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Inhalt 20 J AHRE IPB Editorial Liebe Leserin, lieber Leser, Aufbruch in die neue Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Highlights aus 20 Jahren Wissenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Infokasten Baugeschehen am IPB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 T ITELTHEMA Von Arabidopsis bis Zebrafisch:Tickt die Sanduhr überall? . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . . . 8 N EWSTICKER F ORSCHUNG Phytohormone I: Auxin wirkt über Co-Rezeptor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Phytohormone II: Jasmonate wandern in die Welt ................... . . . . . . . . . . . . . . 13 Infokasten Phytohormone: Kleine Stoffe, große Wirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Infokasten Duftstoffe: Von Ambra zu Ambrox . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Biosynthese: Duftrohstoff in zwei Schritten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Leibniz-Gemeinschaft: Wirkstoffforscher im Verbund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Sonderforschungsbereich: 7 Millionen Euro für hallesche Pflanzenforscher .. 16 P ERSONALIA Professur: Glückwunsch an Bettina Hause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Auszeichnung I: Luther-Urkunde für Claudia Bobach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 Auszeichnung II: Sicca-Preis für Felix Rausch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Auszeichnung III: Posterpreis für Antje Hellmuth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 Abschlüsse: Azubis haben ausgelernt ..................................... . . . . . . . . . . . . . 18 Neue Mitarbeiter am IPB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Doktoranden: Neue Sprecher treten an . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Dienstjubiläum: Michael Kräge ist 25 Jahre am IPB.................................... 19 E VENTS Doktorandentagung: Treffen der Naturstoffchemiker . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Zugegeben: Nichts wirkt antiquierter als ein Newsletter, der im neuen Jahr erscheint und noch mit Weihnachtsfotos aus dem alten Jahr bestückt ist. Zu unserer Verteidigung können wir nur anbringen, dass das letzte Jahr zu reich an extraordinären Aktivitäten war. Unser Jubiläumsfest im Kreise aller Mitarbeiter und Gäste war eine rundum gelungene Veranstaltung. Mit Pauken und Trompeten heizten uns - wie vorher angekündigt - die „Rolling Mill-Stones“ ein. Und auch die Ehrengäste, wie Leopoldinapräsident Hacker und Leibniz-Präsident Mayer beehrten uns wohlgesonnen mit ihrem Besuch. Das taten sie natürlich auch, weil wir gleichzeitig das 80.Wiegenfest unseres ehemaligen Direktors und Leopoldinapräsidenten Benno Parthier feierten. Allein mit diesem Fest waren wir reich beschenkt, aber es kam noch besser: Pünktlich zum Jubiläum legte uns Marcel Quint eine Naturepublikation mit Titelbild und Titelstory auf den Gabentisch. Die hat er gemeinsam mit Ivo Große (MLU) und vier Doktoranden in nur anderthalb Jahren und - dank leistungsstarker Rechentechnik - ohne einen einzigen Laborversuch produziert. Das nennen wir unübertroffen kostengünstig und effizient. Auch alle anderen Wissenschaftler publizierten fleißig über Phytohormone, Biosynthesen und vieles mehr, sodass wir auf ein insgesamt arbeitsreiches und sehr erfreuliches Jahr 2012 zurückblicken dürfen. Kunst am IPB: Naumburger Arzt zeigt Fassaden der Seele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 WissenschaftsCampus: Feierliche Eröffnung in Halle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Leibniz-Gemeinschaft: Science Meets Parliament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Wissenschaftsnacht in Halle: Grandioser Erfolg für’s IPB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Institutsjubiläum: Festkolloquium am IPB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 Besuche aus der Politik: CDU-Landtagsfraktion und EU-Kommisare . . . . . . . . . . 22 Doktorandenfeiern: Halloween und Diwali . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 Alumnis: Weihnachtsfeier für die Rentner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 D IVERSES Evaluierung: Positive Bewertung durch den Wissenschaftlichen Beirat . . . . . . . . 23 Energie: Stromsparen leicht gemacht? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 Chemikalienbörse: Mehr Platz für Kleinchemikalien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 Es weihnachtelt: Von konservativ bis alternativ ....................... . . . . . . . . . . . . . . 25 Neues Reagenz: IPB-Stoff für den Eintopf ............................... . . . . . . . . . . . . . 25 Z UALLERLETZT Doch nun genug mit allem Gestrigen: Ein ebenso spannendes und arbeitsreiches Jahr liegt vor uns.Wie wir alle wissen, müssen und wollen wir in diesem Jahr unsere Exzellenz, unsere Strategien und Expertisen in ganz besonderem Maße unter Beweis stellen. Sieben Jahre sind um: In diesem Sommer wird das IPB erneut durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert. Wir sehen diesem Ereignis mit Spannung entgegen und hoffen natürlich, dass diese Prüfung für uns positiv verlaufen wird. Möglicherweise wird 2013 für uns so arbeitsreich, dass ein zweiter Newsletter nicht produziert werden kann. Dann sind wir doch fast schon wieder innovativ mit unseren zeitlosen Weihnachtsgeschichten am Ende dieser Ausgabe! Es bleibt also alles eine Frage der Betrachtung. Ich wünsche Ihnen allen ein gesundes, arbeitsreiches, und glückliches Neues Jahr. Möge es glanzvoll und farbenfroh werden! Spechtalarm an vielen Fassaden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Marderplage am Institut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 Ihre Sylvia Pieplow 1 20 JAHRE IPB 20 Jahre IPB - Aufbruch in die neue Zeit In fröhlicher Atmosphäre und gelöster Stimmung haben die Mitarbeiter des IPB am 14. September 2012 das 20-jährige Jubiläum der Neugründung des Instituts begangen. Mit der Festveranstaltung feierten wir gleichzeitig den 80. Geburtstag unseres Gründungsdirektors Professor Benno Parthier, der die Geschicke des Instituts sehr souverän in das neue Wissenschaftssystem der Bundesrepublik steuerte. Während im letzten Heft die Gründungszeit thematisiert wurde, gibt es an dieser Stelle einen kurzen geschichtlichen Abriss zu Strukturwandlung, Baugeschehen und wissenschaftlichen Highlights der letzten 20 Jahre. um 1. Januar 1992 wurde das Institut für Pflanzenbiochemie neu gegründet. Fortan hatte es den Status einer Stiftung des Öffentlichen Rechts und stand somit unter dem Schutz und der Aufsicht der Landesregierung Sachsen-Anhalts. Als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft Blaue Liste (später WGL) wird es jeweils zur Hälfte vom Bund und von den Ländern finanziert. BENNO PARTHIER wurde geschäftsführender Direktor. In dieser Funktion sorgte er für die zügige Erledigung aller anstehenden administrativen Aufgaben und die weitere Umsetzung der Empfehlungen des Wissenschaftsrates. Dazu gehörte zunächst die Festlegung der organisatorischen, strukturellen und juristischen Details des Stiftungszweckes in einer eigenen Satzung. Diese wurde im Mai 1993 verabschiedet. Als beratende und kontrollierende Organe wurden am 6. Z Januar 1994 der Wissenschaftliche Beirat unter Vorsitz von Jozef Schell und am 7. Januar 1994 der Stiftungsrat gegründet. NEUE STRUKTUREN IM WANDEL DER ZEIT Abteilungsleiter und Direktoren Zu den drei bisher bestehenden wissenschaftlichen Abteilungen kam gemäß den Empfehlungen des Gründungskomitees eine vierte hinzu. In DIETER STRACK von der Technischen Universität Braunschweig fand das Institut 1993 einen kompetenten Leiter der neuen Abteilung Sekundärstoffwechsel. Im gleichen Jahr übernahm LOTHAR FRANZEN die administrative Leitung des Instituts. 1994 konnte das IPB DIERK SCHEEL vom Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln zum Leiter der Abteilung Stressforschung - jetzt STRESS- UND ENTWICKLUNGSBIOLOGIE - gewinnen. Er trat die Nachfolge von Lutz Nover an, der 1992 einen Ruf an die Universität Frankfurt/Main angenommen hatte. Ab 1998 fand das Institut in Dierk Scheel einen umsichtigen und sehr engagierten Geschäftsführenden Direktor. Die strukturelle Gliederung in vier wissenschaftliche Abteilun- Abteilungsleiter des IPB seit 1992 Benno Parthier, Dieter Strack, Lothar Franzen, Dierk Scheel,Toni Kutchan, Günter Adam und Ludger Wessjohann (v.l.n.r.) GESCHÄFTSFÜHRENDE DIREKTOREN UND WISSENSCHAFTLICHE ABTEILUNGEN SEIT 1992 Benno Parthier 1992 Dierk Scheel 94 96 98 +++ HORMONFORSCHUNG +++ Benno Parthier +++ NATURSTOFFCHEMIE +++Günter Adam STRESSFORSCHUNG Lutz Nover 2 +++ STRESS- UND ENTWICKLUNGSBIOLOGIE +++ Dierk Scheel +++ SEKUNDÄRSTOFFWECHSEL +++ Dieter Strack 2000 02 +++ NATURSTOFFBIOTECHNOLOGIE+++Toni Kutchan +++ NATUR- UND WIRKSTOFFCHEMIE + + STRUKTUREN UND ABTEILUNGEN gen blieb erhalten, allerdings gab es Namens- und Ausrichtungsänderungen sowie personelle Neubesetzungen. Nach dem altersbedingten Ausscheiden von Benno Parthier wurde die Abteilung Hormonforschung ab 1999 von TONI KUTCHAN übernommen und in NATURSTOFF-BIOTECHNOLOGIE umbenannt. Ähnlich verhielt es sich mit der Abteilung Naturstoffchemie, deren Leiter GÜNTER ADAM sich 1999 ebenfalls in den Ruhestand verabschiedete. Unter Leitung von LUDGER WESSJOHANN erstarkte dieser Bereich erneut ab dem Jahre 2000 als Abteilung NATURUND WIRKSTOFFCHEMIE. Toni Kutchan folgte im Jahre 2006 einem Ruf nach Amerika und hatte deshalb die Geschäftsführung nur etwas länger als ein Jahr inne. Zum Geschäftsführender Direktor wurde erneut Dierk Scheel ernannt, der diese Aufgabe 2008 an Dieter Strack weitergab. Die Abteilung Naturstoff-Biotechnologie wurde zunächst kommissarisch von CLAUS WASTERNACK weitergeführt, kam jedoch nach seinem Ausscheiden in den Ruhestand vollständig zum Erliegen. Ab 2009 konnte das Institut STEFFEN ABEL von der Universität in Davis (USA) gewinnen. Unter seiner Ägide wur- de die Abteilung neu ausgerichtet und man forschte künftig unter dem Namen MOLEKULARE SIGNALVERARBEITUNG. Dieter Strack beendete sein Dienstverhältnis im Oktober 2010; sein Nachfolger auf Abteilungsebene wurde ALAIN TISSIER aus Montpellier. Die Abteilung Sekundärstoffwechsel wurde mit ihm um die Glandulären Trichome bereichert und firmierte künftig unter dem Namen STOFFWECHSELUND ZELLBIOLOGIE. Die Geschäftsführung übernahm im Oktober 2010 Ludger Wessjohann. Nach langjähriger, verdienstvoller Tätigkeit verließ Lothar Franzen das Institut im Jahre 2011; die Nachfolge in der Administrativen Leitung des IPB trat im Oktober 2011 CHRISTIANE CYRON aus Hamburg an. Wissenschaftliche Nachwuchsgruppen Zusätzlich zu den Abteilungen wurde zu Beginn des Jahres 2007 die erste unabhängige Nachwuchsgruppe gegründet. Diese bearbeitet unter Leitung von MARCEL QUINT das Thema Auxin-Signaltransduktion und ist mittlerweile als eigenständige Arbeitsgruppe in der Abteilung Molekulare Signalverarbeitung angesiedelt. Weitere Nachwuchsgruppen unter Leitung von MARCO TRUJILLO und NICO DISSMEYER folgten im Jahre 2011. Beide Gruppen befassen sich mit Ubiquitin und Proteinabbau. Die Abteilungsleiter Claus Wasternack, Steffen Abel, Alain Tissier und Christiane Cyron sowie die Leiter der Unabhängigen Nachwuchsgruppen Marcel Quint, Marco Trujillo und Nico Dissmeyer (v.l.n.r.) Toni Kutchan 04 / Claus Wasternack Dierk Scheel 06 Dieter Strack 08 Ludger Wessjohann 10 12 +++ MOLEKULARE SIGNALVERARBEITUNG +++ Steffen Abel + Ludger Wessjohann +++ STOFFWECHSEL- UND ZELLBIOLOGIE +++ Alain Tissier 3 20 JAHRE IPB 20 Jahre IPB - Highlights der Wissenschaft Phytohormone, Pflanzenstress und Naturstoffe im Fokus der Forschung Die Hormonforscher der Neuzeit Prof. Günter Adam, Prof. Benno Parthier, Prof. Claus Wasternack, Prof. Bettina Hause, Dr. Marcel Quint, Dr. Luz I.A.Calderón Villalobos und Prof. Steffen Abel (v.l.n.r.) PHYTOHORMONE Erforschung an allen Fronten Im Laufe seiner über 50-jährigen Geschichte wurden am Institut alle bekannten Pflanzenhormone erforscht und bearbeitet. Dazu gehörten in den frühen Jahren neben Ethylen und Abscisinsäure vorrangig die Cytokinine und die Gibberelline. Seit dem Beginn der 80-er Jahre wurden am Institut zwei neue Substanzklassen untersucht, die man als neue Phytohormone diskutierte: Die Brassinosteroide und die Jasmonate. Die Forschung an den Brassinosteroiden endete offiziell 1997 mit der Emeritierung von GÜNTER ADAM und lief im Laufe der nächsten Jahre aus. Die molekulare Erforschung der Jasmonate begann unter BENNO PARTHIER und wurde 1997 nach seiner Verabschiedung in den Ruhestand von CLAUS WASTERNACK fortgeführt. Bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2008 bildeten die Jasmonate ein Schwerpunktthema am Institut, das heute von BETTINA HAUSE weiter bearbeitet wird. Mit MARCEL QUINT, LUZ IRINA A. CALDERÓN VILLALOBOS und STEFFEN ABEL rückten die bekanntesten Phytohormone, die Auxine, wieder in den Fokus der hiesigen Untersuchungen. ren als Signalstoffe wirken. Dies führte zur Identifizierung, Isolierung und Charakterisierung vieler verschiedener JADerivate mit unterschiedlichen biologischen Aktivitäten. Während man viele Erkenntnisse zur Feinregulation der JA-regulierten Abwehrprozesse sammelte, blieb die aktive Form des Jasmonats - jenes Molekül also, das als Ligand des JA-Rezeptors fungiert - unbekannt. Der Grund liegt in seiner Instabilität. Erst im Jahre 2009 fand man am IPB in Kooperation mit Gruppen aus Madrid und Stockholm die aktive Form des Jasmonats, die an den entsprechenden Rezeptor bindet und damit die Abwehrmaschinerie ins Rollen bringt (Nat. Chem. Biol. 5: 344-350, 2009). Dabei handelt es sich um die cis-Form des Isoleucin-Konjugates von JA: (+)-7-iso-JA-Ile. Die Suche erwies sich als schwierig, weil die trans-Form des Konjugates, (-)JA-Ile, weitaus stabiler ist und daher im cis /trans-Gemisch der beiden Verbindungen überwiegt. Dieses Ergebnis belegt erstmals, dass nur eine bestimmte stereoisomere Form von JA-Ile an den JA-Rezeptor bindet. Für Hormonforscher ist dies eine bedeutende Erkenntnis. STRESSFORSCHUNG Jasmonate - die Suche nach der aktiven Form Jasmonate (JAs) wirken wie alle Phytohormone vielfältig. Eine besondere Rolle spielen sie vor allem bei der Stressabwehr. So induziert JA z.B. nach Verwundung durch Fraßinsekten eine ganze Batterie von Abwehrreaktionen, u.a. die Produktion einer Substanz, die im Insektendarm Verdauungsprobleme auslöst und die Tiere anhält, von der Pflanze abzulassen. In über 30 Jahren JA-Forschung am Institut erkannte man bald, dass nicht nur die JAs selbst, sondern auch ihre Verbindungen mit verschiedenen AminosäuJasmonat in seiner aktiven cis-Form (links) und seiner inaktiven trans-Form. 4 Pflanzliche Schwermetalltoleranz Herausragend waren die Forschungen von STEPHAN CLEMENS zum pflanzlichen Metallhaushalt und der Schwermetallresistenz einiger Pflanzenarten. Pflanzen müssen sich, genau wie andere Lebewesen auch, vor giftgigen Schwermetallen schützen. Da die pflanzlichen Metalltransporter in der Wurzel nicht spezifisch zwischen schädlichen und nützlichen Metallen unterscheiden, werden gemeinsam mit den lebenswichtigen Metallen oftmals auch die toxischen aufgenommen. Als Beispiel seien hier Cadmium und Zink genannt, zwei Elemente, die sich chemisch sehr ähneln und in der Natur nur gemeinsam vorkommen. Während Cadmium in der Zelle zum Rundumschlag ausholt und enormen Schaden anrichtet, ist Zink als Cofaktor vieler Enzyme für die Pflanze essentiell. Über metallbinden- WISSENSCHAFT - Cd + Cd - Cd + Cd Arabidosis thaliana (links) reagiert empfindlich auf Cadmium, während Arabidopsis halleri das toxische Metall in hohen Konzentrationen verträgt. de Peptide - die sogenannten Phytochelatine - ist die Pflanze in der Lage, toxische Substanzen wie Cadmium, Arsen, Quecksilber und Kupfer zu binden und sie damit ihrer Reaktivität als freie Ionen zu berauben. Durch diesen Mechanismus können die meisten Pflanzen geringe Konzentrationen an schädlichen Schwermetallen tolerieren. Diese werden offenbar in der Wurzel gespeichert, wo sie verbleiben. schwermetallverseuchter Böden einfließen. Mit einem besseren Verständnis der Schwermetalltoleranz könnten in Zukunft Pflanzen entwikkelt werden, die eine hohe Biomasse besitzen, schnell wachsen und große Mengen von Schwermetallen in ihren Blättern speichern. Diese würden dann auf verseuchten Böden einfach ausgesäht und abgeerntet werden; mit ihnen die toxischen Metalle in hochkomprimierter Form. Basisimmunität bei Pflanzen Ebenso wie Tiere haben auch Pflanzen im Laufe der Evolution hocheffiziente Abwehrstrategien gegen ein breites Spektrum feindlicher Invasoren entwickelt. Die meisten Pflanzen sind wie alle Lebewesen permanent von potentiellen Krankheitserregern (Pathogenen) umgeben; dennoch werden sie selten krank. Demnach verfügen Pflanzen - ähnlich wie Tiere - über eine Art Basisimmunität, die verhindert, dass sie zu Wirtspflanzen für pathogene Mikroorganismen werden. Die molekularen Grundlagen dieser Nichtswirtsresistenz stehen im Fokus der Stressforschung am Institut. Um die allgemeinen Mechanismen der Aufnahme, des Transportes und der Speicherung von Metallen besser zu verstehen, verglichen Stephan Clemens und seine Mitarbeiter die Genaktivitäten von zwei verschiedenen Modellpflanzen: Arabidopsis thaliana (Ackerschmalwand) und Arabidopsis halleri (Hallers Schaumkraut). Hallers Schaumkraut wächst auf alten Bergbauhalden im Harz. Im Gegensatz zu ihrer nah verwandten Schwester A. thaliana toleriert A. hallerie Cadmium in hohen Konzentrationen. Die Pflanze verfügt als sogenannter Metallhyperakkumulierer über spezielle Puffermechanismen, die es ihr erlauben, die toxischen Metalle in die Blätter zu transportieren und dort zu speichern. Im Ergebnis dieses Aktivitätsvergleiches fanden die Hallenser Forscher: Mehrere Metallhomöostasegene werden in A. hallerie stärker aktiviert als in A. thaliana (Plant Journal 37, 269-281, 2004). Einige dieser aktivierten Gene kodieren für Metalltransporter oder Enzyme, die die Synthese von metallbindenden Molekülen katalysieren; andere sind in ihrer Funktion noch gänzlich unbekannt. Pflanzliche Anpassung an extreme Standortbedingungen ist demnach nicht in der Existenz von speziellen Toleranzgenen begründet, sondern eher in der veränderten Regulation einzelner Gene. Die Aufklärung der Funktion der aktivierten Gene wird in grundlegende Erkenntnisse zu den molekularen Grundlagen von Metallhaushalt und Schwermetallresistenz führen. Ausgehend von den Erkenntnissen zur angeborenen Immunantwort bei Wirbeltieren postulierte man ein gemeinsames Merkmal der Basisimmunität bei Tieren und Pflanzen: Der potentielle Wirt erkennt ganz bestimmte Oberflächenstrukturen des Erregers und stuft diese als fremd ein. Nach dieser Diskriminierung werden auf zellulärer Ebene lokale Entzündungsreaktionen induziert, die die Vermehrung des Pathogens verhindern und ihn letztendlich abtöten. Die Substanzen, die der Wirt als fremd erkennt und abwehrt sind grundlegende molekulare Strukturen von Mikroorganismen, die in der Mikrobenwelt weit verbreitet und für ihr Überleben derart wichtig sind, dass sie sich im Laufe der Evolution kaum verändert haben. Diese molekularen Muster (PAMPs = pathogen associated molecular patterns) fand man bei Tierpathogenen in großer Zahl. Zu ihnen gehören zum Beispiel Zellwandbestandteile von Pilzen (wie Chitin) und von Bakterien (wie das Flagellin von Flagellen und Geißeln) aber auch Fragmente bakterieller DNA. Bei den Erregern von Pflanzenkrankheiten hingegen war ein solches molekulares Erkennungsmuster lange Zeit unbekannt. Seit 2006 werden die weiterführenden Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet nicht mehr am Institut durchgeführt. Dennoch sollten die hier erzielten Ergebnisse in die Entwicklung von praxisorientierten Technologien zur Sanierung DIERK SCHEEL und THORSTEN NÜRNBERGER gehörten zu den ersten Wissenschaftlern, die eine PAMP-Struktur auch für einen pflanzenpathogenen Organismus entdeckt haben (Science 276, 2054-2057, 1997). Dabei handelt es sich 5 20 JAHRE IPB 20 Jahre Pflanzenforschung am IPB um ein aus 13 Aminosäuren bestehendes Peptid (Pep 13), das sich als Bestandteil einer Transglutaminase auf der Oberfläche des Erregers der Kraut- und Knollenfäule Phytophthora infestans befindet. Den Ergebnissen zufolge erfüllt Pep13 alle Kriterien, die man für PAMP’s postuliert hat (EMBO J. 21, 6681-6688, 2002). Es kommt als körperfremdes Molekül in der Pflanze nicht vor, konnte jedoch bei zehn verschiedenen Phytophthora-Arten nachgewiesen werden. Bei allen zehn untersuchten artspezifischen Transglutaminasen bestand Pep13 aus exakt den gleichen 13 Aminosäuren - demnach wurde es beim Übergang von Art zu Art konserviert und unterlag keinerlei Mutationen. Der Austausch einer einzigen Aminosäure innerhalb des Peptids führte zum Funktionsverlust der entsprechenden Transglutaminase. Transglutaminasen sind Enzyme, die die Vernetzung von bestimmten Eiweißen katalysieren. Bei Tieren sind sie an Nervenwachstum, Knochenbildung und Wundheilung beteiligt. Welche Funktion sie bei Phytophthora ausüben, ist unklar. Klar ist jedoch, dass die Transglutaminase auch ohne den Erreger Abwehrreaktionen bei verschiedenen Pflanzen auslöst. Und damit nicht genug: Auch Pep13, als winziger Bestandteil des Enzyms, ist in der Lage, die pflanzlichen Schutzmechanismen zu induzieren. Eine Injektion des Peptids in die Blätter von Petersilie und Kartoffel löste in beiden Pflanzen multiple zelluläre Abwehrreaktionen wie die Produktion von Phytoalexinen, hochreaktiven Sauerstoffverbindungen und anderen antimikrobiellen Stoffen aus. Pep13 ist demnach das erste PAMP für Pflanzenpathogene. Noch heute nutzt man zur Untersuchung von pflanzlichen Abwehrreaktionen Pep 13 (das man synthetisch herstellt) und nicht mehr die Erreger selbst, die man mühsam züchten und am Leben erhalten muss. Phytophthora infestans, der Erreger der Kraut- und Knollenfäule verursacht große Schäden bei Kartoffeln und Tomaten. Die meisten anderen Pflanzen bleiben von ihm verschont, da sie nicht seine Wirtspflanzen sind. WIRKSTOFFFORSCHUNG Neue Substanzen für die Welt Antibiotikaresistenzen, neue Krankheiten,Versalzung der Böden, Dürre, Klimakatastrophen, Überbevölkerung, Hunger, Epidemien - die Liste der anstehenden Herausforderungen ist lang. Pflanzliche, pilzliche und bakterielle Wirkstoffe begleiten die Menschheit seit ihrer Entstehung im Kampf gegen Krankheit und Tod. Mit Potenzierung der Bevölkerungszahlen potenzieren sich auch die Probleme - die Suche nach heilsamen Stoffen in der Natur wird deshalb immer ein dringendes Anliegen zur Linderung und Lösung bleiben. Zunehmend sucht man sie wieder: Substanzen, die man noch nicht kennt mit Wirkungen, die man benötigt. Die Wirkstofffindung war schon immer ein prägender Pfeiler im Forschungsprofil des Instituts. Dabei ist es nicht damit getan, Schamanen