Schadensanalyse 2014 - 2015 - Vorlesung 9 - Die Otto
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Schadensanalyse 2014 - 2015 - Vorlesung 9 - Die Otto
SCHADENSANALYSE GEFÜGTER BAUTEILE Hon.-Prof. Dr.-Ing. Thomas Böllinghaus Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung Unter den Eichen 87 D-12205 Berlin Tel.: +49-30-8104-1020 Fax: +49-30-8104-1027 e-mail: [email protected] web: www.bam.de INSTITUT FÜR WERKSTOFF- UND FÜGETECHNIK Hon.-Professur Schadensanalyse und Schadensprävention Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Universitätsplatz 2 39106 Magdeburg [email protected] OTTO-VON-GUERICKE-UNIVERSITÄT MAGDEBURG Institut für Werkstoff- und Fügetechnik Übersicht: Vorlesungsthemen II – WS 2014/2015 SWS: 2V/1Ü Vorlesung Schwerpunkte 9 (2h) 12. 12. 14 Betrieb gefügter Bauteile II – Gewalt- und Schwingbruch von Schweißverbindungen, betriebssichere Auslegung von dynamisch-mechanisch beanspruchten Komponenten 10 (2h) 19. 12. 14 Betrieb gefügter Bauteile III – Spezifische Korrosionsschäden an gefügten Bauteilen ohne mechanische Beanspruchung (Flächenkorrosion, Selektive Korrosion etc.) 11 (2h) 19. 12. 14 Betrieb gefügter Bauteile IV – Spezifische Korrosionsschäden an gefügten Bauteilen ohne mechanische Beanspruchung (Lochkorrosion, Spaltkorrosion) 12 (2h) 09. 01. 15 Betrieb gefügter Bauteile V - Spezifische Korrosionsschäden an gefügten Bauteilen mit mechanischer Beanspruchung (Spannungsrisskorrosion, Schwingungsrisskorrosion) 13 (2h) 09. 01. 15 Spezielle Versagensmechanismen: Hydrogen Assisted Cracking und Liquid Metal Embrittlement 14 (2h) 30. 01. 14 Prüfung und Schadensvermeidung an gefügten Bauteilen (Online-Monitoring, Simulationsversuche), Bezüge zwischen Schadensanalyse und Komponentensicherheit (Prüfketten, Bauteiltransfer, Simulationsrechnungen) 15 (2h) 30. 01. 15 Wiederholung und Zusammenfassung 2 3 Schadensanalyse gefügter Bauteile Vorlesung 9 Betrieb gefügter Bauteile II – Gewaltbruch und Schwingbruch von Schweißverbindungen – Entstehung, Erkennung, Vermeidung Prinzipielle Vorgehensweise für die betriebssichere Auslegung von dynamisch-mechanisch beanspruchten Komponenten bearb eitet von: Dr.-Ing. Th. Böllinghaus VP u. Prof. GEWALTBRUCH UND SCHWINGBRUCH - PRINZIPIELLES Spröder Bruch: Wo liegt die Schadensursache – Hersteller oder Betreiber ? Duktiler Bruch: Wo liegt die Schadensursache – Hersteller oder Betreiber ? Betriebserfahrungen Berechnung Zuverlässige Auslegung DIA 6373d Experimentelle Verifikation Zusammenwirken von Wissen für eine zuverlässige Auslegung von Bauteilen I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Beanspruchungsart mechanisch statisch Prinzipiell zwei Arten Duktiler Gewaltbruch: Scherzonen, Abgleiten unter 45 ° in Richtung der maximalen Schubspannungen, Bruchoberfläche matt, >Dimples<, faserig Spröder Gewaltbruch: kein Abgleiten, Bruch senkrecht zur Richtung der mechanischen Beanspruchung, Bruchoberfläche kristallin, körnig Brucharten in einer einachsig und quasistatisch mechanisch beanspruchten Zugprobe © Bild 9.38: Schatt/Worch Brucharten an einem einachsig und quasistatisch beanspruchten Zugstab: a) transkristalliner Spaltbruch, b) Interkristalliner Spaltbruch, c) duktiler Bruch durch Hohlraumkoaleszenz an Einschlüssen, d) vollständige Einschnürung, e) heterogener Scherbruch I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch: Zuordnung von Bruchausbildung und Beanspruchungsrichtung © Broichhausen: Schadenskunde I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Transkistalline Rissinitiierung bei Spaltbrüchen © Bild 9.40: Schatt/Worch Entstehen transkristalliner Spaltrisse a) b) c) d) Aufstau (pile-up) von Stufenversetzungen an einer Korngrenze, Auflaufen eines Gleitbandes auf einem Zwilling, Aufreißen von Ausscheidungen an den Korngrenzen, Kreuzen von Gleitbändern Interkristalline Rissinitiierung bei Spaltbrüchen Entstehen interkristalliner Spaltrisse an Korngrenzentripelpunkten © Bild 9.41: Schatt/Worch I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Anrissbildung durch Versetzungstätigkeit (trans- und/oder interkristallin): - (Stufen-)Versetzungen sind im Kristall zusätzlich eingefügte Atomhalbebenen - Anriss entsteht durch lokale Überschreitung der theoretischen Festigkeit - Lokale Versetzungsbewegung bei Spannungen unterhalb der Streckgrenze - Aufstau von Versetzungen vor einem Hindernis (Einschluss, Korngrenze etc.) - Spannungskonzentration an der Spitze durch Schubspannungen in der Gleitebene und durch Zugspannungen senkrecht zur Ebene - Spannung steigt weiter - Benachbarte blockierte Versetzungen bilden einen Keil D = nb - Transkristalliner Anriss durch Aufspaltung an den Ebenen AA´ und BB´ © Tetelman, McEviliy: Bruchverhalten technischer Werkstoffe Mikrorissbildung durch aufgestaute Stufenversetzungen I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Rissfortschritt – Konzept der Spannungsintensität (Westergaard): - Spannungsfeld vor der Rissspitze: si,j = K / ( c) fi,j (Q) mit r: Abstand vor der Rissspitze und Q: Winkel zur Risspitze - Im Rissligament, also für Q = 0 ergibt sich sy = K / ( c) - Bruchkriterium der LEBM: Beginn eines zunächst ruhenden und sich dann sich instabil ausbreitenden Risses beim Erreichen eines kritischen Spannungsintensitätsfaktors - Kritische Spannungsintensität ist eine Werkstoffkenngröße, die experimentell bestimmt werden kann – je nach Bruchmodus I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Rissfortschritt – Konzept der Spannungsintensität (Westergaard): - Ebener Spannungszustand: Scherbruch mit Scherlippen als Maß für die Duktilitätsreserve tritt in Bauteilen geringerer Dicke auf, die gegenüber der Risszone eine hohe Umgebungssteifigkeit haben - Ebener Dehnungszustand: Trennbruch tritt bei Verformungsbehinderung aufgrund dickwandiger Bauteile in Querrichtung auf I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Rissfortschritt – Theorie nach Griffith und Irwin I: - Bedingungen für die Ausbreitung eines elliptischen, elastischen Risses - Zunächst: Gültigkeit nur für vollständig spröde und elastische Festkörper - Keine plastische Dehnung an der Rissspitze (einfachster Fall) - Platte mit idealplastischem Werkstoff, die einen atomar scharf ausgebildeten Riss der Länge 2c enthält - Rissausbreitung wird anhand einer Energiebilanz formuliert - Vergrößerung eines Risses erfordert also einen bestimmten Energiebetrag, der als Arbeitsleistung durch eine einwirkende Kraft oder durch die Freisetzung einer vorher im Bauteil vorhandenen Verformungsenergie bereitgestellt wird - Überschreitet die Rissausbreitungskraft die Zähigkeit (Risswiderstandskraft) des Werkstoffes, kommt es zu einem Rissfortschritt - Griffith: Wenn die inkrementale Abnahme der gespeicherten elastischen Dehnungsenergie (bzw. die inkrementale Zunahme der einwirkenden Arbeitsleistung) größer als die inkrementale Zunahme der Oberflächenenergie wird, die zur Schaffung neuer Rissoberfläche erforderlich ist, kommt es zu einem Rissfortschritt (Inkrement der Risslänge) I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Rissfortschritt – Theorie nach Griffith und Irwin II: - Herleitung: Energiefreisetzungsrate bzw. Arbeitszunahme - Elastische Verlängerung l einer Platte (Dicke 1) durch Kraft F - Beziehung: l = C F - C: Reziproke Federkonstante = Nachgiebigkeit = f(l0, E, 2c), wächst mit zunehmender Risslänge an - Gespeicherte Energie in der Platte bzw. einw. Arbeit (ohne Rissausbreitung): We = ½ F l = ½ F2 C - Erhöhung dieser Energie für Rissverlängerung: dWe = ½ F2 dC - Einführung der Energiefreisetzungsrate (Rate der Abnahme der gespeicherten Dehnungsenergie pro Risslänge): G = dWe / d(2c) = ½ F2 dC/d(2c) - Energiefreisetzungsrate G ist die inkrementale (pro Rissfortschritt) Abnahme der gespeicherten elastischen Energie im Bauteil bzw. die Zunahme der Arbeitsleistung beispielsweise durch Erhöhung der einwirkenden Kraft, ihr kritischer Wert wird dann als Gc bezeichnet - Zwischen Energiefreisetzungsrate und Spannungsintensitätsfaktor an der Rissspitze bestehen die Beziehungen: G = K2/E für den ebenen Spannungszustand und G = K2/E (1 - 2) für den ebenen Dehnungszustand mit K = s ( c) und Einführung einer kritischen Rissausbreitungskraft Gc, die auch Risswiderstandskraft genannt wird, kann die kritische Spannung sc sofort bestimmt werden I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Rissfortschritt – Theorie nach Griffith und Irwin III: - Herleitung: Oberflächenenergie WS zur Schaffung neuer Oberflächen - Theoretische Trennfestigkeit: sc = E/10 - Oberflächenenergie: S = E a0/20 (a0: Abstand der Atomebenen) - Energie zur Schaffung einer Rissoberfläche (2c, weil ja Rissoberfläche auf beiden Seiten gebildet wird): WS = 2 2 c S - Inkrementale Zunahme pro Rissfortschritt: dW/dc = d(2 2 c S)/dc I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Rissfortschritt – Theorie nach Griffith und Irwin IV: - Herleitung: Kritische Spannung für den Rissfortschritt - Rissfortschritt tritt auf Energiefreisetzungsrate bzw. Zunahme der Arbeit 2 2 G = K /E = (s ( c)) /E >= >= Zunahme der dW/dc = d(2 2 c S)/dc Oberflächenenergie skr = (E 2 S / c) Kritische Spannung für den ebenen Spannungszustand skr = (E/(1-²))(2 S / c) GC: Kritischer Wert der Risserweiterungskraft E: Elastitzitätsmodul 2c: Risslänge : Querkontraktionszahl Kritische Spannung für den ebenen Dehnungszustand © Blumenauer, Pusch: Technische Bruchmechanik Herleitung am besten in Tetelman, McEviliy: Bruchverhalten technischer Werkstoffe I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen I: - trans- oder interkristalliner Verlauf - Bruchflächen liegen bei Normalspannungsbrüchen senkrecht zur Beanspruchungsrichtung (Hauptspannungen) - ebene, glatte Bruchoberfläche - vorausgegangen kann eine elastische oder eine plastische Verformung sein - üblicherweise glänzendes kristallines Aussehen - Sprödbrüche verlaufen in krz und hdp Gittern meist entlang kristallografischer Spaltebenen {100} oder {112} - Spaltbrüche verlaufen meist transkristallin - Überschreiten einer Korngrenze: Spaltbruch teilt sich wegen unterschiedlicher Orientierung der Körner meist in mehrere planparallele Spaltebenen auf Transkristalliner Verlauf eines Spaltbruches © Broichhausen: Schadenskunde Spaltebenen bei krz Werkstoffen und Umgehung eines Zwillings I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen II Transkristalliner Verlauf eines Trennbruches Plastische Verformung an einer Korngrenze © Broichhausen: Schadenskunde Spaltbruch mit Flussmuster I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen III - Risse breiten sich vielfach nach einem Flussmuster aus und bilden typische Flussdeltas - Rissentstehung kann anhand des Flussmusters oft erkannt werden (flussaufwärts gehen) Ausbildung eines Spaltfächers © Broichhausen: Schadenskunde I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen IV Interkristalliner Mikroriss