Projekt Ziegelhütte - Michaelshof

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Projekt Ziegelhütte - Michaelshof
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Kunst- und Aktionspfad am Randecker Maar
Projekt Ziegelhütte:
Kunst- und Aktionspfad am Randecker Maar
vom 16. Juni bis zum 29. Juli
Ein ganz außergewöhnliches Projekt, das die Ziegelhütte am
Randecker Maar in Angriff genommen hat, ist der „Kunstund Aktionspfad am Randecker Maar“. Vom 16. Juni bis zum
29. Juli sollen Kunstwerke, die in freier Natur aufgestellt sind,
zahlreiche Ausflügler auf die Alb locken.
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Zwei große Vorbilder gibt es für den Kunst- und Aktionspfad
am Randecker Maar. Das eine ist der „Große Alb-Gang“, das
Kunstprojekt des Landkreises Esslingen, das 1999/2000 für
große Aufmerksamkeit gesorgt hatte. Die Verbindung von
Kunstobjekten und Alblandschaft war damals eine gelungene Mischung, die Kunstbegeisterte, aber auch Naturliebhaber in Scharen auf die Alb lockte. Einen ähnlichen Erfolg erhofft sich die
Ziegelhütte auch
für ihren Kunstund Aktionspfad.
Das andere große Vorbild für das
aktuelle Projekt ist eine Eigenproduktion der Ziegelhütte. Vor vier
Jahren hat die Jugendhilfeeinrichtung das Musical „Der Mann
von La Mancha“ aufgeführt. Ziegelhütten-Leiter Hendrik van
Woudenberg schwärmt bis
heute von diesem gemeinsamen Großprojekt, an dem alle
beteiligt waren, die in irgendeiner Weise an und mit der Ziegelhütte zu tun haben. Für jeden gab es irgendetwas zu
tun, bis hin zur Bewirtung und Platzanweisung. „Das war eine große Anstrengung, aber auch ein Riesenerfolg“, sagt
Hendrik van Woudenberg im Rückblick.
Die Drachenmotive aus Buntsandstein sind eine
Schülerarbeit.
Foto oben: Der Drache von der Lindwurmburg aus Eichenholz wird ca.
15 m lang und bekommt Flügel aus Stahl und Eisen. Er soll so aufgestellt
werden, dass man auch optisch Drache und Limburg auf einem Blick
erfassen kann. Dieses Projekt wird von Rudolf Mrazek und unserem
Lehrer Gerd Kälberer geleitet.
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Der Kunst- und Aktionspfad am Randecker Maar soll jetzt
abermals die gesamte Ziegelhütte in einem Großprojekt
vereinen, in dem jeder sich und seine Fähigkeiten einbringt, um ein gemeinsames, großes Ganzes erreichen
zu können. „Wir arbeiten viel mit Kunst“, sagt Hendrik
van Woudenberg. Ausgestellt werden beim Kunst- und
Aktionspfad deshalb Kunstwerke von Jugendlichen und
Mitarbeitern der Ziegelhütte. Wenn Jugendliche und ihre
Lehrer oder Betreuer an einem gemeinsamen Objekt arbeiten – etwa an einem Drachen aus Holz, der fünfzehn
Meter lang und bis zu 4,5 Meter hoch ist – dann erleben
sie intensive Momente gemeinsamen Schaffens, von denen sie ein Leben lang profitieren.
Beachtlich ist auch, dass einige Jugendliche ganz allein
Kunstobjekte extra für das Großereignis im Sommer herstellen. Eine besondere Anerkennung erfahren sie dadurch, dass ihre Arbeiten in den Kunst- und Aktionspfad
integriert sind, genau wie die Arbeiten anerkannter Künstler aus der Region, die ebenfalls rund um das Randecker
Maar zu sehen sind. So steuert etwa der Bissinger Künstler Winfried Tränkner eine 1,80 Meter hohe Steinfigur mit
dem Titel „Visionär“ bei. Manfred Adler aus Hepsisau bearbeitet eine abgebrochene Buche aus dem Randecker
Maar. Auch Menschen aus der Bevölkerung arbeiten unter Anleitung dieser Künstler an Skulpturen.
