Festschrift zum 50. Geburtstag des III. Physikalischen Instituts
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Festschrift zum 50. Geburtstag des III. Physikalischen Instituts
Das III. Physikalische Institut 16.9.1963 - 16.9.2013 III. Physikalisches Institut B Das „Aachen Event“ zur Entdeckung der neutralen schwachen Ströme (1973) Festschrift zum 50. Geburtstag des III. Physikalischen Instituts Martin Erdmann, Thomas Hebbeker, Jörg Pretz, Achim Stahl, Christopher Wiebusch Mit der Berufung und dem Amtsantritt von Prof. Helmut Faissner am 16.9.1963 wurde das III. Physikalische Institut an der RWTH Aachen gegründet. Jetzt feiern wir den 50. Geburtstag des Instituts! Leitlinie unseres Instituts war und ist die Erforschung der elementaren Teilchen und ihrer Wechselwirkungen bei den höchsten Energien. In den vergangenen 50 Jahren haben viele Mitarbeiter des Instituts eine große Zahl internationaler Experimente an den weltweit größten Beschleunigeranlagen und Observatorien für kosmische Teilchen aktiv mitgestaltet. Ihre Forschungsbeiträge liegen in den Bereichen Beschleuniger, Detektoren, Computing, Datenanalysen und theoretische Berechnungen. Ermöglicht werden substanzielle Beiträge durch die großen Institutswerkstätten, die leistungsfähige Rechnerinfrastruktur und die starke Unterstützung durch Forschungsmittel, die sorgfältig verwaltet und eingesetzt werden. Diese Festschrift berichtet über Forschung, Lehre und wissenschaftliche Erkenntnisse von der Entdeckung der neutralen schwachen Wechselwirkung bis zur Entdeckung eines neuen Teilchens – wahrscheinlich des lang gesuchten Higgs-Teilchens. Das III. Physikalische Institut 16.9.1963 - 16.9.2013 III. Physikalisches Institut B Editoren: Martin Erdmann, Thomas Hebbeker, Markus Merschmeyer, Oliver Pooth, Anne Schukraft, Martin Weber Autoren: Historisches Albrecht Böhm, Günter Flügge, Raimund Honecker, Markus Merschmeyer, Dieter Rein Teilchenphysik an Beschleunigern Albrecht Böhm, Günter Flügge, Thomas Hebbeker, Raimund Honecker, Thomas Kreß, Gerd Otter, Oliver Pooth, Jörg Pretz Neutrinophysik Stefan Roth, Christopher Wiebusch Astroteilchenphysik Martin Erdmann, Matthias Plum, Christopher Wiebusch Detektorentwicklung Martin Erdmann, Gisela Hürtgen, Karim Laihem, Ronja Lewke, Matthias Plum, Oliver Pooth, Dieter Rein, Stefan Roth, Christopher Wiebusch Computing Martin Erdmann, Thomas Kreß Lehre und Öffentlichkeitsarbeit Martin Erdmann, Günter Flügge, Oliver Pooth Verwaltung und Werkstätten Markus Merschmeyer Institutsleben Raimund Honecker, Thomas Kreß, Markus Merschmeyer, Dieter Rein Listen Claudia Cüster-Weiger, Adriana Del Piero, Herbert Gräßler, Ruth Jansen, Oliver Pooth, Dieter Rein 2 HISTORISCHES Historisches von Markus Merschmeyer mit Beiträgen von Albrecht Böhm, Günter Flügge, Raimund Honecker und Dieter Rein Die Vorgeschichte von Raimund Honecker Rein administrativ war 1963 das Geburtsjahr des III. Physikalischen Instituts der RWTH Aachen mit der Berufung von Prof. Helmut Faissner. Aber es gab da noch eine pränatale Phase von erheblicher Bedeutung. Sie war der Grundstein dafür, dass das Institut letztendlich zu einem Zwilling wurde bei einer „Schwangerschaftsdauer“ von etlichen Jahren. Und das kam so: Am Anfang war das einzige Physikinstitut der RWTH das „Physikalische Institut“, angesiedelt in der unteren Hälfte des Rogowski-Baues in der Schinkelstraße mit seinem Direktor Prof. Wilhelm Fucks, einem leidenschaftlichen Forschungspolitiker ersten Ranges. Auf sein Rektorat in den Jahren 195052 geht z. B. der Bau des Auditorium Maximum in der Wüllnerstraße zurück, bis heute wichtigster Hörsaalbau für Vorlesungs- und Vortragsveranstaltungen, ferner zentraler Ort der legendären Fucks’schen Karnevalsvorlesungen. Fucks war nämlich von seiner Herkunft „ene echte Kölsche Jung“. Fucks’ Aktivitäten erstreckten sich nach dem Krieg mehr und mehr forschungspolitischen Zielen (er war u.a. Mitgründer der Kernforschungsanlage KFA in Jülich, des heutigen Forschungszentrums Jülich). Sein eigentliches Forschungsfeld, die Gasentladungsphysik, über die er Anfang der 30er Jahre selbst promoviert hatte, stand nicht mehr im Fokus physikalischer Forschung. Schon längst stand in aller Welt an den modernen Instituten die Kernphysik im Vordergrund, Untersuchungen von Kernstrukturen, die Entwicklung von Kernmodellen und die Mechanismen von Kernreaktionen. Dies erkannte sehr schnell Wilhelm Fucks’ kluger Assistent Dr. Hermann Jordan, ein in Münchner Schule blendend ausgebildeter Physiker, und begründete Mitte der 50er Jahre mit Fucks’ breiter Unterstützung eine Kernphysikgruppe, bestehend zunächst aus einer stattlichen Anzahl ausgewählter Diplomanden – dem späteren wissenschaftlichen Stamm des Instituts IIIB. Wilhelm Fucks, ein Physiker mit visionären Zügen und stets voller neuer Ideen, erkannte sehr wohl die Zeichen der Zeit in der physikalischen Forschung. Ausgehend von seinem Lieblingsgebiet Gasentladungsphysik gründete er eine Forschungsgruppe Plasmaphysik und träumte bereits von einem thermonuklearen Fusionsreaktor. Er berief seinen tüchtigen Assistenten zum Leiter dieser Gruppe und siedelte letztere in der von der TH angemieteten „Alte Aachener Tuchfabrik“ in der Charlottenstraße 14 an. Zum Leiter der bereits bestehenden Kernphysikgruppe berief er dann 1957 Dr. Martin Deutschmann aus Göttingen. Martin Deutschmann, schlesischer Herkunft, hatte in Berlin über Messungen der Höhenstrahlung mit selbst gebauten Wilsonkammern bei Hans Geiger promoviert, jenem Forscher, dessen Name jedem Studierenden im Geiger-MüllerZählrohr begegnet. Nach dem Krieg setzte Deutschmann seine Arbeiten bei Wolfgang Gentner fort, einem der Mitgründer des CERN. In jener Zeit wandte sich ein blutjunger Student namens Volker Soergel an ihn, „um ein bisschen löten zu lernen“. Dass daraus einmal der spätere DESY-Ge- 3 neraldirektor werden sollte, war damals nicht abzusehen. Anfang der 50er Jahre führte Deutschmann seine Arbeiten im Institut von Werner Heisenberg in Göttingen fort. Martin Deutschmann war ein Experimentalphysiker mit ausgeprägter physikalischer Intuition, einem feinen Gespür für physikalische Vorgänge und einem ungemeinen Ideenreichtum, was ihn zu gleichzeitigen und vielfältigen Aktivitäten befähigte. Sein Herz schlug zweifellos für die Hochenergiephysik, aber er führte bis Anfang der 70er Jahre auch die kernphysikalischen Arbeiten weiter, gründete auf Drängen seines Mentors Wilhelm Fucks eine Forschungsgruppe Plasmaphysik und entwickelte halbautomatische Messeinrichtungen für Blasenkammerfilme, vorausschauend auf große Datenmengen. Daneben war er selbst am Bau einer Blasenkammer mit gepulstem Magnetfeld beteiligt bei gleichzeitiger Wirkung von Expansion und Spurkrümmung. Seine inzwischen recht umfangreiche Gruppe bekam offiziell die Bezeichnung „Physikalisches Institut der TH Abteilung Kernphysik“. Im Oktober 1960 zog die Gruppe vom Rogowski-Bau in die „Alte Aachener Tuchfabrik“, Charlottenstraße 14, nachdem dieser Bau nach einem verheerenden Brand wieder hergestellt war. Die Fucks’sche Plasmagruppe zog zur KFA nach Jülich. Das hauptsächliche Augenmerk der Aktivitäten der Hochenergiegruppe richtete sich auf Blasenkammer-Experimente bei mehreren GeV am DESY und am CERN. Während dessen liefen im Institut die übrigen experimentellen Entwicklungen weiter. Bei der Proklamation des III. Physikalischen Instituts 1963 mit Beginn der Aktivitäten von Helmut Faissner waren beim Institut von Martin Deutschmann bereits γp-, γd- und πp-Runs gelaufen und bereits die ersten Promotionen abgeschlossen. Die frühen Jahre: Neutrinos und Blasenkammern (1963 bis etwa 1980) Das Geburtsdatum des III. Physikalischen Instituts ist der 16. September 1963. An diesem Tag wurde Dr. Helmut Faissner als Professor und Lehrstuhlinhaber an die Technische Hochschule Aachen berufen. Kurz danach setzte er Hubert Geller als Institutsverwalter ein, dieser begann darauf, das Institut, welches in einem ehemaligen Philips-Gebäude in der Jägerstraße untergebracht wurde, durch Personaleinstellungen und Raumbeschaffung mit Leben zu füllen. Bald wurden außerdem erste Vorbereitungen zum Bau eines eigenen Institutsgebäudes getätigt, diese führten später schließlich zum Bau des Physikzentrums in Seffent/Melaten. Im folgenden Jahr wurden dann das Sekretariat und die Werkstätten aufgebaut und ausgerüstet, außerdem begann der Lehrbetrieb. Am 31. Januar 1966 wurde Dr. Martin Deutschmann zum Ordinarius ernannt und am 12. Mai 1967 schließlich zum weiteren Direktor des III. Physikalischen Instituts berufen. Das Institut wurde noch im selben Monat administrativ in „IIIA“ (Faissner) und „IIIB“ (Deutschmann) getrennt. Somit war der Zwilling perfekt. Die Verwaltung bei IIIB übernahm Dr. Raimund Honecker. Die endgültige Differenzierung aller HISTORISCHES -" 28<:?:8+"?!"!"7"78:"2,7"T"- ,2?2+"2ST"-2 Institute für Experimentalphysik in IA, IB, IC, IIA, IIB, IIIA und IIIB geschah erst einige Jahre später nach der Emeritierung von Wilhelm Fucks. Mit der Berufung von Dr. Rudolf Rodenberg als wissenschaftlicher Rat und Professor für theoretische Elementarteilchenphysik am 18. Oktober 1966 und dem darauf folgenden Aufbau einer theoretischen Arbeitsgruppe, die ab 1968 in der Vinzenzstraße untergebracht war, war das III. Physikalische Institut gewissermaßen vollständig. Vom Sommer 1969 bis zum Herbst 1970 wirkte Helmut Faissner als Rektor der RWTH. In seine Amtszeit fielen insbesondere das 100-jährige Jubiläum der RWTH sowie die Beschlüsse über den Bau des Seminargebäudes an der Wüllnerstraße und den Komplex des Kármán-Auditoriums. Im August 1972 wurde Dr. Gerd Otter Professor bei IIIB. Im darauf folgenden Jahr zog die Theorieabteilung um in die Jägerstraße. Ein weiteres Jahr später, im August 1974, wurde Dr. Albrecht Böhm Professor bei IIIA und analysierte Experimente am Speicherring ISR zur Messung des elastischen und totalen p-p-Wirkungsquerschnitts. 8,D8-/E"2:7?1-2"%"2:W"0:"2?1`hfeT,3:3ST"-2 Die räumliche Trennung der beiden Institute endete in den Jahren 1975/76 mit dem gemeinsamen Einzug in zwei benachbarte Flügel der zweiten Etage des Physikzentrums. Die Werkstätten folgten im Jahr 1977. Neben der anfänglichen räumlichen Trennung waren die beiden Institute IIIA und IIIB auch intern fachlich getrennt: 4 Helmut Faissner, von Neutrino-Experimenten im CERN herkommend, hatte die schwache Wechselwirkung zum Forschungsziel während sich Martin Deutschmann, von der Höhenstrahlungsphysik kommend, der Suche nach neuen Teilchen und Resonanzen widmete, also die Untersuchung der starken Wechselwirkung verfolgte. Arbeitstechnisch gab es jedoch trotz räumlicher Trennung wichtige übergreifende Aktivitäten. Den Antrieb hierzu bot nicht zuletzt im Jahr 1965 die Installation eines Rechners PDP6 im Institut IIIB zur Bewältigung der umfangreichen Blasenkammer-Datenmengen. Der Rechner stand beiden Instituten sowie auch anderen Hochschuleinrichtungen offen. Die Untersuchungen von Neutrino- und Antineutrino-Nukleon-Wirkungsquerschnitten mit Funkenkammern am CERN waren der Grund für den Ruf Faissners an die RWTH gewesen, sie wurden etwa 1966 abgeschlossen. Anschließend studierte man bei IIIA die kurz zuvor entdeckte CP-Verletzung in Zerfällen neutraler Kaonen, zuerst im „Aachen-CERN-Rutherford“-Experiment (1964-1971), später in weiteren Experimenten, bei denen auch die in Aachen entwickelten Drahtfunkenkammern zum Einsatz kamen (1966-1974). Hier begann auch die Zusammenarbeit mit Prof. Carlo Rubbia, dem späteren Nobelpreisträger und Ehrendoktor der RWTH. Parallel dazu betrieb man im Institut IIIB seit Anfang der 60er Jahre Hadronenspektroskopie mit Hilfe von Blasenkammern. Experimente hierzu fanden vor allem am CERN, später aber auch am IHEP in Protvino (1960-1982) statt. Die Aachener Gruppe fand eines der ersten Ω--Baryonen, ein wichtiges Indiz für die damals noch umstrittene SU3-Klassifikation. Ab 1965 beteiligte sich auch IIIA an Blasenkammerexperimenten, z. B. bei der X2-Kollaboration (bis 1970). Hier „näherte“ man sich den Quarks über das Studium der Zerfälle geladener Kaonen. Ein erstes Experiment, welches die kosmische Höhenstrahlung statt eines Beschleunigers nutzte und nach freien Quarks suchte, wurde zwischen 1968 und 1974 mit einem Detektor (einem Vorläufer der heutigen Driftkammern) in der Garage des Institutsgebäudes in der Jägerstraße durchgeführt. Die Empfindlichkeit des Detektors auf Quarks der Ladung 1/3 und 2/3 der Elementarladung e war sehr hoch, jedoch zeigten sich leider keine freien Quarks, sei es als Einzelteilchen oder als Begleiter in hochenergetischen Luft- HISTORISCHES schauern. Ab 1971 beteiligte man sich an Proton-Proton-Streuexperimenten am gerade fertiggestellten Speicherring ISR des CERN, bei dem zwei Protonenstrahlen in entgegengesetzter Richtung aufeinander treffen. So erzielte man eine viel höhere Schwerpunktsenergie als mit einfachen Beschleunigern. Man konnte dadurch viele Prozesse bei kleineren Abständen vermessen. Die Resultate reichten vom elastischen und inelastischen Wirkungsquerschnitt der Protonen bis hin zum Studium der Hadronen-Jets (bis 1980). Die Rückkehr zur Neutrinophysik erfolgte 1970 durch Dr. Klaus Schultze, dessen Gruppe der Gargamelle-Kollaboration beitrat. Mit dieser Blasenkammer untersuchte man die neutralen Ströme und wurde kurz vor Weihnachten 1972 auch fündig: Die Aufnahme einer Myon-Antineutrino-Elektron-Streuung ging als „Aachen event“ in die Geschichte ein. Um eine größere Anzahl von Ereignissen in der verbleibenden Strahlzeit am Neutrino-Strahl untersuchen zu können und um den Untergrund durch Streuereignisse im massiven Magneten der Blasenkammer zu vermeiden, verwendete man in der Aachen-Padua-Kollaboration ab 1974 bis 1982 optische Funkenkammern an Stelle einer Blasenkammer. Man fand immerhin etwa ein Dutzend Myon-AntineutrinoElektron-Streuereignisse als Bestätigung des Befunds in der Blasenkammer und man konnte erstmals die Partnerreaktion am Myon-Neutrino-Strahl nachweisen, mit etwa ein Dutzend gefundenen Myon-Neutrino-Elektron-Streuereignisse. Helmut Faissner und seiner Arbeitsgruppe gelang es 1976 (8.-12. Juni), die Weltspitze der Neutrinoforschung in Aachen zu versammeln. Die Konferenz hatte großen Einfluss auf die Zukunft des Fachgebiets, hier stellte z. B. Carlo Rubbia seine Idee eines Proton-Antiproton-Colliders vor. Dies sollte ihm später den Nobelpreis einbringen. 73#T "01?: -882"7 -1 "857 ,1-:73#T!?801"-!"7 ,"2"7"?:7-23/32#"7"2E`hfeT,3:3S11 Nach der Fertigstellung des SPS am CERN ging dort die nächste Blasenkammergeneration an den Start. Ab 1977 wertete man bei IIIA und IIIB gemeinsam Ereignisse von BEBC aus. Hier kamen zum ersten Mal computergesteuerte, halbautomatische Messtische zum Einsatz. Dass sich die Arbeiten dieser Jahre gelohnt haben, zeigen auch die Preise, die Mitglieder des Instituts für ihre Beiträge zur Physik erhielten: Im September 1975 wurde Dr. Dieter Haidt für seine Bestimmung des Neutronenuntergrundes bei der Suche nach den neutralen Strömen mit dem Physikpreis der DPG ausgezeichnet. Vier Jahre später, im September 1979, ging diese Auszeichnung an Dr. Hans Reithler, der entscheidende Beiträge zur Messung des ν̄μ -e-Wirkungsquerschnitts geleistet hatte. Im Mai 1980 schließlich wurde Helmut Faissner durch die deutschen und englischen Physikalischen Gesellschaften für die Entdeckung der neutralen Ströme mit dem Max-Born-Preis ausgezeichnet. Standardmodell und Nukleonstruktur (nach 1976 bis etwa 2004) Nach den Jahren des Institutsaufbaus gab es in den 80er und 90er Jahren weniger personelle Veränderungen: Im Januar 1980 wurde Dr. Klaus Schultze Professor bei IIIA und im Oktober desselben Jahres kam der Theoretiker Dr. Saul Barshay als Gastprofessor nach Aachen. Im Januar 1984 wurde Prof. Martin Deutschmann emeritiert, für ihn folgte im November 1986 Prof. Günter Flügge. Prof. Helmut Faissner wurde im Juli 1993 emeritiert, im Oktober desselben Jahres übernahm Prof. Siegfried Bethke dessen Lehrstuhl. Prof. Rudolf Rodenberg ging im Februar 1995 in den Ruhestand. Dies hatte auch die Auflösung der theoretischen Abteilung 73#T "01?: -882"7 "- !"7 74%2?2+ !"7 ,"2"7 "?:7-23X im III. Physikalischen Institut zur Folge, die verbleibenden /32#"7"2E `hfe -1 3:"2 4780 Y?!-1CX"?!"ZT ,3:3S Mitarbeiter wurden von der Experimentalphysik übernom11 men oder dem Institut für Theoretische Teilchenphysik der Fachgruppe Physik zugeordnet. Ein Jahr später, vom 29.-31. März 1977, organisierten Martin Deutschmann und Klaus Schultze die Frühjahrstagung des Fachverbands Teilchenphysik der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Aachen. Diese stand ganz im Zeichen der erst kurz zuvor entdeckten neuen Teilchen, dem CharmQuark (1974) und dem τ-Lepton (1975). 5 HISTORISCHES erstmalig sogenannte Myonkammern bei. Auf Grund der dabei gesammelten Erfahrungen war man auch später, beim L3- und CMS-Experiment, wieder am Bau solcher Detektoren beteiligt. Ende 1982 hatte man bei UA1 endlich eine Handvoll Ereignisse mit dem Zerfall eines W-Bosons beisammen. Dies brachte Carlo Rubbia und Simon van der Meer 1984 den Nobelpreis ein. Im Jahr 1982 vereinbarten das I. Physikalische Institut B (Profs. Lübelsmeyer und Schmitz) sowie die III. Physikalischen Institute A und B mit den Professoren Böhm, Deutschmann und Schultze die gemeinsame Teilnahme am L3-Experiment, welches am LEP-Beschleuniger des CERN aufgebaut wurde. Beschleuniger und Experimente gingen 1989 in Betrieb und ermöglichten in den darauf folgenden Jahren eine Vielzahl von Tests des Standardmodells. Durch 1"7-<"7?2+ A32 73#T 7<2"?:8 ,122 Y->"Z1 b`T 7E die Berufung von Siegfried Bethke gab es dazu auch eine `hgdT ? , ?# !"1 -0!E? 8","2 YAT0T2T7TZS 73#T "7! >"7Q 7T Beteiligung am OPAL-Experiment, welches ebenfalls am -1?2! 32" /"7 ?2! 7T "7"7: 790"7 Y"- !"7 "8 ,"2/X LEP aufgebaut war. @"7+"ZT?"00"ST32" /"7 Auch die Theorie ist hier stark involviert, man widmet sich der Erforschung von Symmetrieprinzipien und neuen PhäDie in dieser Zeit durchgeführten physikalischen Experimen- nomenen bei hohen Energien, wie sie eben bei LEP erreicht te und Detektorentwicklungen standen ganz im Zeichen des werden. Später kommen auch wichtige Beiträge für die Susich entwickelnden Standardmodells und der Aufklärung der che nach neuer Physik in seltenen B-Zerfällen dazu. Struktur der Materie. Die immer komplexer werdenden phy- Den Aufbau des Protons untersuchte man ab Anfang der sikalischen Fragestellungen führten dabei auch zu immer 90er Jahre mit dem Beschleuniger HERA am DESY in größer werdenden Experimenten und Kollaborationen. Hamburg. Hier war das Institut IIIB unter Leitung von GünIm Jahr 1976 schloss man sich unter Leitung von Prof. Alb- ter Flügge seit Mitte der 80er Jahre am Aufbau und später recht Böhm dem Mark-J-Experiment an, welches am Spei- an den Analysen des H1-Experiments beteiligt. cherring PETRA des DESY in Hamburg unter der Leitung Am SINDRUM-Experiment am PSI beteiligte sich IIIB seit von Prof. Samuel C. C. Ting vom MIT durchgeführt wurde 1986 mit Gerd Otter und dessen Arbeitsgruppe. Bis Anfang und in Elektron-Positron-Kollisionen nach Quarks und der 90er Jahre suchte man hier nach leptonzahlverletzenden Gluonen suchte. Ting bekam noch im selben Jahr den NoZerfällen des Myons. belpreis für die Entdeckung des Charm-Quarks im Jahr Auch am AMS-Experiment, welches durch Initiative von 1974. 2004 wurde er zum Ehrendoktor der RWTH ernannt. Samuel C.C. Ting zustande gekommen war, beteiligten sich Für Mark-J baute Aachen das Hadron-Kalorimeter, welches die Institute IB und IIIB. Nachdem der Prototyp AMS-01 sich als entscheidend für die Gluon-Entdeckung erwies. Zudie Funktion eines weltraumbasierten Teilchendetektors erdem wandte man sich mit der Untersuchung der Z/γ-Interfolgreich demonstriert hatte, wurde im Institut IIIB durch ferenz auch bei diesem Experiment wieder dem Studium der Prof. Flügge und Dr. Commichau Elektronik für das Nachneutralen Ströme zu. folgeexperiment AMS-02 entwickelt. Zwischen 1981 und 1986 beteiligte man sich durch Klaus Durch die Gruppe von Prof. Schultze wurden auch ForSchultze und seine Arbeitsgruppe an Experimenten der „Eu- schungsaktivitäten außerhalb der Teilchenphysik verfolgt. ropean Muon Collaboration“ (NA9 und NA28). Hier ging es Man arbeitete hier an der Entwicklung und Einführung eium nukleare Strukturfunktionen. Parallel dazu suchte die ner Brennstoffkennzahl, welche die Energieeffizienz von GeFaissner-Gruppe von 1980 bis 1986 am Kernforschungszen- bäuden beschreibt. trum Jülich (KFA) und beim Schweizer Institut für Nuklear- Die Leistungen der Aachener Physiker fanden auch im Verphysik (SIN), einem Vorgänger des heutigen Paul-Scherrer- lauf der 80er Jahre weitere Anerkennung: Die Ungarische Instituts (PSI) nach Axionen, hypothetischen Teilchen. Bei Physikalische Gesellschaft verlieh Helmut Faissner am 14. diesem Experiment fertigte auch Ranga Yogeshwar, der heu- Juni 1982 für seine Beiträge zur Neutrinoforschung und für te durch seine Öffentlichkeitsarbeit und als Fernsehjournalist die Organisation der Neutrino-Konferenz von 1976 eine bekannt ist, seine Diplomarbeit an. Medaille. Am 28. Oktober 1984 wurde er außerdem zum Einen gänzlich neuen Detektortyp entwickelten schon seit Fellow der Amerikanischen Physikalischen Gesellschaft eretwa 1973 Martin Deutschmann und seine Arbeitsgruppe. nannt. Den Physikpreis der DPG erhielten am 13.März 1985 Der Übergangsstrahlungsdetektor („Transition-Radiation Prof. Karsten Eggert, Dr. Traudl Hansl-Kozanecka und Dr. Detector“ (TRD)) zur Trennung von Pionen und Kaonen Ernst Radermacher sowie Dr. Hans Hoffmann vom CERN bei hohen Impulsen fand als Erstes beim „European Hybrid in Anerkennung ihrer Beiträge zur Entdeckung der W- und Spectrometer“ (EHS) am CERN Verwendung. Aktuell wer- Z-Bosonen. Am 20. Mai 1986 schließlich erhält Helmut den solche Detektoren z. B. auch bei den Experimenten AT- Faissner für seine wissenschaftlichen Verdienste das BundesLAS und ALICE am LHC und bei AMS eingesetzt. verdienstkreuz 1. Klasse. Siegfried Bethke wird am 17. JanuWichtigstes Experiment der 80er Jahre war das UA1-Expe- ar 1995 mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG riment am SPS-Beschleuniger des CERN, bei dem man er- ausgezeichnet. neut mit Carlo Rubbia zusammenarbeitete. Zum Detektor Im Laufe der Zeit haben wir einige wichtige Konferenzen steuerte Aachen, unter der Leitung von Helmut Faissner, und Workshops in Aachen durchgeführt: Vom 30. Juni bis 6 HISTORISCHES durch das einzige Großprojekt dieser Art für das beginnende 21. Jahrhundert. Alle Aachener Teilchenphysik-Institute traten der CMS-Kollaboration bei, IIIA beteiligte sich unter Prof. Bethke an der Entwicklung von Myon-Detektoren, bei IIIB beteiligte sich die Gruppe von Prof. Flügge an der Entwicklung des Spurdetektors. Heute werden diese Aktivitäten von Prof. Hebbeker, Prof. Erdmann und Prof. Stahl fortgeführt. Die LEP-Ära am CERN endete im Jahr 2000, die damit verbundenen Aktivitäten in Aachen endeten bei der OPALGruppe mit dem Weggang von Siegfried Bethke, die L3Gruppe war noch bis etwa 2006 aktiv. Der HERA-Beschleuniger am DESY lief noch weiter bis 2007, die damit verbundenen Aktivitäten beim H1-Experiment wurden aber schon früher zugunsten der laufenden Aufbauarbeiten von CMS beendet. Am DESY gab es mit der Entwicklung des Linearbeschleunigers TESLA seit etwa 1997 ein Zukunftsprojekt für die Zeit nach HERA, hier waren die Professoren Tonutti und Mnich mit ihren Gruppen beteiligt. Da die Entscheidung des BMBF zugunsten von XFEL und nicht von TESLA ausfiel und bedingt durch die Pensionierung von Manfred Tonutti sowie den Weggang von Joachim Mnich, gingen die Arbeiten im III. Physikalischen Institut ab 2004 langsam in die TPC73#T30#+2+?0Q73#T"01?:-882"7Q73#T703?-?2! Arbeiten für T2K über. ?"7:"00"7 YAT0T2T7TZ"-!"7"-"7!"8e_T "?7:8:+8A3273#T Am Fermilab in den USA wurde nach einer längeren Up-882"7T?"00"ST4,1 grade-Phase ab 2001 der Beschleuniger Tevatron wieder in Betrieb genommen. Durch die Berufung von Prof. Hebbeker war man hier bis etwa 2007 beim D0-Experiment beteiligt Die „Neuzeit“: LHC und Astroteilchenphysik (etwa und führte verschiedenste, auch modellunabhängige Daten1990 bis heute) analysen zur Suche nach neuer Physik insbesondere auch der Supersymmetrie durch. Dies nutzte auch der Vorbereitung Um die Jahrtausendwende und in den darauf folgenden auf die LHC-Physik, viele dieser Analysen werden heute in Jahren wurden praktisch alle Professuren des Institutes neu ähnlicher Form mit Daten des CMS-Experiments gemacht. besetzt: Siegfried Bethke wurde ab Oktober 1999 Direktor Seit 2005 ist man durch Beteiligung der Professoren Erddes Max-Planck-Instituts für Physik in München, sein Nachmann und Hebbeker am Pierre-Auger-Experiment in Argenfolger ist seit April 2001 Thomas Hebbeker. tinien im Forschungsgebiet der Astroteilchenphysik aktiv und Joachim Mnich wurde im August 2000 Professor bei IIIB, untersucht Herkunft und Eigenschaften von kosmischen Gerd Otter ging im September 2001 in den Ruhestand. Teilchenschauern. Albrecht Böhm wurde im Juli 2004 pensioniert, dafür kam Seit 2006 ist man durch Prof. Wiebusch an einem weiteren schon einen Monat später Martin Erdmann nach Aachen. Astroteilchen-Experiment beteiligt: Weit entfernt von AaAuf Günter Flügge, der im Jahr 2005 in den Ruhestand chen sucht man mit einem Detektor tief im Eis am Südpol, ging, folgte schon im Dezember 2004 Achim Stahl. dem „IceCube“-Experiment nach kosmischen Neutrinos. Joachim Mnich verließ das Institut Ende 2004, wurde leitenMit den Experimenten T2K am KEK in Japan und Double der Wissenschaftler am DESY und dort später auch Direktor Chooz in Frankreich wandte man sich ab 2007 erneut der für den Bereich Teilchen- und Astroteilchenphysik. Sein Neutrino-Physik zu. Die Gruppen von Prof. Stahl und Prof. Nachfolger ist seit Juli 2006 Christopher Wiebusch. Ab Janu- Wiebusch arbeiten hier an der Untersuchung von Neutrinoar 2012 wurden mit der Berufung von Jörg Pretz die Verbin- Oszillationen und der Messung des Mischungswinkels θ . 13 dungen zum Forschungszentrum Jülich verstärkt. Weitere Aktivitäten des Instituts liegen im Bereich der MediEin Grundstein für die heutigen Aktivitäten und auch die zinphysik, hier geht es um die Bestimmung von Wirkungsnähere Zukunft der Aachener Teilchenphysik wurde schon querschnitten für die Protonentherapie sowie die Validierung im Jahr 1990 gelegt: Vom 4. bis 9. Oktober fand damals in von Simulationen für die Therapieplanung. Aachen der vierte ECFA LHC-Workshop statt, organisiert Die jüngsten Forschungsaktivitäten des Instituts sind der durch Prof. Flügge (von 1992 bis 1995 war er Chairman des Aufbau eines Experiments zur Suche nach elektrischen DiECFA), Dr. Honecker und Dr. Rein. Hier wurden grundle- polmomenten von geladenen Teilchen am Forschungszengende Aspekte der LHC-Physik und des Detektordesigns trum in Jülich durch die Gruppe von Prof. Jörg Pretz sowie besprochen und das LHC-Programm auf den Weg gebracht. die Beteiligung der Gruppe von Prof. Wiebusch an der EntIm Jahr 1992 formierten sich dann die ersten Kollaboratio- wicklung einer Sonde zur Untersuchung von Wasser auf nen und schon ein Jahr später wurden die beiden Großexpe- dem Saturnmond Enceladus. rimente ATLAS und CMS vom LHC Council genehmigt. Der seit einigen Jahren anhaltende Trend zu wachsender Im gleichen Jahr stoppten die USA aus Kostengründen das instituts- oder experimentübergreifender Vernetzung in der Beschleuniger-Zukunftsprojekt „Superconducting Super ColForschung führt außerdem dazu, dass das Institut in eine lider“ (SSC). Der LHC und seine Experimente wurden dazum 4. Juli 1986 fand die „6th International Conference on pp-Physics“ statt, organisiert von Karsten Eggert, Helmut Faissner, Ernst Radermacher und deren Gruppenmitgliedern. Im selben Jahr, vom 29. September bis zum 1. Oktober, organisierte Albrecht Böhm den LEP 200-Workshop des „European Committee for Future Accelerators“ (ECFA). Außerdem wurde im Jahr 1988 der 25. Geburtstag des Instituts gemeinsam mit dem 60. Geburtstag von Prof. Faissner gefeiert. 7 HISTORISCHES Reihe von Forschungsverbünden oder -Allianzen, ähnlich Sonderforschungsbereichen, integriert ist: Seit 2006 sind alle deutschen CMS-Gruppen im Forschungsschwerpunkt 102 des BMBF vereint, seit 2007 gibt es die Terascale-Allianz der Helmholtz-Gemeinschaft, in der fast alle deutschen Teilchenphysik-Gruppen vertreten sind. Seit 2012 ist man auch in die Helmholtz-Allianz für Astroteilchenphysik (HAP) und den Bereich „Forces and Matter Experiments“ (FAME) der „Jülich Aachen Research Alliance“ (JARA) integriert. Wichtige Ereignisse und Meilensteine in der neueren Geschichte des Instituts waren die Ausrichtung der DPG-Frühjahrstagung vom 10.