infolge Zwillingsbildung unter Druckbeanspruchung © Broichhausen: Schadenskunde Korngrenzenbrüche: a) Glatte Korngrenzen b) Korngrenzen mit Ausscheidungen I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen V © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Spaltbruch mit Spaltfacetten Spaltbruch mit Spaltstufen und Spaltlinien an Korngrenze Zungen und Zwillingsstreifen In einer Spaltfläche I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen VI © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Spaltbruch in einem vergüteten Stahl Korngrenzenbruch mit aufgerauhten Korngrenzflächen Mit Spaltflächen durchSetzte Korngrenzfläche I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Quasi-Spaltbruch – H???? - Rosettenartiges Aussehen - erhebliche plastische Verformung bei der Entstehung - Entstehung vielfach in martensitischen Werkstoffen - Ausgang oft an einer kleinen Wabenansammlung in radialer Richtung - teilweise Ausbildung von Reisskämmen © Broichhausen: Schadenskunde K: Reisskämme Sch: Scherflächen St: Stufen Wa: Waben I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen VII – Quasi Spaltbruch Wasserstoffunterstützter transkristalliner Bruch Wasserstoffunterstützter transkristalliner Riss Wasserstoffunterstützter transkristalliner Riss mit augefiederten Spaltflächen Flocke mit abgerundeten Risskanten I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen VIII – Quasi Spaltbruch Wasserstoffunterstützter interkristalliner Riss mit Waben auf den Korngrenzflächen Wasserstoffunterstützter interkristalliner Riss mit Haarlinien auf den Korngrenzflächen Wasserstoffunterstützter interkristalliner Riss mit transkristallinen und interkristallinen Spaltbruchanteilen Wasserstoffunterstützter Riss bei Schwingbeanspruchung mit Haarlinien auf den Schwingstreifen I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Sprödbruch Mikroskopische Bruchausbildung von Spaltbrüchen IX © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Bruchfläche eines mit Wasserstoff beladenen Wälzlagerstahles (Massenanteil an Wasserstoff: 3,9ppm) Bruchfläche eines wasserstofffreien Wälzlagerstrahles (gleiche Wärmebehandlung wie im Bild links) I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Duktiler Bruch (= Gleitbruch) Ausbildung von geraden Waben durch gleichmäßige Zugspannung Stahl 18 Ni 250 lösungsgeglüht © Broichhausen: Schadenskunde I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – duktiler Bruch Ausbildung der Waben abhängig vom Werkstoff © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Gleitlinien an den Wabenflanken – Zugprobe aus hochreinen Kupfer Wabenbruch bei einem vergüteten Stahl Wabenbruch bei einem martensitaushärtenden Stahl I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Duktiler Bruch Ausbildung von Hohlräumen und Waben an nichtmetallischen Einschlüssen © Broichhausen: Schadenskunde I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Duktiler Bruch = Gleitbruch © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen a) Wabenbildung entlang von 45°Scherflächen durch Bruch oder Ablösung von Partikeln einer zweiten Phase b) Zugehöriges Bruchbild, Schraffur deutet Abgleitungsvorgänge an Metallographischer Schliff durch eine Zugprobe Unmittelbar vor Eintritt des Bruches I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Duktiler Bruch Ausbildung von Scherwaben – Waben durch Schubspannungen Weicheisen © Broichhausen: Schadenskunde I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Duktiler Bruch Ausbildung von Scherwaben Trichterbruch – Zugprobe Schubspannungsbruch – Zugprobe Scherbruch; abgescherte Schraube Scherbruch; Detail aus Bild links Scherwaben; abgescherte Schraube © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – duktiler Bruch Mischung der Wabenformen Trichterbruch – Zugprobe © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Wabenbruch mit gleichachsigen Waben; Zugprobe-Trichterboden Schubwaden; Zugprobe-Trichterwand I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Duktiler Bruch Mischung der Wabenformen – Ausbildung von Waben durch Zug- und Schubspannungen im Biegeversuch einer Laserschweißnaht © Broichhausen: Dilthey I. GEWALTBRUCH Mischung von sprödem und duktilem Bruch Spaltbruch mit plastischer Vorverformung – Zugprobe Fräserbruch – vergüteter Stahl © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen I. GEWALTBRUCH Mischung von sprödem und duktilem Bruch © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Mischbruch mit Bruchverlaufslinien – Zugprobe Mischbruch mit Anriss und Restbruch Mischbruch mit Bruchverlaufslinien – Kerbschlagprobe Mischbruch mit kristallinem Fleck – Kerbschlagprobe I. GEWALTBRUCH Mischung von sprödem und duktilem Bruch Mischbruch aus Korngrenzenbruch und Wabenbruch – Kerbschlagprobe © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Mischbruch aus Spaltbruch und interkristallinem Korngrenzenbruch – Zugprobe Mischbruch aus Spaltbruch und interkristallinem Mischbruch aus Wabenbruch, Spaltbruch und interkristallinem Korngrenzenbruch – Zugprobe Korngrenzenbruch – gebrochene Welle I. GEWALTBRUCH Überlastungsriss (Gewaltbruch) infolge hoher Einspanngrade und zusätzlicher Verspannungen während der Fertigung © ASM Handbook Volume 11 Failure Analysis and Prevention Schaden: Bruch einer Sektion eines Sky-Towers Bauteil: Ringsegment des Turmes Beanspruchung: Statisch thermo-mechanisch (überlagerte abkühlungsbedingte Reaktionsspannungen