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Lesesaal
Inhalt || BuB
BuB
Leihbrillen und bibliophile Betthupferl /
Bibliotels in Österreich: Unterkünfte
mit speziellem Literaturangebot _________ 222
Diskussion
Mord an Kultur und Bildung / Betriebswirtschaftliche Denkweise schadet den
Berliner Bibliotheken (Peter Venus) ______ 222
einmal verlängert / Kritische Bemerkungen
zur Plenardebatte (Eric W. Steinhauer) ___ 273
Gemeinsam das Lernen gestalten /
2. Fachtagung »Schule-BibliothekSchulbibliothek« in Thüringen /
Erfolgreiche Projekte vorgestellt
(Dana Horch) ________________________ 235
Nutzerforschung
Wie hängen Lebensstil und Bibliotheksnutzung zusammen? / Eine neue
Qualität in der Zielgruppenbetrachtung
von Bibliotheken am Beispiel der Stadtbücherei Stuttgart (Martin Szlatki) _______ 275
Bibliotheken gestalten Partnerschaften / Neue
Strategien entworfen und
diskutiert – Ein gemeinsames Seminar
von ekz und BIB (Stefanie Oeding) ______ 236
Nachrichten _________________________ 238
Medien: »Hollywood Librarian«
auf DVD ____________________________ 238
Doppelt gemoppelt / Oder: Machen
Mahnschreiben im elektronischen
Zeitalter noch Sinn? (Otto Jagla) ________ 224
Ausschreibung: Medienpädagogische
Projekte gesucht / Dieter Baacke-Preis
mit 5 000 Euro dotiert _________________ 240
Spendenaufruf: Rettungsaktion für
das Historische Archiv der Stadt Köln ____ 224
Termine _____________________________ 242
Jahrestagung: Medizinbibliotheken
als Leuchttürme des Wissens ___________ 242
Markt ______________________________ 246
Lesesaal
Wissenschaftliche Bibliothek
Wissensmanagement der Zukunft /
Eine Podiumsdiskussion
zum 90. Geburtstag der ZBW ___________ 230
w
Hochschule
Europa-Crashkurs für Berliner
Studierende / Kaleidoskop einer
informationswissenschaftlichen
EU-Exkursion (Gerrit Holz) _____________ 230
w
»Lesende Menschenkette« in der
Innenstadt / Projektintegriertes
Studieren an der Hochschule der
Medien in Stuttgart sorgt für Aufsehen
(Sarah Kübler, Ann Christine Marr) ______ 231
Tagungen
Von der »electronic library« zur
»enhanced library« / Bericht von
der 9. Internationalen Bielefeld
Konferenz 2009 (Almuth Gastinger) _____ 232
Zukünftiges Fachpersonal diskutiert
aktuelle Herausforderungen / RückBuB | 61 (2009) 04
Blickpunkt Internet
Dem Inhalt von Büchern auf der Spur /
Ein Überblick über die wichtigsten
Suchdienste im Netz (Jürgen Plieninger) __ 279
Fachliteratur
Breidbach, Olaf: Neue Wissensordnungen /
Wie aus Informationen und Nachrichten
kulturelles Wissen entsteht
(Joachim Eberhardt)___________________ 281
Rösch, Hermann: Academic Libraries
und Cyberinfrastructure in den USA.
Das System wissenschaftlicher
Kommunikation zu Beginn des
21. Jahrhunderts (Konrad Umlauf) ______ 282
Kaufer, Marion: Erwerbungsprofile in
wissenschaftlichen Bibliotheken. Eine Bestandsaufnahme (Adalbert Kirchgäßner) _ 284
Uhlig, Christian: Der Sortimentsbuchhandel. 20. Auflage (Dietmar Kummer) __ 286
Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte
(Peter Vodosek) ______________________ 287
NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek (Peter Vodosek) __ 289
SCHWERPUNKT:
Wissenschaftskommunikation
Wissen vermitteln für mündige Bürger /
Bibliotheken und Wissenschaftskommunikation: Ansätze einer historischen
Verortung (Olaf Eigenbrodt)____________ 248
w
Blickpunkt Recht
Die normative Kraft des Digitalisats /
Google scannt massenweise Bücher –
und kümmert sich hinterher ums
Urheberrecht (Michael Haager) _________ 228
Biblio-Trend 2009: In schwierigen
Zeiten auf Erfolgskurs bleiben /
Bond lädt ein zur »Bibliothekstagung
in Ihrer Nähe« _______________________ 244
–u
Information digital
Fundgrube für Profis und Amateure /
Der hbz-Werkzeugkasten bietet
eine umfassende Linksammlung
(Hans-Dieter Hartges, Peter Mayr,
Roswitha Schweitzer) _________________ 226
Tagung: Barrierefreiheit in Bibliotheken
und Museen _________________________ 243
.B
Der Kunde als Kommunikationsagent /
Elektronische Postkarten von
der Stadtbücherei Schweinfurt
(Anita Kaltenbach) ____________________ 226
Magazin
–B
Störende Werbung auf der Titelseite /
Der beste Platz wird mit Anzeigen
vergeudet (Veronika Czerwinski) ________ 223
Nachruf: Mit diplomatischem Geschick
für Bibliotheken geworben / Gerhard
Brüderlin ist im Dezember 2008 verstorben
(Monika Ziller) _______________________ 239
Öffentliche Bibliothek
Ein Bilderbuch-Sonntag in Hannover /
Aktion »Lesestart« beginnt mit Fest
für die ganze Familie (Brigitte Dill) _______ 225
e
Ausland
Eine Bibliothek funktioniert auch ohne
BibliothekarInnen! / Vorstoß der Stadtbibliothek Lund sorgt in ganz Schweden
für Diskussionen (Armi Bernstein) _______ 220
blick auf das 17. BOBCATSSSSymposium in Porto (Najko Jahn) _______ 234
.d
Foyer
Sprung ins digitale Zeitalter / Geisteswissenschaftliche Forschung nutzt
Potenziale des Internet (Anja Beddies) ___ 254
Aus dem
Berufsverband
Mitgliedernachrichten _________________ 293
Editorial ____________________________ 220
Impressum __________________________ 280
Recherchieren – auch mal mit dem Mut
zur Lücke / Literaturbezogene Arbeitsweisen bei Naturwissenschaftlern am
Beispiel der Biologie (Gerwin Kasperek) __ 258
Summary · Résumé ___________________ 291
Warum Wissenschaftler nicht mehr
einfach nur publizieren / Beobachtungen
anhand aktueller digitaler Trends
(Lambert Heller) ______________________ 264
In diesem Heft inserieren
Literatur- und Informationsversorgung
in der Spitzenforschung / Zentrale
Erwerbung von wissenschaftlichen
Informationsressourcen im Netz der
virtuellen Hybridbibliothek der
Max-Planck-Gesellschaft (Antje Michel,
Ralf Schimmer) _______________________ 267
Blickpunkt Wissenschaft
Urheberrecht weiter in der Schwebe /
Der Bundestag hat Paragraf 52a noch
Stellenmarkt _________________________ 295
a|S|tec| angewandte Systemtechnik,
Berlin, Seite 233
DABIS.com, A-Wien, Seite 261
ekz.bibliotheksservice, Reutlingen,
2. Umschlagseite, Seite 253
Hochschulbibliothekszentrum des Landes
Nordrhein-Westfalen (hbz), Köln, Seite 217
Kühne Bibliotheksumzüge, Dortmund,
Seite 237
Plustek Technology GmbH, Norderstedt,
Seite 257
Schulz Bibliothekstechnik AG, Speyer,
Seite 218
219
219
BuB | Foyer
Ausland
Ausland
Eine Bibliothek funktioniert
auch ohne BibliothekarInnen!
e
Vorstoß der Stadtbibliothek Lund sorgt in ganz
Schweden für Diskussionen
Bibliotheken ohne Personal testen« – diese Überschrift in der
Tageszeitung »Sydsvenskan«
vom 18. Januar dieses Jahres
hat gleichermaßen die Nutzer
der Bibliothek wie den bibliothekarischen Fachverband DIK
in Schweden erschreckt.
Die Leiterin der kommunalen
Bibliothek Lund, Karin Sandberg, sieht dank der neuen Technologien gute Chancen, noch
mehr für die Kunden da zu sein.
Warum sollte eine Bibliothek
schließen, wenn die meisten
Kunden selbst in der Lage sind,
Medien zu verbuchen – und mithilfe von Webcam und Telefon
in Kontakt mit einem besetzten
Auskunftsplatz in der Zentrale
treten können, falls notwendig?
Sie verweist auf die gelungenen Experimente im dänischen Jylland und fürchtet
nicht, dass die Bibliothek ohne
Aufsicht zu einer Wärmestube
mutiert, wobei sie einräumt,
dass eine Kameraüberwachung
dann unumgänglich sein wird.
Zunächst soll das Experiment
in kleinen Bibliotheken mit
kümmerlichen Öffnungszeiten
starten. Lund will eine neuartige
w
w
.B
–u
Nun werden also doch nicht nur Straßen gebaut. Beim zweiten
Konjunkturprogramm der Bundesregierung stehen Investitionen
in die Bildungsinfrastruktur im Vordergrund. Darunter fallen neben Schulen, Hochschulen – inklusive Bibliotheken – und Kindergärten auch sogenannte »Gemeinbedarfseinrichtungen«, worunter die Politiker zum Beispiel Sportstätten, aber auch Stadtteilbibliotheken einordnen. 6,5 Milliarden Euro der insgesamt
10 Milliarden, die der Bund für das Konjunkturpaket II zur Verfügung stellt, sind für den Bereich Bildung im weitesten Sinne
vorgesehen.
Ziel des Programms ist es, Arbeitsplätze in der örtlichen
Bauwirtschaft und beim Handwerk zu sichern. Die schwächelnde Konjunktur soll möglichst rasch angekurbelt werden. Deshalb
werden nur Investitionen gefördert, die in den Jahren 2009 und
2010 umsetzbar sind. Damit kommen für das Programm in erster Linie Sanierungsmaßnahmen an vorhandenen Gebäuden in
Betracht, die schnell zu realisieren sind und für die – weitgehend
– abgeschlossene Planungen vorliegen oder kurzfristig erstellt
werden können. Mindestens die Hälfte der Mittel soll noch im
Jahr 2009 ausgegeben werden.
Für Bibliotheken heißt das: Möglichst schnell handeln! Der
Deutsche Bibliotheksverband (dbv) hat seine Mitglieder aufgefordert, sich direkt an die Träger zu wenden, um entsprechenden
Bedarf für Baumaßnahmen anzumelden. Eine ausführliche Übersicht mit den aktuell verfügbaren Förder- und Antragsmöglichkeiten hat die ekz.bibliotheksservice GmbH in Reutlingen unter
foerderprogramme.ekz.de ins Internet gestellt. Die Listen, so
kündigte die ekz an, würden laufend aktualisiert.
Dass das Ganze tatsächlich funktioniert, zeigen erste Erfolgsmeldungen aus dem Bibliotheksbereich: So erhält die Gottfried
Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover zehn Millionen Euro aus
dem Konjunkturpaket zur Gebäudesanierung. Unter anderem
werden damit Magazine und Tresore nach neuesten klima- und
sicherheitstechnischen Aspekten saniert. Bibliotheksdirektor
Georg Ruppelt erklärte dazu: »Pläne zum Umbau des Gebäudes
liegen schon lange vor, sodass nun zügig mit der Umsetzung
begonnen werden kann.«
Die bayerischen Fachhochschulen sollen 50 Millionen Euro
erhalten. Zwölf Millionen davon fließen allein an die Hochschule
für angewandte Wissenschaften Amberg-Weiden. Diese will den
Löwenanteil für einen Neubau der Mensa mit Erweiterung der
Bibliothek verwenden. In Schwerin stellte die Oberbürgermeisterin Maßnahmen zum Konjunkturprogramm in Höhe von zehn
Millionen Euro vor, darunter befindet sich auch das Projekt
»Digitale Bibliothek«, das Schwerin als Bildungsstandort in
Mecklenburg-Vorpommern stärken soll.
Auch in kleineren Kommunen werden Projekte vorbereitet.
Die Berufsakademie im sächsischen Plauen freut sich auf einen
neuen Campus. Vorgesehen ist, die ehemalige Justizvollzugsanstalt auf dem Amtsberg umzubauen, das reichlich 100 Jahre
alte Gefängnis dort soll zur Bibliothek werden. Im Pinneberger Stadtteil Thesdorf
(Schleswig-Holstein) steht die Erweiterung
der Schule auf dem Plan. Eine neue Mehrzweckhalle mit Bibliothek für rund 1,75
Millionen Euro gehört dazu.
Bernd Schleh (BuB-Redakteur)
ohne Personal mit ihrem Ausweis und einem PIN-Code Zugang verschaffen.
Dagegen hält Karin Aström,
Vorsitzende von DIK: »Es geht
um die Rolle der Bibliothek in
der Zukunft. Soll sie nur ein Ort
sein, wo man Bücher ausleiht
und zurückbringt? Oder soll
sie eine Begegnungsstätte für
Menschen sein, wo man Hilfe
von professionellem Fachpersonal bekommt? Wir sind für das
zweite!«
Sie erinnert daran, dass die
Buchautomaten in der Hauptstadt Stockholm ein Flop waren.
Es handelt sich dort um Automaten, bei denen man sich mit
Leserausweis einloggen kann,
zwischen verschiedenen Titeln
wählen kann – und raus kommt
dann ein Buch in Plastik verpackt zum Ausleihen.
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Bibliotheken statt Straßen
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Editorial
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220
Ein Kommentator fragte,
was die Bibliothek eigentlich
liebenswert macht und
antwortete selbst: die
BibliothekarInnen!
Zweigstelle in Brunnshög im Jubiläumsjahr 2014 eröffnen. Die
Stadtbibliothek wird dann 150
Jahre alt, und die Stadt kandidiert für die europäische Kulturhauptstadt.
Die Zweigstelle könnte rund
um die Uhr geöffnet sein, die
Kunden würden sich in Zeiten
Kontroverse Kommentare
Die Kommentare der LeserInnen in der Zeitung waren
kontrovers:
„ Eine glänzende Idee! Wer
die Hilfe einer Bibliothekarin braucht, kann ja zu Zeiten
kommen, wenn diese da sind.
Warum soll die Bibliothek überhaupt geschlossen sein?
„ Schämt Euch – überall werden Menschen wegrationalisiert! Und dann noch so etwas!
„ Eine Bibliothek, in der Kinder unerwünscht sind?
„ Wie sollen wir unsere Kinder
und Jugendlichen zu sozialen
Wesen erziehen, wenn wir solche Bibliotheken einrichten?
Ein Kommentator fragte, was
die Bibliothek eigentlich liebenswert macht und antwortete
selbst: die BibliothekarInnen!
Karin Sandberg will keineswegs ihre MitarbeiterInnen
wegrationalisieren, sondern ist
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Ausland
e
der Meinung, dass sie eher noch
mehr Personal braucht. Sie will
das Personal aber dort einsetzen,
wo die Bibliothek bis jetzt nicht
ausreichend in Erscheinung getreten ist: in Kitas, Schulen, Altersheimen, Betrieben. Es geht
ihr auch um behinderte und
ältere Menschen, die aus eigener
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Das Bibliothekssystem im schwedischen Lund umfasst neben der Hauptstelle elf Zweigstellen und einen Bücherbus mit 40 Haltestellen.
Foto: Stadtbibliothek Lund
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.B
Zum Märchenzimmer führt
ein schmaler, geheimnisvoller
Gang«, schwärmte eine Kollegin. Die Kinderbibliothek ist
das Herz des Ganzen. Obwohl
zentral und nahe beim Bahnhof gelegen ist die Bibliothek
von einem Park umgeben. Der
Bibliothek angeschlossen ist ein
gemütliches Café, in dem man
Mitglieder des BIB
w
w
Kraft nicht mehr in die Bibliothek kommen können.
Lund hat 76 000 Einwohner, ein Drittel davon sind Studenten, die trotz der Universitätsbibliothek in der Stadt auch
in der Öffentlichen Bibliothek
ausleihen. Neben der Hauptstelle umfasst das System elf
Zweigstellen und einen Bücherbus mit 40 Haltestellen. Der
Gesamtbestand umfasst knapp
600 000 Medien. 40 500 aktive
LeserInnen wurden im Jahr
2007 gezählt, 862 000 Besuche
zählte die Hauptstelle. Diese
stellt ihren Kunden 700 Zeitungen täglich zur Verfügung.
Deshalb ist die Hauptstelle auch
sonntags geöffnet. (Die meisten
skandinavischen oder englischsprachigen Zeitungen erscheinen auch am Sonntag.)
Wenn man den Bericht einer
finnischen Gruppe von KollegInnen liest, die schwedische
und dänische Bibliotheken im
Jahr 2001 besichtigten und damals Lund interessanter fanden
als Malmö, ahnt man, dass es
sich hier nicht um eine Sparmaßnahme handelt, sondern
um die Absicht, kompetentes
Personal dort einzusetzen, wo
die neuen Technologien Menschen nicht erreichen.
Die finnischen KollegInnen
bewunderten in Lund die
»schönste Kinderbücherei« auf
ihrer Studienreise in Schweden und Dänemark. »In Lund
betritt man die Kinderbibliothek durch eine geheimnisvolle blaue Schranktür, als
würde man in Narnia eintreten.
.d
Karin Sandberg will keineswegs ihre MitarbeiterInnen
wegrationalisieren, sondern
ist der Meinung, dass sie eher
noch mehr Personal braucht.
BuB | 61 (2009) 04
werden gebeten, alle Änderungen ihrer personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der
Anschrift und der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag von
BuB, sondern der Geschäftsstelle des BIB mitzuteilen.
BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
Zeitungen und Zeitschriften
aus der Bibliothek lesen kann. In
den Bibliotheksräumen geht es
trotz vieler Besucher angenehm
ruhig zu, die Telefone sind lautlos und blinken, anstatt zu klingeln.
Eigenverantwortliche Teams
Die Bibliothek arbeitet in
Teams, die komplett für ihre
Bereiche verantwortlich sind
und einen eigenen Etat haben.
Es gibt folgende Bereiche: Kinder- und Jugend, Musik und
Kunst, Technik und Naturwissenschaften, Schöne Literatur
und Literaturwissenschaft sowie
humanistische Wissenschaften.
Die Bibliothek bietet den
Service »Konsument Lund«, der
Verbraucherfragen beantwortet
und Reklamationen entgegen
nimmt. Ein »Staatsbürgerterminal« gibt Hilfe beim Umgang
mit Behörden.
Zu den besonderen Diensten
gehören auch Medien in BrailleSchrift und ein spezieller Computer für Menschen mit Lesestörungen. Menschen, die aus
eigener Kraft nicht in die Bibliothek kommen können, werden
monatlich durch den »Bücher
auf Räder«-Service besucht. Die
Bibliothek bietet Vorlesestunden, unter anderem auch in Gebärdensprache.
Die Öffnungszeiten der
Hauptstelle können sich sehen
lassen: Montag bis Donnerstag
von 10 bis 20 Uhr, Freitag von
10 bis 19 Uhr, Samstag von 10
bis 16 Uhr und Sonntag von 13
bis 17 Uhr.
In der Pilotphase sollen
kleinere Bibliotheken genau
so lange öffnen – in den erweiterten Zeiten ohne BibliothekarInnen mit der Möglichkeit der
Kontaktaufnahme mit der Auskunft in der Hauptstelle.
Armi Bernstein,
Stadtbibliothek Göppingen
221
BuB | Foyer
Diskussion
Diskussion
Ausland
Mord an Kultur und Bildung
Leihbrillen und
bibliophile Betthupferl
Betriebswirtschaftliche Denkweise schadet
den Berliner Bibliotheken
Im Urlaub neue Welten entdecken – beim Reisen und Lesen: 50
Bibliotels in Österreich bieten eine Mischung aus Hotel, Bibliothek
und Literaturevent.
Foto: Bibliotels
meinde im umliegenden Brandenburg. Im Jahr 1995 führte
die Große Koalition Berlin das
sogenannte
Globalsummenprinzip ein. Seit dem Haushaltsjahr 2001 erfolgt die Zuweisung
der Globalsummen nach dem
Prinzip der sogenannten Budgetierung, die sich am Output
statt am Input der öffentlichen
Verwaltung orientiert.
Die Zuweisung der Haushaltsmittel basiert auf den tatsächlich erstellten Dienstleistungen der Bezirke: Für alle
Verwaltungs-»Produkte«, die
gegenüber den Bürgern erbracht
werden, ermittelt die Senatsverwaltung für Finanzen Produktbudgets. Sie werden nach
dem Prinzip »Menge mal Preis«
berechnet. In der Summe ergibt
sich so für jeden Bezirk ein »Produktsummenbudget«, das Bestandteil der Globalsumme ist.
Die Zuweisung für die jeweiligen Produkte erfolgt auf Basis
der mittleren Verwaltungskosten (Median). Jeder Bezirk,
dessen
Produktstückkosten
unterhalb dieses Preises liegen,
kann den Differenzbetrag in
voller Höhe behalten. Wer darüber liegt, hat Pech, es wird ihm
im nächsten Haushaltsjahr genommen und dem, der darunter
geblieben war, gegeben.
–B
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Das Thema »Ehrenamt«,
insbesondere die aktuelle
Situation in Berlin, sorgt nach
wie vor für deutliche Meinungsunterschiede. Im Folgenden
antwortet Peter Venus auf den
umfangreichen Diskussionsbeitrag von Stefan Rogge in der
Januarausgabe von BuB (Seite
54–57):
Wenn Bürger ihre von der
Schließung bedrohte Bibliothek, die seit Jahrzehnten in
ihrem Kiez einen kulturellen
Mittelpunkt bildet, monatelang
besetzt halten, sie schließlich
mit hohem persönlichen Einsatz
wieder eröffnen können und
ehrenamtlich fortführen, also
vor der endgültigen Schließung
bewahren, und sich gleichzeitig vehement für die Wieder-
–u
.B
w
Erstmals kooperieren im Nachbarland Tourismusbetriebe mit
Verlagen, Buchhändlern und
Bibliotheken, um dem Gast ein
anspruchsvolles und vielfältiges
Lesevergnügen zu bieten. Dank
der Zusammenarbeit spannt
sich der Bogen der in den Bibliotels aufliegenden Bücher von
brandaktuellen
Neuerscheinungen bis hin zu Klassikern der
Weltliteratur, von internationalen Bestsellern bis zum Repertoire österreichischer Autoren.
Was unterscheidet ein »Bibliotel« von einem »Hotel mit Bibliothek«? Eine ganze Reihe kreativer Ideen, die lesefreudigen
Gästen den Aufenthalt versüßen sollen. Laut Pressemitteilung findet man als Gast bei der
Ankunft auf dem Zimmer sein
persönliches Wunschbuch vor,
das man bereits bei der Buchung
aussuchen kann. Die allgemeine Bibliothek des Hauses bietet je nach Kategorie zwischen
300 und 1 500 Bücher, darüber
hinaus stehen Hörbücher, MP3Player, Tageszeitungen und
Zeitschriften zur Verfügung.
Auch die Ausstattung ist ganz
auf die lesende Klientel ausgerichtet: Von Hängematten, kuscheligen Sofas und Lesestühlen bis hin zu Leihbrillen für
Vergessliche und einem Langschläferfrühstück für alle, die
wieder einmal bis in die späten
Nachtstunden hinein gelesen
haben. Für den literarischen Tagesausklang sorgen bibliophile
»Betthupferl« in Form von Ansichtskarten mit je einer Kurzgeschichte, die dem Gast aufs Bett
gelegt werden.
Rund 50 Bibliotels gibt es
derzeit schon in Österreich,
bei der Buchung werden sie in
fünf Kategorien unterteilt: Zwei
Buch-Symbole bedeuten eine
Auswahl von mindestens 300
Büchern, während man in einem
Fünf-Buch-Bibliotel aus rund
1 500 Büchern wählen kann.
Weitere Informationen unter: www.bibliotels.com
w
Viele Menschen greifen vor
allem im Urlaub gerne zu einem
guten Buch. In Österreich hat
sich jetzt eine neue Art von Unterkünften genau auf dieses Publikum spezialisiert: die Bibliotels – Unterkünfte mit speziellem Literaturangebot.
e
Bibliotels in Österreich: Unterkünfte mit
speziellem Literaturangebot
w
222
In Pankow mit immerhin
370 000 Einwohnern gab es
bis vor wenigen Jahren noch
19 Bibliotheken, heute sind
es noch sieben.
besetzung der offengehaltenen
Arbeitsplätze durch den Staat
einsetzen, das also soll einen
bibliothekarischen Suizid bewirken. So jedenfalls Herr Rogge. Gewiss eine erstaunliche
Sicht, geradezu ein Paradoxon.
Das »Ehrenamtsmodell« sei
ein betriebswirtschaftlicher Geniestreich, schreibt Herr Rogge.
Recht hat er. Aber nur dann,
wenn man Kultur und Bildung, also auch Bibliotheken,
betriebswirtschaftlichen Kriterien unterwirft. Und genau das
geschieht – nicht nur in Berlin
– seit vielen Jahren, mit fatalen
Folgen. In Berlin sind diese Kriterien besonders makaber.
Die Berliner Bezirke, jeder
für sich eine Großstadt, haben
weniger haushalterische Rechte
als jede auch noch so kleine Ge-
Permanente Unteraustattung
Da es sich aber um Globalzuweisungen handelt, sind diese
Mittel auch nicht zweckgebunden. Das heißt, der Bezirk kann
damit andere Löcher stopfen,
und derer gibt es viele. Gespart
werden muss dann bei den »freiwilligen« Aufgaben Kultur und
Bildung. Im nächsten Haushaltsjahr wird erneut der Median gebildet und das Spiel beginnt von neuem.
Darüber hinaus wurden
durch eine permanente UnBuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Diskussion
Mit Befremden entdeckte ich
eine ganzseitige Anzeige der
Firma Bond auf der Titelseite
der Februarausgabe von BuB.
Abgesehen davon, dass ich der
Ansicht bin, dass ganzseitige
Anzeigen auf Titelseiten nichts
zu suchen haben, finde ich es
grenzwertig, dass dem Marktführer für Bibliothekssoftware
Bond an dieser Stelle die Möglichkeit gegeben wird, für sein
neuestes Produkt bibliotheca.
net zu werben. Hat unser Fachmagazin BuB es nötig, seinen
besten Platz mit Anzeigen zu
vergeuden? Sind wir nicht auch
presserechtlich der Neutralität
verpflichtet?
Zufällig sind wir in Menden
Anwender von Bibliotheca.net.
Da springt der Slogan »Effizienz, die begeistert« erst recht ins
w
BuB | 61 (2009) 04
lition. Und müssten nicht auch
Bibliotheksleiter sowie die Beschäftigten und deren Organisationen dieselben Ziele haben?
Entspräche das nicht dem Berufsethos? Wir glauben, dass
man gemeinsam viel erreichen
kann.
Wer bürgerschaftliches Engagement aber zur Kostensenkung
instrumentalisiert, missbraucht
es und programmiert die Gegenwehr.
Nein, engagierte Bürger, die
ihre Kiezbibliothek retten und
erst einmal freiwillig offen halten, bedingen keinen bibliothekarischen Selbstmord, sondern
das Finanzierungssystem mordet die Bibliotheken. Und wer
sich ihm widerstandslos ergibt,
begeht Beihilfe.
Peter Venus, Berlin
–B
.d
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Als uneffektiv gegeißelt
Diskussion
–u
Die Kiezbibliothek, die er als uneffektiv geißelt, ist den Bürgern
nicht nur als »Materialhülle«
wichtig, sondern als lebendiger
Ort des Lesens und Lernens. Senioren, Arbeitssuchende, Eltern,
Kinder von fünf bis zwölf Jahren
finden nicht so einfach den Weg
in die Mittelpunkts- oder Zentralbibliothek, fahren nicht so
einfach mal drei U- oder Straßenbahnstationen.
Unsere Stadtteilbibliotheken
gehören zum urbanen Leben,
sind lebendiger öffentlicher
Raum, in dem Kinder in die
Selbstständigkeit und Selbstbestimmung der Medienauswahl
hineinwachsen können, und wir
Bürger möchten sie behalten!
Effizienz öffentlicher Verwal-
w
mit diesem System die Ausgaben für bezirkliche Kultur und
Bildung zunehmend gegen Null
fahren.
Bereits im Abschlussbericht
der »Zweiten Strukturkommission zur bezirklichen Kulturarbeit« vom Oktober 2005
wurde auf die akuten Gefahren
insbesondere für die bezirkliche Kulturarbeit hingewiesen.
»Wenn keine entscheidenden
Korrekturen
vorgenommen
werden, werden die Bezirke auf
Transferleistungen und die Erfüllung immer enger ausgelegter
Pflichtausgaben reduziert und
allen kommunalen Gestaltungsmöglichkeiten beraubt.« (www.
berlin.de/imperia/md/content/
balichtenberghohenschoenhau
sen/kultur/zweite_strukturkom
mission_zur_bezirklichen_kul
turarbeit.pdf – Seite 28).
Eine Korrektur fand nicht
statt. Die Demontage der bezirklichen Kunst- und Kulturförderung und der kulturellen
Bildungsarbeit schritt weiter
fort. Bezirke, die versucht haben, dem entgegenzuwirken,
wurden haushalterisch regelrecht abgestraft. Die Spielräume
für Umverteilungen in den bezirklichen Haushalten zugunsten von Kultur und Bildung
tung bemisst sich nicht an einer
immer größeren Einschränkung
von Angeboten. Denn öffentliche Verwaltung hat den Bürgern zu dienen und nicht sich
selbst.
Wir von »Pro Kiez« leisten
Widerstand gegen dieses Finanzierungssystem, indem wir
unter anderem versuchen, es in
eine möglichst breite öffentliche
Debatte zu bringen. Wir fordern, dass Kultur und Bildung
als öffentliche Daseinsvorsorge
endlich Pflichtaufgaben werden. Wir setzen uns ein für ein
Bibliotheksgesetz, das verbindlich Erhalt und Entwicklung
von Bibliotheken sowie deren
Finanzierung durch den Landeshaushalt vorschreibt. Da
gibt es Verbündete bis hinein
in die Berliner Regierungskoa-
.B
Wir fordern, dass Kultur
und Bildung als öffentliche
Daseinsvorsorge endlich
Pflichtaufgaben werden.
wurden durch die Senatsverwaltung für Finanzen systematisch
beseitigt. Die Senatsfinanzverwaltung hat in den letzten Jahren immer wieder ganz offen
die bezirklichen Ausgaben für
Kultur und kulturelle Bildung
als nicht in den Kernbereich der
staatlichen Aufgabenerfüllung
gehörig und deshalb als entbehrlich bezeichnet.
In Pankow mit immerhin
370 000 Einwohnern gab es bis
vor wenigen Jahren noch 19 Bibliotheken, heute sind es noch
sieben, und das gänzlich ohne
»Modell Ehrenamt«!
Herr Rogge kennt als Leiter
der Stadtbibliothek Berlin-Mitte, davon kann man ausgehen,
dieses
Finanzierungssystem
und dessen Auswirkungen genau. Umso verwunderlicher
ist es, wenn er die Gefahr für
Bibliotheken und seine Kolleginnen und Kollegen mehr im
Engagement der Bürger sieht.
Zu Recht beklagt er, dass Fachangestellte – in Mitte werden
derzeit elf ausgebildet – »kaum
noch« übernommen werden,
richtiger wäre gewesen »nicht
mehr«. Denn seit Jahren werden
in Berlin keine Fachkräfte für
Bibliotheken mehr eingestellt.
Auch das ganz ohne »Modell
Ehrenamt«. Dafür fordert Herr
Rogge mehr Effizienz. Doch
was ist das?
w
terausstattung der Budgets für
gesetzliche Pflichtaufgaben und
die unzureichende Abfederung
bei unvermeidlicher Ausgabenüberschreitung, zum Beispiel
im Sozialbereich, den Bezirken
zusätzliche finanzielle Lasten
auferlegt, die sie nur durch
permanenten
Personalabbau
ausgleichen können. Das trifft
besonders die personalintensiven »freiwilligen« Leistungen
der Kultur- und Bildungsarbeit, Musikschulen und Bibliotheken, kulturellen Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche.
Man muss kein Mathematiker sein um zu erkennen, dass
Störende Werbung auf
der Titelseite
Der beste Platz wird mit Anzeigen vergeudet
Zur Aufmachung der Februarausgabe von BuB hat die Redaktion folgender Leserbrief erreicht:
Auge. Zuletzt mussten wir die
Verlängerungsmöglichkeit im
Opac abschalten, weil das letzte Update von Bibliotheca.net
gravierende
Programmfehler
enthält. Der Web-OPAC.net
steigert keine Ausleihzahlen! Es
kostet uns zusätzliche Arbeitszeit, alle E-Mails mit Verlängerungswünschen abzuarbeiten.
Beim Durchschauen älterer
BuB-Ausgaben stellte sich heraus, dass es wohl üblich ist, die
Titelseiten mit ganzseitigen Anzeigen zu belegen, egal ob von
Bond oder Biber. Ich find‘s nicht
gut! Sicher gibt es genügend Fotos
von Bibliotheksgebäuden oder
tolle Motive für Titelseiten, die
dort besser aufgehoben wären.
Veronika Czerwinski, Menden
Anmerkung der Redaktion: Die
Anzeigen auf der Titelseite von
BuB tragen wesentlich zur Finanzierung der Zeitschrift bei. Derzeit gibt es dazu kein alternatives
Geschäftsmodell.
223
BuB | Foyer
Diskussion
Klar ist aber auch, dass Bibliotheken nach BGB nicht
verpflichtet sind, die Rückgabe einer Leihe anzumahnen.
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w
grundsätzlich über die Notwendigkeit von Mahnschreiben im
elektronischen Zeitalter nachzudenken.
Sicherlich ist es so, dass in
Bibliotheken schon immer gemahnt wurde (Gewohnheitsrecht?) und dass es unter Vertragspartnern auch eine gute
Gepflogenheit ist zu erinnern,
wenn jemand in Verzug gerät.
Klar ist aber auch, dass Bibliotheken nach BGB nicht verpflichtet sind, die Rückgabe
einer Leihe anzumahnen. Die
Leihe ist immer eine Bringschuld, siehe dazu Paragraf 604
BGB, wo es heißt: »Der Entlei-
.B
Mehrere wissenschaftliche Bibliotheken sind in den letzten
ein bis zwei Jahren dazu übergegangen, statt nach Ablauf von
circa 14 Tagen ein Mahnschreiben über die fällige Rückgabe
entliehener Medien herauszuschicken, eine E-Mail-Benachrichtigung um den letzten Tag
der Fälligkeit zu versenden; ganz
Fortgeschrittene senden bereits
eine SMS statt einer E-Mail
oder bieten beide Varianten an.
Auch einige Öffentliche Bibliotheken haben jetzt mit dieser
Form der Mahnung begonnen,
und in vielen Bibliotheken wird
darüber diskutiert, ob man sich
dem anschließen soll.
Diese Diskussion mit den vielen Pro- und Contraargumenten
veranlasste mich, nochmals
her ist verpflichtet, die geliehene
Sache nach dem Ablaufe der für
die Leihe bestimmten Zeit zurückzubringen.« Im Kommentar dazu heißt es: »Rückgabe ist
Bringschuld, daher am Wohnsitz des Verleihers zu erfolgen.«
Dr. Gabriele Beger von der
Staats- und Universitätsbibliothek in Hamburg sagt dazu,
dass bei Anwendung des Privatrechtes und bei Bekanntgabe
der Rückgabefrist bei der Entleihung nicht gemahnt werden
muss.
Wenn wir heute vor allem
den Kunden den Service einer
zeitnahen Mahnung zukommen
lassen wollen, die unsere Datenbanken, OPACs und Benutzerkonten sowieso schon elektronisch nutzen und verwalten, so
können wir gerade von diesem
Kundenkreis auch die elektronische Verwaltung der Fristen
erwarten. Es ist der gleiche Klick
im Internet, wenn ich meine
E-Mail lese beziehungsweise in
die Kontoverwaltung der Bibliothek gehe, um zu prüfen, ob
Vormerkungen
bereitstehen
oder Fristen abgelaufen sind.
Eine zusätzliche elektronische
Mahnung wäre demnach doppelt gemoppelt.
Mit einer groß angelegten
Kampagne, einer Aufklärungsoffensive, könnte man bundesweit beziehungsweise landesweit oder auch stadtweit dafür
werben, dass Bibliotheken zum
Beispiel aus Kostengründen
nicht mehr überfällige Medien
mahnen, dass die Kunden bei
der Entleihung einen Fristenbeleg erhalten und darüber hinaus
ihre Entleihungen elektronisch
weltweit überwachen und gegebenenfalls die Frist verlängern
können.
Die Synergieeffekte und Vorteile liegen klar auf der Hand:
„ Wir sparen Personalkosten
für das Eintüten der Briefe.
w
In seinem Leserbrief untersucht
Otto Jagla, inwiefern Mahnschreiben im elektronischen
Zeitalter überhaupt noch Sinn
machen:
Rettungsaktion für das
Historische
Archiv der
Stadt Köln
e
Oder: Machen Mahnschreiben im elektronischen
Zeitalter noch Sinn?
Spendenaufruf
.d
Doppelt gemoppelt
„ Wir sparen Briefpapier, Umschläge und Portokosten.
„ Wir verlieren keine Vertragsstrafen, wie offensichtlich bei
der E-Mail-Mahnung.
„ Es gibt keine Diskussion am
Rückgabetresen über so spät
abgesandte Mahnbriefe, die angeblich nur der »Abzocke« dienen sollen.
„ Der Rückgabebeleg kommt
wieder in den Fokus und liegt
nicht nachlässig neben den Papierkörben.
„ Der Webauftritt der Bibliotheken und Verbünde gewinnt
an Bedeutung und Beachtung,
die Kunden erfahren die Transparenz des Systems und die weiteren Dienstleistungsangebote.
„ Die Idee der Selbstbedienung
und Eigenverantwortung wird
gestärkt.
Vor Eröffnung eines Klageverfahrens oder Beantragung
–B
Diskussion
w
224
Vor Eröffnung eines Klageverfahrens oder Beantragung
eines Mahnbescheides muss
man den Nutzer natürlich
weiterhin benachrichtigen
und ihm die letzte Chance
geben, seine Entleihungen
abzugeben.
eines Mahnbescheides muss
man den Nutzer natürlich weiterhin benachrichtigen und ihm
die letzte Chance geben, seine
Entleihungen abzugeben. Dr.
Gabriele Beger dazu: Eine Mahnung mit Fristsetzung ist vor
Klage auf Herausgabe oder zur
Geltendmachung der Verzugsstrafe erforderlich. Das heißt,
dass letztendlich lediglich eine
Mahnung erforderlich ist.
Dieser Vorschlag mag auf
den ersten Blick etwas ungewöhnlich erscheinen, es würde
mich aber freuen, wenn er in die
Diskussion um E-Mail-Benachrichtigungen einbezogen und
bedacht werden würde.
Otto Jagla, Zentral- und
Landesbibliothek Berlin
Das Historische Archiv der
Stadt Köln liegt in Trümmern.
Priorität müssen nun die Rettungsmaßnahmen für die unwiederbringlichen Archivalien dieses größten und wichtigsten Archivs nördlich der
Alpen haben.
Die einzigartigen Kunstschätze, Urkunden und sonstigen Dokumente sind uns
von den vorangegangenen
Generationen überantwortet
worden und erfordern nun außergewöhnliche Hilfe. Zusammen mit den Fachleuten des
Archivwesens und den Historikern, Kunsthistorikern, Liturgiehistorikern, Theologen und
sonstigen Wissenschaftlern,
Bibliothekaren, Schriftstellern
und Künstlern, Denkmalpflegern, Architekten und Städtebauern in Köln fordern wir die
Stadt Köln auf, ohne Verzug
die noch auffindbaren Archivalien zu sichern und so zügig
wie möglich zu bergen.
Zugleich bitten wir darum, die Stadt Köln seitens
des Landes und des Bundes
zu unterstützen und so rasch
wie möglich Mittel für ein umfassendes und sachkundiges
Such- und Restaurierungsvorhaben zuzusagen und auch
zeitnah bereitzustellen.
Spendenkonto:
Freunde des historischen
Archivs der Stadt Köln;
Konto-Nr. 19 00 45 89 59,
BLZ 370 501 98
bei der Sparkasse KölnBonn;
Stichwort: Rettung
Historisches Stadtarchiv.
Freunde des historischen
Archivs der Stadt Köln
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Öffentliche Bibliothek
Öffentliche Bibliothek
Ein Bilderbuch-Sonntag
in Hannover
w
BuB | 61 (2009) 04
.d
–B
–u
.B
w
Das Konzept war ein voller Erfolg. Die bunte Bilderbuchausstellung der Stadtbibliothek
Hannover mit mehr als 400
Titeln verlockte zum Fühlen,
Streicheln, Mitspielen und zum
Mit- und Nachsprechen. Kinder griffen begeistert zu neuen
und bekannten Lieblingsbüchern. Immer wieder waren
Mama und Papa beim Vorlesen
gefordert. Die beteiligten Buchhandlungen sorgten dafür, dass
Buchwünsche sofort befriedigt
werden konnten.
Viele farbenfrohe Stationen
luden zum Mitmachen und Verweilen ein. Neben Bastel- und
Malangeboten gab es Tipps zum
Vorlesen, mehrsprachige Bilderbuchkino-Präsentationen und
ein Kochlöffeltheater, vorgetragen von einer Kindengartengruppe. In der Elternwerkstatt
»Lust auf Lesen« wurden Bücher
mit Fahrradklingeln, Steinen
und anderen Gegenständen aus
Haus und Garten lebendig. Eltern konnten passend zum Buch
»Das Schaf Rita« eine Handpuppe basteln und bekamen
viele Anregungen rund ums Bilderbuch.
Die »Rucksackmütter« oder
»Elternbegleiterinnen« aus verschiedenen Kulturkreisen, die
in hannoverschen Sprachförderprojekten arbeiten, hatten
einen kleinen Bauernhof auf-
gebaut. Mit einer Geschichte
auf Deutsch sowie polnischen,
türkischen, russischen und persischen Kinderliedern zeigten
sie, wie unterschiedlich sich die
Tiere zuweilen ausdrücken.
Daneben traten der hannoversche Kinderbuchautor und
-illustrator Ingo Siegner, der
Kinder und Eltern gleichermaßen mit einer gezeichneten Geschichte in den Bann zog, der
Kabarettist Matthias Brodowy
mit Liedern und einer Lesung
sowie der Kinderarzt Martin
Raguse auf. Mit empirisch erhobenen Daten machte dieser
einen direkten Zusammenhang
zwischen Vorlesen und Spracherwerb deutlich. Seinen Vortrag »Sprachförderung von Anfang an« verfolgten über 150 Eltern, Großeltern und Pädagogen
– ein gelungenes Experiment in
einem ansonsten eher lebhaften
Umfeld.
Der Bilderbuch-Sonntag war
die Auftaktveranstaltung der
Aktion »Lesestart Hannover«.
Unter der Schirmherrschaft
Ingo Siegners greift die Aktion
auf lokaler Ebene die bundesweite Kampagne »Lesestart«
der Stiftung Lesen auf. Ziel ist
es, möglichst viele Eltern unabhängig vom Bildungshintergrund zu erreichen und auf
w
Am 1. Februar dieses Jahres
haben sich rund 1 500 Eltern
und Kleinkinder im Raschplatzpavillon, einem zentralen
Veranstaltungszentrum in Hannover, getroffen. Die Partner
des Lesenetzwerks Hannover
boten sechs Stunden lang ein
abwechslungsreiches Programm
rund um das Buch, bei dem
die Kleinsten im Mittelpunkt
standen.
e
Aktion »Lesestart« beginnt mit Fest für die
ganze Familie
Viele farbenfrohe Stationen
lockten zum Mitmachen und
Verweilen.
die Wichtigkeit frühkindlicher
Sprachförderung aufmerksam
zu machen.
Zu diesem Zweck wurde
im Vorfeld eine breite Basis an
Kooperationspartnern einbezogen. Die Stiftung Lesen hat
cirka 20 Kinderärztinnen und
Umfangreiches Programm beim Bilderbuch-Sonntag in Hannover: Die
Veranstaltung war mit mehr als 1 500 Teilnehmern ein voller Erfolg.
Kinderärzte in Hannover ausgewählt, die seit Anfang 2008
Lesestartsets im Rahmen der
Untersuchung U 6 (für Kinder
von zehn bis zwölf Monaten)
austeilen. Zusätzlich erhalten
Eltern eine von Siegner gestaltete Informationspostkarte, die
Lust auf die bunte Welt der Bücher und Geschichten machen
soll.
Unter dem Motto »Babys in
die Bibliothek« laden seit März
die Stadtteilbibliotheken in
Hannover in Kooperation mit
den
Familienbildungsstätten
der AWO zu Eltern-Kind-Gruppen ein – und es zeigt sich schon
jetzt: Aufgrund der Nachfrage
müssen mehr Informationsveranstaltungen durchgeführt werden als ursprünglich geplant.
Ab Sommer 2009 sollen in
allen Kinderarztpraxen Gutscheine an Eltern ausgegeben
werden, die mit ihren Kindern
die Untersuchung U7 besuchen.
Die Gutscheine können in den
Stadtbibliotheken gegen ein Geschenkbuch und Informationen
zur Frühförderung eingelöst
werden.
»Lesestart Hannover« wird
getragen vom Lesenetzwerk
Hannover, das von der Stadtbibliothek Hannover koordiniert wird. Als weitere Partner
sind beteiligt: die Projektstelle Sprachförderung sowie die
Stadtteilkulturarbeit der Stadt
Hannover, die Akademie für
Leseförderung der Stiftung
Lesen, das Diakonische Werk,
die AWO, die Alice-SalomonSchule als Ausbildungsstätte für
Erzieherinnen und Erzieher, die
AG Jugendliteratur und Medien
der GEW (AJuM), der Leseförderverein Mentor sowie vier örtliche Buchhandlungen.
Brigitte Dill,
Stadtbibliothek Hannover
225
BuB | Foyer
Information digital
w
Da die Stadtbücherei im Januar dieses Jahres vom Deutschen
Architekturmuseum als eines
der 24 besten Gebäude des
Jahres 2008 gekürt wurde, ist
dieses Grußkartenangebot jetzt
noch erweitert worden: Insgesamt stehen inzwischen sieben
Ansichten der Stadtbücherei
als Motive für elektronische
Karten zur Verfügung. Bürgerinnen und Bürger, die ihre
Besucher voller Stolz durch die
neue Stadtbücherei führen, können diese nun auch per elektronischer Postkarte vorstellen und
sich damit als Botschafter und
Kommunikationsagenten für
ihre Stadtbücherei betätigen.
Frei nach dem Motto: Wenn
die Stadt Schweinfurt sagt, dass
sie eine tolle Stadtbücherei hat,
ist das gut; wenn die Kunden
ihrer Begeisterung freien Lauf
lassen, dann ist das natürlich ein
Fundgrube für Profis
und Amateure
e
Der hbz-Werkzeugkasten bietet eine umfassende
Linksammlung
Der Screenshot zeigt eine Auswahl an Fotomotiven der Stadtbücherei,
die von der Homepage der Stadt Schweinfurt aus versendet werden können.
fast 71 000 Haupteintragungen,
mehr als 13 000 E-Mail-Adressen und circa 18 000 weiterführende Links in der Beschreibungskategorie, zum Beispiel
zu Opacs, Verlagskatalogen,
MySpace- und YouTube-Präsentationen.
Wie finde ich nun aus dieser
Fülle von Informationen die für
mich relevanten heraus?
„ Beim Systematischen Zugang
können die einzelnen Kategorien (zum Beispiel Antiquariate,
Diskografien) durchsucht werden. Innerhalb der Kategorien
sind die Internetquellen nach
Ländern und/oder alphabetisch geordnet. Die Links zu
Suchmaschinen sind inhaltlich
gegliedert, zum Beispiel nach
nationalen, internationalen und
Meta-Suchmaschinen.
.d
Welche Vornamen hat der Verfasser, dessen Buch ich gerade
katalogisiere? Für den Bestandsaufbau benötige ich dringend
die Adressen aller Antiquariate,
die Judaica anbieten – weltweit.
Ein Journalist sucht Rezensionen
zu einem Bestseller. Für all diese
Fragen und Aufgaben – und
noch viel mehr – wurde der hbzWerkzeugkasten konzipiert,
eine umfassende Linksammlung
des Hochschulbibliothekszentrums des Landes NordrheinWestfalen (hbz) zum Thema
Buch und Bibliothek.
–B
Seit Februar 2008 hat die
Stadtbücherei Schweinfurt eine
elektronische Postkarte. Diese
ist unter den elektronischen
Grußkarten auf der Homepage
der Stadt Schweinfurt zu finden
und wurde mit der Homepage
der Stadtbücherei verlinkt.
Information digital
–u
Elektronische Postkarten
von der Stadtbücherei
Schweinfurt
.B
Der Kunde als
Kommunikationsagent
noch wertvolleres Zeugnis als
städtisches Eigenlob.
Zur Umsetzung: Die städtische Pressestelle unterhält auf
dem Internetportal der Stadt ein
elektronisches Postamt. Dort
wurde für die Stadtbücherei eine
eigene Rubrik eingerichtet und
verschiedene Ansichten als Motiv für eine elektronische Grußkarte eingestellt. Wie bei allen
veröffentlichten Fotos gilt auch
hier, dass die Stadt im Besitz der
Bildrechte sein muss.
Das Grußkartenangebot ist
auf dem Internetportal der Stadt
Schweinfurt zu finden. Zusätzlich führt ein Link von der Seite der Stadtbücherei zu diesem
Service.
Eine weitere Möglichkeit,
Grußkarten zu verschicken,
schuf die örtliche Tageszeitung
mit ihrer Berichterstattung von
Veranstaltungen. Beispielsweise die während der Lesungen
von Hilmar Thate oder Roger
Willemsen entstandenen Fotos
können von den Zeitungslesern
als elektronische Postkarte verschickt werden.
Recherchen bei der ekz.bibliotheksservice GmbH und bei
der Suchmaschine Google ergaben, dass elektronische Postkarten von Stadtbüchereien ein
echtes Novum sind. Nur von der
Stadtbibliothek Bremen gibt es
eine Außenansicht der Bibliothek als Grußkarte. Außerdem
nutzt die Anna Amalia Bibliothek in Weimar einen solchen
Service. Schweinfurt ist bei dieser Entwicklung also ganz vorne
mit dabei.
Anita Kaltenbach,
Stadtbücherei Schweinfurt
w
Öffentliche Bibliothek
w
226
Nachgewiesen werden Internetquellen zu deutschen und
internationalen Bibliotheken
und ihren Katalogen, zu Verlagen, Auktionshäusern und Antiquariaten, zu Suchmaschinen
und Nachschlagewerken, zu
Bibliografien, Aufsatz-, Zeitschriften- und Zeitungsdatenbanken, Rezensionen, Veranstaltungen und vielem mehr.
Eine Übersicht über die Inhalte
des hbz-Werkzeugkastens findet man auf der Einstiegsseite
http://toolbox.hbz-nrw.de (siehe hierzu auch den Screenshot).
Neben der inhaltlichen
Bandbreite steht die geografische Vielfalt – es finden sich
Inhalte zu fast allen Ländern
der Welt, von Afghanistan über
Togo bis Zypern.
Mehr als 100 000 Links
Zu jedem Link wird eine Kurzbeschreibung zu Inhalt, Aufbau
und/oder Art der Nutzung gegeben. Über einen FeedbackButton können Kommentare an
die Werkzeugkasten-Redaktion
übermittelt werden.
Anfang Januar 2009 beinhaltete der hbz-Werkzeugkasten
insgesamt über 100 000 Links,
Zu jedem Link wird eine
Kurzbeschreibung zu Inhalt,
Aufbau und/oder Art der
Nutzung gegeben.
„ Die zielgerichtete Stichwort-
suche fragt einzelne oder mehrere Felder in Kombination ab:
Titel, Kurzbeschreibung, Kategorie (nur einzeln abfragbar)
und URL. Die Eingabe von
»Hollywood« im Feld »Kurzbeschreibung« führt zum Beispiel
zu Antiquariaten und Buchhandlungen mit HollywoodLiteratur.
Eine »Schlagwortwolke« (tag
cloud) zeigt die 50 häufigsten
Suchbegriffe der letzten Woche
in einer gewichteten Darstellung und gibt damit einen Überblick über besonders populäre
Themengebiete des Werkzeugkastens.
Komfortable Zusatzfunktionen erleichtern die Arbeit:
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Information digital
„ Abonnement der jeweils neu-
esten Einträge als RSS-Feed,
„ Datenexport in Literaturver-
.d
e
waltungssysteme wie zum Beispiel Zotero,
„ Übernahme von Links aus
dem Werkzeugkasten in eigene
Lesezeichenverwaltungen wie
zum Beispiel Delicious, Google
Bookmarks oder in Anwendungen wie Facebook, Twitter
et cetera.
Weltweite Nutzung
–u
Der hbz-Werkzeugkasten
findet nicht nur in Deutschland, sondern in aller Welt
Beachtung – von den USA
über Argentinien bis nach
Estland oder Japan.
–B
Ursprünglich war der hbzWerkzeugkasten als Hilfe für
die tägliche Arbeit der Bibliothekarinnen und Bibliothekare
im hbz-Verbund gedacht. Insbesondere beim Bibliografieren,
an der Auskunftstheke, bei der
Suche nach Verlags- und Buch-
Übersicht über die verschiedenen Kategorien des hbz-Werkzeugkastens
w
.B
Aufrufe. Besonders seit Sommer ter Hartges Bookmarks«, später
letzten Jahres sind die Zugriffe »Bibliographischer Werkzeughandelsadressen – um nur eini- stark angestiegen.
kasten« und gleichzeitig »DBO:
ge Anwendungsbeispiele zu nenDeutsche Bibliotheken online«,
nen – sollte die Linksammlung Von den Bookmarks
eine Sammlung von Links auf
das nötige Standardwerkzeug zur Datenbank
deutsche Bibliotheken, die
bereitstellen.
Dienste im Internet anbieten.
Heute dient das Instrument Mitte der Neunzigerjahre ent2006 wurden sie unter dem
auch Mitarbeitern des Buch- stand aus der bibliografischen Namen »hbz-Werkzeugkasten«
handels, der Antiquariate und Leidenschaft eines Mitarbeiters vereinigt und in eine Datenbank
Verlage, Wissenschaftlern, Stu- die Linksammlung »Hans-Die- mit dem Linkverwaltungssystem »DigiLink« überführt,
denten, Auszubildenden, Schüerstmals auch mit englischspralern, Autoren, Journalisten und
chiger Benutzeroberfläche. Dianderen InformationssuchenViele Wege führen zu
giLink * ist eine Eigenentwickden.
Der
hbz-Werkzeugkasten
findet nicht nur in Deutschland, sondern in aller Welt BeDamit sich die Erfolgsachtung – von den USA über
geschichte des hbz-WerkForum
Argentinien bis nach Estland
zeugkastens fortsetzt, wird er
Bibliothek und
oder Japan. Dies belegen die
kontinuierlich weiterentzahlreichen
internationalen
wickelt und die Software
Information
Rückmeldungen per E-Mail,
dem technischen Fortschritt
die Auswertung der ZugriffsGartenstraße 18
angepasst.
72764 Reutlingen
statistiken und nicht zuletzt die
Tatsache, dass die LinksammPostfach 13 24
72703 Reutlingen
lung des hbz zur kooperativen
lung auch Thema ausländischer
Verwaltung von elektronischen
Zeitschriftenaufsätze und WebTelefon 0 71 21/34 91-0
Ressourcen. Die Links können
veröffentlichungen ist.
Telefax 0 71 21/30 04 33
komfortabel über eine WebDie Nutzungszahlen sind
E-Mail [email protected]
oberfläche administriert werbeachtlich: Allein im letzten
Internet www.b-u-b.de
den. Als »Backend« wird eine
Jahr gab es über 1,5 Millionen
w
w
BuB
BuB | 61 (2009) 04
MySQL Datenbank verwendet.
Dies ermöglicht eine Präsentation nach mehreren Aspekten
ohne redundante Datenhaltung. Durch die datenbankeigene Möglichkeit der Volltextindexierung sind umfangreiche
und performante Retrievalmöglichkeiten gegeben.
Damit sich die Erfolgsgeschichte des hbz-Werkzeugkastens fortsetzt, wird er kontinuierlich weiterentwickelt und
die Software dem technischen
Fortschritt angepasst. Um auch
in Zukunft die steigenden Zugriffszahlen bewältigen zu können, ist bei der Hardware im
Jahr 2009 ein Server-Upgrade
geplant.