-13. März 2003 in Aachen, organisiert durch Prof. Flügge, sowie die Veranstaltung der Hochenergiephysik-Konferenz der Europäischen Physikalischen Gesellschaft vom 17.-23. Juli desselben Jahres durch Prof. Berger vom I. Physikalischen Institut B und Mitgliedern des III. Physikalischen Instituts. Am 22. November 2004 wurden die beiden Nobelpreisträgern Prof. Samuel C. C. Ting und Prof. Carlo Rubbia, langjährige wissenschaftliche Weggefährten der Aachener Teilchenphysik, zu Ehrendoktoren der RWTH Aachen ernannt. "70"-,?2+!"7,7"2!3/:37B@7!"273#T1?"0TT-2+Y0-2/8Z ?2! 73#T 703 ?- Y7" ,:8Z !?7 , !"2 !10-+"2"/:37 !"7 Q73#T?7/,7!?,?:Y->"ZT,3:3S Am 22. Juli 2013 schließlich wurde den beiden LHC-Experimenten ATLAS und CMS für die Entdeckung des lange gesuchten Higgs-Bosons der „High Energy and Particle Physics Prize“ der EPS verliehen. "7 3"057"-8:7+"7 8:38,-38,- 857- ,: "-!"7X32X #"7"2E!"7-147803`T?"00"ST"-2 -"7/?2!"!"8V-+,2"7+D2!7< 0",D8- 8UX7"-8"8a_`b!"7?735-8 ,"2,D8-/0-8 ,"2"8"008 ,) 8 TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Teilchenphysik an Beschleunigern von Thomas Hebbeker mit Beiträgen der im Text genannten Autoren Die großen Fortschritte der experimentellen Teilchenphysik der letzten Jahrzehnte wurden nur möglich, weil immer wieder die Kollisionsenergie gesteigert werden konnte. Besonders wirkungsvoll sind Beschleuniger, in denen zwei Teilchen kollidieren, die in entgegengesetzte Richtung aufeinander zufliegen: Man spricht von „Collidern“. Zu den ersten Beschleunigern dieser Art gehörte der ISR am CERN, über den bereits im vorherigen Kapitel berichtet wurde. Das in den 1960er Jahren formulierte Standardmodell der elektroschwachen Wechselwirkung sagte schwere Eichteilchen, die W- und Z-Bosonen voraus. Um diese erzeugen und nachweisen zu können, schlug 1976 Prof. Carlo Rubbia den Bau eines Proton-Antiproton-Colliders am CERN vor, Spp̄S genannt, mit einer Schwerpunktsenergie von zunächst 600 GeV. Dieser wurde dann auch verwirklicht, und das III. Physikalische Institut A beteiligte sich am zugehörigen UA1Experiment. 1983 wurden so die W- und Z-Teilchen entdeckt und Rubbia und der Beschleunigerphysiker Dr. Simon Van de Meer dafür im Jahr 1984 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Parallel dazu wurden am DESY in Hamburg im PETRARingbeschleuniger Elektronen auf Positronen geschossen; im Institut IIIA beteiligte sich ab 1976 die Gruppe von Prof. Albrecht Böhm am Mark-J-Experiment. Zwar fand man nicht das gesuchte Top-Quark, das zu schwer ist, aber die Gluonen, die Austauschteilchen der starken Wechselwirkung, wurden zum ersten Mal klar nachgewiesen. Die erfolgreiche Physik mit Elektron-Positron-Collidern wurde dann am CERN mit dem LEP-Beschleuniger fortgesetzt. Die Eigenschaften der Z- und W-Bosonen konnten mit beeindruckend hoher Präzision vermessen werden – und damit wurde das Standardmodell als die Theorie des Mikrokosmos etabliert. Beide Lehrstühle des dritten Instituts waren im L3-Experiment engagiert, das wie das Mark-J-Projekt vom Nobelpreisträger Samuel C.C. Ting geleitet wurde, und später gab es auch eine Beteiligung bei OPAL. Das Top-Quark wurde schließlich 1995 am Tevatron, dem Proton-Antiproton-Collider am Fermilab bei Chicago entdeckt. An einem der Experimente, D0, beteiligte sich ab 2001 auch das III. Physikalische Institut A. Am DESY betrat man Neuland, indem man zum ersten Mal einen Collider baute, die Hadron-Elektron-Ring-Anlage HERA, der verschiedenartige Teilchen aufeinander schoss, Protonen und Elektronen (oder Positronen). So konnte man die Struktur des Protons mit bisher unerreichter Genauigkeit vermessen. Am H1-Experiment beteiligte sich ab Anfang der 1990er Jahre das Institut IIIB unter Leitung von Prof. Günter Flügge. Trotz vieler Erfolge war noch ein fundamentaler Baustein des Standardmodells, das Higgs-Boson, unentdeckt geblieben. Auch wurden viele Theorien, zum Beispiel die Supersymmetrie, entwickelt, die schwere Teilchen mit Massen bis 1000 GeV oder mehr postulierten. Um diese Teilchen aufzuspüren, wurde der LHC gebaut, der 2008 seinen Betrieb aufnahm. Es ist der weltgrößte Teilchenbeschleuniger: die Proton-Proton-Kollisionen werden eine Schwerpunktsenergie 9 bis zu 14000 GeV erreichen. Alle drei Aachener Institute der experimentellen Teilchenphysik (IB, IIIA, IIIB) sind seit vielen Jahren Mitglied der CMS-Kollaboration. Sie haben Teile der inneren und äußeren Spurdetektoren gebaut und leisten wichtige Beiträge zur Datenauswertung und zum Computing. Trotz der Größe der CMS-Kollaboration ist die internationale Sichtbarkeit unserer vielen Bachelor- und Masterstudenten und Promovenden hervorragend. Wie diese Übersicht zeigt, stellte die Physik mit Collidern die Hauptaktivität des III. Physikalischen Instituts der letzten 35 Jahre dar. Neutrinoexperimente an Beschleunigern sind separat im nachfolgenden Kapitel beschrieben. Dank des großartigen Einsatzes der Mitarbeiter der mechanischen und elektronischen Werkstätten und der Physiker, darunter viele Diplomanden und Doktoranden, waren alle Projekte sehr erfolgreich und haben die Physik weitergebracht. Das UA1-Experiment am Spp̄S-Beschleuniger des CERN von Thomas Hebbeker und Dieter Rein In den 1970er Jahren wurde in Neutrinoexperimenten der schwache Mischungswinkel gemessen, ein freier Parameter der Glashow-Salam-Weinberg-Theorie, die wir heute das Standardmodell der elektroschwachen Wechselwirkung nennen. Damit konnte man die Massen der geforderten Austauschteilchen W± und Z abschätzen: mit mindestens 70 GeV sollten sie deutlich schwerer als alle bisher bekannten Elementarteilchen sein. Um dennoch W- und Z-Bosonen in einem Beschleuniger erzeugen zu können, schlug Carlo Rubbia zusammen mit Kollegen 1976 vor, einen Protonbeschleuniger in einen Proton-Antiproton-Collider umzubauen. Da das Super-Protonen-Synchrotron SPS am CERN 300 GeV erreichte, stünden damit als Schwerpunktsenergie 600 GeV zur Verfügung, genug um bei hinreichend hohen Strahlintensitäten Entstehung und Zerfall von W- und Z-Teilchen nachweisen zu können. -2A31`X":"/X :37?#+"E"- ,2":"8 73:32X2<573:32X 300-8-328"7"-+2-8S!-" "-!"2+"8:7- ,"0:"2 +"7!"20?"25?X 7"27"578"2<"7"2 D32"2?8"-2"1X "7#00T-0!S TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Der Vorschlag war kühn, denn Antiprotonen mussten in großer Zahl erzeugt und dann dicht gebündelt werden. Am CERN wurde der Vorschlag akzeptiert und der Spp̄S genannte Hadroncollider gebaut. Dank der von Simon van der Meer entwickelten Methode der stochastischen Kühlung gelang es auch eine hinreichende Zahl von schweren Bosonen zu erzeugen, die 1983 nachgewiesen wurden. Carlo Rubbia leitete auch eine der Detektorkollaborationen: UA1 = Underground Area 1. Im Juli 1978 wurde die Kollaborationsvereinbarung zwischen den damals 11 teilnehmenden Instituten geschlossen, unter ihnen als einzige deutsche Gruppe das III. Physikalische Institut A unter Leitung von Prof. Helmut Faissner. Das Institut baute große Myondriftkammern, die bei der Entdeckung von W und Z in den myonischen Zerfallskanälen essentiell waren. Zudem entwickelte und baute das Institut Elektronik, die in weniger als einer Mikrosekunde aus den Daten aller 6000 Driftzellen des Myondetektors den Myontrigger gebildete. Einer der Detektoren, Mark-J, wurde unter Leitung von Prof. Samuel C. C. Ting aufgebaut, der 1974 das Charm-Quark als Konstituent des von ihm „J“ getauften Mesons entdeckt hatte (gleichzeitig mit einer anderen Gruppe), wofür er 1976 den Nobelpreis erhielt. Aus Aachen beteiligte sich Prof. Albrecht Böhm mit seinem Team. Dieses konstruierte die sogenannten K-Zähler, Szintillationsdetektoren im Hadronkalorimeter, die dann in Hamburg eingebaut wurden. Die Aachener Gruppe war federführend an zwei wichtigen Analysen beteiligt: - Jet-Physik: Bei kleineren Schwerpunktsenergien bildeten sich klare 2-Jet-Strukturen aus, die aus den beiden erzeugten Quarks hervorgingen. Ab 30 GeV traten häufig drei unterscheidbare Teilchenbündel auf: der dritte Jet wird durch ein Gluon erzeugt. Auf diese Weise wurde das Austauschteilchen der starken Wechselwirkung entdeckt, mit Mark-J und gleichzeitig auch mit anderen PETRA-Detektoren. Viele Physiker haben diese wichtige Entdeckung für die Verleihung des Nobelpreises vorgeschlagen. -2" -2 ,"2+"#"7<+:" `XD32/11"7A"7088:!-""7/,0X 0"#@7!"2728537:E?1Q`hgaT,3:3ST"-2 Aachen beteiligte sich auch an den Datenanalysen, und trug so mit zum großen und schnellen Erfolg bei. 1984 wurde der Physiknobelpreis an Carlo Rubbia und Simon van der Meer verliehen. Ein Jahr später erhielten vier Wissenschaftler den Physikpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, darunter die drei jungen Aachener Karsten Eggert, Traudl Hansl-Kozanecka und Ernst Radermacher. Das Mark-J-Experiment am PETRA-Beschleuniger bei DESY von Thomas Hebbeker Nachdem im Jahr 1977 das etwa 5 GeV schwere BottomQuark am Beschleunigerzentrum Fermilab entdeckt worden war, begann die Jagd auf das sechste Quark, von dem man zunächst durch Extrapolation annahm, dass es eine Masse von ca. 15 GeV haben sollte. Am Deutschen Elektronensynchrotron DESY in Hamburg wurde der Elektron-Positron-Collider PETRA gebaut, insbesondere für die Suche nach dem Top-Quark. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 1978 war er mit 2,3 km Umfang größter Speicherring dieses Typs und auch viele Jahre lang die Maschine mit der höchsten Schwerpunktsenergie, bis maximal 46,78 GeV. 10 2"7+-"(?88!-+711Q !8 !-" ?8-0!?2+ A32 !7"- ":8 E"-+:T ?"00"S7/X - Messung der Interferenzeffekte von ausgetauschten Photonen und Z-Bosonen. So konnten die Eigenschaften des ZBosons noch vor seiner direkten Erzeugung am CERN schon sehr genau bestimmt werden. Das L3-Experiment am Elektron-Positron-Speicherring LEP des CERN von Albrecht Böhm Am Large Elektron-Positron Speicherring LEP sollte die Physik der elektroschwachen und starken Wechselwirkungen in einem weiten Bereich und mit hoher Genauigkeit erforscht werden. Dazu schien es uns notwendig, an der RWTH Aachen eine starke Gruppe aus dem I. und III. Physikalischen Institut zusammenzustellen. Wir beschlossen am L3-Experiment mitzuarbeiten, das der Nobelpreisträger Prof. Samuel C. C. Ting koordinierte. Das I. Physikalische Institut beteiligte sich am Hadron-Kalorimeter und am Photon/Elektron-Detektor mit BGO-Kristallen. Das III. Physikalische Institut entwarf und baute für die innere Spurenkammer TEC die 100 MHz Read-out- TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Elektronik und ein Gassystem, das den Gasdruck und die Zusammensetzung des Gases auf besser als ein Promille konstant hielt. Weiterhin bauten wir die Szintillationszähler für den Trigger zusammen mit Prof. Gregor Herten vom MIT, und später noch die großen Myonkammern für die Vorwärts- und Rückwärtsrichtung zusammen mit der ETH Zürich und dem I. Physikalischen Institut Aachen. Im Bild sieht man die innere Spurenkammer TEC, die von der ETH Zürich aufgebaut wurde und aus 2000 Signaldrähten und etwa 30000 Felddrähten besteht. Die im L3-Experiment gemachten Erfahrungen konnten auch zur Entwicklung neuer Software-Strategien für die LHC Experimente eingebracht werden. Hierzu hat Harm Fesefeldt in einer Arbeitsgruppe des CERN zusammen mit Dr. René Brun u.a. einen Vorschlag zur Umstellung der HEP Software auf objekt-orientierte Programmierung ausgearbeitet. Dieser Vorschlag wurde vom CERN als Forschungsprojekt RD44 genehmigt. Das daraus entstandene GEANT4-Simulationsprogramm wird inzwischen auf der ganzen Welt benutzt. Messungen und Ergebnisse Am LEP Speicherring am CERN wurden die e+e− -Reaktionen im Bereich von Schwerpunktsenergien zwischen 88 GeV bis 208 GeV gemessen. In den Jahren 1990 bis 1995 wurden das Z-Boson und seine Zerfälle in Leptonen und Hadronen genau studiert. Schon nach einem Jahr zeigte sich, dass beim Neutrinozerfall des Z-Bosons nur die drei bekannten Neutrinos νe, νμ und ντ und keine weiteren leichten Neutrinos auftreten. Die gesamten Messdaten ergaben eine außerordentlich präzise Bestimmung der Masse des Z-Bosons, nämlich MZ = 91187,6 ± 2,1 MeV. Die Kopplungen des Z-Bosons an Leptonen und Quarks und andere wichtige Größen wurden mit Genauigkeiten von typisch 0,2% gemessen. In den Jahren 1995 bis 2000 wurde die Schwerpunktsenergie -20- /-2"-2"2"-0 !"7 `1 +739"25?7"2/11"7 T,3:3S von LEP durch den Einsatz von supraleitenden Hohlraumresonatoren schrittweise von 130 bis 208 GeV erhöht. Schon @7- , im Jahre 1986 hatten wir dafür den ECFA Workshop on LEP200 an der RWTH Aachen veranstaltet. Die Mitglieder der LEP-Beschleunigergruppe erläuterten die Schritte zu hohen Energien und Mitglieder der vier Experimente diskutierten wie man das W-Boson erforscht und die Suche nach neuen Teilchen, vor allem dem Higgs-Boson, bei hohen Massen fortsetzt. -2" 0"/:732-/"-2,"-:Q 1-: !"7EB"- -+20!7,:" ?8+"0"8"2B"7X !"2 /422"2T 28+"81: B?7!"2 #@7 !-" 5?7"2/11"7 1",7 08 ,?2!"7:830 ,"7-2,"-:"2+"?:T,3:3S Zur Analyse der Messdaten wurden Programme benutzt, die die e+-e−-Reaktionen simulieren und darstellen, wie die Reaktionsprodukte im Detektor ablaufen. Herr Dr. Harm Fesefeldt hat das umfangreiche Programm GEISHA geschrieben, das den Verlauf von Hadronen im Detektor simuliert. Dieses Programm wurde in Zusammenarbeit mit SLAC und CERN in das Programm GEANT eingebunden. 11 "2 !-" 2/@2!-+?2+ !"8 37/8,35 ?2! ?2:"2 !-" 74%2?2+ ?2! !-" "78:"2 37:7+" @"7 !"2 :2! A32 ?2! @"7 !"2 1?#@7,3,"2"7+-"2 TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Auch im L3 Detektor wurden Teile hinzugefügt: a. Der Silizium-Mikrovertex-Detektor wurde um das Strahlrohr von 10,6 cm Durchmesser angebracht. b. Der Luminositätsmonitor wurde mit Silizium-Detektoren ausgestattet. c. In die Vorwärts- und Rückwärtsrichtung wurden 96 große Myonkammern eingebaut. An den Detektoren b. und c. haben die Aachener Gruppen des I. und III. Physikalischen Institutes stark mitgearbeitet. -7/?2+86?"78 ,2->!"7 "/<32 " l " q !732"2T 2 "7X /"22:!-""-!"22"7+-""7"- ,"Q210- ,!-" X"8322E?2!!-" a__X2"7+-"2-8a_g"T-0!Sb Im Jahr 1995 wurde das Top-Quark durch die Tevatron Experimente CDF und D0 entdeckt und damals zu mt = 178,0 ± 4,4 GeV gemessen. Wir übernahmen diesen Wert und konnten dann die Masse des Higgs-Bosons einschränken. Die direkte Suche nach dem Higgs-Boson ergab "2+739"2+2":"2!"8b":"/:378"7/"22:122!"773:"2 bei LEP, dass dessen Masse größer als 114,4 GeV sein sollte. 7"T-"-22"7"2 ":"/:37"2"&2!"28- ,-2!"1 7+73,71-: Aus den Strahlungskorrekturen konnte man eine Kurve der cQcd1?7 ,1"88"7 ?2!ba12+"T" ,:8A372" 8-",:12!-" Wahrscheinlichkeit erhalten, die eine Masse des Higgs-Bo:75"E#471-+"20?1-2-?150>"2!"7+"7!" "-2+"?:"2 D32X sons kleiner als 220 GeV verlangt. Das Higgs-Boson des /11"72T,3:3ST4,1T Standardmodells sollte demnach eine niedrige Masse bevorzugen. Als Beispiel zeigt die Abbildung die Messungen der Reaktion e+ + e− → Hadronen, die wir mit L3 in den zwölf Jahren aufgenommen haben. Die Resultate der vier LEP Experimente ALEPH, DELPHI, L3 und OPAL stimmten gut überein. Deshalb mittelten wir Messungen der vier LEP Experimente und bestimmten damit die freien Parameter des Standardmodells noch genauer. In dieser Arbeitsgruppe haben die früheren Aachener Wissenschaftler Prof. C. Paus (MIT), Prof. M. Grünewald (Uni College Dublin) und Prof. J. Mnich (DESY u. Uni Hamburg) führend mitgewirkt. Bei LEP200 wurde das W-Boson detailliert untersucht und die Masse zu 80376 ± 33 MeV gemessen. Aus allen Messungen von LEP und SLD/SLAC erhielt man über die Strahlungskorrekturen die Masse des Top-Quarks zu 168 +12-9 GeV. "783+"222:" 0?"2!X03:T"7!-7"/:" ?88 ,0?9-8:-2+"0"7 7" 17/-"7: ?2! !8 7+"2-8 !"7 :7,0?2+/377"/:?7"2 E+0T !"7-++8188"-20?"7?7A"+"E"- ,2":T-0!Sb 12 TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Mit LEP und unserem L3 Experiment wurde uns die Möglichkeit gegeben, die schwache, die elektromagnetische und die starke Kraft in weiten Gebieten zu erforschen. Alle Damen und Herren von den Werkstätten, vom Studium bis zur Promotion und weiter, haben mit guten Ideen, großem Einsatz und viel Arbeit dazu beigetragen, das L3 Experiment aufzubauen und zu betreiben, die Messungen auszuwerten und zu veröffentlichen. Ganz herzlichen Dank an Alle! Das OPAL-Experiment am Elektron-Positron-Speicherring LEP des CERN von Thomas Kreß Nach der Emeritierung von Helmut Faissner 1993 konnten wir Prof. Siegfried Bethke gewinnen, den Lehrstuhl des III. Physikalischen Institut A zu übernehmen. Für das CMS-Experiment am LHC setzte er Entwicklung und Bau der großen Myonkammern fort und zugleich leitete er die Aachener Analysen der Messdaten des OPAL-Experiments am LEPSpeicherring. Damit gab es ein zweites LEP-Experiment am Institut und viele Kontakte zwischen OPAL und L3 bei der Analyse der e+-e−- Daten. Die durch die Verpflichtungen beim Betrieb des OPAL Silizium-Vertexdetektors gewonnene Expertise konnte für die Analyse der Bottom-Quarkmasse bei 91 GeV sowie zur Suche nach dem Higgs-Boson genutzt werden. Zudem arbeitete die Gruppe anfänglich an 2-Photonreaktionen. Der Schwerpunkt der Analysetätigkeit lag jedoch auf der Untersuchung der starken Wechselwirkung. Mit Hilfe von Jet-Raten- und sog. Event Shape-Variablen konnten die OPAL-Messdaten mit theoretischen Voraussagen der Störungstheorie in verschiedenen Ordnungen verglichen werden. Daraus ließen sich dann die wichtigen Kenngrößen der starken Wechselwirkung extrahieren. Obwohl das JADE-Experiment am PETRA-Beschleuniger in Hamburg schon viele Jahre abgeschaltet war, gelang es durch Anpassung auf Analyse- und Software-Tools der LEP-Ära die JADE-Daten einer verbesserten Neuanalyse bezüglich präziseren theoretischen Vorhersagen zuzuführen. Mit Datenpunkten bei verschiedenen Schwerpunktsenergien von u.a. OPAL (und anderen LEP-Experimenten wie L3) und aus den neuen JADE-Analysen konnte die Energieabhängigkeit der starken Kopplungskonstanten L eindrucksvoll demonstriert werden und quantitativ mit den theoretischen Vorhersagen verglichen werden. Die Aktivität und Expertise auf dem Gebiet der starken Wechselwirkung wurde 1995 durch den Gottfried-WilhelmLeibniz-Preis an Siegfried Bethke honoriert, welcher dann 1999 einen Ruf als Direktor des Max-Planck-Instituts für Physik in München annahm. 13 2"7+-",2+-+/"-: !"7 8:7/"23550?2+8/328:2:"2+"E"-+:1-: "7:"2?8X?2!X:"2T?"00"ST,D8TaeYa___Zaf Das H1-Experiment am Speicherring HERA von Günter Flügge Mikroskope sind allgemein verbreitete Instrumente, um kleine Strukturen sichtbar zu machen. Dabei sind Elektronenmikroskope den Lichtmikroskopen überlegen. Das liegt daran, dass die kleinste auflösbare Struktur durch die benutzte Wellenlänge gegeben ist, und die ist wiederum nach den Gesetzen der Quantenmechanik umso kleiner, je größer der Impuls (oder die Energie) der Teilchen ist. In diesem Sinne ist der Elektron-Proton-Speicherring HERA ein überdimensionales Elektronenmikroskop, das auf die Untersuchung der Struktur der Protonen spezialisiert ist. Die benötigten hohen Energien werden in zwei gegenläufigen Ringbeschleunigern erreicht, die in einem unterirdischen Tunnel von 6 km Länge untergebracht sind. Ungewöhnlich ist nicht nur die enorme Energie, die schließlich zu einem Auflösungsvermögen von 1/1000 fm führt. Völlig neuartig ist auch, dass das untersuchte Proton den Hauptteil der Energie beiträgt, nämlich 920 GeV im Vergleich zu 30 GeV für das Elektron. Der Grund ist einfach, dass sich Protonen in einem Ringbeschleuniger sehr viel höher beschleunigen lassen als Elektronen, was an den Strahlungsverlusten der leichteren Elektronen liegt. Die Aufgabe der Physiker bestand nun darin, an den zwei Kollisionspunkten, an denen Protonen und Elektronen aufeinandertreffen, geeignete Detektoren für den Nachweis der Reaktionsprodukte aufzubauen, die bei den Zusammenstößen entstehen. Einer der beiden Detektoren, H1, wurde unter starker Beteiligung von Aachener Gruppen aufgebaut. Die H1-Gruppe des III. Instituts unter Leitung von Prof. Günter Flügge und Dr. Herbert Gräßler beteiligte sich vor allem am Bau des elektromagnetischen Flüssig-Argon-Kalorimeters. Dank der hervorragenden Zusammenarbeit von Dr. Wolfgang Schmitz mit der mechanischen Werkstatt von K. Boffin und E. Bock wurde dies ein voller Erfolg. Das CMS-Experiment am Large Hadron Collider LHC des CERN von Thomas Hebbeker und Oliver Pooth Im Jahr 1990 war der LEP-Beschleuniger gerade erst eingeschaltet worden, aber viele Physiker dachten schon über ein Nachfolgeprojekt am CERN nach, einen Proton-Proton-Collider, und trafen sich im Oktober diesen Jahres in Aachen zum „ECFA Large Hadron Collider Workshop“. Hier wurden die Grundlagen für den etwa 10 Jahre später beginnenden Bau des LHC-Beschleunigers und der Detektoren gelegt. Insbesondere die Aachener Physiker, die schon mit dem SPS-Proton-Collider in Genf geforscht hatten, waren sehr an einer Beteiligung interessiert, denn die geplante Erhöhung der Schwerpunktsenergie von max. 0,9 TeV am SPS auf bis zu 14 TeV im LHC versprach viele fundamentale neue Erkenntnisse. Heute ist der LHC der weltgrößte Teilchenbeschleuniger mit der höchsten Energie – er ist das Flaggschiff der Hochenergiephysik und wird es auch noch viele Jahre bleiben. Hauptaufgaben sind der Nachweis des Higgs-Bosons und die Suche nach neuer Physik. Insbesondere supersymmetrische Teilchen stehen im Fokus, eines davon könnte auch die dunkle Materie im Universum erklären. Unter Leitung von Prof. Helmut Faissner beteiligte sich das Institut IIIA Anfang der 1990er Jahre an einem der geplan300-8-328"7"-+2-8 -1 `X":"/:37T -2/8 8-",: 12 !"2 ":"/:37 ten Experimente, CMS, das für „Compact Muon Solenoid“ A32 !"7 "-:"Q 7" ,:8 3"2 0- /: 12 "2:02+ !"7 :7,0 ,8"T steht - der Name beschreibt also die Magnetgeometrie und " ,:8?2:"28-",:12-2"-2"183+"222:"2"+3503:0/"2!"8 betont die Wichtigkeit der Messung von Myonen, langlebigen Elementarteilchen, die den gesamten Detektor durch":8?2!!"838-:7328T-0!S` fliegen. Die nachfolgenden Institutsleiter Prof. Siegfried BetDas Bild zeigt eine schematische Darstellung des Detektors hke und Prof. Thomas Hebbeker führten dieses Projekt als zusammen mit einem typischen Kollisionsereignis. Man er- Hauptbeitrag des Instituts IIIA erfolgreich fort. Das Institut kennt, dass für die Untersuchung solcher Ereignisse neben IIIB und das I. Physikalische Institut in Aachen wurden 1994 Mitglied der CMS-Kollaboration. Institutsleiter des III. Phydem inneren Spurdetektor die umgebenden Kalorimeter eine wichtige Rolle spielen. Unser Institut war vor allem am sik. Instituts B war seinerzeit Prof. Günter Flügge. Nach desBau dieser Instrumente beteiligt. sen Emeritierung übernahm Prof. Achim Stahl ab 2005 die 1992 waren der Detektor und der Speicherring betriebsbe- Leitung des Instituts IIIB und das zugehörige CMS-Projekt. reit, bis 2007 wurden wertvolle Daten genommen. So konnte Von 2000 bis 2004 beteiligte sich auch Prof. Joachim Mnich die Struktur des Protons mit großer Genauigkeit ausgemes- am CMS-Experiment. sen werden, was für die folgenden Experimente am LHC von entscheidender Bedeutung war. Die Daten werden wei- Wegen der langjährigen Erfahrungen im Myondetektorbau terhin ausgewertet. Das Bild zeigt die Massendifferenz von (für die Experimente UA1 am SPS und L3 am LEP) und den dafür bestens gerüsteten Institutswerkstätten entschied man D*-Kandidaten in tiefinelastischer Streuung. sich im Institut IIIA, Myonkammern (so nennt man gasgefüllte Myondetektoren) für den CMS-Detektor zu entwickeln und herzustellen. Nach der Emeritierung von Prof. Helmut 200 Faissner im Jahr 1993 übernahm Prof. Siegfried Bethke die H1 D* (DIS) Leitung des Instituts IIIA und des CMS-Myonprojektes in Aachen. Parallel arbeitete er an der Bestimmung der starken Kopplungskonstanten, wofür er 1995 mit dem renommierten Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde. 100 Zusammen mit Kollaborationspartnern insbesondere aus Italien und Spanien wollte das Institut IIIA Myondetektoren für den `Barrel‘-Bereich des CMS-Detektors bauen. In Aachen wurden ,Wall-less Drift Chambers‘ entwickelt, andere Kollaboranten machten eigene Vorschläge. Diese Optionen wurden im CMS ,Letter of Intent‘ im Jahr 1992 präsentiert. 0.14 0.15 0.16 Schließlich entschied sich die CMS-Kollaboration für ,Drift ΔM (GeV) Tube‘-Myonkammern (DT), wie 1997 im Detail im ,Myon Technical Design Report‘ festgeschrieben wurde. Aachen 88"2!-%"7"2EImY O OZXY OZA32X2!-!:"2 baute verschiedene Drift-Tube-Prototyp-Detektoren, unter Candidates / 0.5 MeV TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Eine zweite wichtige Beteiligung unter Leitung des leider früh verstorbenen Dr. Wolfgang Struczinski war der Bau eines Übergangsstrahlungs-Radiators und des gesamten Gassystems für den Innendetektor. -2<"&2"08<8 ,"7:7"??2+T-0!S` 14 TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Leitung von Dr. Hans Reithler, der auch viele Zeichnungen anfertigte, wie die im Bild zu sehende einzelne Driftzelle. Nachdem 1999 Prof. Siegfried Bethke seinem Ruf zum MPI für Physik nach München gefolgt war, übernahm Prof. Albrecht Böhm die Leitung des III. Physikalischen Instituts A, bis Prof. Thomas Hebbeker im Jahr 2001 Institutsleiter wurde. -2"7-)E"00" "7 D32/11"7X"8:8:2! Y0-2/8 ,-2:"2Z -1 ,7 a__aQ -2!"7 28<:?:8#7"V5-2/U0 /-"7:R!-""-!"211"72-137!"7+7?2! B"7!"2 +"7!" 3 ,8522?2+8:"8:8 ?2:"7E3+"2T ,3:3S T "7X 1"28 -:/381-8 ,"2D32"2+"1"88"2"7"%"7-2"-2"711"7Y?8X 8 ,2->Z Eine Kammer besteht aus etwa 600 Zellen, verteilt über 12 Lagen. Die ersten Detektoren wurden mit kosmischen Myonen und mit Teststrahlen am CERN auf ihre Funktionsfähigkeit hin überprüft. Da in Aachen insgesamt 70 von 250 DT-Myonkammern mit einer Gesamtfläche von etwa 20000 Quadratmetern gebaut werden sollten, mussten viele Vorbereitungen getroffen werden: große gusseiserne Produktionstische wurden beschafft, roboterartige Apparaturen zum Auftragen von Kleber und zur genauen Messung der Anodendrahtpositionen wurden in Zusammenarbeit der elektrischen und mechanischen Werkstätten entwickelt, Maschinen zum präzisen Ablängen der Drähte und zur in-situ-Bestimmung der mechanischen Drahtspannung wurden konstruiert. Viele dieser Aachener Einrichtungen wurden dann auch von den europäischen Kollaboranten eingesetzt. Im Sommer des gleichen Jahres begann dann der Bau der Myonkammern in der Werkhalle am Physikzentrum; nachdem wir erste Erfahrungen mit dem komplexen Arbeitsablauf gesammelt hatten, lief die Produktion dann routinemäßig bis zum Jahr 2005, als die letzte Kammer termingerecht fertiggestellt wurde. Nachdem in der Werkhalle ein Teststand aufgebaut worden war, wurde jede Kammer und auch jede der drei Superlagen, aus denen sie besteht, akribisch mit kosmischen Myonen getestet. Die Sorgen dieser Jahre (Hochspannungsfestigkeit, Zeitplanung, Komponentenbeschaffung) und die endlosen Meetings am CERN sind heute weitgehend vergessen, da letztlich alle Probleme gelöst werden konnten und die Detektoren bis heute einwandfrei funktionieren. Dieser Erfolg ist insbesondere den ideenreichen und präzise arbeitenden Leitern der mechanischen und elektrischen Werkstattbereiche von IIIA, Karl Bosseler und später Barthel Philipps, sowie Günter Hilgers und seinem Nachfolger Franz-Peter Zantis zu verdanken. "7<+8:"00?2+ !"7 0":E:"2 ?5"70+" -2 !"7 ,"2"7 "7/,00" -1 ,7 a__dT ,3:3ST3"5#2"7 15 TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Dieses Testsystem erlaubte einen schnellen und effizienten Test der Frontend-Hybride und fertiger Detektor-Module und war ein Riesenerfolg. Es wurde von der gesamten CMS Tracker-Kollaboration eingesetzt. Zwischen 2001 und 2003 wurden unter der Leitung von Franz Beißel etwa 100 solcher Systeme in Serie gebaut und an die gesamte Kollaboration ausgeliefert. Darüber hinaus beteiligte sich IIIB, in enger Zusammenarbeit mit den CMS-Kollegen des I. Instituts, vor allem an Entwicklung und Bau des Vorwärtsdetektors. Die insgesamt etwa 7000 Einzeldetektoren des Vorwärtstrackers wurden auf automatischen Klebestationen zusammengebaut. Der Aufbau und Betrieb dieser sogenannten Gantries für verschiedene Detektor-Geometrien war eine große Herausforderung "7 X":"/:37 B-7!-2 "-2"7 00" 2 !"7 "7( ," E?81X für die Kollaboration und auch unsere Werkstätten. Viele 1"2+"?:T ?9"7,0 !"7 ED0-2!"7#471-+"2 +2":85?0" 8-",: kritische Teile der Brüsseler Gantry-Station wurden unter 12!