26 26 Flug nach Asien – aber „NO GO” für Peking
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26 26 Flug nach Asien – aber „NO GO” für Peking
Reisebericht 26 Unwirtliches Gebirge Anflug auf Teheran Mehrabad Flug nach Asien – aber „NO GO” für Peking Mit der Cessna 303 von Mönchengladbach zum Himalaya PILOT UND FLUGZEUG Heft 11/2004 lockte mit einem Fliegertraum: Auf nach Peking! Die Leserreise 2005 versprach allein schon mit dem Abenteuer des Fliegens mit privaten Maschinen in den geheimnisvollen Kontinent Asien Erlebnisse ganz besonderer Art. Für mich als Pilotin einer Cessna 172 nur ein ferner Traum? Der Traum wurde Wirklichkeit: In der D-IIVK, einer zweimotorigen Cessna 303. Mit meiner SE-Lizenz konnte ich zwar nicht selbst fliegen, gehörte aber neben den beiden Piloten Rolf Allerding und Klaus Gerecht, meinem Sohn, zur Crew der Crusader. Unserer langen Fliegerreise gingen Crewtreffen, ein Simulatortraining in Bremen für den Anflug in Kathmandu/ Nepal und sorgfältige Vorbereitungen voraus. Insbesondere machte uns „weight and balance“ zu schaffen, und noch am Tag vor dem Abflug reduzierten wir die Zuladung ganz energisch. Am 5. Oktober 2005: startet die D-IIVK um 8:33 Uhr MEZ in EDLN Mönchengladbach mit Information Bravo und Squawk 0524 auf der Abflugroute GMH 6N in den dunstig-grauen Herbstmorgen Richtung Frankfurt - München – Klagenfurt. Um 11:00 Uhr über München. Graue Wand vor uns. FL 135. Steigen mit Sauerstoff auf größere Höhe. Wir können noch die Ostalpen in der Gegend um Zell am See / Villach unter uns erkennen. Jetzt wird es heftig: Regen, Schnee, Wind mit 35 kts und mehr auf der Nase. Für kurze Zeit schafft die Crusader nur noch 90 kt. über Grund. Aufgrund des hohen Spritverbrauchs Tanken in Belgrad statt Sofia, um16:20 Uhr sind wir wieder in der Luft. Endlich Sonnenschein, gute Erdsicht. Nach dem Sunset entscheiden wir uns für den Weiterflug nach Adana. Es wird ein herrlicher Nachtflug. Über uns ein selten klarer und schöner Sternenhimmel, unter uns die Lichterkette der türkischen Riviera. Um 22:45 Uhr Nachtlandung in LTAF Adana. Um 2:00 Uhr Ortszeit endlich ein Bett im Hilton nach dem langen, langen Flug! Mit Tankstopp in Belgrad 12 Std. für 1527 NM. Wir bummeln durch die Souks, zur alten Moschee aus dem 16. Jh., zum Badehaus für Frauen, durch die moderne City, zu Atatürks Haus. Um 22:00 Uhr treffen wir in der Hotelbar die anderen Crews aus Deutschland und der Schweiz, ein erstes flüchtiges Kennenlernen der insgesamt 21 Piloten und Crew Members. Und dann wird es ernst: Flugvorbereitung für das morgige erste Leg nach Teheran. 7. Oktober 2005: Obwohl wir das Hotel früh verlassen, erleben wir auf dem Flugplatz Verzögerungen durch die sehr langsame Abwicklung und eine heftige, aber erfolglose Diskussion über die plötzliche Erhöhung des vereinbarten Avgaspreises von 1,10 USD auf 1,80 USD. Schließlich ist auch noch der Flugplan überschritten. Motoren wieder aus. Warten. Endlich Freigabe für RWY 23, Take-off 11:05 Uhr Ortszeit. Leichter Dunst über Adana. Wir fliegen in Richtung Osten. Das flache Land unter uns wird hier noch landwirtschaftlich genutzt. Es geht aber über in unwirtliches Gebirge. Wir sind im Südosten der Türkei und halten uns nördlich der Grenzen von Syrien und Irak. Navigationshilfen auf der Flugstrecke von Adana nach Teheran sind VORs, Intersections und ein NDB. In der Osttürkei fliegen wir über die Gegend von Gaziantep, später über Diyarbakir, die heimliche Hauptstadt der Kurden, und immer wieder über gebirgiges Land mit vielen Seen. Wir überqueren den Van-See und müssen nun auf FL 150 steigen. Um 13:50 Uhr