Wo Politik ohne Parteien funktioniert - am Hanns-Seidel
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Wo Politik ohne Parteien funktioniert - am Hanns-Seidel
22 RHEIN−MAIN & FRANKEN Nachrichten Leichen im Main: Verunglücktes Ehepaar? SCHONUNGEN. Vermutlich die Lei- chen eines verunglückten Ehepaars wurden am Sonntag im Main bei Schonungen (Kreis Schweinfurt) entdeckt. Ein Spaziergänger fand um 13.45 Uhr die tote Frau im Altwasser, wenige Minuten später ein Angler auf der anderen Seite der Bucht die zweite Leiche. Es gibt keine Hinweise auf ein Gewaltverbrechen. Das Ehepaar war am Tag zuvor noch im Bereich der Schonunger Bucht gesehen worden. Die Kriminalpolizei Schweinfurt ermittelt. Die Leichen wurden noch am Sonntagnachmittag im Institut für Rechtsmedizin in Würzburg obduziert. Das Ergebnis liegt noch nicht vor. red Wohnhaus nach Feuer einsturzgefährdet BIEBEREHREN-BUCH. Bei einem Feuer sind am Samstagmorgen ein Wohnhaus und ein Anbau in Buch (Kreis Würzburg) schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Der Sachschaden dürfte sich nach ersten Schätzungen auf 100 000 Euro belaufen. Verletzt wurde niemand. Zur Brandursache gibt es noch keine verlässlichen Angaben. Der Eigentümer war kurz vor 6 Uhr auf starken Rauch aufmerksam geworden. Der Mann hatte daraufhin seine Frau und Tochter geweckt und einen Notruf abgesetzt. red Gastwirtin als Retterin in der Not WÜRZBURG. Der Wirtin seiner Stammkneipe hat ein Rentner in Würzburg möglicherweise sein Leben zu verdanken. Die Frau wunderte sich, dass der 73-Jährige entgegen seiner Gewohnheiten seit Tagen nicht mehr bei ihr erschienen war. Deshalb schaute sie am Samstagabend nach Feierabend bei dem Mann nach dem Rechten. Bei einem Blick durch das Fenster seiner Wohnung stellte sie fest, dass der 73-Jährige hilflos auf dem Boden lag, und verständigte die Polizei. Sanitäter brachten den Rentner ins Krankenhaus. red Neues im Main-Netz Bildergalerien und Hörstücke Aktuelle Bildergalerien und Hörstücke gibt es unter der Internetadresse www.main-netz.de. Auch wer brandaktuelle Nachrichten zum Beispiel zum Kriminalitätsgeschehen im Raum Mainfranken sucht, wird im Main-Netz fündig. 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MÄRZ 2011 Wo Politik ohne Parteien funktioniert Kommunalwahl: In der Odenwaldgemeinde Sensbachtal treten nächsten Sonntag erneut nur Einzelkandidaten an »Wir arbeiten deutlich mehr als 42 Stunden« SENSBACHTAL. Zu wenig Geld, zu wenig Staatsanwaltschaft: Wieder eine Frau in der Führung Kinder, zu wenig Menschen, die dableiben: Die Probleme im Odenwalddorf Sensbachtal sind die wie andernorts auch. In der zweitkleinsten Kommune Hessens wird darüber aber nicht parteipolitisch im üblichen Sinn gestritten. Denn in der Gemeindevertretung des 1000 Einwohner großen Ortes gibt es keine Fraktionen. Bei der Kommunalwahl tritt wie schon 2006 lediglich die Liste einer WÜRZBURG. Zum ersten Mal seit 13 Jah- ren hat die Würzburger Staatsanwaltschaft wieder eine Frau in ihrer Führungsriege: Die Aschaffenburgerin Vera Janßen ist 2010 Oberstaatsanwältin in Würzburg geworden. »Die Frauenquote in der bayerischen Justiz wächst von unten sehr stark, aber in den Führungsebenen sind Frauen noch in der Minderheit«, sagte Leitender Oberstaatsanwalt Dietrich Geuder jetzt bei seiner Jahresbilanz. Eine »hohe Fluktuation« bei den 26 Staatsanwälten musste die Würzburger Anklagebehörde vergangenes Jahr