Anforderungen an eine Client/Server- Konfiguration für das
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Anforderungen an eine Client/Server- Konfiguration für das „Online-Publishing“ S. Olbrich, H. Pralle, L. Grüneberg RRZN/RVS Universität Hannover Schloßwenderstr. 5, 30159 Hannover, Germany E-Mail: [email protected] 1 Einleitung 1.1 Übersicht Neue Anwendungen der rechnergestützten Kommunikation stellen häufig besondere Anforderungen an Kommunikationsnetz und eingesetzte Arbeitsplatzrechner. Sie bieten daher die Möglichkeit, die Architektur der beteiligten Hardware- und Softwaresysteme im Licht der neuen Anforderungen zu messen und zu bewerten. Im folgenden beschreiben wir eine Anwendung aus dem „Regionalen Testbed“ (RTB)-Nord des DFN-Vereins [Pra94]. Im Rahmen der DFN-Testbeds sollen neuartige Dienste der Breitbandkommunikation im Wissenschaftsbereich entwickelt und auf ihren Nutzen hin untersucht werden. 1.2 Ein einfaches Modell Zur Anwendung Online-Publishing wird im folgenden zunächst ein Szenario definiert, um davon ausgehend, an einem abstrakten Prozeß- und Datenflußmodell eine System-Analyse durchzuführen. Zu den in diesem Zusammenhang betrachteten Problemkreisen gehören • Klassifikation der Medientypen, • Qualität der Repräsentation und Präsentation, • Untersuchung von Datei- und Datenstrom-Formaten, Standards, Referenzmodellen sowie Transport-Protokollen. Aus den prinzipiell im Hinblick auf das Online-Publishing darstellbaren Szenarien wurde zum Zwecke der weiteren detaillierten Untersuchung ein beispielhaftes ausgewählt. Dabei handelt es sich um ein Abfrage-System für Multimedia-Dokumente. Das zugehörige System-Modell ist in der folgenden Abbildung dargestellt (Abb. 1). Die Interaktion des Anwenders eines solchen Systems läuft in den folgenden Schritten ab: 1. Aktion: Der Anwender fordert ein ausgewähltes Dokument an. Üblicherweise wird dies durch Tastatur- oder Maus-Tastendruck initiiert. 2. Steuerung: Der Client-Prozeß fordert über ein Steuerungsprotokoll beim Server-Prozeß eine Repräsentation des gewünschten Dokuments an. 3. Transport: Der Server-Prozeß liest das Dokument aus der gespeicherten Repräsentation und sendet diese dann über einen Datenkanal mit Hilfe eines DatenstromProtokolls an den Client-Prozeß. 4. Rezeption: Die übermittelten Datenströme werden im Client-Prozeß in eine präsentierbare Darstellung überführt, um über die damit angesprochenen Sinnesorgane des Rezipienten wahrgenommen werden zu können. (2) Steuerung Server (1) Aktion Client (3) DatenTransport DokumentRepräsentation Rezipient (4) Präsentation/ Perzeption Abb. 1: Abstraktes System-Modell eines Multimedia-Abfrage-Szenarios Das Prozeß- und Datenfluß-Modell wurde stark vereinfacht und abstrahiert, um die technischen Anforderungen an den wesentlichen Schnittstellen exakt spezifizieren zu können. Der in einem vorausgehenden Schritt erforderliche Einspeicherungsvorgang wurde aus der Betrachtung ausgeschlossen, da dieser für den lesenden Online-Zugriff nicht relevant ist. Insofern erfolgte die Modellbildung im wesentlichen aus Sicht des Konsumenten. 