contact. artists from aotearoa/ new zealand
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contact. artists from aotearoa/ new zealand
S T S I T R A . T C CONTA / A O R A E T O FROM A D N A L A E Z W NE ber 2012 v em o N . 5 2 – r e b o t k O 5. Das grundlegende Paradigma des Kontaktes in einem derart stark von der post-kolonialen Debatte geprägten Land wie Neuseeland ist der first contact, jene für die indigene Bevölkerung meist unheilvolle Begegnung mit den europäischen Siedlern. Dieser Begegnung, schwankend zwischen Unsicherheit, Herablassung und Respekt, Stolz, Wehmut und Aggression, widmet sich Lisa Reihana (* 1969, Ngā Puhi ¹) in ihrer mehrteiligen Video arbeit „Native Portraits (Drama)“. In ihr re-inszeniert sie die inszenierten Situationen, mit denen europäische Fotografen das Phantasma des edlen Wilden und Kriegers entwarfen. Fiktiv wie diese Konstruktionen des Anderen sind die Dialoge, die Lisa Reihana ihre Protagonisten sprechen lässt. Auf diese Weise erweitert sie das zentrale Problem aller Identitätspolitik, die Frage nach der Authentizität dessen, was es als Identität zu konstruieren gilt, zu einem Panorama sich immer erneut um eine Leerstelle bildender Rekonstruktionen. EDITH AMITUANAI, „Monsieur Philemon“, 2007, Courtesy the artist and Anna Miles Gallery Neuseeland ist von vielfältigen Einflüssen geprägt: Vor ca. 800 bis 900 Jahren siedelten Seefahrer polynesischer Herkunft auf den vorher nur von Vögeln, Reptilien und Insekten bewohnten Inseln im Südpazifik. Die Nachfahren dieser Entdecker, die heutigen Māori, sahen sich erst im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert einer steigenden Zahl vor allem britischer Siedler konfrontiert, wobei der erste Kontakt durchaus friedfertig verlief. 1840 wurde der Vertrag von Waitangi geschlossen, der den Māori Souveränität über ihr Land zusicherte und zugleich die Hoheit der britischen Krone festlegte. Dieser Vertrag, dessen Original nur als Fragment überliefert ist, bildet seit Einrichtung des WaitangiTribunals 1975 die Grundlage der bi-kulturellen Identität Aotearoas/Neuseelands. Der Vertrag war jedoch von Anfang an ein umstrittenes Dokument aufgrund der Tatsache, dass sich die Versionen in Englisch und Te Reo in wichtigen Punkten unterscheiden. Durch eine Vielzahl neuer Einwanderungsströme aus europäischen Ländern, von den pazifischen Inseln, aus Südafrika, Asien sowie dem arabischen Raum wurde die Übereinkunft der Bi-Kulturalität zunehmend Gegenstand theoretischer, politischer und sozialer Debatten. Die zur Multikulturalität tendierende demographische Zusammensetzung Aoteaoras/Neuseelands, speziell im Ballungsraum Auckland, hat die Situation weiter kompliziert und führte zu den allzu bekannten Konsequenzen: Segregation, Ghetto-Bildung, gated communities, Gewalt und Kriminalität. Bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts blieb der Einfluss Großbritanniens auch in künstlerischer Hinsicht beherrschend. Es waren Maler wie Colin McCahon oder Gordon Walters, die in den 1960er Jahren die US-amerikanische Kunst neben jener des europäischen Kontinents rezipierten und mit modernistischen Ideen nach Neuseeland zurückkehrten. Andere Künstler wie Len Lye, ein Pionier des direkten Films und kinetischer Skulptur, hatten ihrer Heimat schon früh den Rücken gekehrt und blieben dort bis in die 80er Jahre völlig unbeachtet. Erst weit nach seinem Tod 1980 wurde durch die Eröffnung der GovettBrewster-Gallery in New Plymouth und die Rekonstruktion von Arbeiten aus seinem Archiv Lyes Bedeutung evident. Für Jim Allen (* 1922, Wellington), dessen Arbeit „Contact“ von 1974 der Ausstellung den Titel gab, waren Reisen nach Frankreich und Großbritannien, in die USA und nach Mexiko Wendepunkte seiner künstlerischen Praxis. In Paris und London, Chicago und New York wurde er Zeuge der Studentenrevolten, in Mexiko machte er die Bekanntschaft mit dem Werk Hélio Oiticicas, dessen „Parangolés“ er in einem Teil der dreiteiligen Performance in der Auckland Art Gallery 1974 seine Referenz erwies. Als wichtigster Vertreter der Post-Object-Art und als Lehrer an der Elam School of Fine Arts in Auckland hatte er einen nicht zu überschätzenden Einfluss auf die jüngere Kunstszene, unter anderem auf den Video- und Klangkünstler Philip Dadson (* 1946, Napier) Von ihm ist in der Ausstellung ein Dokumenta tionsfoto einer Aktion aus dem Jahr 1971 zu sehen, in welcher er mit Freunden einen Strand an der Westküste fegte – im selben Jahr, als Beuys seine Aktion im Krefelder Wald durchführte, doch ohne Kenntnis von dessen Werk. Einen anderen kulturellen Hintergrund hat Alberto García Alvarez (* 1928, Barcelona), der Spanien 1960 verließ, über Kalifornien nach Neuseeland kam und Malerei an der Elam School of Fine Arts unterrichtete. Jahrelang zurückgezogen arbeitend und ohne jedes Interesse an Ausstellungen, wurde er erst in den letzten Jahren wieder wahrgenommen. Die kleine informelle Arbeit, die in der Ausstellung zu sehen ist, repräsentiert exemplarisch den lang anhaltenden Einfluss des Abstrakten Expressionismus auf die Malerei in Neuseeland. Eine mehrfache Übersetzung und Rekonstruktion dokumentiert auch Fiona Pardington (* 1961, Kai Tahu, Kati Mamoe, Kati Waewae, Clan Cameron ²) in ihrer Serie „The Pressure of Sunlight Falling“. Für dieses Projekt rekonstruierte Pardington die Reise des französischen Forschers Jules Sébastien César Dumont d’Urville, der zwischen 1837 und 1840 den Pazifik bereiste. Sie fotografierte Gipsabgüsse von Köpfen der „edlen Wilden“, die von dem französischen Phrenologen Pierre-Marie Dumoutier auf dieser Reise angefertigt wurden. Einerseits dokumentiert sie in den Aufnahmen, die sich auf Frontal- und Profilansichten beschränken, wie diese Art von Wissenschaft ihren Gegenstand in ein totes Objekt verwandelt. Andererseits bringt sie diese „wissenschaftlichen Proben“ in ihr Heimatland zurück. Indem sie die Abgüsse aus dem Museumsdepot befreit und im Kontext zeitgenössischer Kunst präsentiert, haucht sie den Vorfahren und Repräsentanten einer Kultur wieder Leben ein. Francis