Hans-Dieter Hartges,
Peter Mayr,
Roswitha Schweitzer;
hbz Köln
*
http://www.hbz-nrw.de/angebote/
digilink/
227
BuB | Foyer
Recht
–u
Goethe ist gemeinfrei
Was ist passiert? Google, einst
Suchmaschine, heute Unternehmen sui generis mit uferlosen Bestrebungen, sich nicht nur die digitale Welt, wenn auch zunächst
nur diese, Untertan zu machen,
frech genug, auch die alte Dame
Microsoft zu pieksen, Google hat
angefangen, in – wie es sich gehört – sehr großem Stil Bücher
zu scannen und in eine Datenbank einzuspeisen, Bestände
zunächst vorwiegend aus USBibliotheken. In dieser Datenbank können Bücher im Volltext
durchsucht werden.
So ist es möglich festzustellen,
dass in 617 Werken das Wort
Pfefferminzbonbon vorkommt.
Und nicht nur das, aus 273 dieser Werke sind auch Seiten direkt
einsehbar. Dass sich in der Trefferliste ganz unterschiedliche Titel finden, »Jahrbuch SüßwarenIndustrie 2005«, »Psychiatrie
in der Literatur« oder »Oudria«
ein schwäbischer Kriminalroman, verblüfft hier nur am Rande. Ganz einsehbare, das Wort
.B
w
Ein Merkmal von Revolutionen ist, dass sich das Revolutionäre, das Umwälzende, auch
das Plötzliche an ihnen meist erst
dem nachfolgenden Beobachter erschließt. Selbst wenn wir
heute mit der Französischen Revolution wesentlich den 14. Juli
1789 und den Sturm auf die Bastille verbinden, so war doch
diese Revolution ein Vorgang,
der sich langsam anbahnte, dauerte und irgendwann endete, dabei Folgen hinterlassend, über
deren Art und Umfang noch Generationen von Gelehrten disputieren können.
So pointiert wie es Stefan
Zweig in der Weltminute von
Waterloo für den entscheidenden Moment der besagten
Schlacht herausgearbeitet hat,
so pointiert verlief weder die
Französische Revolution noch
sonst ein Ereignis, das – heute – diesen Namen trägt. So ist
es wohl auch im 15. Jahrhundert gewesen, als Johannes Gutenberg den Buchdruck gar nicht
erfand, sondern nur, wenn auch
entscheidend, verbesserte.
Und so werden frühestens
unsere Enkel die Ereignisse zusammenfassen, die seit einigen
Jahren oder Jahrzehnten ablaufen, seit Leibniz oder Turing,
und die noch einige Zeit andauern werden. Wie das Ganze dann einmal heißen wird,
wissen wir noch nicht, schon
irgendwas mit Revolution vielleicht, aber was uns heute dazu
einfällt, passt nicht wirklich,
weder Informationsgesellschaft
noch Download-Zeitalter. Die
Enkel werden die Zusammenfassung und das Etikett dann
schon hinkriegen.
Wir jedenfalls erleben heute
immer nur Teile eines Vorgangs
und können immer nur Teile beschreiben, Teile einer Veränderung, nach der vieles nicht mehr
so sein wird, wie es war, einer
Veränderung, die sich auf die Bibliothekarin am Auskunftspult
genauso auswirken wird wie auf
die gesamte Buchbranche, vom
Autor über den Verlag bis zum
w
Google schafft im Internet die
größte Bibliothek der Welt –
und kollidiert dabei immer ungenierter mit dem Urheberrecht.
Wie die jüngste Einigung in Sachen Buch-Digitalisierung mit
dem US-amerikanischen Verlegerverband zu beurteilen ist und
welche Auswirkungen sie auf
Deutschland haben könnte, beurteilt im Folgenden Rechtsanwalt Michael Haager.
§
Michael Haager ist Bibliothekar und Rechtsanwalt;
er lebt in Tübingen – Kontakt:
[email protected]
e
Pfefferminzbonbon enthaltende
Werke sind leider nicht zu finden.
Da müssen wir schon Suchbegriffe nehmen wie Helena und
Faust. Wir werden fündig: Goethe, »Faust II«, Cotta, Tübingen, 1838, Bestand der Library of the University of California, Einband braun marmoriert,
Geschenk einer Person namens
A. J. Rosenthal, zugegangen Januar 1891, Regal 2 … Das Werk
»Faust II«, in Gestalt des konkreten Bandes in Farbe aber mäßiger Qualität gescannt, können
wir nicht nur online lesen, sondern als pdf-Datei herunterladen und getrost lokal zuhause
abspeichern, kostenlos und ohne
Account. Wir können dann stets
aufs Neue das Zitat »Das Unbeschreibliche/hier ist es gethan« in
seiner ganzen Schönheit genießen.
Wobei wir beim Problem wären.
Goethe ist gemeinfrei, länger als 70 Jahre tot. Andere Autoren von Büchern, die Google
gescannt hat, sind es nicht. Gescannt wurde trotzdem.
Der Text, welcher der Download-Datei von »Faust II« vorangestellt wurde, gibt die hehre Motivation preis, derer sich
Google rühmt: »Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das
seit Generationen in den Regalen der Bibliotheken aufbewahrt
wurde, bevor es von Google im
Rahmen eines Projekts, mit dem
die Bücher dieser Welt online
verfügbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde.
Das Buch hat das Urheberrecht
überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches
Buch ist ein Buch, das niemals
Urheberrechten unterlag oder
bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob
ein Buch öffentlich zugänglich
ist, kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor
zur Vergangenheit und stellen ein
geschichtliches, kulturelles und
.d
Google scannt massenweise Bücher –
und kümmert sich hinterher ums Urheberrecht
Endhandel, wie immer vor allem
der dann aussehen mag.
Dominosteine fallen um, den
ersten können wir nicht benennen; wann der letzte fallen wird,
wissen wir auch nicht, wir sehen
bloß Steine umkippen. Ein zurzeit fallendes Dominosteinchen
heißt Google Books. Heute wird
Google Books, je nachdem, wen
man fragt, entweder als Anfang
vom Ende des Buches bezeichnet,
oder als Beginn des Paradieses,
in dem besagte Bibliothekarin
am Auskunftspult dem Leser in
Sekunden helfen kann, der wissen muss, ob es was mit Tintenfischen, Meerkatzen und Buchhändlern gibt. (ja, Hermann Lenz,
»Der Tintenfisch in der Garage«,
Insel, vergriffen). Später wird
Google Books in den Geschichtsbüchern aber nur mehr als Dominosteinchen auftauchen.
–B
Die normative Kraft
des Digitalisats
w
228
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Recht
Blickpunkt Recht
w
BuB | 61 (2009) 04
.B
David gegen Goliath
w
Vom Grundsatz her widersprechen Opt-Out-Modelle aber den
Prinzipien des deutschen Rechts,
insbesondere im Lizenz- beziehungsweise Urheberrecht. Denn
der Grundsatz lautet: Alles ist
verboten, solange es der Rechtsinhaber nicht ausdrücklich erlaubt hat. Die Erlaubnis, etwas zu
tun, was dem Rest der Welt verboten ist, das ist per Definition
die eigentliche Lizenz. Ganz wie
bei James Bond, nur der mit der
Doppelnull hat die Lizenz zum
Töten, alle Anderen müssen sich
sonst wie behelfen.
Es gilt also eigentlich das OptIn-Modell, die Rechtsinhaber
müssten gefragt werden, ob sie
denn die Vorzüge, bei Google
gescannt zu sein, für sich genießen wollen oder doch lieber
nicht. Wie erwähnt, Google hat
Maß, dass ihre gedruckte Ausgabe wirklich bedroht ist und damit auch der Umsatz der damit
gemacht wird. Das Buch hat damit dasselbe Schicksal erlitten wie
vordem Musik und Film. Ihr Inhalt, der Content, ist endgültig digitalisiert und mithin entkörpert.
Am Ende der oben erwähnten Revolution werden sich die Märkte
und ihre Teilnehmer darauf eingestellt haben (müssen).
Es wird immer noch Menschen
geben, die dem gedruckten Buch
den Vorzug geben und zu bezahlen bereit sind, genau so wie es
Menschen geben wird, die einen
Film in einem richtigen Kino sehen wollen. Diese Marktanteile
wird es immer geben, aber mit
einem, verglichen zu heute, geringeren Umfang. Wirtschaftliche Strategien und der rechtliche Rahmen werden sich anpassen. Derzeit sind sie noch
nicht angepasst, sie sind nur
schon, begleitet von lauten und
leiseren Pressemitteilungen, heftig in Bewegung.
Was sich nicht ändern wird,
wofür wir immer zu zahlen bereit
sein werden, morgen mehr noch
als heute, das ist die eigentliche
Arbeit der Verlage. Die kann
uns keine Maschine abnehmen,
selbst wenn die Herren und die
Apologeten von Google das vielleicht anders sehen und glauben,
die Übernahme der Wissens- und
Kulturverwaltung durch Serverfarmen sei möglich.
Den Texthaufen der Lasswitz’schen Universalbibliothek
sichten, ordnen und filtern, das
Trennen der Spreu vom Weizen, lektorieren und gestalten,
den Qualitätsfund nicht dem unwahrscheinlichen Zufall zu überlassen, dieses letzte Dominosteinchen wird nicht fallen, es
steht weit genug weg vom vorletzten. Denn zwischen dem letzten und dem vorletzten Dominosteinchen, da steht nicht Google
Books, sondern der menschliche
Geist – hoffentlich.
–B
.d
e
nicht gefragt, das wäre einem
Unternehmen dieser Größe und
einem Projekt dieser kulturgeschichtlichen Bedeutung unwürdig gewesen.
Nicht alles an dem Projekt ist
illegal, natürlich nicht; gemeinfreie Texte ins Netz zu stellen,
ist erlaubt. Für das Betreuen der
verwaisten Texte, der Copyright
Orphans, sind wir sogar dankbar.
Geschützte Texte online zu stellen, also »öffentlich zugänglich«
zu machen im Sinne deutschen
Urheberrechts, bedarf aber der
Lizenz.
Womit wir im Inland wären.
Eine Einigung nach US-Vorbild ist
hier nicht in Sicht. Zum einen ist
unklar, wer den Kampf des Davids gegen Goliath Google aufnehmen soll, zum Redaktionsschluss dieses Textes waren Börsenverein und VG Wort noch im
Gespräch, ob und wer das Mandat erhält.
Zum anderen ist die Haltung
bei uns gegen Google Books
noch nicht wirklich gefestigt. Da
gibt es Libreka, eine hiesige Mini-Version von Google Books.
Dann gibt es zahlreiche Verlage, denen die appetithappenweise Zugänglichkeit ihrer Titel
als Werbemaßnahme nicht unwillkommen ist. Andere Verlage
fürchten das, fürchten vor allem,
dass Google Books das zarte
Pflänzchen E-Book noch vor dem
vollen Erblühen verwelken lässt.
Und in der Tat hängt der Bedrohungsumfang wohl wesentlich
vom Charakter des Verlagsprogramms ab. Und von der grundsätzliche Betrachtung des Buchmarktes in der Zukunft.
Einige Dinge können wir nicht
mehr wegdiskutieren. Das gedruckte Buch ist stets mehr als
der enthaltene Text. Buch ist
nicht gleich E-Book ist nicht
gleich Internet. Das wird auch
so bleiben, gilt von Buch zu Buch
aber in unterschiedlichem Maß.
Für den überwiegenden Teil
der Titel gilt es nur noch in einem
–u
gen so ein Riesenprojekt stehen.
Die AAP war etwas größer und
hat oben erwähnte Einigung erzielen können, nicht zuletzt weil
Google Books unbestritten auch
einige Vorteile bringt. Rechtlich
haben wir hier aber eine Situation des neujuristisch Opt-Out genannten Vorgehens. Man macht,
wem es nicht passt, der hat die
Möglichkeit – die Option –, sich
auszuklinken.
Ist ja schön, aber erst muss
man mal mitkriegen, dass man
betroffen ist, dann muss man seinen Anspruch auf Ausstieg aktiv durchsetzen, und der Gegner
muss auch noch den Wünschen
folgen. Dieses Modell des OptOut hat sich ebenfalls im deutschen Rechtskreis – leider – in
vielen Bereichen durchgesetzt,
meist da, wo es um große Zahlen
geht, wo niemand auf die Idee
käme, 60 Millionen Verbraucher
zu fragen, ob sie beispielsweise gerne Werbung hätten. Man
macht halt mal und wartet, ob
sich ein paar aus der Datei streichen lassen.
w
wissenschaftliches
Vermögen
dar, das häufig nur schwierig zu
entdecken ist.« Zitat Ende.
Hätte man es schöner ausdrücken können? Manchen war
es nicht schön genug. Denn die
Author’s Guild und die Association of American Publishers (AAP)
wären trotzdem gerne gefragt
worden, bevor das Scann-Projekt angestoßen wurde. Denn
schließlich wurden nicht nur gemeinfreie Text gescannt, sondern
auch geschützte.
Die Auseinandersetzung in
den USA hat im Herbst 2008 zu
etwas geführt, was Google eine
»bahnbrechende Vereinbarung«
nennt. Man hat sich geeinigt, in
einer Rechtsform, die dem bei uns
bekannten Vergleich entspricht,
»Settlement Agreement«, ein
Streitverfahren wird damit beendet, eine Rechtslage geklärt. 141
Seiten plus 15 Anhänge, feinstes
Rechtsenglisch wie aus dem
Lehrbuch, gültig für die USA.
Hier wird Recht geschaffen,
durch Einigung, weil der vorhandene gesetzliche Rahmen nicht
vorhanden war und noch immer
nicht ist. Der Gesetzgeber rennt
der Wirklichkeit stets hinterher. Der Spaß hat Google einen
Griff in die Portokasse gekostet,
125 Millionen Dollar, zusätzlich
zu den Kosten für die Einrichtung einer »Books Rights Registry«. Dort können sich Rechteinhaber vergewissern, ob ihr Werk
gescannt wurde, gegebenenfalls
dafür 60 Dollar kassieren und
über die weitere Verwendung ihrer Werke entscheiden.
Was wir hier haben, ist – einmal urheberrechtlich betrachtet
– Neuland, aus unterschiedlichen
Aspekten. Google hat halt mal
gemacht, die Technik war da, das
erforderliche Kapital auch. Wenn
ein Unternehmen dieser Größe
halt mal macht, dann kommt, absichtlich oder nicht, die sprichwörtliche normative Kraft des
Faktischen zum Tragen. Zumindest so lange nur Einzelne ge-
229
BuB | Foyer
Wissenschaftliche Bibliothek
Hochschule
Europa-Crashkurs für Berliner
Studierende
Wissenschaftliche Bibliothek
Wissensmanagement
der Zukunft
e
Kaleidoskop einer informationswissenschaftlichen
EU-Exkursion
herrschen – als sei das babylonische Sprachgewirr nicht
Grund zur Verzweiflung genug
– eigene Sprachcodes und Abkürzungen vor, deren Bedeutung sich nur durch behutsame
Heranführung durch den Besucherdienst erschließen lässt. Akklimatisierung gelingt hier sonst
nur durch den Sprung ins kalte
Wasser!
Europäischer
Gerichtshof:
Über eine richtig »schicke« Bibliothek verfügen die Beamten
am EuGH. Auf drei Geschossen erstreckt sich im erst im Dezember 2008 eingeweihten, von
Dominique Perrault erdachten
Bau eine großzügige juristische
Sammlung, die EU-Recht und
das Recht sämtlicher 26 Mitgliedsstaaten umfasst.
So manche Debatte ist noch
und ausschließlich auf Mikrofiche dokumentiert. Ob die selten nachgefragten Inhalte nachhaltig archiviert werden, ist hier
eine Frage, auf die es keine ab-
.d
Auf welcher informationellen
Grundlage agieren die Macher
europäischer Politik? Was
passiert in den vermeintlich bürgerfernen Einrichtungen, hinter
den Glasfassaden in Brüssel und
Luxemburg? Ein Gang durch die
Institutionen der Europäischen
Union (EU) vom 11. bis zum
15. Januar dieses Jahres wurde
für Studenten des Instituts für
Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der HumboldtUniversität zu Berlin zum
Crashkurs »Europäische Politik
und Institutionenkunde«.
–u
.B
w
Sebastian Moleski, Geschäftsführer von Wikimedia Deutschland, Stefan Keuchel, Pressesprecher der Google Germany
GmbH, Professor Rainer Kuhlen, Lehrstuhlinhaber für Informatik und Informationswissenschaft an der Universität Konstanz sowie Professor Joachim
Wolf, Lehrstuhlinhaber für Organisation an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, diskutierten in einem lebhaften
Wortwechsel die Zukunft wissenschaftlicher Bibliotheken im
21. Jahrhundert.
Professor Kuhlen nahm während des Gespräches insbesondere den Staat in die Pflicht, der
durch die Novellierung des Urheberrechts und die damit verbundene
Monopolschaffung
wissenschaftliche Bibliotheken
ins Steinzeitalter der Informationsversorgung zurückdränge. Weitere Bedrohungen der
Spezies Bibliothek seien der zunehmende Einzug von Digital
Rights Management Systemen,
die verhinderten, dass Bibliotheken ihre elektronischen Daten frei anbieten können, sowie
die starke Konzentration kommerzieller Informationsanbie-
ter. Von den derzeit rund 290
wissenschaftlichen Bibliotheken
in Deutschland, so Kuhlens Befürchtung, würden unter diesen
Bedingungen nur die wenigsten
die kommenden zehn Jahre
überleben.
Stefan Keuchel von Google
Germany zog dafür auch die
Bibliotheken selbst in die Verantwortung, die versäumt hätten, rechtzeitig auf den Zug der
digitalen Zukunft aufzuspringen. Es stünde infrage, ob das
Medium Buch, das erst seit 400
Jahren zur Informationsvermittlung genutzt wird, auch die
nächsten 400 Jahre das wichtigste Medium für diesen Zweck
sei.
Um im Wettkampf um die Informationsführerschaft an die
Spitze zu kommen, müssten Bibliotheken Akademiker/inne/n
die Einschätzung der Güte einer Publikation erleichtern und
sich stärker als Kompetenzpartner für die Wissenschaft positionieren, erklärte Sebastian Moleski von Wikimedia Deutschland.
In einem höheren Maß an
zeitüberdauernder Zuverlässigkeit sah auch Professor Wolf
die zentrale Funktion der Bibliothek der Zukunft. Bibliotheken
sollten Qualitätsfilter im Informationsdschungel sein und die
Fülle an wissenschaftlichen Publikationen intellektuell kanalisieren. Des Weiteren, so Wolf,
sei es sinnvoll, weltweit zu kooperieren und starke Verbünde
zu schaffen. Nicht zuletzt liege
eine wichtige Rolle von Bibliotheken darin, Forschungsdatensätze für die Nachnutzung weiterführender wissenschaftlicher
Tätigkeit zur Verfügung zu stellen.
w
Am 1. Februar hat die Deutsche Zentralbibliothek für
Wirtschaftswissenschaften –
Leibniz-Informationszentrum
Wirtschaft (ZBW) ihren 90.
Geburtstag mit einem Festakt
gefeiert. Höhepunkt war eine
Podiumsdiskussion zum Thema
»Googeln Sie noch oder lesen
Sie schon? – Wissensmanagement der Zukunft – Die Rolle von Bibliotheken, sozialen
Netzwerken und Suchmaschinen«.
–B
Eine Podiumsdiskussion
zum 90. Geburtstag der ZBW
w
230
EU-Kommission: Im Ernstfall
werden Anfragen in allen 23
Amtssprachen der EU angenommen – und entsprechend
beantwortet. Juristische Texte
überwiegen, zur Recherche
dient der Katalog ECLAS.
Der Zugang zur Einrichtung
und die Inanspruchnahme der
Dienstleistungen sind nach Anmeldung öffentlich. Eine hohe
Nachfrage besteht, wie zu erfahren war, merkwürdigerweise
gerade nach der Fachzeitschrift
»Poultry International«. Als Anregung für eine Fragestellung
in der eigenen Abschlussarbeit
wollte das aber niemand verstehen.
EU-Parlament: Auf der Suche
nach neutralen Informationen
schicken politische Entscheidungsträger ihre Mitarbeiter im
Idealfall zu den Informationsspezialisten der Parlamentsbibliothek. Eine Million Zugriffe
(hits) im März 2008 auf die ausschließlich intern zugängliche
Site sind ein Indiz für die rege
Nutzung der Parlamentsbibliothek.
Einen kleinen Kulturschock
erlebten die Teilnehmer durch
den allgegenwärtigen »Eurolekt«. In den EU-Institutionen
Exkursion nach Brüssel und
Luxemburg: Studierende des Instituts für Bibliotheks- und Informationswissenschaft an der HumboldtUniversität zu Berlin besuchten die
EU-Institutionen.
Foto: Aline Hötzeldt
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
w
BuB | 61 (2009) 04
.d
–B
Aufsehenerregendes Studentenprojekt in Stuttgart: Die »lesende Menschenkette« führte von der Stadtbücherei im Wilhelmspalais durch die Innenstadt bis zur Hochschule der Medien.
Foto: Maximilian Knoll
Hochschule
–u
Lesende Menschenkette in
der Innenstadt
Projektintegriertes Studieren an der Hochschule
der Medien in Stuttgart
w
.B
Die Forderungen nach mehr
Praxisbezug von Seiten der
Berufswelt an Studierende sind
angekommen! Die Studierenden des dritten Semesters im
Masterstudiengang Bibliotheksund Informationsmanagement
an der Hochschule der Medien
(HdM) in Stuttgart und ihre
betreuenden Professoren blicken mit Stolz auf zwei erfolgreiche Teamprojekte zurück,
die elementarer Bestandteil des
Masterstudiums sind.
Ziel des ersten Teamprojektes
war der Aufbau einer »lesenden
Menschenkette«, bestehend aus
rund 180 Stuttgartern zum Tag
der Bibliotheken am 24. Oktober 2008. Die Kette führte
von der Stadtbücherei Stuttgart
im Wilhelmspalais durch die
Stuttgarter Innenstadt bis zur
HdM in der Wolframstraße. In
roten T-Shirts ließen die »Kettenleser« die Passanten an ihren
Lieblingsbüchern teilhaben und
zeigten, dass Lesen auch im digitalen Zeitalter eine spannende
Tätigkeit ist.
w
schließende Antwort gibt. Am
Dienstort Luxemburg finden
sich auch die Übersetzer-Türme
der Europäischen Union. Dort
werden Dokumente für die Zusammenarbeit der 27 Nationen
in 23 Sprachen und alle denkbaren Richtungen übersetzt.
Diese Einrichtung hat durchaus ihre Berechtigung: Für
Unverständnis zwischen Österreichern und Deutschten
sorgte beispielsweise in der Vergangenheit die Bezeichnung
»Rispenparadeiser«, die in der
Alpenrepublik für das sonst als
Strauchtomate bekannte Gemüse populär ist. Welche Bezeichnung wohlklingender ist, soll an
dieser Stelle der Leser entscheiden.
Amt für amtliche Veröffentlichungen: Der Verlag der EU ist
insofern gar keiner, als dass die
Inhalte keiner Auswahl unterzogen werden. Hier wird alles
veröffentlicht, was die Organe
und Einrichtungen der EU herausgeben wollen oder müssen.
Öffentliche Ausschreibungen
der EU, die immerhin 16 Prozent des EU-BIP ausmachen,
finden Unternehmer in der vom
Amt angebotenen TED-Datenbank. EU-Bookshop, EUR-Lex
und die für Wissenschaftler lohnenswerte CORDIS-Projektdatenbank werden ebenfalls hier
betreut.
Ausschuss der Regionen: Im
Parlament war zu hören, dass
sich der AdR für einflussreicher
halte, als er tatsächlich ist. Diese Einschätzung mag sich auch
in der Bibliotheksorganisation
widerspiegeln. So wie sich der
AdR mit dem Wirtschafts- und
Sozialausschuss das großzügige
Gebäude in der Rue Belliard
teilt, so hat man sich bisher auch
die kleine fachlich spezialisierte
Bibliothek geteilt. In Zeiten von
Bibliothekszusammenschlüssen oder gar Schließungen in
Deutschland machte man 2008
in der Rue Belliard jedoch aus
einer Bibliothek zwei – nun hat
jeder Ausschuss seine eigene
Einrichtung. In der EU ist eben
tatsächlich manches anders als
bei uns.
Gerrit Holz, Student der
Humboldt-Universität, Berlin
e
Hochschule
Mit dieser ungewöhnlichen
Aktion wollten die Studierenden
auf die Bedeutung der Bibliothek
als Ort der Wissensvermittlung
hinweisen, den neuen Standort
der Stadtbücherei in den Blick
rücken und Lust auf Lesen machen. Betreut wurde das Projekt
von den Professoren Martin
Götz und Richard Stang. Über
den Erfolg des ungewöhnlichen
Ereignisses berichteten verschiedene Medien, unter anderem der
Deutschlandfunk in »Campus
und Karriere«.
Vier Teams mit den Schwerpunkten Sponsoring und PR,
behördliche Genehmigung und
Teilnehmerakquirierung, Materialbeschaffung sowie Grafik
und Gestaltung arbeiteten intensiv an der Umsetzung des
Projekts. Das Vorhaben musste
durch Pressemitteilungen und
Platzierung von Fachartikeln
bekannt gemacht werden. Man
warb um Sponsorengelder, benötigte Materialien wurden beschafft, ein einheitliches Design
konzipiert und Werbemittel gestaltet.
Die Studierenden arbeiteten
vor Ort und virtuell: Das online-gestützte Wissensmanagementsystem »Livelink« diente
als Plattform für die virtuelle
Projektarbeit. Über Skype und
ICQ wurde täglich kommuniziert. In regelmäßigen Teamsitzungen besprachen sie den aktuellen Stand in den einzelnen
Teams und trafen die jeweils
anstehenden Entscheidungen.
Die Projektlaufzeit erstreckte
sich von März bis Oktober
2008. Weitere Informationen
und Bilder zu dem Projekt gibt
es unter http://kettenleser.word
press.com.
Das zweite Teamprojekt befasste sich mit der Organisation
und Durchführung einer Tagung zum Thema interkulturelle Bibliotheksarbeit für Kinder.
Unter dem Motto »Ganz
schön bunt hier!« fanden sich
am 16. und 17. Januar dieses
Jahres rund 150 Teilnehmer aus
ganz Deutschland, der Schweiz,
Österreich, Luxemburg und
Spanien in der Stadtbücherei
Stuttgart und der HdM ein,
um sich an zwei Tagen anhand
von Vorträgen und vertiefenden
Workshops mit interkulturellen
Projekten in Bibliotheken zu befassen.
Das Teamprojekt der Masterstudierenden unter der Betreuung von Professorin Susanne
Krüger war ein voller Erfolg.
Sprachförderung, die Einbezie-
231
BuB | Foyer
Tagungen
Tagungen
Ein Bericht von der
9. Internationalen Bielefeld Konferenz 2009
.d
Erfahrungen in Bezug auf die
eLibrary und das wissenschaftliche Informationswesen diskutierten.
Die Konferenz wurde von
einer Ausstellung führender Informationsdienstleister, Verlage
und Technologie- und Bibliothekssoftware-Anbieter begleitet.
–B
Die Universitätsbibliothek Bielefeld hat vom 3. bis 5. Februar
fast 400 Informationsexperten
aus 30 Ländern zur 9. Internationalen Bielefeld Konferenz
willkommen geheißen. »Upgrading the eLibrary: Enhanced
Information Services Driven by
Technology and Economics«
lautete das Thema der diesjährigen Konferenz.1
Institutionelle Entwicklungen
Der Eröffnungsvortrag des ersten Konferenztages, »European
Universities and Open Access«,
wurde von Sijbolt J. Noorda,
Leiter der Arbeitsgruppe Open
Access (OA) der European University Association, gehalten.
Ausgangspunkt seiner Ausführungen war die Beschreibung
von OA als Teil der digitalen
Revolution und als öffentliche
Dienstleistung.
Das digitale Zeitalter bringt
Veränderungen in Bezug auf
Kontrolle und Besitz, Kauf und
Verkauf sowie Zugang und Verbreitung von Informationen mit
sich, und die OA-Bewegung gehört dazu. OA hat jedoch nicht
die gleiche Bedeutung für alle.
Dem idealistischen Gedanken,
freien Zugang zu allen Informationen und Publikationen
zu haben, steht eine komplexe
Realität gegenüber. Es sind neue
Geschäftsmodelle gefragt, die
sowohl den Bedürfnissen von
Wissenschaftlern und Öffentlichkeit als auch von Verlagen
gerecht werden. Die European University Association hat
im März 2008 Open Access
Grundsätze verabschiedet.2
Anschließend präsentierte
Carol Tenopir von der University of Tennessee eine Methode,
wie wissenschaftliche Bibliotheken ihren Wert nachweisen
können. Konkrete Modelle und
w
.B
–u
Die Konferenz ist eine der größten Fachtagungen ihrer Art in
Europa und hat sich zu einem
international wichtigen Forum
für Führungskräfte der Bibliotheks- und Informationsbranche entwickelt.
Im Mittelpunkt stand das
Thema »eLibrary«. Geänderte
Modelle wissenschaftlicher Zusammenarbeit, neue Technologien, die Anforderungen der
Nutzer, aber auch ökonomische
Entwicklungen erfordern eine
Weiterentwicklung der »electronic library« zur »enhanced
library«. Diese Entwicklung
birgt neue Herausforderungen,
eröffnet aber auch neue Möglichkeiten für eine Optimierung
wissenschaftlicher Informationsdienste.
Das Programmkomitee, dem
Michael Höppner, Direktor der
Universitätsbibliothek Bielefeld,
Norbert Lossau, Direktor der
Niedersächsischen Staats- und
Universitätsbibliothek
Göttingen, Wolfram Horstmann,
CIO Wissenschaftliche Information der Universität Bielefeld, Ronald Milne, Director
of Scholarship and Collections
der British Library, und Hans
Geleijnse, Director Library/
IT-Services der Universität Tilburg, angehörten, konnte hochkarätige Referenten aus acht
Ländern gewinnen, die aktuelle
und zukünftige Konzepte und
Ergebnisse verschiedener Studien zu diesem Thema können in
einem White Paper nachgelesen
werden.3
Juan Garcés von der British
Library stellte verschiedene Projekte zur Digitalisierung von
Manuskripten aus der Zeit vor
1600 vor. Das Projekt »Wissensportal«, dessen Ziel es ist, mit
einer modernen Portallösung
und integrierter Suchmaschinentechnologie Sammlungen
und Dienstleistungen der ETHBibliothek zu integrieren, wurde
von Wolfram Neubauer von der
ETH Zürich präsentiert.
Der abschließende Vortrag
wurde von Wendy Pradt Lougee von den University of Minnesota Libraries gehalten. Sie
schilderte, wie ihre Bibliothek
einen neuen Strategie- und Aktivitätenplan der Universität als
Ausgangspunkt nutzte, um sich
neu zu positionieren. Ergebnisse von Nutzerbefragungen
und kritische Analysen von
Lern- und Forschungsprozessen führten zur Umorganisation
innerhalb der Bibliothek und
zu neuen Diensten, die in die
Arbeitsabläufe der Nutzer integriert sind.
e
Von der »electronic library«
zur »enhanced library«
w
hung der Eltern durch »Family
Literacy«-Programme, die Kooperation mit Schulklassen, die
zum eigenen Erzählen angeregt
werden – die vielfältigen Chancen von Bibliotheken in der Bildungsarbeit wurden überzeugend herausgearbeitet.
Der erste Tag, der mit acht
Vorträgen einen intensiven Input lieferte, fand in der Stadtbücherei Stuttgart statt, die Workshops am zweiten Tag (Sensibilisierung von Mitarbeitern,
Sprachförderung mit Bilderbüchern, et cetera) konnten in den
Räumen der Hochschule durchgeführt werden. Ein Highlight
der zweitägigen Veranstaltung
stellte das Abendprogramm
an der HdM dar. Der Erzählerin Odile Néri-Kaiser gelang
mit ihren »Geschichten aus der
Fremde« der Spagat, sowohl
traditionelle Märchen als auch
schwierige Flüchtlingsschicksale zu thematisieren.
Die Umsetzung des Projektes
erfolgte durch die Aufteilung der
Studierenden in verschiedene
Arbeitsgruppen: Betreuung der
Referenten, Bewerbung der Veranstaltung und Akquirierung
von Teilnehmern, Organisation
der Abendveranstaltung sowie
die Akquise von Sponsoren und
die Projektkoordination.
Ein Teil der Masterstudierenden hatte die Möglichkeit, das
Projekt auf dem 17. Internationalen Bobcatsss-Symposium in
Porto vorzustellen, das ganz im
Zeichen der Herausforderungen
für die »Neuen Informationsspezialisten« stand.
Weitere Informationen zur
Tagung sowie Beiträge der ReferentInnen lassen sich unter
http://interkultitagung.word
press.com abrufen.
Die intensive Projektarbeit
und individuelle Betreuung
durch die Professoren gab den
Studierenden die Möglichkeit
für eigenständige, praxisorientierte Arbeit. Schlüsselkompetenzen wie Teamfähigkeit,
Sozialkompetenz und Durchsetzungsvermögen kamen bei
den vorgestellten Projekten in
hohem Maße zum Tragen.
Sarah Kübler, Ann Christine
Marr; Studierende der HdM
w
232
Informationsdienste
und Ökonomie
Isidro F. Aguillo Caño vom
Cybermetrics Lab in Madrid
eröffnete den zweiten Konferenztag mit dem Vortrag »Your
Institution‘s Footprint in the
Web«. Ausgehend von unzulänglichen Geschäftsmodellen
für wissenschaftliche Kommunikation wurden insbesondere
Web-Indikatoren präsentiert,
die Aussagen sowohl über Internet-Präsenz und Einfluss von
Wissenschaftlern und Institutionen als auch über deren Akti1 http://conference.ub.uni-biele
feld.de/2009/index.htm
2 www.eua.be/fileadmin/user_up
load/files/Policy_Positions/Re
commendations_Open_Access_
adopted_by_the_EUA_Coun
cil_on_26th_of_March_2008_
final.pdf
3 http://libraryconnect.elsevier.
com/whitepapers/0108/lcwp
010801.html
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Tagungen
und eResearch leisten kann.
Visionen und Strategien der
Europäischen Kommission in
Bezug auf Infrastrukturen für
wissenschaftliche Daten und die
Entwicklung zu einer wissensbasierten Gesellschaft wurden
von Mario Campolargo von der
Europäischen Kommission vorgestellt.
Neben dem Hauptprogramm
gab es auch drei parallele Sektionen, die sich mit der Bibliothek
als (virtuellem) Lernort, mit
Statistiken für wissenschaftliche
Informationen sowie mit Innovationen auf dem Gebiet der
Informationssuche und -indexierung beschäftigten.
Die Präsentationen zu den
Vorträgen sind online verfügbar
unter http://conference.ub.unibielefeld.de/2009/programme
Ein Tagungsband als Themenheft der Zeitschrift »Library
Hi Tech« ist in Vorbereitung.
Almuth Gastinger, NTNU Library Trondheim, Norwegen
Infrastrukturen
w
4 www.europeana.eu/portal/index.
html
BuB | 61 (2009) 04
–u
Der letzte Konferenztag wurde
von Claudia Lux, Präsidentin
der IFLA, eröffnet, die »eLibraries on the Agenda« setzte und
daraus resultierende Herausforderungen für die Bibliotheken
in Bezug auf Technologien,
Dienstleistungen, Infrastrukturen,
Personalkompetenzen
und Wirtschaftlichkeit, aber
auch kulturelle, soziale und politische Aspekte diskutierte.
Elisabeth Niggemann, Generaldirektorin der Deutschen
Nationalbibliothek, stellte das
Projekt Europeana vor, das den
Aufbau einer virtuellen europäischen Bibliothek zum Ziel
hat, um Europas kulturelle
und wissenschaftliche Reichtümer allen zugänglich zu machen.4
Leo Waaijers, freier Berater
in den Niederlanden, erörterte
die Tatsache, dass circa 1 000
Institutionen Open Access Erklärungen unterzeichnet haben
und eigene Repositorien verwalten, sich aber nur rund 60
w
Aktuelle Projekte und Dienstleistungen wurden von Martin
Hofmann-Apitius vom Fraunhofer Institut für Algorithmen
und Wissenschaftliches Rechnen in Sankt Augustin für die
Biowissenschaften und von Heike Neuroth von der Max Planck
Digital Library für die eHumanities beschrieben.
Lee Dirks, Director of Education & Scholarly Communication von Microsoft, beschrieb
Elemente einer notwendigen
»Cyberinfrastruktur« für Forschungsumgebungen, die den
zukünftigen Anforderungen der
globalen Wissenschaftsgemeinschaft genügen.
Mit Spannung war der Vortrag von Herbert Van de Som-
Verantwortung
in der Bibliothekswelt
.B
Informationsdienste
für die Forschung
pel vom Los Alamos National
Laboratory in New Mexico erwartet worden. Er schaute auf
die vergangenen zehn Jahre seiner Arbeit zurück und beschrieb
damit einhergehende innovative
Entwicklungen wie SFX, OpenURL oder OAI-ORE, die maßgeblichen Einfluss auf Aspekte
der wissenschaftlichen Kommunikation hatten.
w
vitäten und Forschungsresultate
ermöglichen.
Danach analysierte Michael
Jubb vom Research Information
Network in London alle Kosten,
die bei der Produktion, Publikation, Verbreitung und Bereitstellung von wissenschaftlichen
Dokumenten entstehen und
wie beziehungsweise von wem
diese getragen werden. Anne
Petry-Eberle von der Daimler
AG in Stuttgart beschrieb das
Outsourcing von Informationsdiensten in ihrem Unternehmen.
Das digitale Zeitalter und die
zunehmende Menge von Daten
hat die Wissenschaft dramatisch beeinflusst. Ideen zu einer
adäquaten Infrastruktur für
digitale Informationen wurden
von Rudi Schmiede von der
Technischen Universität Darmstadt diskutiert.
Anne Lipp von der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG) beschrieb, welchen Beitrag die DFG auf dem Weg zu
Infrastrukturen für eScience
–B
Engagierte Diskussionen begleiteten die Vorträge der 9. Internationalen
Bielefeld Konferenz.
Foto: Kerstin Pommerening, Universitätsbibliothek Bielefeld
.d
e
Institutionen dazu verpflichtet
haben, Ergebnisse öffentlich
finanzierter Forschung frei zugänglich zu machen.
Möglichkeiten der Unterstützung von eResearch durch
Informationsspezialisten wurden von Joan K. Lippincott,
Associate Executive Director der
Coalition for Networked Information, diskutiert.
233
BuB | Foyer
Tagungen
Tagungen
Zukünftiges Fachpersonal diskutiert aktuelle Herausforderungen
operationen. Hier zu nennen
wäre vor allem die seit der letztjährigen BOBCATSSS-Konferenz bestehende redaktionelle
Zusammenarbeit bei der OpenAccess Zeitschrift »LIBREAS.
Library Ideas« zwischen Studierenden sowie frischen Absolventinnen und Absolventen des
Instituts für Bibliotheks- und
.d
–B
–u
.B
Eigene Ergebnisse vorstellen
Eines der Prinzipien von BOBCATSSS ist es, insbesondere
Studierenden sowie frischen Absolventinnen und Absolventen
eine Möglichkeit zu geben, eigene Forschungsergebnisse und
Diskussionsbeiträge vorzustellen. Damit werden sie bereits
frühzeitig an den fachwissenschaftlichen Diskurs herangeführt. Dadurch befruchteten sie
in diesem Jahr die Diskussion
um ihre Studiengänge nachhaltig, wie ein Blick auf eine kleine
Auswahl der diesjährigen Beiträge zeigt.
So ist die mangelnde Verankerung und Akzeptanz von
bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Studiengän-
w
Die Bibliotheks- und Informationswissenschaft ist für Studierende ein seltsames Gebilde,
denn sie besteht aus verschiedensten Strängen, die irgendwie
miteinander verwoben sind.
Werden während des Studiums
informationstechnische, aber
auch methodische und theoretische Kompetenzen aus verschiedensten wissenschaftlichen
Disziplinen erlernt, so heißt es
spätestens mit dem Eintritt ins
Berufsleben, sie in einem anspruchsvollen
Arbeitsumfeld
anzuwenden und zu rechtfertigen.
Dementsprechend standen
für die Teilnehmenden der diesjährigen BOBCATSSS-Konferenz die Herausforderungen an
das zukünftige Fachpersonal im
Vordergrund.
Die Themen reichten von
einer theoretischen Bestimmung des interdisziplinären
Charakters bibliotheks- und
informationswissenschaftlicher
Forschung bis hin zu mehr praktischen Aspekten wie der Förderung von Informationskompetenz oder weiterer innovativer
Nutzerdienstleistungen.
Besonders in einem Punkt
zeigte sich die Stärke eines Symposiums, das in seiner Form
international einzigartig ist:
Die derzeitige Qualität und die
Zukunft bibliotheks- und informationswissenschaftlicher
Studiengänge lässt sich am besten dort diskutieren, wo Studierende und Lehrende gleichermaßen
zusammenkommen,
um sich vor dem Hintergrund
vielfältiger internationaler Erfahrungen dem Aufgabenfeld
Bibliothek zu nähern.
Unter der Schirmherrschaft
der European Association for
Library and Information Education and Research (EUCLID)
stehend, zielt BOBCATSSS seit
1993 auf eine jährliche Plattform, die gemeinschaftlich von
Studierenden und Lehrenden
europäischer Hochschulen getragen wird. Wurde das letztjährige Symposium in Zadar
(Kroatien) kooperativ von
den kroatischen Universitäten
Osijek und Zadar sowie der
Fachhochschule Potsdam und
der Humboldt-Universität zu
Berlin organisiert, so zeichneten
in diesem Jahr die Universität
Porto (Portugal) und die Universität Tampere (Finnland)
verantwortlich.
w
Vom 28. bis zum 30. Januar
haben fast 400 internationale
Studierende unter dem Motto »Challenges for the New
Information Professional« beim
17. BOBCATSSS-Symposium
in Porto gemeinsam mit ihren
Lehrenden eine große Bandbreite an bibliothekarischen und
informationswissenschaftlichen
Fachthemen diskutiert.
gen in ihren jeweiligen MutterInstitutionen ein internationales
Problem. Eine Strategie, dem
beizukommen, ist es, von Studierenden höherer Fachsemester
getragene Kurse in Informationskompetenz fächerübergreifend anzubieten und somit auf
die spezifischen Erfordernisse
der wissenschaftlichen Informationsrecherche hinzuweisen.
Sowohl Studierende des Bibliotheks- und Informationsmanagements an der Hochschule der Medien, Stuttgart,
als auch Studierende der Universität Helsinki haben unabhängig voneinander gezeigt,
dass entsprechende Kurse das
Informationsverhalten von Studierenden verbessern und die
Teilnehmenden für die Relevanz von Bibliotheken und Informationseinrichtungen sensibilisieren. Dies führt wiederum
zu einer höheren Akzeptanz der
entsprechenden Studiengänge
innerhalb der Hochschule.
e
Rückblick auf das
17. BOBCATSSS-Symposium in Porto
w
234
Nachholbedarf angemahnt
Aber auch im Bereich der einzelnen Studiengänge wird ein
gewisser Nachholbedarf angemahnt. Kroatische Studierende weisen in einem Vergleich
zwischen slowenischen und
kroatischen
Studiengängen
die mangelnde Ausbildung in
Informationsethik an. Gerade
die wachsende gesamtgesellschaftliche
Durchdringung
mit Informations- und Kommunikationstechnologien stellt
Studierende und Bibliothekspersonal vor praktische Konflikte, deren Systematisierung
erst Handlungsalternativen und
Interventionsmöglichkeiten zulassen.
Nicht umsonst beschrieben
Studierende der HumboldtUniversität in ihrem ebenfalls
in Porto vorgestellten Projekt
»Bridges for Babylon« Diversitätsmanagement als eines der
neuen Herausforderungen für
die bibliothekarische Praxis.
Die vielfältigen thematischen
Anschlussmöglichkeiten
im
Rahmen von BOBCATSSS
führten bisher zu einer Vielzahl
an weiteren internationalen Ko-
Zusammenfassend zeigte
die BOBCATSSS-Konferenz,
dass die Besonderheit
bibliotheks- und informationswissenschaftlicher
Studiengänge in ihrer
Klammer mit der späteren
beruflichen Praxis liegt.
Informationswissenschaft der
Humboldt-Universität zu Berlin und des US-amerikanischen
College of St. Catherine in St.
Paul, Minnesota. Diese einmalige internationale Kooperation konnte auf der diesjährigen
BOBCATSSS-Konferenz weiter
gestärkt werden.
Zusammenfassend zeigte die
BOBCATSSS-Konferenz, dass
die Besonderheit bibliotheksund informationswissenschaftlicher Studiengänge in ihrer
Klammer mit der späteren beruflichen Praxis liegt. Nur wenn
der Wissenstransfer möglichst
breit und international angelegt
ist, wird es gelingen, die Ausbildungspläne dahingehend zu
gestalten, dass eine produktive
Brücke zwischen Studium, Forschung und Bibliotheksarbeit
geschlagen wird.
Lohnendes Unterfangen
Spätestens dann werden Studierende ihre Fächer, anstatt
sie als ein verwirrendes Gebilde
zu empfinden, als ein lohnenswertes Unterfangen schätzen.
Das 17. BOBCATSSS-Symposium bewies, dass dies nicht nur
phraseologisch zu verstehen ist.
Vielmehr geht diese Konferenz
mit gutem Beispiel voran und
wird dies bestimmt auch im
nächsten Jahr in Parma (Italien)
wieder einmal bestätigen.
Najko Jahn, Berlin
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Tagungen
Tagungen
Gemeinsam das Lernen
gestalten
Informationen rund ums Thema »Schulbibliothek«: Aufmerksame
Workshop-TeilnehmerInnen in einem Hörsaal der Universität Erfurt.
Foto: ThILLM
BuB | 61 (2009) 04
.d
–B
Eine Ausstellung ergänzte die 2. Fachtagung »Schule-Bibliothek-Schulbibliothek«.
Foto: ThILLM
der Schulbibliotheken aus: Im
Schuljahr 2004/2005 gab es 481
Bibliotheken an allgemeinbildenden Schulen in Thüringen.
Heute sind es 581.
Positive Bilanz
–u
.B
w
w
Dass Schulen und Bibliotheken
zusammengehören, dass sie
Orte des Lernens und der Vermittlung von Lese-, Medienund Informationskompetenz
sind, ist allgemein gültig und
unumstritten. Doch in der Realität gestaltet sich die Zusammenarbeit aufgrund finanzieller
Defizite, fehlender Förderung
und Anerkennung schwierig.
In Thüringen versuchen Lehrer
und Bibliothekare seit 2005 im
Rahmen einer Kooperationsvereinbarung mit gemeinsamen
Projekten dieser Entwicklung
entgegen zu treten.
In den vier Jahren nach der
Unterzeichnung des Kooperationsvertrages wurden zahlreiche
Projekte zur Leseförderung,
Vermittlung von Informationskompetenz und zum Zusammenwirken der Lernorte ins Leben gerufen. Ziel ist und bleibt
es, die Zusammenarbeit von
Schulen und Bibliotheken auszubauen und zu intensivieren.
Thüringens Kultusstaatssekretär Professor Walter BauerWabnegg eröffnete die Fachtagung und sprach in seinem
Grußwort von einer bundesweit
herausragenden Initiative, die
zeige, dass die optimistische
Aufbruchsstimmung vor vier
Jahren genutzt worden und seitdem viel geschehen sei. Schulen
und Bibliotheken seien für junge Menschen wichtige Partner,
um sich in der multimedialen,
schnellen und verdichteten Informationswelt zu orientieren
und zurecht zu finden.
Die Zusammenarbeit wirkt
sich auch auf das Wachstum
w
Rund 130 Lehrer, Bibliothekare,
Vertreter von Schulämtern und
Medienpädagogen haben sich
am 25. Februar an der Universität Erfurt zur 2. Fachtagung
»Schule-Bibliothek-Schulbibliothek« getroffen. Die Veranstaltung wurde vom Thüringer
Kultusministerium, vom Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und
Medien (ThILLM) sowie vom
Landesverband Thüringen im
Deutschen Bibliotheksverband
(dbv), organisiert.
e
2. Fachtagung »Schule-Bibliothek-Schulbibliothek«
in Thüringen / Erfolgreiche Projekte vorgestellt
Eine positive Bilanz zog anschließend Frank Simon-Ritz,
Vorsitzender des dbv-Landesverbands Thüringen. Dass die
Unterzeichnung des Kooperationsvertrags zu einer Erfolgsgeschichte führe und solch eine
Wirkung hervorrufen werde,
habe niemand zu erwarten gewagt. Der Erfolg sei zahlenmäßig sichtbar: 157 konkrete
Kooperationsvereinbarungen
von Schulen, Kindergärten und
Bibliotheken wurden aufgenommen.
Simon-Ritz berichtete von
der Initiative in Greiz: Der
Deutsch-, Kunst- und Medienkunde-Unterricht des Staatlichen Gymnasiums finde dort in
der Stadt- und Kreisbibliothek
statt. Die Bibliothek biete Internet-Arbeitsplätze an. Beeindruckend sei das gemeinsame
Bekenntnis: »Das Terrain der
Bibliothek ist Euer Schulhof«.
In Jena wurde ein weiteres
außerordentliches Projekt mit
dem Namen »Netzwerk Schule
und Bibliothek« gestartet. Die
Ernst-Abbe-Bücherei
erhielt
dabei eine feste Verankerung
in der Jenaer Schullandschaft.
Der Medienbestand wurde hinsichtlich der Anforderungen der
einzelnen Schulen untersucht
und entsprechend ausgebaut.
Des Weiteren wurden konkrete
Ansprechpartnerinnen in der
Bibliothek als Patinnen für die
Schulen benannt. Diese und
viele andere Projekte zeigen,
dass die Kooperation mit Leben,
Ideen und Taten gefüllt ist.
Der Vorsitzende der Expertengruppe »Bibliothek und
Schule« des dbv, Ronald Schneider, referierte anschließend über
»Schulbibliotheken und neue
Lernkultur«. Dabei sprach er
von der Schulbibliotheksmisere
in Deutschland, die geprägt sei
von einer fehlenden Vorstellung
von Schulbibliothek und nicht
vorhandenen Kompetenzen. In
Deutschland verfügen maximal 15 Prozent der rund 33 000
Schulen über eine Schulbibliothek. Diese erscheinen zudem
häufig allenfalls als »Kümmerformen« – vom Handapparat
des Lehrers bis hin zur muffigen
Lesestube, die eher Leseverhinderungseinrichtungen seien als
Kreativität und Neugierde anregende Lernorte.
Nach dem Pisa-Schock
Doch die Initiativen nach dem
Pisa-Schock bringen Chancen
für Schulbibliotheken: Der
Aufbau von Ganztagsschulen,
die pädagogische Umorientierung hin zum individuellen,
projektorientierten Lernen und
fachübergreifende Lernziele wie
Lese- und Medienkompetenz
235
BuB | Foyer
Tagungen
Tagungen
Bibliotheken gestalten
Partnerschaften
e
Neue Strategien entworfen und diskutiert /
Ein gemeinsames Seminar von ekz und BIB
Wechsel und Veränderungen
im Arbeitsverlauf zulassen, damit sich der transformierende
Aspekt in der Zusammenarbeit
entfalten kann
–B
.d
Seit zehn Jahren veranstaltet
die ekz.bibliotheksservice
GmbH Kompaktseminare zu
bibliotheksrelevanten Themen.
Auch der neue Bibliothekarische
Direktor, Andreas Mitrowann,
lud vom 10. bis 12. Februar
gemeinsam mit dem Berufsverband Information Bibliothek
(BIB) nach Reutlingen ein. Im
Team mit Prof. Haike Meinhardt
(Bundesvorstand BIB; FH Köln)
und Gisela Großer (ekz-Organisation) wurde den 16 Teilnehmern ein in jeder Hinsicht
reichhaltiger und inspirierender
Aufenthalt geboten.
–u
w
Seminarfacharbeit von Schülern, indem sie mit Führungen
durch die Einrichtungen, Recherche- und Zitiertraining,
Zusammenstellung von themenorientierten Bücherkisten bis
zur Präsentation der Seminarfacharbeit in der Bibliothek die
Schüler begleiten.
Das Projekt »Wissen erobern« der Weimarer Bibliotheken bringt jedes Jahr junge
Menschen in Bibliotheken zusammen. Die Schüler erhalten
Einblick in die Recherche mit
Nachschlagewerken, Katalogen
und Datenbanken und erfahren, dass es neben dem schnellen
und unkomplizierten Suchen
.B
Das Projekt »Wissen
erobern« der Weimarer
Bibliotheken bringt jedes Jahr
junge Menschen in Bibliotheken zusammen.
mit Google auch einen anderen
leichten Zugang zu wichtigen
Informationen gibt. Dass das
Wissen gerne erobert wird, zeigt
der Zuspruch über Weimarer
Stadtgrenzen hinaus: Dieses
Jahr besuchen auch Schüler aus
Sömmerda die Weimarer Bibliotheken.
Lesekompetenz
stärken,
Freude an Literatur fördern,
Informationen genau recherchieren – dies sind wichtige Aufgaben der Schulen und Bibliotheken. Das Engagement der
Lehrer und Bibliothekare, der
Schüler und Eltern muss jedoch
viel stärker gefördert werden.
Denn Lesen, Recherchieren und
Entdecken bedeuten Orientierung und Erfahrung für junge
Menschen. Dieser Prozess muss
kompetent und kreativ begleitet
werden – gemeinsam von Schulen und Bibliotheken.
Dana Horch,
Universitätsbibliothek Weimar
w
erfordern gut ausgestattete und
auf einem breiten Angebot basierende Informationszentren.
Diese Entwicklung verlangt
nach qualifizierten Partnern:
»Hier sollten Schulen und Bibliotheken eng zusammenarbeiten«.
Petra Büning von der Bezirksregierung Düsseldorf berichtete
in einem weiteren Vortrag über
das Projekt »Bildungspartner
Bibliothek und Schule«, das
2001 in Nordrhein-Westfalen
startete. Auch sie betonte die
immense Bedeutung der Bibliothek im Zeitalter der neuen Medien und gab den Tagungsteilnehmern wichtige Anregungen,
wie Kooperationen zwischen
Schulen und Bibliotheken entwickelt, organisiert und nachhaltig realisiert werden können.
In sechs verschiedenen Seminaren wurden den Tagungsteilnehmern anschließend konkrete
Projekte und Angebote vorgestellt. Lehrer und Bibliothekare
konnten einzelne Initiativen
kennenlernen, darunter zum
Beispiel das Projekt »Seminarfach: Unterricht in Bibliothek
und Museum«.
Erfurter und Gothaer Bibliotheken und Museen fördern die
w
236
»Eine Strategie für erfolgreiche
Partnerschaften« hieß der erste grundlegende Vortrag von
Johannes C. Seybold (Partnership Adviser, Wien), der seine
fundierten Kenntnisse aus umfassenden Tätigkeiten in internationalen Zusammenhängen
darlegte. Der Referent steckte
auch die Komplexität des im
Arbeitsalltag oft dem Zufälligen
überlassenen Themas ab. Seine
Thesen:
„ Echte Partner profitieren zu
gleichen Teilen in der gemeinsamen Zusammenarbeit (winwin-Situation)
„ Zum Partnermanagement
gehören Prinzipien wie Gleichwertigkeit, Transparenz, Respekt, Pflege der Kommunikation
„ Eine
zukunftsorientierte
Strategie lässt sich nur mit gut
gewählten Partnern entwickeln
„ Schwächen des eigenen Unternehmens feststellen
„ Zeit lassen für gründliche
Vorab-Recherchen
„ Nutzung des »StakeholderKompass«, mit dessen Hilfe sich
die Eignung von Partnern einschätzen lässt
„ »Struktur folgt Strategie«:
Lebhafte Diskussion
Seybolds Ausführungen ließen
sich sehr gut auf Bibliotheken
übertragen und wurden anschließend lebhaft dikutiert.
»Das Partnerschaftsmodell
der Stadtbibliothek Dresden«:
Arend Flemming, Direktor der
Städtischen Bibliotheken Dresden, erläuterte die Bedeutung
nicht nur der externen Stakeholder wie Bibliotheksnutzer, Politiker, Presse, sondern auch der
internen Akteure wie zum Beispiel Verwaltungsvorstände. Für
diese erarbeitet Flemming mit
seinen Kollegen alle drei Jahre
einen Bibliotheksentwicklungsplan, in dem die Kernaufgaben
der Bibliothek benannt werden:
Organisationsentwicklung, Personal- und Medienbedarf, Festlegung von Zielgruppen.
Die Auswahl von Kooperationspartnern erfolgt in Dresden
ausschließlich in Bezug auf diese Vorlage, die regelmäßig auch
politisch parteiübergreifend beschlossen wird.