-" D32/11"72 ?8 0?1-2-?1Q !-" 8 ,32 -2 !873: 0X der Leitung von Dr. Reiner Schulte in unserer Werkstatt /-"7:" -8"2.3 , "-2+"8 ,3"2 8-2!T 2 !"7 ->" !"8 ":"/:378 entworfen und gebaut. B?7!"85:"7!"7-0-E-?185?7!":"/:37"-2+"?:T?"00"S Nach der Zwischenlagerung und nochmaligem Testen in einem alten Beschleunigertunnel am CERN konnten die Kammern dann in den CMS-Detektor eingebaut werden, zunächst zu Testzwecken an der Oberfläche, dann in der unterirdischen Kaverne. Überschattet wurden diese Jahre durch die lange schwere Krankheit von Dr. Dankfried Lanske, der er im Jahr 2008 erlag. Das Institut hat auch die Drucksensoren zur Messung des Gasdruckes gebaut, sowie ein komplettes System zur genauen Messung der Driftgeschwindigkeit entwickelt, siehe Kapitel über Detektorentwicklung unter VDC. R2-S R3 R1 R4 R6 R5-S R7 R5 10 cm -" A"78 ,-"!"2"2 3!?0"Q !-" -2 !"2 7 /"7X2!/55"2 E?1 -28:E/311"2T-0!ST33:, Die präzise fertig gebauten Module wurden in mehreren Instituten, u.a. auch im I. Institut in Aachen gebondet und anschließend im Institut III B getestet. Unser Institut übernahm darüber hinaus die wichtige Aufgabe, alle schadhaften oder grenzwertigen Module des Vorwärtstrackers zentral zu erfassen und gegebenenfalls zu reparieren. Die Testprozeduren waren sehr aufwendig und enthielten mehrere Temperaturzyklen in eigens entwickelten Kälteboxen. Auch hier haben sich unsere ARC-Systeme bestens bewährt. side A, front petal bridge Im Institut IIIB hatte man sich für eine Beteiligung am inneren Spurdetektor entschieden. Der ursprüngliche Plan von CMS sah eine Kombination von Siliziumstreifen- und Mikrostreifengasdetektoren (MSGC) vor. In Aachen wurde daraufhin für viele Jahre in der Gruppe mit Dr. R. Schulte an der großen Herausforderung mitgearbeitet, die MSGCTechnik für den CMS Detektor vorzubereiten (siehe auch Abschnitt zur Detektorentwicklung). Schließlich wurde jedoch von der CMS-Kollaboration beschlossen, einen reinen Silizium-Spurdetektor zu bauen. Glücklicherweise hatte das Institut IIIB Auslesesysteme, Testsysteme und Prozeduren entwickelt, die allgemein für Mikrostreifendetektoren von CMS (Siliziumstreifen und MSGC) anwendbar waren, da derselbe Frontendchip APV zum Einsatz kommen sollte. Darauf aufbauend wurde das Testsystem ARC für die CMS Tracker-Kollaboration entwickelt. R2 R1-S ring 1 ring 3 ring 5 ring 7 side B, front petal CCU CCU cooling manifold bridge ring 2 ring 4 ring 6 -" "-!"2 "-:"2 "-2"8 ":08Q A3008:2!-+ "8:@ /: 1-: -0-E-?1X :7"-#"213!?0"2T "-2+"0!"2"8"-0 ,"2/22?2+"8","2588-"X 7"2T-0!ST33:, D8:"1Q"!3?:2!32:730T?"00"S 16 73:32X73:32X300-8-328"7"-+2-8?8!"1 ,7 a_`aQ "-!"1 A-"7 D32"2"2:8:2!"28-2!Y73:" -2-"2ZT4+0- ,"7B"-8" ,2!"0: "8 8- , ,-"7 ?1 "-2"2 -++8X"7#00-2EB"- X3832"2Q !-" ."B"-08 -2 "-2D3257E"7#00"28-2!SqqppppT?"00"S CMS preliminary Events / 3 GeV TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Die Detektor-Module des Vorwärtstrackers wurden auf insgesamt 288 trapezförmige Tragestrukturen (Petals) montiert. Hier übernahmen wir die Montage und den Test von 50 Petals. Die Abbildung zeigt ein Petal während der Montage im Transportrahmen im Reinraum. Die Vorrichtungen für die Petal-Integration und die Transportrahmen wurden im Institut entwickelt und gebaut. Im Rahmen der engen Zusammenarbeit des I. und III. Physikalischen Instituts hat sich IIIB am Zusammenbau und Test eines kompletten VorwärtsDetektors (TEC-) beteiligt. Der fertige Detektor ist im Bild unten dargestellt. Der Detektor wurde Ende 2006/Anfang 2007 in den Gesamt-Tracker eingefügt. Data mH = 126 GeV Zγ *, ZZ Z+X 30 s = 7 TeV: L = 5.1 fb-1 s = 8 TeV: L = 19.6 fb-1 20 10 0 100 200 400 800 m4l [GeV] -"-0!?2+E"-+:"-2"2/07"2"/-2!"7-2A7-2:"288"!"7 A-"7"5:32"2"- T`ae"Q!"788"!"82"?"238328T?"0X 0"S -"2!/55"X?2! ,"2"7300"+"21T ,3:38ST33:, Im Herbst 2008 rasten die ersten Protonen durch den LHC, und alle freuten sich, dass es nach den vielen Vorbereitungsjahren endlich losging. Aber dann passierte ein Unfall: Helium im Kühlsystem der Beschleunigermagnete war an einer Stelle verdampft und explosionsartig ausgetreten. Erst 2009 konnten wieder Proton-Proton-Kollisionen stattfinden. Im Jahr 2011 war mit einer Schwerpunktsenergie von 7 TeV der halbe Designwert erreicht und im sehr erfolgreichen Folgejahr kam man auf 8 TeV und eine höhere Wechselwirkungsrate als an allen früheren Hadroncollidern. Mit dem sensationellen Nachweis eines „Higgs-ähnlichen Teilchens“ im Sommer 2012 war dann klar, dass sich all die Mühen gelohnt hatten! Beim Higgs-Zerfall in vier Myonen, dem ‚goldenen Kanal‘, kamen natürlich auch unsere Kammern und auch der oben beschriebene, teilweise in Aachen gebaute innere Spurdetektor zum Einsatz. 17 Parallel zum Detektorbau wurden schon vor etwa 10 Jahren auch Physik-Simulationen durchgeführt und so die LHC-Datenanalyse vorbereitet, die jetzt zur Hauptaktivität geworden ist. Insgesamt forschen 15 Wissenschaftler und etwa 20 Doktoranden an CMS-Analysen, dazu kommt noch ein große Zahl an Master- und Bachelorstudierenden. Unterstützung bei der Auswertung und Interpretation erhalten wir dabei aus der theoretischen Teilchenphysik in Aachen. Diese Aktivitäten wurden im III. Physikalischen Institut A durch Prof. Martin Erdmann verstärkt, der im Jahr 2004 als Nachfolger von Prof. Albrecht Böhm nach Aachen kam. Da am LHC eine riesige Datenmenge produziert wird, sind Tausende Computer zur Auswertung nötig. Prof. Erdmann baute zu diesem Zweck den ersten „Tier-2“ Computer-Cluster in Aachen auf und entwickelte das Analyseprogramm VISPA. Um nicht zu lange auf Hadron-Collider-Daten warten zu müssen, hat sich IIIA parallel auch am D0-Experiment am amerikanischen Tevatron-Collider beteiligt, der, wie der Name sagt, eine Strahlenergie von 1 TeV erreicht. So entstanden einige Doktorarbeiten, die als Vorbild für spätere LHC-Analysen dienten. Themenbereiche waren und s=7 TeV L=4.6 fb-1 CMS Preliminary +2/3e (stat.) -4/3e (stat.) 0.15 +2/3e (stat. + sys.) -4/3e (stat + sys.) 0.1 Measured value Probability density / 0.046 Das Institut IIIB legt im Bereich der Datenanalyse die Schwerpunkte auf die Physik des Top-Quarks und die Physik des τ-Leptons. Das Top-Quark wird in allen seinen Eigenschaften studiert. In den Anfangszeiten der Analyseaktivitäten unter der Leitung von Prof. Joachim Mnich beschäftigten wir uns mit der Messung der Masse des Top-Quarks sowie der Bestimmung von Wirkungsquerschnitten. In den letzten Jahren konzentrierten wir uns auf speziellere Eigenschaften, wie die elektrische Ladung und den Spin. 0.05 0 -2 -1 0 1 2 A "88?2+!"7!?2+!"835X?7/8T -"+"1"88"2"2:"28-2! -2+?:"7"7"-28<11?2+ 1-:!"7:2!7!13!"00X7B7:?2+A32 laWb " !"8 35X?7/8 ?2! 8 ,0-"9"2 "-2" "C3<8 ,"Q ,D53:,"<X 8 ," XcWb " !?2+ 1-: +739"7 ,78 ,"-20- ,/"-: ?8T ?"00"S -"8" "7:"-0?2+ "2:,0: 73:32X73:32X300-8-328"7"-+2-88"Q -2 !"2"2Y2?7Z"-2,3 ,"2"7+"<8 ,"8D32"7E"?+:B?7!"T -"74X 9" -8: 573537<320 E?1 D32-15?08T 28-",:Q!88!-" "-X !"2 ,D53:,"<8 ,"2 8 ,B"7"2 [X3832"2Q !-" -2 D32"2 ?2! "?:7-238E"7#00"2Q1-:!"2X:"22- ,:A"7"-278-2!T?"0X 0"S ̴(pb) TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN sind Präzisionsmessungen an Top-Quarks und die Suche nach neuer Physik. Eines der ersten von CMS im Jahr 2011 publizierten Ergebnisse war die Suche nach einem neuen schweren Boson, dem W‘. Diese Analysen wurden weitgehend in Aachen durchgeführt, unter Leitung von Dr. Kerstin Hoepfner, die vorher für Tests und Inbetriebnahme der Myonkammern verantwortlich war. Auch nach noch exotischeren Dingen wurde unter Leitung von Dr. Arnd Meyer bei D0 und LHC gesucht, bisher aber nicht gefunden: ,Unparticles‘, zusätzliche Raumdimensionen; Supersymmetrie etc. Eine besondere Leistung war die im Team von Prof. Erdmann gemessene Erzeugung einzelner Top-Quarks, zuerst mit D0 und dann noch genauer am LHC. Das Lieblingsprojekt von Prof. Hebbeker ist MUSiC – den Namen haben seine Doktoranden erfunden – die ,Model Unspecific Search in CMS‘, mit der wir hoffentlich viele neue Teilchen entdecken werden… CMS, 1.17/1.56 fb-1 ATLAS, 1.04 fb-1 102 D0, 5.4 fb-1 CDF, 7.5 fb-1 10 NLO QCD (5 flavour scheme) theoretical uncertainty (scale ܖPDF) Campbell, Frederix, Maltoni, Tramontano, JHEP 10 (2009) 042 approximate NNLO QCD 1 theoretical uncertainty (scale ܖPDF) Kidonakis, Phys. Rev. D 83 (2011) 091503 0 2 4 6 8 10 s (TeV) -7/?2+86?"78 ,2->#@7 !-"73!?/<32"-2E"02"735X?7/8S-" X"88?2+ -8: "-!"7 X ,B"75?2/:"2"7+-" A32 f " 08 /7"-8#471-+"8D130+"E"-+:T?"00"S 18 Nach der Berufung von Prof. Achim Stahl ist die Physik des τ-Leptons ein immer wichtigeres Arbeitsgebiet geworden. Viele Jahre war er auf diesem Gebiet aktiv und hat mit seiner Habilitationsschrift zum τ-Lepton ein Standardwerk geschrieben. Im Bereich der Physik des τ-Leptons bei CMS beschäftigen wir uns hauptsächlich mit der kinematischen Rekonstruktion von τ-Leptonen und der Suche nach neuen Phänomenen in den Kanälen mit τ-Leptonen, z. B. dem Zerfall des Higgs-Bosons in τ-Leptonen, H → τ + τ. Auf dem Gebiet des GRID-Computings, das eng mit dem Bereich der Datenanalyse verknüpft ist, leisten wir durch den Betrieb eines Tier-2 Zentrums unter der Leitung von Dr. Thomas Kreß wichtige und sichtbare Beiträge für die CMS Kollaboration. Genaueres zum GRID Computing ist im Computing-Kapitel beschrieben. TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Präzisionsexperimente an Beschleunigern Neben den Experimenten bei den höchsten Energien können auch hochpräzise Experimente durchgeführt werden, die bei niedrigeren Energien Zugang zu spannenden Fragen der Teilchenphysik bieten. An einigen dieser Experimente war und ist das Institut beteiligt. Die Sindrum Experimente von Gerd Otter Bei der Tagung der deutschen Hochenergiephysiker in Karlsruhe im Jahr 1986 lernte ich Prof. Roland Engfer (Direktor des Physikalischen Institutes der Universität Zürich/ Schweiz) kennen. Er begeisterte mich für das Experiment „Suche nach leptonflavourverletzenden Reaktionen“, das am Paul Scherrer-Institut PSI (damals noch Schweizerisches Institut für Nuklearforschung SIN genannt) durchgeführt wurde, und bot mir an, in seiner Gruppe mitzuarbeiten. Das PSI hatte zu dieser Zeit den weltweit geeignetsten μ-Strahl – niederenergetische Myonen, die man in Targets stoppen kann –, so dass hiermit die genauesten diesbezüglichen Experimente durchgeführt werden konnten. Der Institutsdirektor unseres Instituts in Aachen, Prof. Günter Flügge, war von meinem Plan, am PSI nach diesen Reaktionen zu suchen, sehr angetan und unterstützte meinen Antrag auf ausreichende Mittel beim Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) über die Koordinierungsstelle für Mittelenergiephysik. So konnte ich bereits 1986 mit den Arbeiten in Kollaboration mit den entsprechenden Gruppen an der ETH Zürich und am PSI beginnen. Die Suche nach leptonflavourverletzenden Reaktionen ist insofern interessant, da sie gemäß dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik eigentlich nicht auftreten sollten. Es gab jedoch einige darüber hinaus gehende Theorien, die diese Reaktionen mit sehr kleinen Verzweigungsverhältnissen erlaubten. Insofern war die Motivation zur Untersuchung solcher Reaktionen gegeben. Experimente dieser Art, die das Nichtauftreten einer Reaktion zum Gegenstand haben, sind im allgemeinen ungewöhnlich. Es lassen sich jedoch aus den experimentellen Daten obere Grenzen für das Nichtauftreten dieser Reaktion abschätzen, die zu weitreichenden Folgerungen führen können. Die Kollaboration war vergleichsweise sehr klein und bestand nur aus etwa zehn Wissenschaftlern, Doktoranden und Diplomanden. Für alle Beteiligten war die Arbeit äußerst interessant, weil ein jeder sich bei allen Arbeiten einbringen musste, sei es beim Aufbau der Strahlführung, bei Verbesserungen und Neuerungen des Spektrometers, bei den Rekonstruktions-Computerprogrammen für die Teilchenspuren sowie bei der letzten Auswertung der Daten. Jeder Beteiligte lernte somit den gesamten Ablauf des Experimentes kennen, d.h. er musste sich sowohl mit Arbeiten bei der Hardware als auch bei der Software befassen. Das erste Experiment, an dem wir teilgenahmen, war im Jahr 1986 die Suche nach der Reaktion μ+ → e+e+e- am alten SINDRUM-Spektrometer. Es handelte sich hierbei also um die Suche nach einer Myon-Elektron-Konversion, die aus Gründen der Erhaltung der Leptonenzahl nicht vorkommen 19 sollte. Für genauere Ergebnisse musste jedoch ein neuer Detektor gebaut werden, das SINDRUM II-Spektrometer. Es bestand im Wesentlichen aus zwei Driftkammern DC1 und DC2, sowie aus Cherenkov- und Szintillatorhodoskopen, die zylindrisch um ein Target angeordnet waren. Zur Krümmung der Teilchenspuren war der Detektor von einem supraleitenden Magneten umgeben. Aus der Krümmung der Spuren konnte jeweils der Teilchenimpuls bestimmt werden. Das Herzstück des Detektors war das Modul DC1, in dem die geladenen Teilchen registriert und ausgemessen wurden. Bei der Vorbereitung zum Bau der DC1-Kammer war unsere Gruppe besonders stark beteiligt. Dazu wurde in Aachen eine ebene Testdriftkammer gebaut, mit welcher verschiedene Gaszusammensetzungen für das DC1-Modul getestet werden konnten. Darüber hinaus wurde hiermit das Rekonstruktionsprogramm für die Impulsmessung der DC1 entwickelt und genauestens getestet. Das erste Experiment mit dem SINDRUM II-Spektrometer bestand in der Suche nach der leptonflavourverletzenden Reaktion μ- Ti → e- Ti, also nach einer Myon-Elektron-Konversion mit Titan als Target, bei stoppenden μ-. Da die Ergebnisse dieser Untersuchung nicht zufriedenstellend waren, wurde das Experiment später unter verbesserten Bedingungen wiederholt, aber auch mit anderen Targets durchgeführt, so z. B. für die Reaktion μ- Pb → e- Pb. Es ergaben sich schließlich extrem genaue obere Grenzen für das Verzweigungsverhältnis zu anderen erlaubten Prozessen, z. B. für die μ- Ti-Reaktion die Grenze BR < 7.3 . 10-13 bei 90% Confidence Level. Welche Bedeutung diese extreme Genauigkeit hat, wird sichtbar, wenn man für die μ-e-Konversion den Austausch eines virtuellen Z0-Bosons annimmt, das leptonflavourverletzend an den leptonischen Strom koppelt. Man kann dann auf einen möglichen leptonflavourverletzenden Zerfall des realen Z0-Bosons umrechnen und erhält damit das Verzweigungsverhältnis für die μ-e-Konversion von BR(Z0 → μ-e) < 3 . 10-15 (bei 95% Confidence Level). Dieser Wert ist um ca. neun Größenordnungen genauer ist als die Ergebnisse der direkten Messung des Z0-Boson-Zerfalls am LEP-Collider des CERN. Neben diesen Experimenten wurde innerhalb einer Kollaboration mit Gruppen der Universität Heidelberg, des PSI, der Universität Zürich, den Forschungsgruppen von Dubna und Tiflis und der Yale University eine andere, interessante leptonflavourverletzende Reaktion untersucht, nämlich die Suche nach der spontanen Konversion von Myonium, dem gebundenen e-μ+-Zustand, in Antimyonium, dem gebundenen e+μ--Zustand. Auch in diesem Fall handelt es sich um eine eigentlich verbotene μ-e-Konversion. Hierzu wurden einfallende positive Myonen in einem Target gestoppt, wobei sich durch Elektroneneinfang Myonium bildete. Normalerweise zerfällt dieses Gebilde spontan, es sei denn, es würde sich in Antimyonium umwandeln. Zum Nachweis der Zerfallsprodukte von Myonium und von eventuell umgewandeltem Antimyonium diente ein Magnetspektrometer. Da bei diesem Experiment das Antimyonium nicht gefunden wurde, ergab sich aus den experimentellen Daten eine Obergrenze für die Konversionswahrscheinlichkeit von P < 8.7 . 10-8 bei 90% Confidence Level. TEILCHENPHYSIK AN BESCHLEUNIGERN Messung elektrischer Dipolmomente an Speicherringen am Forschungszentrum in Jülich von Jörg Pretz In der jüngeren Geschichte des Instituts wurde die Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich im Rahmen der Jülich Aachen Research Alliance (JARA) intensiviert. Mit der Gründung einer neuen Sektion JARA-FAME (Forces And Matter Experiments) im Januar 2013 wurde auch formal der Grundstein für die Zusammenarbeit gelegt. Gegenstand der Forschung ist das Schicksal der Anti-Materie im Universum. Nach unserem heutigen Verständnis sind beim Urknall Materie und Anti-Materie in gleichem Maße entstanden. Da sich Materie und Anti-Materie gegenseitig auslöschen, verdanken wir unsere Existenz Mechanismen, die dazu geführt haben, dass diese Auslöschung nicht vollständig ablief, sondern ein kleiner Überschuss an Materie überlebte. Das Standardmodell der Elementarteilchen kennt solche Mechanismen, die u.a. die Verletzung der fundamentalen Symmetrien der Ladungskonjugation und Parität (CPVerletzung) erfordern. Diese sind jedoch nicht stark genug, um den beobachteten Überschuss an Materie zu erklären. Nach Quellen jenseits des Standardmodells wird daher gesucht. Sie könnten zu einem elektrischen Dipolmoment von Elementarteilchen führen und in Speicherringen wie z. B. am Kühlersynchrotron COSY in Jülich nachgewiesen werden. Elektrische Dipolmomente entstehen, wenn die positiven und negativen Ladungsträger unterschiedliche Schwerpunkte haben. Die Herausforderung liegt in der Kleinheit des erwarteten Effekts: Wäre das Proton so groß wie die Erde, so wäre die Separation der Ladungen innerhalb des Protons kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares. Seit 2012 werden dazu verschiedene Vorstudien am COSY in Jülich durchgeführt, die langfristig auf das Design und den Bau eines neuartigen Speicherrings zielen. Im Rahmen dieses Projekts wurde der Autor dieses Artikels zum 1. Januar 2012 auf eine Professur für Experimentalphysik an die RWTH/Forschungszentrum Jülich berufen. Es folgten die Berufungen von zwei Mitarbeitern des Forschungszentrums Jülich: im Juni 2012 Prof. Dr. Sebastian Schmidt auf eine Professor für das Fach Physik und im Juli 2013 Prof. Dr. Andreas Lehrach auf eine Professur für die Physik der Teilchenbeschleuniger. Eine weitere Erklärungsmöglichkeit für die auf der Erde beobachtete Materie-Anti-Materie Asymmetrie wäre die Existenz großer Mengen von Anti-Materie in entfernten Bereichen des Universums. Dann sollte sich mit dem in der Raumstation ISS installierten Alpha Magnetic Spectrometer (AMS) Anti-Materie direkt nachweisen lassen. In der Aufbauphase war unser Institut im Rahmen der Ausleseelektronik an diesem Projekt beteiligt, das heute u.a. vom I. Physikalischen Institut betrieben wird. 20 "7 "8 ,0"?2-+"7 Y30"7 2 ,73:732Z1 378 ,?2+8E"2X :7?1@0- ,T?"00"S@0- , Zukunft der Teilchenphysik an Beschleunigern Trotz der vielen spannenden Ergebnisse bleiben noch offene Fragen, die in der Zukunft mit Experimenten an Teilchenbeschleunigern beantwortet werden können. Hier werden zwei komplementäre Wege verfolgt: Einerseits kann man mit Präzisionsexperimenten an Niederenergie-Speicherringen Eigenschaften von Teilchen, wie z. B. elektrische Dipolmomente vermessen, für die das Standardmodell der Elementarteilchen keine Erklärung liefert. Dies wäre dann ein eindeutiger Hinweis auf neue, unbekannte Wechselwirkungen und Teilchen. Andererseits erfordert der direkte Nachweis dieser Teilchen Beschleuniger mit höchsten Energien und Intensitäten wie den LHC. Die Collider-Experimente am LHC werden ihre höchste Sensitivität für Entdeckungen erst in etwa einer Dekade erreicht haben. Nach einem längeren Shutdown für Reparaturen und Verbesserungen am Beschleuniger und an den LHC-Detektoren wird die Datennahme spätestens Anfang des Jahres 2015 wieder aufgenommen werden, dann bei der maximalen Schwerpunktsenergie von 13-14 TeV und bei zunehmender Kollisionsrate. In späteren Jahren wird es am CMS-Detektor größere Umbauten geben, um ihn für die Hochluminositätsphase des LHC vorzubereiten. In unserem Institut arbeiten wir schon jetzt an Verbesserungen von Myondetektor und Trigger. Insgesamt will man am LHC eine integrierte Luminosität (ein Maß für die Zahl der Kollisionsereignisse) von 3000/fb erreichen, das ist 100 mal mehr als der bisher erreichte Wert (bei etwa halber Maximalenergie). Bis Ende der 2020er Jahre soll der LHC-Collider mehr als 100 Millionen Milliarden Proton-Proton-Kollisionen erzeugt haben. Die Chancen stehen also sehr gut, supersymmetrische Teilchen oder winzige schwarze Löcher oder etwas völlig Unvorhergesehenes zu entdecken! NEUTRINOPHYSIK Neutrinophysik von Stefan Roth und Christopher Wiebusch Neutrinos gehören zu den faszinierendsten Elementarteilchen in der Physik. Sie besitzen kaum Masse, verletzen elementare Symmetrien und wechselwirken nur über die schwache Wechselwirkung. Dadurch sind sie zwar nur schwer experimentell messbar, ermöglichen aber andererseits sehr klare Messungen fundamentaler Naturgesetze. Die Untersuchung von Neutrino-Wechselwirkungen stellte schon in den Anfangsjahren einen der Forschungsschwerpunkte des Instituts dar. Neutrino-Wechselwirkungen waren zu jener Zeit schon aus dem radioaktiven β-Zerfall der Atomkerne und vielen Zerfällen im gerade entdeckten Teilchenzoo gut bekannt. Im Experiment wurde das Neutrino durch die Umwandlung in sein assoziiertes geladenes Lepton nachgewiesen, das Elektron-Neutrino also durch ein Elektron, das Myon-Neutrino durch ein Myon. Eine neue vereinheitlichte Theorie von schwacher und elektromagnetischer Wechselwirkung, aufgestellt durch Glashow, Weinberg und Salam in den 1960er Jahren, sagte jedoch die Existenz „Neutraler Ströme“ voraus, also einer neuen Art der schwachen Wechselwirkung, bei der die beteiligten Teilchen ihre Ladung nicht ändern. In Neutrino-Wechselwirkungen sollten sich diese durch das Fehlen des geladenen Leptons im Endzustand zu erkennen geben. Dies weckte den Ehrgeiz der Experimentalphysiker, unter ihnen Prof. Helmut Faissner und Dr. Klaus Schultze, nach solchen Ereignissen bei der Wechselwirkung von Neutrinostrahlen zu suchen. Am CERN wurde die riesige, mit einem Magnetfeld ausgerüstete Blasenkammer Gargamelle in einem Myon-Antineutrino-Strahl installiert. Die Ereignisse wurden photographisch festgehalten und die Aufnahmen an den beteiligten Instituten ausgewertet. -" e 1 02+" 08"2/11"7 7+1"00" "- -,7"7 32:+" 1 T,3:3S 0?8 ,?0:E" ?2!"01?: -882"7 E?811"2 1-: -:7"-:"72 1 22-2+X-8 ,Q ?# !"2!-" 5,3:3+75,-8 ,"2 08"2/11"X 7?#2,1"2573.-E-"7:B?7!"2 Das gezeigte Ereignis aus der Blasenkammer Gargamelle zeigt den relevanten Ausschnitt des berühmten „Aachen Event“, einem Ereignis der Reaktion ν̄μ + e- → ν̄μ + e-, der als weltweit erster experimenteller Beleg für die Existenz des neutralen schwachen Stroms gilt. Ein Myon-Antineutrino (nicht messbar, aber durch roten Pfeil angedeutet) trifft auf ein Elektron der Blasenkammer-Flüssigkeit Freon (CF3Br). Die Elektron-Spur entsteht quasi „aus dem Nichts“. Man erkennt das Elektron daran, dass es aufschauert, d.h. Bremsstrahlungsphotonen abstrahlt, die sich nach kurzer Flugstrecke als Elektron-Positron-Paare materialisieren. ,3:3+75,-8 ," ?#2,1" !"8V ,"2A"2:UY8-"," ? ,-:"0X -0!ZQ !"8 "78:"2 ,B"-8"8 !"8 2"?:70"2 8 ,B ,"2 :7318T ,3:3S Die Analyse von Teilchenreaktionen war zu damaliger Zeit sehr viel aufwändiger als heute, wo die gemessenen Ereignisse direkt als Datensatz auf dem Computer vorliegen. Damals mussten die vom CERN gelieferten photographischen Negativ-Filme auf einen Scanning-Tisch projiziert werden, die Spuren vermessen und ihre Parameter in den Rechner eingegeben werden. Aachen war eines der Institute, in denen solch eine Analyse der Blasenkammerbilder möglich war. 21 NEUTRINOPHYSIK Aber auch zu Simulationen und Untergrundabschätzungen trug das Institut entscheidend bei. Die Beiträge des Instituts zur Entdeckung des Neutralen Stroms wurden auch durch Preise gewürdigt. Faissners Schüler Dieter Haidt, der den kritischen neutroneninduzierten Untergrund sicher abschätzen konnte, wurde dafür 1975 mit dem Physikpreis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft geehrt. Für die Entdeckung der berühmt gewordenen Reaktion ν̄μ + e- → ν̄μ + e- erhielt Helmut Faissner mehrere Auszeichnungen, u.a. 1980 den Max-Born-Preis der Deutschen und Englischen Physikalischen Gesellschaften. Die Entdeckung der neutralen schwachen Ströme durch die Gargamelle-Kollaboration wurde 2009 mit der Vergabe des Physikpreises der Europäischen Physikalischen Gesellschaft noch einmal gewürdigt. Auch die Ausrichtung der renommierten NeutrinoKonferenz des Jahres 1976 in Aachen ist den damaligen wichtigen Beiträgen des Instituts zur Neutrinophysik zuzuschreiben. sammen mit Dr. Dieter Rein, nämlich „Neutrino-Excitation of Baryon Resonances and Single Pion Production“, ist als „Rein-Sehgal-Modell“ weltweit bekannt geworden und wird auch von heutigen Neutrino-Experimenten noch zitiert. Im Jahr 1992 sagte Lalit Sehgal korrekt voraus, dass man in Kaon-Zerfällen die Verletzung einer fundamentalen Symmetrie, nämlich der Zeitumkehrinvarianz messen kann. -""-!"2,"37"</"7 -":"7"-2Y0TZ?2!0-:T",+0 Y7TZ1-: !"7!10-+"2V7>7 ,:UT,3:3ST",+0 In der Gargamelle-Blasenkammer wurden insgesamt drei Neutrino-Elektron-Streuereignisse nachgewiesen, zu wenige, um daraus quantitative Schlüsse ziehen zu können. Helmut Faissner entwarf daher zusammen mit Kollegen aus Padua einen großen Funkenkammerdetektor. Schon 1974 war der Detektor mit Aachener Werkstatthilfe fertig gestellt. Gegen den Trend zu immer größeren Kollaborationen stellte das von nur zwei Universitäten getragene Aachen-Padua-Experiment AC-PD eine bemerkenswerte Ausnahme dar. Für seinen entscheidenden Anteil an der Entdeckung und Messung der Streuung von Myon-Neutrinos an Elektronen erhielt Dr. Hans Reithler im Jahr 1979 den Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. -":"7-!:`hffT,3:3S "01?: -882"7 Y0-2/8Z -2 ,"-:"7"1 "857 , 1-: !?8 01 Y7" ,:8ZB,7"2!!"7 ,"2"7 "?:7-23X32#"7"2E-1,7`hfeT ,3:3S11 Die Einwerbung von Drittmitteln durch Profs. Rudolf Rodenberg und Martin Deutschmann erlaubte den Aufbau einer Theoretikergruppe am III. Physikalischen Institut, die auch und vor allem in der Neutrinophysik die experimentellen Arbeiten des Instituts unterstützte. Prof. Lalit Sehgal konnte in seinem Artikel „A Determination of the Neutral Current Coupling Constants from Inclusive and Semi-Inclusive Neutrino Data“ im Jahr 1973 das Salam-Weinberg-Modell bestätigen und mit sin2 θW ≈ 0,3 eine erste Abschätzung für den Weinberg-Winkel liefern. Eine Veröffentlichung zu- 22 7/?2!"!"82 28"-:,0"7A"7X 0-","2"27"-8"8!"7 "?:8 ,"2,D8-/X 0-8 ,"2"8"008 ,) #@7!8,7`hfh NEUTRINOPHYSIK der Nahdetektor, der im Jahr 2014 in Betrieb gehen soll. Da dieser Detektor den Fluss vor Einsetzen der Oszillation misst, kann so der Effekt über Differenzbildung beider Detektoren sehr präzise bestimmt werden. Unter der Leitung unseres im Jahr 2012 verstorbenen Ingenieurs Franz Beißel wurde die auf hohe Zuverlässigkeit optimierte Triggerelektronik für Double-Chooz entwickelt, produziert und vor Ort am Experiment installiert. Nach seiner Berufung beteiligte sich auch Prof. Christopher Wiebusch an diesem Experiment, wodurch zusätzlich eine Beteiligung am Test und der Installation des Photomultiplier-Systems möglich wurde. 28"-:,0"7 ":B -1 ,7 `hfeA37 !"2 ?2/"2/11"750>"2 !"8XX":"/:378T,3:3S Danach wandte sich das Institut anderen Experimenten zu. Hierzu zählte auch das Experiment L3 am Large Electron Positron Collider LEP, von dem in einem früheren Kapitel bereits berichtet wurde. Auch dort konnten Informationen über die Neutrinos gesammelt werden, allen voran der Beweis, dass es drei Neutrinoarten gibt, welcher aus der Messung der Breite der Z-Resonanz erbracht werden konnte. Das Double-Chooz-Experiment Nach der Berufung von Prof. Achim Stahl auf den Lehrstuhl IIIB wurde das Augenmerk wieder vermehrt auf die Neutrinophysik gelegt. Mit der Entdeckung von Neutrinooszillation, das heißt der Umwandlung von verschiedenen Neutrinosorten ineinander, im Jahr 1998 war nicht nur klar geworden, dass Neutrinos eine Masse besitzen, sondern auch, dass die Leptonen-Flavorzahl verletzt ist. Neben den Massenunterschieden der Neutrinos wird die Umwandlung durch drei fundamentale Naturkonstanten, die sogenannten Mischungswinkel beschrieben. Zwei dieser Winkel sind groß und konnten daher durch bisherige Messungen gut bestimmt werden. Für den dritten Winkel θ13 jedoch waren alle vorherigen Messversuche fehlgeschlagen und es existierten nur obere Ausschlussgrenzen. Eine wichtige Frage war hierbei, ob der Winkel überhaupt von Null verschieden und damit messbar ist. Das erste neue Neutrino-Projekt des Instituts, das Double-Chooz-Experiment in Frankreich, sollte genau diese Frage klären. Das Experiment befindet sich an einem Kernkraftwerk in der Nähe der Ortschaft Chooz am Oberlauf der Maas. Kernreaktoren stellen über die große Zahl der in ihnen stattfindenen Kernzerfälle eine starke Quelle an Elektron-Antineutrinos dar. Zusammen mit einer internationalen Kollaboration aus etwa 150 Wissenschaftlern werden zwei identische Neutrinodetektoren in Abständen von ca. 400 m und 1050 m von den Reaktorkernen installiert. Der ferne Detektor ist fertiggestellt und misst seit 2011 den Neutrinofluss. Das beobachtete Defizit an detektierten Neutrinos lässt darauf schließen, dass sich ein Teil der Elektron-Antineutrinos in ein Antineutrino der anderen beiden Neutrinosorten verwandelt hat. Die Stärke dieses Verschwindens von Elektron-Antineutrinos hängt unmittelbar von diesem unbekannten Mischungswinkel θ13 ab und erlaubt so seine Messung. Eine Herausforderung ist, dass nur wenige Prozent der Neutrinos verschwinden, so dass absolute Fehlerquellen sehr gut kontrolliert werden müssen. Dies erlaubt insbesondere 23 7-++"7X37!!"8 3?0"X,33EX":"/:378 Y3"2ZT -"8 -8: "-2"8 A321",7"7"2-2 ,"2"2:B- /"0:"23!?0"2Q!