Zeig` mir Deine Brille
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Zeig` mir Deine Brille
Das Magazin von Carl Zeiss Innovation ISSN 1431-8040 7 Zeig’ mir Deine Brille … ■ Tiefer Blick ins kalte Universum ■ Sonne und Wahrheit frei nach Goethe ■ Für die Zukunft gut gerüstet Vo r w o r t Wissen schaffen, Zukunft gestalten Hubert Markl Prof. Dr. Hubert Markl ist Präsident der Max-PlanckGesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. Die Max-Planck-Gesellschaft, die 1998 50 Jahre alt wurde, hat mit heute fast 80 Forschungseinrichtungen im deutschen und europäischen Forschungssystem einen festen Stellenwert. Dabei ist die Zusammenarbeit mit anderen Forschungseinrichtungen und forschungsaktiven Wirtschaftsunternehmen unabdingbar. Nur wenn alle Wissenschaftsinstitutionen gemeinsam vorankommen, werden wir auch gemeinsam mit der Wirtschaft erfolgreich sein. Wenn die Grundlagenforschung manchmal etwas sperrig auf ihrer Unabhängigkeit in der Verfolgung ihres Erkenntnisstrebens beharrt, tut sie dies nicht, um sich der Kooperation mit Forschungs- und Entwicklungszielen der Wirtschaft zu verweigern, oder weil sie in der Illusion lebt, die finanziellen Ressourcen, die ihr gewährt werden, wären unabhängig von der Wirtschaft. Forschung will nützlich sein und ist nützlich, indem sie neues Wissen hervorbringt, das zu neuem Können befähigt, gerade indem sie nicht die praktischen Anwendungsziele vor die Erkenntnissuche spannt, sondern indem sie neues Wissen nur durch kreative Forschung in erkenntnissuchender und stets mit dem Risiko des Scheiterns behafteter Freiheit erlangt. „Forschung sorgt dafür, Skulptur der Minerva aus dunkelgrünem Granit vor dem Haupteingang des neuen Max-Planck-Hauses am Hofgarten in München, geschaffen von dem peruanischen Künstler Fernando de la Jara. Fotos: Max-Planck-Gesellschaft. 2 Aber die Grundlagenforschung schwebt nicht im luftleeren Raum. Die Industrie mußte in den letzten Jahren sparen und hat dabei auch ihre Grundlagenforschung zurückgefahren. Allerdings entwickeln heute die Ingenieure neue Verfahren und suchen neue Werkstoffe und dringen dabei in jene Bereiche vor, die einst als ferne Grundlagenforschung alleiniges Feld der Wissenschaft waren. Auf der anderen Seite haben viele Forscher die Berührungsängste gegenüber der Wirtschaft längst überwunden und sehen in einer Kooperation mit Entwicklungsarbeiten der Industrie eine verlockende Herausforderung. Jahr für Jahr werden 40 bis 70 Verträge mit industriellen Partnern abgeschlossen, bei denen es um Projekte der Max-Planck-Gesellschaft geht, von denen die Partner ein interessantes Innovationspotential erwarten. Die Max-Planck-Gesellschaft will die Grundlagenforschung fördern, die der Industrie eines Tages bei ihrer eigenen Forschung und Entwicklung weiterhelfen soll. Ein anderes Feld ist die Förderung des Könnens von morgen durch Forschung von heute. Es gäbe in der MaxPlanck-Gesellschaft fast beliebig viele Bereiche, an denen man dies zu demonstrieren vermag. Ein gewichtiger Ausschnitt unseres Forschens ist die Materialforschung. Von den drei „Zustandsformen“, in denen die Wirklich- keit die Wissenschaft herausfordert – Materie, Energie und Geist, wozu manche heute lieber Information sagen – von diesen drei Zustandsformen der Realität ist uns die stoffliche am vertrautesten, und sie scheint daher vielen auch wissenschaftlich am besten erforscht und verstanden. Nicht nur die Max-Planck-Gesellschaft ist überzeugt davon, dass die wahrhaft interdisziplinäre Querschnittswissenschaft und Querschnittstechnologie der Materialforschung – neben der Informations- und Kommunikationstechnologie und der Molekular- und Zellbiotechnologie – die wichtigste wissenschaftliche und technikrelevante Forschungsfront heutiger Naturwissenschaft ist, zumal, wenn man bedenkt, dass andere Felder, die einem vielleicht sogleich in den Sinn kommen – z.B. Mikroelektronik, Nanotechnologie, Wasserstoff-, Solar- oder Fusionsenergietechnik – alle tief in der modernen Materialforschung und Materialtechnik verankert und für ihre erhofften Erfolge u.a. auch maßgeblich von Fortschritten der Materialforschung abhängig sind. Stürmisch entwickelt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten aber auch die Biologie mit ihren Schwesternwissenschaften Medizin und Agrarbiologie. Das Wichtige in der letzten Zeit ist das rasch fortschreitende, immer tiefer gründende und weiterreichende Zusammenwachsen aller naturwissenschaftlichen Disziplinen und der angewandten Mathematik zu einer einzigen gesamthaften Naturwissenschaft.Weil wir gelernt haben, was die chemischen, welche die physikalischen Eigenschaften dieser lebenden Materie sind und wie sich ihre Funktionsprinzipien mathematisch modellieren lassen, werden wir in wenigen dass aus Wissen Können wird“ Jahren das gesamte Genom des Menschen und vieler Dutzender von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren bis in die molekularen Grundbausteine entschlüsselt haben. Dies betrifft keineswegs etwa nur zellbiologische Prozesse. Dies betrifft mindestens ebenso sehr die Wechselwirkungen im Verhalten zwischen pflanzenfressenden Tieren und ihren Futterpflanzen oder die Stoffströme in ganzen Ökosystemen. Nicht umsonst heißen zwei der neuesten Max-Planck-Institute in Jena in unmittelbarer Nähe von Carl Zeiss „Max-Planck-Institut für chemische Ökologie“ und „Max-Planck-Institut für Biogeochemie“. Dass Wissen Macht verleiht und Macht immer noch mehr Wissen erschließbar macht, das hat Francis Bacon bei aller eigenen Unfähigkeit, davon selbst nützlichen Gebrauch zu machen, schon richtig erkannt. Aber die wichtigste Macht ist heute nicht so sehr Einfluss und Finanzkraft, sondern die Fähigkeit, die eigenen geistigen Ressourcen voll zu entfalten. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Inhalt Vorwort Wissen schaffen, Zukunft gestalten Prof. Dr. Hubert Markl Preisgekröntes konfokales Mikrofoto Neu in New York 32 2 Preise • Ehrungen • Jubiläen 3 Inhaltsverzeichnis, Impressum Von Anwendern für Anwender Auf der Suche nach den Ursachen der Spinalen Muskelatrophie 4 Dr. Utz Fischer, Stefan Hannus, Oliver Plöttner Pflanzen setzen sich zu Wehr Dr. Caroline Liepert 7 Leonardo da Vinci in Aktion 36 Neuer Standard bei Screening-Systemen 37 Zukunftsweisende digitale Photogrammetrie Nutzungsrechte für DNA-Chips 38 Strategische Zusammenarbeit 38 157-nm-Projekt 39 12 38 Kurz berichtet Kultur und Wissenschaft Sonne und Wahrheit frei nach Goethe Prof. Dr. Lutz Wenke, Dr. Friedrich Zöllner Manfred Tettweiler, Hans-Joachim Teske 18 Objektive mit neuer Qualität 40 Zeiss bei SONY 40 Neue Kunststoff-Brillenglasfertigung 41 Produktreport Augenblicke Das war Sofi ’99 Zeiss Optik bei Jägern erste Wahl 33 Über den Carl-Zeiss-Forschungspreis zum Nobelpreis 34 Nobelpreis für Medizin 34 Otto-Schott-Forschungspreis 35 Erstplatziertes Objektiv 35 Kooperationen • Projekte Qualitätsmessungen in der Pflanzenzüchtung 10 Michael Rode, Dr. Christian Paul Tiefer Blick ins kalte Universum Prof. Dr. Dietrich Lemke 32 23 Zeig’ mir Deine Brille und ich sage Dir, wer Du bist Guenter Möller Die Farben der Seife Dr. Joachim Rosenfeld 24 28 Notizen aus Südafrika Dr. Uwe Braehmer 30 31 Impressum Innovation Das Magazin von Carl Zeiss Nummer 7, November 1999 „Innovation“ erscheint zweimal jährlich in deutscher und englischer Sprache. Sie ist hervorgegangen aus der „Zeiss Information mit Jenaer Rundschau“ (1992 bis 1996), vormals „Zeiss Information“ (1953 bis 1991) und „Jenaer Rundschau“ (1956 bis 1991). Die Nummerierung der Ausgaben erfolgt fortlaufend, beginnend mit 1/1996. Herausgeber: Carl Zeiss, Oberkochen, und Carl Zeiss Jena GmbH, Kommunikation, Dr. Uwe Braehmer. Redaktion: Dipl.-Phys. Gudrun Vogel (verantwortlich), Carl Zeiss Jena GmbH, D-07740 Jena, Telefon (0 36 41) 64 27 70, Telefax (0 36 41) 64 29 41, e-mail: [email protected] und Dr. Hansjoachim Hinkelmann, Carl Zeiss, D-73446 Oberkochen, Telefon (0 73 64) 20 34 08, Telefax (0 73 64) 20 33 70, e-mail: [email protected], Deutschland. internet: http://www.zeiss.de Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Wirtschaftsbarometer Für die Zukunft gut gerüstet Aus aller Welt Made in Rio de Janeiro Lichtmikroskopie 42 Chirurgische Geräte 43 Spektralsensorik, Fotoobjektive, 44 Ferngläser, Augenoptik 45 Carl Zeiss wächst auf 3,2 Mrd. DM Umsatz Dr. Uwe Braehmer 46 Gestaltung: Marketingkommunikation, Carl Zeiss, Oberkochen. Layout und Satz: MSW Aalen. Druck: C. Maurer, Druck und Verlag, D-73312 Geislingen a. d. Steige. ISSN 1431-8040 © 1999, Carl Zeiss, Oberkochen, und Carl Zeiss Jena GmbH, Jena. Nachdruck einzelner Beiträge und Bilder nur nach vorheriger Rücksprache mit der Redaktion und mit Quellenangabe. Anfragen zum Bezug der Zeitschrift und Adressenänderungen mit Angabe der Kundennummer (wenn vorhanden) bitte an die Redaktion richten. Bildnachweis: Wenn nicht besonders vermerkt, wurden die Bilder von den Verfassern der Beiträge zur Verfügung gestellt bzw. sind Werkfotos oder Archivbilder von Carl Zeiss. Autoren: Falls nicht anders angegeben, sind die Verfasser der Beiträge Mitarbeiter von Carl Zeiss und über die Redaktion zu erreichen. Titelbild: In der Zusammenarbeit mit international bekannten Designern entsteht unter der Marke „Zeiss. High End Eyewear.“ neben neuen Brillenfassungen auch eine neue Sonnenbrillen-Kollektion, welche die Zeiss Markenwerte Präzision, erstklassige Qualität, Wissenschaft und Tradition mit Emotionalität vereint bzw. visualisiert. Das Ergebnis ist eine unverwechselbare Zeiss eigene Designproduktsprache. Während Hannes Wettstein von der Agentur 9d in Zürich sich für die Gestaltung der Korrektionsfassungen verantwortlich zeigt, konnte Carl Zeiss für die Entwicklung der ersten Sonnenbrillen-Kollektion das renommierte Designbüro „Continuum“ aus Mailand für sich gewinnen. (Siehe auch Beitrag: Zeig’ mir Deine Brille und ich sage Dir, wer Du bist, Seiten 24 bis 27). Bild vierte Umschlagseite: Die Kooperation von Carl Zeiss und SONY ist noch relativ jung, aber äußerst erfolgreich. Carl Zeiss hat seit Beginn der Zusammenarbeit vor zwei Jahren bereits eine Million Objektive für SONY Kameras geliefert. Jüngstes Produkt ist die neue Cyber-shot Zoom DSC F505. Sie bietet zahlreiche technische Finessen und höchstwertige Optik: Das Objektiv Vario-Sonnar® 2,8/7,1-35,5 mit 5-fach Zoom bestimmt wesentlich die Dimension der Kamera. (Siehe auch Produktreport, Seite 44). Fotos: SONY. 3 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Auf der Suche nach den Ursachen der Spinalen Muskelatrophie Utz Fischer, Stefan Hannus, Oliver Plöttner innerhalb der ersten zwei Lebensjahre an Atemunfähigkeit, da die Muskelkraft für die Bewegung des Brustkorbs und des Zwerchfells, wie sie beim Atmen notwendig ist, nicht mehr ausreicht. Bei Patienten mit SMA Typ II ist die Verlaufsform der Krankheit milder, aber nur Patienten mit der schwächsten Verlaufsform (Typ III, auch Kugelberg-WielanderKrankheit genannt) erreichen in der Regel das Erwachsenenalter. Stefan Hannus und Oliver Plöttner (links und rechts außen) sind Mitarbeiter in der Nachwuchsgruppe Spinale Muskelatrophie am Max-Planck-Institut für Biochemie, Am Klopferspitz 18a in D-82152 Martinsried, die von PD. Dr. Utz Fischer (Mitte) geleitet wird. Bild 1: Anfärbung von SMN in einer Bindegewebszelle. SMN-Protein erscheint bei dieser Technik in grüner Fluoreszenz und lokalisiert sowohl in diskreten Domänen im Kern (sogenannten Gems) als auch im Zytoplasma. Mit rot ist ein typisches Kernprotein angefärbt. Die Aufnahme entstand an einem konfokalen Laser Scanning Mikroskop LSM 410 von Carl Zeiss, Objektiv Plan-Neofluar® 100x 1.3. Bild 2: Ein Xenopus laevis Frosch. Aus diesen Organismen können in großer Menge unbefruchtete Eizellen (Oocyten) gewonnen werden. Oocyten dienen als ideales Testsystem für viele zellbiologische und medizinische Fragestellungen. 4 Niemals gehen oder sich ohne fremde Hilfe fortbewegen können: für viele Menschen ein unvorstellbarer Gedanke, doch bittere Realität für Patienten mit Spinaler Muskelatrophie (SMA). Die SMA ist genetisch bedingt. Jährlich erkranken ca. 100 bis 200 Menschen in Deutschland an SMA. Bei Patienten dieser neuromuskulären Krankheit kommt es, häufig schon in den ersten Jahren ihres Lebens, zu einem Absterben bestimmter Nervenzellen im Rückenmark, der sogenannten Motoneuronen. Motoneuronen sind für die Erregung von Muskeln zwingend notwendig. Ein Verlust, wie bei SMA-Patienten beobachtet, führt daher zu einer dramatischen Einschränkung der Beweglichkeit. Identifizierung des SMA-Krankheitsgens SMA ist eine unheilbare Krankheit. Es ließen sich aber in den letzten Jahren überraschende Einblicke in die molekularen Ursachen der Krankheit gewinnen, die Anlass zur Hoffnung geben, in Zukunft neue Therapien entwickelnzu können. Da es sich bei SMA um eine genetische Krankheit handelt, war der erste Schritt bei der molekularen Analyse der Krankheit das Aufspüren des Teils in der Erbsequenz, der bei SMA-Patienten verändert („mutiert“) ist. Im Jahr 1995 gelang die Identifizierung zweier vermeintlicher SMA-Krankheitsgene, die man Survival of Motor Neurons (SMN) und Neuronal Apoptosis Inhibitory Protein (NAIP) nannte. Beide Gene liegen in doppelter Ausführung auf Chromosom 5 dicht beieinander und zeigen systematische Veränderungen (Punktmutationen und Deletionen) in SMA-Patienten. Heute gilt als gesichert, dass SMN das SMAKrankheitsgen ist, ob auch NAIP beim SMA-Krankheitsverlauf eine Rolle spielt, ist hingegen noch unklar. Eine systematische genetische Untersuchung hat gezeigt, dass bei über 90 % aller SMA-Patienten eine der beiden Kopien des SMN-Gens entweder ganz oder teilweise verloren gegangen war. In den verbleibenden Fällen konnte man Mutationen im SMN-Gen feststellen, die entweder die Bildung des SMN-Proteins (Expres- Basierend auf dem Beginn und klinischen Verlauf der Erkrankung werden drei Formen der SMA unterschieden. Bei der schwersten Verlaufsform (Typ I, auch Werdnig-HoffmannKrankheit genannt) tritt eine allgemeine Muskelschwäche schon in den ersten drei Lebensmonaten auf. Betroffene Kinder können niemals sitzen oder stehen und sterben meist Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r sion) komplett verhindern oder nur noch die Expression eines mutierten SMN-Proteins erlauben. Interessanterweise wird das SMN-Protein, bedingt durch das Vorhandensein der zweiten Kopie des SMN-Gens, in SMA-Patienten zwar gebildet, die Menge ist im Körper (und besonders in Motoneuronen) aber stark herabgesetzt. Die Krankheit SMA wird daher vermutlich durch eine Reduzierung und nicht durch den völligen Verlust der Expression von SMN verursacht („Dosiseffekt“). SMN: Helferprotein für den Zusammenbau zellulärer Komplexe Mit der Identifizierung von SMN wurde die Analyse der molekularen Ursachen der Spinalen Muskelatrophie ermöglicht. Erste Experimente zeigten, dass SMN in jeder Zelle des Körpers gebildet wird und damit wahrscheinlich eine generelle zelluläre Funktion hat. In somatischen Zellen (alle Körperzellen außer Geschlechtszellen) zeigt SMN ein spektakuläres Verteilungsmuster: Ein Teil des Proteins ist homogen im Zytoplasma verteilt, ein weiterer Teil ist hingegen im Zellkern, in neuartigen Domänen unbekannter Funktion (sogenannte gemini of coiled bodies, „Gems“), konzentriert (Bild 1). Um Aufschlüsse über die Funktion von SMN im Körper zu erhalten, machte man sich das Oocytensystem des südafrikanischen Riesenkrallenfroschs Xenopus laevis zu Nutze (Bild 2). Die unbefruchteten Eizellen (Oocyten) sind mit einem Durchmesser von ca. 1 bis 1,5 mm ungewöhnlich groß und für Mikromanipulationsexperimente gut geeignet (Bild 3). Sie werden daher zur Untersuchung diverser biochemischer und zellbiologischer Fragestellungen verwendet. In der SMA-Forschung war hierbei zunächst der Befund überraschend, dass das SMN-Protein in der Oocyte mit einer Gruppe von makromoleku- Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 laren Komplexen assoziiert vorliegt. Diese als „U snRNPs“ (U-rich small nuclear ribonucleoprotein particles) bezeichneten Komplexe bestehen aus mehreren Proteinen und einer kleinen Ribonukleinsäure (RNA) und sind maßgeblich an einem definierten Schritt bei der Ausprägung der genetischen Information (dem sogenannten „prä-mRNA-Spleißen“) jeder Zelle beteiligt. Um diese Funktion zu erfüllen, müssen die U snRNPs zunächst in einem geordneten Prozess aus den Einzelbausteinen, d.h. der RNA und den Proteinen zusammengelagert („assembliert“) werden. Nach neueren Erkenntnissen „hilft“ SMN dabei offenbar einigen Proteinen, an die RNA zu binden und damit funktionsfähige U snRNP-Partikel auszubilden. Obwohl der definitive experimentelle Beweis noch aussteht, wird daher vermutet, dass der Mangel an SMN bei SMA-Patienten zu einem Defekt bei der Zusammenlagerung von U snRNPs führt und dass dies zumindest eine der Ursachen für das Krankheitsbild ist. Es ist dabei gegenwärtig noch völlig Bild 3: Mikromanipulation von Oocyten des Xenopus laevis Froschs. Bild 4: Mitarbeiter bei der Mikromanipulation von Xenopus laevis Oocyten an einem Stereomikroskop Stemi® SV 6 von Carl Zeiss. 