Die Strategie der konzentrierten Kundengewinnung und
Bestandsarbeit ist längerfristig
mit einem breiten Imagegewinn
der Bibliotheken in verschiedenen Bevölkerungsgruppen
verbunden. Also durchaus ein
Vorbild für Bibliotheken, die oft
mit diversen Aufforderungen
zur Zusammenarbeit konfrontiert werden und sich nicht auf
fi xierte Schwerpunkte berufen
können.
»Bildungspartner
Bibliothek«: Auf die systematische
Kooperation mit Schulen ging
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Tagungen
w
BuB | 61 (2009) 04
Fulminantes Schlusswort
Jens Renner, Leiter der FHBibliothek Ansbach und Mitglied im BIB-Bundesvorstand,
e
ren eine Band. Auch wir können
eine Bande sein« – schloss Renner seinen Vortrag.
Am letzten Tagungstag arbeiteten die TeilnehmerInnen
in drei thematischen Gruppen
eigene Strategien aus und stellten ihre Ergebnisse im Plenum
zur Diskussion. Große Übereinstimmung gab es am Ende des
Seminars in Bezug auf die kompetenten Redner, die entspanntpartnerschaftliche, gleichwohl
sehr kompetente Gesprächsführung durch Andreas Mittrowann und Haike Meinhardt sowie die exzellente Organisation
des Seminars. So macht Lernen
Spaß!
Die erstmals multimediale
Aufzeichnung mit allen Beiträgen wird auf der Homepage der
ekz hinterlegt: www.ekz.de/index.php?id=2888
Stefanie Oeding,
Stadtbibliothek Flensburg
.d
–B
–u
w
»Die Kooperation von Bibliotheken mit der Volkshochschule« ist ein Thema, das immer
wieder und nicht zuletzt unter
dem Aspekt geplanter Zusammenlegungen beider Institutionen diskutiert wird. Die Direktorin der Stadtbücherei Stuttgart, Ingrid Bussmann, plädierte für eine »Bibliothek der
Zukunft – ein Haus des Wissens« und erläuterte Schnittstellen und Unterschiede sowie bewährte und neue Ansätze in der
Zusammenarbeit.
Sie beantwortete auch die im
Teilnehmerkreis häufig gestellte Frage, was denn das Alleinstellungsmerkmal von Bibliotheken sei: Wissensbündelung,
Informationsmanagement und
professionelle Beratung. Die
sich anschließende Diskussion kreiste auch um das Thema
.B
Kooperation mit VHS
hielt einen beeindruckenden
Vortrag über die Entwicklung
der Zusammenarbeit der 17
bayrischen FH-Bibliotheken.
»Partnerschaftliche Kooperation als Überlebensstrategie
der bayrischen und deutschen
Fachhochsschulen«, ein auf den
ersten Blick für Öffentliche Bibliotheken weniger interessanter
Beitrag, wurde auch durch die
humorvolle Darbietung zum
Diskussionspunkt für alle.
Gemeinsame Etat- und Personalbedarfsmodelle, ASP-Hosting auf einem Rechner und
Fortbildungen sind nur einige
Kinder- und Altersarmut
sei ebenfalls ein Hardcore- Meilensteine in der FH-KoopeThema und Pflichtaufgabe ration. Über einen gemeinsamen
der Kommunen; Bibliotheken Auskunftsdienst hinaus entwickelten die Kollegen standarwürden hier schon lange
disierte Lehrveranstaltungen,
Aufgaben übernehmen.
für die alle Hochschulabgänger
eine Seminar-Bescheinigung erin der Politik. Dass bei den Po- halten. Mit einem fulminanten
litikern oftmals Unwissenheit Schlusswort – »Die Beatles wabezüglich der Bibliotheken
herrsche und es wichtig sei, sich
immer wieder und mit langem
Atem ins Gespräch zu bringen.
Sie bezog sich auf die Vorund Nachteile des thüringischen
Bibliotheksgesetzes,
stellte das BMBF-Projekt »Lernen vor Ort« vor und forderte
die Bibliothekare auf, an den gesellschaftlichen Brennpunkten
zu arbeiten, zum Beispiel an den
Themen Bildung und Migration. Es sei den Politikern nicht
bewusst, welchen essenziellen
Baustein Bibliotheken in der Integration darstellen.
Kinder- und Altersarmut sei
ebenfalls ein Hardcore-Thema
und Pflichtaufgabe der Kommunen; Bibliotheken würden
hier schon lange Aufgaben
übernehmen. Rumschöttel ermunterte die Kollegen, immer
wieder auf die Bedeutung ihrer
Bibliothek auch in politischen
Zusammenhängen aufmerksam
zu machen. Diskutiert wurde
im Plenum die Unvereinbarkeit
von Leitungstätigkeit und politischem Engagement.
»Bibliothek als Lernort«. Bussmann plädierte für informelles
Lernen, dies sei wichtiger, als organisierte Lernorte auszurufen.
Die bayrische Landrätin Johanna Rumschöttel stellte sich
als eine in der SPD engagierte
Fachfrau vor (ehemalige Bibliothekarin und Bürgermeisterin).
In ihrem Vortrag »Aufbau von
politischen Allianzen: die Stadtbibliothek und ihre Partner im
kommunalen Umfeld« erzählte
sie offen von ihren Erfahrungen
w
der Leiter der Stadtbücherei
Marburg, Jürgen Hölzer, ein.
Dass das mühselige Strampeln
einem Ziel entgegen auch eine
lohnenswerte Herausforderung
sein kann, veranschaulichte er
mit einer humorvollen Präsentation.
Die fünfjährige Mitarbeit im
Projekt »Öffentliche Bibliothek
und Schule« der Bertelsmann
Stiftung verhalf der Stadtbücherei zu dem entscheidenden Kick
nach vorne: Strategie- und Zieldebatte sowie großzügige finanzielle Unterstützung führten
zur Ausarbeitung von besonderen Bibliotheksführungen im
Bausteinprinzip für die erste
bis zehnte Schulklasse. Unter
Einbeziehung des Schulamtes,
das Werbung und Organisation übernimmt, sind inzwischen 23 Lehrer aus 15 Schulen
involviert. Diese treffen sich
mehrmals im Jahr, nutzen eine
Online-Informationsplattform
und gemeinsam Fortbildungsangebote der Bibliothek.
Als man nach zehn Jahren
eine Befragung zum Thema Lesen in den Schulen durchführte,
zeigten sich so überwältigende
Erfolge, dass Jürgen Hölzer und
sein kleines Team sich nun den
Kindergärten zuwenden wollen.
237
BuB | Foyer
Nachrichten
.d
–u
.B
Der Film »Hollywood Librarian«, der sowohl klassische
Filmausschnitte zum Thema Bibliothek präsentiert als
auch US-amerikanische Bibliothekskollegen zu Wort kommen lässt, ist jetzt auf DVD erhältlich. Eine öffentliche Aufführung ist damit jedoch nicht
ohne Weiteres möglich. Informationen zum Bezug sowie
zu den Aufführungsrechten
gibt es unter: www.media
ed.org/cgi-bin/commerce.
cgi?preadd=action&key=138
w
Bad Kissingen. Vom 15. bis zum
w
Kinderbuch-Ausstellung
»Hollywood
Librarian«
auf DVD
20. Jahrhundert, genauer von
1476 bis 1950, erstreckt sich die
Ausstellung historischer Kinderbücher, die noch bis zum 12.
Juli in Schweinfurt (Museum
Otto Schäfer) und Bad Kissingen (Altes Rathaus) zugleich zu
sehen ist. Die Ausstellung, zu
der der Kinderbuchautor und
Sammler Paul Maar aus Bamberg und die Internationale Jugendbibliothek in München mit
einigen wertvollen Leihgaben
nicht unwesentlich beigetragen
haben, gibt dem Besucher die
che hilfreiche Orientierung auf
dem unübersichtlichen Markt
der Spiel- und Lernangebote
gibt. Mit wertvollen Tipps und
einer kritisch beurteilten Auswahl von Software bietet sie die
Möglichkeit, sich umfassend
und interessenbezogen über
ein elektronisches Spiel- und
Lernangebot zu informieren
und auszutauschen. Weitere
Informationen: www.bmfsfj.
de/Kategorien/Publikationen/
Publikationen,did=22916.html
e
bewerben. Der Deutsche Bibliotheksverband fordert seine Mitglieder auf, sich direkt an ihre
Träger zu wenden. Das Bundesministerium für Verkehr, Bau
und Stadtentwicklung hatte die
Intention des Bundes beim Programm Zukunftsinvestitionen
Kommunen und Länder des
zweiten Konjunkturprogramms
konkretisiert. Danach zählt die
Infrastruktur im Städtebau zu
den Investitionsschwerpunkten.
Darunter fallen Gemeinbedarfseinrichtungen wie Jugend- und
Altentreffs, Sportstätten, aber
auch
Stadtteilbibliotheken.
Auch der Deutsche Städtetag
hat darauf hingewiesen, dass
Kultureinrichtungen
unter
das Konjunkturprogramm fallen, auch dort werden Stadtteilbibliotheken ausdrücklich
genannt. Weitere Informationen: www.bmvbs.de/Bauwe
sen-,1406.1063354/Zweites-Kon
junkturpaket-Massna.htm
–B
Gelegenheit, die Entwicklung
des Kinderbuches von seinen
Anfängen bis ins 20. Jahrhundert zu verfolgen. Zu sehen sind
Hans-Peter Geh wurde 75 auch einige Raritäten, wie eine
Ausgabe von Aesops Fabeln aus
Bad Homburg. Einer der großen dem Jahr 1476.
»Außenpolitiker« des deutschen
Bibliothekswesens, Prof. Hans- Bibliothek wiedereröffnet
Peter Geh, vollendete am 11.
Februar 2009 sein 75. Lebens- Bangalore (Indien). Nach sechsjahr. Nach Gustav Hofmann jähriger Schließungszeit hat die
war er der zweite Deutsche, Bibliothek des Goethe-Instituts
der als Präsident der IFLA von Bangalore am 6. März wieder
1985 bis 1991 wirkte. In seine ihre Türen geöffnet. Der neu
Amtszeit fiel die aufregende aufgebaute Buch- und MedienIFLA-Tagung in Moskau, wäh- bestand umfasst Sammlungen
rend der die russischen Gene- zu deutschlandaktuellen Theräle im August 1991 gegen die men, audiovisuelle Medien,
Regierung von Michael Gor- Werke der deutschen Literatur
batschow putschten. Es gelang sowie neueste englische ÜberGeh jedoch, den Kongress in setzungen deutscher Literatur
geordneten Bahnen zu Ende und Sachbücher.
zu führen. Danach war er Präsident der European Founda- Konjunkturprogramm II
tion for Library Cooperation.
Auch nach seinem Ausscheiden auch für Bibliotheken
aus dem aktiven Dienst als Di- Berlin. Der Bundestag hat am
rektor der Württembergischen 13. Februar das zweite KonLandesbibliothek Stuttgart im junkturpaket gebilligt, der
Jahre 1997 blieb er als »Außen- Bundesrat hat am 20. Februar
politiker« tätig und engagierte zugestimmt. Auch Bibliotheken
sich für den Aufbau der moder- können sich bei ihren Trägern
nen Bibliotheca Alexandrina in um Mittel aus dem KonjunkÄgypten. Zu den »innenpoli- turpaket II der Bundesregierung
tischen« Verdiensten des IFLAEhrenpräsidenten gehören seine
erfolgreichen Bemühungen, die
Handschriften der Fürstlich
Medien
Fürstenbergischen Hofbibliothek für die beiden Landesbibliotheken in Stuttgart und
Karlsruhe vor der Zerstreuung
in alle Winde zu retten.
Nachrichten
w
238
Lesen bewegt
Berlin. Eine neue Aktion, an der
In Bibliotheken lehren
und lernen
Erfurt. Die Universitätsbibli-
othek hat im Wintersemester
2008/09 gemeinsam mit den
Teilnehmern des Berufsfeldseminars »Die Spezialbibliografie
– am Beispiel Bibliothekspädagogik« das Verzeichnis »In Bibliotheken lehren und lernen« erarbeitet. Das Verzeichnis nennt
eine Vielzahl von Hilfsmitteln,
die man für die bibliothekspädagogische Arbeit nutzen kann.
Zu jedem Hilfsmittel geben die
AutorInnen didaktische Impulse. Neben klassischen Unterrichtsmitteln wie zum Beispiel
dem Buch für den Schulgebrauch findet man im Verzeichnis auch Online-Dokumente,
Material zum Selbermachen sowie die Bildungsplanung unterstützende Hilfsmittel. Das Verzeichnis ist in Vorbereitung auf
den 98. Deutschen Bibliothekartag 2009 in Erfurt entstanden. Es kann kostenlos online
genutzt werden unter: www.
db-thueringen.de/servlets/Deri
vateServlet/Derivate-16775/
Verzeichnis.pdf.
sich seit Mitte März alle Bibliotheken in Deutschland beteiligen können heißt »Lesen bewegt
– Gemeinsam 3 000 Schritte
extra«. Es handelt sich um eine
gemeinsame Aktion des Deutschen Bibliotheksverbands, des
Börsenvereins des Deutschen
Buchhandels und des Bundesministeriums für Gesundheit
(BMG). Da Lesen viel mit geistiger Beweglichkeit zu tun hat
und Bibliotheken Orte sind, an
denen Menschen sich begegnen,
bietet der Deutsche Bibliotheksverband mit dieser Aktion an,
dass sich Bibliotheken für die
aktive gesundheitliche Prävention öffnen. Für alle Bibliotheken Studie zum digitalen
liegt ein kostenloses Aktionspaket bereit (www.bibliotheksver kulturellen Gedächtnis
band.de/projekte/lesen-bewegt). Frankfurt am Main. Deutschland bekommt ein digitales
Übersicht über Spiel- und kulturelles Gedächtnis. Wie das
Zugangsportal zu der digitaliLernsoftware
sierten deutschen Kultur ausseBerlin. Das Bundesministerium hen könnte, untersucht momenfür Familie, Senioren, Frauen tan eine Studie der Deutschen
und Jugend hat eine Broschüre Nationalbibliothek. Ziel der
mit dem Titel »Spiel- und Lern- Studie ist es, die Vorstellungen,
software pädagogisch beurteilt, Erwartungen und Wünsche
Band 18« herausgegeben, wel- der zukünftigen Nutzer einer
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Nachrichten
European Library mit
mehrsprachiger Suche
Frankfurt am Main. The Eu-
ropean Library ist das Portal
zu Online-Beständen und bibliografischen Daten von 38
europäischen Nationalbibliotheken. Mit dem Relaunch bietet die Website seit März mehrsprachige Suchmöglichkeiten
und Web2.0-Funktionalitäten
und präsentiert Online-Ausstellungen. Die wichtigste Neuerung ist die Erweiterung der
mehrsprachigen Suchmöglichkeiten. Die rund 330 Sammlungsbeschreibungen in The
European Library wurden in
die Sprachen aller Partnerbiblio-
Gerhard Brüderlin
ist im Dezember 2008 verstorben
w
.B
–u
Humor behielten und die Gräben und Fronten nicht so ernst
nahmen. Er blieb Zeit seines Lebens ein politischer Mensch,
seine Aktivitäten reichten vom
Kampf gegen das AKW in Whyl,
die Volkszählung 1987 bis hin
zur gewerkschaftlichen Arbeit
bei ÖTV/Verdi. In Karlsruhe war
er Mitbegründer der ÖTV-Fachgruppe Bibliotheken.
Nach dem Ende des Studiums
hatten wir wie viele FHB-Absolventen zunächst Probleme, eine
Seine fundierten
Kenntnisse brachte
Gerhard Brüderlin auch in
die Erarbeitung bibliothekspolitischer Grundsatzpapiere des dbvLandesverbandes ein.
w
w
Tief betroffen haben viele Fachkolleginnen und -kollegen am
Beginn des Jahres Abschied von
Gerhard Brüderlin genommen.
Der Leiter der Fachstelle für
das öffentliche Bibliothekswesen beim Regierungspräsidium
Karlsruhe war am 25. Dezember
2008 unerwartet verstorben.
Meine Erinnerungen an Gerhard Brüderlin reichen zurück in
die Zeit unseres gemeinsamen
Studiums an der Fachhochschule für Bibliothekswesen in Stuttgart. Im letzten »Numerus-Clausus-freien« Jahrgang 74/77 verband uns neben dem Studium
das Engagement im Allgemeinen Studenten Ausschuss. Damals sahen wir uns – getreu den
linken Grabenkriegen der NachAchtundsechziger – an unterschiedlichen »Fronten« – er eher
»Sponti« oder KBW-nah, ich im
»MSB-Spartakus«, zwei Organisationen, die sich »bis aufs Messer« zu bekämpfen hatten.
In der Idylle der Villa an der
Feuerbacher Heide war dieses
Messer eher stumpf – die Anonymität war nicht groß genug,
um den »Gegner« nicht auch
als guten Studienkollegen oder
Freund wahrzunehmen. Gerhard
Brüderlin gehörte zu denen, die
bei der politischen Arbeit ihren
BuB | 61 (2009) 04
–B
Nachruf
Mit diplomatischem Geschick
für Bibliotheken geworben
unserer Ausbildung adäquate
Stelle zu finden. Gerhard Brüderlin landete – nach verschiedenen
Tätigkeiten als Korrektor – bei
der ekz und ab 1981 als bibliothekarischer Fachberater bei der
Staatlichen Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen in
Karlsruhe.
Dort war er für alle Kolleginnen und Kollegen und somit
theken übersetzt. Hilfetexte wie
FAQs und Benutzungshinweise wurden ebenfalls in alle 22
Sprachen übersetzt.
Informationssystem
Medienpädagogik
e
ative »i2010« steht ein einheitlicher europäischer Informationsraum, der die verschiedenen
Kulturen integriert. Der Link
zur Studie: www.ddb-studie.de
Frankfurt am Main. Das Infor-
mationssystem Medienpädagogik (ISM – www.ism-info.de),
das vom Deutschen Institut für
Internationale
Pädagogische
.d
Deutschen Digitalen Bibliothek
zu erfassen. Die geplante Plattform wird Kulturbestände aus
Museen, Bibliotheken, Archiven und Mediatheken digital
zugänglich machen und vernetzen. Die Deutsche Digitale
Bibliothek dient als nationales
Zugangsportal innerhalb einer
Europäischen Digitalen Bibliothek, an der sich alle EU-Mitgliedsstaaten beteiligen werden.
Im Mittelpunkt der EU-Initi-
Humorvolle und prägnante Formulierungen: Gerhard Brüderlin
liebte das Spiel mit der Sprache.
Foto: Bernd Graf
für alle Bibliotheken – nicht nur
im Regierungsbezirk Karlsruhe
– ein hilfsbereiter und kompetenter Ansprechpartner. Er wurde in der Fachstelle zum Personalrat gewählt und verstand
diese Tätigkeit nicht als reine Interessenvertretung der Beschäftigten im engen Sinne, sondern
verband sie mit einer Vertiefung
seines berufsfachlichen Engagements. 1993 wurde er stellvertretender Leiter der Fachstelle
in Karlsruhe, 2005 übernahm er
deren Leitung. In diesen Jahren
war er an der Entstehung hervorragender Öffentlicher Bibliotheken im Regierungsbezirk
Karlsruhe maßgeblich beteiligt,
wie Waghäusel, Rastatt, Ettlingen, Forst, Bruchsal.
Mit diplomatischem Geschick
konnte er Bürgermeistern die
große Bedeutung Öffentlicher
Bibliotheken für die Entwicklung
ihrer Gemeinden nahe bringen.
Zugute kam ihm auch seine Fähigkeit, prägnant und humorvoll
Texte zu formulieren für Publikationen, Begrüßungen und Moderationen. Er liebte das Spiel mit
der Sprache.
Ende der Siebzigerjahre wurde der Ausbildungsberuf »Assistent/Assistentin an Bibliotheken« geschaffen. Gerhard
Brüderlin war seit 1983 als Ausbildungsberater
für
BadenWürttemberg engagiert tätig.
An der Umbildung des Ausbildungsberufs zum »Fachangestellen für Medien- und Informationsdienste« war er wesentlich
beteiligt. Viele Auszubildende
und Ausbilder konnten von seiner profunden Sachkenntnis und
seinem großen Engagement auf
diesem Gebiet profitieren.
Seine
fundierten
Kenntnisse brachte er auch in die Erarbeitung bibliothekspolitischer
Grundsatzpapiere
des
dbvLandesverbandes ein, wie dem
»Leitbild Öffentliche Bibliotheken in Baden-Württemberg«
und den Standards »An der Zukunft von Stadt und Land bauen.
Kommunale Öffentliche Bibliotheken in Baden-Württemberg«.
Wieder hat uns hier die Politik, diesmal die bibliothekarische, zusammengeführt, jetzt
aber ohne Gräben und Fronten.
Und die Sachkenntnis sowie der
feinsinnige Humor von Gerhard
Brüderlin hat diese Arbeit sehr
bereichert. Er hinterlässt eine
schwer zu schließende Lücke.
Monika Ziller,
Leiterin der Stadtbibliothek
Heilbronn und Mitglied des
dbv-Bundesvorstands
239
BuB | Foyer
Nachrichten
Ausgezeichnete
Medienboten
Hamburg. Die Medienboten,
ein von den Bücherhallen Hamburg im März 2007 gestarteter
ehrenamtlicher Medienlieferdienst für hausgebundene Bürgerinnen und Bürger, wurde
aus über 2 000 bundesweiten
Bewerbungen als einer von »365
Orten im Land der Ideen 2009«
ausgewählt. Diese Prämierung
unter der Schirmherrschaft
von Bundespräsident Horst
Köhler zeichnet das Engagement von über 70 Hamburger
»Zeitspendern« auf, die derzeit
über 100 ältere, behinderte
Bücherhallen-Kunden betreuen
– Tendenz stark steigend. Die
für das Medienbotenprojekt eigens gegründete gemeinnützige
Bücherhallen Medienprojekte
GmbH konnte in den ersten
beiden Jahren 180 000 Euro an
Drittmitteln akquirieren und
mehrere Wettbewerbe gewinnen. Außerdem wurden die Medienboten 2008 ein Corporate
Volunteering Projekt von Montblanc International.
w
zehnte Leseförderung, über 15
Millionen jugendliche Vorleser
und fast 140 000 Veranstaltungen: Der Börsenverein des
Deutschen Buchhandels feiert
in diesem Jahr das 50-jährige
Bestehen des Vorlesewettbewerbs des Deutschen Buchhandels. Zum Auftakt des Jubiläums las Bundeskanzlerin Angela
Merkel im Februar im Bundeskanzleramt zusammen mit dem
Sieger des ersten Vorlesewettbewerbs 1959 und den beiden Vorjahressiegern aus »Emil und die
Detektive« von Erich Kästner
vor. Der Vorlesewettbewerb des
Deutschen Buchhandels ist laut
Veranstalter die älteste bundesweite Leseförderungsaktion in
Deutschland.
Familienfreundliche
Viadrina
Frankfurt an der Oder. Ein fa-
milienfreundliches
Angebot
unterbreitet die Universitätsbibliothek der Europa-Universität
Viadrina Eltern von kleinen
Kindern: Sie sind nicht nur
Ausschreibung
e
Medienpädagogische
Projekte gesucht
Dieter Baacke-Preis mit 5 000 Euro dotiert
dern auch der medienpädagogische Prozess.
Die Ausschreibung richtet sich an Projekte außerschulischer Träger (zum Beispiel
Jugendzentren, Kindergärten,
Träger der Jugendhilfe oder Fa
milienbildung, Medienzentren
und Medieninitiativen) und Kooperationsprojekte
zwischen
schulischen und außerschulischen Trägern.
Das Projekt sollte entweder im Jahr 2008 oder bis zum
31. August 2009 abgeschlossen sein. Die Preisträger erhalten eine Zuwendung für ihre
medienpädagogische Arbeit in
Höhe von: 3 000 Euro (1. Preis);
1 500 Euro (2. Preis); 500 Euro
(3. Preis).
Bewerbungsschluss ist der
31. August. Weitere Information gibt es unter www.gmknet.de/wettbewerb/dieter_baa
cke_preis.php im Internet.
–B
.d
Mit dem Dieter Baacke-Preis
zeichnet die Gesellschaft für
Medienpädagogik und Kommunikationskultur (GMK) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend bundesweit beispielhafte Projekte
aus, die in der Bildungs-, Sozial- und Kulturarbeit entstanden
sind.
Bewerben können sich Institutionen, Initiativen oder Einzelpersonen, die innovative, originelle oder mutige Projekte zur
Förderung einer pädagogisch
orientierten Medienkompetenz
durchführen. Das kann beispielsweise ein kreatives Internetprojekt in der Jugendarbeit
sein, ein Kinderradioprojekt,
ein Film- und Fernsehworkshop
oder ein außergewöhnliches
multimediales Fotoprojekt. Im
Zentrum der Preisvergabe steht
nicht allein das Produkt, son-
–u
Frankfurt am Main. 5 Jahr-
.B
Jubiläum: 50 Jahre
Vorlesewettbewerb
willkommen im Lesesaal der
Bibliothek, sondern finden auch
Kinderbücher und Spielsachen
vor. Benutzungsleiterin Renate
Berthold erläutert: »Wir wollen den Nutzern gern einige
Hinweise geben, wie ein möglichst reibungsfreier Umgang
zwischen den Kindern und den
Bedürfnissen der im Lesesaal
arbeitenden Benutzer erreicht
werden kann. Gerne helfen
wir, die Kinder während des
Bibliotheksbesuchs
ebenfalls
zum ruhigen ›Studium‹ anzuhalten. Wir haben hochwertige
Bücher für Kinder von zwei bis
acht Jahren.« Renate Bertold
weist darauf hin: »Natürlich
gilt immer noch das in der Benutzungsordnung niedergelegte
grundsätzliche Ruhegebot. Daraus folgt, dass es im Lesesaal
natürlich nicht so laut sein darf,
wie es zum Beispiel in einer für
Kinder speziell eingerichteten
Spielzone wäre. Sorgen müssen
die Eltern dafür, dass das Kind
nicht alleine durch den Lesesaal
läuft.«
w
Forschung (DIPF) federführend
betrieben wird, ist ab sofort mit
verbesserten Funktionalitäten,
einem neuen Design und erweiterten Angeboten online. In
einer globalisierten Informationsgesellschaft stehen neben
den klassischen Printmedien
gleichberechtigt die neuen interaktiven Medien der virtuellen Lernwelten. Sich in beiden
Welten sicher und kritisch zu
bewegen, gehört heute zu den
unverzichtbaren Schlüsselkompetenzen für den persönlichen
und beruflichen Erfolg. Das
neue ISM bietet Durchblick
für Lehrer, Bibliothekare, aber
auch Wissenschaftler in dieser komplexen Materie von
Medienwirkungsforschung
bis zum Jugendmedienschutz,
von Leseförderung bis Surfen
im Hypertext, vom Overheadprojektor im Klassenraum bis
zum E-Learning in virtuellen
Lernräumen.
w
240
Dankert neue Vorsitzende theksprojekte und Öffentlich-
keitsarbeit gehören zum Arbeits-
Hamburg. Die Gesellschaft der plan des neuen Vorstandes.
Freunde der Staats- und Universitätsbibliothek hat einen neuen
Vorstand: Neue Vorsitzende ist
Prof. Birgit Dankert, die von
1981 bis 2007 an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW)
Informations- und Bibliothekswissenschaft lehrte. Ein weiteres
neues Vorstandsmitglied ist Alexander Extra, Germanist und
Sportwissenschaftler. Zum Gremium gehören außerdem: Prof.
Hubert Braun, Udo Franck,
Hartmut Halfmeier und Prof.
Peter Rau. Mitglieder-Werbung
in Wissenschaft, Wirtschaft,
Kultur und Politik, Akquisition
von Sponsoren-Geldern, Unterstützung innovativer Biblio-
Wettbewerb:
Hier lebe ich!
Hamburg. Auch in diesem Jahr
findet wieder der Lesekistenwettbewerb für alle staatlichen Hamburger Schulen mit
Lesekisten statt. Das Thema
lautet: »Hier lebe ich! Kinder
sehen ihren Stadtteil und zeigen ihre Stadt(t)räume im ›Jahr
der Künste‹«. Abgabeschluss ist
der 8. Juli. Alle Beiträge werden
erstmalig in der neuen Kinderbibliothek im Haus der Zentralbibliothek am Hühnerposten zu
sehen sein. Der Lesekistenwettbewerb findet seit zwölf Jahren
statt und ist Teil eines KoopeBuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Nachrichten
Vorträge online
Köln. Mit dem Symposium »Von
Schwerpunkt der
dritten Open-Access-Tage am
7. und 8. Oktober in Konstanz
sind Aktivitäten rund um das
Thema Open Access im gesamten deutschsprachigen Raum. Bei
der Ausrichtung der Konferenz
kooperiert die Informationsplattform open-access.net mit
der Helmholtz-Gemeinschaft,
der Max-Planck-Gesellschaft,
der Deutschen Initiative für
Netzwerkinformation (DINI)
sowie den Universitäten Linz
und Zürich. Wie im Vorjahr
wird die Konferenz durch eine
Messe ergänzt. Vom 19. bis 23.
Oktober findet die internationale Open Access Week statt. Ziel
ist es, das Thema Open Access
weltweit an vielen verschiedenen
Orten während dieser Woche
lokal aufzugreifen, um für den
freien Zugang zu Wissen und
Information aus öffentlich geförderter Forschung zu werben
und vor Ort zu informieren. Es
werden bundesweit innerhalb
der Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen Aktionen und Veranstaltungen im Rahmen der
Aktionswoche durchgeführt.
Konstanz.
w
w
den Preußischen Instruktionen
zu eScience« hat das Institut
für Informationswissenschaft
der Fachhochschule Köln am
29. Januar sein 80-jähriges
Bestehen gefeiert. Im Mittelpunkt des Symposiums standen
Vorträge und Diskussionen zu
den Perspektiven der Bibliotheks- und Informationswissenschaften im Spannungsfeld
von Tradition und aktuellen
Herausforderungen. Die Beiträge des Symposiums sind jetzt
unter folgender Adresse abrufbar: www.fbi.fh-koeln.de/sym
posium
Open-Access im
Blickpunkt
BuB | 61 (2009) 04
e
.d
–B
ten Mal präsentierte sich die
Stadtbibliothek
Hannover
in März dieses Jahres auf der
weltweit größten Messe für Informations- und Kommunikationstechnologien CeBIT im
Rahmen einer E-GovernmentSchau der Landeshauptstadt
Hannover. Die Stadtbibliothek
wurde neben Geoinformation,
Bauleitplanung,
Veranstaltungsservice und Wahlamt als
moderne Dienstleisterin vorgestellt. Gezeigt wurden neben
komfortablen Verlängerungsund Recherchemöglichkeiten,
die die Zusammenstellung
individueller Listen und deren
Versand an die eigene E-MailAdresse beinhalten, die Ausleihe
digitaler Medien sowie weitere
personalisierte Dienste. Das
mag für Bibliotheksinsider nur
mäßig innovativ klingen, für
Außenstehende ist die Dienstleistungsqualität für die Einwohner in Stadt und Region so
bemerkenswert, dass sich die
Stadt beim Thema Bürgerservice gerne mit ihrer Stadtbibliothek schmückt.
Weitere Informationen: http:// und wissenschaftliche Bibliotheken. Österreichische WBs
open-access.net/de
nutzen künftig die Fragebögen
der DBS, um einen Überblick
Wegweiser durch die
über die wissenschaftlichen
Kinderliteratur
Bibliotheken in Österreich zu
Mainz. Welche Titel eigenen gewinnen und Daten sowohl
sich zum Vorlesen für Kinder? untereinander als auch mit deutWelche Themen sind Trend schen wissenschaftlichen Bibliund was macht eigentlich ein otheken zu vergleichen.
gutes Buch aus? Antworten auf
solche Fragen gibt der online- Hessen will
Kinderbuchtipp der Woche der
Stiftung Lesen auf www.stif Bibliotheksgesetz
tunglesen.de. Seit diesem Jahr Wiesbaden. Der hessische Koahat die Stiftung Lesen ihr On- litionsvertrag der beiden Regieline-Service-Angebot erweitert: rungspartner CDU und FDP
Regelmäßig wird im Internet enthält die Forderung nach
Kinder- und Jugendliteratur zu einem Bibliotheksgesetz. Im Kaverschiedenen Schwerpunktthe- pitel »Kultur und Medien« heißt
men vorgestellt.
es unter Punkt 6: »Wir werden
ein Hessisches Bibliotheksgesetz
verabschieden.« Das ist umso
Info-Material über Tiere
erstaunlicher als sich beide ParMainz. Die Stiftung Lesen und teien in ihren Antworten auf
das Kindermagazin »medizini« die BIB-Wahlprüfsteine (www.
veröffentlichen zum dritten Mal bib-info.de/landesgruppen/hes
Unterrichtsmaterial mit grund- sen/archiv-der-landesgruppe.
schulrelevanten Inhalten zu html) noch gegen ein solches
den Themen »Tiere« und »Stra- Gesetz ausgesprochen hatten.
ßenverkehr«. Die Mappe mit Außerdem will die neue Landen Begleitmaterialien und drei desregierung die Hürden für die
Riesenpostern im DIN A1-For- Sonntagsöffnung Öffentlicher
mat liefert Leseanregungen zu Bibliotheken beseitigen; unter
weiterführender, kindgerechter Punkt 8 steht: »Wir werden die
Literatur. Bei der Erstellung Öffnung von Videotheken, Bibwurde der Schwerpunkt auf eine liotheken und Büchereien an
bildliche und handlungsorien- Sonn- und Feiertagen ab 13.00
tierte Vermittlung der Inhalte Uhr ermöglichen.«
gelegt. Das Material kann kostenlos bei der Stiftung Lesen
(Römerwall 40, 55131 Mainz)
bestellt werden.
–u
Hannover. Bereits zum drit-
Die Generaldirektorin
der Staatsbibliothek zu Berlin,
Barbara Schneider-Kempf, ist
seit Februar Vorstandsmitglied
im FrauenMediaTurm (FMT –
www.frauenmediaturm.de). Die
gemeinnützige Stiftung FMT
– das heute umfassendste und
am besten erschlossene Archiv
zu Frauenfragen im deutschsprachigen Raum – wurde 1984
von Alice Schwarzer gegründet,
mithilfe einer Anschubfinanzierung von Jan Philipp Reemtsma. Das Archiv ist seit 1994
in dem modern ausgebauten,
mittelalterlichen Bayenturm zu
Köln beherbergt und wird seit
2008 institutionell vom Land
Nordrhein-Westfalen gefördert.
Im Vorstand des FMT sind außerdem: Alice Schwarzer (Vorsitzende) und Ursula Scheu.
Köln.
.B
Stadtbibliothek
auf der CeBIT
Schneider-Kempf im
FrauenMediaTurm
w
rationsprojektes zwischen den
Bücherhallen Hamburg und
der Behörde für Schule und
Berufsbildung. Weitere Informationen unter www.buecher
hallen.de
Kooperation bei Statistik
Wien (Österreich). In einem
Abkommen zwischen dem
Hochschulbibliothekszentrum
NRW (hbz) und dem Österreichischen Bibliothekenverband
ist festgelegt worden, dass die
Österreichische Bibliotheksstatistik für wissenschaftliche Bibliotheken die Infrastruktur der
Deutschen Bibliotheksstatistik
(DBS) nutzen kann. Dadurch
erleichtert sich nicht nur die
Vergleichbarkeit mit deutschen
Bibliotheken, sondern auch eine
mögliche Mitarbeit am BIX,
dem Instrument des Bibliotheksrankings für Öffentliche
241
BuB | Foyer
Termine
Leseförderung für Kinder mit
Migrationshintergrund und
aus bildungsfernen Familien
20. April – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 2/2009
Jahrestagung
Medizinbibliotheken
als Leuchttürme des
Wissens
w
Medienpräsentation –
vom Buchhandel lernen
Zielgruppe: Alle, die in der
Bibliothek für Dekoration und
Präsentation von Medien zuständig sind oder die bei Umbauten Bestände neu organisieren wollen oder müssen.
18. Mai – Zentralbibliothek
Hamm
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen
Referenten: Dr. Michael
Müller
Gebühr: 30 Euro für BIB-Mitglieder, 60 Euro für Nichtmitglieder
Anmeldung: Gerald Schleiwies, [email protected]
Weitere Information: www.
bib-info.de/landesgruppen/
nordrhein-westfalen/veran
staltungen.html
Einführung in die digitale
Langzeitarchivierung
21. April – Niedersächsische
Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen · BuB 2/2009
Effektiv recherchieren
im Internet
21.–22. April – Gottfried
Wilhelm Leibniz Bibliothek
– Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover · BuB
2/2009
Die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Medizinisches
Bibliothekswesen (AGMB) findet in diesem
Jahr vom 7. bis 9.September
in Hamburg statt. Das Thema
lautet: Medizinbibliotheken –
Leuchttürme im Meer elektronischer Informationen. Weitere Informationen gibt es im
Internet unter www.agmb.de.
sen, Richthofenstr. 29,
31137 Hildesheim,
Telefon: 0 51 21/708-313,
Fax: 0 51 21/708-412,
E-Mail: bst-hildesheim@
bz-niedersachsen.de,
www.bz-niedersachsen.de
e
Das jährliche Mitarbeitergespräch in der Bibliothek
27. April – Büchereizentrale Niedersachsen, Lüneburg ·
BuB 2/2009
Englisch für Bibliothekspersonal – Aufbauseminar
5.– 6. Mai – Gottfried
Wilhelm Leibniz Bibliothek –
Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover
· BuB 3/2009
.d
Das Datenbankangebot des
GBV für Wissenschaftliche
Bibliotheken
28. April – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek,
Hannover · BuB 2/2009
Anders als Du – mit Büchern
leichterhand Verständnis und
Toleranz wecken
28. April – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 2/2009
15. länderübergreifende
Fortbildung der Fachstellen
aus Hessen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen –
Bibliotheksarbeit mit
Kindern und Jugendlichen
28.–29. April – Stadtbibliothek Wernigerode ·
BuB 2/2009
–u
Leseförderung in Bibliothek
und Schule
20. April – RPZ Regionales Pädagogisches Zentrum Aurich ·
BuB 3/2009
FaMI-Convention
Workshop I – How can I join
the Library?
Zielgruppe: Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste/Assistentinnen
und Assistenten mit guten
Grundkenntnissen der englischen Sprache
Referentin: Nannette Heyder
Workshop II – Effektiv recherchieren im Internet
Zielgruppe: Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste/Assistentinnen
und Assistenten mit guten
Internet-Grundkenntnissen,
die das Informationsangebot
im Internet für ihre berufliche
Tätigkeit in der Bibliothek benötigen
Referent: Tibor Maxam
23. April – Universitätsbibliothek Mainz
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Rheinland-Pfalz
Gebühr: 20 Euro für BIB-Mitglieder, 40 Euro für Nicht-Mitglieder, kostenlos für Azubis
Anmeldung: Petra Kille, Universitätsbibliothek Kaiserslautern, Paul-Ehrlich-Str. 32,
67663 Kaiserslautern, E-Mail:
[email protected]
.B
Fit in die Zukunft
18. April – Universitätsbibliothek Hohenheim, Stuttgart ·
BuB 3/2009
w
April
Weitere Information: www.
bib-info.de/landesgruppen/
rheinland-pfalz/veranstaltung
en.html
–B
Das erste Mal im Internet:
was, wie, wo? Internet für
die Arbeit in Öffentlichen
Bibliotheken
22. April – Universitätsbibliothek Erfurt · BuB 2/2009
Fortbildung
w
242
Eingangsplanung
in Bibliotheken
29. April – Stadtbibliothek
Hanau · BuB 2/2009
Meine Sprache – durch Lesen
die Welt entdecken!
30. April – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 2/2009
Mai
Bücher fachgerecht reparieren
4. Mai – Beratungsstelle Südniedersachsen, Hildesheim
Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken
Südniedersachsen
Referentin: Nicole Scheibel,
Buxtehude
Anmeldung: (bis 15. April)
Beratungsstelle für Öffentliche
Bibliotheken Südniedersach-
Einführung in die Sacherschließung nach den »Regeln
für den Schlagwortkatalog«
5.– 7. Mai – Universitätsbibliothek Weimar · BuB 3/2009
Bilderbuchkino lebendig
gestalten: Neue Ideen für
Fortgeschrittene
6. Mai – Büchereizentrale
Niedersachsen, Lüneburg ·
BuB 3/2009
Möglichkeiten und Grenzen
der Arbeit mit Freiwilligen
6. Mai – Gemeindebücherei
Lohfelden · BuB 3/2009
Allegro-C (ÖB)-Anwendertreffen – Workshop
6. Mai – Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken
Erfurt · BuB 3/2009
Bilderbuchkino lebendig
gestalten: Neue Ideen für
Fortgeschrittene
7. Mai – Bibliothek der IGS
und Samtgemeinde Fürstenau
· BuB 3/2009
Neue Literatur »in action«
7. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2009
Fortbildungsexkursion 2009
Rostock und Stralsund
7.– 10. Mai – Rostock/
Stralsund · BuB 3/2009
Weblogs.Wikis.RSS –
Nutzung und Einsatz in der
Bibliotheksarbeit
9. Mai – Hochschule
der Medien, Stuttgart
· BuB 3/2009
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Termine
Auftrag Bildung:
Wenn Bibliotheken zu
Lernorten werden
12. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2009
Die Bibliothek,
das Tor zur Welt
14. Mai – Handwerkskammer
Hamburg · BuB 3/2009
w
Medienpräsentation –
vom Buchhandel lernen
Zielgruppe: Alle, die in der
Bibliothek für Dekoration und
Präsentation von Medien zuständig sind oder die bei Umbauten Bestände neu organisieren wollen oder müssen.
18. Mai – Zentralbibliothek
Hamm
BuB | 61 (2009) 04
e
Referenten: Dr. Jürgen Plieninger, Universität Tübingen
– Institut für Politikwissenschaft; Edlef Stabenau, Universitätsbibliothek der Technischen Universität HamburgHarburg
Anmeldung: (bis 17. April)
Petra Kille, Universitätsbibliothek Kaiserslautern,
Paul-Ehrlich-Str. 32,
67663 Kaiserslautern,
E-Mail: [email protected]
Weitere Information: www.
bib-info.de/landesgruppen/r
heinland-pfalz/veranstal
tungen.html
ren, aber auch technische Barrieren können den Zugriff auf Informationen verhindern, etwa
in den Katalogen und im Internet. Daher gelingt es nur selten, behinderten Menschen den
Weg zu den Sammlungen und
Dienstleistungen der Bibliotheken und Museen uneingeschränkt zu öffnen.
Die Tagung wird grundlegende Informationen zur Barrierefreiheit vermitteln; dazu
gehören die Erläuterung der
rechtlichen Voraussetzungen,
Empfehlungen zur Herstellung
von Barrierefreiheit in Neu- und
Umbauten, zur Gestaltung barrierefreier Ausstellungen und
Webseiten. Darüber hinaus
wird Gelegenheit zu einer ausführlichen Darstellung und Diskussion neuerer Forschungsansätze zum Thema Behinderung
gegeben, etwa der Disability
Studies.
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen
Referent: Dr. Michael Müller
Gebühr: 30 Euro für BIB-Mitglieder, 60 Euro für Nichtmitglieder
Anmeldung: Gerald Schleiwies, [email protected]
Weitere Information: www.
bib-info.de/landesgruppen/
nordrhein-westfalen/veran
staltungen.html
Gebühr: für Teilnehmerinnen
und Teilnehmer, die keiner
hessischen Fachhochschule angehören: 300 Euro (einschließlich Unterbringung im
Einzelzimmer sowie Verpflegung)
Anmeldung: www.fh-fried
berg.de/wb/agww/index.
html
–u
–B
.d
Die Tagung »Die Wege zur Kultur – Barrierefreiheit in Bibliotheken und Museen. Kulturwissenschaftliche Aspekte des Umgangs mit Behinderung« findet
vom 1. bis zum 3. Oktober im
Studienzentrum HAAB Weimar
statt. Veranstalter ist die Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen in Kooperation mit der
Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar und dem Deutschen Hygiene-Museum Dresden. Anmeldungen sind bis
zum 15. September möglich unter: HAAB, E-Mail: barrierefrei@
klassik-stiftung.de,
Telefon:
0 36 43/545-201. Weitere Informationen gibt es unter www.
klassik-stiftung.de.
Barrierefreiheit gehört heute in Deutschland noch nicht zu
den Standards in Bibliotheken
und Museen. Oft sind es bauliche Barrieren, die den Zugang
zu den Einrichtungen erschwe-
Workshop Rhetorik: Präsentieren und Argumentieren
25. Mai – VHS Fulda · BuB
3/2009
Lesetraining mit der Tageszeitung – gedruckt und online
25. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2009
Kreative Aktionen mit
Bilderbüchern & Geschichten:
Theateraktionen und selber
Bücher herstellen
25. Mai – Gemeindebücherei
Hesel/Villa Popken ·
BuB 3/2009
26. Mai – Stadtbücherei
Delmenhorst · BuB 3/2009
27. Mai – Samtgemeindebücherei Emlichheim/
Haus Ringerbrüggen
· BuB 3/2009
Facelifting statt Neueinrichtung: Workshop
26. Mai – Beratungsstelle
Südniedersachsen, Hildesheim
Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Südniedersachsen
Referent: Detlef Piersig,
Weblogs, Wikis, RSS II –
Ladenbauer für Buchhandfür Fortgeschrittene
lungen, Wedel
Zielgruppe: Beschäftigte
Anmeldung: (bis 5. Mai)
Narrative Ansätze im Wissen- rheinland-pfälzischer BiblioBeratungsstelle für Öffentliche
theken, bevorzugt Teilnehstransfer von Hochschulen
merinnen und Teilnehmer des Bibliotheken Südniedersachund Bibliotheken
sen, Richthofenstr. 29,
Grundlagenkurses
18.–19. Mai – Georg-Leber31137 Hildesheim,
20. Mai – LandesbibliotheksHaus, Eppenheim im Taunus
Telefon: 0 51 21/708-313,
zentrum Rheinland-Pfalz/
Veranstalter: Fachhochschule
Fax: 0 51 21/708-412,
Frankfurt am Main, University Pfälzische Landesbibliothek
E-Mail: bst-hildesheim@bzof Applied Sciences, Bibliothek Speyer
Veranstalter: BIB-Landesgrup- niedersachsen.de,
Referentin: Dr. Adelheid
www.bz-niedersachsen.de
pe Rheinland-Pfalz
Schramm-Meindl, Hamburg
w
Workshop für die EDVMitarbeiterInnen der
wissenschaftlichen Bibliotheken in Thüringen
13. Mai – Fachhochschule
Erfurt · BuB 3/2009
Barrierefreiheit in
Bibliotheken und Museen
.B
Leitsystem und optimale
Bestandspräsentation
entwickeln
Zielgruppe: Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in Bibliotheken und anderen Informationseinrichtungen
11. Mai – Stadtbücherei
Pfullingen
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Baden-Württemberg
Referent: Dr. Natalie Fischer
(siehe auch BuB 5/2008)
Gebühr: 40 Euro für BIB-Mitglieder, kostenlos für studentische Mitglieder, 80 Euro für
Nichtmitglieder
Anmeldung: (bis 1. Mai)
Fleur Ziegler, Stadtbücherei
Pfullingen, Marktplatz 2/2,
72793 Pfullingen, Telefon:
0 71 21/12 55 55 (AB), E-Mail:
[email protected]
Weitere Information: www.
bib-info.de/landesgruppen/
baden-wuerttemberg/veran
staltungen.html
Tagung
w
RFID – auch für Mittelstadtbibliotheken und kleinere
Bibliotheken?
11. Mai – Münchner Stadtbibliothek · BuB 3/2009
243
`
BuB | Foyer
Termine
Professionelle Recherche
und Volltextlieferungen
schnell und zuverlässig
28. Mai – Technische Informationsbibliothek Hannover
Veranstalter: Technische Informationsbibliothek Hannover
Gebühr: 100 Euro (inkl. Mittagessen und Getränke)
e
9. Juni – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek,
Hannover
Veranstalter: Zentrum für
Aus- und Fortbildung der
Gottfried Wilhelm Leibniz
Bibliothek
Referent: Dr. Harald Müller,
Max-Planck-Institut für öffentliches Recht und Völkerrecht, Heidelberg
Anmeldung: (bis 18. Mai)
Zentrum für Aus- und Fortbildung der Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek,
Matthias Prüfer,
.d
Biblio-Trend 2009
In schwierigen Zeiten
auf Erfolgskurs bleiben
Bond lädt ein zur »Bibliothekstagung
in Ihrer Nähe«
Im April tourt die »Bibliothekstagung in Ihrer Nähe« wieder
durch acht deutsche Städte mit
einem umfangreichen Themenpaket. »Die Biblio-Trend 2009
hat das Ziel, Bibliotheken gerade
in schwierigen Zeiten auf Erfolgskurs zu bringen«, erklärt BondGeschäftsführer Michael König.
Um allen interessierten Bibliotheken die Teilnahme zu ermöglichen, übernimmt Bond die Teilnahmegebühren und sorgt dank
der acht ausgewählten Veranstaltungsorte für kurze Anreisewege.
erweiterten
Öffnungszeiten
oder sogar einer 24h-Rückgabe erfüllen. So gewinnen Bibliotheken ein modernes und kundenorientiertes Image.
Wie Leser auch im Internet
zum Stammgast gemacht werden können, ist Thema eines
weiteren Vortrages dieses Themenblockes.
Der
Schlüssel
hierzu ist der Web-OPAC mit
Web2.0-Funktionen. Nebenbei
empfehlen die Leser damit das
Medienangebot im Internet weiter und helfen, neue Benutzer zu
gewinnen.
Die Trend-Themen 2009:
Erfolgreich in der Krise:
So gewinnen Bibliotheken in
schwierigen Zeiten
Warum sollte gerade jetzt in Bibliotheken investiert werden? Die
Vorträge zu diesem Themenkreis
liefern ein »Überzeugungspaket« aus wichtigen Fakten, Argumenten und Zahlen für Bibliotheken. Die aktuelle wirtschaftliche Situation bietet den
Bibliotheken eine ganze Reihe von Chancen! So gilt es, mit
Blick nach vorne auf Flexibilität
und Effizienz zu setzen.
w
Aktuelle Änderungen im
Urheberrecht – Kopienversand, elektronische Leseplätze & mehr
28. Mai – Fachhochschule
Köln
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen
Referenten: Dr. Harald Müller,
Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht
und Völkerrecht/Bibliothek,
Heidelberg
Gebühr: 15 Euro für BIB-Mitglieder, 35 Euro für Nichtmitglieder
Anmeldung: Elmar Bickar,
Templergraben 61, 52062
Aachen, E-Mail: bickar@bth.
rwth-aachen.de, Telefon:
02 41/80-9 36 01
Weitere Information: www.
bib-info.de/landesgruppen/
nordrhein-westfalen/veran
staltungen.html
–B
Wer kann helfen? Leselernschwierigkeiten: Ursachen,
Symptome und Fördermöglichkeiten
28. Mai – Gottfried Wilhelm
Leibniz Bibliothek, Hannover ·
BuB 3/2009
–u
BIBLIOTHECA2000-Anwendertreffen
27. Mai – Landesfachstelle
für Öffentliche Bibliotheken
Erfurt · BuB 3/2009
Referent: Dr. Gudrun Sulzenbacher, Bozen
Anmeldung: (bis18. Mai) Beratungsstelle für Öffentliche
Bibliotheken Südniedersachsen, Richthofenstr. 29,
31137 Hildesheim, Telefon: 0 51 21/708-313, Fax:
Juni
0 51 21/708-412, E-Mail: bsthildesheim@bz-niedersach
sen.de, www.bz-niedersach
Neue Leserezepte – Aktivierende Methoden für die Praxis sen.de
8. Juni – Beratungsstelle SüdUrheberrecht in der
niedersachsen, Hildesheim
Informationsgesellschaft
Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Zielgruppe: Beschäftigte Wissenschaftlicher Bibliotheken
Südniedersachsen
.B
Facelifting statt Neueinrichtung: Workshop
27. Mai – Büchereizentrale Niedersachsen, Lüneburg ·
BuB 3/2009
Anmeldung: (bis 8. Mai) TIB
Hannover, Margit Brauer, EMail: [email protected], Fax: 05 11/76226 86, www.tib-hannover.de
w
Einführung in das
Bildungsmanagement
26.–27. Mai – Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover · BuB 3/2009
w
244
Benutzerwünsche heute und
morgen: Worauf sich Bibliotheken jetzt einstellen sollten
Auf die Benutzer zugehen,
bevor diese sich abwenden! Unter diesem Motto zeigen die Vorträge dieses Trend-Workshops,
wie neue Technologien richtig
eingesetzt werden, um Leser zu
gewinnen und zu binden. Die
Teilnehmer erfahren, wie einfach sie dank RFID-Technik von
EasyCheck die Forderung nach
Webbasierte Software ist ein
wichtiger Schlüssel dazu. Mieten statt kaufen, spart große Anfangsinvestitionen. Systemadministration abgeben hilft, die
eigenen Ressourcen besser zu
nutzen und sichert automatisch
immer die neueste Softwareversion. 24h-Service im Internet ohne Mehraufwand für die
Bibliothek kann dank moderner
Web-Opacs realisiert werden.
Jetzt packen wir’s an:
Fördergelder für Bibliotheken
Aktiv um Fördergelder kümmern, statt über leere Kassen ärgern. Birgit Stumm vom
Kompetenznetzwerk für Bibliotheken (knb) zeigt, wie man an
die Fördertöpfe für Bibliotheken
kommt. Die Teilnehmer erhalten einen Überblick über aktuelle und relevante öffentliche
und private Förderprogramme
für Bibliotheken. Vor allem die
weniger bekannten Förderprogramme werden vorgestellt und
anhand konkreter Beispiele aus
dem Bibliotheksbereich präsentiert.
Die aktuellen Termine
im Überblick:
21. April: Leipzig
22. April: Berlin
23. April: Hamburg
28. April: Duisburg
29. April: Köln
30. April: Frankfurt
Anmeldungen unter www.bibliotrend.de
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Termine
.d
Basiskurs Bibliotheksarbeit
26.– 27. Juni – DGUV-Akademie Bad Hersfeld
Veranstalter: Hessische
Fachstelle für Öffentliche
Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden
Referenten: Hessische Fachstelle
Anmeldung: Hessische Fachstelle für Öffentliche Bibliotheken bei der Landesbibliothek Wiesbaden, Rheinstr.
