SÜDKURVE – DIE KURVE DER ULTRAS

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SÜDKURVE – DIE KURVE DER ULTRAS
SÜDKURVE – DIE KURVE DER ULTRAS
Hallo St.Pauli-Fans!
Der Stadionbau ist in aller Munde. Es bewegt sich diesbezüglich mehr als bei allen anderen
Stadionprojekten der Vergangenheit und niemand kann wissen, wie sich dieses Projekt entwickeln wird,
wie schnell die einzelnen Bauabschnitte realisiert werden können und welchen Problemen sich der FC
St.Pauli noch stellen müssen wird. Doch eines scheint relativ sicher: Der Neubau der Südkurve wird
zum Jahreswechsel 2006/2007 begonnen und soll bis zum Beginn der kommenden Saison weitgehend
fertig gestellt sein. Die neue Südkurve wird im unteren Bereich 3000 Stehplätze für uns bieten und wird
die neue Fankurve am Millerntor, die Kurve der Ultras. USP wird diese 3000 Stehplätze mit
Unterstützung des Fanladens verwalten. Wenn ihr ebenfalls den Anspruch habt, neunzig und mehr
Minuten abzugehen, zu singen und zu hüpfen, dann hoffen wir, dass ihr Teil dieser fanatischen Kurve
werdet! Im Folgenden wollen wir euch alles genauer erklären.
Vorgeschichte
Schon vor über einem Jahr entwickelte sich innerhalb von USP eine Gruppe, die sich mit der Schaffung
einer Fankurve in der Süd auseinandersetzte. Damals war von den Stadionplänen und der
Neukonstruktion des Millerntors noch lange keine Rede. Trotz vieler Probleme wurde ein Modell
entwickelt, in dem die Südkurve zur Heimkurve werden und der Gästeblock in die Nordkurve
verschoben werden sollte – völlig unabhängig von einem eventuellen Stadionumbau. Die Motivation bei
diesem Vorhaben war, endlich eine Ergänzung zur Gegengerade zu entwickeln, aus der ein großer Teil
der Gruppe heraus wollte. Die weitere Entwicklung kann vernachlässigt werden, da der Verein selbst
zwischenzeitlich seine Stadionpläne präsentierte, die fast alle vorher formulierten Wünsche und
Forderungen erfüllten.
USP erarbeitete in den Monaten August und September 2006 ein in sich geschlossenes Konzept, wie
mit der neuen Südtribüne umgegangen werden sollte. Es bietet sich für den Verein und die Fanszene
eine historische Chance, endlich ein Fankurvenkonzept am Millerntor zu realisieren. Diese Chance
wollen wir nutzen. Zur Präsentation unseres Modells wurden Verantwortliche des Vereins in den
Fanladen eingeladen, ihnen wurde dort erläutert, wie wir uns die neue Fankurve vorstellen. Der Verein
zeigte sich dabei äußerst interessiert an der Thematik und betonte, dass sich auch der FC St.Pauli eine
funktionierende Fankurve sowie endlich besserer Stimmung wünscht und dass USP und der Fanladen
durch die Strukturen geeignet sind, diese Sache organisatorisch zu bewältigen. Man war sich einig, dass
man mit diesem Vorhaben offen und ehrlich umgehen sollte und dass es keine Legitimationsprobleme
bei der Durchführung gibt. Im Weiteren werden wir euch daher das Modell in seinen Einzelheiten
vorstellen und erläutern, warum wir diesen jeweiligen Weg gewählt haben. Alles Folgende ist mit dem
Verein ausführlich besprochen worden und wurde so bestätigt.
Grundlage des Gesprächs war die Feststellung, dass die Ziele und Probleme der Ultras mit denen des
Vereins stark verbunden sind. Der FC St.Pauli hat ein erhebliches, immer vor sich her geschobenes,
Nachwuchsproblem. Kaltherzig gesprochen wird dem Verein mittelfristig ein nahezu komplettes
Kundensegment fehlen, wenn sich nicht bald etwas ändert, denn neue, am Verein und seinem Umfeld
interessierte Leute, müssen erhebliche Hürden überwinden, um in die für sie interessanten
Stadionbereiche zu gelangen. Parallel dazu sieht sich USP zwei Hauptproblemen gegenüber, die die
Entwicklung momentan sehr hemmen. Zum einen, dass der Zugang zum Fanblock stark kontingentiert
ist und neue Leute, die sich das alles erst einmal anschauen möchten, nur bedingt Karten bekommen.