verkraften. Wechsel gab es auf Vera Janßens stelle und auf zehn weiteren Positionen. Vielleicht auch ein Grund dafür, dass die Zahl der erledigten Ermittlungsverfahren leicht um 2,1 Prozent auf 19 589 zurückgegangen ist. »Unsere Staatsanwälte haben nach wie vor viel zu tun. Alle arbeiten deutlich mehr als 42 Stunden in der Woche«, so der Behördenleiter. » Es kann jeder seine Meinung sagen. Wenn wir Parteien hätten, wäre es nicht viel anders. « Frank Gärtner, Gemeindevertreter überparteilichen Wählergemeinschaft mit Einzelkandidaten an. Dies ist in Hessen sonst nur noch in Antrifttal (Vogelsbergkreis) der Fall. Keine Parteien? »Das war schon immer so«, weiß Egon Scheuermann. Der 50-jährige Bürgermeister kann sich zumindest nicht erinnern, dass es mal anders war. Es gab mal drei Wählergemeinschaften, aber nie Parteien. »Das funktioniert«, sagt er. »Hier im Ort kennt halt jeder jeden.« Allen sei klar: »Es geht um Ortspolitik. Nicht um Kreis- oder Landesinteressen.« Die Liste mit den 14 Kandidaten heißt Gemeinschaft freier Wähler/Überparteiliche Wählervereinigung Sensbachtal (GFW/ÜWS). Die elf Kandidaten mit den meisten Stimmen kommen in die Gemeindevertretung. Der hessische Wähler kann nächsten Sonntag kumulieren und pro Kandidat bis zu drei Kreuze vergeben. In Sensbachtal ziehen sich die Häuser zu beiden Seiten der Hauptstraße entlang. Es ist nicht nur heile Welt. »Der Kindergarten hat nur eine Gruppe«, sagt Scheuermann. Es gibt zu wenig Kinder. Sensbachtal hat keine Industrie und kaum Gewerbesteuereinnahmen. Der Ort lebt vom kommuna- Wirtschaftskriminalität 14 Namen, keine Parteien: Bürgermeister Egon Scheuermann zeigt den Stimmzettel für die Wahl der Gemeindevertreter in Sensbachtal. len Finanzausgleich. Chancen böten noch Tourismus und Naherholung. Arbeit finden die Sensbachtaler in größeren Städten der Region, in Eberbach, Erbach und Michelstadt, und 70 Kilometer entfernt in Darmstadt. Auf der Liste steht Karlheinz Gärtner aus dem Ortsteil Hebstahl. Von Beruf ist er Sparkassenangestellter. Oder der Autoschlosser Frank Gärtner, ebenfalls aus Hebstahl. Die beiden – sie sind nicht verwandt, wohnen aber nebeneinander – haben wie viele andere Kommunalpolitiker in Sensbachtal eines gemeinsam. »Viele auf der Liste haben neben ihrem Beruf nicht nur dieses politische Amt«, sagt Scheuermann. »Sie sind darüber hinaus auch noch in Vereinen aktiv.« Die beiden Gärtners sind in der Feuerwehr. Aus dem Umstand, dass es in Sensbachtal keine Parteien gibt, dürfe aber nicht geschlossen werden, in der Gemeindevertretung gehe es gemächlich zu. »Es gibt Sitzungen, da hat man das Gefühl, es säßen mehrere Fraktionen zusammen«, beschreibt Scheuermann die politische Eigenständigkeit eines jeden Abgeordneten. »Wir haben manchmal eine lebhaftere Diskussion, als wenn vorab schon vieles geklärt worden wäre.« So sieht es auch Frank Gärtner. Für den 40-Jährigen ist es die erste Wahlperiode als Gemeindevertreter. »Bei uns gibt es durchaus Gegenstimmen«, erzählt er. »Es kann jeder seine Meinung sagen. Wenn wir Parteien hätten, wäre es nicht viel anders.« Das erste Mal auf dem Stimmzettel steht Karin Scior. »Ich will in der Kommunalpolitik mitwirken«, erklärt die 46-Jährige ihre Entscheidung zur Kandidatur. »Es ist immer gut, wenn Neue dabei sind.