55–57, 65185 Wiesbaden,
Telefon: 06 11/334-26 90
–u
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BuB | 61 (2009) 04
Aufgaben und Dienstleistungen der Büchereizentrale
Niedersachsen
Fortbildung für Auszubildende
29. Juni – Büchereizentrale
Niedersachsen, Lüneburg
Veranstalter: Büchereizentrale
Niedersachsen, Lüneburg
Referenten: Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter der Büchereizentrale Lüneburg
Anmeldung: (bis 8. Juni)
Büchereizentrale Lüneburg,
Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0,
Fax: 0 41 31/95 01-24, E-Mail:
[email protected],
www.bz-niedersachsen.de
e
Weiterbildungsveranstaltung
Patientenbibliotheken
Zielgruppe: Bibliothekarinnen
und Bibliothekare sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in Patientenbibliotheken
17.–19. Juni – Hofgeismar
Veranstalter: DVEB, DBV Sektion 8, Borromäusverein Bonn,
Landesfachstelle SachsenAnhalt
Gebühr: 115 Euro (mit Übernachtung und Verpflegung)
Anmeldung: (bis 4. Mai)
Krankenhausbibliothek CCM,
Luisenstr. 65, 10117 Berlin,
E-Mail: brigitta.hayn@charite.
de, www.bibliotheksverband.
de/sektion-8
–B
Spannende Medienangebote
für Jugendliche: Exkursion in
die Jugendbücherei Hamburg
15. Juni – Jugendbibliothek –
hoeb4u, Hamburg
Veranstalter: Büchereizentrale
Niedersachsen Lüneburg
Neue Leserezepte – Aktivierende Methoden für die Praxis Referentin: Janette Achberger,
Leiterin der Jugendbibliothek
9. Juni – Büchereizentrale
Hamburg hoeb4u
Niedersachsen, Lüneburg
Veranstalter: Büchereizentrale Anmeldung: (bis 22. Mai)
Büchereizentrale Lüneburg,
Niedersachsen Lüneburg
Lüner Weg 20, 21337 LüneReferentin: Dr. Gudrun Sulburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0,
zenbacher, Bozen
Fax: 0 41 31/95 01-24, E-Mail:
Anmeldung: (bis 18. Mai)
[email protected],
Büchereizentrale Lüneburg,
www.bz-niedersachsen.de
Lüner Weg 20, 21337 Lüneburg, Telefon: 0 41 31/95 01-0,
Fax: 0 41 31/95 01-24, E-Mail: Basiskurs allegro-OEB
17. Juni – Büchereizentrale
[email protected],
Niedersachsen, Lüneburg
www.bz-niedersachsen.de
Veranstalter: Büchereizentrale
Niedersachsen, Lüneburg
Neue Leserezepte – Aktivierende Methoden für die Praxis Referentin: Barbara Schulz,
10. Juni – Stadtbibliothek Leer Büchereizentrale Lüneburg
Anmeldung: (bis 27. Mai)
Veranstalter: Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Büchereizentrale Lüneburg,
Lüner Weg 20, 21337 LüneWeser-Ems
burg, Telefon: 0 41 31/95 01-0,
Referent: Dr. Gudrun SulzenFax: 0 41 31/95 01-24, E-Mail:
bacher, Bozen
[email protected],
Anmeldung: (bis18. Mai)
www.bz-niedersachsen.de
Beratungsstelle für Öffentliche Bibliotheken Weser-Ems,
Esenser Str. 26, 26603 Aurich, Lobbyarbeit auf
der Grundlage von BIX
Telefon: 0 49 41/9 73 79-30,
17. Juni – Landesfachstelle für
Fax: 0 49 41/9 73 79-31,
Archive und öffentliche BiblioE-Mail: bst-weser-ems@bztheken im Brandenburgischen
niedersachsen.de, www.bzLandeshauptarchiv, Potsdam
niedersachsen.de
Veranstalter: Landesfachstelle für Archive und öffentliche
Neue Jugendbücher im
Bibliotheken im BrandenburUnterricht
Zielgruppe: Lehrkräfte Sekun- gischen Landeshauptarchiv,
Potsdam
darstufe 1 (5.– 8. Klasse)
Referenten: Dr. Dirk Wissen,
11. Juni – Gottfried Wilhelm
Direktor der Stadt- und ReLeibniz Bibliothek, Hannover
gionalbibliothek Frankfurt
Veranstalter: Akademie für
(Oder); Heike Richter, GeLeseförderung der Stiftung
meindebibliothek BlankenLesen an der Gottfried
felde-Mahlow; Petra Siegert,
Wilhelm Leibniz Bibliothek
Gemeindebibliothek RangsReferenten: Anke Märk-Bürdorf
mann, Dr. Andreas Müller,
Anmeldung: LandesfachstelAkademie für Leseförderung
le für Archive und öffentliche
Anmeldung: (bis 28. Mai)
Bibliotheken im BrandenburAkademie für Lesefördegischen Landeshauptarchiv,
rung der Stiftung Lesen an
Susanne Taege, An der Orander Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Waterloostr. 8, gerie 3, 14469 Potsdam,
30169 Hannover, Anke Märk- Telefon: 03 31/56 74-151,
Fax: 03 31/56 74-170, E-Mail:
Bürmann, Dr. Andreas Müller, Telefon: 05 11/12 67-215, [email protected]
E-Mail: [email protected], denburg.de, www.landes
hauptarchiv-brandenburg.de
[email protected]
E-Mail: fortbildung
@gwlb.de, Telefon: 05 11/
12 67-383, Dr. Johannes Marbach, Email: [email protected],
Telefon: 040/65 41-28 64
»Wie kommen wir in
die Zeitung?« Pressearbeit
für Bibliotheken und
andere Informationseinrichtungen
27. Juni – Hochschule der
Medien, Stuttgart
Veranstalter: BIB-Landesgruppe Baden-Württemberg
Referent: Michael Reisser,
BIB-Geschäftsführer
Gebühr: 40 Euro für BIB-Mitglieder, kostenlos für studentische Mitglieder, 80 Euro für
Nichtmitglieder
Anmeldung: (bis 10. Juni)
Anette Kugler, Universitätsbibliothek Hohenheim,
Garbenstr. 15, 70593 Stuttgart, Telefon: 07 11/4592 21 02, Fax: 07 11/4592 42 68, E-Mail: [email protected]
Weitere Information: www.
bib-info.de/landesgruppen/
baden-wuerttemberg/veran
staltungen.html
245
BuB | Foyer
Markt
.d
e
Papier gedruckt und vom Zerfall bedroht. Zudem haben sich
Größe, Gestaltung und Schrift
der Zeitschriften im Verlauf von
400 Jahren erheblich verändert.
Alle müssen aber schonend und
in zugleich exzellenter Qualität
digital erfasst werden.
Für diese Anforderungen ist
der Zeutschel OS 14000 bestens geeignet. Mit einer Auflösung von maximal 600 dpi bei
einem Kontrastverhältnis von
bis zu acht Linienpaaren (8 lp/
mm) wird die originalgetreue
Reproduktion historischer Vorlagen erreicht. Das patentierte
LED-Beleuchtungssystem ohne
UV/IR-Strahlung sorgt für
eine optimierte Lichtfokussierung. Das Resultat ist eine hohe
Scangeschwindigkeit sowie eine
geringe Lichtbelastung sowohl
für den Anwender als auch für
die Dokumentenvorlage. Die
Zeutschel Scanner-Serie ist für
Formate bis A2 (OS 14000 TT),
für Formate bis A1 (OS 14000
A1) sowie neu als A0-Modell
(OS 14000 A0) erhältlich.
Das durch ein nationales Programm der Niederlande geförderte Projekt ist auf drei Jahre
ausgelegt. Seit Dezember 2008
läuft der Produktionsbetrieb:
Pro Monat werden mehr als
200 000 Zeitungsseiten digitalisiert. Bereits in diesem Frühjahr sollen die ersten Ergebnisse
online zur Verfügung gestellt
werden.
www.zeutschel.de
pr. – Die Königliche Bibliothek in
Den Haag nutzt fünf Zeutschel
OS 14000, um in den nächsten drei Jahren acht Millionen
historische Zeitungsseiten zu
digitalisieren. Die Scanner-Serie
ist speziell auf die produktive Erfassung wertvoller Dokumente
in höchster Qualität konzipiert.
»Dank des Zeutschel OS 14000
erhalten Bibliotheksnutzer aus
der ganzen Welt in Den Haag
einen digitalen Zugang auf 400
Jahre Zeitgeschichte«, erklärt
Hans-Peter Heim, Geschäftsführer der Zeutschel GmbH.
Die technischen Herausforderungen des Digitalisierungsprojektes sind vielfältig. So sind
Teile der Zeitungsbestände, die
bis ins Jahr 1618 zurückgehen,
auf dünnem und schlechtem
w
Eine mehrtägige Teststellung,
die einen Großteil der Funktionen unter Live-Bedingungen
unter die Lupe nahm, hat ergeben, dass die Produkte von
EasyCheck die Anforderungen
der Stadtbibliothek Mannheim
am besten erfüllen.
Starten wird das Projekt mit
Installationen in der zentralen
Kinder- und Jugendbibliothek
sowie in der Schulbibliothekarischen Arbeitsstelle (beide
im Dalberghaus). Es folgen die
Zentralbibliothek im Stadthaus
und die Musikbibliothek im
Dalberghaus. Perspektivisch ist
die RFID-Installation in den elf
Zweigstellen-Bibliotheken unverzichtbar.
Geplant sind Mediensicherung, Theken- und Selbstverbuchung, ergänzt durch ein
Besucherzählgerät. Für die weitere Zukunft sind Rückgabeautomaten mit Sortieranlagen
und ein Kassenautomat vorgesehen.
www.easycheck.org
Zeutschel:
Digitalisierungsprojekt
für Zeitungen mit
Zeutschel OS 14000
–B
pr. – Nach Installationen in
Münster, Wilhelmshaven und
Potsdam hat sich nun auch die
Stadtbibliothek Mannheim für
EasyCheck entschieden. Im
Rahmen einer Ausschreibung
hat EasyCheck nach intensiver
Prüfung den Zuschlag zur
Montage eines RFID-Systems
erhalten.
Enterprise 2.0, die neueste Weiterentwicklung von SirsiDynix,
ermöglicht Bibliotheken:
„ Suchfunktionen für Bibliotheken jeder Größe und für
Konsortien einzubinden.
„ Die Suchergebnisse ausgewählter Webseiten innerhalb
des Katalogs ohne Zusatzkosten
mit der integrierten Bibliotheksfavoriten-Funktion anzuzeigen.
„ Den Benutzern das Abspeichern von Suchen als RSS-WebFeed zu gestatten.
„ Einfache und direkte Integration mit SirsiDynix-Opacs.
„ Den Benutzern während der
Eingabe dynamische Suchvorschläge anzubieten.
„ Die Verwendung von »Meinten Sie…«-Vorschlägen, basierend auf tatsächlich im Katalog
vorhandenen Begriffen und
nicht auf einem allgemeinen
Wörterbuch.
„ Suchergebnisse schnell und
einfach per E-Mail zu versenden
oder zu drucken.
„ Interaktive Benutzerbewertungen und Rezensionen mit
ChiliFresh anzubieten.
SirsiDynix CTO, Talin
Bingham, erläutert: »SirsiDynix Enterprise 2.0 ist der beste
Weg, um erfolgreiche Suchergebnisse auch bei Tippfehlern,
Rechtschreibfehlern, Präfi xen,
Suffixen und diakritischen Zeichen zu erhalten. Keine andere
Bibliothekslösung bietet diese
Funktionalität. Zudem stellt
diese Lösung mit ihrer ›Meinten
Sie…‹-Funktionalität sowie Benutzerbewertungen und Rezen-
sionen ein schönes Opac-Addon für Bibliotheken und ihre
Benutzer dar.«
SirsiDynix Enterprise 2.0
ist verfügbar für e-Library,
HIP, iBistro, eCole und iLink
OPACs.
www.sirsidynix.com
–u
EasyCheck:
Stadtbibliothek
Mannheim erteilt Auftrag über RFID-System
pr. – SirsiDynix, Hersteller von
Technologien zur Bibliotheksautomatisierung, hat Enterprise
2.0 zur Nutzung freigegeben.
Mittels Hightech-Logik und
Funktionen zur logischen Herleitung (»Fuzzy-Suche«) ist nun
auch bei Schreibfehlern des Benutzers, diakritischen Zeichen,
Suffixen, Präfixen und anderen
komplizierten Fällen eine erfolgreiche Suche möglich.
.B
In der Rubrik »Markt« werden Pressemitteilungen von
Unternehmen und Dienstleistern – ohne redaktionelle
Bearbeitung – veröffentlicht.
Die Redaktion behält sich vor,
Beiträge auszuwählen und zu
kürzen.
SirsiDynix:
Erfolgreiche
Suchergebnisse auch
bei Tippfehlern
w
Markt
w
246
Die Königliche Bibliothek in Den Haag nutzt fünf Zeutschel-Scanner, um
acht Millionen historische Zeitungsseiten zu digitalisieren. Die Vorbereitungen haben bereits begonnen, und schon in diesem Frühjahr sollen die
ersten Ergebnisse online stehen.
Foto: Zeutschel
BuB | 61 (2009) 04
Foyer | BuB
Markt
w
BuB | 61 (2009) 04
pr. – Die Forschung auf allen
Gebieten der Energienutzung
und die Entwicklung neuer
Technologien ist von großer
Bedeutung. Für den Erfolg
aller Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ist aktuelle,
umfassende und zuverlässige
Information essenziell. Mit
dem neuen kostenlosen Service
»FIZ Energie Feeds« erhalten
Interessenten zweiwöchentlich
Informationen über die neuesten, weltweit erschienenen
Publikationen zu von ihnen
gewählten Themen.
.d
CCS:
Digitalisieren wird
für jede Bibliothek
erschwinglich
FIZ Karlsruhe:
Internationales Wissen
zu Energiefragen als kostenloser Abo-Dienst
e
in die Fachgebiete liefern, zu denen bereits publiziert wird«, sagt
Olaf Ernst, President of eBook
Management and Innovation.
www.springer.com
–B
pr. – Um Digitalisierungsprojekte durchführen zu können,
benötigt man Know-how und
Spezialwerkzeuge. Beides
liefert die CCS mit ihrem neuen
Produkt docWORKS e. CCS
eröffnet mit diesem Produkt
Archiven und Bibliotheken neue
Möglichkeiten, ihre Bestände
nach internationalen Standards
zu digitalisieren.
–u
AuthorMapper.com kann derzeit aus über drei Millionen
Zeitschriftenartikeln Informationen herausfiltern. Bislang lassen sich sämtliche Zeitschriften
von Springer durchsuchen; in
Zukunft werden auch Metadaten von weiteren Verlagen aus
Wissenschaft, Technik und Medizin hinzukommen.
Mit
AuthorMapper.com
kann eine Vielzahl von Suchoperationen in den unterschiedlichen Suchkategorien durchgeführt werden. Geografische
Ergebnisse lassen sich auf einer
interaktiven Weltkarte darstellen. Die verfeinerte Suchfunktion ermöglicht außerdem
ein detailliertes Fragen nach
Fachgebiet, Institution, Zeitschriftentitel und Autorenname.
Mit den Ergebnissen lassen
sich neue und alte Forschungstrends an einem Zeitstrahl
oder in statistischen Balkendiagrammen ermitteln. So können
Trends in der Wissenschaftsliteratur sichtbar gemacht werden.
Der Nutzer kann herausfinden,
wo Wissenschaftler auf einem
bestimmten Forschungsgebiet
tätig sind und welche Wissenschaftler zusammenarbeiten.
Wer ausschließlich an OpenAccess-Inhalten interessiert ist,
kann sich auf diese Veröffentlichungen beschränken; sämtliche Suchergebnisse verweisen
dann auf weiterführende Links
zu entsprechenden Publikationen auf SpringerLink.
»Mit
AuthorMapper.com
können wir Wissenschaftlern
aus Forschung, Technik und
Medizin noch bessere Einblicke
w
Die TRE, das größte deutschsprachige Buchprojekt in Theologie und Religionswissenschaften, wurde im Jahr 2007
abgeschlossen. Während deren
dreißigjährigem Erscheinungszyklus haben die Theologie und
die
Religionswissenschaften
neue Theoriefelder beschritten
und ihre Forschungsinteressen
interdisziplinär
ausgeweitet.
Das Bedürfnis nach einem diese
Veränderungen berücksichtigenden Nachschlagewerk wurde immer größer.
Die Enzyklopädie bündelt
erstmalig die vielfältige Rezeptionsgeschichte der Bibel in Judentum, Christentum, Islam
und anderen Religionen. Berücksichtigt werden Literatur,
Kunst, Musik und Film. Sie wird
in 30 Bänden bis 2018 erscheinen, die ersten Bände im Frühjahr 2009. An der Online-Version wird parallel gearbeitet, die
Aktualisierung erfolgt direkt bei
Fertigstellung des Artikels durch
den Autor. Zusätzlich werden
auf der Plattform sämtliche Artikel der TRE angeboten.
Für die EBR konnte ein internationaler Herausgeberkreis
gewonnen werden, der für die
einzelnen Abteilungen der Enzyklopädie die jeweils in ihrem
Fachgebiet führenden Wissenschaftler vereint. Im Oktober 2008 konnte zum Beispiel
Professor Eileen Barker von der
London School of Economics als
1 000. Autorin gewonnen werden. Das Werk ist für Beiträge
weiterer Wissenschaftler offen.
pr. – Springer Science+Business
Media hat eine frei zugängliche
Website gestartet, die zeigt,
in welchen Forschungseinrichtungen an welchen Themen
wissenschaftlich gearbeitet
wird. Die Suchplattform www.
AuthorMapper.com erstellt
unterschiedliche Profile und
ermittelt Forschungstrends.
.B
pr. – Die neue Enzyklopädie EBR
– Encyclopedia of the Bible and
Its Reception – ist seit Januar
dieses Jahres mit ersten Artikeln
online. Bei diesem englischsprachigen Großwerk, das simultan
gedruckt und als Datenbank
erscheint, handelt es sich um ein
Verlagsprojekt, das die Theologische Realenzyklopädie (TRE)
um Fragen der religiösen und
kulturellen Rezeption der Bibel
erweitern wird.
Springer:
Kostenfreie Website
AuthorMapper.com ermittelt Forschungstrends
w
de Gruyter:
Editorisches Großprojekt
geht online
Integration, Automatisierung
und Standardisierung reduzieren die Digitalisierungskosten.
Wurden bisher umfangreiche
Digitalisierungsprojekte
von
mehreren Millionen Seiten vor
allem an Nationalbibliotheken
– von Neuseeland über Großbritannien bis zu den USA –
realisiert, erleichtert das neue
Produkt jetzt auch kleinen und
mittleren Bibliotheken sowie
Institutionen den Einstieg in
die Welt der digitalen Konvertierung.
docWORKS e ist die Eintrittskarte in die Boutique-Digitalisierung. »Unsere Kunden
fragten nach einer Lösung für
die Herausforderung, mit nur
einem Computer-Arbeitsplatz
Digitalisierung von unterschiedlichsten
Materialien
durchführen zu können. Dabei
sollen international anerkannte
Qualitäts- und Metadatenstandards eingehalten werden. Unsere Antwort auf diese Herausforderung ist docWORKS e.
Das Produkt ist selbstinstallierend und nach einem Tag Schulung ohne Einschränkungen
nutzbar«, sagt Geschäftsführer
Richard Helle.
www.ccs-gmbh.de
»Qualitativ hochwertige Informationsdienste auf den
verschiedenen Gebieten der
Energie sind eine unserer Kernkompetenzen«, so Silke Rehme, Bereichsleiterin Content
und Dienstleistungen bei FIZ
Karlsruhe. »FIZ Energie Feeds
bedienen sich moderner RSSInformationstechnologie und
ergänzen unsere übrigen Informationsdienste.«
FIZ Energie Feeds können
derzeit zu folgenden Themen
gewählt werden:
„ Alkoholtreibstoffe
„ Biomasse
„ Energieeffizienz
„ Energiepolitik Deutschland
„ Erneuerbare Energiequellen
„ Geothermie
„ Solarenergie
„ Windenergie
Die einzelnen Feeds enthalten
Titel und Schlagworte zum Inhalt der Veröffentlichungen.
Die Titelanzeigen sind direkt
mit den Literaturzitaten der
internationalen Energie-Datenbank ETDEWEB verlinkt.
ETDEWEB ist die Grundlage von »FIZ Energie Feeds« und
mit über vier Millionen Literaturhinweisen die umfassendste
Datenbank über die weltweit
erscheinende Literatur der Energieforschung und Energietechnologie. Jährlich kommen
150 000 neue Hinweise dazu.
www.fiz-karlsruhe.de
247
248
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
Olaf Eigenbrodt
Wissen vermitteln für mündige Bürger
e
Bibliotheken und Wissenschaftskommunikation:
Ansätze einer historischen Verortung
Einsicht in die Zusammenhänge und Gesetze der Natur gewinnen kann. Wissenschaftskommunikation ist also keine neue
Idee, die im Rahmen des Wissenschaftsmanagements geboren wurde, sondern
kann in einem historischen Kontext mindestens auf den Anfang des 19. Jahrhunderts zurückverfolgt werden.
Eine Geschichte der Wissenschaftskommunikation müsste im strengeren
Sinne eigentlich knapp ausfallen, da der
Begriff wohl erst 24 Jahre alt ist. Weingart und Voß verlegen die Entstehung des
Konzepts ins Großbritannien des Jahres
1985.3 Der Begriff fasst verschiedene Instrumente zu einer Strategie zusammen,
die im Zusammenhang mit der Entwicklung des Wissensmanagements steht.
Entstehungszeit und -ort verweisen
auf eine bestimmte Konstellation, in der
der Wissenschaftsbetrieb aus seinem vermeintlichen Elfenbeinturm vertrieben
werden und sich den Gesetzen eines freien Marktes öffentlicher Dienstleistungen
stellen sollte. Der Versuch der Etablierung
eines Bildungsmarktes auf den Fundamenten des am Klassensystem orientierten britischen Bildungswesens spielt
hier ebenso eine Rolle, wie der allgemeine Skeptizismus gegenüber Technologie
und Naturwissenschaft, der dem Fortschrittsoptimismus der Nachkriegszeit
folgte.
Wissenschaftskommunikation kann
drei grundlegende Funktionen erfüllen:
„ die Ergebnisse und Leistungen der
Wissenschaft als konkurrenzfähige Produkte in einem globalen Wettbewerb um
Wissen und Bildung darstellen und vermarkten;
„ Technik- und Fortschrittsangst in der
breiten Bevölkerung durch Transparenz
und Information abbauen;
„ in einem aufklärerischen Sinne die
Menschen dazu befähigen, eigenständige
Urteile zu fällen.
Die Diskussionen um Evolutionstheorie, Kreationismus und Intelligent Design,
die im laufenden Darwinjahr vermehrt
geführt werden, zeigen, dass zum Beispiel den Biowissenschaften bis heute mit
Skeptizismus begegnet wird, dass über den
wirklichen Inhalt wesentlicher wissenschaftlicher Theorien eine verbreitete Unkenntnis herrscht und dass es auch in den
Wissensgesellschaften Konflikte zwischen
religiösen Fundamentalismen und wissenschaftlicher Erkenntnis gibt. Letztere werden nicht nur auf ethischem Gebiet ausgetragen, sondern auch epistemologisch.
Die grundsätzlichen Herausforderungen der Akzeptanz, des Verstehens
und der allgemeinen Aufklärung sind al-
W
.B
–u
–B
.d
issenschaftskommunikation
ist in aller Munde, es fällt aber
selbst Experten schwer zu beschreiben, was mit dem Begriff überhaupt
gemeint ist.1 Ist Wissenschaftskommunikation nur ein Konzept unter vielen
aus dem Feld des Wissenschaftsmanagements? Lohnt sich der Blick in die Vergangenheit, um diesen Begriff näher einzugrenzen? Ich möchte diesen Beitrag mit
einem Zitat Alexander von Humboldts
einleiten:
»Wer die Resultate der Naturforschung
nicht in ihrem Verhältniß zu einzelnen
Stufen der Bildung oder zu den individuellen Bedürfnissen des geselligen Lebens,
sondern in ihrer großen Beziehung auf die
gesammte Menschheit betrachtet, dem
bietet sich, als die erfreulichste Frucht
dieser Forschung, der Gewinn dar, durch
Einsicht in den Zusammenhang der Erscheinungen den Genuß der Natur vermehrt und veredelt zu sehen.«2
Die Vorträge, die Humboldt in den
Jahren zwischen 1825 und 1828 in Paris
und – mit wachsender öffentlicher Zuhörerschaft – in Berlin hielt, können als eine
frühe Sternstunde der Wissenschaftskommunikation betrachtet werden. Humboldt
half mit, den Grundstein für die Popularisierung der Wissenschaft zu legen.
Das erst später angelegte mehrbändige
Kosmos-Werk entwickelte eine ähnliche
Popularität wie die Vorlesungen.
Wissenschaft aber, wie Humboldts
Vorwort zeigt, wurde weder als Unterhaltung für die gebildeten Stände noch als in
mundgerechten Häppchen verabreichte
w
w
w
Wissenschaftskommunikation ist ein
vielschichtiger Prozess. Im vorliegenden
BuB-Schwerpunkt wird er aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.
Zunächst versucht Olaf Eigenbrodt eine
historische Verortung und stellt dabei den
Aspekt der Vermittlung von wissenschaftlicher Arbeit und ihrer Ergebnisse an eine
breite Öffentlichkeit in den Vordergrund.
Die beiden folgenden Autoren konzentrieren sich dagegen auf die Kommunikation innerhalb der Wissenschaft
beziehungsweise zwischen verschiedenen
Wissenschaftsdisziplinen: Anja Beddies
beschreibt, wie die geisteswissenschaftliche Forschung zunehmend die Potenziale des Internet nutzt; Gerwin Kasperek
erläutert die aktuellen literaturbezogenen
Arbeitsweisen von Naturwissenschaftlern am Beispiel der Biologie – jeweils mit
Fokus auf Funktion und Aufgaben, die
Bibliotheken in diesem Zusammenhang
erfüllen. Im Anschluss diskutiert Lambert
Heller die Chancen und Möglichkeiten
die Bibliotheken aus der verstärkten
Wissenschaftskommunikation im Internet
erwachsen. Schließlich präsentieren Antje
Michel und Ralf Schimmer die virtuelle
Hybridbibliothek der Max-Planck-Gesellschaft als ein herausragendes Beispiel für
die Literatur- und Informationsversorgung
in der Spitzenforschung.
Wissenschaftler neigen dazu,
Bibliotheken als reine Hilfsmittel ihrer
Arbeit beziehungsweise als ein
Subsystem des Gesamtsystems
Wissenschaft zu begreifen.
geistige Kost gesehen, sondern als eine Tätigkeit deren Erkenntnisse alle Menschen
betreffen und so vermittelt werden müssen, dass jeder – vom Handwerksgesellen
bis zum preußischen König – eine tiefere
BuB | 61 (2009) 04
Wissenschaftskommunikation
e
lerdings für die Wissenschaft nichts Neues
und einige Wissenschaftler haben sich
ihnen auch schon vor der Professionalisierung der Wissenschaften gestellt. Lohnt es
sich, die Rolle der Bibliotheken in diesem
Zusammenhang zu untersuchen?
Um diese Frage zu beantworten möchte
ich zunächst einen Blick auf Definitionen
–B
w
Wie bereits erwähnt ist Wissenschaftskommunikation ein eher vager Begriff,
der unterschiedliche Entwicklungen und
Konzepte bündelt. Es stellt sich die Frage, an wen sich dieses Konzept überhaupt
wendet. So fallen Wissenschaftssendungen im Fernsehen genauso darunter
wie Kinderuniversitäten, oder die »Lange
Nacht der Wissenschaften«, die in vielen
deutschen Städten und Regionen regelmäßig stattfindet. Auch das Verhältnis
zwischen Wissenschaft und Politik wird
mit Wissenschaftskommunikation umschrieben.
In einer ersten Eingrenzung könnte
man also alle die Prozesse unter den Begriff fassen, die dazu dienen, wissenschaftliche Arbeit und ihre Ergebnisse einer Öf-
fentlichkeit und Entscheidungsträgern zu
vermitteln. An anderer Stelle wird unter
Wissenschaftskommunikation aber auch
die Kommunikation innerhalb der Wissenschaft beziehungsweise zwischen verschiedenen Disziplinen verstanden. Burns
et al kommen zu einer Definition von
Wissenschaftskommunikation, die zunächst von den verschiedenen Adressaten
unabhängig ist:
»Science communication is defined as
the use of appropriate skills, media, activities, and dialogue to produce one or more
of the following personal responses to science […]: Awareness, Enjoyment, Interest,
Opinion-forming, and Understanding.«4
Es geht also um die Wahl eines geeigneten Mediums, das im Individuum eine der
folgenden Reaktionen auslösen soll:
„ Aufmerksamkeit: Wissenschaft und
ihre Ergebnisse sollen in der Masse der
medialen Information überhaupt wahrgenommen werden.
„ Vergnügen/Freude: Ähnlich wie Bibliothekare kämpfen Wissenschaftler mit
einem verstaubten, »trockenen« Image.
Wissenschaft möchte aber auch spannend
sein und Spaß bringen.
„ Interesse: Menschen sollen aus ihrer
Lebenswirklichkeit heraus verstehen, warum Wissenschaft interessant und wichtig
für sie ist.
„ Meinungsbildung: Nicht nur die Meinung des Individuums, sondern die öffentliche Meinung insgesamt und – im
Sinne eines Lobbyismus – die der Politiker
sollen in positiver Weise beeinflusst werden.
„ Verständnis: Wissenschaftliche Ergebnisse und Theorien müssen so vermittelt
–u
Definitionsansätze
Die Vorträge, die Alexander von Humboldt in den Jahren zwischen 1825 und 1828 in Paris und
– mit wachsender öffentlicher Zuhörerschaft – in Berlin hielt, können als eine frühe Sternstunde
der Wissenschaftskommunikation betrachtet werden. Das Foto zeigt das Denkmal des Naturforschers vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität zu Berlin.
Foto: Heike Zappe/Referat Öffentlichkeitsarbeit der HU Berlin
.B
und Konzepte der Wissenschaftskommunikation werfen, um dann zu skizzieren,
wie sich Angebote und Arbeit von Bibliotheken hier anschließen lassen. In einem
historischen Abriss möchte ich aufzeigen,
wo sich lohnende Anknüpfungspunkte
auftun, bevor ich einige abschließende Bemerkungen zur heutigen Situation mache.
.d
Wissenschaftliche Ergebnisse
und Theorien müssen so vermittelt
werden, dass sie auch für Laien
verständlich sind.
w
w
1 Bezeichnenderweise liefert noch nicht einmal
die sonst so gesprächige und allwissende Wikipedia eine wirkliche Definition.
2 Alexander von Humboldt: Kosmos. Entwurf
einer physischen Weltbeschreibung, ediert
und mit einem Nachwort versehen von Ottmar Ette und Oliver Lubrich, Frankfurt a.M.,
2004, Seite 9
3 Peter Weingart, Miriam Voß: Wissenschaftskommunikation, www.wissenschaftsmana
gement-online.de/converis/state_of_the_
art_inhalt/69;jsessionid=938a6fe45bab7ad3f
a48326523e0
4 Terry W. Burns et al.: Science Communication: A Contemporary Definition. In: Public
Understanding of Science, 12(2003), Seite
183–202, Seite183
5 Ebd. Seite 187
BuB | 61 (2009) 04
werden, dass sie auch für Laien verständlich sind.
Dahinter steht, wie Burns et al auch
ausführen, ein Verständnis von Wissenschaft als einer gesellschaftlichen Unternehmung.5 Hier geht es weniger darum,
dass Wissenschaft wesentlich aus Steuergeldern mitfinanziert wird, sondern
Bibliotheken dienen der Wahrnehmung von Wissenschaft, indem sie
wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Informationen vermitteln.
darum, dass die Gesellschaft das System
Wissenschaft etabliert hat, um bestimmte
Aufgaben zu lösen, die für den Fortschritt
und damit den Substanzerhalt der Gesellschaft insgesamt wichtig sind. Geht
das Bewusstsein für die Bedeutung der
Wissenschaft verloren oder schlägt es in
Wissenschafts- beziehungsweise Technologiefeindlichkeit um, dann gerät das System insgesamt in Gefahr.
Gesellschaftliche Debatten um den
Sinn bestimmter Forschungsgebiete oder
den Willen, diese weiter zu fördern, sind
damit nicht ausgeschlossen, im Gegenteil:
Ein solches Urteil sollte immer von einer
informierten Öffentlichkeit getroffen
werden, die auch die wissenschaftlichen
Hintergründe kennt. Eine Wissenschaftskommunikation, die sich als reines Marketing oder Lobbyismus etwa für grüne
Gentechnik oder Kernforschung begreift,
hat damit eine wichtige Funktion verfehlt
und macht sich und die Wissenschaft insgesamt unglaubwürdig.
`
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
In einer ethischen Perspektive geht es
hier also um die Sicherstellung der Informationsfreiheit, institutionell um eine
gewisse Offenheit und Selbstständigkeit
im Rahmen der jeweiligen Muttereinrichtung. Im Folgenden möchte ich anhand
dieser beiden Perspektiven skizzieren,
wie sich historisch die Rolle der Bibliotheken in der Wissenschaftskommunikation verorten ließe. Dies ist, wie eingangs
beschrieben, allerdings immer unter der
Voraussetzung zu sehen, dass die Verwendung des Begriffs für die Zeit vor den
1980er Jahren anachronistisch ist.
.d
Anfänge
Unter den beschriebenen Voraussetzungen die Anfänge der Wissenschafts-
.B
–u
Wissenschaftler neigen dazu, Bibliotheken als reine Hilfsmittel ihrer Arbeit
beziehungsweise als ein Subsystem des
Gesamtsystems Wissenschaft zu begreifen. Abgesehen davon, dass man damit
Öffentliche Bibliotheken eigentlich ausklammert, halte ich persönlich es auch für
schwierig, das Bibliothekswesen in seiner
ganzen Komplexität ausschließlich aus
dieser Perspektive zu betrachten.
Letztendlich ist die Perspektive aber
in unserem Zusammenhang wenig relevant, denn sowohl als ein Subsystem
als auch als ein benachbartes System der
Wissenschaft sind Bibliotheken von Entwicklungen innerhalb der Wissenschaften
theken noch selber einiges zu tun. Sie können aber helfen, Wissenschaft nicht nur in
Form »trockener« Texte zu präsentieren,
sondern im multimedialen Rahmen erlebbar zu machen.
„ Auch wenn das Interesse an Wissenschaft von der Wissenschaft selbst geweckt
werden muss, können Bibliothekare dazu
beitragen, indem sie Menschen die für ihre
jeweilige Lebenssituation relevanten (populär-)wissenschaftlichen Informationen
vermitteln.
„ In Hinblick auf öffentliche Aufmerksamkeit stehen Bibliotheken teilweise in
direkter Konkurrenz zur Wissenschaft.
Eine Bildungsdebatte, an der sich Bibliotheken und Wissenschaft gemeinsam
beteiligen, kann aber beiden Partnern
e
„ Bezüglich des Image haben Biblio-
Wissenschaftskommunikation und
Bibliotheken
–B
250
Wissenschaftskommunikation ist ein eher vager Begriff, der unterschiedliche Entwicklungen und Konzepte bündelt. Wissenschaftssendungen im
Fernsehen fallen genauso darunter wie »Kinderuniversitäten«. Hier ist das Auditorium bei einer Vorlesung für Nachwuchs-Forscher an der Universität Tübingen zu sehen.
Foto: Haas/Universität Tübingen
nutzen. So sind zum Beispiel Hochschulbibliotheken als Teil wissenschaftlicher
Einrichtungen gefragt, deren Strategien
zu unterstützen.
„ Die Vermittlung wissenschaftlicher
Erkenntnisse führt über die Zugänglichkeit wissenschaftlicher Informationen für
ein breiteres Publikum. Die öffentlichen
wissenschaftlichen Bibliotheken tragen
hierzu genauso bei wie die Open-Access
Bestrebungen des Bibliothekswesens.
Dabei können Bibliotheken wesentlich
neutraler auftreten, als die Wissenschaftler selbst. So sind sie eher in der Lage und
eigentlich auch verpflichtet, Informationen in ihrer ganzen Breite anzubieten
und auch kritische Beiträge zugänglich zu
machen. Im wissenschaftlichen Kontext
können sie durch offenen Zugang und
Informationskompetenzvermittlung auch
Laien oder Hobbywissenschaftlern Informationen erschließen.
w
w
w
unmittelbar betroffen. Erstaunlicherweise
spielen sie aber in den Überlegungen zur
Wissenschaftskommunikation kaum eine
Rolle. Als wesentliche Medien werden zunächst immer Fernsehen und Zeitungen,
populärwissenschaftliche Literatur und
das Internet ausgemacht. Die wichtigsten
Institutionen sind Wissenschafts- und
Technikmuseen, Science Centers und die
Wissenschaftseinrichtungen selber, wenn
sie Tage der offenen Tür, Veranstaltungen
für Kinder und Jugendliche oder ähnliches abhalten.
Wie kann man aber den Beitrag der
Bibliotheken zur Wissenschaftskommunikation beschreiben? Bezogen auf die
genannten Reaktionen könnte man folgendes festhalten:
„ Bibliotheken dienen der Wahrnehmung von Wissenschaft, indem sie wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Informationen vermitteln.
kommunikation zu verorten stellt sich als
schwierig heraus. Geht man davon aus,
dass nur ein etabliertes und professionelles
Wissenschaftssystem
kommunizieren
kann, scheidet die Zeit vor dem 19. Jahrhundert eigentlich völlig aus. Dies ist dann
auch für das Bibliothekwesen richtig, das
vor dieser Zeit nur in Ansätzen und Prototypen existierte.
Ähnlich wie Vodosek aber im Falle der
Öffentlichen Bibliothek eben diese Vorformen zu Recht als relevant für die weitere Entwicklung beschreibt, trifft dies
auch für das Thema dieses Beitrags zu.6
Schon die Stadt- und Ratsbibliotheken
hatten unter anderem die Aufgabe, »wissenschaftliche« Erkenntnisse denjenigen
zugänglich zu machen, die dieses Wissen
benötigten. Die Reformation machte die
Zugänglichkeit theologischen Wissens
für eine breitere Öffentlichkeit sogar zum
Programm.
BuB | 61 (2009) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
–B
.d
Lesegesellschaften und den gewerblichen
Leihbüchereien des 18. Jahrhunderts vergleichbar, als dass sie eindeutig den Zweck
verfolgten und verfolgen, ihren Mitgliedern beziehungsweise Teilhabern Literatur zugänglich zu machen, die sich im
Wesentlichen wissenschaftlichen Themen
widmet.
Eine bildungsnahe und wohlhabende
Oberschicht begründete hier den Bedarf
nach wissenschaftlicher Information und
nährte gleichzeitig auch den Geist der Auflehnung gegen die britische Obrigkeit. Einige der noch in der Kolonialzeit gegründeten Bibliotheken existieren bis heute
und sind fest mit der historischen Identität
ihrer Umgebung verbunden. Schaut man
sich die zum Teil erhaltenen historischen
Räume und Bestände an, so wird deutlich,
–u
Im Bereich der Öffentlichen
Bibliotheken konnte aufgrund des
verbreiteten volkspädagogischen
Gedankenguts kaum eine Einrichtung
im Sinne der Public Library entstehen.
.B
dass hier Wissenschaftskommunikation
im Sinne der Vermittlung und Diskussion
wissenschaftlicher Erkenntnisse betrieben
wurde.7
Der Schwerpunkt der Erwerbungen lag
auf Literatur aus den Bereichen Geschichte, Philosophie und Naturforschung sowie
auf praktischen Ratgebern. Die Gründe
für die Einrichtung dieser Bibliotheken
sind leicht ersichtlich: Die Oberschicht
der Kolonien wollte trotz ihres wachsenden Strebens nach Selbstständigkeit und
einer eigenen Identität den Anschluss an
die Entwicklung in Europa nicht verlieren
und benötigte gleichzeitig Literatur für
ihre eigenen Zwecke als Unternehmer und
Siedler in den aufstrebenden Kolonien.
Da man zunächst fast ausschließlich auf
Buch- und Wissensimporte aus Europa
angewiesen war, war es wirtschaftlicher
und zweckmäßiger, die Bücher gemeinschaftlich zu erwerben und einer beschränkten Öffentlichkeit zugänglich zu
machen.
Die häufig gewählte Bezeichnung Athenaeum deutet dabei aber auch auf einen
Ort hin, der Wissenschaften und Unterricht in einem aufklärerischen Sinne einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich
macht. Dies wurde durchaus mit Idealismus betrieben; so thront zum Beispiel das
Athenaeum in Newport, Rhode Island,
wie ein griechischer Tempel auf einem
Hügel oberhalb der Stadt.
w
w
Sofern aber bei Bibliotheken das Büchersammeln im Vordergrund stand, fällt
es schwer, von Kommunikation zu sprechen, da eine fürstliche oder auch bürgerliche Büchersammlung auf den Gegenstand
und weniger das in ihm enthaltene Wissen
ausgerichtet war. Dementsprechend sah
die Lage an den Universitäten auch etwas
anders aus. Allgemein geht man davon
aus, dass in Deutschland die Entwicklung zu einer professionell organisierten
und auf die Bedürfnisse eines modernen
Wissenschaftsbetriebs zugeschnittenen
Universitätsbibliothek erst in den 1760er
Jahren in Göttingen begann.
Etwa zur selben Zeit begannen sich andere Bibliotheken allmählich auch für eine
breitere Öffentlichkeit zu öffnen. Obwohl
die Bodleian Library in Oxford von der
Idee her der wissenschaftlich gebildeten
Öffentlichkeit zugänglich war, machte
dieses Beispiel wohl kaum Schule. Bevorzugtes Medium der Kommunikation
wissenschaftlicher Erkenntnisse war in der
Aufklärung aber immer der Brief, und die
für den einzelnen Gelehrten wesentliche
Bibliothek war in der Regel seine eigene
oder die, die er gerade als Bibliothekar leitete.
So schwierig es also ist, in den Bibliotheken vor der Wende vom 18. zum 19.
Jahrhundert so etwas wie Wissenschaftskommunikation zu verorten, so gibt es
doch Anfänge, die in diese Richtung deuten. Ein wirkungsmächtiges Beispiel findet sich im angelsächsischen Raum und
ist insofern bedeutend, als dass es keine
Sonderentwicklung darstellt, sondern
eine Kontinuität begründete, die heute in
der Philosophie der Public Library weiter
besteht und damit auch die Öffentlichen
Bibliotheken weltweit beeinflusst hat.
Bibliotheken, die als Voraussetzung
für die Nutzung eine Mitgliedschaft oder
eine Beteiligung als Gesellschafter verlangen, nennt man in Großbritannien
und den USA Subscription Library. Diese
Institutionen sind insofern nicht mit den
w
6 Vgl. Peter Vodosek: Volksbibliotheken in der
Spätaufklärung. In: Werner Arnold, Peter
Vodosek (Hrsg.): Bibliotheken und Aufklärung , Wiesbaden: Harrassowitz, 1988. Seite
135–175, Seite 136
7 Der Autor hatte im Sommer 2008 die Gelegenheit, im Rahmen einer Studienreise einige
dieser Bibliotheken zu besuchen.
8 Eine Ausnahme ist das Wadsworth Athenaeum in Hartford, Connecticut, das sich
aufgrund seiner hervorragenden Kunstsammlung in ein Museum verwandelte,
während die meisten anderen Einrichtungen
einen großen Teil ihrer Kunstsammlung verschenkten oder dauerhaft verliehen.
BuB | 61 (2009) 04
251
e
Wissenschaftskommunikation
Die Diskussionen um Evolutionstheorie, Kreationismus und Intelligent Design, die im laufenden Darwinjahr vermehrt geführt werden, zeigen, dass zum Beispiel den Biowissenschaften bis heute mit Skeptizismus begegnet
wird.
Foto: Julia Margaret Cameron
Später haben sich diese Einrichtungen
in zwei Richtungen entwickelt: Die Mehrzahl ging im 19. Jahrhundert in Public Libraries auf beziehungsweise bildete deren
Kern, einige existieren bis heute als exklusive Orte der Bildung und gehobenen
Unterhaltung neben einer Public Library
(wie zum Beispiel das Boston Athenaeum).8 Die Idee, dass die Bibliothek innerhalb der Kommune nicht nur ein Ort
Olaf Eigenbrodt
studierte Germanistik, Kunstgeschichte, Geschichte und
Philosophie in Bochum und Münster
und absolvierte sein
Referendariat an der
Humboldt-Universität zu Berlin. Heute ist er Baureferent
der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität und Lehrbeauftragter
am Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Seit 2007 ist er Mitglied im Ständigen Ausschuss der IFLA
»Library Buildings and Equipment Section« und stellvertretender Vorsitzender (Berlin) des VDB-Regionalverbandes
Berlin-Brandenburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind:
Bibliothekssoziologie, Bibliotheksbau
und psychologische Aspekte der Bibliotheksbenutzung. Er ist Autor mehrerer
Veröffentlichungen zum Bibliotheksbau
und zur Bibliothekssoziologie. – Kontakt: [email protected]
252
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
Beispiel, den ich zu Beginn meines Beitrags zitiert habe, ist bis heute bekannt
für seine umfangreiche wissenschaftliche
Korrespondenz. Während Humboldt als
angesehener Privatgelehrter sein eigenes
Vermögen in seine Forschungsreise nach
Initiationsrituale, die die Identität der
Gruppe im Verhältnis zur Restgesellschaft
definieren. Im Falle der Wissenschaft liegt
die Basis dieser Professionalisierung in der
Überzeugung der Gesellschaft, dass eine
solche Gruppe für das Gemeinwohl förderlich ist.11
Wie oben beschrieben ist Wissenschaftskommunikation eine Voraussetzung für die Herstellung und die Erhal-
.d
e
der Entspannung oder eine Leihbücherei
für Belletristik, sondern auch ein Ort wissenschaftlicher Kommunikation inklusive
öffentlicher Vorträge und Diskussionen
ist, wurde Bestandteil der Philosophie der
Public Library.
–u
–B
Heute können sich Bibliotheken
eigentlich selbstbewusst als wichtige
Orte der Wissenschaftskommunikation begreifen, da sie alle wesentlichen
Funktion erfüllen helfen.
.B
Allgemein geht man davon aus, dass in Deutschland die Entwicklung zu einer professionell organisierten und auf die Bedürfnisse eines modernen Wissenschaftsbetriebs zugeschnittenen Universitätsbibliothek erst in den 1760er Jahren in Göttingen begann. Hier ist der historische Bibliothekssaal auf einem Stich aus dem 18. Jahrhundert zu sehen.
Foto: SUB Göttingen
Institutionalisierung und
Professionalisierung
w
w
w
Wie bereits erwähnt, konnten sich sowohl
die Wissenschaften als auch die Bibliotheken in ihrer heutigen Form im 19. Jahrhundert institutionalisieren und professionalisieren. In ihrem Aufsatz zur Entstehung wissenschaftlicher Koautorschaft als
Zusammenarbeit zwischen verschiedenen
Wissenschaftlern – einer Sonderform wissenschaftlicher Kommunikation, die ich
in diesem Zusammenhang nicht betrachte
– stellen Beaver und Rosen fest, dass die
Zusammenarbeit von Wissenschaftlern
im Sinne moderner Koautorschaft eine
Antwort auf die Professionalisierung der
Wissenschaften seit der napoleonischen
Zeit ist.9
Für unseren Zusammenhang ist diese
Feststellung insofern aufschlussreich, als
auch die nach Außen gewandte Wissenschaftskommunikation im Grunde erst
im Zuge der Professionalisierung denkbar war. Alexander von Humboldt zum
Südamerika und die zugehörige Veröffentlichung investierte, entwarf sein Bruder im Dienste des preußischen Staates die
Idee der modernen Universität.
Wissenschaft sollte kein privates Unternehmertum mehr erfordern, aber trotzdem weitgehend unabhängig von staatlichem Einfluss bleiben, und die wissenschaftlichen Erkenntnisse sollten immer
im Kontext betrachtet werden. Die heute
mit der modernen Universität assoziierte
Einheit von Forschung und Lehre drückte
sich vor allem darin aus, dass »der Student [in den deutschsprachigen Ländern,
Anm.d.Verf.] wissenschaftlich so ernst genommen wurde, wie nirgendwo sonst.«10
Aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts
entstand zu dieser Zeit nicht nur in Preußen die moderne, institutionalisierte Wissenschaft.
Beaver und Rosen beschreiben die Professionalisierung als einen Prozess, der
Individuen anhand festgelegter Attribute
zu einer Gruppe organisiert, diese bestimmen die Regeln, die Rechte und die
tung dieses Bewusstseins. Professionalisierung und Institutionalisierung sind
also wichtige Voraussetzungen für Wissenschaftskommunikation und diese ist
wiederum unabdingbar für die Institutionalisierung und den Unterhalt des Systems
Wissenschaft.
Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts
folgte auf die moderne Universität auch
die moderne Universitätsbibliothek. Allerdings entstand dadurch auch die Konkurrenz zwischen Instituts- und Seminarbibliotheken als wissenschaftlichen
Fachbibliotheken und der universaler
ausgerichteten Universitätsbibliothek, die
zwar bibliothekarisch professionell aber
mit größerer Distanz zur Wissenschaft
geführt wurde. Andererseits öffneten
sich die Universitätsbibliotheken für eine
breitere Öffentlichkeit und wurden damit
zu Orten der Wissenschaftskommunikation im Sinne einer Zugänglichkeit wissenschaftlicher Information für die wissenschaftlich interessierte Öffentlichkeit.
Im Bereich der Öffentlichen Bibliotheken konnte aufgrund des verbreiteten
9 Donald de Beaver, Richard Rosen: Studies in
Scientific Collaboration: Part I. The Professional Origins of Scientific Co-Authorship. In:
Scientrometrics 1(1978), Seite 65–84, Seite 66
10 Hans-Albrecht Koch: Die Universität. Geschichte einer europäischen Institution,
Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2008, Seite 146
11 Beaver, Rosen 1978, Seite 66f.
12 Die Rolle von Public Libraries für die Wissenschaftskommunikation im Großbritannien
des 19. Jahrhunderts zum Beispiel beschreibt
Erin McLaughlin-Jenkins: Walking the Low
Road: The Pursuit of Scientific Knowledge
in Late Victorian Working-Class Communities. In: Public Understanding of Science
12(2003), Seite 147–166
BuB | 61 (2009) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Wissenschaftskommunikation
.d
–B
Bibliotheken als Orte der
Wissenschaftskommunikation?
e
volkspädagogischen Gedankenguts kaum
eine Einrichtung im Sinne der Public Library entstehen.12 Weniger das aufgeklärte Individuum stand im Mittelpunkt der
Arbeit, sondern die Volksbildung, in der
Konsequenz ein Vorläufer völkischer Ideologie.
Geht man davon aus, dass Wissenschaftskommunikation sich immer an
einen mündigen Bürger wendet, der im
Sinne des aufklärerischen Prinzips selbstständige Urteile über die ihm angebotenen
Informationen bilden kann, fand in diesen
Bibliotheken keine Wissenschaftskommunikation statt. Erst nach dem Zweiten
Weltkrieg war eine Situation entstanden,
die es erlaubte, auch die Öffentlichen Bibliotheken für Funktionen zu öffnen, die
in unserem Sinne der Wissenschaftskommunikation dienen.
Mit Veranstaltungen wie der »Langen Nacht der Wissenschaften«, hier im vergangenen Jahr
im Leibniz-Institut für Kristallzüchtung in Berlin-Adlershof, sollen Wissenschaft und Forschung
einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden.
Foto: David Ausserhofer
.B
–u
stens seit der Professionalisierung des Bibliothekswesens immer auch bestimmte
Funktionen erfüllt worden sein, die der
Wissenschaftskommunikation dienen.
Heute können sich Bibliotheken eigentlich selbstbewusst als wichtige Orte der
Wissenschaftskommunikation begreifen,
da sie alle wesentlichen Funktion erfüllen
helfen. Dieses Bewusstsein ist allerdings
wenig ausgeprägt, da sich Bibliotheken
meist nur im Zusammenhang mit der
Open-Access-Bewegung als Orte der Wissenschaftskommunikation
betrachten.
Aber auch andere Aktivitäten sowohl wis-
w
w
w
Wie mein kursorischer Abriss zeigt, ist es
schwierig, Wissenschaftskommunikation in Bibliotheken historisch zu verorten.
Frühestens seit der Aufklärung kann man
von solchen Funktionen in Ansätzen sprechen.
Vorreiter der Entwicklungen waren
die angelsächsischen Länder, vor allem
die Vereinigten Staaten. Aufgrund der
sozialen und politischen Situation in den
deutschsprachigen Ländern des 19. Jahrhunderts und der damit verbundenen
obrigkeitlichen Kontrolle des Bibliothekswesens, war es schwierig, Wissenschaftskommunikation in einem offenen Sinne
zu betreiben. Allerdings werden späte-
BuB | 61 (2009) 04
253
senschaftlicher als auch Öffentlicher Bibliotheken lassen sich der Wissenschaftskommunikation zurechnen. Das trifft sowohl auf eine aufklärerische Tradition von
Wissensvermittlung für mündige Bürger als auch auf neue Entwicklungen wie
zum Beispiel das Angebot von Lern- und
Kommunikationsräumen zu. Um sich in
diesem Umfeld zu positionieren lohnt sich
ein Blick in die Vergangenheit. Dieser Artikel konnte nur einige Ansätze für eine
solche Untersuchung skizzieren, die heute
einen wertvollen Beitrag zur Bibliotheksgeschichte leisten würde.
_
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
Anja Beddies
Sprung ins digitale Zeitalter
Geisteswissenschaftliche Forschung nutzt Potenziale des Internet
A
–u
–B
.d
nders als die Naturwissenschaften,
die sich schon sehr früh dem Medium Internet geöffnet und von seinen Möglichkeiten profitiert haben, waren
die Geistes- und Kulturwissenschaften in
dieser Hinsicht zurückhaltender – und
sind es teilweise noch. Den Skeptikern stehen jedoch zunehmend Vertreter der Disziplinen aus Wissenschaft und Forschung
gegenüber, die das Potenzial des Internet
für eine moderne geisteswissenschaftliche
Forschung und Wissenschaftskommunikation entdeckt und es als Chance für
eine neue Positionsbestimmung erkannt
haben.
Beispielhaft für einen solchen Ansatz
im Bereich der Geisteswissenschaften
wird hier die im Jahr 2002 gegründete
Initiative European Cultural Heritage
Online3 (ECHO) vorgestellt, die vom
Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (Berlin) in Zusammenarbeit mit
der Bibliotheca Hertziana – Max-PlanckInstitut für Kunstgeschichte (Rom) und
dem Max-Planck-Institut für Psycholinguistik (Nijmegen) sowie 13 weiteren geisteswissenschaftlichen Institutionen ins
Leben gerufen wurde.
.B
Mit dem »ABC der Menschheit«1 wurde
2007 erstmals eines der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
ausgerichteten Wissenschaftsjahre den
Geisteswissenschaften gewidmet. Dies
hat die geisteswissenschaftlichen Disziplinen für kurze Zeit ins Licht der Öffentlichkeit rücken lassen. Ob sie sich dort
werden behaupten können wird unter
anderem davon abhängen, inwieweit die
ihnen zuteil gewordene Aufmerksamkeit
sich auch in finanzieller Hinsicht, das heißt
in einer stärkeren Unterstützung durch
Förderorganisationen, auswirken wird.
Die zukünftige Präsenz der Geisteswissenschaften in der Wissenschaftslandschaft
wird aber auch davon abhängen, ob es
ihnen gelingt, informationstechnologische
Entwicklungen aufzugreifen und sich
zunutze zu machen. Anja Beddies hat
sich in ihrer Diplomarbeit 2 mit digitalen
Forschungsbibliotheken in den Geisteswissenschaften auseinandergesetzt und
stellt hier ihre Ergebnisse vor.
Geisteswissenschaft und Kulturerbe
Forschungsobjekt der Geisteswissenschaften ist das kulturelle Erbe, das »kulturelle Gedächtnis«, das Texte und Objekte der Vergangenheit ebenso umfasst
wie Zeugnisse aktueller Ereignisse. Diese
Texte, Objekte und Kunstwerke können
heute bereits in hoher technischer Qualität
reproduziert werden. Die Digitalisierung
des Kulturerbes ist daher weniger eine Frage der technischen Herstellung, sondern
vielmehr eine Frage der Bereitstellung.
Denn der Zugang zum jeweiligen Forschungsobjekt ist für jede wissenschaftliche Disziplin von zentraler Bedeutung;
im Falle der Geisteswissenschaften bedeutet dies den Zugang zum digitalisierten
Kulturgut in einem »Web of Culture«, das
diesen Namen verdient, indem es die vielfach geforderte »kritische Masse«4 an digitalen Inhalten zur Verfügung stellt.
Die enge Beziehung zwischen Geisteswissenschaften und Kulturerbe macht
die Übertragung der traditionellen For-
w
w
w
schungspraktiken ins digitale Zeitalter –
und damit auch die Zugänglichmachung
ihrer Forschungsinhalte und -materialien
im Internet – unabdingbar.
Für die ECHO-Initiatoren bedeutet das
die digitale Bereitstellung des Kulturerbes
in großem Umfang; nicht nur dadurch,
dass sie die Kulturerbe verwahrenden
Institutionen in die Lage versetzen, ihre
Inhalte zugänglich zu machen, sondern
auch, dass sie die Entwicklung und Bereitstellung geeigneter Werkzeuge zur wissenschaftlichen Bearbeitung dieser Quellenmaterialien fördern, um eine Forschungsinfrastruktur zu schaffen, die einem global
weit verzweigten Netz von Wissenschaftlern das kooperative Arbeiten mit umfassenden Quellen und Wissensbeständen
erlaubt.
Damit soll der längst fällige Brückenschlag zwischen geisteswissenschaftlicher
Forschung und heutigen informationstechnischen Möglichkeiten gelingen.
Denn noch immer ist ein Großteil des
e
254
Für das wissenschaftliche
Arbeiten bietet ECHO nicht nur eine
Präsentations- und Navigationsumgebung, die Quellen und Forschungsdaten sind darüber hinaus in eine
elektronische Bearbeitungsumgebung eingebunden.
kulturellen Erbes gerade in dem Medium
nicht vertreten, das inzwischen das »Rückgrat« der Wissensgesellschaft bildet. Und
das Wenige, das dank der Anstrengungen
einiger Vorreiter im Netz vorhanden ist
»wird beinahe ertränkt von den Fluten des
Informationsmülls«.5
1 www.abc-der-menschheit.de
2 »Konzeptionelle Anforderungen an digitale
Forschungsbibliotheken – das Beispiel ›European Cultural Heritage Online (ECHO)‹«.