5 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Selbstständige Nachwuchsgruppen Seit 30 Jahren fördert die Max-Planck-Gesellschaft besonders begabte junge Wissenschaftler – zusätzlich zu den üblichen Förderungsmöglichkeiten innerhalb von Abteilungen der Institute – im Rahmen von zeitlich befristeten „Selbstständigen Nachwuchsgruppen“. Weit über hundert im internationalen Wettbewerb ausgewählten jungen Wissenschaftlern wurde damit bisher die Möglichkeit gegeben, in einer ersten Phase eigenverantwortlicher Forschungstätigkeit mit einem begrenzten, aber gesicherten Etat die Grundlage für einen erfolgreichen beruflichen Weg als Wissenschaftler zu legen. Diese Nachwuchsgruppen sind an Max-Planck-Instituten etabliert, sie nutzen deren Infrastruktur und Verwaltung, stellen jedoch – ungeachtet ihrer Einbindung in die Institutsstrukturen und vielfach enger inhaltlicher Bezüge zu den dort verfolgten Arbeitsrichtungen – unabhängige Forschungseinrichtungen dar. Der Leiter einer Nachwuchsgruppe verfügt in seiner wissenschaftlichen Tätigkeit über die gleiche Autonomie wie die wissenschaftlichen Mitglieder und Direktoren am Institut. Er verfügt in der Regel über Positionen für einen wissenschaftlichen sowie ein bis zwei technische Mitarbeiter, Mittel für Doktoranden oder Stipendiaten und über der Forschungsthematik angemessene Sach- und Apparatemittel. Die Förderungszeit für Nachwuchsgruppen ist auf fünf Jahre befristet. Diese Gruppen sind so erfolgreich, dass sich die MaxPlanck-Gesellschaft an ähnlichen Nachwuchsgruppen im Ausland wesentlich beteiligt. Das erste Beispiel sind zwei solcher Gruppen am Institut für Zellbiologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai. Auch bilaterale Nachwuchsgruppen mit ausländischen Wissenschaftsorganisationen wie dem CNRS in Frankreich oder dem Weizmann-Institut in Israel sind angedacht. Bild 5: Forschungsalltag im molekularbiologischen Labor am Max-PlanckInstitut für Biochemie. Foto: Heddergott. 6 angenommen, dass sich RNA-Proteinpartikel wie die U snRNPs von alleine, d.h. ohne „fremde“ Mitwirkung anderer zellulärer Faktoren, bilden können. Die SMA-Forschung hat so, völlig unerwartet, auch Einblicke in bislang unerforschte Prozesse in der Zelle gewährt. Ansätze für eine Behandlung von SMA wenig SMN-Protein herstellen können. Die Analyse dieser Mäuse ist gegenwärtig in Arbeit. Man erhofft sich durch die gezielte Manipulation des SMN-Gens in der Maus ein Krankheitsbild hervorzurufen, welches dem von SMA-Patienten vergleichbar ist. Ein solches „MausModell“ für SMA könnte die gezielte Entwicklung von Strategien zur Behandlung der menschlichen Krankheit ermöglichen. Die Erforschung der Spinalen Muskelatrophie steht erst am Anfang, doch sind die bislang erreichten Erkenntnisse über ihre molekularen Ursachen durchaus ermutigend. Viele Labore in der ganzen Welt sind nun auf der Suche nach Strategien, um den zellulären Defekt durch den Verlust von SMN im Körper zu beheben. Dies schließt zum einen die Klärung von weiteren Detailfragen zur Funktion von SMN ein. Sehr wichtig wird aber auch die Etablierung eines geeigneten Tiersystems sein, in dem man die Spinale Muskelatrophie experimentell erforschen kann. Einen entscheidenden Schritt in diese Richtung ist vor kurzem durch Genmanipulation von Mäusen gemacht worden, die ähnlich wie die SMA-Patienten nur noch sehr unklar, warum es durch die Mutationen im SMN-Gen ausschließlich zum Absterben von Motoneuronen des Rückenmarks kommt, obwohl SMN offensichtlich in jeder Zelle des Körpers benötigt und hergestellt wird. Die Analyse der Funktion des SMN-Proteins ist nicht nur für die SMA-Forschung von Interesse, sondern hat auch Relevanz für mehr grundlagenorientierte Forschungszweige. So hatte man bislang immer Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Pflanzen setzen sich zur Wehr Caroline Liepert Zwei Max-Planck-Institute nutzen bis zur Fertigstellung eigener Institutsgebäude in Jena Ausweichflächen im Kompaktbau von Carl Zeiss Jena. Nach der Konzentration von Fertigungslinien auf die einzelnen Standorte in der Carl Zeiss Gruppe wurden in Jena große ehemalige Produktionsflächen frei.1997 entstanden auf einer Fläche von 2.300 m 2 Labore und Büroräume für das Max-PlanckInstitut für chemische Ökologie – u.a. Labore der klassischen Chemie, Isotopenanalytik, analytische Messräume und Labore für Molekularbiologie. Basierend auf dem Vorprojekt führte Carl Zeiss, Geschäftsfeld Anlagen und Projekte, die Gesamtplanung einschließlich Bauüberwachung durch. Nur zehn Monate vergingen nach der Vertragsunterzeichnung, bis die Labore dem Nutzer übergeben wurden. Parallel zu diesem Vorhaben begannen die Gespräche und Arbeiten für das zweite MaxPlanck-Institut im Hause Zeiss, dem Institut für Biogeo- chemie. Für diese Einrichtung wurden hochmoderne Labore und Büroräume auf insgesamt 2.600 m 2 Fläche geplant und gebaut. Nach nur neun Monaten nahm das Institut im Juni 1998 seine Arbeit auf. Wo früher riesige Maschinen für die Galvanisierung von mechanischen Baugruppen, z.B. Stativen für Mikroskope, standen, befinden sich heute modernste computergestützte Instrumente zur Auftrennung und Identifizierung von Naturstoffen sowie zur Vervielfältigung und Aufklärung von Gensequenzen. Dies sind nur einige der Arbeitsgeräte am MaxPlanck-Institut für chemische Ökologie in Jena. Die im September 1996 als zweites Jenaer Max-Planck-Institut gegründete Einrichtung beschäftigt inzwischen ca. 130 Mitarbeiter aus dem In- und Ausland, die sich neben den allgemeinen Servicegruppen in vier wissenschaftliche Abteilungen aufgliedern. Die Wissenschaftler am Institut gehen der Frage nach, wie Lebewesen mittels chemischer Botenstoffe mit ihrer Umwelt kommunizieren. Diese simpel anmutende Fragestellung verbirgt jedoch ein hochkomplexes System von Wechselwirkungen auf verschiedensten Ebenen – molekularer, zellulärer und organismischer Ebene –, die nur in einem interdisziplinären Ansatz umfassend beantwortet werden kann. So arbeiten am Institut Öko- logen, Biochemiker, Populationsgenetiker sowie Experten aus der organischen und analytischen Chemie eng zusammen. Chemische Selbstverteidigung der Pflanzen Die Pflanze steht im Mittelpunkt der Untersuchungen. Die große Zahl an Fraßfeinden (Herbivore) führte nicht nur zur Entwicklung von Dornen und Stacheln, mit denen Pflanzen unliebsame Besucher auf Distanz halten, sondern auch zur Ausbildung wirksamer chemischer Abwehrmechanismen. Befallene Pflanzen reagieren beispielsweise mit einer verstärkten Synthese bestimmter Inhaltsstoffe, die auf Insekten fraßhemmend bzw. toxisch wirken. So produzieren Tabakpflanzen (Nicotiana) in ihren Wurzeln das allseits bekannte Nervengift Nicotin, das in den Blättern in Mengen bis zu 10 % der Trockenmasse ausmachen kann. Eine solche Diät ist für viele Insekten tödlich. Nicht Dr. Caroline Liepert ist Forschungskoordinatorin am Max-Planck-Institut für chemische Ökologie, Tatzendpromenade 1a, D-07745 Jena. Bild 1: Gaschromatographie-Labor im Fachgebiet Molekulare Ökologie. Bild 2 (im Text): Raupe eines Eulenfalters auf Baumwolle. Grundlagenforschung unter dem Dach von Carl Zeiss Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 7 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Bild 3: Raupe des Tabakschwärmers an Tabak. Bild 4 (großes Bild): Sammeln von Duftstoffen einer Maispflanze. von ungefähr wird Nicotin auch als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt. Welche Signale den Befall mit Schadinsekten anzeigen und wie die Reize auf molekularer Ebene innerhalb der Tabakpflanze weitergeleitet werden, dies versuchen Wissenschaftler am Max-Planck-Institut aufzuklären. Darüber hinaus interessieren sie sich auch für die ökologischen Konsequenzen dieserchemischen Abwehr: Produzieren Tabakpflanzen weniger Samen, somit also weniger potentielle Nachkommen, wenn sie mehr Stoffwechselenergie in die Abwehr stecken müssen als nichtbefallene Artgenossen? Dieser Frage wird in Labor- und Freilandexperimenten nachgegangen. Eine weitere Gruppe sekundärer Pflanzeninhaltsstoffe, die bei der Abwehr von Fraßfeinden oder Patho- genen eine wichtige Rolle spielt und am Institut näher untersucht wird, stellen die Glucosinolate oder Senfölglykoside dar, die Muttersubstanz der scharf schmeckenden bzw. stechend riechenden Senföle, und wohlbekannt von Senf, Meerrettich oder Kapern. Bis heute weiß man wenig über die Biochemie und Genetik der GlucosinolatBiosynthese, obwohl sie, wie oben erwähnt, eine durchaus praktische Relevanz für den Menschen hat. Mit Hilfe modernster molekularbiologischer und genetischer Methoden versuchen die Forscher Licht in die Regulierung der Stoffwechselwege zu bringen und die Bedeutung dieser Stoffe für die Wechselwirkung zwischen Pflanzen und ihren Fraßfeinden bzw. Pathogenen aufzuklären. Duftender Hilferuf der Pflanzen Bilder 5 und 6: Untersuchung der Nicotinbildung in Tabakpflanzen. 8 Pflanzen können auch über die Luft – in Form von flüchtigen Signalstoffen – Informationen austauschen und sich somit gegen Herbivore schützen. Die durch die Fraßtätigkeit von Insekten induzierte Bildung und Abgabe von Duftstoffen lockt wiederum Feinde der Schädlinge (Insektivore) an. Die Pflanzendüfte dienen somit als Marker und Wegweiser zum Beutetier. Dieses Phänomen wird auch als „pflanzlicher Hilferuf“ interpretiert. Doch nicht nur Insektivore finden ihre Beute schneller mit Hilfe dieser Pflanzendüfte, sondern auch in direkter Nachbarschaft stehende, noch unverletzte Pflanzen der selben Art zeigen eine verstärkte Synthese dieser Duftstoffe. Die Be- Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Bild 7: DNA-Analyse mit Hilfe eines Sequenziergerätes. deutung dieser Entdeckung, beispielsweise für den Pflanzenschutz, ist offensichtlich. Die Wissenschaftler am Max-Planck-Institut interessieren sich neben der stofflichen Natur der flüchtigen Signalstoffe vor allem für die molekularen Mechanismen der Signalkaskade, die zur Induktion der Duftstoff-Biosynthese führen. Gene für chemische Signale Werden Pflanzen von Herbivoren befallen, so löst dies einen komplexen Mechanismus im pflanzlichen Organismus aus. Um die funktionalen Grundlagen zu verstehen, wie sich Pflanzen zur Wehr setzen, müssen auch die resistenzspezifischen Gene identifiziert und charakterisiert werden, die an der Synthese, Speicherung, Erkennung und am Stoffwechsel chemischer Signalmoleküle beteiligt sind. Modernste molekularbiologische und -genetische Methoden ermöglichen es den Wissenschaftlern am Institut, Aussagen darüber zu machen, welche Bereiche im pflanzlichen Genom durch Befall aktiviert bzw. deaktiviert werden. Damit erhoffen sich die Forscher – unabhängig von dem hohen Anwendungspotenzial in der Land- und Forstwirtschaft – auch einen Zugang zu der Frage nach den Evolutionsprozessen, in denen sich diese Wechselbeziehungen zwischen den Organismen in der Vergangenheit herausbildeten. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Max-Planck-Institut für Biogeochemie Gaschromatographie-MS-Labor des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie. Das Institut untersucht das Verhalten von Ökosystemen und von biogeochemischen Vorgängen unter wechselnden klimatischen Bedingungen. Es geht darum, ein komplexes Gesamtsystem zu verstehen, das aus zahlreichen miteinander wechselwirkenden und sich gegenseitig beeinflussenden Teilsystemen aufgebaut ist. Letztlich soll dabei auch herausgefunden werden, ob und bis zu welchem Grad die Natur menschliche Störungen noch ausgleichen kann. In gezielten Experimenten müssen deshalb funktionale Zusammenhänge und Wechselwirkungen erforscht, modelliert und dann z.B. mit Paläodaten verbunden werden, um das Vorhersagepotenzial solcher Modelle zu bewerten. 9 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Qualitätsmessungen in der Pflanzenzüchtung Michael Rode, Christian Paul Der heute so selbstverständliche Mähdrescher in der Landwirtschaft stellte vor etwa 50 Jahren eine technische Revolution dar. Mit ihm gelang es, den mühseligen Arbeitsgang der Mahd von Getreide auf dem Feld mit dem üblicherweise viele Wochen später stattfindenden, staubbelasteten Getreidedrusch auf der Tenne zu vereinen. Jetzt bahnt sich ein Fortschritt in der landwirtschaftlichen Erntetechnik an, der zunächst der Pflanzenzüchtung zu einem vergleichbaren Durchbruch verhelfen könnte. Michael Rode und Dr. Christian Paul sind im Institut für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL), Bundesallee 50 in 38116 Braunschweig tätig. Für den kurzen Zeitraum zwischen Ernte und nächster Aussaat benötigen Pflanzenzüchter schnelle, kostengünstige und aussagekräftige analytische Verfahren, um qualitativ verbesserte Nutzpflanzen entwickeln zu können. Züchterischer Fortschritt, z.B. im Trockensubstanzgehalt von Futtergräsern, im Ölgehalt von Körnerraps und im Proteingehalt von Futtergerste, ist unmittelbar abhängig von der Intensität der züchterischen Selektion in einem Ausgangsmaterial, das aus Tausenden von Zuchtstämmen besteht. Für diesen Zweck hat sich an- stelle konventioneller „nasschemischer“ Analysenverfahren die Spektroskopie im Nahen Infrarot (NIRS) bewährt, die nun – aufgrund instrumenteller Neuentwicklungen – aus dem Labor auf das Feld verlagert werden kann. Kompakt, robust und schnell Aufbauend auf apparativen und chemometrisch orientierten Arbeiten von Norris in den USA hat die Spektroskopie im Nahen Infrarot (NIR) Eingang in die Pflanzenzüchtung gefunden. Allerdings beschränkte der bisherige Stand der NIRS-Gerätetechnik dieses Analysenverfahren auf den stationären Einsatz im Labor. Mit der Verfügbarkeit von Diodenarrays für den Spektralbereich des Nahen Infrarot kann die NIRS direkt auf landwirtschaftlichen Erntemaschinen eingesetzt werden. So haben die Firma Carl Zeiss, der dänische Landmaschinenhersteller Haldrup und das Institut für Pflanzenbau und Grünlandwirtschaft der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft gemeinsam einen Grünfuttervollernter für Ver- suchsparzellen entwickelt, der während der Ernte NIRS-Messungen an repräsentativen Teilproben des Ernteguts ermöglicht. Das in der Erntemaschine installierte kompakte Sensormodul CORONA NIR basiert auf dem NIR-Diodenarray-Spektrometer MMS-NIR 1.7 (Bild 1) und ist speziell für die rauen Bedingungen des Feldeinsatzes ausgelegt. Die besonderen Vorteile des CORONA NIR resultieren aus der hohen Messgeschwindigkeit, Temperaturstabilität, geringen Größe und vollkommenen Erschütterungsunempfindlichkeit des MMS-NIR 1.7. Es hebt sich damit gravierend von den in Laboren eingesetzten konventionellen NIR-Messgeräten ab, die nicht nur infolge ihrer geringen Messgeschwindigkeit, sondern auch wegen der in ihnen bewegten, stoßempfindlichen Gitter oder Filterräder zur Zerlegung des polychromatischen Lichtes für den mobilen Einsatz auf dem Acker ungeeignet sind. Bild 1: Spektralsensor MMS-NIR 1.7 für den Wellenlängenbereich von 950 bis 1700 nm. Hintergrund: Klee-Gras-Gemenge. Foto: AGROCONCEPT, Bonn. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Bild 2: Absorptionsspektren von Gras mit unterschiedlicher Feuchtigkeit. Bild 3: Absorptionsspektren von Weizen, Lein und Futtererbse. Ernte mit Spektrometer Im Sommer 1999 wurden erste Haldrup-Grünfuttervollernter der neuen „NIRS harvest line“ für Blattfrüchte wie Gras und Klee seitens der Firmen Deutsche Saatveredelung (DSV) und Norddeutsche Pflanzenzucht (NPZ) 0,7 frisches Gras 0,6 Absorption (Log 1/R) Der Wassergehalt von Feldfrüchten bestimmt ihre Stabilität bei der Einlagerung, kennzeichnet partiell ihren Nährwert und ist überdies ein entscheidender Faktor bei der Preisfestsetzung im Handel. Wasser gehört zu den im Nahen Infrarot am leichtesten bestimmbaren Inhaltsstoffen (Bild 2), und obwohl andere wertbestimmende Inhaltsstoffe, wie z.B. Protein, Öl und Kohlenhydrate bei der NIRSpektroskopie eine niedrigere Absorptivität besitzen (Bild 3), können deren Gehalte auch mit großer analytischer Sicherheit schon durch eine einzige, zerstörungsfreie Messung an frischem Erntegut erfasst werden. erworben und erprobt (Bild 4). Die chemometrische Kalibrierung des Sensors unter Feldbedingungen wird gemeinsam mit diesen Pflanzenzuchtunternehmen fortgesetzt. Darüber hinaus wird im Jahr 2000 erstmals ein mit dem CORONA NIR ausgestatteter Mähdrescher für Körnerfrüchte, wie Getreide,Ölsaaten und Körnerleguminosen, verfügbar sein. Mit der Integration von NIR-Diodenarray-Spektrometern auf landwirtschaftlichen Erntemaschinen wird zunächst das Prüf- und Versuchswesen der Pflanzenzüchtung eine wesentlich höhere Effektivität bei der Schaffung von Zuchtsorten mit verbesserten Qualitätseigenschaften erlangen. Nicht zu übersehen ist, dass diese Form der „mobilen Analytik“ aber auch übertragen werden kann auf die landwirtschaftliche Praxis, in der zunehmend verschiedenste Ansätze des sogenannten „precision farming“ erprobt werden. Auf diese Weise könnten die in einer Kinderhand Platz findenden NIR-Diodenarray-Spektrometer eines Tages wirklich effektiv zur Qualitätssicherung in einer umweltverträglichen Pflanzenproduktion beitragen. 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 trockenes Gras 0,0 950 1100 1250 1400 Wellenlänge [nm] 1550 1700 2 0,5 Absorption (Log 1/R) Bestimmung von Wasser und anderen Inhaltsstoffen 0,4 0,3 Futtererbse 0,2 Lein 0,1 Weizen 0,0 950 1100 1250 1400 Wellenlänge [nm] 1550 1700 3 Bild 4: Grünfuttervollernter der Firma Haldrup (Dänemark). Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Tiefer Blick ins kalte Universum Dietrich Lemke Am 8. April 1998 endeten die Beobachtungen des europäischen Satelliten-Observatoriums ISO. Aber die Mission läuft weiter. Seit 1999 sind die Daten der 12.000 Beobachtungsstunden vom Sonnensystem bis zur extragalaktischen Hintergrundstrahlung allen Astronomen für Archivbeobachtungen des Infrarothimmels zugänglich. Professor Dr. Dietrich Lemke, Max-PlanckInstitut für Astronomie, Königstuhl 17, D-69117 Heidelberg, ist „Principal Investigator“ für das abbildende Photopolarimeter ISOPHOT. vorbereitungen über drei Jahre im Kryovakuum einwandfrei gearbeitet. Dafür gebührt den Firmen hohes Lob. der Verpackung. Großräumig verteilter Staub scheint überall im Kosmos vorhanden zu sein (Bild 1). Das staubige Universum Interplanetarer und intergalaktischer Staub sie dafür zu kalt sind. Eines der vier wissenschaftlichen Instrumente an Bord von ISO war das abbildende Photopolarimeter ISOPHOT, das vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg entwickelt und von den Firmen Dornier, Carl Zeiss und Battelle gebaut wurde [1, 2]. Dieses Instrument mit einer Vielzahl hochpräziser opto-mechanischer Komponenten hat einschließlich der Start- chen wirkt die Abgabe von Wärmestrahlung entgegen, die wir als Infrarotstrahlung beobachten. So geht keine Energie verloren: Die Leuchtkraft von unsichtbaren jungen Sternen in dichten zirkumstellaren Hüllen beispielsweise erscheint an der viel größeren Oberfläche der sie umgebenden Wolken als Infrarotstrahlung. Der Staub transformiert das Ultraviolette des heißen Kerns ins Infrarote ISO Die Mission von ISO im All hatte 29 Monate gedauert – elf Monate länger als ursprünglich geplant. Während dieser Zeit herrschte in Inneren des Observatoriums eine Temperatur von minus 271 °C, kälter als draußen im Weltraum. Damit konnten Himmelskörper erforscht werden, die kein sichtbares Licht aussenden, weil Große Teile des Universums bleiben hinter dichten interstellaren Wolken aus Staubkörnern unsichtbar. Allerdings durchdringen infrarote Wellen den Staub nahezu ungeschwächt. Wegen seiner großräumigen Verteilung absorbiert er die kurzwellige Strahlung der heißen Sterne und wird dabei erwärmt. Je nach Abstand vom Stern und Größe der Partikel (kleine werden wärmer!) erreicht der Staub Temperaturen von T ~ 10 … 300 K. Der weiteren Aufwärmung der Teil- Bild 1: Um sehr schwache Flächenhelligkeiten, wie die Extragalaktische Hintergrundstrahlung messen zu können, müssen alle davor liegenden Helligkeits-Anteile vom intergalaktischen, interstellaren und interplanetaren Staub getrennt bestimmt werden. Instrumentelles Streulicht von Sonne, Mond und Erde wurde bei ISO als vernachlässigbar bestimmt. 12 Der interplanetare Staub ist um die Sonne und in einer flachen Scheibe um die Ekliptik bis zu einem Sonnenabstand von 3 A.E. konzentriert. Das am Staub gestreute Sonnenlicht ist als Zodiakallicht sichtbar. Im Infraroten ist der gesamte Himmel im sehr breiten Spektralbereich von 7 bis 70 µm durch die Wärmestrahlung des Staubes aufgehellt. Hier begrenzt das „Infrarot-Zodiakallicht“ die hohe Empfindlichkeit eines kalten Satelliten-Teleskops. Die Temperatur-Messungen (Bild 2, [3, 14]) erlauben eine bessere Modellierung der interplanetaren Staubwolke bezüglich ihrer Dichteverteilung und der Partikeleigenschaften. Das ist für die Physik des Sonnensystems wichtig und berührt Fragen nach Lebensdauer und Nachschub der Teilchen (Kometen, Asteroidentrümmer). Alle Versuche zur Bestimmung der extragalaktischen Hintergrundstrahlung benötigen eine Korrektur des hellen Zodiakallicht-Vordergrundes und daher genaue Modelle der interplanetaren Staubwolke. Außerhalb des Sonnensystems ist der Himmel durch den wolkig verteilten interstellaren Staub (Zirrus) fleckig aufgehellt. In noch größeren Entfernungen könnte extragalaktischer Staub zum Himmelssignal beitragen – falls er existiert! Bisher konnte kein Staub zwischen den Galaxien in verschiedenen Galaxienhaufen nachgewiesen werden. Die ISOPHOTFerninfrarot-Kamera hat nun eine Erweiterung des Wellenlängenbereiches bis 200 µm erlaubt. Mit einer „Farb“-Messung konnte so die Überschussstrahlung von intergalaktischem Staub mit einer Temperatur von T ~ 30 K im Coma-Galaxienhau- Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r 90° 6 ekliptikale Breite 60° 30° 5 0 3 –30° 2 5 4 4 1 1 4 4 –60° –180° J. L. Puget (Paris) hat mit einer internationalen Mitarbeitergruppe Himmelsgebiete, die eine sehr geringe Dichte im neutralen Wasserstoff und deshalb auch wenig absorbierenden Staub in unserer Milchstraße zeigen, mit ISOPHOT nach sehr fernen jungen Galaxien gesucht. 24 Objekte wurden auf 1.5 Quadratgrad im Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 –120° 3 5 1 –60° 0 60° Abstand zur Sonne T = 280 K 10 1 100 T = 266 K 2 10 1 100 3 T = 259 K 10 1 100 Oberflächenhelligkeit [MJy/sr] Oberflächenhelligkeit [MJy/sr] 100 Blick ins frühe Universum 2 6 –90° fen vom galaktischen interstellaren Staub mit T ~ 17 K unterschieden werden (Bild 3, [4]). Es ist erstaunlich, dass Staub im Coma-Haufen existiert, obwohl der gesamte Haufen in ein heißes Plasmagas mit T ~ 100 Mio. K eingebettet ist. Dass dennoch Staub nachgewiesen wurde, wenn auch nur mit einem Gas-zu-Staub-Verhältnis von 10 000 : 1 (100 : 1 sind in Galaxien wie der Milchstraße üblich), zeigt die ständige Nachlieferung frischen Staubes an. Er wird herausgefegt aus Galaxien eines kleineren Haufens, der gegenwärtig mit dem Coma-Haufen verschmilzt. 5 120° 180° 4 T = 285 K 5 T = 259 K 6 T = 292 K 10 1 100 10 1 100 10 1 6 8 12 10 Wellenlänge [mm] 6 8 10 12 Wellenlänge [mm] Bild 3: Der Coma-GalaxienHaufen ist eingebettet in ein heißes Röntgengas (weiße ROSAT-KonturLinien). Zwei Schnitte mit ISOPHOT im fernen Infraroten (orange) zeigen einen geringen Strahlungsüberschuss im Zentrum des Haufens. Er wird als Wärmestrahlung von intergalaktischem Staub in Haufen erklärt [4]. Bild 2: Die obere Bildhälfte zeigt den Himmel in ekliptikalen Koordinaten, eingeteilt in pol- und ekliptiknahe Gebiete, letztere sonnennah und sonnenfern. Mit ISOPHOT-S gemessene Spektren im mittleren Infraroten zeigen durch Vergleich mit den Planckschen Spektren des Schwarzen Körpers die Farbtemperatur des interplanetaren Staubes an. Über den Polen der Sonne ist der interplanetare Staub am wärmsten, zeigt aber nur geringe Helligkeit (Signal/Rausch-Verhältnis der Messung schlechter!) [14]. 13 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Maranofeld am Südhimmel gefunden und als neue Klasse stark rot verschobener Objekte gedeutet ([5], Bild 4). Die Ergebnisse bedeuten, dass Staub, von den ersten Sterngenerationen erzeugt, bereits reichlich im frühen Universum vorhanden war. Ruß – fast überall Die in der Andromeda-Galaxie (Bild 9, [8]) anscheinend unterhäufigen graphitartigen Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe PAHs, die kleinen Ruß-Partikeln ähnlich sind, sind im Kosmos weit verbreitet. Mit ISOPHOT wurden sie in heißen ioni- Bild 5: Obgleich sich Intensität und energiereicher UltraviolettAnteil in der Sternstrahlung um Größenordnungen unterscheiden, erscheinen die charakteristischen Linien der PAHs in hellen Reflexionsnebeln und schwachen Zirruswolken mit vergleichbaren Linienstärkeverhältnissen. Ähnlich sind die Verhältnisse in der Galaxie NGC 891, der ersten Galaxie, die von Rand zu Rand untersucht werden konnte[15]. 14 unter Ultraviolett-Bestrahlung (wie von heißen Sternen) zu biogenen chemischen Substanzen umgewandelt werden [7]. Könnten solche Bausteine, von Meteoriten auf die frühe Erde gebracht, die astrophysikalischen Keimzellen des Lebens sein? Quasare Die Infrarotlücke im Spektrum der Quasare war, bis auf einige Ausnahmen, auch eine Wissenslücke in der Modellvorstellung über diese Aktiven Galaxien [9, 10]. Während der sichtbare und der Radiobereich ein Synchrotronspektrum aufwiesen, blieb Firback 60 2169 1929 1689 50 1449 175 mm 180 mm 1209 NGP 969 40 729 489 Fl [10–10 W cm–2 mm–1 sr –1] 249 09 30 4 sierten Gasnebeln (HII-Regionen), in warmen Reflexionsnebeln und erstmals auch in kalten dünnen Zirruswolken nachgewiesen (Bild 5). Erstmals konnte auch eine ferne Spiralgalaxie, NGC 891, die wir von der Seite sehen, vom einen bis zum anderen äußeren Rand nach PAHs abgetastet werden. Das Ergebnis ist wiederum: Ruß ist überall vorhanden – vom Zentrum zu den fernsten Spiralarmen, und er hat überall Eigenschaften, die denen der PAHs in der Milchstraße sehr ähnlich sind. Auch in Ultraleuchtkräftigen Infrarot-Galaxien (ULIRGs), deren Leuchtkraft die –249 –489 Position Bild 4: Die extragalaktische Hintergrundstrahlung kann durch Zählung der Einzelquellen (oben) oder als integrierte Flächenhelligkeit (unten) studiert werden. Jean Loup Pugets Gruppe hat im FIRBACK-Programm viele Quellen bei 175 µm gefunden, die als die hellsten Einzelquellen etwa ein Zehntel der erwarteten Hintergrundstrahlung aus dem jungen Universum erklären. Kalevi Mattilas Gruppe zählt ebenfalls Einzelquellen und kann diese durch Messungen bei mehreren Wellenlängen von ähnlich aussehenden Zirrusknoten unterscheiden. Zusätzlich soll der integrierte extragalaktische Hintergrund durch eine Abtrennung des schwachen flächenhaften Zirrus mit seiner charakteristischen „Farbe“ bestimmt werden. der Milchstraße um das Zehn- bis Hundertfache übersteigt, wurden die PAH-Linien gefunden [6]. R. Genzel (Garching) und Mitarbeiter haben mit dem Spektrophotometer ISOPHOT-S eine große Zahl von ULIRGs beobachtet und aus den Linienstärken auf die hauptsächliche Energiequelle (Sternentstehung oder Schwarzes Loch) geschlossen. Offenbar sind die PAHs ungewöhnlich stabile Teilchen, die überall im Kosmos gebildet werden und überleben. Wie wichtig diese Kohlenstoffverbindungen sind, zeigen jüngste Ergebnisse aus dem Labor. Dort konnten PAHs in den Eismänteln simulierter kosmischer Staubteilchen –729 20 –969 –1209 –1449 10 –1689 –1929 –2169 0 –2409 5 6 7 8 9 10 11 12 [µm] 5 Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Fv [Jy] PG 0050+124 z = 0.061 Fv [Jy] 33 K 10–2 FR 0234 + 28 z = 1.213 100 10–2 147 K 10–4 10–4 100 102 104 Wellenlänge [mm] Fv [Jy] ISO IRAS andere Messungen Qu asa Ra r mit dio f spe lache ktr m um 100 100 100 102 104 Wellenlänge [mm] 3C 279 z = 0.536 10–2 307 K 61 K 10–4 100 sar a Qu r sa Qua 3C 405 = Cgynus A z = 0.056 Fv [Jy] Fv [Jy] 100 xie ala iog Rad 10–2 147 K 52 K 10–4 102 104 Wellenlänge [mm] 100 3C 48 z = 0.368 10–2 205 K 34 K 10–4 100 102 104 Wellenlänge [mm] 100 102 104 Wellenlänge [mm] 6 Wasser und Eis ISOs Spektrometer haben Wasser an vielen Orten der Milchstraße gefunden. Das verstärkt die Vermutung, dass in der Umgebung vieler Sterne Leben existieren könnte. Das Wassermolekül ist astrophysikalisch wichtig, da seine Abstrahlung zur Kühlung in Sternentstehungsgebieten beiträgt, Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 ohne die der Kollaps von Wolken zu Protosternen aufgehalten würde. Die von Harwit et al. [11] gemessene Entstehungsrate von Wasserdampf nahe einem sehr jungen Stern im Orionnebel ist eindrucksvoll: In jeder halben Stunde entsteht genügend Wasser, um alle Erdozeane zu füllen! Die gewaltigen von dem jungen Stern ausgehenden stellaren Winde heizen das umgebende interstellare Medium so auf, dass sich aller freier Sauerstoff mit dem allgegenwärtigen Wasserstoff zu Wasserdampf verbindet. Auch gefrorenes Wasser wurde mit ISO in vielen Sternentstehungsgebieten nachgewiesen. Es befindet sich als Mantel auf den interstellaren Staubteilchen, die in dichten Wolken gut von der Strahlung junger Sterne abgeschirmt sind. Weiterhin findet sich in solchen Molekülwolken das als Gas häufige Kohlenmonoxyd auch in fester Form als CO-Eis. Entdeckt wurde mit ISOPHOT-S und dem Kurzwellenspektrometer SWS auch Kohlendioxyd-Eis („Trockeneis“, Bild 7). Das ist erstaunlich, da CO2 als Gas 10 Sv [Jy] unklar, wie der Infrarotbereich zu überbrücken sei. Mit ISO konnte gezeigt werden, dass die meisten (und vermutlich alle) Quasare starke Infrarot-Strahler sind. Das Maximum im Infraroten wird verursacht durch die Abstrahlung von warmem und kaltem Staub. Im gängigen Modell der Aktiven Galaxien wird dieser Staub in einem Materie-Wulst (Torus), der die Akkretionsscheibe um das zentrale Schwarze Loch umgibt, aufgeheizt (Bild 6). Auffällig ist die Ähnlichkeit des Quasarspektrums 3C48 mit dem der klassischen Radiogalaxie CygA. Sind alle Radiogalaxien eigentlich Quasare? Bild 6: In den Zentren der Quasare vermuten wir als Energieerzeuger Schwarze Löcher, umgeben von Akkretionsscheiben und einem Staubtorus. In den polaren Ausströmungen wird in starken Magnetfeldern stark polarisierte Synchrotronstrahlung erzeugt, die vor allem im Radiobereich beobachtet wird (radiolaute Quasare). Radioleise Quasare haben nur schwache Magnetfelder. ISOPHOT-Beobachtungen zeigen an vielen Quasaren intensive Infrarotstrahlung: Beim „seitlichen“ Blick ist dem Synchrotronspektrum (gestrichelt) ein Staubemissions-Maximum vom Torus überlagert. In Polrichtung ist die Synchrotronstrahlung besonders intensiv (dopplerverstärkt) und überwiegt eine darunter vermutete Staubemission [9]. 1 0.1 2 4 6 8 10 Wellenlänge [mm] 12 7 kaum vorhanden ist. Durch welche Vorgänge ist aus den wahrscheinlich ursprünglich vorhandenen CO-Eismänteln CO2-Eis entstanden? Laboruntersuchungen deuten an, dass Ultraviolett-Strahlung der Sterne oder die kosmische Strahlung über komplizierte chemische Schnitte (Formaldehyd?) diese Umwandlungen bewirken können [12, 13]. Dabei muss sich der Vorgang bei extremer Kälte abspielen, da die Sublimationstemperaturen der Kohlenstoff-Eise unter -250 °C liegen. Bild 7: Ein von den Astronomen um Th. Henning mit ISOPHOT-S gemessenes Spektrum aus dem Chamäleon-DunkelwolkenKomplex, in dem zahlreiche junge Sterne geringer und mittlerer Masse aufzufinden sind. Der Infrarotnebel Cha IRN um eines dieser Objekte zeigt starke Absorptionslinien von interstellarem H2O-Eis (3.1 µm), CO2-Eis (4.27 µm), möglicherweise auch NH3-Eis (9 µm) [13]. 15 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r Bild 8: Die Andromeda-Galaxie M31 kartographiert mit ISOPHOT bei einer Wellenlänge von 175 µm. Eine klassische Spiralstruktur ist nicht erkennbar. Der konzentrische Ring mit einem Durchmesser von 20 kpc (Å 100 arc min) enthält Staub mit einer Farbtemperatur von 16 K, der durch erhöhte Sternentstehung dort erwärmt wird. Der Kern von M31 erscheint schwach, da mit T ~ 30 K vergleichsweise warm. Rechts oben die 175-µm-Karte als Draufsicht projiziert [8]. Bild 9: Bild der AndromedaGalaxie zusammengesetzt aus Streifenkarten der ISOPHOT-Zufallsdurchmusterung bei 175 µm. Der helle Sternentstehungsring ist deutlich erkennbar, wie ein Vergleich mit Bild 8 zeigt. Das Bild vermittelt einen Eindruck vom Grad der Himmelsüberdeckung durch die Zufallsdurchmusterung in einem häufiger überfahrenen Gebiet (O. Krause, MPIA). Zufallsdurchmusterung Bei Schwenks von einem Beobachtungsobjekt zum nächsten fährt das Teleskop am Himmel eine unvorhersehbare gekrümmte Spur ab, um aus thermischen Gründen „verbotene Zonen“ (Sonne, Erde, …) zu vermeiden. Da auch die Geschwindigkeit längs des Schwenks ungleichförmig ist, zählen die Schwenk-Zeiten zum unvermeidbaren Verlust einer Mission. Nicht so bei ISO. Hier erzeugte während des Schwenks die FerninfrarotKamera ISOPHOT-C200 im neuen Wellenlängenbereich um 175 µm eine „Streifenkarte“ am Himmel. Die während der gesamten Mission erhaltenen drei Bogenminuten breiten Streifenkarten ergeben aneinandergereiht eine Länge von 150 000°. 9 Die Streifen liegen kreuz und quer über dem Himmel und dort besonders dicht, wo beliebte Objekte sind (Magellansche Wolken, Eichquellen, …, Bild 9). Besonders interessant sind Objekte, die bei 175 µm ungewöhnlich hell sind, also sehr viel kalten Staub enthalten. Und das ist fast die Hälfte aller Galaxien aus dem ersten großen Durchmusterungskatalog! Ein Beispiel zeigt Bild 10, hier wird die hohe Ferninfrarotleuchtkraft vermutlich durch eine vorübergehend hohe Sternentstehungsrate und Staubaufwärmung durch die Wechselwirkung zweier eng benachbarter Galaxien erzeugt. Mit der 16 Zufallsdurchmusterung von ISOPHOT und weiteren ISO-Instrumenten, ist der Zeitausnutzungsgrad der Mission auf über 95 % gesteigert worden. „Ausbeute über 100 %“ Mit dem Verdampfen des letzten Tropfens Heliums wurden durch erhöhtes Rauschen und die Untergrundstrahlung des wärmer werdenden Teleskops schlagartig fast alle Sensoren in ISO blind. Mit dem Spektrometer SWS konnten allerdings noch für einige Wochen Sternspektren im nahen IR gewonnen werden. In den Wochen nach dem HeliumEnde wurden von der ESA auch umfangreiche Versuche an Untersystemen des Satelliten durchgeführt. Dafür war ISO hervorragend geeignet, denn nichts war während der Mission ausgefallen. Diese unerwartete Nutzung nach dem HeliumEnde, die Zufalls- und Parallel-Durchmusterungen und die 11-monatige Missionsverlängerung dank sparsamstem Heliumverbrauch haben in den Worten des Wissenschaftsdirektors der ESA, Dr. Roger Bonnet: „… bei der ISO-Mission eine Ausbeute von über 100 % ergeben.“ Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Vo n A n w e n d e r n f ü r A n w e n d e r bequem: Nach Eingabe von Objektnamen (M31, …) oder Koordinaten (a, d) erscheint eine Aufstellung über die mit verschiedenen Instrumenten an diesem Objekt erhaltenen Daten. Kleine Farbbilder erlauben einen schnellen Überblick über alle Karten und Spektren. So lassen sich ergänzende Informationen aus dem Infraroten zu vielen Forschungsprojekten in anderen Spektralbereichen am gleichen Objekt gewinnen. Genutzt wird das Archiv sicher auch für die Vergrößerung der Objektanzahl bei ISO-Beobachtungen zu statistisch aussagekräftigen Mengen. Beispielsweise lassen sich die Quasar-Messungen aller Beobachter zusammenfassen oder die Bilder der nächsten großen Galaxien im Lichte ihrer kältesten Materie gewinnen. Interessiert? Dann rufen Sie die ISO-Web-Seite auf: http://www.iso.vilspa.esa.es. Viel Vergnügen! Literatur [1] Lemke, D., et al.: Astron. Astrophys. 315, L 64 (1996). [2] Lemke, D., et al.: Cryogenics Vol. 33, No. 4 (1993). [3] Abraham, P., et al.: Astron. & Astroph. 338. No. 1, 91 - 96 (1998). [4] Stickel, M., et al.: Astron. Astroph. 329, 55- 60 (1997). [5] Dole, H., et al.: Proceedings of Conference „The Universe as seen by ISO“. ESA-SP-427, S. 1031 (1999). [6] Lutz, D., et al.: Astrophys. J. 505, L 103 (1998). [7] Bernstein, M. P., et al.: Science 238, 1135 (1999). [8] Haas, M., et al.: Astron. Astroph. 338, No. 1, L 33 (1998). [9] Haas, M., et al.: Astrophys. J. 503, L 109 (1998). [10] Klaas, U., et al.: Astrophys. J., 512, 157 (1999). [11] Harwit, M., et al.: Astrophys. J. 497, L 105 (1998). [12] Gürtler, J., et al.: Astron. & Astrophys. 315, L 189 (1996). [13] Gürtler, J., et al.: Astron. Astroph. Im Druck (1999). [14] Abraham, P., et al.: Proceedings of Conference „The Universe as seen by ISO“. ESA-SP-427, S. 145 (1999). [15] Mattila, K., et al.: Astron. Astroph. 342, 643 - 654 (1999). [16] Stickel, M., et al.: Astron. Astroph. 336, 116 - 122 (1998). Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse der ISO-Mission vom gleichen Autor erschien in „Sterne und Weltraum“, Zeitschrift für Astronomie, in den Ausgaben 9 und 10, 1999. 