-" !-"2X 03+"2 -+20" !"8 ":"/:378 /32<2?-"70- , @"7B ,"2 ?2! 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Deshalb wird nun mit Spannung die Inbetriebnahme des zweiten Double-Chooz Detektors erwartet. Der Winkel θ13 ist inzwischen, nur 1,5 Jahre nach seiner Entdeckung, der NEUTRINOPHYSIK mit der besten absoluten Genauigkeit gemessene Oszillationswinkel. Das Double-Chooz-Experiment ist nur etwa 180 km von Aachen entfernt. Dadurch waren natürlich Aachener Physiker sehr stark beim Aufbau präsent und sind natürlich immer gefragt, wenn es um kurzfristigen Einsatz vor Ort geht, sei es bei der Installation des Detektors oder bei den Schichten zur Datennahme. Auch bei der Analyse, die zur erstmaligen Messung einer neuen Naturkonstante geführt hat, wurden wichtige Beiträge geleistet. Schwerpunkt war hier die Bestimmung der Neutrino-Detektionseffizienz, deren Genauigkeit für die Messung eines Defizits entscheidend ist. Aachen waren genau zu jener Zeit vor Ort am Experiment, als das große Tohoku-Erdbeben vom 11. März 2011 und die daraus resultierende Fukushima-Katastrophe stattfanden. Trotz Ausfall der Mobilfunknetze gelang es in nur drei Tagen, sie mit Hilfe japanischer Kollegen im dortigen Chaos zum internationalen Flughafen Narita zu befördern, von wo sie mit einem von Aachen aus gebuchten Flug die Heimreise antreten konnten. Das T2K-Experiment Als nächster Schritt zur Verstärkung der Neutrinophysik beteiligt sich das Institut am Neutrinoexperiment T2K (Tokai to Kamioka) seit dem Jahr 2007. Physikalisch erweitert das Projekt die Fragestellung des Double-Chooz Experimentes, indem nun nicht das Verschwinden einer Neutrinoart gemessen werden soll, sondern diesmal das Erscheinen von umgewandelten Neutrinos. Methodisch führt das Experiment wieder an die Anfänge der Neutrinoexperimente des Instituts zurück. Es werden nämlich an einem Beschleuniger erzeugte Myon-Neutrinos verwendet und zunächst auf einen Nahdetektor gerichtet. Dort registriert man die gleichen Neutrinoreaktionen wie in der Gargamelle-Blasenkammer: Neutral-Current- und Charged-Current-Ereignisse. Der erste Beitrag des Instituts zu diesem Experiment war insofern die Beschreibung der Neutrinoreaktionen mit dem oben schon genannten Rein-Sehgal-Modell. In 295 Kilometern Entfernung vom Erzeugungsort in Tokai an der Ostküste Japans wird der Neutrinostrahl dann im Ferndetektor, dem Superkamiokande-Detektor in einem Bergwerk in der Nähe der japanischen Stadt Kamioka, nachgewiesen. Ein kleiner Teil der ursprünglichen Myon-Neutrinos hat sich in Elektron-Neutrinos umgewandelt. Aus den Unterschieden zwischen Nah- und Ferndetektor lässt sich auch hier die Oszillationswahrscheinlichkeit messen. Unter anderem gelang T2K die erste direkte Beobachtung der Umwandlung von einer Neutrinosorte in eine andere durch den zweifelsfreien Nachweis von Elektron-Neutrinos im Ferndetektor, obwohl der ausgesandte Strahl fast ausschließlich aus Myon-Neutrinos besteht. Als Beitrag zum Nahdetektor stellte eine Gruppe um Dr. Stefan Roth Monitorkammern zur Verfügung, die kontinuierlich das Gas kontrollieren, mit dem die Spurenkammern betrieben werden. Das Monitorkammersystem wurde in Aachen vorgefertigt und in Japan in das Gassystem integriert und in Betrieb genommen. Ein weiterer wichtiger Beitrag war das Fahrwerk für den ca. 1000 t schweren Experimentiermagneten. Dabei wurde das Magnetfahrwerk des HERAB-Experiments wiederverwendet. Die Logistik forderte von allen großes Engagement. Der ehemalige Werkstattleiter des Instituts IIIA Karl Bossler koordinierte dabei die Arbeiten in Aachen, der Werkstattleiter von IIIB Dieter Jahn die Installation in Japan. Die weite Anreise zum Experiment in Japan (mindestens 11 Stunden Flug und oft bis zu 24 Stunden von Institut zu Experiment) machen natürlich eine vorausschauende Reiseplanung unabdingbar. Eine der Reisen nach Japan wird dabei unserer Gruppe noch lange Zeit im Gedächtnis bleiben. Zwei Doktoranden und ein Diplomand aus 24 ?#8- ,: ?# !"2 ?#+"#,7"2"2 ,!":"/:37 !"8 aXC5"7-X 1"2:8T,3:3Sa -" E?7E"-: +"2?"8:"2 "88?2+"2 #@7 !-" 8E-00<32 A32 D32 "?:7-238 -2 ? "?:7-238Q !-" !?7 , !-" EB"- #?2!1"2:0"2 71":"7M?2!I1"8 ,7-""2B"7!"2T-" -0!?2+E"-+: !-" "7"- ,"Q -2 !"2"2 1-: h_k ,78 ,"-20- ,/"-: !-" B,7"2 "7:" 0-"+"2T -" 8:7/8:"2 -28 ,72/?2+"2 B"7!"2 !?7 , !8 aC5"7-1"2:"7E-"0:T ? ,"-2" "78:" "?" 20D8"/22!"2 "7"- ,!-"8"7 ,?5:8 ,0- ,1-: "8 ,0"?2-+"72+"1"88"2"2 X 71":"72"8:<+"2T?"00"ST?0"7 Das T2K-Experiment ist nicht nur auf die Umwandlung von Myon-Neutrinos in Elektron-Neutrinos sensitiv, sondern auch auf das Verschwinden von Myon-Neutrinos aus dem Strahl durch Oszillation in Tau-Neutrinos. Hier wurde kürzlich die bisher weltweit genaueste Vermessung dieser Oszillation durchgeführt. Auch mit der Niederenergieerweiterung NEUTRINOPHYSIK DeepCore von IceCube (siehe Kapitel über Astroteilchenphysik) ist diese Oszillationsmessung möglich. Hierbei nutzt man Neutrinos, die in der Atmosphäre rund um die Erde erzeugt werden, als Neutrinoquelle und misst das energieund winkelabhängige Verschwinden von Myon-Neutrinos. Eine erste Analyse der Daten ist konsistent mit den bisherigen Messungen von T2K, erreicht aber noch nicht die notwendige Genauigkeit für eine Verbesserung. Diese Analysen werden sehr intensiv von der Aachener IceCube Gruppe verfolgt. In ersten Ergebnissen zeigt sich hier, dass noch deutliche Verbesserungen der Messgenauigkeit zu erwarten sind. Ähnliche Analysen in Aachen suchen auch nach Hinweisen auf Oszillationen in zusätzliche aber bisher unbekannte Neutrinosorten. An diesen Beispielen wird die starke Synergie zwischen Neutrinophysik und der Astroteilchenphysik deutlich. Ausblick Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Neutrinophysik seit den Anfängen des Instituts bis heute ein wichtiger Bestandteil unserer Forschungsaktivitäten war und ist. Während in der ersten Phase das Verständnis der elektroschwachen Wechselwirkung im Vordergrund stand, sind es aktuell Fragen, die mit den Neutrinooszillationen zusammenhängen. In den letzten Jahren hat das Institut wichtige Messungen zur quantitativen Bestimmung der zugrundeliegenden Parameter beigetragen. Besonders wichtig ist hierbei die Entdeckung des Winkels θ13. Auch hier verbleiben einige offene Fragen. Besonders wichtig ist die Frage, ob bei Neutrinos, ähnlich wie bei Quarks eine Verletzung der fundamentalen Symmetrie CP vorliegt. Im Gegensatz zu Quarks könnte die CP-Verletzung bei den Neutrinos viel stärker ausgeprägt sein. Mit dieser Symmetrieverletzung könnte eines der grundlegendsten Rätsel in den Naturwissenschaften erklärt werden: warum das Universum überwiegend aus Materie und nicht aus Antimaterie besteht bzw. warum sich kurz nach dem Urknall Materie und Anti-Materie nicht vollständig ausgelöscht haben und wir deshalb existieren. Die Messung dieses Effektes scheint über Neutrinooszillationen möglich. Die Messbarkeit hängt von dem Wert von θ13 ab, aber auch von der noch unbekannten Hierarchie der absoluten Neutrinomassen. Im ersten Schritt wurde nun glücklicherweise ein relativ großer Wert von θ13 gefunden, so dass nun die Hierarchiemessung der nächste Schritt ist. Für die Zukunft sind zwei vielversprechende Projekte in Planung, mit denen diese Messung möglich ist. Zum einen könnte die Messgenauigkeit atmosphärischer Neutrinos mit IceCube durch eine deutlich stärkere Instrumentierung des zentralen Bereichs verbessert werden. Dieser sogenannte PINGU Detektor könnte innerhalb weniger Jahre gebaut werden und erste Studien, auch aus Aachen, zeigen, dass eine Messung der Hierarchie nach 2-5 Jahren Messzeit möglich sein sollte. 25 /-EE" !"8+"502:"2 ":"/:378T @7!"2":"/:37 B-7!"-2" 7-"8-+"Q 1",708,?2!"7: ":"7 ,3," 2:"7+7?2!XA"72" "24X <+:Q!-"?8:-0-::8+7@2!"2"-2"-X371,:T?"00"S Im zweiten Ansatz, dem LENA Detektor, könnten die Erfahrung mit der Flüssigszintillatortechnologie von DoubleChooz genutzt werden. Hier soll in einer riesigen Kaverne ein großer Detektor mit etwa 50 kt Targetmasse gebaut werden. Die Hierarchie könnte z. B. über die Messung von Reaktorneutrinos aus entfernten Reaktoren, über einen künstlichen Neutrinostrahl, oder wie bei PINGU über atmosphärische Neutrinos erfolgen. Eine Besonderheit von LENA ist das breite Physikprogramm, das mit diesem Detektor möglich ist. Zusätzlich zu den Messungen zur Neutrino Physik wäre LENA ein einzigartiges Observatorium für Neutrinos mit Energien von nur wenigen MeV. Neben konkurrenzlosen Messungen von Neutrinos aus der Sonne und Supernovae, könnten z. B. auch Neutrinos aus radioaktiven Zerfällen im Erdinneren erstmalig entdeckt werden. Ein Standort für LENA steht noch nicht fest. Zur Diskussion steht eine Mine in Pyhäsalmi (Finnland), jedoch ist hier die Finanzierung noch nicht geklärt. Daher wird augenblicklich auch eine Beteiligung des Institutes am etwas kleineren Jiangmen Underground Neutrino Observatory (JUNO) in China diskutiert. Das Institut hat in der Vergangenheit entscheidende Beiträge zum Verständnis der Neutrinos, dieser am schwersten fassbaren Sorte von Elementarteilchen, erbracht. Dafür, dass dies auch in Zukunft gelingt, bürgen vor allem die Studierenden, die sich für dieses Teilgebiet der Teilchenphysik begeistern. In den beiden Zukunftsprojekten PINGU und LENA lassen sich die Stärken des Instituts in der Astroteilchenphysik und der Neutrinophysik ideal verbinden. ASTROTEILCHENPHYSIK Astroteilchenphysik von Christopher Wiebusch mit Beiträgen der im Text genannten Autoren Der Beginn der Astroteilchenphysik ist eng verknüpft mit der Entdeckung der kosmischen Strahlung vor über 100 Jahren in Ballonflügen von Victor Hess. Seither werden ihre Eigenschaften erforscht. Die bis heute ungeklärte Frage der Herkunft dieser Strahlung gibt uns ein noch zu lösendes Jahrhundert-Rätsel auf. Hauptsächlich besteht die Strahlung aus geladenen Hadronen: Protonen und schwerere Atomkerne. Gigantische Energien, weit jenseits terrestrischer Beschleuniger, von über 1020 eV wurden gemessen und über das Energiespektrum kann man auf einen nicht-thermischen Ursprung schließen. Als Quellen kommen extreme astrophysikalische Umgebungen wie z. B. Schwarze Löcher und Supernova-Explosionen in Frage, bei denen die Beschleunigung durch Schockwellen in turbulentem Plasma über Magnetfelder erfolgen kann. Neben der direkten Messung der geladenen Komponente kann das hochenergetische Universum auch über neutrale Botenteilchen wie Photonen und Neutrinos erforscht werden (siehe Abbildung 1). Die Messung aller Komponenten der kosmischen Strahlung ist auch in Hinblick auf die Suche nach der Teilchennatur der rätselhaften dunklen Materie interessant. Dunkle Materie könnte z. B. über Vernichtungsprozesse für einen Teil dieser Strahlung verantwortlich sein. höherer Luminosität unter definierten Laborbedingungen ermöglichte. Eine Renaissance erlebte die Astroteilchenphysik um die Jahrtausendwende, als es mit neuartigen Experimenten möglich wurde, die Messgenauigkeit und Sensitivität enorm zu steigern. Ein wichtiges Beispiel ist hierbei die Messung von Neutrinos aus der Erdatmosphäre und der Sonne, die zur Entdeckung von Neutrinooszillationen geführt haben. Dies ist neben der vermuteten Existenz von Dunkler Materie ein vielversprechender Hinweis auf neue Physik jenseits des Standardmodells der Elementarteilchenphysik. Auch das III. Physikalische Institut beteiligte sich neben dem auf Beschleuniger ausgerichteten Forschungsprogramm schon in den 80er und 90er Jahren immer wieder an Projekten zur Astroteilchenphysik. Ein Pionier der Astroteilchenphysik war der im Jahr 2012 verstorbene Prof. Peter Bosetti, der sich visionär für das Forschungsfeld einsetzte. Hierbei beteiligte sich das III. Institut am DUMAND Neutrinoteleskop mit der Entwicklung optischer Sensoren. Obwohl DUMAND, das im pazifischen Ozean vor Hawaii gebaut werden sollte, letztlich an technologischen Schwierigkeiten scheiterte, stellte es den Prototyp für die späteren erfolgreichen Unterwasserexperimente Baikal und ANTARES dar. ,"1<8 ,"7 Y?2A3008:2!-+"7Z"70- / @"7 !-" 8:73:"-0 ,"2X 5,D8-/T381-8 ,"?"00"2"7E"?+"2+739""2+"22/381-8 ,"7 :7,0?2+83B-""?:7-238?2!,3:32"2T"-!"7735+<328-2! 00" 2#371<3283:"2 ?2:"78 ,-"!0- ,"2 -2(@88"2 ?8+"8":E:T -:-2:7"%"2 ?# !"77!" B"7!"2!-"8" "-0 ,"2 -2 8",7 ?2:"7X 8 ,-"!0- ,"2 C5"7-1"2:"2 +"1"88"2T ?8 !"7 -"0E,0 2 2#37X 1<32"2 /422"2 !22 @ /8 ,0@88" ?# !-" ?"00"2 +"E3+"2 B"7!"2 Die ersten Messungen der kosmischen Strahlung stellen auch die Geburtsstunde der Elementarteilchenphysik dar. Viele der heute bekannten Teilchen, wie Myonen oder Pionen, wurden zunächst in der kosmischen Strahlung entdeckt. Erst als in der Mitte des letzten Jahrhunderts leistungsfähige Teilchenbeschleuniger entwickelt wurden, ging die Bedeutung der Astroteilchenphysik für die Grundlagenforschung zurück, da die terrestrische Beschleunigung Messungen mit 26 "8:XC5"7-1"2: A37 !"2 /27-8 ,"2 28"02T 31 37X 8 ,?2+88 ,-% 322" B?7!"2!7"- -2 ,"2+"?:" 35<8 ,""2X 837"2Y8 ,B7E" ?+"02Z-2!"7-"#8"" +":"8:":T 1-0!8-",:12 !"2":"/:37?$?"-!"732:+"2" /T,3:3ST-"?8 , ASTROTEILCHENPHYSIK Ein Höhepunkt der Aachener Arbeiten hierzu war das JULIA Projekt, das im Jahr 1991 unter der Leitung von Peter Bosetti und Doris Samm (jetzt Professorin an der FH Aachen) gemeinsam von beiden Lehrstühlen durchgeführt wurde. JULIA war ein Testexperiment auf dem Forschungsschiff Sonne, bei dem optische Sensoren für den Neutrinonachweis in der Tiefsee im Atlantik vor den kanarischen Inseln getestet wurden. Ursprünglich waren die Messungen vor Griechenland im Mittelmeer geplant, aber in Folge des Golfkrieges wurde die Route des aus dem Indischen Ozean kommenden Schiffes kurzfristig um Afrika herum verlegt. Daher musste innerhalb weniger Wochen das komplette Projekt neu geplant werden, was zu zahlreichen schlaflosen Nächten führte. Zur Lösung der erheblichen administrativen Hindernisse, wie Genehmigungsverfahren, Zollformalitäten und Finanzierungslücken hat besonders der im Jahr 2008 verstorbene akademische Direktor des Instituts IIIA, Hubert Geller, beigetragen. Die endgültige Erlaubnis der spanischen Behörden, optische Sensoren in den Atlantik vor Gomera lassen zu dürfen, erreichte die Crew erst vor Ort auf See. Weiterhin erwähnenswert ist die Entwicklung des Programms GEISHA von Harm Fesefeldt Mitte der 80er Jahre zur Simulation hadronischer Wechselwirkungen, das auch heute noch als Teil des Luftschauersimulationsprogramms CORSIKA zum Einsatz kommt. Ende der 90er Jahren wurde am Institut IIIB Elektronik für das AMS Projekt entwickelt. AMS ist ein Spektrometer zur Suche nach kosmischer Antimaterie, das inzwischen, unter maßgeblicher Beteiligung des I. Instituts, auf der internationalen Raumstation (ISS) installiert wurde und seit 2011 hervorragende Messungen der geladenen kosmischen Strahlung liefert. Nach der Jahrtausendwende wurde die Astroteilchenphysik als weiteres Standbein des Instituts systematisch gestärkt. Am Lehrstuhl A beteiligen sich seit 2005 die Arbeitsgruppen von Prof. Thomas Hebbeker und Prof. Martin Erdmann am Pierre Auger-Observatorium in Argentinien, einem 3000 km2 großen Luftschauerdetektor für die Messung höchstenergetischer kosmischer Strahlung; am Lehrstuhl B beteiligt sich seit 2006 die Arbeitsgruppe von Prof. Christopher Wiebusch am IceCube Neutrino-Observatorium, einem 1 km3 großen Neutrinodetektor im Antarktischen Eis am geographischen Südpol. Beide Projekte sind weltweit führend in ihren Forschungsgebieten. Nicht nur über die Verknüpfung ähnlicher wissenschaftlicher Fragestellungen wie dem Ursprung der kosmischen Strahlung ergeben sich große Synergien zwischen den Arbeitsgruppen sondern auch über die Detektorphysik. Auger ist bei höchsten Energien ebenfalls ein sensitiver Neutrinodetektor und IceCube hat sich inzwischen als ausgezeichneter Detektor für die geladene kosmische Strahlung etabliert. Zusätzlich wurde die Astroteilchenphysik durch den Masterschwerpunkt „Astroteilchenphysik und Kosmologie“ fest im Lehrcurriculum verankert. Beide Experimente begeistern viele Studierende und können bereits auf über 100 Abschlussarbeiten verweisen, viele davon mit international sichtbaren Resultaten. 27 Das Pierre Auger Observatorium von Martin Erdmann, Matthias Plum und Christopher Wiebusch Das Pierre Auger Observatorium ist der weltgrößte erdgebundene Detektor für kosmische Strahlung. Er wurde für die Messung kosmischer Strahlung mit Energien über 1018 eV optimiert und im Jahr 2007 fertiggestellt. Die Messung erfolgt über den Nachweis sekundärer ausgedehnter Luftschauer, die in Folge der Kollision der hochenergetischen Primärteilchen mit der Erdatmosphäre entstehen. Insgesamt ist eine Fläche von ca. 3000 km², etwa der Fläche des Saarlandes entsprechend, in der argentinischen Pampa Amarilla nahe der Stadt Malargüe mit Detektoren instrumentiert. 7:"!"8-"77" ?+"78"7A:37-?18-2!"77+"2<2-8 ,"21X 5 17-00T -" ?2/:" E"-+"2!-" :2!37:" A32"7( ,"2!"X :"/:37"2T -" -2-"2 -00?8:7-"7"2 !-" - ,;"0!"7 A32 -28+"81: af "0"8/35"2Q !-" A32 A-"7 :2!37:"2 ?8 !80?37"8E"2E0- ,: !"7 ?)8 ,?"73"7,0!"8":"/:37#"0!"81"88"2T?"00"S?+"7 Eine Besonderheit des Experimentes im Gegensatz zu vorherigen Detektoren ist nicht nur die enorme Größe, sondern auch der Nachweis der Luftschauer mit der sogenannten Hybridtechnik. Hierbei wird ein Luftschauer gleichzeitig von zwei unterschiedlichen Detektorsystemen aufgezeichnet. Zum einen werden die Luftschauerteilchen, die den Boden erreichen, in 1660 Wasser-Cherenkov-Tanks mit einem typischen Abstand von 1,5 km gemessen. Aus den Ankunftszeiten und der Ortsverteilung registrierter Schauerteilchen kann die Geometrie und Energie des Luftschauers bestimmt werden. Zum anderen wird mit 27 optischen Teleskopen das Fluoreszenzlicht, das bei der Entwicklung des Luftschauers entsteht, direkt beobachtet. Dabei können die Geometrie und besonders gut die Energie gemessen werden. Zusätzlich kann über die Eindringtiefe der Schauer in die Atmosphäre die Art des Primärteilchens untersucht werden. Die Teleskope können nur in klaren mondlosen Nächten arbeiten, was ungefähr 12% der Messzeit beträgt. Der Oberflächendetektor jedoch kann mit annähernd 100% der Zeit messen. Mit Ereignissen, die simultan in beiden Detektorsystemen gemessen werden, wird eine absolute Kalibration für die Energiemessung des Oberflächendetektors durchgeführt. ASTROTEILCHENPHYSIK ? , ?2EB"-#"07 "-2 8:7/"7 #00 !"8 0?88"8 3"7,0 A32 `_ " 2 ,+"B-"8"2B"7!"2T !-"8"7#00!?7 , !-" C-X 10"2"7+-" !"7 ?"00"2 3!"7 2"7+-"A"70?8:" !"7 "-0 ,"2 B,X 7"2! !"7 735+<32 YX%"/:Z ,"77@,7:Q -8: "-2" B- ,<+" 7X +"8:"00?2+#@7!-"/311"2!"2,7"T?"00"S?+"7 -""-!"2":"/:378D8:"1"!"8-"77"?+"7 8"7A:37-?18T 1 37!"7+7?2! -8: "-2 88"7X,"7"2/3AX2/ 8- ,:7T -" 2/8 7"-:"2?:7/1-:"-+"2"7 :731A"7837+?2+?2!@"71->"02!-" +"1"88"2"2:"21->"083-0#?2/:" ,2-/T-" "0"8/35""&2X !"28- ,-2"?!"2 ?1!8":"/:37#"0!T 1 -0!2- ,:8- ,:7 8-2!!-""-+A37 - ,:+"8 ,@:E:"2"0"8/354%2?2+"2T?"00"S ?+"7 Das III. Physikalische Institut ist ein wichtiger Partner in der großen internationalen Auger-Kollaboration mit über 500 Wissenschaftlern. Es ist in vielen Bereichen aktiv, die von Detektorentwicklung und Aufbau bis zu Datenanalyse reichen. Diese Analysen beschäftigen sich mit der Rekonstruktion von Luftschauern, galaktischen/extragalaktischen Magnetfeldern, Anisotropie der kosmischen Strahlung in großen Strukturen, der Suche nach Punktquellen und der Suche nach neuer Physik. Wichtige Ergebnisse des Auger-Experimentes sind die Messung des Energiespektrums der primären kosmischen Strahlung und besonders die erstmalige Bestätigung, dass das Spektrum oberhalb von etwa 1020 eV stark abfällt, sowie die Messung deren chemischer Zusammensetzung mit einem Trend zu schwereren Elementen bei zunehmenden Energien. -: !"1 -"77" ?+"7 8"7A:37-?1 +"1"88"2"8 2"7+-"85"/X :7?1!"7,3 ,"2"7+"<8 ,"2/381-8 ,"2:7,0?2+T "E"-+:-8:!"7 "-0 ,"2(?8808?2/<32!"7"-0 ,"2"2"7+-"T?7 "88"7"2- ,:X 7/"-: A32 :7?/:?7"2 -8: !"7 0?88 1-: !"7 2"7+-" E?7 !7->"2 3:"2E1?0<50-E-"7:T -" ,0"2 +""2 !-" +"1"88"2"2 7"-+2-8X E,0"22T-:,3,"7 7E-8-32B-7! !-" 83+"222:""78"2X:7?/X :?7 !"8 5"/:7?18 "- ":B `_ " +"1"88"2T 78:10-+ /22 28 "88?2+!"71->0"7"2-2!7-2+<"#" noA32/381-8 ,"7:7,X 0?2+08?2/<32!"72"7+-"1-:!"20?37"8E"2EX"0"8/35"2!"8 -"77" ?+"7 8"7A:37-?18 Y?2/:"ZT -" -2-"2 E"-+"2 !-" 7X B7:?2+"2 ?2:"78 ,-"!0- ,"7 " ,8"0B-7/?2+813!"00" #@7 73:3X 2"2?2!-8"2T "7,0A32bC`_" -8:"-2" "72!"7?2+!"7 ,"1-8 ,"2?811"28":E?2+A320"- ,:"2E?8 ,B"7"20"1"2X :"28- ,:7T?"00"S?+"7 In den registrierten höchstenergetischen Ereignissen konnten bisher keine Anzeichen für Photonen gefunden werden, wodurch eine ganze Reihe theoretischer Modelle zur Erklärung der dunklen Materie über superschwere exotische Teilchen der Frühphase des Urknalls ausgeschlossen wurden. Die kosmische Strahlung ist nicht gleichmäßig über den Himmel verteilt, da einige höchstenergetische Ereignisse mit aktiven galaktischen Kernen (Galaxien mit super-massiven Schwarzen Löchern) korreliert sind. ASTROTEILCHENPHYSIK 328:7?/<32 !"7 X"0"8/35" -2 7+"2<2-"2T "E"-+: -8: !-" 328:7?/<32 !"7 1" ,2-8 ,"2 "0"8/35132<"7?2+"2Q !-" +"X +"2@"7!"7,37-E32:0"2?1b_\+"2"-+:8-2!T,3:3S?+"7 Diese Analysen umfassen vor allem die chemische Zusammensetzung und das Energiespektrum. Weitere wichtige Arbeiten umfassen die Messung von Luftschauern mit Radioantennen und die Weiterentwicklung der Fluoreszenzmessungen mit auf Silizium-Photomultipliern basierenden Teleskopen (FAMOUS). Diese werden im Kapi-: !"1 -"77" ?+"7 8"7A:37-?1 +"1"88"2" 2-83:735-" !"7 tel Detektorentwicklung beschrieben. ,4 ,8:"2"7+"<8 ,"2 /381-8 ,"2 :7,0?2+T "E"-+: 8-2! !-" 2X /?2)87- ,:?2+"2 A32 7"-+2-88"2 1-: 2"7+-"2 3"7,0 A32 dTe⋅`_"Y8 ,B7E" ?2/:"Z-2+0/<8 ,"2337!-2:"2Y?8X +"7- ,:":2!"7+0/<8 ,"2"2"1-:!"1+0/<8 ,"2"2:7?1 -2 !"7 ->"ZT -" 38-<32"2"2 ,7:"7 /<A"7 0C-"2 8-2! !?7 , !-" #7-+"2 7"-8" 8D130-8-"7:Q B3"- !-" 78:7/" !"7 "3 ,:?2+8E"-:"2:857- ,:T-" +"1"88"2"22/?2)87- ,:?2+"2 8-2! 2- ,: 1-: "-2"7 -83:735"2 "7:"-0?2+ A"7"-27Q 832!"72 E"-X +"2 "-2" 377"0<32 1-: !"2 38-<32"2 !"7 /<A"2 0C-"2T "2 -8:+"E"-+:Q B-" !8 7+"2-8"-!"7 "74%"2:0- ,?2+ a__f !83A"7!"7"-:8 ,7-) -"2 "8 ,1@ /:"T?"00"S?+"7 Beim Aufbau des Experimentes hat sich das III. Institut A besonders im Bereich des High Elevation Auger Telescopes (HEAT) Systems engagiert. HEAT ist eine von zwei Niederenergie-Erweiterungen des Pierre Auger Observatoriums und erniedrigt die Detektionsschwelle für Luftschauer bis zu einer Energie von nur 1017 eV. In diesem Energiebereich wird der Übergang von galaktischer zu extragalaktischer kosmischer Strahlung vermutet, welcher sich in einer Änderung des Energiespektrums und der chemischen Komposition bemerkbar macht. Dazu wurden drei Fluoreszenz-Teleskope gebaut, welche mechanisch höher in den Himmel geneigt werden um das Sichtfeld der normalen Teleskope zu erweitern. Damit können auch sehr lichtschwache Luftschauer in kurzer Entfernung aber größerer Höhe in der Atmosphäre genau vermessen werden. Das III. Physikalische Institut und besonders die mechanische Werkstatt waren stark an der Planung und dem Bau dieser Teleskope beteiligt. Hier wurden der mechanische Kippmechanismus und die Hydrauliksysteme gebaut, sowie Abstandssensoren entwickelt, welche die mechanische Stabilität der Teleskope überwachen. Seit 2010 werden Daten mit HEAT aufgenommen. Die Aachener Auger-Gruppe arbeitet intensiv an der Auswertung der mit HEAT genommen Daten. 29 Simulationen des höchstenergetischen Universums Die Messungen zur geladenen kosmischen Strahlung geben Hinweise auf verschiedene Einzelaspekte unseres Universums. Um die Beobachtungen in einem konsistenten Bild zusammenzufügen, entwickelt die Arbeitsgruppe von Professor Erdmann Simulationsprogramme, die Teilchen von ihrer Quelle bis zur Detektion auf der Erde verfolgen. Im Rahmen einer internationalen Kooperation ist dabei das Programmpaket CRPropa 3 entstanden, in dem alle relevanten physikalischen Komponenten zusammengebracht werden: Zum Beispiel ergeben neue Simulationen der kosmischen Strukturbildung die Massenverteilung des lokalen Universums und enthalten dynamisch erzeugte Magnetfelder. Geladene kosmische Teilchen werden auf ihrem Weg zur Erde in diesen Magnetfeldern abgelenkt. In einem typischen Simulationsszenario für kosmische Teilchen werden zunächst Quellen ausgewählt und von dort Kerne mit verschiedenen Energien losgeschickt. Die Kerne erfahren Ablenkungen in Magnetfeldern, verlieren Energie durch Wechselwirkung mit den Photonen der Hintergrundstrahlung und können dabei aufspalten. Die geladene kosmische Strahlung wird bei ihrem Eintritt in unserer Galaxie auch durch das galaktische Magnetfeld abgelenkt, das durch Beobachtungen der Faraday-Rotation und Sternlichtpolarisation vermessen wurde. Ein möglicher Mechanismus zur Erzeugung von Neutrinos und Photonen ist der sogenannte GZK-Effekt, der in Laborexperimenten mit hochenergetischen Photonen vorgemacht wurde: Durch Wechselwirkung eines sehr hochenergetischen Protons mit einem Photon der Untergrundstrahlung entstehen Pionen. Diese zerfallen in hochenergetische Neutrinos und Photonen. Dadurch eignen sich die Programme für die simultane Simulation verschiedener Botenteilchen und er- ASTROTEILCHENPHYSIK möglichen sogenannte „Multimessenger“-Untersuchungen des hochenergetischen Universums. Jedes Simulationsszenario wird mit genügend Statistik produziert, um die gemessenen Verteilungen der Ankunftsrichtung, Teilchenenergie und Komposition der großen Observatorien zu simulieren. Viele der besonders einfachen Vorstellungen vom Universum sind mit den Messungen nicht kompatibel. Nach dem Prinzip des Ausschlusses arbeitet sich diese Projektgruppe an realistische Szenarien heran, mit denen die Beobachtungen des höchstenergetischen Universums konsistent interpretiert werden können. Die Lichtsensoren sind in Druckgehäuse eingebaut und wurden in 2,5 km tiefe Bohrlöcher ins Eis eingebracht und eingefroren. Mit Hilfe von Kabeltrossen zur Oberfläche werden kontinuierlich Daten gemessen. Insgesamt besteht IceCube aus drei Untersystemen: An der Oberfläche ist dies ein 1 km2 großer Luftschauerdetektor (IceTop). Der Neutrino-Detektor im Eis besteht aus insgesamt 86 Kabeln, von denen 78 im horizontalen Abstand von etwa 125 m angeordnet sind. Der zentrale Bereich ist mit acht zusätzlichen Kabeln dichter instrumentiert und bildet den sogenannten DeepCore Detektor, an dessen Bau sich besonders unser Institut beteiligt hat. Der optische Sensor von IceCube ist in der nächsten Abbildung gezeigt. Die Sensoren sind den in den 90er Jahren in Aachen entwickelten Sensoren sehr ähnlich, jedoch hat auch hier inzwischen die Digitaltechnik Einzug gehalten: in den Photo-Sensoren wird für jedes aufgefangene Photon das vollständige Signal vor Ort digitalisiert und mit Nanosekunden-Genauigkeit an die Oberfläche übermittelt. -1?0-"7:" 7."/:37-" "-2"8+"0!"2"2"-0 ,"28Y?+"021-:#7X /3!-"7:"7 2"7+-"Z!?7 ,!8+2";"0! Y"/:37"2Z"-2"7 /381-X 8 ,"288"2A"7:"-0?2+Y:"-28D130"ZT-0!ST@00"7 Das IceCube Neutrino-Observatorium von Christopher Wiebusch Das IceCube Neutrino-Observatorium ist ein gigantischer Neutrinodetektor, für den 1 km3 des antarktischen Gletschereises am geographischen Südpol mit Licht-Sensoren instrumentiert wurden. Neutrinos werden über Cherenkovlicht gemessen, das von den Sekundärteilchen bei Wechselwirkungen emittiert wird. Eine Detektorskizze ist in der folgenden Abbildung dargestellt. 