« Joachim Baier (dpa) Zahlen und Fakten: Sensbachtal Die knapp 1000 Einwohner zählende Gemeinde Sensbachtal im Süden des hessischen Odenwaldkreises entstand am 1. Februar 1971 als freiwilliger Zusammenschluss von Ober-Sensbach, Unter-Sensbach und Hebstahl. Sie liegt 468 Meter hoch im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald östlich der Bundesstraße 45 Michelstadt-Eberbach, zehn Kilometer von Eberbach am Neckar und sieben Kilometer von Beerfelden entfernt. Die seit 2006 ausschließlich aus Vertretern der Gemeinschaft Freier Wähler/Überparteiliche Wählervereinigung (GFW/ÜWS) gebildete Gemeindevertretung hat bisher 15 Mitglieder, künftig elf. Bürgermeister ist seit 1. Januar 2008 Egon Scheuermann. (red) Michelstadt Erbach Aufwendige Ermittlungen 45 Beerfelden SENSBACHTAL Im Schnitt erledigt die Würzburger Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren innerhalb von 1,4 Monaten. Für Geuder ein guter Wert, da seine Behörde für die Wirtschaftskriminalität in ganz Unterfranken zuständig ist: »Diese Fälle dauern meistens länger und drücken den Schnitt.« Knapp 90 Prozent werden innerhalb von drei Monaten erledigt. Rund ein Viertel der Ermittlungsverfahren endete mit einer Anklage (1705) oder einem Antrag auf Strafbefehl (3299). Zum Teil deutliche Rückgänge haben die Würzburger Strafverfolger in verschiedenen Deliktsbereichen festgestellt. Allerdings seien die Fallzahlen so klein, dass sich kein Trend ableiten lasse, betonte Geuder: »Die Änderungen sind eher zufällig.« So ist die Zahl der Sexualstraftaten von 181 im Vorjahr auf 154 zurückgegangen. Nur noch 44 politisch motivierte Straftaten wurden registriert, 2009 waren es 71. SEN HES ENBAD BERG M TTE WÜR Eberbach Drei Ortsteile, 1000 Einwohner: Sensbachtal im Odenwaldkreis. Fotos: Arne Dedert (dpa) Das bedeutet laut Geuder nicht, dass die Kriminalität zurückgeht. Die Polizei habe derzeit mit aufwendigen Ermittlungen gegen organisierte osteuropäische Diebes- und Betrügerbanden viel zu tun, das wirke sich eventuell auf die Ermittlungstätigkeit im kleinkriminellen Bereich aus. Einen relativ starken Anstieg verzeichnete die Staatsanwaltschaft bei Wirtschaftsdelikten und Geldwäsche von 517 Fällen in 2009 auf 662 Fälle in 2010. »Aber auch dieser Trend kann sich wieder umkehren«, so Geuder. rick Zauberformel für unbeschwerte Kommunikation Jugend forscht: Gabriel Salg und Nicolas Scheidig entwickeln Mittel gegen Mundgeruch – Die Regionalsieger vom Untermain (Serien-Teil 4 und Schluss) HÖSBACH. Fiese Bakterien feiern in der Mundhöhle ein Fest mit unappetitlichen Folgen: Mundgeruch. Gabriel Salg (Weibersbrunn) und Nicolas Scheidig (Bessenbach) haben eine Zauberformel (C42 H70 O35) zur Beseitigung von Mundgeruch entwickelt. Damit wurden die beiden Schüler des Hösbacher Hanns-Seidel-Gymnasiums Erster im Regionalentscheid von »Jugend forscht« in Chemie. Gegen ihre Erkenntnisse konnte keiner anstinken. Schwefelwasserstoff, Methylmerkaptan, andere Thiole und Dimethylsulfid verursachen den übel-riechenden Atem. Anaerobe Bakterien produzieren die flüchtigen Schwefelverbindungen. Die Bakterien wohnen zwischen den Zähnen und auf dem Zungenrücken. gewieften Spürnasen stellen zum sechsten Mal bei »Jugend forscht« ihre Ergebnisse vor. Eine Menge Freizeit geht dafür drauf: Jeden Samstag treffen sie sich im Chemielabor . Dann tüfteln sie bis Mittag, manchmal auch länger. Chemielehrer Roland Full steht ihnen zur Seite. Mit dem Gaschromatographen konnten Gabriel und Nicolas beweisen, dass Cyclodextrin-Lösung den Schwefelgestank wirkungsvoller