und Heiler exotischer Kulturen aufzusuchen und diese nach pflanzlichen Mitteln gegen Schnupfen zu fragen. Neben diesen ethnopharmakologischen Projekten, die man am Institut noch immer verfolgt, konzentriert man sich zunehmend auf Wirkstoffe aus weniger gut erforschten Organismen, wie Pilzen und Algen. In Pilzen der Gattung Hygrophorus fanden unsere Wissenschaftler ein hochgradig aktives Antibiotikum gegen den Eitererreger sowie aussichtsreiche Kandidaten zur Bekämpfung der Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln. Das Finden der Wirkstoffe hat sich verändert Man sucht heute nicht nach Einzelsubstanzen - man durchforstet die erwählten Organismen nach allem, was einem hilfreich erscheint. Oder sogar nach allem, was vorhanden ist, (bzw. was man mit den heutigen Analysemethoden nachweisen kann) - es könnte sich ja in der Zukunft noch als hilfreich erweisen. Die moderne Rechentechnik ermöglicht umfassende Bestandsaufnahmen ganzer Stoffklassen pro Organismus. Substanzbibliotheken und Datenbanken werden in großer Zahl mit kleinen Molekülen und komplizierten Metaboliten bestückt; die wenigsten von ihnen sind in ihrer Struktur und Funktion bekannt. Strukturaufklärung und Synthese Nach dem Auffinden der aussichtsreichsten Substanzkandidaten durch aufwendige Bioaktivitätstests (Screeningverfahren) gilt es deren Struktur aufzuklären und diese, wenn möglich, zu synthetisieren. Die Synthese ist wichtig, denn sie schont die natürlichen Ressourcen, liefert genügend Substanz für weitere Analysen und macht den Forscher unabhängiger von klimatischen Bedingungen; Pilze zum Beispiel findet man ja vorrangig nur im Herbst. Die Synthese ist zudem Voraussetzung für die Wirkstoffoptimierung. Die biologische Wirkung vieler Naturstoffe kann durch gering- 6 WISSENSCHAFT UND BAUGESCHEHEN Baugeschehen am IPB fügige Modifikationen, wie dem Anhängen von funktionalen Gruppen, erhöht werden. Eine zielgerichtete Modifikation eines Moleküls setzt aber voraus, dass man genau weiß, welcher Teil des Moleküls für seine Wirkung verantwortlich ist. Struktur-Wirkungs-Analysen sind notwendig und spannend aber sehr zeitaufwendig. Evolution im Kochtopf Am IPB setzt man auch auf das Zufallsprinzip. Mit Hilfe der hier entwickelten Multikomponentenreaktion ist es möglich,Wirkstoffe aus einzelnen Modulen zusammenzusetzen. Mit geringfügigen Modifikationen der Einzelmodule erhält man vielfältige Kombinationen und einen ganzen Pool an chemischen Varianten des Wirkstoffs, die ihrem natürlichen Vorbild ähneln, aber nicht identisch mit ihm sind. Das Ganze passiert in einem einzigen Syntheseschritt und in einem Reaktionsgefäß. Das Ergebnis dieser Eintopfreaktion ist eine ganze Bibliothek an potentiell wirksamen Substanzen, die nun erneut nach den aussichtsreichsten Kandidaten durchforstet wird. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich unter den synthetisch hergestellten Stoffen aktivere Varianten mit einem besseren pharmakologischen Profil finden, als es bei den ursprünglichen, natürlichen Wirkstoffen der Fall ist. Nebenbei lernt man auch hier, welche Struktur die optimale Wirkung erzielt. Potentielle Antikrebsmittel wie die kompliziert aufgebauten Tubulysine wurden am IPB durch die Multikomponentenreaktion synthetisiert. Screening in silico Noch effizienter wird es, wenn man den Wirkstoff zunächst mit Rechentechnik modelliert und optimierte Versionen entwickelt. Mit den richtigen Suchkriterien durchforstet man die vielen Millionen Moleküle von virtuellen Strukturdatenbanken nach geeigneten Wirkstoffen. Dies können z.B. Stoffe sein, die an bestimmte Enzyme binden und diese hemmen oder aktivieren. Durch Bindungsstudien an virtuellen Enzymmodellen wird die Zahl der möglichen Bindungspartner eingegrenzt. Auf diese Art fischt man von mehreren hunderttausend Ausgangsstrukturen maximal hundert Kandidaten, die dann im Biotest überprüft werden. Mit dem in-silico-Screening fand man am IPB aussichtsreiche Moleküle, die Pflanzen gegen Trockenstress schützen. In Bezug auf Neubau und Sanierung hat sich das IPB in den letzten 20 Jahren stark verändert. Die ursprüngliche einstöckige Bausubstanz blieb in ihrer Grundstruktur erhalten, aber es wurde, den gesteigerten Bedürfnissen an Raum und Technik entsprechend, viel an- und umgebaut. Insgesamt wurden am IPB seit der Wende über 40 Millionen Euro für Neubau, Sanierung und Technisierung ausgegeben. Mit einer Gewächshausfläche von über 1000 m2 und insgesamt 21 begehbaren Phytokammern verfügt das Institut heute über eine hervorragende technische Ausstattung zur Pflanzenanzucht, die deutschland- und europaweit über dem Durchschnitt liegt. Jahr Baumaßnahmen 1994 Sanierung der Heizungsanlage; Installation von zentralen Versorgungsstellen für technische Gase sowie ein Notstromaggregat 1994 Umbau und Aufrüstung der Isotopenlabore 1994-1996 Bau des Phytotechnikums; ein neuer Gebäudetrakt mit Laboren, Seminarräumen und acht begehbaren Phytokammern 1994-1996 Sanierung des Gästehauses Haus Heise 1995 Installation einer Brand-Warn-Meldeanlage mit direkter Aufschaltung zur Feuerwehr 1995-1996 Neue Bibliothek in den Räumen der ehemaligen Wärmeübertragungsstation 1996 Sanierung der Außenfassaden 1997-2000 Sanierung Haus C (Abt. Stress- und Entwicklungsbiologie) Neubau des Chemikalienlagers 2000 Errichtung von zwei vollklimatisierten Innengewächshäusern mit etwa 520 m2 Nutzfläche 2000-2002 Sanierung Haus A (Abt. Sekundärstoffwechsel,Verwaltungsabteilung und Foyer) 2003-2004 Neubau des Funktionalgebäudes für chemische Projekte 2005-2006 Neubau eines zentralen Servicekomplexes für Gärtner, Handwerker, Projektleitung Bau sowie Labor- und Computerarbeitsplätze für Bioinformatiker und Unabhängige Nachwuchsgruppen 2005 Neubau Außengewächshaus 1 mit 350 m2 2007 Neubau einer Technikzentrale für ein neues NMR-Gerät 2010-2011 Neubau Gewächshaus 2, 120 m2 Fläche und 5 begehbare Phytokammern / Phytokammernhaus mit 8 begehbaren Phytokammern 7 FORSCHUNG EVOLUTION Von Arabidopsis bis Zebrafisch In einer herausragenden Kooperation mit Ivo Große von der Martin-Luther-Universität ist es Marcel Quint gelungen, ein evolutions- und entwicklungsbiologisches Phänomen von Pflanzen aufzuklären. Die Arbeit brachte ihnen die Titelstory in der Oktoberausgabe von Nature. iese Geschichte beginnt mit einem Irrtum. Genauer gesagt mit einer Nachlässigkeit, wie sie den Menschen im Taumel seines Tatendranges manchmal überkommt. Nicht selten erwachsen aus diesen winzigen Fehlern große Erkenntnisse.Vorausgesetzt, man tut sie nicht als Nebensächlichkeiten ab. Karl Ernst von Bär, ein deutscher Zoologe und kühner Vordenker seiner Zeit, hat dieses offenbar nicht getan, als er eines Tages notierte: „Ich hatte die Embryonen zweier Arten in Weingeist eingelegt und vergessen, die Gläschen zu beschriften. Jetzt aber kann ich nicht mehr sagen, zu welchen Arten sie gehören. Es könnten Eidechsen sein oder kleine Vögel, ja sogar Säugetiere.“ Die offensichtliche Ähnlichkeit seiner beiden Präparate machten ihn stutzig. Vielleicht lösten sie kurzzeitig Ärger aus oder Zweifel - dann aber begann er der Sache auf den Grund zu gehen. Das war im Jahre 1828 an der Albertus-Universität in Königsberg. D „Dieses Ereignis war die Initialzündung für das Baersche Gesetz der Embryonenähnlichkeit und der Beginn der vergleichenden Embryologie“, sagt Marcel Quint, Pflanzengenetiker am IPB. Dann folgte eine lange Zeit des systematischen morphologischen Vergleichs von Säugerembryonen in allen erdenklichen Stadien. Über Sackgassen und Irrwege der Meckelschen Rekapitulationstheorie und der Haeckelschen biogenetischen Regel folgte der Stand der Erkenntnis den zeitgemäßen Befunden und Beschönigungen, mäanderte munter durch die Jahrzehnte - immer umstritten und kontrovers diskutiert – bis er schließlich in der Mitte des 20. Jahrhunderts in der halbwegs akzeptierten Erkenntnis mündete: Embryonen verschiedener Wirbeltierarten durchlaufen in ihrer Entwicklung von der befruchteten Eizellen bis zur Geburt (Embryogenese) verschiedene Ähnlichkeitsstadien. Während sie sich zu Beginn und am Ende der Embryogenese deutlich voneinander unterscheiden, erreichen sie etwa in der Mitte ihrer Entwick- lung eine Phase, in der sie alle gleich aussehen. Kein Mensch wusste, warum das so ist. Ein Fachbegriff war dennoch schnell gefunden: Die Phase der maximalen morphologischen Ähnlichkeit wurde fortan als phylotypisches Stadium bezeichnet. Zu Beginn der 80Jahre etablierte sich dann der Begriff Sanduhr-Modell der Embryogenese, bei dem das phylotypische Stadium mit der Engstelle in der Mitte der Sanduhr symbolisiert wurde. Erst im Jahre 2010 fand man die molekulare Ursache für dieses Phänomen und das morphologisch-basierte Entwicklungsmodell wurde mit einem genetischen Fundament ausgestattet. Sowohl am Zebrafisch als auch an der Fruchtfliege konnte man nachweisen, dass in der mittleren Phase der Embryogenese nur die alten, wenig wandelbaren (hochkonservierten) Gene aktiv sind (Kalinka et al & Domazet-Loso et al; Nature 468, 2010). Da die alten Gene seit mindestens einer Milliarde Jahre kaum noch Veränderungen unterlagen, sind sie bei allen Arten nahezu gleich: Die Embryonen gleichen sich demnach auch morphologisch in ihrer Form und Struktur; sie bilden in eine Art Urtyp-Embryo. „Erst mit diesen genetischen Korrelationen war das Sanduhr-Modell als grundlegendes entwicklungsbiologisches Muster bei Säugetieren und Insekten in d e r Fachwelt ak- Foto: Stefan Muemmler, www.wissensw 8 EVOLUTION Sanduhrmodell Tickt die Sanduhr überall? zeptiert“, sagt Ivo Große, Professor für Bioinformatik an der Martin-LutherUniversität in Halle. Und wie ist es bei Pflanzen? „Genau das haben wir uns auch gefragt“, sagt Marcel Quint. Ihre umfassenden Literaturrecherchen bezüglich des phylotypischen Stadiums bei Pflanzen führten indes zu keinem Ergebnis. „Entweder hat sich bisher niemand mit dem Thema befasst oder aber es wurde nicht für wichtig erachtet und wieder vergessen“, meint der 38-Jährige. „Uns aber hat die Nachricht über die Sanduhr bei Tieren fasziniert. Wir wollten unbedingt wissen, wie die Embryogenese bei Pflanzen abläuft.