Als visionär dürfte sicherlich der gesamte Kunst- und Aktionspfad gelten, denn außer der eigentlichen Kunstausstellung in freier Natur ist auch ein umfangreiches Begleitprogramm am Randecker Maar angedacht. Dazu
gehören Theatervorführungen, Konzerte, Open-Air-Kino,
naturkundliche Führungen, aber auch ein Erlebnisspielplatz für Kinder und Jugendliche u.v.m. Die Zielsetzung
ist eindeutig: Der schönste Skulpturenpfad nutzt nichts,
wenn er nicht auch genügend Betrachter anlockt. Das attraktive Begleitprogramm trägt dazu bei, dass der Pfad
auch zum Publikumserfolg wird. Schließlich bedeutet jeder Besucher Anerkennung – vor allem für die Jugendlichen, die sich am Kunst- und Aktionspfad beteiligen.
Über die Jugenhilfeeinrichtung Ziegelhütte
Die Ziegelhütte ist eine Einrichtung für Jugendliche „mit sozialem und
emotionalem Förderbedarf“. Gemeinsamer Träger der Ziegelhütte und
des Hepsisauer Michaelshofs ist der Verein „Michaelshof-Ziegelhütte –
Einrichtung für Erziehungshilfe“ mit Sitz in Weilheim. Ursprünglich einmal war die Ziegelhütte eine Ziegelei, später ein landwirtschaftlicher
Hof. Seit 1973 ist dort die heutige Einrichtung untergebracht. Zunächst
lag der Schwerpunkt auf geistig behinderten Erwachsenen. 1993 erfolgte ein grundlegender Wandel, hin zur Jugendhilfeeinrichtung.
Insgesamt betreuen die 55 Mitarbeiter der Ziegelhütte derzeit 34 Jugendliche ab 14 Jahren. „Die ältesten Jugendlichen sind um die 19“,
sagt Hendrik van Woudenberg, der Leiter der Ziegelhütte. Genau festgelegt sind die Altersgrenzen nicht, denn in der Ziegelhütte geht es vor
allem um individuelle Angebote für junge Menschen, die im „normalen“
Schulalltag nicht richtig Fuß fassen konnten. Die Festlegung auf genormte Altersgrenzen würde diesem Prinzip der individuellen Förderung
widersprechen.
Wirkliche Fortschritte machen sich bei den Jugendlichen meistens in
ihrem zweiten Jahr an der Ziegelhütte bemerkbar, stellt Hendrik van
Woudenberg immer wieder fest. Das erste Jahr dient der Eingewöhnung. Dabei steht viel Projektarbeit an. Die Jugendlichen arbeiten in
verschiedenen Werkstätten der Ziegelhütte mit, etwa in der Käserei, in
der Schreinerei oder im Backhaus. Sie erfahren dadurch, dass sie wichtige, sinnvolle Arbeit verrichten können. Somit gewöhnen sie sich an feste Rhythmen in ihrem Alltag, was ihnen auch im Schulalltag weiterhilft.
Die Ziegelhütte betreibt eine eigene Schule, an der die Jugendlichen sowohl einen Förderschul- als auch einen Hauptschulabschluss machen
können. Die Genehmigung, einen Werkrealschulabschluss anzubieten,
hat die Ziegelhütte ebenfalls schon erhalten. Ab dem Schuljahr
2012/2013 ist der Werkrealschulabschluss an dieser besonderen Schule am Randecker Maar erstmals möglich.
„Alle Jugendlichen, die hier zur Schule gehen, wohnen auch hier“, sagt
Hendrik van Woudenberg. Auf der Ziegelhütte gibt es dafür drei Wohngruppen. Weitere Jugendliche der Ziegelhütte sind in der Außenwohngruppe in Jesingen untergebracht. Ziel ist es, die jungen Menschen in
schwierigen Phasen des Heranwachsens zu begleiten und sie mit dem
nötigen Rüstzeug zu versehen, dass sie nach einer gewissen Zeit des
betreuten Jugendwohnens ihr Leben möglichst selbstständig führen
können. Wer dagegen schon mit 14 oder 15 Jahren an die Ziegelhütte
kommt, sollte sich nach zwei Jahren wieder in die eigentliche Familie
integrieren können.