Adanazeit erreichen wir BONAM, den Meldepunkt an der türkischiranischen Grenze. Das Wetter ändert sich. Zunächst nur leichte Turbulenzen und eine graue Wand vor uns, noch Erdsicht. Südöstlich von Uromiyeh in der Gegend des Lake Urmia wird es ruppig. Zwei Stunden fliegen wir nur über Gebirge, immer ins Grau hinein und werden tüchtig durchgerüttelt. Uns und die losen Sachen 6. Oktober 2005: Nach einem gemütlichen Frühstück haben wir gut befestigt. erkunden wir Adana. Ali, ein junger Türke in Jeans und T-shirt, Irgendwann wird es wieder heller und ruhiger. Unterwegs bietet sich vor dem Hotel als „guide“ an. In gutem Englisch sehen wir unter uns Städte, der Lage nach Zanjan und Gazvin, und mit passablem Allgemeinwissen führt er uns zu den die sich lehmfarben, gelblich-grün, flach und riesig in der Sehenswürdigkeiten der alten Stadt im Südosten der Türkei. Landschaft ausdehnen. 26 AOPA-Letter 4/ 2006 Reisebericht Die D-IIVK auf dem Flugplatz in Teheran 27 Elefantenbad am Fluss Wind Auffallend sind die vielen „Caution Areas“ um Teheran herum; exaktes Fliegen ist angesagt. Plötzlich sind es nur noch 10 Min. bis Mehrabad OIII Teheran. Was wird uns im Iran erwarten? Ich ziehe schon einmal pflichtgemäß den langen Mantel über, lege die hässliche, schwarze Kopfbedeckung bereit. Unglaublich eindrucksvoll ist der Anflug auf die 16-MillionenMetropole Teheran. Von NW kommend erhalten wir RWY 29 L und fliegen daher, ehe wir ins Endteil kommen, erst einmal fast über die ganze riesige Stadt. Nach der Landung werden wir höflich begrüßt und zügig abgefertigt. Verwicklungen gibt es allerdings, als wir feststellen müssen, dass sich zwei Handling Agents um uns kümmern, jeder natürlich gegen Bezahlung. Eva, eine junge Dänin, begrüßt uns in der Ankunftshalle. Sie wird uns in Teheran in den nächsten beiden Tagen begleiten. Nach dem Lunch geht es im Eiltempo durch die Souks. Eine Moschee darf noch von außen besichtigt werden – und das war „Sightseeing“ in Teheran. 9. Oktober 2005: Das lange „Leg“ nach Indien verlangt eine kurze Nacht. Um 5:30 Uhr sitzen wir verschlafen im Bus zum Flughafen. Eine der längsten Tagesstrecken liegt vor uns, mehr als 1400 NM und das gegen die Uhr. Aus der Ebene von Teheran erheben wir uns in den Dunst über der riesigen Stadt. Auf FL 130 fliegen wir zwei lange Stunden über den Dasht-eKavir, das ist die Wüste mit den periodisch wiederkehrenden Salzseen, dann über die Wüste Dasht-e-Lut und schließlich über trostloses Gebirge zum Tankstopp in Zahedan. Anzeige Teheran ist eine Stadt ohne viele Sehenswürdigkeiten. Touristen sieht man kaum. Bei Nacht soll sie laut Eva 6 Mill. Einwohner beherbergen; bei Tag arbeiten und leben hier 16 Millionen Menschen. Wir werden in einem Bus „hill-up“ transportiert und besichtigen dort in der besten Gegend Teherans in einem riesigen Park den „Green Palace“, eine der ungeheuer prunkvollen Residenzen des letzten Shahs, Reza Pahlevi, die er mit den beiden Kaiserinnen Soraja und später Farah Diba gelegentlich bewohnte. Als zweite Sehenswürdigkeit wird uns der Einblick in den Nation‘s Palace, den weißen Palast, gewährt. Die Fahrt im Bus durch die Stadt ist endlos und langweilig. Wenigstens habe ich Gelegenheit, mich mit Eva und einem Studenten über das Leben junger Leute in Teheran zu unterhalten und ein wenig über ihre politische Einstellung zu erfahren. Obwohl Ramadan ist, bewirtet uns das traditionelle persische Khayyam Restaurant – es soll das beste in Teheran sein – mit einem reichhaltigen wohlschmeckenden und lang ausgedehnten Mittagessen, bei dem am Schluss auch ein paar Züge aus der Wasserpfeife ausprobiert werden