und überlagerte Spannungen durch Halter) Konstruktion: Große Verspannungen durch Halteklammern und hohe H H Einspanngrade Werkstoff: Kohlenstoffstahl L ASTM A-36 mit hoher Übergangstemperatur RFy,1 RFy,2 Primärschaden: Überlastungsrisse Ursache: Nichtbeachtung von Einspannungen Schadensvermeidung: Optimierung der Einspannbedingungen und Wahl eines zäheren Werkstoffes mit niedrigerer Übergangstemperatur RFy,3 I. GEWALTBRUCH Spannungsriss (Gewaltbruch) infolge ungenügender Nahtfüllung und Einpressung eines elliptischen Rohres Schaden: Bruch einer Zuführungsleitung Bauteil: Rohr-FlanschVerbindungsstück Beanspruchung: Statischthermo-mechanisch (überlagerte abkühlungsbedingte Reaktionsund Zwängungsspannungen) Konstruktion: Zwängung des elliptischen Rohres Werkstoff: Kohlenstoffstähle mit unterschiedlichen Härteniveaus Primärschaden: Spannungsrisse ausgehend vom Wurzelspalt Ursache: mangelhafte Ausführung der Schweißnaht und des Nahtübergangs Schadensvermeidung: Optimierung der Nahtübergänge und Verwendung der Rundung angepasster Rohre © ASM Handbook Volume 11 Failure Analysis and Prevention I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch infolge Kerben in einem Gewinde © Broichhausen: Schadenskunde Schaden: Bruch eines Gewindes Bauteil: Spindel eines Portalkranes mit 70 mm Gewindeansätzen Beanspruchung: Zugbeanspruchung Konstruktion: Scharfkantiges und unsauber geschnittenes Gewinde Werkstoff: Geseigerter Thomasstahl mit sehr niedriger Kerbschlagzähigkeit Primärschaden: Überlastungsriss infolge scharfer Kerben Ursache: mangelhafte Ausführung des Gewindes Schadensvermeidung: Optimierung der Querschnittsübergänge I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch infolge Kerben an einem Lasthaken Schaden: Bruch eines Lasthakens Bauteil: Lasthaken eines Kranes Beanspruchung: Zug- und Schubspannungen infolge Biegung Konstruktion: Scharfe Kanten an Kerben Werkstoff: Geseigerter Thomasstahl mit sehr niedriger Kerbschlagzähigkeit Primärschaden: Überlastungsriss bei Biegebeanspruchung Ursache: Kerben, die oftmals im Betrieb eingebracht werden und daher kontrolliert werden müssen Schadensvermeidung: Optimierung der Inspektionsintervalle und Wahl eines geeigneten Werkstoffes © Broichhausen: Schadenskunde I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch eines Schlägerkopfes einer Zerkleinerungsmaschine Schaden: Bruch eines Schlägerkopfes und Ausfall der Maschine Bauteil: Schlägerkopf Beanspruchung: Zug- und Schubspannungen infolge Biegung Konstruktion: Scharfe Querschnittsübergänge Werkstoff: Spröder Stahl mit mit sehr niedriger Kerbschlagzähigkeit Primärschaden: Sprödbruch bei schlagartiger Beanspruchung Ursache: Konstruktionsfehler, Werkstoffauswahl und Bauteilherstellung ungünstig Schadensvermeidung: Optimierung der Querschnittsübergänge und anderer Werkstoff © Broichhausen: Schadenskunde I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch des Läufers einer Dampfturbine Schaden: Bruch des Läufers und Ausfall einer Dampfturbine Bauteil: Turbinenläufer Beanspruchung: Zug- und Schubspannungen infolge Biegung Konstruktion: Teilweise abrupte Querschnittsübergänge Werkstoff: Spröder Stahl mit hohen Schwefel- und Phosphorgehalten sowie grobkörnigem Gefüge Primärschaden: Sprödbruch bei schlagartiger Beanspruchung Ursache: Gefüge sehr grobkörnig infolge falscher Glühbehandlung Schadensvermeidung: Optimierung der Glühbehandlung © Broichhausen: Schadenskunde I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch der Gelenkwelle eines Dieselmotors © Broichhausen: Schadenskunde Schaden: Bruch der gelenkwelle und Ausfall des Dieselmotors Bauteil: Gelenkwelle mit Vielnutsatz Beanspruchung: Überlagerte Zug- und Schubspannungen infolge Verdrehung Konstruktion: Scharfkantige Übergänge zwischen Nuten und Flanken Werkstoff: Stahl Primärschaden: Sprödbruch bei Verdrehbeanspruchung Ursache: Überlastung durch Kerbspannungen Schadensvermeidung: Optimierung der Konstruktion und des Werkstoffes I. GEWALTBRUCH Gewaltbruch – Zeitstandbruch als besondere Form Kriechbeanspruchung - Bereich I: Primärkriechen mit Spontandehnung oder Belastungsdehnung, die aus einem elastischen und einem plastischen Anteil besteht - Übergangskriechen verursacht durch interkristalline Verformung und Verfestigung durch blockierende Versetzungen Kriechkurve (schematisch). - Bereich II: Erholungs- und I. primärer, Rekristallisationsvorgänge, jedoch II.sekundärer (=stationärer), verminderte Verfestigung mit III. tertiärer Kriechbereich steigenden Temperaturen – Gleichgewicht der Vorgänge - Bereich III: Leerstellen infolge der Verformung – Spannungen nehmen infolge verkleinerter Querschnitte zu I. GEWALTBRUCH Entstehung und Erscheinungsformen von Kriechbrüchen Erscheinungsformen der Poren (Bruchmechanismus, schematisch) Porenwachstum bei Kriechtemperaturen © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen I. GEWALTBRUCH Kriechbruch: Bruchtopographie Zeitstandproben mit Anrissen: in den Tripelpunkten und an den Korngrenzen Zeitstandbruch mit linienförmigen Hohlräumen und Korngrenzenporen © Broichhausen: Schadenskunde II. SCHWINGBRUCH Typische Ausgangsstellen für Schwingrisse in Schweißnähten I © ASM Handbook Volume 11 Failure Analysis and Prevention Schweißspritzer Einbrandkerben Wurzelspalte Nahtüberhöhungen und –durchhänge Fehlzündstellen Poren und Schrumpfrisse in einer Fehlzündstelle Schwingriss ausgehend von einer Fehlzündstelle (AISI 410) © ASM