Potsdam, 2008. – http://opus.kobv.de/fhpotsdam/volltexte/2008/86/pdf/08298.pdf
3 http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/home
4 Rieger, Simone; Schoepflin, Urs: »European
Cultural Heritage Online« (ECHO) – eine
Forschungsinfrastruktur für die Geisteswissenschaften. In: Kunstchronik 60(2007)11,
Seite 513
5 Towards a Web of Culture and Science. 2003.
http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/home/pub
licRelation/publ/brochure.html
6 ebenda
7 http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/content
8 Gradmann, Stefan: Open Access – einmal
anders. Zum wissenschaftlichen Publizieren in den Geisteswissenschaften. In: ZfBB
54(2007)4-5, Seite 173
9 ebenda
BuB | 61 (2009) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Wissenschaftskommunikation
–B
.d
e
Dabei bietet gerade das Internet die
Möglichkeit, die vornehmlich durch konservatorische Anforderungen bedingte
Fragmentierung des physischen kulturellen Erbes, das heißt die Aufbewahrung
an unterschiedlichen Orten, zu überwinden. Jetzt, da die digitalisierten Informationen losgelöst von den Informationsträgern (Gemälden, Büchern, Artefakten,
Videokassetten et cetera) existieren, unterliegen sie eben nicht mehr den physischen
Einschränkungen dieser Trägermedien
und können in einer neuen »kognitiven
Architektur«6 organisiert werden. Eine
solche Architektur wird in der ECHOInfrastruktur durch die Organisation der
Inhalte in erweiterbaren thematischen
Sammlungen, den sogenannten »Seed
Collections«7, abgebildet.
Geisteswissenschaften und Open Access
–u
Mithilfe des Image Viewers kann der Nutzer beliebige Ausschnitte eines Bildes festlegen und
diese in beliebiger Abstufung vergrößern. Durch diese starken Vergrößerungen können Erkenntnisse gewonnen werden, die im Original selbst nicht sichtbar gewesen wären.
.B
referenzierbar sind, […] keinen oder nur
einen sehr eingeschränkten Wert« hätten.9 Um einen uneingeschränkten, langfristigen und stabilen Zugang zu Quellen
und Forschungsdaten zu gewährleisten,
verfolgt die ECHO-Initiative eine strikte
Open Access Politik.
Werkzeuge
Für das wissenschaftliche Arbeiten mit
dem Quellenmaterial bietet ECHO für
seine Sammlungen nicht nur eine Präsentations- und Navigationsumgebung,
die Quellen und Forschungsdaten sind
w
w
w
In den Geisteswissenschaften haben
Quellenmaterialien als wissenschaftliche
Primärdaten eine zentrale Bedeutung.
Diese Materialien sind in der Regel nur
in Bibliotheken, Archiven, Museen, Privatsammlungen und sonstigen Kulturgut
verwahrenden Institutionen zugänglich.
Der Geisteswissenschaftler verbringt traditionell viel Zeit damit, diese Orte aufzusuchen oder sich die Quellen (soweit Zustand, Alter, Umfang, Eigentumsverhältnisse derselben dies zulassen) im Original
oder als Reproduktion zu beschaffen.
Zu dieser räumlich-zeitlichen Zugangshürde kommt in einigen Bereichen – besonders in den Kunstwissenschaften – eine
finanzielle Hürde, da die hohen Kosten
für die Bildrechte Menge oder Auswahl
der Forschungsobjekte, oder gar die Forschungsthemen selbst, limitieren. Bedingt
durch derlei restriktive Zugangsmöglichkeiten beschränkt sich der Wissenschaftler häufig auf einen mehr oder weniger
kleinen Ausschnitt des für ihn relevanten
Materials.
Das Internet ermöglicht es, diesen »kritischen Faktor«8 der Verfügbarkeit von
Quellenmaterial zu überwinden, indem
große Mengen an Wissensbeständen – hier
die digitalen Repräsentationen des kulturellen Erbes – für die Forschung zugänglich gemacht werden. Nach Gradmann ist
dies nicht nur »strikte Voraussetzung der
wissenschaftlichen Arbeit«, er geht noch
einen Schritt weiter, indem er darauf hinweist, dass »eine geisteswissenschaftliche
Arbeit in der Regel ohne Kenntnis von und
Einsicht in die Primärquellen nicht angemessen rezipierbar« sei, und dass daher im
geisteswissenschaftlichen Umfeld »Ergebnisse, die nicht langfristig verfügbar und
BuB | 61 (2009) 04
Die gewählten Bildausschnitte können im Image Viewer mit Markierungen und Annotationen
versehen werden und sind durch die Vergabe einer eigenen URL referenzierbar.
255
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
diese wurden Werkzeuge zur Darstellung,
Analyse und Annotation bereitgestellt, die
auf offenen Quellcodes basieren, über die
ECHO-Homepage verfügbar sind10 und
Mithilfe des Image Viewers kann der Nutzer beliebige Ausschnitte eines Bildes festlegen und diese in beliebiger Abstufung
vergrößern. Durch diese starken Vergrößerungen können Erkenntnisse gewonnen werden, die im Original selbst nicht
sichtbar gewesen wären. Hier werden also
mit den heutigen technischen Möglichkeiten der Digitalisierung und Wiedergabe nicht nur die traditionellen geisteswissenschaftlichen Arbeitsweisen im Internet
gespiegelt, sie werden sogar erweitert. Die
gewählten Bildausschnitte können in einer weiteren Bearbeitungsstufe mit Markierungen und Annotationen versehen
werden und sind durch die Vergabe einer
eigenen URL referenzierbar.
Die Funktionalität des Image Viewers
wird kontinuierlich erweitert und den
Forschungsbedürfnissen angepasst. So
ermöglichen beispielsweise Kontraständerungen bei farbigen Bildern, eventuell
darunter liegende Strichzeichnungen oder
Ähnliches sichtbar zu machen. Auch Online-Messungen sind inzwischen möglich,
das heißt die Verknüpfung von Bildmaßen
der digitalen Abbildung mit historischen
Maßangaben, um so eine Eins-zu-einsDarstellung zu erhalten.
–B
Wissenschaftskommunikation
auf dem Bibliothekartag
Dr. Peter Schirmbacher, Frank Scholze)
Mit folgenden Vorträgen:
„
Vernetzung von Open Access Repositorien in Deutschland – ein Überblick
„
DRIVER
„
Koordiniertes Handeln auf nationaler
Ebene: die Aktivitäten der Arbeitsgruppe
»Open Access«
„
Verlage, Bibliotheken und Open Access –
eine Annäherung
–u
Wer sich über die in diesem Themenschwerpunkt aufgezeigten Entwicklungen hinaus
informieren möchte, kann dies auf dem
Bibliothekartag in Erfurt tun. Der Themenkreis 5 »Bibliotheken in Wissenschaft und
Studium« bietet an drei aufeinander folgenden Tagen mehrere Vorträge rund um
die Wissenschaftskommunikation. Das komplette Programm steht unter www.bibliothe
kartag2009.de///programme/. Hier drei interessante Beispiele:
Image Viewer
e
Die Werkzeuge werden kontinuierlich
weiterentwickelt und ergänzt.
zum großen Teil innerhalb einzelner beteiligter Projekte von den Wissenschaftlern
im direkten Forschungsbezug praxisnah
entwickelt wurden.
Die aus Bearbeitung und Analyse der
digitalen Inhalte hervorgegangenen Ergebnisse können nunmehr zeitnah in derselben Infrastruktur wie die Forschungsinhalte der wissenschaftlichen Community zur Verfügung gestellt und direkt
wieder zur Orientierung in den Wissensbeständen genutzt werden.
.d
darüber hinaus in eine elektronische Bearbeitungsumgebung eingebunden. Für
Freitag, 5. Juni
Mittwoch, 3. Juni
w
Donnerstag, 4. Juni
w
w
Bibliotheken für die Forschung
Wissenschaftliche Bibliotheken sind nicht
nur Dienstleister für ihre Forschungseinrichtungen, sondern entwickeln ihre Aufgabenfelder in enger Wechselwirkung mit diesen.
(Moderation: Dr. Rafael Ball)
Mit folgenden Vorträgen:
„
Die Forschungsbibliothek der Zukunft
„
Optimale Online-Zugänge für exzellente
Forschung – Analyse des Angebots an
E-Journals und E-Books an der Universität Konstanz
„
Wissenschaftliches Informationsmanagement oder wie viel Bibliothekskenntnisse
braucht die Naturwissenschaftlerin?
„
Interdisziplinärer Vergleich von Forschungsergebnissen
Open Data und Open Access – Rollen, Umsetzung und Werkzeuge
Neben dem zunehmend realisierten freien Zugang zu Textpublikationen gewinnt
die Forderung nach dem offenen Zugang zu
Forschungsdaten immer mehr an Relevanz.
Im Rahmen der Schwerpunktinitiative »Digitale Information« der Allianz der deutschen
Wissenschaftsorganisation wird dringender
Handlungsbedarf hinsichtlich der systematischen Sicherung, Archivierung und Bereitstellung der Forschungsdaten festgestellt.
(Moderation: Roland Bertelmann, Dr. Stefan
Winkler-Nees)
Mit folgenden Vorträgen:
„
Umgang mit Forschungsdaten – die
Aktivitäten der AG Forschungsdaten in
der Allianz der Wissenschaftsorganisationen
„
INSPIRE – innovatives Informationsmanagement in der Hochenergiephysik
„
Umgang mit Forschungsdaten in den Geowissenschaften
„
»Data Librarianship« – Rollen und Aufgaben
„
SCOAP3: Aktueller Stand und Anforderungen an die deutschen Bibliotheken
„
Open Data – Publikation und Austausch
von wissenschaftlichen Forschungsdaten
.B
256
Nationale und internationale Vernetzung
der Wissenschaftskommunikation
Die weltweite Vernetzung wissenschaftlicher
Information und Kommunikation fördert die
Internationalisierung und Interdisziplinarität
der Wissenschaft. In vielfältiger Weise befördern und begleiten Infrastruktureinrichtungen diesen Wandel. (Moderation: Prof.
Language Technology
Für die Annotation und morphologische
Analyse von Quellentexten sowie für die
Einbindung von Wörterbüchern wurde
im Rahmen des Archimedes Projektes11
eine XML-basierte Plattform entwickelt,
die aus drei Softwarekomponenten besteht. Die Software Pollux ermöglicht die
Verlinkung von Begriffen innerhalb eines
Textes mit Wörterbüchern oder anderen
Nachschlagewerken. Dabei werden im
Text auftretende gebeugte Formen automatisch mit der Grundform verlinkt.
Ermöglicht wird dies durch den Einsatz
der Software Donatus, die strukturierte
Volltexte einer automatischen morphologischen Analyse unterzieht und als Ergebnis neben der Grundform alle im Text auftretenden Varianten des Wortes anzeigt.
Mittels dieser morphologischen Analyse können jedoch nicht nur einzelne
Wörter analysiert werden, sondern auch
zusammengesetzte Begriffe wie beispielsweise »natura ponderis« (Schwerkraft). Di10 http://echo.mpiwg-berlin.mpg.de/technology/
tools
11 http://archimedes.mpiwg-berlin.mpg.de
12 http://pratolino.mpiwg-berlin.mpg.de/?
13 www.escidoc.org
BuB | 61 (2009) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Wissenschaftskommunikation
Themenschwerpunkte in BuB
Heft 10/2008:
Deutschland liest!
Heft 11-12/2008:
Was bringt die IFLA?
Die Virtual Lightbox for Museums and
Archives (VLMA) ermöglicht die Betrachtung und Weiterverarbeitung der
digitalisierten Sammlungen von Museen
und Archive. Die Sammlungen können
durchsucht, annotiert und zu neuen personalisierten Kollektionen zusammengestellt werden; diese lassen sich exportieren
oder zu Präsentationen weiterverarbeiten.
Gerade kleinere Sammlungen besitzen
häufig nur einzelne Exponate bestimmter
Objekttypen; durch das Erstellen von virtuellen Kollektionen über verschiedene
Sammlungen hinweg sind auch für solche
Objekte vergleichende Studien möglich.
Heft 2/2009:
Impulse aus dem Ausland
Heft 5/2009:
Bibliothekartag Erfurt
Heft 6/2009:
Die Zukunft der ÖB
Video Tools
.B
Der EUDICO Linguistic Annotator
(ELAN) ermöglicht die Erstellung von
Annotationen für Audio- und Videodateien. Vom Max-Planck-Institut für
Psycholinguistik ursprünglich für die
Analyse von Sprache, Gestik und Gebärdensprache entwickelt, ist es für die Annotation, Analyse und Dokumentation jeglicher Medienkorpora verwendbar.
Die Werkzeuge werden kontinuierlich
weiterentwickelt und ergänzt. Für das erst
kürzlich in die ECHO-Umgebung eingebundene Projekt »Pratolino Garden«
wurde ein virtueller Rundgang durch die
w
w
ese automatische Analyse von Komposita
ist eine wesentliche Voraussetzung für ein
weiteres Element des geisteswissenschaftlichen Arbeitens, beziehungsweise dessen
Übertragung in eine Online-Arbeitsumgebung: die vergleichende Betrachtung
von wissenschaftlichen Konzepten über
unterschiedliche Epochen und Wissenschaftler hinweg.
Integriert sind die linguistischen Dienste von Pollux und Donatus in die Arbeitsumgebung Arboreal. Auch hier werden bewährte geisteswissenschaftliche
Arbeitsweisen nicht durch Automatismen
–u
Heft 4/2008:
Wissenschaftskommunikation
w
heutige Gartenanlage erstellt.12 Auch hier
ging die Entwicklung der Technologie von
den Fragestellungen der Forschung aus.
Es sind also weniger Informatiker, die für
forschungsorientierte Projekte wie ECHO
gebraucht werden, sondern vielmehr Wissenschaftler mit informationstechnischem
Know-how.
–B
Heft 3/2009:
Beilage »Berufsbild«
BuB | 61 (2009) 04
.d
Virtual Lightbox
Heft 1/2009:
Die 24-Stunden-Bibliothek
Anja Beddies studierte von 2004 bis
2008 an der Fachhochschule Potsdam Informationswissenschaften. Sie
war freie Mitarbeiterin im ECHO-Projekt
des Max-PlanckInstituts für Wissenschaftsgeschichte
(Berlin) und ist seit Ende 2008 als Bibliothekarin an der Universitätsbibliothek
Potsdam beschäftigt. Anja Beddies ist
verheiratet und hat drei Kinder. – Kontakt: [email protected]
e
Schwerpunkt
ersetzt, sondern mit geeigneten Hilfsmitteln unterstützt. So ermöglicht Arboreal
die Analyse mehrerer Textfassungen in
unterschiedlichen Fenstern. Da die Ergebnisse auf der ECHO-Plattform einsehbar
sind, der Community also nicht erst nach
einem langwierigen traditionellen Veröffentlichungsprozess zugänglich gemacht
werden, können sie unmittelbar in neue
Forschungsvorhaben eingehen.
Die weitere Entwicklung
Das ECHO-Projekt hat sich auch nach
dem Ende des ursprünglichen 18-monatigen Förderzeitraumes im Jahr 2004
kontinuierlich vergrößert und weiterentwickelt. Um das Max-Planck-Institut für
Wissenschaftsgeschichte von der Aufgabe
des dauerhaften technischen Erhalts und
der Pflege zu entlasten, wird eine Einbindung der Plattform in die Scolarly Workbench des eSciDoc-Projektes13 der MaxPlanck-Gesellschaft und des FIZ Karlsruhe geplant.
Durch den Aufbau digitaler Forschungsinfrastrukturen wie ECHO werden sich Forschung und Wissenschaftskommunikation gerade auch in den Geisteswissenschaften weiter verändern.
_
257
258
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
Gerwin Kasperek
laspekte literaturbezogener Arbeitsweisen
betreffen oder die keinen expliziten Bezug
auf Biologen nehmen. Die Auswertungen
und Ergebnisse sind an der genannten
Stelle ausführlich dargestellt und können
hier nur in knapper Form zusammengefasst werden.
Recherchieren –
auch mal mit dem Mut zur Lücke
w
w
Die biologische Literatur
Erhebliche fachspezifische Unterschiede
– hinsichtlich der Struktur der Literatur
und hinsichtlich der literaturbezogenen
Arbeitsweisen – wurden in vielen fachübergreifenden Benutzerstudien festgestellt. Sie werden schon bei recht flüchtiger
Betrachtung der spezifischen fachlichen
»Wissenschaftskulturen« offensichtlich,
beispielsweise anhand bibliometrischer
Parameter oder anhand unterschiedlicher
Zitierstile.
Für die Biologie kann auf eine vergleichsweise breite Basis von Untersuchungen aufgesetzt werden. Bedacht werden muss, dass die Biologie sich wiederum
in vielfältige Teildisziplinen gliedert; einige davon sind grundlagenorientiert, andere weisen starke Anwendungsbezüge sowie
interdisziplinären Charakter mit Überschneidungen zu Nachbarwissenschaften
auf.
Die biologische Fachliteratur weist
einige Besonderheiten auf.5 So sind Zeitschriftenaufsätze für viele Teildisziplinen
der Biologie im Vergleich zu Monografien
ausgesprochen bedeutsam. Hinsichtlich
der Bedeutung von elektronischen Zeitschriften nimmt die Biologie in vielen fächerübergreifenden Vergleichen eine Spitzenstellung ein.6
Charakteristisch ist für einige Themengebiete eine relativ hohe Streuung
der Zeitschriftenliteratur: Die relevanten
Aufsätze verteilen sich in diesen Fällen
auf eine Vielzahl einzelner Zeitschriften.
Anhand von Diversitätswerten7 – sie sind
Ausdruck der Vielfalt der für eine Teildisziplin jeweils relevanten Zeitschriftentitel – zeigt sich, dass manche biologische
Teildisziplinen in einem für andere Naturwissenschaften typischen Bereich liegen,
während andere (»Molecular Biology &
Genetics« in Abbildung 1, Seite 260) eine
ungewöhnlich starke Konzentration auf
Kernzeitschriften zeigen.
Neben Teildisziplinen der Biologie,
in denen die Literatur relativ rasch veraltet, gibt es andere Teildisziplinen, die in
besonderem Maße auf historische Literatur angewiesen sind (insbesondere die
biologische Systematik); hier spielen auch
Schriftenreihen und monografische Titel
eine erhebliche Rolle.
.d
A
.B
–u
–B
ls relativ gut untersucht können die
vorgelagerten Prozesse der Entstehung und Verbreitung von wissenschaftlichen Informationen und speziell
von Literatur gelten.2 Auch die Benutzer
und die Benutzung von Bibliotheken – als
bedeutendste Einrichtungen für das Sammeln, Ordnen und Verfügbarmachen von
Literatur – wurden zum Gegenstand von
zahlreichen Untersuchungen. Jedoch umfassen die literaturbezogenen Tätigkeiten
des Wissenschaftlers mehr als die normalerweise untersuchte Bibliotheksbenutzung im engen Sinne.
Im Rahmen einer umfassenderen
Arbeit hat sich der Verfasser mit zahlreichen Aspekten literaturbezogener Arbeitsweisen von Biologen befasst.3 Als
literaturbezogene Arbeitsweisen werden
diejenigen Methoden betrachtet, die der
Wissenschaftler anwendet, um die für
seine Arbeit relevante Literatur zu finden
und nutzbar zu machen. Dies umfasst in
erster Linie das Suchen, das Beschaffen
und das Aufbewahren von Literatur; diese Tätigkeiten dienen der Deckung des
Informationsbedarfs des Wissenschaftlers. Das Lesen als die intellektuelle Aufnahme der schriftlich fixierten Informationen sowie die Verwendung von Literatur
bei der Erstellung eigener schriftlicher
Werke bilden komplexe Phänomene, welche den vorgegebenen Rahmen sprengen
würden.
Der folgende Überblick zu literaturbezogenen Arbeitsweisen bei Biologen
basiert auf Auswertungen von sechs einschlägigen bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Benutzerstudien
(Tabelle 1, Seite 260)4. In diesen ausgewählten Schicht-1-Studien waren Wissenschaftler der Biologie beziehungsweise
Biowissenschaften gezielt untersucht worden – entweder als alleinige Benutzergruppe oder als abgrenzbare Gruppe in einem
fachübergreifenden Ansatz.
Über diese intensiv ausgewerteten Studien hinaus konnten Ergebnisse aus zahlreichen weiteren Publikationen gewonnen
werden (Schicht-2-Studien): Dabei handelt es sich um Studien, die kleinere Tei-
w
Im Gesamtrahmen wissenschaftlicher
Kommunikationsprozesse nimmt die
Literatur eine besondere Stellung ein –
was die Kommunikation zwischen Wissenschaftlern angeht, aber auch, was
die Nutzbarmachung wissenschaftlicher
Ergebnisse für die Gesellschaft angeht.
Das Arbeiten mit Literatur (einschließlich
Suchen, Beschaffen, Lesen, Auswerten
und Schreiben) ist für den Wissenschaftler alltäglich, und es beansprucht einen
wesentlichen Teil seiner Arbeitszeit.
Genauere Kenntnisse dieser Tätigkeiten
können eine wichtige Grundlage für die
Gestaltung des Angebots von Bibliotheken und anderen Informationseinrichtungen darstellen.
Aber: »The actual process of utilizing
scientific literature is one of the less well
understood phases of scientific communication.« – Diese Feststellung bezog
Krishna Subramanyam1 in seinem enzyklopädischen Beitrag über die naturwissenschaftliche Literatur auf die vielfältigen
Tätigkeiten des Naturwissenschaftlers
im Hinblick auf Suche, Beschaffung und
Verwendung der fachlich relevanten
Literatur. Seitdem ist manches intensiver
untersucht worden, gerade was die Rolle
von Bibliotheken angeht. Aber unsere
Kenntnisse des Gesamtprozesses sind
nach wie vor lückenhaft, wie im vorliegenden Beitrag am Beispiel der Biologie
gezeigt werden soll.
e
Literaturbezogene Arbeitsweisen bei Naturwissenschaftlern
am Beispiel der Biologie
BuB | 61 (2009) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Wissenschaftskommunikation
Biologen müssen nicht nur im Labor, sondern auch bei der Literaturrecherche fit sein: Verstärkt
gefordert wird eine weitergehende Integration von publizierter Literatur, Fakten-Datenbanken
und bioinformatischen Werkzeugen.
Foto: Sergio Ponomarev/Fotolia.com
w
w
Arbeitsweisen der Literatursuche
w
Unter Literatursuche wurde hier die Suche
nach Literaturinformationen, das heißt
nach bibliografischen Angaben verstanden. Bei der Analyse der Arbeitsweisen
der Literatursuche war der zentrale Aspekt
die Nutzung bestimmter Informationsressourcen als Literaturinformationsmittel.
Für eine Systematisierung von Informationsquellen für die Literatursuche lag keine allgemein anwendbare Typologie vor.
Die Auswertungen von Benutzerstudien
zeigten, dass vielfach mit unklaren KateBuB | 61 (2009) 04
e
.B
–u
Ein Modell literaturbezogener
Arbeitsweisen
Beim Vergleich vorliegender empirischer
Studien zeigt sich, dass diese eher implizit
als explizit von bestimmten Vorstellungen
literaturbezogener Arbeitsweisen ausgehen, und dass diese Vorstellungen im Detail von Studie zu Studie recht stark variieren. Eine Vergleichbarkeit ist nicht ohne
weiteres gegeben. Um bisherige Studien
analysieren und in eine Synthese einbeziehen zu können, hat sich ein konzeptioneller Rahmen in Form eines Modells als
hilfreich erwiesen.
Literaturbezogene Arbeitsweisen umfassen typischerweise einige elementare,
aufeinander folgende Schritte. Deshalb
lässt sich die Gesamtheit literaturbezogener Arbeitsweisen am sinnvollsten
als ein Gesamtprozess mit charakteristischen Phasen beschreiben – in Form
eines Phasenmodells (Abbildung 2, Seite
262)8. Dieses unterscheidet fünf Hauptabschnitte literaturbezogenen Arbeitens;
es liefert damit auch das Gliederungskonzept für die folgenden Kapitel.
Literaturverzeichnissen bereits vorhandener Literatur gelten.
Der Bekanntheitsgrad oder die Nutzungshäufigkeit von bibliografischen Datenbanken wurde in zahlreichen Untersuchungen verglichen. PubMed war nach
den Ergebnissen mehrerer Studien die bei
Biologen bekannteste und am häufigsten
genutzte Datenbank. Ebenfalls bei einer
Mehrheit der Befragten waren die Produktfamilien Web of Science (inklusive
Current Contents und Science Citation
.d
gorien gearbeitet wurde. Es wurden häufig
Klassen gebildet, die nicht klar umrissen
oder nicht disjunkt sind, das heißt deren
Inhalte sich überschnitten.
Als ein Beispiel könnten die Klassen
»Bibliothek« und »Opac« angeführt werden: Diese beiden Klassen sollten aufgrund logischer Überlegungen in einer
schlüssigen Typologie nicht nebeneinander stehen. In den ausgewerteten Studien
ließen sich viele weitere derartige Beispiele
für unscharf definierte Klassen finden.
–B
Aus der starken Streuung der Literatur, sowohl zeitlich als auch hinsichtlich
der Zahl der Zeitschriftentitel, resultieren
besondere Probleme für das literaturbezogene Arbeiten in den Teildisziplinen der
Taxonomie und Nomenklatur. Analog
zu einer gewissen Unübersichtlichkeit der
Fachliteratur, die sich durch die thematische Breite der Biologie ergibt, wird auch
eine Zersplitterung im Bereich der Literaturdokumentation und -information konstatiert.
Eine von den anderen Wissenschaften
isolierte Betrachtung der Biologie ist nicht
sinnvoll, da fachspezifische Eigenarten
sich gerade im Vergleich mit anderen Fächern herausarbeiten lassen. Deshalb wird
im Folgenden, soweit die zugrundegelegten Studien dies ermöglichten, auch der
fächerübergreifende Vergleich angestrebt.
(Ähnliche Probleme zeigten sich auch bei
Auswertungen zu anderen Phasen.)
Für eine vergleichende Einordnung der
Ergebnisse aus unterschiedlichen Studien
wurde eine Typologie mit neun Klassen
zugrundegelegt.9 Die Synthese zeigt trotz
eingeschränkter Interpretierbarkeit mancher Detaildaten deutliche Charakteristika auf.
Für Wissenschaftler in der Biologie besaßen Bibliothekskataloge nur ein mittleres Maß an Bedeutung für die Literatursuche; deutlich wichtiger als Kataloge waren bibliografische Datenbanken für den
bestandsunabhängigen
Literaturnachweis, das World Wide Web und auch die
informelle Kommunikation. Als schlecht
untersuchte Informationsquellen müssen
das Browsing sowie die Auswertung von
259
Index) und BIOSIS (inklusive Biological
Abstracts) bekannt.
Spezialisierte Datenbanken wie der Kew
Record of Taxonomic Literature erreichten
zwar nur geringe Bekanntheitsgrade, wurden aber von denjenigen, die die Datenbank kennen, relativ intensiv genutzt. Das
inhaltliche Profil einer bibliografischen
Datenbank wurde von den meisten Nutzern für wichtiger erachtet als die Benutzerfreundlichkeit ihrer Oberfläche.10
Bereits vor der Jahrtausendwende recherchierten unter den Biomedizinern
zweier deutscher Forschungseinrichtungen 93 Prozent in bibliografischen Datenbanken; dabei nahm PubMed/MEDLINE eine dominierende Stellung ein.11
Hinsichtlich der bibliografischen Datenbanken war festzustellen, dass kein
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Publ’jahr
Land Fächerspektrum
Anmerkungen
2003
D
»Biologie« als 1 von 5 Fachgebieten (darunter keine weitere
klassische Naturwissenschaft)
Education for
Change et al.
2002
GB
»Medical & Biological Sciences«
als 1 von 5 Fachclustern; (darunter mit »Physical Sciences and Engineering« ein weiterer mehr oder
weniger naturwissenschaftlicher
Fachcluster)
El-Menouard
2004
D
»Biologie«
Population umfasst
in geringem Anteil
auch Studierende
Digital Library
Federation bzw.
Friedlander
2002
USA
»Biological Sciences« als 1 von 7
»disciplines« (darunter mit
»Physical Sciences / Mathematics« eine weitere naturwissenschaftliche »discipline«)
Population
umfasst 30 Prozent
Studierende
Institute for the
Future
2001 f.
div.
»Biological« bzw. »Medical
Sciences« etwa 2/3, restliche
Fächer 1/3 aller Teilnehmer
E-Zeitschriften
2003
D
»Biologie«
E-Zeitschriften und
Datenbanken
Lengenfelder
.d
Boekhorst et al.
Tabelle 1. Eckdaten zu den Schicht-1-Studien (das heißt zu den bei der Auswertung besonders
berücksichtigten empirischen Studien)
.B
–u
deutlich weniger als stärker spezialisierte
Datenbanken.
Für andere Naturwissenschaften ist
eine solch starke Streuung nicht erkennbar. Häufige Gründe für eine Nichtbenutzung von Datenbanken durch
Biologen lagen nach Aussage einiger
Schicht-2-Studien in der Unkenntnis von
verfügbarenundfachlichgeeignetenRessourcen.
w
w
w
einzelnes Produkt beziehungsweise keine
einzelne Produktfamilie alle Teildisziplinen der Biologie in gleich hohem Maße
abzudecken vermochte. So weist PubMed
deutliche Schwerpunkte in den Bereichen
Biochemie und Biomedizin auf; die Literatur der Ökologie und Systematik ist
vergleichsweise schwach vertreten. Auch
Biological Abstracts bietet trotz seiner
fachlichen Breite für einige Teildisziplinen
Hinweise auf eine häufige Verwendung
von Literaturverzeichnissen bereits vorhandener Literatur als Informationsquelle
für die weitere Suche fanden sich in weiteren Schicht-2-Studien; die Bedeutung
dieses Verfahrens ist eventuell größer als
es die sechs Schicht-1-Studien nahelegten.
In jüngerer Zeit dürfte dieses Vorgehen
durch die Verfügbarkeit komfortablerer
Instrumente noch an Bedeutung gewonnen haben: Hyperlinks erlauben in den
Literaturverzeichnissen
elektronischer
Dokumente das retrospektive Verfolgen
von Zitationen; gleichzeitig steigt die Verfügbarkeit von Diensten für das in die Zukunft gerichtete Verfolgen von Zitationen.
Anhand der gesichteten Studien blieben Fragen nach der Anwendung spezieller Suchstrategien weitestgehend
unbeantwortet. Ob die Wissenschaftler
beispielsweise Suchbegriffe planvoll festlegten, inwieweit sie die Möglichkeiten
von Sacherschließungssystemen ausschöpften, oder ob sie Schnittstellen wie
Z39.50 nutzten, um mittels persönlicher
Literaturverwaltungssoftware in OnlineDatenbanken beziehungsweise Katalogen
zu recherchieren – solche Fragen waren
nicht untersucht worden.
e
Autoren
Wissenschaftskommunikation
–B
260
Abbildung 1. Diversitätsindizes der Zeitschriftenliteratur verschiedener Disziplinen, dargestellt
anhand der Streuung der jeweiligen Spitzengruppe der 100 meistzitierten Artikel einer Disziplin
auf Zeitschriftentitel (nach Daten von Ioannidis 2006); der Biologie zuzurechnende Disziplinen
sind grün markiert.
Arbeitsweisen der Verwaltung
von Literaturinformationen
Liegen als Ergebnis der Suche nach Literaturinformationen für relevante Publikationen bibliografische Angaben vor, so
ergibt sich die Notwendigkeit, diese Angaben in reproduzierbarer Form zu speichern beziehungsweise zu verwalten. Das
Phänomen der Überlastung durch Information führt zu einer »zunehmenden Bedeutung der Informationssicherung und
-verwaltung gegenüber der eigentlichen
Informationsverarbeitung«12.
Die Verwaltung von Literaturinformationen auf der Benutzerseite hat in empirischen Studien der Bibliotheks- und Informationswissenschaften bislang wenig
Beachtung gefunden. Auch die Schicht1-Studien über Biologen lieferten zu diesem Thema kaum konkrete empirische
Erkenntnisse. Ausgeprägt individuelle Arbeitsweisen schienen bei Biowissenschaftlern und Medizinern häufig: »Respondents
described idiosyncratic systems of cataloging, organizing, and filing collected content«13. Aus kursorischen Anmerkungen
über das Herunterladen bibliografischer
Daten konnte auf die häufige Verwendung
persönlicher Literaturdatenbanken zur
Verwaltung von Literaturinformationen
geschlossen werden. Unter den Schicht-2Studien ist eine ältere Untersuchung über
BuB | 61 (2009) 04
Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Wissenschaftskommunikation
w
w
w
BuB | 61 (2009) 04
e
Dr. Gerwin Kasperek
studierte Biologie
und Geografie an
der Goethe-Universität Frankfurt und
an der Justus-LiebigUniversität Gießen
sowie Bibliotheksund Informationswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach seiner 1997 abgeschlossenen Promotion war er zunächst
mit Forschungsschwerpunkten in den
Bereichen Biomonitoring, Neophytenforschung und Hochgebirgsökologie an
den Universitäten Gießen und Köln tätig. Seit 2004 arbeitet er an der Universitätsbibliothek in Frankfurt am Main an
der Verbesserung der fachspezifischen
bibliothekarischen Angebote für Biologen. – Kontakt: [email protected]
.d
cen. (Spätestens an diesem Punkt wird in
Benutzerstudien die Problematik offenkundig, dass Benutzer häufig nicht zwischen denjenigen Online-Ressourcen, die
über Lizenzen der Bibliothek zugänglich
sind, und den frei verfügbaren Internetressourcen unterscheiden.)
Die in mehreren Schicht-1- und
Schicht-2-Studien weitgehend übereinstimmenden Kernaussagen unterstrichen
die Bedeutung von einerseits lokalen Bibliotheksbeständen und -lizenzen und andererseits freien Internetressourcen bei der
.B
In der mit Beschaffung bezeichneten Phase bringt der Wissenschaftler in der Regel
eine Kopie des Werkes in seinen Besitz.
Auch für eine Systematisierung von Bezugsquellen konnte nicht auf eine allgemein gebräuchliche Typologie zurückgegriffen werden.
Ein gewisser »Mut zur Lücke«
war bei Recherchestrategien von
Biologen tendenziell ausgeprägter als
bei anderen Fächern.
–B
Arbeitsweisen der Literaturbeschaffung
Folgende fünf Klassen von Bezugsquellen erwiesen sich als sachdienlich: Lokale
Bibliotheksbestände und -lizenzen/Auswärtige Bibliotheksbestände und -lizenzen
(einschließlich deren Nutzung über Fernleihe oder Dokumentlieferdienste)/Bestände anderer Wissenschaftler/Verlage
und Buchhandel/Freie Internetressour-
–u
das Informationsverhalten von skandinavischen Naturwissenschaftlern hervorzuheben, die fachspezifische Aussagen zu
Biologen erlaubte.14 Etwa zwei von drei
befragten Biologen unterhielten eine persönliche Literaturkartei (bei Chemikern
war der Anteil noch höher, bei Physikern
geringer); davon stufte die Hälfte ihre
Kartei als umfassend und für dauerhaften
Gebrauch bestimmt ein, andere legten unvollständige oder projektgebundene Karteien an.
Auch später publizierte Anleitungen zur
Erstellung von biologischen Literaturkarteien deuteten auf verbreiteten Einsatz solcher Arbeitsweisen mindestens bis in die
Achtzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts hinein hin. In jüngerer Zeit dürften
Karteien weitgehend durch Literaturdatenbanken verdrängt worden sein.
261
Beschaffung von biologischer Literatur.
Die Aussagen zur Bedeutung auswärtiger
Bibliotheksbestände und -lizenzen variierten je nach Betrachtungsweise und Situation vor Ort. Verlage und Buchhandel
sowie Bestände anderer Wissenschaftler
262
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
–u
–B
.d
e
waren nach allen vorliegenden Studien für
Biologen von geringer Bedeutung.
Biologen nutzen E-Journals deutlich
intensiver als die Wissenschaftler der meisten anderen Fächer;15 die Beschaffung
erfolgt durch Herunterladen. Digitale
Ressourcen werden überwiegend nicht in
der Bibliothek, sondern vom eigenen Büro
oder von Zuhause aus genutzt – aber dabei
werten viele Wissenschaftler die Tatsache,
dass der Zugang durch die Bibliothek ermöglicht wird, als Merkmal für Qualität
und Glaubwürdigkeit der Informationen.
Die Beschaffung von Literatur ist ein
Teil literaturbezogener Arbeitsweisen,
der aktuell im Kontext des Vordringens
elektronischer Publikationen und elektronischer Lieferwege einem besonders
starken Wandel unterliegt. Detailstudien
zur Dynamik in diesem Segment wären
sicherlich aufschlussreich. Beispielsweise
wird der Austausch von Kopien der Fachliteratur zwischen Wissenschaftlern durch
elektronische Formen in technischer Hinsicht erheblich erleichtert – ohne dass dazu
empirische Daten vorlägen.
Abbildung 2. Phasenmodell des literaturbezogenen Arbeitens. Einzelne Phasen können unter
Umstünden übersprungen oder mehrfach durchlaufen werden.
w
w
w
Sobald der Wissenschaftler eine Kopie in
seinen Besitz gebracht hat, stellt sich die
Frage, wie er mit diesem Objekt umgeht.
Er wird die Kopie in der Regel für eine
mehr oder weniger lange Zeit aufbewahren; dies kann grundsätzlich papiergebundenen und/oder elektronisch geschehen.
Der Nachweis über die Existenz eigener
Kopien eines Werkes sowie die Wiederauffindbarkeit können im Rahmen der
persönlichen Literaturverwaltung (vgl.
vorvorhergehender Abschnitt) sichergestellt werden.
Im naturwissenschaftlichen Bereich
sind Analysen und empirische Untersuchungen zur Verwaltung persönlicher
Bibliotheken bislang kaum durchgeführt
worden. Dementsprechend ließen sich aus
den für die vorliegende Arbeit herangezogenen Benutzerstudien kaum Aussagen
zu den genannten Fragen ableiten – am
ehesten noch aus Untersuchungen zur
Nutzung von E-Zeitschriften: Trotz der
Möglichkeiten der Archivierung in elektronischer Form wurden heruntergeladene
Artikel typischerweise ausgedruckt und
häufig auch in Papierform archiviert.
Viele Biologen nutzten beide Formen
des Archivierens. Nur eine Minderheit
archivierte überhaupt nicht in elektronischer Form; dies wurde dahingehend
interpretiert, dass ein Vertrauen in die
jederzeitige erneute Abrufbarkeit der Ar-
.B
Arbeitsweisen der Verwaltung
von Kopien der Literatur
tikel an der Beschaffungsquelle bei vielen
Biologen nicht vorhanden ist.
Trends der jüngeren Vergangenheit
Das zugrundegelegte Modell stellt quasi
traditionelle Arbeitsweisen dar, die aufgrund sehr dynamisch verlaufender Entwicklungen in der Gegenwart – vor allem
im Bereich elektronischer Ressourcen
– einem deutlichen Wandel unterliegen.
Dies kann hier nur schlaglichtartig aufgezeigt werden.16
So unterscheiden Benutzer immer weniger zwischen Literatursuche und Literaturbeschaffung, weil elektronische Informationsquellen immer häufiger einen Zugang zum Volltext mittels weniger Klicks
ermöglichen, sodass nur Augenblicke nach
dem Auffinden einer bibliografischen An-
gabe (zum Beispiel Abstract und Quelle zu
einem Aufsatz in einer Datenbank) bereits
das Werk selbst auf den Bildschirm geholt
werden kann.
Andererseits zitieren Biologen trotz des
Vordringens elektronischer Ressourcen einen Zeitschriftenaufsatz, der elektronisch
und in Printform erscheint, in der Regel
so, als wäre es ein Beitrag in einer PrintZeitschrift – was Auswirkungen darauf
haben kann, wie ein Leser dieses Zitat weiterverfolgt.
Andere Aspekte literaturbezogener
Arbeitsweisen werden durch die Weiterentwicklung von Software zur Literaturverwaltung und durch deren stärkere
Integration in andere Anwendungen und
Arbeitsumgebungen tangiert; mit dem
Aufkommen webbasiert-sozialer Literaturverwaltung beispielsweise entstehen
BuB | 61 (2009) 04
Schwerpunkt
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Wissenschaftskommunikation
w
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.d
e
theken könnten hier im Hinblick auf eine
Langzeitarchivierung
Infrastrukturen
und Know-how bereitstellen, die in der
Fachwissenschaft eventuell nicht in hinreichendem Maße gegeben sind.
Der Dienst uBio zeigt, wie bei der
Schaffung fachspezifischer Instrumente
für effektives Recherchieren nach organismenbezogenen Informationen24 auch
Beiträge von bibliothekarischer Seite nutzbringend sind und von der Fachwissenschaft gut angenommen werden.
Das viel diskutierte Schlagwort Informationskompetenz25 sollte so verstanden
werden, dass neben der Kenntnis von Informationsquellen und den Fertigkeiten
zu deren Benutzung auch die Kenntnis von
zeitgemäßen Werkzeugen der Literaturverwaltung hinzugehört. Gerade im letztgenannten Feld können Bibliotheken auf
vielfältige Weise helfen, etwa durch Schulungsangebote, durch Zurverfügungstellen von Lizenzen oder durch Schaffung
von Schnittstellen für ein reibungsloses
Zusammenwirken von Katalogen und benutzerseitiger Informationsverarbeitung.
–B
w
so betreffen andere Entwicklungen sehr
speziell die Biologie. In Teilbereichen wie
der Biochemie, Biomedizin und Bioinformatik ist ein Trend zur Integration von
Literaturinformationen in primär nichtbibliografische Fakten-Datenbanken zu
verzeichnen.
Aufgrund extrem großer Datenmengen sowie komplexer Methoden und
Werkzeuge muss davon ausgegangen
werden, dass publizierte Literatur nur
noch flüchtige Momentaufnahmen eines
Forschungsstandes skizzieren kann.19 Die
weitergehende Integration von publizierter
Literatur, Fakten-Datenbanken und bioinformatischen Werkzeugen wird von
Wissenschaftlern verstärkt gefordert.20
Die Bioinformatik entwickelt darüber
hinaus mit Text Mining-Verfahren neue
Formen der Nutzung von Literatur: Als
Ziel wird unter anderem die Generierung neuer Hypothesen durch teilweise
automatisierte Analyse von publizierten
empirischen und experimentellen Daten
genannt, besonders im Bereich Biochemie
und Biomedizin.21 Dies unterstreicht Forderungen nach Open Access als Voraussetzung für ungehinderten – auch maschinellen – Zugriff auf die Literatur.
Die Analyse von einschlägigen Benutzerstudien ergab erhebliche Kenntnislücken
bezüglich der literaturbezogenen Arbeitsweisen von Wissenschaftlern. So blieben
besonders hinsichtlich des konkreten
Umgangs mit Literaturinformationen und
hinsichtlich des Umgangs mit Kopien der
relevanten Werke viele Fragen offen.
Auch hinsichtlich Literatursuche und
Literaturbeschaffung fehlten Analysen
zu vielen Details, die für die alltäglichen
Arbeitsweisen der Wissenschaftler bedeutsam sind. Kritikwürdig ist die grundsätzliche Herangehensweise zahlreicher
empirischer Studien22 – wodurch ihre
Vergleichbarkeit erheblich eingeschränkt
wird.
Abgesehen davon zeigt sich in jüngerer
Zeit besonders im Bereich Bioinformatik
ein erheblicher Bedarf an neuartigen Nutzungsformen von Literatur, der auch von
der bibliotheks- und infomationswissenschaftlichen Forschung thematisiert werden sollte.
Ein Abbau von Forschungsdefiziten
würde zur Weiterentwicklung von Bibliotheksangeboten beitragen. Einer sinkenden Bedeutung von Bibliothekskatalogen
als Informationsquellen, die auch für
Biologen belegbar war, könnte durch benutzerorientierte Weiterentwicklung der
Kataloge entgegengewirkt werden.
Aus der Sicht der Biologen wäre eine
Aufhebung der traditionellen Trennung
des Nachweises von Monografien und
unselbstständigen Publikationen in Zeitschriften sinnvoll (vgl. den Ansatz der
Virtuellen Fachbibliothek Biologie unter
www.vifabio.de); das Fehlen der in diesem
Fach besonders relevanten Zeitschriftenliteratur dürfte eine wesentliche Ursache
dafür sein, dass Biologen bibliothekseigene Suchwerkzeuge weniger häufig nutzen
als andere Wissenschaftler. Die anhaltend
hohe Bedeutung älterer Literatur für Teildisziplinen der Biologie macht eine umfassende Integration von Nachweisen älterer
Bestände notwendig.23
Die Biologie böte auch Ansätze für weitergehende Aktivitäten von Bibliotheken,
die eine stärkere Integration in die fachwissenschaftlichen Arbeitsweisen anstreben: Beispielsweise kann das funktionale
Zusammenwachsen von Datenbanken für
bibliografische und biochemische Informationen neue Handlungsfelder aufzeigen.
Es könnte überlegt werden, ob ein Hosting biologischer Fakten-Datenbanken
durch Bibliotheken sinnvoll ist; Biblio-
–u
Die Biologie böte auch Ansätze
für weitergehende Aktivitäten von
Bibliotheken, die eine stärkere Integration in die fachwissenschaftlichen
Arbeitsweisen anstreben.
Folgerungen für Bibliotheken und
Bibliothekswissenschaft
.B
neue Formen von Informationsquellen für
die Suche nach Literaturinformation.17 Zu
Verbreitung und Bedeutung vieler derartiger Phänomene liegen bislang keine fundierten empirischen Daten vor.
Schon die Analysen von Peter te Boekhorst et al.18 ergaben, dass die voraussichtliche Verfügbarkeit oftmals mitbestimmte, welche Medien beziehungsweise
welcher Typ von Publikationen überhaupt
gesucht wurden. Nach schwer beschaffbaren gedruckten Werken suchten Wissenschaftler in einigen Fachgebieten gar
nicht mehr. Ein gewisser »Mut zur Lücke«
war bei Recherchestrategien von Biologen tendenziell ausgeprägter als bei anderen Fächern. Aber das Vordringen einer
»Now-or-never-Mentalität« findet seine
Grenzen: Ein solcher Pragmatismus ist auf
einigen Themenfeldern der Biologie, etwa
der taxonomischen Nomenklatur, weder
üblich noch akzeptabel.
Gelten diese Aussagen zu aktuellen
Trends weitgehend auch für andere Naturwissenschaften und darüber hinaus,
263
1 Krishna Subramanyam: Scientific literature.
In: Allen Kent, Harold Lancour & Jay E.
Daily [Eds.]: Encyclopedia of library and information science, Vol. 26. New York: Marcel
Dekker, 1979, S. 376–548; dort S. 403
2 Alistair S. Duff: Some post-war models of
the information chain. In: Journal of Librarianship and Information Science 29(1997)4,
S. 179–187; Trine F. Sondergaard, Jack Andersen & Birger Hjurland: Documents and
the communication of scientific and technical information. Revising and updating the
UNISIST model. In: Journal of Documentation 59(2003)3, S. 278–320
3 Gerwin Kasperek: Literaturbezogene Arbeitsweisen von Wissenschaftlern in der Biologie.
Berlin, 2008 (Berliner Handreichungen zur
Bibliotheks- und Informationswissenschaft;
223; www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handrei
chungen/h223/); dort zahlreiche Angaben zu
weiter führender Literatur
4 Peter te Boekhorst, Matthias Kayss &
Roswitha Poll [Bearb.]: Nutzungsanalyse des
Systems der überregionalen Literatur- und
Informationsversorgung. Teil I: Informationsverhalten und Informationsbedarf der
Wissenschaft. Münster: ULB Münster &
infas GmbH, 2003; DLF & CLIR – Digital
Library Federation & Council on Library and
Information Resources: Dimensions and use
of the scholarly information environment.
A data set assembled by the Digital Library
Federation and Outsell, Inc. Washington,
D.C., 2002 [www.diglib.org/pubs/scholinfo/,
download 6 May 2007]; Zusammenfassung
dazu Amy Friedlander: Dimensions and use
of the scholarly information environment.
Introduction to a data set assembled by the
Digital Library Federation and Outsell, Inc.
7
8
9
10
11
13
14
15
16
17
w
w
12
21
22
e
20
zerforschung unter besonderer Berücksichtigung der Informationsbenutzer von Universitätsbibliotheken.
München-Pullach:
Verlag Dokumentation, 1971, dort S. 29–41;
Heinz Bonfadelli: Leser und Leseverhalten
heute – sozialwissenschaftliche Buchlese(r)
forschung. In: Bodo Franzmann et al. [Hrsg.]:
Handbuch Lesen. München: Saur, 1999, S.
86–144, dort S. 128; sowie Kasperek (Anm.
3), dort S. 42
23 vgl. auch Jonathan Nabe & Andrea Imre:
Dissertation citations in organismal biology
at Southern Illinois University at Carbondale:
implications for collection development. In:
Issues in Science and Technology Librarianship, Fall 2008. [www.istl.org/08-fall/refe
reed.html]
24 David J. Patterson, David Remsen, William
A. Marino & Cathy Norton: Taxonomic indexing – extending the role of taxonomy. In:
Systematic Biology 55(2006), S. 367–373
25 Marlies Ockenfeld [Hrsg.]: Leitbild Informationskompetenz. Positionen – Praxis – Perspektiven im europäischen Wissensmarkt.
Frankfurt am Main: DGI, 2005
.d
18
19
raturverwaltung im Umbruch. Vom Bibliographie-Management zum Social Bookmarking. In: Information – Wissenschaft und
Praxis 56(2005)7, S. 385–388; s. dort S. 386
Boekhorst et al. (Anm. 12)
Nicola Cannata, Emanuela Merelli & Russ B.
Altman: Time to organize the bioinformatics
resourceome. In: PLoS Computational Biology 1(2005)7: Artikel e76
W. John MacMullen & Sheila O. Denn: Information problems in molecular biology and
bioinformatics. In: Journal of the American
Society for Information Science and Technology 56(2005), S. 447–456; Michael R.
Seringhaus & Mark B. Gerstein: Publishing
perishing? Towards tomorrow‘s information architecture. In: BMC Bioinformatics
8(2007): 17
Lars Juhl Jensen, Jasmin Saric & Peer Bork:
Literature mining for biologists: from information retrieval to biological discovery. In:
Nature Reviews - Genetics 7(2006), S. 119–
129
kritische Anmerkungen bei Frank Heidtmann: Zur Theorie und Praxis der Benut-
–B
Version 11/7/02. 2002 [www.clir.org/pubs/
reports/pub110/contents.html,
download
23 Nov. 2006]; Education for Change Ltd,
SIRU, University of Brighton & The Research Partnership: Researchers‘ use of libraries and other information sources: current
patterns and trends. 2002 [www.rslg.ac.uk/
research/libuse, download 23 Nov. 2006];
Yasemin El-Menouar: Nutzung und Bedarf
an Informationsangeboten in der Biologie.
Ergebnisse einer internetbasierten Befragung.
Frankfurt: Senckenbergische Bibliothek,
2004 [www.ub.uni-frankfurt.de/ssg/Ergebnisbericht-SeB.pdf, download 11 Apr. 2007];
Institute for the Future: Final synthesis report
of the e-journal user study. Prepared for the
Stanford University Libraries e-journals user
study. Menlo Park, Ca., 2002 [http://ejust.
stanford.edu/SR-786.ejustfinal.pdf, download 26 March 2007]; dazu mehrere weitere
Teilberichte publiziert 2001 und 2002 auf
http://ejust.stanford.edu/, zitiert in Kasperek
2008; Anja Lengenfelder: Elektronische Zeitschriften und Datenbanken in der Biologie.
Eine Untersuchung des Nutzerverhaltens
anhand einer Erhebung im Bereich Biologie
an der Universität Erlangen-Nürnberg. 2003
(Alles Buch – Studien der Erlanger Buchwissenschaft; II)
Vgl. besonders Hans-Reiner Simon: Die Bibliographie der Biologie. Eine analytische
Darstellung unter wissenschaftshistorischen
und informationstheoretischen Gesichtspunkten. Stuttgart: Hiersemann, 1977
Petra Hätscher, Anja Kersting & Oliver
Kohl-Frey: Perspektiven der Literatur- und
Informationsversorgung. Ergebnisse der Befragung der Wissenschaftler der Universität
Konstanz 2007. Konstanz, 2007 (Bibliothek
Aktuell, Sonderheft; 16)
John P. A. Ioannidis: Concentration of the
most-cited papers in the scientific literature:
analysis of journal ecosystems. In: PLoS One,
Issue 1(2006): Artikel e5
nähere Erläuterungen s. Kasperek (Anm. 3),
S. 4ff.
Kasperek (Anm. 3), S. 14
Lengenfelder (Anm. 4), vgl. S. 102
Wolfgang Löw & Susanne Scherneck: Informationsverhalten von Biowissenschaftlern
im Spannungsfeld zwischen traditioneller
Informationsvermittlung und virtueller Bibliothek. In: Nachrichten für Dokumentation
49(1998), S. 463–470; vgl. dort S. 466
Boekhorst et al. (Anm. 4), vgl. S. 13; Robert
B. McGeachin: The impact of electronic
bibliographic databases and electronic journal articles on the scholar‘s information-seeking behavior and personal collection of »reprints«. In: Science and Technology Libraries
25(2004), S. 127–137
Institute for the Future (Anm. 4), s. dort S. 9
Melvin J. Voigt: Scientists’ approaches to information. Chicago: ALA, 1961 (ACRL Monograph; 24)
Vgl. bspw. Carol Tenopir: Use and users of
electronic library resources: an overview and
analysis of recent research studies. Washington, D.C.: CLIR, 2003 [www.clir.org/pubs/
reports/pub120/pub120.pdf]; Hätscher et al.
(Anm. 6)
Vgl. im Übrigen Kasperek (Anm. 3)
Hans-Christoph Hobohm: Persönliche Lite-
–u
6
Wissenschaftskommunikation
Lambert Heller
Warum Wissenschaftler nicht
mehr einfach nur
publizieren
.B
5
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Beobachtungen anhand
aktueller digitaler Trends
w
264
Es ist schon oft und mit Recht gesagt
worden, dass die derzeitigen Entwicklungen des wissenschaftlichen Publizierens den Begriff der Publikation selbst
unscharf werden lassen. Lambert Heller
beleuchtet, wie es für Wissenschaftler
trotzdem oder gerade deshalb möglich
und naheliegend wird, Interessierte in
ihre digitalen Werkstätten und Labors
einzuladen.
B
ei dieser digitalen Art des Publizierens spielen die Aneignung neuartiger Webdienste durch die Wissenschaftler selbst sowie die vorhandene
Informationsumgebungen eine besondere
Rolle.
Reproducible Research –
das Modell einer vollständigeren
Nutzung des Internet
Bekanntlich werden heute mehr und
mehr Primärdaten aus der wissenschaftlichen Forschung im Web frei zugänglich
gemacht. Oft werden sie dazu dauerhaft,
und unabhängig von ihrem physischen
Speicherort, mit einem Persistent Identifier bezeichnet. Das macht sie verknüpfbar.
Doch bei diesen Verknüpfungen muss
es sich nicht nur um URL-Weblinks für
den menschlichen Leser handeln. Vielmehr kann auch mit Anwendungen auf
die Daten zugegriffen werden. Daten können mit solchen Anwendungen visualisiert
und damit auf neue Weise vermittelt und
verstanden werden. (Eindrucksvolles Beispiel dafür liefert der schwedische Webdienst Gapminder.) Die Daten können
aber auch auf neue Weise ausgewertet oder
zu ganz neuen Ergebnissen weiterverarbeitet werden.
All dies ist natürlich auch mit kombinierten Primärdaten unterschiedlicher
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Schwerpunkt
Lesesaal | BuB
Wissenschaftskommunikation
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Herkunft möglich, wobei das hier angesprochene Konzept Reproducible Research zunächst einmal die individuelle
Publikation anreichern will.1 Der Leser
soll auf einer Website neben den publizierten Forschungsergebnissen die dazugehörigen Primärdaten sowie die zur Bearbeitung, Berechnung und Bildgebung
verwendete Software erhalten. Idealerweise sollte zudem dokumentiert sein, auf
welchem Weg die Autoren damit zu ihren
Ergebnissen gelangt sind.
Die Rezipienten sollen mit ihren eigenen Überlegungen und Untersuchungen
–u
–B
In Online-Medien gibt es keine
Untergrenze für die Informationsmenge, mit der es sich zu antworten,
kommentieren oder ergänzen lohnt.
Bei Open WetWare stellen Biologen und Bioinformatiker ihre Laborprotokolle und andere Primärdaten ins Netz, sodass sie von jedermann gefunden und gelesen werden können.
.B
Open Access – von der politischen
Forderung zur Voraussetzung für
Praktiken des Forschungsalltags
Open Access wird durch Konzepte wie
Reproducible Research allmählich von
einer erkämpften, vorwiegend politisch
und moralisch – durch Argumente wie die
Erreichbarkeit von Ergebnissen öffentlich
finanzierter Forschung – begründeten Errungenschaft zu einer selbstverständlichen
Voraussetzung von Praktiken, die Teil des
Forschungsalltags selbst sind.