Upritchard (* 1976, New Plymouth) greift in den Plastiken, die im Rahmen dieser Ausstellung präsentiert werden, Mythen des Indigenen auf und rekonstruiert eine mögliche Historie. Ihre „Schrumpfköpfe“ rekurrieren auf die Praxis der Māori, den europäischen Händlern tätowierte und für den überseeischen Handel präparierte Köpfe anzubieten. Ihre „Ancestral Boxes“ stellen Referenzen zu den Waka tukapapu dar, geschnitzte, an Kanus erinnernde Behältnisse, die die sterblichen Überreste meist hochrangiger Häuptlinge enthielten. Kann man die Funktion einiger der in ihnen gezeigten Gegenstände benennen, bleibt die anderer rätselhaft. hinaufkickt. Hewitt zollt hier einer ikonischen Figur des Landes Tribut, dem Propheten Te Whiti o Rongomai, der ab 1879 der Siedlung von Parihaka, südlich von New Plymouth, vorstand. Die Māori unter Te Whiti begegneten Versuchen britischer Siedler Land zu konfiszieren mit gewaltlosem Widerstand und Akten zivilen Ungehorsams. Als das Militär 1881 schließlich einmarschierte und die Siedlung dem Erdboden gleichmachte, kamen den Soldaten Kinder singend und mit Brot in den Händen entgegen. Das Symbol des durch Te Whiti begründeten Prinzips des gewaltlosen Widerstands ist die dreifache Albatros-Feder, die Murray Hewitt auf der Rückseite des Helms trägt. Die Verflachung und Banalisierung traditionellen indigenen Kulturguts attackiert Rachael Rakena (* 1969, Kāi Tahu, Ngā Puhi ³) in ihren „Peep Hole Hakas“. Der Haka ist ein ritueller Tanz der Māori mit zahlreichen Nuancen und einer Vielzahl unterschiedlicher Bedeutungen. Durch die Popularisierung im Zusammenhang mit Rugby (und nicht zuletzt durch den Einfluss eines großen Sportartikelherstellers) figuriert dieses Ritual heute als eine performative Art von Flughafenkunst, so wie auch das Tattoo (Moko) zum Stereotyp des Exotischen heruntergekommen ist. Voller Empathie für ihren Gegenstand sind die Aufnahmen einer der Pionierinnen der neuseeländischen Fotografie, Marti Friedlander (* 1928, London), die 1968 mit ihrem Ehemann nach Neuseeland immigriert ist. Sie bereiste mit dem Historiker Michael King in den frühen 70er Jahren die Nordinsel auf der Suche nach den letzten Māori-Frauen, die das traditionelle Kinn-Tattoo trugen. Getrieben von der Furcht, dass es die letzten Zeugnisse einer untergehenden Kultur vor ihrem endgültigen Verschwinden zu bewahren gelte, dokumentierte King die Geschichten der Frauen, die Friedländer in ihrer alltäglichen Umgebung fotografierte. Friedlanders Schwarz-Weiß-Aufnahmen gehören zu den Inkunabeln neuseeländischer Fotografie. Ganz anders ist das stilistische Vokabular von Edith Amituanai (* 1980, Auckland). Sie besuchte die Häuser emigrierte Samoaner in allen Teilen der Welt und hielt in sachlichen, bewusst unprätentiösen Aufnahmen die gleichbleibende Ikonographie einer unstillbaren Sehnsucht nach Heimat fest. Amituanais Arbeiten sind Zeugnisse der komplizierten Geschichte der Migration im südpazifischen Raum und des Konflikts zwischen der bi-kulturellen Konstruktion einer Nation und ihrer polykulturell geprägten Wirklichkeit. Einen Mythos der Moderne, das Ballett „Gesang der Nachtigall“ Sergei Diaghilevs aus dem Jahr 1914 mit der Musik Igor Strawinskis, rekonstruiert Sriwhana Spong (* 1979, Auckland), selbst ausgebildete Tänzerin, in ihrer Video-Arbeit „Costume for a Mourner“. Von Diaghilevs Aufführung sind lediglich ein paar Fotos sowie Kostüme erhalten, die Henri Matisse dafür entwarf, wohingegen keine Zeugnisse über die tatsächliche Choreographie von Leonid Massine Auskunft geben. In Zusammenarbeit mit dem britischen Tänzer und Choreographen Benny Ord entwickelte Sriwhana Spong eine mögliche Rekonstruktion des Balletts von Diaghilev und übersetzte diese getanzte Hypothese über ein verloren gegangenes Werk in ein Video von großer emotionaler Dichte und filmischer Schönheit. Einen Mythos Neuseelands thematisiert Murray Hewitt (* 1969, Hastings) in seinem Video „Weeping Waters“ (2008), das den Künstler mit einem Motorradhelm auf dem Kopf zeigt, wie er bis zur Erschöpfung einen Ball den Abhang einer Düne Philip Dadson, „Beachsweep“ (Purposeless work #1), 1971, Courtesy the artist and Starkwhite, Auckland Mit diesem Konflikt setzt sich auch Janet Lilo (* 1982, Auckland) in ihren Video-Arbeiten auseinander. Janet Lilos Familie stammt ebenfalls aus Samoa. In Videos widmet sich Lilo der Bedeutung, die Rap und Hip-Hop für eine jüngere Generation der Immigranten von den pazifischen Inseln zur Formulierung eines Selbstverständnisses besitzen, das quer zum bi-kulturellen Mainstream steht. Indem Lilo ihre erweiterte Familie bei der Produktion ihrer Videos involviert, rekurriert sie auf ein traditionelles Kunstverständnis ihrer Heimat, das keine singuläre, sondern stets eine gemeinschaftliche Autorenschaft kennt. Die Videos zeigen Phänomene einer Subkultur, die dem offiziellen Dogma eines gelungenen Ausgleichs zwischen den verschiedenen, in Neuseeland beheimateten Ethnien widersprechen. „The Whipping Boy“ mag zum einen das Gefühl hervorrufen, Zeuge des lächerlichen, juvenil-pubertären Macho-Rituals eines Heranwachsenden zu sein. Auf der anderen Seite ist unmittelbar das Drohende und latent Gewalttätige zu spüren, das diesem Peitschen-Exerzitium innewohnt. Verdichtung kaum mehr zu überbietende emblematische Darstellung des Dilemmas, in dem sich Aotearoa/Neuseeland befindet. Eine Brücke zu Robinsons gegenwärtiger künstlerischer Praxis schlagen seine in der Ausstellung gezeigten Skulpturen, die das Repertoire plastischer Möglichkeiten ausloten. Zarte, fragile Gebilde aus Filz, Draht, Metall oder Holz lehnen an Wänden oder suchen temporär Halt in Raumecken und Nischen. Zu den Künstlern der älteren Generation in der Ausstellung gehört Len Lye (1901 – 1980), von dem wir die 16 mm Filme „Free Radicals“ (1958/1979) und „Particals in Space“ (1980) zeigen. Lye wanderte bereits in den 1920er Jahren nach London aus und lebte ab 1943 in New York. Er gehört zu den Pionieren der kinetischen Skulptur und des kameralosen oder direkten Films; zu seinen herausragenden Werken