2 Klassifikation der Anforderungen 2.1 Medientypen In den bis heute nach dem Kenntnisstand der Autoren veröffentlichten Klassifikationen von Medientypen bzw. Multimedia-Systemen werden häufig nur jeweils gewisse Schwerpunkte betrachtet. Ein allgemein gültiges Klassifikationskonzept liegt derzeit nicht vor [DFN92, Stein93]. Daher wurde hier versucht, einige Attribute mit gewissen Modifikationen und Erweiterungen in einer möglichst orthogonalen Anordnung zusammenzufassen. Diese ist in der folgenden Tabelle 1 dargestellt, wobei in den beispielhaft angegebenen Eigenschaften diejenigen des Medientyps Rasterbild hervorgehoben sind. Tabelle 1: Attribute zur Klassifikation von Medientypen in Multimedia-Systemen Attribute Beispiele Sinneswahrnehmung visuell, akustisch, haptisch/taktil Räumliche Dimension 0, 1, 2, 3 Zeitliche Dimension 0, 1 Semantik/Abstraktionsgrad für Graphik: Level gemäß CGRM (Logical/Physical Level) Organisation flach, Hyperlinks, ... Struktur Sequenz, indizierte Sequenz, Baum, Matrix, ... Transformation von ... ... anderen verwandten Medientypen (visuellen Medien höherer Abstraktionslevel) Quellen Scanner, Mikrofon, Tastatur Senken Bildschirm, Lautsprecher Metaphern/Paradigmen „Buch-Paradigma“ Primitive/Elemente/Atome Buchstabe, Vektor, Pixel, Note, Sample QuellenCodierung/ Qualität der Repräsentation Wert-Diskretisierung 1–36 Bit/Pixel Orts-Diskretisierung 72–2540 Pixel/inch Zeit-Diskretisierung 8000, 44100, 48000 Samples/sec Kompression ohne Kompression, verlustlose Kompr.-Verfahren (RLE, LZW), verlustbehaftete Kompr.-Verfahren (JPEG) Tabelle 1: Attribute zur Klassifikation von Medientypen in Multimedia-Systemen Attribute Beispiele Relationen zwischen Medien Required Quality of Service Zeitliche, örtliche, inhaltliche Synchronisierung Burst Rate 10–24 Mbps Delay 0,2–2 s Jitter Error Rate 0 für geometrische Graphik: CGM, PostScript für Rasterbild-Graphik: IPI/IIF, TIFF Related Standards Die weitere Betrachtung beschränkt sich wegen des relativ hohen Rezeptionspotentials und den damit verbundenen hohen technischen Anforderungen auf visuell rezeptierte Medien. Aus praktischen Gründen konzentriert sich die Untersuchung auf den Medientyp Rasterbild. Für eine gegebene Präsentationsqualität sind hier Maximalwerte für Speicher-, Rechen- und Zeit-Aufwände spezifizierbar; daraus resultiert u. a. auch die besondere Eignung für den Echtzeitbetrieb. Bedingt durch den gerätenahen Abstraktionslevel ist der CPUBedarf je Primitive (hier: Pixel) relativ gering, so daß eine hohe Ausnutzung des TransportKanals zu erwarten ist. 2.2 Qualität der Repräsentation von Dokumenten Die Repräsentation, d. h. die Abbildung des realen Mediums Bild in eine approximierte digitale Darstellung erfolgt i. a. durch die sogenannten bildgebenden Systeme, wie z. B. Flachbett-/Trommel-Scanner sowie digitale Kameras mit Zeilen- bzw. Flächen-CCD-Elementen. Dabei werden folgende Forderungen gestellt: • Bei der Abtastung sollte eine hohe Orts-Auflösung bei großer Scan-Fläche erzielt werden. • Die Diskretisierung der Abtastwerte sollte mit einer hohen