8 Weiter beobachten – im ISO-Archiv ! Seit Anfang 1999 ist das Datenarchiv im ESA-Bodenobservatorium Villafranca bei Madrid geöffnet. Im Juli, also gut ein Jahr nach dem Missionsende, war auch die einjährige Schutzzeit für die letzten Garantie-Zeit-Beobachtungen vorbei. Damit hat jeder Astronom weltweit über das Internet freien Zugang zu allen Daten. Im Archiv findet er die mit AnalyseProgrammen („Pipeline“) erzeugten Daten-Produkte wie Spektren und Karten bei verschiedenen Wellenlängen. Die Abfrage im Archiv ist Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 30” 10 Bild 10: Beispiel einer Quelle, die in der Zufallsdurchmusterung als ungewöhnlich hell bei 175 µm entdeckt wurde. Das optische Bild (PSS) zeigt ein Paar verschmelzender (?) Galaxien. Diese Wechselwirkung hat vermutlich eine erhöhte Sternentstehungsrate ausgelöst [16]. 17 Kultur und Wissenschaft Sonne und Wahrheit frei nach Goethe Lutz Wenke, Friedrich Zöllner, Manfred Tettweiler, Hans-Joachim Teske Prof. Dr. Lutz Wenke ist Dekan der PhysikalischAstronomischen Fakultät an der Friedrich-SchillerUniversität Jena, Max-Wien-Platz 1, 07743 Jena. Dr. Friedrich Zöllner und Manfred Tettweiler sind Mitarbeiter des Instituts für Angewandte Optik. Hans-Joachim Teske leitet bei Carl Zeiss das Geschäftsfeld Astronomische Geräte. Weimar 1999 – Kulturstadt Europas 1999. Zu den zahlreichen Jubiläen des ereignisreichen Kulturstadtjahres gehörte auch der 250. Geburtstag Johann Wolfgang von Goethes. Einen Einblick in sein Leben und Schaffen sowie das seiner Zeitgenossen gibt das Goethe-Nationalmuseum am Frauenplan mit dem Wohnhaus des Dichters und dem Goethe-Museum, das nach der baulichen und inhaltlichen Umgestaltung seit Frühjahr 1999 wieder geöffnet ist. Die neue Ständige Ausstellung ist keine herkömmliche Goethe-Schau mehr. Präsentiert wird – unter der symbolischen Überschrift „Wiederholte Spiegelungen“ – eine Exposition, die der Weimarer Klassik im Ganzen gilt und sie facettenreich als zeitgeschichtliches Phänomen in seinen Ursachen und Wirkungen beschreibt. Der „Newtonsche Poltergeist“ Goethe betrachtet bei Tageslicht („Freunde flieht die dunkle Kammer, wo man euch das Licht verzwickt …“ [Xenien 6. Buch]) einen breiten weißen Papierstreifen auf schwarzem Grund durch ein Prisma und beobachtet die sogenannten Kantenspektren, die farbigen Säume an den Grenzen zwischen Weiß und Schwarz. Dieser Grundversuch spielt bei ihm eine so große Rolle, dass man sagen kann, bei Goethe seien die Kanten- farben, bei Newton die Spektralfarben die elementaren Bausteine der Farbentheorie. Newtons Deutung des Prismenexperiments beschreibt das „weiße“ Licht der Sonne als aus Strahlen unterschiedlicher Brechbarkeit zusammengesetzt, die durch Richtungsauffächerung spezifische Farbempfindungen im Auge hervorrufen. Goethe hingegen bestreitet die Heterogenität des weißen Lichts. Für ihn ist es„…das einfachste, unzerlegteste, homogenste Wesen, das wir kennen. Es ist nicht zusammengesetzt – am allerwenigsten aus farbigen Lichtern.“ Eine eindrucksvolle technische Installation wird die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich ziehen, wenn sie an sonnigen Tagen das Foyer des neugestalteten Museumsbaus betreten. Die lichtstarke Projektion des Sonnenspektrums mit einem Prismenspektralapparat erinnert daran, Freunde flieht die dunkle Kammer, wo man euch das Licht verzwickt… Bild 1: Goethe-Nationalmuseum am Frauenplan in Weimar. 18 dass sich Goethe über lange Abschnitte seines Lebens mit dem Licht und der Farbenlehre beschäftigt hat. Insbesondere wird die Verbindung zu seinen Versuchen am Prisma und zu seinen Auseinandersetzungen mit Newton hergestellt. Die technische Installation wurde im Institut für Angewandte Optik der Friedrich-SchillerUniversität Jena und bei Carl Zeiss speziell für diesen Zweck entwickelt und gebaut. Die finanziellen Mittel stellten die Unternehmen Carl Zeiss, Oberkochen, und SCHOTT GLAS, Mainz zur Verfügung. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Kultur und Wissenschaft Das Prismenexperiment steht im Zentrum der Goetheschen Kritik an der Methode Newtons, der er im Rahmen seiner 1810 erschienenen Farbenlehre einen umfangreichen polemischen Teil widmet und in dem er den einseitigen Newtonschen Poltergeist auf immer verscheuchen wollte. Physikalischen Überprüfungen kann die Kritik an Newton nicht standhalten. Sie rief bereits Widerspruch unter Goethes Zeitgenossen hervor. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Ohne Sonne geht’s auch heute nicht Zentraler Teil der neuen optischen Installation ist ein Heliostat, also ein der Sonne rechnergesteuert exakt nachgeführter Spiegel auf dem Dach des Museums. Goethe konnte noch nicht über eine solche Vorrichtung verfügen und schreibt in seiner Farbenlehre: „Die objektiven Versuche verlangen hingegen notwendig den Sonnenschein, der, wenn er sich auch einstellt, nicht immer den wünschenswerten Bezug auf den ihm entgegengestellten Apparat haben kann. Bald steht die Sonne zu hoch, bald zu tief, und doch auch nur kurze Zeit in dem Meridian des am besten gelegenen Zimmers. Unter dem Beobachten weicht sie; man muss mit dem Apparat nachrücken,….“ (Zur Farbenlehre; Didaktischer Teil § 303). Das Sonnenlicht wird dann von diesem Heliostaten über einen Umlenkspiegel durch das ovale Fenster der Glaskuppel in das Treppenhaus reflektiert (Bilder 3 und 4). Dort ist ein speziell gefertigtes achromatisches Objektiv von etwa 2 m Brennweite und 40 cm Durchmesser aufgehängt, das die Sonnenscheibe auf den Spalt eines Spektralapparates abbildet. Die große Öffnung dieses Objektivs sorgt dafür, dass von den ca. 1 Kilowatt Lichtleistung, die unser Stern bei günstigen Bedingungen ständig pro Quadratmeter liefert, etwa 10 % ausgenutzt werden können. Der Spektralapparat selbst setzt sich zusammen aus besagtem Spalt, einem Objektiv, das diesen Spalt auf einen Projektionsschirm abbildet, und zwei Prismen (Bild 5). Die Prismen bestehen aus Schwerflint, einer Glassorte, die sowohl eine hohe Brechkraft aufweist wie auch eine große Richtungsauffächerung der einzelnen Wellenlängen (Dispersion) zeigt. Der Spektralapparat hängt unter dem großen Objektiv in der Mitte des Treppenauges (Bild 4). Das Spektrum wird auf einer Projektionsfläche von 2 m x 0,4 m dargeboten (Bild 5). Diese Fläche trägt eine besondere Beschichtung, so dass bei Sonnenschein, „der einem nordi- Bilder 2a bis 2c: Blick ins neue Goethe-Museum, das mit seiner Exposition zur Weimarer Klassik ein Panorama der Literatur, Politik und Kunst zwischen 1750 und 1840 bietet. 2a: Luise, Königin von Preußen, geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (1776 – 1810). 2b: Anatomische Präparate aus der Sammlung J. W. von Goethe. 2c: Vitrine mit dem Sammelband „Über Licht und Farben 2.“ 1767 – 1792. 19 Kultur und Wissenschaft Bild 3: Optischer Strahlengang zur Projektion des Sonnenspektrums. Ablenkspiegel D = 600 mm Heliostat-Spiegel D = 800 mm Tessar® 1:4,5 f = 210 mm Fraunhofer-Objektiv D = 400 mm, f = 2000 mm 90° Prisma Quarzglas variabler Spalt horizontal und vertikal 15 – 20 mm Bild 4: Achromatisches Objektiv und Spektralapparat im Treppenhaus des Goethe-Museums (Blick nach oben). 20 2 Dispersionsprismen Kantenlänge 60 mm Schwerflint SF10 Plankonvexlinse f 588 nm = 153,32 mm Öffnung D = 30 mm Quarzglas schen Beobachter überhaupt nicht reichlich gewogen ist“, eine brillante Farberscheinung wahrgenommen werden kann, die jedoch kein Kantenspektrum ist, wie es Goethe vielleicht besser gefallen hätte. Um dieses Kantenspektrum darzustellen, hätte man mit weit geöffnetem Spalt arbeiten müssen. Die wohl einschneidendste Randbedingung bei Planung und Aufbau der Projektionseinrichtung bestand darin, dass aus Kostengründen für Heliostat- und Umlenkspiegel nur solche verwendet werden konnten, die für die architektonische Nutzung von Tages- und Sonnenlicht, nicht aber für die Sonnenbeobachtung hergestellt waren. Die Spiegel bestehen aus Floatglas, sind von hinten verspiegelt und lackiert. Interferometrische Messungen (Bild 6) ergaben PV-Werte von mehr als 250 µm auf einem Durchmesser von 800 mm. Durch spezielle Aufspanntechniken auf einen Stahlträger konnten diese Oberflächendeformationen soweit reduziert werden, dass die Abbildungsfehler der Sonnenscheibe auf dem Spalt des Spektrografen ein tolerierbares Maß erreichten. Das sichtbare Dispersionsspektrum ist für alle praktisch benutzten Prismenmaterialien (besonders für das hier benutzte Schwerflintglas) im Violetten und Blauen sehr auseinandergezogen, im Roten dagegen zusammengedrängt, da die Materialdisper- sion dieser Stoffe im Sichtbaren mit wachsender Wellenlänge (zum Roten hin) abnimmt. Übrigens sind die von Wollaston und Fraunhofer (seit 1802) entdeckten dunklen Linien im Sonnenspektrum, die durch Absorption in der Atmosphäre von Sonne und Erde entstehen, nicht zu beobachten. Dazu müßte der Spalt des Spektralapparates sehr schmal eingestellt werden, was jedoch die Beleuchtungsstärke wesentlich herabsetzen und eine wirklich „dunkle Kammer“ nötig machen würde. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Kultur und Wissenschaft schwarzem Papier durch ein Prisma, wie Goethe in seinem Didaktischen Teil der Farbenlehre es beschreibt, so beobachtet man das in Bild 7 dargestellte Kantenspektrum. Goethe erklärt diese Kantenspektren durch die Verschiebung, die die Gegenstände durch das Prisma gegenüber ihrem wirklichen Ort erfahren. Das Bild werde nicht vollständig verschoben, sondern es widersetze sich gewissermaßen der Verschiebung. Dadurch entsteht nach Goethe ein „Nebenbild“, das dem eigentlichen etwas vorauseilt. Wenn man das helle Rechteck durch ein Prisma betrachtet, wird es durch Brechung nach links verschoben. Das helle Nebenbild schiebt sich über das dunkle Papier. Hell über Dunkel erzeugt nach Goethe Blau, bei stärkerer Wirkung der Finsternis wird daraus Violett. Rechts schiebt sich das Bild der dunklen Fläche über das zurückbleibende helle „Hauptbild“. Dunkles über Hellem erzeugt Gelb. So entsteht nach Goethe der gelbe Saum. Wo das Dunkle noch wirksamer ist, steigert sich das Gelb zum Rot. Die Farben Grün und Purpur nannte Goethe eine „Komplikation“ Bild 5: Das auf eine speziell beschichtete Fläche projizierte Sonnenspektrum. Bei einem nicht zu breiten Spalt, wie er in dem hier aufgebauten Spektralapparat verwendet wird, bildet das Objektiv auf dem Projektionsschirm ein nahezu monochromatisches Spaltbild neben dem anderen ab, so dass in Summe ein relativ reines Spektrum entstehen kann. Die Goetheschen Kantenspektren Zieht man den Spalt im Spektralapparat sehr weit auf oder betrachtet einen breiten weißen Streifen auf Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Hintergrund: J. W. von Goethe nach einem Ölgemälde von Ferdinand Jagemann, 1806. 21 Kultur und Wissenschaft bungen sind vom Standpunkt der physikalischen Optik nicht haltbar. Die Deutung der Kantenspektren erschließt sich bei breitem Spalt durch die Überdeckung der einfarbigen Spaltbilder, wie dies in Bild 7b gezeigt ist. Der Übersichtlichkeit halber sind die Spaltbilder der einzelnen Farben übereinander gezeichnet. Deutlich ist rechts (bei der 1 beginnend) das rote Kantenspektrum ausgebildet, weil dort Rot und Gelb voll vertreten sind. An der linken Seite der Zeichnung zeigt sich das blaue Kantenspektrum (bei 1’ und 2’). An der Stelle, die mit 4 bezeichnet ist, Bild 6: Interferometrische Prüfung der Spiegel für die Projektion des Sonnenspektrums an der Friedrich-SchillerUniversität Jena. Bild 7a: An einem breiten Spalt erzeugtes Kantenspektrum. 7b: Zur Erklärung des Kantenspektrums. 8a 7a Bild 8a: Goethes Beobachtungen des Sonnenspektrums am „negativen Spalt“. 8b: Zur Erklärung des Kantenspektrums am negativen Spalt. 0’ 1’ 2’ 3’ 4 3 Aufnahmen 1, 4 und 5: Peter Michaelis. Aufnahmen 2 und Hintergrundbild Seiten 20/21: Stiftung Weimarer Klassik, Sigrid Geske. Aufnahme 6: FSU Jena. Literatur [1] Buchwald, E.: Fünf Kapitel Farbenlehre, Mosbach/Baden 1955. 22 2 1 0 7b der farbigen Ränder. Wenn ein heller Gegenstand auf dunklem Grund sehr schmal ist, schieben sich die gegenüberliegenden gelben und blauen Ränder ineinander. Ihre Mischung ergibt Grün. Bei einem schmalen, dunklen Gegenstand auf hellem Grund überlappen sich die violetten und roten Ränder. Es entsteht Purpur. Die Erklärung der Kantenspektren durch Haupt- und Nebenbilder und deren Widerstand gegen Verschie- 0’ 1’ 2’ 3’ 4 3 2 1 0 8b sind alle Farben vorhanden und ergeben Weiß. Eigentümlich sind Goethes Beobachtungen am „negativen Spalt“ (Bild 8a): Man betrachtet hier im Gegensatz zu oben einen breiten schwarzen Streifen auf weißem Grund durch das Prisma. So erkennt man ein unübliches „umgekehrtes Spektrum“, bei dem jeweils die Komplementärfarben des oben beschriebenen Kantenspektrums er- scheinen. Die Entstehung dieses „umgekehrten Spektrums“ kann man sich an Bild 8b klarmachen. Jetzt ist von oben beginnend ein dunkles Feld inmitten roter Seiten einzuzeichnen und Entsprechendes bei den anderen Teilbildern. Der Untergrund bei 0 und 0’, der früher schwarz war, ist nun weiß, weil hier alle Farben vertreten sind. Die Mitte bei 4, die früher weiß war, ist nun schwarz, weil hier alle Farben fehlen. Links verläuft nach außen Rot (3’), Gelbrot (2’) und Gelb (1’). Rechts nach außen ist Violett (3), Blau (2) und Blaugrün (1) zu erkennen. Als „Elemente“ zwischen Weiß und Weiß von rechts nach links zählt Goethe auf: Blau, Blaurot, Schwarzes, Gelbrot, Gelb (Farbenlehre; Didaktischer Teil § 246) entsprechend den hier mit 2, 3, 4, 2’, 1’ gekennzeichneten Stellen. Wenn nun der normale Spalt oder der weiße Streifen immer schmaler werden, so nähert man sich dem üblichen prismatischen Spektrum, bei dem in der Mitte statt Weiß das Grün auftritt. Wird der „negative Spalt“ oder der schwarze Streifen immer schmaler, überlagern sich bei 4, wie aus der Abbildung zu erkennen ist, rotes und violettes Spektralende zu einem Purpur, dem zu Grün Komplementären. Die Farbfolge lautet also bei schmalem schwarzen Streifen (negativem Spalt): Weiß, Gelb, Orange, Rot, Purpur, Violett, Blau, Blaugrün, Weiß. „Die edlen physischen Widersacher“, schreibt Goethe am 13. März 1822 an Zelter, „kommen mir vor wie katholische Pfaffen, die einen Protestanten aus dem tridentinischen Konzil widerlegen wollten“. Die Gegner Goethes haben für die Beurteilung und Verurteilung der Farbenlehre immer die physikalische Methode angewendet. Gerade diese Methode lehnte Goethe ab und ersetzte sie durch eine ästhetische. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Augenblicke Das war Sofi ‘99 Bild 1: In einem etwa 100 km breiten Streifen in Süddeutschland verdunkelte der Mond die Sonne total – für maximal zwei Minuten und 17 Sekunden. Am 11. August 1999 blickten in den Mittagsstunden Millionen von Menschen erwartungsvoll zum Himmel: In einem etwa 100 km breiten Streifen von Südengland bis nach Indien war eine totale Sonnenfinsternis zu beobachten – in Deutschland die einzige dieses Jahrhunderts. Doch nur die Zuschauer an einigen wenigen Orten konnten erleben, wie die Korona um die vom Mond verdeckte Sonne für etwa zwei Minuten sichtbar wurde. Viele Erwartungen wurden enttäuscht, das Schauspiel blieb vielfach hinter dichten Wolken verborgen. Augen-Blick ohne Risiko Generell war beim Blick zur Sonne Vorsicht geboten. Da das Naturereignis buchstäblich „ins Auge“ gehen konnte, wurde über die öffentlichen Medien an die Beobachter appelliert, für „geschützte AugenBlicke“ zu sorgen. Spezielle SonnenSicht-Brillen, die die schädliche Strahlung um den Faktor von 1 : 100.000 reduzieren und damit einen sicheren Blick in die Sonne gestatten, schirmen sowohl das schädigende UVund Infrarot-Licht als auch das sichtbare, blendende Licht ab. Insgesamt wurden 18 Millionen dieser Sonnenbrillen auf den Markt gebracht, davon ca. 5 Millionen von Carl Zeiss über den Optik-Fachhandel vertrieben oder direkt verteilt. Fernsehbilder mit Teleskop-Optik von Carl Zeiss Die Sternwarte Welzheim im Schwäbisch-Fränkischen Wald, die Beobachtungsstation des Carl-ZeissPlanetariums Stuttgart, erhielt rechtzeitig ein neues Spezialteleskop mit zentraler Optik von Carl Zeiss. Die erste Aufgabe dieses Instrumentes war die Unterstützung der astrophysikalischen Aktivitäten bei der letzten Sonnenfinsternis dieses Jahrtausends in Deutschland. Teleskop und Kuppel wurden von der Firma Baader Planetarium aus Mammendorf bei München aufgebaut und ausführlich getestet. Das Herz der Anlage, ein 150-mm-APQ-Objektiv von Carl Zeiss mit der Brennweite von 1200 mm liefert scharfe, detailreiche und farbkorrigierte Bilder von der Sonne. Zahlreiche Zusatzausrüstungen in der eigens installierten 5-m-Kuppel gestatten Aufnahmen von Sonnenaktivitäten, wie z.B. Flecken, Protuberanzen oder Fackeln. Zur Totalitätszeit war der Himmel über Welzheim gerade nur dünn bewölkt. So ließ sich während der totalen Sonnenfinsternis das Geschehen in der Sonnenkorona sehr gut beobachten. Aufnahmen von diesem Teleskop übertrugen deutsche und europäische Fernsehprogramme live. Außerdem bot der Südwestrundfunk per Live-Stream die Bilder, die mit dem Sonnenteleskop von der Sternwarte in Welzheim aufgenommen wurden, im Internet an. Das nächste Mal in Afrika Die totale Sonnenfinsternis war trotz ungünstiger Witterungsbedingungen ein großes Ereignis. Die nächste totale Verfinsterung der Sonne wird in diesen spektakulären Ausmaßen am 21.Juni 2001 in Afrika zu erleben sein. In Deutschland muss man darauf bis zum 3. September 2081 warten. Aufnahme der Korona: Ulrich Görze, Mitarbeiter von Carl Zeiss, Oberkochen. Bild 2: Mit Schutzbrillen von Carl Zeiss betrachten Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (oben) und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse in Oberpfaffenhofen bei München die Sonnenfinsternis. Foto: dpa. Augenblicke Zeig’ mir Deine Brille und ich sage Dir, wer Du bist Guenter Möller Guenter Möller hat diese Arbeit vor einem Jahr mit d…c brand & design consultants, Frankfurt, durchgeführt. Er ist jetzt Geschäftsführer bei brandware partners Ltd., London und Frankfurt am Main, einer Beratungsgesellschaft, die sich auf strategische Produkt- und Markenplanung spezialisiert hat. Auf der Basis von umfangreichen Produkt-, Design- und Marktanalysen hat Carl Zeiss eine Positionierungsstrategie für Brillenfassungen entworfen und diese in neue Kollektionen umgesetzt. Bei der Entwicklung der Designsprache für die neuen Fassungskollektionen setzte sich Zeiss auch mit den stilistischen Vorlieben und ästhetischen Zugangsmotiven für Brillenfassungen auseinander. Einige interessante Ergebnisse seien hier kurz vorgestellt. Die Auswertung von Marktbeobachtungen zeigt, dass die „Typgerechtheit“ als das zentrale und verbindende Motiv aller Käufer von Korrektionsfassungen und Sonnenbrillen gesehen werden kann – noch vor den Attributen Mode, Design, Tragekomfort und Preis. Hinter diesem zentralen Motiv liegen sowohl ein „Designers by Zeiss“, die erste: Continuum, Mailand. „Designers by Zeiss“ – das ist ein spannender, immer wieder neuer Teil der Kollektion „Zeiss. High End Eyewear.