73#T ,7-8:35,"7 -"?8 ,1-:"-2"1 35<8 ,"2 "2837 A32 "X ?"T -"8"8 83+"222:" V-+-:0" 5<8 ," 3!?0U YZ "8X :",: ?8 "-2"1 +739( ,-+"2 ,3:31?0<50-"7Q !"7 -2 "-2 08X !7? /+",?8" "-2+"/0": B-7!T "!"8 "-2,0:": "-2" /31X 50"C" :"?"7?2+8X ?2! :"2"7#88?2+8X0"/:732-/Q 83B-" - ,:X 6?"00"2E?70-7<32T -":"2@"7:7+?2+E?7"-:"7A"77"-X :?2+ 2!"7 -83"7( ," "7#30+:7"-2!-+-:0 @"7!8:731/"0 ?2!!"7":7-"!"8":"/:378/22A3008:2!-+?:31<8-"7:B"7X !"2T,3:3ST-22!D Nach knapp sechs Jahren Bauzeit und einem Jahrzehnt Vorbereitung wurde im Dezember 2010 der Detektor vervollständigt. Die instrumentierte Target-Masse von mehr als einer Milliarde Tonnen macht IceCube zum mit Abstand größten Teilchendetektor weltweit. Das Projekt wurde von einer internationalen Kollaboration von etwa 250 Wissenschaftlern von 40 Institutionen aus 9 Ländern aufgebaut. Das III. Physikalische Institut stellt die zurzeit drittgrößte Arbeitsgruppe in diesem Verbund und nimmt damit eine wichtige Stellung insbesondere im Bereich der Datenanalyse ein. Schwerpunkte der Aachener Arbeitsgruppe sind neben der "70- /@"7!8 "?""?:7-238"7A:37-?1T@7!"2"?X Detektorentwicklung die Suche nach Quellen extraterrestri:7-23!":"/:37 -8:!8-8-2"-2"7-"#" A32`cd_1 -8acd_11-: scher Neutrinos, Neutrinos aus Dunkler Materie, Neutrinoge "0:7388"2Q 2 !"2"2 ."B"-08 e_ 35<8 ," "2837"2 2+"X physik und Oszillationsmessungen mit Neutrinos aus der 8 ,0388"28-2!Q-28:7?1"2<"7:T2!"7"7( ,""&2!":8- ,!"7 Atmosphäre und die Suche nach neuer Physik, z. B. magne?)8 ,?"7!":"/:37 "35T-:-28+"81:`eaQ!"1-"77"X?+"7X tischen Monopolen. 8"7A:37-?1 ,20- ,"2 -8X,"7"2/3AX2/8 Y."B"-08 EB"- 573 :<32ZQ B"7!"2 ?)8 ,?"7 -2 3-2E-!"2E 1-: !"2 "2837"2 -2 !"7-"#"+"1"88"2T?"00"S "?" 30 ASTROTEILCHENPHYSIK net, die nicht mit gegenwärtigen Modellen terrestrischen Ursprungs vereinbar sind. Die zwei höchstenergetischsten Ereignisse wurden wegen ihrer großen Ähnlichkeit scherzhaft „Bert“ und „Ernie“ genannt (siehe Abbildung). Diese starken Hinweise auf ein kosmisches Neutrinosignal werden mit großer Spannung weiterverfolgt und sollten mit den neuesten Daten von IceCube erhärtet werden. Diese Messungen könnten, wenn ihre kosmischen Quellen identifiziert werden können, das Jahrhunderträtsel des Ursprungs der kosmischen Strahlung lösen. "1"88"2"8 2"7+-"85"/:7?1!"7 1-: "?" 7"+-8:7-"7:"2 "?X :7-238T ?7 "88"7"2- ,:7/"-: -8: !"7 0?881-:!"7 2"7+-" E?7 EB"-:"2 3:"2E 1?0<50-E-"7:T D32X"?:7-238 Y8 ,B7E" 7"-8"Z B"7!"2-2+?:"7"7"-28<11?2+1-::,"37"<8 ,"237,"78+"2 Y-2-"2Z-8E? 2"7+-"2 A32 1",7 08 `__ " +"1"88"2T 3 ,X "2"7+"<8 ," 0"/:732X"?:7-238Q !"7"2 ,B"-88 ,B-"7-+"7 -8:Q /322:"2 2?2 "78:10-+ 1-: ""537" +"1"88"2 B"7!"2 Y+7@2" 7"-" /"ZT?"00"S "?" IceCube misst Neutrinos mit hoher Statistik: etwa alle 5 Minuten wird ein hochenergetisches Neutrino detektiert, etwa 100.000 pro Jahr. Das Energiespektrum dieser Neutrinos ist in der Abbildung oben gezeigt. Die meisten dieser Neutrinos sind sehr gut verträglich mit der Entstehung in Luftschauern in der Erdatmosphäre, jedoch wurden in den ersten zwei Jahren des Betriebs des vollständigen IceCube-Detektors 28 spektakulär hochenergetische Neutrinoereignisse aufgezeich- -" "-!"2 85"/:/?07"2 "?:7-23"7"-+2-88" V"7:U?2! V72-"UT -" #7-+"2 7"-8" E"-+"2 2+"8573 ,"2" - ,:8"2837"2Q B3"- !-" 749" !"2 +"1"88"2"2 - ,<2:"28-::"2 Y-2 03+7-:,1-8 ,"7 /0Z "2:857- ,: ?2! !-" 7"2 !-" 2/?2)8E"-:!"8- ,:"87"X 578"2<"7"2 Y!"2 7"2 !"8 "+"23+"28 #30+"2!Q 73: #@7 #7@, ?2!0?#@785:ZT8- ,:A3272-"/22@"7"-2"2?7 ,1"8X 8"7 A32@"7 e__ 1 -1 -8+"1"88"2B"7!"2T -" :7?/:?7 !"7 7"-+2-88" -8: :D5-8 , #@7 !-" 7B7:?2+ A32 0"/:732X"?:7-23X " ,8"0B-7/?2+"2T-:"-2"72"7+-" A32":B`"8-2!!-"8!-" ,4 ,8:"2 2"7+-"2Q !-" ."108#@7 "5:32"2 "3 ,:": B?7!"2T ?"00"S "?" -"V,2"U!"8 T,D8-/0-8 ,"2 28<:?:8B-7!!?7 ,378 ,"7!"8 "?"C5"7-1"2:81 @!530+",-88:T?"00"ST-,"1 31 ASTROTEILCHENPHYSIK sen bei einer Größenordnung höherer Energie als dem LHC betrieben werden. Da das Pierre Auger Observatorium auf der Südhalbkugel liegt, kann nur der südliche Teil des Himmels beobachtet werden, was für viele Analysen wie z. B. die Suche nach Anisotropie in der kosmischen Strahlung von großem Nachteil ist. Durch eine im Jahr 2012 begonnene Kooperation mit dem kleineren Observatorium „Telescope Array“ in den USA wird es möglich sein, eine globale Himmelsabdeckung für zukünftige Analysen der kosmischen Strahlung zur Verfügung zu stellen. In einem weiteren Schritt wäre der Bau eines großen Observatoriums „AugerNext“ in der nördlichen Hemisphäre wünschenswert, bei dem auch zahlreiche in Aachen entwickelte Detektoren, z.B Radioantennen zum Einsatz kommen könnten. Der vollständige Betrieb von IceCube hat gerade erst begonnen und ein Ende der Messungen ist noch nicht abzusehen. Vorsichtige Schätzungen, basierend auf der sehr niedrigen Ausfallrate der Sensoren im Eis, lassen erwarten, dass nach 15 Jahren Betrieb (2025) noch mehr als 97% aller Sensoren einsatzfähig sind. Als nächster Schritt wird der PINGU-Detektor geplant (siehe auch Kapitel Neutrinophysik). Hier soll, analog zum erfolgreichen DeepCore-Konzept, die Instrumentierung des zentralen Bereichs von IceCube mit 20-40 zusätzlichen Detektorketten noch weiter verdichtet werden. Hauptziele dieses Detektors sind die mögliche Messung der unbekannten Massenhierarchie der Neutrinos über Masseneffekte bei der Oszillation von atmosphärischen Neutrinos in der Erdmaterie und die Verbesserung der Sensitivität auf Dunkle Materie. Der Bau von PINGU könnte im Jahr 2016/ 17 beginnen und innerhalb von 2 Jahren abgeschlossen sein. Falls sich die jetzigen Anzeichen für kosmische Neutrinos "1"88"2" 2-83:735-" !"7 /381-8 ,"2 :7,0?2+T -" -0!?2X erhärten, ergibt sich als offensichtliche Konsequenz der +"2E"-+"2!-" 7"0<A"2 2:"28-::8?2:"78 ,-"!"!"7 2/?2)87- ,X Wunsch, dieses Signal mit einem größeren Detektor zu mes:?2+"2-26?:37-0"2337!-2:"2T8- ,!"7 ":"/:371+"3X sen. Bei den Studien, wie ein solcher, bis zu 10 km3 großer +75,-8 ,"2@!530 "&2!":Q 8-2! 2?7 ?)8 ,?"7 ?8 !"7 8@!0-X Detektor aussehen sollte, ist unser Institut führend beteiligt. ,"2 "1-85,7" 1"887T -" 3"7" 7:" E"-+: !-" +"1"88"2" Die im Kapitel Detektorentwicklung beschriebenen Arbeiten 2-83:735-"T -" ?2:"7" 7:" "7+-: 8- , ?8 !"7 3"7"2 7:" zum Radionachweis von Luftschauern und dem akustischen 2 , ?:7/<32 !"7 -530X ?2! ?!7?530/31532"2:"2 ?2! Neutrinonachweis könnten in einen vergrößerten Oberflä1 ,:!-" @"70+"7:" 2-83:735-" ?#/0"-2"2-2/"08/0"28- ,:X chendetektor und eine Hochenergie-Erweiterung von IceCube einfließen. 7T?"00"S "?" Ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit von IceCube als Detektor für kosmische Strahlung zeigen die nachfolgenden Abbildungen. Mit der hohen Statistik an detektierten Luftschauern konnte oberhalb von 10 TeV bis zu einigen PeV eine ausgedehnte Anisotropie der kosmischen Strahlung auf dem Niveau einiger Promille nachgewiesen und präzise vermessen werden. Interessanterweise ändert sich die Struktur dieser Anisotropie stark mit der Energie und es wird neben der großskaligen Anisotropie auch eine überlagerte feinere Struktur beobachtet. Diese Messungen können als Hinweis auf einen kosmischen Teilchenbeschleuniger in nicht zu großer Entfernung zum Sonnensystem gedeutet werden und die neuesten Daten von IceCube werden mit Spannung erwartet. Die Zukunft von Matthias Plum und Christopher Wiebusch Für beide erfolgreichen Projekte Pierre Auger und IceCube stellt sich die Frage, wie Messungen in der Zukunft weiter verbessert werden können. Das Pierre Auger Observatorium soll in Argentinien bis mindestens 2023 betrieben werden. Besonders um den Ursprung des starken Abfalls des Flusses der höchstenergetischen kosmischen Strahlung zu verstehen, werden mehr Statistik und eine genaue Messung der chemischen Zusammensetzung in diesem Energiebereich gebraucht. Ein Schlüssel dafür ist die Unterscheidung der elektromagnetischen und myonischen Komponenten des Luftschauers. Bis 2015 soll deswegen die Elektronik der Wasser-Cherenkov-Tanks verbessert werden. Eine weitere Verbesserung wird von zusätzlichen Detektoren zur direkten Messung von Myonen bei den Wasser-Cherenkov-Tanks erwartet. Mit diesen Daten können verschiedene theoretische kosmologische Modelle getestet werden und Teilchenphysik-Analy- 32 DETEKTORENTWICKLUNGEN Detektorentwicklungen von Oliver Pooth mit Beiträgen der im Text genannten Autoren Seit den Gründungstagen unseres Instituts ist die Entwicklung von innovativen Teilchendetektoren ein zentrales Forschungs- und Ausbildungsfeld. Von der Idee bis zum Bau von großen Detektorsystemen sind alle, Ingenieure, Mechaniker, Elektroniker, Verwaltungsangestellte, Wissenschaftler und Studierende im Rahmen von Abschlussarbeiten an der Umsetzung beteiligt. Gerade in der F&E-Phase neuartiger Detektoren bieten sich hervorragende Möglichkeiten für vielfältige Bachelor-, Master- und früher Diplomarbeiten in den Laboren des Instituts. In diesem Kapitel wollen wir uns den Detektoren widmen, die von uns entwickelt wurden und werden und die (noch) nicht in den Abschnitten zu den Großprojekten beschrieben werden, wo sie Großartiges leisten und zu wichtigen physikalischen Resultaten geführt haben. Die frühen Detektorentwicklungen von Dieter Rein und Oliver Pooth Prof. Deutschmann hat früh in Aachen selbst eine kleine Blasenkammer entwickelt, die für Testmessungen gute Dienste leistete. Die wirklich leistungsfähigen Blasenkammern wurden natürlich in den Beschleunigerzentren gebaut. 8 ,"2"7 KX7D32 ?# "-2"7 08"2/11"7?#2,1" !"7 X30037<32T-2X"832:7-*QA32?2:"2/311"2!Q?# "-273:32!"7 08"2/11"7(@88-+/"-: ?2! "7E"?+: -1 :39"-2 KX7D32Q 83B-""-2O ?2!EB"-QB3"-8- ,"-2"8!A32!?7 , 8"-2"2"7#00-2OO-2!"708"2/11"7A"77:T8K E"7#00:-2 J ?2!!8J B-"!"7?1 -25OT -""-2E"02"2 ,7->" !"7"/X <328/8/!"8-2!2""28:","2!,"7?8+"E"- ,2":T?"00"ST"-2 Die Vermessung der Strahlungsspektren kann zur Unterscheidung zwischen hochenergetischen Teilchen mit verschiedenen Massen herangezogen werden. Ein darauf beruhender TRD (Transition Radiation Detector) zur Identifikation von Pionen, Kaonen und Protonen wurde in Aachen entwickelt und fand ab 1980 Einsatz in Experimenten am CERN (European Hybrid Spectrometer EHS) und später am Fermilab (Experiment Nr. 745). Mit dem Abdruck der Titelseite einer Publikation aus den Anfangszeiten des EHSExperiments soll dieser bemerkenswerten Aktivität des Instituts Respekt gezollt werden. 0"-2"08"2/11"7-1 T 28<:?:T?"00"ST0@++" Die ersten der vier Ω--Ereignisse der Aachen-Berlin-CERNLondon-Wien-Kollaboration wurden 1967 bei der Auswertung von Blasenkammerfilmen im Aachener Labor von Martin Deutschmann gefunden. Ab 1975 wandte sich Deutschmann mit seinen Mitarbeitern der elektromagnetischen Übergangsstrahlung zu, die beim Durchtritt schneller geladener Teilchen durch Grenzflächen zwischen verschiedenen Materialien (z. B. Luft und Mylarfolien) entsteht. 33 Prof. Faissner entwarf und realisierte zusammen mit Kollegen aus Padua einen großen Funkenkammerdetektor aus 282 hintereinander aufgehängten Aluminiumplatten, der optisch ausgelesen werden konnte. Schon 1974 war der Detektor mit Aachener Werkstatthilfe fertiggestellt. Der Apparat war auf den Nachweis von Elektronen und π0-Mesonen optimiert, die über Bremsstrahlung e- → e- + γ oder Zerfall π0 → 2γ elektromagnetische Schauer produzieren. DETEKTORENTWICKLUNGEN "7 ,"2X!?X":"/:37 -2 !"7 C5"7-1"2<"7,00"T -" B-2!1@,0"2(@+"07<+" 328:7?/<32 8-2! 5-"+"0Q !-" A32 EB"- "2;"72:8:","2!"21"785,3:3+75,-"7: B"7!"2Q ?1!-" 5?X 7"2!"7?2/"2EB-8 ,"2 !"2 0?1-2-?150>"2 !"8 ":"/:378-2 EB"- 73."/<32"2?#E?2",1"2T 37 !"1":"/:3773#T -882"7 Y7" ,:8ZT,3:3S Mit mehr als zwei Dutzend νμ e/ν̄μ e-Reaktionen war das AC-PD-Experiment erfolgreich und wurde mit einem DPGPreis an Hans Reithler gewürdigt. Siehe auch Kapitel zur Neutrinophysik. Bereits 1975 fand man in der Gargamelle-Blasenkammer ein Ereignis, bei dem im Neutrino-Nukleon-Stoß neben einer Anzahl geladener Pionen ein ungleichartiges Leptonpaar e+μ- und ein K0 entstanden waren, ein klares Indiz für die Produktion eines „charmanten“ D-Mesons, das semileptonisch zerfallen war. Ein Blasenkammer-Ereignis in Brookhaven zeigte zur etwa gleichen Zeit unwiderlegbare Anzeichen für die Produktion eines „charmanten“ Baryons. In beiden Fällen jedoch konnten weder genau Art noch Masse der Teilchen bestimmt werden. Das gelang erst 1978 in einem CERN Experiment mit BEBC, der großen europäischen Blasenkammer, dem Nachfolgeinstrument von Gargamelle. Beide Lehrstühle des III. Physikalischen Instituts der RWTH waren an der Aachen-Bonn-CERN-München-Oxford-Kollaboration beteiligt. Dr. Danni Lanske aus der Schultzschen Blasenkammergruppe stieß bei der Durchmusterung der BEBC-Aufnahmen für seine Doktorarbeit auf ein νp-Streuereignis, das umgehend vom CERN-Courier als Bilderbuch-Ereignis für die Erzeugung eines charm-tragenden Teilchens ausgerufen wurde. Waren die Blasenkammeraufnahmen der Gargamelle-Kollaboration noch auf serienmäßigen Scantischen des schwedischen Automobilherstellers Saab manuell vermessen worden, so kamen bei den AC-PD- und BEBC-Analysen halbautomatische Messtische zum Einsatz, welche eine erhebliche Erleichterung bei der Verfolgung der Teilchenspuren auf den Blasenkammerfilmen mit sich brachten. 34 -"X08"2/11"7B,7"2!-,7"732:+"1T m-+?735"2?0",1"7T,3:3S Sie waren eine Entwicklung von Dr. Volker Commichau, Dr. Klaus Hangarter und ihren Kollegen und führten zu einer Erhöhung der Messkapazität und zu einem Zugewinn an Messpräzision. So sind auch immer wieder apparative Innovationen vom III. Physikalischen Institut ausgegangen, die insbesondere in der Folge den Übergang in die Zeit der elektronischen Detektoren ermöglichte. Detektorentwicklungen in den Experimenten am DESY und CERN sind im Kapitel „Teilchenphysik an Beschleunigern“ beschrieben. -2-2 ,"2"2:B- /"0:"7?2!+"?:"7,0?:31<8 ,"7 2X <8 ,Q !"7#@7 !-" "71"88?2+!"7 X08"2/11"7-0!"7 "7X B"2!?2+ #2!T 32 0-2/8 2 , 7" ,:8S 73."/<328"-2,"-:T "88X <8 ,1-:5-"+"0?2!"0"/:732-8 ,":"?"7/32830"T,3:3ST7-:E" DETEKTORENTWICKLUNGEN Moderne Detektorkonzepte Micropattern-Gasdetektoren Im Technical Design Report des CMS-Experiments sind Mikrostreifengasdetektoren (MSGCs) als äußerer Teil des inneren Spurkammersystems vorgesehen gewesen. Das Institut B unter Leitung von Günter Flügge ist der Tracker End Cap Community beigetreten, die bananenförmige MSGCModule für die beiden Endkappen des CMS Trackers vorschlug. Nach einigen Jahren Entwicklungsarbeit an MSGCs traten bei Teststrahlexperimenten im Jahr 1998 Probleme bei der Strahlenhärte von MSGCs auf. Es gab Weiterentwicklungen, wie die sogenannte ,advanced passivation‘ der Elektrodenkanten zum Schutz vor Schäden nach Funkenüberschlägen und der Einsatz von zusätzlichen Gasverstärkungsstufen in Form von metallisierten, durchlöcherten Folien (Gas Electron Multipliers, GEM), die intensiv studiert wurden. Im Jahr 1999 hat sich die CMS-Kollaboration trotz erfolgreicher Milestone-Experimente am PSI mit gasbasierten Prototypsystemen auf MSGC-Basis für den Bau eines All-Silicon-Trackers entschieden, der auf Grund fallender Siliziumpreise möglich wurde und den Vorteil eines homogeneren Subdetektorsystems in CMS bot. Unser Institut hat auch hier in der End Cap Community gemeinsam mit dem I. Institut wesentlich zur Qualifikation der Einzel-Detektormodule (ARC System, entwickelt von Volker Commichau und Franz Beißel), größeren Substrukturen (TEC petals) und dem Bau der Endkappe TEC- beigetragen. Ausführlicheres hierzu findet sich im CMS-Teil des Beschleuniger-Kapitels in dieser Festschrift. TPC-Entwicklung von Stefan Roth Aufbauend auf den eben beschriebenen Forschungen zu Micropattern-Gasdetektoren wurden auf Initiative von Joachim Mnich die Erfahrungen des Instituts genutzt, um diese im Rahmen der Entwicklung einer neuartigen Auslese von Time-Projection-Chambers (TPC) zu nutzen. Hierbei sollte die Machbarkeit einer TPC als zentrale Spurkammer beim geplanten zukünftigen Elektron-Positron-Linearcollider TESLA des DESY gezeigt werden. Dabei wurde vor allem die Gasverstärkung mit Hilfe von Systemen, die aus mehreren GEM-Folien bestehen, untersucht und bei diesen insbesondere der Ladungstransfer gemessen. Wichtig hierbei sind eine möglichst hohe Transparenz der Strukturen für die Elektronen sowie eine möglichst geringe Ionenrückdrift in das Detektionsvolumen der TPC. Beides konnte durch geeignete Wahl der elektrischen Felder und Spannungen realisiert und verifiziert werden. Für die aktuellen Studien für einen Detektor am International Linear Collider gelten die GEM-Folien weiterhin als eine mögliche Technologie, ebenso wie für den Vorwärtsbereich des CMS Myonsystems am geplanten high luminosity (HL)-LHC. Um das Know-how im Bereich der TPC-Entwicklung bei einem existierenden Detektor einsetzen zu können, trat das Institut im Jahr 2007 der T2K-Kollaboration bei. Nähere Informationen zu den Zielen des T2K-Experiments findet man im Kapitel zur Neutrinophysik. Für das T2K-Experiment beteiligten wir uns am TPC-Kammer-System und lieferten vor allem zwei Monitorkammern, die das Driftgas 35 kontinuierlich kontrollieren und Daten für deren Kalibration zur Verfügung stellen. Diese Monitorkammern nutzen die identische Technologie wie die großen TPC-Kammern, nämlich Gasverstärkung in einem ca. 0,1 mm großen Zwischenraum zwischen einem Drahtgitter und der Anodenfläche (MICROMEGAS = Micro-MEsh GAseous Structure). Zum weiteren systematischen Studium von MicropatternGasdetektoren erschien es sinnvoll, ein Gassystem zu konstruieren und zu bauen, das Driftgase in beliebiger Zusammensetzung und Mischung zur Verfügung stellt. Dieses wurde kürzlich fertig gestellt und steht nicht nur den Entwicklungen neuer Gasdetektoren in Aachen, sondern auch im Rahmen der sogenannten Helmholtz-Allianz anderen Gruppen in Deutschland zur Verfügung 22"228- ,:!"8 "0!/&+8!"7 32-:37/11"7 #@7 !-" !"8 aXC5"7-1"2:8Y0-2/8Z?2!1-/738/35-8 ," ?#2,1" !"87,:X +->"78Q!8#@7!-"8A"78:7/?2+837+:Y7" ,:8ZT,3:38S Detektorentwicklung um Silizium Photomultiplier als Photondetektor für aktuelle und zukünftige Experimente von Oliver Pooth Seit 2009 studieren wir den möglichen Einsatz von SiPMs (Siliziumphotomultiplier) als attraktive Alternative zu herkömmlichen Photomultipliern. Der geringere Preis, die kompaktere Bauweise und eine hohe Photondetektionseffizienz sind die herausragenden Eigenschaften von SiPMs, die durch eine hohe Dunkelzählrate bezahlt werden müssen. Der Bau von schnellen Vorverstärkern und die Stabilisierung der Verstärkung unabhängig von der Umgebungstemperatur waren die anfänglichen Herausforderungen. Heute können Detektoren für die Medizinphysik-Gruppe und Prototypen für das vorgeschlagene Upgradeprojekt Myon fast Track Tag (MTT) des CMS-Experiments für den Betrieb am geplanten HL-LHC mit zehnfach erhöhter Luminosität ab ca. 2023 gebaut werden. 73:3:D513!?0"a_`bQ?8+"0"8"21-:-8T8B"7!"2@"7 hhk 'E-"2E "- ,3,"7 "-2,"-: !"8 -+208 "77"- ,:T ,3:3S T 33:, DETEKTORENTWICKLUNGEN Mit dem VDC System (vD-Chamber) bei CMS betreibt das Institut IIIA auch heute schon ein System, das SiPMs als Photodetektoren verwendet. Mit dem vollständig in Aachen unter der Leitung von Dr. Hans Reithler entwickelten und getesteten VDC-System kann man u. a. Verunreinigungen im Gas aufspüren. Das komplette Stand-alone-System mit sechs Kammern ist seit Anfang 2011 am CERN in Betrieb. Es misst alle zehn Minuten die Driftgeschwindigkeit des aus den fünf CMS-Rädern abfließenden DT-Myonkammergases. Für die VDCs wurden in Aachen spezielle VME-Module entwickelt (Koinzidenzen, Pulser, Diskriminatoren), die auch universell eingesetzt werden können. Das VDC-System ist vollständig in Aachener Verantwortung und erlaubt mit zugehörigen Programmen die Messung der Driftgeschwindigkeit mit einer relativen Genauigkeit von ca. 1 Promille. che Elektronik für die Analyse der Spannungsspur der Antenne schnell genug bei gleichzeitig niedrigen Herstellungskosten und Leistungsverbrauch. Seit 2006 wurden im III. Physikalischen Institut Antennen entwickelt, die für die Detektion kosmischer Teilchen über Teilchenschauer in der Atmosphäre geeignet sind. Anfangs standen Gütekriterien für breitbandige Antennen im 50 MHz-Bereich im Vordergrund der Forschungsaktivitäten: Die Antenne soll eine direktionale Empfangscharakteristik z. B. ähnlich der des Pierre-Auger-Observatoriums aufweisen (siehe unten). Ebenso soll die Antenne die Form des empfangenen Signals möglichst originalgetreu an die Elektronik weitergeben, um Untergrundsignale separieren zu können. Außerdem muss die Antenne harschen Umweltbedingungen standhalten können und dabei z. B. am Pierre-Auger-Observatorium in der argentinischen Pampa der starken Sonneneinstrahlung und den zum Teil sturmartigen Windgeschwindigkeiten widerstehen. 8XD8:"1-2 ,"2-1 "ETa_`_Q /?7EA37 !"1 728537: E?1T,3:3ST""/"7 Detektorentwicklung für den Luftschauer-Nachweis Radioantennen zur Messung kosmischer Strahlung von Martin Erdmann und Christopher Wiebusch Kosmische Strahlung bei den höchsten Energien kann wegen der seltenen Ereignisse nur mit sehr großen Detektorvolumina beobachtet werden. Findet eine Kollision eines kosmischen Teilchens in der oberen Atmosphäre statt, aus der sich dann ein Schauer aus Milliarden von Teilchen entwickelt, so gibt es verschiedene Möglichkeiten das „Kalorimeter“ der Erdatmosphäre auszulesen. Die bekannteste Auslese des Atmosphärenkalorimeters ist die Teilchendetektion – insbesondere Myonen – auf der Erdoberfläche, die zu den Ausläufern des riesigen Teilchenschauers gehören. Auch eine direkte Beobachtung des Schauers im dreidimensionalen Raum ist durch elektromagnetische Wellen möglich. Dabei werden u.a. Radiowellen mit einem breiten Frequenzspektrum um 50 MHz gemessen, die durch die Ablenkung der Elektronen und Positronen des Teilchenschauers im Erdmagnetfeld entstehen. Die Messtechnik über Radiowellen hat nach ihren ersten Erfolgen in den 1960-er Jahren vor ca. zehn Jahren eine Renaissance in der Detektionstechnik von Teilchenschauern erlebt. Erst um die Jahrtausendwende wurde die erforderli- 36 2:"22"28:<321-"77"X?+"78"7A:37-?1-1,7a_`_A32 7+"2<2-8 ,"7 :?7?1+""2Q -1-2:"7+7?2!!-"2!"2T,3:3S T"-!"2,?5: Im Jahr 2012 wurden vier in Aachen gebaute Antennen im sogenannten Radio Air-Shower Test Array (RASTA) am Südpol installiert. Neben dem Test des Betriebs von Antennen in dieser harschen Umgebung war ein wichtiges Ziel die Messung des Rauschuntergrundes in Hinblick auf den Nachweis von Luftschauern. Als Ergebnis konnte die Radiostrahlung der Galaxie mit großer Genauigkeit gemessen werden, da auf Grund der niedrigen Temperaturen thermisches Rauschen klein und auch kaum terrestrische Störsignale gefunden wurden. Damit zeigt sich der Südpol als ein idealer Standort für den Luftschauernachweis mit Antennen besonders in Hinblick auf zukünftige Erweiterungen von IceCube. DETEKTORENTWICKLUNGEN benden Bodenstationen von Wasser-Cherenkov-Detektoren war es bereits kurz nach Fertigstellung des Antennen-Messfelds möglich, Signale hochenergetischer kosmischer Teilchen zweifelsfrei nachzuweisen. Neuerdings werden die Empfangseigenschaften der Radiostationen durch Flüge per Oktokopter untersucht, der mit einer kalibrierten Sendeantenne ausgestattet ist und zehn Minuten in der Luft bleibt. In mehreren Flügen wird der Octokopter per GPS an vordefinierte Positionen geflogen, um die Sensitivität der Antenne richtungsabhängig zu vermessen. Für solche Kalibrationskampagnen werden möglichst windstille Tage ausgesucht. In der Analyse der Radiomessungen konzentrieren wir uns in Aachen auf die präzise Rekonstruktion der Amplitude -2" 73:3:D5X2:"22" #@7 !"2 ?)8 ,?"72 ,B"-8 1-: und Polarisation des elektrischen Felds, um damit die AnB-7!1@!5302+"8 ,0388"2T?"00"SXC5"7-1"2: kunftsrichtung und Energie des primären kosmischen Teilchens möglichst genau zu rekonstruieren. Eine unserer Im Frühjahr 2013 wurde am Pierre-Auger-Observatorium nächsten Herausforderungen ist die Masse des kosmischen die dritte Generation von Antennenstationen aufgebaut. Primärteilchens aus den Radiosignalen zu extrahieren: Dabei handelt es sich um 124 Radiostationen auf einer Flä- Handelt es sich um Protonen, Helium oder massivere Kerche von 6 km², die das zurzeit größte Antennenmessfeld für ne? ultrahochenergetische kosmische Strahlung bilden. -"0?"27"-" /" E"-+"2!-"38-<32"2!"7`ac!-38:<32"2Q !-" +"0"2 ?2/:" 8-2! !-" 38-<32"2 !"7 88"7X,"7"2/3AX"X :"/:37"2T-"+7@2?172!":"0 ," -8:!-"+"502:"?8?+749" !"82:"22"21"88#"0!8T?"00"ST472!"0 /:3/35:"7 E?7 2:"22"2/0-7<32 ?# :"0E"2 E?1 ,?:E !"7 "2!"2:"22" Y+2E ?2:"2ZQ "015(- ,: #@7 -03:"2T ,3:3S T 7?8" FAMOUS von Matthias Plum und Christopher Wiebusch "/:"15#2+2!"7`acT2"?"2!-38:<32-1,7a_`bT?"00"S T472!"0 Alle Stationen wurden mit einer in Aachen gebauten Antenne versehen, ihre Elektronik funktioniert mit einer autarken Stromversorgung über ein Solarpanel mit angeschlossener Batterie. Kontrolliert und ausgelesen werden die neuen Radiostationen über einen 2 GHz-Wifi-Link. Durch die umge- 37 Um die Sensitivität von zukünftigen Fluoreszenz-Teleskopen zu steigern, untersucht die Aachener Auger-Gruppe wie Fluoreszenz-Teleskope zukünftig verbessert werden können. Besonders vielversprechend ist der Ansatz, neuartige Silizium-Photomultiplier (SiPM) als lichtsensitive Detektorkomponenten zu nutzen, und damit herkömmliche Photomultiplier in den Kameras von Fluoreszenzteleskopen zu ersetzen. SiPMs zeichnen sich gegenüber Photomultipliern durch DETEKTORENTWICKLUNGEN eine höhere Detektions-Effizienz aus und benötigen für den Betrieb keine Hochspannung. Dazu wurde von der Aachener Gruppe das Projekt FAMOUS (First Auger Multi Pixel Photon Counter Camera for the Observation of Ultra-High-Energy Cosmic Ray Showers) initiiert, an dem inzwischen auch Arbeitsgruppen aus Lissabon und Grenada arbeiten. Die Aachener Gruppe beschäftigt sich besonders mit der Charakterisierung von SiPM-Eigenschaften und dem Design eines Prototyp-Teleskops und der dazugehörigen Ausleseelektronik. Anfang 2013 wurde der erste Prototyp FAMOUS-7 (7-Pixel-Teleskop) in Zusammenarbeit mit der mechanischen und elektrischen Werkstatt fertig gestellt und hat schon erste Daten aufgenommen. Basierend auf diesen Ergebnissen sowie Simulationen und Messungen mit einem Newton-Teleskop, will man herausfinden wie gut SiPMs für die Beobachtung von Luftschauern geeignet sind. In naher Zukunft soll der bestehende Prototyp auf 64 Pixel aufgerüstet werden, womit dann die geometrische Rekonstruktion von Luftschauern möglich wird. stehen. Im thermoakustischen Effekt entsteht eine Druckwelle auf Grund der thermischen Ausdehnung des Eises, bedingt durch den Energieeintrag der Neutrinowechselwirkung. Beide Nachweis-Methoden scheinen geeignet, da die Abschwächungslänge im Eis für Schall und Radiosignale sehr groß ist: ca. 300 m für Schall und 1 km für Radio im Vergleich zu 50 m für Licht. Daher könnten Sensoren in sehr großen Abständen in das Eis eingebracht werden. Zusätzlich können akustische Sensoren oder Antennen deutlich kostengünstiger als komplexe optische Sensoren gebaut werden. Nachteil dieser neuen Methoden sind aber deutlich höhere Energieschwellen von typisch 1016 eV. Im III. Physikalischen Institut wurde die Machbarkeit solcher Detektoren untersucht und hierfür akustische Sensoren entwickelt, die thermoakustische Schallerzeugung im Labor studiert und die in situ akustischen Eigenschaften des Antarktischen Eises gemessen. Zentrale Infrastruktur hierfür ist das Aachen Akustik Labor (AAL) mit einem großen Kühlcontainer. -0!?2+ !"8-1,7 a_`a-2 ,"2+"?:"213?8Xf73:3X :D5"2Q !"7 E?1 "8:?#!"2 ,"2"7 ,:,-11"0+"7- ,:": -8:T 8"0"8/35"8:",:?8"-2"1+"8 ,0388"2"20?1-2-?1+",?X 8"T 1 -2+2+8#"28:"7 "&2!": 8- ,"-2" 7"82"0X-28" -2 !"7"2 3 ?8 8- , !-" fX20 -C"0/1"7 ?8-8"&2!":T ,3:3S T -++"122 Sensoren für den Nachweis von Neutrinos mit Ultraschall von Christopher Wiebusch Im Neutrinoteleskop IceCube werden Neutrinoreaktionen über den optischen Nachweis von Cherenkovlicht im Klareis des Südpols gemessen. Trotz der beeindruckenden Targetmasse von etwa 1 Milliarden Tonnen Eis für 1 km3 instrumentiertes Volumen gibt es Überlegungen, ob nicht mit alternativen Methoden noch erheblich größere Detektoren mit etwa 100 km3 erzielt werden können. Hierbei kommen zwei Technologien in Frage: der Nachweis von kohärenter Radiostrahlung im Bereich von einigen 100 MHz, die über den sogenannten Askaryan-Effekt entsteht, und der Nachweis von akustischen Signalen von einigen 10 kHz, die über den thermoakustischen Effekt in Neutrinowechselwirkungen ent- 38 ,"1<8 ,"7 ?$?!"8 ,"2"7/?8</ 37T 22"7,0!"8 @,0 32:-2"78"&2!": 8- ,"-22/A32":B aTa1 08"2#7"-X "2 -8"8T 2 !