Handbook Volume 11 Failure Analysis and Prevention II. SCHWINGBRUCH Schwingriss an einem Hydrophonstutzen der >Alexander Kjelland< © Lancaster: Engineering Catastrophies Auslegung als Bohrplattfrom mit Hydrophonen zur Ausrichtung der Plattform Klassifikation als Instrument ohne Spannungsberechnung Schaden: Untergang der Plattform nach 40 Monaten und 123 Todesopfer Bauteil: Horizontalstab D6 mit Hydrophonstutzten Beanspruchung: thermo-mechanisch durch die Ringnaht und später dynamisch-mechanisch in Dickenrichtung durch den Seegang Konstruktion: Stelle der höchsten Beanspruchung in den Anschlussnähten Werkstoff: Offshore-Stahl Grade A (Vorläufer des S 355) Primärschaden: Schwingriss ausgehend von der Nahtwurzel (6 und 12 Uhr) – Kollaps Säule D Ursache: mangelhafte Auslegung und Werkstoffauswahl (Stahl war anfällig für spröden Lamellenbruch senkrecht zur Walzrichtung) Schadensvermeidung: zähere Werkstoffe und Optimierung der Vorschriften II. SCHWINGBRUCH 27. März 1980 – Nordsee – Ekofisk Field Trennung in schwerer See von der Produktionsplattform Edda 2/7 C Schlagartiges Versagen des Riss-Ligamentes in schwerer See Hohe dynamische Beanspruchung der übrigen Querträger der Säule D, die nicht so ausgelegt waren, dass sie ohne den Träger D6 standhalten konnten Versagen der Säule D6, Riss der Ankerleinen Kränken und anschließendes Sinken der Plattform in ca. 20 min Kollisionen und Kentern der Rettungsboote 123 Todesopfer, Verlust der Plattform, Produktionsausfall für Monate © Lancaster: Engineering Catastrophies II. SCHWINGBRUCH Einflussgrößen auf die Betriebsfestigkeit DIA 6362d Moderne Betriebsfestigkeit: - nicht mehr im Gaßner’schen Sinne nur als das Festigkeitsverhalten unter zeitlich veränderlichen zyklischen Betriebsbelastungen bzw. –beanspruchungen definiert. - bezieht auch die Interaktion mit weiteren Belastungsarten ein, wie Sonderbelastungen mit bleibenden Verformungen, die die bestimmungsgemäße Einsatzdauer nicht beeinträchtigen, Missbrauch, Kriechen und Verschleiß (mechanisch, thermisch, korrosiv, erosiv, tribologisch etc. etc. Belast ung (einschl. Umw elt einf lüsse) Werkst of f Bet riebsf est igkeit Fert igung Konst rukt ion (Formgebung) Kost en Einflussgrößen auf die Betriebsfestigkeit nach Sonsino Betriebsfeste Bemessung/Bewertung: - neben den klassischen Kennwerten der Wöhler- und Gaßnerlinien auch Kenntnis über: Formdehngrenze eines Bauteils, seines möglichen Bruchverhaltens unter schlagartiger Belastung (Missbrauch), des Kollektives, der anzusetzenden Schädigungshypothese zur Lebensdauerabschätzung und der geforderten rechnerischen Ausfallwahrscheinlichkeit II. SCHWINGBRUCH Moderne Betriebsfestigkeit: - Verhalten von Bauteilen im Betrieb - Getrennte Betrachtung von Produzierbarkeit/Herstellbarkeit und Betriebsfestigkeit - Streng genommen fällt darunter auch Schädigung bei konstanter Beanspruchung - Ermöglicht Abschätzung der Wirkung von Herstellungsfehlern Material Production or manufacturing procedure Producability: Coupled loading Failure during production thermal mechanical ….. Environmental and operating conditions Operability: ? Failure during service operation? thermal mechanical corrosive erosive ….. Design Production and Manufacturing Phase Coupled loading Service Operation Phase II. SCHWINGBRUCH BETRIEBSFESTIGKEIT Überlasten Kriechbelastungen Verschleiß Schwingbelastungen -s Beulen/ Knicken Missbrauch s Formdehngrenze T1 konstante Amplituden t T2 > T1 variable Amplituden KurzzeitZeitfestigkeit „ Dauerfestigkeit“ deterministisch stochastisch schwingfestigkeit t s sa a Bruchkraft F Sonderbelastung s s s Schlagenergie s Gassnerlinie N > 104 Verformungsweg Wöhlerlinie 5 ·104 < N < 106 N 5 ·104 Häufigkeit H 102 103 104 105 106 107 108 109 Schwingspielzahl N, N Ref.: V. Grubisic, C.M. Sonsino Einteilung der Betriebsfestigkeit (Sonsino) 1010 II. SCHWINGBRUCH Beanspruchungsabläufe an einzelnen Komponenten eines Fahrwerkes (Sonsino) II. SCHWINGBRUCH Schw ingf est igkeit Konst ant e Amplit uden Variable Amplit uden Zeit f est igkeit Kurzzeit f est igkeit „ Dauerf est igkeit “ det erminist isch st ochast isch s sa sm sm a Dehnungsverhältnis: R = min max sa / sak (log) sa / sak (log) 1 1 Nk N (log) Nk N (log) Unterteilung der Schwingfestigkeit (Sonsino) Ga ßn er lin 2 ie lin ler öh W Nk N (log) 2 104 - 109 e Ref.: V. Grubisic, C.M. Sonsino ie e 1 ler lin smin smax >2·106 i lin ler 3 >5·104 - 2·106 öh W W öh Spannungsverhältnis: R = i lin ler öh W a / ak (log) Schwingspielzahl N: <5·104 sm sa / sak (log) sa sa ie 1 Nk N (log) II. SCHWINGBRUCH Formdehngrenze und plastische Verformung (Sonsino) Formdehngrenze und plas tische Verf ormung Spannung s a . Spannung - Dehnung – Kurv e (Werk s toffverhalten, Kt = 1,0) R p 0 ,2 0,2 % - Werkstof f-Dehn grenz e D ehnung 0,2 % b. Las t - D ehnung – Kurve (Bauteilv erhalten, Kt > 1,0) F0 ,2 FFD Last F FF B auteil-For mdeh ngre nze DIA 7070d 0,2 % - B auteil - Dehng renze p l ,zu l 0,2 % v ,F v ,0 ,2 FD örtliche Vergleic hs dehnung v II. SCHWINGBRUCH Vergleich des Betriebsfestigkeitsverhaltens von Motorkonsolen aus dem Magnesiumguss AZ 91 ohne und mit plastischen Vor-Verformungen (Sonsino) Gauß, R = -1 Ls = 5 · 104, I = 0.99 II. SCHWINGBRUCH Darstellung von Versuchsergebnissen unter konstanten und variablen Amplituden (Sonsino) 2,0 Wiederholte konstant e Amplit uden +1.0 +0.5 1,0 0 -0.5 Amplitude Amplit ude sa/ sa,max(bezogen) (log) Konst ant e Amplit uden - Woehlerlinie Recht