“ bis hin zu den Blütenpflanzen (Nature 490, 2012).Aufgrund der Ähnlichkeiten der einander entsprechenden Gene wurde ein Stammbaum der untersuchten Organismen erstellt. Etwa 11.000 der 28.000 Arabidopsis-Gene fanden sich mit großer Ähnlichkeit in allen untersuchten Arten wieder: „Diese Gene erhielten von uns den Status evolutionär alt“, erklärt Marcel Quint. Sie entstanden vor maximal 3,5 Milliarden Jahren, in einer Zeit, lange bevor sich die belebte Welt in Pflanzen, Pilze und Tiere trennte. Es finden sich unter den alten Genen z.B. die Housekeeping-Gene des Grundstoffwechsels, sowie jene, die Replikation, Transkription und Translation regulieren. Dieses Vorhaben führte die beiden Hallenser Wissenschaftler, die schon seit einiger Zeit kooperieren, erneut zusammen. Ivo Große, studierter Physiker, jetzt Bioinformatiker und Marcel Quint, studierter Gartenbauer, promovierter Agrarwissenschaftler und jetzt als Biologe tätig. Dieses Pendeln zwischen den Fachgebieten hat ihnen offenbar enorm geholfen, sich zu verständigen. Die Mühen, die ein interdisziplinärer Ansatz mit sich bringt, haben sich gelohnt. Sie mündeten nach nur anderthalb Jahren Arbeit in einer Nature-Publikation. Alle anderen Gene erhielten den Status evolutionär jung. Ihre Entstehung begann vor 600 Millionen Jahren mit dem Landgang der Pflanzen, die sich - mehrzellig und differenziert - als Embryophyten mit einer echten Embryogenese hervortaten. Nach dieser Einteilung in jung und alt verglich man die Genaktivitäten aller 28.000 Arabidopsis-Gene in sieben verschiedenen Embryonalstadien, angefangen bei der Zygote über Herz und Torpedo bis hin zum reifen Embryo. „Das Ergebnis hat uns sehr verblüfft“, sagt Ivo Große. Denn wie bei Tieren zeigte sich auch hier, dass etwa in der Mitte der Embryogenese, im Torpedostadium, die evolutionär jungen Gene gezielt deaktiviert und in späteren Phasen wieder angeschaltet werden. Die alten Gene hingegen bleiben in allen Entwicklungsstadien gleichermaßen aktiv. Einteilung in jung und alt Im Experiment verglichen die Hallenser Wissenschaftler die Abfolgen der Proteinbausteine (Proteinsequenzen) aller 28.000 Gene von Arabidopsis thaliana mit allen adäquaten Gen-/Proteinsequenzen von 1500 anderen Organismen; beginnend bei Bakterien, Pilzen und Tieren über Algen und Moose „Alle erforderlichen Sequenz- und Expressionsdaten fanden wir in öffentlich zugänglichen Datenbanken der Scientific Community“, führt Große aus. Für die Berechnung der Daten – immerhin mussten etwa 420 Milliarden Sequenzen miteinander verglichen werden – hat ein sogenannter High Performance Computer eine Woche Rechenzeit benötigt. Dieser besteht aus 2000 Prozessoren, die sich wie Pizzaboxen in meterhohen Schränken im Rechenzentrum der Hallenser Universität stapeln. „Ein normaler Rechner hätte dafür Jahre gebraucht“, sagt der 42-jährige Bioinformatiker. Natürlich gab es Vorarbeiten. Es mussten zunächst Gigabites an Sequenzdaten korrekt aus dem Netz geladen und validiert werden. Datenbanken wurden angelegt, Skripte geschrieben wertes.biz 9 Nature 4 October 2012 Vol. 490, No. 7418 / Titelfoto Idee: Sisters of Design GbR, Halle FORSCHUNG 10 Evolution EVOLUTION Grüne Sanduhr das gleiche“, sagt Marcel Quint. „Warum die Evolution auf zwei verschiedenen Wegen zum gleichen Ergebnis kam und warum sich die Sanduhr überhaupt etablierte, ist unklar.“ Bei Tieren ist die mittlere embryonale Entwicklungsphase offenbar jene Phase, in der alle wichtigen Organe angelegt werden. Da sich bei jungen Genen Mutationen leichter etablieren, könnte das Abschalten dieser wandelbaren Gene bewirken, dass das genetische Programm sehr strikt abläuft und für Veränderungen nicht zugänglich ist. Professor Ivo Große (links) und Dr. Marcel Quint entdeckten die Sanduhr bei Pflanzen. Unter der strengen Herrschaft Foto: Maike Glöckner (Universität Halle) der alten Gene formieren sich und parallelisiert. „Und jeder, der Alignments erstellt, weiß: die Zellen zur richtigen Zeit und am richtigen Ort zu KörSchon der Vergleich von nur zwei Gensequenzen kann pro- perachsen und Organverbänden. Erst wenn das Gerüst blematisch sein“, sagt der gebürtige Berliner. Je nachdem, ob steht, wird es mit Hilfe der jungen Gene artspezifisch und man dem Programm erlaubt, liberal oder konservativ zu ver- individuell verkleidet. gleichen, zeigt es falsch positive Homologien an, oder es bringt keine Treffer, wo eigentlich welche wären. „Diese Art der Qualitätskontrolle könnte ein Grund für „Wir haben zunächst begonnen, die Drosophila- und die Zebrafisch-Daten zu reproduzieren“, sagt Große. „Dann schraubten wir an den Parametern der Analysepipeline, um sie auf Pflanzen anzuwenden. So haben wir uns Schritt für Schritt ins Neuland gewagt.“ Die Hauptarbeit leisteten übrigens zwei exzellente Studenten, die von Große und Quint sorgsam ausgewählt und zu diesem Projekt ermutigt wurden. „Im Ergebnis lieferten Hajk-Georg Drost und Alexander Gabel zwei hervorragende Bachelorarbeiten mit Nature-Publikation – nicht der schlechteste Einstieg in eine Wissenschaftlerkarriere“, meinen die beiden augenzwinkernd. Wie sind die Daten zu interpretieren? Die Befunde der Hallenser Wissenschaftler sind ein erneuter Beweis für ein konvergentes Fortschreiten der Evolution. „Obgleich Embryogenese erst entstand, nachdem sich Tier- und Pflanzenreich voneinander getrennt hatten, ist ihr Prinzip – nämlich das Sanduhr-Prinzip – in beiden Reichen das Sanduhrprinzip sein“, sagt Marcel Quint. „Ob der genetische Checkpoint jedoch auch bei Pflanzen die Sanduhr erklärt, ist unklar“. Pflanzliche Embryonen sind mit einem Hypocotyl und zwei Keimblättern weniger kompliziert aufgebaut als tierische. Zudem werden die wichtigsten pflanzlichen Organe, wie Wurzel, Blätter und Blüten erst nach der „Geburt“ ausgebildet und nicht während der Embryogenese. „Uns interessiert deshalb, was nach der Keimung in der gesamten Pflanze passiert. Werden hier auch alte oder junge Gene an- oder ausgeschaltet?“ Beim Zebrafisch fand man, dass sich im hohen Alter kurz vor dem Tod die Genaktivität der jungen und alten Gene erneut verändert. Auch in diesem Stadium werden die jungen Gene ausgeschaltet, während die alten weiterhin aktiv bleiben. Warum das so ist, weiß kein Mensch. Ob es bei Pflanzen auch so ist, ebenso wenig. „Es warten also noch viele spannende Fragen auf uns“, sind die beiden sich einig. Und das alles, weil Karl Ernst von Baer einst vergaß, sein Gläschen zu beschriften? 11 NEWSTICKER FORSCHUNG Nachrichten aus der Wissenschaft PHYTOHORMONE I der University of California in San Diego durchgeführt. Hier am IPB holte Auxin wirkt über Co-Rezeptor Frau Calderón Villalobos noch Wolfgang Brandt ins Boot und gemeinsam fuhren sie die Ernte ein. Auxin, das am längsten bekannte und wahrscheinlich am besten untersuchte Phytohormon, gibt der Wissenschaft nach über 60 Jahren intensiver Erforschung immer noch und immer wieder Rätsel auf. Mit seinen Effekten Eine umfassende und sehr ambitioauf Streckungswachstum, Blütenbilnierte Studie zur Feinregulation der dung, Fruchtbildung, Alterung und vieAuxinwirkung wurde von Luz Irina A. le andere Prozesse ist Auxin an naheCalderón Villalobos im Oktober 2012 zu allen pflanzlichen Prozessen der auf dem 10. International Congress on Zellteilung und des Zellwachstums Plant Molecular Biology in Korea vorge- beteiligt. stellt. Die Ergebnisse konnten in KoÜber die Wirkungsweise von Phytooperation mit weiteren Wissenschaft- hormonen entstand im Laufe der Zeit lern in der renommierten Fachzeitein gedankliches Modellsystem, das schrift Nature Chemical Biology publinun durch experimentelle Befunde ziert werden. Die experimentellen bestätigt oder widerlegt wird. DemArbeiten zu diesem Paper wurden nach wirken Phytohormone als Teile noch im Labor von Mark Estelle an eines engmaschigen Signalnetzwerkes aus vielen verschiedenen molekularen Einen Puzzlestein zum Wissen über die Wirkung von Auxin und anderen Phytohormonen Komponenten, die miteinander in konnte Luz Irina Calderón Villalobos beitragen. Wechselwirkung treten. Diese KomGrafik: José Andres Archila Castaño ponenten gilt es zu identifizieren und ihr Zusammenspiel aufzuklären. Besonders interessant in der Signalkette ist immer der erste Schritt: Die Bindung des Hormons an seinen Rezeptor (Siehe Infokasten) und die dadurch ausgelösten zellulären Reaktionen. Der Rezeptor für Auxin wurde erstmals im Jahre 2005 identifiziert (Nature 435, 446-451). Obgleich die Identifizierung des Rezeptors als ein Meilenstein in der Auxinforschung galt, fand man heraus, dass der gefundene TIR1-Rezeptor zwar Auxin bindet, aber nur mit so geringer Affinität, dass man sich davon nur eine schwache Wirkung versprach. Die Aufklärung dieses Kuriosums konnte jetzt von Calderón Villalobos und Co mit ihrer Arbeit in Nature Chemical Biology erbracht werden. Erstmals in der Geschichte der Phytohormone konnten sie nachweisen, dass Auxin 12 nicht an ein einzelnes Rezeptorprotein bindet, sondern vielmehr als Bindeglied zwischen zwei Komponenten eines Rezeptorkomplexes agiert. Diese beiden Komponenten, der TIR1/AFB Rezeptor und der Aux/IAA-Repressor befinden sich im Zellkern, direkt an der DNA, in der regulatorischen Region mehrerer Gene, die durch Auxin aktiviert werden. Demnach bindet Auxin an den Rezeptorkomplex und sorgt dafür, dass der Aux/IAA-Repressor abgebaut wird. Da der Repressor vorher die nachfolgenden Gene blockierte, sind diese nun frei und können somit abgelesen werden. Doch damit nicht genug: In Arabidopsis Zellen gibt es sechs verschiedene TIR1-Rezeptoren und zudem 29 Varianten von Aux/IAA-Repressoren. Die Vermutung lag nahe, dass es den Auxinrezeptor nicht gibt, sondern dass die Kombination der beiden Bindungspartner verschiedene Auxinrezeptoren generiert, mit deren Hilfe die pflanzliche Zelle auf verschiedene Herausforderungen reagiert. In umfangreichen Bindungsstudien, komplettiert durch 3-D-Modelle der Corezeptoren, konnten die Autoren nachweisen, dass die Bildung von unterschiedlichen Rezeptorkomplexen durch Kombination ihrer beiden Einzelkomponenten biochemisch möglich ist. Die verschiedenen Paarungen der Corezeptoren wiesen zudem unterschiedliche Affinitäten zu ihrem Substrat Auxin auf. Einige banden das Hormon besser und in geringeren Konzentrationen als andere. Auf diese Art und Weise - so die Autoren - könnte eine abgestufte Regulation der Auxinwirkung möglich sein. So kann die Pflanze sowohl quantitativ als auch qualitativ auf unterschiedliche Stimuli reagieren. TIRI kannte man bisher nur in seiner Funktion als F-Box-Protein, also als ein Enzym, das andere Proteine bindet und sie damit für deren Abbau markiert. Dass ein TIRI-ähnliches F-Box- PROJEKTE UND PUBLIKATIONEN PHYTOHORMONE KLEINE STOFFE, GROSSE WIRKUNG Drei mögliche Bindungskombinationen von Aux/IAA-Repressoren mit TIRI-Repressoren. Auxin (in grün) koppelt die beiden Partner zu einem Rezeptorkomplex. Je nach Bindungspartner entstehen Komplexe mit hoher oder mit niedriger Affinität. Protein in Verbindung mit kleinen Molekülen wie Auxin, als Teil eines Rezeptorkomplexes fungiert, ist eine neue Erkenntnis. Das Prinzip scheint zudem von genereller Natur zu sein. Auch für die Jasmonate fand man jüngst ein ähnliches Prinzip der Bindung an ein Corezeptorsystem. Mit dieser Publikation ist es den Autoren gelungen einen wichtigen Puzzlestein zum Gesamtverständnis der- Auxinund der Phytohormonwirkung beizusteuern. PHYTOHORMONE II Jasmonate wandern in die Welt Dass man auch nach dem offiziellen Arbeitsleben noch sehr aktiv sein kann, beweist Claus Wasternack mit permanenter Stetigkeit. Immer im Bestreben, der Welt die Welt der Jasmonate nahe zu bringen, begibt er sich hierhin und dorthin, um seine Kenntnisse weiterzugeben. Als besonders erfolgreich erwies sich seine Hilfe bei der Etablierung der Jasmonatforschung im Zentrum für Biotechnologische und Landwirtschaftliche Forschung in Olomouc, Tschechien. Hier, im ehemaligen Labor für Wachstumre- gulatoren der Palacky-Universität in Olomouc hatte man sich unter Leitung von Professor Miroslav Strnad einer ähnlichen Expertise verschrieben, wie an unserem Institut: der Analyse von Pflanzenhormonen mit chemischen und molekularbiologischen Methoden. Ebenso wie in Halle, befasste man sich mit fast allen bekannten Phytohormonen, nur die Jasmonate fehlten im Repertoire. Das war der Grund für Professor Strnad, die alten Kooperationen aus den 80-er Jahren wieder aufzufrischen und unsere IPBExperten mit ins Boot zu holen. Nach einem Vortrag im Juni 2010 übernahm Claus Wasternack die Ko-Betreuung einer Doktorandin in Olomouc und wirkte - mehrmals direkt vor Ort beratend bei der Etablierung der Jasmonat-Expertise. Das alte Labor ist inzwischen im modernen von der EU finanzierten Zentrum der Region HANÁ für Biotechnologische und Landwirtschaftliche Forschung