-"8"1 2/ "&2!"2 8- , 2!"2"-:"2/0-7-"7:" /?8<8 ," "2!"7 ?2!15#2+"7T ?:"8:"2!" "2837"2/422"2 2 "0-"-+"2 :"00"2538-<32-"7: B"7!"2T 88"78D8:"1 "&2X !": 8- , ?#!"1 ,!"832:-2"78T "7 "-2" 35<8 ,":7,0X #@,7?2+ Y"7-8/35"ZQ !-" -2 !"2 "7/8:>"2 !"8 28<:?:8+"?: B?7!"Q/422"2 8"7X?08" 2"0-"-+"2:"00"2-2!8-8"-2+"X /355"0:B"7!"2T?"00"ST-,"1 In diesem ist es möglich ein großes Eisvolumen mit Sensoren zu instrumentieren und blasenfrei zu frieren. Laserpulse können in das Eis eingekoppelt werden, um die Energiedeposition hochenergetischer Neutrinowechselwirkungen zu simulieren. Einen Sensor für den Einsatz am Südpol (Glaziophone) zeigt die Abbildung unten. An insgesamt vier Ketten wurden im South Pole Acoustic Test Setup 28 Glaziophone in das Eis des Südpols eingebracht und werden seit 2008 kontinuierlich betrieben. Als Ergebnis konnte die Schallgeschwindigkeit und erstmalig die akustische Abschwächungslänge gemessen werden. Das Rauschen im Eis ist sehr niedrig. Neben dem Rauschen werden im Eis nur wenige Neutrino-ähnliche Knackser registriert, die ursächlich auf Bohrlöcher zurückgeführt werden können. Die Akustik scheint somit eine geeignete Nachweismethode für zukünftige Neutrinodetektoren zu sein. DETEKTORENTWICKLUNGEN "4%2":"8 0E-35,32" !"8 3?:, 30" 3?8< "8: ":?5 YZT 7"- -"E38 ,"-"2 B"7!"2 @"7 "-2"2 ,7?1" ,X 2-81?8 2 !-" 22"2B2!B2!!"87? /",0:"78 ?8:,0 +"X 57"88: ?2! 8-2! !-7"/: 2 "-2" /0"-2" 37A"78:7/"750<2" 2+"X /355"0:T 1 "2:7?1 "&2!": 8- ,"-2 1->"7 E?7 -2:"72"2 0-X 7<32!"7"2837"2T?"00"ST"-2"2 Als Resultat der Entwicklung akustischer Detektoren ergibt sich seit 2012 ein spannendes interdisziplinäres Forschungsprojekt für das Institut: Enceladus Explorer (EnEx). Hierbei geht es um die Suche nach außerirdischem Leben, das man z. B. unter dem dicken Eispanzer von Monden des äußeren Sonnensystems vermutet. Besonders in den Fokus für zukünftige Raummissionen ist hierbei der Saturnmond Enceladus gerückt, bei dem durch Gezeitenkräfte erwärmtes Wasser über Spalten im Eis an die Oberfläche dringt. Die mögliche Probenentnahme aus einer solchen Spalte ist eine der größten Herausforderungen für die irdische Raumfahrt und erfordert zwingend die Entwicklung eines im Eis navigierbaren robotischen Bohrers. Ziel des durch die DLR geförderten EnEx Projektes ist die Entwicklung eines derartigen Bohrsystems. In einem Testszenario soll eine Probenentnahme aus einer subglazialen Spalte am Taylor Gletscher in der Antarktis im Jahr 2015 erfolgen. Unter diesem Gletscher wird ein seit Millionen Jahren von der Außenwelt abgeschlossenes Ökosystem vermutet. Basis des Bohr-Systems ist der an der FH Aachen entwickelte „IceMole“. Hier wird eine klassische Schmelzsonde mit einer synchronisierten Eisschraube kombiniert, die für Vortrieb sorgt. Durch differenzielle Heizelemente sind Kurvenfahrten im Eis möglich. In den Bohrkopf sind Akustiksensoren eingebaut, die Signale von Pingern an der Oberfläche messen. Über die gemessenen Laufzeiten kann die Position bestimmt werden. Zusätzlich sind in den Bohrkopf phasengesteuerte Ultraschall Piezo-Arrays eingebaut. Diese messen die von der Eisspalte oder etwaigen Hindernissen im Eis reflektierten Signale und erlauben die Korrektur der Bahnkurve während des Bohrens. Neben der neuartigen akustischen Navigation kommen im IceMole auch klassische Navigationskonzepte der Luftfahrt zum Einsatz. An diesem Projekt sind neben Physikern Ingenieure der Luft und Raumfahrtechnik, Biologen und Mathematiker beteiligt. Hier ein Bild des EnEx Teams während eines Feldtestes. 8 2CX"1 1-: !"1 73:3:D5"2 "-2"8 -83,7"78 B,7"2! "-2"8"0!:"8:8-1?2-a_`b?#!"13:"7:8 ,0":8 ,"7 -2!"7 ,B"-ET?"00"T"-2"2 Detektorentwicklung für die Medizinphysik von Gisela Hürtgen, Karim Laihem und Ronja Lewke Ein wichtiger Anwendungsbereich für Methoden der Teilchenphysik ist die Strahlentherapie zur Krebsbehandlung. Unsere Gruppe unter der Leitung von Achim Stahl beschäftigt sich mit unterschiedlichen Aspekten dieses Themas. Gemeinsam ist allen der Einsatz des Monte-Carlo-Toolkits Geant4 zur Simulation von Teilcheninteraktionen und das Ziel, gegenwärtige Strahlentherapie-Verfahren zu verbessern. Zwei Projekte befassen sich mit der Therapie mittels geladener Hadronen wie Protonen oder schwereren Kernen. Diese sogenannte Teilchentherapie hat unter anderem den Vorteil, dass in einer definierten Tiefe im Patienten ein ausgeprägtes Dosismaximum, der sogenannte Bragg-Peak, auftritt. Bei dieser Form der Bestrahlung kommen neben den physikalisch sehr gut verstandenen elektromagnetischen Wechselwirkungen der Strahlteilchen mit dem Gewebe des Patienten auch Kernreaktionen vor. Diese sind gerade in dem für die Strahlentherapie relevanten Energiebereich von einigen 100 MeV pro Nukleon nur unzureichend verstanden und ihre Wirkungsquerschnitte nur relativ ungenau bekannt. In der Behandlungsplanung, die einer jeden Patientenbestrahlung vorausgeht, werden sie derzeit meist gar nicht berücksichtigt. Aus diesem Grund entwickelt unsere Arbeitsgruppe ein Flugzeitspektrometer, mit welchem zunächst die Reaktion von Protonen mit Kohlenstoff untersucht und die Wirkungsquerschnitte mit einer Genauigkeit von 10% bestimmt werden soll. ?$?!"80?+E"-:85"/:731":"78T"2:c-1?0<32ST"71"8 39 DETEKTORENTWICKLUNGEN Es werden Szintillationsdetektoren verwendet, die mit Photodioden oder Silizium-Photomultipliern (SiPMs) ausgelesen werden. Diese Detektoren werden an unserem Institut in Zusammenarbeit mit den Werkstätten entwickelt. Dabei findet auch ein aktiver Austausch mit anderen Gruppen statt, wie etwa die SiPM-Gruppe bei CMS. Zeitgleich wird der gesamte Aufbau in Geant4 simuliert, um den Detektor zu modellieren und die gemessenen Wirkungsquerschnitte mit denen der Simulation vergleichen zu können. Eine weitere Herausforderung bei der Bestrahlung eines Patienten ist die Überwachung der longitudinalen Position des Braggpeaks in Echtzeit. Dazu müssen die prompten Gammastrahlen detektiert werden, die durch Kernreaktionen in der bestrahlten Region entstehen. Eines der Ziele unserer Gruppe ist zunächst die Untersuchung der prompten Gammastrahlung mit Hilfe eines Germaniumdetektors und eines Anti-Compton-Shield (ACS) Detektors. Der ACS-Detektor besteht aus anorganischen Szintillatorkristallen. Acht BGOKristalle und ein NaI(Tl) Ring sind um einen Germaniumkristall herum angeordnet. Messprinzip und experimenteller Aufbau sind in der Abbildung gezeigt. Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit dem Einfluss von Tumorbewegungen während einer Strahlentherapie. Einige Tumore unterliegen einer ständigen Bewegung, z. B. der Atembewegung. Diese muss sowohl für die Bildgebung sowie die Planung und Durchführung einer Therapie berücksichtigt werden. Um Energiedepositionen bewegungsabhängig berechnen zu können, wird eine 4D-Monte-Carlo Simulation verwendet. Mit Hilfe des Toolkits Geant4 werden ein klinischer Linearbeschleuniger und bewegliche Geometrien modelliert. Die Simulation wird anhand von statischen und bewegten Messungen validiert. Es werden Dosisberechungen mit Patientendaten durchgeführt und Bewegungseinflüsse patientenindividuell untersucht. Weiterhin soll aus der Untersuchung des Bewegungseinflusses ein Konzept zur Wahl eines bewegungskompensierenden Sicherheitssaums abgeleitet werden. Dafür werden mit einer Bestrahlungsplanungs-Software Atembewegungen im Bestrahlungsplan eines Patienten simuliert. In der Abbildung ist die simulierte Geometrie dargestellt. "B"+0- ,"8 ,2:31Q !8 -2 335"7<32 1-: !"1 28<:?: #@7 "+"0?2+8:" ,2-/ "2:B- /"0: B-7!T 8,2:31-8: !"71"28 ,0-X ,"2 ?2+" 2 ,"15#?2!"2 ?2! "714+0- ,: "8Q !-" !"532-"7:" 38-8E?1"88"2Q B8-2 "-2"1 <"2:"22- ,: 14+0- , -8:T -0!S 28<:?:#@7"+"0?2+8:" ,2-/T ,"1 !"8 "8857-2E-58 E?7 38<328"8<11?2+ !"8 7++X 5"/8T ? 8","2 8-2! !"7 1-: "-2"1 73:32"2X 3!"7 32"28:7,0 "8:7,0:" "7"- ,Q!-" 7E"?+?2+A32"/?2!7:"-0 ,"2?8"72X 7"/<32"2Q300-1<32?2!!"7 ,B"-8!"7 57315:"211X 8:7,0?2+ ?2:"7 "7B"2!?2+ !"8 "712-?1!":"/:378 ?2! !"8 2<X315:32X":"/:378T?"00"ST-,"1 Mit Geant4 Simulationen werden die Detektorantworten untersucht und auf bestmögliche Leistung optimiert. In einem zweiten Schritt des Projekts wird eine sogenannte Compton-Kamera entwickelt, mit der die Position des Braggpeaks rekonstruiert werden kann. In Kooperation mit der Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie der Uniklinik RWTH Aachen werden klinisch angewandte Forschungsthemen untersucht. Unsere 40 COMPUTING Computing von Thomas Kreß mit Beiträgen der im Text genannten Autoren Zur Geschichte der Elektronischen Datenverarbeitung im III. Institut In den sechziger und siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war die Analyse und Interpretation von Blasenkammeraufnahmen das dominierende wissenschaftliche Betätigungsgebiet der beiden Aachener III. Institute. Zu dieser Zeit wurden Teilchenreaktionen an den großen Blasenkammerexperimenten von mehreren Kameras unter verschiedenen räumlichen Winkeln auf Filmen festgehalten. Mit Hilfe der Spurkrümmung, Spurdichte, Zerfallsvertices und anderen Informationen kann ein Ereignis kinematisch rekonstruiert und interpretiert werden. Ein immenser Fortschritt in der Analyse der unzähligen aufgezeichneten Einzelereignissen lieferte die Einführung selbstentwickelter automatisierter Erfassungsgeräte durch Dr. Volker Commichau und Mitarbeiter und die dann folgende Online-Weiterverarbeitung der Blasenkammeraufnahmen mit elektronischen Rechenanlagen. +"!?2/"0:"7 ?1 #@7 !-" 7#88?2+ A32 08"2/11"7?#X 2,1"2Q?"00"S T,D8-/0-8 ,"8 28<:?:Q ,"2 Ein Sample von x/y-Koordinaten jeder Spur der von den Filmen in Aachen auf Tische projizierten Ereignisaufnahmen konnte nun von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Institute per Klicks mit einem Speedball-Eingabegerät an eine Rechenanlage weitergegeben werden. Nun erfolgte mit dem verbundenen Rechner direkt eine Berechnung der geometrischen Kenndaten der Spur und daraus letztendlich die Impulsinformation. Dabei erfolgte online eine Rückmeldung für eine mögliche Korrektur der Eingabe des Spurpunktes, wenn einzelne Spurkoordinaten inkonsistent zum berechneten Spurverlauf eingegeben wurden. Später war auch die automatisierte Bestimmung der Teilchenart des Mutterteilchens eines Zerfalls möglich. Der erste Großrechner für solche Aufgaben und auch zur weiteren elektronischen Verarbeitung der damit aufbereiteten Daten durch die Nutzer war eine PDP-6 des Instituts IIIB in der Charlottenstraße, die dann später ins Physikzentrum Melaten überführt wurde. Die PDP-6 was die erste „große Maschine“ der Firma DEC, wovon insgesamt 23 Stück weltweit verkauft wurden. Hinsichtlich Rechnerarchitektur, modularer und vielfältiger Anschluss- und Erweite- 41 rungsmöglichkeiten sowie Software und Bedienung kann dieser Großrechner als revolutionär in der Computergeschichte bezeichnet werden, mit bedeutenden positiven Auswirkungen für die Teilchenphysik. Insgesamt unterstützte dieses Großgerät über zehn Jahre lang die Aachener Physiker bei der täglichen Arbeit, ergänzt durch das fast eine Größenordnung leistungsfähigere Nachfolgemodell PDP-10 sowie im III. Institut A u.a. durch die Rechenanlage C.I.I. 10070 der französischen Firma C.I.I. und DEC-VAX-Systemen. Der Betrieb von solchen Großrechenanlagen stellte besondere Anforderungen an entsprechend große Räumlichkeiten sowie eine ausreichend gut dimensionierte Stromund Kühlversorgung. Noch zur jetzigen Zeit werden die damaligen Aufstellungsorte „Tanzsaal“ als Laborbereich und „CIP-Pool“ mit einer großen Menge an PCs für die Studierenden wegen solcher Eigenschaften gerne genutzt. Nach der Ära der Großrechner eroberten Workstations das III. Physikalische Institut. DEC-ALPHA-Tischgeräte mit eigener Rechenkapazität und grafischen Terminals in den Büros in Verbindung mit leistungsfähigen ALPHA-Servern und interner Vernetzung und Anbindung nach draußen sowie leistungsfähige Analyse-Softwarepakete (z. B. PAW, HBOOK vom CERN) erlaubten die effiziente Analyse der LEP-Daten. Bedingt durch die Verbreitung auf dem Consumer-Markt beginnen sich gegen Ende der LEP- und bei den HERAAnalysen PCs gegenüber den Workstations am III. Institut durchzusetzen. Über vierzig Jahre wurden diese für die Aachener Physik immens wichtigen und erfolgreichen Pionier-Entwicklungen im Computing-Bereich primär von Dr. Rolf Steinberg und seinen Mitarbeitern koordiniert und betreut, nach dessen Pensionierung 2003 übernahm Dr. Thomas Kreß die Leitung des Computings für die III. Institute und für die zentralen EDV-Dienste der gesamten Aachener Physik, maßgeblich unterstützt von Dr. Andreas Nowack und weiteren Mitarbeitern. Nach dem Jahrtausendwechsel erforderten die immensen Simulations- und Beschleuniger-Datenmengen von LHC ein neues Computing-Konzept. Daten- und Rechenpower sind nun weltweit an einigen Hundert Rechenzentren mit sehr guter Datenvernetzung untereinander verteilt. COMPUTING dem DESY. In diesem Konzept des verteilten Rechnens und verteilter Datenspeicherung profitieren wir enorm von der exzellenten Netzwerkanbindung der RWTH an die Wissenschaftsnetze. 31"2:?#2,1" !"7 Y7"-8"Z 20D8".3X ?2! Y-2-"2Z X :"2:728#"7X/<A-:: -1 "?735-8 ,"2 "-0 !"8X7-!8Q ?"00"S B0 +TB"T "72T , Der Nutzer schickt seine Analyse-Jobs ins „Grid“. Die Experimente und die Grid-Software verteilen für den Nutzer transparent Daten und dynamisch die Jobs an die Rechnerstandorte, am Ende bekommt der Nutzer seinen AnalyseOutput vom Grid zurück. Die Bedeutung des Grid-Konzepts für die Analyse der LHC-Experimentdaten ist so groß, dass man beim LHC-Grid von dem „fünften“ (Groß)-Experiment bei LHC sprechen kann. Die Industrie und der EDV-Alltagsbereich übernehmen im zunehmenden Ausmaß vom Grid adaptierte Konzepte von „nicht-lokalen Daten“ und „remote Rechenleistung“. In Zukunft wird dieses Konzept der „Cloud“ sicher weiter an Bedeutung gewinnen. @2#A32ETTEB40#B88"7+"/@,0:"27-!X" ,2"78 ,72/"21-: 8Q"8:50>"285"- ,"72?2!":EB"7/A"7:"-0"72YA"737+"2Z -1X" ,"2E"2:7?1-1,7a_`bT?"00"ST3B / Aachen ist mit signifikanten Hardware-Ressourcen (im Jahr 2013 ca. 4300 CPU-Cores und mehr als 2000 TBytes Festplattenspeicher), die im RWTH-Rechenzentrum im Wendlingweg untergebracht sind, und starkem Manpower-Anteil an dem Worlwide LHC Computing-Grid für das CMS-Experiment beteiligt und unterstützt auch die beiden Astroteilchenexperimente Auger und Icecube mit Rechenleistung und Datenspeicher. Beim CMS-Grid-Computing erfolgt eine enge Zusammenarbeit mit den anderen deutschen CMSGruppen der Universitäten Karlsruhe und Hamburg und 42 7-!X":EB"7/!?7 ,8:E Y,D8-/+7-! Y1+"2:ZZ 1 adT_aTa_`_Q ?"00"S" ,"2X?2!311?2-/<328E"2:7?1 Im Bereich der Endanalysen, die dann auf die kompakteren Datenformate zugreifen, die über die Grid-Jobs vom Nutzer aus den Primärdaten extrahiert wurden, sind die Arbeitsplätze der Physiker mit leistungsfähigen PCs unter dem freien Betriebssystem Linux ausgestattet. Das gesamte Aachener Desktop-Cluster (einschliesslich Institut Ib und Studentenarbeitsplätzen im CIP-Pool) besteht z.Z. aus mehr als 250 PCs und Servern für Daten und Services. Parallel zu den PCs werden nun auch in zunehmendem Maße private Notebooks benutzt, die über das Netzwerk dann auf die anderen Ressourcen zugreifen können. Unsere Werkstätten, Verwaltung und Sekretariate verwenden i.d.R. Rechner mit einem Windows-Betriebssystem. "7285"- ,"7!"7XeY`_/D:"8"-`Qc/+"B- ,:ZQ ?"00"ST38"0 COMPUTING -2 5"- ,"713!?0 Y` Z!"7 X`_-1 "7+0"- ,E? "-2"7 "X 137DX2/"-2"8,"?<+"2"8/:35X8YcZT,3:3ST33:, Am Beispiel von Hauptspeicher ist eine zunehmende Miniaturisierung der Bauteile ersichtlich. Besonders durch die nun alltägliche weltweite Nutzung von Computern im Geschäfts- und Alltagsbereich entwickeln sich die Kosten für einen Rechner günstig. Dem gegenüber steht jedoch ein immer weiter anwachsendes Datenvolumen mit neuen Experimenten sowie oft eine erhöhte Komplexität der Einzelereignisse und dadurch Bedarf für entsprechend „viel“ Hardware. Dem Autor des Artikels erscheinen deshalb die Kosten für benötigte Hardware und für das Personal zum Betrieb der Rechenanlagen für eine exzellente Unterstützung der Datenanalysen in für den Nutzer vertretbarer Zeit über die letzten 50 Jahre als im Großen und Ganzen invariant gegenüber den immensen Veränderungen in der EDV. Von Anfang an bis heute waren Aachener Institute immer maßgeblich an Entwicklungen und dem Betrieb von Großrechenanlagen und Peripherie zur besseren Unterstützung der Experimentdatenanalysen beteiligt. Dies erforderte zu jeder Zeit strategische Entscheidungen der Institutsleitungen für eine beträchtliche Investition von Geld und auch langfristigem Personaleinsatz für EDV-Experten. Die Kreativität und das Engagement aller beteiligen Personen im Computingund Automatisierungsbereich hat sicher immens zum Erfolg und dem exzellentem Ruf der Aachener Physik beigetragen. VISPA - Forschungsprojekt über Entwicklung von Datenanalysen von Martin Erdmann Messdaten analysieren ist eine der zentralen Aufgaben in der Experimentalphysik: „Das können alle Physikstudierende“ heißt es, denn im Studium führen wir frühzeitig in die wichtigsten statistischen Methoden ein. In den Laborpraktika haben Studierende reichlich Gelegenheit physikalische Gesetzmäßigkeiten durch vergleichsweise einfache Datenanalysen zu verifizieren. Für Datenanalysen beim CMS-Experiment liegen die methodischen Anforderungen allerdings noch einmal erheblich höher, um in den Arbeitsgruppen auf Publikationsniveau beizutragen. Vor 11 Jahren startete ein Forschungsprojekt zum Thema, wie Physik-Datenanalysen zukünftig aussehen können. Heute ist das Projekt unter dem Namen „VISPA“ bekannt, was für Visual Physics Analysis steht. Das Ziel des Projekts ist die Bereitstellung einer Arbeitsumgebung für Physiker, in der sie ihre eigenen kreativen Ideen zur Analyse von Daten komfortabel umsetzen können. 43 Wesentliche Bestandteile dieser Bibliothek sind „Platzhalter“, die als Klassen der Programmiersprache C++ realisiert sind. Beispiele für die physikalisch motivierten Platzhalter sind „Teilchen“, in die sich alle Teilcheneigenschaften einfüllen lassen, oder „Teilchenkollisionen“, die alle Teilchen einer Wechselwirkung aufnehmen können. Dazu können „MutterTochter-Relationen“ der Teilchen für die Rekonstruktion von Teilchenkaskaden verwendet werden. Highlight unter den Platzhaltern ist der Alleskönner „UserRecord“, mit dem Physiker praktisch jede erforderliche Information (Zahl, Matrix, Wort, Histogramm…) unter einem selbstgewählten Namen speichern und wieder abrufen können. Die Platzhalter lassen sich aus jedem C++-Programm oder alternativ über die Skriptsprache Python ansprechen. Visualisierung von Datenanalysen wurde 2008 das zentrale Thema des VISPA-Projekts. In dieser Projektphase entstand eine grafische Arbeitsumgebung, um Physiker bei der Entwicklung und Verwaltung komplexer Datenanalysen visuell zu unterstützen. Zur Vermeidung von „Spaghetti-Code“ ist heutzutage die Datenverarbeitung von Teilchenkollisionen in Form von Algorithmen mit abgegrenzten Aufgabenstellungen üblich. In der VISPA-Arbeitsumgebung werden diese Algorithmen als Baukastenmodule vom Benutzer programmiert und als Modulkette visualisiert. Damit werden die Struktur und der Ablauf einer Datenanalyse für den Physiker und seine Kollegen schnell ersichtlich. Die Analyse kann über die VISPAArbeitsumgebung ausgeführt und die Ergebnisse in den bewährten ROOT-Histogrammen validiert werden. Das CMS-Experiment profitierte von dieser Entwicklung: Die Visualisierung der Konfiguration der CMS-Software für Physikanalysen ist auf der zentralen grafischen Komponente von VISPA aufgebaut. Jeder CMS-Physiker nutzt dieses Spin-Off aus dem VISPA-Projekt. In Aachen wurden auf der Basis der VISPA-Arbeitsumgebung mehrere CMS-Datenanalysen entwickelt und publiziert. Dazu gehören insbesondere Datenanalysen im Bereich der Top-Quark-Physik. Auch in der Astroteilchenphysik und beim Pierre-Auger-Observatorium wird die VISPA-Arbeitsumgebung z. B. für Simulationen kosmischer Teilchen genutzt. In der neusten Entwicklungsstufe des VISPA-Projekts werden Datenanalysen im Web-Browser durchgeführt. Damit steht jederzeit weltweit eine Arbeitsumgebung für Physik-Datenanalysen für alle Endgeräte mit Web-Browser zur Verfügung, ohne dass eine dedizierte Software installiert werden muss. Wie zuvor können Physiker ihre Analysen im WebBrowser zusammenstellen, Algorithmen programmieren, Analysen ausführen und Histogramme anschauen. Als Praxistest dieser neusten Entwicklung wurde im WS 2012/13 ein Teil der Übungsaufgaben der Physik 5 „Teilchen- und Astrophysik“ als Datenanalyseaufgaben gestellt. Dafür wurde ein Rechencluster aufgebaut und gemeinsam mit lokalen Computing-Experten ein Sicherheitskonzept erstellt und umgesetzt. Schließlich soll der weltweit sichtbare Web-Server nur für Datenanalysen und nicht für ungute Ideen genutzt werden. Die über 100 Studierenden wurden in die VISPA-Arbeitsumgebung eingeführt und lösten dann Aufgaben wie z. B.: Die Bestimmung der Masse des Z-Bosons, der Quark- COMPUTING ladungen, der Hubble-Konstanten, die Identifikation von Teilchen mit Cherenkov-Zählern. Das Monitoring-System des Rechenclusters registrierte besonders großes Engagement der Studierenden zeitnah vor der Abgabe montags um 10:00. Über das Wochenende verteilt fanden sich Aktive bis in die Sonntagnacht oder sogar Montag morgens um 7:00. Die Evaluation der Physik 5 zeigte sehr positives Feedback für diese Form der Einführung in die aktuelle Forschung. In den kommenden Jahren ist das primäre Ziel des VISPAProjekts gemeinsame Physik-Datenanalysen internationaler Wissenschaftlerteams über das Web durchzuführen. 44 ,3:3ST-22!D LEHRE UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Lehre und Öffentlichkeitsarbeit von Günter Flügge mit Beiträgen der im Text genannten Autoren Ausbildung am III. Physikalischen Institut Seit Wilhelm von Humboldt sind an deutschen Universitäten Forschung und Lehre eng miteinander verknüpft. Das gilt in besonderem Maße für die Grundlagenforschung und damit auch für unser Institut. In unseren Forschungsgebieten werden fast alle wissenschaftlichen Ergebnisse von Diplomanden (heute Bachelor- und Masterstudierenden) und Doktoranden erarbeitet oder zumindest vorbereitet. Im Anhang ist eine Liste der Dissertationen des Instituts zusammengestellt mit einer beachtlichen Zahl von 249 Promotionen in 50 Jahren. Damit wird klar, wie wichtig eine gute Ausbildung der Studierenden schon als Selbstzweck für unsere eigene Forschung ist. Da aber nur die wenigsten Studierenden nach ihrer Ausbildung in der Grundlagenforschung bleiben, ist die Argumentation eigentlich ganz anders: Eine gute Lehre muss die Studierenden motivieren, bei uns zu forschen, aber diese Forschung muss sie gleichzeitig zu Physikerinnen und Physikern ausbilden, die als „Alleskönner“, wie es kürzlich die „Süddeutsche Zeitung“ formuliert hat, hervorragende Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. An unserem Institut nahm und nimmt die Lehre dementsprechend immer einen sehr großen Raum ein, insbesondere auch die Grundvorlesungen in Experimentalphysik. Als Professor verbringt man etwa ein Drittel seiner Arbeitszeit mit Lehraufgaben, dasselbe gilt für viele Assistenten und selbst fortgeschrittene Studierende tragen einen großen Teil zur Lehre bei. Als ich Ende der 1980er Jahre meinen ersten Zyklus „Physik I bis IV“ las, konnten ich und Klaus Schultze, mit dem ich meine Vorlesungen häufig geteilt habe, glücklicherweise auf einen großen Fundus von Vorlesungsskripten von Profs. Deutschmann, Faissner, Otter und Böhm zurückgreifen. Das hat mir damals sehr geholfen, die Vorlesungen zu strukturieren. Unser Institut hat mit seinen Professoren praktisch über die ganzen 50 Jahre den Vorlesungsbetrieb bis zum Vordiplom abgedeckt, in Zahlen sind das ungefähr 10.000 Studienanfänger. Leider hat nur etwa jeder zweite das Vordiplom geschafft. Das lag aber eher an den anderen Fächern oder eigener Einsicht der Studierenden, dass sie für das Fach nicht geeignet sind. Auch im Hauptstudium hat das Institut einen großen Anteil an den Vorlesungen zur Atom-, Kern- und Teilchenphysik. Die „AMOK“-Vorlesungen (Atome-Moleküle-Kerne) von Prof. Otter waren Legende. In den letzten Jahren wurde das Studium vom Diplom auf Bachelor und Master umgestellt. Auch hier waren die Dozenten unseres Instituts, vor allem „die jungen“ Professoren Martin Erdmann, Thomas Hebbeker, Jörg Pretz, Achim Stahl, Christopher Wiebusch und die Privatdozenten Stefan Roth und Oliver Pooth stark gefordert. Der Umbau ist inzwischen hervorragend gelungen. Auch die Lehrbücher, die im III. Physikalischen Institut entstanden sind, zeigen das Engagement für die Studierenden. Wir erwähnen hier die beiden „Klassiker“ zur AMOKVorlesung (Otter/Honecker) und die neuen Lehrbücher z. B. „Elektrizität & Magnetismus“ (Erdmann/Flügge) und „Moderne Methoden der Datenanalyse“ (Erdmann/Hebbeker) aus der Serie „Physik Denken“. 45 ",7@ ,"7Q!-"-1 T,D8-/0-8 ,"2 28<:?:"2:8:2!"28-2!T Einen wichtigen Aspekt der Experimentalphysik-Vorlesungen haben viele von uns in den Demonstrationsexperimenten gesehen. Die Bilder zeigen Prof. Albrecht Böhm und Prof. Thomas Hebbeker in voller Aktion. Man beachte den Spaß, den nicht nur die Studierenden sondern auch sie selbst dabei hatten. 07" ,:4,11-:7"-8"0?#!"17",8:?,0Qa__cWa__dT ,3:3ST33:, -2V?#+"0!"2"7U,318""/"7Qa_`aT,3:3ST""7 LEHRE UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Etwa die Hälfte unserer Diplomanden (neuerdings Masteranden) bleibt für eine Promotion. Hier wird aus dem Betreuungsverhältnis endgültig eine enge Zusammenarbeit zwischen Professoren, Assistenten und Doktoranden, in die natürlich auch die jüngeren Studierenden am Institut möglichst gut eingebunden sein sollten. Häufig führt dies zur engen Zusammenarbeit in kleinen Gruppen und wöchentlichen Zusammenkünften (Meetings) in denen über die Fortschritte der letzten Zeit berichtet wird. Eine Besonderheit sind dabei die Videokonferenzen, in denen die Kollegen zugeschaltet werden, die z.B. am CERN oder DESY arbeiten. Diese Tätigkeit in internationalen Forschungsinstituten ist meines Erachtens übrigens ein ganz wichtiger Aspekt unserer Ausbildung, weil hier die häufig gerühmten „Softskills“ wie Zusammenarbeit, Vielsprachigkeit, Weltoffenheit ganz nebenbei erworben werden. Selbst in dieser letzten Phase der Ausbildung gibt es vielfältige Weiterbildungsprogramme. Da sind zunächst während der Vorlesungszeit wöchentliche Seminare und Kolloquien, zu denen der fleißige Student regelmäßig gehen sollte. Darüber hinaus gibt es aber auch sogenannte Sommerschulen für fortgeschrittene Studierenden und Doktoranden. Unser Institut hat speziell eine Sommerschule zusammen mit belgi0@88-+"7 < /8:3% A"7!15) ?# !"1 " /"2 !"7 ?71857-2+"7 schen und niederländischen Kollegen ins Leben gerufen 2 ,!"100?8`_14,"T?"00"ST0@++" (BND school), die im jährlichen Wechsel in den drei Ländern ausgetragen wird und der sich auch in Deutschland inzwiÄhnlich den Demonstrationsversuchen wurde auch die prak- schen weitere Universitäten angeschlossen haben. Auch ein tische Ausbildung der Studierenden sehr wichtig genommen. seit 20 Jahren wiederkehrendes Winterseminar für DiploUnser Institut betreut die Fortgeschrittenenpraktika der manden und Doktoranden geht auf eine Initiative des III. Kern- und Teilchenphysik, derzeit geleitet von Dr. Kerstin Physikalischen Instituts zurück. Schließlich sollte noch das Hoepfner und Dr. Oliver Pooth. Ich selbst habe leider erst jährliche Graduiertenseminar der Aachener Teilchenphysik nach meiner Pensionierung Zeit gefunden, im Praktikum in Bad Honnef erwähnt werden, welches seinen Ursprung mitzuarbeiten. Mit umso größerem Engagement mache ich auch in einer Veranstaltung unseres Instituts hat. es jetzt. In den Diplom- und Doktorarbeiten kann schließlich das Institut gleichermaßen wie die Studierenden von guter Betreuung profitieren. Wie schon erwähnt, findet hier die eigentliche Forschungsarbeit statt. In den letzten Jahren sind noch die Bachelorarbeiten hinzugekommen. Nicht Wenige von uns haben diese Entwicklung zunächst mit Argwohn betrachtet. Inzwischen scheint jedoch klar zu sein, dass die frühe Einbindung der Studierenden in das Institutsleben für alle Seiten vorteilhaft ist. Das gilt auch für die Masterarbeiten; die Studierenden werden früher mit den Instituten und ihrem Arbeitsstil vertraut und können meist schon nach kurzer Einarbeitung ihre Themen häufig mit sehr guten Ergebnissen bearbeiten. Manchmal führen ,-1:,0!"1328:7-"7:!