eckKollektiv k 0 t Variable Amplit uden - Gaßnerlinie Wiederholte Beanspruchungs-Zeit -Funktion +1.0 k N1 +0.5 0 -0.5 -1.0 +0.5 0 Ls t 0 -1.0 0,5 Wiederholte Teilf olge (Amplit uden-Vert eilung) t +0.5 N2 0 t 0 -0.5 -0.5 0 N 1 = x Ls x y Ls N 2 = y Ls Ls : Umf ang der Teilf oge 0,3 x, y : Anzahl der Wiederholungen 0,2 N1 DIA 6779d N2 N1 N2 Schw ingspielzahl N, N (log) II. SCHWINGBRUCH Einfluss der Kollektivform auf die Lebensdauer und Bauteilabmessungen Einfluss der Kollektivform auf die Lebensdauer und Bauteilabmessungen 1 : 2000 (GV) 1 : 200 (NV) Gaßnerlinien DIA 5063d / 6265e Wöhlerlinie II. SCHWINGBRUCH Merkmale von Schwingbrüchen I © Wulpi: Understanding How Components Fail Schwingbruch mit Schwingrissstreifen horizontal zur Risswachstumsrichtung (ein Lastspiel pro Streifen) – dynamische mechanische Beanspruchung senkrecht zur Bruchoberfläche © Lange: Systematische Beurteilung technischer Schadensfälle 5. Auflage Kristallografisch orientierter Schwingbruch – dynamische mechanische Beanspruchung senkrecht zur Bruchoberfläche © Lange: Systematische Beurteilung technischer Schadensfälle 5. Auflage Schwingbruch mit Sekundärrissen – dynamische mechanische Beanspruchung senkrecht zur Bruchoberfläche II. SCHWINGBRUCH Merkmale von Schwingbrüchen II Innerer Schwingbruch, von einem Fehler in der Schweißnaht ausgehend Torsionsschwingbruch; Gebrochene Welle © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Doppelseitiger Biege-Schwingbruch Einseitige Biege-Schwingbruch II. SCHWINGBRUCH Merkmale von Schwingbrüchen III Schwingbruchbahnen, -streifen und linien Plastische Verformung am Übergang vom Schweißring zum Restbruch © Erscheinungsformen von Rissen und Brüchen in metallischen Werkstoffen Schwingstreifen mit verschiedenen Rissausbreitungsrichtungen um einen Einschluss Reifenspurmuster im Schwingbruch II. SCHWINGBRUCH Schwingriss an einem Bolzen für ein Karussell Schwingriss ausgehend von Einbrandkerben – zwei Rastlinienzonen und anschließender Gewaltbruch © ASM Handbook Volume 11 Failure Analysis and Prevention Schaden: Abkippen eines Teils des Karussells und infolge umherfliegender Bolzenteile Bauteil: Haltebolzen für einen Teil des Karussells Beanspruchung: dynamisch-mechanisch Konstruktion: Schweißnaht liegt im Zentrum der höchsten lokalen Beanspruchungen Werkstoff: Kohlenstoffstahl AISI 1040 Primärschaden: Schwingriss ausgehend von Einbrandkerben in der ringförmigen Kehlnaht Ursache: mangelhafte Ausführung der Schweißnaht Schadensvermeidung: Schweißen mit optimierten Nahtübergängen II. SCHWINGBRUCH Schwingriss infolge unzureichender Schweißnahtquerschnittsübergänge LCF ausgehend von Spannungskonzentrationen an einem schlechten Nahtübergang © ASM Handbook Volume 11 Failure Analysis and Prevention Schaden: Leckagen in einem Überhitzer (188 °C, 2 MPa = 20 bar) zur Reifenproduktion Bauteil: Rohr-Flansch-Verbindung Beanspruchung: dynamisch-mechanisch (LCF infolge der An- und Abfahrprozesse) Konstruktion: Schweißnaht liegt im Übergang Werkstoff: Kohlenstoffstahl Primärschaden: Low Cycle Fatigue ausgehend von Spannungskonzentrationen am Übergang Ursache: mangelhafte Ausführung der Schweißnaht und des Nahtübergangs Schadensvermeidung: Optimierung der Nahtübergänge II. SCHWINGBRUCH Schwingriss bei Eigenfrequenz des Bauteiles Schaden: Risse im Läufer eines Asynchronmotors und dessen Ausfall Bauteil: Läufer des Motors Beanspruchung: dynamisch-mechanisch Konstruktion: Schweißnaht liegt im Übergang Werkstoff: Kohlenstoffstahl Primärschaden: Ausgang der Risse an der Schweißnaht A und den konstruktiven Kerben B und C Ursache: mangelhafte Ausführung der Querschnittsübergänge, insbesondere an der Schweißnaht Schadensvermeidung: Optimierung der Nahtübergänge © Broichhausen: Schadenskunde II. SCHWINGBRUCH Schwingriss infolge ungenügender Nahtausführung und –auslegung Schaden: Bruch einer Zuführungsleitung für einen Wärmetauscher Bauteil: Rohrstutzen Beanspruchung: dynamischmechanisch (überlagerte Reaktionsspannungen und Spannungskonzentrationen im Nahtfuß infolge schlechter Nahtausführung und -auslegung) Konstruktion: Spannungskonzentrationen im Kragenblech Werkstoff: AISI 347 Primärschaden: Schwingrisse ausgehend von den Schweißungen am Kragenblech Ursache: mangelhafte Ausführung der Schweißnaht und des Nahtübergangs Schadensvermeidung: Optimierung des Nahtüberganges durch flaches Kragenblech © ASM Handbook Volume 11 Failure Analysis and Prevention II. SCHWINGBRUCH Schwingsriss infolge Bindefehler Schaden: Bruch von Ölrückführleitungen in einem Flugtriebwerk nach ½ bis 1 Jahr Bauteil: Rohrstutzen und Rohrflansche Beanspruchung: Dynamisch-mechanisch mit hohen Spannungskonzentrationen an Bindfehlern und überlagernd statisch-thermo-mechanisch (Reaktionsspannungen infolge Abkühlung nach dem Schweißen) sowie überlagernd metallurgisch infolge Alterung und Festigkeitsabfall nach Reparaturschweißung mit hoher Wärmezufuhr Konstruktion: V-förmige Stutzeneinschweißungen und ringförmige Kehlnähte Werkstoff: Aluminiumlegierung 6061-T6 (Heißrisse ?) Primärschaden: Schwingungsrisse an Bindefehlern (Heißrisse?) und Alterung bei Reparaturschweißungen Ursache: Mangelhafte Ausführung der Schweißnaht und zu hohe Wärmeeinbringung bei der Reparatur Schadensvermeidung: Optimierung der Schweißprozeduren und Verbot von Raparturschweißungen © ASM Handbook Volume 11 Failure Analysis and Prevention III. BETRIEBSFESTIGKEIT UND AUSLEGUNG Auslegungskonzepte: haben für