Zum anderen, dass der Block kaum wahrgenommen wird. Aus der Nordkurve bekommt man vom
bunten Treiben aufgrund des schlechten Winkels fast gar nichts mit. Durch die mangelnde Akustik und
Bauweise der lang gezogenen Gegengerade wird auch diese nicht erreicht und miteinbezogen – schon
zehn Meter weiter bekommt man von den Gesängen und Aktionen nur noch am Rande etwas mit. Die
Diskussion über das andere Ende der Gegengerade erübrigt sich von selbst.
Für eine Subkultur wie ultrà, die zu einem guten Teil von Selbstdarstellung lebt, sind dies natürlich
denkbar schlechte Voraussetzungen. Allein aus optischen und akustischen Gründen gehört eine
Fankurve eben auch in die Kurve bzw. hinter das Tor. Der Stadionbau bietet die Möglichkeit, diese
beiden Problemfelder nahezu vollständig aufzulösen und ohne weitere Kosten einen großen Schritt nach
vorne zu machen. Wir freuen uns, dass auch der FC St.Pauli dieses erkannt hat und um eine Lösung
bemüht ist. Ultrà Sankt Pauli arbeitet so intensiv im Verein mit wie nie zuvor. Wir freuen uns über den
offenen und ehrlichen Umgang miteinander sowie das Vertrauen, das der FC St.Pauli uns in der
Gestaltung der Kurve entgegen bringt. Die Berufung in die Lenkungsgruppe zum Stadionbau ist eine
Bestätigung der kontinuierlichen Vereinsarbeit, die USP in den letzten Jahren betrieben hat und weiter
fortsetzen wird. Sie zeigt, wie wichtig es ist, sich im Verein zu beteiligen, denn durch die hieraus
resultierenden Informationen wurde erst die Möglichkeit geschaffen, ein seriöses und solides Konzept
für die neue Fankurve vorzulegen.
Das neue Fankurven-Konzept
Ultrà Sankt Pauli wird die 3000 Stehplätze der neuen Südtribüne mit Unterstützung des
Fanladens verwalten. Verwalten heißt in diesem Zusammenhang vor allem, sich um die Ticketfrage zu
kümmern. Doch kommen wir zu den Einzelheiten.
Von den 3000 zur Verfügung stehenden Plätzen werden immer 600 zu jedem Spiel als
Einzeltickets verfügbar sein. Davon bekommen USP und der Fanladen zusammen 150 zur eigenen
Verfügung – der Rest wird vom Verein frei verkauft. Mit dieser Regelung wollen wir verhindern, dass sich
das Problem im jetzigen Fanblock reproduziert und es irgendwann schlichtweg keine Karten mehr für
Leute gibt, die in die Kurve hineinwachsen wollen. Auch 3000 Karten sind irgendwann mal verkauft und
man hätte es auf lange Sicht wieder mit einer relativ geschlossenen Gesellschaft zu tun. Für eine
Fankurve wäre das mittel- bis langfristig gesehen sehr nachteilig, wie die Gegengerade und in jüngerer
Vergangenheit der Block 1 beweisen. Mit der von uns getroffenen Regelung wird es jedem möglich sein,
sich unsere Kurve einfach mal anzusehen. Es entstehen Freiräume sowohl für Aktionen des Vereins als
auch von USP, um neue Leute für den FC St.Pauli, beispielsweise durch Projekte in Schulen oder
sozialen Einrichtungen, zu begeistern und in die Kurve zu integrieren.
Es gibt kein Dauerkartenvorkaufsrecht für die Stehplätze in der Südkurve durch den Verein. Im
Gegensatz zur bekannten Vorgehensweise im restlichen Stadion wird es eine besondere Regelung
geben, die der angekündigten Selbstverwaltung gerecht wird. Wer eine Dauerkarte erhalten will, muss
sich jedes Mal im Laufe des Saisonendes verbindlich bei USP oder im Fanladen in eine Liste eintragen.
Diese wird in der Zeit des Dauerkartenverkaufs an den Verein übermittelt und berechtigt zum Kauf einer
Dauerkarte für die nächste Saison für den Stehplatzbereich in der Fankurve. Wer sich nicht in diese
Liste einträgt, wird im Vorverkauf keine Dauerkarte bekommen und muss hoffen, dass es im freien
Verkauf noch welche geben wird. Diese Kurve ist nicht irgendein weiterer Stadionbereich, sondern eine
Fankurve, die mit einem gewissen Anspruch verbunden ist. In dieser Kurve wird gesungen was das
Zeug hält, Fahnen geschwenkt und Choreographien durchgeführt. Wem das nicht gefällt, der ist dort
nicht richtig aufgehoben. Es wird etwas Besonderes sein, in der Fankurve des magischen FCs zu
stehen. Dieser Teil ist gleichzeitig eine Hürde, die jeder, der sich der Fankurve zugehörig fühlt, zu
meistern hat. Zu bedenken waren in den Verhandlungen dabei die jetzigen Dauerkarteninhaber der
Südkurve. Diesen kann das Dauerkartenvorkaufsrecht natürlich nicht ohne weiteres gestrichen werden,
sie werden sich darauf berufen können. Ein Problem entsteht dadurch nicht, denn zum einen handelt es
sich dabei nur um gut 200 Personen. Zum anderen freuen wir uns über jeden Mitstreiter, der an diesem
Projekt teilnehmen möchte. Wer mit dem Stil von Ultrà Sankt Pauli nichts anzufangen weiß, wird ohne
Probleme eine Gegengeraden-Karte bekommen können, denn dort werden ja im Laufe des Umzugs
viele Plätze frei.