-" 1+2"<8 ," 7)-2!"7C5"7-1"2X schon Masterarbeiten zu Veröffentlichungen. Auch zu den Theorie-Vorlesungen hat das Institut mit den Professoren Rudolf Rodenberg und Lalit Seghal vor allem im Hauptstudium beigetragen. Es gab natürlich auch Karnevals- und Weihnachtsvorlesungen. Besonders viel Vergnügen hat mir eine von den Studierenden angeregte „alternative Vorlesung“ in der Schwimmhalle West gemacht. Das Schlussbild geriet recht spektakulär. :05,D8-/X370"8?2+-1311"78"1"8:"7a_`_T,3:3ST7-C-?8 C5"7-1"2:05,D8-/ 370"8?2+-2:"78"1"8:"7a__cWa__d+",0:"2A3207" ,:4,1T,3:3ST33:, 46 LEHRE UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Studienberatung Öffentlichkeitsarbeit von Oliver Pooth Im Jahr 2005 übernahm Stefan Roth die Studienberatung der Fachgruppe Physik. Neben der persönlichen Beratung der Studierenden in regelmäßigen Sprechstunden, die von Zeit zu Zeit den Flur 26 C in ein Wartezimmer verwandeln, stand am Anfang die Konzeption und Einführung des neuen Bachelor- und Masterstudiengangs im Vordergrund. Ab dem Jahr 2007 wurden Studieninformationstage über das Physikstudium für alle Studienbewerber verpflichtend eingeführt, die seitdem von unserem Institut organisiert werden. Insbesondere für das Sekretariat III B ist die Vorbereitung eines dieser Informationstage jeweils mit sehr viel Arbeit verbunden. Es müssen Email-Anmeldungen bestätigt, Informationsmappen gepackt und Anmeldelisten gepflegt werden. Bisher haben an jährlich ca. zehn Informationstagen insgesamt über 2000 Studienbewerber teilgenommen und mit Vortrag, Studieneingangstest, Institutsführung und Diskussionen das Physikstudium besser kennen gelernt. Seit ca. einem Jahr steht auf Initiative von Prof. Achim Stahl die Einführung des englischsprachigen Masterstudiengangs als neues Projekt auf der Agenda. Erasmus von Martin Erdmann Das Erasmus-Programm bietet Studierenden ab dem 2. Jahr einen 1- oder 2-semestrigen Aufenthalt an einer unserer Partnerhochschulen im europäischen Ausland. Unsere Verbindungen reichen von Spanien, Italien, Schweiz, Frankreich, Großbritannien über Schweden, Norwegen und Finnland bis nach Polen und in die Tschechei. Seit 2006 führen wir in jedem Jahr eine Informations- und Bewerbungsveranstaltung durch und beantworten hundert drängende Fragen. Unser Motto: "Es ist nicht leicht, einen solchen Auslandsaufenthalt ins Physikstudium einzufügen. Machen Sie es auf jeden Fall trotzdem!" Jeder, der im Ausland war, weiß es: Die eigene Persönlichkeitsentwicklung erfährt einen Boost. Aus 60 Bewerbungen wählen wir die Studierenden für unsere über 30 Erasmus-Plätze aus und unterstützen sie bei ihren fachlichen Vorbereitungen. Jeder Studierende entwirft passend zum Angebot der jeweiligen Universität seinen individuellen Studienplan und muss vor Semesterbeginn Mindestkenntnisse in der Landessprache nachweisen. Während die Studierenden dann im Auslandsjahr sind, sind wir ihre fachlichen Ansprechpartner, genauso wie wir für die "incoming" Studierenden unserer Partneruniversitäten fachliche Ansprechpartner sind. So begleiten wir in jedem Jahr 70 Physik-Studierende des Programms: die zu uns kommen, die gerade weg sind, und die, die nächstes Jahr gehen wollen. Wenn sie zurückkommen, gibt es viele differenzierte Eindrücke zu berichten. Unser Eindruck: Sie sind daran gewachsen und viele merken es selbst. Wie schon oben erwähnt: Ziel all dieser Bemühungen sollte sein, Physiker heranzubilden, die auf dem Arbeitsmarkt gute Chancen auf einen interessanten Arbeitsplatz haben. Mir sind in den letzten Jahren häufig ehemalige Studierende begegnet, die mir erzählten, dass sie in den verschiedensten Bereichen von Wirtschaft und Technik genau das erreicht haben: einen Arbeitsplatz in einem spannenden Umfeld. 47 Unsere Forschungsthemen, die teilweise erst durch großen finanziellen Einsatz, in der Regel Steuermittel, möglich werden, müssen wir gut begründen. Deshalb ist es sehr wichtig die Öffentlichkeit über den Stand unserer Forschung zu informieren und möglichst schon bei Schülerinnen und Schülern Begeisterung für unsere Arbeit zu wecken. Meiner Meinung nach ist die Teilchen- und Astroteilchenphysik dafür bestens geeignet, da wir sehr grundlegende Fragen stellen und die Antworten mit den spektakulärsten Maschinen suchen. Wir beteiligen uns regelmäßig an zahlreichen Veranstaltungsreihen wie „Uni im Rathaus“, das Seniorenstudium und Schülerunis der RWTH und organisieren die Novembervorlesungen der Fachgruppe Physik. Dadurch informieren wir die interessierte Öffentlichkeit gerne und merken dabei immer wieder, dass unsere spannenden Themen Phantasie wecken und begeistern. Die Experimente, die viele unserer jungen Wissenschaftler jedes Jahr für den Physikjahrmarkt in der Nacht der Wissenschaften aufbauen, gehören seit Jahren zu den Attraktionen der Veranstaltung. ,318""/"7@"7 !-"2:!" /?2+ "-2"82"?"238328Q 14+X 0- ,"7B"-8" !"8 02+" +"8? ,:"2 -++8X38328Q 2- -1 :,?8 a_`bT,3:3ST?C ,@0"7 ?2! :?!-"7"2!" 08 V ,?8:"00"7U ?# !"1 ,D8-/.,7X 17/:a_``T,3:3ST-22!D LEHRE UND ÖFFENTLICHKEITSARBEIT Bei Schülerinnen und Schülern sowie deren Lehrkräften können wir mit der Durchführung von „Masterclasses“ große Begeisterung wecken. Die Teilnehmer analysieren für einen Tag echte CMS/LHC Daten, studieren dabei das Innere des Protons und finden in Massenverteilungen QuarkAntiquark Resonanzen, das Z-Boson und Higgs-Boson Kandidaten. Bei den sogenannten „International Masterclasses“ wird die ganztägige Veranstaltung mit einer internationalen Videokonferenz, geleitet vom CERN, abgeschlossen. Die Schülerinnen und Schüler stellen dabei ihre Ergebnisse vor, die anschließend mit denen der weltweit verteilten anderen Gruppen kombiniert werden. Dies vermittelt einen phantastischen Einblick in unseren Alltag in internationalen Kollaboration und ist jedes Mal ein großer Spass! Seit 2010 ist das III. Physikalische Institut Mitglied im Netzwerk Teilchenwelt. In diesem werden Jugendlichen und Lehrkräften Teilchen- und Astroteilchenphysik vermittelt, mit der Möglichkeit zur aktiven Teilnahme. Dies geschieht im Rahmen der Teilchenphysik über eintägige Masterclasses, die an Schulen durchgeführt werden, und über die Ausleihe von Experimenten zur Astroteilchenphysik. Drei solcher Experimente wurden durch das Netzwerk Teilchenwelt zur Verfügung gestellt und werden regelmäßig an Schulen oder Privatpersonen ausgeliehen, die damit eigenständige Experimente durchführen können: Mit Photomultipliern ausgestattete Thermoskannen (Kamiokanne), Szintillatoren mit Silizium-Photomultipliern (CosMo-Experiment) und ein Set von zehn Nebelkammern, die mit Trockeneis betrieben werden können. Insgesamt haben etwa vierzig Schüler, Lehrer, Referendare und andere Interessierte das Angebot bereits genutzt. Die Mitarbeit bei den Unihits für Kids, den jährlichen Girl‘s Days und im Mädchen-Schnupperstudium runden unsere Öffentlichkeitsarbeit ab. -"""0/11"7-2/<32T,3:3ST""7 2 !"7 ->" ?#+"7"+:" ,@0"7 A37 !"1 X3!"00 "- !"7 -2:"72<320"2 -!"3/32#"7"2ET " ,:8:"#2 ,355122Q03/0"77+2-8:37!"78:"7 088-2 ,"2T,3:3ST33:, 48 VERWALTUNG UND WERKSTÄTTEN Verwaltung und Werkstätten von Markus Merschmeyer Verwaltung, Sekretariate und Buchhaltung Der Forschungs- und Lehrbetrieb erzeugt ganz nebenbei auch eine Vielzahl an Verwaltungsvorgängen: Projektmittel müssen angefordert und Verwendungsnachweise erstellt, Personal angeworben und eingestellt, Dienstreisen vorbereitet und abgerechnet werden. Bauteile für die Detektorkonstruktion müssen bestellt, Messgeräte beschafft, größere Investitionen getätigt und alle daraus resultierenden Rechnungen bezahlt werden. Die laufenden Vorlesungen brauchen studentische Hilfskräfte und Skripte, Bachelor-, Master- und Doktorarbeiten werden angemeldet, Scheine an die Studierenden ausgehändigt und Prüfungsnoten dokumentiert. Dazu kommt immer jede Menge Korrespondenz und selbst damit ist diese Liste noch lange nicht vollständig. Gelegentlich allerdings stößt man hier aber auch an seine Grenzen. So begab es sich zum Beispiel, dass ein Student, dem die Sekretärin gerade mitgeteilt hatte, dass seine Bewerbung um einen Erasmus-Studienplatz an einer Hochschule im europäischen Ausland erfolgreich war, tatsächlich fragte: „Und, wie komme ich jetzt dahin?“ Nach einem Augenblick der Stille kam die verdutzte Antwort: „Ich bin doch kein Reisebüro!“ Wir hoffen, dass der Student seinen Zielort auch aus eigener Kraft erreicht hat. Die aktuell laufenden nationalen und internationalen Forschungsprojekte in Aachen und Jülich, Frankreich, Schweiz, Argentinien, Japan und am Südpol entsprechen einem jährlichen Drittmittelvolumen von etwa 2,5 Millionen Euro. Von diesen Drittmitteln werden typischerweise 5-10 Wissenschaftler und mehr als 40 Doktoranden sowie einige studentische Hilfskräfte bezahlt, weit mehr als 500 Dienstreisen pro Jahr durchgeführt und etwa ebenso viele Bestellungen und Beschaffungen getätigt. Seit Gründung des Instituts werden all diese Arbeiten stets von einem kleinen Team erledigt. Es bildet das Rückgrat des Instituts, hier laufen alle Fäden zusammen. Im Jahr 2007 übernahm ich die Leitung der Verwaltung, in der Vergangenheit lag diese in den Händen von Hubert Geller, Dr. Raimund Honecker, Dr. Dieter Rein und Dr. Danni Lankse. 8 "1 !"7 28<:?:8A"7B0:?2+ -1 311"7 a_`bT ,3:3S T "78 ,1"D"7 -":"7 "-2?2! 22-28/" "- !"7 7"-:T ,3:3S T 32:"2X /"08 Neben der Verwaltungs- und Sekretariatsarbeit gibt es weitere Aufgaben, die zu bewältigen sind. Wissenschaft funktioniert noch besser, wenn die Versorgung mit Kaffee und Gebäck sichergestellt ist. Verirrte Studierende oder Lieferanten müssen wieder auf den richtigen Weg gebracht werden, manchmal suchen sie einfach nur nach dem Ausgang. Wartende Prüflinge sind dankbar für ein paar beruhigende Worte und bedienen sich gerne am bereitgestellten Gebäck. 49 Die Leistungen unserer Institutsverwaltung wurden anlässlich einer Vor-Ort-Prüfung im vergangenen Jahr durch den Projektträger DESY ausdrücklich gelobt. Die Mittelverwendung entsprach den Vorgaben, alles war ordentlich dokumentiert und alle Belege waren leicht auffindbar. Die zuverlässige Dokumentation wesentlicher Dinge durch alle Generationen der Institutsverwaltung hindurch war auch ein Glücksfall für die Vorbereitungen zum 50. Jubiläum. Sehr vieles aus der Institutsgeschichte lässt sich anhand des Archivs noch wiederfinden oder rekonstruieren. Werkstätten Wie es sich für ein experimentell arbeitendes Physikinstitut an einer technischen Hochschule gehört, verfügt das III. Physikalische Institut über Mechanik- und Elektronikwerkstätten. Hier gibt es sehr gut ausgebildete Experten, die den Ideen der Wissenschaftler Form und Funktion geben und dafür sorgen, dass alles zuverlässig funktioniert. VERWALTUNG UND WERKSTÄTTEN der mechanischen Werkstatt und der Konstruktion, für seine Verdienste am 13. Juli 1995 mit der Hochschulmedaille der RWTH ausgezeichnet. Im Jahr 2010 empfing Günter Hilgers, Leiter der IIIA-Elektronikwerkstatt, den ,Achievement Award‘ des CMS-Experiments am CERN für „herausragende Beiträge zur DT-Hochspannungsversorgung und zum VDC-System“. Auch die Beiträge zum Bau des CMS-Experiments wurden von den Drittmittelgebern sehr gelobt. Detektorkonstruktion und -bau in solcher Größenordnung und Qualität sei für die Werkstätten eines Universitätsinstitutes außergewöhnlich, Projekte dieser Güte fände man sonst nur bei großen außeruniversitären Forschungseinrichtungen. 0- /-2!-" 28<:?:8B"7/8:>T?"00"ST ,"0 Bei fast allen Experimenten an denen das Institut in den vergangenen 50 Jahren wesentlich beteiligt war, wurden von den Werkstätten und Wissenschaftlern immer auch signifikante Beiträge zum jeweiligen Detektor geleistet. Mit dem Übergangsstrahlungsdetektor („Transition Radiation Detector“ (TRD)) wurde hier durch Prof. Deutschmann sogar ein gänzlich neuer Detektortyp erfunden, gebaut und weiterentwickelt. Großprojekte der jüngeren Vergangenheit waren Entwicklung und Bau sehr unterschiedlicher Detektorsysteme, dazu gehören Myondriftkammern und eine Endkappe des Spurdetektors für das CMS-Experiment am CERN, Antennen für das Auger-Experiment in Argentinien sowie Detektoren zur Messung der Driftgeschwindigkeit im Detektorgas der CMS-Myondriftkammern oder Detektoren für die Medizinphysik. Darüber hinaus gibt es laufend Bedarf für die Konstruktion und den Aufbau vieler kleinerer Geräte und Schaltungen für Doktor-, Master- und Bachelorarbeiten sowie für das physikalische Praktikum. Dieses Umfeld ist natürlich auch ideal, um viel zu lernen und praktisches Wissen zu erlangen, sowohl die mechanische als auch die elektronische Werkstatt bilden daher Industriemechaniker bzw. Elektroniker aus. In den letzten 50 Jahren haben hier mehr als 50 Nachwuchskräfte eine Ausbildung abgeschlossen. Dazu kommen noch viele Schüler- und Berufspraktikanten. 8 "1 !"7 " ,2-/X"7/8:> -1 311"7 a_`bT -0!S T "78 ,1"D"7 8"1!"70"/:732-/X"7/8:>?2!!"7-1311"7a_`bT ,3:3ST"78 ,1"D"7 Mit solchen Würdigungen der geleisteten Arbeit kann man zuversichtlich in die Zukunft gehen, laufende Detektoren verbessern und sich neuen Projekten widmen. So wird zum Beispiel das CMS-Experiment in mehreren Phasen erweitert und verbessert werden. Die erste Phase läuft bereits und die Werkstätten des Instituts sind dabei. Durch die Beteiligung an neuen Projekten wie dem Raumfahrtprojekt „Enceladus Explorer“ eröffnen sich zudem spannende Möglichkeiten zur Entwicklung neuer Detektorsysteme. 70388"0"7Y0TZ?2!@2:"7-0+"78Y7TZT,3:38ST"78 ,1"D"7 Die Leistungen unserer Werkstätten wurden vielfach gewürdigt. So wurde Karl Bosseler, Ingenieur und Betriebsleiter 50 INSTITUTSLEBEN Institutsleben von Markus Merschmeyer mit Beiträgen von Raimund Honecker, Thomas Kreß und Dieter Rein Was wäre die physikalische Forschung ohne kreative Pausen und ohne das Feiern wichtiger Ereignisse? Der erfolgreiche Aufbau oder die Durchführung eines Experiments, das Erzielen wichtiger Ergebnisse in den Arbeitsgruppen, bestandene Doktorprüfungen sowie der Eintritt oder das Ausscheiden von Mitarbeitern sollen nicht sang- und klanglos im Institutsalltag untergehen. Auch gemeinsame Aktivitäten wie Weihnachtsfeiern, Betriebsausflüge und sportliche Aktivitäten gehören dazu, erst so entsteht ein Institutsleben. Kreative Pausen Der wichtigste Termin (wohl noch vor dem freitäglichen Institutsseminar) ist die 11-Uhr-Kaffeepause, die es seit dem Umzug ins Physikzentrum gibt. Der Bauherr hatte seinerzeit eine geplante Cafeteria auf der 5. Etage des Physikzentrums gestrichen, daher hatte man sich mit einer improvisierten Cafeteria auf der gemeinsamen Verkehrsfläche im 2. Stock des Turms 26 beholfen. Wohl wissend, dass solch eine Einrichtung in einer Forschungsanlage stets zum Urquell wichtiger physikalischer Ideen wird hatte man dort zu diesem Zweck auch ein paar passende Holzmöbel bereitgestellt. Dies wurde aber schon kurz darauf bei einer Begehung durch das Gewerbeaufsichtsamt beanstandet, so behalf man sich notgedrungen mit Metalltischen und -stühlen. Heute ist die Kaffeepause nicht nur Umschlagplatz für Informationen aller Art sondern auch für Unmengen von Backwerk, welches die Institutsmitglieder anlässlich ihrer Geburtstage (oder, wie es kürzlich jemand ausdrückte „anlässlich einer weiteren erfolgreichen Umrundung des Zentralgestirns“) oder auch anderer Anlässe dort anbieten. winnung von Knallgas durchgeführt wurden. Möglicherweise gab es weitere Experimente, die dem Verfasser dieser Zeilen noch nicht zu Ohren gekommen sind. Promotionsfeiern Die Forschungsarbeiten führen nicht selten auch zu einer Promotion, seit der Institutsgründung wurden insgesamt stolze 249 Promotionen durchgeführt (eine Liste davon findet sich weiter hinten in der Festschrift). Die Art und Weise der Promotion hat sich über die Jahre offenbar ein wenig geändert, dies zeigt die Abbildung vor der Liste. Unmittelbar nach der erfolgreichen Prüfung ist der Promovend normalerweise zu nicht viel mehr in der Lage, als einen Doktorhut aufzusetzen und zu tragen, alles weitere muss von anderen besorgt werden. Dieser Tatsache wurde früher dadurch Rechnung getragen, dass die Professoren selbst Hand anlegten und die erschöpften Promovenden vom Prüfungsort zur anschließenden Feier geleiteten. 3/:37,?:223a_`bT,3:3ST? ,7!: -"00"- ,: !-" B- ,<+8:"2 245#" 1"+-22"-2"8 2"?"2 7"-:8X :+"8P,3:3ST"78 ,1"D"7 Seit sowohl IIIA und IIIB über moderne Kaffeevollautomaten verfügen, ist der Konsum des von der Verwaltung zubereiteten Filterkaffees deutlich zurückgegangen. Dafür verrät ein Blick auf die Tassenzähler der Geräte, dass 50-60 Tassen pro Tag keine Seltenheit sind. Manche Forschungsarbeit konnte vielleicht erst dadurch zu einem guten Abschluss gebracht werden. In jüngerer Zeit hat sich bei einigen „Hallenbewohnern“ auch eine 16-Uhr-Kuchenpause etabliert. Diese scheint die Kreativität besonders zu beflügeln, so dass im Anschluss daran gelegentlich fortgeschrittene Versuche zum Rösten von Brot mit Hilfe einer Fresnellinse sowie Elektrolysen zur Ge- 51 Heute, wo Prüfung und Feier im Physikzentrum stattfinden, wird dieses Phänomen nicht mehr beobachtet. Mit sehr viel Mühe basteln heute die Mitarbeiter Doktorhüte, die wesentliche Aspekte der Dissertation und der Eigenheiten der frisch Promovierten symbolisieren. Weihnachtsfeiern Den Abschluss eines jeden Jahres bildet die Weihnachtsfeier. Man blickt auf das Erreichte zurück und lässt es sich gut gehen. Dies fällt nicht schwer, da die Institutsmitglieder ihre vielseitigen Talente außerhalb von Physik und Technik einbringen, vor allem im kulinarischen und unterhalterischen Bereich. So verfügt das Institut durch alle Gruppen hinweg über gut ausgebildete Instrumentalisten und Sänger, die gerne bereit sind (manchmal zusätzlich motiviert durch ein beherztes Wort des Gruppenleiters), mit ihrem Können zur Gestaltung der Feier beizutragen. INSTITUTSLEBEN Haus der deutschen Geschichte in Bonn. Anlässlich eines Besuchs beim WDR in Köln traf man sich mit Ranga Yogeshwar, der früher ebenfalls im III. Physikalischen Institut gearbeitet und im Jahr 1985 seine Diplomarbeit über Axionsuchen bei Professor Faissner angefertigt hatte. "7 28<:?:8 ,37"-!"7"-,2 ,:8#"-"7a__gT,3:3ST33:, Besonders rhetorisch oder schauspielerisch veranlagte Institutsmitglieder halten kurze Vorträge oder organisieren unterhaltsame Spiele. Gelegentlich kam auch Knecht Ruprecht in engelhafter Begleitung zu Besuch, um nach dem Betragen von Professoren und Verwaltung zu fragen. Danach feiert man oft bis in die Nacht hinein, in jüngerer Zeit wurden dabei aber, wie noch in der Festschrift zum 25. Instituts-Jubiläum überliefert, keine Führerscheine mehr entzogen. ?8(?+E?77!"28?7+3+"082+-1,7a__fT,3:3ST+9 -:+0-"!"7 !"8 T ,D8-/0-8 ,"2 28<:?:8 -2 ?2+"B3,2:"7 1+"X ?2+T,3:3ST33:, 157"88-32"2!"7"-,2 ,:8#"-"7a_`aT,3:3ST"78 ,1"D"7 Betriebsausflüge Betriebsausflüge fanden seit der Gründung des Instituts mit wenigen Ausnahmen jährlich statt. Da man sich meistens schon früh morgens zur gemeinsamen Abfahrt mit dem Bus (in jüngerer Zeit oft unter der Kontrolle unseres bewährten Mechanikers und Busfahrers Hans Frohn) am Physikzentrum Melaten trifft, bieten solche Unternehmungen insbesondere dem jüngeren wissenschaftlichen Personal die Möglichkeit, auch mal etwas früher als gewöhnlich aufzustehen. Nicht selten entführen solche Ausflüge die Teilnehmer in ungewohnte Umgebungen. Die Ausflüge der Anfangszeit lassen sich nur bruchstückhaft rekonstruieren, in den späteren Jahren wurden viele lohnenswerte Ziele in der näheren und ferneren Umgebung von Aachen erkundet. So besuchte man unter anderem das Radioteleskop Effelsberg, den Bundestag in Bonn, die FordWerke in Köln-Niehl, das DLR in Köln, einen Bio-Bauernhof im Selfkant-Gebiet, die Ordensburg Vogelsang, das 52 "8? , !"8 !-3:"0"8/358 ?2! !"7 X:<32 -2 %"08"7+T ,3:3ST""/"7 INSTITUTSLEBEN In der Anfangsphase der Aufbauarbeiten für den Beschleuniger „Large Hadron Collider“ (LHC) und das „Compact Muon Solenoid“ (CMS) -Experiment am CERN nutzte man die Ausflüge auch, um daran beteiligte Industrieunternehmen zu besichtigen. Diese hatten z. B. Tunnelbohrmaschinen für den LEP-Tunnel hergestellt (Wirth, Erkelenz), Beschleunigerkomponenten für CERN und DESY gebaut (ACCEL, Bergisch-Gladbach) oder die Klebetische und Honeycomb-Spacer für den Myonkammerbau für CMS angefertigt (Stolle, Bonn bzw. Hexcel, Welkenraedt). Sport: Lousberglauf und Fußballpiel Seit dem Jahr 2004 beteiligen sich auf Anregung von Prof. Hebbeker viele Institutsmitglieder am Aachener Lousberglauf. Diese Sportveranstaltung ist sehr populär, jedes Jahr gehen bis zu 2000 Läuferinnen und Läufer an den Start. Die etwa 5.500 m lange Laufstrecke ist wegen mehrerer steiler Anstiege und den mehr als 60 Höhenmetern durchaus anspruchsvoll. Für die Teilnahme wurde ein Laufteam mit dem Namen „Großkanonisches Ensemble“ gegründet, an dem sich auch die Mitglieder weiterer Physik-Institute beteiligen. Spätestens ab dem Frühjahr bis zum Tag des Wettkampfs Anfang Juli wird dann beim wöchentlichen Lauftreff fleissig trainiert. Das Hinterland des Physikzentrums bietet dazu ausreichend Möglichkeiten. Darüber hinaus gibt es auch eine Fußballgruppe, die sich jeden Mittwoch trifft. Wegen der regen Bautätigkeit auch um das Physikzentrum herum (Modulbau 1 & 2) musste mehrere Male ein neues Spielfeld gefunden werden. Zur Zeit trifft man sich auf der Rasenfläche neben der Elektrotechnik, hier kommt man auch in den Genuss stabiler Tore. Sportliches Vorbild ist Albrecht Böhm, über viele Jahre ältester Teilnehmer der Physik beim Lousberglauf und ebenfalls lange Zeit in der Fußballgruppe aktiv. "?7:8:+8/? ,"2 #@7 -":"7 "-220880- , 8"-2"8 f_T "?7:8X :+8 "-1 ":7-"8?8(?+ 2 , ! @28:"7"-#"0 -1 ,7 a__gT ,3:3ST33:, 07" ,:4,1"-13?8"7+0?#a__hT,3:3SQ 7/?8 "78 ,1"D"7 37+2-8-"7: 8"-: A-"0"2 ,7"2 ?28"7" "X :7-"8?8(@+"T -"7 a__g A37 !"1 !-3:"0"8/35 -2 %"08"7+T ,3:3ST33:, 53 Saas Grund von Thomas Kreß Zur fachlichen Kommunikation und zum Kennenlernen über die verschiedenen Arbeitsgruppen hinweg hat das Winterseminar in Saas Grund im Wallis seinen festen Platz im Institutsleben. Hervorgegangen aus einem Mitarbeitertreffen von Prof. Schultze in seinem Privathaus in Saas Fee wurde das jährliche Treffen außerhalb von Aachen auf Anregung von Prof. Flügge bald arbeitsgruppenübergreifend in ein größeres Ferienhaus in Saas Grund verlagert. Im geräumigen Ferienhaus Mon Bijou in angenehmer Atmosphäre umsorgt und verwöhnt uns nun schon seit 20 Jahren Familie Burgener. INSTITUTSLEBEN kussionen gibt es auch noch andere interessante Vorträge mit Bezug zur Physik, wie z.B. über die Entstehung und Ausbreitung von Lawinen (aus gutem Grund am letzten Vortragsabend des Seminars), der Physik und Physiologie der Höhenakklimatisation oder über die höchsten Gipfel unseres Sonnensystems und die Besonderheiten (z.B. hinsichtlich der jeweiligen "Erdbeschleunigung" und Klimabedingungen) einer (eher) potentiellen Besteigung. 7!-<32"00"88 ,-"!8X8"#32!?"T,3:3ST3B / Die ursprüngliche Organisation (Orginalton Günter Flügge bei einem Ausflug nach Zermatt: „manchmal wie einen Sack Flöhe hüten“) lag in der Hand von Herbert Gräßler, Wolfgang Struczinski und Danni Lanske, ab 2003 dann bei Thomas Kreß. Nach eher "weißen Aktivitäten" am Tag beginnt nach dem Abendessen unser Vortragsprogramm, das sich oft bis nahe der Mitternachtsstunde erstreckt. Neben Vorträgen der Teilnehmer über ihre eigenen Arbeiten und Experimente mit ausreichend Zeit für Fragen und Dis- 73:E !"7 328 !"7 A-"0"2 "1-27A37:7+" -8: !8 >"7,372 2- ,:B"-:T,3:3ST3B / 8#30+"2,3%"2:0- ,23 ,A-"0"-2:"7"882:"?2!8 ,42"":7-"8?8(@+"1-:00"2300"+-22"2?2!300"+"2T?"00"ST"78 ,1"D"7 54 -"73#"8837"2>"7Q"?:8 ,122?2!3!"2"7+YAT0T2T7TZ"-!"77"-: ?#!"1"150"7+7"22 ,"-2"7 "7#30+7"- ,"27313<X 32857@#?2+T?"00"ST0@++" Liste aller Doktorarbeiten am III. Physikalischen Institut A Name Titel der Arbeit Tag der mündlichen Prüfung 1 Martin Holder Analyse von Neutrinoreaktionen in Funkenkammern 25.07.1967 Faissner Deutschmann 2 Arnold Staude Elastische Neutrinoreaktionen in Funkenkammern 14.06.1968 Faissner Deutschmann 3 Dietmar Bröcking Erzeugung neutraler Mesonen durch negative Pionen an komplexen Kernen 16.06.1969 Faissner Deutschmann 4 Norbert Lehnart Ein Drahtfunkenkammer-Spektrometer zur Analyse der Zerfälle neutaler K-Mesonen 07.07.1969 Faissner Lueg 5 Albrecht Böhm Messung der Phase des CP-verletzenden Zerfalls des langlebigen neutralen Kaons in zwei geladene Pionen 01.12.1969 Faissner Deutschmann 6 Jürgen Stein Die Polarisation des Myons im Zerfall K* → π0 μ+ νμ 17.12.1969 Faissner Deutschmann 7 Dieter Haidt Messung der Formfaktoren aus den Spektren des Zerfalles K* → π 0 μ+ ν μ 18.12.1969 Faissner Rodenberg 8 Peter Zerwas Beschreibung der Spin-0-Messungen im Rahmen der gebrochenen chiralen SU(3) x SU(3) Symmetrie 13.02.1970 Rodenberg Faissner 9 Ulrich Günther Die Polarisation der Rückstoßprotonen bei der elastischen ElektronProton-Streuung 03.07.1970 Rodenberg Faissner 55 Gutachter Zweitgutachter 10 Helmut Karl Automatische Analyse von Schauern in Vielplattenfunkenkammern 11.12.1970 Faissner Deutschmann 11 Udo Brall Isovektor-Nukleon-Formfaktoren 18.12.1970 Rodenberg Deutschmann 12 Henrik Foeth Regeneration kurzlebiger neutraler K-Mesonen an Kernen und Elektronen 09.02.1971 Faissner Rodenberg 13 Udo Heeren Messung der relativen Zerfallswahrscheinlichkeiten von langlebigem und kurzlebigem neutralem Kaon in zwei neutrale Pionen 09.02.1971 Faissner Rodenberg 14 Hansjörg Umbach Suche nach Quarks der Ladung e/3 in der kosmischen Ultrastrahlung 21.06.1971 Faissner Rodenberg 15 Claus Stolze Vollautomatische Messung von Streamerkammerbildern 01.02.1972 Faissner Lueg 16 Ziad Zawaf Monte Carlo Untersuchungen der räumlichen Entwicklung kosmischer Luftschauer im Energiebereich 1012 - 1015 eV 01.02.1972 Faissner Rodenberg 17 Werner Krenz Messung der Energieabhängigkeit des Matrixelementes für den Zerfall KL0 → π+ π- π0 01.02.1972 Faissner Rodenberg 18 Hans Reithler Messung der Rate des CP-verletzenden Zerfalls des langlebigen neutralen Kaons in zwei neutrale Pionen durch Vergleich zu dem erlaubten in drei neutrale Pionen 06.07.1972 Faissner Staude 19 Klaus-Heinz Maull Suche nach Quarks in hochenergetischen Ultrastrahlungsschauern 08.02.1973 Faissner Rodenberg 20 Hansjörg Steiner Bestimmung des Formfaktors im K+e3 -Zerfall 09.02.1973 Faissner Schultze 21 Ernst Radermacher Präzisionsmessung der relativen Zerfallsrate des langlebigen neutralen K-Mesons in zwei neutrale bzw. geladene Pionen 05.02.1974 Faissner Rodenberg 22 Hans-Georg Fasold Über die Durchführbarkeit eines Antineutrino-Elektron-Streuexperiments 05.02.1974 Faissner Rodenberg 23 Karsten Eggert Messung der Ionisation von relativistischen Teilchen mit einer Streamerkammer 11.02.1974 Faissner Schultze 24 Hans-Ulrich Martyn Messung des Formfaktors im Zerfall K+ → π0 e+ νe 11.02.1974 Faissner Schultze 25 Theo Eichten Messung und Kontrolle des CERN Neutrinoexperiments durch Registrierung der Begleitmyonen in Halbleiterdetektoren 13.02.1974 Faissner Schultze 26 Klaus Krisor Suche nach hochrelativistischen Teilchen gebrochener Ladung in der kosmischen Ultrastrahlung 12.07.1974 Faissner Rodenberg 27 Laszlo Baksay Messung des totalen Proton-Proton-Wirkungsquerschnitts an den CERN-Speicherringen im Schwerpunktsenergiebereich von 23 bis 63 GeV 02.02.1978 Böhm Faissner 28 Martin Pohl Die Isospinstruktur der schwachen Ströme in exklusiven Neutrinoreaktionen 04.07.1979 Schultze Faissner 29 Dieter Hoffmann Beobachtung von Myon-Elektron-Paaren in Neutrinoreaktionen 01.02.1980 Faissner Böhm 30 Wilfried Thomé Ska1en-Verhalten in inelastischen Proton-Proton-Wechselwirkungen bei Speicherringenergien von 23 bis 63 GeV 11.02.1980 Faissner Krenz 31 Karl-Ludwig Giboni Nachweis eines Baryons ΛC mit freiem Charm in diffraktiven ProtonProton Wechselwirkungen 11.02.1980 Böhm Faissner 32 Franz-Josef Hasert Nachweis schwacher neutraler Ströme in inklusiven Neutrinoreaktionen 02.07.1980 Faissner Schultze 33 Helmut Deden Messung des elektroschwachen Mischungswinkels aus inklusiven Neutrinoreaktionen 02.07.1980 Schultze Faissner 56 34 Dankfried Lanske Erste Messung der semi-inklusiven D*+-Meson-Erzeugungsrate in Neutrino-Proton-Reaktionen 10.02.1981 Schultze Deutschmann 35 Ulrich Samm Elastische Streuung von Myon-Neutrinos und Myon-Antineutrinos an Protonen und Neutronen 19.05.1981 Faissner Böhm 36 Hans Rykaczewski Suche nach dem sechsten Quark in hadronischen Endzuständen der Elektron-Positron-Vernichtung bei PETRA 26.06.1981 Böhm Faissner 37 Harry Weerts Messung der Strukturfunktionen der