aus der Gasphase entfernt als Wasser. Erst haben sie den Mundgeruch gemessen, dann mit Wasser gespült. »Wir stellten eine Abnahme um 40 Prozent fest«, sagt Nicolas. Nach dem Einsatz einer Cyclodextrin-Lösung waren es 60 bis 70 Prozent, manchmal bis zu 90. An der Uni Marburg konnten sie mit Messgeräten, die um den Faktor 1000 empfindlicher sind, das Ergebnis bestätigen. Ebenso bei einem Aschaffenburger Zahnarzt: Mittwochnachmittags rückten sie dort an. »Die Mitarbeiterinnen haben dann erst mal kräftig gelüftet«, erzählen sie. Dr. Rudolf Lippert hat ihnen einen hochempfindli- Selbstversuch mit Knoblauchfahne Die Cyclodextrin-Spülung beseitigt auch eine Knoblauchfahne radikal. Die beiden haben das am eigenen Leib getestet. Testpersonen fanden sie nicht – zu peinlich. Die Forscher sind nicht zimperlich. Zwei Knollen Knoblauch pressten sie in einen Liter Wasser, spülten damit ihren Mund, dann mit Cyclodextrin. »Gabriel hat total ruhige Hände«, sagt Nicolas. »Wenn Nicolas was wissen will, dann ist erst Schluss, wenn er es verstanden hat«, lobt Gabriel. Hartnäckig sind beide. Was auch hartnäckig ist: »Der faulige Geruch hängt in den Klamotten. Wir riechen das nicht mehr, wenn wir lange im Labor sind. Aber unsere Familien.« fee Zahlen und Fakten: Jugend forscht Tüfteln bis Mittag Die zwei 16-Jährigen wollten die Hauptverursacher des Mundgeruchs an Cyclodextrine binden. Diese werden aus Stärke hergestellt und haben eine eimerartige Struktur – wie ein Eimer ohne Boden. »In der Höhle werden die Bakterien eingeschlossen«, erklärt Gabriel. Einfach gesagt: Cyclodextrine können guten und schlechten Duft einfangen. Im Schullabor, wo sie forschen, riecht es leicht faulig. Das Cyclodextrin lagert im Kühlschrank, bei Raumtemperatur ist es schon gasförmig. Die chen Mundgeruchsmesser, einen Halimeter, geliehen. Die Testperson nimmt einen Strohhalm in den Mund, über eine Pumpe bekommt der elektrochemische Sensor Luft aus dem Mund. Auf dem Display erscheint ein Wert in »ppb VSC« (part per billion flüchtige Schwefelverbindungen). Spürnasen im Chemielabor: Nicolas Scheidig (links) und Gabriel Salg. Foto: Björn Friedrich Der 1965 vom »Stern«-Chefredakteur Henri Nannen ins Leben gerufene Wettbewerb »Jugend forscht« ist der größte europäische Jugendwettbewerb im Bereich Naturwissenschaften und Technik. Wer jünger als 15 ist, nimmt in der Sparte »Schüler experimentieren« teil, bis 21 in der Sparte »Jugend forscht« . In den sieben Fachgebieten Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik/Informatik, Physik und Technik kürt eine Jury zunächst die Regionalsieger, die sich für den Landeswettbewerb qualifizieren. Die Landessieger nehmen am Bundeswettbewerb teil. Bei »Jugend forscht« können die Preisträger Geld, Sachpreise, Praktika oder Exkursionsreisen gewinnen, die von Sponsoren ge- stiftet werden, bei »Schüler experimentieren« meist etwas Geld und Sachpreise. Im unterfränkischen Regionalwettbewerb 2011 kommen vier Gewinner aus der Untermainregion: Leon Seger vom HermannStaudinger-Gymnasium Erlenbach, Jakob Braun vom Dessauer-Gymnasium Aschaffenburg, Levin Winzinger, Felicitas Kaplar und Larissa Roth sowie Gabriel Salg und Nicolas Scheidig vom Hanns-Seidel-Gymnasium Hösbach. Der bayerische Landeswettbewerb »Jugend forscht« wird vom 5. bis 7. April in Würzburg entschieden, »Schüler experimentieren« am 2. und 3. Mai in Dingolfing. (red) b Im Internet: www.jugend-forscht.de