitsentwicklung. Persönlichkeit entwickelt man wesentlich dadurch,
dass man sich auch mal schwierigen Aufgaben stellt, und dass man sich auf Neues
einlässt. Das Neue ist nicht nur fachlich zu verstehen, es gehören beispielsweise
auch neue kulturelle Erfahrungen dazu, deshalb streben wir eine internationale
Universität an. Sie sehen das an den französischen Kommilitonen, die heute
befördert werden, Sie werden das in der Mensa schmecken können, und wer richtig
Lust hat, kann sich ab 2015 in dem ersten grundständigen englischsprachigen
Studiengang versuchen.
Fachliche Qualifikation ist nicht bloße Vermittlung von Inhalten. Wir sind keine
geistige
Tankstelle,
und
dafür
gibt
es
außerdem
Google.
Es
ist
die
Herangehensweise an einen Gegenstand, der universitäre Lehre auszeichnet - diese
beruht auf Forschung. Nun glaube bitte niemand, dass dieses forschende Lernen für
Soldaten überflüssig sei. Es war gerade der damalige Kommandeur des
Einsatzführungskommandos, General Glatz, der uns geschildert hat, wie wertvoll
Soldaten für ihn sind, die fähig sind, interdisziplinär, methodisch geschult und auch
unkonventionell zum Beispiel an die Probleme in den Einsätzen herangehen. Eine
gute und attraktive Bildung vermittle ich natürlich nicht ohne die entsprechenden
Inhalte. Für die Zukunft gerüstete Absolventen bekomme ich nur, indem ich auf der
Basis hochwertiger methodischer Grundlagenausbildung und Grundlagenforschung
Zukunftsthemen
behandle.
Das
erleichtert
auch
dem
Steuerzahler
unsere
Alimentierung.
Damit ist das Koordinatensystem aufgespannt, in dem wir unseren sportlichen
Ehrgeiz entwickeln. Sie können sich anschließend auf unserem Tag der Forschung
ein Bild davon machen, in welchen Disziplinen wir unterwegs sind und in welchen
Ligen wir jeweils spielen. Wir haben Kollegen, die auch im wörtlichen Sinn in einigen
Wettbewerben
immer
vordere
Plätze
abräumen.
Dazu
kommen
DFG-
Schwerpunktprogramme und internationale Tagungen; in diesem Jahr werden uns
unsere Volkswirte an die Grenzen der räumlichen Kapazität bringen. Unser Fanclub
heißt übrigens „Freunde und Förderer“ und ist absolut friedlich, Sie können sogar
Mitglied werden.
Ob Sie, die Studierenden, hinterher sagen, das Studium war toll, hängt aber nicht nur
von den Inhalten ab. Unser Curriculum darf zum Beispiel nicht nur für partner- und
kinderlose studierbar sein. Insgesamt sind die Studierenden die natürlichen Experten
dafür, was für sie und ihre Generation gut ist. Sie beweisen das mit Ihrem Lehrpreis.
Ich bin gespannt, wen Sie in diesem Jahr ausgewählt haben; mein Nachrichtendienst
konnte mir noch nichts sagen. Mischen Sie sich auch darüber hinaus ein, tragen Sie
Ihres dazu bei, die Uni und damit auch die Bundeswehr attraktiver zu machen!
Nerven Sie uns, und halten Sie durch, wenn wir erst mal verschnupft reagieren.
Ich gratuliere Ihnen schon jetzt zu Ihrer Beförderung und wünsche ich Ihnen danach
einen schönen und entspannten Tag, und eine schicke Feier am Abend. Unseren
Gästen wünsche ich einen interessanten Nachmittag an der HSU.
Und allen verspreche ich, dass ich dieses Mal keine Prognose für das Fußballspiel
am Abend abgeben werde. Nach meinem Erfolg beim letzten Mal habe ich heute von
meinem Büro Sprechverbot verordnet bekommen. Das halte ich hiermit ein.
Vielen Dank.