Forschungsresultate werden demnächst vielleicht nicht mehr als überzeugend gelten können, nur weil sie einmal
einen geschlossenen Peer-Review-Prozess
durchlaufen haben. Ihren Gehalt und ihr
möglicher Nutzen für auf sie aufbauende
Forschungen und Weiterentwicklungen
könnten sie vielmehr stets erneut unter
Beweis zu stellen haben – nicht zuletzt, indem es permanent und einfach ermöglicht
wird, Berechnungs- und Bearbeitungsschritte per Knopfdruck direkt nachzuvollziehen.
Geschäftsmodelle, die künstliche Barrieren vor den publizierten Ergebnissen
errichten – und sei es auch nur für sechs
w
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w
möglichst direkt auf vorhandene Forschungsarbeiten aufbauen können. Die
Autoren des jeweils zuerst vorhandenen
Forschungsergebnisses, und generell alle
Urheber von Primärdaten, müssen noch
nicht auf die Idee gekommen sein, wie sich
ihre Daten noch anders darstellen oder
benutzen lassen könnten. Gleiches gilt natürlich für die Hersteller der verwendeten
Software und Webdienste; sie liefern letztlich nur wiederverwendbare Bausteine.
Beide Seiten eröffnen das Feld für die
kreative Entwicklung neuer Darstellungs- und Weiterverarbeitungsmöglichkeiten, indem sie sich auf rechtlicher und
technischer Ebene um die Offenheit ihrer Produkte kümmern: Rechtlich durch
Veröffentlichung unter Open-Access- beziehungsweise Open-Source-Lizenzen,
technisch, indem sie dokumentierte Standards, etwa bei der Dateneingabe und
-ausgabe, berücksichtigen.
Diese Entwicklung erinnert uns daran, dass das Internet stets nicht nur rein
passive Betrachtungs- und Lesegeräte wie
Browser, PDF-Anzeigegerät, MP3-Player
und neuerdings E-Book-Reader miteinander verbunden hat. Vielmehr war es
immer ein Netzwerk aus Rechenmaschinen, die – selbst das Potenzial vernetzter
Parallel-Rechenleistung einmal außer acht
gelassen – so leistungsstark sind, dass sie
ein geradezu spielerisches Ausprobieren
von Algorithmen an großen Datenmengen erlauben.
1 Der Begriff »Reproducible Research« ist von
Patrick Vandewalle und seinen Kollegen an
der Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (EPFL) geprägt worden.
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265
Monate – werden sich für solche Szenarien selbst dann nicht eignen, wenn die
zugrunde liegenden Primärdaten zum
Publikationszeitpunkt umgehend frei zugänglich sind.
Zur neuen Herausforderung wird vielmehr die komplexere Kooperation und
Arbeitsteilung zwischen Wissenschaftsautoren und Intermediären. Bei letzteren
kann es sich um Repository-Betreiber,
Webdienste- und Software-Anbieter sowie
Initiativen zur Standardisierung handeln
– und eventuell Bibliotheken und Verlage,
was allerdings Open Access-freundliche
Geschäftsmodelle voraussetzt.
Die wildwachsende Aneignung
von Web-Medien für die informelle
Wissenschaftskommunikation
Neben den Primärdaten gilt es heute, die
informelle Wissenschaftskommunikation
als eine wertvolle Ressource zu entdecken;
als eine Ressource vor allem, die es besser
und vollständiger in den digitalen Arbeitsund Informationsfluss der Wissenschaftler zu integrieren gilt.
Das elektronische Publizieren arbeitet
bis heute mit Metaphern aus der Welt der
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
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seine öffentlichen Interaktionen mit anderen Web-Benutzern, lerne dadurch »im
Vorbeigehen«, und trete vielleicht sogar
selbst in die Interaktion ein. Ich interagiere
also nicht nur mit Informationsobjekten,
sondern, vermittelt über diese Objekte,
mit ihren Urhebern. Dieses »soziale Navigieren« ist de facto eine neue Ergänzung
traditioneller Informationskompetenzen,
das sich – zum Beispiel – engagierte Weblog-Autoren gegenseitig beibringen und
als gemeinschaftliche Praxis weiterentwickeln.5
Informelle Webmedien verlangen von
ihren Autoren und Lesern also neue Kompetenzen. Das hat nicht zuletzt damit zu
tun, dass die Grenze zwischen Autoren
und Rezipienten der Wissenschaftsinformation unschärfer wird, und ebenso die
w
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die Wissenschaftskommunikation davon
profitiert, sich von den Fesseln der physischen Grenzen der Speicher- beziehungsweise Kommunikationsmedien praktisch
befreit zu haben. »Primärdaten« sind vor
allem schlicht diejenigen Informationen,
die abzudrucken sich früher nicht gelohnt
hätte.2
Doch die physisch-ökonomischen
Grenzen der alten Medien sind nicht nur
nach oben gesprengt, sondern auch nach
unten. So mag ein Autor das Bedürfnis
haben, zu einem eigenen Artikel von vor
sechs Monaten, oder auch zu einem neuen Artikel eines Kollegen, eine kurze Bemerkung zu machen – vielleicht ein, zwei
oder zehn Sätze lang. Die Ökonomie von
Wissenschaftszeitschriften hat solche Bemerkungen bisher praktisch unmöglich
gemacht.
Der Autor war dann zum Beispiel dazu
genötigt, das Medium zu wechseln, indem er die Bemerkung mündlich auf einer Konferenz macht, womit regelmäßig
wertvolle Informationen verloren gingen.
Oder er blähte seinen kurzen Gedanken
zu Aufsatzlänge auf, und schuf damit eine
künstliche Zugangs- und Verständnisbarriere, nur um im gleichen Medium antworten zu können.
In originären Online-Medien ist das radikal anders, denn hier gibt es keine Untergrenze für die Informationsmenge, mit der
es sich zu antworten, kommentieren oder
ergänzen lohnt. Gleiches gilt nicht nur für
die Diskussion zwischen Autoren, sondern
potenziell auch für alle kleinen und großen Zwischenschritte der Auseinandersetzung mit einem Thema, die zwischen der
Fertigstellung ganzer, dem Anspruch nach
in sich geschlossener Publikationen liegt.
Daher ist es kein Zufall, dass viele Wissensarbeiter und eben auch Wissenschaftler gelegentlich in einem eigenen Weblog
schreiben. Es kann für einen Wissenschaftler aus verschiedenen Gründen reiz-
Lambert Heller ist
Blogger, Sozialwissenschaftler und
Bibliothekar. Er arbeitet als Fachreferent für Wirtschaftswissenschaften und
Wirtschaftsinformatik an der TIB/UB
Hannover und ist daneben als Dozent
und Autor rund um das Thema Web 2.0
in Wissenschaft und Bibliothek für diverse Berufsverbände, Organisationen
und Weiterbildungseinrichtungen aktiv.
– Kontakt: [email protected]
nover.de
–B
Informelle Webmedien verlangen
von ihren Autoren und Lesern neue
Kompetenzen.
voll sein, mit minimalem Aufwand, nahezu kostenlos, ohne Zeitverzögerung, ohne
Rücksprache mit einer IT-Abteilung oder
anderen wie auch immer »Zuständigen« in
der eigenen Institution, nahezu ohne Größenbeschränkung oder sonstige formelle
Beschränkungen etwas zu veröffentlichen.
Das Bloggen kann dazu dienen, Ideen
wie in einem öffentlichen Notizblock
dauerhaft festzuhalten.3 Es kann auch
ein einfacher Weg sein, rasch und unverbindlich das Feedback einer RezipientenCommunity – zum Beispiel Kollegen, die
am gleichen Thema arbeiten – einzuholen.
Und schließlich können die eigenen Beiträge irgendwann einmal von Interessierten entdeckt und separat verstanden und
hilfreich gefunden werden.4
Und wie sieht die Benutzung derartiger
informeller Webmedien aus? In der traditionellen – auch digitalen – Medienwelt
sollte man sich idealerweise auf die homogene Sacherschließung von Publikationen
verlassen können, und die Publikationen
selbst sollten ihrem Anspruch nach jeweils
in sich geschlossen und für sich verständlich sein. Man nahm den Inhalt der Publikationen zur Kenntnis, und damit war
man mit der Informationsbenutzung meistens schon fertig.
Heute identifiziere ich vielleicht den
Urheber einer Serie mehr oder weniger
informeller »Mikro-Publikationen« (das
kann ein Weblog, ein Microblog oder auch
ein Social-Bookmarking-Dienst sein) zu
einem Thema und schenke ihm eine Zeitlang meine Aufmerksamkeit. Ich verfolge
–u
gedruckten Medien. So wurden Aufsätze
und Bücher als PDF-Dokumente in enger
Anlehnung an gedruckte Publikationen
gestaltet. Das hat Sinn, solange die jeweiligen Publikationen parallel als Print- und
als E-Ressource veröffentlicht und seitengleich zitiert können werden sollen.
Entwicklungen wie das Zugänglichmachen von Primärdaten haben jedoch
die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, wie
.B
266
Der schwedische Webdienst Gapminder macht Primärdaten aus der wissenschaftlichen Forschung im Web frei zugänglich. Daten können hier visualisiert und damit auf neue Weise vermittelt und verstanden werden.
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Wissenschaftskommunikation
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Zentrale Erwerbung von wissenschaftlichen Informationsressourcen
im Netz der virtuellen Hybridbibliothek der Max-Planck-Gesellschaft
w
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2 Nicht nur wegen der Platzbegrenzung, sondern auch, weil gedruckte Rohdaten nahezu
unbrauchbar sind; ihren wahren Nutzen entfalten sie erst durch ein Medium, das maschinelle Weiterverarbeitung zulässt.
3 Und damit nebenbei auch öffentlich festzuhalten, dass es sich um die eigene Idee
handelt. Weblogs und Wikis brechen, anders
als oft vermutet, nicht mit dem Konzept nachvollziehbarer geistiger Urheberschaft und
daraus abgeleiteten Ansprüchen.
4 Dieses Spektrum der Blog-Funktionen wird
ausführlich von der Wissensblog-Forscherin
Lilia Efimova beschrieben.
5 Jan Schmidt spricht in diesem Zusammenhang von »Communities of blogging practices«.
6 David S.H. Rosenthal bezeichnet das als
»Mass-market scholarly communication«.
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S
eit Bestehen der MPG wurde sukzessive ein Netz von Institutsbibliotheken aufgebaut, deren Aufgabe in
der schnellen, bedarfsorientierten und vorausschauenden Literaturversorgung der
Wissenschaftler an ihrem Institut besteht.
Die Spezialisten für Erwerbung und Bestandsaufbau, Benutzung und weiterführende Services, wie zum Beispiel Auftragsrecherchen oder Fernleihe, sind auch heute
noch die kompetenten Ansprechpartner
vor Ort, die den Bedarf der Wissenschaftler an ihrem Institut am besten kennen
und erfüllen.
–B
»Excellent Information Services for
Excellent Research« ist das Motto der
Anfang 2007 gegründeten Max Planck
Digital Library (MPDL). Diese ambitionierte Leitlinie würdigt die Relevanz eines
modernen wissenschaftlichen Informationsmanagements für eine exzellente
Spitzenforschung. Mit Gründung der
MPDL wurde in der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) ein entscheidender Schritt
zur zentralen Unterstützung eines bisher
weitgehend dezentralen Informationsversorgungsnetzes gegangen. Die Entscheidung zu einer Kombination aus zentraler
und dezentraler Informationsversorgung
trägt den Veränderungen Rechnung, die
sich durch die Möglichkeiten der digitalen Welt ergeben haben. Intention der
Neugründung ist jedoch nicht, ein unter
der Prämisse der Institutsautonomie
etabliertes, wohl durchdachtes Literatur- und Informationsversorgungssystem
sukzessive durch eine zentrale Einheit
abzulösen, sondern gemäß der Maxime
der Subsidiarität Stärken von dezentralen
und von zentralen Einheiten zu einem effizienten Gesamtsystem zu ergänzen. Der
vorliegende Artikel skizziert das Netz der
Informationsversorgung in der MPG mit
dem Schwerpunkt auf der Versorgung mit
elektronischen Medien des institutsübergreifenden Bedarfs. Dieser Schwerpunkt
kennzeichnet eines der Hauptarbeitsfelder der MPDL, deren weitere Services
und Arbeitsfelder kontextgebunden und
ausgewählt vorgestellt werden sollen.1
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licher Infrastruktureinrichtungen nicht
dem Reiz einer einfachen Grenzziehung
erliegen und sich für die informelle Wissenschaftskommunikation »nicht zuständig« erklären. Für Informationssuchende
und auch für viele junge Wissenschaftsautoren ist die Grenze zwischen formellem
Publizieren und informellem Kommunizieren ohnehin schon ins Fließen geraten.
Bisher drückt sich dies vor allem eben darin aus, dass man auf kommerzielle Massenartikel im Web zurückgreift.6
Literatur- und Informationsversorgung
in der Spitzenforschung
–u
Für Informationssuchende ist
die Grenze zwischen formellem
Publizieren und informellem Kommunizieren ins Fließen geraten.
Antje Michel, Ralf Schimmer
.B
Grenze zwischen Forschen und Lernen.
Der bloggende Wissenschaftsautor nimmt
bewusst die »dummen Fragen« und Einwände in Kauf, die vielleicht unter seine
Blog-Beiträge gekritzelt werden – und eröffnet damit ad hoc eine nicht nur für den
Fragenden, sondern auch für ihn selbst
hochproduktive Lernsituation.
Die informellen Webmedien lassen uns
erkennen, wie offen und wie schnell elektronisches Publizieren sein kann. Doch so
sehr das Bloggen oder die Stichwortsuche
mit einer Websuchmaschine im Einzelnen
auch selbstverständlich und »intuitiv« zu
sein scheint – auf Grundlage dieser neuen Werkzeuge entstehen, noch rascher als
bei vorangegangenen Medienrevolutionen, neue, anspruchsvolle Konventionen
und Praktiken der Wissenschaftskommunikation.
Es ist wichtig, dass Bibliothekare und
auch Protagonisten anderer wissenschaft-
267
Vom »Printzeitalter« zur
»virtuellen Hybridbibliothek«
Die Aufgaben von Bibliothekarinnen und
Bibliothekaren haben sich durch die Entwicklung der elektronischen Medien und
der neuen digitalen Technologien, allem
voran das Internet, verändert und erweitert. In der MPG wurde bereits im Jahr
1999, also vor zehn Jahren, erkannt, dass
die neuen technischen Möglichkeiten die
Entwicklung neuer Arbeitsabläufe ermöglichen und erfordern, um die bisherige
Praxis der Literatur- und Informationsversorgung zu ergänzen.
Die Gründung des Referats »Elektronische Bibliothek« in der Generalverwaltung der MPG beruhte auf einer einfachen
Überlegung: Vor dem Hintergrund der
theoretisch weltweiten Verfügbarkeit eines
elektronischen Zeitschriftenabonnements
gibt es mithilfe entsprechend aufgestellter
Zugangssysteme keinen Grund, an der
aus den historischen Gegebenheiten der
»Printwelt« geläufigen Praxis der Mehrfachabonnements im geografisch verteilten System der Max-Planck-Institute festzuhalten.
Von Beginn an wurde mit der Gründung einer zentralen Einheit zur elektronischen Lizenzierung und Bereitstellung
von elektronischen Medien an der MPG
nicht nur das Interesse der ökonomischen
und organisatorischen Prozessoptimierung verfolgt. Vielmehr stand das zentrale
Anliegen sehr schnell im Vordergrund,
Schwerpunkt
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Wissenschaftskommunikation
unerlässlich sei. Wissenschaftliche Bibliotheken werden durch dieses auch heute
noch aktuelle Nebeneinander vor große
organisatorische Herausforderungen gestellt, da die unterschiedlichen Medienarten unterschiedliche Arbeitsabläufe und
Spezialkenntnisse des Personals erfordern.
Der Weg zur hybriden Bibliothek zeichnete sich bereits gegen Ende des letzten
Jahrhunderts auch in den Institutsbibliotheken der MPG ab. Sämtliche Bibliotheken und auch die beiden Informationsvermittlungsstellen der MPG erwarben
zunehmend elektronische Zeitschriften
oder bibliografische Datenbanken und integrierten diese in ihr bisheriges Angebot.
Der Weg zur hybriden Bibliothek wurde
in jeder einzelnen Institutsbibliothek beschritten und heute halten sämtliche Bibliotheken elektronische Ressourcen und
Printmedien für ihre Nutzer vor.
Bei rund 80 Instituten, deren Forschungsschwerpunkte sich über das gesamte Spektrum der wissenschaftlichen
Disziplinen erstrecken, gibt es eine Reihe
von Informationsressourcen, die für mehrere Institute relevant sind – zumal unter
dem Gesichtspunkt ständig fortschreitender Interdisziplinarität in der Forschung.
Diese Situation ist keine neue Gegebenheit der digitalen Welt, nur gab es vor der
Einführung von elektronischen Medien
keine Alternative zur verteilten Erwerbung
im geografisch verteilten System der MPG
(mit entsprechender Unterstützung durch
Fernleihe und Dokumentenlieferdienste).
Mit Gründung des Referats »Elektronische Bibliothek« und der späteren Überführung dieser Aufgabe in die Abteilung
»Wissenschaftliche Informationsversorgung« der MPDL wurde an der MPG ein
Bearbeitungsteam und ein zentrales, durch
einheitliche Beiträge aller Max-PlanckInstitute gespeistes Budget etabliert, um
derartige Ressourcen des übergreifenden
Bedarfs für die gesamte MPG zu erwerben und bereitzustellen. Zehn Jahre nach
Beginn der zentralen Lizenzierung bilden
heute über 80 elektronische Zeitschriftenpakete, Datenbanken und andere spezielle
Ressourcen das dynamische Portfolio dieser »Grundversorgung«.7
Die Informationsversorgung an der
MPG ist somit nicht nur hybrid, sondern
auch verteilt organisiert: Während Printmedien nach wie vor an jeder Institutsbibliothek gemäß des lokalen Bedarfs erworben werden, unterscheidet sich die Erwerbungsform bei elektronischen Medien
danach, ob ein fächer- beziehungsweise
institutsübergreifender Bedarf festzustellen ist. Nur in diesem Fall wird die Erwerbung einer Ressource im Rahmen der
–B
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268
Auf die Max Planck Digital Library haben alle Forscher der Max-Planck-Gesellschaft ungehinderten Zugriff – auch am Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt am Main, dessen Institutsbibliothek hier zu sehen ist.
Foto: Paolo Lastrico
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Planck-Institute und ihrer Bibliotheken
eine zeitgemäße elektronische Infrastruktur für die Versorgung der Wissenschaftler mit wissenschaftlichen Informationen,
die Speicherung und Langzeitarchivierung von Daten, die Veröffentlichung von
Forschungsergebnissen und die netzbasierte wissenschaftliche Zusammenarbeit
aufbaut.
Im Folgenden soll ein näherer Einblick
in die Organisation der Literaturversorgung innerhalb der MPG in Kooperation
von Institutsbibliotheken und MPDL geboten werden. In diesem Zusammenhang
werden einige für die Literaturversorgung
relevante technische Tools und Services
vorgestellt, die von der MPDL bereits betrieben beziehungsweise für die Zukunft
entwickelt werden.
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von einer je Institut unterschiedlichen
Verfügbarkeit von Informationsmedien
zumindest für den Bereich des übergreifenden Bedarfs zu einer einheitlichen
Zugangs-2 und Archivierungspolitik 3 zu
gelangen und zukünftig Mehrwertdienste
für die Nutzer sowie für die Verwaltung
der akquirierten Ressourcen anbieten zu
können.
Ein ähnlicher Gedanke führte im Jahr
2001 durch die großzügige Förderung der
Heinz Nixdorf Stiftung zur Gründung
des Heinz Nixdorf Zentrums für Informationsmanagements in der Max-PlanckGesellschaft (ZIM). Diese neue zentrale
Einheit, ebenso wie das Referat »Elektronische Bibliothek« auf Initiative einiger
Max-Planck-Direktoren gegründet, sollte
neue Wege in der wissenschaftlichen
Kommunikation erkunden und auf den
Institutsbedarf zugeschnittene Werkzeuge
für die Verbesserung des elektronischen
Informationsmanagements entwickeln,
wie zum Beispiel den Max Planck eDoc
Server4 und das eSciDoc-Projekt5.
Die Interdependenzen beider Neugründungen lagen schnell auf der Hand.
Daher wurden das ZIM und das Referat
»Elektronische Bibliothek«, in welchem
mittlerweile auch die Open Access Policy
der MPG vertreten wurde, im Jahr 2007
mit Gründung der Max Planck Digital
Library (MPDL) zusammengefasst. Seit
nunmehr zwei Jahren entwickelt sich
die MPDL zu einem Kompetenzcenter,
welches unter Berücksichtigung der Interessen der Sektionen der MPG, der Max-
Aktuelle Situation
der Literaturversorgung
Im Jahr 2001 stellte der Wissenschaftsrat
mit Blick auf das wissenschaftliche Bibliothekswesen die Diagnose, dass die Realität
der wissenschaftlichen Informationsversorgung in der näheren Zukunft in der
Ausdifferenzierung hybrider Bibliotheken
bestehen würde.6 Dies meint, dass – anders als in den ersten Jahren des digitalen
Zeitalters erwartet – Druckerzeugnisse
nicht vollständig durch elektronische Ressourcen abgelöst werden würden, sondern
ein produktives Nebeneinander von Printund Onlinemedien für die optimale wissenschaftliche Informationsversorgung
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Erwerbung und Bereitstellung
von elektronischen Ressourcen im
Rahmen der Grundversorgung
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Grundversorgung durch die MPDL angestrebt.
Erschlossen und nachgewiesen werden
die in verteilter Verantwortung erworbenen Ressourcen durch ein komplexes
Netz von Nachweis- und Zugangssystemen, welches die lokalen Institutsbibliothekskataloge, die EZB, das auf ZDBDaten basierende MPG-Zeitschriftenverzeichnis, den von der MPDL betriebenen
eBookskatalog, den MPG/SFX-Server
und das vLib-Portal umfasst. Insofern
bilden das Netz der Institutsbibliotheken
und die MPDL in Bezug auf Erwerbung,
Nachweis- und Zugang zu den Informationsressourcen eine virtuelle Hybridbibliothek, welche über das vLib-Portal in
Form einer Metasuche virtuell zusammengeführt wird.8
Abbildung 1. Aufgabenbereich der Abteilung »Wissenschaftliche Informationsversorgung« der
MPDL, hier als zyklischer Prozess dargestellt
.B
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bilden die Support-Schnittstelle zwischen
Anbieter und Institutsbibliotheken. Am
Ende einer Subskriptionsperiode stellen
sie die Daten für eine institutsübergreifende Evaluation der Ressource zusammen
und kommunizieren diese an die Institutsbibliotheken.
Auf der Basis der Rückmeldung aus den
Instituten werden Erneuerungs- beziehungsweise Abbestellentscheidungen getroffen. Zur störungsfreien Organisation
des umfangreichen Portfolios hat es sich
über die Jahre eingespielt, dass Ressourcen, deren Beibehaltung in der Grundversorgung aufgrund einer signifikanten
Nutzung, einem zufriedenstellenden tech-
nischen Support durch den Anbieter und
die Realisierung wichtiger vertraglicher
Anforderungen als unproblematisch betrachtet wird, von der MPDL stillschweigend verlängert werden. Für die Entscheidungsfindung bei problematischen Fällen
haben beide Akteure im Rahmen einer intensiven Diskussion über Rollen und Verantwortung von Institutsbibliotheken und
MPDL in Bezug auf die Grundversorgung
in 2008 Richtlinien entwickelt.
Die zentrale Herausforderung an der
Verknüpfung von dezentralen und zentralen Elementen in der Informationsversorgung der MPG liegt sicherlich in der
Notwendigkeit einer intensiven Koopera-
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Die Bedarfsorientierung ist ein wesentliches Kriterium für die Erwerbung von
Ressourcen innerhalb der MPG. Diese
wird durch die Institutsbibliotheken gewährleistet, die als kompetente Ansprechpartner vor Ort den Bedarf ihrer Wissenschaftler ermitteln und die entsprechende
Ressource entweder selber erwerben oder
im Falle des übergreifenden Bedarfs zur
Erwerbung an die MPDL melden.
Zunehmend werden die Mitarbeiter der
MPDL darüber hinaus direkt von Verlagen auf neue Produkte hingewiesen oder
stoßen durch eigene Marktbeobachtung
auf gegebenenfalls relevante Ressourcen.
Stets erfolgt bei derartigen Ressourcen
jedoch eine Rückkoppelung mit den Institutsbibliothekaren und die Verhandlungen werden nur auf Grundlage einer hinreichenden Interessensbekundung seitens
der Institutsbibliotheken aufgenommen.
Mit dem Vorschlag einer Ressource für
die Erwerbung im Rahmen der Grundversorgung beginnt der Aufgabenbereich
der Abteilung »Wissenschaftliche Informationsversorgung« der MPDL, der in
der Abbildung 1 (auf dieser Seite) als zyklischer Prozess veranschaulicht ist, bei
dem vielfältige administrative Tätigkeiten
anfallen, die nur System-gestützt effizient
ausgeführt und verwaltet werden können:
Die Mitarbeiter der Abteilung stellen
den Kontakt zum Anbieter her, führen
die Verhandlungen, schließen die Verträge, integrieren die Ressourcen in die
Nachweis- und Zugangssysteme der MPG
beziehungsweise weisen die Institutsbibliothekare auf neue Ressourcen für die Integration in deren lokale Systeme hin und
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269
Abbildung 2. Darstellung der in der MPDL verwendeten Systeme
Wissenschaftskommunikation
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traler Ebene von extremer Wichtigkeit für
die einzelnen Institute und eine große Herausforderung für die MPDL. Stets muss
gegenwärtig sein, dass die Entscheidung
gegen eine Fortführung einer zentralen
Lizenz unmittelbar die Versorgung an
den Instituten gefährdet. Reduktionen
des zentralen Portfolios müssen daher einvernehmlich und rechtzeitig abgestimmt
werden.
Die Entscheidung zwischen lokaler
oder zentraler Erwerbung ist mittlerweile
nicht mehr die einzige Option in der Informationslandschaft der MPG. Sobald
die Entscheidung einer institutsübergreifenden Erwerbung getroffen wurde, stellt
sich die Frage nach der angemessenen
Form. Erworben wird in der Grundversorgung in der Regel MPG-weit, es gibt aber
auch Ausnahmen, in denen eine Ressource
für ein Kleinkonsortium von interessierten Instituten beschafft wird. Weiterhin
nimmt die MPG, organisiert durch die
MPDL, an überregionalen Konsortien
sowie an zahlreichen Nationallizenzen teil
und wird in diesem Jahr voraussichtlich
die ersten bilateralen Verträge in Knowledge Exchange-Lizenzen überführen.
Die Möglichkeiten der digitalen Entwicklung und die zunehmende Medienkompetenz der Wissenschaftler führen zu
einem höheren Anspruch an die Informationsinfrastruktur. In der MPG ist offensichtlich, dass die Wissenschaftler längst
nicht mehr mit der einfachen Bereitstellung von Informationsmedien zufrieden
sind. Sie haben dezidierte Ansprüche an
die Nachhaltigkeit des Informationszugangs,
an die Performanz der Systeme, und an die
Online-Vernetzung und Nachnutzbarkeit
von Forschungsdaten.
–B
Informationsversorgung in der
Spitzenforschung: Mehr als nur
Zugang zu Literatur
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Die zentrale Erwerbung und Bereitstellung von elektronischen Informationsressourcen beeinflusst das Erwerbungsverhalten in den Institutsbibliotheken.
Zum einen können die Institute aktiv
Ressourcen für die Grundversorgung vorschlagen und somit ihren unmittelbaren
Etat und auch ihre personellen Ressourcen entlasten. Zum anderen findet an den
Instituten zunehmend eine Abstimmung
der lokalen Erwerbungspolitik mit dem
Portfolio der zentralen Grundversorgung
statt. Dadurch ist die Sicherstellung einer
nachhaltigen Erwerbungspolitik auf zen-
w
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w
tion und in der Kooperationsbereitschaft
aller Prozessbeteiligten, die einerseits verbindliche Absprachen und andererseits
ein gewisses Maß an Vertrauen in die
Arbeitsweise des jeweils Anderen voraussetzt.
Die Stärken der Verknüpfung von dezentralen und zentralen Elementen in der
Informationsversorgung der MPG bestehen zum einen in der Beibehaltung der
institutsspezifischen Expertise und der
damit verbundenen bedarfsorientierten
Ressourcenauswahl und zum anderen in
der Entwicklung einer zentralen, hochspezialisierten Expertise für alle Belange der
elektronischen Erwerbung, des Datenmanagements und der Informationsbereitstellung.
.d
Die Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts sind immer auf der Suche nach neuen Forschungsergebnissen: Das Atacama Pfadfinder Experiment – ein Zwölf-Meter-Teleskop – in Chile liefert
astronomische Messwerte in beeindruckendem Tempo.
Foto: Arnaud Belloche, Max-Planck-Institut für Radioastronomie
Auge in Auge stehen sich zwei Fruchtfliegen gegenüber. Das Foto aus dem Max-Planck-Forschungsbereich Entwicklungs- und Evolutionsbiologie brachte nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse, sondern auch Anerkennung beim Fotowettbewerb »Bilder der Forschung 2005«.
Foto: Jürgen Berger, Stefan Luschnig/Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie
Nachhaltiger Zugang
zu Informationsressourcen
Die Abteilung »Wissenschaftliche Informationsversorgung« verfolgt zur Sicherung des nachhaltigen Zugangs zu den in
der MPG erwünschten Informationsressourcen vor allem zwei Strategien: Bereits
im Jahr 2003 wurde durch die Wissenschaftlichen Mitglieder der MPG beschlossen, dass die zukünftig vorrangig zu
verfolgende Strategie in der Lizenzierung
und Archivierung von elektronischen
Ausgaben der Informationsressourcen liegen soll (»e-only-Beschluss«).
In diesem Zusammenhang wurde der
Aufbau einer technischen Infrastruktur
zur Archivierung von lizenzpflichtigen
elektronischen Ressourcen festgelegt. Seit
diesem Zeitpunkt gehört die Sicherung
von Archivierungs- und Hostingrechten
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Wissenschaftskommunikation
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Performanz der Systeme – Nutzerwünsche
und Back-end-Anforderungen
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Mit der Entwicklung elektronischer Informationsmedien ist ein neues Qualitätskriterium für die Rezipienten von Wissen
relevant geworden. Die Möglichkeiten,
die die Online-Verfügbarkeit von wissenschaftlicher Information im Vergleich zur
gedruckten Publikation für die wissenschaftliche Arbeit bietet (allen voran die
Vernetzungs- und tiefergehenden Verlinkungsoptionen), führen zu Recht zu steigenden Ansprüchen der Wissenschaftler.
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Dr. Antje Michel
ist in der Abteilung
Wissenschaftliche
Informationsversorgung der MPDL verantwortlich für das
Management sowie
die strategische Weiterentwicklung des
Portfolios zentral erworbener elektronischer Informationsressourcen. Dazu gehört insbesondere die Überführung des
Bestandsaufbaus von einer lizenzbasierten zu einer durch Open Access GoldModelle geprägten Praxis. Michel vertritt die zentrale Erwerbungspolitik der
Max-Planck-Gesellschaft in verschiedenen einschlägigen Arbeitsgruppen, Gremien und Projekten. Seit März 2009 ist
sie Mitglied des Brill Library Advisory
Boards. Im Anschluss an ihre wissenschaftliche Ausbildung und Tätigkeit als
Soziologin hat sie in den Jahren 2005 bis
2007 ihr Referendariat für den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst an der
Bibliothek der Universität Konstanz sowie an der Bayerischen Bibliotheksschule absolviert. – Kontakt: michel@mpdl.
mpg.de
Foto: Blende 11, München
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Allerdings ist der technische Qualitätsunterschied zwischen den einzelnen
Onlineprodukten auch eine große Herausforderung für die Qualitätssicherung
des Informationszugangs. Während bei
gedruckten Ausgaben dem Nutzer ab Bereitstellung einer Zeitschrift der Inhalt
zur Verfügung stand, zeichnet sich die
Onlinebereitstellung von Information dadurch aus, dass die Verfügbarkeit des Inhalts an die technischen Voraussetzungen
der Hosting-Plattformen gebunden ist.
Da die MPG wie die meisten anderen
wissenschaftlichen Einrichtungen weltweit die akquirierten Ressourcen über
die Anbieterplattformen nutzt und keine eigene Nutzungsumgebung aufbaut,
müssen sich unsere Nutzer und auch die
»Information Professionals« an qualitativ
unterschiedliche Nutzungsplattformen
gewöhnen. Die Unterschiede betreffen
sowohl das Layout und die Funktionalitäten der Nutzeroberflächen wie auch
die Geschwindigkeit der Systeme und die
qualitativ unterschiedlich fortschrittliche
Einbindung von Mehrwertdiensten.
Wenngleich die qualitativ unterschiedliche Systemperformanz eine Alltagsrealität ist, mit der sich die Nutzer und Bibliothekare der MPG bis zu einem gewissen
Maß arrangieren müssen, verfolgt die
Abteilung »Wissenschaftliche Informationsversorgung« die Strategie, durch die
Einforderung von internationalen Standards ein möglichst hohes Maß an Vereinheitlichung der angebotenen Funktionen
sowohl für das Front-end, also für die
Nutzer, als auch für das Back-end, für die
Bibliothekare, zu erreichen.
Die Mitarbeiter der MPDL prüfen
regelmäßig die Geschwindigkeit und
Nutzerfreundlichkeit der eingebundenen Systeme, geben den Anbietern
entsprechendes Feedback und unterbreiten Vorschläge für die Verbesserung der
Systemperformanz, die als wesentliche
Kriterien in die Verhandlungen mit einfließen. Standards, die neben der reinen
Bereitstellung von Informationen zu den
Kernforderungen gehören, sind zum Beispiel die Verfügbarkeit von Reference
Linking-Funktionen (in- sowie outbound
open URL-Linking), der Zugriff auf die
Inhalte auch über Standardschnittstellen
für die föderierte Suche oder die Bereitstellung von Statistikdaten in Konformität
mit dem jeweils aktuellen und relevanten
COUNTER-Standard11.
Aber auch neuen Standards wie
der Shibboleth-Authentifizierung, dem
»Transfer Code of Practice«, dem SUSHIProtokoll zum Harvesting von Statistikdaten oder dem möglichen Einsatz von
w
zu den vertraglichen Standardanforderungen der MPG. Die bestehenden Planungen zur Integration einer Archivierungs- und Hostingplattform im Rahmen
der eSciDoc-Infrastruktur sind allerdings
derzeit zurückgestellt worden, da zunächst
die Ergebnisse der von der DFG ausgeschriebenen nationalen Hostingstudie
abgewartet werden, mit dem Ziel eine national koordinierte Strategie zu verfolgen.
Die zweite Strategie, die aus Sicht der
MPG zukünftig immer stärkere Relevanz
haben wird, liegt in einer Umsteuerung in
der Erwerbungspolitik: Als Mitinitiatorin
der »Berliner Erklärung für den offenen
Zugang zu wissenschaftlichem Wissen«
(2003) fördert die MPG die Umgestaltung
der Publikationsmodelle wissenschaftlicher Verlage von konventionellen Lizenzmodellen zu autorenfinanzierten Open
Access-Publikationsmodellen.
Einer der Grundsätze der Open AccessPublikation besteht in der Sicherung der
nachhaltigen Verfügbarkeit der publizierten Daten unabhängig von der originär publizierenden Institution, zum Beispiel einem Verlag, durch die Gewährung
der Parallelspeicherung. Die MPDL bietet
den Wissenschaftlern der MPG ein Institutional Repository9 zur Parallelspeicherung ihrer konventionell oder open access
publizierten Werke, sie unterstützt bei Fragen zur Open Access Publikation, arbeitet
an der Implementierung eines Deposit
Requests und vertritt die Wissenschaftler
der MPG in Bezug auf die Wahrung ihrer
Rechte in Bezug auf Paragraf 137l UrhG.
Außerdem fördert die MPDL den goldenen Weg des Open Access-Publizierens
nicht nur durch die Beteiligung an einer
durch die MPG aufgebauten eigenen
Open Access Journal-Familie,10 sondern
auch durch die im Jahr 2004 begonnene
Vereinbarung von Verträgen mit namhaften Open Access-Verlagen sowie mit
einem Hybridverlag zur zentralen Finanzierung der Publikationsgebühren ihrer
Wissenschaftler.
271
ONIX (Online Information Exchange)
zur Übertragung von Vertragsdaten in
maschinenlesbarer Form zum Zwecke
eines optimierten Electronic Resource
Managements (ERM) gilt die intensive
Aufmerksamkeit der MPDL.
`
Dr. Ralf Schimmer ist
Leiter der Abteilung
Wissenschaftliche
Informationsversorgung der MPDL.
Seit 1999 ist er verantwortlich für den
Aufbau des zentralen elektronischen
Informationsangebots der Max-PlanckGesellschaft mit den entsprechenden
Nachweis- und Zugangssystemen. Als
Mitorganisator der »Berliner Erklärung«
von 2003 ist er seit einigen Jahren auch
maßgeblich an den Open Access-Zielsetzungen der Max-Planck-Gesellschaft
beteiligt. Schimmer ist ein Gründungsmitglied der GASCO, Mitglied in den Bibliotheksbeiräten mehrer internationaler Verlage sowie in anderen Organisationen und Initiativen, wie beispielsweise
dem Steuerungsgremium der Schwerpunktinitiative »Digitale Information« der Allianz der deutschen Wissenschaftsorganisationen. Er ist auch aktiv
in der Vorbereitung von SCOAP3, dem
Sponsoring Consortium for Open Access
Publishing in Particle Physics.
Schwerpunkt
BuB | Lesesaal
Wissenschaftskommunikation
w
Ein Blick in die Zukunft:
Krise als Chance?
w
w
Die Frage, wie die Zukunft der wissenschaftlichen
Informationsversorgung
aussehen wird, ist schwer zu beantworten,
denn wir befinden uns in Bezug auf die
Entwicklung der elektronischen Informationsmedien sicherlich noch am Anfang;
nicht zuletzt deshalb ist der mittlerweile
häufig verwendete Ausdruck des »Inkunabelzeitalters der elektronischen Informationsmedien« so treffend.
Einige Strukturen, die in den derzeitigen Onlineprodukten aus den Gegebenheiten der »Printwelt« repliziert werden,
lösen sich vermutlich noch auf, und andere Workflows und Produkte werden an
ihre Stelle treten.15 Die oben etwas eingehender geschilderten Möglichkeiten und
Herausforderungen, die sich durch die
Online-Verfügbarkeit wissenschaftlicher
e
.d
Die Interoperabilität von Forschungsdaten ist ein wesentliches Anliegen, das
zunehmend aus den Reihen der MPGWissenschaftler gefordert wird. Sie bildet
auch die Vision für die Gründung des
eSciDoc-Projekts, in welchem eine systemische Infrastruktur geschaffen werden
soll, die sowohl die Speicherung als auch
die Nutzung von heterogenen Forschungsdaten gemäß definierter Nutzungsszenarien erlaubt.12
Ein wesentliches Ziel ist hierbei die
künftige Vernetzung von Forschungsprimär- und Sekundärdaten. Ein Beispiel
hierfür bildet die eSciDoc-Solution VIRR
(Virtueller Raum Reichsrecht), die auf
Anforderung des Max-Planck-Instituts für
europäische Rechtsgeschichte realisiert
wird.13 VIRR umfasst eine thematisch
einschlägige Kollektion digitalisierter
Bücher und Papiere, die bereits in einem
Prototyp online ist.14 In einer weiteren
Version von VIRR soll die Kollektion um
Publikationen sowie um relevante Quellen
anderer Institutionen erweitert werden.
1 Die Autoren danken Margit Palzenberger,
Günter Schönfeldt und Silvia Munding für
die Erstellung der verwendeten Abbildungen
sowie Inga Overkamp für die kritische Lektüre des Manuskripts.
2 Eine virtuelle Zusammenführung der verteilten Zugangssysteme in der MPG wird seit
2002 mit der vom Referat »Elektronische Bibliothek« betriebenen und unter dem Dach des
ZIM geführten Max Planck Virtual und dem
MPG/SFX-Server Library (vLib) erreicht.
Vgl.: http://vlib.mpg.de/aboutvlib.html
3 Vgl.: Abschnitt »Nachhaltiger Zugang zu Informationsressourcen«
4 Vgl.: http://edoc.mpg.de/
5 Vgl.: www.escidoc.org/
6 Wissenschaftsrat: »Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken«, Greifswald 2001. Elektronische Version Open Access-verfügbar
unter: www.wissenschaftsrat.de
7 Vgl.: http://mpdl.mpg.de/services/scip_con
tent_de.htm
8 Vgl. in der vLib kann eine Metasuche global
oder über eigens zusammengestellte Predefined Sets abgesetzt werden. Durchsucht werden können die angeschlossenen Institutsbibliothekskataloge, die Anbieter-Plattformen
inklusive ausgewählter Open Access-Produkte sowie weitere MPG-externe Bibliothekskataloge.
Vgl. http://vlib.mpg.de/.
Die vLib wird von der MPDL unter Rückkoppelung mit einer aus Vertretern von Institutsbibliotheken und Informationsvermittlungsstellen zusammengesetzten Projektgruppe
betrieben.
9 Die im derzeit betriebenen Institutional Repository eDoc (http://edoc.mpg.de/) geladenen Daten werden voraussichtlich ab April
dieses Jahres sukzessive in das Nachfolgesystem Pubman http://pubman.mpdl.mpg.de/
migriert.
10 Vgl.: www.livingreviews.org/
11 Vgl.: http://www.projectcounter.org/about.
html
12 Malte Dreyer, Natasa Bulatovic, Ulla Tschida, Matthias Razum: eSciDoc – a Scholarly
Information and Communication Platform
for the Max Planck Society. German eScience
Conference, Conference Paper, Baden-Baden
2007. Seite 3ff. Online available at: http://
edoc.mpg.de/display.epl?mode=doc&id=31
5471
13 Vgl.: www.escidoc.org/JSPWiki/en/Virtuel
lerRaumReichsrecht
14 http://faces1.mpdl.mpg.de:8080/virr_presen
tation/
15 Mehrere namhafte Wissenschaftsverlage,
sowohl aus dem Open Access-Spektrum als
auch Verlage mit traditionellen Publikationsmodellen, haben uns bereits berichtet, dass sie
zum Beispiel intensiv über die Abschaffung
der Zeitschrift zugunsten anderer Darstellungsformen diskutieren.
Erste Schritte anderer Darstellungsformen
bietet zum Beispiel der Open Access-Verlag
PLoS mit seinen – derzeit noch die Zeitschrift
ergänzenden – Hubs (vgl.: http://clinicaltrials.ploshubs.org/home.action).
16 Vgl.: http://mpdl.mpg.de/main/projects_de.
htm?mp=11
–B
Online-Vernetzung und Nachnutzbarkeit
von Informationsressourcen
Informationen ergeben, lassen derzeit viel
Raum für Web 2.0-inspirierte Fantasien.
Wichtig ist aus Sicht der Versorgung der
sogenannten Spitzenforschung, dass sich
die Entwicklung an den Bedürfnissen der
Nutzer orientiert. Hierfür steht das Projekt MPDL.
In der näheren Zukunft wird sich die
MPDL sowie die gesamte MPG, wie wohl
die meisten wissenschaftlichen Institutionen weltweit, mit den Auswirkungen
der Finanzkrise auseinandersetzen müssen. Massive Budgetkürzungen stehen
im Raum und voraussichtlich wird die
Grundversorgung zum ersten Mal in ihrem zehnjährigen Bestehen mit Stagnationen im Bestandsaufbau oder sogar mit
Abbestellungen konfrontiert sein. Dies
wäre ein folgenreicher Paradigmenwechsel
zur bisherigen Politik der wissenschaftlichen Informationsversorgung in der
MPG.
Wenn es denn stimmt, dass jede Krise
gleichzeitig eine Chance ist, dann liegt
eine potenzielle Chance der Finanzkrise in
dem Zwang nach einer dezidierten internen und externen Meinungsbildung über
den Stellenwert von wissenschaftlicher
Informationsversorgung. Neue, zukunftsfähigere Modelle jenseits des »Big Deals«
und mit größerer Voraussicht entwickelte
Alternativen als »real existierende« nutzungsbasierte Geschäftsmodelle müssen
aus Sicht der Abteilung »Wissenschaftliche Informationsversorgung« der MPDL
in Kooperation und wenn notwendig in
Konfrontation mit den Anbietern diskutiert werden.
Bei derartigen Modellentwicklungen
muss die Förderung des Nachhaltigkeitsgedankens zum Beispiel durch die Sicherung des dauerhaften freien Zugangs auf
öffentliche Forschungsergebnisse (Open
Access) sowie durch die Sicherung des
elektronischen Bestands durch ein national oder sogar international koordiniertes Hosting der wissenschaftlichen
Forschungsergebnisse unbedingt im Blick
behalten werden.
Die MPDL ist nicht nur durch ihre
inhaltliche Ausrichtung, sondern auch
durch ihr hohes Maß an nationaler und internationaler Vernetzung, die Mitwirkung
an einschlägigen Projekten16 und die Teilnahme an thematisch relevanten Gremien
und Arbeitsgruppen des deutschen und
internationalen Bibliotheks- und Informationswesens gut aufgestellt, um einen
Beitrag zur Gestaltung der Zukunft der
wissenschaftlichen Informationsversorgung zu leisten – immer mit dem Ziel der
exzellenten Informationsversorgung für
exzellente Wissenschaft.
–u
Die Abbildung 2 (siehe Seite 269) gibt
Auskunft über die an der MPDL verwendeten Systeme, wobei die SESAMSystemlandschaft (System for eScience
Administration Management) und das
ERM-System Serials Solutions zur Verwaltung der Ressourcen im Back-end eingesetzt werden, und die übrigen Systeme
Front-end-Systeme sind, die dem Nutzer
den Zugang zu den Ressourcen erleichtern
sollen.
.B
272
BuB | 61 (2009) 04
Lesesaal | BuB273 273
Blickpunkt Wissenschaft
Blickpunkt Wissenschaft
.B
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sich eine abschließende Meinung zu Paragraf
52a UrhG bilden zu können. Und das, obwohl ein ausführlicher Bericht des Justizministeriums vom Mai 2008 zu den praktischen
Auswirkungen der Norm zu der Empfehlung
kommt, Paragraf 52a UrhG zu entfristen.
Eine weitere Befristung, so der richtige Hinweis in dem Bericht, hemme den Ausbau
sinnvoller Infrastrukturen für elektronische
Inhalte an den Schulen und Hochschulen.
Der Bundestag ist der Empfehlung des
Justizministeriums nicht gefolgt. Mit den
Stimmen der Koalitionsfraktionen hat er in
seiner 187. Sitzung am 13. November 2008
das Sechste Gesetz zur Änderung des Urheberrechtsgesetzes verabschiedet und darin Paragraf 52a UrhG erneut befristet, diesmal bis Ende 2012. In der Begründung des
Gesetzes ist zu lesen, dass die bisher vorliegenden Ergebnisse der Evaluation keine abschließende Entscheidung erlauben. Zudem
fehle ein funktionierendes Abrechnungssystem, um die nach Paragraf 52a UrhG zu
zahlende Vergütung an die Verwertungsgesellschaften einzuziehen.
Parallel zu dem Gesetzentwurf der Koalitionsparteien hatte die Fraktion Bündnis 90/
Die Grünen einen eigenen Entwurf vorgelegt. Darin wird, ganz auf der Linie des Justizministeriums, die Streichung von Paragraf 137k UrhG und damit die Entfristung
von Paragraf 52a UrhG vorgeschlagen. Dieser Gesetzentwurf hat im Bundestag keine
Mehrheit gefunden. Nun gilt Paragraf 52a
UrhG also für weitere vier Jahre fort. Man
darf davon ausgehen, dass nach diesen vier
Jahren wohl endgültig über das Schicksal
der Norm entschieden wird.
w
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Zur Veranschaulichung im Unterricht sowie für Zwecke von Forschung und Lehre
erlaubt Paragraf 52a (UrhG) das Einscannen und Zurverfügungstellen von Werken
geringen Umfangs und kleinen Werkteilen.
Diese auch als »E-Learning-Paragraf« bezeichnete Norm hat den Verlagen stets Sorgen bereitet. Sie befürchten einen massiven
Umsatzeinbruch, wenn etwa Hochschulen
dazu übergehen, häufig benötigte Werke
im Intranet digital zur Verfügung zu stellen,
anstatt die für eine kostendeckende Buchproduktion so wichtigen Staffelexemplare
zu erwerben.
Über die Auswirkungen des neuen Paragrafen kann man lange debattieren. Richtig klug aber wird man erst durch Erfahrung.
Das dachte wohl auch der Gesetzgeber, als
er im Jahre 2003 Paragraf 52a UrhG gewissermaßen probeweise verabschiedete, indem er dessen Geltung in Paragraf 137k
UrhG auf das Ende des Jahres 2006 befristete. In diesem Zeitraum sollten die Auswirkungen der Norm evaluiert werden. Da sich
diese Frist als nicht ausreichend erwies, wurde sie um zwei Jahre bis zum Ende des Jahres
2008 verlängert.
Doch auch diese weiteren zwei Jahre reichten dem Gesetzgeber offenbar nicht aus, um
.d
Der Bundestag hat Paragraf 52a noch einmal verlängert /
Kritische Bemerkungen zur Plenardebatte
Der Deutsche Bundestag hat Paragraf 52a
des Urheberrechtsgesetzes (UrhG) noch
einmal um vier Jahre verlängert und damit
die Unsicherheit bei der wissenschaftlichen
Informationsversorgung nicht beendet.
Wie es zu dieser Entscheidung gekommen
ist und welche Auswirkungen sie für Bibliotheken hat, beschreibt Eric W. Steinhauer.
Dr Eric W
Dr.
W. SSteinh
Steinhauer ist stellvertretender Direktor der
Universitätsbibliothek Magdeburg. Sein besonderes Interesse gilt den vielfältigen Beziehungen von Bibliothek,
Hochschule und Recht. Näheres zur Person steht unter
www.steinhauer-home.de im Internet.
BuB | 61 (2009) 04
Einen interessanten Einblick in den Stand
der politischen Diskussion gibt die Aussprache im Plenum des Bundestages anlässlich
der Zweiten Beratung und Verabschiedung
des Sechsten Urheberrechtsänderungsgesetzes.
Als erster Redner sprach der Abgeordnete Günter Krings (CDU). Krings hatte in der
Debatte zum »Zweiten Korb« das Ansinnen
um eine Ausweitung von Open Access als
»Freibiermentalität« bezeichnet und damit seinem Standpunkt in Fragen des Wissenschaftsurheberrechts einen sinnfälligen
Ausdruck verliehen. Bei Paragraf 52a UrhG
blieb er seiner Linie treu.
Krings kritisierte zunächst, dass die
Hochschulen keine ordentlichen Zahlen für
die Evaluation geliefert hätten. Als ein konkretes negatives Beispiel hob er die Fachhochschule des Bundes hervor. Zugleich
aber lobte er ihre Ehrlichkeit, wenn er berichtet, dass eine Streichung von Paragraf
52a UrhG nach Ansicht von zwei Drittel der
Professoren dieser Fachhochschule keine
Auswirkungen auf ihre Arbeit hätte. Eine
interessante Aussage, die einiges über das
Niveau der Fachhochschule, wenig jedoch
über die Sinnhaftigkeit von Paragraf 52a
UrhG besagt.
Ernster ist da schon ein Hinweis auf die
Allianz der Wissenschaftsorganisationen.
Nach ihrer Ansicht werde ein relevanter Teil
des Praxisbedarfs über Verlagslizenzen abgedeckt. Hier sieht Krings auch den richtigen Weg und bezeichnet Paragraf 52a
UrhG als ein »Relikt aus alten Zeiten«.
Schon in der Debatte zum Zweiten Korb
hatte er ja behauptet, dass nur ein wissenschaftsverlagsfreundliches Urheberrecht ein
wissenschaftsfreundliches sei. Krings sieht
die Informationsversorgung der Zukunft
wohl so: Die Verlage befriedigen durch ihre
digitalen Angebote die Bedürfnisse von Forschung und Lehre. Eine Schranke wie Paragraf 52a UrhG steht hier nur der Entwicklung vernünftiger Verlagsangebote im Weg.
Dieser Gedankengang freilich ist zu simpel.
Zunächst übersieht Krings ein paar juristische Kleinigkeiten. Gerade bei älterer Literatur, die für eine ernsthafte Forschung
und Lehre wichtig ist, sind Verlage nicht in
der Lage, eigene elektronische Angebote
zu machen. Sie haben trotz des im Zweiten
Korb eingeführten Paragrafen 137l UrhG
gar nicht die dafür erforderlichen Nutzungsrechte. Ohne Paragraf 52a UrhG wäre der
e
Urheberrecht weiter in der Schwebe
274
BuB
| Lesesaal
Blickpunkt Wissenschaft
Blickpunkt Wissenschaft
w
e
schätzung.« Abschließend warb sie für eine
»dritte Novelle des Urheberrechtsgesetzes,
in dem der ›Open-Access‹-Gedanke umfassend eingearbeitet ist und dem Recht auf
Bildung und Informationsfreiheit Vorrang
vor der kommerziellen Verwertung eingeräumt wird«.
Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen erläuterte Jerzy Montag den eigenen
Gesetzentwurf der Fraktion, der eine Streichung von Paragraf 137k UrhG vorsieht und
damit zu einer Entfristung von Paragraf 52a
UrhG führen soll. Auch Montag wies darauf
hin, dass eine weitere Fristsetzung letztlich
nur die Etablierung von bildungspolitisch
wünschenswerten Schul-Intranets hemme
und daher abzulehnen sei.
Das letzte Wort hatte für die Bundesregierung der Parlamentarische Staatssekretär
im Bundesministerium der Justiz Alfred Hartenbach. Er rechnet damit, dass Ende 2012
über das Schicksal von Paragraf 52a UrhG
endgültig entschieden wird.
Wenn man als Praktiker aus der Hochschule die Bundestagsdebatte zur Kenntnis nimmt, wird man sehr nachdenklich,
vor allem, wenn man die Ausführungen des
Hauptredners Günter Krings näher betrachtet. Offenbar spricht hier einer, der von der
Sache keine Ahnung hat und einseitig die
Interessen der Verlegerseite herausstellt.
Dabei geht es bei dem ohnehin schon
sehr restriktiv formulierten Paragraf 52a
UrhG nicht um eine Verdrängung der Verlage. Vielmehr ist diese Norm für ältere Literatur der einzige Weg, sie in E-LearningSysteme einzuspeisen. Für andere Literatur
bietet sie zwar die Möglichkeit, jenseits von
Verlagsangeboten eigene Digitalisierungen
vorzunehmen. Von dieser Möglichkeit wird
aber dann niemand Gebrauch machen,
wenn die Verlage selbst ihre Titel zu angemessenen Konditionen elektronisch für die
Intranetnutzung anbieten. Eigene Digitalisierungen sind nie so professionell wie ein
Verlagsangebot und binden teures Personal.
Paragraf 52a UrhG ist – und das ist wohl
seine wichtigste Funktion – ein Korrektiv gegen eine mögliche überzogene Preisgestaltung der Verlage, ein Korrektiv, das nötig ist,
wie die Erfahrungen mit den explodierenden Zeitschriftenpreisen leider gezeigt haben. Solange jedoch die Verlage als Partner
der Wissenschaft interessante und faire Angebote machen, brauchen sie Paragraf 52a
UrhG nicht zu fürchten.
.B
–u
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.d
her beschlossenen Befristungen räumte er selbstkritisch ein: »Wir hätten wohl
den Hinweis, die vorgegebene Zeitspanne sei für eine vernünftige Evaluierung viel
zu kurz, ernster nehmen sollen.« Als »ganz
interessant« wertete er die Aussage in dem
Bericht des Justizministeriums, dass »ein
nicht unerheblicher Anteil der Hochschulen gar nicht an einer intensiveren Nutzung
von Paragraf 52a UrhG interessiert« sei, »da
der Bedarf unter anderem über Campus-Lizenzen et cetera völlig ausreichend abgedeckt« sei. Schade, dass man nicht genauer
erfährt, dass mit »unter anderem ... et cetera« in dem besagten Bericht selbsterstellte
Skripte und – nota bene – eine große Anzahl von Open-Access-Veröffentlichungen
gemeint waren.
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger von
der FDP-Fraktion kritisierte, dass man das
Urheberrecht nicht zurückdrängen könne,
»um auf diese Weise die Bildungs- und Wissenschaftshaushalte auf Kosten der Rechteinhaber zu entlasten«.
Damit freilich gibt sie ein gutes Stichwort. Die Verlage, die das Schreiben von
wissenschaftlichen Artikeln meist nicht,
w
für eine moderne Lehre in den Geisteswissenschaften wichtige und große Bereich der
älteren Literatur von einer Einbeziehung in
elektronische Lernplattformen von vornherein ausgeschlossen, ohne dass Verlagsangebote hier überhaupt eine Alternative darstellen können.