Schadensuntersuchung eine besondere und herausragende Bedeutung, weil Gründe der Verantwortlichkeit es erfordern zu prüfen: Wurde das geschädigte Bauteil ordnungsgemäß und nach dem Stand der Technik ausgelegt ? Als Ergebnis dieser Überprüfung sind gegebenenfalls Konsequenzen für ähnliche im Betrieb befindliche Bauteile und die zukünftige Auslegungspraxis zu ziehen. Andererseits besteht die einzigartige Möglichkeit, die Treffsicherheit der einzelnen Konzepte vor dem Hintergrund eines Schadensfalls kritisch zu überprüfen und zu hinterfragen. II. SCHWINGBRUCH Bemessungskonzepte der Betriebsfestigkeit Bemessungskonzepte der Betriebsfestigkeit Nennspannungskonzept Strukturspannungskonzept Nenndehnungskonzept Strukturdehnungskonzept Örtliches(Kerbgrund-)Konzept Dehnung Spannung Bruchmechanikkonzept DIA 6737d Spannungsintensität Rissfortschritt Einteilung der heute verfügbaren Auslegungskonzepte: Ableitung von den Spannungskategorien Die im höchstbeanspruchten Bauteilquerschnitt auftretenden Spannungen bzw. Verformungen lassen sich in integrale Nennspannungen (Primärspannungen), in strukturell bedingte Sekundärspannungen, in Spitzenspannungen (linear-elastisch) oder Maximaldehnungen (elastisch-plastisch) im Kerbgrund (Hot Spot) sowie in Spannungsintensitäten an sehr scharfen, rissartigen Kerb- oder Fehlstellen gliedern. Die Summe aus Primär- und Sekundärspannung wird als Strukturspannung bezeichnet. Spannungskategorien an einem MAG-Kehlnahtanschluss Für Schäden ist bedeutsam, dass letztlich nur die Primärspannungen die nützlichen - da lasttragenden - Spannungen darstellen, dass aber besonders beim spröden Gewaltbruch und beim Ermüdungsversagen sämtliche Spannungskategorien in nahezu gleicher Weise zum Versagen beitragen. Daher ist zur Herstellung optimaler und wirtschaftlicher Strukturen und zur Vermeidung von Schäden die konsequente Minimierung der nicht lasttragenden, aber trotzdem schädigungswirksamen Sekundär- und Spitzenspannungen unerlässlich. Auslegungskonzepte für zeitlich veränderlich belastete Bauteile Grundsätzlich kann in integrale Konzepte und örtliche Auslegungskonzepte unterschieden werden. Die beiden Gruppen grenzen sich vor allem dadurch voneinander ab, ob die der Primärspannung überlagerten Sekundärspannungen und Spitzenspannungen auf der Seite der Beanspruchung B, z.B. als Ergebnis einer Finite Elemente Analyse, oder aber auf der Seite der Widerstandsfähigkeit R, z.B. über einen Bauteilversuch, in der Auslegung berücksichtigt werden. Prinzip der Lebensdaueranalyse mit dem Nennpannungskonzept Prinzip der Lebensdaueranalyse mit dem Örtlichen Dehnungkonzept Prinzip der Lebensdaueranalyse mit dem Bruchmechanikkonzept Bruch des Deckkrans 1 eines Containerschiffs Das Ermüdungsversagen an Podesten von Deckkranen von Containerschiffen wurde systematisch mit - dem Nennspannungskonzept - dem Strukturspannungskonzept - dem Kerbspannungskonzept - dem Örtlichen Dehnungskonzept und - dem Bruchmechanikkonzept analysiert. Mit Ausnahme des Nennspannungskonzepts lassen sich die Schäden unter Anwendung der Palmgren-Miner-Regel und den in der FKM-Richtlinie empfohlenen kritischen Schadenssummen relativ gut erklären. Die Treffsicherheit der Lebensdauervorhersage wird allerdings erheblich von den aus den Flanschkräften resultierenden Strukturspannungen beeinflusst, welche im vorliegenden Schadensfall durch experimentelle Spannungsanalyse mit Dehnungsmessstreifen ermittelt wurden. Restbruch Schwingbruch Restbruch S Schwingbruch RL RM Bild 7: Ausbildung der Bruchfläche des Podests B KO B KU Bild 8: Metallographischer Schliff im Bereich des Bruchausgangs sp ss sk Schematischer Spannungsverlauf entlang der Wandinnenseite Anordnung der Dehnungsmessstreifen an der Wandinnenseite für die experimentelle Spannungsanalyse Dehnung [µm/m] P Zeit t [s] Zeitlicher Dehnungsverlauf bei Belastung mit Eigengewicht des Auslegers mit Anzeigen der Einseiten-DMS [µm/m] Dehnung Zeit t [s] Zeitlicher Dehnungsverlauf bei Belastung mit Eigengewicht des Auslegers und des Ladelukendeckels Zusammenhang zwischen der Beanspruchung an Messort SG1 Und SG2 und der auf die Kerbstelle extrapolierten Strukturspannung Und dem eingeleiteten Biegemoment Finite-Elemente-Modell des Flanschbereichs des Podests Biege-Zugseite Biege-Druckseite Finite-Elemente Modell mit überhöhtem Verformungsplot Auslegungskurven für Schweißverbindungen nach Eurocode 3 (EN 1993-1-9:2005), ergänzt durch FAT 225 Zur Lebensdaueranalyse verwendetes Nennspannungskollektiv für 1 Jahr Betriebszeit Spannungsamplitude [MPa] Schwingspielzahl N Lebensdaueranalyse mit dem Nennspannungskonzept für die obere Kerbstelle nach FKM- Richtlinie Spannungsamplitude [MPa] Schwingspielzahl N Lebensdaueranalyse für die Schweißnaht unter Ansatz der Kerbfallklasse 71 nach IIW, FKM und Eurocode 3 Spannungsamplitude [MPa] Schwingspielzahl N Lebensdaueranalyse für die Schweißnaht mit dem Strukturspannungskonzept unter Ansatz der Kerbfallklasse 100 Spannungsamplitude [MPa] Schwingspielzahl N Lebensdaueranalyse mit dem Kerbspannungskonzept unter Ansatz der Kerbfallklasse 225 Dehnung [‰] Spannungs-Dehnungs-Schleifen im Kerbgrund bei Anwendung des Örtlichen Dehnungskonzepts II. SCHWINGBRUCH Berechnung der Lebensdauer (schematisch) n Schadenssumme des Kollektives: Spannungsamplitude sa, sa ( log ) i=1 s N rech.= H0 Dth DKoll. Dtat . = N exp./ N rech.