Intensitäts-Auflösung („Farbtiefe“) erfolgen. • Es ist auf eine hohe Farbtreue zu achten. • Das abzubildende Objekt sollte geringstmöglich mit Strahlung (im sichtbaren, Infrarot- und Ultraviolett-Bereich), Temperatur, Druck und Reibung beaufschlagt werden. • Die Aufnahme des Objektes sollte in kurzer Zeit erfolgen. In der folgenden Tabelle 2 sind die Auflösungen im Orts- und Werte-Bereich für einige gebräuchliche Rasterbild-Eingabe-Geräte (Scanner) aufgeführt. Die Auflösungswerte in dpi beziehen sich auf eine Vorlagen-Größe im DIN-A4-Format (210 mm x 297 mm). KameraScanner führen je nach Abstand zum Objekt eine Skalierung durch; konstant bleibt dabei stets die Pixel-Anzahl. Kleinere Objekte können daher mit höherer Auflösung gescannt werden. Dagegen ist bei Flachbett- und Trommel-Scannern die Auflösung konstant. Tabelle 2: Orts-, Wert-Auflösung und Datenvolumen(unkomprimiert)/Bild (Scanner) Pixel-Anzahl Fläche [mm x mm] Auflösung [dpi] Farbtiefe [bit/pixel] Volumen [MByte] DIN-A4-400-dpiFlachbett-Scanner 3308x4676 210x297 400 24 44,2 Trommel-Scanner 177165x177165 500x500 9000 24 89800 Kamera-Scanner (Flächen-Chip) 2048x2048 z. B. 297x297 z. B. 175 24 12 Eingabe-Gerät 2.3 Qualität der Präsentation auf dem Client-Sytem Die Präsentation, also die Darstellung zur Aufnahme durch den Rezipienten, erfolgt üblicherweise auf Bildschirmen oder Druckern; dies sind Graphik-Ausgabegeräte, welche rasterbildorientiert arbeiten. Dabei stellen sich die folgenden Forderungen: • • • • Hinsichtlich der Ortsdiskretisierung sollte eine hohe Orts-Auflösung bei großer Präsentationsfläche angeboten werden. Im Hinblick auf geringstmögliche Fehler bei der Wertdiskretisierung sollte mit einer hohen IntensitätsAuflösung („Farbtiefe“) gearbeitet werden. Insbesondere im Fall von Geräten mit geringer Orts-Auflösung (z. B. Computer- oder Fernsehmonitore mit max. ca. 100 dpi) und Halbtonfähigkeit sollten Antialiasing-Verfahren eingesetzt werden. Der Bildaufbau sollte in kurzer Zeit erfolgen. Die hier implizierte Verzögerungszeit resultiert aus den Kontroll- und Datenströmen, den Dokumentespeicher-Zugriffsmechanismen und den Verarbeitungsschritten in den Client- und Server-Prozessen. Beispielhaft seien in folgender Tabelle 3 die Auflösungen im Orts- und Werte-Bereich einiger gebräuchlicher Rasterbild-Ausgabe-Geräte (Bildschirme, Drucker) genannt. Tabelle 3: Orts-, Wert-Auflösung und Datenvolumen(unkompr.)/Bild (Ausgabe-Geräte) Fläche Auflösung Farbtiefe [mm x mm] [dpi] [bit/pixel] Volumen [MByte] Ausgabe-Gerät Pixel-Anzahl Fernseh-Monitor (CCIR Rec. 601) Luma: 720x576 Chroma: 360x576 z. B. 408x306 z. B. 45x48 24 0,79 PC/Workstation mit 19“-Monitor 1280x1024 298x238 109 1–24 0,16–3,75 DIN-A4-300-dpiLaserdrucker 2481x3507 210x297 300 1 1,04 DIN-A0-300-dpiFarbtintenstrahldr. 10200x13890 863,6x1176 300 4x8=32 540 Wünschenswert ist eine erheblich höhere Bildschirm-Auflösung, wie dies in Pilotstudien gezeigt wurde [Comp94, Kröm94a, Lie92]. 