Aus sozialen Gesichtspunkten ist es uns wichtig, dass jeder eine eventuell vorhandene Ermäßigung
geltend machen kann, denn Geld darf in einer Fankurve kein Ausschlussgrund sein. Wir konnten uns
mit dem Verein dahingehend einigen, dass es für den Stehplatzbereich in der Südkurve keine
Kontingentierung der ermäßigten Karten geben wird.
Der Wechsel in die neue Kurve
Hinsichtlich des Ablaufes ist folgendes zu sagen: Noch in dieser Saison wird es ein Anmeldeformular am
USP-Stand, am Fanladen-Container in der Nordkurve und im Fanladen selber geben. Auf dieser Liste
werden die Leute gesammelt, die zu Beginn der Saison 2007/2008 in die dann stehende Südkurve
wechseln. Der Verein garantiert für die Fans, die sich so anmelden und mit durchdrehen wollen, eine
Dauerkarte für die neue Kurve. Wir gehen davon aus, dass es schon bald eine „zweite Welle“ an Leuten
geben wird, die in die Kurve der Ultras wechseln wollen. Dies ist dann jedoch erst wieder, abgesehen
von den Einzeltickets, zur folgenden Saison möglich und läuft dann ganz regulär über die oben bereits
erläuterten Formulare zum Erwerb einer Dauerkarte. Ihr solltet den Start dieses großartigen Projektes
also nicht verschlafen und zusehen, dass ihr euch im Laufe dieser Saison (2006/2007) in die Liste
eintragt und gleich beim Wechsel dabei seid. Gemeinsam erschaffen wir etwas Großes. Für die Kurve,
für den FC St.Pauli!
Dem einen oder anderen mögen einige Regelungen überdimensioniert erscheinen, doch es war unser
Ziel, ein Modell zu entwickeln, mit dem die Fankurve am Millerntor auch in 15 Jahren noch funktioniert.
Hierzu müssen schon heute entscheidende Weichen gestellt werden, denn die Erfahrungen mit der
Gegengerade oder dem Block 1 haben gezeigt, was passiert, wenn man einige Sachen nicht im Vorfeld
einplant und klärt. Wir wollen aus den Fehlern lernen, die in der Vergangenheit beispielsweise mit der
„Singing Area“ gemacht wurden und gehen davon aus, dass das von uns vorgestellte Modell geeignet
ist, sie in Zukunft zu vermeiden.
Endlich wird bei St.Pauli ein ganzheitliches und klassisches Stadionkonzept realisiert. Alte Differenzen
und alte Spannungsfelder werden aufgelöst. Verschiedene Stile, den FC St.Pauli zu leben und zu lieben,
stehen sich nicht länger im Weg. Auf der neu entstehenden Gegengerade ist genug Raum für normale
Fußi-Gucker, den „britischen Stil“, den „spielbezogenen Support“ und dergleichen. Bei Fertigstellung
wird es am Millerntor eine Sitzplatz-Tribüne auf der Geraden geben, es gibt ein weiteres
Sitzplatzangebot auf der Nord-Tribüne, eine Gegengerade mit einer beachtlichen Zahl von Stehplätze,
und es gibt die wilden Ultras in der Kurve. Das Erlebnis Heimspiel wird für einen Löwenanteil der
Stadionbesucher durch das Erleben und Sehen einer aktiven Fankurve erheblich an Wert gewinnen.
Dennoch kommen sich die verschiedenen Ansprüche nicht wie bisher in die Quere.