“ Hier interpretieren international renommierte Designer das Thema Zukunft. Ohne Schnörkel, ohne Dekoration, aber mit viel Überraschung. In der ersten Kollektion zeigt Continuum, Mailand, seine Vision der Brillenfassung. Das Motto ist gleichzeitig das FirmenCredo: „Design ist eine Funktion, die das Objekt vereinfacht und den Nutzen des Produktes hervorhebt.“ So arbeiten die kleinen, hochspezialisierten Teams nicht nur beim Produktdesign. Die Maxime gilt auch für Einrichtungskonzepte und in der strategischen Produktplanung. Für die entstandenen Brillenfassungen heißt das: Werkstoffe wie Monel, Neusilber oder Aluminium werden möglichst materialauthentisch eingesetzt, so dass ihre natürliche Struktur und Beschaffenheit hervortritt. Diese reduzierten Elemente sollen nie vordergründig dekorieren: Das durch Material oder Verarbeitung abgesetzte Gelenk etwa wird in seiner tragenden Funktion betont. Denn für Continuum ist Design mehr als die Bestimmung der äußeren Form: Es ist „Schnittstelle zwischen Technologie und Mensch“. 24 Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Augenblicke Denken in „Leitbildern“ als auch „kollektive“ ästhetische Orientierungen. Diese grundsätzlichen Zusammenhänge zwischen archetypischen Grundformen (u.a. rechteckige Doppelstegbrille, Pantonformen, Ovalund Kreisformen) sowie ästhetischen Orientierungen bei den Brillenträgern zu verstehen, war ein weiterer Schritt in der Entwicklung und Gestaltung der neuen Zeiss Brillenästhetik, die in der nun vorliegenden ersten Kollektion „Zeiss. High End Eyewear.“ zum Ausdruck gebracht wird. Typgerechtheit und Leitbilder „Typgerecht“ heißt, dass der eigene Typ, die eigene Wirkung der gegebenen Gesichtsform durch die spezifische gestalterische Ausprägung einer Brille beeinflusst werden kann. Die Akzeptanz oder auch Ablehnung einer Brillenform beruht nun auf dem Abgleichen des durch die Brille erzeugten „Ausdrucks“ mit dem persönlichen Wunsch- bzw. Leitbild. Das Leitbild ist die Vorstellung einer als erstrebenswert geltenden Lebenswelt, eines Lebensstiles bzw. einer Alltagsästhetik. Diese dient zur Orientierung für das persönliche Handeln und Entscheiden. Was uns gefällt, wird durch Erziehungs- und Erfahrungswerte, Zeitgeisterscheinungen und unsere allgemeine Umwelt geprägt. In der Auseinandersetzung mit derartigen Erfahrungen kam die Frage nach einer möglichen Typologisierung von „Leitbildern“ auf, d.h. nach möglichst homogenen Gruppen von Brillenträgern, die sich in ihren stilistischen Haltungen relativ gleichen. Und in der Tat lassen sich bei einer nähe- ren Beobachtung stilistischer Gemeinsamkeiten grundlegende Leitbilder identifizieren. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit und empirisch exakte Absicherung zu erheben, wurden fünf „Leitbilder“ ermittelt und in Form von Collagen visualisiert. Sie können als ein Ordnungsraster für Referenzästhetiken und Wahrnehmungspräferenzen im Brillenmarkt benutzt werden. Die Grundgedanken einer derartigen Marktbetrachtung der Bedürfnisse der Endverbraucher sind die logische Weiterentwicklung der bisherigen Zielgruppenbeschreibungen. Der Kopf der Kollektionen: Hannes Wettstein, Mitgründer und Partner von 9D Design, Zürich, vielfacher Preisträger und Professor an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Sein Vorgehen erklärt der Designer Hannes Wettstein mit einer Metapher. „Ich treffe einen Ägypter. Er spricht nicht Deutsch oder Englisch, und ich spreche nicht Arabisch. Also müssen wir versuchen, uns etwa mit Gesten zu verständigen. So kann eine völlig neue Sprache entstehen, die auch überraschende Lösungen bietet.“ Die kleine Geschichte zeigt, dass für den Schöpfer von „Zeiss. High End Eyewear.“ Design mehr ist als Form und Stil. Wettstein geht den Dingen und ihrer Funktion auf den Grund. Und das bedeutet einen intensiven Dialog – mit dem Auftraggeber und mit dem potentiellen Anwender. So ging der renommierte Schweizer Designer zum Beispiel auch bei „Metro“ vor, dem mittlerweile berühmten Niedervolt-Beleuchtungssystem. Die Idee war ebenso einfach wie genial: Licht wird nach dem Vorbild der Seilbahn durch ein Seilsystem transportiert. Auch für „Zeiss. High End Eyewear.“ wollte der „Meister des verdrehten Denkens“ (so seine Studenten) nicht die Form der Brille neu erfinden. Sein Interesse galt der Funktion der einzelnen Bestandteile. Wenn das Ergebnis seiner Analyse schließlich doch neue Formen zeigt, dann ist das – Design by Hannes Wettstein. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 25 Augenblicke „Die Spezialisten“ Es gibt sie noch, die Doppelstegbrille. Durch ihre geometrische Grundformenpräsenz und einer kompakten Strukturierung betont diese Brille „Wissen“ und entspricht darüber hinaus seit Jahrzehnten dem „ästhetischen Ideal“ vor allem älterer Technokraten, Ingenieure, Wissenschaftler, und – je nach Ressort – auch älterer Politiker (siehe „Die Diplomaten“).Verbindende Leitattribute dieser Brillenträger, deren Leitbildbedeutung auch in den nächsten Jahren stabil bleiben wird, sind der Wunsch nach Struktur, Präzision, Kontrolle und Analyse. „Die Einfühlsamen“ Sollen die Brillen der Macher vor allem fachliche Kompetenz und Weitsicht verkörpern, so suchen die „Einfühlsamen“ in ihrer Brille verstärkt den Ausdruck nach sozialem Engagement, Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Häufig anzutreffen ist dieser Vertreter in sozialen bzw. medizinischen Berufen, kann er doch dort die Leitattribute „beraten“, „helfen“, „erziehen“ und „schützen“ glaubwürdig ausleben. Typisch für die Gestaltung derartiger Brillen sind die Stilmerkmale „Oval“, „Rundeck“ und „rund“. Archetypische Formen, die – umgesetzt in häufig warm und vermittelnd wirkenden Materialien (Acetat, Horn) und Farben (Havanna- und Erdtöne) – deutlich im aktuellen Retrotrend liegen. „Die Macher“ Transparenz, Leichtigkeit, Klarheit, dass sind die wesentlichen Stilmerkmale der Brillen, die von den sogenannten „Machern“ bevorzugt werden. Die Konnotation des Wortes „Macher“ verweist auf Leitattribute wie „überblicken”, „dominieren“, „führen“ und „erneuern“. Vor allem im Top-Management fühlen sich die „Macher“ zu Hause. Mit „Macht“ ausgestattet, muss die Brille die dringend benötigte – und nicht immer vorauszusetzende – fachliche und soziale Kompetenz des Stelleninhabers verstärkt zum Ausdruck bringen. Eine Spezies, deren Leitbildbedeutung nicht nur für nachwachsende Manager ungebrochen hoch ist. 26 Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 „Die Diven“ Die typische Vertreterin dieses Leitbildes erkennen wir vielfach an den verzierten und mit viel „Glamour“ bestückten Fassungen, die das „Besondere“, das „Schmückende“ zum Ausdruck bringen sollen. Der Diva geht es nicht um Produkte, die original oder authentisch sind, die beabsichtigte Wirkung hier: „Bewunderung“ und „Abgrenzung“. Geschmacklich bevorzugt werden „geschmückte“ Brillenfassungen, die für viele überladen und maniriert wirken. Die Brille als Mittel zur Selbstinszenierung „Die Diplomaten“ Um die vorab dargestellten Erkenntnisse einer ersten „Prüfung“ zu unterziehen, haben wir uns eine Personengruppe angesehen, in der so ziemlich alle „Leitbilder“ vorhanden sind: unsere Politiker oder „Die Diplomaten“. Überrepräsentiert sind ohne Zweifel die „Technokraten“ und „Selbstdarsteller“, nur selten sichtbar die wirklichen „Macher“ und „Einfühlsamen“. Ständig im Licht und in der Wahrnehmung einer breiten Öffentlichkeit, ist die Außenwirkung dieser Personengruppe schon lange nicht mehr nur eine reine Geschmacksfrage der jeweiligen Person. PR- und Imageberater sind in diesem „Markt“ – auch wenn es nicht immer danach aussieht – überaus aktiv. Sie kreieren jedoch in den seltensten Fällen ein neues Leitbild, sondern orientieren sich vielmehr an dem vorher Gesagten. „Die Selbstdarsteller“ Wer kennt ihn nicht, den Individualisten und Selbstverwirklicher? Mit seinem Hang zur Stilisierung und Selbstinszenierung betont die Brille des Selbstdarstellers vor allem seine gerne zur Schau getragene Individualität. Mit betont reduktionistischen und archetypischen Grundformen wird das Gesicht zur Bühne und die Brille zum Hauptakteur. Die Leitattribute „ästhetisieren“,„akzentuieren“ und „emotionalisieren“ sind Anspruch und Wirklichkeit in der Ausgestaltung der individuellen Lebenswelt, in der immer seltener zwischen Privatund Arbeitswelt unterschieden wird. 27 Augenblicke Die Farben der Seife Joachim Rosenfeld Kann man die sehr zarten Farben des Interferenz-Phänomens einer Seifenlamelle fotografisch in hoher Qualität festhalten? Diese Frage stellten mir Prof. Dr.Günter Nimtz und Dr. Werner Klein von der Fachgruppe Physik der Universität zu Köln. Da ich mit beiden Herren freundschaftlich verbunden bin, lag es nahe, in Kenntnis meines fotografischen Engagements, mir diese Aufgabe zu übertragen. Es sollte Vorlesungsmaterial entstehen. So habe ich mich der Herausforderung gestellt, und mit zunehmend schöneren Ergebnissen geriet die ästhetische Komponente mehr und mehr in den Mittelpunkt meines Bemühens. Die Vorrichtung zur Erzeugung der Seifenlamelle war denkbar einfach. In der Öffnung einer Teedose aus Metall mit einem Durchmesser von 8 cm wird ein Seifenfilm durch Eintauchen in Seifenlauge erzeugt und dann senkrecht aufgestellt, so dass er durch Die aufnahmetechnischen Schwierigkeiten waren überraschend groß. So kann der planflächige Seifenfilm nicht wie eine Reprovorlage behandelt werden, weil er sich wie ein Spiegel verhält. Also muss schräg aufgenommen werden, was bei einer 1 : 1-Abbildung zu einem gewaltigen Schärfentiefenproblem wird und daher zu starker Abblendung zwingt, um ein von links bis rechts scharfes Bild zu erhalten. Wenn man weiß, dass die Farben bei konstruktiver Interferenz nur ca. 8 % des auffallenden Lichts ausmachen, wird der Blitzenergiebedarf von 3.000 Ws verständlich. Die Ausrüstung bestand aus einer Hasselblad-Motorkamera 553 ELM mit Auto-Balgen und dem hervorragenden Makro-Objektiv Zeiss S-Planar® 5,6 /120, abgeblendet auf 32. Das Licht kam von einer WaferFlächenleuchte, gespeist von einem Bowens-Generator. Als Diafilm wähl- die Gravitation keilförmig wird mit der Folge waagerechter Farbstreifenbildung (Bild 1). Diese stabile, aber letztlich langweilige Situation wurde durch Luftimpulse aus einer Kanüle verwirbelt. So entstanden vollkommen neuartige vielfarbige Strukturen von Sekundendauer. In dieses bewegte Szenario habe ich dann den „Schuss“ gelegt. te ich den Fuji Velvia 50 ASA/ 18 DIN wegen seiner hohen Farbsättigung. So entstanden weit über 1000 6 x 6Dias, deren attraktivste ich zu einer musikunterlegten Überblendshow zusammengestellt habe. Die Seifenlauge ist ein Selbstansatz aus Na-Oleat und Glycerin unter Zugabe von Hydrochinon als Oxidations-Inhibitor. Bild 1: Interferenzen einer senkrecht aufgestellten Seifenlamelle (großes Bild). Bilder 2 bis 8: Durch Verwirbelung erzeugte Strukturen einer Seifenlamelle. 28 Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Augenblicke Dr. Joachim Rosenfeld, Starenweg 42, 50226 Frechen ist in Köln niedergelassener Augenarzt. Zu seinen außerberuflichen Liebhabereien gehört die Fotografie und Klassische Musik. Schon mit 14 Jahren erfolgten erste fotografische Versuche mit einer Kine Exakta und Zeiss Biotar 1 : 2/ 58 mm. Später kamen dann umfangreiche Hasselbladund Contax-Ausrüstungen mit insgesamt 28 Zeiss Objektiven hinzu. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 29 A u s a l l e r We l t Made in Rio de Janeiro Auf dem südamerikanischen Markt sind Brillengläser von Carl Zeiss schon lange bekannt. Um jedoch in deren Genuss zu kommen, waren meist langwierige Importprozesse zu absolvieren und oft noch hohe Importzölle zu entrichten. Bild 1: Der Bürgermeister von Rio de Janeiro, Luiz Paulo Conde, sprach bei der Eröffnung des neuen Brillenglaswerkes in seiner Stadt. zu deren Vergütung mit reflexmindernden Beschichtungen wurden in der neuen Fabrik installiert. Und eine hochqualifizierte Mannschaft wird schnelle Rezeptfertigung in höchster Qualität sichern. Mit dieser Investition in Fertigungsausrüstungen und Fachpersonal bringt das Unternehmen Carl Zeiss ganz klar die Absicht zum Ausdruck, seine Markenoptik in Brasilien und Südamerika auf breiterer Ebene zu etablieren. Brasilien bietet für Brillengläser ein Wachstumspotential von rund 9 %, was weit über dem weltweiten Durchschnitt von 2 % liegt. Über die gemeinsame Wirtschaftszone MERCOSUR sind von Brasilien aus auch die anderen wichtigen südamerikanischen Märkte leicht zugänglich. Bild 2: Qualifizierte Mitarbeiter garantieren schnelle Rezeptfertigung bei höchster Qualität. Bild 3: Modernste Ausrüstungen zur Bearbeitung und Entspiegelung von Brillengläsern wurden für die neue Fabrik in Rio importiert. 30 Durch die Eröffnung eines modernen Brillenglaswerkes in Rio de Janeiro in Brasilien im September 1999 setzte Carl Zeiss neue Akzente. Die Fertigung vor Ort in einem aussichtsreichen Zukunftsmarkt schafft bezüglich der Schnelligkeit der Abwicklung wie auch beim Preis erhebliche Vorteile. Modernste Ausrüstungen zum Bearbeiten von Brillengläsern sowie Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 A u s a l l e r We l t Notizen aus Südafrika Uwe Braehmer Trotz aller Naturschönheiten ist auch das Land am Kap der guten Hoffnung kein Paradies. Südafrika ist ein Land mit sehr großen Gegensätzen – und ein interessanter Markt, in dem Carl Zeiss trotz schwieriger Rahmenbedingungen gute Geschäfte macht. Die insgesamt rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Carl Zeiss in Südafrika steuern einschließlich der Länder Swasiland, Lesotho, Namibia, Botswana und Zimbabwe jährlich einen Umsatz von rund 20 Mio. DM zum Geschäft der Carl Zeiss Gruppe bei. „Der Name Zeiss hat hier einen hohen Stellenwert“, weiß Ernfried Sehnke, der neue Geschäftsführer der Carl Zeiss (Pty.) Ltd. im südafrikanischen Randburg bei Johannesburg. Das Renommee der Zeiss Produkte hat in den letzten Jahren der politischen Unsicherheit geholfen, den Absatz der Instrumente und Systeme aus den Bereichen Medizintechnik, Mikroskopie und Industrielle Messtechnik zu stützen. Vor allem die Autoindustrie leidet unter reduzierten Einfuhrzöllen und gesunkener Kaufkraft im Land. „Wir fragen derzeit konkret die Bedürf- Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 nisse unserer Messtechnik-Kunden aus Autoindustrie und Zulieferern durch Telemarketing-Aktionen ab. Wir wollen gezielt die immer wichtigere Servicequalität verbessern“, erklärt Sehnke. Das größte Standbein ist für Carl Zeiss aber die Augenoptik mit einem Anteil von rund 50 Prozent am Gesamtgeschäft in Südafrika. Rezeptwerkstätten in Johannesburg, Kapstadt und Bloemfontein beliefern die Augenoptiker im Land mit Zeiss Qualität. Vor allem die mineralischen Gläser erfreuen sich großer Beliebtheit. Brillenfassungen und Kontaktlinsen von Carl Zeiss sind am Kap allerdings noch kein großes Thema. „Insbesondere der typische Käufergeschmack und das gehobene Preisniveau der Zeiss Fassungen bremsen. Unsere mehr als 150.000 Brillenfassungen, die wir jährlich in Südafrika vertreiben, sind speziell für diesen Markt gestaltet“, erläutert Volker Antes, Leiter Augenoptik vor Ort. Ein weiteres Standbein der südafrikanischen Tochter sind medizintechnische Geräte und Mikroskope. Insbesondere bei Operationsmikroskopen hat Carl Zeiss einen guten Namen in Südafrika. „Allerdings stellt der Staat immer weniger Geld für das öffentliche Gesundheitswesen zur Verfügung, immer mehr werden Privatkliniken für uns zur wichtigen Kundenklientel“, beschreibt Sehnke den Trend. Schließlich gibt es für die südafrikanische Zeiss Gesellschaft noch eine spezielle Art der Handelsware: Präzisions- und Analysewaagen von Sartorius in Göttingen, ein Geschäft, das dank der zahlreichen Gold-, Platin- und Diamantminen im Land florierte. Das Team der südafrikanischen Zeiss Vertriebsgesellschaft hat sich trotz schwieriger Wirtschaftskonjunktur zum Ziel gesetzt, den Umsatz zu halten und in einzelnen Segmenten das Neugeschäft insbesondere durch noch besseren Service auszubauen. Bilder 1 bis 4: Impressionen aus Südafrika. 