Am Anfang eines Aufenthalts in der Ziegelhütte steht eine gemeinsame
Trekkingtour nach Mittenwald mit einem anschließenden erlebnispädagogischen Aufenthalt. Übernachtet wird in Tipis. Diese dreiwöchige
Tour schweißt die Jugendlichen und ihre Betreuer zusammen und
macht den jungen Menschen bewusst, wie entbehrungsreich und anstrengend das Leben mitunter sein kann. Das gilt auch für ein Projekt,
bei dem Jugendliche mit ihren Lehr- und Begleitpersonen in den Alpen
von Hof zu Hof wandern und auf den Berghöfen in der Landwirtschaft
mithelfen. Am Ende solcher Projekte hört Hendrik van Woudenberg
dann auch Sätze wie: „Jetzt ist mir erst klar geworden, wie gut es mir
eigentlich geht.“
Drache bei der Flügelanprobe
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Kunst- und Aktionspfad am Randecker Maar
„Wir sind hier ein bisschen wie auf einer Insel“, beschreibt Hendrik van
Woudenberg die Situation. Einerseits
ist das wichtig für die Jugendlichen,
weil sie dadurch keine Möglichkeit haben, Ablenkungen zu erliegen, die größere Städte haben. Andererseits aber
soll die „Insel“ Randecker Maar durch
das Großereignis im Sommer einen
größeren Bekanntheitsgrad erlangen.
Noch ist an eine Wiederholung nicht
gedacht. Aber den erhofften Erfolg im
Sommer vorausgesetzt, könnte sich
am Randecker Maar ein Kulturfestival
etablieren. Denn so wie der Kunstund Aktionspfad an den „Mann von La
Mancha“ anknüpft, dürfte auch der
Pfad selbst ein Nachfolgeprojekt bekommen. Im Moment wird an der Ziegelhütte auf Hochtouren gearbeitet, um
das aktuelle Großprojekt zu stemmen.
Der 16. Juni ist nicht mehr weit, und bis
dahin muss die Kunst in Aktion sein.
„Die Sprechenden“ von Rudolf Mrazek
Das Projekt „Labyrinth von
Chartres” ist die Wiedergabe
dieses Labyrinths in Originalgröße, zunächst gemäht im
Gras. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde es mit ca.
350 Buxbäumchen und Steinen
der Schwäbischen Alb ausgestaltet. Ausgeführt von einem
Lehrer mit seinem Schüler.
Kooperationspartner
Kooperationspartner sind Künstler der
näheren Umgebung (Winfried Tränkner,
Manfred Adler, Rudolf Mrazek, Herbert
Staudigl), Naturschutzzentrum Schopfloch, Gemeinde Bissingen, Schwäbischer Albverein, Geschäftsstelle Biosphärengebiet, Teckbote (Weihnachtsaktion), diverse Sponsoren.
Schülerarbeit „Mann mit Hut“
Das Theaterprojekt „Minidramen“ beschäftigt
sich mit dem Thema Leben von der Geburt bis
zum Tod. Es soll während der Projektzeit vom
16. Juni bis zum 29. Juli drei Mal aufgeführt
werden. Jens-Peter Wagler, Schauspieler und
Leiter unserer Kreativwerkstatt, studiert es mit
fünf Jugendlichen ein.
Informationen zusammengestellt von
Hendrik van Woudenberg
Vorstand Michaelshof-Ziegelhütte e.V.