integriert. „Mit neuesten Geräten arbeitet man hier an einer rasanten Entwicklung“, sagt Wasternack. Auch Otto Miersch, IPB-Chemiker im Ruhestand, zeigte sich beeindruckt von der Dynamik der dortigen Aufbauleistung. Er weilte im Februar 2012 im HANÁ, um Standard- und Referenzsubstanzen für den Nachweis verschiedener Jasmonatverbindungen herzustellen. Im Ergebnis dieser fruchtbaren Kooperation entstanden mit Hilfe von HANÁ-Mitteln vier gemeinsame Publikationen (in Plant Physiology u.a.) Weitere Anknüpfungspunkte sind im Entstehen. Alle physiologischen Prozesse im Leben einer Pflanze wie Samenreifung, Keimung, Wachstum, Differenzierung, Blütenbildung, Fruchtreife, Frucht- und Blattabwurf, Winterruhe, Altern und Tod werden durch chemische Signalstoffe, die sogenannten Phytohormone (griech. phyto = Pflanze) reguliert. Phytohormone können innerhalb der Pflanze überall synthetisiert werden. Je nach Erfordernis wirken sie entweder am Bildungsort oder werden zum Zielort (Blätter, Blüten etc.) transportiert. Statuseigenschaften Heute kennt man mindestens acht verschiedene Phytohormone. Einige neu entdeckte Substanzen werden zudem als Phytohormone diskutiert. Um den Status eines Phytohormons zu erhalten, muss ein entdeckter Signalstoff bestimmte Bedingungen erfüllen. Die erste wurde bereits genannt: Ein Phytomormon kommt in der gesamten Pflanze vor und nicht nur in speziellen Organen, wie Wurzeln oder Früchten. Darüberhinaus gibt es die klassischen Phytohormone nicht nur in einer Pflanze, sondern sie sind im Pflanzenreich und oftmals auch bei Pilzen weit verbreitet. Die dritte Eigenschaft ist: Die Wirkung von Phytohormonen ist vielfältig. Das heißt: Jedes einzelne Phytohormon ist in die unterschiedlichsten physiologischen Prozesse, wie Fruchtreife oder Samenbildung involviert. Wirkung im Zusammenspiel Ein Hormon allein bewirkt meistens gar nichts; vielmehr entfalten sich die vielfältigen Wirkmechanismen der Phytohormone immer im Zusammenspiel mit anderen Phytohormonen. Demnach können sich die Pflanzenhormone in ihrer Wirkung hemmen oder bestärken. Über die Mengenverhältnisse von verschiedenen Hormonen können in der Pflanze unterschiedliche physiologische Prozesse gesteuert werden. Darüberhinaus bildet jedes Phytohormon durch Verbindung mit anderen Stoffen, wie Aminosäuren oder Zuckern Derivate (von lat. derivare = ableiten, ein Abkömmling mit ähnlicher Struktur), die, ebenso wie das Hormon selbst, bioaktiv sein können. Wirkungsweise Als typischer Signalstoff wird ein Phytohormon von seinem Rezeptor (von lat. recipere = aufnehmen, empfangen) erkannt und gebunden. Ein Rezeptor besteht aus einem oder mehreren Proteinen. Als Empfänger von Signalen befindet er sich entweder auf der Oberfläche von Zellen in der Zellmembran oder innerhalb der Zelle. Der Rezeptor erkennt das Signal und leitet es in die Zelle oder innerhalb der Zelle weiter. Dort werden dann adäquate Reaktionen eingeleitet und die entsprechenden Gene aktiviert. 13 NEWSTICKER FORSCHUNG Von Ambra zu Ambrox® Das Geheimnis von Chanel und Davidoff Die Chinesen hielten es für Drachenspucke, die sabbernde Meerechsen von sich geben, während sie in den Felsen schlafen. Ägyptische Händler glaubten hingegen, der Stoff wächst wie Pilze auf dem Meeresboden und wird durch gelegentliche Stürme an Land gespült. Erst mit dem Aufblühen der amerikanischen Walfangindustrie im 18. Jahrhundert konnte zweifelsfrei belegt werden, dass Ambra - jener geheimnisvolle Duftstoff aus dem Meer - aus den Därmen von Pottwalen stammt. Dabei schnöde von Walkot zu sprechen, wäre zu einfach. Ambra, eine wachsartige Masse, wird von Pottwalen nach mechanischer Verletzung ihres Darmes als antibiotischer Wundverschluss gebildet. Ins Meer gelangen die bis zu 100 Kilo schweren Kotsteine durch Ausscheidung oder Tod des Tieres.Wegen seiner geringen Dichte schwimmt Ambra auf der Meeresoberfläche. Erst hier verwandelt sich durch photochemischen Abbau und Oxydation die dunkelgraue, nach Fäkalien riechende Masse in den hellgrauen hochgeschätzten Rohstoff der Parfümindustrie. Der Prozess dauert Jahre bis Jahrzehnte. Der olfaktorisch bedeutendste Inhaltsstoff in Ambra ist (-)-Ambrox®. Er vereinigt, den Herstellern zufolge, den Geruch nach feuchtem moosigem Waldboden mit einem starken Duft nach Tabak und balsamigem Sandelholz, gemischt mit einer warmen animalischen Moschusnote. Schon in der Antike war Ambra ein begehrter Duftstoff im arabischen Kulturraum. Ab dem 10. Jahrhundert wurde der gereifte Walkot im gesamten Mittelmeerraum und später dann in ganz Europa gehandelt. Ein Pfund Ambra wurde in Gold aufgewogen oder im Wert von drei Sklaven bezahlt. Pottwale sind heute durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt und die Duftstoffe werden partialsynthetisch hergestellt. In geringen, jedoch nicht ausreichenden Mengen findet man Ambrox® im Virginiatabak (Nicotiana tabacum), im Muskatellersalbei (Salvia sclarea) sowie in der Zistrose (Cistus labdaniferus) und der Trauerzypresse (Cupressus sempervirens). Die erste Partialsynthese von Ambrox® gelang 1950 aus dem Diterpen Sclareol aus dem Muskatellersalbei. Durch Wasserdampfdestillation von 100 kg Blütenständen und Triebspitzen erhielt man etwa 800 Gramm Muskatellersalbeiöl. Dieses enthält je nach Anbaugebiet und klimatischen Bedingungen einen bestimmten Anteil an Sclareol. Heute gewinnt man Sclareol mit einer ähnlichen Extraktion noch immer aus dem Salbei. Die Weltjahresproduktion von Sclareol beträgt, je nach Ausbeute, 50 bis 150 Tonnen. Alternativ erfolgt die Herstellung von Ambrox® aus Z-Abienol, das man aus dem Harz der kanadischen Balsamtanne (Abies balsamea) gewinnt. Weitere Partial- und Totalsynthesen wurden stetig entwickelt; ihre Anwendung im industriellen Großmaßstab scheitert jedoch an der zu geringen Ausbeute. Eine Alternative könnte künftig die Gewinnung von Z-Abienol als Ausgangsstoff für die Ambrox®-Synthese aus dem Tabak sein (Siehe S. 15). Ambrox® ist der Grundstoff für Chanel No.5® und Davidoff Cool Water®. Die Weltjahresproduktion des begehrten Duftstoffes beträgt etwas mehr als 30 Tonnen. Ein Kilogramm Ambrox® kostet etwa 1000 Dollar. Quelle: Schäfer, B. Ambrox®. Chemie in unserer Zeit 2011, 45, S. 374-388. 14 PROJEKTE UND PUBLIKATIONEN BIOSYNTHESE Duftrohstoff in zwei Schritten Die Biosynthese von Z-Abienol, einem Inhaltsstoff des Virginischen Tabaks (Nicotiana tabacum) ist jetzt vollständig aufgeklärt. Alain Tissier und Romy Töpfer publizierten ihre biochemischen und genetischen Analysen zur Biosynthese von ZAbienol in verschiedenen Tabaksorten jüngst in der Fachzeitschrift The Plant Journal. Die Publikation, die in Kooperation mit französischen und Schweizer Wissenschaftlern entstand, berichtet so um- fassend über alle Aspekte der Abienolsynthese in N. tabacum, dass sie von den Herausgebern der Zeitschrift zum featured article mit Präsenz auf der Coverseite gekürt wurde. Demnach wird Z-Abienol in zwei Syntheseschritten aus einem Produkt des Primärstoffwechsels, dem Geranylgeranyldiphosphat (GGPP), und ausschließlich in den glandulären Trichomen des Virginischen Tabaks produziert. Auf sehr elegante Art und Weise wurden die für die beiden Enzyme kodierenden Gene isoliert und charakterisiert. Im Anschluss ananlysierte man 157 verschiedene Tabaksorten auf das Vorhandensein und die Funktionstüchtigkeit der beiden gefundenen Biosynthesegene von Z-Abienol. Ergebnis: Alle untersuchten Sorten verfügen über die Biosynthesegene, aber nur 50% der untersuchten Sorten sind in der Lage Z-Abienol zu produzieren. Biosynthese der Hauptkomponenten von Diterpenen in den glandulären Trichomen von Tabak. Die Produktion von Z-Abienol erfolgt in zwei Syntheseschritten aus dem Ausgangsstoff Geranylgeranyldiphosphat (GGPP). Die Ursache für das Fehlen des Abienols liegt in einer Mutation innerhalb eines der beiden Synthesegene. Der Grund für diese sehr umfassende Studie ist ein anwendungsorientierter. Z-Abienol, ein bicyclisches Diterpen, gehört zu den labdan-artigen Verbindnungen. Diese wiederrum haben ihren Namen vom Labdanum, ein duftendes Harz, das schon in der Antike aus der mediterranen Zistrose gewonnen wurde. Labdanartige Verbindungen nutzt man zurzeit als Ausgangsstoff zur Produktion von Ambrox® - einem kostbaren Duftstoff, der sein Bouquet in vielen bekannten Parfümen entfaltet (Siehe S. 14). Z-Abienol könnte der nächste potentielle Ausgangsstoff für die Partialsynthese von Ambrox® sein. Bisher stellt man Ambrox® hauptsächlich aus Sclareol her, einer labdanartigen Verbindung, die man aus dem Muskateller Salbei (Salvia sclarea) gewinnt. Da Salbei sehr empfindlich auf klimatische Veränderungen reagiert, variiert die Ausbeute an Sclareol von Jahr zu Jahr und bestimmt so die Preise auf dem Weltmarkt. Tabak ist robuster als Salbei und verfügt zudem über eine größere Biomasse. Die Gewinnung eines Ambrox® - Rohstoffes aus Tabakblättern wäre demnach schwankungssicherer und effektiver. Da Z-Abienol weniger als zehn Prozent der Trockenmasse eines Tabakblattes ausmacht, wäre es dennoch wünschenswert, neue Sorten zu züchten, bei denen der Anteil des begehrten Rohstoffes erhöht ist. Das ist nur mit der Kenntnis der Biosynthese und dem Wissen um die genetischen Konstellationen der einzelnen Tabaksorten möglich. Mit Kenntnis der Gene könnte man die Produktion des Z-Abienol künftig auch in Bakterien oder Hefen verlagern. Die biotechnologische Herstellung des Duftrohstoffes steht jetzt im Fokus der weiteren Forschungsvorhaben am IPB. 15 NEWSTICKER FORSCHUNG & PERSONALIA Projekte, Titel, Preise LEIBNIZ-GEMEINSCHAFT Wirkstoffforscher im Verbund Unter Federführung unseres Geschäftsführenden Direktors Professor Ludger Wessjohann wurde ein neuer LeibnizForschungsverbund ins Leben gerufen. Der Leibniz- Forschungsverbund für Wirkstoffe und -Biotechnologie vereint Wissenschaftler aus 20 verschiedenen Leibniz-Instituten in ihrem Bestreben ihre Erkenntnisse aus der Wirkstoffforschung zu bündeln und gemeinsam zu neuen Ergebnissen zu gelangen. Die Palette der Expertisen ist breit gefächert: Infektionsbiologen,Virologen und Tropenmediziner werden für die nächsten fünf Jahre gemeinsam mit Neurobiologen, Pharmakologen und Evolutionsforschern bis hin zu Primatenforschern, Ernährungswissenschaftlern und Pflanzenforschern an einem Tisch sitzen. Erste Themenbereiche sind bereits abgesteckt: Bei den künftigen Treffen der Wirkstoffforscher soll es vorrangig um Aspekte der Gesundheitsversorgung, der Ressourcenschonung, der Sicherheit und Marktanalyse sowie um Ernährung und gesundes Altern gehen. gefördert. Der Verbund bündelt die Expertisen von Wissenschaftlern der Martin-Luther-Universität (MLU), des IPB und des Leibniz-Institutes für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK). Der SFB 648 ist einer von nur drei Sonderforschungsbereichen zur Pflanzenforschung und der einzige, in dem die Interaktionen zwischen Pflanzen und ihren Krankheitserregern untersucht werden. In den ersten beiden Förderphasen, seit 2005, wurde er mit 12,7 Millionen Euro finanziert. Allein in der zweiten Förderphase konnten durch die verstärkte Zusammenarbeit aller Beteiligten über 50 Arbeiten publiziert werden. „Das hat die Gutachter offenbar erneut von unserem Konzept überzeugt“, sagt Sprecherin Professor Ulla Bonas vom Institut für Genetik der MLU. Das IPB ist mit drei Einzelprojekten am SFB 648 beteiligt. Mit den Geldern werden jeweils zwei Doktorandenstellen in den Arbeitsgruppen Induzierte Pathogenabwehr, Zelluläre