2.4 Standards für Datei- und Datenstrom-Formate und Kompressionsverfahren Für den hier primär betrachteten Spezialfall Rasterbild-Graphik sind zahlreiche Normen, De-facto- und Industrie-Standards für Dateiformate, Datenstrom-Protokolle und Kompressionsverfahren relevant, auf die an dieser Stelle nicht eingegangen wird [Olb95]. 3 Realisierungsaspekte 3.1 Arbeitsplatzrechner Bei den heute verfügbaren Arbeitsplatzrechnern, die für die hier diskutierte Anwendung aufgrund der hohen Leistungsanforderungen geeignet sind, handelt es sich i. w. um RISCbasierte Workstations der Firmen HP, IBM, SGI und SUN. Die jeweils installierte Graphikhardware unterstützt üblicherweise Auflösungen von mindestens ca. 1280x1024 Pixel mit einer Farbtiefe von 8–24 bit. Die angeschlossenen Farbmonitore bieten eine BildschirmDiagonale von ca. 19–21 Zoll, also eine Auflösung von ca. 72–120 dpi. Als Anwendersoftware für das Online-Publishing sind z. B. die De-facto- bzw. Industriestandard-Internet-Werkzeuge WWW (World Wide Web), Gopher, WAIS (Wide Area Information Server) und Hyper-G, jeweils mit den zugehörigen Viewern (z. B. xv, display, ghostview, mpeg_play) im Einsatz. Diese setzen auf den folgenden in den meisten UNIXBetriebssystemen angebotenen Application Programmer Interfaces (APIs) auf: • UNIX-Datei-I/O: open, read, write, close, lseek, zum Teil auch mmap. • Netzwerk-Systemschnittstellen: BSD-Sockets, Transport Level Interface (TLI), System-V-Streams [Riek92]. • Graphik: Windows, OSF/Motif, zum Teil auch IRIS GL bzw. OpenGL. Die GraphikNormen CGI [ISO/IEC 9636], GKS [ISO 7942], GKS-3D [ISO/IEC 8805] und PHIGS [ISO/IEC 9592] haben sich in der Praxis nicht durchgesetzt. 3.2 Beispielanwendung 3.2.1 Anforderungen Die Benutzeroberfläche derzeit verfügbarer Client/Server-Systeme sowie dort integrierter Viewer unterstützt das „Buch-Paradigma“ nicht zufriedenstellend. Eine gute allgemeine Akzeptanz des Online-Dienstes kann beim Anwender nur durch hohen Komfort erzielt werden. Dies kann erreicht werden, wenn die Bedienoberfläche dem Vorgang des Lesens in einem Buch angepaßt wird. Dazu gehört sowohl die Art und Weise des Zugriffs, also die graphische Gestaltung und Logik der Bedienung, als auch die genügend schnelle Reaktion (Quality of Service). Zur Diskussion des (Echt-)Zeitverhaltens von interaktiven Multimedia-Systemen sei auf [Adi93, Kröm92, Shnei84, Stae93, Will94] verwiesen. Die dort angegebenen maximalen Reaktionszeiten lassen sich auch durch Vergleich mit dem herkömmlichen Buch-Medium unter verschiedenen Randbedingungen ableiten: • • „Blättern“ (Erzielung erster Eindrücke, Gewinnung eines Überblicks): Bildqualität: Bitmap-Darstellung ausreichend, d. h. 1 bit/pixel. Reaktionszeit: ca. max. 0,2 s. „Lesen einer Seite“ (Genauere Betrachtung, längere Verweilzeit, Forderung nach hoher Detail-Auflösung und guter Lesbarkeit): Bildqualität: Echtfarb-Darstellung erforderlich, d. h. 24 bit/pixel. Reaktionszeit: ca. max. 2 s. Mit heutiger Bildschirm-Technologie kann z. B. eine Seite im DIN-A4-Format mit einer Auflösung von 100 dpi vollständig dargestellt werden; dies entspricht einer Pixelanzahl von 826 x 1169 = 965594. Unter der Annahme, daß die Hälfte der verfügbaren Verzögerungszeit für den