zählt „Free Radicals“, bei dem Lye in das Filmmaterial kratzte und die Emulsion wegschabte. Unterlegt mit Musik der Bagirmi im heutigen Tschad, ist der Film ein grandioses Beispiel von Lyes oft heiterer und spielerischer Kunst und seiner Fähigkeit, seine charismatische Persönlichkeit mit seiner künstlerischen Praxis zu verbinden. Judy Millar (* 1957, Auckland), die neben Francis Upritchard Neuseeland auf der Biennale von Venedig 2009 vertrat, wurde durch gestische, starkfarbige Malereien bekannt. Die spezifische Ästhetik ihrer Werke verdankt sich einer zweifachen Technik: Farbe wird unvermischt auf die liegende Leinwand geschüttet und dann mit Lappen, Rakel oder anderen Gegenstanden verwischt. In jüngster Zeit entwickelt sie die Malerei zum Skulpturalen weiter, indem sie kleinformatige Gemälde scannt und vielfach vergrößert auf Vinyl druckt. In der Ausstellung werden sowohl Gemälde als auch Siebdrucke gezeigt, die eine Brücke zum Werk ihres Lehrers Alberto García Alvarez schlagen. SIMON MORRIS, „Coloured Line, Frankfurt“, 2012, Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein (2012), Courtesy the artist an Two Rooms. Auckland PETER ROBINSON, „Pakeha has rights, too“, 2012, Courtesy Sutton Gallery, Melbourne Peter Robinson (* 1966, Ashburton), einer der bedeutendsten zeitgenössischen Künstler Neuseelands und Repräsentant seines Landes auf der Venedig-Biennale 2001, greift in den ausgestellten Arbeiten auf Werke von 1996 zurück. Robinson begann seine Karriere mit wütenden und provokativen Kommentaren zur Politik der neuseeländischen Regierung gegenüber den Māori. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählt das Gemälde mit dem (gespiegelt wiedergegebenen) Hakenkreuz und der Beischrift „Pakeha Has Rights Too“ („Pakeha“ war zunächst der Māori Name für die weißen Siedler, wird mittlerweile aber als Bezeichnung für alle, auch nicht-weißen Immigranten verwendet). Die Kombination eines Symbols, das weltweit für Massenmord und Rassenwahn steht, mit der Reklamation von Menschenrechten, wie sie Minoritäten einfordern, produziert eine in ihrer paradoxalen Simon Ingrams (*1971, Wellington) Maschinen produzieren auf einfachen Regeln und Methoden basierende Malereien. Sein diskursiver Ansatz kreist um Apparate, die Logik von Systemen, Computerwissenschaft, die Theorie der Autopoiesis und Radio astronomie. So erinnern beispielsweise Ingrams „Random Walk Paintings“ an gestisch-expressive Malerei, entstehen aber durch die mehr oder minder zufällige, von einer Software gesteuerte Bewegung eines Pinsels über die Leinwand. In den „Radio Paintings“ wiederum ist es elektromagnetische Energie, die sich in der Form von Malereien manifestiert. Speziell gebaute Antennen und eigens entwickelte Software empfangen und verarbeiten Niedrig-Frequenz-Energie, die auch als natürliche Radiostrahlung bezeichnet wird. Beide Vorgehensweisen resultieren in Konfigurationen, die expressiven Malereien ähneln, obgleich der Künstler sich völlig jeder Art von Subjektivität enthält. Daniel von Sturmer (* 1972, Auckland), der heute in Melbourne lebt und 2007 Australien auf der Biennale von Venedig repräsentierte, beschäftigt sich im Medium Video mit Malerei. Die drei „Painted Video“ Sequenzen zeigen das allmähliche Entstehen von konzentrischen Farbfeldern durch das Herabtropfen von Farbe auf eine rotierende Fläche. Der Rekurs auf den amerikanischen Minimalismus ist offenkundig und wird doch zugleich, durch die Transformation von Malerei in ein zeitbasiertes Medium, ironisiert. Eine Bezugnahme zur rekonstruierten Wandmalerei von Blinky Palermo im Treppenhaus des Frankfurter Kunstvereins stellt die Arbeit von Simon Morris (* 1963, Hamilton/Waikato) dar. Morris entwickelt seine linearen, geometrischen Wandmalereien in verschiedenen Materialien. Oft liegen ihnen Maßverhältnisse zugrunde, die aus kunstfremden Ordnungssystemen entlehnt sind. In der Tradition von linearer Abstraktion einerseits, von Konzeptkunst andererseits, erstellt Morris klare Regeln zur Produktion seiner Gemälde, die jedoch gemäß den architektonischen Gegebenheit variieren können. So wird eine beständige Spannung zwischen den zugrundeliegenden mathematischen Formeln und der Entstehung des Werks im realen Raum produziert. Dane Mitchell (* 1976, Auckland) ist fasziniert von den Möglichkeiten des Hypothetischen und Spekulativen, von Aberglauben und Ritualen, von der Kraft des Immateriellen. Für die Frankfurter Ausstellung rekonstruiert er eine frühere Arbeit, in welcher eine Hexe einen bestimmten Raum mit einem Fluch („This place is cursed“) belegt. Mitchell erzeugt damit einen Raum der Unsicherheit: Was passiert, wenn die Arbeit abgebaut wird? Muss der Fluch aufgehoben werden? Wirkt er, und wenn ja, wie lange? Wann und wie wirkt er sich aus? Dieser spekulative Aspekt seiner Arbeit ist wichtig, da er sich in Beziehung zu den „verborgenen“ Welten des Okkulten und den „verborgenen“ Aspekten der Kunstwelt setzen lässt, die durch die Massenmedien und das Publikum oft miteinander verglichen werden. Eine ähnliche Unsicherheit ruft Simon Glaisters (* 1979, Auckland) Reproduktion der Luftaufnahme einer Landschaft bei Christchurch hervor. Glaisters Arbeiten drehen sich immer wieder um die Frage, ob dem Kulturellen nicht etwas Katastrophisches innewohnt. Glaister bemühte sich um den Import von Radongas nach Neuseeland, das er, in Referenz zu Michael Ashers „Inert Gas Series“ von 1968, in die Atmosphäre entweichen lassen wollte. Radon ist ein Edelgas, das kaum mit seiner Umwelt reagiert. In mehreren Ländern stützt sich die Erdbebenvorhersage auch auf Radonmessungen. Leichte Erschütterungen des Erdreiches sorgen für eine schnellere Ausbreitung des in der Erde entstehenden Radongases als unter normalen Bedingungen. Die Wahl auf eine Landschaft bei Christchurch erfolgte mit Bedacht, ist Christchurch doch die Stadt, die durch eine Folge von Erdbeben 2011 fast bis zur Unbewohnbarkeit zerstört worden ist. Ob die Fotografie nun den Ort zeigt, an dem Glaister angeblich das Gas entweichen ließ, oder einen Ort, an dem