Signaltransduktion und Nährstoffperzeption finanziert. PROFESSUR Glückwunsch an Bettina Hause AUSZEICHNUNG I SONDERFORSCHUNGSBEREICH 7 Millionen Euro für hallesche Pflanzenforscher Der Sonderforschungsbereich (SFB) 648 Molekulare Mechanismen der Informationsverarbeitung in Pflanzen geht in die dritte und letzte Förderphase und wird für weitere vier Jahre mit insgesamt sieben Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft 16 der Naturwissenschaftlichen Fakultät I der MLU. Damit wird Frau Hause für ihr unermüdliches Engagement bei der Ausbildung der hiesigen Studenten, Diplomanden und Doktoranden geehrt. Bettina Hause studierte und promovierte an der MLU in Halle. Nach einem dreijährigen Aufenthalt an der Universität Wagenningen (Niederlande), ist sie seit 1994 als AG-Leiterin am IPB beschäftigt. Ihre Forschungsprojekte drehten sich weitestgehend um drei Gebiete: Jasmonate, Mykorrhiza und Zellbiologie. In diesen Bereichen hat sie seit 1994 28 Bachelor-, Master- und Diplomarbeiten sowie neun Doktorarbeiten betreut. Dazu kommen zahlreiche Praktika zu zytologischen Nachweismethoden (gemeinsam mit Gerd Hause) und zur konfokalen Mikroskopie. Seit ihrer Habilitation im Jahr 2005 hält Bettina Hause Vorlesungen in Zellbiochemie, sowie zu Themen der Analytischen, Angewandten und Allgemeinen Biochemie. Mit diesen beachtlichen Leistungen und mit ihren nicht minder beachtlichen Forschungserfolgen trägt Frau Hause in hohem Maße zur Strahlkraft des Instituts bei. Wir gratulieren herzlichst und freuen uns mit ihr! Bettina Hause erhielt am 30. August 2012 die Ernennungsurkunde für eine außerplanmäßige Professur am Institut für Biochemie und Biotechnologie Luther-Urkunde: Claudia Bobach Ihre Dissertation zum Thema Etablierung hormonaler Assays und Testung von Extrakten, Naturstoffen und synthetischen Verbindungen hat Claudia Bobach mit summa cum laude abgeschlossen. Dafür erhielt sie am 6. Juli 2012 die Luther-Urkunde der halleschen Universität. Diese Leistung ist Mit ihrer Expertise in mikroskopischen Verfahren sorgt Bettina Hause dafür, dass unsere Wissenschaftler sich ein Bild machen. Hier: Markierung von Mikrotubuli (grün) zur Darstellung von Zellteilungen in einer Wurzelspitze an sich schon beeindruckend. Noch bemerkenswerter und als außergewöhnlich einzustufen ist jedoch der Fakt, dass Claudia Bobach zum Zeitpunkt ihrer Promotionsverteidigung im April 2011 bereits Mutter von drei Kindern im Alter von 1, 3 und 11 Jahren war. Nach ihrem Studium der Pharmazie mit anschließender Approbation zur Apothekerin begann sie ihre Doktorarbeit an der Abteilung Naturund Wirkstoffchemie. 2008 beendete sie ihre aktive Arbeitsphase am IPB und bekam ihr 2. Kind. Bereits im Februar 2009 begann sie bei der Firma Ontochem als Pharmazeutin in Teilzeit zu arbeiten. Hier entwickelt sie noch heute Software zur Datenanalyse von Wirkstoffen. 2010 kam ihr 3. Kind zur Welt. Ihre Dissertation hat sie, so scheint es, wie nebenbei geschrieben. Ein Abschluss mit Bestnote unter diesen Umständen erfordert Mut, Ausdauer, Leistungsbereitschaft und Organisationstalent. Wir gratulieren voller Hochachtung und wünschen Frau Bobach auch in der Zukunft maximale Erfolge auf allen Ebenen! 3D-Modell des Surfactantproteins SP-G mit α−Helices in blau, β-Faltblattstrukturen in rot sowie Zufallsschleifen in grün bzw. cyan. manifestiert sich aufgrund einer gestörten Zusammensetzung des Tränenfilms. Die Ursachen sind vielfältig; man schätzt, dass etwa 12 Millionen Menschen in Deutschland am Trockenen Auge leiden. Felix Rausch, Doktorand der AG Computerchemie (Abt. NWC) hat mit seinen 3D-Modellen von zwei Surfactant-Proteinen (SP-G und -H), deren Funktion bisher unbekannt war, einen Beitrag zum besseren Verständnis der Augenkrankheit gelieAUSZEICHNUNG II fert. Mithilfe von Molküldynamiksimulationen konnte er zeigen, dass diese Sicca-Preis für Felix Rausch Proteine in der Lage sind, mit Lipiden Für seine Arbeiten zu interagieren. Daher spielen sie an oberflächenaktiwahrscheinlich eine Rolle bei der Staven Proteinen des bilisierung des schützenden LipidfilAuges (Surfactants) mes, der die Verdunstung der Tränenerhielt Felix Rausch flüssigkeit und damit eine Austrockden Dr. Gerhardnung der Augenoberfläche verhindert. Mann-SICCA-ForDer Befund zum Surfactantprotein G schungspreis. Der Preis der Deutschen wurde jüngst bei PLOS ONE online puOphthalmologischen Gesellschaft ist bliziert. Eine weitere Publikation zum insgesamt mit 20.000 Euro dotiert und SP-H ist in Vorbereitung. wird vornehmlich an junge WissenMit gezielten Punktmutationen könnte schaftler für herausragende Forman künftig die Stabilität der Surschungsarbeiten zum sogenannten Sic- factantproteine erhöhen sowie deren ca-Syndrom vergeben. Wechselwirkung mit den Lipiden des Dieses Syndrom des Trockenen Auges Tränenfilms verbessern. Die Wirksam- keit der Mutationen soll zunächst in silico am virtuellen 3D-Modell der Proteine getestet werden. Diese Simulationen und die entsprechenden Vorhersagen werden nach aller Voraussicht die Doktorarbeit von Felix Rausch komplettieren. Zunächst aber freut er sich über 1500 Euro Preisgeld, die ihm zur freien Verfügung stehen. Was er sich davon kaufen wird, ist noch nicht sicher. „Ein neuer Laptop wäre toll“, meint der Jungdoktorand. Dann würde er vielleicht mit seiner Doktorarbeit noch schneller vorankommen. Wir sind überzeugt, er schafft das auch ganz ohne weiteres Equipment und wünschen ihm für all seine Projekte den maximalen Durchblick! AUSZEICHNUNG III Posterpreis für Antje Hellmuth Für ihr Poster zur funktionellen Charakterisierung von Auxin-Korezeptoren erhielt Antje Hellmuth den Best Poster Award auf der diesjährigen Black Forest Retreat 2012 on Plant Molecular Science. Die Studententagung im Schwarzwald findet jährlich eine kleine Anhängerschaft von etwa 50 Doktoranden und Postdocs aus ganz Deutschland. Ein intensiver Austausch zwischen allen Beteiligten ist in diesem familiärem Rahmen besonders gut möglich. „Für mich war das eine gute Gelegenheit, mit dem Poster meine Arbeit einem fremden Publikum vorzustellen und ein Feedback zu bekommen“, sagt die Doktorandin der Abteilung Molekulare Signalverarbeitung. Dass dieses Feedback so positiv ausfiel, ist ein schöner Erfolg für Frau Hellmuth. 17 PERSONALIA Zwei erfolgreiche Teams: Hervorragend betreut wurde Julia Christke (linkes Bild, rechts) von ihrer Ausbilderin Martina Lerbs. Auch unsere Gärtnerazubis Aileen Jedemann und Alexander Bergter (rechtes Bild, Mitte) erlangten ihren Abschluss unter den Fittichen von Christian Müller (links) und Thomas Franz. ABSCHLÜSSE Azubis haben ausgelernt Glückwunsch an unsere Azubis! Vorzeitig und mit hervorragendem Ergebnis hat Julia Christke ihre Ausbildung zur Chemielaborantin abge- schlossen. Ihre ersten Berufserfahrungen kann die junge Dame gleich am IPB sammeln: Sie ist bis zum nächsten Sommer in der Abteilung Natur- und Wirkstoffchemie angestellt. Ebenso erfolgreich waren unsere Auszubildenden zum Gärtner für Zierpflanzenbau. Aileen Jedemann und Alexander Bergter beendeten ihre Ausbildung im Sommer und sind seitdem in der Außengärtnerei bzw. in den Innengewächshäusern tätig. Wir gratulieren ihnen und ihren Ausbildern zu diesem Erfolg. Neue Mitarbeiter am IPB In der 2. Jahreshälfte hat das IPB einen enormen Zuwachs an neuen Mitarbeitern zu verzeichnen. Wir heißen hiermit herzlich willkommen: Tino Körner ist seit dem 1. Juli Leiter der Arbeitsgruppe Geräteservice und IT. In dieser Funktion wird er ein neues Energiekonzept für’s IPB erstellen (Siehe Seite 23). Seit Juli gibt es eine neue Arbeitsgruppe in der Abteilung Stoffwechsel- und Zellbiologie. Der Leiter der Arbeitsgruppe Synthetische Biologie ist Dr. Sylvestre Marillonnet. Der gebürtige Franzose wechselte von der Icon Genetics GmbH ans IPB. Stefanie Finsterbusch und Dr. Goran Kaluderovic sind seit dem 1. Juli als Persönliche Wissenschaftliche Assistenten von Prof. Ludger Wessjohann angestellt. 18 Als Koordinator für die externe Evaluierung 2013 wurde Prof. Claus Wasternack eingestellt. Christin Wenke und Nils Mosch haben im September ihre Ausbildung zum Gärter für Zierpflanzenbau begonnen. Seit dem 1. August ist Christoph Kupiec Leiter der Arbeitsgruppe Information und Dokumentation. Er wird sich mit neuen Lösungen für unsere Datenbanken befassen. Alfredo Rodriguez Puentes ist seit August Doktorand der AG Synthese (Abt. Natur- und Wirkstoffchemie. Ramona Grützner arbeitet seit September als Laborantin in der AG Synthetische Biologie (Abt. Stoffwechsel- und Zellbiologie) Felix Ölke komplettiert seit August unsere Riege der Betriebshandwerker. Neue Sprecher und Jubiläumsmitarbeiter DOKTORANDEN Neue Sprecher treten an Carolin Bernholz (Abt. Stoffwechselund Zellbiologie), Anne Finck (Abt. Natur- und Wirkstoffchemie), Dinesh Dhurvas Chandrasekaran (Abt. Molekulare Signalverarbeitung) und Frederik Faden (Abt. Stress- und Entwicklungsbiologie) sind die neuen Doktorandensprecher des IPB. Für ihre Amtsperiode von einem Jahr haben sich die vier Jungforscher viel vorgenommen: Zurzeit haben sie gerade eine Bestandsaufnahme der Arbeitssituation aller Doktoranden am Institut gemacht. Der dafür entworfene Fragebogen über Ausbildung, Betreuung, Seminare und vieles mehr ist bereits ausgewertet und dem Wissenschaftlichen Institutsrat vorgestellt worden. Darüberhinaus kümmert sich der Doktorandenrat um einen Deutschkurs für Ausländer am Institut. Ende Mai 2013 ist erneut die Plant Science Student Conference (PSSC) geplant. Diese wird unter Federführung der neuen Sprecher am Institut organisiert und ausgerichtet werden. „Das ist viel Arbeit“, bekennen die Sprecher. „Aber wir werden wie in jedem Jahr viele Helfer aus den eigenen Reihen rekrutieren können.“ Na dann! sich seither, auch als zeitweiliger Leiter der AG Gebäude und Liegenschaften (2002-2010) um die Wartung aller Lüftungs-, Heizungs- und Sanitäranlagen im Haus. Auch die BrauchDIENSTJUBILÄUM wasseranlage für die Außengärtnerei steht unter seiner Verantwortung. Michael Kräge ist 25 Jahre am IPB Der Brunnen hinter der Eissporthalle Als Schlosser für Heizung, Sanitär und versorgt das Institut von Frühjahr bis Lüftung kommt man wahrscheinlich Herbst mit Wasser aus einer natürliüberallhin. Deshalb kennt wohl kein chen Quelle. Im Winter werden die Mensch am Institut all unsere RäumPumpen abgeschaltet und gewartet. lichkeiten vom Keller bis zum DachAls Kenner der entferntesten Winkel boden so genau wie Michael Kräge. schlägt Michael Kräge sich seit einiger Denn überall wo Rohre klemmen Zeit mit unseren Hausmardern heoder tropfen, ist unser Betriebshand- rum, die im Dachgeschoss der Abteiwerker sofort vor Ort. Und das seit lung Stress- und Entwicklungsbiologie 25 Jahren. Angefangen hat er im Mai großen Schaden anrichten (Siehe S. 1987, damals noch in der Verwal26). Bisher hat er noch kein Patentretungs- Dienstleistungseinrichtung zept für die Bekämpfung der agilen (VDE) für die beiden hier ansässigen Tiere gefunden. Aber es bleiben ihm Akademieinstitute für Biochemie der ja noch 16 Jahre bis zur Rente - vielPflanzen (heute IPB) und für Elektro- leicht findet er bis dahin ja das ultimanenmikroskopie und Festkörperphytive Mardervertreibungsmittel. Wir sik (heute Max-Planck-Institut für Mi- wünschen ihm jedenfalls auch weiterkrostrukturphysik). Nach der Wende hin viele Herausforderungen und wurde er übernommen und kümmert spannende Aufgaben am Institut. Wir wünschen den Neugewählten viel Erfolg und eine glänzende Amtszeit! Michael Kräge im Bild vorne links im Kreise seiner Kollegen der AG Gebäude und Liegenschaften. Neben ihm: AG-Leiterin Heike Böhm, Klaus-Peter Schneider und Catrin Timpel (v.l.n.r.), sowie Carsten Koth und Eberhard Warkus in der zweiten Reihe. 