Wenn ihr dabei sein wollt, dann tragt euch so bald wie möglich verbindlich in die Listen ein, die am USPStand oder im Fanladen ausliegen. Wir kümmern uns dann darum, dass ihr ein
Dauerkartenvorkaufsrecht erhaltet. Darüber hinaus werden wir auch regelmäßig Gruppen und
Einzelpersonen ansprechen, von denen wir uns wünschen, dass sie dabei sind, denn die Grundidee, die
Kräfte zu bündeln, um gemeinsam etwas zu erreichen, ist nach wie vor richtig. Die Ultras haben sich bei
St.Pauli in einem Bereich entwickelt, der eigentlich nicht viel mit ihnen anzufangen weiß und sie auch
2006 noch eher teilnahmslos wahrnimmt. Wir hoffen, dass man durch diesen Schritt auch ein neues
Kapitel des gegenseitigen Umgangs miteinander aufschlagen kann, dass man sich nicht mehr
gegenseitig über die Eigenarten des anderen echauffiert, sondern zu einer Beziehung findet, in der
wieder Solidarität und Spaß miteinander möglich sind. Mit der Gegengerade verlassen wir den Bereich,
der uns über all die Jahre geprägt hat. Wir blicken sowohl auf gute als auch auf schlechte Zeiten zurück.
Vielleicht wird sich ein Verhältnis wie bei zwei Geschwistern entwickeln, die sich immer zoffen und erst
nachdem sie beide aus dem Elternhaus ausgezogen sind, ein super Verhältnis zueinander entwickeln.
Wir würden uns sehr darüber freuen. Wenn ihr Fragen zu diesem ganzen Komplex des Umzugs, zu
unserem Vorhaben und unseren Ideen habt, wenn etwas unklar geblieben ist, dann scheut euch nicht,
uns darauf anzusprechen und uns zu fragen. Am USP-Stand werden jedes Spiel AnsprechpartnerInnen
für den Umzug in die Südkurve bereit stehen, die eure Fragen beantworten. Auch so werden wir ständig
versuchen, euch zu informieren.
Ablauf in Kurzform:
1.) Entscheidet, ob dieses Konzept der Kurve das Richtige für euch sein wird.
2.) Holt euch das Anmeldeformular am USP-Stand oder im Fanladen ab.
3.) Gebt das Anmeldeformular persönlich am USP-Stand, am Fanladen-Container in der Nordkurve
oder im Fanladen (Brigittenstrasse 3) ab. Wenn ihr eine Email-Adresse angebt, werden wir euch
über eure korrekte Anmeldung und den Stand der Dinge informieren.
4.) Wir übermitteln nach Saisonende die Liste der angemeldeten Leute an das Kartencenter des
FC St.Pauli. In der Zeit des Dauerkartenvorverkaufs könnt ihr euch dort auf die Liste berufen
und eure Dauerkarte kaufen. Die Termine werden vom Verein rechtzeitig bekannt gegeben.
5.) In die Kurve kommen und durchdrehen!
Unsere Vision
Wir wollen eine Kurve schaffen, die den FC St.Pauli würdig repräsentiert, die bunt und wild ist. Wir
werden dort singen, hüpfen, Fahnen schwenken, Choreographien veranstalten, durchdrehen, noch
einmal voll von Träumen sein, die Mannschaft mit allen Kräften unterstützen, es mit den besten Kurven
des Landes aufnehmen und unseren Teil dazu beitragen, dass unserem FC wieder bessere Zeiten
bevorstehen. Das erwarten wir auch von jedem, der in diese Kurve wechselt! Fans, die auf den Funken
vom Spielfeld warten, um zu singen und anzufeuern, die das Stadion vor allem als Ort des
Klönschnacks sehen oder die mit 90 Minuten Support nichts anzufangen wissen, sind in der Südkurve
sicher falsch. Diese Kurve wird von Aktivität geprägt sein, nicht vom Herumstehen, 85 Minuten sabbeln,
sich einen ansaufen und dem viel zitierten „spielbezogenen Support“, der bei St.Pauli leider allzu oft nur
ein laues Lüftchen ist. Wir freuen uns über alle St.PaulianerInnen, die unseren Stil leben wollen, egal ob
ihr aus der Nordkurve, von Sitzplätzen oder aus der Gegengerade kommt. Und wenn irgendwann 3000
Ultras Arm in Arm mit dem Rücken zum Spielfeld hüpfen, sich und vor allem diesen großartigen Verein
mit heißem Herzen feiern, und die Mannschaft sich bei entsprechendem Einsatz auch in schlechten
Zeiten auf die Unterstützung der Kurve verlassen kann, dann werden wir uns an diese Monate
zurückerinnern, als der Grundstein für dieses Kapitel der braun-weißen Fangeschichte gelegt wurde.
Lebt St.Pauli! Lebt ultrà! Tragt euch noch heute in die Liste ein! Auf in die Südkurve!
Es ist nicht nötig, die Welt zu erobern. Es genügt, sie neu zu erschaffen!
ULTRA’ SANKT PAULI IM NOVEMBER 2006