Datentransport genutzt werden kann, müssen (Netto-)Burstraten gemäß folgender Tabelle erzielt werden. Tabelle 4: Anforderungen für das Szenario „Blättern“ Medientyp Farbtiefe Volumen Max. Delay Min. Burstrate = 2/Delay Bilevel-Image 1 bit 120 KByte 0,2 s 9,7 Mbps True-Color-Image 24 bit 2,8 MByte 2s 23 Mbps 3.2.2 Standard-Client/Server-System: World Wide Web Das im Internet verbreitete verteilte Online-Informationssystem, World Wide Web (WWW), setzt i. w. auf dem TCP/IP-basierten HTTP-Protokoll (Hypertext Transfer Protocol) [Bern93a] auf. Das Klientensystem (z. B. Mosaic oder netscape) fordert zunächst über eine sog. URL (Uniform Resource Locator) [Bern93c] vom Serversystem (z. B. httpd) ein Dokument an. Das daraufhin übermittelte Dokument wird dann, je nach Dokumententyp, entweder direkt angezeigt (z. B. HTML – Hypertext Markup Language [Bern93b], einer SGML[ISO/IEC8879]-konformen Sprache) oder über eine temporäre Datei von einem medientypspezifischen Viewer präsentiert (z. B. xv für Rasterbilder). Der Kontroll- bzw. Datenfluß – speziell für die Online-Präsentation von Rasterbildern im TIFFFormat – ist in Abb. 2 dargestellt. Server Client Tastatur, Maus TIFF file read 1 Display TCP/IP/ HTTP 0 TIFF (file decoder) 7 file write read X11 xv X Server httpd Mosaic 2 3 4 6 (complete file) 5 Abb. 2: Prozeß- und Datenfluß-Diagramm für WWW (World Wide Web) Prinzipiell können anhand der Datenflüsse und Prozesse in Abb. 2 die folgenden potentiellen Engpässe – verursacht durch Latenz-, Transfer- und Rechenzeiten – identifiziert werden (in Klammern sind die jeweiligen Einflußgrößen aufgeführt): 0. Verzögerungszeiten bei Verbindungsaufbau und Dokument-Anforderung. 1. Latenz- und Transfer-Zeiten beim Lesen eines Rasterbildes im TIFF-Format von Datei (max. interne Transferrate auf Magnetplattenspeicher, Kanalkapazität, Dateisystem). 2. Transport-Zeit über das Netz (Netzprotokolle, Netzinfrastruktur, Transferrate). 3. Latenz- und Transfer-Zeiten beim Schreiben auf Datei (siehe 1). 4. Latenz- und Transfer-Zeiten beim Lesen von Datei (siehe 1). 5. Konvertierungszeit (TIFF- in X-Window-Rasterbild-Repräsentation: Dateidecodierung, ggf. FarbmodellUmrechnung oder/und Farbreduktion, z. B. 24 bit/Pixel TrueColor in 8 bit/Pixel PseudoColor, DitheringVerfahren). 6. Tranport-Zeit über das X-Window-Protokoll (TCP/IP- oder UNIX-Domain-Socket-Kommunikation, Nutzung der Shared-Memory-Extension des X-Window-Systems). 7. Zeiten für Konvertierung und Transport eines X-Images in den jeweiligen Framebuffer (X-Server-Implementierung, Kanalkopplung – z. B. S-Bus, Graphikhardware). Für die aufgrund der hohen Datenmengen kritischen Pfade wurden auf verschiedenen Plattformen Leistungsmessungen durchgeführt (siehe Tabelle 5). Tabelle 5: Leistungsmessungen der kritischen Pfade auf verschiedenen Plattformen (Angaben: jeweils Maxima in MByte/s, wobei 1 MByte = 220 Byte) Sun IBM HP SGI SGI SS 10/30, CG6, SunOS 4.1.3 RS/6000320, AIX 9000/715, HP/UX 9.0.5 Indigo2 Extreme, IRIX 5.2 Onyx Reality Datei-Lesevorgang(100 x 1 MByte) 3,2 1,8 2,1 7,8 6,2 TCP/IP-Loopback-Transfer (100 x 