19 EVENTS Tagungen, Feste und Veranstaltungen DOKTORANDENTAGUNG Treffen der Naturstoffchemiker Zweimal im Jahr findet für unseren Nachwuchs der Naturstoffchemiker ein Doktorandenworkshop statt. Der soll den Studenten die Gelegenheit geben, sich mit Kollegen anderer Forschungsinsitute auszutauschen sowie die Vortragskunst zu üben. Geboren aus dem Fränkischen Naturstofftreffen hat sich der Doktorandenworkshop mit dem Titel Naturstoffe: Chemie, Biologie und Ökologie inzwischen zu einem fruchtbaren Forum mit fast internationalem Charakter ausgeweitet. Initiiert wurde die Tagung erstmals 1991 von Professor Gerhard Bringmann, ein rühriger Naturstoffchemiker der Universität Würzburg. Die Teilnehmer - etwa 150 Personen pro Treffen - kommen aus Würzburg, Jena, Leipzig, Bayreuth, Wien, Bonn und natürlich aus Halle. Die Gastgeber wechseln alternierend. In diesem Jahr übernahm das IPB die Ausrichtung und Gastgeberschaft des 43. Chemikertreffens. Das fand am 27. April statt, dauerte einen ganzen Tag lang und war gut gefüllt mit Vorträgen aller Coleur zu Isolierung, Strukturaufklärung, Synthese und Charakterisierung von Naturstoffen. Das Herbsttreffen ist inzwischen auch schon vorbei. Es fand am 26. Oktober am MaxPlanck-Institut für Chemische Ökologie in Jena statt. KUNST AM IPB Naumburger Arzt zeigt Fassaden der Seele Großen Anklang bei allen Mitarbeitern und Gästen fand die Ausstellung Fassaden der Seele von Thomas Burkhardt. Die Bilder des Naumburger Künstlers veredelten von Anfang Mai bis Ende Oktober unsere Flure und Foyers. Als Ausdruck eines explosiven Arbeitseifers überraschten sie al- 20 Versailler Traum Öl auf Leinwand von Thomas Burkhard lesamt durch Stil und Inhalt. Während seine Städte- und Landschaftsfassaden fast im milden sfumato der alten Meister erstrahlten, trat er uns in seinen Seelenbildern viel drastischer entgegen: Schrill, bunt, schräg und laut portraitierte er die Menschen unserer Zeit, umgeben von Technik, Terminen und Freizeitstress. Dünnhäutig und gläsern wird hier die Fassade und gibt die Sicht frei auf Ängste und Wünsche, die der Naumburger Arzt in kräftigen Farben einfängt. Die Ideen zu diesen Themen bezieht er aus dem direkten Kontakt zu seinen Patienten. Eins jedoch steht fest: Thomas Burkhardt ist nicht nur Arzt, sondern ein Künstler mit Leidenschaft, der sein Handwerk versteht und seine Ideen meisterhaft umsetzen kann. Diese außergewöhnliche Kombination an Kenntnissen überzeugte auch die lokale Presse, die seine Ausstellung in mehreren Artikeln wohlwollend würdigte. WISSENSSCHAFTSCAMPUS Feierliche Eröffnung in Halle Mit einer Festveranstaltung im Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) wurde am 8. Juni 2012 der WissenschaftsCampus Pflanzenbasierte Bioökonomie (WCH) eröffnet. Neben den Grußworten des Ministeriums für Wissenschaft und Wirtschaft, der Leibniz-Gemeinschaft und der Martin-Luther-Universität, erwartete die geladenen Gäste aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik ein vielfältiges Vortragsprogramm über geplante Projekte des WissenschaftsCampus. Die Themen rangierten von global bis lokal, von den Zukunftsvisionen des WCH bis hin zur Vorstellung der ersten Einzelprojekte zu Proteinabbau und Verbraucherakzeptanz. So bot die Eröffnungsfeier eine gute Gelegenheit, die strategischen Ziele und Pläne, aber auch die Partner und Pro- Mit Pauken und Trompeten feierten wir unser 20-jähriges Jubiläum. Hier mit dem Rolling Mill Orchestra unter Leitung von Dieter Strack (4. von vorn). jekte des Kooperationsverbundes kennenzulernen. LEIBNIZ-GEMEINSCHAFT Science Meets Parliament Unter dem neuen Namen Leibniz im Bundestag organisierte die LeibnizGemeinschaft am 12. und 13. Juni ein Treffen zwischen Wissenschaftlern und Politikern. Eigentlich waren es viele Treffen, denn die Politiker konnten über ausgewählte Themen mit einzelnen Forschern diskutieren. Über 100 Themenvorschläge kamen aus den Instituten der Leibniz-Gemeinschaft. Etwa 80 Bundestagsabgeordnete aus allen Fraktionen nahmen das Angebot wahr und vereinbarten über 130 Termine mit Leibniz-Wissenschaftlern aller Forschungsrichtungen. Für das IPB fuhr Nico Dissmeyer nach Berlin und diskutierte vor Ort im Bundestag über die neuesten Methoden der Grünen Gentechnik und ihre Rolle in der Grundlagenforschung. ein erlesenes Zusatzprogramm aus Führungen, Chromatografie und Proteinmodeling am Stand sowie einen Vortrag zur facettenreichen Welt der Carotinoide. Dank vieler engagierter Helfer war die Lange Nacht der Wissenschaft eine gelungene Veranstaltung mit großer Öffentlichkeitswirkung. INSTITUTSJUBILÄUM Festkolloquium am IPB In fröhlicher Atmosphäre und gelöster Stimmung haben die Mitarbeiter des IPB das 20-jährige Jubiläum der Neugründung des Instituts begangen. Mit der Festveranstaltung am 14. September feierten wir gleichzeitig den 80. Geburtstag unseres Gründungsdirektors Professor Benno Parthier, der die Geschicke des Instituts sehr souverän in das neue Wissenschaftssystem der Bundesrepublik steuerte. Hocherfreut waren wir über unsere Ehrengäste Professor Jörg Hacker, Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften, Leopoldina, und Professor Karl-Ulrich Mayer, Präsident der Leibniz-Gemeinschaft. Neben weiteren Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft, Politikern und Zuwendungsgebern waren auch unsere ehemaligen Mitarbeiter/innen zur Festveranstaltung eingeladen. Nach mehreren Grußworten und einem hervorragendem Festvortrag von Professor Gershenzon (MPI für Chemische Ökologie), trafen sich alle Mitarbeiter und Gäste zum IPB-Sommerfest. Das wurde - ganz im Sinne eines Jubelfestes - mit Pauken und Trompeten begangen: Es spielte das Rolling Mill Orchestra unter der Leitung unseres ehemaligen Geschäftsführenden Direktors Dieter Strack. Die Feier fiel zur größten Zufriedenheit aller Gäste aus und dauerte bis tief in die Nacht. Man tut das ja nur alle Jubeljahre. Volles Programm zur Langen Nacht der Wissenschaft. Die Betreuer der Kinderstände hatten alle Hände voll zu tun, den invasionsartigen Überfällen der wissbegierigen Nachwuchswissenschaftler gerecht zu werden. WISSENSCHAFTSNACHT IN HALLE Grandioser Erfolg für’s IPB So viel Resonanz war noch nie. Am 6. Juli fand in Halle die 11. Lange Nacht der Wissenschaften statt. Das IPB war mit 1600 Gästen zum Bersten voll. Das Kinderprogramm zog wie immer auch die Gäste der letzten Jahre an. Dazu kamen die begeisterten Erstbesucher. Für Erwachsene gab es in diesem Jahr 21 EVENTS & DIVERSES Höhepunkte im Herbst und Winter BESUCHE AUS DER POLITIK CDU-Fraktion des Landtages Der WissenschaftsCampus erregt in zunehmendem Maße das Interesse von Politikern. Am 7. September besuchten uns die Mitglieder der CDULandtagsfraktion von Sachsen-Anhalt. Es trieb sie die Neugier auf das, was der Campus leisten kann. Nach einem gehaltvollen Vortrag von Dr. Nico Dissmeyer, Juniorgruppenleiter des WCH, diskutierte man eifrig über die anstehenden Probleme von Klimawandel und Ressourcenknappheit sowie über potentielle Lösungsansätze, die die Forschung bieten kann. EU-Kommissare besichtigen das Institut Auch auf internationaler Ebene steht das Thema Bioökonomie zurzeit im Fokus der länderübergreifenden Handlungsbereitschaft. Am 10. Oktober besuchte eine EU-Delegation mit Vertretern aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden das Institut. Die Kommissare aus Brüssel kamen im Rahmen einer Deutschlandreise, um die Forschungsstätten im Chemie- und Agrarsektor, vor allem in der mitteldeutschen Region, näher kennenzulernen. Eine Station ihrer Reise war auch das IPB, das unsere Gäste besonders mit seinen Phytokammern, aber auch mit den vorgestellten Forschungsprojekten beeindruckte. Organisiert wurde die Veranstaltung vom stellvertretenden Vorsitzenden unseres Stiftungsrates Dr. Henk van Liempt. Er ist Leiter des Referats Bioökonomie im Bundesministerium für Bildung und Forschung. Im Rahmen der nationalen Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030 wurden und werden für die Jahre 2010 bis 2016 etwa 2,4 Millarden Euro für die Forschung zur Umsetzung einer wissensbasierten Bioökonomie zur Verfügung gestellt. DOKTORANDENFEIERN Halloweenparty Wie in jedem Jahr, so auch in 2012, hat unser wissenschaftliches Jungvolk sich selbst organisiert und eine dunkelbunte Halloweenparty veranstaltet. Das schaurige Treiben fand am 9. November am IPB statt. Unsere Doktoranden erschienen in Kostümen von Daniel Penselin mimt den grusligen Clown zur Halloweenparty. gruslig bis schräg und verzehrten Speisen, die eher phantasie- denn appetitanregend aussahen. Die handgemachten Köstlichkeiten bestachen zum Teil durch täuschende Ähnlichkeit mit echten Körperteilen. Es soll aber alles sehr gut geschmeckt haben. Diwali Eher hell ging es hingegen beim diesjährigen Lichterfest zu. Das könnte bald zur Tradition werden: Erneut haben die indischen Mitbürger unserer Stadt gemeinsam mit ihren Kollegen und Freunden deutscher und anderer Nationalitäten ihr Lichterfest Di- Besichtigung der Gewächshäuser zu abendlicher Stunde Prof. Dierk Scheel (vorne rechts), Leiter der Abteilung Stress- und Entwicklungsbiologie, im Gespräch mit Politikern aus Brüssel. Die EU-Delegation wurde geleitet von Dr. Henk van Liempt (vorne links). 22 wali am IPB gefeiert. Das kulturelle Event, garniert mit Tänzen, Spielen und exotischen Speisen wurde von unseren indischen Studenten unter Federführung von Dinesh Dhurvas Chandrasekaran (Abt. Molekulare Signalverarbeitung) organisiert. Über 120 Personen nahmen daran teil. Stattgefunden hat es am 17. November 2012. Da war es dunkel genug, um alle Lichter und auch die Gesichter erstrahlen zu lassen. ALUMNIS von Andrea Porzel und den Mitarbeitern der Abteilung Natur- und WirkWeihnachtsfeier für die Rentner stoffchemie organisiert und ausgerichJahresendstimmung und Weihnachtsfei- tet. Es erfreut sich bei unseren Rentern allerorten! Während die Abteilunnern großer Beliebtheit, was sich in stegen am IPB das jährliche Krippenfest tig hohen Besucherzahlen und großer separat zelebrieren, richten wir für un- Dankbarkeit wiederspiegelt. Höhesere Alumnis stets eine zentrale Weihpunkt in diesem Jahr war der Reisevornachtsfeier aus. Diese trafen sich pünkt- trag von Dieter Gross. Er berichtete, lich zum Nikolaustag, am 6. Dezember reich bebildert mit Powerpoint, von seiin gemütlicher Runde zu Kaffee und nen Abenteuern in Namibia, die er im Stollen. Das Fest wird seit vielen Jahren letzten Sommer erlebte. Diverses EVALUIERUNG Positive Bewertung durch den Wissenschaftlichen Beirat Wie eine Generalprobe für die externe Evaluierung durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft im Juli 2013 war für unsere Mitarbeiter die interne Begehung durch unseren Wissenschaftlichen Beirat im September 2012. Diese haben wir gut überstanden. Generell lobte der Beirat unter Federführung seiner Vorsitzenden Professor Sabine Flitsch die außergewöhnlich positive Entwicklung des IPB und die exzellenten Forschungsprojekte am Institut. Darüber hinaus gab es sehr konstruktive und hilfreiche Kritiken zur Erarbeitung eines Strategiekonzeptes, welches das Alleinstellungsmerkmal das Instituts noch deutlicher herausstellt. Wir möchten auf diesem Wege allen Mitgliedern unseres Wissenschaftlichen Beirats noch einmal herzlich danken für die Gedanken, die sie sich gemacht haben, für ihre Beurteilung des Instituts aus der Distanz und für die vielen hilfreichen Ratschläge und Kommentare. ENERGIE Stromsparen leicht gemacht? Zur Reduzierung unserer hohen Energiekosten hat unser neuer Leiter der AG Geräteservice und IT, Tino Körner, ein Energiekonzept entworfen, mit dem es künftig gelingen sollte, unseren Stromverbrauch und damit auch die Kosten zu senken. Bedingt durch die Inbetriebnahme unserer neuen Phytokammern ab 2011 aber auch durch die Einführung des Gesetzes für den Vorrang erneuerbarer Energien (EEG) hat sich unser Stromverbrauch in den letzten beiden Jahren um etwa 20 % erhöht. Die Kosten stiegen um etwa 30 % und werden sich in den kommenden zwei Jahren voraussichtlich noch einmal um 30 % erhöhen. Eine Einsparung der Kosten wird nicht ganz einfach werden, denn erste Messungen ergaben, dass wir eine sehr hohe Grundlast von etwa vier Fünfteln des Gesamtverbrauchs haben. Gewächshäuser und Phytokammern sind für unsere Forschung unerlässlich, verbrauchen aber viel Strom. 