tief inelastischen NeutrinoNukleon-Streuung bei Impulsüberträgen bis zu 50 GeV2 20.11.1981 Schultze Faissner 38 Helmut de Witt Untersuchungen an schwach erzeugten neutralen Mesonen 16.07.1982 Faissner Böhm 39 Peter Fritze Untersuchung der Struktur des Nukleons bei Impulsüberträgen bis 100 GeV2 23.11.1982 Schultze Deutschmann 40 Gregor Herten Messung der Ladungsasymmetrie in der Reaktion e+ e- → μ+ μ- mit dem Mark-J-Detektor bei PETRA 05.07.1983 Böhm Faissner 41 Wolfgang Heinrigs Beobachtung des Zerfalls eines leichten, durchdringenden Teilchens in 2 Photonen 05.07.1983 Faissner Berger 42 Frank-Peter Poschmann Hadronische Ereignisse mit Myonen im MARK-J-Detektor bei PETRA 04.06.1985 Böhm Faissner 43 Andreas Preufiger Suche nach dem Zerfall des Axions in zwei Photonen 14.07.1986 Faissner Krenz 44 Dieter Linnhofer Hadronische Ereignisse im Mark-J-Detektor bei PETRA 21.11.1986 Böhm Deutschmann 45 Peter Hawelka Entwicklung und Test einer hochauflösenden Driftkammer in Zylindergeometrie 25.05.1987 Deutschmann Tonutti 46 Eberhard Eich Elastische und inelastische Formfaktoren von Baryonen in einem Quark-Potential-Modell 10.07.1987 Rodenberg Sehgal 47 Joachim Mnich Test der elektroschwachen Wechselwirkung in der Reaktion e+ e- → μ + μ- 10.07.1987 Böhm Faissner 48 Hans-Christoph Stamm Massen und Wechselwirkungen von Higgs-Bosonen unter besonderer Berücksichtigung axionartiger Teilchen 13.07.1987 Rodenberg Zerwas 49 Hans-Günther Moser Dimuon Production at the CERN pp Col1ider 13.07.1987 Eggert Faissner 50 Michael Düren Messung des EMC-Effekts an Kernen unterschiedlicher Massenzahlen 22.11.1987 Schultze Faissner 51 Thomas Redelberger Suche nach diffraktiver Produktion schwerer Quarks in der ProtonAntiproton-Streuung 30.11.1987 Eggert Faissner 52 Doris Samm Suche nach skalaren und pseudoskalaren Teilchen am Kernreaktor 29.01.1988 Faissner Bosetti 53 Hans Tuchscherer Suche nach e+ e- aus dem Zerfall neutraler durchdringender Teilchen 29.01.1988 Faissner Tonutti 54 Gereon Berghoff Jets und QCD-Effekte in der Myon-Nukleonstreuung bei 280 GeV 29.01.1988 Schultze Böhm 55 Peter Erhard Search for the Top Quark 05.02.1988 Faissner Eggert 56 Evelin Tscheslog Observation of the Muonic Decay of the Charged intermediate Vector Boson W+- 05.02.1988 Faissner Bosetti 57 Hans Grallmann Limits on Leptoquarks from Missing Energy and from Muon Events at the pp Collider 05.02.1988 Eggert Faissner 57 58 Josef Schug Messung von Myonen in hadronischen Ereignissen mit dem MARK J Detektor bei PETRA 08.07.1988 Böhm Berger 59 Erwin Deffur Messung der Reaktion e+ e- → τ+ τ- mit MARK J bei PETRA 08.07.1988 Böhm Flügge 60 Stephan Lammel Search for the Top Quark 25.10.1990 Eggert Faissner 61 Ulrich Herten Hochauflösende Driftkammern 11.03.1991 Böhm Tonutti 62 Manfred Wanninger CP-Verletzung im neutralen B-Meson System 07.05.1991 Sehgal Köpp 63 Armin Böhrer Cross-Sections and Masses of the Intermediate Vector Bosons at UA1 30.10.1991 Eggert Faissner 64 Peter Göttlicher Entwicklung und Bau eines rechnergesteuerten Gassystems für die Spurenkammer des L3-Experiments 25.11.1991 Böhm Tonutti 65 Joachim Rose Bestimmung von Parametern der elektroschwachen Theorie mit dem L3-Detektor bei LEP 04.05.1992 Böhm Schmitz 66 Achim Geiser Beauty Production at the CERN Proton Antiproton Collider : A Test of QCD 19.10.1992 Faissner Eggert 67 Christoph Latsch Erzeugung elektromagnetischer Schauer durch Myonen der kosmischen Höhenstrahlung 18.12.1992 Faissner Krenz 68 Rudolf Starosta Suche nach Neutralinos in e+e--Reaktionen am L3-Experiment 22.01.1993 Schultze Krenz 69 Alexander Moulin Drell-Yan- und Quarkonium-Produktion am UA1-Experiment 24.02.1993 Faissner Eggert 70 Patrik Heiliger CP-Verletzung in seltenen K-Zerfällen 29.10.1993 Sehgal Köpp 71 Thomas Spickermann Der String-Effekt in 3-Jet-Ereignissen beobachtet mit dem L3Detektor 06.06.1993 Schultze Böhm 72 Sabine Riemann Suche nach einem Z' auf der Z-Resonanz mit dem L3-Detektor am LEP-Beschleuniger 13.06.1994 Böhm Schmitz 73 Ulrich Uwer Messung der Myonpaarproduktion auf der Z-Resonanz 19.12.1994 Böhm Schmitz 74 Stephan Röhner Bestimmung der Ladungsasymmetrie von Hadronen mit dem L3-Detektor 07.12.1995 Schultze Tonutti 75 Markus Möller Gemeinsame Bestimmung der Vorwärts-Riickwärts-Asymmetrien schwerer Quarks unter Berücksichtigung verschiedener Zerfallsmodelle mit dem L3 -Detektor am LEP-Speicherring 19.06.1996 Schultze Bethke 76 Thomas Moers Muon Detection at Future Hadron Colliders 12.02.1996 Faissner Krenz 77 Ralf Schleichert Entwicklung eines schnellen Triggersystems für das Anke-Spektrometer am COSY-Speicherring in Jülich 25.06.1996 Faissner O. Schult 78 Manfred Sassowsky Vorbereitung zur Messung der Reaktion e+ e- → W+ W- → qq/ll mit dem L3-Detektor bei LEP 200 30.08.1996 Böhm Tonutti 79 Christoph Paus Measurement of the Hadron Cross Section with the L3 Detector and Determination of Standard Model Parameters 30.08.1996 Böhm Schmitz 80 Helmut Wagner Konzeption und Entwicklung von großflächigen Driftkammern für den Myondetektor des CMS-Experiments 29.11.1996 Bethke Faissner 81 Stefan Roth Messung der Myonpaarproduktion und ihrer Strahlungskorrekturen mit dem L3-Detektor bei LEP 17.01.1997 Böhm Berger 58 82 Helmut Teykal Optimierung von Driftkammem zum Myonennachweis am CMSExperiment 31.01.1997 Bethke Faissner 83 Hubert Schwarthoff Simulationen in Konzeption und Bau der zentralen Myondriftkammern am CMS-Detektor 16.06.1997 Bethke Faissner 84 Stephan Wynhoff Messung der Tau-Paarproduktion mit dem L3-Detektor bei LEP 30.10.1997 Böhm Schmitz 85 Klaus Hanke Measurement of Picosecond Electron Bunches in a Linear Accelerator 02.12.1997 (DESY) Schmüser Tonutti 86 Jörg Bechtluft Messung der hadronischen Struktur des Photons bei kleinen xBj mit dem OPAL - Detektor 24.06.1998 Bethke Flügge 87 Beate Roth Messung der Reaktion e+ e- → γ γ (γ) mit dem L3 -Detektor bei LEP 26.06.1998 Böhm Berger 88 Frank Tecker New Methods of Improving the Orbit Determination and Stability at LEP 26.06.1998 Tonutti Böhm 89 Ina Reichel Study of the Transverse Beam Tails at LEP 03.07.1998 Tonutti Flügge 90 Peter Pfeifenschneider QCD Analyses Using Jets in Electron-Positron Annihilation at Energies between 35 and 183 GeV 12.03.1999 Bethke Flügge 91 Christoph Schäfer Measurement of Bhabha Scattering at Center-of-Mass Energies between 89 GeV and 183 GeV with the L3 Detector at LEP 02.06.1999 Böhm Schmitz 92 Marc Alexander Geitz Investigation of the Transverse and Longitudinal Beam Parameters at the TESLA Test Facility Linac 05.11.1999 (DESY) Schmüser Tonutti 93 Martin Wegner Studien zum Verhalten von Myonkammem unter hohen Untergrundraten 16.12.1999 Bethke Böhm 94 Martin von der Mey Messung der Reaktion e+ e- → q q̄ (γ) mit dem L3-Detektor bei LEP 18.01.2000 Böhm Mnich 95 Arno Straessner Measurement of Mass and Width of the W Boson with the L3 Detector at LEP 07.07.2000 Böhm Mnich 96 Sascha Schmidt-Kärst Elektron-Photon Physik bei LEP 07.07.2000 Böhm Mnich 97 Jenny Böhme Suche nach assoziierter Produktion von Higgs- und Z°-Bosonen mit Zerfall in Quarks oder Gluonen 14.07.2000 Bethke Flügge 98 Florian Sonnemann Resistive Transition and Protection of LHC Superconducting Cables and Magnets 07.05.2001 Böhm Mnich 99 Rolf Seuster Bestimmung der B Quarkmasse an der Z Massenskala 22.11.2001 Bethke Flügge 100 Valeria Tano A study of QCD processes at low momentum transfer in hadronhadron collisions 22.11.2001 Bethke Flügge 101 Martin Weber Messung der Reaktion e+ e- → q q̄ l+ l- mit dem L3-Detektor bei LEP 19.02.2002 Böhm Mnich 102 Peter Wienemann Suche nach dem Higgs-Boson im Vier-Jet-Kanal mit dem L3-Detektor bei LEP 19.02.2002 Böhm Mnich 103 Pedro Movilla Fernéndez Studien zur Quantenchromodynamik und Messung der starken Kopplungskonstanten αs bei √s = 14 — 44 GeV mit dem JADE-Detektor 21.11.2002 Bethke Flügge 104 Mona Blumenstengel Untersuchung der ln(1/x)-Verteilung mit JADE-Daten bei 22 - 44 GeV 21.11.2002 Bethke Flügge 105 Yusuf Dincer Radiative Decays of B-Mesons into l+ l- and ν ν̄ Pairs 20.05.2003 Sehgal Bernreuther 59 106 Jan Erik Prochnow Beam Position Monitoring at CLIC 27.11.2003 Böhm Mnich 107 Sven Hermann Präzisionsmessungen an Myondriftkammem für den CMS-Detektor und die Bedeutung des Myonsystems für die Higgs-Suche am LHC 05.03.2004 Böhm Hebbeker 108 Marc Zöller Suche nach dem Higgs-Boson in hadronischen Endzuständen mit fehlender Energie am L3-Experiment bei LEP 05.08.2005 Böhm Mnich 109 Christian Rosenbleck Bestimmung der Massen der Eichbosonen bei L3 09.10.2006 Böhm Mnich 110 Daniela Käfer Search for R-parity violating Supersymmetry in Multilepton Final States with the D0-Detector 27.10.2006 Hebbeker Erdmann 111 Christian Autermann Resonant Second Generation Slepton Production at the Tevatron 21.12.2006 Hebbeker Feld 112 Ralph Steinhagen LHC-Beam Stability and Feedback Control 20.07.2007 Böhm Hebbeker 113 Carsten Magaß Search for new heavy Charged Gauge Bosons 02.11.2007 Hebbeker Stahl 114 Michael Sowa Tests of the Data Acquisition System and Detector Control System for the Muon Chambers of the CMS-Experiment at LHC 27.02.2009 Hebbeker Stahl 115 Philipp Bialass Commissioning of the CMS Muon Detector and Development of Generic Search Strategies for New Physics 27.03.2009 Hebbeker Wiebusch 116 Matthias Kirsch Measurement of the Electroweak Top Quark Production Cross Section and the CKM Matrix Element Vtb with the D0 Experiment 29.06.2009 Erdmann Hebbeker 117 Hans Dembinski Measurement of the flux of ultra high energy cosmic rays using data from very inclined air showers at the Pierre Auger Observatory 03.12.2009 Hebbeker Erdmann 118 Carsten Hof Implementation of a Model-Independent Search for New Physics with the CMS Detector exploiting the World-Wide LHC Computing Grid 04.12.2009 Hebbeker Wiebusch 119 Peter Schiffer Constraining Cosmic Magnetic Fields by a Measurement of EnergyEnergy-Correlations with the Pierre-Auger Observatory 06.07.2011 Erdmann Hebbeker 120 Marius Grigat Large Scale Anisotropy Studies of Ultra High Energy Cosmic Rays Using Data Taken with the Surface Detector of the Pierre Auger Observatory 15.07.2011 Hebbeker Erdmann 121 Stephan Schulte Autocorrelation Studies of the Arrival Directions of UHECRs measured by the Surface Detector of the Pierre Auger Observatory 14.09.2011 Hebbeker Erdmann 122 Andreas Hinzmann Measurement of the Dijet Angular Distributions and Search for Quark compositeness with the CMS-Experiment 18.11.2011 Erdmann Hebbeker 123 Stefan Fliescher Antenna Devices and Measurement of Radio Emission from Cosmic Ray induced Air Showers at the Pierre Auger Observatory 20.12.2011 Erdmann Wiebusch 124 Holger Pieta MUSiC - A Model Unspecific Search in CMS based on 2010 LHC data 12.07.2012 Hebbeker Wiebusch 125 Jan Steggemann Search for New Particles Decaying to a Top Quark Pair with the CMS Experiment 05.11.2012 Erdmann Hebbeker 126 Stefan Schmitz Search for Large Spatial Extra Dimensions with Dimuon Events from 7 TeV pp collisions at CMS 17.07.2013 Hebbeker Wiebusch 127 Tobias Winchen The Principal Axes of the Directional Energy Distribution of Cosmic Rays measured with the Pierre Auger Observatory 19.07.2013 Erdmann Wiebusch 60 Liste aller Doktorarbeiten am III. Physikalischen Institut B Tag der mündlichen Prüfung Gutachter Zweitgutachter Name Titel der Arbeit 1 Herbert Burmeister Messung von Elektronen-Photonen-Kaskaden und theoretische Deutung der Ergebnisse 28.02.1961 Deutschmann Fucks 2 Herbert Lengeler Messungen von Elektronenkaskaden in Blei mit Hilfe einer Blasenkammer 18.12.1962 Deutschmann Schlögl 3 Klaus Tesch Die Messung der Streuung von 14-MeV-Neutronen an Bor, Kohlenstoff und Schwefel 29.06.1962 Deutschmann Schlögl 4 Hartmut Eicker Die Erzeugung hoher Ströme relativistischer Elektronen in Kreisbeschleunigern 11.12.1963 Deutschmann Fucks 5 Karlheinz Fischer Messung des Pion-Elektron-Streuquerschnittes für 16 GeV/c Pionen 29.07.1964 Deutschmann Schlögl 6 Karl Bongartz Untersuchung der differentiellen Wirkungsquerschnitte bei elastischen und quasielastischen Streuprozessen von π+- und π--Mesonen an Protonen in einer Wasserstoffblasenkammer bei 4 GeV 22.07.1965 Deutschmann Faissner 7 Wolfgang Woischnig Zur Bestimmung der Quantenzahlen der A-Mesonen 28.02.1966 Deutschmann Faissner 8 Raimund Honecker Die Bestimmung der Neutron-Neutron-Streulänge aus der (n, 2n) Reaktion am Deuteron 09.03.1967 Deutschmann Armbruster 9 Heinz Weber Elastische und inelastische Zwei-Körper-Reaktionen in der π+p Streuung bei 8 GeV 25.07.1967 Deutschmann Faissner 10 Herbert Gräßler Die Bestimmung der Neutron-Neutron-Streulänge aus dem Aufbruch des Deuterons durch 14 MeV Neutronen 26.06.1968 Deutschmann Armbruster 11 Michael Aderholz Über die Reaktion π+ P → N*++ ω im Rahmen des Absorptionsmodells 05.05.1969 Deutschmann Rodenberg 12 Wilhelm Krudewig Intensive Elektronenströme in einem Luftspulenbetatron mit Stellaratorfeld 08.07.1969 Deutschmann Fucks 13 Eberhard Schüttler Über die Photoerzeugung von neutralen ρ-Mesonen in einer Wasserstoffblasenkammer bei Photonenenergien bis zu 5.8 GeV 10.02.1969 Deutschmann Faissner 14 Rolf Speth Experimentelle Untersuchung der Donohue-Högassen Parameter von Meson- und Baryon-Resonanzen 03.07.1970 Deutschmann Rodenberg 15 Eric Keppel Die Reaktion π+ p → p π+ π+ π- bei 8 GeV in dem reggeisierten multi-peripheren Modell von Chan, Loskiewicz und Allison 05.02.1970 Deutschmann Rodenberg 16 Günter Kraus Anwendung des CLA-Modells auf 3- und 5-Körperendzustände in π+p Reaktionen bei 8 GeV 13.02.1970 Deutschmann Rodenberg 17 Volker Commichau Eine halbautomatische Apparatur zur schnellen, programmgesteuerten Blasenkammerbildvermessung 13.07.1970 Deutschmann Sander 18 Klaus Hangarter Eine halbautomatische Methode zur Blasenkammerfilmvermessung mit Hilfe einer Fernsehkamera 13.07.1970 Deutschmann Sander 19 Hans-Georg Hilpert Die Photoerzeugung von ρo-Mesonen an Deuteronen in einer Blasenkammer bei Photonenergien bis zu 5.3 GeV 09.07.1971 Deutschmann Rodenberg 20 Joachim Bartsch Anwendung des DRP-Modells auf 3-Körper-Endzustände in der πpStreuung 12.02.1971 Deutschmann Rodenberg 61 21 Nikolaos Tsanos Bestimmung von Spin und Parität der A-Mesonen unter Berücksichtigung der Struktur des nicht-resonanten Untergrundes 14.05.1971 Deutschmann Rodenberg 22 Elmar Dropmann Die Bestimmung der Neutron-Neutron-Streulänge aus der Aufbruchreaktion D(n,p)2n des Deuterons 21.06.1971 Deutschmann Faissner 23 Joachim Melke Die Instabilität intensiver Elektronenströme bei relativistischen Energien in einem Luftspulenbetatron mit Stellaratorfeld 06.07.1972 Deutschmann Lübelsmeyer 24 Wolfgang Struczinski Inklusive π±-Photoproduktion und ihr Vergleich mit Hadron- und Elektroproduktionsexperimenten 02.07.1973 Deutschmann Lübelsmeyer 25 Harrie Schnackers Untersuchung der Photoproduktion von Mehrfachpionreaktionen in einem Deuterium-Blasenkammerexperiment bei Photonenenergien bis zu 5.5 GeV 11.05.1973 Deutschmann Lübelsmeyer 26 Reiner Schulte Beschreibung der Reaktion π+ p → p π+ π+ π- bei 4, 8 und 16 GeV/c mit dem Veneziano-Modell 26.06.1973 Deutschmann Otter 27 Peter Schmitz Experimentelle Untersuchung der Pion-Pion-Streuung an Hand von π±p-Produktionsexperimenten 12.02.1974 Deutschmann Otter 28 Rainer Schiffers Experimentelle Untersuchung der inkohärenten Produktion von ρ0Mesonen am Deuteron bei Photonenenergien bis 5.3 GeV 12.07.1974 Deutschmann Lübelsmeyer 29 Klaus Boesebeck Inelastische Teilchenmultiplizitäten für inklusive und Zwei-VertexReaktionen in π±p-Experiment bei 16 GeV/c und Vergleich mit dem peripheren Phasenraum 19.07.1974 Deutschmann Otter 30 Peter Lauscher Die Suche nach dem Doppel-Pomeron-Austausch in der Reaktion π+ p → π+ (π+ π-) p bei 8, 16 und 23 GeV/c 19.07.1974 Deutschmann Otter 31 Rolf Steinberg Beschreibung der Reaktionen π+ p → p π+ π0 bei 4, 8 und 16 GeV/c, π- p → p π- π0 bei 16 GeV/c und pp̄ → p π+ π- π0 in Ruhe durch das verallgemeinerte Veneziano-Modell 19.07.1974 Deutschmann Otter 32 Maurudis Matziolis Inklusive π±-Teilchenspektren in π+p Streureaktionen bei 8 und 16 GeV/c und Parametrisierung der Rapiditätsverteilungen 20.12.1974 Deutschmann Otter 33 Wolfgang Thiele Beschreibung von Modellen für Deuteronaufbruchprozesse und ihr Vergleich mit Daten der Reaktion γd → pp π- 07.02.1975 Deutschmann Lübelsmeyer 34 Peter C. Bosetti Untersuchung der Strange Particle Production in 16 GeV/c π±p-Reaktionen 19. 07.1975 Deutschmann Otter 35 Gerald Rudolph Spin-Analyse des (Kππ)-Systems in der Reaktion K- p → K- π- π+ p. November 1975 Otter (Aachen-Innsbruck) 36 Klaus Rumpf Eine Untersuchung von (π+ ω) und (K- ω) und -Systemen nahe der Reaktionsschwelle in π+p- und K.p-Streuexperimenten verschiedener Energien 12.02.1976 Otter Deutschmann 37 Hartmut Wieczorek Die Partialwellenanalyse des diffraktiv erzeugten (π+ π0 K̄0)-Systems in der Reaktion K- p → K̄0 π- π0 p bei 10.1, 14.3 und 16 GeV/c 23.11.1976 Otter (Innsbruck) 38 Hans-Helmut Seyfert Untersuchung der Reaktionen π± p → π± K+ K- p bei 16 GeV/c 29.01.1976 Otter Deutschmann 39 Peter Sixel Untersuchung der Transversalimpulse in π+p- und π-p-Reaktionen bei 16 GeV/c Primärimpuls 27.05.1977 Deutschmann Otter 40 Horst Laven Bestimmung der Helizitätsamplituden der Quasi-Zweikörperreaktion π+ p → (π+ π-) Δ++ bei 16 GeV/c 28.11.1977 Otter Deutschmann 41 Erwin Königs Die Suche nach Resonanzen im (K̄0 π+ π0)-System erzeugt in der Ladungsaustauschreaktion K- p → K̄0 π+ π- n. bei 10 GeV/c 02.02.1978 Otter Deutschmann 42 Heinrich Göddeke Hadronenidentifizierung mit Hilfe der Übergangsstrahlung 04.12.1979 Deutschmann Schmitz 62 43 Ulrich Pützhofen Entwicklung und Test eines Übergangsstrahlungsdetektors 04.12.1979 Deutschmann Schmitz 44 Horst Schlütter Analyse der Reaktionen π- p → K0 K- π+ n und π- p → K̄0 K+ π- n bei 16 GeV/c Strahlimpuls am Omega-Spektrometer 15.02.1980 Otter Deutschmann 45 Robert Brun Untersuchung der Reaktion π- p → K+ K- p bei 16 und 20 GeV/c im Omega-Spektrometer Oktober 1981 Otter (Innsbruck) 46 Robert Göttgens Inklusive Kn-, Λ- und Λ̄-Produktion und Analyse der Λ-Polarisation in einem K-p-Experiment bei einem K-Einschussimpuls von 110 GeV/c 08.02.1985 Bosetti Deutschmann 47 Peter Hawelka Entwicklung und Test einer hochauflösenden Driftkammer in Zylindergeometrie 25.05.1987 Deutschmann Tonutti 48 Wolfgang Schmitz Untersuchungen von Teilchenkorrelationen in Meson-induzierten Reaktionen bei 250 GeV/c Laborimpuls 27.11.1987 Bosetti Otter 49 Ulrich Bellgardt Suche nach dem Zerfall μ+ → e+ e+ e- 08.06.1988 Otter Bosetti 50 Andreas Roth Charmproduktion in 800 GeV/c Proton-Proton-Wechselwirkungen 15.11.1988 Bosetti Otter 51 Marcia Begalli Lifetime Determination of Charm Particles 11.05.1989 Otter Struczinski 52 Horst Nierobisch Untersuchung von Driftkammersignalen – Ein Vergleich zwischen Experiment und theoretischem Modell 26.05.1989 Deutschmann Flügge 53 Bernward Krause Suche nach der μ--e—Konversion im SINDRUM II-Spektrometer 13.12.1991 Otter Flügge 54 Klaus-Dieter Groth Datenanalyse bei der Suche nach der leptonflavourverletzenden Reaktion μ- + Ti → e- + Ti 19.06.1992 Otter Flügge 55 Hans-Joachim Wenzel Measurement of the Inclusive B-Lifetime Using J/ψ’s at the CDF Experiment 04.11.1993 Flügge Böhm 56 Ulrich Braun Untersuchungen zum Nachweis supersymmetrischer Reaktionen bei HERA 12.02.1993 Bosetti Flügge 57 Winfried Pilgram Elektronenidentifikation mittels Übergangsstrahlung im H1-Detektor 16.07.1993 Flügge Struczinski 58 Stephan Schulte Suche nach neutralen schweren Leptonen in Z0-Zerfällen im L3-Detektor 22.01.1993 Flügge Tonutti 59 Siegfried Masson Entwicklung, Bau und Betrieb universeller Anlagen zur Gasversorgung für das innere Spurkammersystem des H1-Detektors 24.10.1994 Flügge Struczinski 60 Norbert Sahlmann Untersuchungen zum Nachweis von Hadronen mit Charm im H1Detektor 24.10.1994 Flügge Berger 61 Winfried Honecker SINDRUM II: Eine neue obere Grenze für das Verzweigungsverhältnis der leptonflavourverletzenden Reaktion μ- + Pb → e- + Pb 25.10.1994 Otter Flügge 62 Rainer Seeliger Die Suche nach der spontanen Konversion von Myonium in Antimyonium – Ein neues Experiment am Paul-Scherrer-Institut 25.10.1994 Otter Flügge 63 Christoph Ley Untersuchungen zur Rekonstruktion des radiativen D*0-Zerfalls im H1-Experiment 29.11.1994 Flügge Berger 64 Michael Rietz Untersuchungen zur Rekonstruktion von Ereignissen mit offenem Charm anhand von Zerfällen der Ds± und D*± Mesonen bei H1 29.11.1994 Flügge Struczinski 65 Dirk Krücker Modelle für die elastische J/ψ-Produktion bei HERA 07.12.1995 Flügge Wyler 63 66 Christopher Wiebusch The Detection of Faint Light in Deep Underwater Telescopes 07.12.1995 Flügge Berger 67 Peter Wintz Neue Sensitivität für den Test der Leptonflavourverletzung bei der μe-Konversion in Titan: μ- + Ti → e- + Ti 10.01.1995 Otter Flügge 68 Dirk Kampmann Ein Präzisionsexperiment zur Suche nach der spontanen MyoniumAntimyonium-Konversion 12.07.1995 Otter Flügge 69 Richard Kaschowitz Messung von Jet-Raten in der Photoproduktion bei HERA 12.07.1995 Flügge Berger 70 Ralf Gräßler Untersuchungen zur Bestimmung der elektromagnetischen Energieskala des H1-Flüssig-Argon-Kalorimeters 18.04.1995 Flügge Struczinski 71 Andreas Ricker Testing the Gluon Self Coupling in 4 Jet Events from Z Decays 29.06.1995 Flügge Bethke 72 Claus Dohmen Messung und Likelihoodanalyse zur Suche nach der leptonflavourverletzenden Reaktion μ- + Ti → e- + Ti 09.02.1996 Otter Flügge 73 Stephan Müller Bestimmung der starken Kopplungskonstanten αs(mZ0) aus der Form hadronischer Ereignisse mit dem L3-Detektor bei LEP 19.12.1996 Flügge Bethke 74 Peter Uelkes Untersuchung harter Prozesse in der diffraktiven tiefunelastischen Streuung mit dem H1 Detektor bei HERA 25.11.1996 Flügge Braunschweig 75 Andreas Wagener Leptonische Zerfälle von Hadronen mit Charm im H1-Experiment 25.11.1996 Flügge Struczinski 76 Jörg Kaulard Suche nach der verbotenen ladungsaustauschenden μe-Konversion μ+ Ti → e- + Ca 30.04.1997 Otter Flügge 77 Jan Theißen Untersuchung harter Streuprozesse in der diffraktiven Photoproduktion bei HERA 11.12.1997 Flügge Braunschweig 78 Regina Becker Biophysikalische Charakterisierung eines Protonenstrahls im Hinblick auf eine Optimierung der Bestrahlungsplanung von Tumoren 1997 Flügge Schmitz, Jülich 79 Sebastian Bachmann Investigation of Microstrip Gas Chambers and their application in the CMS experiment 10.06.1998 Flügge Struczinski 80 Patrick Palmen Rekonstruktion von ΛC -Baryonen mit dem H1-Detektor 10.07.1998 Flügge Braunschweig 81 Hardy Pawletta Untersuchungen zur Rekonstruktion von D*±-Mesonen mit dem H1Detektor bei HERA 10.07.1998 Flügge Braunschweig 82 Oliver Pooth Micro Strip Gas Detector Modules: Development and Integration in the Forward Tracking System of the CMS Experiment 03.09.1999 Flügge Tonutti 83 Guido Cahsor Erstmalige Suche nach der kohärenten μe-Konversion in Gold 06.04.1999 Otter Flügge 84 Peer-Oliver Meyer Messung der Strukturfunktion F2 bei kleinen Bjorken-x und kleinen Impulsüberträgen mit dem VLQ-Spektrometer des H1-Detektors 01.09.2000 Flügge Berger 85 Markus Wobisch Measurement and QCD Analysis of Jet Cross Sections in DeepInelastic Positron-Proton Collisions at √s = 300 GeV 04.02.2000 Flügge Berger 86 Dirk Macke Micro Strip Gas Chambers with Gas Electron Multipliers and their Application in the CMS Experiment 16.10.2000 Flügge Struczinski 87 Matthias Schmand Higher Resolution PET (Positron Emission Tomography) by means of a new scintillator LSO (lutetium oxyorthosilicate: CE) 28.01.2000 Flügge Wienhard 88 Markus Petertill Systementwicklungen und Messungen zur Auslese und Kalibration von CMS Pipeline Chips für die angewandte Forschung und Serientests an CMS Streifendetektoren 04.10.2001 Flügge Braunschweig 64 89 Anette Zander Experiences with a pre-series of Micro-Strip Gas Counters with Gas Electron Multipliers for high rate applications 90 Joachim Kuth Suche nach der kohärenten Myon-Elektron-Konversion bei der abschließenden Messung der SINDRUM2-Kollaboration 20.04.2001 91 Lars Sonnenschein The t t̄ production in pp collisions at √s = 14 TeV 23.05.2001 Flügge Bernreuther 92 André Schüngel Neue obere Grenze für das Verzweigungsverhältnis der μeKonversion in Blei 21.06.2001 Otter Flügge 93 Andreas Nowack Investigations of a Pre-Series of Micro Strip Gas Chambers with Gas Electron Multipliers for High Rate Environments 11.07.2002 Flügge Mnich 94 Carlo Duprel Measurement of the Proton Structure Function F2 at low x and low Q2 with the H1 Detector at HERA 07.03.2003 Flügge Berger 95 Markus Axer Development of a Test System for the Quality Assurance of Silicon Microstrip Detectors for the Inner Tracking System of the CMS Experiment 18.12.2003 Flügge Mnich 96 Hans-Bernd Bröker A Slow-Control System for the AMS-02 Experiment on the International Space Station (ISS) 2004 Flügge Mnich 97 Peter Höting Untersuchung zur Rekonstruktion von D*±-Mesonen in Photoproduktion am H1-Detektor bei HERA 14.06.2004 Flügge Berger 98 Christoph Knöß Evaluation and Optimization of the High Resolution Research Tomograph (HRRT) 27.07.2007 Flügge Wienhard, MPI für neutrologische Forschung, Köln 99 Torsten Franke Development and Evaluation of a Test System for the Quality Assurance during the Mass Production of Silicon Microstrip Detector Modules for the CMS Experiment 04.07.2005 100 Sven Lotze Ion Backdrift Minimisation in a GEM-Based TPC Readout 05.04.2006 Mnich Stahl 101 Martin Killenberg Resolution Studies of a GEM-Based TPC 15.12.2006 Mnich Stahl 102 Stefan Kasselmann Top quark mass measurements in the lepton+jet channel using full simulation of the CMS detector 22.11.2007 Mnich Flügge 103 Astrid Münnich Simulation Studies for a High Resolution Time Projection Chamber at the International Linear Collider 26.03.2007 Mnich Stahl 104 Michael Pöttgens Development and evaluation of test stations for the quality assurance of the silicon micro-strip detector modules for the CMS experiment. 22.11.2007 Flügge Mnich 105 Gordon Kaußen Silicon Strip Detector Qualification for the CMS Experiment 06.10.2008 Stahl Feld 106 Henrike Wissing Search for relativistic magnetic monopoles with the AMANDA-II detector. 25.02.2008 Wiebusch Spiering, DESY 107 Alexander Linn Construction of the CMS Tracker End-Caps and an Impact Study on Defects 17.11.2008 Stahl Schael 108 Dirk Heydhausen Analysis of Petal Longterm test data for the CMS-Experiment 15.12.2008 Stahl Feld 109 Thomas Hermanns Studies at the CMS Experiment on Silicon Microstrip Module Defects and on Photon Identification in Semileptonic tt-Events 15.12.2008 Mnich Stahl 65 17.12.2001 Flügge Struczinski Otter Flügge Flügge Mnich 110 Manuel Giffels Study of the Sensitivity of CMS to the Lepton Flavour Violating Neutrinoless τ Decay τ → μμμ 27.02.2009 Stahl Krämer 111 Bernd Reinhold Development of a Level-1 Trigger and Timing System for the Double Chooz Neutrino Experiment 25.02.2009 Stahl Hebbeker 112 Andi S. Cucoanes Design studies for the Double Chooz trigger 24.07.2009 Wiebusch Lachenmeier, Tübingen 113 Jan-Patrick Hülß Search for Neutrinos from the Direction of the Galactic Center with the IceCube Neutrino Telescope 30.11.2010 Wiebusch Kowalski, Bonn 114 Jan Kovermann Comparative Studies of High-Gradient RF and DC Breakdowns 17.12.2010 Stahl Wuensch, CERN 115 Martina Davids Investigation of Spin Correlations in Top-Pair Production with the CMS Detector at the LHC 25.02.2011 Stahl Bernreuther 116 Philip Sauerland Kinematic Reconstruction of Tau Leptons and Test for Lepton Universality in Charged Weak Interactions with the CMS Experiment 15.04.2011 Stahl Hebbeker 117 Lars Perchalla Kinematic Tau Reconstruction and Search for The Higgs Boson in Hadronic Tau Pair Decays with the CMS Experiment 11.05.2011 Stahl Schael 118 Oxana Grünwald GEANT4 Simulation and evaluation of a time-of-flight spectrometer for nuclear cross section measurements in particle therapy 08.06.2011 Stahl Eble, UKA 119 Matthias Schunck On the Measurement of High-Energetic Neutrinos with the IceCube Neutrino Telescope and with Acoustic Detection Methods 07.10.2011 Wiebusch Hebbeker 120 Yvonne Küssel Constraints on the top quark’s charge with the CMS experiment 15.02.2013 Stahl Hebbeker 121 Wael Haj Ahmad Search for Top Quark pair resonances with the CMS Detector at the LHC 29.05.2013 Stahl Hebbeker 122 Anne Schukraft Search for a diffuse flux of extragalactic neutrinos with the IceCube Neutrino Observatory 07.06.2013 Wiebusch Hill, Adelaide 66 67 68 Das III. Physikalische Institut im Sommer 2013