1 MByte) 3,0 1,9 10,0 19,2 17,8 XPutImage 2,7 1,9 13,8 5,9 7,5 XCopyArea 9,8 6,8 44,8 19,2 29,8 memcpy (CG6) 9,9 – – – – – – – 24,2 31,4 – – – – 71,4 – – – 37,8 102,2 Messung Display (100 x 1000x800 Pixel 8 bit/Pixel lrectwrite 24 bit/Pixel 32 bit/Pixel lrectwrite Engine2, IRIX 5.2 3.2.3 Entwicklung eines eigenen Client/Server-Systems: DocShow/DocServ Wegen der in den üblichen WWW-Systemen vorhandenen Ineffizienzen bzw. Overheads wurde ein eigenes Client/Server-System entwickelt, welches durch eine besonders effiziente Implementierung sowie neuartige Konzepte einige Vorteile aufweist. Darüber hinaus wurde ein Meß-Interface integriert, um Benchmarks zu ermöglichen. In Abb. 3 ist die realisierte Konfiguration dieses DocShow/DocServ-Systems dargestellt. Server Client Tastatur, Maus TIFF file 2 (strips) GL 6‘‘ DocShow DocServ 1 IRIS TCP/IP 0 read Display 7 X11 X Server 6‘ 5‘ Abb. 3: Prozeß- und Datenfluß-Diagramm für DocShow/DocServ Zu den bisher realisierten leistungssteigernden Maßnahmen gehören: • Entwurf eines eigenen verbindungsorientierten, statusbehafteten Protokolls. Ein zeitaufwendiger Verbindungsaufbau – dieser wird zukünftig auch Authentifizierungs- und Abrechnungsaufgaben erfüllen müssen – ist nur einmal erforderlich; Prefetching erfordert keine weitere simultane Verbindung; für das schnelle „Blättern“ kann ein PlayOut-Szenario – analog zu Video-on-Demand-Anwendungen – angesetzt werden; darüber hinaus bietet die serverseitige Status-Speicherung auch strukturelle Vorteile. • Vermeidung von Speichervorgängen auf Datei auf Clientseite: ein Lese- und Schreibvorgang auf Datei je Seite entfällt (Pfade 3 und 4 in Abb. 2). • Sequentialisierung des direktzugriffsorientierten TIFF-Formats (Definition eines striporientierten Datenstromprotokolls). Dies ist zur Ermöglichung eines sukzessiven Bildaufbaus erforderlich und um die Perspektive zu bieten, die in einer Pipeline angeordneten Prozesse Transfer, Convert und Display zeitlich überlappt ausführen zu können (Multi-Threading, Multi-Processing). Zur Decodierung des TIFF-Formats wurde Sam Lefflers TIFF-Library (ftp://sgi.com/pub/graphics) verwendet und an einigen Stellen erweitert. • Verwendung von bildtypabhängigen „Visuals“ für die anzuzeigenden X-/GL-Images (Bitmaps für Bilevel-Bilder, Pixmaps für Farbbilder): dadurch werden Display-bezogene Konvertierungs- und Datenvolumen-Aufwände reduziert. • Effiziente Implementierung des Dithering-Verfahrens in (5‘). Die wegen der oftmals eingesetzen 8-Bit-Graphik-Hardware ggf. notwendige Farbreduktion von der 24-BitTrue-Color- in eine 8-Bit-Pseudo-Color-Darstellung wurde mittels 4x4-Ordered-Dither-Matrix [Foley90] über ein neu entwickeltes Table-Lookup-Verfahren realisiert. Ein Leistungsvergleich mit den Internet-Werkzeugen xv und display (ImageMagick) zeigte an dieser Stelle einen besonderen Bedarf zur Optimierung [Pra94]. • Hardware-nahe Display-Ansteuerung, soweit dies portabel möglich ist. Unterstützt werden die APIs Xlib (optional: Shared-Memory-Extension, 6‘) und IRIS GL (6‘‘). • Sukzessiver Bildaufbau durch blockweise, timer-gesteuerte