Geschäftsführer Ziegelhütte
Fotos: Roman Hermann, Jean-Luc Jacques
(Der Teckbote) und Deniz Calagan
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Einrichtung für Erziehungshilfe
Ziegelhütte 1, 73266 Bissingen/Teck
Telefon 07023/7467-0, Fax -10
[email protected]
www.jugendhilfe-ziegelhuette.de
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Veranstaltungübersicht des Kunst- und Aktionspfades
Sa. 16.06.2012
14 Uhr Eröffnungsveranstaltung
15 - 18 Uhr Aktionen für Kinder /Jugendliche*
18 Uhr Theateraufführung (Premiere), die
Jugendlichen der Ziegelhütte spielen ausgewählte „Minidramen des Lebens“ von
der Wiege bis zur Bahre (Theaterscheune)
So. 17.06.2012
9.30 - 13 Uhr Musikalischer ZiegelhüttenBrunch (Demeterqualität) mit dem „Gaans
Anders Trio“ und Führung zum Kunst- und
Aktionspfad
12 - 18 Uhr Aktionen für Kinder/Jugendliche*
15 Uhr Vernissage mit Florian Stegmaier
(Städtische Galerie, Kirchheim)
So. 24.06.2012
14 Uhr Geocaching mit Anne Link
Fr. 29.06.2012
21.30 Uhr Open-Air-Kino
Sa. 30.06.2012
12 - 18 Uhr Aktionen für Kinder/Jugendliche*
20 Uhr Theateraufführung der „Minidramen“
(siehe 16.06.)
21.30 Uhr Open-Air-Kino
So. 01.07.2012
12 - 18 Uhr Aktionen für Kinder/Jugendliche*
14 - 17 Uhr Offenes Backhaus
erhältlich bei:
Int. Getränkemarkt
im Paradiesle S.L.
Paradiesstraße 37
73230 Kirchheim unter Teck
Telefon (0 70 21) 4 6140
www.kirchheimer-bier.com
Fr. 06.07.2012
20 Uhr Offener Tanzabend
(Standard und Latein)
Sa. 07.07. 2012
14 - 18 Uhr Specksteinworkshop für Jung
und Alt mit Jens-Peter Wagler
18.30 Uhr Einführungskurs Tango mit Renate
Fischinger
21 Uhr Tangotanzabend mit Livemusik der
Band Bluesette
So. 08.07.2012
9.30 - 13 Uhr Musikalischer BauernhofBrunch (Demeterqualität) mit „Sophie Mathis
and Friends“ und Führung zum Kunst- und
Aktionspfad
11 - 17 Uhr Specksteinworkshop für Jung
und Alt mit Jens-Peter Wagler
Sa. 14.07.2012
12 - 18 Uhr Aktionen für Kinder/Jugendliche*
18 Uhr Theateraufführung der „Minidramen”
(siehe 16.06.12)
21 Uhr „Lichterfest“ mit Werner Dannemann
& Bodo Schopf
So. 15.07.2012
9.30 - 13 Uhr Musikalischer ZiegelhüttenBrunch (Demeterqualität) mit Live-Musik und
Führung zum Kunst- und Aktionspfad
12 - 18 Uhr Aktionen für Kinder/Jugendliche*
Sa. 21.07.2012
12 - 18 Uhr Aktionen für Kinder/Jugendliche*
So. 22.07.2012
9.30 - 13 Uhr Musikalischer Ziegelhütten
Brunch (Demeterqualität) mit Live-Musik der
Gruppe „Jazzico“, Führung zum Kunst- und
Aktionspfad
12 - 18 Uhr Aktionen für Kinder/Jugendliche*
* Sinnesparcours, Kistenklettern, Trampolinspringen, Spiele, Abenteuerspielplatz,
Kletterwand, Hoch- und Niedrigseilgarten
Der Skulpturenpfad ist vom 16. Juni bis zum
29. Juli durchgehend ganztägig geöffnet.
Führungen zum Kunstpfad und zur Geologie
des Randecker Maars auf Anfrage (Naturschutzzentrum Schopfloch in Kooperation
mit Jugendhilfe Ziegelhütte).
Auch geeignet für Schulklassen.
Öffnungszeiten der „Maarstube“:
Samstag und Sonntag 11 - 18 Uhr
Öffnungszeiten „Ziegelhütten-Tagescafé/
Bistro“: (gültig vom 16.06. - 29.07.2012)
Donnerstag und Freitag 14 - 18 Uhr
Samstag und Sonntag 11 - 18 Uhr