1 und 3: Die Stadt Kapstadt mit Blick auf den Hafen und mit dem berühmten Tafelberg im Hintergrund. Fotos 1 bis 4: dpa. Bild 5: Herr Tshabalala, Mitarbeiter im Versand bei Carl Zeiss (Pty.) Ltd. in Randburg, wurde für seine 25-jährige Betriebszugehörigkeit geehrt. Bild 6: Geschäftsführer Ernfried Sehnke und Mitarbeiter Alexander Richter (stehend von links) mit einem Kunden am Mikroskop Axiovert® 100 M CARV. 31 A u s a l l e r We l t Preisgekröntes konfokales Mikrofoto Dr. Ger J. A. Ramakers gewann mit seinem Mikrofoto den ersten Preis im Olympus/Current Biology-Mikrofoto-Wettbewerb. Er arbeitet am Netherlands Institute for Brain Research, Meibergdreef 33, 1105 AZ Amsterdam ZO. 1998 forderten Olympus und Current Biology weltweit Wissenschaftler aus dem Bereich der biomedizinischen Forschung zum Wettbewerb um das beste Mikrofoto auf. Dr. Ger Ramakers von der Neuronen- und Netzwerkgruppe des Niederländischen Instituts für Gehirnforschung wurde aus über 700 Wettbewerbern einstimmig für den ersten Preis ausgewählt. Die preisgekrönte Mikroskopaufnahme wurde mit einer digitalen Kamera an einem inversen konfokalen Laser Scanning Mikroskop LSM 410 mit Axiovert® 135M von Carl Zeiss aufgenommen. Sie zeigt ein 23 Tage altes Neuron mit presynaptischen Endungen, in dem für die Informationsübertragung wichtige Bereiche mit Immunfluoreszenzmethoden grün, rot, und blau markiert wurden. Das Objektiv Neofluar® 40x mit einer numerischen Apertur von 1,3 löst die Feinstruktur sehr gut auf. Neu in New York Bild: Ein nahezu reifes Neuronennetzwerk in Zellkultur. Auf den zerebralen CortexNeuronen, die 23 Tage kultiviert wurden, sind die inhibitorischen Neurotransmitter mit GABA grün und die anregenden Neurotransmitter mit Aspartansäure rot dargestellt. Die blauen Punkte sind Synapsen bzw. synaptische Kontakte, die mit Synaptophysin eingefärbt wurden. Operationsmikroskope von Carl Zeiss, ausgerüstet mit modernen Navigationshilfen, bereiten den Weg in die Zukunft der Mikrochirurgie. Die Nachfrage nach diesen Geräte-Systemen steigt weltweit. Verantwortlich für den amerikanischen Markt ist James J. Kelly, der neue Präsident und CEO des amerikanischen Tochterunternehmens Carl Zeiss Inc., Thornwood, NY, hier an einem SMN-System. 32 Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 P re i s e • Ehrungen • Jubiläen Zeiss Optik bei Jägern erste Wahl Bild 1: Übergabe der ersten Preise für das beste Bockjagd-Zielfernrohr (Zeiss Diavari® VM/V 2,5 – 10 x 50) sowie das beste BockjagdFernglas (Zeiss 7 x 45 B T* DesignSelection) durch den Chefredakteur der Zeitschrift „Wild und Hund“, Rüdiger Klotz (rechts), an Peter Däpp, Geschäftsbereich Fern von Carl Zeiss. Auf der Internationalen Fachmesse für Jagd- und Sportwaffen, Outdoor und Zubehör, kurz IWA, zeigten 1999 in Nürnberg mehr als 900 Aussteller aus 43 Ländern das Weltmarktangebot an Jagdoptik sowie Jagdwaffen und Zubehör. Am Eröffnungstag der Messe verlieh die bedeutendste überregionale deutsche Jagdzeitschrift „Wild und Hund“ Preise an die Sieger einer großen Leserumfrage: Über 5000 Leser hatten die optimale Ausrüstung für die Jagd auf den Rehbock gewählt. Sie waren aufgerufen, u. a. die beste Jagdwaffe, das beste Spektiv, Geschoss, Zielfernrohr und Fernglas für die Bockjagd zu nennen. Wie schon bei den Umfragen der Vorjahre lag die Zeiss Jagdoptik in der Beliebtheit der Jäger wieder weit vorne. Unter 35 genannten Modellen erreichte das Diavari® VM/V 2,5 – 10 x 50 der Victory Serie mit 58 % aller Stimmen den ersten Platz bei den Zielfernrohren, ein überragendes Ergebnis. Ausschlaggebend dürften hier die ausgezeichnete Abbildungsqualität bei hoher Dämmerungsleistung, das große Sehfeld, die kurze Baulänge und das geringe Gewicht gewesensein. Bei den Ferngläsern lag das 7 x 45 B T* DesignSelection Ergebnisse der Leserumfrage: aufgrund seiner „Bockjagd-Fernglas 1999“ überragenden Bildqualität mit 39 % Zeiss 7 x 45 B T* DesignSelection der Stimmen an Sonstige erster Stelle. Der dritte Platz ging 34 % 39 % mit 12 % wieder 12 % 15 % an ein Zeiss Glas, das 8 x 56 B/GA T* ClassiC – ein Zeichen für die Zeiss 8 x 56 Swarovski anhaltende BeliebtB/GA T* ClassiC SLC 10 x 42 heit dieses traditionellen Modells. Diese aktuelle Ergebnisse der Leserumfrage: Untersuchung be„Bockjagd-Zielfernrohr 1999“ legt eindrucksvoll die Spitzenposition der Zeiss Jagdoptik in Mitteleuropa. Schmidt & Bender 3 – 12 x 50 12 % 16 % Bild 3: Zielfernrohr Diavari® VM/V 2,5 – 10 x 50. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Bild 2: Fernglas 7 x 45 B T* DesignSelection. Swarovski PV 2,5 – 10 x 42 4 Sonstige 14 % 58 % Zeiss Diavari VM/V 2,5 – 10 x 50 5 Bilder 4 und 5: Ergebnisse der „Wild und Hund“ – Leserumfrage Bockjagd-Fernglas und Bockjagd-Zielfernrohr 1999. 33 P re i s e • Ehrungen • Jubiläen Über den Carl-ZeissForschungspreis zum Nobelpreis Der Ägypter Ahmed Zewail bekam 1999 den Nobelpreis für Chemie für seine bahnbrechenden Arbeiten zur Beobachtung von ultraschnellen chemischen Reaktionen mit Femtolaser-Doppelpulsen. Bild rechts: Verleihung des Carl-ZeissForschungspreises im CarlZeiss-Planetarium in Stuttgart an Prof. Dr. Ahmed Zewail und Dr. Yoshihisa Yamamoto 1992. Zur motivierenden Förderung vornehmlich jüngerer Wissenschaftler vergibt die Carl-Zeiss-Stiftung jährlich abwechselnd den Carl-Zeiss-Forschungspreis und den Otto-SchottForschungspreis für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Optik und der Glasforschung. Dafür wurde 1988 der Ernst-Abbe-Fonds ins Leben gerufen und mit einem Vermögen ausgestattet. Dieses wird treuhänderisch vom Stifterverband für die deutsche Wissenschaft verwaltet und daraus werden die Forschungspreise mit jeweils 50.000 DM ausgezahlt. Die Forschungspreise sind international ausgeschrieben, was dem Wirkungskreis der beiden Unternehmensgruppen Carl Zeiss und SCHOTT GLAS entspricht. Daher waren unter den bisherigen Preisträgern neben deutschen Physikern und Chemikern auch Wissenschaftler aus den USA, aus Japan und dem europäischen Ausland. Welche internationale Bedeutung die Preisträger haben, zeigt das Beispiel von Prof.Dr. Ahmed Zewail, der 1992 mit dem Carl-ZeissForschungspreis für seine wegweisenden Beiträge zur Femtochemie ausgezeichnet wurde. Mit ultrakurzen Laser-Doppelpulsen im Femtosekundenbereich (1 Billiardstel Sekunde!) gelangen ihm direkte Einblicke in die Dynamik chemischer Reaktionen. Damit konnten fundamental neue Phänomene der Molekülphysik nachgewiesen werden. Sieben Jahre später, im Herbst 1999, erhielt Ahmed Zewail den begehrtesten aller wissenschaftlichen Preise überhaupt, den Nobelpreis. Seine Pionierarbeiten zur direkten Beobachtung schnellster Reaktionen in Gasen, Flüssigkeiten und an Oberflächen in Realzeit haben inzwischen vielseitige und neue Einblicke in die Chemie geboten und einem ganzen Arbeitsgebiet einen ungemein stürmischen Aufschwung beschert. Nobelpreis für Medizin Nobelpreisträger Günter Blobel in seinem Labor an der Rockefeller Universität New York. Foto: dpa. 34 Der Nobelpreis für Medizin ging 1999 an den deutschstämmigen Günter Blobel. Der seit mehr als 30 Jahren an der New Yorker Rockefeller Universität arbeitende Zell- und Molekularbiologe erhielt die Auszeichnung für seine bahnbrechenden Forschungsarbeiten an Eiweißen. Blobel hat das Verständnis erhöht, wie Proteine transportiert werden und an ihren Bestimmungsort gelangen. Seine Forschung hat dazu beigetragen, verschiedene Erbkrankheiten besser zu verstehen, die auf fehlenden Proteintransport zurückzuführen sind. Mit seinen Erkenntnissen half Blobel auch, die Methoden der Bio- und Gentechnik voranzutreiben: Durch ein besseres Verständnis der Vorgänge in der Zelle ist es heute möglich, die Leistung von biologischen Systemen im Sinne des Menschen zu optimieren. Günter Blobel arbeitet am Howard Hughes Medical Institute der Rockefeller Universität New York auch mit Zeiss Mikroskopen, u.a. mit dem Photomikroskop Axiophot® 1 und dem Mikroskop Axiovert®. Günter Blobel zählt zu den engagiertesten Förderern des Wiederaufbaus der Dresdner Frauenkirche und wird einen Teil seines Preisgeldes dem Wiederaufbau der Frauenkirche und der Synagoge in Dresden sowie historischer Gebäude in Furbine, Italien spenden. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 P re i s e • Ehrungen • Jubiläen Otto-Schott-Forschungspreis Die Lasertechnik ist für die Sensorik, Werkstoffbearbeitung, Medizin oder Telekommunikation unverzichtbar. Glas spielt dabei eine aktive Rolle als Lasermedium. Die zwei amerikanischen Wissenschaftler Professor Elias Snitzer (Rutgers University, Piscataway, NJ) und Dr. John H. Campbell (Lawrence Livermore National Laboratory, Livermore, CA) erhielten für ihre hervorragenden Leistungen auf dem Gebiet der Laserglas-Forschung den OttoSchott-Forschungspreis 1999. Der mit 50.000 Mark dotierte Preis wurde im Juni 1999 im Rahmen eines internationalen Glaswissenschaftskongresses in Prag verliehen. Elias Snitzer gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet der LaserglasForschung. Wissenschaftliche Brillanz, Kreativität und insbesondere die Fähigkeit, Schlüsseltechnologie-Felder mit großer Zukunftsbedeutung zu erkennen und vorwegzunehmen, prägen seine Arbeit seit über vierzig Jahren. Er wies erstmalig die Eignung von Glas als aktives Lasermaterial nach. Er entdeckte visionär sowohl das Neodym- als auch das Erbiumdotierte Laserglas und realisierte den ersten Faser-Verstärker mit Laserglas – eine Entdeckung, die der heutigen Kommunikationstechnik um 30 Jahre voraus war. John H. Campbell wurde für seine Führungsrolle bei der Entwicklung, Charakterisierung, Fertigung und Anwendung optischer Materialien für Hochenergielaser und insbesondere Mehrkomponenten-PhosphatLasergläsern ausgezeichnet. Seine Arbeiten haben wesentlich dazu beigetragen, dass große Hochenergielasersysteme, wie z.B. die National Ignition Facility (NIF) in den USA und der Laser MegaJoule (LMJ) in Frankreich, gebaut werden können. Bild 1: Verleihung des Otto-SchottForschungspreises 1999 an Prof. Elias Snitzer (2.v.l.) und Dr. John H. Campbell (2.v.r.) durch die Kuratoren des Ernst-Abbe-Fonds (v.l.) Prof. Gerd Müller, Dr. Udo Ungeheuer, Prof. Donald Uhlmann. Bild 2: Prof. Elias Snitzer. Bild 3: Dr. John H. Campbell. Erstplatziertes Objektiv Bei der alljährlichen Leserwahl der deutschen Fotofachzeitschrift Color Foto „Die besten Fotoprodukte“ hat Carl Zeiss einen Preis gewonnen. In der Kategorie „Mittelformat-Objektive über 1000 DM“ belegte das Apo-Makro-Planar T* 4/120 für die neue CONTAX® 645 den ersten Platz mit 48 % der in dieser Kategorie abgegebenen Stimmen. Platz 2 folgt mit 29,6 %, Platz 3 mit 11,8 %. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Auszeichnung des Mittelformat-Objektivs Apo-Makro-Planar T* 4/120 durch „Color Foto“. 35 Kooperationen • P ro j e k t e Leonardo da Vinci in Aktion Bild 2: Trainingskurs Immunofluorescence in Innsbruck 1999. Links: Professor Dr. G. Wick. Heinz Gundlach Dr. Heinz Gundlach, Servicebereich Forschung und Technologie, Carl Zeiss, ist Leiter und Koordinator des Pilotprojektes „Aus- und Weiterbildung für Biologen und Mediziner in der Mikroskopie“ im Rahmen des Programms LEONARDO DA VINCI und maßgeblich an der Durchführung der Veranstaltungen beteiligt. E-Mail: [email protected] Bild 1: Basiskurs Mikroskopie in Pavia 1999. Rechts: Professor Dr. I. Freitas 36 Das Aktionsprogramm LEONARDO DA VINCI der Europäischen Union zur beruflichen Bildung fördert auch die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Wirtschaft in Europa. Carl Zeiss ist als Projektführer erstmalig in diesem Programm mit dem Pilotprojekt „Aus- und Weiterbildung für Biologen und Mediziner in der Mikroskopie“ vertreten. Innovationen in der Mikroskopie, die Entwicklung neuer Gerätesysteme und Verfahren sowie die Entstehung neuer Anwendungsfelder machen es erforderlich, Aus- und Weiterbildung in Biologie und Medizin dem neuesten Stand der Technik anzupassen. Um dieser äußerst schnellen Entwicklung der Wissenschaft und Technik auch in der Ausbildung gerecht zu werden, ist die Durchführung entsprechender Kurse an den Universitäten und Forschungseinrichtungen notwendig. Transnationale Intensivkurse zur Vermittlung neuester Kenntnisse über moderne Mikroskopie ist daher ein neuer Ansatz in der beruflichen Qua- lifizierung,wie sie in der europäischen Hochschulausbildung bisher nicht enthalten ist. Partner aus unterschiedlichen Ländern – Dozenten in den Kursen und zusätzliche Gast-Tutoren aus Industrie und Forschung – lassen die europäische Vernetzung Wirklichkeit werden. Auf einem damit erreichbaren hohen Niveau der Kurse ist die gleichzeitige Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse, von Anwendungstechniken und Erfahrungen möglich. Im Pilotprojekt „Aus- und Weiterbildung in der Mikroskopie“, das von der Europäischen Union mit finanziellen Mitteln für Personal- und Reisekosten sowie Material unterstützt wird, wurden bisher Basiskurse für Studenten mit den Themen Bildentstehung im Mikroskop, Beleuchtungs- und Kontrastierungsverfahren, konventionelle und digitale Fluoreszenzmikroskopie sowie Grundlagen der Mikrofotografie und digitalen Bildverarbeitung durchgeführt. Daneben werden Kurse, Seminare und Workshops für Post Docs und Wissenschaftler z.B. mit den Themen Videomikroskopie, Digitale Fluoreszenzmikroskopie, Methoden und Anwendungen in der Zell- und Molekularbiologie sowie in der Molekularen Genetik angeboten. Die Partnerländer sind Italien mit der Universität Pavia(Prof. Dr. I. Freitas, Prof. Dr. C.Pellicari u.a.),Österreich mit der Universität Innsbruck (Prof. Dr. G. Wick u.a.) sowie das Deutsche KrebsforschungszentrumHeidelberg(Prof. Dr. M. Trendelenburg, Dr. S. Joos, Dr. J. Kartenbeck, Dr. L. Langbein u.a.). Bereits jetzt ist erkennbar, dass sich durch die gezielte Aus- und Weiterbildung der Kenntnisstand der Studenten in der Mi- kroskopie und den dazugehörigen Anwendungsgebieten ebenso verbessert hat wie die Qualität der durchgeführten mikroskopischen Arbeiten. Es ist das Ziel, Ausbildungsmodule in Form von Kompendien und elektronischen Medien wie z.B. CD-ROM zu schaffen, die auch an andere Institutionen und andere europäische Länder weitergegeben werden können – ein weiterer Schritt zur europäischen Vernetzung. An der Universität Pavia fanden bisher zwei Basiskurse („Light Microscopy and Photomicrography Techniques“) sowie drei Symposien mit den Themen „New Frontiers of Optical Microscopy in Cell Biology“, „Basics in Fluorescence Microscopy and Fluorochromes“ und „Investigating Cell Dynamics and Death by Conventional and Confocal Microscopy“ statt. Im Krebsforschungszentrum Heidelberg wurden zwei Spezialkurse mit den Themen „Video Enhanced Microscopy, Digital Imaging and Fluorescence Techniques in Cell Biology“ sowie ein Symposium „Biomedical Photonics“ durchgeführt. In die- sem Jahr gab es erstmalig auch Praktika und Methodenseminare über „Morphologie des Cytoskeletts“, „Methoden der Molekular- und Zellbiologie“ sowie ein Humangenetisches Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Kooperationen Bild 3 (unten): Mikroskopiekurs in Pavia 1999. Links: Professor Dr. C. Pellicciari. • P ro j e k t e Neuer Standard bei Screening-Systemen Praktikum in Zusammenarbeit mit der Universität Heidelberg für Studenten der Biologie, Medizin und Zahnmedizin. In Innsbruck fand bisher ein Trainingskursus mit dem Thema „Immunofluorescence and Immunohistochemistry“ statt, der wegen der großen Nachfrage im Februar 2000 wiederholt wird. 1999 war Carl Zeiss – im LEONARDO Programm zum ersten Mal – auch auf der Medica in Düsseldorf mit einem Fortbildungskursus in der klinischen Zytologie für Mediziner und Zytoassistent(inn)en vertreten. Dieses Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und endet Anfang 2001. Inzwischen liegen weitere Anfragen auch aus anderen europäischen Ländern vor, die solche Kurse und Seminare durchführen. Weitere Informationen sind im Internet zu finden: europa.eu.int/pol/educ/ info_de.htm#leonardo ■ www.unipv.it/webbio/anatcomp/ leonardo/leonardo.htm ■ www.zeiss.de/mikro ■ Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Roche und Carl Zeiss Jena haben nach der im Herbst 1997 begonnenen, erfolgreichen gemeinsamen Entwicklung eines neuartigen Ultra High Throughput Screening (UHTS) Systems im September 1999 vereinbart, dieses derzeit modernste UHTS-System in allen Roche Pharmaforschungszentren weltweit zu installieren. Der Vertrag sieht die Platzierung von sechs Systemen vor. Aufgrund ihres modularen und kompakten Aufbaus sind sie optimal an die Bedürfnisse der verschiedenen Forschungszentren angepasst. Die weltweite Installation erfolgt in den Roche Forschungszentren in der Schweiz, Deutschland, England, Japan und USA. Damit erhält Roche als erstes Unternehmen Zugang zu der neuen UHTS-Technologie von Carl Zeiss. Auf der Suche nach neuen Medikamenten werden Proteinstrukturen, denen im Krankheitsgeschehen eine Schlüsselrolle zukommt (drug targets), auf ihre Wechselwirkung mit potentiellen Wirksubstanzen, die aus umfangreichen Roche Substanzbibliotheken stammen, systematisch untersucht. Das Screening großer Substanzbibliotheken hat zum Ziel, geeignete Wirksubstanzen schnell zu finden und für die anschließende Medikamentenentwicklung bereitzustellen. Mit dem neuen UHTS-System von Zeiss lassen sich bis zu 200.000 Proben am Tag mit bis zu 10 Messungen je Probe auf ihre Wirksamkeit hin untersuchen. Herzstück der Anlage ist ein neuartiges Detektionssystem (Multi-Channel Reader), kombiniert mit einer neu entwickelten Technologie und Steuerungssoftware für das Prozessieren von Mikrotiterplatten, in denen die Tests ablaufen. Die Miniaturisierung der Testvolumina durch Verwendung von Mikrotiterplatten mit 384 oder 1536 Wells (Probenkammern) führt zu einer drastischen Einsparung der verwendeten Bioreagenzien und chemischen Substanzen. Der speziell dafür ausgelegte Reader mit seiner 96-Kanal-Optik ermöglicht die hochpräzise Analyse von 384 Proben in 4 Schritten, respektive 1536 Proben in 16 Schritten, innerhalb weniger Sekunden. Der Zeiss Reader arbeitet mit sämtlichen im biologischen Screening üblichen optischen Detektionsmethoden (Fluoreszenz-, Lumineszenz- und Absorptionsmessungen), um die Wechselwirkung zwischen potentiellen Wirksubstanzen und drug targets aufzuspüren, und erfüllt damit die hohen Anforderungen für die effiziente Wirkstoffsuche mit hohem Probendurchsatz. Bild: Transport einer 384-wellMikrotiterplatte vom Drehteller einer Workstation in den Multi-ChannelReader (links). Bei der Entwicklung dieser neuen Transporttechnologie ist Carl Zeiss von einem dezentralen Konzept ausgegangen, das innerhalb einzelner Workstations eine hohe Flexibilität ermöglicht und diese untereinander durch ein bidirektionales Transportband verbindet. 