Krings berichtete aus Gesprächen mit
Verlegern, dass die Absatzzahlen von Lehrbüchern teilweise eingebrochen seien. Die
Studierenden »nutzen für ihre Arbeit zunehmend lieber das, was im Intranet eingestellt
ist, als sich das entsprechende Lehrbuch anzuschaffen«. Wurde nicht ein paar Absätze
vorher dies behauptet: »Der überwiegende
Teil der Nutzungen laufe über Lizenzvereinbarungen.«?
Zudem hätte ein Wegfall von Paragraf
52a UrhG doch angeblich gar keine Auswirkungen auf Forschung und Lehre an den
Hochschulen. Was also hat angesichts der
soeben noch behaupteten Irrelevanz von
Paragraf 52a UrhG und der Dominanz der
Verlagsangebote ein Einbruch beim Buchverkauf mit Paragraf 52a UrhG zu tun? Außerdem ist das Einstellen ganzer Lehrbücher über Paragraf 52a UrhG nicht möglich.
Schulbücher dürfen übrigens überhaupt
nicht, auch nicht im Umfang von nur einer
Seite, bereitgestellt werden.
Offenbar wollte Krings hier nur ein wenig auf die Tränendrüse drücken, um dann
endlich Klartext zu reden. Es geht ihm bei
Paragraf 52a UrhG gar nicht um zeitgemäße
Forschung und Lehre, sondern allein um einen Eingriff in das »Eigentumsrecht der Verlage«. Was aber soll das sein? Nach Paragraf
11 UrhG dient das Urheberrecht dem Schutz
der Urheber. Punkt. Und hier ist der von
Krings vorgeschlagene Weg der Lizenzierung durch Verlage ungeeignet, die wirklich
Kreativen, die Urheber nämlich, zu belohnen. Denn Lizenzgebühren werden an die
Verlage gezahlt. Ob und inwieweit dieses
Geld tatsächlich bei den Autoren ankommt,
ist zweifelhaft.
Der geltende Paragraf 52a UrhG hingegen honoriert – ein funktionierendes
und angemessenes Vergütungssystem vorausgesetzt – über die Verwertungsgesellschaften tatsächlich die Urheber. Hier gilt
wie auch sonst: Schranken kommen den Urhebern zugute, bei Lizenzen kassieren in der
Regel nur die Verwerter.
Für die Fraktion der SPD sprach der Abgeordnete Dirk Manzewski. Zu den bis-
w
274
die Review-Tätigkeit von Hochschullehrern
überhaupt nicht vergüten, greifen, wenn es
um die Generierung ihrer Verlagsprodukte
geht, offenbar gerne auf die staatlich bezahlten und mit öffentlich finanzierter Infrastruktur ausgestatteten Experten zurück,
um dann ihre Wertschöpfung zu generieren.
Wer sich hier auf wessen Kosten entlastet,
sollte in einem größeren Zusammenhang
noch einmal ausführlich diskutiert werden.
So einfach, wie Frau Leutheusser-Schnarrenberger das sieht, liegen die Dinge nicht.
Petra Sitte (Die Linke) merkte zu Recht
an, dass eine nochmalige Befristung um vier
Jahre niemandem helfe. »Sie behindert den
Auf- und Ausbau von Intranets in Schulen
und Hochschulen durch mangelnde Nutzungsperspektiven, führt dennoch nicht
zu mehr Erkenntnissen in der Folgenab-
BuB | 61 (2009) 04
Lesesaal | BuB275 275
Nutzerforschung
Martin Szlatki
Wie hängen Lebensstil und
Bibliotheksnutzung zusammen?
.d
U
–u
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m ihre kulturpolitischen Ziele
erreichen zu können, ist eine umfassende Ausrichtung der Bibliothek am Kunden die Grundlage eines
zeitgemäßen und zukunftsorientierten
Bibliotheksmanagements. Mit dem Prinzip der Kundenorientierung kommt der
Nachfrageanalyse eine besondere Rolle
zu: Wer sind unsere Kunden beziehungsweise Nicht-Kunden, was erwarten sie,
wie verhalten sie sich? Der Markt wird in
mögliche Zielgruppen segmentiert, darauf
basieren die Auswahl sowie die spezifische
Behandlung konkreter Zielgruppen. Soweit der marketingtheoretische Ansatz.
Entgegen der proklamierten Kundenorientierung hat die Nachfrageanalyse
in deutschen Öffentlichen Bibliotheken
einen zu geringen Stellenwert. Daraus
resultieren unzureichende Zielgruppendefinitionen, die auf einfacher soziodemografischer Ebene erfolgen und keine
wirkliche Grundlage für zielgruppenspezifische Strategien sind. Männlich, über
60 Jahre alt, verheiratet mit erwachsenen
Kindern, beruflich erfolgreich und vermögend – ausgehend von diesen Merkmalen
gehörten der britische Thronfolger Prinz
Charles und der Rockmusiker Ozzy Osbourne als soziodemografische Zwillinge
zur selben Zielgruppe und würden die
1 Szlatki, Martin (2008): Lebensstilanalyse
und Nutzungsverhalten in der Bibliothek,
Magisterarbeit am Institut für Kulturmanagement Ludwigsburg
2 Otte, Gunnar (2004): Sozialstrukturanalysen mit Lebensstilen. Eine Studie zur theoretischen und methodischen Neuorientierung
der Lebensstilforschung, (Sozialstrukturanalyse, 18), Wiesbaden. Inzwischen in 2. Auflage erschienen
3 Vgl. Otte 2004: 15, 90
4 Gleichzeitig muss die Tendenz zur Lebensstileuphorie auch kritisch betrachtet werden
(für eine ausführliche Diskussion vgl. Otte
2004): Natürlich ist der Mensch auch weiterhin von seiner sozialen Lage beeinflusst, die
Erklärungskraft des Lebensstils für spezifisches Denken und Verhalten (Urlaubswahl,
Parteipräferenz, Bibliotheksnutzung und so
weiter) variiert je nach Untersuchungsgegenstand.
w
w
w
.B
Im Bibliotheksmanagement gilt das
Prinzip der Kundenorientierung. Jedoch
entspricht die Praxis der bibliothekarischen Zielgruppenbetrachtung nicht
dem aktuellen Stand von Soziologie und
Marktforschung. Hier zeichnen Lebensstilmodelle ein differenzierteres Bild.
Die Magisterarbeit von Martin Szlatki1
untersuchte die Relevanz des Lebensstils
für das Nutzungsverhalten von Bibliothekskunden anhand eines Modells des
Soziologen Gunnar Otte.2 Im Zentrum
des Artikels stehen die empirisch erhobenen Zielgruppenbeschreibungen für die
Stadtbücherei Stuttgart.
e
Eine neue Qualität in der Zielgruppenbetrachtung von Bibliotheken
am Beispiel der Stadtbücherei Stuttgart
Bibliothek mit denselben Interessen nutzen.
Für eine differenzierte Betrachtung von
gesellschaftlichen Gruppen und ihrem
Denken und Verhalten haben sich in der
Soziologie Lebensstil- beziehungsweise
Milieuansätze etabliert. Lebensstil sei hier
definiert als das Gesamtpaket aus Wertorientierungen, Einstellungen und Verhaltensweisen.3
In klassischen Sozialstrukturmodellen ist die Gesellschaft – vor allem nach
materiellen Gesichtspunkten – vertikal
geschichtet, die menschliche Lebensweise
entsprechend festgelegt. Seit den 1980er
Jahren geht die Lebensstilforschung von
einer zunehmenden Wahlfreiheit der Lebensweise aus – durch einen hohen Grad
an Wohlstand, Bildung und Liberalität
in der Gesellschaft determiniert das Sein
nicht mehr das Bewusstsein.4 Lebensstilmodelle stellen folgerichtig den aktuellen
Stand der zielgruppenbezogenen Markt-
Abbildung 1. Die neun Lebensstiltypen des Züricher Soziologen Gunnar Otte waren die Grundlage für die Erhebung in der Stadtbücherei Stuttgart. Zwei Dimensionen für die Gruppierung in
Lebensstile sind dabei zentral: Das Ausstattungsniveau – ökonomische und kulturelle Ebene –
zeigt die vertikale Schichtung der Gesellschaft auf. Die horizontale Dimension bildet Modernität
sowie lebens- und familienzyklische biografische Perspektive des Lebensstils ab.
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| Lesesaal
Nutzerforschung
.d
e
entierung, Extrovertiertheit, Innovationsfreude, jugendkultureller Stilprotest, Coolness, zeitliche Spielräume,
Popkultur
„Unterhaltungssuchende: Erlebniskonsum, materialistische Statussymbolik
und außerhäusliche Unterhaltungsorientierung bei gleichzeitiger Deklassierungsbedrohung, Depolitisiertheit,
Vertrauen auf Glück anstelle Leistung,
sehr große Distanz zu Hochkultur und
Büchern, dafür Popkultur
Welche dieser Zielgruppen finden den
Weg in die Bibliothek, wie ist ihr jeweiliges Nutzungsverhalten?
Nutzungsverhalten in Stuttgart
Im Juni 2008 fand die Lebensstilanalyse
nach Gunnar Otte als computergestützte
schriftliche Befragung in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei Stuttgart ihre
Anwendung. Dabei wurde der Lebensstil
von 1 065 Benutzern erfasst.
Die Hypothesen zur Verteilung der Lebensstiltypen bestätigten sich weitgehend:
In der Stichprobe sind die Aufstiegsorientierten (28,7 Prozent) als Mitte der Gesellschaft vor den bildungsbürgerlichen Liberal Gehobenen (19,8 Prozent) am stärksten vertreten. Auch die Reflexiven bilden
mit 13,8 Prozent entsprechend ihres kulturellen Kapitals eine große Nutzergruppe. Überraschend ist dagegen der große
w
w
Wie »misst« man aber Lebensstil? Da zu
dieser Frage unzählige und uneinheitliche soziologische Ansätze existieren,
war die Recherche nach einem gleichzeitig fundierten als auch für Bibliotheken
praktikablen Modell nötig. Der Züricher
Soziologe Gunnar Otte hat auf Basis einer
Metaanalyse von mehr als 30 Lebensstilstudien ein eigenes, theoretisch begründetes und empirisch erprobtes Modell für
die volljährige Bevölkerung in Deutschland entworfen.
Analog zu den Sinus-Milieus sind zwei
Dimensionen für die Gruppierung in
Lebensstile zentral: Das Ausstattungsniveau umfasst auf ökonomischem und
kulturellem Kapital basierende Lebensstilelemente (zum Beispiel Statussymbole, Kulturkonsum) und bezieht somit
die vertikale Schichtung der Gesellschaft
ein. Die horizontale Dimension bildet die
Modernität sowie die lebens- und familienzyklische biografische Perspektive des
Lebensstils ab.
Aus rund 100 Indikatoren arbeitete
Otte pro Dimension jeweils fünf Indikatoren heraus, die zur Bestimmung des
Lebensstils ausreichen. Im Gegensatz zu
anderen Lebensstilmodellen müssen Bibliotheken hier also kein Minimum von
40, sondern nur zehn Indikatoren in einen Fragebogen integrieren. Indem sich
die Befragten zum Beispiel zu Aussagen
wie »Ich genieße das Leben in vollen Zügen«, »Ich lebe nach religiösen Prinzipien«
oder Fragen nach ihren Restaurantausgaben auf einer vierstufigen Skala verorten,
können sie einem Lebensstil zugeordnet
werden.
Die neun gesellschaftlichen Zielgruppen nach Gunnar Otte lassen sich in aller
Kürze als die folgenden Stereotypen charakterisieren:6
„Konservativ Gehobene: Konservatives,
rangbewusstes und leistungsbereites
Besitzbürgertum, Religiosität, klassische Hochkultur, sehr starke Buchleser
„Konventionalisten:
Kleinbürgertum
mit konservativ-religiöser Moral, Sicherheitsorientierung, häuslich-familiäre Idylle, Nähe zu volkstümlichen
„Hedonisten: Genuss- und Konsumori-
–B
Lebensstil-Indikatoren
Kulturformen bei gleichzeitiger imitierender Aneignung von Hochkultur,
überdurchschnittliche Buchleser
„Traditionelle Arbeiter: Arbeitermilieu,
bescheidener Lebensstandard, konservative und religiöse Werte, Orientierung am Praktischen, Bedeutung sozialer Sicherheit, Integration in Nachbarschaft und Vereine, aber vor allem
Rückzug ins Private, volkstümliche
Kulturformen, sehr große Distanz zu
Büchern
„Liberal Gehobene: Liberales Bildungsbürgertum, Sinnstiftung in bewusster
Lebensführung und beruflicher Selbstverwirklichung, Hochkulturkonsum
mit alternativem Einschlag, starke
Buchleser
„Aufstiegsorientierte: Die durchschnittliche Mitte der Gesellschaft, Zentrierung um solide Berufskarriere, Familie
und Mainstream der modernen Freizeitkultur, Buchleser
„Heimzentrierte: Heim- und Familienzentriertheit bei geringen ökonomischen und kulturellen Ressourcen,
starke Stellung TV und große Distanz
zu Hochkultur und Büchern
„Reflexive: Kulturelle Avantgarde, die
»neuen Macher«, Modernität und Persönlichkeitsentfaltung mit reflexivem
Überbau, Kreativität und Experimentierfreude, globales Lebensgefühl,
breites kulturelles Interesse, starke Buchleser
–u
forschung in einer pluralisierten Gesellschaft dar; bekanntestes Beispiel sind die
Sinus-Milieus.5
Das Ziel der Magisterarbeit war, den
Einfluss des Lebensstils auf die Bibliotheksnutzung und seine entsprechende
Relevanz für die bibliothekarische Zielgruppenbetrachtung zu untersuchen.
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Im Juni 2008 hat in der Zentralbibliothek der Stadtbücherei Stuttgart eine Lebensstilanalyse als
computergestützte schriftliche Befragung stattgefunden.
Foto: Szlatki
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Nutzerforschung
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Als Lebensstiltyp mit der längsten Verweildauer (38 Prozent bleiben länger als
eine Stunde) und einer sehr positiven Bewertung der Bücherei sind Aufenthalt und
Zeitvertreib ein auffälliges Nutzungsmotiv der Konventionalisten. Dazu passt das
Lesen von Zeitungen. Außerdem kommen sie, um sich zu informieren, nutzen
das kinderbezogene Angebot und nennen
auch finanzielle Gründe für ihren Besuch.
Bücher sind deutlich wichtiger als das Internet.
»Inspiration«, »Literatur und Kultur«
(zum Beispiel Belletristik, Veranstaltungen), »Kinder und Familie« – diese
Stichworte lassen sich mit den bewusst
lebenden bildungsbürgerlichen Liberal
Gehobenen verbinden. Für den Büchereibesuch nimmt sich diese Zielgruppe länger
Zeit. Die Bücherei – wie auch Bücher im
Vergleich zum Internet – ist wichtig, über
sie spricht man auch immer wieder mit anderen. Vergleichsweise stark ausgeliehen
werden Zeitschriften und CD-ROMs.
Zur Beschreibung der Aufstiegsorientierten reicht ein Satz aus: Als Lebensstil
aus der Mitte der Gesellschaft und als
größte Gruppe in der Bücherei fallen sie als
der Durchschnittsbenutzer auf.
Obwohl die Wichtigkeit der Bücherei
(»nur« 50 Prozent sehr wichtig) sowie die
Kommunikation über sie (40 Prozent selten oder nie) weniger stark sind, kommen
die Heimzentrierten am häufigsten (bei
eher kürzerer Besuchsdauer). Die Heimund Familienzentriertheit bei geringen
Ressourcen spiegelt sich in finanziellen
Besuchsgründen, der Nutzung für Freizeit und Hobby sowie für Zeitvertreib,
Aufenthalt und Begegnung mit anderen
Menschen. Vergleichsweise viele Kunden
–u
listen, Traditionelle Arbeiter und Heimzentrierte.
Was sind die hauptsächlichen Nutzungsmotive der Lebensstiltypen? Welche
Angebote sind gefragt? Wie oft und wie
lange wird die Bücherei besucht? Welche
.B
Die Hypothesen zur Verteilung
der Lebensstiltypen bestätigten sich
weitgehend in der Stichprobe.
persönliche Wichtigkeit hat die Bücherei? Wie häufig spricht man mit anderen
über sie? Sind Bücher oder ist das Internet
wichtiger, wenn man Informationen zu
einem bestimmten Thema benötigt? Wie
wird die Bücherei insgesamt bewertet? Die
nachfolgenden Nutzerstereotypen zeigen,
wo sich welcher Lebensstil auffällig vom
Durchschnitt abhebt.8
Die Konservativ Gehobenen als der
Hochkultur sowie beruflichem Erfolg verpflichteter Typ nutzen die Bibliothek aus
literarisch-kulturellen (Veranstaltungsbesucher) und beruflichen Motiven. Außerdem schätzt man es, zu überraschenden
Denkanstößen und neuen Themen inspiriert zu werden. Eine überdurchschnittliche Rolle spielen auch das Zeitungsangebot und die Kinderbücherei. Die Bücherei
besitzt eine hohe persönliche Wichtigkeit
und erfährt auch eine besonders positive
Bewertung, jedoch sind die Besuche im
Vergleich zu anderen Zielgruppen eher
kürzer. Bei diesem Lebensstil ist die Affinität zu Büchern im Vergleich zum Internet besonders stark.
w
Anteil an Hedonisten (19,8 Prozent), weshalb sich später ein genauerer Blick auf das
Nutzungsverhalten lohnt.
Wie erwartet gehören den übrigen Lebensstiltypen deutlich weniger Benutzer an. Die Konservativ Gehobenen (3,1
Prozent) ziehen als Besitzbürgertum den
Buchkauf der Leihbücherei vor; allgemein
schwach vertreten sind die Lebensstile auf
niedrigem Ausstattungsniveau. Einzig die
kleinbürgerlichen Konventionalisten (4,7
Prozent) hätte man stärker vermutet.
Im Vergleich zu ihrem Anteil an der
Gesellschaft7 scheinen Reflexive und Hedonisten in der Stadtbücherei Stuttgart
überrepräsentiert, im Gegensatz dazu stehen Konservativ Gehobene, Konventiona-
–B
Abbildung 2. In der Stichprobe sind die Aufstiegsorientierten (28,7 Prozent) als Mitte der
Gesellschaft vor den bildungsbürgerlichen Liberal Gehobenen (19,8 Prozent) die häufigsten
Nutzer der Stadtbücherei Stuttgart. Insgesamt haben 1 065 Benutzer an der Befragung teilgenommen.
Grafik: Szlatki
w
w
5 www.sinus-sociovision.de
6 Im Rahmen dieses Artikels ist eine ausführliche Beschreibung, die auch soziodemografische Merkmale einbezieht, nicht möglich.
Zur groben Orientierung: Mit dem Ausstattungsniveau sind Bildung und Einkommen
verbunden, die horizontale Dimension wird
vom Alter beeinflusst.
7 Vgl. Otte, Gunnar / Nina Baur (2008): Urbanism as a Way of Life? Räumliche Variationen der Lebensführung in Deutschland.
In: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 37, H. 2, S.
93–116. Beim Vergleich mit diesen gesamtgesellschaftlichen Daten ist aus Gründen der
Repräsentativität sowie der lokalen Verortung
von Lebensstilen Vorsicht geboten. Die Stuttgarter Lebensstilstruktur wird aktuell vom
Statistischen Amt der Stadt untersucht.
8 Für das Nutzungsverhalten der Traditionellen Arbeiter (1,1 Prozent, weniger als 30
Benutzer) können aufgrund der zu geringen
Befragtenzahl keine statistisch tragbaren
Aussagen getroffen werden.
BuB | 61 (2009) 04
Im Vergleich zu anderen Lebensstilstudien ist die Rolle des Lebensstils für
das Nutzungsverhalten der Bibliotheksbesucher eher gering.
nehmen die Kinderbücherei sowie den
Zugang zu PCs mit Internet in Anspruch
– wobei Bücher für die heimzentrierten
Benutzer überdurchschnittlich wichtig
sind.
Die Reflexiven als kulturelle Avantgarde und »neue Macher« besuchen die
Bücherei, um sich persönlich weiterzubilden sowie aus literarisch-kulturellen
Interessen. Auffällig ist auch hier, dass die
Bibliothek als inspirierender Ort wahrgenommen wird. Belletristik, Zeitschriften
und auch der Auskunftsdienst stechen bei
der Angebotsnutzung im Vergleich der Le-
| Lesesaal
Nutzerforschung
–B
.d
e
Zielgruppe an. Interessanter sind Heimzentrierte oder Konventionalisten als im
Vergleich zu ihrem Anteil an der Gesamtgesellschaft unterrepräsentierte Gruppen.
Bei der Zielgruppenansprache lässt sich
schließlich aufgrund der Nachfrageanalyse besser planen, welchem Lebensstil
die Bücherei mit welchen Maßnahmen
am wahrscheinlichsten entgegenkommt.
Zum Beispiel scheinen sich sowohl Hedonisten als auch Unterhaltungssuchende
tatsächlich über Ausbildungsunterstützung zu freuen.
Für eine Verdichtung dieser explorativen Studie als Grundlage für ein kundenorientiertes Bibliotheksmanagement
Für ein kundenorientiertes Bibliotheksmanagement ist es erforderlich,
dass die Benutzerforschung den
Lebensstilansatz aufgreift und in
zukünftigen Erhebungen weiterführt.
Bei der Übertragung der Stuttgarter
Ergebnisse auf andere Bibliotheken
muss aufgrund lokaler Unterschiede
vorsichtig vorgegangen werden.
ist es erforderlich, dass die Benutzerforschung den Lebensstilansatz aufgreift und
in zukünftigen Erhebungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (insbesondere Nicht-Kunden) weiterführt. Bei der
Übertragung der Stuttgarter Ergebnisse
auf andere Bibliotheken muss aufgrund
lokaler Unterschiede (Sozialstruktur der
Kommune, Angebotsstruktur der Bibliothek) vorsichtig vorgegangen werden – ein
Grund mehr für jede Bibliothek, sich intensiver mit ihren Zielgruppen zu beschäftigen.
w
w
bensstile hervor. Die Bibliothek ist dieser
Zielgruppe weniger wichtig (»nur« 49,7
Prozent sehr wichtig), wird am negativsten
bewertet (Durchschnittsnote 2,2) und hat
das Internet als potenzielle Konkurrenz.
Jeder Zehnte besucht die Stadtbücherei
Stuttgart zum ersten Mal.
Eher kurze Zeit benötigen die Hedonisten, um sich für Schule, Ausbildung oder
Studium zu versorgen und dafür auch die
Auskunft in Anspruch zu nehmen. Zwar
werden auch Filme und Hörbücher ausgeliehen, aber insgesamt kommen die typischen hedonistischen Charakteristika
in der Bibliotheksnutzung nicht zum Tragen. Bei der Informationsversorgung spielt
das Internet im Vergleich zu den anderen
Lebensstiltypen eine überdurchschnittliche Rolle.
Auch die Unterhaltungssuchenden sind
primär extrinsisch durch Schule, Ausbildung oder Studium motiviert (84,6
Prozent!); über 20 Prozent nutzen die Arbeitstische vor Ort. Ihrer Unterhaltungsorientierung gemäß besuchen sie die Bücherei, aber auch für Hobby und Freizeit
(zum Beispiel Filme). Besuchshäufigkeit,
Wichtigkeit der und Kommunikation
über die Bibliothek sind am geringsten; die
Besuchsdauer ist eher kurz. Jeder Dritte
bewertet das Internet wichtiger als Bücher.
stils für das Nutzungsverhalten der Bibliotheksbesucher mit Blick auf statistische
Signifikanzen und Effektgrößen eher gering. Die Befragten hatten in dieser Erhebung jedoch auch die Gemeinsamkeit,
dass sie trotz unterschiedlicher Lebensstile
alle Benutzer einer Bücherei sind. So hat
man es jeweils mit den Bildungs- beziehungsweise Lesenahen innerhalb der einzelnen Lebensstiltypen zu tun. In einer
Bevölkerungsbefragung zu Einstellungen,
Anforderungen und Verhaltensweisen
hinsichtlich Bibliotheken sind deshalb
größere Lebensstileffekte zu erwarten.
Vor einer vereinfachten Festlegung
eines Lebensstils auf ein ausschließliches
Nutzungsmuster, ist nach jetzigem Stand
zu warnen: Die erhobenen Benutzer-Stereotypen zeichnen sich nicht nur durch
auffällige Unterschiede, sondern wegen
des moderaten Lebensstileinflusses auch
durch viele Gemeinsamkeiten in ihrem
Nutzungsverhalten aus. Dennoch weist
die vorliegende explorative Nachfrageanalyse nach Lebensstilen den Weg zu einer
neuen Qualität in der bibliothekarischen
Zielgruppenbetrachtung.
Für die Stadtbücherei Stuttgart liegt
eine empirische, differenzierte Zielgruppensegmentierung nach dem aktuellen
Stand der Marktforschung vor, die insgesamt stimmige Nutzertypen ergibt. Auf
dieser Basis ist im Rahmen einer systematischen Bibliothekskonzeption eine fundierte Zielgruppenauswahl möglich. Das
–u
Martin Szlatki studierte Bibliotheksund Medienmanagement an der
Fachhochschule
Stuttgart – Hochschule der Medien
(HdM). Nach seinem
Abschluss arbeitete er zwei Jahre als Bibliothekar in der
Öffentlichen Bücherei Anna Seghers der
Stadt Mainz. 2006 nahm er das Aufbaustudium Kulturmanagement am Institut
für Kulturmanagement Ludwigsburg in
Angriff, welches er im November 2008
mit dem Abschluss Kulturmanager M.A.
erfolgreich beendete. Seit Januar dieses
Jahres ist Martin Szlatki für die Fachstelle Stuttgart tätig. – Kontakt: szlatki@
gmx.de
.B
278
BuB
w
278
Relevanz für Bibliotheken
Der Lebensstil beeinflusst die Bibliotheksnutzung. Es gibt in der Stadtbücherei
Stuttgart stark und schwach vertretene
Lebensstiltypen, die jeweils verschiedene
Nutzerprofile aufweisen.
Gleichzeitig ist im Vergleich zu anderen
Lebensstilstudien die Rolle des Lebens-
Beispiel der Stadtbücherei Stuttgart zeigt
mit den Aufstiegsorientierten, Liberal Gehobenen, Hedonisten und Reflexiven vier
Kernzielgruppen, die über 80 Prozent der
Benutzer ausmachen. Diese auch die Gesellschaft prägenden Zielgruppen sind das
Fundament, auf dem die Bibliothek steht
und das gepflegt werden muss.
Gleichzeitig kann sich der Fokus auch
auf neue Zielgruppen richten, um bisher
ungenutztes Nachfragepotenzial zu erschließen und um durch die Integration
der Lebensstile auf niedrigem Ausstattungsniveau den sozialen Aspekt von Bibliotheken zu stärken. Zum Beispiel bieten sich die Konservativ Gehobenen als
buchkaufendes Besitzbürgertum mit Distanz zur Leihbücherei wohl eher nicht als
BuB | 61 (2009) 04
Magazin
Lesesaal || BuB
BuB
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279
Blickpunkt Internet
Blickpunkt Internet
Ein Überblick über die wichtigsten Suchdienste im Netz
.d
–B
–u
Da die Inhaltsangaben in den
Verbundkatalogen verstreut sind,
kann es schon einmal dauern, bis
man auf eine »angereicherte«
Titelaufnahme trifft.
weitere Informationen zur Hand, die freilich
auf der Ebene der Inhaltsverzeichnisse (table of contents, tocs) liegen.
Da die Inhaltsangaben in den Verbundkatalogen – und davon abgeleitet, auch in
den lokalen Katalogen der Universitätsbibliotheken – verstreut sind, kann es schon
einmal dauern, bis man auf eine »angereicherte« Titelaufnahme trifft. Hier bietet sich alternativ auch die Recherche in
Dandelon www.dandelon.com an, das
den Zugriff auf die Inhaltsverzeichnisse
von mehr als einer halben Million Büchern
bietet.
w
w
Im Katalog der Bibliothek nach einem Titel
und dann nach dem Standort suchen, um
erst durch das Aufschlagen von zwei Buchdeckeln den Inhalt einschätzen zu können
– das war gestern! Nun gut, ich habe die
Angabe von Schlagwörtern und Interessenkreisen in Katalogen unterschlagen, damit
kam man schon weiter. Dennoch zeigt ein
Blick in ein Inhaltsverzeichnis, ein Register
oder bestenfalls eine Volltextindexierung
mehr.
Mit der Digitalisierung im Druck- und
Verlagswesen ist es prinzipiell möglich geworden, den Text von Büchern zu recherchieren. Und wie immer wäre es natürlich
am schönsten, eine Metasuche durchführen zu können, also möglichst viele Bücher
gleichzeitig nach relevanten Inhalten durchsuchen zu können. Dem stehen Urheberund Verwertungsinteressen entgegen: Autorinnen, Autoren und Verlage wollen für
ihre Tätigkeit einen Gegenwert sehen. Verständlich. Also ein Interessengegensatz zwischen Nutzerinteressen und Vermarktungsstrategie? Das muss nicht unbedingt sein,
ich komme zum Schluss dieses Beitrags noch
einmal darauf zurück.
Wichtig aus Nutzersicht ist aber die Frage, inwieweit man doch im Inhalt von Büchern recherchieren kann. Unsere Professi-
on hat sich schon seit längerer Zeit auf den
Weg gemacht – mithilfe der »Anreicherung« der bibliografischen Daten in Katalogen – sich diesem Bedürfnis anzunähern.
Wer in Verbundkatalogen (bvb, hbz, gbv,
swb) recherchiert (zum Beispiel via KVK,
www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html),
hat einen großen Datenfundus zur Verfügung und sieht oft bei der Ergebnisanzeige einen Link zum Inhaltsverzeichnis und zu
Verlagsinformationen (»Klappentexte«) des
betreffenden Buches. Beim SWB sind auch
Links zu Rezensionsdiensten wie IFB (Informationsmittel für Bibliotheken, ifb.bsz-bw.
de) zu finden. Damit haben die Benutzer
.B
Mit der Digitalisierung im Druck- und Verlagswesen ist es möglich geworden, den Inhalt von Büchern elektronisch zu recherchieren. Jürgen Plieninger gibt im Folgenden einen Überblick über die besten
Vorgehensweisen und wichtigsten Suchdienste.
w
@
Dr. Jürgen Plieninger arbeitet als Bibliothekar in Tübingen und ist im Internet als
Informationsanbieter und Rechercheur aktiv.
Näheres zur Person unter http://homepages.
uni-tuebingen.de/juergen.plieninger
BuB | 61 (2009) 04
Mehr Informationen über tocs und enriched content bietet das netbib-wiki unter wiki.netbib.de/coma/EnrichedContent.
Vielleicht sollte man an dieser Stelle herausstellen, dass die »Anreicherung« für Benutzer durchaus Vorteile hat, welche die
Volltextsuche nicht bietet: Indem sie weniger Inhaltsinformation als die Volltextindexierung aufweiset, »verliert« man sich doch
nicht so rasch in einer hohen Zahl an Ergebnissen. Angereicherte Titelaufnahmen bieten also mehr relevante Informationen zum
Inhalt als reine bibliografische angeben,
aber doch eine eingeschränkte Anzahl an
Ergebnissen!
Die Suche im Inhalt von Büchern! Fangen wir mit der A9 a9.com an: Sie bietet gesammelt die Informationen, die der Buchgroß- (und mittlerweile Gemischtwaren-)
Händler Amazon auch bei der normalen
Buchsuche anbietet. (Allerdings sind die Bestände leider nicht ganz konsistent, manchmal lohnt sich daher die Recherche sowohl
in der Suchmaschine als auch beim Shop des
Buchhändlers). Hier bekommt man bei etlichen Büchern links über dem Thumbnail des
Buchcovers den Hinweis »Blick ins Buch«
oder (bei der englischsprachigen Variante)
»Search Inside« eingeblendet. Wenn man
darauf klickt, bekommt man »angereicherte
Informationen« angezeigt, wie man sie von
Katalogen her kennt, oft auch ein Schnupperkapitel.
Interessant ist dann freilich die bei der
Ergebnisanzeige zusätzlich eingeblendete Suchmöglichkeit, sodass man im betreffenden Buch mithilfe von Stichwörtern weitersuchen kann. So kann man überprüfen,
ob und wie oft ein bestimmtes Stichwort im
Text vorkommt. Wenn man zudem Kunde
dieses Großhändlers ist, kann man sich anmelden und bekommt die betreffende Seite
angezeigt.
Leider reicht es nicht aus, sich dort registriert zu haben, man muss schon einmal
– bezogen auf das jeweilige Land – etwas
bestellt haben, um berechtigt zu sein. Ob
dies nun dem Urheberrecht oder der Verkaufsförderung dienen soll, möchte ich einmal dahingestellt sein lassen; jedenfalls bietet sich hier die Möglichkeit, bei einem bestimmten, umfangreichen Segment von
(Sach-)Büchern im Volltext zu recherchieren. Für wissenschaftlich Arbeitende ist das
wertvoll, können sie so doch schon vor dem
e
Dem Inhalt von Büchern auf der Spur
280
BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Blickpunkt Internet
Blickpunkt Internet
w
e
(www.b-u-b.de)
(Bis 2000: »Buch und Bibliothek«)
Fachzeitschrift des BIB . Berufsverband
Information Bibliothek e.V.
(www.bib-info.de)
61. Jahrgang,
Nr. 04, April 2009
ISSN 0340-0301
.d
libreka hat auch viele Bücher
in den Bereichen Belletristik sowie
Kinder- und Jugendliteratur an Bord,
sodass es besonders interessant für
Öffentliche Bibliotheken ist!
w
Googles Buchsuche ist umfangreicher als
A9, weil Digitalisate mit einbezogen werden und daher die Ergebnisliste auch sehr
viel weiter in die Vergangenheit reicht. Bei
der Suche kann man die gewohnte GoogleSyntax für die Recherche verwenden (also
beispielsweise »vereinte nationen« +peacekeeping +uganda) oder auch die differenzierte »erweiterte Suche« verwenden, um
spezifische Ergebnisse zu erzielen.
Die Ergebnisdarstellung bietet eine umfangreichere Innensicht als A9, wenn auch
nicht den gesamten Volltext des dargestellten Werkes. Dies wird freilich durch die
Möglichkeit ausgeglichen, mit neuen Stichwörtern im Inhalt des betreffenden Buches
zu suchen, womit denn doch für den Nutzer
die Möglichkeit gegeben ist, genauer zu bestimmen, ob das Buch aus der Bibliothek, via
Fernleihe oder Subito besorgt werden muss
oder nicht.
Auf dem deutschen Buchmarkt ist seit einiger Zeit libreka www.libreka.de am Start,
eine Volltextdatenbank des Börsenvereins,
die ebenfalls eine Suche mithilfe von Stichwörtern und Phrasen bietet, dazu eine erweiterte Suche und bei den Ergebnissen
die Optionen, im Inhalt mit weiteren Stichwörtern zu recherchieren oder die Suche als
RSS-Feed zu speichern. Damit bietet libreka
mehr als manche Provider von E-Books wie
beispielsweise Ciando, bei denen man überwiegend lediglich nach spezifischen Werken
recherchieren kann, nicht aber in deren Inhalt.
Ein Alleinstellungsmerkmal von libreka ist
die Möglichkeit zu browsen, die links in einer Navigationsleiste unter »Themen« angeboten wird. Zwar ist die angebotene Sys-
–B
@@@@
–u
@
tematik nicht sehr fein und infolgedessen
sind in manchen Unterkategorien über tausend Bücher aufgeführt. Dennoch stellt dies
eine sinnvolle Ergänzung zur Suche mithilfe
von Stichwörtern dar.
Und was anhand dieser Systematik auch
gut abzulesen ist: libreka hat auch viele Bücher in den Bereichen Belletristik sowie Kinder- und Jugendliteratur an Bord, sodass es
besonders interessant für Öffentliche Bibliotheken ist!
Volltextsuche sollte eigentlich überall
möglich sein, sagte ich am Anfang. Wie man
an libreka ablesen kann, haben allmählich
auch die Verlage begriffen, dass eine bessere Recherchierbarkeit des Inhalts von Büchern die Verkaufschancen erhöhen kann.
Wer es merkwürdigerweise noch nicht begriffen hat, sind die Book on Demand-Verlage, auf deren Webseiten man vergeblich
nach Recherchemöglichkeiten im Inhalt der
angebotenen Bücher sucht.
Besser, wenn auch nicht vorbildlich, ist
daher Lulu.com www.lulu.com/de/, ein
Dienst, der die Möglichkeiten eines Volltextservers mit jenem eines Book on DemandVerlags vereint. Auch hier hat man die Möglichkeit, mit Stichworten im Inhalt der Bücher zu recherchieren, differenziertere
Suchmöglichkeiten gibt es allerdings erst bei
der Darstellung der Ergebnisse. Dort kann
man einschränkende Suchbegriffe, Schlüs-
.B
Besorgen eines Buches prüfen, ob es relevante Stellen enthält.
Googles Buchsuche können Sie unter
books.google.de erreichen. Wenn Sie einen Account bei Google besitzen und dort
eingeloggt sind, können Sie sich Ergebnisse
auch unter dem Punkt »Meine Bibliothek«
notieren und später wieder darauf zugreifen beziehungsweise diese Angaben anderen zugänglich machen.
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280
280
selwörter, Kategorien eingeben, allerdings
werden nicht die betreffenden Stellen in den
Werken selbst dargestellt.
Man könnte Weiteres über die Recherche
in E-Books und über die Möglichkeit, Dokumente auf Volltextservern als Buch zu bestellen (probieren Sie in diesem Fall einmal
die Recherche bei proprint www.proprintservice.de aus) schreiben, die Angebote
und die Recherchemöglichkeiten sind jedoch sehr verstreut. Die vorgestellten Suchdienste sind nach meiner Erfahrung jene, die
die meisten Ergebnisse bei der Suche nach
dem Inhalt von Büchern bringen.
Herausgeber:
Dr. Carola Schelle-Wolff, Hannover
Olaf Eigenbrodt, Berlin
Prof. Cornelia Vonhof, Stuttgart
Redaktionsbeirat:
Dale S. Askey, Kansas State University
Library, Manhattan, KS .Prof. Jürgen
Hering, Stuttgart . Dr. Jürgen Lodemann,
Schriftsteller, Freiburg im Breisgau und
Essen . Dr. Gerhard W. Matter, Kantonsbibliothek Baselland, Liestal . Prof. Dr.
Elmar Mittler, Göttingen . Walburgis Otte,
Bibliothek der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven . Dr. Georg Ruppelt,
Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek/Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover
. Barbara Schleihagen, Deutscher Bibliotheksverband, Berlin . Dr. Harald Weigel,
Vorarlberger Landesbibliothek, Bregenz
Redaktion:
BuB
Postfach 13 24 . 72703 Reutlingen
Gartenstraße 18 . 72764 Reutlingen
Telefon (0 71 21) 34 91-0
Telefax (0 71 21) 30 04 33
E-Mail: [email protected]
Redaktion: Julia Hellmich (hel) und
Bernd Schleh (verantwortlich, slh) . unter
Mitarbeit von Michael Reisser (rei) und Susanne Richt (ric)
Verlag und Anzeigenverwaltung:
BOCK + HERCHEN Verlag
Postfach 11 45 . 53581 Bad Honnef
Reichenbergerstraße 11 e .
53604 Bad Honnef
Telefon (0 22 24) 57 75
Telefax (0 22 24) 7 83 10
E-Mail: [email protected]
Anzeigenverwaltung: Gabi Bott
Herstellung:
Satz: Punkt & Pixel, Bad Honnef
Druck: Strube OHG, Gudensberg
Erscheinungsweise:
zehn Hefte jährlich (Doppelhefte: Juli/August und November/Dezember)
Preis:
je Heft € 12,50, jährlich € 88,–
Studierende sowie Mitglieder des
VDB jährlich € 44,–
Preise einschließlich Mehrwertsteuer
und zuzüglich Versandgebühr.
Für Mitglieder des BIB ist der Bezug
im Mitgliedsbeitrag enthalten.
BuB ist kündbar bis jeweils
15. November.
Bezug durch den Verlag
Redaktionsschluss
für Heft 6/2009: 14. April
Anzeigenschluss
für Heft 6/2009: 4. Mai
BuB | 61 (2009) 04
Magazin
Lesesaal || BuB
BuB
281 281
281
Fachliteratur
Nicht ohne Voraussetzungen
Breidbach nennt eine solche Zusammenstellung die »absolute« Konzeption einer
»Wissensordnung«, und sie hat sich voll
entfaltet im wissenschaftlichen Gottvertrauen des Barock. Sie erscheint naiv, weil
sie sich darauf verlässt, dass sich das Wissen von selbst ordnet.
Dafür liegt das Beispiel aus der bibliothekarischen Praxis nahe: Wer Klassifikationen verwendet, weiß schon, dass das
Einordnen nicht immer klappt. Das Einordnen von etwas Gewusstem ist stets ein
bewusster Akt, weil dafür Entscheidungen
nötig sind. Und diese Entscheidungen betreffen stets auch die Frage, ob das, was da
gerade klassifiziert wird, überhaupt schon
einen Platz in der Ordnung hat – oder ob
man ihm einen neuen schaffen muss.
Aus letzterem erhöbe sich gleich die
nächste Frage: Muss nun vielleicht auch an
anderer Stelle der Klassifikation geändert
werden, um der neuen Klasse gerecht zu
werden? Die eine neu zu klassifizierende
Information führt also möglicherweise zu
tieferen Änderungen der Klassifikation.
Oder abstrakter, außerhalb bibliothekarischer Bezüge formuliert: Information zu
interpretieren bedeutet, sie »auf den Gesamtkontext der schon verfügbaren Informationen zu beziehen« (Seite 127).
Das Neue, wird es eingeordnet, verändert die Ordnung. Nur dann kann auch
die Gesamtheit des Wissens größer sein
als die Summe der Einzelinformationen –
eben weil die Interpretationsleistung hinzutritt.
Breidbach legt Wert darauf, dass das Interpretieren von Informationen seinerseits
keineswegs voraussetzungsfrei ist, sondern
nur angemessen verstanden werden kann
als Reflex der historischen Situation und
des kulturellen Umfeldes, indem es geschieht. Zudem müssen die Verfahren
des Interpretierens beziehungsweise der
Bewertung von Informationen selbst als
Ausdruck praktischen Wissens und damit
als Teil der Wissensordnung beschrieben
werden: Ganz schön kompliziert!
Wahre Sätze
–u
–B
Breidbach, Olaf: Neue Wissensordnungen.
Wie aus Informationen und Nachrichten
kulturelles Wissen entsteht. 1. Auflage.
Frankfurt (Main): Suhrkamp, 2008 (Edition Unseld; 10). 181 Seiten. – broschiert
10,– Euro
jekts statt, aber seine Überprüfung kann
außerhalb geschehen, indem man fragt:
Ist es wahr? Lässt sich eine Rechtfertigung
dafür angeben?
Interessanterweise impliziert diese platonische Definition auch eine bestimmte
Weise, wie der Kosmos allen möglichen
Wissens zusammenzudenken wäre: Er
kann ja nur aus allen möglichen wahren
Sätzen bestehen. Hätte man diese, käme es
nur darauf an, sie in die rechte Beziehung
zu einander zu setzen.
.d
Zum Verhältnis von
Information und Wissen
ie Bücher der im letzten Jahr gestarteten »Edition Unseld« sind
dünn und preisgünstig, sie zielen
damit auf ein größeres Publikum. Anspruchsvoll streben die ersten Bände der
Edition danach, den Lesern die Welt zu
erklären, oder kantischer noch, die Bedingungen einer solchen Welterklärung zu
diskutieren.
In diese Kategorie fällt auch der Band
von Olaf Breidbach über die »Neuen
Wissensordnungen«, der eben nicht bestimmtes Wissen vermitteln möchte, sondern das Wissen für sich als kulturelles
und historisches Phänomen in den Blick
nimmt. Das lässt eigentlich – für Bibliothekare als Arbeiter an oder in der Wissensordnung zumal – interessante Lektüre
erwarten.
Doch dürfte es auch außerhalb unseres Berufsstandes nicht allzu viele Leser
geben, die Honig aus dem Büchlein saugen können, weil der Jenaer Professor für
die Geschichte der Naturwissenschaften
mehr Mühe auf die Ausbreitung seines
reichen Materials denn auf seine Aufbereitung verwandt hat.
In welcher Form sich das bemerkbar
macht, wird im Folgenden noch erläutert.
Zunächst zum Inhalt.
e
D
Neues verändert
die Ordnung
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w
w
.B
Das Buch wird regiert von zwei Grundgedanken, die Breidbach verschiedentlich
wiederholt. Der erste steckt auch im Titel:
»Information« und »Wissen« sind nicht
dasselbe, sondern Wissen entsteht erst aus
Information, und zwar durch Interpretation und Reflexion. Wissen ist »interpretierte
Information« (Seite 12, 168 und weitere).
Der zweite betrifft das Wesen der Interpretation: Eine neue Information kann
nur interpretiert werden, indem man sie
in Beziehung setzt zu dem, was schon
gewusst wird, also indem man sie in das
»Netz« seines Wissens einbezieht – und
dies führt notwendig dazu, dass das Netz
sich verändert. Wissensordnung muss
man dynamisch verstehen, nicht statisch!
Das Buch versucht zu erklären, was diese beiden Gedanken bedeuten und welche
Folgen sie haben dafür, wie Wissensordnung zu modellieren wäre. Dem ersten
Gedanken nähert man sich vielleicht am
einfachsten über einen Vergleich mit der
platonischen Wissensauffassung, die als
Diskussionsfolie auch noch die zeitgenössische Erkenntnistheorie regiert.
Für Platon bedeutet etwas zu wissen,
eine »wahre, gerechtfertigte Meinung«
über etwas zu haben. »Wissen« findet damit zwar im Kopf eines wissenden Sub-
Anschrift des Rezensenten: Dr. Joachim Eberhardt,
Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, 91051
Erlangen; [email protected]
BuB | 61 (2009) 04
`
282
BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Fachliteratur
Umbruch in der
Informationslogistik
H
ermann Röschs Buch ist das Ergebnis eines mehrmonatigen Forschungsaufenthalts in den USA im
Wintersemester 2007/2008. Der Autor,
Professor an der Fachhochschule Köln,
geht der Frage nach, wie weit das wissenschaftliche Bibliothekssystem in den USA
in der Lage ist, dem Funktionsbedarf netzbasierter digitaler Kommunikation der
Wissenschaften gerecht zu werden.
Es geht also um nicht weniger als um die
Frage, ob die wissenschaftlichen Bibliotheken der USA in Zukunft einen aktiven
Part in der Informationslogistik für die
Wissenschaft spielen oder ob die meisten
.d
e
Analyse des wissenschaftlichen
Bibliothekswesens in den USA:
Rahmenbedingungen, Anforderungen und Konzepte
Es geht um nicht weniger als um die
Frage, ob die wissenschaftlichen
Bibliotheken der USA in Zukunft einen
aktiven Part in der Informationslogistik
für die Wissenschaft spielen werden.
.B
–u
–B
Rösch, Hermann: Academic Libraries und
Cyberinfrastructure in den USA. Das System wissenschaftlicher Kommunikation zu
Beginn des 21. Jahrhunderts. Wiesbaden:
Dinges & Frick, 2008 (BIT online: Innovativ; 21). 127 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen. – broschiert 24,50
Euro
w
w
Leider führt das Buch den bibliothekarischen Leser zu keinen neuen Einsichten.
Zwar beschäftigt sich Breidbach hin und
wieder mit den »materiellen Repräsentanten« einer Wissensordnung oder zieht sie
als Beispiele heran, wie eben eine Klassifikation oder Enzyklopädie. Aber das
eigentliche Geschehen der Wissensordnung ist für ihn abstrakt im »Erfahrungs-,
Sprach- und Handlungsraum« (Seite 149)
der Kultur zu suchen.
Mehr als die Frage, wie die Dynamik
des Wissens ihren angemessenen Niederschlag in den Werkzeugen der Wissensaufbereitung (etwa in Datenbanken)
finden könnte oder sollte, reizt ihn das
Nachdenken darüber, wie sich die Dynamik des Wissens neurobiologisch, systemtheoretisch oder computertechnisch »modellieren« lässt. Überlegungen zu solchen
Modellen dürften allerdings nur für wenige Leser zum Verständnis des Gesamtthemas beitragen, zumal Breidbach sich zur
Darstellung der jeweiligen Fachsprache
bedient.
Ohnehin hat Breidbach es versäumt,
auf die Zielgruppe der »Edition Unseld« –
den interessierten und gebildeten Laien –
Rücksicht zu nehmen. Er präsentiert einen
Wildwuchs der Gedanken und Beispiele,
der Theorien und Fachsprachen, in häufig assoziativ erscheinender Folge und mit
Teilwiederholungen, deren Funktion sich
nicht immer erschließt. So findet sich eine
definitorisch klingende Formulierung
wie »Wissen ist ...« an die zwanzigmal im
Buch. Es bleibt aber dem Leser überlassen,
ob oder wie er die verschiedenen Formulierungen unter einen Hut bringt.
Breidbachs Inhaltsverzeichnis bietet
ebenfalls keine Orientierung, sondern
ist eine Liste aus wenig aussagekräftigen
Einzelbegriffen: 75 Einträge bestehen aus
einem Wort, fünf aus zweien, und es sind
Worte wie »Beschreibungen«, »Zentrierungen« oder »Kultivierungen« (letzterer
muss gleich für zwei Abschnitte herhalten). Hier hätte man dem Autor den Mut
gewünscht, seinen Stoff für den Leser stärker zu reduzieren und aufzubereiten.
Daher ist Interessierten eher David
Weinbergers weniger anspruchsvolle, dafür aber ansprechendere und mehr an der
bibliothekarischen Praxis orientierte, gut
gelaunte kleine Kultur- und Handlungsgeschichte der Wissensordnung »Everything is miscellaneous« zu empfehlen (siehe auch die Rezension von Jürgen Plieninger in BuB Heft 10/2007, Seite 750/751).
Das Buch liegt mittlerweile in deutscher
Übersetzung (»Das Ende der Schublade«,
Hanser 2008) vor.
Joachim Eberhardt
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282
282
Anschrift des Rezensenten: Prof. Dr. Konrad Umlauf, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für
Bibliotheks- und Informationswissenschaft, Dorotheenstraße 26, 10117 Berlin; konrad.umlauf@ibi.
hu-berlin.de
von ihnen überflüssig und die übrigen zu
Buchmuseen werden. Zur Beantwortung
der Frage könnte man Prognoseverfahren wie eine Delphi-Studie durchführen,
aber wahrscheinlich käme man zu wenig
brauchbaren Ergebnissen. Der produktive
Autor* ist einen anderen Weg gegangen,
der in einer vollkommen tragfähigen Argumentation bei seinen souveränen und
detaillierten Kenntnissen der Verhältnisse
in USA zu einem überzeugenden Ergebnis
kommt.
Alternatives Erklärungsmodell
Rösch beginnt mit einem Aufriss der
wissenschaftlichen Kommunikation im
Umbruch und struktureller Entwicklungsoptionen der wissenschaftlichen Bibliotheken. Beide analysiert er aus der Perspektive der Systemtheorie, dabei Niklas
Luhmann folgend:
Historisch stand die isolierte Einzelbibliothek am Anfang. In der Phase des
segmentär differenzierten Bibliothekssystems strebten die einzelnen Bibliotheken
danach, möglichst gleichartig zu sein,
also jede einzelne hatte den Ehrgeiz, der
Wissenschaft die benötigte Information
komplett zur Verfügung zu stellen, wie es
Leibniz idealtypisch gefordert hatte.
Spätestens im 19. Jahrhundert führte
die wachsende Publikationsflut zur Erkenntnis, dass dies nicht leistbar ist; einzelne Bibliotheken gewannen nun die
Funktion einer mehr oder minder anleitenden Instanz (stratifikatorisch differenziertes Bibliothekssystem), besonders in
Frankreich, England und Preußen, wo die
BuB | 61 (2009) 04
Magazin
Lesesaal || BuB
BuB
283 283
283
Fachliteratur
*
w
w
Zuletzt: Hermann Rösch: Das Auskunftsinterview. In: Tom Becker [Hrsg.]: »Was für ein
Service!«. Wiesbaden: Dinges & Frick, 2007
(BIT online: Innovativ; 13), S. 69–82. – Engelbert Plassmann, Hermann Rösch, Jürgen
Seefeldt, Konrad Umlauf: Bibliotheken und
Informationsgesellschaft in Deutschland.
Eine Einführung. Wiesbaden: Harrassowitz,
2006
BuB | 61 (2009) 04
„ bibliothekarische Einrichtungen als
.d
e
Plattformen informeller Kommunikation.
Rösch sieht gute Voraussetzungen, dass
die wissenschaftlichen Bibliotheken in
den USA den veränderten Anforderungen
gerecht werden und auch künftig eine
effiziente und effektive Rolle im Wissenschaftssystem spielen können – wenn er
auch betont, dass hierfür noch einige Widerstände sowohl in den Bibliotheken wie
bei deren Trägern zu überwinden sind.
Man hätte sich vorstellen können, dass
Rösch die Erfordernisse der Heterogenitätsbehandlung und der Standards für
Datenaustausch, für Metadata Harvesting
und für Kollaboration tiefer behandelt.
Dies ist, was den Inhalt des nicht sehr
umfangreichen, aber außerordentlich er-
–B
w
Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass
sich das US-amerikanische Bibliothekswesen teils aufgrund der föderalen Struktur und der Zurückhaltung der Bundesebene, teils aufgrund der gesplitteten
Trägerschaft (privat – staatlich) bei in
vielen Fällen außerordentlichen Etatmitteln überwiegend noch in der Phase eines
stratifikatorisch differenzierten, teilweise
noch eines segmentär differenzierten Systems befindet.
Aber auch die Library of Congress, so
zitiert Rösch, hat im Jahr 2000 dargelegt,
dass heute keine einzelne Bibliothek mehr
in der Lage ist, dass Wissenschaftssystem
komplett mit der benötigten Information
zu versorgen. Nur ein funktional differenziertes System kann dies leisten. Ansätze dazu sieht Rösch vor allem in Formen
arbeitsteiliger Bibliothekskooperation wie
Global Resources Network, JSTOR, Portico, CLOCKSS oder SPARC und bescheinigt den amerikanischen Verbänden,
–u
Funktional differenziertes System
dass sie mit Energie und Erfolg den Wandel zum funktional differenzierten System
befördern.
Ausführlich beschreibt der Autor die
Anforderungen, die seitens der Wissenschaft an ihre Informationslogistik gestellt
werden. Hier behandelt er gründlich den
»Atkins-Report« von 2003 und die nachfolgenden Studien zur Cyberinfrastructure wie den »Cultural Commonwealth
Report«. Bemerkenswert ist, mit welcher
Klarheit bei aller Knappheit der Autor diese Entwicklungen kennzeichnet und analytisch einordnet.
Er hält folgende Merkmale dieses Umbruchs in der wissenschaftlichen Kommunikation fest:
„ Primat der Online-Quellen und Beschleunigung
„ Interdisziplinarität, Kollaboration, Internationalisierung
„ Mengenwachstum und Informationsüberflutung
„ wachsende Bedeutung informeller
Kommunikationsformen und nachlassende Unterscheidbarkeit von institutionell formalisierten Kommunikationsformen (Strukturverlust der Kommunikation)
„ Nutzung von Datenbank- und Retrievaltechnologie
„ Data-Mining, Aufwertung und exponentielle Vermehrung wissenschaftlicher Primärdaten
„ Selbst-Archivierung und Open Access
„ Multimedialität.
Wertvoll in diesem Zusammenhang ist,
dass Rösch die Tatsache diskutiert, dass
Open-Access-Publikationen bei Berufungen von Professoren teilweise einfach
ignoriert werden und wie sie mittels informetrischer Ansätze und Web-2.0-Funktionalitäten in formalisierte Bewertungen
eingehen können.
.B
Königliche Bibliothek in Berlin mit dem
Gesamtkatalog begann.
An der Schwelle zum 20. Jahrhundert
wandelte sich dieses System, das freilich im
Verhältnis der Universitätsbibliothek zu
den Institutsbibliotheken oft erst mit beträchtlicher Zeitverschiebung eingeführt
wurde, zu einem funktional differenzierten Bibliothekssystem, das durch eine
vernetzte und koordinierte Kooperation
(zum Beispiel Leihverkehr, abgestimmte
Erwerbung, Sondersammelgebietesplan)
gekennzeichnet ist.