sich Gas kurz vor dem katastrophalen Erdbeben verstärkt nachweisen ließ, lässt sich nicht verifizieren. In jedem Fall verweist Glaisters Arbeit auf das Problem, Natur von Kultur, Gefahr von Risiko noch unterscheiden zu können – ein für Neuseeland, das sowohl durch seine Anti-Nuklearpolitik als auch durch sein (ungeachtet mittelmäßiger Umweltbilanzen) „100 % Green“-Image bekannt geworden ist, geradezu emblematisches Problem. Nördlich von Muriwai, einem durch den Maler Colin McCahon berühmt gewordenen Ort an der Küste westlich von Auckland, realisierte die Video-Künstlerin Alex Monteith (* 1977, Belfast) eine Arbeit von großer Poesie. Durch den schwarzen Sand an der Westküste der Nordinsel entstehen bei starker Sonneneinstrahlung Luftspiegelungen, aus denen sich in Monteiths „2.5 Kilometre Mono Action for a Mirage“ allmählich ein Punkt löst, der als Motorradfahrer identifizierbar wird, sobald er der Kamera näher kommt. Nur auf dem Hinterrad balancierend, rast er auf die Kamera zu und an ihr vorbei. Sobald er die Kamera passiert hat und der Lärm der Maschine verklungen ist, nimmt sich die Landschaft aus, als sei die Aktion des Motorradfahrers nur eine Fata Morgana oder eine durch Hitze bedingte Halluzination gewesen. Ruth Buchanan (* 1980, Te Ati Awa ⁴, New Plymouth) entwickelt komplexe Installationen, in denen sowohl skulpturale Elemente als auch Video- und Klangaufnahmen Verwendung finden. „Sculptor“ besteht aus Stühlen, einem semi-transparenten Spiegel, einer gerüstartigen Vorrichtung, an der Holzlatten hängen, sowie einer Video- und Tonkomponente. Auf dem Monitor läuft als Loop eine 1981 im neuseeländischen Fernsehen ausgestrahlte Dokumentation, in welcher eine Bildhauerin einer Journalistin ihre Plastiken in einer Ausstellung erklärt. Die Tonkomponente besteht in einem längeren, von Ruth Buchanan gesprochenen Monolog, der in mäandernder Form von Ähnlichkeiten zwischen Wetterverläufen und Kommunikationsmustern handelt. Je nachdem, auf welcher Seite des Spiegels man Platz genommen hat und welcher Tonquelle man lauscht – dem Monolog Ruth Buchanans auf den Kopfhörern oder dem unverständlichen Murmeln der Bildhauerin im Film – ergibt sich eine verschiedene Wahrnehmung der Installation. Buchanan konzentriert sich in dieser Arbeit auf das Medium, dessen sich der Besucher bedient: das Medium des Ausstellens. Campbell Patterson (* 1983, Portsmouth, GB) ist durch seine humorvollen, oft lapidaren und mit einfachsten Mitteln produzierten Videos bekannt geworden. Immer ist der Künstler der Protagonist, und immer berührt er auf subtile Weise Grenzen des Intimen und des guten Geschmacks. So zeigt ein Video, wie er sich in einem öffentlichen Park mit fast schon panischer Schamhaftigkeit umzieht; in einem anderen Video benutzt er das verschmutzte Wasser einer Pfütze zur Nassrasur. „Chewing Brothers“ zeigt ihn mit seinen zwei Brüdern, wie sie sich, immer starr in die Kamera blickend, gegenseitig einen Kaugummi von beträchtlicher Größe, den sie zuvor gekaut haben, in den Mund schieben. Gerade durch die formale Einfachheit und durch die unbedingte Konzentration, mit der die drei Brüder agieren, zeigt die Arbeit eine Intimität, der Ekelgrenzen nichts gelten. John Ward-Knox (* 1984, Auckland) erprobt Qualitäten des Skulpturalen. Weich und Hart, Gewicht und Masse, Schwere und Spannung, Labilität und Stabilität – solche Kategorien werden in einfachen und formal schlagenden Arrangements und in unterschiedlichen Materialien einer Untersuchung unterzogen. Übersehene Räume, prekäre Situationen werden durch manchmal subtile und leicht zu übersehende, manchmal durch massive Interventionen akzentuiert. Auf immer neue Weise erweitert Ward-Knox das Vokabular der minimalistischen Skulptur durch die Verwendung von Fotografie und Text und schafft so Werke, die aufgrund ihrer Kontextspezifik immer neue Lesarten provozieren. Zudem schafft Ward-Knox briefmarkengroße Kugelschreiberzeichnungen von Alltagsgegenständen und großformatige Kohlezeichnungen nach klassischen Motiven der Kunstgeschichte, die in ihrer Konzentration auf längst vergangene ästhetische Normen wie aus der Zeit gefallen erscheinen. Alicia Frankovich (*1980, Tauranga) konzentriert sich in ihren Performances und Aktionen auf Aspekte der Ausdauer und der Grenzen physischer und mentaler Belastung. Frankovichs teilweise choreographierte, teilweise improvisierte Arbeiten sind Modelle sozialen Austauschs, deren Ausgang meist ungewiss ist. Oft in Interaktion mit Zuschauern geht es ihnen um Unterstützung und Konkurrenz, gegenseitige Abhängigkeiten und Formen der Solidarität. Im Rahmen der Eröffnung der Ausstellung CONTACT wird Frankovich mit den Kuratoren und Freiwilligen aus dem Publikum ein Scrum bzw. Ruck durchführen. Ein Scrum oder Ruck ist im Rugby die Standardsituation, um nach Regel verstößen das Spiel neu zu starten. Dabei stehen sich die Spieler der gegnerischen Mannschaften gebückt in drei Reihen gegenüber, die Arme um die Schultern bzw. die Hüften ihrer Teamkollegen geschlungen, und versuchen, den Gegner vom Ball wegzudrücken, der von der Seite her eingeworfen wird. Frankovichs Scrum ist nicht nur ein Modell für das manchmal antagonistische Verhältnis von Kuratoren und Künstlern; es reflektiert auch das Verhältnis zwischen Publikum bzw. Spieler/Künstlerin, die die Zuschauer für den Zweikampf auswählt. Zugleich greift Frankovich die Tradition der Post-Object-Art auf, die in Form der Dokumentation von Jim Allens Arbeit „Contact“ metaphorisch, konzeptionell und physisch den Ausgangspunkt dieser Ausstellung bildet. Aaron Kreisler und Leonhard Emmerling (Kuratoren) 1 Diese Angabe bezeichnet die Māori Stammesherkunft, die in Neuseeland oft den Geburtsort ersetzt. 2 Siehe Anmerkung 1. Die ersten drei Namen bezeichnen Māori Stammesherkunft, der letzte ist schottischen Ursprungs. 3 Siehe Anmerkung 1. 