37 Kooperationen • P ro j e k t e Zukunftsweisende digitale Photogrammetrie Nutzungsrechte für DNA-Chips Das Geschäftsfeld Photogrammetrie von Carl Zeiss hat mit der Gründung der Z/I Imaging Corp., ein Joint Venture von Carl Zeiss und dem amerikanischen Softwarehersteller Intergraph Corporation, einen zukunftsweisenden Schritt getan. Intergraph ist weltweit ein Spitzenanbieter auf dem Gebiet der technischen Planung, Kartierung/GIS und Datenverarbeitung für die Prozess-Bau-, Energieund Transportindustrie. Carl Zeiss hat in der Photogrammetrie, vor allem bei den optischen Aufnahme- und Auswertesystemen, eine sehr lange Erfahrung und einen gut eingeführten Namen. Das neue Unternehmen wird photogrammetrische Bildverarbeitungssoftware als offene Lösungen auf UNIX-Systemen und einer Windows NT-Plattform anbieten. Darüber hinaus gehören zum Produkt- Carl Zeiss Jena hat exklusiv die weltweiten Nutzungsrechte an einer am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) entwickelten neuen Generation von DNA-Chips für die Krebsdiagnostik erworben. Gemeinsam mit Wissenschaftlern des Zentrums will das Unternehmen das neue Diagnoseverfahren, mit dem zu Krebserkrankungen führende genetische Defekte hochempfindlich detektiert werden können, zur Marktreife führen. Der dazu notwendige ChipReader kommt von Carl Zeiss. Der Abschluss des Lizenzabkommens „ermöglicht jetzt die Entwicklung der neuen DNA-Chips für den Routineeinsatz in Forschung und Klinik“, sagte Priv.-Doz. Dr. Peter Lichter, Leiter der Abteilung Organisation komplexer Genome am DKFZ, der zusammen mit Prof. Dr. Thomas Cremer von der Universität Heidelberg das neue Verfahren entwickelt hat. angebot Luftbildkameras für Kartierungs- und Aufklärungsanwendungen. Forschung und die Entwicklung neuer Produkte für die Photogrammetrie, Kartierung und Luftaufklärung sind ein weiterer Schwerpunkt des Joint Ventures. Neben der Pflege des Kundenstamms beider bisheriger Unternehmen sollen mit dem umfassenden Produktspektrum auch neue Anwender in der Industrie, bei staatlichen Behörden sowie im Bauwesen und im Dienstleistungssektor gewonnen werden. Die Z/I Imaging Corp. führt die konsolidierte weltweite Geschäftstätigkeit vom Firmensitz in Huntsville, Alabama/USA aus. Die europäischen Geschäftsaktivitäten des neuen Gemeinschaftsunternehmens von Carl Zeiss und Intergraph werden von Oberkochen aus gesteuert. Strategische Zusammenarbeit Eine strategische Partnerschaft haben die französische Metrologic-Gruppe in Meylan bei Grenoble, ein MessSoftware-Systemspezialist, und Carl Zeiss Industrielle Messtechnik, Oberkochen, geschlossen. Ziel der Zusammenarbeit ist es, den Kunden, die herstellerübergreifende Softwarepakete einsetzen wollen, einheitliche, abgestimmte Lösungen anzubieten. Die Zusammenarbeit erstreckt sich zunächst auf Europa und die USA, soll aber später weltweit ausgedehnt werden. 38 Mit der Einführung eines neuen Betriebsprogramms für Koordinatenmessgeräte, CMM-OS, trägt Carl Zeiss dem zunehmenden Kundenwunsch nach offenen Systemarchitekturen Rechnung. Somit stehen das messtechnische Know-how von Carl Zeiss sowie die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Zeiss Koordinatenmessgeräte allen Anwendern herstellerunabhängiger Bediensoftware zur Verfügung. Die hohe Spezialkompetenz von Metrologic in der Umrüstung von Gebraucht-Koordinaten- messgeräten und deren leistungsstarke Software „Metrolog II“ ergänzen in idealer Weise das Leistungsportfolio von Carl Zeiss mit den tausendfach verkauften UNIX-Softwarepaketen und den neuentwickelten PCSoftwarelösungen auf NT-Basis. Die Metrologic-Gruppe ist ein bedeutender Hersteller von Mess-Software-Systemen und Steuerungen für Koordinatenmessgeräte. Das Unternehmen ist vor allem im Markt der Modernisierung von Koordinatenmessgeräten aktiv. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Kooperationen • P ro j e k t e 157-nm-Projekt Die Optische Lithographie zur Herstellung von Mikro-Chips erweitert fortlaufend ihre Grenzen nach unten. Mit technisch immer komplexeren und besseren Systemen können noch feinere Strukturen hergestellt werden. Momentan sind Arbeitswellenlängen von 193 nm und Strukturgrößen von bis hinab zu 0,15 µm erreicht. Aber die Forschung und Entwicklung an den folgenden Generationen läuft bereits auf vollen Touren. Der nächste Schritt führt zur Lithographie bei 157 nm. Um diesen erfolgreich und schnell zu meistern, haben sich mehrere deutsche Firmen zu einem Konsortium zusammengeschlossen, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland unterstützt wird. Die Koordination dieses Projektes liegt bei Carl Zeiss. Alle Stufen des komplexen Prozesses müssen für die neue Arbeitswellenlänge von 157 nm durchgearbeitet werden. Das Material für die Optik – es handelt sich hier wie schon bei der Arbeitswellenlänge von 193 nm um CaF2 –, wird von dem Unternehmen Schott ML erforscht und gefertigt. Für den 157-nm-F2- Laser, die Laser-Optik und die Strahlführung zeichnen die Firmen Lambda Physik und L.O.S. GmbH verantwortlich. Die Fotoresist-Entwicklung und den Maskenprozess bearbeitet die Firma Infineon Technologies AG (vormals Siemens Halbleiterbereich). Für das Gesamtsystem zeichnet das Unternehmen ASM Lithography verantwortlich. Als Spitzenanbieter für die optische 193-nm-Technologie ist Carl Zeiss bestens positioniert, auch die Herabsetzung der Arbeitswellenlänge auf 157 nm anzuführen. Von wesentlicher Hilfe werden dabei mehrere Faktoren sein: die bereits sehr intensive Erfahrung mit der CaF2-Technologie von der Materialqualifikation bis hin zum Bearbeiten der Linsen aus diesem Material, das einzigartige Knowhow in optischer Vergütung durch hochspezifische Oberflächenbeschichtungen und die ausgefeilten Messund Testprozeduren für die Fertigung der optischen Elemente sowie bei der Systemintegration. In den Jahren 1999 bis 2001 sollen im 157-nm-Projekt die grundlegenden Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zum Material, zur Mas- Projektkoordinierung durch Carl Zeiss Maske Material: Heraeus Schott ML GmbH Scanner ASML kentechnologie, zum Laser und den optischen Technologien durchgeführt werden. Ab 2001 werden dann die konkreten Werkzeuge und Prozessabläufe entwickelt, die dann ab 2003 das Anwendungsstadium erreichen. Man hofft, ab 2005 Strukturgrößen unter 0,07 µm (70 nm) realisieren zu können. Außer dem deutschen 157-nmProjekt gibt es ähnliche Gruppeninitiativen in den USA und Japan. Bild 1: Zeitplan für das deutsche Konsortium für die 157-nm-Lithographie. Zeitplan des Projekts 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 < 100 nm Grundlegende FuE Material für Masken und Optik Laser Konzept für Objektivdesign Optische Technologien Scanner Maskentechnologie Scanner- & ProzessEntwicklung Scannerauslieferung Vorbereitung für Serienfertigung Abgesicherter Prozess Anwendung Chipentwicklung Prozessintegration Rohling: Schott ML GmbH Strukturierung: Infineon Technologies AG Maschine Laser: Lambda Physik Laseroptik & Strahlführung: Jenoptik AG, L.O.S. GmbH Fotolack Prozesstechnik Infineon Technologies AG IMEC Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Beleuchtungs- & Projektionsobjektiv: Carl Zeiss Material: Schott ML GmbH Bild 2: Am deutschen Konsortium für die 157-nm-Lithographie beteiligte Firmen und ihre Aufgaben. 39 Kurz berichtet Objektive mit neuer Qualität Bild: Halbleiterbelichtungssystem Starlith® 700. Eine neue Beschichtungstechnologie für Hochleistungsobjektive verbessert die Qualität der Belichtungssysteme für Waferstepper zur Herstellung von Mikrochips wesentlich. Auf der Basis einer modernen Softwarelösung wird eine höhere Lichtausbeute erreicht. Mit den neuen Beschichtungswerkzeugen ist der Schichtdickenverlauf jetzt so steuerbar, dass die Schichtdicke innerhalb einer Fläche oder von Objektiv zu Objektiv den jeweiligen Anforderungen angepasst werden kann. Die von der Hensoldt AG in Wetzlar, einem Unternehmen der Carl Zeiss Gruppe, entwickelte Technologie hat sich bei allen von Carl Zeiss gelieferten Halbleiter-Systemen durchgesetzt. Bereits seit 1992 bei den Beleuchtungssystemen für die Wellenlängen 365 nm, 248 nm und 193 nm eingesetzt, wird sie nun auch in den Lithographie-Objektiven Starlith® 900, 700 und 400 angewandt. Außer den Hochleistungs-Objektiven wurden auch Komponenten von Interferometern z.B. Direkt 100 beschichtet. Mit dem neuen Verfahren ist eine absolut gleichmäßige Schichtdicke über die ganze Fläche möglich, was hier – zusätzlich zur verbesserten Lichtausbeute – auch zu einer höheren Messgenauigkeit führt. Zeiss bei SONY Carl Zeiss auf der Internationalen Funkausstellung im September 1999 in Berlin? Die Kooperation mit SONY machts möglich, die Ergebnisse fanden großes Interesse. Carl Zeiss informierte über seine Objektive in den SONY Digital-Camcordern und digitalen Stehbildkameras sowie über die neuen Weitwinkel- und Televorsätze für diese Objektive. Zu sehen war auch das jüngste Ergebnis der Zusammenarbeit, die Cyber-shot Zoom, die mit einem 5-fach-Zoom-Objektiv ausgestattet ist. 3 1 Bilder 1 und 4: Der SONY Messestand auf der Internationalen Funkausstellung im September 1999 in Berlin, auf dem auch Carl Zeiss vertreten war. Bild 2: Digitaler Camcorder DCR-PC 100. 2 40 Bild 3: Digitale Fotokamera DSC-F505. Fotos 2 und 3: SONY/Wenzel, Köln. 4 Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Kurz berichtet Neue KunststoffBrillenglasfertigung Bild 1: Die gefüllten Gießformen (Molds) werden in Klimaschränken temperiert. Mit einer neuen Kunststoff-Brillenglasfertigung konzentriert Carl Zeiss die Fertigung hochbrechender Brillengläser aus Kunststoff auf den Standort Aalen. Mit der damit verbundenen Zusammenlegung von Fertigungsvolumina und einem weitaus höheren Automatisierungsgrad kann der momentan rasant steigenden Nachfrage im Markt entsprochen werden. Allein im Bereich höchstbrechender Kunststoffgläser hat sich der Absatz seit Januar 1999 um 30 % erhöht. Auch für die Zukunft ist Carl Zeiss gerüstet, die neue Fertigung ermöglicht eine Steigerung um rund 200 %. Außerdem können verschiedene Kunststoffe in der gleichen Linie verarbeitet werden. Die jetzt geschaffenen, wesentlich verbesserten Rahmenbedingungen, wie z.B. ausrei- chend große Reinräume mit angemessener Klimatisierung und die Nutzung neuer Technologien bei gleichzeitig höchster Flexibilität, werden die internationale Wettbewerbsfähigkeit von Carl Zeiss auf dem Gebiet der Brille sichern. Bild 2: Dr. Peter Grassmann, Sprecher des Vorstandes von Carl Zeiss (links), und Ulrich Pfeifle, Oberbürgermeister der Stadt Aalen, bei der offiziellen Eröffnung der neuen KunststoffBrillenglasfertigung. Bilder 3 und 4: Mit der neuen Fertigung wurden wesentlich verbesserte Produktionsbedingungen geschaffen. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 41 P ro d u k t re p o r t Lichtmikroskopie Die Laser Scanning Mikroskope LSM 5 PASCAL sind leistungsfähige und kompakte Systeme für den einzelnen Anwender und kleine Arbeitsgruppen mit biomedizinischen Fragestellungen und für Materialuntersuchungen in Routine und Forschung. Sie erlauben mit konfokaler Technik und RasterScan-Verfahren schnell und berührungslos dreidimensionale Fluoreszenz-/Reflexions-Aufnahmen von Mikrostrukturen bis in den Sub-Mikrometerbereich. Obwohl das LSM 5 PASCAL mit einem erstaunlich günstigen Preis aufwartet, gibt es keine Kompromisse bezüglich Bildqualität, Flexibilität und Zuverlässigkeit. Unerreicht große Scan-Felder, Einzelbilder mit mehr als 4 Mio. Bildpunkten in bis zu 4096 Graustufen, hohe Flexibilität bei der Wahl der Scan-Modi und eine schnelle und benutzerfreundliche Soft- Applikationsbeispiele zum LSM 5 PASCAL Links oben: OK-Zellen, Mitose, markiert mit eCFP (PSD95) und Alexa546 (Actin). Rechts oben: Xanthidium cristatum (SAG173.80), 3-Kanal-Aufnahme: Doppelfluoreszenz+DIC. Darunter links: Endothelzellen, Doppelfluoreszenz ohne Crosstalk der Kanäle, 2048 x2048 Pixel. Darunter rechts: Zebrafisch-Embryo, 3-D-Projektion. Das Mikroskop Axioplan 2 imaging für Fluoreszenzanwendungen ist optimiert für Untersuchungen mit FISH (Fluoreszenz in situ hybridization)und M-FISH-Technik in der Genetik und für Multikanalfluoreszenzanwendungen beispielsweise in der Entwicklungs- und Zellbiologie mit den unterschiedlichstenGFP-Mutanten.Mit einem vollkommen neu entwickelten Fluoreszenzsystem können acht verschiedene Fluoreszenzbilder manuell aber auch automatisch per Computersteuerung aufgenommen werden. Bei der M-FISH-Technik, die die Identifikation aller 24 menschlichen Chromosomen durch den Einsatz von sechs Fluoreszenzfarbstoffen erlaubt, werden sechs Fluoreszenzfiltersätze verwendet. Zahlreiche Neuerungen bietet das Axioplan 2 imaging für die digitale Dokumentation besonders im Zusammenspiel mit der hauseigenen Software AxioVision. Die mit Laser Scanning Mikroskop LSM 5 PASCAL. Fluoreszenzmikroskop Axioplan 2 imaging. ware sind herausragende Merkmale. Vom optimalen Zusammenspiel des vollmotorisierten Forschungsmikroskops Axioplan® 2 mit dem Laser Scanning Mikroskop kann jetzt auch der LSM 5 PASCAL Anwender profitieren. Und falls die Anforderungen durch neue Applikationen steigen, wächst das LSM 5 PASCAL mit. So lässt sich ein zweiter Fluoreszenzkanal und auch der Durchlichtkanal nachrüsten, bis zu acht Emissionsfilter pro Kanal können vom Anwender einzeln ausgetauscht werden, zahlreiche Software-Optionen, z.B. für erweiterte Scan- und Darstellungsfunktionen stehen zur Wahl, um nur einige der zahlreichen Ausbaumöglichkeiten zu nennen. Somit wird das LSM 5 PASCAL auch auf lange Sicht wechselnden Anforderungen gerecht. dem Axioplan 2 imaging erzielbaren Fluoreszenzbilder mit höchstem Kontrast bei bester Auflösung machen den Nachweis z. B. von Gendefekten bei Erbkrankheiten schneller und sicherer als bisher. Herausragende Merkmale des Mikroskops sind der verbesserte Kontrast und die erhöhte Nachweisempfindlichkeit durch die sogenannte „Lichtfalle“ (zum Patent angemeldet) für die Fluoreszenzmikroskopie sowie der Achtfach-Filterrevolver mit einem uneingeschränkten Sehfeld von 25 mm. Dies spart beim Screening der Probe Zeit. Mit dem Push-and-Click-Filterwechsler, der bei der Filterwahl eine hohe Flexibilität bietet, kann innerhalb von Sekunden ein neues Filtermodul ohne Werkzeug installiert oder die Filtersequenz der jeweiligen Untersuchung angepasst werden. 42 Oben: 3-D-Darstellung eines Faserverbundwerkstoffes, aufgenommen in Fluoreszenz mit Software „3DforLSM“, Ausschnitt: 450 µm x 450 µm x 260 µm. Rechts: 3-D-Topographiedarstellung einer gesägten PZT-Keramik. (Probe: Fraunhofer Institutfür Biomedizinische Technik, Sulzbach). Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 P ro d u k t re p o r t Die digitale Kamera AxioCam ermöglicht allen Anwendern von Lichtmikroskopen, ihre mikroskopischen und makroskopischen Untersuchungen mit hochwertigen digitalen Bildern zu dokumentieren. AxioCam bietet sowohl für alle Bereiche in Biologie und Medizin, von Pathologie, Zellforschung, Genetik bis in die Neurowissenschaften, als auch bei Materialuntersuchungen, von der Metallographie und Materialanalyse über die Qualitätssicherung, Halbleiterindustrie bis hin zu forensischen Anwendungen, beste Bildqualität und ultrahohe Auflösung. Dabei spielt es keine Rolle, welches der üblichen Kontrastverfahren der Lichtmikroskopie (Hellfeld, Dunkelfeld, Phasenkontrast, DIC, usw.) genutzt wird. Die Kamera ist komfortabel und einfach durch die Bildarchiviersoftware AxioVision bedienbar, wodurch eine vollkommen integrierte Lösung zur Bildaufnahme, Bearbei- Das ConfoCor 2 ist ein FluoreszenzKorrelations-Mikroskop, das die Fluoreszenz-Korrelations-Spektroskopie in eine vollwertige Mikroskop-Arbeitsumgebung implementiert. Biochemiker, Biophysiker, Zellbiologen und Pharmaforscher können damit erstmals das Bindungsverhalten von biologisch interessanten Makromolekülen auch in lebenden Zellen untersuchen. Mit dem ConfoCor 2 werden die Anwendungsmöglichkeiten von Fluoreszenz-Korrelations-Spektrometern (FCS) erweitert. Das Fluoreszenz-Korrelations-Mikroskop ermöglicht die effiziente Untersuchung von molekularen Wechselwirkungen nicht nur in kleinen Volumina, sondern erstmals auch in lebenden Zellen. Gegenüber herkömmlichen Techniken zeichnet sich das ConfoCor 2 durch wesentlich geringeren Probenverbrauch und höhere Messgeschwindigkeiten aus. Das ConfoCor 2 unterstützt als neues Chirurgische Geräte Das neue OPMI® NCS am Bodenstativ NC 32 setzt hinsichtlich Preis – Leistung – Ergonomie einen neuen Maßstab in seiner Klasse. Das neue System basiert auf der von Carl Zeiss in der Neurochirurgie eingeführten „Contraves Technologie“ (Magnetbremsenfixiertes, mit Gegengewichten ausbalanciertes Stativsystem), die sich weltweit als Standard für neurochirurgische Stativsysteme durchgesetzt hat. Stative nach „Contraves System“ ermöglichen dem Mikrochirurgen optimale Bewegungs- und Positionierungsergonomie für das OPMI® und bieten ein Höchstmaß an Komfort und Sicherheit. Die Varioskop-Optik sowie lichtstarke Xenon-Beleuchtung sind weitere Merkmale dieses neuen OPMI® Systems. Das bewährte Zubehörprogramm von Carl Zeiss bietet umfangreiche Möglichkeiten der flexiblen Anpassung an die unterschiedlichsten OP-Situationen in der Neurochirurgie, aber auch in der HNO-, der Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie sowie der Plastischen und Rekonstruktiven Chirurgie. Für die Ophthalmochirurgie, die Plastische und Rekonstruktive Chirurgie, die HNO-Mikrochirurgie und Neurochirurgie wurde das Deckenstativ S8 entwickelt, das vielfältige Möglich- keiten und optimales Handling bietet. Eine extrem große Ausladung lässt genügend Platz für weitere HighTech-Geräte im modernen mikrochirurgischen Operationssaal. Über Magnetbremsen, die auf Knopfdruck gelöst werden, lässt sich das System aus Deckenstativ S8 und Operationsmikroskop OPMI® nahezu schwerelos bewegen. Die innovative Elektronikeinheit bietet zahlreiche Speichermöglichkeiten für bis zu 9 Benutzer bzw. Anwendungen. Benutzerspezifische Einstellungen für die verschiedenen Mikroskopfunktionen (Lampenhelligkeit, Zoom-, Fokusgeschwindigkeit, Konfigurationen des Fußschaltpultes) werden auf Knopfdruck abgerufen. Die Bewegungsgeschwindigkeiten für die Schärfeneinstellung (Fokus) und für die Lateral-Bewegungen (XY-Kupplung) sind abhängig von der eingestellten Vergrößerung. D. h. bei niedriger Vergrößerung, also einem großen Sehfeld, ist die Bewegungsgeschwindigkeit größer als bei hoher Vergrößerung mit einem kleineren Sehfeld. Dies gibt dem Chirurgen die Sicherheit, das Operationsfeld immer im Auge zu behalten. Darüber hinaus berücksichtigt das Design die Forderungen des Operationspersonals nach sicherem Handling und einfach zu bewerkstelligender Asepsis durch die großzügig gestalteten glatten Flächen und den internen Kabelverlauf. Digitale Mikroskopkamera AxioCam. tung, Vermessung und Archivierung in einem Programm zur Verfügung steht. Die ultrahohe Bildauflösung von 3900 x 3090 Bildpunkten garantiert verlustfreie Aufnahmen der vollen Mikroskopauflösung in Echtfarbe. Die Auflösung kann dabei in einem Bereich von 1300 x 1030 Bildpunkten bis zu 3900 x 3090 Bildpunkten eingestellt und der jeweiligen Aufgabe angepasst werden. Von besonderem Vorteil ist, dass der Anwender mit der AxioCam nur eine einzige Kamera für eine Vielzahl von Anwendungen in der Mikroskopie mit unterschiedlichen Auflösungsstufen benötigt. Das zur Grundausstattung gehörende Bilddokumentationssystem AxioVision erlaubt neben der komfortablen Kamerabedienung die Bearbeitung der Bilder, die Ergänzung von Text und Grafik und die Archivierung. Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 Fluoreszenz-Korrelations-Mikroskop ConfoCor 2. Verfahren die Fluoreszenz-Kreuzkorrelation; das Applikationsspektrum der FCS wird dadurch noch einmal erweitert. Das Gerät ist komplett automatisiert und entlastet den Anwender von der zeitraubenden Beschäftigung mit der Gerätetechnik. Operationsmikroskop OPMI® NCS am Bodenstativ. Deckenstativ S8. 43 P ro d u k t re p o r t Spektralsensorik Fotoobjektive Ferngläser Augenoptik Die Sensoreinheit CORONA bietet die Möglichkeit der parallelen Erfassung und Auswertung des Sichtbaren und des Nahen Infrarot-Wellenlängenbereiches und ermöglicht damit neuartige Messkonzepte wie zum Beispiel die simultane In-line-Messung von Farbe und Feuchtigkeit an laufenden Bahnen in der Textil- und Papierindustrie. Dies führt zu verbesserter Qualität, besserer Produktionstransparenz und damit auch zur Kostenreduzierung. In den Sensoreinheiten sind Spektralsensor, Messoptik, Lichtquelle und Interface bereits integriert. Die neueste SONY Digitalkamera ist mit einem 5-fach Vario Sonnar® Zoom Objektiv von Carl Zeiss ausgerüstet. Das Vario Sonnar® 2,8/7,1 – 35,5 ist ein lichtstarkes HochleistungsVario-Objektiv mit 5-fach Zoom. Es zeichnet ein Bildfeld der Größe 4,8 mm x 6,4 mm auf dem 1/2 ll Bildempfänger-CCD-Chip mit 2,1 Megapixel aus. Seine Brennweite von 7,1 mm bis 35,5 mm entspricht dabei einem lichtstarken Universal-Zoom von 38 mm bis 190 mm in einer Kleinbild-Kamera. Für die 10 Linsen in 7 Gruppen kommen hochwertige Das Fernglas 10 x 30 B MC Diafun® ist ein Allround-Qualitätsfernglas zu einem sehr attraktiven Preis mit 10facher Vergrößerung. Der außerordentlich stabile Fernglaskörper im ergonomisch sehr gelungenen Design umschließt solide Mechanik und Präzisionsoptik, sicher geschützt gegen Staub, Feuchtigkeit und extreme Temperatureinflüsse. Alle optischen Komponenten sind mit einer speziell abgestimmten Mehrschichtvergütung (MC = MultiCoating) versehen. Damit wird hohe Lichtdurchlässigkeit und ein brillantes, farbtreues Bild mit ho- Das Gleitsichtglas Gradal Top® E ist das Ergebnis der Optimierung aller Prozesse der Herstellung – von der Entwicklung bis zum fertigen Brillenglas. Da die Sehanforderungen im Fernbereich eines Gleitsichtglases am höchsten sind, wurde dorthin der Schwerpunkt der Produktverbesserung gelegt. Während für die Gleitsichtglaseinsteiger der Zwischenbereich für die Spontanverträglichkeit entscheidend ist, zeigt sich die Größe von Fern- und auch Nahbereich in der Praxis für die erfahrenen Gleitsichtglasträger als besonders relevant. Die Spektral-Sensoreinheit CORONA. SONY Digital Still Camera Cyber-shot DSCF505 mit VarioSonnar® 2,8/7,1 – 35,5. Fernglas 10 x 30 B MC Diafun®. Gleitsichtglas Gradal Top® E. her Detailerkennbarkeit auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen gewährleistet. Wie alle Zeiss Ferngläser hat auch das neue Modell Spezialokulare, die dem Brillenträger das volle Sehfeld von 96 m auf 1000 m bieten. Die Innenfokussierung ermöglicht ein schnelles Einstellen der Schärfe bis zur Nahdistanz von 5 m. Mit diesen Eigenschaften und einem Leichtgewicht von nur 450 g ist das 10 x 30 B MC Diafun® ideal für Wanderungen und Reisen. Es ist erhältlich im klassischen Schwarz oder in der Kombination Schwarz mit Blau. Zum Lieferumfang gehören ein Trageband mit breiter Nackenauflage und eine CorduraTasche mit Gürtelschlaufe. nutzbaren Sehbereiche sind bei Gradal Top® E nun insgesamt nochmals verbessert. Der Vorteil ist die noch bequemere Nutzung der Sehbereiche. Applikationsspezifische Messgeometrien und Zubehör bieten darüber hinaus Lösungen für viele Messaufgaben. Konfigurationen für Farbmetrik, Schichtdickenmessung, Feuchtebestimmung, Ermittlung von Inhaltsstoffen in Lebensmitteln, aber auch die Kombination dieser Anwendungen sind möglich. Das Herzstück des Messkopfes CORONA bilden kompakte und robuste Spektralsensoren der MMS Familie, die eine extrem hohe Reproduzierbarkeit sowohl der Wellenlängen als auch der Intensitätsinformation garantieren. Der völlige Verzicht auf mechanisch bewegte Teile, wie Schrittmotoren oder Shutter, führt zu einer sehr hohen Zuverlässigkeit und einer Dauerjustierung der spektralen Wellenlängenrichtigkeit – und dies mit einer Scanzeit im Millisekundenbereich bei der simultanen Erfassung eines Wellenlängenbereiches von 350 nm bis über 2000 nm. Die CORONA Systeme können sowohl in rauer Industrieumgebung als auch für portable Anwendungen eingesetzt werden. Drei umfangreiche Softwarepakete stehen je nach Anforderung zur Verfügung. 44 optische Gläser zum Einsatz. Gemeinsam mit der Mehrschichtvergütung ermöglichen sie hervorragende Brillanz und Farbsättigung der Bilder. Die über den gesamten Brennweitenbereich enorme Detailauflösung (Schärfe) wird unter anderem auch durch den Einsatz zweier speziell berechneter Asphären erreicht. Außerdem wurde die optische Rechnung des Objektivs präzise abgestimmt auf Filter und Schutzglas des verwendeten SONY CCD-Chips. Dadurch werden die hohen Anforderungen eines 1/2 ll - 2,1-Megapixel-CCD-Bildempfängers mit einer Nyquist-Frequenz von 128 Linienpaaren pro Millimeter vollauf erfüllt. Selbst bei maximal geöffneter Blende ist die Abbildungsleistung im gesamten Bildfeld außergewöhnlich hoch. Der hochwertige Telekonverter für die digitalen SONY Camcorder (z.B. PC2; PC3; TRV10) mit Zeiss Optik ist speziell abgestimmt auf das Vario Sonnar® Zoom Objektiv, das in diesen Camcordern eingesetzt wird. Bisher reichte die Vergrößerung im Telebereich nicht aus, um extrem weit entfernte Objekte formatfüllend heranzuholen. Mit dem 2-fach Telekonverter erweitert sich die hervorragende optische Leistung des Objektivs auch auf den extremen Telebereich. Klarheit, Innovation und Avantgarde, jedoch ohne übertriebene Strenge, sind wesentliche Gestaltungsparameter in der Entwicklung der Sonnenbrillen-Kollektion. Die Suche nach neuen Materialien bzw. Materialkombinationen, die Integration von technischer Präzision und gestalterischer Prägnanz sind Merkmale der Kollektion, die zukünftig das Spektrum Sonnenbrillen abdecken wird. Sonnenbrillen-Kollektion Modelle 1805 (oben) und 1801 (links). Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 W i r t s c h a f t s b a ro m e t e r Für die Zukunft gut gerüstet Carl Zeiss voll Euro-fähig Die Europäische Union ist für Carl Zeiss mit Abstand der größte Markt. Die Einführung der gemeinsamen Währung bringt viele Änderungen, auf die sich unser Unternehmen detailliert und intensiv vorbereitet hat. Seit dem 1. Januar 1999 ist Carl Zeiss aus EDV-Sicht voll Euro-fähig, d.h., der Umstieg auf den Euro im Geschäftsverkehr wird je nach Kundenwunsch durchgeführt. Besonders groß ist das Interesse am Euro in der Industriellen Messtechnik. Hier wirken internationale Konzerne wie DaimlerChrysler oder Volkswagen auf eine schnelle Umstellung hin. Sehr viel seltener ist der Wunsch nach sofortiger Euro-Umstellung bei der Markenoptik. Hier sind die Mehrzahl der Kunden Einzelhandelsbetriebe, die ihre Geschäfte mit Bargeld abwickeln. Zu Angeboten und Rechnungen in Euro gehören entsprechende EuroPreislisten, die jetzt bei Carl Zeiss zur Verfügung stehen. Gleichermaßen muss das Finanz- und Rechnungswesen in der Lage sein, Euro-Belege zu verarbeiten und Euro-Zahlungen zu tätigen und zu empfangen. Die notwendigen Vorbereitungen wurden Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 bereits 1998 termingerecht abgeschlossen. So hatte Carl Zeiss als eines der ersten Industrieunternehmen in Deutschland die eurofähige DB-DIRECT-Software, ein Produkt der Deutschen Bank für den elektronischen Zahlungsverkehr, im Einsatz. Noch wird die neue Währung buchhalterisch und EDV-technisch als Fremdwährung behandelt. Die interne Recheneinheit ist vorerst noch die DM. Zum 1. Oktober 2000 wird die Hauswährung auch auf den Euro umgestellt. Das bedeutet aus EDVSicht nochmals einen großen Aufwand. Die Personalabrechnung wird bei Carl Zeiss wie in fast allen Unternehmen zum 1. Januar 2002 umgestellt, d.h., Löhne und Gehälter werden in Euro ausgezahlt, wenn es das Euro-Bargeld gibt. Jahr-2000-Projekt: Gut geplant ist halb gewonnen Die Jahrtausendwende warf schon lange ihre Schatten voraus. Die berühmt-berüchtigte J2K-Fähigkeit, d.h. die Fähigkeit, mit dem neuen Datum problemlos umgehen zu können, beunruhigte nicht nur private PC-Nutzer. Noch gründlicher mussten sich Firmen, deren Abläufe heute über komplex vernetzte Computerlandschaften erfolgen, auf alle Eventualitäten vorbereiten. Auch bei Carl Zeiss wurden sowohl intern als auch mit Kunden und Lieferanten alle möglichen Störgrößen erkundet und beseitigt. Zum einen war sicherzustellen, dass die von Carl Zeiss gelieferten Mess- und Auswertesysteme einen absolut störungsfreien Übergang ins nächste Jahrtausend garantieren. Dazu wurden unsere Kunden bei zahlreichen spezifischen Aktivitäten eng mit in unsere Bemühungen eingebunden. Andererseits müssen auch die vielfältigen Prozesse im Kontakt mit unseren Lieferanten nach der Jahreswende weiterhin problemlos laufen. Dazu hat Carl Zeiss alle wichtigen und aktuellen Lieferanten angeschrieben und sich über deren Jahr-2000-Aktivitäten informiert. Bei besonders kritischen Zulieferkomponenten wurden die Lieferanten von Carl Zeiss auditiert, um die gewissenhafte Durchführung der erforderlichen Checks und Maßnahmen abzusichern. Und schließlich waren auch bei den internen Abläufen zur Jahreswende keine Komplikationen und Probleme erlaubt. Dazu hat ein spezielles Projektteam bei Carl Zeiss mehr als 4.000 Systeme mit mehr als 14.000 Komponenten im Gesamtunternehmen erfasst und beurteilt. 100 Teams arbeiten an vier Servicebereichs- und sechs Unternehmensbereichsprojekten zusammen. Diese Zahlen spiegeln das äußerst komplexe Zusammenspiel in der vernetzten Zeiss Welt wieder. Obgleich alle erdenklichen Störmöglichkeiten analysiert und die daraus abzuleitenden Maßnahmen rechtzeitig realisiert worden sind, wurde der Datumswechsel unter besondere Bereitschaft gestellt – für ein global agierendes Unternehmen wie Carl Zeiss ein Zeitraum von 48 Stunden, für den detaillierte Notfallkonzepte ausgearbeitet wurden. 45 W i r t s c h a f t s b a ro m e t e r Carl Zeiss wächst auf 3,2 Mrd. DM Umsatz Uwe Braehmer Dr. Uwe Braehmer ist Leiter des Bereiches Kommunikation bei Carl Zeiss. Die Carl Zeiss Gruppe hat trotz schwieriger Rahmenbedingungen 1998/99 ihr operatives Geschäft um 6 Prozent ausweiten können. Bis zum Abschluss des Geschäftsjahres am 30. September 1999 wurden rund 3,2 Mrd. DM Umsatz fakturiert. Das Betriebsergebnis konnte verbessert werden. Jedoch mussten aufgrund gesetzlicher Änderungen in Deutschland hohe Rückstellungen für die betriebliche Altersversorgung der Mitarbeiter gebildet werden. Insbesondere wird das Ergebnis durch Struktur- und Vorsorgemaßnahmen stark belastet. Wachstum im Geschäftsjahr 1998/99 hat der Unternehmensbereich Medizintechnik mit Chirurgischen Geräten zu verzeichnen. Die Weltmarktführerschaft bei Operationsmikroskopen konnte ausgebaut werden. Auch moderne Navigationssysteme mit Computersteuerung werden von den Kliniken zunehmend nachgefragt. Neue Diagnose- und Therapie-Geräte für die Augenheilkunde weckten reges Interesse. Insgesamt erlöste Carl Zeiss mit Medizintechnik 670 Mio. DM Umsatz (11 Prozent mehr als im Vorjahr). Bild 1: Die Flexibilität der Produktion im Geschäftsbereich Ophthalmologische Geräte wurde mit Investitionen in eine neue Fließlinie deutlich erhöht. Damit konnte ein kurzfristiger Auftrag von einem der führenden Hersteller medizinischer Laser über 100 zusätzliche Laserspaltlampen termingerecht erfüllt werden. Bild 2: Für die Montage von Ferngläsern und Zielfernrohren wurden bei der Hensoldt AG in Wetzlar, einer 100 %Tochter von Carl Zeiss, moderne Reinräume eingerichtet. Dabei konnte man auf Erfahrungen mit Objektiven für Beleuchtungseinrichtungen inWafersteppern für die Chipherstellung zurückgreifen. Im Bild werden Objektive in die Ferngläser eingebaut – letzte Phase der Montage vor der Endkontrolle. 46 Trotz verhaltener Autokonjunktur entwickelte sich der Unternehmensbereich Industrielle Messtechnik gut. Mit einem Umsatzzuwachs von 10 Prozent auf 475 Mio. DM konnte auch hier die Marktführerschaft weltweit ausgebaut werden. Neben dem hochpräzisen Vermessen von Autokarosserien, -Fahrwerken und -Motoren wurden durch neue Produkte zusätzliche Einsatzgebiete in der Flugzeug- und ElektronikIndustrie erschlossen. Stärkste Säule wurde nach anfänglicher drastischer Abschwächung durch die weltweite Chip-Krise wieder die Halbleitertechnik bei Carl Zeiss. Ab Frühjahr zog die Nachfrage nach Mikrolithographie-Systemen der modernen Starlith® Generationen wieder an und sorgte für einen Gesamtumsatz von 480 Mio. DM in diesem Unternehmensbereich, der damit nur 4 Prozent unter dem Vorjahr blieb. Die Talsohle durchschreiten konnte die Markenoptik, die am Ende des Geschäftsjahres einen Umsatzzuwachs um 8 Prozent auf 800 Mio. DM verzeichnete. Insbesondere hochwertige Kunststoff-Brillengläser waren nachgefragt. Das Geschäft mit Brillenfassungen war von hohen Vorleistungen für eine neue Kollektion geprägt, das Geschäft mit Kontaktlinsen von einem wettbewerbsintensiven Umfeld. Ferngläser und Zielfernrohre erreichten sehr guten Marktzuwachs. Bei Fotoobjektiven sorgten Produktneuheiten für Auf- schwung. Die Kooperation mit Sony erreichte einen Höhepunkt mit dem Einmillionsten Objektiv. Einen Umsatzzuwachs von 10 Prozent auf 450 Mio. DM erzielte die Mikroskopie. Aufwendige Herstellund Logistik-Prozesse bei Lichtmik- Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 W i r t s c h a f t s b a ro m e t e r gesamt stieg der Umsatz des Unternehmensbereiches um 6 Prozent auf 285 Mio. DM. Nachdem sich Carl Zeiss in den letzten Jahren konsequent von schwachen Traditionsgeschäften getrennt hat, konzentriert sich das Unternehmen nun noch stärker auf wachstumsstarke Ecksäulen. Beste Chancen bestehen auf vier großen Marktgebieten: bei optischen Syste- roskopen und hohe Vorleistungen in die Entwicklung von Mikroskopsystemen für die biomedizinische und pharmazeutische Forschung brachten Belastungen. Der Unternehmensbereich startete im Frühsommer 1999 ein umfassendes Optimierungsprogramm: Neue innovative Produkte auf Plattformbasis und die Verbesserung aller Prozesse sind die Schwerpunkte. Bei Optisch-Elektronischen Systemen konzentrierte sich Carl Zeiss Innovation 7, Carl Zeiss, 1999 im abgelaufenen Geschäftsjahr auf die Hauptaktivitäten Modul- bzw. Projektgeschäft und Optronik (Wehr- und Weltraumtechnik). Den Schwerpunkt in Jena bildete die digitale Projektion, die gute Zuwachsraten erzielte. Die Optronik (ZEO) in Oberkochen verbesserte sich in einem schwierigen Beschaffungsmarkt. Ins- Bild 3: Die Wöhlk Contactlinsen GmbH, eine 100-%ige Tochter von Carl Zeiss, hat in Schönkirchen bei Kiel ein neues Gebäude bezogen. Optimierter Materialfluss, modularer Aufbau der Infrastruktur, Optimierung von Fertigungsabläufen und Einführung neuer Technologien verbessern die Leistungsfähigkeit des Kontaktlinsenherstellers. Bild 4: Die Konzentration der Fertigung hochwertiger Kunststoff-Brillengläser auf den Standort Aalen ist Bestandteil der Investitionsprogramme, mit denen der Unternehmensbereich Markenoptik seine internationale Wettbewerbsfähigkeit ausbaut. men für die Biotechnologie und Medizin, in der Messtechnik für die Industrie, im Halbleitergeschäft und mit einem Komplettangebot „rund ums Auge“. Im nächsten Jahrhundert wird nicht mehr das Elektron, sondern das Photon, also das Licht, im Mittelpunkt der globalen wirtschaftlichen Entwicklung stehen – zu diesem Schluss kommt eine Analyse des amerikanischen Wissenschaftsrates im Auftrag der US-Regierung. Carl Zeiss wird mit Kernkompetenzen der Schlüsseltechnologie Optik vorn dabei sein. Bild 5: Entscheidenden Anteil an der röntgenoptischen Qualität der Teleskop-Module für den europäischen Röntgensatelliten XMM haben die hochgenauen Abformkörper und die Messtechnik von Carl Zeiss. XMM soll in den kommenden zehn Jahren mit drei parallel arbeitenden Teleskopen von Carl Zeiss, die eine optische Gesamtfläche von fast 200 m2 haben, eine Million neuer Himmelskörper entdecken. 47 Mit einer Million ins Jahr 2000!