können. AOPA-Letter 4/ 2006 27 Reisebericht 28 Verteidigungsanlage Jai-Jarh und Amber Palace Gewitterwolken über Myanmar Eigentlich gibt es auf dem ehemals amerikanischen Stützpunkt kein Avgas. Aber als besondere Geste – im Iran ist das erstaunlicherweise möglich – bringt ein Tankwagen aus dem 500 km entfernten Mesched das für uns notwendige Fuel in die Wüstenstadt Zahedan. In dieser entlegenen Gegend im Dreieck Iran, Afghanistan, Pakistan scheinen die Uhren anders zu gehen. Wir Frauen können die Kopftücher abnehmen und uns bei einer Tasse Kaffee und freundlichen Gesprächen den männlichen Flugplatzwesen gleichberechtigt fühlen. Flugberatung und Zollabwicklung werden zügig abgewickelt. Auf dem hohen Platz OIZH und in der großen Hitze hat unsere D-IIVK zunächst Anlassschwierigkeiten, ehe wir auf der RWY 35 um 12:36 Uhr starten und die ausgedehnte Stadt mit ihren unzähligen flachen rechteckigen Häusern überfliegen können. Alles sandfarben, trostlos – bald verschwunden im Dunst. 20 NM südöstlich von OIZH , an der Intersection DERBO, fliegen wir in den pakistanischen Luftraum. Unter uns das Land, das in diesen Tagen von einem schweren Erdbeben heimgesucht wurde. Lange haben wir keinen Kontakt zu Karachi Control. Wir hören gelegentlich den Funk der Hilfsflieger, haben irgendwann eine Relaisverbindung mit einem Liner, der in Richtung Köln fliegt. Sonst nur Funkkontakt mit Fliegern der eigenen Gruppe auf Frequenz 123,45. Wir halten uns südlich der afghanischen Grenze. Um 14:05 Uhr sind es noch 583 NM bis Jaipur. Prohibited und Restricted Areas sind zu beachten. Wir müssen auf FL 210, später noch höher steigen. Plötzlich ist die Sauerstoffzufuhr auf zwei Anschlüssen unterbrochen. Meinen funktionierenden Schlauch erhält der PIC. Ich rutsche zentimeterweise vom Copilotensitz nach hinten – bloß keine unnötige Anstrengung – und überstehe mit irre flacher Atmung die kurze Zeit, bis Klaus ruhig und professionell das Anschlusskabel repariert hat. Nach Hunderten von Kilometern Wüste und Gebirge entdecke ich dann endlich wieder Spuren menschlichen Lebens unter uns: Eine Stadt, es muss Rahin Yar Khan sein. Dann wieder Sand und Berge, Einsamkeit. Im Westen, hinter der rechten Fläche, versinkt die Sonne im Dunst, gelb, orange, rot, violett. Es ist 16:15 Uhr. Position 188 NM westlich von Jaipur. 28 An der Intersection TIGER überfliegen wir die Grenze nach Indien. Bei Dunkelheit überqueren wir das breite Tal des Indus. Wir können wieder auf einen niedrigeren Flight Level sinken. Um 17:56 Uhr Nachtlandung in VIJP Jaipur in Indien, rd. 2500 NM von Deutschland entfernt, in einer ganz anderen Welt. Das merken wir schon beim Anflug. Trotz klaren Nachthimmels erhalten wir kein „Visual Approach“. Holding über dem Platz. Erst wenn die vorige Maschine die RWY verlassen hat, erhält die nächste die Landefreigabe. Aber das ist nicht alles, was uns in Indien blühen soll. Eine Riesengeduldsprobe steht direkt bevor. Unsere Flugzeuge werden von extrem langsam arbeitenden Indern aus Fässern mit Handpumpen betankt. Da tankt so mancher Pilot zähneknirschend selbst mit. Noch eine Überraschung: Trotz Vorbestellung ist nicht genug Avgas für alle vorhanden. Aber morgen ist ja ein neuer Tag. Der ganze Stress mit Fuel und indischer Bürokratie ist jedoch in dem Moment vergessen, als wir vor dem Rambagh Palace Hotel vorfahren. Nun beginnt ein Märchen aus 1001 Nacht. Ein unglaublich schöner Maharadja-Palast nimmt uns auf. Das Hotelpersonal, junge Frauen und Männer, gut aussehend, sehr aufmerksam, in traditionellen hellgelben Uniformen, übernimmt das Gepäck, öffnet Türen, rückt Stühle, hält Teller am verlockenden indischen Buffet, verwöhnt uns unvorstellbar. Nach der Hitze in Zahedan umfächelt uns hier in Jaipur laue Abendluft. Wir genießen das Dinner auf der Gartenterrasse. 