4 Māori Stammesherkunft. JUDY MILLAR, „Ferryman (gold)“, 2011, Ausstellungsansicht Frankfurter Kunstverein (2012), Courtesy Galerie Mark Müller, Zürich, Foto: Michael Habes LISA REIHANA, „Native Portraits (Drama)“, 1998, Courtesy the artist In New Zealand, diverse cultural influences manifest themselves in various ways. Around 800 to 900 years ago, Polynesian seafarers settled on the South Pacific islands where until then only birds, reptiles, and insects had lived. In the late 18th and early 19th centuries, the descendants of these explorers, today’s Māori, were faced with an increasing number of primarily British settlers, though their initial contact was rather peaceful. In 1840, they signed the Treaty of Waitangi, which promised the Māori sovereignty over their land and at the same time established the supremacy of the British Crown. This treaty, whose original exists only as a fragment, forms the basis of the bicultural identity of New Zealand. It became the foundation for official policy with the establishment of the Waitangi Tribunal in 1975. However, the Treaty has always been a contentious document with the British and Māori versions differing significantly in their meaning, so it is difficult to ascertain what exactly all parties believed they had agreed to when they signed the different versions. Following several new immigration waves particularly from European countries, the Pacific Islands, Asia and South Africa, the notion of this being a bicultural nation has increasingly been the subject of theoretical, political and social speculation. The changing cultural demographic of Aotearoa/New Zealand with its growing multicultural flavour, especially in Auckland the largest urban area and population, has further complicated this state of affairs and also seen the all too familiar consequences: segregation, ghettoization, gated communities, violence, and crime. Well into the middle of the 20th century, Great Britain’s strong influence could still be felt in the arts. It was painters such as Colin McCahon and Gordon Walters, who in the 1960s began looking to North American art alongside that of the European continent and returned to New Zealand with modernist ideas. Other artists were like Len Lye, a pioneer of direct film and kinetic sculpture, who left his homeland early on and whose influence would not be felt until largely after his death and the ‘opening-up’ and generation of works from his archive, which is held at the Govett-Brewster Art Gallery, New Plymouth. For Jim Allen (* 1922, Wellington), whose 1974 work “Contact” provides this exhibition with its title, his travels to France, Great Britain, the United States, and Mexico sparked a turning point in his artistic practice. In Paris, London, Chicago, and New York he experienced the student revolts; in Mexico he became acquainted with the work of Hélio Oiticicas, whose “Parangolés” he referenced in one part of the three-part performance at Auckland Art Gallery in 1974. As the most important exponent of Post-Object Art and a teacher at Elam School of Fine Arts in Auckland, Allen has considerably influenced later art scenes, including video and sound artist Philip Dadson (* 1946, Napier). Dadson is represented in the exhibition with a documentation photograph of an action piece from 1971, in which he and some friends sweep a beach on the country’s west coast—unaware of the artist Josef Beuys and his own action piece in the Krefeld Forest from the same year. A different cultural background is demonstrated by Alberto García Álvarez (* 1928, Barcelona), who left Spain in 1960, travelled via California to New Zealand, and taught painting at Elam School of Fine Arts. Having worked for years as a relative recluse without interest in exhibiting his work, he was re-discovered only in recent years. The small, informal work that is presented in this exhibition stands for the long-lasting influence of abstract expressionism on painting in New Zealand. Ngā Puhi ³ ) in her “Peep Hole Hakas”. The haka is a highly nuanced ritual Māori dance with a variety of different meanings. Through its popularization in association with rugby (and not least through the influence of a large sporting goods manufacturer) this cultural challenge/ritual figures today as a kind of performative tourist dance, similar to the way that the tattoo (moko) has been reduced to an exotic stereotype. Full of empathy for their subject matter are the images made by a key figure in New Zealand photography, Marti Friedlander (* 1928, London), who immigrated with her husband in 1968 to New Zealand. In the early 1970s, she traveled with the historian Michael King through the North Island in search of the last Māori women wearing the traditional chin tattoo. On a mission to preserve the last living proofs of a vanishing culture, King documented the histories of the women, whom Friedlander photographed in their everyday surroundings. Friedlander’s black and white photographs count as seminal works in the history of New Zealand photography. ALEX MONTEITH, „2.5 Kilometre Mono Action for a Mirage“, 2011 35mm) (Still), Courtesy the artist The fundamental paradigm of contact in a country like New Zealand, which has been so strongly affected by the postcolonial debate, is the “first contact”, that often painful encounter by an indigenous population with European settlers. This encounter, oscillating between uncertainty, condescension and respect, pride, sadness and aggression, is the subject of the multi-part video “Native Portraits (Drama)” by Lisa Reihana (* 1969, Ngā Puhi ¹ ). In it she re-enacts the staged situations in which European photographers realized the fantasy of the noble savage and the barbarian warrior. Similarly fictitious as these constructions of the other are the dialogues that Reihana has her protagonists speak. Her work thus elaborates on the central problem of all identity politics, questioning the authenticity of what should be construed as identity—a panorama of reconstructions that continuously rebuild around a blank space. Fiona Pardington (* 1961, Kai Tahu, Kati Mamoe, Kati Waewae, Clan Cameron ²) likewise documents a process of multiple translation and reconstruction in her series “The Pressure of Sunlight