23 DIVERSES Von Chemikalienbörse bis IPB-Formel Dennoch besteht an Grund-, Prozess- und Spitzenlast noch Einsparpotential, z.B. durch Sensibilisierung der Mitarbeiter (Prozesslast) oder durch die Optimierung von Regelparametern und Auslastung von Phytokammern, Gewächshauskammern und Pflanzenwuchsschränken (Grundlast). Da man aber nur managen kann, was man zuvor gemessen hat, sollen zunächst die Stromverbräuche auf der Ebene von Maschinen und Geräten bestimmt und in Hauptverbraucher (z.B. Kältemaschinen), Mittlere Verbaucher (z.B. Gewächshausbeleuchtung) und Kleinverbraucher (z.B. Laborgeräte, Bürobeleuchtung) eingeteilt werden. Auch eine Messung der Vebrauchsparameter in Organisationseinheiten wie AGs oder Abteilungen sowie das Festlegen von abteilungsintern verantwortlichen Energiemanagern könnten in Zukunft hilfreich sein, um Einsparpotentiale zu erkennen. Strategisch gesehen sollen so unsere Energiekosten zunächst auf heutigem Niveau stabilisiert werden. Über den Einsatz von regenerativen Energien wie Fotovoltaik oder KraftWärme-Kopplungen könnte man dann versuchen, die Kosten nachhaltig zu senken. CHEMIKALIENBÖRSE Mehr Platz für Kleinchemikalien Unsere Börse für Chemikalien wird zu eng. Über 5000 Substanzen, abgefüllt in kleinen Behältnissen bis etwa 100 Milliliter, die sogenannten Kleinstgebinde, werden zurzeit am Institut vorrangig für chemische Experimente genutzt. Über 3000 von ihnen stehen 24 in einem dafür vorgesehenen Raum der Chemikalienbörse; der Rest ist auf verschiedene Laborarbeitsplätze verteilt. Damit der Überblick nicht verloren geht, gibt es am Institut eine Datenbank: Das Kleine-Instituts-Chemikalien-Kataster-System, KICKS. Das Programm wurde vor einigen Jahren von Frank Broda, Systemadministrator der Abteilung Natur- und Wirkstoffchemie entwickelt. Es dient nicht nur dem Erfassen unserer Chemikalienbestände, sondern auch der Dokumentation ihres aktuellen Aufenthaltsortes innerhalb oder außerhalb der Börse. Alle Gebinde sind dafür mit einem Barcode versehen und dieser ist verknüpft mit der Datenbank. Jeder KICKS-kundige Mitarbeiter meldet sich mit seiner Barcodekarte an, registriert das von ihm benutzte oder neu angeschaffte Gebinde auf seinen Namen und den entsprechenden Laborplatz. Die Vorteile liegen auf der Hand: Nach exotischen Verbindungen muss man erstens nicht lange suchen und man kann sie zweitens abteilungsübergreifend nutzen. Oftmals wird die bestellte Mindestmenge an Chemikalien nicht verbraucht; durch die genaue Registrierung der Bestände kann das, was übrigbleibt, von anderen Mitarbeitern genutzt und muss nicht neu erworben werden. Zudem dürfen an den Laborarbeitsplätzen Chemikalien nur in begrenzter Menge gelagert werden. Nach Beendigung des entsprechenden Versuchs werden die Kleinstgebinde in der Regel wieder in der Börse gelagert. Diese hat jedoch mit 16 Quadratmetern ihr maximales Fassungsvermögen von 50 Kilogramm Chemikalien erreicht. Sie wird deshalb bei laufendem Betrieb bis spätestens Ende 2013 um etwa 30 Quadratmeter erweitert werden. Frank Broda feilt indes an der Erweiterung der Datenbank. Alle am Institut produzierten Substanzen lagern real in einer Substanzbibliothek im Keller und sind derzeit in einer chemfinder-basierten Datenbank registriert. Diese Datenbank mit häufig noch unbekannten Stoffen will Frank Broda jetzt ins KICKS-System integrieren. In das neue Programm sollen viele Zusatzdaten über die noch unvollständig analysierten Substanzen eingespeist werden. So könnten Informationen über Struktur und Reinheitsgrad, das letzte Lösungsmittel und auch die Organismen, aus dem die Stoffe isoliert wurden, künftig erfasst und vom Experimentator entsprechend zu Rate gezogen werden. Zudem arbeitet Frank Broda gerade an der Programmierung eines hauseigenen QuickResponse-Codes. Mit diesem Barcode in 2D könnten alle relevanten Substanzinformationen bequem über das Handy abgerufen werden. „Das Ganze ließe sich sogar auf Biomaterial erweitern“, meint der promovierte Biochemiker. Pflanzen, Arten, Sorten, Stämme, Zellkulturen all das könnte dann mit KICKS erfasst werden. Nur der Name KICKS wäre dann nicht mehr ganz passend und müsste entsprechend verändert werden. Einen QR-Code für unsere Internetseiten hat Frank Broda bereits entworfen. IPB, das neue Reagenz unserer Chemiker, steht für 4-Isocyanopermethylbutan-1,1,3-triol. Weihnachtsmänner, Windlichter und Knobelspiele präsentierte Hans-Günter König aus seiner hauseigenen Drechselwerkstatt. ES WEIHNACHTELT Von konservativ... Weihnachten muss man sich verdienen. Erst nachdem man erfolgreich an allen Vorspielen, Krippenspielen und Nachspielen, sowie an sonstigen Abteilungsweihnachtsfeiern, Weihnachtsmarktbesuchen und Expresseinkäufen teilgenommen hat, kann man sich beruhigt zurückziehen, um Lichterglanz und Glühweingeist in sich einziehen zu lassen. Um uns die Rennerei nach den Geschenken zu erleichtern hat unser institutsbekannter Drechselexperte Hans-Günter König uns den Weg in die Stadt erspart. Am 6. Dezember kam der ehemalige Leiter der AG Geräteservice und IT zu uns ins Institut, um uns seine wunderbaren Weihnachtsdrechseleien anzubieten. Der Plan ging auf: Schon nach kurzer Zeit hatten alle Figürchen den Besitzer gewechselt und auf beiden Seiten des Handels herrschte freudige Glückseligkeit. ...bis alternativ Einen alternativen Weihnachtsbaum zu unserem großen, der jährlich von unseren Gärtnern, allen Mitarbeitern zur Freude, im Foyer aufgestellt wird, haben die Doktoranden der Abteilung Stoffwechsel- und Zellbiologie ge- schaffen. Möglicherweise stammt der ungewöhnliche Kreativitätsschub unserer Jungforscher ja von ihrer regelmäßigen Abreaktion an unserem Tischkicker, der seit kurzer Zeit im Foyer steht und rege genutzt wird. Wenn dem so ist, dann dürfen wir in diesem Jahr Großes erwarten. Wir rufen also schon jetzt einen Weihnachtsbaum-Contest aus. Als Preis gibt es eine Engelsfigur von Herrn König. NEUES REAGENZ IPB-Stoff für den Eintopf IPB heißt das neue Reagenz, das unsere Chemiker entwickelt haben. Die Abkürzung steht für 4-Isocyanopermethylbutan-1,1,3-triol. Die Substanz gehört zur Gruppe der konvertierbaren Isonitrile. Sie kann Carbonsäuregruppen (-COOH) oder auch Amide und Ester in andere Moleküle einführen. Damit kann IPB bei den sogannten Eintopf- oder Multikomponentenreaktionen für den Zusammenbau von komplexen Molekülen genutzt werden. Das neue Reagenz ist leichter und billiger herzustellen als bisherige Substanzen dieses Typs. Es ist stabiler, besser lösbar und reaktiver als sein Vorgängermolekül. Am IPB wird IPB für die Synthesen von Naturstoffen und modifizierten Peptiden (kleine Eiweiße) eingesetzt. 25 Begrüßungswimpel für die Spechte am Haus E Zuallerletzt IPB-Tiergeschichten Während wir Füchse, die sich an unserer Abluft wärmen, gerne sehen oder zumindest tolerieren, sind uns andere Wildtiere eher weniger willkommen. Bei der Vertreibung unseres Buntspechtes gehen wir inzwischen in die zweite Runde. Auch gegen die uns heimsuchenden Marder haben wir bisher noch kein wirksames Mittel gefunden, sie von unseren Dachböden zu verbannen. Spechtalarm an vielen Fassaden Bevor er sich hier niederlässt, klopft er wenigstens höflich an. Er trägt einen roten Bauhelm und ist ansonsten unauffällig wie ein Buntspecht gekleidet. Vom Haus A hat sich Meister Specht vorerst vertreiben lassen. Seine neue Postadresse lautete zwischenzeitlich Haus E2, Ost und Südseite, natürlich oberste Lage, wegen der guten Aussicht. Nachdem wir ihn dort mit einer Wimpelkette begrüßten, zog er noch zweimal um: ans Haus R und ans Haus G. Also Stopp mal: Vielleicht will uns Pit Picus ja eine Nachricht übermitteln? Die Reihenfolge seiner Domizile könnte diesen Schluss durchaus zulassen, zumindest für Verschwörungstheoretiker. A, E, R und G - folgt jetzt noch einmal E und R? Das gäbe dann gewaltigen Ärger und den kann er haben. Vielleicht wird er nur durch große IPB-Werbetafeln aus Metall zu vertreiben sein? Wir werden diese Möglichkeit mit einer randomisierten Vertreibungsstudie auf ihre Wirksamkeit prüfen. Verspielt und schwer zu verscheuchen ... ... sind unsere Steinmarder, die den Dachboden von Haus C schon seit den 90-er Jahren besiedeln. Theoretisch könnte man sie ja durchaus dulden; als nachtaktive Tiere stören sie IMPRESSUM: Der IPB-Newsletter erscheint zweimal im Jahr. Die Weiterverwendung von Fotos und Texten bedarf der Genehmigung des Herausgebers. Januar 2013 26 Herausgeber: Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie Weinberg 3 06120 Halle www.ipb-halle.de hier Niemanden beim Schlafen und die Geruchsbelästigung hält sich auch relativ in Grenzen. Aber: Die Marderfamilie mit vermutlich drei bis vier Mitgliedern zerstört auch regelmäßig die unterm Dach verlegten Gummischläuche. So ist im Laufe der Jahre bereits erheblicher Schaden entstanden. Michael Kräge, unser Betriebshandwerker, der sich des Marderproblems angenommen hat, ist ziemlich ratlos. Jegliche Art von Bekämpfungsmittel haben die neugierigen Tierchen bisher lediglich als Herausforderung begriffen. Mit stinkenden Vergrämungsmitteln haben sie Fangeball gespielt. Spezielle Marderfallen, bestückt mit leckeren Hühnerkrallen, wurden weiträumig umgangen. Selbst der Geheimtipp aus Kleintierjägerkreisen, es mal mit Pflaumenmus als Köder zu versuchen, brachte nicht die gewünschte Wirkung. Michael Kräge kaufte das süße Mus in großen Mengen und sorgte damit lediglich bei unserer Finanzchefin Barbara Wolf, die die entsprechenden Beschaffungsanträge unterschrieb, für seltsames Befremden. Die Marder hingegen haben auch den pflaumigen Köder komplett ignoriert. „Das Problem ist: Die kommen nicht hierher zum Fressen“, ist unser Marderjäger sicher. „Die ziehen hier nur ihre Jungen auf und stillen ihren Spieltrieb.“ Jetzt ist guter Rat teuer. Selbst wenn es durch Verstopfung aller Ein- und Ausgänge gelingen sollte, die kleine Familie zu verjagen, dann wären bestimmt die Marderrivalen vom Saaleufer nicht fern, um unser Haus erneut zu besiedeln. Michael Kräge setzt deshalb auf eine andere Lösung: Abwarten. Möglicherweise werden die Marder ja durch ihre natürlichen Feinde vertrieben. Am Institut wurden bereits ein Dachs und ein Waschbär gesichtet. Alle Fotos IPB, außer Titelfotos: Sanduhr: Stefan Muemmler, www.wissenswertes.biz Puzzle: José Andres Archila Castaño Texte, Satz und Layout: Sylvia Pieplow