10. Oktober 2005: Strahlend schön ist der Morgen. Nach dem Frühstück wartet schon das Taxi, das uns mit kundigem Fahrer zur Pink City, zum Palast der Winde und hinaus aus der Stadt zu einem Aussichtspunkt am Fluss bringt. Schnell müssen wir zurück – der Flugplan sitzt uns im Nacken! Die Erkundungsfahrt durch Jaipur und zum Fluss hat Zeit gekostet. Wir sind die drittletzte Maschine zum Abflug. Inzwischen haben wir 40 Grad Hitze. Und dann will auch noch der rechte Motor nicht anspringen. Backtrack. Endlich um 9:25 UTC Start auf RWY 27. Kurs auf VNKT Kathmandu / Nepal. AOPA-Letter 4/ 2006 Reisebericht Rambagh Palace Hotel Jaipur 29 Im Endanflug auf Luang Prabang Wind Der schwierige Anflug auf Tribhuvan International Kathmandu war in der Vorbereitungsphase auf dem Simulator geübt worden. Noch sind wir weit von Nepal entfernt. Ab 11:30 Uhr UTC wird es spannend. Noch 255 NM bis VNKT und vor uns türmen sich ungeheure CBs auf, eine ganze Front. Turbulenzen schütteln die Crusader. Doch wir kommen gut zwischen den Wolkentürmen hindurch. Über dem VOR SMR Simara überqueren wir die Staatsgrenze nach Nepal. Abrupt steigt das Gebirge vor uns auf. Auf FL 120 sind wir hoch genug, Noch 11 NM. Dann Lichter unter uns. In der klaren Nacht ist die RWY gut zu erkennen. Wir landen um 13.11 UTC sicher und wohlbehalten in Kathmandu. Der Anflug war weniger schwierig als in der Simulation für möglich gehalten. Im Flughafengebäude werden wir von Explore Nepal mit einem Welcome-Transparent und Blumenketten freundlich empfangen. Am nächsten Tag wird in der Zeitung über uns berichtet. Ein Schatten fällt auf den „warm welcome“. Vor dem Flughafengebäude kommen ärmlich aussehende Nepalesen an den Bus, fordern sehr bestimmt „Tips“ von uns und streiten sich dann handgreiflich um das Geld. Wir begreifen, dass wir in diesem Land mit seinen vielen armen Bewohnern nicht nur als interessante Besucher von weither, sondern auch als willkommene Verdienstmöglichkeit gesehen werden. Schnell vergesse ich diesen Zwischenfall über der Freude, auf einer außergewöhnlichen Flugreise außergewöhnlich Fremdartiges und Interessantes erwarten und erleben zu können. 11. Oktober 2005: Explore Nepal hat für heute eine Tour in die nähere Umgebung von Kathmandu organisiert, die uns Einblicke in das Hindu-Königreich im Himalaya schenkt, die wir nie vergessen werden. Bhoudhanath, die buddhistisch geprägte Stadt und unser erstes Ziel, empfängt uns festlich. Leinen mit bunten Stofffähnchen sind zu Hunderten über die Straßen gespannt, Tausende brennender kleiner Öllichter flackern auf Ständern, wohltuende, beruhigende Musik klingt durch die Luft. Ich bin ganz gefangen von dieser farbigen, frohen und ganz andersartigen religiösen Wirklichkeit. In dieser Stimmung steige ich wieder in den Bus, der uns nun an einen ganz anderen Ort bringt: Nach Pashupatinath, den Toten-Verbrennungsort am Fluss. Wir bleiben auf der Seite des Shiva-Tempels und schauen hinüber auf die Verbrennungsplätze. Holzstöße sind auf Sockeln aufgeschichtet, hoch genug, damit der Leichnam langsam und vollständig verbrennt. Die Flamme lodert, Rauch steigt auf und windet sich in das Flusstal – das Ende eines Lebens, eines menschlichen Körpers. Wenn er verbrannt ist, wird die Asche in den Fluss geschoben. Mit dem braunen geheimnisvollen Wasser fließen die letzten Spuren eines Lebens irgendwann in den heiligen Fluss Ganges. 