Damit liefert Rösch nebenbei ein bisher
von den Bibliothekshistorikern nicht beachtetes Erklärungsmodell. Dieses wendet
Rösch auf das Bibliotheksystem und seine
Rahmenbedingungen in den USA an, das
er ausführlich, zielstrebig und besonders
an aktuellen Entwicklungen interessiert
analysiert (etwa die Rolle der Library of
Congress, der Verbände oder des OCLC,
einzelne Projekte, Organisationen und
Initiativen wie Coalition for Networked
Information, Educause, Digital Library
Federation).
Maßgebliche Impulse
für Deutschland
Abschließend hebt Rösch folgende Eckpunkte für eine Neuorientierung des
wissenschaftlichen Bibliothekssystems in
USA hervor:
„ Integration von Primärdaten
„ Repositorien für Primärdaten und für
digitale Publikationen (die ihrerseits
ein arbeitsteiliges System bilden müssen)
„ digitale Langzeitarchivierung
„ Datenpflege/Mehrwertdienste
„ Entwicklung geeigneter Standards
„ Retrodigitalisierung
„ Auskunftsdienst/Informationsvermittlung
Der Autor sieht gute Voraussetzungen, dass die wissenschaftlichen Bibliotheken in den USA den
veränderten Anforderungen gerecht
werden und auch künftig eine effiziente und effektive Rolle im Wissenschaftssystem spielen können.
giebigen Buches angeht, der einzige Kritikpunkt, den der Rezensent anzumerken
hat.
Eine gewichtigere Kritik richtet sich
auf verlagstypische Merkmale des Buches:
sehr kleines Schriftbild, zu grob gerasterte
Screenshots, dass der Leser mitunter kaum
Details erkennen kann, schlampige Herstellung (so ist auf über der Hälfte der
Seiten die Seitenzahl auf die letzte Ziffer
verkürzt).
Das Buch sollte für das deutsche Bibliothekssystem maßgebliche Impulse geben.
Eine entsprechende Analyse für das deutsche Bibliothekssystem steht aus.
Konrad Umlauf
284
BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Fachliteratur
Anschließend wird ausgeführt, wie sich
die Diskussion über Erwerbungsprofile
in den Neunzigerjahren entwickelte, als
die Bibliotheken zunehmend in Finanzierungsschwierigkeiten gerieten. Preissteigerungsraten, die deutlich über der Inflationsrate lagen, die Ausweitung der Literaturproduktion und die Entwicklung der
neuen elektronischen Medien, die zusätzlich erworben werden sollten, zwangen die
Bibliotheken, sich auf ihre wesentlichen
Aufgaben zu beschränken.
Gleichzeitig führten die Sparbemühungen der Unterhaltsträger zu geringer
wachsenden oder sogar sinkenden Erwerbungsetats. Dies erforderte, diesen gegenüber die Notwendigkeit der Etatsicherung
und Etaterhöhung zu begründen. Der
Nutzen ausgearbeiteter Erwerbungsprofile
wurde darin gesehen, dass ein konsistenter
Bestand aufgebaut, die Erwerbung effizient organisiert und das eigene Handeln
legitimiert wird.
Dies steht im Widerspruch dazu, dass
trotzdem sehr viele Bibliotheken ohne
ein ausgearbeitetes Erwerbungsprofil arbeiten. Mit Erwerbungsprofilen kann die
konkrete Beschaffung evaluiert werden,
es können Einsparmöglichkeiten ebenso
bestimmt wie Lücken als Differenz von
Soll- und Ist-Erwerbung nachgewiesen
werden, und sie können eine Grundlage
für planmäßige Aussonderungen sein.
Dies gilt besonders, wenn mehrere Bibliotheken sich in ihren Beständen ergänzen
sollen und deshalb in der Erwerbung kooperieren.
Danach werden zwei Grundformen beschrieben: Die Form des beschreibenden
Erwerbungsprofils ist textbasiert. Es geht
von der Aufgabe und dem Profil der Bibliothek aus und beschreibt den jeweiligen
Fachzuschnitt, die Auswahlkriterien und
die Materialkriterien. Der Conspectus
hingegen arbeitet formaler und definiert anhand der Bestandsgliederung die
.B
w
w
Anschrift des Rezensenten:
Dr. Adalbert Kirchgäßner, Bibliothek der Universität Konstanz, Universitätsstraße 10, 78457 Konstanz; [email protected]
Unterschiede in den Bibliothekssystemen
Breiten Raum nimmt in der Arbeit die
Diskussion über Erwerbungsprofile ein.
In Deutschland wurde diese Diskussion
von der Kommission für Erwerbung und
Bestandsentwicklung des DBI getragen,
die unterstützt von einer eigenen Expertengruppe vorhandene und in den Bibliotheken eingesetzte Erwerbungsprofile
sammelte sowie zur Diskussion stellte.
Hierbei stellte sich heraus, dass in den
einschichtigen Bibliotheken Westdeutschlands kaum Erwerbungsprofile ausgearbeitet und für die laufende Erwerbung genutzt wurden. Dies wurde damit begründet, dass zum einen die Erwerbung meist
durch den aktuellen Bedarf von Forschung
und Lehre bestimmt werde und es kaum
möglich sei, sich an theoretischen Bestandsvorstellungen zu orientieren. Auch
sei die Kompetenz für die Titelauswahl
.d
Etatabsicherung mithilfe
des Erwerbungsprofils
–u
Kaufer, Marion: Erwerbungsprofile in
wissenschaftlichen Bibliotheken. Eine
Bestandsaufnahme. Graz: Neugebauer,
2008 (Schriften der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare; 4). 91 Seiten. – broschiert 22,– Euro
Sammlungstiefe und die Sammelintensität auf verschiedenen Stufen für die verschiedenen Fachgruppen. Vielfach wird
eine Mischform genutzt, indem der Auftrag der Bibliothek und das Profil verbal,
die Sammlungstiefe und -intensität quantitativ beschrieben werden.
–B
Inhalt und Nutzen von Erwerbungsprofilen für wissenschaftliche Bibliotheken
arion Kaufer referiert in ihrer
Master-Thesis die Diskussion
über Erwerbungsprofile, ihren
Inhalt und ihren Nutzen, die in den letzten zwanzig Jahren stattgefunden hat. Zu
Beginn wird dargestellt, dass Erwerbungsprofile Regeln für den Bestandaufbau beschreiben und Arbeitsinstrumente für die
praktische Erwerbung sind. Sie sind Leitlinie für Kooperationen von Bibliotheken
und legen den Nutzern der Bibliothek offen, was sie in der jeweiligen Einrichtung
vorfinden werden.
e
M
Überblick über
die Diskussion der
letzten Jahre
w
284
284
Die Meinung der Fachwelt zu
diesem Thema ist sehr ambivalent,
zumal die praktische Erarbeitung einen
hohen Aufwand fordert.
vielfach bei den Hochschullehrern. Deshalb scheute man den hohen Aufwand,
Erwerbungsprofile zu erstellen, wenn diese durch die äußeren Bedingungen keine
Auswirkung auf die praktische Erwerbung
hätten.
In den zweischichtigen Bibliothekssystemen vertrat man die Ansicht, dass
Erwerbungsprofile zur Abstimmung der
Erwerbungen zweckmäßig wären. Da die
zentrale UB aber keine Weisungsmöglichkeit gegenüber den dezentralen Bibliotheken habe, funktionieren Absprachen
nur bei beiderseitigem guten Willen und
können nicht allgemein durchgesetzt
werden. Der Bestandsaufbau erfolge benutzerzentriert und sei zudem weitgehend
Mangelverwaltung. Deshalb hätten Erwerbungsprofile auch dort, wo sie erstellt
wurden, kaum praktische Relevanz.
In den neuen Bundesländern bestand
vielfach die Absicht, den Bestand planmäßig an Profilen orientiert aufzubauen und
vorhandene große Lücken im Bestand zu
schließen. Praktisch führten konkrete BeBuB | 61 (2009) 04
Magazin
Lesesaal || BuB
BuB
285 285
285
Fachliteratur
w
Die angeführten Beispiele zeigen, dass
Erwerbungsprofile den guten Willen
zur Absprache in einem verzweigten
Bibliothekssystem dokumentieren.
w
sowie der Information der Nutzer. Die UB
Wien beabsichtigt damit, Mehrfachbeschaffungen im universitären System zu
reduzieren. Und die StUB in Bern nutzt
ihr Erwerbungsprofil ausschließlich zur
internen Abstimmung.
Abschließend wird anhand eines Beispiels aus den USA dargelegt, dass auch
dort die Diskussion über Erwerbungsprofile sich sehr beruhigt hat. Erwerbungsrichtlinien beziehen sich in den USA eher
auf den Gesamtbestand. Und wenn konBuB | 61 (2009) 04
e
Memorial Library, zeigt deutlich, welchen
Aufwand das Arbeiten mit einem Erwerbungsprofil erfordert. Möglicherweise ist
der Aufwand nur für große Bibliotheken
gerechtfertigt, da bei kleinen Bibliotheken
dem sehr hohen Aufwand nur ein begrenzter Nutzen gegenüber steht.
Reale Beispiele
Die Diskussion um Erwerbungsprofile
fand in den Neunzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts statt und ist inzwischen abgeebbt. Der Nutzen vorhandener
Erwerbungsprofile zur Selbstreflexion, zur
Rechenschaftslegung nach außen und zur
Erwerbungsabstimmung zwischen Bibliotheken ist unbestritten, wenn sich die
Bibliothek danach richten kann und nicht
tagesaktuell ständig auf wechselnde Anforderungen reagieren muss.
Abschließend wird festgestellt, dass der
hohe Aufwand zur Erstellung wie die rasche Veränderung der Anforderungen zu
weitgehender Abstinenz führe. Fast nur
–B
.d
Im letzten Teil der Arbeit werden beispielhaft einige Bibliotheken und ihre
Erfahrungen mit Erwerbungsprofilen
vorgestellt. Die Staatsbibliothek zu Berlin
hat ein Erwerbungsprofil, das allgemeine
Richtlinien und Profile aller Fächer umfasst sowie Lückenergänzungen und Sondersammlungen berücksichtigt. Dieses
wird den laufenden Veränderungen regelmäßig angepasst. Allerdings besteht die
Befürchtung, dass jedes Mal, wenn die
aufwendige Erarbeitung abgeschlossen ist,
das beschriebene Erwerbungsprofil bereits
wieder veraltet ist.
Von der UB Ilmenau wird berichtet,
dass für die Fächer Physik und Mathematik Profile erarbeitet und dabei festgestellt
wurde, dass fächerbezogene Profile in
Widerspruch zur Etatverteilung geraten,
wenn die Etatverteilung sich an anders
geordneten Strukturen der Universität
orientiert. Für die PHZ Schwyz wurde
ein Erwerbungsprofil erarbeitet, das als
Teil des Medien- und Dienstleistungskonzeptes des Info-Zentrums der PHZ
Schwyz formuliert wurde. Das Dienstleistungskonzept umfasst auch E-Learning
und elektronisches Publizieren, virtuelle
beziehungsweise elektronische Dienstleistungen, für die die beschafften Medien
nutzbar sein sollen.
Die angeführten Beispiele der UB Tübingen und der UB Heidelberg zeigen,
dass Erwerbungsprofile zwar den guten Willen zur Absprache in einem verzweigten Bibliothekssystem dokumentieren. Die Beispiele zeigen aber ebenso, dass
erst die organisatorische Veränderung zur
funktionellen Einschichtigkeit es ermöglicht, Absprachen konsequent umzusetzen.
Dies wird auch vom Beispiel Freiburg
bestätigt. Im Freiburger Bibliothekssystem wird die funktionale Einschichtigkeit in der Erwerbung dadurch sichergestellt, dass die Fachreferenten als »Scharnier« ihre Fächer in der zentralen UB
und in den dezentralen Fachbibliotheken
betreuen. Durch ihre übergreifende Funktion koordinieren sie die Absprachen mit
den Fachvertretern mit den Absprachen in
der UB zwischen den Fächern unter Berücksichtigung der gemeinsamen Richtlinien in ihrem Erwerbungshandeln.
Ein letztes Beispiel aus Amerika, die
Entwicklung einer Sammlungspolitik an
der Tulane University’s Howard-Tilton
w
Die breite Diskussion um Bestandsprofile in Deutschland ebbte gegen Ende der
Neunzigerjahre wieder ab. Es wird festgestellt, dass die Meinung der Fachwelt zu
diesem Thema sehr ambivalent ist, zumal
die praktische Erarbeitung einen hohen
Aufwand fordert, dem nur ein geringer
Nutzen gegenübersteht, wenn die im Profil definierten Ziele durch bindende Forderungen für den Tagesbetrieb unerreichbar
werden und die Unterfinanzierung zu laufender Mangelverwaltung führt.
Marion Kaufer berichtet, dass die österreichischen und schweizerischen Kollegen
sich an dieser Diskussion nicht beteiligt
haben. Die ÖNB und die UB Wien haben
Erwerbungsprofile veröffentlicht. Das Erwerbungsprofil der ÖNB dient der Information der Bibliotheken, die ihre Erwerbung mit der der ÖNB abstimmen wollen
Erwerbungsprofile an
Universitätsbibliotheken
–u
Erwerbungsprofile im Ausland
krete Erwerbungsprofile formuliert werden, erfolgt dies eher für einzelne Fächer
als für eine ganze Bibliothek.
.B
rufungszusagen, die erfüllt werden mussten, zu erheblichen Ungleichgewichten in
der Erwerbung, die einen planmäßigen,
ausgewogenen Bestandsaufbau verhinderten.
Im Gegensatz dazu hat die Bayerische
Staatsbibliothek ein Erwerbungsprofil für
den gesamten Bestand und alle darin enthaltenen Fächer formuliert. Sie orientiert
sich auch langfristig im Bestandsaufbau
an diesem Profil, nicht beeinträchtigt
durch laufend wechselnde Anforderungen
von Universitätsangehörigen. Die Staats-,
Landes- und Universitätsbibliothek Dresden hat in ihren Erwerbungsrichtlinien
Programmbreite und -tiefe für alle Fächer
definiert. Doch ist die Realisierung jeweils
davon abhängig, welche Mittel den einzelnen Fächern zugewiesen werden, was wieder zu Ungleichgewichten führt.
Nicht mehr behandelt wird
die Verschiebung von Einzelkäufen hin
zu Paketkäufen.
autonome Bibliotheken, die nicht direkt
auf Universitäten und Hochschulen bezogen sind, haben die Möglichkeit und
nutzen sie, Erwerbungsprofile zu formulieren und im Erwerbungsalltag auch konsequent umzusetzen.
Nicht mehr behandelt wird ein zentrales Problem, mit dem die Bibliotheken
inzwischen konfrontiert sind und das an
Bedeutung noch zunehmen wird: Die
Verschiebung von Einzelkäufen hin zu Paketkäufen, da diese Entwicklung erst nach
der Zeit einsetzte, in der die vorgestellten
Erwerbungsprofile erarbeitet wurden.
Die Arbeit bietet einen guten Überblick
über die Diskussion der letzten Jahre. Referiert wird die Erarbeitung, der Einsatz und
Nutzen von Erwerbungsprofilen anhand
von realen Beispielen, Projektentwürfen
und Studienarbeiten. Eine deutlichere
Trennung zwischen Praxisbeispielen einerseits sowie Vorhaben und Entwürfen
andererseits wäre dem Leser entgegengekommen. In der Arbeit konnte nur wenig
über praktische Erfahrungen referiert werden, da es in der Literatur kaum Beispiele
langjähriger Erfahrung im Einsatz von Erwerbungsprofilen gibt, noch Beispiele, in
denen Erwerbungsprofile auf ihre Wirksamkeit hin evaluiert wurden.
Adalbert Kirchgäßner
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BuB
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Lesesaal
Fachliteratur
Erfahrungen verarbeitet
.B
–u
–B
Uhlig, Christian: Der Sortimentsbuchhandel. Ein Lehrbuch. 20., völlig neu bearbeitete Auflage, völlige Neubearbeitung des
Werkes von Friedrich Uhlig. Stuttgart:
Hauswedell, 2008. XVI, 454 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen. – broschiert 36,– Euro
Zu den einzelnen Kapiteln: An die
Einführung »Buch und Buchhandel in
der Gesellschaft« ist eine Zusammenfassung zu Rechtsfragen angehängt, die eine
verlässliche Grundinformation vermittelt, etwa zu Kaufvertrag, Wettbewerb,
Preisangaben, Preisbindung, Handelsbräuchen, Verkehrsordnung, Urheberrecht, Verlagsrecht, Jugendschutz, Steuern
oder Unternehmensformen. Instruktiv
informiert der erste Teil auch über die
»Betriebsformen des Buchhandels«. Das
zweite Kapitel »Beschaffung/Bezug« ist
hingegen stark technologisch ausgerichtet,
klärt aber alle organisatorischen Aspekte
umfassend und eingehend.
.d
Standardwerk für Sortimenter
bleibt weiter in Familienhand
or 75 Jahren veröffentlichte der
Börsenverein der Deutschen Buchhändler das von Friedrich Uhlig in
4. Auflage bearbeitete Lehrbuch »Der Sortiments-Lehrling« – nun liegt die 20. Auflage vor, neu verfasst vom Sohn des Autors, Prof. Christian Uhlig, Gründungsdekan des ersten deutschen Studienganges
»Buchhandels- und Verlagswirtschaft« an
der HTWK Leipzig.
Ein Longseller berufsbildender Literatur über 75 Jahre in Familienhand: Beides
ist wohl einmalig auf dem deutschen
Buchmarkt. Der Autor möchte mit dem
Lehrbuch gleichzeitig vier Ziele erreichen:
„ Vermittlung von Berufswissen und
Prüfungsleitfaden an Auszubildende
„ Darlegung der Inhalte der verbindlichen Lernfelder für Ausbilder
„ Zusammenfassung über die buchhändlerische Praxis für dort und in angrenzenden Berufen Tätige sowie für
Studierende ohne buchhändlerische
Vorbildung an den Hochschulen
„ Etablierung des Bandes als Informationsmittel für Berufsorientierung und
Berufsberatung.
Diese Ziele verlangen zum Teil unterschiedliche Niveauebenen und Sichtweisen und stehen manchmal im Widerspruch zu den Anforderungen an ein
konsequentes Lehrwerk. Andererseits geben die unterschiedlichen Ziele die Möglichkeit, einzelne Kapitel auszubauen und
theoretisch zu fundieren, was der Qualität
des Lehrbuchs zugutekommt.
e
V
Basiswissen im
Buchhandel
Repräsentativer Einblick
Im Eingangskapitel werden Buch und
Buchhandel sowie Rechtsfragen der Medienwirtschaft vorgestellt. Der Autor behandelt im Weiteren die Betriebsformen
des Buchhandels und die technologische
Kette Warenbezug – Lagerwirtschaft –
Marketing – Warenabsatz, stellt die bibliografischen Informationsmittel sowie
die Leitungsinstrumente Betriebsorganisation und Betriebskontrolle vor.
Abschließend werden das Verlagswesen und die Medienherstellungstechniken
sowie der Börsenverein einschließlich der
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen
aller Ebenen charakterisiert sowie empfehlenswerte Fachbücher aufgelistet. Mit
diesem Themenumfang enthält das Lehrbuch die Basis berufsspezifischen und betriebswirtschaftlichen Grundwissens des
Buchhändlers und gibt auch Bibliothekaren und Mitarbeitern anderer informationsvermittelnder Einrichtungen einen
guten Einblick in die Arbeit von Sortimentsbuchhändlern.
w
w
w
286
286
Privatanschrift des Rezensenten:
Prof. Dietmar Kummer, Stuttgarter Allee 18,
04209 Leipzig; [email protected]
Im dritten Kapitel »Lagerwirtschaft« beschreibt der Verfasser das im Verkaufsraum der Buchhandlung vorhandene Medienangebot als »Warenlager«, meist unter
ökonomisch-technologischem
Aspekt,
aber nur zögerlich unter »Kundensicht«
auf die Selbstbedienungsbuchhandlung.
Die Heinoldsche Vierfeldertafel gibt bedenkenswerte Hinweise auf Unterschiede
der Aktualität verschiedener Printmedientypen (Seite 147), während die Erklärung
der Grundsätze der Präsentation des Sortiments (Seite 148) mittels der Unterschiede
von »nicht-spezifischem Bedarf« und
»konkretem Bedarf« nicht überzeugt.
Von besonderem Interesse sind die Erläuterungen (Seite 150 ff.) zur 2007 eingeführten neuen Warengruppensystematik
auch hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit
für die Kundeninformation. Dem auf Seite 172 gegebenen Hinweis zur Prüfung des
Lagers auf Vorhandensein der optimalen
Exemplarzahl gängiger Titel wird leider
Von besonderem Interesse
sind die Erläuterungen zur Warengruppensystematik auch hinsichtlich
ihrer Verwendbarkeit für die Kundeninformation. Lesenswert ist zudem
der Abschnitt Werbung, weil er
handlungsorientiert informiert und
zugleich Probleme erörtert.
kein Kriterium für die Bestimmung des
Optimums beigegeben.
Im stärker kundenorientiert angelegten
vierten Teil »Marketing/Absatz« versucht
der Autor, theoretische Grundprämissen
mit der Praxis des Buchhändlers zu verknüpften. Besonders lesenswert ist der
Abschnitt Werbung, weil er handlungsorientiert informiert und zugleich Probleme
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Lesesaal || BuB
BuB
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287
Fachliteratur
Bibliotheken in der NS-Zeit. Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte.
Stefan Alker; Christina Köstner; Markus
Stumpf (Hg.). Göttingen: V & R unipress
[u.a.], 2008. 349 Seiten: Illustrationen. –
gebunden 37,90 Euro
w
w
.B
Das Lehrbuch informiert umfassend
über den verbreitenden Buchhandel,
mit dem Bibliotheken und weitere
Informationsvermittlungseinrichtungen eng verbunden sind.
buchhändlerische Verbandsorganisation«
des Börsenvereins und seine Gliederung
und Wirtschaftsbetriebe sind Themen des
Schlusskapitels, das die Vorstellung der
Nachwuchsförderung, Berufsausbildung,
Weiterbildung und Hochschulstudiengänge mit einschließt. Ein umfangreiches
aktuelles empfehlendes Literaturverzeichnis und ein ausführliches Register runden
das Lehrbuch ab.
Das Lehrbuch »Der Sortimentsbuchhandel« von Christian Uhlig informiert
umfassend über den verbreitenden Buchhandel, mit dem Bibliotheken und weitere
Informationsvermittlungseinrichtungen
eng verbunden sind. Deshalb sollte auch
die 20. Auflage zur aktuellen Information
und Nutzung für Mitarbeiter, Auszubildende oder Praktikanten in Bibliotheken
und anderen Informationseinrichtungen
zur Verfügung stehen.
Dietmar Kummer
Dem Andenken Gerhard Renners
gewidmet
Der Fokus der Tagung war international.
Die überwiegende Zahl der Referentinnen
und Referenten kam aus Österreich und
aus Deutschland, je einer aus Israel, Polen
und den USA. Die meisten haben beruflich einen bibliothekarischen Hintergrund.
Unter ihnen stößt man auf viele Bekannte: Der Kreis der Spezialisten ist
überschaubar, ihre Expertise vielerorts
gefragt. Andererseits kann man erfreut
feststellen, dass sich nicht wenige Nachwuchswissenschaftler und angehende Bibliothekare in Dissertationen und anderen
Abschlussarbeiten mit der Thematik auseinandersetzen.
Gleich zu Anfang sei auch lobend hervorgehoben, wie rasch es gelungen ist,
die Ergebnisse der Tagung in einem doch
recht stattlichen Band zu publizieren. Er
ist, ohne dass dies expressis verbis formuliert wird, dem Andenken Gerhard Ren-
w
*
Privatanschrift des Rezensenten:
Prof. Dr. Peter Vodosek, Seestraße 89,
70174 Stuttgart; [email protected]
BuB | 61 (2009) 04
e
Bibliotheken in der NS-Zeit:
Tagungsdokumentation zur
Provenienzforschung
.d
Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit
den bibliografischen Informationsmitteln
vorwiegend in traditioneller Betrachtungsweise. Diese dürfte aber der Recherchewirklichkeit in der Buchhandlung
kaum noch entsprechen. Im folgenden
Kapitel werden »Organisation und Kontrolle« der Buchhandlung wirtschaftswissenschaftlich fundiert beschrieben.
Im siebten Kapitel gibt Uhlig einen
Einblick in das Verlagswesen sowie die
Print-Herstellungstechniken. Ein Abschnitt über optische Datenträger (CD,
DVD) fehlt. Anschließend werden die bibliografischen Benennungen entschlüsselt
und Publikationsformen vorgestellt. »Die
as seit 1990er-Jahren gesteigerte
Interesse an in der NS-Zeit geraubtem Kulturgut hat seit Beginn
des 21. Jahrhunderts auch die österreichische Provenienzforschung stimuliert,
nicht zuletzt durch spektakuläre Vorkommnisse auf dem Gebiet der Bildenden Kunst. Was Bücher betrifft, gingen
die Österreichische Nationalbibliothek
(ÖNB) und die Wienbibliothek im Rathaus (die frühere Wiener Stadt- und Landesbibliothek) mit gutem Beispiel voran.
Tagungen, Ausstellungen und Publikationen folgten einander in rascher Folge.*
Diese Neuerscheinung präsentiert die
Beiträge der Tagung »Bibliotheken in der
NS-Zeit – Provenienzforschung und Bibliotheksgeschichte«, die im März 2008 in
der Universität Wien und im Wiener Rathaus veranstaltet wurde. Hinter ihr standen als Kooperationspartner die Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen
und Bibliothekare (VÖB) und die Gesellschaft für Buchforschung in Österreich.
–B
Wirtschaftlich fundiert
D
»…ohne Zweifel
manch willkommenen Fang dabei
tun«
–u
erörtert. Im Abschnitt »Kundenbedienung« sind viele Erfahrungen verarbeitet
worden. Die zur Ergründung von Kundenmotivation herangezogene MaslowPyramide (Seite 222) wird vom Verfasser
jedoch gründlich missverstanden!
Evelyn Adunka: Der Raub der Bücher. Plünderung in der NS-Zeit und Restitution nach
1945. Wien: Czernin, 2002 (Bibliothek des
Raubes; 9); Murray G. Hall, Christina Köstner und Margot Werner [Hrsg.]: Geraubte
Bücher: Die Österreichischen Nationalbibliothek stellt sich ihrer NS-Vergangenheit.
Wien: ÖNB, 2004; Murray G. Hall und
Christina Köstner: »… allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern …«. Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Wien
[u.a.]: Böhlau, 2006
288
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Lesesaal
Fachliteratur
Unter den Autorinnen und
Autoren des Tagungsbandes stößt
man auf viele Bekannte: Der Kreis der
Spezialisten ist überschaubar, ihre
Expertise vielerorts gefragt.
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.d
w
se späten Beginns der Recherchen ist es
nicht verwunderlich, dass die Beiträge als
»Zwischenberichte« oder »Werkstattberichte« deklariert werden oder auch laufende Projekte beschreiben. Ein Spezialthema betrifft die Widmungsexemplare
aus der Bibliothek der Wissenschaftlerinnen Elise und Helene Richte in der
Universitäts- und Stadtbibliothek Köln,
ein prominenter Fall, der in der Literatur
schon mehrfach aufgegriffen wurde.
Im zweiten Kapitel steht weniger die
Provenienzforschung als die Geschichte
einzelner Bibliotheken während der NSZeit im Mittelpunkt: die Universitätsbibliotheken Graz und Leipzig, die Bibliothek
des Deutschen Museums in München
und die Bibliotheken der Tübinger Juristenfakultät. Hier konnte es nicht darum
gehen, in sich geschlossene Überblicke
vorzulegen, die noch weitere Forschungen
erforderlich machten, als vielmehr Mosaiksteine zu legen mit dem Ziel, ein zukünftiges Gesamtbild zu erstellen.
Einer der Beiträge ist einer nach wie vor
unterschiedlich beurteilten Persönlichkeit
gewidmet, dem Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek Rudolf Butt-
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der
Situation in Wien. Allein drei Aufsätze
berichten über die Universitätsbibliothek:
die Provenienzforschung und Restitutionsarbeit in der Hauptbibliothek, im dezentralen Bereich und in den Bibliotheken
der ehemaligen Medizinischen Fakultät.
Außerdem wird die Wienbibliothek im
Rathaus berücksichtigt.
Ein biografischer Beitrag verdient
besonderes Interesse. Er ist Salomon
Frankfurter (1856–1941) gewidmet, dem
vielleicht bedeutendsten Direktor (1910
Vizedirektor, 1919–1924 Direktor), der
die Universitätsbibliothek geleitet hat und
ein bedeutender Gelehrter war. Er entging
zwar dank einer Intervention aus dem
Ausland der Deportation, musste aber
noch den Raub seiner umfangreichen Privatbibliothek erleben.
Auch das vierte Kapitel muss sich auf
Einzelbeispiele beschränken. Über das
Schicksal polnischer Bibliotheken in den
Jahren 1939 bis 1945 schreibt der ehemalige Direktor der Sejmbibliothek in
Warschau, der sich schon seit knapp zwei
Jahrzehnten mit der Materie beschäftigt.
Verdienstvoll ist ein Beitrag über den bis
heute nur wenig bekannten »Forschungstrupp Ost«, der dem Wehrwirtschaftsund Rüstungsamt des Oberkommandos
der Wehrmacht zugeordnet und mit der
»Zusammenholung russischer Literatur an
Ort und Stelle« beauftragt war.
national renommierten Wissenschaftlers
und Bibliothekars Dov Schidorsky beanspruchen, zuletzt Senior Lecturer und Direktor der früheren School of Library, Archives and Information Studies der Hebräischen Universität Jerusalem. Er schreibt
über Shlomo Shunami (1898–1984), Bibliothekar und Bibliograf an der Jüdischen
National- und Universitätsbibliothek, der
nach dem Holocaust über eine Million
Bücher, Überreste aus jüdischen Bibliotheken und Sammlungen, nach Jerusalem überstellen konnte. Eher kursorisch
spricht Schidorsky noch die Problematik
der Restitution im Staat Israel an.
Vielzahl von Themen
Wer unter dem Titel »Bibliotheken in der
NS-Zeit« eine einschlägige Monografie
vermutet hat, wird seine Erwartungen enttäuscht sehen. Der Kundige aber, der sich
der Komplexität des Themas Provenienz-
–B
Im ersten Kapitel finden sich fünf Fallbeispiele, und zwar die Bayerische Staatsbibliothek, die Universitätsbibliothek
Marburg, die Staatsbibliothek zu Berlin,
die Universitätsbibliothek der HumboldtUniversität zu Berlin sowie die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln.
Angesichts der aufwendigen und zeitintensiven Aufgabe, der begrenzten personellen Möglichkeiten und des teilwei-
»Zusammenholung« von Literatur
–u
Laufende Projekte
mann, dem sogenannten »Parteigenossen
Nr. 4«. Auf ihn lässt sich im Schillerjahr
das Wallenstein-Zitat trefflich anwenden:
»Von der Parteien Gunst und Hass verwirrt, schwankt sein Charakterbild in der
Geschichte.«
.B
ners gewidmet. Der Stellvertretende Direktor der Wienbibliothek war Mitglied
des Tagungsteams und ist kurz nach der
Veranstaltung verstorben.
Murray G. Hall eröffnet den Band mit
einer Würdigung des verdienten, zu früh
dahingegangenen Kollegen. Die Beiträge
verteilen sich auf vier Kapitel:
I. Provenienzforschung
II. Bibliotheken in der NS-Zeit
III. Wien
IV. Bücherraub in den besetzten Gebieten.
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288
Restitution im Staat Israel
Hugo Andres Krüss als Generaldirektor
der Preußischen Staatsbibliothek und Gustav Abb als Direktor der Universitätsbibliothek Berlin sind im Zusammenhang
mit dem Bibliothekswesen des Dritten
Reichs keine Unbekannten. Ihre Funktion
als Organisatoren in den besetzten Gebieten wird von einem der wenigen amerikanischen Kollegen, der sich in Vorträgen
und Veröffentlichungen eingehend mit
dem Thema Bücherraub und Bibliothekswesen im Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt hat, untersucht; Sem C. Sutter,
Historiker und Bibliothekar, wirkt an der
Universitätsbibliothek Chicago.
Besonderer Aufmerksamkeit darf auch
der letzte Beitrag aus der Feder des inter-
Die Beiträge des Bandes werden
zu weiteren Aktivitäten anregen,
obwohl monumentale Veröffentlichungen über einzelne Bibliotheken
nicht der Regelfall sein werden.
forschung bewusst ist und weiß, welche
gewaltige Arbeit noch zu leisten ist, um
das Feld einigermaßen zu überschauen,
wird die Vielzahl der hier angerissenen
Themen und Probleme begrüßen.
Die Beiträge des Bandes werden zu weiteren Aktivitäten anregen, obwohl monumentale Veröffentlichungen über einzelne
Bibliotheken wie die eingangs zitierte über
die Österreichische Nationalbibliothek
von Hall und Köstner nicht der Regelfall
sein werden. Aber auch die hier besprochene Publikation wird dazu beitragen,
die Zahl der großen und kleinen weißen
Flecken auf der bibliothekshistorischen
Landkarte zu verringern.
Peter Vodosek
BuB | 61 (2009) 04
Magazin
Lesesaal || BuB
BuB
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289
Fachliteratur
»Beschlagnahmte Bücher«
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Beeindruckend ist allein die Fülle der unselbstständig oder selbstständig erschienenen Veröffentlichungen, sodass die Einrichtung einer auf das Thema bezogenen
bibliografischen Datenbank zweifellos von
Nutzen wäre. Allein die Aufzählung einer
weniger Publikationsreihen unterstreicht
dieses Desiderat: »Bibliothek des Raubes«,
»Veröffentlichungen der Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste«, »Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik«,
»Schriftenreihe des Niedersächsischen
Landtages zu Themen, die für die Öffentlichkeit von Interesse sind« und viele
andere mehr. Nicht weniger beachtlich ist
die Zahl der Konferenzen, Symposien und
Fortbildungsseminare, die sich seit der ersten Hannoverschen Konferenz von 2002
mit der Problematik befasst haben.2
Im Mai 2007 setzte sich ein Symposium in Berlin mit der zentralen Rolle auseinander, die in diesem Zusammenhang
Privatanschrift des Rezensenten: Prof. Dr. Peter
Vodosek, Seestraße 89, 70174 Stuttgart; vodosek@
hdm-stuttgart.de
BuB | 61 (2009) 04
Einbindung in den Herrschaftsapparat
.d
NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek. Vorträge des Berliner Symposiums am 3. und 4. Mai 2007.
Herausgegeben von Hans Erich Bödeker
und Gerd-Josef Bötte. München: Saur,
2008. VIII, 175 Seiten: Illustrationen. – gebunden 38,– Euro
gung unter der Herrschaft des Nationalsozialismus«.
Das Symposium erörterte die Zwischenergebnisse des Projektes. Die Beiträge wurden von Hans Erich Bödeker (MaxPlanck-Institut) und Gerd-Josef Bötte
(Stellvertretender Leiter der Abteilung Historische Drucke an der Staatsbibliothek
zu Berlin) herausgegeben.
Die Reichstauschstelle war ursprünglich
eine 1926 gegründete Einrichtung der
Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, der Vorgängereinrichtung
der Deutschen Forschungsgemeinschaft
(DFG), und, allgemein gesprochen, für
den amtlichen Schriftentausch mit dem
Ausland und für den Dublettentausch
zwischen den deutschen wissenschaftlichen Bibliotheken sowie für die Verteilung kostenlos anfallender Literatur zuständig.
Ab 1934 wurde sie Teil der polykratischen Herrschaftsstruktur des Dritten
Reiches und war von der Staatsbibliothek
angefangen bis zu den Institutionen des
Herrschaftsapparate eingebunden in die
Verteilung geraubter Kulturgüter – teils
kooperierend, teils konkurrierend.
Den Tagungsband einleitend, skizzieren die beiden Herausgeber die Problemstellung und erinnern an die konstituierenden Faktoren, welche die Grundlagen
für Enteignung und Raub schufen. Die
folgenden neun Beiträge beschäftigen sich
mit vier Themenbereichen:
I. Institutionelle Konstellationen
II. Reichstauschstelle und Preußische
Staatsbibliothek
III. Reichstauschstelle, Preußische Staatsbibliothek und Bibliotheken
IV. Problemstellungen der Provenienzforschung.
–B
Eine zentrale Einrichtung
der deutschen Bibliotheken
unter der Herrschaft des
Nationalsozialismus
enn man bedenkt, dass die
»Washingtoner
Erklärung«
in Bezug auf Kunstwerke, die
von den Nationalsozialisten beschlagnahmt wurden, 1998 abgegeben wurde,
die »Erklärung der Bundesregierung, der
Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe
NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz« im Dezember 1999 erfolgte und die
Handreichung zur Umsetzung im Februar
2001 vorlag, ist es doch erstaunlich, was
innerhalb eines Jahrzehnts bereits in die
Wege geleitet worden ist.1
Damit ist nicht gesagt, dass bereits alle
Probleme gelöst seien und wir uns entspannt zurücklehnen dürfen. Doch geben
Maßnahmen wie die Einrichtung der »Arbeitsstelle für Provenienzforschung« bei
der Stiftung Preußischer Kulturbesitz« im
Sommer 2008 Anlass zu Optimismus.
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W
Die Reichstauschstelle
Im Mai 2007 setzte sich ein
Symposium in Berlin mit der Rolle der
Reichstauschstelle auseinander.
die Reichstauschstelle spielte, die mit der
Preußischen Staatsbibliothek eng verflochten war. Seit Juni 2006 kooperierten
die Staatsbibliothek und das Max-PlanckInstitut für Geschichte im Rahmen eines
Forschungsprojekts
»›Beschlagnahmte
Bücher‹: Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933
und 1945 – Aspekte der Literaturversor-
`
1 Eine Konferenz mit rund 300 Vertretern betroffener Kulturinstitute hat 2008 in Berlin
eine Zwischenbilanz gezogen, was in den vergangenen zehn Jahren bereits geleistet worden
und was noch zu tun ist.
2 Neben diesen in erster Linie für die Fachöffentlichkeit bestimmten Veranstaltungen finden sich erfreulicherweise in zunehmendem
Maße publikumswirksame Informationsangebote für breitere Kreise. Erwähnt seien
die Ausstellungen der Berliner Zentral- und
Landesbibliothek »Geraubt. Die Bücher der
Berliner Juden« (bis Ende Februar 2009) und
im Jüdischen Museum Berlin »Raub und
Restitution« (bis 1. Februar 2009). Letztere
schloss am 24. und 25. Januar 2009 mit der
Konferenz »Jewish Cultural Treasures in Europe after the Holocaust: Restitution and Relocation«.
290
BuB
BuB || Magazin
Lesesaal
Neue Fachliteratur
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3 Mitautorin von Murray G. Hall u. Christina
Köstner: »… allerlei für die Nationalbibliothek zu ergattern …« Eine österreichische Institution in der NS-Zeit. Wien [u.a.]: BöhlauVerlag, 2006; siehe dazu die Rezension von
Jürgen Babendreier in BuB 59(2007)4, S.
310–312.
München: Saur, 2008. XX, 355 Seiten: Illustrationen, grafische Darstellungen, Karten. –
gebunden 88,– Euro
e
Heinold, Wolfgang Erhardt: Bücher und
Büchermacher. Verlage als Umschlagplätze
für Ideen und Informationen. Inhalte auswählen, kalkulieren und vermarkten. Vom Verlag
zum Leser – das Netz der Branche. Menschen
und Berufe rund ums Büchermachen. Bücher
– sinnliche Medien gestern, heute und in Zukunft. 6., von Ulrich Ernst Huse […] neu bearbeitete Auflage mit Karikaturen von Petra
Irmer. Frankfurt (Main): Bramann, 2009 (Edition Buchhandel; 17). 301 Seiten: zahlreiche
Illustrationen und grafische Darstellungen. –
gebunden 32,90 Euro
.d
Der letzte Teil des Tagungsbandes bringt
zunächst einen Praxisbericht. Heike Pudler beschreibt die Geschäftsgänge zur Restitution von NS-Raubgut in der Staatsbibliothek. Zum Schluss untersucht Olaf
Hamann die Begriffe Raubgut und Beutegut und versucht, für terminologische
Trennschärfe zu sorgen. Im weiteren Verlauf seiner Darlegungen geht er auf Restitutionsmöglichkeiten für Gegner des
NS-Regimes beziehungsweise für religiöse
oder private Vereinigungen ein.
Trotz der bereits oben erwähnten Vielzahl von Veröffentlichungen zum NSRaubgut füllt der vorliegende Band die
berühmte Lücke, gerade wegen des Fokus
auf Reichstauschstelle und Preußische
Staatsbibliothek. Neben bisherigen Erkenntnisse zusammenfassenden Beiträgen
wird eine erhebliche Anzahl von Spezialfragen berücksichtigt, deren Bearbeitung
neue Einsichten zu vermitteln und weitere
Forschungen anzuregen vermag.
Peter Vodosek
w
grundlegend dem Verhältnis von Reichstauschstelle und Preußischer Staatsbibliothek nach. Karsten Sydow greift einen
Teilaspekt heraus und wertet die Akzessionsjournale der Staatsbibliothek hinsichtlich des NS-Raubgutes aus. Er verwendet
dabei Ergebnisse seiner unveröffentlichten
Magisterarbeit, in der er in einem ersten
Schritt 375 000 Journaleintragungen geprüft und davon knapp 50 000 in einer
Datenbank abgelegt hat.
Der dritte Themenblock präsentiert
drei exemplarische Bibliotheken: Christina Köstner3 berichtet über die Nationalbibliothek Wien und die Reichstauschstelle Berlin. Die Internationale Austauschstelle der Nationalbibliothek wurde nach
dem »Anschluss« 1938 zunächst als Zweigstelle der Reichstauschstelle weitergeführt,
1940 aber nach einer entsprechenden
Forderung des Reichsbeirates für Bibliotheksangelegenheiten trotz hinhaltenden
Widerstandes des Generaldirektors Paul
Heigl geschlossen. Die Tauschabwicklung
erfolgte ab 1941 über Berlin.
Als zweites Beispiel wird die Universitätsbibliothek Marburg behandelt. Bernd
Brown, David J.; Richard: Boulderstone:
The impact of electronic publishing.
The future for publishers and librarians.
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Ab 1934 war die Reichstauschsstelle
Teil der polykratischen Herrschaftsstruktur des Dritten Reiches und damit
eingebunden in die Verteilung geraubter Kulturgüter – teils kooperierend, teils konkurrierend.
Neue Erkenntnisse
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Im ersten Themenblock steuert Jan-Pieter
Barbian, durch einschlägige Vorarbeiten vielfach ausgewiesen, einen Beitrag
zur Kontrolle und Steuerung des wissenschaftlichen Bibliothekswesens durch
das Reichsministerium für Wissenschaft,
Erziehung und Volksbildung bei. Martin Friedenberger gibt einen Einblick in
die bisher wenig bekannten Praktiken
der Enteignung von Kulturgut durch die
Reichsfinanzverwaltung und ihre nachgeordneten Dienststellen.
Im zweiten Hauptteil bildet der Aufsatz von Cornelia Briel gewissermaßen
das Kernstück der Publikation. Sie geht
Reifenberg, der als einer der Protagonisten
in Sachen Provenienzforschung und Restitution gelten darf und darüber mehrfach publiziert hat, beschäftigt sich mit
NS-Raubgut in den Büchersendungen
von Reichstauschstelle und Preußischer
Staatsbibliothek. Hans-Joachim Lang
schließlich stellt den Fall der Universitätsbibliothek Tübingen vor.
.B
Reichstauschstelle und
Preußischer Staatsbibliothek
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290
290
Neue Fachliteratur
Boldrin, Michele; David K. Levine:
Against intellectual monopoly. Cambridge (Mass.) [u.a.]: Cambridge University
Press, 2008. viii, 298 Seiten: Illustrationen,
grafische Darstellungen. – gebunden ca.
25,99 Euro., online www.dklevine.com/ge
neral/intellectual/againstfinal.htm
Parallelwelten des Buches. Beiträge zu
Buchpolitik, Verlagsgeschichte, Bibliophilie und Buchkunst. [Festschrift für Wulf
D. v. Lucius]. Herausgegeben von Monika Estermann, Ernst Fischer, Reinhard Wittmann.
Wiesbaden: Harrassowitz, 2008. 579 Seiten:
Illustrationen. – gebunden 98,– Euro
Solomon, David: Developing open
access journals. A practical guide.
1. publishing. Oxford: Chandos, 2008 (Chandos Publishing series). XIV, 192 Seiten. – broschiert ca. 39,95 Pfund, gebunden ca. 59,95
Pfund
Sühl-Strohmenger, Wilfried: Digitale
Welt und wissenschaftliche Bibliothek
– Informationspraxis im Wandel. Determinanten, Ressourcen, Dienste, Kompetenzen. Eine Einführung. Wiesbaden: Harrassowitz, 2008 (Bibliotheksarbeit; 11). 294
Seiten: grafische Darstellungen. – broschiert
48,– Euro
Wissen bewegen. Bibliotheken in der Informationsgesellschaft. 97. Deutscher
Bibliothekartag in Mannheim 2008.
Herausgegeben von Ulrich Hohoff und Per
Knudsen. Bearbeitet von Stefan Siebert.
Frankfurt (Main): Klostermann, 2009 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderband; 96). ca. 378 Seiten: Tabellen, Illustrationen, grafische Darstellungen,.
– gebunden 89,– Euro (im ZfBB-Abonnement
ca. 80,10 Euro)
10 Jahre FaMI – ein Beruf emanzipiert
sich!? Eine Festschrift: Herausgegeben
von Sandra Schütte unter Mitarbeit von Wiltraut Zick. Bad Honnef: Bock + Herchen,
2009. 207 Seiten: Tabellen, grafische Darstellungen, Illustrationen. – broschiert 20,– Euro
BuB | 61 (2009) 04
Summary
Lesesaal || BuB
BuB
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Summary of the Main Articles
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Life Style and Library Usage / A New Quality
in Target Group Studies at Libraries (Martin
Szlatki)
(pp. 275–278)
Library management follows the principle of
customer orientation. Life style models can
help to determine the relevancy of a life style
for user behavior in libraries. This article focuses on the empirical description of target
groups gathered for the Stuttgart City Library using a model developed by the sociologist
Gunnar Otte.
The data were gathered in a computeraided survey of 1,065 users in Juni 2008. The
study’s hypotheses regarding the distribution of life style types were largely confirmed.
At the Stuttgart City Library one finds some
life style types strongly represented while
others are weaker, and each has a different
user profile. In comparison to other life style
studies, the role that life style plays in user behavior of library users is fairly low. Therefore,
the study results warn against making simplified assumptions of life style as the exclusive
predictor of user patterns.
The example of the Stuttgart City library revealed four core target groups which
amount to 80 percent of the library users.
These target groups, which are also formative groups in overall society, are the foundation on which the library stands and need
to be cultivated. At the same time, the library can focus on new target groups in order to
respond to previously untapped user potential and thus strengthen the social aspects of
libraries through the integration of these life
styles at a minimal level.
As a result of the analysis of user demand,
finally, it is better possible to calculate which
life style will be most likely served by which
programs.
In order to consolidate this study into a
basis for customer-oriented library management it will be necessary to take life style into
account in user studies and continue to carry out research into further areas (especially
non-library users).
Translated by Martha Baker
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.d
»Excellent information provision for excellent science« is the motto of the Max Planck
Digital Library (MPDL), which was founded
in 2007. This ambitious mission statement
pays tribute to the relevance of modern scientific information management for top-level
research. With the founding the MPDL the
Max Planck Society (MPG), one of Germany’s
leading research organizations, took a decisive step toward a centralized support system for the previously decentralized network of information provision. The transition
to a combination of centralized and decentralized information provision takes into account the opportunities found in the digital
world of information. Nonetheless, this new
library is not intended to become a gradual
replacement for the well-organized information provision system already existing under
the premise of autonomy for individual institutes, but rather to achieve an efficient overall
system which allows the strengths of the decentralized and centralized units to complement each other along the principles of subsidiarity.
This article outlines the MPG’s information provision network with its emphasis
on providing electronic media across institute boundaries as one of the main fields of
activity at MPDL. Further services and spheres
of activity are presented selectively in their
specific context.
w
This article sheds light on how and why
scientists no longer merely publish, but also
allow their audience to enter their digital
workshops. In this form of publishing both
the appropriation of new style internet services by the scientists themselves and the
existing information environment play a
special role. The following trends are given
closer consideration:
„ Reproducible Research: More and more
primary data of scientific research are being
made freely available in the Web. Readers
should be able to find the associated primary
data and the applicable software on a website
along with the published research results. This
will enable them to base their own reflections
and investigations as directly as possible on
the available research.
„ Open Access is gradually becoming a
matter of course in the everyday research
process. This is leading to new challenges due
to the more complex forms of cooperation
and division of labor between authors and
their intermediaries, e.g. libraries and publishing houses.
„ Web Tools for informal scientific communication: There are no upper or lower limits
for the amount of data placed on the Web.
Hence it is no coincidence that many scientists write their own weblogs. With minimal
effort, nearly no costs, without time delays, and
without consultation with the IT department,
scientists can publish their own data. However, these informal tools require both writer
and reader to develop new skills because the
boundary between author and audience for
scientific information becomes fuzzier. It is
important that libraries do not succumb to the
temptation of drawing simple boundary lines
and declaring themselves to be »not responsible« for informal scientific communication
– for the dividing line between formal publishing and informal communication is now a
floating one.
Providing Literature and Information for
Top-Level Researchers / Centralized Acquisition of Scientific Information Resources in
the Max-Planck-Society’s Virtual Hybrid Library (Antje Michel, Ralf Schimmer)
(pp. 267–272)
.B
Why Scientists No Longer Only Publish /
Observations of Current Trends (Lambert
Heller)
(pp. 264–266)
292
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BuB
BuB || Résumé
Lesesaal
Résumé des principaux articles
w
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Mode de vie et utilisation des bibliothèques
/ Un nouveau critère dans l’observation des
publics-cibles des bibliothèques (Martin Szlatki)
(pp. 275–278)
.d
Dans le management des bibliothèques,
l’orientation-client est un principe. Les modèles sociologiques de styles de vie peuvent
aider à prouver la pertinence du style de vie
pour le comportement en matière d’utilisation
des bibliothèques. L’article se focalise sur les
descriptions de publics-cibles de la bibliothèque municipale de Stuttgart, construites
empiriquement d’après un modèle du sociologue Gunnar Otte. En juin 2008, une enquête
par questionnaire s’appuyant sur l’ordinateur
et menée auprès de 1 065 utilisateurs de la
BM de Stuttgart a été dépouillée.
Les hypothèses quant à la répartition des
styles de vie ont été largement confirmées. A
la bibliothèque de Stuttgart, il y a des styles
de vie fortement et faiblement représentés,
qui correspondant à des profils d’utilisateurs
différents. En même temps, on constate que,
comparativement à d’autres études sur les
styles de vie, l’importance de ces derniers sur
le comportement des usagers de la bibliothèque est plutôt minime. C’est pourquoi il faut
mettre en garde aujourd’hui contre la tentation simplificatrice de mettre en rapport un
style de vie avec un modèle exclusif de comportement.
L’exemple de la bibliothèque de Stuttgart
met en évidence 4 groupes principaux, qui
représentent plus de 80% des usagers. Ces
groupes qui constituent aussi l’essentiel de la
société sont les fondements, sur lesquels repose la bibliothèque et qui doivent être entretenus. Parallèlement, on peut se focaliser sur de nouveaux groupes-cibles, pour
explorer un potentiel inexploité jusqu’ici et,
par l’intégration de styles de vie correspondant à un niveau matériel inférieur, accentuer
l’aspect social de la bibliothèque.
Avec la segmentation par groupes-cibles, il
est plus facile, en se fondant sur l’analyse de
la demande, de décider quel style de vie, et
avec quels moyens, la bibliothèque a le plus
de chances de satisfaire.
Pour compléter cette étude, fondement
d’un management des bibliothèques orienté
client, il est nécessaire que la recherche sur
les utilisateurs prenne en compte les styles de
vie, et que les enquêtes futures l’amplifient
en l’appliquant plus largement (en particuliers
aux non-utilisateurs).
Traduit par Suzanne Rousselot
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»Une fournitured’information excellente
pour des sciences excellentes«, c’est là le
slogan de la bibliothèque électronique Max
Planck (MPDL), créée au début de l’année
2007. Cette ligne directrice ambitieuse caractérise un management de l’information scientifique pertinent et moderne. La création
de la MPDL au sein de l’Institut Max Planck,
l’un des centres moteurs de la recherche en
Allemagne, a représenté un pas décisif vers
l’ organisation centrale d’un réseau de fourniture d’informations jusque là plutôt décentralisé. La décision de combiner la fourniture
d’informations centralisée et décentralisée
prend en compte les changements provoqués par les possibilités nées du monde virtuel. L’intention de cette création n’est pourtant
pas de remplacer un système de fourniture
d’informations et de littérature bien réfléchi
et établi sur le principe de l’autonomie des instituts, par une unité centrale. Il s’agit plutôt,
conformément au principe de la subsidiarité,
de rassembler les points forts des unités décentralisées et centrales en un système global efficace.
L’article de BuB esquisse le réseau de la
fourniture d’information au sein de la société Max Planck, en mettant l’accent sur la
fourniture de documents électroniques correspondant aux besoins communs des instituts.
Ce point fort représente l’un des principaux
chantiers de la MPDL, dont quelques autres
services et champs de compétence sont présentés dans leur contexte.
w
Cet article montre comment et pourquoi les
scientifiques ne se contentent plus de publier
mais laissent entrer leur public dans leur atelier électronique. Cette manière de publier
suppose l’appropriation de nouveaux services
web par les scientifiques eux-mêmes ainsi qu’un environnement informationnel prérequis. Les tendances suivantes se font jour:
„ recherche reproductible: De plus en plus,
les données primaires de la recherche scientifique sont mise en accès libre sur le web. Sur
un site web, le lecteur doit pouvoir trouver à
côté des résultats de recherche les données
primaires corrrespondantes ainsi que le logiciel utilisé. Les récepteurs doivent pouvoir
poursuivre directement les travaux de recherche existants par leurs propres réflexions et
recherches.
„ Open Access: L’open access devient de
plus en plus une évidence dans le quotidien
de la recherche. Ceci amène de nouveaux défis à cause de la coopération et du partage du
travail plus complexes entre auteurs scientifiques et intermédiaires, par exemple les bibliothèques et les éditeurs.
„ Documents électroniques pour la communication scientifique informelle. Dans les documents électroniques originels, il n’y a pas
de limite inférieure ou supérieure pour la
quantité d’informations mise en ligne.C’est
pourquoi ce n’est pas un hasard si beaucoup
de scientifiques créent leur propre blog: avec
un minimum de moyens, presque sans frais,
sans perte de temps, sans négociation avec
un service informatique, les données peuvent être publiées. Mais ces documents internet
informels exigent de nouvelles compétences
de leurs auteurs et de leurs lecteurs, puisque
la frontière entre auteurs et récepteurs de
l’information scientifique devient moins nette. Il est important que les bibliothécaires ne
succombent pas à la tentation d’une frontière facilement traçable en se déclarant »non
concernés« par la communication scientifique
informelle. Car pour beaucoup de jeunes
auteurs scientifiques la frontière entre publication formelle et communication informelle
est devenue poreuse.
La mise à disposition de littérature et
d’information dans la recherche de pointe / Acquisitions centralisées de ressources
d’information scientifique dans le réseau de
la bibliothèque hybride virtuelle de la société Max-Planck (Antje Michel, Ralf Schimmer)
(pp. 267–272)
.B
Pourquoi les scientifiques ne se contentent
plus de publier / Constatations s’appuyant
sur des tendances actuelles (Lambert Heller)
(pp. 264–266)
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Aus dem Berufsverband
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Mitglieder
Mitglieder
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Neueintritte
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BuB
BuB || Aus
Lesesaal
dem
Berufsverband
Impressum »Aus dem Berufsverband«
Herausgeber:
BIB . Berufsverband Information
Bibliothek e.V., Postfach 13 24,
72703 Reutlingen
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Redaktion:
Jörg Sämann, Stadtbibliothek Merzig,
Hochwaldstraße 47, 66663 Merzig
Telefon 0 68 61/85-393/-394
Telefax 0 68 61/85-158
[email protected]
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Redaktionsschluss für
Verbandsmitteilungen
BuB Heft 6/2009: 14. April
Mitglieder des BIB
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Verstorben
werden gebeten, alle Änderungen ihrer
personenbezogenen Angaben, insbesondere des Namens, der Anschrift und
der Beitragsgruppe, nicht dem Verlag
von BuB, sondern der Geschäftsstelle des
BIB mitzuteilen:
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BIB-Geschäftsstelle
Postfach 13 24
72703 Reutlingen
Telefon 0 71 21/34 91-0
Telefax 0 71 21/30 04 33
[email protected]
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