Falling”. For this project Pardington retraces the French explorer Jules Sébastien César Dumont d’Urville’s voyage of the Pacific between 1837 and 1840, by documenting the plaster casts of the noble savages that they encountered, which were made by the French phrenologist Pierre-Marie Dumoutier on the journey. In the photographs, which are confined here to a set of Māori sitters shown in frontal and profile views, she documents the results of a pseudo-scientific endeavor to prove racial characteristics. On one level, Pardington illustrates how this kind of science renders its subject into an inanimate object, but she also returns these ‘scientific specimens’ to their homeland and people. So this project breaths life back into these cultural ancestors by bringing them out of museum storage and showing them in a contemporary art context. In her sculptures presented in this exhibition, Francis Upritchard (* 1976, New Plymouth) refers to indigenous myths and reconstructs a possible history. Her “Shrunken Heads” recall the Māori practice of offering European dealers tattooed heads that were embalmed for overseas trade. Her “Ancestral Boxes” make reference to the waka tukapapaku, the carved, canoe-like chests that bore the bones of high-ranking chiefs. While some of the objects can be identified, the function of others remains unclear. In her video “Costume for a Mourner”, Sriwhana Spong (* 1979, Auckland) reconstructs a myth of modernity: the choreography for Sergei Diaghilev’s Ballets Russes 1920 performance of “Le Chant du Rossignol [Song of the Nightingale]” by Igor Stravinsky. Of the performance only a few photographs remain, along with the costumes created for the piece by Henri Matisse, and no real information about the choreography itself. In collaboration with the British dancer and choreographer Benny Ord, Sriwhana Spong, who is also trained as a dancer, developed a possible reconstruction of the ballet, and translated this danced hypothesis about a lost work into a video of great emotional intensity and filmic beauty. A quite different stylistic vocabulary is used by Edith Amituanai (* 1980, Auckland). Visiting the homes of Samoan émigrés around the world, she has captured in neutral, deliberately unpretentious images the consistent iconography of an insatiable desire for home. Amituanai’s works are testimony to the complex history of migration in the South Pacific and the conflict between the bicultural construction of a nation and its multiculturally influenced reality. This conflict is also addressed in the video works of Janet Lilo (* 1982, Auckland), who also has Samoan roots. Her documentary videos comment on the significance of rap and hip-hop for a younger generation of immigrants from the Pacific Islands in formulating a self-understanding outside of the bicultural mainstream. By involving her extended family in the production of her videos, she hearkens back to a traditional understanding of art that does not recognise a singular, but always collaborative, authorship. The videos depict phenomena of a subculture that contradict the official dogma of a successful balance between the various ethnic groups at home in New Zealand. “Whipping Boy” might initially give the viewer the feeling of watching an absurd pubescent, macho ritual. On the other hand, one can immediately sense the provocation and latent violence that is inherent in this whipping exercise. In his contribution to this exhibition, Peter Robinson (* 1966, Ashburton), one of New Zealand’s foremost contemporary artists and his country’s representative at the Venice Biennale in 2001, alludes to works from 1996. Robinson began his career with angry and provocative commentary on the politics of the New Zealand government towards the Māori. Among his most famous works is a painting depicting a (mirror-inverted) swastika and the inscription “Pakeha Have Rights Too” (Pākehā was originally the Māori name for white settlers, but has come to refer to all immigrants, including non-European). The combination of a symbol that stands for mass murder and racial hatred with a claim to human rights as is often made by minorities, produces in its paradoxical conflation a superb emblematic representation of the dilemma faced by New Zealand. In contrast to this set of concerns the exhibition also includes Robinson’s more recent practice, which brings together a set of objects that are tangential in their exploration of sculptural possibilities. Delicate, fragile structures made of felt, wire, metal, and wood lean against walls and seek a temporary stasis in their ever too fragile existence in the nooks and niches of the gallery space. A myth of New Zealand, on the other hand, is cited by Murray Hewitt (* 1969, Hastings). His Video “Weeping Waters” (2008) depicts the artist wearing a motorcycle helmet on his head as he kicks a ball up the slope of a sand dune, to the point of exhaustion. Here, Hewitt pays tribute to one of the country’s iconic figures, the prophet Te Whiti o Rongomai, who founded the Parihaka village south of New Plymouth in 1879 and who died in 1907. British settlers trying to confiscate land there were confronted with nonviolent resistance and acts of civil disobedience by Māori inhabitants led by Te Whiti. In 1881, when the military finally took over and ultimately demolished the village, they were met by children singing and bearing bread in their arms. The principle of nonviolent resistance propagated by Te Whiti is symbolized by three albatross feathers, which adorn the back of the helmet worn by Hewitt. The superficiality and trivialization of traditional indigenous culture is attacked by Rachael Rakena (* 1969, Kāi Tahu, ALBERTO GARCIA ALVAREZ, „A-69“, 1994, Courtesy the artist and Leonhard Emmerling FRANCIS UPRITCHARD, „Untitled“, 2001-2003, Installation view at Frankfurter Kunstverein (2012), Courtesy private collection, the artist and Ivan Anthony Gallery, Auckland Among the older generation artists in the exhibition is Len Lye (1901 – 1980), whose 16 mm