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Für den Abend hat Explore Nepal ein Dinner im besten Restaurant Kathmandus, einem dem Zerfall entrissenen renovierten Palast, organisiert. Im Innenhof erleben wir Tänze der großen Masken, traditionelle Kämpfe zwischen Gut und Böse, getanzt von jungen Männern in phantasievollen Kostümen und den riesigen Masken. 12. Oktober 2005: Ein großer Tag: Heute werden wir am Himalaya entlangfliegen. Statt Bhaktapur zu besichtigen, hatten die Piloten des nächsten Legs am Flugplatz von Kathmandu die Flugvorbereitungen für den heutigen Tag erledigt. Unser allergrößter Wunsch ist, so dicht wie möglich am Himalaya entlangfliegen zu können. Uns ist allerdings die nahe Grenze nach China bewusst, die unbedingt respektiert werden muss. Außerdem ist für IFR-Flüge eine Höhe von FL 310 vorgeschrieben. In zähen Verhandlungen erreichen unsere Piloten einen Flugregelwechsel IFR / VFR. Vor unserem Abflug erleben wir noch eine böse Überraschung: Zusätzliche, vorher nicht vereinbarte erhebliche Handlingkosten werden verlangt. Heftige Diskussionen. Wertvolle Zeit verrinnt. Der Abschied von Kathmandu wird teuer. Unsere Crusader startet um 4:36 UTC (10:36 Uhr Nepal Time) bei 8000 ft Dichtehöhe und steigt durch den morgendlichen Dunst und die Wolken über dem Kathmandu-Tal. Über den Wolken scheint die Sonne. In weißer eisiger Schönheit erhebt sich vor uns die Kette der höchsten Berge der Erde vor dem klaren Blau des Himmels. Auf FL 135, unter uns lockere weiße Wolken, fliegen wir mit unserer kleinen Twin am grandiosen Mount Everest – Massiv und den anderen Sechs- bis Achttausendern entlang, auch noch am gewaltigen Hongu-Glacier vorbei – schauen, was das Auge hält, halten dieses in unserem Leben sicherlich einmalige Erlebnis in Fotos fest. Mit dem Himalaya im Herzen drehen wir ab auf Südkurs zum Tankstopp nach Patna. Wir verlassen Nepal und überqueren die Gangesebene. 30 NM vor Patna beginnen wir den 30 Sinkflug. Auf 4000 ft rütteln uns Turbulenzen durch. Durch eine Dunstschicht landen wir um 6:04 UTC auf einem Platz, den wir aus ganz anderen Gründen so schnell nicht vergessen werden. Irre Hitze, feucht, ein Platz ohne Schatten. Gegen Bakschich hält ein junger Mann einen Schirm über mich. Langes Warten auf den Tankwagen. Einen Flugplan in Patna aufgeben ist stundenlanger Horror. Die Toilette benutzen bedeutet Einklarieren beim Zoll, Leibesvisitation, Ausräumen meiner kleinen Umhängetasche einschließlich Öffnen von Geldbörse und Lippenstift, Toilette mit Eskorte, Ausklarieren. Unglaublich! Nach mehr als zwei Stunden besteigen wir entnervt von der Unfreundlichkeit der Tower-Beamten endlich unsere Flugzeuge und verlassen um 8:25 UTC Patna, die grüne Stadt am Ganges, um eine indische Erfahrung reicher, die jedoch, wenn wir an das großartige Erlebnis Himalaya denken, allmählich verblasst. 920 NM nach Chiang Mai liegen noch vor uns. Bei Chittagong noch einmal Gewitterwolken. Wetter wie vorausgesagt. Wir befürchten weitere Gewitter und eine schwierige Landung in Thailand. Über den Dschungel von Myanmar, um die bis 20.000 ft reichende Sperrzone herum, landen wir um 14:58 UTC bei Nacht glücklich auf Chiang Mai International. 