St. Bernhard St Christoph
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St. Bernhard St Christoph
Hilfeleistung im alpinen Gelände in der Vergangenheit Natürlich werden schon die Ötzis versucht haben, einander zu helfen…Die beiden folgenden Geschichten über Rettungen von Passgehern und Pilgern sind noch am besten geeignet, um über Hilfeleistung im Gebirge in der Vergangenheit zu erzählen. Es sind immer alpine Übergänge, die im Winter und auch bei Wetterstürzen den Menschen in Gefahr brachten. Unfälle von „Alpinisten“ gab es noch nicht, denn es gab ja noch keinen „Alpinismus“ im heutigen Sinn. Die Berge waren den Menschen unheimlich, kamen von dort doch Schlechtwetter, Gewitter, Lawinen und Hochwasser. Daher ranken sich um fast alle Berge viele Geschichten, Märchen und Sagen. St. Bernhard, „Barry“ der Bernhardiner (Aus: „Barry“ des Walliser Schriftstellers und Kenner der Geschichten um St. Bernhard Adolf Fux) Natürlich eine Legende, aber die Geschichte vom St. Bernhard ist eine lange: Dieser Alpenübergang wurde seit jeher von Heerscharen, Händlern, Handwerkern und Schmugglern genutzt. Schon in der Keltenzeit war der Bernhardpass eine dem Gott „Penn“ oder „Pennin“ geweihte Opferstätte. Die Römer errichteten nach ihren Eroberungszügen an dieser Stätte einen Jupitertempel. Um das Jahr 945 zogen aus Spanien hordenweise die Sarazenen, auch Maronier (Mauren) genannt, bis zu diesem Alpenpass vor. Sie beraubten die Bevölkerung und hausten diesseits und jenseits des Passes. Ihnen trat Bernhard von Menthon entgegen: er konnte einen Teil bekehren – und die anderen vertreiben. Mitte des 11. Jhd. gründete er am Pass ein christliches Hospiz, das nach seinem Tod 1081 nach ihn benannt wurde. Papst Innozenz III übergab das Hospiz 1466 den Augustinern. Napoleon zog vom 15. – 20 Mai 1800 mit einem 40 km langen Heerzug über den Pass. Die Witterung und der Schnee machte der Armee schwer zu schaffen. Ein Hund soll den General Berthier zum Hopiz geleitet haben. Er erbat sich einige Hunde. Ein Hundefreund aus Dänemark, de Connik, versuchte mit dem Prior von St. Bernhard die Herkunft der Hunde zu eruieren: Perser und Römer sollen diese großen, doggenartigen Hunde aus dem Himalaya von ihren Eroberungszügen mitgebracht haben. Sie wurden als Wach- und Kampfhunde ausgebildet. Die Römer hielten solche Hunde für die Bewachung ihrer Militärstationen, so auch in Helvetien und am St, Bernhard. Sie wurden Molosser- oder Barbarenhunde genannt. Die Bernhardiner sollen aus einer Kreuzung mit einem Wolf oder Windhund hervorgegangen sein. Durch ein Bild von 1651 wird die Gattung belegt. Ab 1660 wird vermerkt, dass sich diese Hunde um die Rettung von Menschen verdient gemacht hatten: „... erhorchte am Rande einer Lawine den Herzschlag eines Menschen …“ Bereits die bekehrten Maroniner arbeiteten als Führer und Begleiter über den Pass, waren vor allem aber Züchter und Lehrer dieser Hunde. Diese hatten mit eigenen Gestellen Trägerdienste zu leisten, um die Ernte zum Hospiz zu bringen. Die Rettung aus Schneesturm oder Lawinen werden legendenhaft erzählt. Wirklich gesehen wurden die Hunde aber wohl vielfach als Begleiter der Maronier, der Mönche und anderer Passgeher. Von einem Fässchen mit Cognac am Halsband war nie die Rede, jedoch von starken Stachelhalsbändern, die dazu dienten, bei Raufereien im eigenen Rudel, als auch bei Angriffen von fremden Hunden und Wildtieren vor Verletzungen zu schützen. Der Metzgermeister Schuhmacher aus Hollingen, ein guter Kynologe, züchtete ab 1831 die heutigen Bernhardienerhunde, diese sind eine Kreuzung aus Mastiff und Neufundländern. Er erstellte eine fundierte Ahnentafel und dokumentierte, wer diese Hunde erwarb: 1822 der Großfürst von Toskana, 1826 die König von Preußen, 1850 der Herzog von Genua, 1857 der Prinz von Gallien und 