films “Free Radicals” (1958/1979) and “Particles in Space” (1980) we are showing. Lye emigrated in the 1920s to London, and settled in New York in 1943. He is a pioneer of kinetic sculpture and the cameraless or direct film. “Free Radicals”, in which Lye scratched and removed the layers of three “Painted Video” sequences show the gradual realisation of concentric colour fields as paint drips on a rotating surface. The recourse to American minimalism is obvious and at the same time, through the transformation of painting into a time-based medium, ironic. The work of Simon Morris (* 1963, Wellington) makes reference to the reconstructed wall painting by Blinky Palermo located in the Frankfurter Kunstverein stairwell. Morris develops his linear, geometric wall paintings using various materials, often basing them on proportions borrowed from systems outside of art. In the tradition of both linear abstraction and conceptual art, Morris sets up a clear set of rules for the production of his paintings but as the nuances of the architecture shift the sequence of the pattern is also altered irrevocably. There is a constant tension in his wall drawings between the mathematical formula/guide and the generation of the work in real time and space. MARTI FRIEDLANDER, „Marara Maihi Tauranga“, 1970, Courtesy of Auckland Art Gallery Toi o Tāmaki film emulsion, is widely regarded as one of his most sophisticated and influential films. Set to the music of the Bagirmi tribe from present-day Chad, the film is a magnificent example of Lye’s playful approach to art production and ability to fuse his charismatic nature with his practice. Judy Millar (*1959, Auckland), who represented New Zealand at the 2009 Venice Biennale together with Francis Upritchard, is known for her gestural, brightly coloured paintings. The specific aesthetics of her work is due to a twofold technique: unmixed paint is poured directly onto the horizontal canvas and then spread with a cloth, squeegee or other objects. Recently she has developed her paintings sculpturally, by scanning small-format paintings and printing them greatly enlarged on vinyl. The exhibition presents her paintings as well as silk screens, which establish a link to the works of her teacher Alberto García Álvarez. Simon Ingram’s (*1971, Wellington) machines generate paintings based on simple rules and methods. This discursive approach involves machines, the logic of system, computer science, the theory of auotopoiesis and radio astronomy. For example, Ingram’s „Random Walk Paintings“ are reminiscent of gestural expressive works. They are made with a brush controlled by a machine modelling a random walk in software. How each stroke relates to the next, when it changes direction and at what point a painting is finished is a function of the machine. In a different way his „Radio Paintings“ manifest electromagnetic energy from the atmosphere as painting. Custom built attennas and software receive and interpret very low frequency radio energy sometimes referred to as Natural Radio. Both realise themselves in configurations which resemble expressive paintings, despite the artist refrains himself almost completely from any kind of subjectivity. Daniel von Sturmer (* 1972, Auckland), who now lives in Melbourne and who represented Australia at the 2007 Venice Biennale, uses video to address the medium of painting. The Dane Mitchell (* 1976, Auckland) is fascinated by the possibilities of the hypothetical and the speculative, by superstitions and rituals, and by the power of the immaterial. Here at Frankfurter Kunstverein, he replicates an earlier work by having a witch curse a particular area of the exhibition space. Mitchell thus creates a room of uncertainty: What happens when the work is dismantled? Must the curse also be removed? Does it really work, and if yes, for how long? When does it wear off? This speculative aspect of Mitchell’s work is important, because it draws a number of interesting parallels between the ‘hidden’ world of occult and the ‘clandestine’ aspects of the art world, which the mainstream media and general public sometimes see the activities of both these communities in. Simon Glaister (* 1972, Auckland) creates a similar sense of uncertainty with his reproduction of an aerial photograph of a landscape located near Christchurch. Glaister’s works often explore the possible presence of an inherently catastrophic element in culture. Glaister attempted to import radon gas to New Zealand, which he intended to release into the atmosphere, an allusion to Robert Barry’s “Inert Gas Series” from 1968. Radon is a noble gas that hardly reacts with its environment, and which is measured in several countries to make earthquake predictions. Slight tremors result in a heightened release of radon occurring in the earth than under normal conditions. The choice of a landscape near Christchurch is not haphazard: the city was nearly rendered uninhabitable by a series of earthquakes in 2011. It remains open, whether the photograph shows the place where Glaister supposedly released the gas, or a place where the gas could be more strongly detected shortly before the catastrophic earthquake. In any case, Glaister’s work points to the problem of differentiating nature from culture, danger from risk—a somewhat emblematic problem for New Zealand, which is known both for its anti-nuclear policy as well as its (despite mediocre environmental audits) “100 % Pure” image. North of Muriwai, an area located on the coast west of Auckland that became famous through the painter Colin McCahon, video artist Alex Monteith (* 1977, Belfast) realised a work of great poetry. Under strong sunlight, the black sand on North Island’s western coast creates mirages. In Monteith’s “2.5 Kilometre Mono Action for a Mirage”, a point slowly emerges from the heat waves, becoming recognisable as a motorcyclist pulling a wheelie while racing toward the camera. Once he has passed and the noise of the machine has faded, the landscape dissipates as if the