(Dth = 1) Wöhlerlinie Summenhäufigkeit (Kollektiv) a,max ni = DKoll. Ni Neigung k Gaßnerlinie 1 2 N1 sk (Abknickpunkt) N2 n1 N rech. 3 n2 N3 n3 k' = k 4 n4 Nk H0 k' = 2k - m N4 m = 1: geschmiedete, gewalzte oder extrudierte Werkstoffe m = 2: Guß-und Sinterwerkstoffe, Schweißverbindungen Schwingspielzahl N, N ( log ) II. SCHWINGBRUCH Verteilung tatsächlicher Schadenssummen für Versuchskörper aus Stahl und Aluminium Verteilung tatsächlicher Schadenssummen für Versuchskörper aus Stahl und Aluminium a. Nicht geschw eißt e Versuchskörper b. Schw eißverbindungen 99,9 % Modifikation der M odif ikat ion der Palmgren-M iner-Regel P almgren-Miner-Regel nach Haibach nach Haibach mit k‘ mit k‘ == 2k-1 2k-1 % M odif ikat ion der Palmgren-M iner-Regel nach Haibach 99,5 99 98 mit k‘ = 2k-1 Wahrscheinlichkeit P Vertrauenswahrscheinlichkeit P Wahrscheinlichkeit P 95 Al-Legierungen (351 Werte) TD = 11,6; D50% = 0,37 DIA 7666d Stähle (672 Werte) TD = 10,6; D50% = 0,27 90 80 70 60 50 40 30 20 10 5 2 1 0,5 Ref.: K.-G. Eulitz und K.L. Kotte Stahl (n = 18) D50 % = 0,45 ; TD = 4,0 Al - Leg. (n = 52) D50 % = 0,27 ; TD = 14,2 nach Eulitz / Kotte 0,1 0,01 t at sächliche Schädigungssumme Dt at Schweißverbindungen 0,1 1 tatsächliche Schadenssumme Dtat t at sächliche Schädigungssumme Dt at II. SCHWINGBRUCH Bemessungskriterien Bemessungskriterien Spannungsamplitude sa , sa Statische Bemessung Bemessung gegen variable Amplituden, wenn sa1 (N < 106 ) > sak BemessungsWöhlerlinie “ Dauerfeste“ Bemessung, wenn sa1 (N < 106 ) < sak sa1 sak sa2 DIA 6332d Häufigkeitsverteilungen 103 104 105 Ho 106 107 108 Schwingspiele N 109 II. SCHWINGBRUCH Zulässige Schadenssummen Dzul Dzul Konstante Mittelspannung Variable Mittelspannung Nicht geschweißte Bauteile (geschmiedet, gewalzt) 0.3 0.1 Geschweißte Bauteile 0.5 0.2 Werkstoffzustand (Stahl, Aluminium) II. SCHWINGBRUCH Parameter zur Ermittlung sowie Beschreibung einer Wöhlerlinie Parameter zur Ermittlung und Beschreibung einer Wöhlerlinie Kt Tsa = (TN sx = TN 1 )k 1 1 lg ( ) 2,56 T1x sx = 2,56 lg ( Tsak 1 ) Tx k* St reumaße: Abknickpunkt DIA 5368d TN sa = 1 : N(10%) N(90%) sak (Nk = 2 106) II. SCHWINGBRUCH Ableitung einer Bemesssungswöhlerlinie Ableitung einer Bemessungswöhlerlinie Kt = 2,8 sk,ertragbar,50% DIA 4982d sk,zul. = 72 II. SCHWINGBRUCH Ermittlung der zulässigen Spannung 1. Rechnerische Ausfallwahrscheinlichkeit PA und bezogene Sicherheitspanne uo bei logarithmischer Normalverteilung PA -uo 2. 10-1 1.28 10-2 2.33 ss: sM : sB : DIA 5065d.ppt 10-4 3.72 10-5 4.27 10-6 4.75 Bestimmung der statistisch begründeten Sicherheitszahl js ausgehend von Streuungen lg js = -uo . 3. 10-3 3.09 2 2 2 ss sM sB = uo s Standardabweichung der ertragbaren Festigkeit um den Spannungsmittelwert sPü = 50% mit ss = 0.39 . lg (1/Ts) Standardabweichung bei einer Streuung des Spannungsmittelwertes Standardabweichung der Beanspruchung; falls maximale Beanspruchung angenommen wird, folgt sB = 0 Zulässige Spannung für die geforderte rechnerische Ausfallwahrscheinlichkeit szul = sPü = 50% /js II. SCHWINGBRUCH Belastung, Belastbarkeit und Ausfallwahrscheinlichkeit Häufigkeit Sicherheit Belastung im Betrieb Belastbarkeit Ausfallwahrscheinlichkeit II. SCHWINGBRUCH Lebensdauer und Sicherheit Gaßnerlinien Spannungsamplitude sa (log) Überlebenswahrscheinlichkeit Pü : 10% 50% 90% 99% sa,max sa,50% Bemessungskollektiv mit geringer Auftretenswahrscheinlichkeit Pe Streuband der ertragbaren Beanspruchung (s, Ts) Ts TN Bemessungslebensdauer sa,ertr.,50% Streuband der Betriebsbeanspruchung N (sa,max) Rechnerische Ausfallwahrscheinlichkeit PA = f (Pe,Pü) Sicherheitsfaktor S=sa,ertr.,50% / sa,50% 1,7-2,2 Ausfallrate LB Lebensdauer (log) Ausnutzbare Lebensdauer Ref.: V. Grubisic II. SCHWINGBRUCH Abdecken des Risikos aus der Zufälligkeit weniger Versuche a. Grundgesamtheit und ungünstige Lage einer Stichprobe P(x) s s M b. Grundgesamtheit mit dem wahren Mittelwert M kleine Stichprobe mit dem Umfang n und dem Mittelwert m M c = lg sPü=50% lg NPü=50% oder n Korrigierter Mittelwert: ü lg Nn,Pü=50% –2,56sx Anzahl der Versuche: XP m = lg sn,Pü=50% oder Tx = 10 Vertrauenswahrscheinlichkeit: C = 90 % x m Mc s, N = X Sicherheitszahl zu Abdeckung des Risikos bei einer geringen Anzahl von Versuchen = 50 % = X n ,P = 50 % ü jR(C = 90 % ) Risikofaktor: 1 j R (C = 90 % ) = Tx 4n 1 II. SCHWINGBRUCH Versuchsforderung zum Abdecken des Risikos der Lebensdauerbestimmung bei wenigen Versuchen Überlebenswahrscheinlichkeit Pü Spannungsamplitude Grundgesamtheit Wiederholtes Versuchskollektiv Stichprobe jC,n jC,n = (1/TN)(1/4n) TjNR,C= =L90% /L10% f(n,s,P c) n = Anzahl der Versuche jC,n Versuchskollektiv Lv gleicher Schädigung wie Bemessungskollektiv LB Lvw = jC,n . Lv Lv Lvw Lebensdauer, Schwingspiele N II. SCHWINGBRUCH Einteilung von Bauteilen nach den Gesichtspunkten der Sicherheit und Funktionstüchtigkeit PRIMÄR - KOMPONENTEN A B Einteilung Sicherheitskomponenten, bei denen kein Versagen auftreten darf Funktionskomponenten, bei denen ein Versagen vermieden werden soll Funktionskomponenten, bei denen gelegentliches Versagen toleriert wird Einfluss Bei einem Versagen Lebensgefahr für den Nutzer und Umgebung Bei einem Versagen wird die Funktion der Anlage unterbunden Bei einem Versagen keine direkte Auswirkung auf Sicherheit und Funktionstüchtigkeit der Anlage Beispiele DIA 6044d SEKUNDÄR - KOMPONENTEN - Achsschenkel - Schwenklager - Fahrzeugräder - Pleuel - Kurbelwelle C - Nicht tragende Komponenten - Abgaskrümmer - Schweißpunkte in selbsttrag. Karosserien