1883 Kaiser Franz Josef, usw. Auch unser Heinrich Krempel, ein besonderer Kenner der Westalpen, hat beim Hospiz bezüglich der Hunde nachgefragt. Dieser Brief ist uns erhalten, Datum: 1. März 1898 Die Übersetzung davon: Alpiner Rettungs – Ausschuß Wien, 1.März 1898 Euer Hochwürden ! Hiermit erlauben wir uns an Euer Hochwürden eine Anfrage zu richten für deren Beantwortung wir Ihnen Im Voraus bestens danken. Es haben nämlich die sämtlichen Wiener alpinen Vereine, ein Alpines – Rettungs - Comite’ gebildet, welches es sich zur Aufgabe gemacht hat, bei Unglücksfällen im Gebirge, sofort die nothwendigen Rettungs – Actionen zu unternehmen. Da bei Unglücksfällen im Winter auch Hunde zum Aufsuchen von Verunglückten verwendet werden sollen so erlauben wir uns an Euer Hochwürden die Frage zu richten, von welcher Race die weltberühmten von Ihnen verwendeten Rettungs – Hunde sind, und von wo man dieselben beziehen könnte. Auch würden Sie uns sehr zu Dank verpflichten wenn Sie uns in einigen Zeilen mittheilen könnten wie die bei Ihnen in Gebrauch stehenden Hunde verwendet werden, & wie dieselben dressiert werden. Indem wir Ihnen nochmals wärmstens Dank aussprechen, verbleiben Ihren hochgeschätzten Nachrichten mit Vergnügen entgegensehend. Euer Hochwürden ergebendster Alpiner Rettungs – Ausschuß Heinrich Krempel, Obmann St. Christoph am Arlberg, Heinrich das Findelkind (Aus: Anna Molden, Mitarbeit Hans Thöni „Arlberg“) Das 1386 erbaute Hospiz auf der Passhöhe des Arlbergs war für viele Passgeher und Pilger ein rettender Stützpunkt. Ihre Entstehung erzählt die Legende von Heinrich dem Findelkind, die in verschiedenen Formen überliefert ist – in etwa so: „Ich Heinrich Findelkind war das 10. Kind des Mayr von Kempten, der wegen Verarmung durch eine Bürgschaft 5 seiner Kinder weggeben musste. Ich ging mit zwei Priestern, die nach Rom zogen, zum Arlberg, wo ich dem Yäklin Überrhein als Schweinehirt übergeben wurde. Ich verdiente 2 Gulden pro Jahr und wurde dessen Schwertträger. Bei den sonntägigen Kirchgängen sah ich, wie sie die Leichen vom Arl brachten, denen die Vögel die Augen ausgepeckt hatten und die von Tieren angefressen worden waren.“ Das erbarmte ihn so, dass er nach 7 Jahren Dienst mit 15 Gulden sich von seinem Herrn die Erlaubnis erbat, eine Elendsherberge zu errichten. Überrhein verwendete sich bei Leopold III. für seinen Hirten. Leopold erteilte die Erlaubnis, auf unnützigen Grund eine Herberge zu errichten. Diese Erlaubnis wurde mit einer feierlichen Urkunde bestätigte. Heinrich Findelkind soll sich an Gott gewandt haben, der ihm den Nothelfer St. Christophorus empfahl. In Ullrich von Nossek, einem Schwyzer aus St. Gallen, fand er einen treuen Helfer. Schon im ersten Jahr retteten sie 7 Menschen das Leben. Nach 7 Jahren schrieb Heinrich Findelkind 1396 seine Lebensgeschichte nieder. In dieser ist vermerkt, dass bereits 50 Menschen Heinrich ihr Leben verdankten. Er wurde so berühmt, dass er Schlösser und Burgen besuchte und dort im Dienste der Barmherzigkeit um Sympathien warb. Sein Ruf ging so weit, dass ihm Leopold der IV. Urkunde und Wappen verlieh. 1405 wird er letztmalig erwähnt, es wird erzählt, dass er im Schutze Christophorus, dessen Kreuze als Schatten über ihn lagen, direkt über den Arl in den Himmel geholt worden sei. (aus: Anna Molden, Mitarbeit Hans Thöni „Arlberg“) Laut „Beschreibung Tirols“ von Johann Jakob Staffner 1841 – war der Wirt des Hospizes behördlich verpflichtet, die Reisenden „von den Gefahren getrewlich zu unterrichten und des Winters täglich früh und abends, wenn das Glöcklein zum Ave Maria mahnte, versehen mit 8 Schneereifen sowie Wein und Brot, hinauszugehen und auf- und niedersteigend viermal mit lauter Stimme zu ruefen, ob jemand da sey“ (zitiert aus: Kroneartikel DDr. Nenning) Hans Hejduk, 07.02.2006