13. Oktober 2005: Nach der gestrigen langen Flugstrecke haben wir nur einen Wunsch: Endlich einmal ausschlafen und gemütlich frühstücken. Und das tun wir im Sheraton Chiang Mai. Am Nachmittag vor dem Abflug nach Luang Prabang gibt es auf dem Flughafen allerdings wieder Ärger. Sie stufen uns dort als „commercial“ ein und verlangen entsprechend sagenhaft hohe Landing Fees. Endlich um 15:00 Uhr Ortszeit erhebt sich unsere D-IIVK über die Stadt am Fluss hinein in die phantastische Wolkenwelt riesiger Cumuli und zarter Eiswolken darüber. Unter uns die Nord-Süd-Autobahn, Seen, viel Grün, viel Wald und immer höher werdende Berge. Auf FL 115 hören wir eine Gewittermeldung der D-EIJK 40 NM vor Luang Prabang. Wir erwarten Turbulenzen. Auf allen AOPA-Letter 4/ 2006 Reisebericht Pagode Wat Xien, Weltkulturerbe 31 Exkursion auf dem Elefantenrücken Wind Seiten haben wir Berge, hohe Kegel, sanft gerundet, bewaldet, dunkelgrün. Noch 11 NM bis zur Dschungelstadt, Altitude 4300 ft. Da – der Mekong windet sich unter uns um die Dschungelberge herum. Wir landen bei klarer Sicht um 9:10 UTC. Vier wunderschöne erholsame Tage schenkt uns die laotische Hauptstadt. Wenn wir einmal von dem Ärger mit der Zöllnerin und der Flughafenabwicklung absehen. Dafür waren unsere Flugzeuge von laotischem Militär aber auch bestens bewacht. Es ist wenige Tage vor einem buddhistischen Fest. Die Klöster werden bunt geschmückt. Die alte Königsstadt, noch fern vom lauten Tourismus, lädt ein zum beschaulichen Bewundern ihrer Klöster, der herrlichen Flusslandschaft mit den seltsam steil und rund aufragenden Bergen, zum Ausruhen, zum Wohlfühlen. Am Abend lockt uns der Nachtmarkt von Luang Prabang. Die Hauptstraße ist ein Meer kleiner Lampen. Die Verkäuferinnen sind freundlich, unaufdringlich. Die Preise sind für uns so erschwinglich, dass wir die hübschen Sachen gerne kaufen. Am nächsten Morgen, 14. Oktober 2005, wird unsere Idylle abrupt unterbrochen: NO GO nach Hongkong für die vier kleineren Kolbenflugzeuge! Dazu zwingen der von Vietnam auferlegte Fluglevel 265 und die viel zu lange Route über das Meer statt wie geplant über Vietnam. Die Long-Range-Maschinen erreichen Hongkong und fliegen auch nach Taiwan. Die D-GAKK, die D-ICFG und die N310FW fliegen nach Chiang Mai. Wir mit unserer D-IIVK bleiben noch zwei Tage im malerischen Luang Prabang und genießen die wunderbare Ruhe und die Freundlichkeit der Menschen. des Feriendomzils von König Bumiphol und Königin Sirikit, die gerade zu Besuch weilen. Ein Flug nach Bangkok vermittelt interessante Einblicke in das Leben in dieser thailändischen Großstadt. Das nächste Highlight: Der Flug nach Siem Reap in Kambodscha und dort der Besuch von Angkor Vat, der riesigen Tempelanlage im Dschungel. Am 26. Oktober 2005 beginnt die Heimreise der Leserreisengruppe. Chiang Mai, Kalkutta, Mumbay. Berichten zufolge gab es in Kalkutta noch einen Nervenkrieg durch stundenlanges Warten auf die Genehmigung des Flugplans, dann „No Security Clearance“ und dann – noch ärgerlicher „Now your off-block-time has expired“ und das bei mehr als 40 Grad. Auch in Mumbay Ärger: diesmal stundenlanges Warten auf den Tankwagen mit Streik des Tankwarts. Daher noch eine Nacht im ehemaligen Bombay. Dafür entschädigt in der folgenden Nacht das Al Bustan - Hotel in Muscat / Oman mit Luxus aus 1001 Nacht. Mit einem Zwischenstopp in Bahrein mitten in der Wüste fliegt die Gruppe nach Amman / Jordanien und von dort nach Istanbul, wo die einzigartige Fliegerreise bei einem festlichen Dinner ihren Abschluss findet. Am 1. November 2005 landen sie alle wieder sicher in der Heimat, unsere D-IIVK ohne mich in Mönchengladbach. von Doris Gerecht Fotos von Doris Gerecht und Dr. Klaus Gerecht Anzeige Am 16. Oktober 2005 fliegen wir nach Chiang Mai. Ich fliege am 17. Oktober mit Thai Airlines nach Deutschland zurück, da mein Mann schwer erkrankt ist. Bis die Hongkongflieger, die auch noch in Taipei Station machen, wieder zur Low-Range-Gruppe stoßen, verbringt diese ein Wochenende am Strand von Hua Hin ganz in der Nähe AOPA-Letter 4/ 2006 31