Display-Ausgabe. Dies ist erforderlich wegen der u. U. signifikanten Startup-Zeit einer einzelnen Display-Ausgabe (z. B. ist die Ausgabe in Form von einzelnen Scanlines erheblich langsamer als die Ausgabe eines vollständigen Rechtecks). • Cache-Pufferung mit LRU(Least Recently Used)-Strategie. Für die zu Validierungszwecken durchgeführten Messungen wurden unkomprimierte Bilevel- bzw. TrueColor-Bilder mit einer Auflösung von 826x1169 Pixel im TIFF-Format verwendet, wobei jeweils der gesamte Bildinhalt in einem einzigen TIFF-Strip abgelegt war. Die Kommunikation zwischen DocServ und DocShow erfolgte über eine TCP/IP-Loopback-Verbindung. Es wurden die Unterschiede in bezug auf Systemverhalten und Durchsatz beim Einsatz jeweils zweier verschiedener Verfahren zum • Lesen von Datei: (a) gewöhnlicher Datei-Lesezugriff (UNIX-System-Call: read), (b) Memory-Mapped-I/O (UNIX-System-Call: mmap, anschließend Lesen über virtuellen Speicher); und • Rasterbild-Display:(d) X-Windows (Xlib-Call: XPutImage, optional DISPLAY=shm:0 für Shared-Memory-Extension), (e) IRIS GL (IRIS-GL-Call: lrectwrite) ausgewiesen. Die in Tabelle 6 dargestellten Meßergebnisse wurden auf einer Silicon Graphics Onyx Reality Engine2 (4 x R4400, 150 MHz, 2 Raster-Manager, Betriebssystem: IRIX 5.2) ermittelt. Tabelle 6: Leistungsmessungen in DocShow/DocServ (Version 1.26) (Angaben: jeweils maximale Durchsatzraten; 1 Mbps = 106 bit/s) Startup(+Read) Image/ Display Depth Transfer mit TIFF-read (a) mit TIFF-mmap (b) bit/Pixel ms Mbps ms Mbps 38 25,4 134 7,2 1/1 39 – 124 7,8 24/8 (LUT, Dithering) 514 45,1 222 104,4 70 – 621 37,3 24/24 (RGB) 514 45,1 222 104,4 70 – 621 37,3 24/32 (ABGR) 514 45,1 222 104,4 Decode+ Convert (c) (Dithering, etc.) Mbps: bezogen auf Quelldaten ms Mbps 9 107 314 242 241 70 – 621 Display Summen XPutImage (d) (DISPLAY=:0/ shm:0) a+c+d a+c+e lrectwrite (e) b+c+d b+c+e ms Mbps ms ms 28/13 34/74 194 285 104 * 9,3 185 276 195/115 40/67 1165 – – – 1120 – – – – 1019 41 567 – 974 481/115 64/269 1092 1015 38 813 1047 970 73,8 95,7 96,2 37,3 *) Hier besteht noch Unklarheit über das Vorliegen eines System- oder Implementierungsproblems. Weiterhin untersucht werden die Auswirkungen • verschiedener Maschinen-Architekturen (HP, IBM, SGI, Sun); • verlustloser und verlustbehafteter Kompressionsverfahren: – G3- und G4-FAX-Codierung für Bilevel-Bilder, – LZW- und JPEG-Codierung für Echtfarbbilder; • der Block- bzw. Strip-Längen; • unterschiedlicher Netz-Infrastruktur (Ethernet, Ultranet, ATM). Eine ausführliche Darstellung findet sich in [Olb95]. 4 Literaturverzeichnis [Adie93] [Bern93a] [Bern93b] Adie, C.: „Network Access to Multimedia Information“. 09.08.1993 (RARE Technical Report). URL=ftp://ftp.ed.ac.uk/pub/mmacess. Berners-Lee, T., Connolly, D.: „Hypertext Markup Language – A Representation of Textual Information and Metainformation for Retrieval and Interchange“. Internet Draft, 1993. Berners-Lee, T.: „Hypertext Transfer Protocol – A Stateless Search, Retrieve and Manipulation Protocol“. Internet Draft, 1993. 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