motorcyclist himself were only a mirage or a heat-induced hallucination. SRIWHANA SPONG, „Costume for a Mourner“, 2010, Installation view at Frankfurter Kunstverein (2012), Choreographed and danced by Benjamin Ord, Courtesy the artist and Michael Lett, Auckland Ruth Buchanan (* 1980, Te Ati Awa ⁴, New Plymouth) develops complex installations that combine sculptural elements with video and sound recordings. “Sculptor” consists of chairs, a semi-transparent mirror, a frame-like device attached with wooden slats, as well as a video and sound component. On the monitor running in loop is a documentary film that was shown in 1981 on New Zealand television, in which a sculptor explains her work to a journalist at an exhibition. The audio component consists of a longer, meandering monologue spoken by Ruth Buchanan, that tells of similarities between weather curves and patterns of communication. Depending on which side of the mirror the viewer is standing and which audio source is heard— the monologue by Buchanan or the unintelligible murmur of the sculptor in the film—there is a different perception of the installation. Buchanan focuses on the medium that is used by the visitors: the medium of exhibition. Campbell Patterson (* 1983, Portsmouth, GB) is known for his humorous, often laconic and simply produced video performances. Always the main character, he very subtly breaches limits of intimacy and good taste. In one video he is depicted moving about in a public park with almost panicky consternation. In another video, he uses water from a dirty puddle to shave with. “Chewing Brothers” shows him with his two brothers, as they, staring into the camera, pass back and forth into their mouths an oversized piece of chewing gum. Through the formal simplicity and the absolute concentration with which the three brothers act, the work becomes the touching document of an intimacy that knows no boundaries of distaste. John Ward-Knox (* 1984, Auckland) examines sculptural qualities in his work. Soft and hard, weight and mass, gravity and tension, instability and stability—all of these categories are subjected to scrutiny in simple and striking formal arrangements and using different materials. Overlooked spaces and precarious situations are accentuated through interventions that are, at some times, subtle and easily missed, and at others, massive. In ever-new ways, Ward-Knox expands the vocabulary of minimalistic sculpture through the use of photography and text, creating works that provoke continual re-interpretation with their context specificity. Ward-Knox also creates stamp-sized ballpoint-pen drawings of everyday objects, as well as largeformat charcoal drawings of classical art historical motifs, which in their concentration on long-past aesthetic norms seem to have fallen out of time. Alicia Frankovich (* 1980, Tauranga) concentrates in her performances and actions on aspects of endurance and the limits of physical and mental stress. Often in interaction with the audience, Frankovich produces with her sometimes choreographed, improvised and open-ended performances models of social exchange, underpinning elements of competition and support, mutual interdependency and solidarity. For the opening of Contact, Frankovich will perform a scrum/ruck with the curators and with volunteers from the audience. A scrum is the standard situation in all codes of Rugby to re-start the game after an infringement or mistake is made by one of the teams. The players bind together in three rows, holding each other around their shoulders and hips and pushing towards the opposite team, the heads and shoulders interlocked with those of the other sides front row. The ball is thrown into the tunnel formed by the players, and each team tries to get hold of it by hooking it back with their legs. Frankovich’s scrum is both a model for the sometimes antagonistic relationship between artists and curators, and it also reflects on the relationship between audience/player and the role of the artist—who selects participants to compete in a stand alone ruck. Simultaneously, Frankovich refers to the tradition of Post-Object-Art, which is present in the exhibition through the documentation of Jim Allen’s “Contact”, the work that metaphorically, conceptually and physically is the starting point for the exhibition. Leonhard Emmerling, Aaron Kreisler (Curators) 1 Indication of Māori clan origin. 2 The first three Names indicate Māori clan origin, the last a scottish clan origin. 3 Indication of Māori clan origin. 4 Indication of Māori clan origin Herausgeber / Editor: Frankfurter Kunstverein Steinernes Haus am Römerberg / Markt 44 60311 Frankfurt am Main Telefon: +49.69.21 93 14 - 0 Fax: +49.69.21 93 14 - 11 [email protected], www.fkv.de Öffnungszeiten / Opening hours: Dienstag, Donnerstag und Freitag: 11.00 – 19.00 Uhr Mittwoch: 11.00 – 21.00 Uhr Samstag und Sonntag: 10.00 – 19.00 Uhr Montag: geschlossen Tuesday, Thursday and Friday: 11 am – 7 pm Wednesday: 11 am – 9 pm Saturday and Sunday: 10 am – 7 pm Monday: closed Eintritt / Admission: 6 € (ermäßigt: 4 €), freier Eintritt für Mitglieder 6 € (reduced: 4 €), free entry for members Gestaltung / Design: desres design studio, www.desres.de Druck / Print: H.Reuffurth GmbH, www.reuffurth.net Auflage / Edition: 8000 Bild- und Werknachweis Umschlagbild / Credit Cover: JIM ALLEN: „CONTACT“, „Body Articulation“ Auckland Art Gallery 1974; Courtesy: The artist, Foto/Photo: Bryony Dalefield Die Ausstellung wird ermöglicht durch „Creative New Zealand“ und durch „Manatū Taonga/Ministry for Culture and Heritage’s Cultural Diplomacy International Programme“. Die Ausstellung wird unterstützt durch das Goethe-Institut. With the support of the New Zealand Government through Creative New Zealand and through Manatū Taonga/Ministry for Culture and Heritage’s Cultural Diplomacy International Programme. The generous assistance of the Goethe-Institut is also acknowledged. Der Frankfurter Kunstverein wird dauerhaft gefördert durch / is permanently supported by: