Olympia ruft: Mach mit!

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Olympia ruft: Mach mit!
Unterrichtsmaterialien für Schülerinnen
und Schüler im Alter von 6 bis 12 Jahren
Eine Initiative der Deutschen Olympischen Akademie Willi Daume e. V.
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Olympia ruft: Mach mit!
Inhalt
Zum Geleit 3
I. Spiele und Idee: Ansatzpunkte für Olympische Erziehung in der Schule
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II. Vorschläge zur Gestaltung des Unter-
richts
VI. Die Olympischen Jugendspiele
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VII. London 2012
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VIII.Der Einsatz olympischer Materialien
in der Schule
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Olympiabezogene Themen 11
IX. Materialien für einen olympia bezogenen Unterricht
Olympisch orientierte Sportpraxis 14
Olympische Erzähltexte
Modell einer olympischen Woche 17
Andreas Höfer
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69
III. Die Olympischen Spiele
Olympia: Spiele der Antike 20
Von Athen nach Rio de Janeiro:
Eine kleine Geschichte
der Olympischen Spiele der Neuzeit 22
Die Spiele in Zahlen 29
Symbolik und Zeremoniell 30
Risiken und Gefahren IV. Die Olympische Bewegung
in Deutschland
Olympia und die Deutschen Die deutsche Olympiamannschaft V. Die Paralympics
33
35
Steffi Nerius
Victoria Gramatke
75
Arbeitsblätter
77
X. Anhang
Urkunde
Literaturhinweise und Internetadressen 128
Anmerkung:
Zur Verbesserung der Lesbarkeit werden
in dieser Broschüre Personenbezeichnungen
in vielen Fällen in der männlichen Form verwendet; gemeint sind dabei in allen Fällen
Frauen und Männer.
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42
2
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Olympia ruft: Mach mit!
Eine Chance und ein Auftrag:
„Olympia ruft: Mach mit!“
von Thomas Bach
Präsident Deutscher Olympischer Sportbund
Olympiasieger im Fechten Montreal 1976
Wert ausmacht. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal und das spezifische Potenzial, dass
die Spiele im Zeichen der Ringe Menschen
über alle Grenzen hinweg zusammenführen
können, indem sie eine einzigartige Gelegenheit bieten, sich mit Achtung und Respekt zu
begegnen.
Auf diese Weise stehen die Olympischen
Spiele für eine friedliche Welt, für ein menschenwürdiges und erfülltes Leben, für ein
Miteinander, in dem sich natürliche und kulturelle Unterschiede in einer gemeinsamen Verantwortung für die humanen Werte unserer
Zivilisation und ihre Zukunft bündeln. Damit
gehen sie einher mit einer elementaren Sehnsucht der Menschen und treffen den Nerv der
Zeit.
Die Olympischen Spiele sind und bleiben
das große Festival des Sports und schon von
daher auch ein ganz besonderes Kulturgut
unserer Zeit. Mehr als 10.000 herausragende
Athletinnen und Athleten aus mehr als 200
Ländern werden im Sommer in London 16
Tage im Fokus der Weltöffentlichkeit stehen,
wenn sie in 26 Sportarten und mehr als 300
Wettbewerben um olympische Ehren kämpfen. So dürfen wir uns wieder auf großartige
Leistungen und faszinierende Wettkämpfe
freuen und natürlich ist es legitim, gerade
unserer Deutschen Olympiamannschaft ganz
besonders die Daumen zu drücken.
Doch auch in der Welt des Sports sind Anspruch und Wirklichkeit nicht immer und
überall deckungsgleich. Deshalb ist es an
uns, das Notwendige und Mögliche zu tun,
um uns selber treu zu bleiben und Andere zu
überzeugen. Denn aus dem großartigen Potenzial der Olympischen Idee erwächst auch
eine Herausforderung, der sich der Deutsche
Olympische Sportbund (DOSB) gerne und
nach Kräften stellt. So begrüßen und unterstützen wir jedes Bemühen um eine wirksame
Förderung der olympischen Werte, und dies
umso mehr, wenn Kinder und Jugendliche
angesprochen sind. Denn sie sind die Zukunft
des Sports und die Zukunft unserer Gesellschaft.
Doch Rekorde und Medaillen sind nicht alles
im Sport. Gerade die Olympischen Spiele
nämlich verbinden sich seit jeher auch mit
einer übergreifenden Idee und eben diese ist
es, die den besonderen olympischen Mehr-
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Olympia ruft: Mach mit!
Uns ist bewusst, dass wir dazu nur einladen
und überzeugende Argumente sowie ein gutes Beispiel liefern können. Wir wissen auch,
dass wir nur Erfolg haben werden, wenn wir
Resonanz finden bei motivierten Multiplikatoren, die unsere Anregungen in ihrem jeweiligen Wirkungsbereich aufgreifen. So sind
wir besonders dankbar für das Engagement
vieler Lehrerinnen und Lehrer, die nicht selten
schon seit langen Jahren mit den Materialien
unserer Akademie arbeiten, deren Fortbildungsangebote nutzen und vielfältige Initiativen für eine Werteerziehung im und durch
Sport entwickeln.
Vor diesem Hintergrund sind auch die vielfältigen Initiativen der Deutschen Olympischen
Akademie im Sinne einer Olympischen Erziehung von herausragender Bedeutung,
wobei den schon traditionellen Unterrichtsmaterialien ein besonderer Stellenwert zukommt. „Olympia ruft: Mach mit!“ – diesem
Aufruf schließen wir uns gerne an, denn es
entspricht unserem erklärten Ziel, die Olympische Idee auch und nicht zuletzt in der
Schule zum Tragen zu bringen. So freuen
wir uns über zahlreiche Rückmeldungen, die
seit vielen Jahren bestätigen, dass der „Ruf“
gehört wird und die Materialien der Akademie
immer wieder und immer gerne im Rahmen
entsprechender Projekte und Initiativen genutzt werden. Unsere Freude ist noch größer,
wenn wir hören, dass die Schülerinnen und
Schüler mit Begeisterung bei der Sache sind.
Denn gerade Kinder und Jugendliche wollen
wir dauerhaft für den Sport gewinnen, indem
wir ihre Begeisterung für Bewegung und Wettkampf wecken und stärken, aber ihnen dabei
auch vermitteln, welchen Gewinn auch eine
„sportliche Haltung“ im alltäglichen Leben
verspricht.
Die Begeisterung der jungen Menschen für die
Olympischen Spiele und für die großartigen
Athletinnen und Athleten aus aller Welt kann
diesbezüglich als der denkbar beste Katalysator wirken. Die Schule ist dafür ein idealer
Ort. Hier können die Faszination des Sports
und die Kraft der olympischen Werte erfahren,
vermittelt und erlebt werden. So gesehen sind
die Spiele von London eine Chance und ein
pädagogischer Auftrag. Frei nach dem Motto:
„Olympia ruft: Mach mit!“
Ihr
Thomas Bach
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Olympia ruft: Mach mit!
I. Spiele und Idee: Ansatzpunkte für
Olympische Erziehung in der Schule
Pädagogisch-didaktische Begründung
Die Olympischen Spiele ziehen weltweit die
Menschen in ihren Bann, nicht nur die speziell am Sport interessierten. Die Faszination geht dabei sowohl von dem besonderen
Rahmen des Ereignisses und den erwarteten
sportlichen Höchstleistungen aus als auch
von der lnternationalität der Teilnehmer, Zuschauer und Kulturen, die sich zusammenfinden, um das Weltfest des Sports mit Offenheit
füreinander, in gegenseitiger Achtung und im
Geiste des Fairplay zu feiern. Solche Anlässe,
die die Menschen in einem im Kern friedlichen Ereignis zusammenführen, sind in unserer Welt von besonderer Bedeutung.
siert an diesem besonderen Sportereignis
und nehmen über die Medien daran teil. Dies
hat die Schule konstruktiv zu begleiten, indem sie diese medienvermittelte Wirklichkeit
deutend und erläuternd aufgreift, die Neugier
und ein entsprechendes Konsumverhalten
pädagogisch lenkt (Schwerpunkt: Sachorientierung, Sacherschließung, Sachbewertung).
Zum anderen bieten die olympische Thematik und die olympische Werteerziehung gute
Chancen für grundlegende Sinnvermittlung
und anzubahnende Handlungsorientierung.
Die kind- und jugendgemäße Umsetzung im
Unterricht kann zu geistigen, sozialen und
ethischen Impulsen, Erlebnissen und Erfahrungen führen, die Hilfen für das Hineinwachsen in die Welt der Gleichaltrigen wie der
Erwachsenen geben (Schwerpunkt: Freude
am sportlichen Tun und an der Gestaltung
gemeinsamer Arbeit, Erfahrung sinnvoll-befriedigenden Handelns, Verknüpfung schulischen Lernens mit Phänomenen der Lebenswirklichkeit).
Die Olympische Idee steht für diese Werte
und will sie durch eine Erziehung im olympischen Sinne erfahrbar machen. Probleme
und Missbräuche, die bei der Vorbereitung
und Durchführung der Olympischen Spiele,
wie im olympischen Hochleistungssport allgemein, zutage treten, können deren ideelle
Ziele letztlich nicht außer Kraft setzen. Sie
sollen vielmehr dazu ermutigen, Missstände
zu bekämpfen und dieses Weltereignis des
Sports und der Menschen pädagogisch und
erzieherisch zu nutzen. Die Olympische Idee
mahnt stets einen „wert-vollen“, menschenwürdigen Sport an.
Beide Begründungsansätze sollten in der
schulischen Arbeit, insbesondere in den
Klassen eins bis sechs, möglichst miteinander verknüpft werden. Dies gelingt umso
besser, je eher eine Thematik viele Sachperspektiven der Behandlung bietet, verschiedenste Formen der Erarbeitung, insbesondere des kommunikativen Arbeitens ermöglicht,
vor allem handlungsorientiertes Lernen begünstigt und außerschulische Erfahrungen
Aus zweierlei Gründen sind die Olympischen
Spiele ein wichtiges Thema für Unterricht und
Erziehung in der Schule. Zum einen stellen
sie ein Stück Lebenswirklichkeit dar, von dem
auch Schüler tangiert sind. Sie sind interes-
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Olympia ruft: Mach mit!
Im Sport ist jeder
ein Olympionike:
Wir geben unser
Bestes und sind fair
Wir beschäftigen uns mit olympiabezogenen Themen im Unterricht vieler Fächer
Unser olympisches Schulprojekt endet mit
einem festlichen Abschluss
© DOA
und Anwendungsmöglichkeiten aufgreift. In
diesem Sinne erweist sich der Themenkomplex „Olympische Spiele und Olympische
Idee“ als besonders fruchtbar. Worin besteht
nun das Besondere dieses erzieherischen
Anliegens?
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© IOC
Pierre de Coubertin
Olympia ruft: Mach mit!
Die Olympische Idee
Der französische Baron Pierre de Coubertin
(1863 - 1937) ist der Begründer der neuzeitlichen Olympischen Spiele. Er wollte ganz
bewusst eine pädagogische Bewegung
schaffen, deren öffentlicher Höhepunkt die
alle vier Jahre stattfindenden Olympischen
Spiele sind. Die von Coubertin so genannte
Olympische Bewegung zielte von Beginn an
auf eine verbesserte körperliche und ethische
Erziehung der Jugend auf dem Wege des
Sports. Von der Begegnung im friedlichen
und fairen sportlichen Wettkampf versprach
sich Coubertin auch eine bessere Verständigung und größere Achtung zwischen den
Menschen und Völkern.
Auf diese Weise sollen Respekt und ein
friedliches Miteinander unter den Beteiligten
gefördert werden. Die dadurch Angesprochenen sind aber nicht nur die Sportler, die
an den Olympischen Spielen teilnehmen. Die
Olympische Idee ruft vielmehr jeden Menschen, insbesondere die jungen Menschen
auf, in diesem Sinne Sport zu treiben und
sich generell „olympisch“ zu verhalten.
Eine solche Pädagogik entspricht den Wertvorstellungen der Olympischen Idee. Der Weg
dorthin, vor allem in der Schule und in der
Kinder- und Jugendarbeit der Sportvereine, ist
als Olympische Erziehung zu verstehen und
auszugestalten. Sie stellt eine verschränkte
Leistungs- und Werteerziehung und damit Anliegen dar, die gerade heute besonders wichtig
sind. Sie gibt Orientierung für respektvolles
Miteinander, stärkt Kinder und Jugendliche psychisch, begrüßt Zielgerichtetheit und Initiative,
Anstrengung und Übung.
Im herausfordernden Sporttreiben sah
Coubertin das geeignete Mittel, um die Persönlichkeits- und Charakterentwicklung der
jungen Menschen positiv zu beeinflussen.
Darum setzt die Olympische Bewegung bis
heute auf anspruchsvolle körperlich-sportliche Leistungen, die in fairer Gesinnung
erreicht werden müssen.
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Olympia ruft: Mach mit!
Komponenten Olympischer Erziehung
•
•
•
•
•
•
•
gerne lernen
sich beharrlich anstrengen
das Beste geben
gemeinsam etwas schaffen
nicht so leicht aufgeben
Freude am Können entwickeln
zeigen, was man kann
• Regeln und Absprachen einhalten
• mit Anstand gewinnen und
verlieren können
• Rücksicht üben
• vom Andern her denken
• Foul-Spiel ablehnen
• Aggressionen vermeiden
• sich keine feigen Vorteile verschaffen
Leistung
Fairness
Olympische
Erziehung
Gegenseitige
Achtung
•
•
•
•
•
die Anstrengung und Leistung Anderer würdigen
im Gegner den Partner schätzen
Verschiedenheit erkennen und akzeptieren
sich verständigen und Gemeinschaft stärken
am Miteinander Freude entwickeln
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Olympia ruft: Mach mit!
Viele Fächer sind angesprochen
Um die vielfältigen Ansätze Olympischer ErzieUnterrichts dar, insbesondere in den Wochen vor
hung in die verschiedenen Schulstufen einzubrin- den jeweiligen Spielen und – sofern die Feriengen, können wir nahezu alle Schulfächer in
kalender es erlauben – in den Tagen der Spiele
Betracht ziehen. Vom Sportunterricht soll die
selbst. Die Altersgruppe der Sechs- bis ZwölfPraxiserfahrung der Schüler mit einem Sportjährigen mit ihrem hohen Anteil an Sportvereinslernen und Sporttreiben im olympischen Sinne
kindern ist mit olympischen Themen schulisch
ausgehen. Weiterhin stehen besonders Sachbesonders motivierbar.
kunde, Mathematik, Kunst, Musik, Deutsch und
Religionslehre/Ethik im Mittelpunkt. In der WeiZur Beschäftigung mit der Olympiathematik geterführung der Sekundarstufe kommen Sozialhört immer auch die kritische Auseinandersetkunde, Biologie, Geschichte oder Englisch dazu. zung mit den Olympischen Spielen und den vielOlympiabezogene Themen können differenziert
fältigen Problemen, die die Olympische Bewein den einzelnen Fächern, besser jedoch im
gung und insbesondere den olympischen SpitRahmen fächerübergreifender Unterrichtsprojek- zensport heute betreffen. Der Unterricht muss
te (oder Teil eines solchen), bei Klassenfahrten
dieses altersgemäß ansprechen und den Schüund im Schullandheim zum Gegenstand werden. lern helfen, Standpunkte zu gewinnen.
Je mehr Fächer miteinander verzahnt werden,
desto effizienter wird das Thema in der VernetWenn die Schüler sich im fairen Sporttreiben
zung verschiedenster Ansätze und Fragestelgern anstrengen, wenn sie im Kunstunterricht
„Olympisches“ gestalten, wenn sie im Sport-,
lungen erschlossen werden können; umso eher
werden aber auch die unterschiedlichen Sinne
Deutsch- oder Religionsunterricht über den
und Fähigkeiten angesprochen und verschieFairplay-Gedanken sprechen und selbst Fairdene methodische Formen notwendig, sodass
play-Slogans erfinden, wenn sie ein olympisches
ein adressatengemäßes, ganzheitliches Lernen
Sportfest vorbereiten, vielleicht sogar mit festlichem Rahmenprogramm für die ganze Schulerreicht werden kann.
gemeinde, dann erfüllt die Schule den Auftrag,
Die Olympischen Spiele und das Miteinander im
ein vielfältiger Erfahrungsraum zu sein, der sich
olympischen Sinne eignen sich besonders als
auf gemeinsames Lernen, Leben und Handeln
Rahmenthema für fächerübergreifendes Arbeigründet. Die Olympischen Spiele und ihre päten bis hin zu „Olympischen Tagen“ oder einer
dagogische Idee bieten hierzu eine thematisch„Olympischen Woche“ für alle Fächer und Schüsachliche wie erzieherische Chance. Dabei ist
ler einer Jahrgangsstufe oder der gesamten
Olympische Erziehung, wie jede Erziehung, ein
Schule. Doch auch ohne fächerübergreifende
langfristiges Anliegen. Aktionismus und „olymAktivitäten stellen die Olympischen Spiele eine
pische Spaß-Events“ können ihm nicht gerecht
thematische Belebung und Bereicherung des
werden.
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Olympia ruft: Mach mit!
II.Vorschläge zur Gestaltung
des Unterrichts
Olympiabezogene Themen
Sport
Bevorstehende Olympische Spiele bieten
ein besonders geeignetes Umfeld, um den
Schülern einerseits Informationen über dieses
Ereignis und seinen eigentlichen Sinn zu
vermitteln, ihnen andererseits aber auch
Wertefragen und Verhaltensgrundsätze zu
erschließen. Hieran können sich alle Fächer
beteiligen, wobei die Zusammenarbeit mehrerer Fächer sehr empfehlenswert ist.
• Freude im sportlichen Tun finden
• Können und Leistungsverbesserung
anstreben durch beharrliches und
systematisches Üben
• Trainieren der Disziplinen des „olympischen Mehrkampfs“
• Regeln für mehr Fairness und Rücksicht-
nahme entwickeln und einüben
• Situationen von fairem und unfairem
Verhalten aus der Sportpraxis oder aus den
Medien aufgreifen und besprechen
• Teamgeist stärken
• Ein Sporttagebuch führen
• Spiele und Sportarten anderer Länder
kennenlernen
• Zum Sport im Verein motivieren
• Leistungssportler zum gemeinsamen
Training und Gespräch einladen
• Ehemalige olympische Sportarten
ausprobieren
• Sportgegner als Sportpartner erfahren
Die nachfolgenden Vorschläge geben vielfältige
Anregungen zur Auswahl
von Themen und zu ihrer
Umsetzung im Unterricht.
© DOA
Schon vor den Olympischen Spielen sollten
die Schüler aufgefordert werden, „olympische
Materialien“ zu sammeln (Tagespresse, Jugendzeitschriften, Internetartikel, Werbematerialien der Banken, des Fachhandels, der
Sportverbände, der Printmedien u. a.), die
sich zur Herstellung von Plakatwänden bzw.
Collagen eignen. Vielfältige Anregungen hierzu sowie Hinweise auf Kontaktadressen
finden Sie im Literaturverzeichnis. Darüber
hinaus sollten die Schüler sich auch auf der
motorischen Ebene auf die kommenden
Spiele einstimmen (z. B. mit einem Lerntagebuch). Hat man vor, eine „olympische Woche“
als Projekt für die ganze Schule durchzuführen, sollten gleichzeitig die Planungsvorbereitungen im Kollegium anlaufen, wobei ein
„Olympia-Ausschuss“
wertvolle Vorarbeit leisten kann.
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Olympia ruft: Mach mit!
Bildende Kunst,
Textiles Gestalten,
Werken
Deutsch
• Besprechen aktueller olympischer Ereignisse
• Auswerten von Zeitungsberichten, Fernseh- und Rundfunksendungen
• Was mir an Olympia gefällt/nicht gefällt
• Ein Olympiateilnehmer erzählt
• Steckbrief eines ausgewählten Olympiaathleten
• Brief an einen Spitzensportler
• Fantasiegeschichte „Wenn ich Olympiasieger wäre“
• Erstellen einer Olympia-Zeitung/Wandzeitung
• Schicksale unglücklicher Verlierer
• Erzählen eigener Sporterlebnisse
• Behandeln von Texten aus dieser Broschüre
• Kennenlernen von Märchen, Fabeln und Weis- heiten des Gastgeberlande
• Szenisches Spiel:Interview mit einem Sportler
• Gestalten der Olympischen Ringe
• Ausmalen der offiziellen Maskottchen
• Eigenes Maskottchen entwerfen
• Darstellung olympischer Sportarten
• Eigene Piktogramme entwickeln
• Lieblingswettbewerbe malen
• Herstellen eines olympischen Bilderbuches
• Ausmalbilder farbig gestalten
• Flaggen der Teilnehmerländer malen
• Gestalten eines olympischen Plakates
• Bildbetrachtung: Plakate, Poster, Bilder,
Gemälde und andere Darstellungen
• Collagen und Puzzle herstellen
• Druckstempel erstellen
• Urkunden und Medaillen entwerfen
und herstellen
• Turnbeutel bedrucken
• T-Shirts bemalen
• Freundschaftsbänder knüpfen
• Olympia-Ausstellung organisieren
• Modelle von Sport- und Kulturstätten
herstellen
Mathematik
• Sachaufgaben mit sportbezogener Thematik
• Erlernen des Olympischen Versprechens
in Englisch
• Begrüßungsritual in Sprache und Gestik
des Gastgeberlandes
• Szenisches Spiel:
Interview mit einem
Sportler
• Kennenlernen typi-
scher Kinderlieder
und Abzählreime
des Gastgeberlandes
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Fremdsprachen
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Olympia ruft: Mach mit!
Musik
Sachkunde,
Erdkunde,
Geschichte
• Die Olympische Hymne
• Olympia-Erkennungsmelodie
• Fanfare zur Siegerehrung
• Die deutsche Nationalhymne
• Nationalhymnen anderer Länder
• Schul- bzw. Klassenhymne auf eine aktuelle Melodie texten
• Eigene Siegesfanfare komponieren
• Tänze und Lieder des Gastgeberlandes
• Die antiken Spiele in Olympia
• Die Olympischen Spiele der Neuzeit
• Zeittafel der modernen Olympischen Spiele
• Das Wettkampfprogramm
Olympischer Spiele
• Die Paralympischen Spiele
• Die Olympischen Jugendspiele
• Olympische Symbole: Ringe, Fahne,
Versprechen, Feuer, Fackellauf
• Die Entwicklung olympischer Sportarten/
-disziplinen
• Die Olympiastadt
• Das Gastgeberland (Klima, Geographie, Kultur, Geschichte)
• Typische Tiere und Pflanzen des Gastgeber-
landes
• Ehrungen früher und heute
• Anlegen einer Olympia-Mappe
Religionslehre, Ethik
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• Fairness in Alltag und Sport
• Ist Teilnehmen wichtiger als Siegen?
• Völkerverständigung durch Olympia
• Sport schafft Gemeinschaft
• Ist der Olympiasieger für uns immer Vorbild?
• Ereignisse, die betroffen machen
• Manipulation im Sport
• Schattenseiten der Olympischen Spiele
• Besprechen von Geschichten
• Gebete
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Olympia ruft: Mach mit!
Olympisch orientierte Sportpraxis
sonders betont werden. Im Sportunterricht kann
z. B. auch auf einen „olympischen Mehrkampf“ hingearbeitet oder die Sportpraxis eines „olympischen
Sporttages“ oder einer „olympischen Woche“ vorbereitet werden.
Die bisherigen Themenvorschläge haben vor
allem die kognitive und emotionale Beschäftigung mit der Olympischen Idee und den Olympischen Spielen in den Mittelpunkt gestellt.
Genauso wichtig ist es aber, den Kerngedanken
Olympischer Erziehung zu treffen und das Ziel
der aktiven, sportlichen Betätigung zu erreichen.
Die Praxis im Sportunterricht stellt einen wichtigen Erfahrungsbereich olympischen Lernens
dar. Der besondere pädagogische Gewinn liegt
darin, dass die Schüler sich Ziele setzen, beharrlich üben und ein individuell gutes Resultat
anstreben. Dazu kommen die besondere Anstrengung und die Bewährung in Wettbewerbssituationen, in denen man nicht nur sein Bestes
geben, sondern auch ein fairer Sportpartner
sein und bleiben soll.
Die Disziplinen können z. B. an den Fünfkampf
(Pentathlon) der antiken Olympischen Spiele
erinnern, zu dem Stadionlauf, Weitsprung mit Gewichten, Diskuswurf, Speerwurf und Ringkampf
gehörten (vgl. die nachfolgenden Spiel- und Wettbewerbsformen, die den olympischen Sportarten
nachempfunden sind).
Bei unzureichenden Voraussetzungen oder
aber in Ergänzung und Abänderung festgelegter
Wettkampfformen können im Sinne spielerischer
Elemente auch leicht Ersatzformen entwickelt
werden. Viele Beispiele hierfür (sowohl mit Bezug
zu Sommer- wie auch zu Winterspielen) enthalten
Veröffentlichungen, auf die im Literaturverzeichnis
hingewiesen wird.
„Olympische Sporterfahrungen“ gelingen besonders dann, wenn vom Lehrer auch die Freude
am Lernen und Üben und an der individuellen
Leistung angesprochen und auf Lustlosigkeit
oder Enttäuschung über die eigene Leistung
mit verständnisvoller Ermunterung eingegangen
wird.
Formen der Leistungsfeststellung und -bewertung
sollte man mit den Schülern besprechen und festlegen. Punktetabellen für messbare Leistungen
können dabei eine Hilfe sein, doch sollten auch
die Qualität der Ausführung einer Übung sowie
die individuelle Anstrengung Berücksichtigung finden. Die Klassenbesten können ermittelt werden,
indem man die bei jeder Disziplin erzielten Platzierungen addiert. Eine Wettkampfkarte für jeden
Schüler erleichtert die Erfassung der Resultate.
Olympische Erziehung hat nicht nur den Einzelnen im Blick, sondern auch die Gemeinschaft.
Die Bindung an sportliche Regeln und die Achtung des Sportpartners und seiner Leistung gehören maßgeblich zum Gedanken der Fairness
und sollen die gesamte Sportpraxis prägen.
Die Gestaltung des Sportunterrichts sollte sich
deshalb immer an diesen Maßstäben orientieren; im Zeitrahmen vor und während Olympischer Spiele kann eine solche Sportpraxis be14
Olympia ruft: Mach mit!
Sprint
Mini-Marathon
Wettlauf in der Halle oder im Freien über
unterschiedliche Strecken, gegebenenfalls mit
Wendemarken.
Der Mini-Marathon wird als Rundenlauf auf
dem Schulhof oder als GeländeIauf durchgeführt. Je nach Klassenstufe empfiehlt sich eine
Streckenlänge von 600 bis 1.000 m.
Hindernislauf
Mehrere Hindernisse sollen durch Hin- und
Rücklauf überwunden werden. Die Strecke ist
durch Malstangen festgelegt. Die Hindernisse
könnten in folgender Reihenfolge angeordnet
sein:
• Kleiner Kasten (überlaufen/überspringen)
• Kasteneinsatz (durchkriechen), quergestellte Bank (überspringen)
• Hochgestellter Reifen (durchlaufen)
• Vierteiliger Kasten (überwinden)
Hürdenlauf
© DOA
Auf dem Hinweg der Laufstrecke sind mehrere Hürden (z. B. Verpackungskartons) zu
überwinden. Der Hürdenabstand ist je nach
Klassenstufe zwischen fünf und sechs Meter.
Der Rückweg wird im Sprint ohne Hindernisse
zurückgelegt.
15
Weitsprung (mit Gewichten)
Von einer Absprunglinie aus sollen die Schüler
einen Weitsprung aus dem Stand ausführen.
Dabei können die Gewichte (250 – 500 g) als
Schwunghilfe benutzt werden. Der Standweitsprung ist ebenso als Dreiersprung möglich.
Als Gewichte bieten sich mit Griffen versehene und mit Sand gefüllte Kunststoffbehälter
oder leichte Kurzhanteln an. Die Gewichte
müssen bis zur beidbeinigen Landung festgehalten werden.
Olympia ruft: Mach mit!
wird von der Abwurfstelle bis zum ersten
Bodenkontakt oder
durch Bewertung
innerhalb von Zonen
(vgl. Weitsprung).
Möglich ist auch, den
Speer in angemessen
entfernte Bodenziele
zu werfen, z. B. Zielscheibe oder Strohballen.
© DOA
Zonenweitsprung
Die Weitsprunggrube ist in Zonen von
25 cm eingeteilt (Zauberschnur, Kreide).
Nach drei Versuchen
werden die Punkte addiert.
Zielwerfen
Eine Zielscheibe mit
Wertungsringen wird
aus einer Entfernung
von etwa fünf Metern
mit einem Pfeil mit
Saugnapf oder Ähnlichem beworfen. Zielscheiben könnte man mit
einfachen Mitteln aus Metall, Kunststoff oder
Holz auch selbst herstellen. Auch die Tafelfläche im Klassenzimmer kann notfalls benutzt
werden. Alternativ dazu sind Zielwürfe mit
Schlagbällen auf aufgehängte Gymnastikreifen (an Kletterstangen, Toren, Gitterleitern)
möglich.
Hochsprung
Der Hochsprung
kann in der Halle
oder im Freien ausgeführt werden.
Die Sprungtechnik ist den Kindern freigestellt.
Diskuswurf
Ein Fahrradreifen
bzw. Tennisring oder
eine Frisbeescheibe
wird aus dem Stand
oder nach einer Drehung weggeschleudert; die erzielte Weite wird
in Wurfzonen festgestellt und bewertet.
Speerwurf
Speere können an der Schule mit einfachen
Mitteln hergestellt werden (z. B. Besenstiel
oder längerer Holzstab). Dabei sollte man darauf achten, dass die „Speere“ ein gutes Flugverhalten zeigen. Hilfreich ist das Markieren
des Griffbereichs mit Textilband ebenso wie
das Anbringen eines kurzen Flatterbandes an
einem Ende des Stabes. Der Speer wird von
einer Abwurflinie aus geworfen. Gemessen
Schwimmen
Es empfiehlt sich eine Schwimmstrecke von
25 m. Vom Beckenrand aus wird gestartet.
Die Schwimmtechnik ist dabei freigestellt.
16
Olympia ruft: Mach mit!
Modell einer
olympischen Woche
Im Folgenden wird ein erprobtes Modell einer
„olympischen Woche“ vorgestellt, das bereits
an vielen Grundschulen mit großem Erfolg
durchgeführt wurde. Dieses Projekt stellt eine
engagierte und nachhaltige Umsetzung dar,
kann aber ebenso vielfältige Anregungen im
Sinne von Bausteinen für die unterschiedlichen Fächer und Lernbereiche der Grundschule und der Orientierungsstufe geben.
Bei geeigneten Voraussetzungen bietet es
sich an, gemeinsames Frühstücken und die
Thematisierung gesunden Essens während
der Projekttage beizubehalten.
Sportpraxis
Genutzt werden sollte der Tag auch für Sportpraxis. So könnte der Übungsprozess im Hinblick auf den „Olympischen Fünfkampf“ gezielt im Unterrichtsbetrieb fortgesetzt werden.
Montag
Eröffnungsfeier
Dienstag
Frühsport/Sportpraxis
Projektarbeit in der Klasse
• Ansprache des Schulleiters
• Fackellauf um die Schule
• Hissen der Olympiaflagge
• Schullied zur Eröffnung
• Schülerbeiträge/Gruppendarbietungen
• Leitsätze zum Olympiaprojekt
– gemeinsam Sport treiben
– sein Bestes geben
– fair miteinander umgehen
– Regeln beachten
– gute Leistungen anerkennen
– verlieren können
Die Aufgabe besteht im Wesentlichen darin,
fächerübergreifend in der Klasse eine Olympiamappe zu entwerfen und vorzubereiten,
deren Gestaltung im Verlauf der Projektwoche ständig vervollständigt wird. Es bietet
sich an, verschiedene Arbeitsblätter dieser
Broschüre zu übernehmen und im Unterricht zu behandeln. Ebenso können eigene
Ideen zur inhaltlichen Gestaltung der Olympiamappe einbezogen werden, wobei offene
Unterrichtsformen in besonderer Weise diese
Zielsetzung verwirklichen können. Die Mappe
soll den Verlauf der olympischen Projektwoche dokumentieren.
Sportlerfrühstück
Nach der Eröffnungsfeier wird zu Beginn der
olympischen Woche mit den Schülern in der
Klasse ein Sportlerfrühstück eingenommen.
Alles sollte selbständig besorgt und zubereitet
werden. Dabei wird auf die Bedeutung von
gesunder Ernährung und Sport hingewiesen.
17
Olympia ruft: Mach mit!
Mittwoch
Donnerstag
Workshop-Tag
Frühsport/Sportpraxis
Projektarbeit in der Klasse
Am Workshop-Tag werden den Schülern vielfältige Angebote gemacht, die nach Möglichkeit einen olympischen Bezug haben sollten.
Auch hierfür wird empfohlen, einen Bereich
mit sportpraktischen Inhalten zu gestalten. Im
Verlauf des Vormittags können bis zu drei Optionen wahrgenommen werden. Um eine freie
Themenwahl zu ermöglichen, bietet es sich
an, die Angebote in drei großen Blöcken à 90
Minuten zu wiederholen. Folgende Themen
könnten in den verschiedenen Workshops
Berücksichtigung finden:
• Prägen olympischer Motive
• Sagen und Legenden aus dem
Gastgeberland
• Herstellen von Flaggen der
Teilnehmerländer
• Knüpfen von Freundschaftsbändern
• Papierfaltarbeiten
• Videofilm „Olympiade der Tiere“
• Herstellen einer olympischen Collage
• Basteln von Stirnbändern in den
Olympiafarben
• Texten und Einüben eines
Olympialiedes/einer Fanfare
• Herstellen von Buttons mit Olympiamotiven
• Stempeldruck
Schwerpunktmäßig wird an der Gestaltung
und Vervollständigung der Olympiamappe
gearbeitet. Dabei bieten sich Arbeitsblätter zu
folgenden Themen an:
• Die Olympischen Spiele der Antike
• Die Olympischen Spiele der Neuzeit
• Olympische Symbole und ihre Bedeutung
• Die Sportarten der Olympischen Spiele
• Die Maskottchen der Olympischen Spiele
• Kennenlernen des Gastgeberlandes
• Lieder und Tänze des Gastgeberlandes
• Wissenswertes über die Olympiastadt
• Kennenlernen und Gestalten von
Piktogrammen
• Beispiele für Fairplay
• Gedichte und Geschichten aus der Welt
des Sports
• Olympiarätsel und Olympiaquiz
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Olympia ruft: Mach mit!
Freitag
Olympischer Fünfkampf
(Pentathlon)
Höhepunkt der olympischen Woche ist der
Olympiatag, der von der gesamten Schulgemeinde und im Beisein von Eltern,
Geschwistern und Gästen gefeiert wird.
Eingerahmt von feierlichen und stimmungsvollen Zeremonien finden die sportlichen
Wettkämpfe statt, in denen die Schüler um
Plätze und Medaillen kämpfen. Folgender
Verlauf wäre möglich:
(Siehe „Sportpraxis“, Seite 14)
Olympiatag
1.
2.
3.
4.
5.
Eröffnung
Begrüßung durch den Schirmherrn
(Bürgermeister, bekannter Sportler,
Vertreter der Sportvereine oder
-verbände)
Einzug der Teilnehmerländer
• jede Klasse repräsentiert ein
Teilnehmerland
• Schüler tragen entsprechende
Landeskleidung
• Flaggen der Teilnehmerländer hissen
• Musikbegleitung organisieren
Entzünden des Olympischen Feuers
Leitsätze zum Olympiatag
Olympialied
Schlussfeier
1.
2.
3.
4.
5.
© DOA
1.
2.
3.
4.
5.
Hürdenlauf: Mehrere Hürden sind beim
Lauf zu überwinden.
Zielwerfen: Auf die vorgegebenen Ziel-
scheiben wird geworfen.
Weitsprung (mit Haltegewichten): Ein Sprung ist aus dem Stand durchzuführen.
Diskuswurf: Ein Fahrradreifen oder eine Frisbeescheibe ist weit zu werfen.
Mini-Marathon: Die vorgegebene Lauf-
strecke ist möglichst schnell zu laufen.
19
Nationalhymne/Schulhymne
Siegerehrung mit Fanfaren
Tanz- und Showdarbietungen
Präsentationen von Projekten und
Workshops
Großes Finale
Olympia ruft: Mach mit!
III. Die Olympischen Spiele
© DOA
Olympia: Spiele der Antike
genannten „Barbaren“, waren vom Besuch der
Spiele ausgeschlossen. Schon Monate vor Beginn des Festes wurde ein sogenannter „Olympischer Friede“ ausgerufen, um die Reisenden
und das Heiligtum vor feindlichen Übergriffen zu
schützen. Dies bot die Garantie dafür, dass trotz
und während der ständigen Auseinandersetzungen und Kriege zwischen den griechischen
Stadtstaaten (Poleis) die friedliche Durchführung
des Festes gewährleistet war.
Vor Beginn der Spiele wurde ein Eid geleistet,
der Athleten und Schiedsrichter im Namen der
Götter verpflichtete, die Regeln zu befolgen. Ein
nachgewiesener Verstoß führte zur Erhebung
von Strafgeldern, die zur Finanzierung bronzener Zeusstatuen dienten oder zum Ausschluss
der Betreffenden führten.
Die antiken Olympischen Spiele fanden über
einen Zeitraum von etwa 1000 Jahren hinweg
in einem abgelegenen Tal im Westen der Peloponnes in Griechenland statt. Sie wurden alle
vier Jahre im Rahmen eines Festes zu Ehren
des Gottes Zeus veranstaltet, dem Opfer und
Geschenke dargebracht wurden. Das Heiligtum
in Olympia entwickelte sich von einem kleinen
lokalen Festplatz zum Schauplatz des bedeutendsten Kult- und Sportfestes der Antike. Diese
Entwicklung lässt sich sehr gut anhand der
umseitigen Zeitleiste darstellen.
Zentraler Bestandteil des olympischen Festes
waren die sportlichen
Wettkämpfe (Agone),
bei denen es stets
allein darum ging,
einen Sieger zu ermitteln. Dieser wurde
gefeiert, verehrt und
mit Ehrenämtern
überhäuft, während
die Platzierten als
Verlierer galten und
leer ausgingen. Dem
agonalen Geist der
Griechen entsprechend, ging es immer darum, der Erste
und Beste zu sein.
Zu den Olympischen Spielen waren alle Besucher willkommen, die griechisch sprachen
und sich der griechischen Religion und Kultur
verpflichtet fühlten. So war Olympia der Ort, an
dem sich alle Griechen des Mutterlandes sowie
der Kolonien von Spanien bis zum Schwarzen
Meer versammelten. Nicht-Griechen, die so20
In heute sehr umstrittenen Schriftquellen wird berichtet, dass 776 v. Chr.
zum ersten Mal ein
Stadionlauf veranstaltet worden sein
soll. Olympia aber
war noch unbedeutend, ein Stadion
existierte nicht.
Nach langen Kriegen gegen die Perser errangen Athen
und seine Verbündeten die Vormacht
im Mittelmeerraum.
Olympia erlebte dadurch eine Blüte.
Der Zeustempel mit
dem 7. Weltwunder
– der berühmten
Zeusstatue des
Pheidias – wurde
erbaut.
Die Beliebtheit
der Wettkämpfe
hielt an. Ab 300 v.
Chr. wurden große
Gebäude wie das
Gymnasium, ein
Gästehaus und
Bäder errichtet.
Zentrale Wettkampfstätten waren das Stadion und
das Hippodrom, in dem die Pferde- und Wagenrennen ausgetragen wurden. Das Stadion war
Schauplatz verschiedener Laufwettbewerbe, die
von einer Ablaufvorrichtung gestartet wurden und
die Distanz eines „Stadions“ (in Olympia
ca. 192 m) oder mehrere Stadien umfassten.
Da griechische Stadien nicht über ovale Laufbahnen verfügten, war bei längeren Läufen eine
Wendesäule vonnöten. Zudem stand auch ein
Fünfkampf (Pentathlon) mit den Disziplinen Stadionlauf, Weitsprung, Diskus- und Speerwurf sowie
Ringen auf dem Programm. Großer Beliebtheit
erfreuten sich auch die Kampfsportarten Boxen
und Ringen sowie ein „Allkampf“ (Pankration),
eine Kombination aus Boxen und Ringen.
In den Jahrzehnten
nach 600 v. Chr.
wurden in ganz
Griechenland Wettkämpfe veranstaltet,
sicher auch in Olympia, wo in dieser Zeit
ein Stadion stand.
Olympia blieb Anziehungspunkt für
Wettkämpfer und
Zuschauer. Der Sponsor Herodes Attikus
ließ neue Wasserleitungen bauen, um
die vielen Besucher
versorgen zu können.
Frauen waren vom Besuch der Spiele, erst recht
von einer aktiven Teilnahme, generell ausgeschlossen. Selbst als Zuschauerinnen waren
sie unerwünscht, sofern sie verheiratet waren.
Gleichwohl gab es in der Antike auch Feste, bei
denen Frauen und Mädchen Wettkämpfe austrugen.
21
Olympia wurde als
Heiligtum genutzt.
Bauern und Hirten
der Umgebung
opferten den Göttern und baten um
gute Ernte.
© IOC
Die Wettkämpfe
waren populär bis
weit in das 4. Jahrhundert n. Chr.
hinein. Erst allmählich griff ein Verbot
heidnischer Kulte.
Aus Olympia wurde
eine Ortschaft mit
Weinbauern, Handwerkern, einer
Kirche und einem
Kastell.
Olympia ruft: Mach mit!
Olympia ruft: Mach mit!
Von Athen nach Rio de Janeiro
Eine kleine Geschichte
der Olympischen Spiele der Neuzeit
© IOC
Pierre de Coubertin
und an dem Tag, an dem es in die Sitten des
alten Europa eingedrungen sein wird, wird der
Sache des Friedens eine neue und mächtige
Stütze erwachsen sein.“ Die Reaktion des Publikums war jedoch ernüchternd: „Man klatschte
Beifall, man billigte meine Pläne, man wünschte
mir großen Erfolg, aber kein Mensch hatte mich
verstanden.“
Die olympische Initialzündung
Somit war ein zweiter, besser vorbereiteter Anlauf
vonnöten: Ein Kongress, der, so die ursprüngliche Ankündigung, eine Vereinheitlichung der
Amateurregeln anstrebte, kurzfristig aber in
„Congrès international de Paris pour le rétablissement des Jeux Olympiques“ umbenannt wurde.
Schauplatz war erneut die Sorbonne. Dies war
die Initialzündung: Am 23. Juni 1894 wurde die
Olympische Bewegung der Neuzeit ins Leben
gerufen. Diesmal nämlich folgte man Coubertin
in fast allen Punkten. Wichtigster Beschluss war
die Gründung eines Internationalen Olympischen
Komitees (IOC), in das auf Vorschlag Coubertins
zunächst 13 Persönlichkeiten aus zwölf Ländern
berufen wurden. Als „Besitzer“ der Spiele sollte es
für deren Regeln und für die Vergabe zuständig
sein, denn anders als das der Antike sollte das
neuzeitliche Großfest des Sports wandern. Die
erste Austragung hatte Coubertin für die Jahrtausendwende und als Ort Paris vorgesehen,
doch in der Euphorie des Augenblicks fassten die
knapp 80 Delegierten aus neun Ländern einen
kühneren Beschluss: Die olympische Premiere
sollte bereits 1896 und zwar in Athen stattfinden.
Nur zwei Jahre blieben Zeit – heute reichen bekanntlich sieben kaum aus.
Am Anfang war Pierre de Coubertin. Er ist der
Gründervater des modernen Olympismus – des
größten Sportfestes aller Zeiten und der dahinter
stehenden Idee. Auf ihn berufen sich die Verantwortlichen noch heute, auch wenn manche seiner
Ideale längst „von gestern“ zu sein scheinen.
Der französische Baron war keine 30 Jahre alt,
als er an einem Novemberabend des Jahres 1892
an der Pariser Sorbonne einen Vortrag zur Geschichte und Bedeutung „körperlicher Übungen“
in der Ankündigung gipfeln ließ, die Olympischen
Spiele wieder ins Leben rufen zu wollen: „Lassen
Sie uns Ruderer, Läufer, Fechter ins Ausland senden: Das ist das Freihandelssystem der Zukunft,
22
Olympia ruft: Mach mit!
Athen 1896
© IOC
Georgios Averoff
Vor Ort freilich häuften sich alsbald die Schwierigkeiten. Verständlicherweise – handelte es sich
doch um eine Herausforderung ohne Beispiel.
Dies betraf die Organisation, aber vor allem auch
die Finanzierung, schließlich stand Griechenland
vor einem Staatsbankrott. Erst als Coubertin persönlich in Athen intervenierte und Kronprinz Konstantin für den Vorsitz des Organisationskomitees
gewann, kam Land in Sicht. Als Einnahmequelle
wurde ein Briefmarken-Satz, die ersten SportSondermarken der Geschichte, aufgelegt.
Einen großen Schub erhielt das Unternehmen
mit der Entscheidung, das antike Stadion des
Herodes Atticus in großem Stil, nämlich in strahlendem Marmor wieder aufzubauen, was im
Übrigen nur durch das Engagement eines ebenso potenten wie großzügigen Mäzens möglich
wurde: Georgios Averoff, ein reicher Exil-Grieche
aus Alexandria, der fast eine Million Drachmen
zur Verfügung stellte. Selbst wenn sich die Anlage
erst zehn Jahre später in voller Pracht präsentieren sollte, lieferte sie doch ein großartiges Ambiente, das ganz wesentlich zum Erfolg der ersten
Olympischen Spiele der Neuzeit beitrug. Mehr
noch: Wohl kein anderer Ort der Welt bot 70.000
Sitzplätze sowie Zehntausende mehr auf den
umgebenden Berghängen. Im Jahr 2004 erstrahlte das hufeisenförmige Baudenkmal in neuem
Glanz und mit dem Bogenschießen beherbergte
es auch einen olympischen Wettbewerb. Als
zentrales Olympiastadion kam es freilich nicht in
Frage. Schon die Laufbahn ist mit ihren 333,33 m
und den engen Kurven nicht mehr zeitgemäß. So
kann der Besucher gerade an diesem Ort ein-
drucksvoll nachvollziehen, wie
sehr sich die Welt – auch die
des Sports – verändert hat.
Als am Ostermontag, dem
5. April 1896, nach dem in Griechenland gültigen
Julianischen Kalender war es der 25. März, um
15.15 Uhr die königliche Familie das Stadion
betrat, war mehr oder weniger ganz Athen zugegen, das zu dieser Zeit kaum mehr als 135.000
Einwohner zählte. Nachdem der König die Spiele
eröffnet hatte, ließen 300 Sänger „La cantate des
Jeux Olympiques“ erklingen, ein Musikstück, das
Spyros Samaras eigens zu diesem Anlass komponiert hatte und das später zur offiziellen Olympischen Hymne erhoben wurde. Dann begann
mit vier Vorläufen über 100 m das sportliche Programm. Die erste Entscheidung erfolgte im Dreisprung, wobei der Amerikaner James Brendan
Connolly den Sieg davontrug. Für ihn schlugen
13,71 m zu Buche, und wenn dies nicht für Gold,
23
© IOC (Albert Meyer)
James Brendan Connolly
© IOC
Spiridon Louis
Olympia ruft: Mach mit!
sondern „nur“ für Silber reichte, so war das
dem Sparzwang der
Griechen geschuldet:
Medaillen gab es jeweils
nur für die ersten beiden, während die Sieger
– wie ihre antiken Vorgänger – zudem einen
Olivenzweig erhielten.
So gestaltete man die
Siegerehrung recht
feierlich, zumindest mit
Flaggen und Hymnen,
wenn auch ohne das
heute übliche Treppchen, das erst 1932 eingeführt wurde.
weit entfernt war vom
heute üblichen Personenkult, von einer
„Vermarktung“ ganz
zu schweigen. Dass
es aber allemal zu
einem gewissen Ruhm
reichte, belegt die
Einladung, die Louis
vierzig Jahre später
zu den Spielen nach
Berlin erhielt, um beim
„Einmarsch der Nationen“ die griechische
Delegation anzuführen.
Olympische „Wanderspiele“
Nahm sich der Rahmen zumindest nach heutigen Maßstäben auch vergleichsweise bescheiden aus – „nur“ 262, ausnahmslos männliche
Teilnehmer aus 13 Nationen waren am Start,
davon etwa siebzig Prozent Griechen – geriet die
Veranstaltung doch zu einem großen Erfolg. Auch
Coubertin hätte restlos begeistert sein dürfen,
wenn nicht der berechtigte Stolz der Gastgeber
Begehrlichkeiten geweckt hätte: Sie wollten die
Spiele dauerhaft „behalten“, in Griechenland, an
ihrem vermeintlich angestammten Ort.
Höhepunkt der zehntägigen Veranstaltung war,
nicht nur aus griechischer Sicht, ein Wettbewerb,
der in Athen seine Weltpremiere erfuhr: Der Marathonlauf. Bezug nehmend auf die berühmte
Legende – ein Bote soll 490 v. Chr. nach der
Schlacht der Griechen gegen die Perser von
Marathon nach Athen gelaufen und nach Verkündung des Sieges tot zusammengebrochen sein
– hatte man ein Rennen auf eben dieser Strecke
organisiert, ohne die Anforderungen an den
menschlichen Organismus einschätzen zu können. Umso bemerkenswerter waren die erzielten
Leistungen: Für die etwa vierzig Kilometer – erst
1908 wurde die Länge der Strecke auf 42,195 km
festgelegt – benötigte der Sieger weniger als drei
Stunden. Das war ein wahrhaft freudiges Ereignis für die Griechen, zumal es sich um einen der
ihren handelte: Spiridon Louis. Der einfache Bauernsohn avancierte zu einem Volkshelden und
einem ersten olympischen Star, wobei man
Vielleicht wäre Coubertins Prinzip der „Wanderspiele“ tatsächlich ad acta gelegt worden, wenn
ihm die Zeitläufe nicht in die Karten gespielt
hätten. Die Griechen plagten nämlich zunächst
andere Sorgen: Große wirtschaftliche Probleme
und ein Krieg mit der Türkei.
So wanderten die Spiele 1900 und 1904 nach
24
Olympia ruft: Mach mit!
© IOC
© DOA
Olympiastadion Berlin
Paris und St. Louis, ohne freilich den Erfolg von
Athen auch nur annähernd wiederholen zu können. Im Gegenteil: Die Wettkämpfe gingen jeweils
im Trubel der Weltausstellungen unter. Große
Enttäuschung allenthalben, die den griechischen
Ambitionen neuen Auftrieb verlieh. Nolens volens
stimmte Coubertin einem Kompromiss zu: 1906
und dann alle vier Jahre sollten die Spiele, gleichsam außerplanmäßig, in Athen gastieren und
ansonsten weiterhin auf Reisen gehen. Da dieses
Prinzip nur einmal, nämlich 1906, zum Tragen
kam, hielt sich Coubertins Bedauern in Grenzen,
auch wenn – oder gerade weil – es sich wiederum
um ein glanzvolles Fest handelte. Ja: „richtige“
Olympische Spiele, die, mit dem Etikett „Zwischenspiele“ versehen, von der Sporthistoriographie nicht immer hinreichend gewürdigt werden.
nicht einmal explizit abgesagt, doch immerhin
ging es nach Kriegsende weiter, wenn auch
zunächst 1920 und 1924, in diesem Jahr standen
erstmals auch Winterspiele auf dem Programm,
ohne die Deutschen.
Sie sollten allerdings bald ihre zweite große Chance erhalten: 1931 wurde Berlin noch einmal zur
Ausrichterstadt gekürt. Dass auch dieser Anlauf
nicht gerade unter einem guten Stern stand, hing
mit der Machtübernahme von Hitlers Nationalsozialisten zusammen, die das große Sportfest nach
allen Regeln der Propaganda-Kunst instrumentalisierten. Wenn daraus eine großartige olympische
Inszenierung resultierte, ist die Widersprüchlichkeit eines Ereignisses angesprochen, das bis heute unterschiedlich rezipiert wird.
Unstrittig ist dagegen,
dass die folgenden
Spiele, 1908 in London
und vier Jahre später in
Stockholm, nicht hinter
der Athener Vorgabe
zurückblieben. Mehr
noch: Allmählich hatte
sich die Olympische
Bewegung etabliert. So
waren in der schwedischen Hauptstadt
immerhin knapp 2.500
Aktive, davon 53 (!) Frauen, aus 28 Ländern am
Start. Auf dieser Basis ließ sich auch der erste
große GAU verkraften: Der Krieg. Zwar hatte sich
die Macht des Faktischen gegenüber der Olympischen (Friedens-)Idee als stärker erwiesen, die
nach Berlin vergebenen Spiele von 1916 wurden
Olympisches Wettrüsten
Das Jahr 1945 markiert auch für die Olympische
Bewegung eine Zäsur. Fortan wurde die Teilung
der Welt in Ost und West auch im Sport offenkundig und die Arena zu einem bevorzugten Schauplatz „kalter“ Ersatz- und Stellvertreterkriege
umfunktioniert. Mit der Anfang der fünfziger Jahre
beschlossenen Aufnahme der Sowjetunion in die
25
Olympia ruft: Mach mit!
afrikanische Staaten 1976 auf ihren olympischen
Auftritt in Montreal. Dies war der erste größere
Boykott Olympischer Spiele, dem zwei weitere
folgen sollten: 1980 in Moskau fehlten die USA
sowie viele ihrer Parteigänger, darunter die Bundesrepublik, aus Protest gegen den Ende 1979
erfolgten Einmarsch der UdSSR in Afghanistan,
während diese sowie die DDR und mit Ausnahme
Rumäniens und Chinas alle übrigen sozialistischen Staaten vier Jahre später ihrerseits den
Spielen von Los Angeles fernblieben. Mit Blick
auf die kommende, ebenfalls politisch problematische Ausrichterstadt, das südkoreanische Seoul,
hegten viele Kommentatoren arge Befürchtungen,
manche sahen gar das Ende der Spiele und der
sie tragenden Idee nahen.
Im Fokus ständiger Querelen stand etwa die
Frage der geteilten Staaten: China, Korea und
vor allem Deutschland. Gerade die Deutschen in
West und Ost bereiteten nachhaltige Schwierigkeiten, denen
das IOC und sein Präsident
Avery Brundage (1952 – 1972)
durch ein spezifisches Krisenmanagement zu begegnen
versuchte. Letztlich scheiterte
aber das Bemühen, mit der
Verpflichtung zu einer gemeinsamen Mannschaft der – seit
1961 durch eine Mauer zementierten – Teilung des Landes mit
einer „sportlichen Geographie“,
den Begriff hatte Coubertin einst geprägt, zu begegnen. Ab 1968 – also auch vier Jahre später bei
den Spielen von München – waren BRD und DDR
mit je eigenen Teams olympisch präsent, ohne
dass damit das Minenfeld sportpolitischer Streitigkeiten vollends entschärft worden wäre.
Im Verlaufe der siebziger Jahre verstärkte sich
auch der Streit um Südafrika. Unter Verweis auf
die dortige Apartheid-Politik verzichteten mehrere
Der neue Boom
Dass alles ganz anders kam, war nicht zuletzt
glücklichen Umständen, aber auch einem Führungs- und Richtungswechsel innerhalb der
Olympischen Bewegung zu danken: Die 1980
in Moskau vollzogene Wahl Juan Antonio Samaranchs zum IOC-Präsidenten markiert den
Beginn einer Ära
und einer rasanten
Entwicklung, die
viel Anerkennung,
aber auch manche
Kritik hervorrief. Es
handelte sich um
einen Prozess tief
greifender Modernisierung, der mit © IOC (Jean-Jaques Strahm)
Juan Antonio Samaranch
© IOC
Avery Brundage
olympische Familie begann ein sportliches Wettrüsten ohne Beispiel sowie ein sportpolitisches Ränkespiel, das erst mit der weltpolitischen „Wende“,
also Anfang der neunziger Jahre ein vorläufiges
Ende fand. Verstärkt wurde die Problematik durch
den zunehmenden Massencharakter der Medien,
die dem Sport und vor allem den Olympischen
Spielen eine immer breitere Öffentlichkeit garantierte und damit ungewollt die Gefahr einer tief
greifenden Instrumentalisierung potenzierte.
26
Olympia ruft: Mach mit!
destens ebenso vielen Berichterstattern
sind die Grenzen des
organisatorisch Machbaren erreicht, wenn
nicht überschritten. So
versteht sich die Ankündigung des im Jahr
2001 gewählten neuen
„Herrn der Ringe“,
Dr. Jacques Rogge,
jedem weiteren Wachstum entgegenwirken zu
wollen. Ein Ende also
von „Citius, altius,
fortius“? Diese Frage
muss die Zukunft beantworten.
© IOC (Giulio Locatelli)
Jacques Rogge
dem Begriff der Kommerzialisierung treffend,
wenn auch nicht hinreichend charakterisiert ist.
Entscheidende Katalysatoren waren der Olympische Kongress von 1981 in Baden-Baden, der
– Stichwort: Amerikanisches Basketball-„DreamTeam“ – den endgültigen Abschied von Coubertins
Amateurideal beschloss, sowie die Spiele von Los
Angeles, die, erstmals rein privatwirtschaftlich finanziert, Gewinn abwarfen. Für Montreal hatte die
Ausrichterfunktion noch beinahe den Ruin bedeutet, während sich die Defizite von Moskau in den
Untiefen des Staatshaushaltes verloren. Wenn
fortan die Aussicht bestand, mit Olympischen
Spielen Geld zu verdienen, erhöhte das natürlich
deren Attraktivität, doch mehr noch als dies fiel
das Ende des Kalten Krieges ins Gewicht. Endlich
konnte der von Coubertin formulierte universale
Anspruch – „All Games, all Nations“ – eingelöst
werden.
Peking 2008
Wenn man bedenkt, dass Los Angeles 1984 der
weltweit einzige (!) Interessent für die Ausrichtung
der Spiele war und Seoul nur einen Mitbewerber
aus dem Feld zu schlagen hatte, während heutzutage die Kandidaten Schlange stehen, stellt sich
die olympische Entwicklung der achtziger und
neunziger Jahre als eine Erfolgsgeschichte dar,
die freilich manchen Schönheitsfehler aufweist. So
wurde nicht zu Unrecht vielfach beklagt, dass der
neue Boom mit einer Inflation der Werte und einem
Verfall der guten Sitten einhergehe und einen
Bruch mit der Tradition darstelle. Wie jede, weist
eben auch die olympische Medaille eine Kehrseite
auf.
Nachdem die Olympischen Spiele 2004 gleichsam
an den Ort ihres Ursprungs, nämlich nach Athen
zurückgekehrt waren, gastierten sie vier Jahre
später – nach 1964 (Tokio) und 1988 (Seoul) –
zum dritten Mal in Asien und erstmals im „Reich der
Mitte“, dem bevölkerungsreichsten Land der Erde,
das der Olympischen Bewegung viele Jahrzehnte
reserviert bis ablehnend gegenüber gestanden hatte.
Mit der Entscheidung für Peking vollzog das IOC
einen ebenso mutigen wie risikoreichen Schritt
im Sinne seines globalen olympischen Anspruchs,
der zugleich die Sorge weckte, dass die Spiele
als Anlass und Vehikel genutzt werden könnten,
um über den Sport hinausgreifende Interessen
zur Geltung zu bringen. In diesem Sinne wurde bereits der traditionelle Staffellauf des Olympischen
Mit plus/minus zweihundert teilnehmenden Mannschaften, mehr als zehntausend Aktiven und min27
Olympia ruft: Mach mit!
Feuers als Menetekel empfunden, geriet er doch
ins Zentrum teils dramatischer Aktionen, die eine
weltweite Aufmerksamkeit auf die Frage der
Menschenrechte und insbesondere auf die Lage
in Tibet lenken sollten. Zudem wurde zu entsprechenden Maßnahmen gegen das Gastgeberland
aufgerufen und vereinzelt auch wieder einem
Boykott das Wort geredet. Das IOC verwahrte sich
gegen entsprechende Forderungen und betonte
seine politische Neutralität, um gleichzeitig auf
– bereits erfolgte oder zu erwartende – positive
Entwicklungen in China zu verweisen. Immerhin
nährte die zumindest temporäre Öffnung des
Landes für Besucher, namentlich für Journalisten
aus aller Welt, die Hoffnung auf die Förderung
eines nachhaltigen politischen und sozialen Fortschritts sowie die weitere Integration Chinas in die
universale Verantwortungsgemeinschaft.
Freilich schwang bei aller Begeisterung auch die
branchenübliche Skepsis mit, wenngleich vor Ort,
anders als zuvor in Athen, die Spiele selbst nicht
von spektakulären Dopingfällen belastet wurden.
Anlass zu Zweifeln boten insbesondere das Auftreten der beiden Superstars von Peking: Der jamaikanische Supersprinter Usain Bolt verbesserte die
Weltrekorde über 100 und 200 m und wurde als
der „neue Kaiser von China“ gefeiert, während das
amerikanische Schwimmwunder Michael Phelps
mit acht Siegen und sieben Weltrekorden die
legendäre Bestmarke seines Landsmanns Mark
Spitz übertraf und zum erfolgreichsten Olympiateilnehmer aller Zeiten avancierte.
So blieben manche Fragen offen, auch wenn oder
gerade weil die Spiele von Peking als das olympische Sportfest der Superlative in die Geschichte
eingegangen sind. Nie waren so viele Mannschaften (204) am Start, nie so viele weibliche
(4.637) und männliche (6.305) Aktive akkreditiert,
nie wurden so viele Wettbewerbe (302) ausgetragen.
Mit der grandiosen Eröffnung der Spiele im größten
„Vogelnest“ der Welt richtete sich das Augenmerk
wieder auf das Sportfest selbst, auf die großartigen
Wettkampfanlagen, die perfekte Organisation, die
Freundlichkeit der Gastgeber – und natürlich auf
den Sport.
Diesbezüglich scheint das Ende der olympischen
Fahnenstange erreicht. Doch blanke Statistik sollte
ohnehin nicht als zentrales Qualitätsmerkmal der
Spiele gelten.
Insbesondere die überragenden Leistungen der Athleten aus dem Gastgeberland weckten Bewunderung. Zwar verzeichnete man mit genau 100 Treppchen-Plätzen zehn weniger als die Konkurrenten
aus den USA, doch mit 51 gegenüber 36 Goldmedaillen etablierte sich China erstmals deutlich an
der Spitze der – nach wie vor inoffiziellen – Nationenwertung. Die deutsche Mannschaft erreichte mit
insgesamt 41, davon 16 goldenen Medaillen nach
Russland und Großbritannien einen ehrenvollen
fünften Platz.
Im Übrigen gilt: Nach den Spielen ist vor denselben! Die Gastgeber für die Spiele der Jahre 2012
und 2016, London und Rio de Janeiro, werden eigene Maßstäbe anlegen und eigene Akzente setzen. Die olympische Karawane zieht weiter. Man
darf gespannt sein und – man darf sich freuen.
28
Olympia ruft: Mach mit!
Die Spiele in Zahlen
Olympiade
Jahr
Stadt
Nationen
I
1896
Athen, Griechenland
14
241 / –
II
1900
Paris, Frankreich
24
975 / 22
III
1904
St. Louis, USA
12
676 / 6
IV
1908
London, Großbritannien
22
1.971 / 37
V
1912
Stockholm, Schweden
28
2.359 / 48
VI
1916
ausgefallen (Berlin war vorgesehen)
VII
1920
Antwerpen, Belgien
29
2.561 / 65
VIII
1924
Paris, Frankreich
44
2.954 / 135
IX
1928
Amsterdam, Niederlande
46
2.606 / 277
X
1932
Los Angeles, USA
37
1.206 / 126
XI
1936
Berlin, Deutschland
49
3.632 / 331
XII
1940
ausgefallen (zunächst war Tokio, dann Helsinki vorgesehen)
XIII
1944
ausgefallen (London war vorgesehen)
XIV
1948
London, Großbritannien
59
3.714 / 390
XV
1952
Helsinki, Finnland
69
4.436 / 519
XVI
1956
Melbourne, Australien
72
2.938 / 376
Reiterspiele in Stockholm, Schweden
29
147 / 12
XVII
1960
Rom, Italien
83
4.727 / 611
XVIII
1964
Tokio, Japan
93
4.473 / 678
XIX
1968
Mexiko-Stadt, Mexiko
112
4.729 / 781
XX
1972
München, Bundesrepublik Deutschland 121
6.075 / 1.059
XXI
1976
Montreal, Kanada
92
4.824 / 1.260
XXII
1980
Moskau, UdSSR
80
4.064 / 1.115
XXIII
1984
Los Angeles, USA
140
5.263 / 1.566
XXIV
1988
Seoul, Korea
159
6.242 / 2.197
XXV
1992
Barcelona, Spanien
169
6.652 / 2.704
XXVI
1996
Atlanta, USA
197
6.806 / 3.512
XXVII
2000
Sydney, Australien
199
6.582 / 4.069
XXVIII
2004
Athen, Griechenland
201
6.296 / 4.329
XXIX
2008
Peking, China
204
6.305 / 4.637
London, Großbritannien
Erwartet wird die Teilnahme von 205 NOKs
sowie die Entsendung von 10.500 Athleten
XXX
2012
29
Quelle: http://www.olympic.org/olympic-games
Wettkämpfer/innen
Olympia ruft: Mach mit!
Symbolik
und Zeremoniell
Die Olympischen Spiele sind mehr als nur
Sport. Sie stehen auch für eine übergreifende Idee. In der Olympischen Charta sind die
entsprechenden „fundamentalen Prinzipien“
ausgewiesen, die nicht zuletzt in Symbolik
und Zeremoniell offenkundig werden: Die
fünf Ringe, Feuer und Fackel und manches
mehr. Im Folgenden werden die wesentlichen
Elemente vorgestellt.
die Farben – gelb, blau, schwarz, grün und
rot – einzelnen Erdteilen zuzuordnen, doch
der Gedanke ihres „Erfinders“ Pierre de
Coubertin war, dass sich mindestens eine
der gewählten Farben in jeder Nationalflagge
wieder findet. Erstmals 1920 bei den Spielen
von Antwerpen aufgezogen, zieren die Ringe
auf weißem Grund die Olympische Fahne.
Im Rahmen der Schlussfeier wird diese dem
Bürgermeister der nächsten Olympiastadt
überreicht.
Die Olympischen Ringe
© IOC
Das Olympische Versprechen
© IOC
Die fünf ineinander verschlungenen Ringe zählen
zu den bekanntesten Symbolen überhaupt. Sie sind
das offizielle Erkennungsoder Markenzeichen der
Olympischen Bewegung.
Ihr „Wert“ ergibt sich aus
der Klarheit ihrer Botschaft:
Sie stehen für die Kontinente und ihre Verbundenheit in der Olympischen Idee. Zwar läge es
auf der Hand,
Schon die Teilnehmer der antiken Olympischen
Spiele hatten einen Eid zu leisten. An diese
Tradition knüpfte man 1920 an. Ein Athlet gelobte stellvertretend für alle ein regelgerechtes
und ehrenvolles Auftreten. Ähnliches beeidet
seit 1972 auch ein Vertreter der Kampfrichter.
30
© IOC (Richard Juilliart)
Olympia ruft: Mach mit!
Im Jahr 2000 hat man ein Versprechen zum
Dopingverzicht in die offizielle Formel aufgenommen. Diese lautet nun wie folgt:
© IOC
„Im Namen aller Wettkämpfer gelobe ich, dass
wir im Geiste der Sportlichkeit, zum Ruhme des
Sports und zur Ehre unserer Mannschaften an
diesen Olympischen Spielen teilnehmen und
dabei die Regeln, die für sie gelten, achten und
befolgen und uns einem Sport ohne Doping und
Drogen verpflichtet fühlen.“
Das Olympische Feuer
Nach den unerfreulichen Vorfällen und Schlagzeilen rund um den Fackellauf im Vorfeld der
Spiele von Peking, der für öffentlichkeitswirksame Proteste gegen die Verletzung der Menschenrechte in China genutzt oder missbraucht
wurde, hat das IOC beschlossen, die Fackel
nach ihrer Entzündung in Olympia zukünftig
jeweils nur noch durch das Land wandern zu
lassen, in dem die Spiele stattfinden.
Bereits in der Antike kam dem Feuer ein hoher
Symbolgehalt zu. Überliefert sind auch Fackelstaffelläufe, deren Sieger den Opferaltar entzünden durften. Seit 1928 stehen die Olympischen
Spiele der Neuzeit im Zeichen des Feuers.
Dessen Entzündung stellt einen Höhepunkt der
Eröffnungsfeiern dar. Wem die Ehre jeweils zukommt, ist ein gut gehütetes Geheimnis. In Sydney war es Cathy Freeman, vier Jahre zuvor
Muhammad Ali. Die eigentliche Entzündung des
Feuers erfolgt an antiker Stätte, im griechischen
Olympia, von wo es mittels eines Fackelstaffellaufes an den jeweiligen Ort des Geschehens
gebracht wird. Diese Praxis wurde erstmals
1936 geübt und zwar auf Initiative Carl Diems,
des Organisators der Spiele von Berlin. Damals
legten Läufer eine Strecke von 3.050 km zurück.
Inzwischen sind – bis hin zu Laser oder Satellit –
fast alle denkbaren Transportmöglichkeiten zum
Tragen gekommen. Auch im Vorfeld der Spiele
von London wird das Feuer auf traditionelle
Weise mit Hilfe eines Hohlspiegels entzündet.
21 als antike Priesterinnen verkleidete Schauspielerinnen werden einen Tanz zu Ehren der
Göttin Hera aufführen, um sie zu bitten, „den
Geist der Tugend in die Seelen der Athleten zu
bringen“.
Vor diesem Hintergrund hat das Organisationskomitee London 2012 angekündigt, dass
95 Prozent aller Briten die Möglichkeit erhalten
würden, mit einem Reiseaufwand von höchstens einer Stunde die Fackel live zu sehen. Als
Beginn des Fackellaufs ist der 18. Mai vorgesehen, die Strecke soll 12.875 km, also britisch
berechnet 8.000 Meilen umfassen und dementsprechend 8.000 Fackelträger im Einsatz
sein. Der oder die letzte der Auserwählten soll
am 27. Juli 2012 möglichst auf die Sekunde genau zum vorgesehen Zeitpunkt im Rahmen der
Eröffnungsfeier vor den Augen der Weltöffentlichkeit auf möglichst spektakuläre Weise das
Olympische Feuer entzünden, das dann weithin
sichtbar brennen wird, bis es im Rahmen der
Schlussfeier eher unspektakulär zum Erlöschen
gebracht wird.
31
Olympia ruft: Mach mit!
– oder weil – gar kein Wettkampf im engeren
Sinne stattfindet, sind die Einschaltquoten sowie
die Eintrittspreise am höchsten. Es handelt sich
um Unterhaltung auf höchstem Niveau, eine kulturelle Präsentation des Gastgeberlandes und
eine visuelle Umsetzung der Olympischen Idee.
Das offizielle Zeremoniell ist vom IOC genau
vorgeschrieben, das künstlerische Programm
obliegt der freien Gestaltung. Wichtiger – und
zeitraubendster – Bestandteil der Eröffnungsfeier
ist der Einmarsch der Mannschaften hinter ihrer
jeweiligen Nationalflagge. Als erstes kommt traditionell die griechische, als letzte die Mannschaft
des Gastgeberlandes. Nachdem dessen Staatsoberhaupt die Eröffnungsformel gesprochen hat,
erklingt die Olympische Hymne und die Fahne
zieht ein. Dann erreicht die Flamme das Stadion,
mit der das Olympische Feuer entzündet wird.
Zum Ausklang taucht ein Feuerwerk das Stadion
in ein Meer von Farben und Klängen.
Die Olympische Hymne
Weniger bekannt als Feuer und Ringe ist die
Olympische Hymne, auch wenn diese traditionell im Rahmen der Eröffnungs- und Schlussfeiern zum offiziellen Zeremoniell gehört. Bereits
1896 wurde „La cantate des Jeux Olympiques“
uraufgeführt, bevor das IOC 1958 diese von
Spyros Samaras komponierte Interpretation
eines Poems des berühmten griechischen
Dichters Kostis Palamas zur offiziellen Olympischen Hymne erhob.
Die Schlussfeier ist oft von einer gewissen Melancholie getragen. Die Athleten – seit 1956
ziehen sie in freier Formation, also „bunt durcheinander gemischt“ ins Stadion – verabschieden
sich, die Fahne wird eingeholt und dem Ausrichter der nächsten Spiele übergeben. Dann verlischt die Flamme und es bleibt die Hoffnung auf
ein Wiedersehen in vier Jahren.
Das Olympische Motto
„Dabei sein ist alles!“: Dies wird vielfach als
olympischer Wahlspruch zitiert. In der Formulierung Pierre de Coubertins hieß es: „Teilnehmen
ist wichtiger als Siegen.“ Das in der Olympischen Charta ausgewiesene Motto lautet freilich: „Citius, Altius, Fortius“ – „Schneller, Höher,
Weiter“. Dies versteht sich als Aufforderung zu
einem ständigen Streben nach menschlicher
Vervollkommnung.
Eröffnungs- und Schlussfeiern
© IOC
Die Eröffnungs- und Schlussfeiern gelten als
Höhepunkte der Olympischen Spiele. Obwohl
32
Olympia ruft: Mach mit!
Risiken und Gefahren
ditiert, unterzubringen, zu verpflegen und zu
transportieren sind, ist die Grenze des Machbaren erreicht, wenn nicht überschritten. Von
der Frage der Sicherheit ganz zu schweigen.
Dieses Thema ist seit 1972, als in München
elf Mitglieder der israelischen Mannschaft
einem brutalen Terroranschlag zum Opfer
fielen, ein brisantes Problem, das immer
schwerer zu bewältigen und mit immer höheren Kosten verbunden ist.
Jede Medaille hat zwei Seiten. So ist auch der
seit Anfang der achtziger Jahre anhaltende
Boom der Olympischen Spiele mit Risiken
und Nebenwirkungen verbunden. Kritiker verweisen etwa darauf, dass mit der Öffnung der
Spiele für professionelle Sportler, einer weitreichenden Vereinnahmung durch die Medien,
einer schier grenzenlosen Vermarktung oder
einem stets zunehmenden, sich inzwischen
gigantisch ausnehmenden organisatorischen
Aufwand die Diskrepanz zwischen ursprünglicher Idee und aktueller Wirklichkeit sehr
groß geworden sei.
IOC-Präsident Rogge hat jedem weiteren
Wachstum einen Riegel vorgeschoben –
allein die Frage der Umsetzung bleibt bis
auf weiteres offen. Fakt ist, dass der immer
größere Aufwand mit immer größeren Kosten einhergeht. Diese sind längst explodiert
und haben nur deswegen (noch) nicht zum
Konkurs geführt, weil auch die Einnahmen in
erheblichem Maße gestiegen sind. Seit 1984
werfen die Spiele sogar Gewinn ab. So hofft
auch London für die Spiele von 2012, dass
sich die Investitionen letztlich rechnen werden. Das Risiko aber bleibt. Gerade in Zeiten
wirtschaftlicher Flaute ist die Bewerbung und
erst recht die Ausrichtung Olympischer Spiele
eine Gleichung mit vielen Unbekannten.
Tatsächlich haben die Spiele innerhalb relativ
kurzer Zeit ein völlig anderes Gesicht erhalten. Wenn inzwischen jeweils mehr als zehntausend aktive und noch weit mehr „passive“
Teilnehmer, sprich Betreuer, Berichterstatter
und Besucher, bei den Sommerspielen akkre-
© IOC
Terroranschlag
Was ebenfalls bleibt, ist die Gefahr einer Vereinnahmung durch die Medien und den Kommerz. Natürlich müssen die Spiele finanziert
werden, doch darf dies nicht bedeuten, seine
olympische Seele zu verkaufen. Wer bezahlt,
bestimmt! Soweit dieser Grundsatz gilt, ist gewissenhaft abzuwägen, ab wann der Preis zu
hoch wird. Gegebenenfalls muss auf diesen
Euro oder jenen Dollar verzichtet werden.
33
Olympia ruft: Mach mit!
Fehlverhalten (vieler) Einzelner der
pädagogische Anspruch des Ganzen
untergraben. Wird Topathleten nach wie
vor eine Vorbildfunktion zugewiesen, muss
ihnen tadelloses Verhalten im Wettkampf und
außerhalb desselben abverlangt – und dieses
im Übrigen auch honoriert werden.
Kontrolle ist gut, Einsicht ist besser! In diesem
Sinne mag der Ansatz der Olympischen
Erziehung greifen. Gerade der Jugend
müssen die sportlichen Werte und das
Bewusstsein vermittelt werden, dass der
Erfolg eben nicht die Mittel heiligt. Wenn man
damit in der Schule beginnt, ist die Hoffnung
erlaubt, langfristig einer Problemlösung näher
zu kommen. Dies wäre ein olympischer Sieg
eigener Art, der aller Anstrengung wert ist.
Keine Kompromisse, um eine letzte und
gravierende Gefahr – manche sprechen von
einem „Krebsgeschwür des Sports“ – an dieser Stelle anzusprechen, sind in Sachen Doping erlaubt. Mag die Erwartungshaltung der
Öffentlichkeit und der Sponsoren sowie der
persönliche Ehrgeiz der Aktiven auch erheblich gestiegen sein, rechtfertigt dies in keiner
Weise den Griff zu unerlaubten Mitteln und
Methoden. Begreift sich das IOC als oberste
Instanz des Weltsports, muss es seiner Verantwortung für einen „sauberen“ Sport gerecht werden. Abgesehen davon, dass Doping
schwerwiegende gesundheitliche (Spät-)Folgen zeitigen kann, handelt es sich um einen
Verstoß gegen die Olympische Idee, die unter
anderem Fairplay und Chancengleichheit für
alle reklamiert. Schließlich wird durch das
34
Olympia ruft: Mach mit!
IV.Olympische Bewegung in Deutschland Olympia und
die Deutschen
© IOC (Albert Meyer)
Oben: Carl Schuhmann
Unten: Alfred Flatow
Auch wenn es nur „eine kleine Achtungsvertretung“ gewesen sein mochte, war bei der olympischen Premiere 1896 in Athen auch Deutschland mit von der Partie. Immerhin 19 „Athleten“,
meist Turner, hatten sich auf den weiten Weg
gemacht, nicht nur um teilzunehmen, sondern
auch um zu gewinnen – und dies nicht weniger
als siebenmal. Als vierfacher Olympiasieger
avancierte der Berliner Carl Schuhmann gar
zum erfolgreichsten Athleten der Spiele. Er
gewann im Ringen sowie im Pferdsprung und
war Mitglied der siegreichen Barren- und ReckMannschaften. Zu den Riegen zählten auch die
Cousins Alfred und Gustav Felix Flatow. Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft sollten sie später
von den Nationalsozialisten verfolgt
werden und
1942 bzw.
1945 jeweils
in Theresienstadt den
Tod finden.
© IOC
Dr. Willibald Gebhardt
Olympische Premiere
ben. Der Berliner
Chemiker zeigte sich
begeistert von der
olympischen Initiative
Pierre de Coubertins
und gründete im Januar 1896 ein „Komitee für die Beteiligung
Deutschlands an den Olympischen Spielen zu
Athen“, den Vorläufer eines Nationalen Olympischen Komitees. Freilich sah er sich mit erheblichem Widerstand konfrontiert, insbesondere
seitens der Deutschen Turnerschaft, die ihn und
die übrigen Athen-Fahrer unpatriotischen Verhaltens bezichtigte. Die Turner lehnten nämlich ein
internationales Großsportfest ab und plädierten
stattdessen für ein „nationales Olympia“.
Zunächst blieb die Beziehung zwischen
Deutschland und der Olympischen Bewegung
schwierig. Zwar gab es bald Ambitionen, sich
selbst um die Gastgeberrolle zu bewerben, doch
zuerst musste ein Stadion her. Und dies war teuer und ließ auf sich warten, bis es 1913 von Kaiser Wilhelm II. endlich im Grunewald eingeweiht
wurde. Das große Friedensfest, das drei Jahre
später in Berlin stattfinden sollte, fiel jedoch dem
Krieg zum Opfer, als sich die „Jugend der Welt“
nicht auf den Sport-, sondern auf den Schlachtfeldern begegnete. Nun musste man sich zwei
weitere Jahrzehnte gedulden, blieb 1920 und
1924 als Kriegsverlierer und -verursacher von
einer Teilnahme ausgeschlossen, bevor dann
1931 Berlin und 1933 Garmisch-Partenkirchen
als Olympiastädte ausgewählt wurden.
Dass
Deutschland
– neben zwölf anderen
Nationen – überhaupt
von Anfang an dabei
war, ist Dr. Willibald
Gebhardt zuzuschrei-
35
Olympia ruft: Mach mit!
Spiele unterm Hakenkreuz
© IOC
Links: Fackellauf
Rechts: Carl Diem
Unten: Lutz Long,
Jesse Owens
Nachdem die Nationalsozialisten der
Olympischen Idee zunächst ablehnend gegenüberstanden, erkannten sie das große Potenzial
des Sportfestes als Propagandainstrument. So
scheuten sie weder Kosten noch Mühen, um die
bis dahin aufwändigsten Spiele in Szene zu setzen, die ihre Wirkung nicht verfehlten, zumal eine
die Diskriminierung der Juden in der deutschen
Gesellschaft und im Sport anprangernde internationale Boykottbewegung nicht zum Tragen gekommen war.
Für die Fairness des Berliner Publikums spricht,
dass es keineswegs nur die zahlreichen deutschen Erfolge bejubelte. Im Gegenteil: Zu
seinem Liebling erkor es den farbigen Amerikaner und vierfachen Goldmedaillengewinner
Jesse Owens, der Hitlers Ideologie der Überlegenheit der nordischen Rasse offenkundig
ad absurdum führte. Erstmals wurde Olympia
übrigens auch im Fernsehen übertragen, das
freilich nur auf wenigen privaten Geräten und
in einigen öffentlichen Fernsehstuben zugänglich war. Der Siegeszug des neuen Mediums
und mit ihm die Aufwertung des (olympischen)
Sports zu dem Massenphänomen unserer Zeit
sollte der zweiten Hälfte des Jahrhunderts vorbehalten sein.
© IOC: Olympiastadion Berlin 1936
Unter der Federführung von Carl Diem gelang
eine perfekte Organisation und Inszenierung, der
Leni Riefenstahl mit ihren ebenso bewunderten
wie kritisierten Bildern ein – später umstrittenes –
Denkmal setzte. Eingefangen wurden etwa auch
Impressionen des Fackelstaffellaufes mit dem im
griechischen Olympia entzündeten Feuer, eine der
vielen Innovationen Diems, die Eingang ins olympische Zeremoniell fanden.
36
Bis auf weiteres aber hatte auch die Olympische Bewegung schwierige Zeiten zu überstehen. Als Hitler die Welt mit Krieg überzog, blieb
auch der Sport auf der Strecke. Die Spiele von
1940 und 1944 wurden abgesagt. Dass es drei
Jahre nach Kriegsende in St. Moritz und London weiterging, spricht für die Stärke und Faszination der Idee, auch wenn – das inzwischen
geteilte – Deutschland vorerst wieder ausgeschlossen blieb.
© IOC
Links: Willi Daume
Rechts: Gesamtdeutsche Manschaft
Olympia ruft: Mach mit!
Tatsächlich wurden, etwa
mit der Architektur, der visuellen Gestaltung oder dem
Rahmenprogramm, neue
Maßstäbe gesetzt. Zu verzeichnen war zudem eine
Explosion der Leistungen.
Unvergessen der sensationelle Sieg der 16jährigen
Ulrike Meyfarth im Hochsprung oder die sieben
Goldmedaillen des amerikanischen Schwimmers Mark Spitz. Bemerkenswert ist auch der
in München vollzogene Aufstieg der DDR zur
sportlichen Weltmacht: Nicht weniger als 66
Medaillen, davon 20 in Gold, katapultierten das
kleinere Deutschland auf den dritten Rang der
(inoffiziellen) Nationenwertung.
Die deutsche Frage
Als sich 1949 Bundesrepublik und DDR konstituierten, begann eine lange Zeit sportpolitischer
Querelen. Ein ständiger Zankapfel war etwa
die gesamtdeutsche Olympiamannschaft, an
der das IOC den weltpolitischen Gegebenheiten zum Trotz bis 1964 festhielt. Erst vier Jahre
später gingen erstmals zwei deutsche Teams
an den Start, wenn auch übergangsweise mit
einheitlichem Protokoll, nämlich den Olympischen Ringen auf den deutschen Farben sowie
Beethovens „Ode an die Freude“ als Hymnenersatz.
Die Katastrophe der Münchner Spiele aber war
eine andere: Der Anschlag auf das israelische
Team, dem elf Mannschaftsmitglieder, ein Polizist und fünf palästinensische Terroristen zum
Opfer fielen.
© IOC
Terroranschlag
1972 stand die deutsche Frage erneut im Blickpunkt, als sich die Jugend der Welt in München
einfand. Es war ein Geniestreich Willi Daumes,
der die Gunst der Stunde nutzte und eine hervorragende Bewerbung zum Erfolg führte. Sein
Ziel war es, ein ganz anderes, nämlich weltoffenes und friedliebendes Deutschland sowie
dementsprechend „heitere Spiele“ zu inszenieren, die sich zudem als ein „Gesamtkunstwerk“
ausnehmen sollten.
37
© IOC
Ulrike Meyfarth
München ’72:
„The Games must go on!“
© IOC
Avery Brundage
Olympiastadion München 1972
Olympia ruft: Mach mit!
Doch auch und gerade hierzulande weiß
man, dass die Vergabe Olympischer Spiele
eine Gleichung mit vielen Unbekannten ist.
Nicht zuletzt gehört – wie immer im Sport –
das Glück des Tüchtigen dazu, wenn man
der langen und wechselvollen Geschichte
Deutschlands in der Olympischen Bewegung
ein neues, vielleicht glanzvolles Kapitel hinzufügen möchte.
Mutig und trotzig zugleich verkündete IOCPräsident Brundage: “The Games must go
on!“ Die Spiele gingen tatsächlich weiter,
doch ihr Gesicht war für immer verändert.
Längst hat das Thema „Sicherheit“ einen prominenten Platz auf der olympischen Tagesordnung erobert.
(K)ein zweites Mal München?
Beim Stichwort „München“ verbindet sich der
Blick auf die Vergangenheit mit dem Blick in
die olympische Zukunft. Nach drei vergeblichen Bewerbungen um die Ausrichtungen
Olympischer Spiele – Berchtesgaden (1992),
Berlin (2000) und Leipzig (2012) – wurden
dem neuerlichen Anlauf von deutscher Seite
allgemein größere Chancen eingeräumt.
So hat die Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) im
Dezember 2011 mit großer Mehrheit für einen
erneuten Anlauf votiert. Nur die Frage des
Zeitpunkts wurde offen gelassen. Also: 2022
oder 2026 oder …? Wie auch immer: Auch
Geduld kann zu einer olympischen Disziplin
werden.
Leider entschied sich das IOC im Juli 2011
gegen München – oder besser für Pyeongchang, so dass Feuer und Ringe fürs Erste
nicht in die bayerische Metropole zurückkehren werden, um der Stadt ein einmaliges
olympisches Gütesiegel zu verleihen, nämlich
als weltweit erster Austragungsort Sommerund Winterspiele zu beherbergen.
38
Olympia ruft: Mach mit!
© IOC
Deutsche Delegation 1932 Lake Placid
Die Deutsche Olympiamannschaft
Der Anspruch ist nach wie vor, auch weiterhin zu den führenden Nationen im Weltsport
zu zählen. Bei zunehmender Konkurrenz –
die Medaillen verteilen sich auf immer mehr
Nationen – bedarf es dazu umso größerer
Anstrengungen. Zudem wurde vom IOC
inzwischen die Zahl der Teilnehmer bei Olympischen Spielen auf 10.500 limitiert.
Deutschland war von Anfang an dabei. Schon
1896 in Athen zählte man zu den 13 olympischen Nationen der ersten Stunde, auch
wenn es sich nur um eine kleine „Achtungsvertretung“ handelte, deren Erfolge sich im
Übrigen sehen lassen konnten.
Seitdem waren die Deutschen bei allen
Sommer- und Winterspielen präsent, sofern
sie nicht explizit ausgeschlossen waren. So
geschehen 1920 und 1924 sowie 1948 infolge
der beiden Weltkriege. Zweimal kam es aus
politischen Gründen auch zu einem Verzicht:
1980 blieb die bundesdeutsche Mannschaft
den Spielen von Moskau fern, 1984 fehlte
die DDR in Los Angeles. Zwischen 1968 und
1988 waren, der politischen Teilung geschuldet, jeweils zwei Teams am Start. Die herausragenden Leistungen der Athletinnen und
Athleten dokumentieren sich in einer beeindruckenden Gesamtbilanz: Seit 1896 wurden
bei Sommer- und Winterspielen insgesamt
mehr als 1.600 Medaillen gewonnen, davon
über 500 in Gold.
„Teilnehmen ist wichtiger als Siegen“: Dieses
olympische Motto kann für exponierte SportNationen nur bedingt den Ausschlag geben.
So gilt etwa für den Deutschen Olympischen
Sportbund (DOSB) der Grundsatz, dass nur
solche Sportler mit der reellen Chance auf
das Erreichen eines Finales (bzw. einen Platz
unter den ersten acht) mit einer Nominierung
rechnen dürfen.
Die sportfachlichen Kriterien werden dabei
von den jeweiligen Fachverbänden in Abstimmung mit der Leistungssportabteilung des
DOSB festgelegt. Neben den rein sportlichen
Aspekten hat der DOSB auch weitere Grundsätze zur Nominierung für die Olympiamannschaft verabschiedet.
39
© IOC
Deutsche Olympiamannschaft 2008 in Peking
Olympia ruft: Mach mit!
Hierzu zählt, als unabdingbare Voraussetzung, der Nachweis regelmäßiger Dopingkontrollen – nicht nur bei Wettkämpfen, sondern
auch im Training.
Um einem möglichen Missverständnis vorzubeugen: Von der auf den ersten Blick groß erscheinenden Zahl der „Offiziellen“ sollte man
nicht auf eine Art „Olympiatourismus“ schließen. Der Erfolg der Aktiven hängt nämlich
auch vor Ort von vielfältigen Voraussetzungen ab. Diese schaffen Trainer und Betreuer,
Ärzte, Physiotherapeuten, Medienbetreuer,
technisches Personal, Sicherheitskräfte,
Seelsorger, Mitarbeiter des Mannschaftsbüros sowie der Chef de Mission zusammen mit
den Mitgliedern der Delegationsleitung. Wenig
bekannt ist auch, dass zahlreiche Spezialisten zum Team zählen, die für den Erfolg
in bestimmten Sportarten unerlässlich sind.
Gemeint sind etwa Bootsbauer und Segelmacher, Zweiradmechaniker, Waffenmeister für
die Bereiche Schießen und Fechten, Tierärzte, Hufschmiede und Pferdepfleger.
Auf Vorschlag der Fachverbände erfolgt dann
die verbindliche Nominierung der Deutschen
Olympiamannschaft durch das Präsidium des
DOSB. Sofern alle Nominierten ihr Leistungspotenzial in den Qualifikationswettkämpfen
ausschöpfen, dürfte das Team in London rund
400 Aktive sowie ca. 200 Betreuer umfassen.
Alle Mitglieder der Mannschaft müssen den
„Eligibility Code“ des IOC unterzeichnen.
Dieser verpflichtet dazu, die Regeln des IOC
zu beachten, beispielsweise auch jede persönliche Werbetätigkeit während der Spiele
zu unterlassen.
40
© LOCOG
Ingrid Klimke
© LOCOG
Manuel Bremer und Jonathan Koch
Olympia ruft: Mach mit!
Für eine erfolgreiche Teilnahme an den
Spielen ist natürlich auch eine gezielte Vorbereitung, etwa in speziellen Trainingslagern, vonnöten. Um eine möglichst optimale
Anpassung an die örtlichen Bedingungen
zu gewährleisten, ist auch der Zeitpunkt der
Anreise von großer Bedeutung. Dieser erfolgt,
abgestimmt mit den Ärzten und Betreuern,
in Abhängigkeit vom jeweiligen Wettkampfprogramm nach Disziplingruppen. So mag in
diesem Fall eine längere Akklimatisierung geboten erscheinen, während in jenem ein Eintreffen erst unmittelbar vor Wettkampfbeginn
hilfreich sein kann. Von Vorteil ist sicher, dass
sich die klimatischen Verhältnisse in London –
anders als etwa in Peking – von den hiesigen
Gegebenheiten kaum unterscheiden.
Bürotechnik, Mannschaftsbroschüren, Gastgeschenke sowie spezielle Zusatzernährung.
So reden wir über ein Frachtvolumen von
über 150 Tonnen.
Mit großem logistischen Aufwand ist auch der
Transport von Sportgeräten und sonstigem
Ausrüstungsmaterial verbunden. Besondere
Beachtung verdienen dabei etwa die wertvollen Turnierpferde. Aufwändig gestaltet sich
auch der Transfer der Boote der Kanuten und
Ruderer, die nach London allerdings, ebenso
wie die Pferde, auf der Schiene oder der Straße transportiert werden können. Die Kielboote
des Segelteams finden in einem Flugzeug
ohnehin keinen Platz. Nur gut, dass diese
nicht, wie 2008, erst nach einer fünfwöchigen
Seereise ihr Ziel finden. Auch die hochwertigen Rennräder oder die Stäbe der Stabhochspringer müssen pünktlich und unbeschädigt
vor Ort eintreffen. Zum umfänglichen Olympiagepäck zählen aber auch die notwendige
Ausstattung der Ärzte und Physiotherapeuten,
Die Mitglieder der Mannschaftsleitung treffen
bereits im Vorfeld der Spiele alle notwendigen Maßnahmen, um den Athleten vor Ort
die bestmöglichen Bedingungen zu bieten.
Während der Spiele werden dann täglich in
aller Frühe Mannschaftsleitersitzungen abgehalten, um den vielfältigen organisatorischen
Herausforderungen gerecht zu werden. Auch
diese Arbeit im Hintergrund trägt zum Erfolg
der Mannschaft bei, obgleich sich der Blick
der Öffentlichkeit naturgemäß auf die Athleten
richtet. Deren Erfolge aber dokumentieren
immer auch die hervorragende Arbeit des
gesamten Teams.
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Olympia ruft: Mach mit!
V. Die Paralympics
© IPC
Wenige Tage nach den Olympischen Spielen wird im August 2012 in London erneut das Olympische Feuer, dann für die XIV. Paralympi-
schen Sommer-
spiele entzün-
det. Unter den „Paralympics“ verstehen wir
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die Spiele für Sportler mit einer Körperbehinderung, einer Sehschädigung oder einer
intellektuellen Beeinträchtigung. Ursprünglich
handelte es sich bei dem Begriff um ein Wortspiel, das die Wörter „paraplegisch“ (gelähmt)
und „olympisch“ miteinander kombinierte.
Da jedoch im Laufe der Zeit weitere Behinderungsformen in das Wettkampfprogramm
aufgenommen wurden, wird der Begriff heute
– nicht zuletzt wegen der engen Bindung an
die Olympischen Spiele – als eine Kombination aus „parallel“ und „olympisch“ gedeutet.
Seit 1988 heißen die Spiele offiziell Paralympics, die vom Internationalen Paralympischen
Komitee (IPC) veranstaltet werden.
Olympia ruft: Mach mit!
Seit 1988 werden die Paralympics stets in
den Wettkampfstätten der jeweiligen Olympischen Spiele ausgetragen. Zuvor hatten sich
die Ausrichter der Olympischen Spiele oftmals
aus politischen oder finanziellen Gründen
geweigert, auch noch die Paralympics zu organisieren. Mit der Vergabe der Olympischen
Winterspiele 2010 hat das IOC erstmals die
Bewerber verpflichtet Olympische sowie Paralympische Spiele auszurichten.
Wie bei den Olympischen Spielen wird auch
bei den Paralympics in Sommer- und Winterspiele unterschieden. Die ersten Sommerspiele wurden 1960 in Rom, die ersten Winterspiele 1976 in Örnsköldsvik (Schweden)
ausgetragen. Als Vater der Bewegung gilt
der Arzt Sir Ludwig Guttmann, der während
des Zweiten Weltkrieges die positive Wirkung
sportlicher Betätigung auf das Wohlbefinden und die Lebensdauer von Menschen mit
einer Querschnittlähmung erkannte. Er rief
1948 die Stoke Mandeville Games unweit von
London ins Leben, die heute als Vorläufer der
Paralympischen Spiele gelten.
© LOCOG
Das Anwachsen der Paralympischen Bewegung zeigt sich besonders eindringlich durch
die rasant steigende Zahl der Teilnehmer.
Waren 1960 in Rom noch 400 Athleten aus 23
Nationen am Start, nahmen in Peking 4.124
Athleten aus 148 Nationen teil. Zu den Paralympics in London werden mehr als 4.100
Sportler aus über 160 Ländern erwartet.
Schrittweise wurde das Programm für Menschen mit Körperbehinderungen (z. B. Amputation, Lähmung, Versteifung, Kleinwuchs,
Zerebralparese) sowie Blinde und Sehbehinderte ausgeweitet. Athleten mit einer intellektuellen Beeinträchtigung nehmen in London
an Wettkämpfen in den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen sowie Tischtennis teil.
Neben den Paralympics gibt es für sie seit
1968 eigene Spiele, die sogenannten „Special
Olympics“, die ein spezifisches Regelwerk
aufweisen. Hörgeschädigte Wettkämpfer sind
nicht bei den Paralympics vertreten. Sie ermitteln ihre Sieger bei den „Deaflympics“.
Das gegenwärtige Logo der Paralympics wurde im Jahr 2003 eingeführt. Es besteht aus
drei Elementen in den Farben rot, blau und
grün – drei Farben, die in den Nationalflaggen
aller Länder der Welt am häufigsten vertreten
sind. Die drei „Agitos“ (aus dem Lateinischen
für „ich bewege mich“) stehen für eine dynamische, um eine Mitte kreisende Bewegung.
Es soll die Rolle des IPC bei der Zusammenführung von Athleten aus aller Welt unterstreichen, denen es ermöglicht wird, im Wettkampf gegeneinander anzutreten. Gleichzeitig
soll es auch ein Beispiel dafür sein, dass
Menschen mit Behinderung die Welt mit ihren
Leistungen begeistern und inspirieren.
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Olympia ruft: Mach mit!
Etwa einen Monat nach Eröffnung der Olympischen Sommerspiele beginnen am 29.
August 2012 die XIV. Paralympischen Sommerspiele mit einer großen Feier im Londoner
Olympiastadion. An elf Wettkampftagen ermitteln Spitzenathleten aus der ganzen Welt die
Sieger in 20 Sportarten und voraussichtlich
503 Wettbewerben. Die Anzahl der Medaillenentscheidungen liegt damit deutlich über
denen der Olympischen Spiele, obwohl
dort viel mehr Sportarten und Disziplinen zur
Austragung gelangen. Der Grund hierfür ist,
dass Athleten bei den Paralympics je nach
Grad ihrer Behinderung in Startklassen eingeteilt werden, um die Leistungen miteinander vergleichen zu können und einen fairen
Wettkampf zu gewährleisten. Dieser Gedanke
kommt ja auch bei vielen Kampfsportarten
(z. B. Boxen, Ringen, Judo) oder beim Gewichtheben zum Tragen. Auch dort kämpfen
Sportler in unterschiedlichen Gewichtsklassen
gegeneinander, damit vergleichbare Voraussetzungen geschaffen werden.
© IPC
Attraktive Mannschaftssportarten wie Sitzvolleyball oder – speziell für Blinde und Sehbehinderte – Goalball können als Beispiele
für den besonderen Reiz der Paralympics
genannt werden. Athleten mit einer Behinderung sind nicht weniger leistungsorientiert als
Menschen ohne Handicap. Tatsächlich sind
die gezeigten Leistungen mehr als beeindruckend. So steht z. B. der Weltrekord über 100
m bei den beidseitig unterschenkelamputierten Sprintern bei 10,91 Sek., aufgestellt durch
den Südafrikaner Oscar Pistorius 2007 in
Johannesburg.
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Der Sport gibt Menschen mit Behinderung die
Chance zu zeigen, wozu sie fähig sind. Dies
kann Menschen Mut machen, mit ihrer Beeinträchtigung positiv umzugehen. Daneben
tragen die Athleten mit ihren Erfahrungen zur
Weiterentwicklung von technischen Hilfsmitteln wie Rollstühlen oder Prothesen bei, die
dann wiederum anderen Menschen im Alltag
zugutekommen.
Olympia ruft: Mach mit!
Der Deutsche Behindertensportverband
(DBS) hat zusätzlich die Funktion des Nationalen Paralympischen Komitees für Deutschland inne und ist damit für die Nominierung
und Entsendung der deutschen Mannschaft
zu den Paralympischen Spielen verantwortlich. Für die Teilnahme müssen sich die
Sportler in nationalen und internationalen
Ausscheidungswettkämpfen qualifizieren.
Bei den zurückliegenden Spielen hat die
deutsche Mannschaft immer recht erfolgreich
abgeschnitten. So belegte Deutschland beispielsweise den ersten Platz im inoffiziellen
Medaillenspiegel bei den Winterspielen in
Vancouver.
© IPC
© IPC
In London wird Deutschland wieder mit einem
großen Team von etwa 150 Teilnehmern vertreten sein. Drücken wir unseren Sportlern die
Daumen für ein erfolgreiches Abschneiden
bei den XIV. Paralympischen Spielen 2012!
45
Olympia ruft: Mach mit!
Eine Innovation im Dienste von
Sport, Erziehung und Kultur
© IOC
VI. Die Olympischen Jugendspiele
Es war und ist eine persönliche Herzensangelegenheit des Präsidenten. Und auch wenn er
sich anfangs durchaus mit Skepsis und Kritik
konfrontiert sah, ist es Jacques Rogge gelungen, die Mitglieder „seines“ Internationalen
Olympischen Komitees (IOC) von der Idee zu
überzeugen, der sie am 5. Juli 2007 bei der
Session in Guatemala City letztlich einstimmig
ihr Plazet erteilten. Dies war die Geburtsstunde der Youth Olympic Games, der Olympischen Jugendspiele, die man – gerade unter
dem Eindruck der glanzvollen Premieren in
Singapur (Sommer 2010) und Innsbruck
© IOC
(Winter 2012) – als eine der bedeutsamsten
und folgenreichsten olympischen Innovationen
seit Pierre de Coubertin bezeichnen darf.
46
Olympia ruft: Mach mit!
„For young people – driven by young people“
– auf diesen Punkt lässt sich die Idee der Jugendspiele bringen, um nicht von der „Vision“
zu sprechen. Schon in diesem Motto kommt
die Absicht der Verantwortlichen zum Ausdruck, das neue Event eben nicht als Miniatur oder „Light-Version“ der „großen“ Spiele
erscheinen zu lassen.
längst nicht nur das. Denn die Youth Olympic
Games sollen erklärtermaßen ihrer Zielgruppe vor allem auch die Gelegenheit bieten, die
olympischen Werte zu erleben und zu leben.
In diesem Sinne sollen die „jungen Spiele“
eine „Balance von Sport, Erziehung und Kultur“ gewährleisten, wobei dem erstgenannten
Aspekt nicht unbedingt Priorität zukommen
muss. Im Gegenteil: In einem acht Punkte
umfassenden Zielprofil des IOC ist der Sport
an letzter Stelle genannt, auch wenn diesbezüglich der „höchste internationale Standard“
angestrebt wird.
© IOC
Im Fokus steht, nomen est omen, die Jugend,
genauer 14- bis 18jährige Athletinnen und
Athleten, die eine exponierte Plattform für ihre
sportlichen Ambitionen erhalten sollen – aber
47
Olympia ruft: Mach mit!
feiern, dabei Erfahrungen zu sammeln und
voneinander zu lernen. Zudem sollen sie
eine „einzigartige und kraftvolle Einführung in
den Olympismus“ und seine Werte erhalten,
um sie auf diese Weise für ein nachhaltiges
Engagement für die olympische Sache – und
eben nicht nur, wenn überhaupt für die Option
einer glanzvollen sportlichen Karriere – zu
gewinnen.
© IOC (Mine Kasapoglu)
Im Sinne dieser Intention ist – neben einigen
neuen Wettkampfformaten – das eigentlich
innovative Moment der Jugendspiele ein
umfängliches pädagogisch-kulturelles Angebot, das „Cultural and Education Programme“ (CEP), das die Veranstalter parallel zum
Wettkampfprogramm organisieren und dabei
– ebenfalls – ein möglichst hohes Niveau
gewährleisten muss, das für die beteiligten
Aktiven zwar nicht verpflichtend sein, aber
doch dringend empfohlen werden soll.
Schließlich verbindet Jacques Rogge, und
nicht nur er, mit der neuen olympischen Initiative einen hohen, eben vor allem pädagogischen Anspruch. So betonte er etwa 2007,
dass die jungen Athleten mit Hilfe ihrer Spiele
„zu besseren Menschen mit wahrem Sportsgeist und zu Botschaftern der guten Sache
des Sports und der olympischen Werte in
ihrer jeweiligen Gesellschaft“ werden sollen.
Zudem verlieh er seiner Hoffnung Ausdruck,
dass Menschen, die es in sportlichem Kontext
lernen, dem Anderen mit Respekt zu begegnen, sich dieser Haltung auch im alltäglichen
Leben befleißigen werden.
In erster Linie aber geht es um die Begegnung der jungen Sportlerinnen und Sportler
und darum, ihnen eine festliche Bühne zu
geben, um ihre Jugend, also sich selbst zu
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Olympia ruft: Mach mit!
Ein wahrlich hehres und ehrenwertes Ziel,
das sich aber an der Realität wird messen
lassen müssen und insofern gegebenenfalls
auch eine Angriffsfläche bietet. Schließlich
wird von Kritikern der Olympischen Bewegung seit jeher gerne auf die Diskrepanz
von Anspruch und Wirklichkeit verwiesen
und auch die Einführung der Jugendspiele
wurde diesbezüglich von Zweifeln begleitet.
Und gerade wenn es um junge Menschen, in
diesem Fall, wie gesagt, um 14- bis 18jährige
geht, müssen seriös vorgetragene Bedenken
allemal ernstgenommen werden. So wie etwa
die Befürchtung, dass gewisse Auswüchse
und Fehlentwicklungen des internationalen
Spitzensports, um nur das Stichwort Doping
zu nennen, im Zuge einer Etablierung der
Jugendspiele in deren Zielgruppe nun noch
früher als ohnehin schon oder verstärkt zum
Tragen kommen könnten.
Umso mehr dürften sich die Verantwortlichen
durch den Verlauf der beiden Premieren in
Singapur (Sommer 2010) und Innsbruck (Winter 2012) bestätigt gefühlt haben. Tatsächlich
nähren beide Veranstaltungen, so unterschiedlich sie in Ambiente und Zuschnitt auch
waren, gleichermaßen die Hoffnung auf ein
gutes Gedeihen des noch jungen olympischen
Pflänzchens. Und so zart und anfällig, wie von
einigen vielleicht befürchtet, scheint dieses im
Übrigen keineswegs zu sein.
© IOC
Singapur 2010
© IOC (Mine Kasapoglu)
Innsbruck 2012
Sowohl in Singapur als auch in Innsbruck wurden ein reibungsloser Ablauf, guter Sport, fröhliche Sportlerinnen und Sportler, hervorragende Leistungen und spannende Wettkämpfe
sowie eine gute Stimmung bei allen Beteiligten
registriert. Und immerhin waren 3.500 Aktive
aus über 200 Ländern beziehungsweise über
1.500 Aktive aus 67 Ländern am Start, die –
49
Olympia ruft: Mach mit!
in traditionellen, zum Teil aber auch in innovativen Wettkampfformaten, etwa geschlechterübergreifenden oder gemischten Teamwettbewerben – um einen Platz auf dem Treppchen
konkurrierten, daneben aber auch Zeit und
Lust fanden, die vielfältigen (Mitmach-)Möglichkeiten des außersportlichen Programms zu
nutzten.
© IOC (Richard Juilliart)
© IOC
Der Gedanke liegt nahe, dass eine Begegnung mit Gleichgesinnten, ein internationaler
Wettkampf auf höchstem, eben olympischem
Niveau vor beeindruckender Kulisse für junge
ambitionierte Athletinnen und Athleten, die von
ihren Nationalen Olympischen Komitees nach
entsprechenden Normen und Vorgaben der
jeweiligen Fachverbände nominiert, eingekleidet und entsandt wurden, ein herausragendes
und prägendes Erlebnis sein muss. Zumal,
wenn persönlicher Erfolg hinzukommt, sprich
eine Medaille und eine feierliche Siegerehrung
mit Flaggen und Hymnen – auf die Jacques
Rogge im Übrigen sehr gerne verzichtet hätte,
um den „etwas anderen“ Charakter der Spiele
auch in ihrem Zeremoniell zum Ausdruck zu
bringen. Als er jedoch die traditionellen Ingredienzien der olympischen Leistungskultur zur
Disposition stellte, folgten ihm seine Kolleginnen und Kollegen im IOC sowie die Vertreter
der Fachverbände nicht. Freilich haben, dies
war offenkundig, nicht alle Betroffenen das
Ritual der feierlichen Siegerehrung genossen,
wie vielfach an ihrer jugendlichen Schüchternheit ablesbar war. Auch diesbezüglich mögen
die Spiele in Singapur und Innsbruck einen
Lernprozess beschleunigt haben.
50
Olympia ruft: Mach mit!
Denkt man an das sympathische Auftreten
der jungen Protagonisten, stärkt dies die Hoffnung, dass es tatsächlich gelingt, das neue
Format und Profil glaubhaft umzusetzen und
nachhaltig zu etablieren. Die weltweit ungebrochene Faszination des sportlichen Wettkampfs sollte dabei mehr als Vehikel oder
Katalysator, gleichsam als verbindende Klammer gesehen, aber – im Zweifel auch gegen
die innere Disposition vieler Athletinnen und
Athleten und ihrer Trainerinnen und Trainer
– auch relativiert werden. Dann können es
wirklich „andere“ Spiele werden, die in Ver-
netzung mit entsprechenden Aktivitäten in
Schule und Verein für die olympische Sozialisation junger Menschen und die Entwicklung
einer gefestigten Sportler-Persönlichkeit wertvolle und tragfähige Impulse zu vermitteln
vermögen. Diesbezüglichen Bedenken und
Zweifeln mag man mit einem Rückgriff auf
Pierre de Coubertin begegnen:
© IOC
Singapur 2010
„Um auf die Jugend zu wirken, muss man
ihre Lebensbegeisterung verstehen und um
sie zu verstehen, muss man sie mit allen
Konsequenzen pflegen.“
51
Olympia ruft: Mach mit!
VII.London 2012
Wenn sich am 27. Juli der Vorhang hebt und
die größte Bühne des Weltsports in hellem
Licht erstrahlt, mögen sich manche hoch betagte Augenzeugen daran erinnern, dass 64
Jahre zuvor die Olympischen Spiele ebenfalls
in London gastierten.
Natürlich waren es völlig andere Zeiten und
völlig andere Spiele, denn nur drei Jahre nach
dem Ende des Zweiten Weltkrieges und noch
unter dem Eindruck seiner verheerenden
Folgen mussten die Athletinnen und Athleten
mit weit bescheideneren Bedingungen Vorlieb
nehmen, als dies heute der Fall ist. Zudem gingen sie damals, wenn durchaus auch ernsthaft
und ambitioniert, einem Hobby nach, während
der Sport in unserer Zeit mindestens für die
Besten einem Fulltimejob gleichkommt. Und
wie mag es weitere vierzig Jahre zuvor, also
1908 gewesen sein, als London kurzerhand für
Rom eingesprungen war, das den ehrenvollen Auftrag nach einem Ausbruch des Vesuvs
zurückgegeben hatte?
© LOCOG
Olympische Spiele London 1948
Zum dritten Mal:
Tradition meets Moderne
die Geschichtsbücher heran, dann kann man
ermessen, wie sehr sich die Welt, auch die
olympische, verändert hat.
Den Zuschlag für 2012 erhielt man, wie üblich
sieben Jahre im Voraus, im Juni 2005, als sich
die Bewerbung Londons im finalen Wahlgang
gegen die einer zweiten europäischen Weltstadt, nämlich Paris, durchgesetzt hatte. Dort
haben die Spiele ebenfalls bereits zweimal,
nämlich 1900 und 1924, Station gemacht.
Für die Briten war es wohl Ehrensache, dass
sich das Internationale Olympische Komitee
(IOC) für ihre Stadt entschied, sehen sie sich
doch, und zwar durchaus zu Recht, als die
Erfinder des Sports, dessen Geschichte von
Wembley bis Wimbledon und auch ansonsten
an den Ufern der Themse geradezu täglich
neue Kapitel erhält.
Nun also gibt sich London – als erste Stadt
überhaupt – zum dritten Mal die Ehre als Gastgeber für „die Jugend der Welt“ und zieht man
Der – neuerliche – olympische Großauftrag ist
also gleichsam die Krönung für ein sportbegeistertes Land, dessen Augenmerk sich
52
Olympia ruft: Mach mit!
keineswegs auf Fußball und Tennis beschränkt,
wobei diese, wie 24 weitere Sportarten, natürlich auch zum Programm der Spiele gehören. Zwei weitere britische „Kulturgüter“ sind
dagegen nicht vertreten. Die Freunde des
Cricket, ein ganz spezifischer Zeitvertreib und
„very british“, werden es verkraften, während
die Anhänger des Rugby sich eben noch eine
Olympiade, also bis 2016 gedulden müssen.
Schließlich hat das IOC bereits beschlossen,
den raueren Verwandten des Fußballs (in
seiner „7er-Variante“) in Rio de Janeiro (wieder) in den Kreis der olympisch geadelten
Sportarten aufzunehmen, zu denen er zwischen 1900 und 1924 schon einmal gehörte.
Übrigens: Auch Cricket hat eine olympische
Geschichte, wenn es sich auch nur um eine –
bis ins Jahr 1900 zurückreichende – Episode
handelt.
Mehr als 10.000 Aktive aus über 200 Ländern werden dabei sein. Dazu Tausende von
Offiziellen und Betreuern und noch weit mehr
Journalisten, die mit oder ohne Akkreditierung
© LOCOG
Britische Olympiamannschaft 2008 in Peking
Apropos Geschichte: Großbritannien gehört
zu den ganz wenigen Nationen, die bereits
1896 bei der olympischen Premiere in Athen
und seitdem bei bisher allen Spielen vertreten
waren. Und es ist die einzige, deren Aktive
bei allen Sommerspielen mindestens einmal
Gold gewannen. Auch dies ist bemerkenswert: Insgesamt schlagen 715 Medaillen bei
den Sommerspielen und 22 bei den Winterspielen für britische Athletinnen und Athleten
zu Buche. Man darf davon ausgehen, dass im
bevorstehenden Sommer einige hinzukommen werden. Vor diesem Hintergrund versteht es sich, dass Briten auch im IOC und in
den Internationalen Fachverbänden (IFs) seit
jeher wichtige Rollen gespielt haben.
Mit der Ausrichtung der Spiele der XXX.
Olympiade wird nun auch für Großbritannien
ein neues bedeutsames Kapitel der Sportgeschichte aufgeschlagen. Die Eröffnung am
27. Juli werden schätzungsweise weltweit vier
Milliarden Menschen und damit etwa die Hälfte der gesamten Erdbevölkerung miterleben.
Vorzugsweise vor den Fernsehschirmen, aber
rund 80.000 auch live vor Ort.
53
Olympia ruft: Mach mit!
© LOCOG
Lord Sebastian Coe
Im Übrigen hat sich das Athleten-Komitee
des LOCOG für die Qualität der Verpflegung
verbürgt und dessen Chef, der DreisprungOlympiasieger von Sydney, Jonathan Edwards,
so wurde gemeldet, hat persönlich die Betten
getestet. Bleibt also nur das Wetter, wenn sich
Athleten schon einmal Erklärungen für mögliche
Misserfolge zurechtlegen wollen.
das sportliche Geschehen sowie das Drumherum für ihr Publikum aufbereiten und eine
mediale Rundumversorgung gewährleisten
werden. Und auch die folgenden Zahlen lassen die Dimension des Ereignisses erahnen:
Nicht weniger als 250.000 Menschen haben
sich darum beworben, als Freiwillige oder
Ehrenamtliche, im Fachterminus „Volunteers“,
zum reibungslosen Ablauf des gigantischen
Unterfangens beizutragen. 70.000 davon
haben eine Zusage erhalten.
Lässt sich das Wetter allenfalls bedingt beeinflussen – 2008 wollten die Chinesen Regen
„mit Chemie“ verhindern – sind Natur und Umwelt seit längerem weit stärker in den Fokus
der Ausrichter Olympischer Spiele gerückt als
zuvor. Auch wenn nach wie vor kritische Stimmen laut werden, ist das Problembewusstsein
allenthalben gewachsen. So hat das IOC das
Prinzip der „Nachhaltigkeit“ in das Pflichtenheft
für Organisationskomitees aufgenommen und
diesem Gebot der Vernunft wird auch durchaus
– wenngleich manche glauben, noch nicht in
hinreichendem Maße – Rechnung getragen.
Lord Sebastian Coe, der Chef des Organisationskomitees (LOCOG), als herausragender
Mittelstreckler selbst zweifacher Olympiasieger
(1980 und 1984), betont, dass die Intention
der Verantwortlichen vor allem darauf ziele,
dass die Athleten sich wohlfühlen und beste
Voraussetzungen vorfinden, um Topleistungen
zu bringen. Dass Sport- und Trainingsanlagen
vor Ort höchsten Ansprüchen genügen, darf
vorausgesetzt werden und unterliegt zudem der
Kontrolle des IOC und der zuständigen Fachverbände. Von Vorteil aber ist es, dass sich das
Olympische Dorf nur einen Steinwurf vom Olympiapark und damit von den meisten Sportstätten
befindet. Lange und stressige Anfahrtszeiten
lassen sich so für die meisten Aktiven vermeiden.
Die Verantwortlichen in London haben eigens
eine Kommission für Fragen der nachhaltigen
Entwicklung eingerichtet und sich diesbezüglich
auf fünf Leitlinien festgelegt: Erstens soll die
Emission von Kohlenstoff in Zusammenhang
mit den Spielen soweit wie möglich minimiert
werden, wobei ein schadstoffarmer Transport
von Aktiven, Betreuern und Zuschauern eine
wichtige Voraussetzung darstellt. Zudem soll sichergestellt werden, dass alle Baumaßnahmen
eine möglichst günstige „Öko-Bilanz“ aufweisen.
Zweitens will man gewährleisten, dass wenig
Müll produziert wird sowie moderne Methoden
54
Olympia ruft: Mach mit!
Natürlich waren – dies liegt in der Natur der
Sache – auch in London umfängliche Baumaßnahmen vonnöten, auch wenn man auf bereits bestehende, teils historisch bedeutende
Sportstätten zurückgreifen konnte. Allen voran sei das neu errichtete Wembley-Stadion,
die Tennisanlagen in Wimbledon oder die
berühmte Horse Guards Parade zu nennen.
Einige der insgesamt 34 Sportstätten – auch
dies liegt im Trend der Zeit – sollen nach den
Olympischen und Paralympischen Spielen
wieder zurückgebaut werden, so zum Beispiel
die Basketball-Arena mit einer Kapazität von
12.000 Zuschauern als die größte temporäre
olympische Sportstätte, die jemals errichtet
wurde. Die Nachnutzung des Olympischen
Dorfes dürfte, wie üblich, die geringsten
Schwierigkeiten bereiten: 2.800 neue Wohnungen sind bereits oder werden noch verkauft.
© LOCOG
© LOCOG
des Abfallmanagements zum Tragen kommen. Drittens will man verhindern, dass der
Artenreichtum wild lebender Tiere durch Baumaßnahmen über Gebühr beeinträchtigt wird,
während zugleich neue Grünflächen für die
Bevölkerung angelegt werden sollen. So sind
– ein olympischer Rekord eigener Art – im
Olympiapark nicht weniger als 45 Hektar
als Lebensraum für Wildtiere vorgesehen.
Viertens sollen die Spiele in London eine
Einladung für alle darstellen, indem sie die
vielfältigen Gesichter und Möglichkeiten der
Stadt und des Landes vor Augen führen. Natürlich ist mit dem Bau des Olympic Park in
East London, einer der ärmsten Gegenden
Großbritanniens, auch die Schaffung neuer
Arbeitsplätze, Wohnungen und Bewegungsräume verbunden. Denn fünftens sollen die
Spiele die Menschen inspirieren, in Zukunft
noch mehr Sport zu treiben sowie insgesamt
besser und gesünder zu leben. All dies entspricht der Olympischen Idee.
55
Olympia ruft: Mach mit!
Alles im Fluss:
Eine wahrlich olympische Stadt
Intensivere Diskussionen rankten sich dagegen um das 80.000 Zuschauer fassende
Olympiastadion, um dessen Nachnutzung
sich unter anderem zwei Clubs der englischen Premier League bewarben. Sebastian
Coes persönlichem Einsatz ist es zu danken,
dass die Laufbahn zumindest fürs Erste erhalten bleiben wird, so dass die Arena in näherer
Zukunft etwa für größere Meisterschaften der
Leichtathleten genutzt werden kann. Dies ist
in einer Zeit, in der selbst traditionelle Stadien den spezifischen Belangen des Fußballs
angepasst werden, wahrlich keine Selbstverständlichkeit.
Nicht nur der Sport und seine historischen
Austragungsstätten machen London zu einer
besonderen Stadt. Da ist etwa auch das Königshaus mit seinen Traditionen und exponierten Baudenkmälern, die wie vieles andere zum
spezifischen Flair der Metropole an der Themse
beiträgt. Bemerkenswert auch der multikulturelle Zuschnitt der Stadt: Diese ist seit jeher ein
Schmelztiegel ganz unterschiedlicher Kulturen,
ein Anziehungspunkt für Zuwanderer aus der
ganzen Welt. Fast egal also, von woher eine
Athletin oder ein Athlet nach London gekommen ist – es werden sich Landsleute finden, die
während des Wettkampfs die Daumen drücken.
Es gibt keine Olympischen Spiele – außer im
Fernsehen. Diese pointierte Verkürzung gilt, sofern sie überhaupt je zutreffend war, inzwischen
nicht mehr, denn die Berichterstattung über die
Spiele von London wird in hohem Maße auch
über die „neuen Medien“ erfolgen. So werden
wohl so viele Menschen wie nie zuvor LiveÜbertragungen über ihr Handy oder auf einem
Tablet-PC verfolgen. Dies entspricht nicht nur
dem Trend der Zeit, sondern auch der Intention
des IOC. Schließlich will man möglichst viele
und gerade auch junge Menschen erreichen
und für die olympische Sache begeistern. So
freut man sich über mehr als eine Million „olympische“ Facebook-User. Im Übrigen hat das IOC
allen 205 Nationalen Olympischen Komitees
entsprechende Übertragungsrechte eingeräumt
und will in Zusammenarbeit mit dem Olympischen Rundfunkdienst mehr als 3.000 Stunden
Live-Sportberichterstattung produzieren. Auch
diesbezüglich ist der Sport in der olympischen
Moderne angekommen.
Die Olympiastadt London ist die Hauptstadt
Englands und Großbritanniens. Sie liegt am
Fluss Themse im Südosten von England und
ist mit ca. acht Millionen eine der bevölkerungsreichsten Städte Europas. Die heutige City of
London entwickelte sich aus der bescheidenen,
von den Römern gegründeten Siedlung Londinium.
Wichtiger Katalysator des Wachstums war der
Bau von Brücken, deren erste und lange Zeit
einzige, die London Bridge, im Jahr 1209 errichtet wurde. Als Mitte des 18. Jahrhunderts
weitere hinzukamen und die Stadt zudem an
das entstehende Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, dehnte sie sich zunehmend in alle
Richtungen aus. Heute besteht London aus 32
Stadtbezirken, den sogenannten Boroughs sowie der City of London.
56
© Diliff
Olympia ruft: Mach mit!
Und eben dort sah man den vermeintlich
besten Standort für den Olympic Park und
das Olympische Dorf. Eine einschneidende
Maßnahme, die dem Areal eine völlig neue
Note verleiht und dieses dauerhaft enorm aufwertet. Natürlich werden, dies bleibt nicht aus,
auch die – ohnehin hohen – Preise steigen
und viele eingesessene Anwohner vertreiben,
zum Beispiel in die wachsenden Satellitenstädte an der Peripherie. Eine ähnliche „Wanderung“ war, wenn auch unter völlig anderen
Vorzeichen, im Zuge des Zweiten Weltkriegs
erfolgt, als gerade die Hafen- und Industrieanlagen des Eastend sowie dessen Bewohner
von deutschen Luftangriffen schwer in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Natürlich verzeichnet die Geschichte der
Stadt auch schwierige Zeiten. So wurde eine
durch große Handelskompanien vorangetriebene erste Blüte in Folge verheerender
Katastrophen beendet. Die „Große Pest“ von
1664/1665 kostete über 70.000 Menschenleben, während nur ein Jahr später durch
einen Großbrand mehr als 13.000 Häuser
vernichtet wurden. Doch auf den Trümmern
wurde die Stadt, nach Plänen des Architekten
Christopher Wren, größer und moderner denn
je wieder aufgebaut, wobei die Reichen und
Adeligen aus dem Zentrum in den noblen Westen abzogen, während sich die weniger Begüterten verstärkt in der Hafengegend, dem
Londoner Eastend, ansiedelten – und damit
auch Armut, Arbeitslosigkeit und Kriminalität.
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Olympia ruft: Mach mit!
© LOCOG
Wichtige Impulse für eine weitreichende
Modernisierung lieferte 1981 ein großes
Stadtentwicklungsprogramm, das etwa einen großen Hochhauskomplex in der Canary
Wharf hervorbrachte. Zugleich wurde auch
die Bedeutung Londons als globales Bankenund Handelszentrum gefestigt, während im
Zuge einer gegenläufigen Entwicklung der
Stellenwert des Landes als Industriestandort
kontinuierlich abnahm.
Im Übrigen ist London natürlich eine Metropole der Kultur, der Museen und Theater,
das schon von daher ein hoch attraktiver
Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt
darstellt, die sich natürlich auch von den zahlreichen Parks und historischen Bauwerken
angezogen fühlen. Man denke nur an den
Tower, die berühmte London Bridge mit ihrer
hochfahrbaren Fahrbahn, Trafalgar Square,
Piccadilly Circus oder Westminster Abbey mit
Big Ben, der schweren und wohlklingenden
Glocke. Und natürlich Buckingham
© LOCOG
Trafalgar Square
Palace, der Wohnsitz der Queen, des dienstältesten Staatsoberhauptes der Welt, das mit
seiner Familie allerorten den Boulevard beschäftigt. Dies wurde wieder einmal bestätigt
im April 2011, als die Hochzeit von Prinz William und Catherine kaum weniger Menschen
in ihren Bann zog wie die Eröffnungsfeier
Olympischer Spiele. Nur nebenbei sei erwähnt, dass sich natürlich auch das Zentrum
des politischen Lebens des Landes in London
befindet. Dort tagen Ober- und Unterhaus
des Parlamentes, während der Premierminister seinen traditionellen Wohnsitz in einem
eigentlich unscheinbaren Sträßchen mit der
gleichwohl berühmten Anschrift „Downing
Street 10“ hat.
58
An Londons Peripherie, genauer in Greenwich, verläuft der sogenannte Nullmeridian,
der als geographischer Ausgangspunkt der
Längengrade ein Fixpunkt für die Definition
unserer Zeitzonen ist.
Olympia ruft: Mach mit!
Eine Kleinstadt als „Dorf“
Da London in einer gemäßigten Klimazone
liegt, wird es im Sommer zwar warm, aber
nie richtig heiß und im Winter kalt, wobei die
Temperatur jedoch selten unter dem Gefrierpunkt liegt. In der Zeit der Olympischen und
Paralympischen Spiele, also im Juli/August,
ist mit einer Durchschnittstemperatur von 20°
bis 22°C zu rechnen, was die Athletinnen und
Athleten insgesamt als äußerst angenehm
empfinden dürften. Vor vier beziehungsweise
acht Jahren, in Peking und Athen, war ja vielfach über die Hitze gestöhnt worden.
Seit 1932 entspricht es einer guten olympischen Gepflogenheit, die Teilnehmer der
Spiele in einer allen Platz bietenden Unterkunft zu beherbergen. So hat sich das
Olympische Dorf – auch wenn der Begriff
angesichts der längst erreichten Dimension desselben eigentlich anachronistisch ist
und zutreffender von einer „kleinen Stadt“
oder einem „Stadtteil“ gesprochen werden
könnte – längst als ein zentraler Angelpunkt
der Olympischen Spiele und der Olympischen
Idee etabliert, der selbst oder gerade von
hochprofessionellen Athleten sehr geschätzt
wird. So wird immer wieder das gemeinsame
Wohnen auf engem Raum, das besondere
Flair der Unterkunft und die dadurch geförderte intensive Begegnung mit Sportlern anderer Disziplinen und Herkunftsländer als ein
besonderes – eben „olympisches“ – Erlebnis
beschrieben.
Als etwas weniger beglückend mögen manche die kulinarischen Optionen empfinden.
Die traditionelle britische Küche ist ja, diplomatisch gesprochen, nicht jedermanns Sache.
Sie ist oft wenig gewürzt und steht außerhalb
Großbritanniens im Ruf, schwer verdaulich
und langweilig zu sein. Obwohl sie durchaus
auch ihre Reize aufweist: Man denke zum
Beispiel an Lammfleisch mit Minzsauce. Es
muss also nicht immer „Fish and Chips“ sein.
Im Übrigen hat sich in den vergangenen Jahren der Einfluss der Koch- und Essgewohnheiten der Einwanderer zunehmend positiv
niedergeschlagen, wobei nicht zuletzt die
indische Küche an Bedeutung zugenommen
hat. Für den Besucher der Spiele bleibt also
die Hoffnung, vor Ort nicht verhungern zu
müssen, wobei er sich darauf einstellen sollte,
für den kulinarischen Genuss gegebenenfalls
auch etwas tiefer in die Tasche greifen zu
müssen.
Vor diesem Hintergrund werden es diejenigen
bedauern, deren Wettkämpfe „ausgelagert“
werden, also nicht in London stattfinden. Aus
naheliegenden Gründen treffen sich die Seglerinnen und Segler in der Küstenstadt Weymouth in der südwestenglischen Grafschaft
Dorset, während die Vorrundenspiele der
beiden Fußballturniere in Glasgow, Cardiff,
Manchester, Newcastle upon Tyne und Coventry ausgetragen werden. Auch der Kampf
der Mountainbiker, Kanuten und Ruderer um
die Medaillen findet nicht im Epizentrum der
Spiele statt.
59
Olympia ruft: Mach mit!
Während der Spiele werden zudem auch temporäre Bauten für spezifische logistische
Zwecke errichtet. Von den Apartments, die alle
komfortabel und mit Internetzugang ausgestattet sowie bequem mit Aufzügen zu erreichen
sind, haben die Bewohner einen schönen Blick
über den Olympiapark mit jenen Sportstätten,
wo sie erfolgreich sein und wenn möglich Medaillen gewinnen wollen.
© LOCOG
Drei Zonen: Die Wettkampfstätten
Das olympische Gelände teilt sich in drei
Zonen: Die „olympische Zone“ im Stadtteil
Stratford beherbergt den rund 200 Hektar umfassenden Olympic Park mit dem Olympiastadion, wo die Eröffnungs- und Schlussfeier
sowie die Wettbewerbe der Leichtathletik stattfinden werden. Im Aquatics Centre sowie
in der Water Polo Arena fallen alle Entscheidungen in den Wassersportarten. Außerdem
werden im Olympiapark die Wettkämpfe im
Radsport, Hockey, Basketball, Handball sowie
Fechten im Modernen Fünfkampf ausgetragen.
Des Weiteren befindet sich dort das Olympische
Dorf, das Olympische Medienzentrum sowie
Trainingszentren für die Wassersportler.
Genau in diesem aber, dem Olympic Park,
befindet sich das Olympische Dorf, und zwar
fußläufig zum Olympiastadion und den übrigen hier angesiedelten Wettkampfstätten.
Das „Dorf“ bietet Platz für 17.000 Athleten
und Offizielle, zudem Einkaufsmöglichkeiten,
Restaurants, medizinische Einrichtungen,
Medien- und Freizeitzentren und viele offene
Plätze zum Relaxen.
Eine Art klassischen Dorfplatz wird die „Village Plaza“ darstellen, wo sich die Athleten
treffen können, zum Beispiel auch mit Freunden und ihren Familien. Dies korrespondiert
mit dem Stil der Gesamtanlage, die sich an
die typisch Londoner Tradition anlehnt, Häuser und Wohnungen rund um Gemeinschaftsplätze und Innenhöfe herum zu bauen. Ein
besonderes Element sind auch die Wasserflächen im Olympischen Dorf, die sich gleichsam auf die Nähe zum Fluss Lea beziehen.
Die „Fluss-Zone“ im Osten Londons beheimatet vier weitere Wettkampfstätten beiderseits der Themse und liegt nur wenige
Kilometer südlich des Olympiaparks. Dort sind
die Sportarten Boxen, Fechten, Judo, Taekwondo, Tischtennis, Gewichtheben, Ringen,
Reitsport, Schießen, Turnen und Basketball
angesiedelt.
60
Es bleibt die „zentrale Zone“ mit den übrigen
Wettkampfstätten, die sich auf das Stadtgebiet verteilen. Hier sind etwa das WembleyStadion oder die Anlage in Wimbledon zu
nennen, wo es – natürlich – im Fußball und
im Tennis um Medaillen geht. Auch die Entscheidungen im Badminton, Bogenschießen,
Beachvolleyball, Freiwasserschwimmen,
Triathlon, Straßenradsport, Hallenvolleyball
sowie in der Rhythmischen Sportgymnastik
fallen in dieser „Zone“. Hinzu kommen, wie erwähnt, die Wettbewerbe im Segeln und Fußball, Mountainbike, Kanusport und Rudern,
die – jedenfalls teilweise – außerhalb Londons
stattfinden.
© LOCOG
© LOCOG
Olympia ruft: Mach mit!
London und den umgrenzenden Regionen
erweitert, Bahnhöfe renoviert, ausgebaut oder
neu errichtet. Nun lässt sich das Stadtzentrum
vom Olympischen Dorf aus nunmehr binnen
sieben Minuten erreichen, und zwar mit einem
„Speer“ beziehungsweise dem Hochgeschwindigkeitszug Javelin®Shuttle. Wer sich dagegen
sportlich bewegen möchte, dem seien die vielen, teils neu angelegten Fuß- und Radwege
empfohlen. Hiermit ist ein spezifischer Mehrwert – man könnte auch von „Legacy“ sprechen – der Olympischen Spiele aufgezeigt,
nämlich infrastrukturelle Maßnahmen, die weit
über den Tag hinaus der ortsansässigen Bevölkerung sowie Besuchern zu Gute kommen.
Um einen schnellen und komfortablen Transport der Athleten, Betreuer, Berichterstatter und
Besucher zum jeweiligen Ort des Geschehens
zu gewährleisten, wurde – wie in den Austragungsorten Olympischer Spiele üblich und
meist notwendig – auch in London die bereits
verfügbare Infrastruktur erheblich ausgebaut.
So wurden U-Bahnnetz und Bahnsystem in
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© LOCOG
Olympia ruft: Mach mit!
Auch anhand des Programms lässt sich die
„Wanderung“ der Spiele zwischen Tradition
und Moderne nachvollziehen. Seit der Premiere, 1896 in Athen, sind tatsächlich nur 13 Disziplinen in zwei Sportarten, darunter verschiedene Laufstrecken, Sprungdisziplinen und
der Diskuswurf sowie je eine kurze und lange
Strecke im Schwimmen, stetig zur Austragung gekommen. Immer wieder haben neue
Sportarten und Disziplinen den Weg ins Programm gefunden oder natürlich auch wieder
aus demselben heraus. Längst sind die Spiele
– nicht zuletzt durch deren mediale Implikationen – so attraktiv geworden, dass auch Sportarten ohne jedwede olympische Tradition nach
olympischer Adelung streben. Entsprechend
bemüht sich etwa der Tanzsport und auch die
Lobby der „Inline-Skater“ tut, was sie kann. Im
Blick auf 2016 haben es Golf und „7er-Rugby“
bereits geschafft.
302 Mal das Treppchen:
Das Programm
Bei den Spielen in London werden Medaillen in 302 olympischen Wettbewerben und
26 Sportarten vergeben. Wie üblich ergaben
sich gegenüber den vorhergehenden Spielen
einige Änderungen. So sind etwa Baseball
und Softball nicht mehr Teil des olympischen
Programms. Dafür boxen die Frauen erstmals
in drei Gewichtsklassen, während bei den
Männern das Federgewicht gestrichen wurde.
Mit dem Kanu paddeln die Männer nicht mehr
500, stattdessen über 200 Meter. Anstelle des
Canadier-Zweiers (500 m) der Männer ist nun
der Kajak-Einer der Frauen (200 m) vertreten.
Beim Segeln wird die offene Klasse „Tornado“
und die Frauenklasse „Yngling“ gestrichen,
dafür das „Match Race“ in der Frauenklasse
„Elliott 6 Meter“ neu eingeführt. Beim Bahnradsport wird ebenso auf die „Einer-Verfolgung“ und das „Punktefahren“ für Frauen und
Männer sowie „Madison“ der Männer verzichtet. Dafür stehen jetzt „Omnium“, „Teamsprint“
und „Mannschaftsverfolgung“ für Frauen und
Männer auf dem Programm. Im Fechten werden die Mannschaftswettbewerbe DamenSäbel und Herren-Degen durch DamenDegen und Herren-Florett ersetzt. Außerdem
wird beim Tennis – nach 88 Jahren – wieder
im Mixed-Doppel um Medaillen gespielt.
Die Frage des Programms ist aber immer
mehr auch eine Frage der Kapazitäten. Mit
seinem Amtsantritt hat IOC-Präsident Rogge
den Grundsatz postuliert, dass die Grenzen
des olympischen Wachstums, jedenfalls die
Spiele betreffend, erreicht sind. So wurde ein
Limit für die Sommerspiele definiert mit 10.500
Aktiven, 5.000 Begleitern sowie 20.000 Medienschaffenden, was als Herausforderung für
die jeweiligen Organisatoren hinreichen dürfte.
Um gleichwohl einem wandelnden Zeitgeist
und einer sich – immer schneller – ändernden
Sportkultur Rechnung zu tragen, wurden nicht
nur die Olympischen Jugendspiele ins Leben
gerufen, sondern auch das Programm der
62
Olympia ruft: Mach mit!
„großen“ Spiele – siehe oben – immer wieder
Anpassungen unterzogen. Dabei sind die vom
IOC justierten Hürden für Neues hoch. Soweit
es die Männer betrifft, muss die betreffende
Sportart mindestens in 75 Ländern und auf vier
Kontinenten, bei den Frauen in mindestens 40
Ländern und drei Kontinenten verbreitet sein.
Zudem müssen mindestens schon zweimal
entsprechende Welt- oder Kontinentalmeisterschaften stattgefunden haben. Und bis auf
Weiteres gilt der Grundsatz: Neues kommt nur
rein, wenn Altes rausgeht. Doch welche Sportart verabschiedet sich schon freiwillig von der
größten und attraktiven Bühne des Sports?
© LOCOG
Bei aller Modernität werden doch auch in
London wieder die sogenannten olympischen
Kernsportarten im Blickpunkt stehen. In der
Leichtathletik mit nicht weniger als 47 Wettbewerben werden die meisten Medaillen vergeben. Dann folgen Schwimmen und Wasserspringen mit 46 sowie Radsport, Turnen und
Ringen mit jeweils 18 Wettbewerben.
Logo der Spiele über einem Band, das sowohl
für die Themse als auch für das schwungvolle
Fest stehen mag. Die dominierenden Linien,
so jedenfalls die Interpretationshilfe der Verantwortlichen, symbolisieren die strahlende
Energie der Athleten, ihre Anstrengungen und
Leistungen. Die prominent platzierten Olympischen Ringe lenken den Blick auf das Zentrum
der Medaille und damit gleichsam auf den Kern
der Idee. Der Rand der Medaille ist im Übrigen
dick genug, um einer Eingravierung von Sportart und Disziplin der jeweiligen Gewinner Platz
zu bieten. Wer wollte ein solches Schmuckstück nicht mit nach Hause bringen?
Medaillen und Momente
Olympische Spiele ohne Medaillen? Undenkbar! Auch in London ist natürlich – was sonst?
– wieder Gold, Silber und Bronze zu gewinnen. Für viele Aktive kommt ein Platz auf dem
Treppchen dem höchsten anzunehmenden
Glücksgefühl gleich. Schließlich sind Medaillen ein „knappes Gut“, was sich weniger in
ihrem materiellen, als in ihrem ideellen Wert
ausdrückt. Schon von daher sind die Medaillen
traditionell sehr exponiert gestaltet, wobei die
Vorderseite, so legt es das IOC fest, stets der
griechischen Siegesgöttin Nike sowie dem
Athener Stadion von 1896 vorbehalten bleibt.
Die frei gestaltbare Rückseite bietet im Kleinformat eine spezifische Plattform für eine
kunstvoll präsentierte olympische Botschaft.
Doch auch wem eine solche Ehre nicht zuteilwerden sollte, und dies werden die weitaus
meisten Aktiven sein, um von den „Passiven“
zu schweigen, dürfte andere Souvenirs mit auf
die Heimreise nehmen. Von bleibendem Wert
werden ohnehin allein die Erinnerungen an die
Erfahrungen von London sein. Olympische Momente sind besondere Momente. Viele davon
sind in diesem Jahr in London zu erleben.
Die aktuelle Variante von London zeigt das
63
Olympia ruft: Mach mit!
VIII. Der Einsatz olympischer Materialien
in der Schule
Was ist erlaubt, was nicht?
Die olympischen Begrifflichkeiten (z. B. Olympische Spiele, Olympia) und auch die olympischen Symbole (z. B. die Olympischen Ringe) sind gesetzlich durch das Internationale
Olympische Komitee (IOC) geschützt. Diese
Regelungen gelten vor allem als Schutz vor
sogenannten „Trittbrettfahrern“, welche die Bekanntheit von Symbolen und Worten für eigene
Zwecke ausnutzen wollen. Sie sollen aber nicht
dafür sorgen, dass Projekte, die rein gemeinnützig organisiert werden und den olympischen
Gedanken und die Olympische Erziehung
fördern, be- oder gar verhindert werden. Im
Gegenteil: Gerne sollen solche Aktionen und
Veranstaltungen eine Nähe zur Olympischen
Bewegung bekommen. Allerdings gelten dabei
die folgenden Spielregeln:
1. Es dürfen keine Sponsoren eingebunden werden, die sich damit in die Nähe von Olympischen Spielen rücken könnten.
2.Es darf kein wirtschaftlicher Zweck verfolgt werden.
3.Die Freigabe zur Nutzung ist auf den ge
nannten Zweck beschränkt. Eine Weiterga-
be der gewährten Rechte darf nicht erfolgen. Die Freigabe ist jederzeit widerruflich und einmalig.
Wenn diese Regeln erfüllt sind, steht der Umsetzung nichts im Wege. Bei Rückfragen oder
zur Einholung einer Freigabe kann das Ressort
Marketing des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) unter [email protected]
kontaktiert werden.
Der DOSB begrüßt jede olympische Initiative in
der Schule und wünscht bei deren Umsetzung
viel Erfolg
64
65
Olympia ruft: Mach mit!
IX. Materialien
für einen olympiabezogenen Unterricht
Olympische Erzähltexte
Folgende Erzähltexte und Geschichten
stellen olympische Erlebnisse und Begebenheiten in den Mittelpunkt:
• Interview gestalten (z. B. Reporter befragt den Sportler)
2.2.Schriftlich
• Zeitungsbericht über den Wett-
kampf formulieren, Schlagzeilen finden, Bericht verfassen
• Tagebucheintrag des Sportlers gestalten; dabei verstärkt auf die emotionale Lage der Sportler ab-
zielen
• Zusätzliche Personen erfinden und dafür eine Rolle im Text entwerfen (z. B. „Ein Zuschauer erzählt“)
• Dialog verfassen (z. B. Sportler – Trainer), verändern und/oder er-
weitern
• Erzählungen fortsetzen (z. B. „Mein Empfang zu Hause“)
Mein olympischer Sommer
von Andreas Höfer
Am Anfang waren Steine und Schneebälle
Interview mit Steffi Nerius
Hauptsache Bewegung
von Victoria Gramatke
Diese Texte können in vielfältiger Weise
für den Unterricht genutzt werden:
1. Textpräsentation
• Vorlesen (Lehrkraft/Schüler)
•Lehrererzählung (Text als Erzähl-
grundlage)
• Stilles Lesen (evtl. mit Aufträgen)
2.3.Visuell-akustisch, szenische
Gestaltung
• Text im Spiel darstellen (z. B. Dreh-
buch schreiben, Rollen spielen)
• Einzelne Szenen als lebendiges Bild darstellen und abfotografieren
• In einer Schuhschachtel aus ver-
schiedenen Materialien (Pappe, Papier, Stoffe, Knete ...) einzelne Schauplätze aufbauen
• Text beim Vorlesen mit atmosphä-
risch passender Musik unterlegen
2. Handlungs- und produktorien
tierte Textumsetzung
2.1.Mündlich
• Schlüsselstellen des Textes mar-
kieren und die Erzählung mit eigenen Worten wiedergeben
• Rundfunkbericht zusammenstel-
len (z. B. Einleitungspassage – Reporter spricht zum Thema – Schlussbewertung; Vortrag auf Tonband aufnehmen)
66
Olympia ruft: Mach mit!
Mein olympischer Sommer
von Andreas Höfer
Wer es nicht glauben will, der kann in die
Bücher schauen. Sie stehen alle, wohl geordnet, im Regal. Und auch die Zeitungen
von damals habe ich noch. Doch die sind
inzwischen brüchig und vergilbt. Genau
wie ich.
Umso mehr habe ich meine Kusine Maureen bewundert, und wenn ich ehrlich bin,
war wohl auch ein wenig Neid im Spiel.
Sie war drei Jahre älter und vor allem war
sie schneller als ich. Tatsächlich war sie
eine großartige Läuferin, eine Sprinterin
mit einem wunderbaren Laufstil, die ihre
Wettkämpfe meist mit großem Vorsprung
gewann. Sie lebte mit ihren Eltern in
Oxford, gleich um die Ecke, und trainierte
auf der Sportanlage der Universität an
der Iffley Road, auf eben jener Bahn, auf
der einige Jahre später der legendäre
Roger Bannister als weltweit Erster die
Meile unter vier Minuten laufen sollte.
Vierundsechzig Jahre ist es her, fast ein
ganzes Leben, doch ich erinnere mich
gut an den Sommer von 1948. Es waren
wirklich schwere Zeiten damals, doch es
war auch ein wunderbarer Sommer, denn
es war mein olympischer Sommer.
Der große, schlimme Krieg war schon
vor drei Jahren zu Ende gegangen, doch
seine Spuren waren noch allgegenwärtig.
Wir standen im Regen, würde man heute
vielleicht sagen, auch wenn das Wetter in
England immer schon besser war als sein
Ruf. Doch auch in der Sonne erschien
alles grau – es fehlte an vielem, an allen
Ecken und Enden. Das Schlimmste war
das ständige Hungergefühl und die Sorge
der Eltern, nicht genug Geld zu verdienen.
Und mein größtes Problem war es, ob die
Schuhe halten würden und ob der Trainer
meinen Namen nennen würde, wenn er
die Aufstellung der Mannschaft bekannt
gab. Mein großes Ziel war es, Profi zu
werden, dafür hätte ich fast alles gegeben.
Ich hatte nur Fußball im Kopf und mich
lange der Einsicht verweigert, dass mein
Ehrgeiz wohl größer war als mein Talent.
Wie oft war ich Zaungast beim Training,
nicht selten mit meinem Großvater, der
ein großer Fan von ihr war und sie nach
Kräften unterstützte. So wie er auch
manchmal eines meiner Spiele besuchte,
auch wenn er, glaube ich, schon früh
erkannt hatte, dass ich, anders als Maureen, nicht das Zeug hatte, um ein wirklich großer Sportler zu werden. Was mich
insgeheim natürlich mächtig gewurmt hat.
Doch als dann am 29. Juli 1948 die
Olympischen Spiele begannen, ich kann
mich an diesen Tag noch wie gestern
erinnern, waren alle unguten Gefühle verflogen. Denn Maureen war dabei. Genauso wie ich. Maureen war mit ihren
19 Jahren Mitglied des britischen Teams
67
Olympia ruft: Mach mit!
und ich durfte eine unvergessliche Woche mit Großvater bei Bekannten in
London verbringen. Und was vor allem
unglaublich war: Wir hatten Karten für
Wembley, das gewaltige Stadion, wo
Maureen ihren großen Triumph erlebte
und doch die Ewigkeit um eine Winzigkeit verfehlte. Angeblich zumindest.
Geoff Dyson verliebte und ihn heiraten
wollte.
Natürlich haben wir uns oft gesehen,
bevor ich Mitte der fünfziger Jahre
nach London zog, doch meine Fragen
zu ihrem großen Rennen und zu verpassten Chancen hat sie nie ernsthaft
beantwortet. Es schien so, als habe sie
in ihrer zweiten und dritten Karriere als
hoch anerkannte Tanzlehrerin sowie als
zweifache Mutter ihr eigentliches Glück
gefunden.
Für mich ist sie noch immer die Siegerin,
auch wenn sie tatsächlich „nur“ Silber
gewann. 10,2 Sekunden war sie über
80 Meter Hürden gelaufen, Weltrekord.
Es war der Lauf ihres Lebens und eine
Sensation, wie sie der großen Favoritin,
der „fliegenden Hausfrau“ aus Holland,
Paroli geboten hatte.
Ich aber habe die Erinnerung an meinen
olympischen Sommer immer gepflegt,
habe alles gesammelt, ja ein kleines Archiv angelegt. Und wenn jetzt die Spiele
wieder nach London kommen, werde
ich nicht ins Stadion gehen, werde nicht
jubeln oder mich ärgern, sondern in den
Büchern blättern und die alten Zeitungen
zur Hand nehmen. Vielleicht sind sie ja
doch noch nicht so brüchig und vergilbt.
Ich habe nie erfahren, wer sie gemessen hat, jene zwei Inches oder 5,08
Zentimeter, die Fanny-Blankers Koen
Vorsprung gehabt haben soll. Jedenfalls
gewann sie das Gold, das eigentlich
meiner Kusine und damit auch ein wenig
mir gebührte.
Heute, mit der Gelassenheit des Alters
frage ich mich, warum ich so viel enttäuschter und wütender war als Maureen, die noch Bronze mit der Staffel
gewann und schon bald nach den Spielen ihre so viel versprechende Karriere
beendete, obwohl sie eigentlich gerade
erst begonnen hatte. Vielleicht lag es
daran, dass sie sich in ihren Trainer
68
Olympia ruft: Mach mit!
Am Anfang waren Steine und Schneebälle
oder: Die Suche nach dem perfekten Wurf
Ein Gespräch mit Steffi Nerius
© DKB - Deutsche Kreditbank
als Leichtathletik-Trainerin in der Behindertensportabteilung bei Bayer Leverkusen angenommen und mir vorgenommen,
noch zwei weitere Jahre parallel selbst
im Leistungssport aktiv zu bleiben. Als
dann im Dezember 2004 die Weltmeisterschaft 2009 nach Berlin vergeben wurde,
beschloss ich, meine Karriere doch noch
weiter fortzusetzen. Ich fühlte mich gut
und hatte das Gefühl, noch weiter werfen zu können. 1993 habe ich in Stuttgart
erstmals an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, 16 Jahre später schloss sich
in Berlin der Kreis.
Was würden Sie – auch im Blick auf Ihren persönlichen sportlichen Weg – als
die entscheidenden Voraussetzungen für
eine so lange und erfolgreiche Karriere im
Sport bezeichnen? Ist es Talent oder ist
es die besondere Motivation und Bereitschaft, sich über einen langen Zeitraum
auf klar definierte Ziele hin zu konzentrieren?
Sie blicken auf eine lange und sehr
erfolgreiche sportliche Karriere zurück,
in der Sie zahlreiche Medaillen und Titel
gewonnen haben. 2009 haben Sie ihre
Laufbahn beendet. Vermissen Sie die
große Arena, den Wettkampf, die öffentliche Aufmerksamkeit?
Nein, überhaupt nicht. Nach einer wirklich tollen Karriere und 23 Jahren Leistungssport bin ich alt genug gewesen,
um irgendwann auch einmal aufzuhören. Wenn man in seinem Abschiedsjahr
Weltmeisterin, Sportlerin des Jahres
und Champion des Jahres wird, besteht
überhaupt kein Grund, melancholisch zu
werden. Als Sportlerin kann man sich so
ein traumhaftes Ende nur wünschen. Im
Übrigen hatte ich bereits 2002 den Job
Als Basis für meine lange Karriere im
Leistungssport sehe ich die Kinder- und
Jugendsportschule in Rostock, die ich ab
meinem 13. Lebensjahr besuchte. Das
breite Grundlagentraining umfasste dort
zum Beispiel Turmspringen, Schwimmen, Turnen, Trampolinspringen und
viele Spielsportarten. Von diesem koordinativen Knowhow habe ich nachhaltig
profitiert. Durch die Veränderungen im
69
Schulsystem ist das heutzutage sicher
nicht mehr so einfach. Viele Kinder, die
motiviert sind, Sport zu treiben, kommen erst um 17 Uhr aus der Schule. Da
bleibt kaum noch Zeit für alternatives
Training wie Turmspringen oder Turnen.
Ich finde es schade, dass unter diesen
Möglichkeiten, eine breit gefächerte
Grundlage kaum noch geschaffen werden kann.
© DKB - Deutsche Kreditbank, Iris Hensel
Olympia ruft: Mach mit!
Meine persönliche Motivation war
aber immer auch von einer großen
Leistungsbereitschaft getragen. Auch
wenn ein Wettkampfjahr mal nicht so
erfolgreich verlief oder ich verletzt war,
habe ich immer daran geglaubt, dass
ich das schaffen könnte. So habe ich
auch die längere Zeit durchgehalten, bis
ich endlich bei einem Saisonhöhepunkt
erfolgreich war – nämlich bis 2002,
als ich bei der Europameisterschaft in
München die Silbermedaille gewann.
Doch nach Erfolgen habe ich mir immer
wieder neue Ziele gesetzt. Nach den
Plätzen drei und zwei bei den Weltmeisterschaften 2003 und den Olympischen
Spielen 2004 war ich umso mehr darauf
fokussiert, auch einmal ganz oben zu
stehen und für meine Leistung die Nationalhymne zu hören. Diesen Traum,
den ich schon als Jugendliche hegte,
habe ich mir 2006 mit dem Europameistertitel erfüllt.
Gleichwohl hatte ich immer das Gefühl,
noch weiter werfen zu können. Schon
als Kind habe ich es geliebt, Steine ins
Wasser oder Schneebälle zu werfen.
Und zwar möglichst weit. Diese Motivation habe ich dann auf das Speerwerfen übertragen, da ich wusste, dass ich
noch keinen Wurf so „getroffen“ hatte,
dass er wirklich perfekt war.
Zehn Tage nach den Spielen von Peking
habe ich tatsächlich meine persönliche
Bestleistung um zwei Meter gesteigert.
Ich hätte nie für möglich gehalten, dass
ich es noch einmal schaffe, über
68 Meter zu werfen. Dieser Wurf hat mir
einen Kick gegeben, sodass ich in mein
letztes Wettkampfjahr noch einmal alles
hineingelegt habe. Ich wusste: Ich kann
es noch einmal schaffen.
70
Olympia ruft: Mach mit!
Aus Ihren Schilderungen hört man eine
große Zufriedenheit heraus. Gleichwohl
haben Sie für den Erfolg viel investieren
müssen: Haben Sie im Rückblick das
Gefühl, dass er Sie auch etwas gekostet
hat? Dass Sie vielleicht in Ihren jungen
Jahren etwas verpasst haben, was nicht
mehr nachzuholen ist?
„nur“ Silber mit nach Hause gebracht
haben? Anders gefragt: Gibt es das
gewisse Etwas, das die Spiele über die
anderen Großereignisse des Sports
hinaushebt?
Olympische Spiele sind das Größte
überhaupt und jeder hat den Traum,
einmal auf dem olympischen Treppchen
ganz oben zu stehen. Bezogen auf
den Wettkampf selbst und das Teilnehmerfeld ist es im Grunde das Gleiche.
Aber dieses ganze Drumherum und
die Tradition seit der Antike, das große
Olympische Dorf und die Vereinigung so
vieler Sportarten und Disziplinen unter
einem Dach – das ist einfach etwas Besonderes und wird immer etwas Besonderes bleiben. Eine olympische Goldmedaille blieb mir leider verwehrt, obwohl
ich 1996 in Atlanta eine realistische
Chance auf den Sieg hatte. Ich war in
einer guten Form, nur vom Kopf her
noch nicht so fit, es zu schaffen. Zwei
Wochen später habe ich bei einem Meeting die Siegesweite der Olympiasiegerin
um eineinhalb Meter übertroffen. Bei
den drei anderen Spielen [2000, 2004
und 2008] hatte ich ehrlich gesagt keine
Chance zu gewinnen. Insofern habe ich
da das Optimale rausgeholt. In Athen,
wo ich Zweite geworden bin, hatte ich
einen gefühlten Gold-Wurf, weil ich vor
meinem letzten Versuch nur Vierte gewesen war. Bis zur Leistung der Siegerin
Ich denke, dass ich durch meine Karriere mehr gewonnen als verpasst
habe. Sicherlich war auch die Zeit in
der Sportschule nicht immer einfach:
Früh morgens um 6 Uhr aufstehen, der
von Training und Schule geprägte Alltag, zwischendurch die Erledigung der
Hausaufgaben, bevor man abends um
halb 9 total ermattet ins Bett gefallen ist.
Ich kann verstehen, dass sich Jugendliche etwas anderes unter ihrer Freizeit
vorstellen. Aber ich wollte genau dieses
Leben – das war einfach „mein Ding“.
Der Sport bietet einem so viele Möglichkeiten, und die Emotionen, die ich erlebt
habe, werde ich so nie wieder empfinden. Deswegen bin ich mit mir und
meiner sportlichen Karriere im Reinen
und sehr glücklich, dass ich das erleben
durfte.
Sie haben die Emotionen angesprochen.
Ist eine Teilnahme an den Olympischen
Spielen im Vergleich zu Welt- oder Europameisterschaften für Sie etwas Besonderes gewesen, auch wenn Sie statt Gold
71
Olympia ruft: Mach mit!
fehlten mir aber immer noch fast sechs
Meter. Insofern war das für mich mein
persönliches „olympisches Gold“.
Aber ich bedauere schon, dass sich die
Einstellung junger Menschen zum Leistungssport und damit auch die Begeisterung für deren Protagonisten geändert hat.
Vorbild? Das ist vielleicht Dirk Nowitzki,
der, wenn vielleicht auch nur kurzfristig,
bei Jugendlichen einen Hype auslöst.
Wenn man als Athletin so erfolgreich ist
wie Sie, steht man automatisch auch
im Fokus. Erwächst daraus das Gefühl,
dass man so etwas wie eine öffentliche
Funktion oder Rolle ein- und insofern
auch eine gewisse Vorbildfunktion für
junge Menschen übernimmt – gerade
für solche, die aus Ihrem Erfolg eine zusätzliche Motivation für eigene Anstrengungen und Karrierepläne entwickeln?
Oder ist man als Aktive so auf die eigenen Ziele fokussiert, dass solche Erwägungen nur hinderlich wären?
Sie sind, wie gesagt, seit einigen Jahren
als Trainerin tätig und arbeiten insbesondere mit behinderten Sportlerinnen und
Sportlern. Was kann man – ungeachtet der von Ihnen angesprochenen distanzierteren Haltung zum Leistungssport
– an eigenen Erfahrungen, Erlebnissen
und Motivationen weitergeben? Und: Wie
kann man junge Leute auch heute noch
für den Sport und einen hohen persönlichen Einsatz begeistern?
Man hat schon eine gewisse Vorbildfunktion, die mir auch die ganzen Jahre
sehr bewusst war und die ich, so denke
ich, ganz gut gelebt habe. Trotzdem
muss man einräumen, dass sich die
Wertigkeit eines Spitzensportlers etwas
verschoben hat. Ich kann mich noch
gut daran erinnern, als ich in Rostock
auf die Sportschule gekommen bin und
Christian Schenk [Olympiasieger im
Zehnkampf 1988] im Kraftraum getroffen habe. Da habe ich sofort zuhause
angerufen und meinen Eltern von diesem Erlebnis berichtet. Damals hatten
wir großen Respekt vor bekannten und
erfolgreichen Athleten. Nicht, dass ich
das jetzt für mich einfordern würde.
Grundsätzlich ist das Training mit behinderten Athleten nicht wirklich anders als
mit nicht-behinderten Athleten. Sowohl
vom Trainingsaufbau, von der Trainingsmethodik her und letztendlich auch im
Blick auf das Wettkampfverhalten. Tatsächlich kommt immer wieder mal die
Frage: „Wie hast du das denn früher
gemacht?“ Dann gebe ich meine Erfahrungen natürlich gerne ganz konkret weiter. Gerade, wenn es um Motivation und
Konzentration oder um die vielen Details
rund um den Wettkampf geht. Ich glaube
schon, dass ich aufgrund meiner Erfahrung eine gute Hilfestellung geben kann.
72
Olympia ruft: Mach mit!
Ich selbst habe mir diesbezüglich nichts
vorzuwerfen. Natürlich war ich als Einzelsportlerin auf mich und meine Leistung fixiert und natürlich wollte ich meine Konkurrentinnen am liebsten immer
besiegen. Doch auch wenn ich für mich
stets das Optimale herausholen wollte,
hätte ich nie zu unfairen Mitteln gegriffen. Ich wollte nie jemandem ein Bein
stellen, damit er einen Nachteil oder gar
Schaden erleidet, und wenn eine andere Athletin weiter geworfen hat als ich,
dann habe ich das akzeptiert und ihr
gratuliert. Ich war zufrieden, wenn ich für
mich das Bestmögliche erreicht hatte.
Zu Lamentieren oder Neid zu empfinden, war nie meine Sache. Für eben
diese Einstellung versuche ich auch als
Fairplay-Botschafterin zu werben.
Neben Ihrer beruflichen Tätigkeit engagieren Sie sich – ehrenamtlich – als nationale Botschafterin für Fairplay. Passt
das zusammen? Oder anders gefragt:
Lässt sich das Streben nach Rekorden
und Medaillen mit Fairplay unter einen
Hut bringen?
Das ist durchaus schwierig. Ich habe mal
in einem Interview gesagt: „Wollen wir
wirklich diejenigen feiern, die in einem
100m-Lauf zehn Meter vor den anderen
ins Ziel kommen, obwohl wir nicht sicher
sein können, dass dabei alles mit rechten Dingen zuging?“ Schon von daher
habe ich mit Siegen und Rekorden gewisse Schwierigkeiten. Viel mehr als
eine völlig utopische Leistung begeistert
es mich, wenn jemand eine persönliche
Bestleitung aufstellt und damit vielleicht
„nur“ Vierter oder Fünfter wird. So wäre
es schön, wenn Fairplay eine noch größere Bedeutung im Spitzensport erhalten würde, und damit rede ich gar nicht
von Doping. Ich finde es wichtig, dass
alle die gleichen Voraussetzungen und
Bedingungen haben, um erfolgreich zu
sein. Und wichtig ist es auch, sich dafür
einzusetzen. Das versuche ich und habe
es immer versucht, auch wenn eine gewisse Skepsis bleibt. Vielleicht werden
wir es letztlich nie ganz schaffen, einen
fairen und sauberen Sport immer und
überall zu gewährleisten.
Fairplay ist ja einer der Werte, mit denen
wir den Sport assoziieren. Andere sind
etwa gegenseitige Achtung, Respekt
voreinander, Einhaltung von Regeln,
Begegnung oder Völkerverständigung.
Glauben Sie, dass der Sport wirklich ein
geeigneter Kontext ist, um solche Werte
auch heute noch bei jungen Menschen
zu fördern und zu vermitteln?
Das denke ich auf jeden Fall. Bei einem
Wettkampf, gerade bei Olympischen
Spielen, kommen Athleten aus allen
Ländern und Nationen zusammen.
73
Olympia ruft: Mach mit!
© DKB - Deutsche Kreditbank, Iris Hensel
Von daher ist schon die Begegnung so
vieler begeisterter Sportlerinnen und
Sportler immer bereichernd. Hier in Leverkusen trainieren gerade im Behindertenbereich alle Athleten zusammen.
Daraus ergibt sich ein intensives Miteinander, ein Interesse für die anderen
und ein Teamgeist – kurz: ein Geist, den
nicht nur ich als erfrischend und motivierend empfinde. Man bemerkt das
übrigens auch bei Politikern, die sich,
etwa bei den Olympischen Spielen, den
Paralympics oder beim Ball des Sports
gerne in die Nähe der Athleten begeben.
In dieser Atmosphäre ist alles ein wenig
lockerer als sonst, und die Gespräche
sind nicht so hochtrabend und überkandidelt. Man sagt ja auch, dass viele Entscheidungen auf dem Golfplatz getroffen
werden. Das ist wahrscheinlich auch
zutreffend, weil der Sport eben verbindet
und zugleich entspannt.
74
Olympia ruft: Mach mit!
Hauptsache Bewegung
oder: Einmal am größten Wettkampf der Welt
teilnehmen
von Victoria Gramatke
© tsvbayer04
Sport war mir schon immer
wichtig: Früher bin ich geritten, geschwommen, habe
Ballett getanzt und Florett
gefochten sowie ein bisschen Kampfsport betrieben.
„Hauptsache Bewegung“ war
mein Motto. Als ich ungefähr
14 Jahre alt war, habe ich
mit Leichtathletik begonnen
– Langstrecke, Kurzstrecke
und Weitsprung. Irgendwann
wurde mir ein Speer in die
Hand gedrückt, ich sollte
ihn einfach mal werfen. Das
Werfen machte mir sofort
riesigen Spaß.
dertensportabteilung werden und entschied mich für den TSV Bayer 04 Leverkusen – und damit für die beste Trainerin,
die man sich vorstellen kann: Steffi Nerius.
Damals war sie selbst noch aktive Sportlerin und gewann Medaillen bei Europa- und
Weltmeisterschaften sowie Olympischen
Spielen. Sie war natürlich ein großes
Vorbild für mich und ich wollte ihr so gut
es ging nacheifern. Das bedeutete für
mich, jeden Freitag nach der Schule zwei
Stunden lang mit dem Zug vom Sauerland
aus nach Leverkusen zu fahren, um dort
am Wochenende drei Trainingseinheiten
zu absolvieren; in der Woche trainierte ich
weiterhin täglich mit meinem alten Trainer.
Als 16-Jährige nahm ich an meinen ersten
Wurfwettkämpfen im Behindertensport-
Mein Trainer meldete mich daraufhin bei
Wettkämpfen in meiner neuen Lieblingsdisziplin und ich stellte mich gar nicht so
schlecht an. Häufig landete ich im Mittelfeld der Platzierungen. Dass ich aufgrund
meiner fehlenden linken Hand eventuell
technische Nachteile hatte, war mir gar
nicht bewusst. Außerdem hatte ich vom
Behindertensport noch nie etwas gehört.
Im Jahr 2001 sollte sich das ändern. Da
fragte mich einer unserer Trainer, ob ich
mir vorstellen könne, an Behindertenwettkämpfen teilzunehmen.
Um die Starterlaubnis zu erlangen, musste ich Mitglied in einem Verein mit Behin-
75
Olympia ruft: Mach mit!
Mit Beginn meines Studiums zog ich im
Jahr 2006 nach Köln und begann wieder
regelmäßig in Leverkusen zu trainieren
und an meiner Technik zu arbeiten. Obwohl ich fünf bis sechs Mal in der Woche
trainierte – was neben den vielen Uniaufgaben zeitlich nicht immer ganz einfach
war – konnte ich meine Leistung in den
darauffolgenden Jahren nicht steigern.
Dies änderte sich in der Saison 2011,
nach meiner Rückkehr von einem Auslandssemester in Schweden. Dort hatte
ich mich mit Aerobic und Volleyball fit
gehalten, aber keine Möglichkeit gehabt
Speer zu werfen – anscheinend dadurch
aber neuen Ansporn bekommen.
bereich teil und stand immer häufiger auf
dem Siegertreppchen.
Es war toll zu sehen, dass es so viele Menschen mit nur einer Hand, einem Bein oder
anderen Einschränkungen gab, die genauso viel Spaß am Sport hatten wie ich.
Umso mehr ich trainierte, desto größer
wurde der Wunsch, auch bei internationalen Wettkämpfen zu starten. 2003 sollte
es dann endlich soweit sein – der Start bei
der Europameisterschaft in Assen stand
an. Leider bekam ich wenige Wochen vor
dem möglichen Start eine Herzmuskelentzündung, die mich zu einer mehrmonatigen
Pause zwang. Als ich wieder trainieren
konnte, war die Wettkampfsaison vorbei.
Im darauffolgenden Olympiajahr wurde ich
wieder krank und musste diesmal sogar
für ein halbes Jahr mit dem Training aussetzen. Damit waren alle sportlichen Pläne
natürlich zunichte gemacht. Ich beschloss,
mich auf mein Abitur zu konzentrieren und
den Leistungssport erst einmal sein zu
lassen.
Endlich überwarf ich die magische Grenze von 30 Metern. Damit war mir ein
Platz auf den vorderen Rängen der Weltrangliste sicher und ich konnte wieder
von den Paralympics träumen: Einmal
am größten Wettkampf der Welt teilnehmen und im Trikot der Nationalmannschaft mein Bestes geben. Diese Chance
werde ich mir nicht entgehen lassen und
hoffe, mich mit meinen Leistungen bei
den nächsten Wettkämpfen endgültig zu
qualifizieren. Und wenn es dann in London nicht klappen sollte, eine Medaille zu
gewinnen, werde ich auf jeden Fall den
olympischen Gedanken verwirklicht haben: Dabei sein ist alles!
Die Paralympics gingen mir aber nicht ganz
aus dem Kopf. Ich meldete mich für das
Paralympische Jugendlager an und
erlebte zwei unglaublich aufregende Wochen in Athen. Mir war trotz aller Rückschläge klar, dass ich auch einmal am
größten Sportwettkampf der Welt teilnehmen wollte!
76
Olympia ruft: Mach mit!
Die Olympischen Spiele der Antike
im δρόμος __________, Ringen, Werfen, Springen, Faustkampf und Wagen© Marten van Heemskerck
rennen.
Γυνή __________ durften nicht teilnehmen und auch nicht zuschauen,
wenn sie ὕπανδρος __________
Die Olympischen Spiele gab es schon
waren. Die Gewinner erhielten für
vor 2.500 Jahren. Zum ersten Mal fan-
ihren νῖκος __________ einen Kranz
den sie 776 vor Χριστός __________
aus Zweigen des heiligen ἀγριέλαιος
statt. Die Spiele wurden zu Ehren des
__________. Die Zweit- und Drittplat-
Göttervaters Ζεύς __________ durch-
zierten gingen leer aus.
geführt. Alle vier ἔτος __________
Ersetze die neun altgriechischen
(fettgedruckten) Begriffe durch folgende Wörter: Laufen, verheiratet,
Sieg, Frauen, Zeus, Christus, Jahre,
Ölbaum, Männer!
kamen die Wettkämpfer in Olympia,
einem Ort in Griechenland zusammen.
Nur griechische Knaben und
Informiere dich in Büchern, Lexika
und im Internet über die Olympischen
Spiele der Antike! Gestalte ein Plakat
oder einen Hefteintrag!
ἄνθρωπος __________ durften an den
Wettkämpfen teilnehmen. Sie kämpften
77
Olympia ruft: Mach mit!
Die Olympischen Spiele der Neuzeit
Wenn Menschen verschiedener Nationen friedlich miteinander TROPS
_ _ _ _ _ treiben, wollen sie auch in
Frieden miteinander leben. Auf diesen
Nenner lässt sich ein Gedanke Pierre
de Coubertins bringen, den er mit den
1894 ins Leben gerufenen Olympischen
Spielen der TIEZUEN _ _ _ _ _ _ _
verband.
Bis heute ist diese Hoffnung ein wichtiger Aspekt der NEHCSIPMYLO
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Idee. Die ersten
Olympischen Spiele der Neuzeit fanden 1896 in Griechenlands Hauptstadt
NEHTA _ _ _ _ _ statt. Seitdem „wandern“ die Spiele um die Welt. 2004
waren sie wieder in Athen zu Gast,
Peking richtete die Spiele 2008 aus und
2012 ist NODNOL _ _ _ _ _ _ der Austragungsort. Dort werden etwa 10.500
Sportler aus über 200 Ländern erwartet.
© IOC
Pierre de Coubertin
1896 waren es nur knapp dreihundert Teilnehmer, übrigens ausschließlich Männer, aus 13 NENOITAN
_ _ _ _ _ _ _ _. Die meisten Teilnehmer
kamen aus dem Gastgeberland, viele
der übrigen Starter reisten auf eigene
Kosten an. Auf dem Programm standen
die Sportarten Tennis, Fechten,
78
Olympia ruft: Mach mit!
Gewichtheben, Radfahren, Leichtathletik, Schießen, Ringen, NENRUT
_ _ _ _ _ _ und Schwimmen. Geplant
waren ursprünglich auch Ruder- und
Segelwettbewerbe, die allerdings aufgrund des schlechten Wetters ausfallen
mussten. Das Cricket- und Fußballturnier sowie die Reitwettbewerbe sagte
man wegen mangelnder Beteiligung ab.
pischen Spielen 1908 in London zurück. Der Start sollte vor der königlichen Loge beim Schloss ROSDNIW
_ _ _ _ _ _ erfolgen und so verlängerte
man die Distanz kurzerhand.
Die beste Zeit, die bisher je bei einem
Marathon gelaufen wurde, waren
2 Std., 3 Min. und 38 Sek. des Kenianers Patrick Makau Musyoki im September 2011 in Berlin.
Die Sieger erhielten einen GIEWZNEVILO _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ und eine
silberne Medaille, während die Zweitplatzierten einen Lorbeerzweig und
eine kupferne Medaille bekamen. Die
Dritten gingen leer aus. Zur Erinnerung
an den Lauf eines Boten im Jahre 490
vor Christus, der von Marathon nach
Athen lief, um einen Sieg der Griechen
im Krieg gegen die Perser zu verkünden, fand zum ersten Mal 1896 ein Lauf
von NOHTARAM _ _ _ _ _ _ _ _ nach
Athen (40 km) statt. Der Grieche Spiridon Louis gewann diesen Wettbewerb
in 2 Std., 58 Min. und 50 Sek. überlegen. Er wurde in seiner Heimat
ein Volksheld. Eine neue NILPIZSID
_ _ _ _ _ _ _ _ _ war geboren.
1. Entschlüssle die groß geschrie-
benen Begriffe und schreibe sie in die Platzhalter!
2. Finde in Lexika oder im Internet mehr über die Olympischen Spiele der Neuzeit heraus!
© IOC
Spiridon Louis
3. Schreibe fünf
Fragen zum
Text auf und
befrage an schließend
deinen Tisch nachbarn!
Die heutige Streckenlänge von 42,195
km geht übrigens auf eine Initiative des
englischen Königshauses bei den Olym79
Olympia ruft: Mach mit!
Wettkampfsport
Woher stammt eigentlich
die Idee des Wettkampfsports?
pen, z. B. wer das Olympische Feuer
2012 in London entzünden wird. Die
Anfänge des modernen Wettkampfsportes liegen daher auch in England.
© Commons Wikimedia
Turnvater Jahn
Die Engländer wetten leidenschaftlich
gern. Diese Wettleidenschaft treibt
manchmal seltsame Blüten. So kann
man z. B. heute auf alles Mögliche tip-
80
Olympia ruft: Mach mit!
Im 19. Jahrhundert trat der Sport seinen Siegeszug an. In Deutschland hatte zu jener Zeit das Turnen einen sehr
hohen Stellenwert. Die von Turnvater
Jahn begründete Turnbewegung zielte
vor allem auf die körperliche Ertüchtigung und den Gemeinschaftssinn der
Bürger ab. In England hingegen wurde
damals schon die herausragende Einzelleistung verehrt. Die Sieger eines
Wettbewerbes sollten nach allgemein
gültigen Maßstäben ermittelt werden.
Fortan wurde gemessen, gestoppt, verglichen und bewertet. So entwickelten
die Engländer auch eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen: Das Wetten. Mit den
Wettbüros wurde nicht nur das Messen
von Leistungen in Metern oder Sekunden wichtig, es war ebenso notwendig
Regeln sowie eine Vereinheitlichung
zu gewährleisten, um Leistungen objektiv vergleichen zu können. Natürlich
spielte nun auch Geld eine wichtige
Rolle. Tippte man den Sieger, konnte
man viel Geld gewinnen, setzte man
auf „das falsche Pferd“ konnte man viel
Geld verlieren.
1. Entschlüssle die fehlenden
Wörter!
2. Suche Wortfelder mit dem Begriff „Wetten”, z. B. Wettkämpfer, oder Sportwette!
3. Warum sind eindeutige Regeln beim Wettkampfsport sehr
wichtig?
4. Finde verschiedene Weltrekorde in der Leichtathletik, wie z. B.
im Weitsprung, im Hochsprung, beim 100m-Lauf oder beim Speer-
wurf! Nimm ein Metermaß und miss die Strecke des Weitsprung-
weltrekordes! Markiere sie mit einem Klebeband in deinem Klas-
senzimmer!
Von England aus trat fortan der moderne Wettkampfsport mit seinem
Leistungsgedanken und dem Streben
nach immer neuen Rekorden seinen
Siegeszug um die ganze Welt an.
81
Olympia ruft: Mach mit!
1908 – 1948 – 2012:
London und die Olympischen Spiele
Auf die Plätze, fertig, Lösung!
2012
1908
100m-Lauf:
Reggie Walker, 10,8 Sek.
Hochsprung:
Harry Porter, 191 cm
Marathon:
John Hayes, 2 Std. und 55 Min.
Teilnehmer:
2.050
100m-Lauf:
Hochsprung:
Marathon:
1948
Teilnehmer:
ca. 10.500
100m-Lauf:
Harrison Dillard, 10,3 Sek.
Hochsprung:
John Winter, 198 cm
Marathon:
Delfo Cabrera, 2 Std. und 34 Min.
Teilnehmer:
4.100
Aktuelle Weltrekorde
Ergänze die Ergebnisse! Finde auch
selbst Fragen und rechne anschließend! Suche im Internet nach anderen Wettbewerben und vergleiche
die Leistungen von 1896 bis heute!
Was fällt dir auf? Finde auch die
Bestleistungen der Frauen heraus!
100m-Lauf:
Usain Bolt (JAM), 9,58 Sek.
Hochsprung:
Javier Sotomayor (CUB), 245 cm
Marathon:
Patrick Makau Musyoki (KEN),
2 Std. 3 Min. und 38 Sek.
82
Olympia ruft: Mach mit!
Jeremy James
in London
licher Polizist ihnen behilflich war, erreichten sie ihr Ziel.
Jeremy James ist mit Papa auf dem
Weg nach London. „Ist London größer
als unsere Hauptstraße?“, fragte Jeremy James. „Viel größer”, sagte Papa.
„Wie viel größer?“, fragte Jeremy
James. „Tausend mal größer“, sagte
Papa. „So viel, wie ein Elefant größer ist
als ein Stück Käse.” „Dann muss
London➞ ja riesenriesenriesengroß
sein“, staunte Jeremy James.
Nach dem Mittagessen, bei dem Jeremy James Hähnchen mit Pommes und
dazu Cola und Erdbeereis hinterher –
das klassische Mittagessen eines echten Londoners – gewählt hatte, sagte
Papa: „Wir sind hier ganz in der Nähe
von einem Haus, das Madame
Tussauds➞ heißt und das voll von
Wachsfiguren berühmter Leute ist.“
Sobald sie drinnen in dem Haus waren, sagte Papa, er wolle unbedingt ins
Gruselkabinett, aber wie üblich wusste
er nicht, wo es langging. „Da drüben
ist ein Polizist, frag ihn“, sagte er. Jeremy James ging zu dem Polizisten.
Der Polizist blickte nur stur geradeaus.
„Entschuldigung, können Sie mir bitte sagen, wo es zum Streuselkabinett
geht?“, fragte er. Der Polizist sagte kein
Wort und zuckte mit keiner Wimper. Da
trat Papa zu Jeremy James und fing an
zu lachen. „Das ist eine Wachsfigur!“,
sagte Papa. „Du redest mit einer Puppe!“ Jeremy James stand verdattert
da und starrte die Polizistenpuppe an.
Um ganz sicher zu sein, zupfte er den
falschen Polizisten am Ärmel und berührte seine Hand – sie war kalt und
hart. Madame Tussauds war voller Leute, die gar keine richtigen waren.
Nachdem Papa endlich den Autoschlüssel im Apothekerschränkchen gefunden
hatte, ging die Reise nach London los.
Nun fuhren die beiden munter an Hügeln und Wäldern vorbei. Etwas später
kamen sie zu einem Feld mit einem
Kreis aus großen Steinen, von denen
einige oben auf den anderen Steinen
balancierten. „Das ist Stonehenge➞“,
sagte Papa, „ungefähr viertausend
Jahre alt – noch älter als Mama.“ „Wer
hat die Steine hierher gebracht?“, fragte
Jeremy James. „Keiner weiß es“, sagte
Papa. „Ein Rätsel.“
Es schien eine Menge Rätsel auf der
Strecke nach London und in London
selbst zu geben. Bald hatte Papa keine Ahnung mehr, in welche Richtung
sie fuhren. Irgendwie schienen sich
die Londoner Straßen nicht nach dem
Stadtplan zu richten. Erst als ein freund83
Olympia ruft: Mach mit!
Das Haus war aber auch voller Leute,
die richtige Leute waren, und als sie sich
ein paar von den Leuten, die keine richtigen waren, angesehen hatten, schlug
Papa vor, sie sollten irgendwo anders hin
gehen.
wohnt. „Wohnt die Königin wirklich hier?“,
fragte Jeremy James, als sie vor dem
Buckingham Palace➞ standen. „Ja!“,
sagte Papa. „Ihr Haus ist aber riesengroß. Sie braucht wahrscheinlich Wochen zum Teppichsaugen“, vermutete
Jeremy James. „Was machen Könige
und Königinnen eigentlich?“, fragte Jeremy James. „Sie reisen in der Gegend herum und treffen Leute. Sie weihen neue
Gebäude ein und fahren im Auto durch
die Straßen, so dass die Menschen sie
bejubeln und Fahnen schwenken können“, erklärte Papa. „Wie wird man König?“, wollte Jeremy James wissen. „Am
einfachsten ist es, wenn man einen Vater hat, der schon selber König ist. Man
muss aber aufpassen, dass man keine
älteren Geschwister hat“, entgegnete
Papa. „Ich habe keine älteren Geschwister“, sagte Jeremy James. „Stimmt“,
sagte Papa, „aber leider bin ich kein
König. Das bedeutet, dass du auch kein
König wirst.“ Das war ein harter Schlag
für Jeremy James.
Papa und Jeremy James gingen eine
rappelvolle Straße entlang, bis sie auf
einen großen Platz kamen. Überragt
wurde der Platz von einer turmhohen
Säule, auf der ganz oben die Figur eines
Mannes stand. „Dies“, sagte Papa, „ist
Trafalgar Square➞.Und der Mann da
oben auf der Säule ist Lord Nelson.“
„War das ein Fußballer?“, fragte Jeremy
James. „Nein“, sagte Papa, „ein Seemann. Ein Admiral, der eine große Seeschlacht gegen die Franzosen gewonnen hat.“ „Warum haben sie ihn oben
auf eine Säule gestellt?“, fragte Jeremy
James. „Als Belohnung dafür, dass er
England gerettet hat.“ Jeremy James
runzelte die Stirn. Oben auf einer Säule
stehen zu müssen, schien ihm eher eine
Strafe als eine Belohnung zu sein. Typisch für die Erwachsenen, Nelson auf
eine Säule zu stellen, wo er doch wahrscheinlich viel lieber ein Eis gegessen
hätte und dann spielen gegangen wäre!
Es war Zeit, dass sie den Buckingham
Palast verließen, denn Papa wollte zurück zum Hotel. Nach einer kleinen Ruhepause waren Papa und Jeremy James
gerüstet, London bei Nacht zu erleben.
Sie gingen durch eine Straße mit hell
erleuchteten Geschäften, roten Doppeldeckerbussen➞, schwarzen Taxis,
Hunderten von Autos und Tausenden
von Menschen. Die Straße erweiterte
sich plötzlich zu einem runden Platz, von
dem aus viele Straßen in alle Richtungen
gingen, mit riesigen Leuchtreklamen, die
Nachdem sie sich von Lord Nelson verabschiedet hatten, gingen Papa und
Jeremy James weiter. Inzwischen waren
sie an eine enge Straße gekommen, die
von einem Gitter versperrt war, und Papa
sagte, das sei Downing Street, wo der
Premierminister wohnt. Doch die beiden
wollten weiter. Dorthin, wo die Königin
84
Olympia ruft: Mach mit!
ständig wechselten. „Das ist Piccadilly
Circus“, sagte Papa. „Ich sehe keinen
Zirkus“, wunderte sich Jeremy James.
„Hier gibt es auch keinen“, sagte Papa.
„Der Platz heißt bloß so.“ Der Zirkus, der
kein Zirkus war, war angeblich das Herz
von London. Im Herzen des Herzens
stand ein komisches Standbild. Es war
ein nacktes Kind mit Flügeln und mit Pfeil
und Bogen, das irgendwie auf einem
Fuß balancierte. „Der fällt gleich um“,
sagte Jeremy James. Sie sahen sich
das Standbild ein paar Minuten an, aber
es fiel nicht um und schoss auch keinen
einzigen Pfeil ab. Jeremy James war
nicht weiter überrascht. In einem Zirkus,
der kein Zirkus war, konnte man kaum
erwarten, dass ein schiefes Standbild
umkippte oder dass ein Bogenschütze
einen Pfeil abschoss. Sie gingen in eine
der Straßen, die vom Piccadilly Circus
wegführen. Es gab dort viele Theater. Einen Augenblick später wedelte Papa mit
Theaterkarten in der Luft. „Glück gehabt!
Ich habe zwei Karten für das Musical mit
dem Titel „Wolfie“ ergattert. Es wird dir
sicher gefallen.“ So war es dann auch.
die Quere kamen. Jeremy James interessierte sich nicht mehr für die Londoner Straßen. Er wachte erst auf, als das
Auto vor dem Haus anhielt, das er besser kannte als jedes Haus auf der Welt.
Mama stand schon in der Haustür und
drückte und küsste ihn. Sofort erzählte er
Mama alles, was Papa und er gesehen
und gemacht hatten.
„Natürlich“, sagte Papa, „haben wir
längst nicht alles gesehen. Wir waren
nicht im Zoo, nicht im Naturkundemuseum, nicht im Tower➞ und auch nicht
auf der Tower Bridge➞ oder der St.
Pauls-Kathedrale.“ „Wenn man in London alle Sehenswürdigkeiten sehen will,
braucht man mindestens eine Woche“,
sagte Mama. „Dann brauchen wir zwei
Wochen“, sagte Jeremy James. „Wieso
zwei Wochen?“, fragte Mama. „Eine Woche fürs Ansehen“, antwortete Jeremy
James, „und eine Woche, bis Papa alles
gefunden hat.“
Viel Vergnügen beim Lesen der Geschichte von Jeremy James! Suche
bei jedem Link ➞ nach weiteren Informationen auf den nächsten Seiten!
Am nächsten Tag traten Papa und Jeremy James die Rückreise an. Papa benutzte seine kluge, neue Finde-Methode
bei dem Versuch, aus London herauszufinden. Er saß im Auto und studierte den
Stadtplan. „Ich glaube, ich weiß jetzt, wie
wir fahren müssen“, sagte er schließlich.
Papas schlaue Methode führte zu dem
gleichen Ergebnis wie die alte, und bald
fuhren sie planlos durch alle möglichen
Londoner Straßen, die ihnen zufällig in
nach: DAVID HENRY WILSON; Jeremy James oder Wie wird man
eigentlich König, Verlag Friedrich Oetinger, Hamburg 1993
85
London
Hauptstadt von Großbritannien
7,8 Millionen
13,9 Millionen
Landessprache:
Währung:
Englisch
Britisches Pfund
Typisch London:
Teetrinken am
Nachmittag
© Al Mare
Einwohner
im Stadtgebiet:
Ballungsraum:
In Stonehenge gibt es riesige
Felsblöcke, die über 4.000 Jahre
alt sind. Niemand weiß bis heute so
genau, weshalb sie errichtet wurden.
Waren Zauberer am Werk?
© Udo Schoene
© Christian Schütt:
Wachsfigur von Madame Tussauds
London wurde vor über
2.000 Jahren von den Kelten gegründet, 43 v. Chr. übernahmen die
Römer die Siedlung.
Bei Madame Tussauds
stehen viele berühmte Persönlichkeiten. Mit ihnen sprechen kannst du
aber nicht. Sie sehen alle sehr echt
aus, sind aber durch und durch aus
Wachs.
Am Trafalgar Square ist
immer etwas los: Busse fahren,
Fußgänger sind unterwegs. Für viele
Straßenmusiker ist der Platz die
beste Bühne.
86
© Commons Wikimedia
In London gibt es zahlreiche Taxis
und viele knallrote Doppeldecker-Busse. Eine Fahrt mit
ihnen macht großen Spaß, besonders, wenn man im Oberdeck sitzt.
© Stephan Brunker
© Commons Wikimedia
Die Tower Bridge mit ihren
zwei hohen Türmen ist eines der
Wahrzeichen Londons. Die beiden
Mittelteile dieser Brücke werden
hochgeklappt, wenn ein Schiff unten
durchfahren will.
An der Themse, dem großen Fluss
von London, liegt der Tower.
Er war über Jahrhunderte ein gefürchtetes Gefängnis. Heute werden
dort die Kronjuwelen der Königsfamilie hinter dickem Panzerglas
aufbewahrt.
87
Ihr könnt mit den Bildern auch Memory spielen. Zerschneidet die Karten an der gestrichelten Linie
und sucht jeweils Bild und Text zusammen!
© LOCOG
Im Buckingham Palace
wohnt die englische Königsfamilie.
Bewacht wird der Palast von Wachen mit schwarzen Bärenfellmützen und roten Jacken.
Olympia ruft: Mach mit!
Mit Jeremy James
kreuz und quer durch England
London ist die Hauptstadt Großbritanniens.
Der Mount Everest ist
die höchste Erhebung
Großbritanniens.
Edinburgh ist die größte
Stadt Englands.
L
S
Die Briten essen am
liebsten ”Fish and
Chips“, das sind Spätzle
mit Fleisch.
D
1908, 1948 und 2012:
London ist zum dritten
Mal Gastgeber der
Olympischen Spiele. O
Der Fluss Themse fließt
durch London.
Staatsoberhaupt ist die
englische Königin.
Berühmte Kinderbücher
wie Peter Pan und
Harry Potter spielen
zum Teil in London.
In London steht das
größte Riesenrad Europas. Es heißt London
Eye und ist 135 m
M
hoch.
Der Euro ist offizielles
Zahlungsmittel in
England.
Alle Schüler tragen eine
Schuluniform und
werden schon mit fünf
Jahren eingeschult. L
G
A
Die Wächter vor dem
Buckingham-Palace
stehen stundenlang
unbeweglich da.
I
E
L
Finde heraus, ob die Behauptung stimmt!
Wenn ja, dann folge dem Pfeil. Falls die Behauptung nicht stimmt, folge dem gepunkteten Pfeil!
Stimmt dein Weg, dann erhältst du aus den Buchstaben ein Lösungswort.
Goldmedaille
Das Lösungswort heißt: – – – – – – – – – – – –
88
D
Sir Arthur Conan Doyle
erfand die Romanfigur
Sherlock Holmes.
E
Olympia ruft: Mach mit!
Very British
London
Manchester
Berlin
Oxford
Themse
Rhein
Ouse
Avon
FC Chelsea
Arsenal London
Tottenham Hotspur
FC Barcelona
Big Ben
Buckingham Palace
Tower Bridge
Eiffelturm
Daley Thompson
Sebastian Coe
Wayne Rooney
Dirk Nowitzki
Elisabeth II.
George V.
Victoria
Angela Merkel
Boule
Football
Track and Field
Cycling
Fish and Chips
Roastbeef
Pizza
Bacon and Eggs
Trafalgar Square
Downing Street
Brandenburger Tor
Westminster Abbey
Schottland
Dänemark
Irland
Wales
Handball
Rugby
Cricket
Golf
1. In jeder Reihe (von links nach
rechts) hat sich ein Fehler einge-
schlichen. Streiche alle Begriffe durch, die nichts mit Großbritan-
nien zu tun haben!
2. Erfinde nun eigene Begriffsrei-
hen nach dem gleichen Schema! Mögliche Themen sind: Olym-
pische Spiele, Sport, Fußball usw.
89
Olympia ruft: Mach mit!
Als Rechenprofi
London Eye erkunden
So groß, so schnell, so...
Das höchste Riesenrad Europas steht
im Zentrum Londons. Es wird „London
Eye“ (Londoner Auge) genannt.
•
•
•
•
•
•
135 m hoch
32 aus Glas geformte Gondeln
pro Gondel bis zu 25 Fahrgäste
eine Umdrehung dauert 30 bis 40 Min.
Geschwindigkeit: 26 cm pro Sek.
geöffnet von 10 Uhr bis 21 Uhr
Ticketpreise:
Erwachsene:
18,90 £
Kinder bis 15 J.: 9,90 £
Gruppenermäßigung
(ab 15 Personen): 10%
© Margit Lermer
•
•
•
Wie viele
Fahrgäste
haben
Platz?
Wie viele
Umdrehungen
sind
während
eines
Tages
möglich?
Immer mehr! Wer wird Meister im
Erfinden von Rechengeschichten?
Probiert es aus!
Wie viele
Fahrgäste gibt
es pro Jahr,
wenn das Rad
durchschnittlich
zu 80%
besetzt ist?
Ihr könnt auch eine Rechenkartei
anlegen und die Aufgaben nach
Schwierigkeitsgrad einteilen.
90
Olympia ruft: Mach mit!
”It‘s Tea Time“
Leckere Rezepte aus der englischen Küche
Habt ihr euch schon einmal gefragt, was die Kinder in Großbritannien gerne essen? Hier findet ihr leckere Rezepte zum Ausprobieren. Viel Spaß dabei!
”Scones“
Scones sind englische Brötchen, die in Großbritannien oft zur ”tea time“ gegessen
werden. Man isst sie nach englischer Tradition mit Butter, Rahmaufstrich und Konfitüre.
Zutaten (8 Stück):
1 Ei,
2 Eigelb,
50 g Zucker,
eine Prise Salz,
100 g Butter,
100 ml Milch,
300 g Weizenmehl,
2 TL Backpulver.
Mit einem Rührstab verrührst du das Ei und ein Eigelb solange, bis es schaumig ist. Dann gibst du das Salz, die Butter,
die Milch, den Zucker, das Mehl und das Backpulver dazu und
vermischst alles mit dem Knethaken. Den Teig rollst du mit
einem Nudelholz auf zwei Zentimeter Dicke aus. Mit einem
Glas oder einer Ausstechform stichst du runde Teigstücke aus
und legst sie auf ein Backblech, das du zuvor schon mit Backpapier ausgelegt hast. Das andere Eigelb schlägst du nun mit
einer Gabel schaumig und bestreichst damit die Teigstücke.
Jetzt geht es für 15 Min. in den Ofen bei ca. 220 Grad.
Zutaten:
2 Tassen Haferflocken,
1 Tasse Rosinen,
2 Tassen Wasser,
1 Tasse zerlassene
Butter,
1 Tasse Zucker
½ Tasse gehackte
Mandeln,
2 Eier,
1 TL Backpulver,
Salz,
Zimt
„Englische Haferflockenplätzchen“
Gib Wasser und Rosinen in einen Topf und lass es fünf Min.
leicht kochen. Die Rosinen gießt du mit einem Sieb ab und
behältst aber eine Tasse Flüssigkeit zurück. In einer Schüssel rührst du die zerlassene Butter mit dem Zucker, den Eiern
und dem Rosinenwasser schaumig. Dann musst du noch die
restlichen Zutaten und die Rosinen untermischen. Fertig ist
der Teig!
Mit einem Teelöffel formst du kleine Häufchen auf ein mit
Backpapier ausgelegtes Blech und lässt die Plätzchen
15 bis 20 Min. backen bei ca. 160 Grad.
91
Olympia ruft: Mach mit!
”Apple-Crumble“ in Tassen
Zutaten:
3 Äpfel,
250 g Magerquark,
1 Pkt. Vanillesoße,
30 g Zucker,
1 EL Zitronensaft,
200 g Weizenmehl,
1 Pkt. Vanillezucker,
100 g gehobelte
Mandeln,
100 g gehackte
Mandeln,
200 g weiche Butter
Zuerst fettest du zwölf hitzebeständige Tassen ein, dann
schälst du die Äpfel, entfernst das Kerngehäuse und schneidest kleine Würfel. Für die Quarkcreme verrührst du das
Soßenpulver, den Quark, den Zucker und den Zitronensaft.
Nun vermischst du Mehl, Vanillezucker und Mandeln in
einer Schüssel, gibst die weiche Butter hinzu und knetest,
bis eine streuselige Masse entsteht. Die Hälfte hiervon
kommt in die Tassen und wird mit dem Löffel etwas angedrückt. Hierauf verteilst du die Quarkcreme und obendrauf
die Apfelwürfel. Zum Schluss kommen noch die restlichen
Streusel in die Formen und ab geht es für etwa 30 Min. in
den vorgeheizten Backofen bei 160 bis 180 Grad.
”Sandwich“ mit Gurke
Zutaten:
etwas weiche Butter,
1 ungespritzte Zitrone,
1 Gurke,
schwarzer Pfeffer,
Weißbrotscheiben
Verrühre die weiche Butter mit der abgeriebenen Zitronenschale und einem Esslöffel Zitronensaft. Die Gurke schneidest du in dünne Scheiben. Dann bestreichst du die Hälfte
der Weißbrotscheiben dünn mit der Zitronenbutter und
belegst sie mit den Gurkenscheiben. Jetzt musst du sie nur
noch mit etwas Pfeffer bestreuen, die anderen Brotscheiben darauf legen und die Brotkanten abschneiden. Jedes
Sandwich schneidest du noch zweimal von Ecke zu Ecke,
sodass du vier Dreiecke bekommst.
92
Olympia ruft: Mach mit!
Einige olympische
Piktogramme von London 2012
Ordne die englischen Bezeichnungen Olympischer Sportarten den deutschen
Begriffen zu! Finde die entsprechenden Piktogramme!
(1) Leichtathletik
(
) Badminton
(2) Schwimmen
(
) Triathlon
(3) Badminton
(
) Cycling
(
) Modern Pentathlon
(5) Reiten
(
) Canoeing
(6) Tischtennis
(
) Athletics
(7) Moderner
Fünfkampf
(
) Rowing
(8) Radsport
(
) Handball
(9) Triathlon
(
) Aquatics
(10) Kanu
(
) Table Tennis
(11) Segeln
(
) Equestrian
(12) Rudern
(
) Gymnastics
(13) Handball
(
) Sailing
(4) Turnen
93
Olympia ruft: Mach mit!
Die Maskottchen der Olympischen und
Paralympischen Spiele
Ein Maskottchen ist ein Glücksbringer
oder Talisman. Das Wort kommt aus dem
Französischen „mascotte“.
Eingebung gedient haben, die Olympischen Spiele der Neuzeit ins Leben zu
rufen. Übrigens: Wenlock trägt an seinen
Handgelenken fünf Freundschaftsbänder
in den Farben der Olympischen Ringe.
Das Maskottchen der Olympischen
Spiele in London heißt Wenlock. Sein
Name leitet sich von dem Ort Much Wenlock in der Grafschaft Shropshire ab. Die
dortigen „Wenlock Olympian Games“, die
ab 1850 ausgetragen wurden, sollen für
Pierre de Coubertin, dem Begründer der
modernen Olympischen Bewegung, als
Das Maskottchen der Paralympischen
Spiele in London heißt Mandeville.
Sein Name bezieht sich auf die Ortschaft Stoke Mandeville in der Grafschaft
Buckinghamshire. Dort richtete der Neurochirurg Dr. Ludwig Guttmann in den
94
Olympia ruft: Mach mit!
1940er Jahren im Stoke Mandeville
Hospital eine Abteilung für ehemalige,
schwer an der Wirbelsäule verletzte
Soldaten ein. Er sprach ihnen Mut zu
und motivierte sie, ungeachtet der Einschränkung ihrer Beweglichkeit, Sport
zu treiben. Dies führte schließlich zur
Entstehung der „Stoke Mandeville
Games“, die als Vorläufer der modernen Paralympischen Spiele gesehen
werden. Übrigens: Mandeville hat eine
Stoppuhr am rechten Handgelenk, mit
der er seine Zeiten misst.
sie begegnen und die sie zugleich als
Foto festhalten können. Nachdem er
die Figuren seinen Enkelkindern geschenkt hatte, erwachten sie in deren
Zimmer zum Leben.
Über die „Geburt“ der beiden Maskottchen erzählt ein Film des Organisationskomitees der Londoner Spiele.
Demnach sind die beiden Figuren aus
den zwei letzten Tropfen Stahl entstanden, die nach der Fertigstellung des
Olympiastadions in London im Stahlwerk in Bolton übrig blieben und von
einem älteren Arbeiter mit nach Hause
genommen wurden. In seiner Werkstatt
formte er zwei Figuren, Wenlock und
Mandeville, für seine Enkelkinder. Auf
der Oberseite der Köpfe brachte er eine
gelbe Lampe an, die an die Schilder
auf den englischen Taxis erinnern soll.
Beide verfügen über nur ein Auge, das
einer Kameralinse nachempfunden ist.
Durch diese Linse blicken die beiden
auf die Welt und die Menschen, denen
2.Stelle dir vor, was Wenlock und
Mandeville bei ihren Begegnungen
mit den Sportlern der Welt erleben!
Erzähle es deinen Klassenkameraden oder schreibe es auf, so kann
ein eigenes Buch entstehen.
Kannst du dir vorstellen, was sie alles
gemeinsam während der Spiele erleben?
1.Sucht die Orte Stoke Mandeville
und Much Wenlock auf der Landkarte oder in einem Atlas!
3.Kennst du dich aus? Welche Bedeutung hat das Symbol der Olympischen Ringe? Male sie auf und
überlege, welche Bedeutung die
unterschiedlichen Farben haben!
4.Ein Maskottchen für die Klasse!
Denkt euch eins aus, malt es und
heftet es an eure Klassentür! So habt
ihr euren eigenen Glücksbringer für
die Klasse!
95
Olympia ruft: Mach mit!
Das Olympische Versprechen
Das Olympische Versprechen, das auf
Pierre de Coubertin zurückgeht, wird
bei der Eröffnungsfeier von einem Athleten des Gastgeberlandes stellvertretend für alle Teilnehmer abgegeben. In
diesem Versprechen verpflichten sich
die Sportler, die olympischen Regeln zu
beachten und faire Wettkämpfe auszutragen. Seit den Olympischen Spielen
von Sydney im Jahr 2000 versprechen
die Athleten zudem, auf Doping und
Drogen zu verzichten.
„lm Namen aller Wettkämpfer
gelobe ich, dass wir im Geiste
der Sportlichkeit, zum Ruhme
des Sports und zur Ehre unserer
Mannschaften an diesen Olympischen Spielen teilnehmen und
dabei die Regeln, die für sie
gelten, achten und befolgen und
uns zu einem Sport ohne Doping
und Drogen verpflichtet fühlen.“
”In the name of all the
competitors I promise that we
shall take part in these Olympic
Games, respecting and abiding
by the rules which govern them,
committing ourselves to a sport
without doping and without
drugs, in the true spirit of
sportsmanship, for the glory
of sport and the honour of
our teams.”
Pierre de Coubertin ist der Begründer
der Olympischen Spiele der Neuzeit. Er
war davon überzeugt, dass wir alle zu
einer besseren Welt beitragen können,
wenn wir, wie es die Sportler öffentlich
versprechen, den Olympischen Geist
leben. So sollen wir unsere Talente
nutzen, stets versuchen uns zu verbessern, unsere mögliche Bestleistung zu
erbringen und dabei gleichzeitig den
anderen als Menschen zu achten, auch
wenn er mit uns konkurriert.
96
Olympia ruft: Mach mit!
Unsere olympischen Werte:
Respekt – Fairplay – Leistung …
Leistung bedeutet: Wir setzen uns
Ziele und geben unser Bestes, diese
auch zu erreichen. Wir können uns –
nicht nur im Sport – verbessern, wenn
wir engagiert an uns arbeiten.
Respekt bedeutet: Wir achten die Regeln und nehmen Rücksicht aufeinander. Das ist wichtig im Sport und nur so
macht es Spaß.
Ich zeige Respekt, wenn ich ...
• mich selbst mag und nicht vergesse, dass ich wertvoll bin.
• Anderen zuhöre, auch wenn sie nicht der gleichen Meinung sind wie ich.
• auch die Leistung der Schwächeren anerkenne.
• ..............................
Ich bringe eine gute Leistung,
wenn ich ...
• versuche, das Bestmögliche zu
erreichen.
• nicht gleich aufgebe und mir
vornehme, es beim nächsten Mal besser zu machen.
• Anderen helfe, ihr Ziel auch zu
erreichen.
• ..............................
Fairplay bedeutet: Wir beachten die
Regeln und verschaffen uns keinen
Vorteil auf Kosten anderer. Doping,
Betrug und andere Unsportlichkeiten
haben bei uns keinen Platz.
Sucht weitere Werte, die für uns und
andere gelten sollen! Findet konkrete
Beispiele für ein gutes Verhalten!
Ich bin fair, wenn ich ...
• für einen eigenen Fehler nicht Ande-
re verantwortlich mache.
• auch „hinter dem Rücken“ des Schiedsrichters die Regeln beachte.
• auch eine Niederlage akzeptiere und anerkenne, dass Andere besser ge-
wesen sind.
• ..............................
97
Olympia ruft: Mach mit!
Gewinnt gemeinsam den Fairplay-Pokal
Faires Verhalten ist Gold wert
„Die V
e
schaft rlierermannGewinnhat den
unterri ern im Spor
gratuli cht ehrlich tert.“
„Für mich ist es wichtiger, fair zu verlieren
als unfair zu gewinnen. Ein Sieg, den
man nicht mit fairen
Mitteln gewonnen hat,
fühlt sich meines Erachtens auch für einen
selbst wertlos an.“
ich um
m
e
b
a
„Ich h verletzten t.“
meinenr gekümmer
Gegne
(Timo Boll: Silbermedaille Olympische Spiele
2008 Peking (Mannschaft))
Moritz
Malt oder zeichnet einen FairplayPokal mit eurer Klasse und bringt
diesen an einer Fairplay-Leine oder
auf einem Fairplay-Plakat an!
Sammelt gemeinsam Situationen, in
denen ihr euch fair verhalten habt!
Stellt eure Fairplay-Pokale in der
Schule aus und schaut, in welchen
Situationen sich die Kinder eurer
Schule fair verhalten haben!
98
Olympia ruft: Mach mit!
Streit?
Nein, wir vertragen uns!
Sollte es einmal Streit geben, so versucht es doch mit dem „Vertrageseil“:
Ein Springseil wird mit mehreren Knoten versehen. Die Kinder, welche gestritten
haben, fassen das Seil an beiden Enden an und müssen es entknoten. Während
dieses Vorganges unterhalten sie sich über die Gründe ihres Streites. Sie geben
eine „Ich-Botschaft“ ab. Das bedeutet, sie sagen…
…was passiert ist.
…was sie fühlen.
…wie es anders geht.
Wenn alle Knoten gelöst sind, reicht man sich die Hände und verträgt sich.
Achtung, wichtig: Hierbei in die Augen sehen!
Also, los geht`s: Versuche es mit der Ich-Botschaft und dem Vertrageseil!
99
Olympia ruft: Mach mit!
Rugby
Ihr könnt dieses Spiel aber auch ohne
Raufen spielen, dann nennt man es
„OK Rugby“, das heißt Rugby „ohne
Körperkontakt“. Probiert es doch mal
aus!
Malfeld
Malfeld
Rugby ist ein typisch englisches Mannschaftsspiel. Ihr habt bestimmt schon
einmal Bilder oder einen Film darüber
gesehen. Der Rugbyball ist nicht rund
und die Spieler raufen sich. Stimmt das
wirklich? In gewisser Weise ja. Der Ball
ist oval und dieses Raufen erfolgt nach
strengen Regeln und wird als „Gedränge“ bezeichnet.
Mittellinie
Eine Variante ohne Raufen
Spielregeln:
Was benötigt ihr dazu?
• Einen Rugbyball oder einen Hand-, Fuß- oder Softball
• Zwei Mannschaften mit jeweils fünf bis sieben Spielern
• Ein Spielfeld mit einem „Malfeld“ oder Bodenmatten an jeder Seite
Ziel des Spieles ist es, mit dem Ball
durch die gegnerische Spielfeldhälfte
zu laufen und ihn in das Malfeld zu
legen. Dies wird als „Versuch“ bezeichnet und gibt bei Erfolg jedes Mal fünf
Punkte. Die Mannschaft, die nach einer
festgelegten Zeit die meisten Punkte
hat, ist Sieger.
100
•
•
•
Alle Spieler dürfen mit dem Ball in der Hand laufen, den Ball aber nur mit der Hand rückwärts oder seit-
wärts passen.
Der Ballträger darf vom Gegner nicht gerempelt oder gestoßen,
sondern nur mit beiden Händen
an der Hüfte berührt werden.
Dies bedeutet für den Ballträger „Stopp“ und er muss spätestens nach zwei Schritten den Ball einem Mit-
spieler zupassen oder auf dem
Boden ablegen.
Spielbeginn ist an der Mittellinie mit einem „Kickstart“, d. h. der Ball wird von einem Spieler ca. zehn Zentime-
ter mit dem Fuß nach vorne gekickt und sofort mit der Hand aufgenommen.
Olympia ruft: Mach mit!
Wiederbeginn des Spiels:
•
•
•
•
Zu Beginn des Spieles trifft sich jede
Mannschaft in einem Kreis und eröffnet
das Spiel mit einem Aufmunterungsruf. Wie wäre es mit „fair play“? Der
Mannschaftsführer ruft „fair“, die restlichen Spieler antworten mit „play“.
nach einem Ablegen im Malfeld (Ver-
such): Kickstart an der Mittellinie
nach Seitenaus: Kickstart an der Stelle, an der der Ball ins Aus ging.
nach Aus im Malfeld: Kickstart fünf Meter vor der Mallinie
nach Foul: Fünf Meter zurück, Ein-
wurf durch Schiedsrichter
Übrigens: Das Spiel passt auch gut in
eure olympische Woche. Ihr findet hier
die olympischen Grundgedanken wieder.
UND SCHON KANN ES LOSGEHEN:
VERSUCHT ES DOCH EINMAL!
© Renate Schönberger
Wir wollen eine gute Leistung
bringen.
Wir spielen fair, ohne zu foulen.
Wir respektieren und achten
einander.
101
Olympia ruft: Mach mit!
Aluu, Konnichiwa, Bonjour, Namaste …
Ein Begrüßungsspiel als Auftakt zu einer olympischen Reise
Die Kinder versammeln sich in der Hallenmitte, wo Begrüßungsrituale unterschiedlicher Länder besprochen und ausprobiert werden sollen.
Zum Beispiel:
Afrika:
Hände fassen und die Daumen aneinander drücken
China:
Verbeugung mit senkrecht auf-
einanderliegenden Händen
Deutschland:
Händeschütteln
England:
Frankreich:
Grönland:
Kopfnicken
Wangenkuss (rechts und links)
Berührung der Nasenspitzen
Indianer:
Die rechte Hand auf das Herz legen, linken Arm rechtwinklig mit der Hand nach oben halten
Indien:
Verbeugung mit gefalteten Händen vor dem Körper
Mexiko:
Österreich:
USA:
Umarmung
Handkuss
Abklatschen der rechten Hand
(„give me five“)
102
Die Kinder bewegen
sich zur Musik durch die
Halle. Beim Stoppen der
Musik sagt der Lehrer
ein Land an. Die Kinder
gehen paarweise zusammen und begrüßen
sich entsprechend des
landestypischen Rituals.
Beginnt die Musik neu,
wird wieder bis zum
nächsten Musikstopp
durch die Halle gelaufen.
Olympia ruft: Mach mit!
Kleine Spiele zu den
olympischen Sportarten
Material:
Piktogramm-Karten können
von der DOA-Homepage
heruntergeladen werden.
Sportarten-Pantomime:
Ziehe eine Piktogramm-Karte
und stelle die Sportart pantomimisch dar! Deine Mitschüler versuchen, die Sportart zu erraten.
Sportarten-Statue:
Suche dir einen Partner! Bilde
aus diesem Partner eine Statue,
die eine olympische Sportart
darstellt. Dein Partner oder die
Mitschüler versuchen, die Sportart zu erraten.
Sportarten-Spiegel:
Suche dir einen Partner! Bilde
aus diesem Partner eine Statue, die eine olympische Sportart darstellt. Stelle dich nun als
Spiegelbild gegenüber deinem
Partner auf. Deine Mitschüler
überprüfen das Spiegelbild und
korrigieren es gegebenenfalls.
Sportarten-Fangen:
Spiele mit deinen Mitschülern
„Fangen“ wie üblich. Besonder-
heit: Wenn du gefangen wirst,
„frierst“ du als Statue, die eine
olympische Sportart darstellt,
ein. Du kannst nur befreit werden, wenn sich ein anderer
Schüler drei Sekunden als dein
Spiegelbild vor dir aufstellt.
Sportarten-Memory:
Findet zwei Mitschüler, die
gegeneinander Memory spielen wollen und zu Beginn des
Spiels kurz den Raum verlassen. Bildet mit den verbliebenen Kindern Paare und einigt
euch paarweise auf jeweils
eine Sportart, die ihr als Statue
darstellen wollt. Stellt euch nun
durcheinander auf. Anschließend holt ihr die beiden Kinder
zurück in den Raum. Nacheinander zeigen sie auf je zwei
Kinder, die dann ihre Statue
darstellen. Findet einer ein
Paar, so erhält er einen Punkt
und darf noch einmal zwei Kinder wählen. Andernfalls ist das
andere Kind an der Reihe. Variante: Ein Partner des MemoryPaares benennt die dargestellte Sportart auf Englisch, der
andere Partner auf Deutsch.
103
Olympia ruft: Mach mit!
Laufe die Olympischen Ringe bunt!
Name:
Etappen: 5 x
Laufleistung:
Könnte es mit den
fünf Kontinenten
zusammenhängen?
Wisst ihr eigentlich,
warum es fünf
bunte Ringe sind?
blau
schwarz
gelb
rot
grün
Überlege dir, welche Laufleistung (Laufstrecke oder -zeit) du erreichen
möchtest! Du kannst es in Minuten, Kilometern oder Runden festlegen.
Teile dir dein Ziel in fünf gleich große Etappen ein (Beispiel: Bei 20 Minuten
musst du fünfmal vier Minuten laufen)!
Male nach jeder Etappe einen Olympischen Ring aus! Du darfst die Etappen
auf eine oder mehrere Sportstunden verteilen oder auch zu Hause laufen.
104
Olympia ruft: Mach mit!
Möchtest du auch nach London zu
den Olympischen Spielen?
Dann lauf mit!
In der Sporthalle soll ein Hindernis-Parcours (siehe Skizze) aufgebaut werden,
dazu werden folgende Materialien benötigt.
Malvorlagen „Olympische Ringe“ (stehen
auf der DOA-Homepage zur Verfügung)
Buntstifte mit den olympischen Farben
Blau, Schwarz, Rot, Gelb und Grün.
Die Kinder bilden Paare. Jedes Paar
erhält einen Reifen am Mittelkreis, in
den es die Buntstifte in den Farben
Blau, Schwarz, Rot, Gelb und Grün
sowie die Ausmalblätter mit den Olympischen Ringen legt. Gestartet wird von
unterschiedlichen Positionen, um ein
Drängeln zu vermeiden. Es wird abwechselnd gelaufen. Gewechselt wird
durch Handabschlag. Jeweils eine
bzw. zwei erlaufene Runden ergeben einen Punkt auf den Ringen. Ist
die Runde gelaufen, wird der Partner
durch Handabklatschen am Reifen frei
geschlagen und ein Punkt auf der Malvorlage ausgemalt. Die Übung ist beendet, wenn alle Punkte in der entsprechenden Farbe ausgemalt sind.
105
Olympia ruft: Mach mit!
Durch die Anzahl der vielen Punkte auf
den Malvorlagen kann der Leistungsanspruch variiert werden. Hierbei lässt
sich gut nach Belastungsfähigkeit differenzieren. Sind alle Punkte ausgemalt,
sind die Kinder „in London“ angekommen. Die Blätter können in der Klasse
als „Zielleiste“ aufgehängt werden.
Kopiervorlage 1 (10 Punkte) =
ca. 5 Min. pro Kind
Kopiervorlage 2 (20 Punkte) =
ca. 10 Min. pro Kind
Kopiervorlage 3 (30 Punkte) =
ca. 15 Min. pro Kind
Kopiervorlage 4 (40 Punkte) =
ca. 20 Min. pro Kind
Kopiervorlage 1:
10 Punkte:
blau
schwarz
gelb
rot
grün
106
Olympia ruft: Mach mit!
Verbessere deine Ausdauer!
Kennst du deine Ausdauerleistung? Wie schnell läufst du?
Kreuze an, für welche Laufstrecke du dich entschieden hast:
800 m ( ), 1.200 m ( ) oder 2.000 m ( )
Schreibe deine Zeit hier auf: ______ Minuten _____ Sekunden
Wenn du deine Ausdauerleistung verbessern möchtest, dann versuche, in
den nächsten Wochen folgende Aufgaben zu erfüllen! Es spielt dabei keine
Rolle, wie lang die Strecke ist, die du
läufst. Zwischen den Läufen sollst du
immer eine kleine Pause machen. Be-
stimmt macht es mehr Spaß, gemeinsam mit einer Freundin oder einem
Freund zu laufen. Auch Mama und
Papa laufen bestimmt einmal mit! Hast
du eine Aufgabe erfüllt, streiche den
jeweiligen Wochentag durch.
1. Woche
Laufe an vier unterschiedlichen Tagen
MO DI MI DO FR SA SO
je zehnmal eine Minute in gleichmäßigem Tempo.
2. Woche
Laufe an vier unterschiedlichen Tagen
MO DI MI DO FR SA SO
je achtmal zwei Minuten in gleichmäßigem Tempo.
3. Woche
Laufe an vier unterschiedlichen Tagen
MO DI MI DO FR SA SO
je sechsmal drei Minuten in gleichmäßigem Tempo.
4. Woche
Laufe an vier unterschiedlichen Tagen
MO DI MI DO FR SA SO
je fünfmal vier Minuten in gleichmäßigem Tempo.
5. Woche
Laufe an vier unterschiedlichen Tagen
MO DI MI DO FR SA SO
je fünfmal fünf Minuten in gleichmäßigem Tempo.
Bitte deinen Sportlehrer, dass ihr im Sportunterricht auch eure Ausdauer trainiert
und zum Abschluss einen Testlauf macht.
Notiere dann wieder deine Zeit! ______ Minuten ______ Sekunden
Hast du dich verbessern können?
107
Olympia ruft: Mach mit!
Fit und Fair
Um sportliche Leistungen zu verbessern, müssen wir regelmäßig trainieren
Hier hast du eine Auswahl von Übungen. Jedes Mal, wenn du eine Übungseinheit
im vorgegebenen Umfang geschafft hast, darfst du auf deinem Trainingsblatt ein
Kreuzchen machen und in dem Ziffernbild das entsprechende Feld ausmalen –
dann wechsle die Station.
Keulenkreisen: Stelle eine Keule vor
dich und versuche, mit deinem Fuß
Kreise um die Keule zu ziehen, ohne
dass du die Keule berührst!
Balancieren: Gehe über die Schwebekante einer umgedrehten Langbank,
ohne dass du dabei mit den Füßen den
Boden berührst!
Schwebesitz: Setze dich auf den Boden, mache den Rücken ganz gerade
und hebe nun die gestreckten Beine
zehn Zentimeter vom Boden hoch!
Jetzt ziehe die Beine zum Körper und
strecke sie dann wieder aus, ohne den
Boden mit den Beinen oder Füßen zu
berühren!
Hampelmann: Springe in die Grätsche
und nimm dabei die Arme nach oben!
Springe wieder in die Ausgangsstellung
und nimm die Arme zur Seite!
Ball an die Wand: Werfe einen Ball an
die Wand, klatsche zweimal in die Hände und fang ihn wieder auf, ohne dass
er auf den Boden fällt!
108
Olympia ruft: Mach mit!
Mein „Fit und Fair“-Trainingsblatt
Hampelmann:
Zehnmal
Ball an die Wand:
Zehnmal
Klasse:
Schuljahr:
Kästchennummern zum Ausmalen
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Male nun die eben angekreuzte Ziffer
im Ziffernbild mit der Farbe Blau aus!
11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
Male nun die eben angekreuzte Ziffer
im Ziffernbild mit der Farbe Gelb aus!
21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Male nun die eben angekreuzte Ziffer
im Ziffernbild mit der Farbe Grün aus!
31 32 33 34 35 36 37 38 39 40
Male nun die eben angekreuzte Ziffer
im Ziffernbild mit der Farbe Rot aus!
41 42 43 44 45 46 47 48 49 50
51 52 53 54 55 56 57 58 59 60
61 62 63 64 65 66 67 68 69 70
Male nun die eben angekreuzte Ziffer
im Ziffernbild mit der Farbe Schwarz aus!
Ziffernbild
Name:
Übungseinheit
Keulenkreisen:
Zehnmal mit dem rechten und
zehnmal mit dem linken Fuß
Balancieren:
Einmal hin, halbe Drehung
und wieder zurück
Schwebesitz:
Zehnmal
109
Olympia ruft: Mach mit!
„Paralympics“ in der Schule
von Prof. Dr. Heike Tiemann
Blind Laufen mit Assistent
Menschen mit
Behinderung treiben ebenso gerne
Sport wie Menschen ohne Behinderung. Sie üben
den Sport nach
ihren speziellen
Möglichkeiten und
Fähigkeiten aus.
Manche Sportler
benötigen dabei
besondere Hilfsmittel, wie zum Beispiel einen Sportrollstuhl, und manche
betreiben Sportarten, die es bei den
Olympischen Spielen gar nicht gibt,
zum Beispiel Blindenfußball oder Goalball. Andere wiederum benötigen einen
Assistenten, zum
Beispiel wenn sie
blind sind und 400
Meter laufen. Der
Sport bei den Paralympics ist nicht
nur für Zuschauer
interessant, es ist
auch sehr spannend, ihn mal
selbst auszuprobieren.
Manche nichtsehende Sportler laufen
mit einem Begleitläufer. Sie sind miteinander verbunden, indem sie beide ein
kurzes Band anfassen.
Stellt euch zu zweit an den Start einer
markierten Strecke, einer von euch hat
die Augen verbunden. Umfasst beide
ein kurzes Band. Auf ein Startkommando lauft ihr beide los. Derjenige
von euch, der nicht sehen kann, gibt
das Tempo vor, das sehende Kind ist
die Begleitung und hilft dabei, in der
Bahn zu bleiben. Nach einigen Runden
tauscht ihr die Rollen.
Wie war es für euch zu rennen, ohne
zu sehen? Wie war es, das nichtsehende Kind zu begleiten?
Beschreibt eure Erfahrungen!
Blind Laufen ohne
Assistent
Bei den Paralympics laufen
manche blinde Weitspringer
auf die Sprunggrube zu, indem sie sich von einem Geräusch, das sie hinter der
Grube hören können, leiten
110
Olympia ruft: Mach mit!
lassen. Probiert es doch auch einmal
aus, nur nach Gehör auf ein Ziel zuzulaufen.
um dann einen eigenen Angriff zu starten. Das sollt ihr jetzt selbst ausprobieren. Geht wieder zu zweit zusammen.
Ein Kind hat die Augen verbunden und
kniet auf einer Turnmatte, das sehende
Kind steht dahinter. In einigen Metern Abstand sitzt bzw. steht ein anderes Sportlerpaar. Die jeweils „Blinden“ rollen sich
nun einen Ball mit Glöckchen (Goalball,
Torball, Klingelball) abwechselnd zu. Zur
Orientierung ruft der Kniende vor dem
Abrollen des Balls kurz seinen Namen.
Der Ball darf nur gerollt werden. Der sehende Assistent unterstützt den Nichtsehenden, indem er sagt, ob der Ball
eher rechts oder links angerollt kommt
und er holt die Bälle, die nicht gestoppt
werden konnten. Bei dem Versuch, die
anrollenden Bälle zu stoppen, darf die
Turnmatte nicht verlassen werden. Nach
einer festgelegten Zeit werden die Rollen
getauscht.
Geht wieder zu zweit zusammen, einer
von euch hat die Augen verbunden.
Dieses Kind bleibt nun auf der einen Seite der Sporthalle stehen. Der „Sehende“
entfernt sich ein Stück, an seinem neuen
Standort gibt er ein akustisches Signal,
zum Beispiel durch Klatschen. Der andere von euch mit den verbundenen Augen soll nun nur nach Gehör zu seinem
Partner laufen.
Achtet darauf, dass sonst niemand auf
der Laufbahn steht. Nach einigen Versuchen tauscht ihr die Rollen.
Wie war es für euch, nur nach Gehör
zu laufen? Beschreibt eure Erfahrungen!
Goalball
Wie war es
für euch, den
Ball „blind“
abzuwerfen
und nur nach
Gehör zu
stoppen? Beschreibt eure
Erfahrungen!
Goalball ist ein Ballspiel für Sportler, die
nicht sehen können. In dem Spielball
gibt es kleine Glöckchen, sodass der
Ball „zu hören“ ist. Die Spieler der einen
Mannschaft versuchen, den Ball mit den
Händen in das Tor der anderen Mannschaft zu rollen, die eben dies zu verhindern und den Ball zu stoppen versucht,
111
Olympia ruft: Mach mit!
Rollbrettball
Oder ihr spielt mit einem „beweglichen“
Ziel. Hierbei steht ein Mitspieler der
eigenen Mannschaft auf einem kleinen
Kasten und hält einen Reifen in der
Hand. Der Mitspieler darf den Reifen so
bewegen, dass dem jeweiligen Werfer
ein Treffer leichter fällt. Der Ball darf
aber nur von den Spielern gepasst und
geworfen werden, die auf dem Rollbrett sitzen. „Ballspieler“ und „Schieber“
wechseln nach einiger Zeit die Rollen.
Jede Mannschaft muss nun versuchen,
möglichst viele „Körbe“ zu werfen, während die gegnerische Mannschaft versucht, dies zu verhindern.
Rollstuhlbasketball ist bei den Zuschauern eines der beliebtesten Mannschaftsspiele bei den Paralympics.
Schnell und dynamisch fahren die Spieler auf dem Platz hin und her und versuchen Körbe zu werfen. Ein ähnliches
Spiel könnt ihr auch ausprobieren.
Wie hat euch das Spiel gefallen?
Musstet ihr spezielle Regeln einführen? Wie hat das Zusammenspiel
innerhalb der Mannschaften funktioniert und wie das gemeinsame
Bewegen der Paare?
Bildet zwei Mannschaften. Innerhalb
eurer Mannschaft bildet ihr Paare. Jeweils einer setzt sich auf ein Rollbrett,
der andere steht dahinter und schiebt.
Jede Mannschaft versucht nun, einen Ball (z. B. einen volleyballgroßen
Softball) in ein Ziel zu werfen. Hierfür
kann ein kleiner Kasten, der mit seiner
Öffnung nach oben auf einem großen
Kasten liegt, verwendet werden.
112
Olympia ruft: Mach mit!
Schüler interviewen Sportler
Timo ist 14 Jahre alt und möchte Profi im Rollstuhlbasketball werden
Wir fragen Timo, wie er mit seiner Behinderung umgeht und
wie er sein großes Ziel erreichen möchte.
Wie viele Jahre spielst du schon Rollstuhlbasketball?
Ich spiele Rollstuhlbasketball schon fünfeinhalb Jahre.
Was bedeutet dir dein Sport?
Der Sport bedeutet mir sehr viel und er macht mir sehr viel Spaß.
Hast du bestimmte Ziele beim Rollstuhlbasketball?
Ja, ich möchte gerne in die Bundesliga kommen und Profi werden. Ich trainiere dafür in einer Mannschaft,
in der ich mit Abstand der Jüngste bin.
Kannst du erklären, warum du im Rollstuhl sitzt?
Ich sitze von Geburt an im Rollstuhl, weil ich einen
„offenen Rücken“ habe (Spina Bifida). Die Nerven,
die in mein Bein gehen, sind teilweise geschädigt.
Bist du manchmal traurig, dass du im Rollstuhl sitzt?
Nein, weil es für mich normal ist, im Rollstuhl zu sitzen – so wie bei anderen Laufen normal ist.
Wirst du in der Schule von den anderen Kindern und
Lehrern besonders behandelt?
Ja, sie meinen immer, mir helfen zu müssen.
113
Olympia ruft: Mach mit!
Müssen sie das denn?
Manchmal ja, aber nicht immer. Zum Beispiel räumen sie schnell einen Stuhl zur Seite, wenn er im Weg steht. Wenn ich es aber alleine schaffe, dann will ich es auch selber versuchen.
Was wünschst du dir von anderen
Kindern, von deinen Freunden?
Dass sie mich ganz normal be-
handeln.
Wenn du einen Wunsch frei hättest,
was würdest du dir wünschen?
Ich wünsche mir, dass ich weltbe-
rühmt werde oder Dirk Nowitzki in Dallas persönlich treffe.
© Timo Gäking
Werde selbst zum Sportreporter und
interviewe einen Sportler aus deiner
Nähe, vielleicht auch eine Freundin
oder einen Freund von dir!
Was ist ihr Lieblingssport und was
bedeutet er ihnen? Was für Ziele
haben sie im Sport? Wie trainieren
sie dafür? Finde weitere interessante
Fragen!
114
Olympia ruft: Mach mit!
„Circassian Circle“ – „Fröhlicher Kreis“
Ein englischer Kreistanz
Der „Circassian Circle“ ist ein aus englischer Überlieferung stammender,
leicht zu erlernender Volkstanz, der
inzwischen in vielen Ländern verbreitet
ist.
Aufstellung: Paarweise (Hand in
Hand) auf einer Kreisbahn, Blick zur
Kreismitte
Variante 1: Tanz mit festen Partnern
Teil
Takt
A
1
2
3, 4
5
6
7
8
Zählzeit Bewegungsausführung
Rechter Fuß beginnt, alle gehen
1 – 4 3 Schritte vorwärts zur Kreismitte,
linker Fuß stellt an, Hände werden
kopfhoch geschwungen.
Linker Fuß beginnt, 3 Schritte rück5 – 8 wärts, rechter Fuß stellt an,
Hände schwingen wieder zurück.
9 – 16 Wiederholung Takt 1 und 2.
Die Mädchen gehen 4 Schritte vorwärts zur Kreismitte – auf Zählzeit
17 – 20 (ZZ) 4 linken Fuß beistellen und
einmal in die Hände klatschen.
21 – 24 4 Schritte rückwärts auf den Platz.
Die Jungen gehen 4 Schritte vor25 – 28 wärts zur Kreismitte – auf ZZ 4 ½
Drehung links (um die linke Schulter) und linken Fuß beistellen.
29 – 32 4 Schritte vorwärts zur Aufstellung
gegenüber dem Mädchen.
115
Kurzbeschreibung
vor re, li, re, li tap
rück li, re, li, re tap
Wiederholung
vor re, li, re, li, re
tap und klatsch
rück re, li, re, li, re tap
vor re, li, re, li, drehen und re tap
vor li, re, li, re, li tap
Olympia ruft: Mach mit!
Teil
B
C
Zählzeit Bewegungsausführung
1 – 16 Rechte Arme einhaken, 8 Hüpfer
im Uhrzeigersinn
Promenadenaufstellung paar13 – 15 1 – 12 weise (Mädchen außen, Jungen
innen), 12 Schritte gegen den
Uhrzeigersinn, rechts beginnt.
Mit 4 Schritten zur Kreisaufstel13 – 16 lung, alle nehmen sich an die
16
Hand.
Takt
9 – 12
Kurzbeschreibung
Hüpfer re, li, re, li,
re, li, re, li,
vor re, vor …..
zurück zum Kreis
Tanz beginnt sofort wieder von Anfang an.
Variante 2: „Mixer“
Es wird in fünf Kreisen getanzt. Die
Kinder tragen Tücher, T-Shirts oder
Kappen in den olympischen Farben.
Aufstellung der Kreise entsprechend
den Olympischen Ringen.
© Renate Schönberger
Teil A: Takt 1 – 7 wie oben
Takt 8: Die Jungen bzw. Kinder mit Nummer 2 ge-
hen nicht zur eigenen Partnerin, sondern schräg nach rechts zur neuen Partnerin.
Teil B und C: Wird mit dem neuen Partner wie oben getanzt.
Variante 3: Tanzvorführung im Rahmen eines olympischen Projekts
116
Olympia ruft: Mach mit!
Mach dich fit
fürs Rechnen
Fitmacherdrink
Zutaten für sechs Gläser:
Zubereitung:
•
•
•
•
•
Zitronen und Orangen auspressen,
Kiwis und Äpfel schälen und in kleine
Stücke schneiden. Fruchtstücke mit
dem Mixstab pürieren, Saft zum
Fruchtmus geben und mit Honig süßen.
2 Zitronen
4 Orangen
6 Äpfel
4 Kiwis
2 Esslöffel Honig
1. In der Klasse von Lena und Maxi sind 24 Kinder. Jedes Kind soll ein Glas Saft bekommen.
Wie viel Obst (Äpfel, Zitronen, Kiwis, Orangen) muss besorgt werden?
3. Lena und Maxi benötigen für die Zubereitung des Fitmacherdrinks
20 Min. Wann müssen sie beginnen, damit der Drink pünktlich um acht Uhr serviert werden kann?
2. Die Zutaten für sechs Gläser kosten vier Euro. In der Klassenkasse sind 20 Euro. Reicht das Geld?
4. Das Doppelte und die Hälfte.
Ergänze die unten stehende Tabelle!
9 Äpfel
18 Äpfel
8 Orangen
4 Bananen
6 Zitronen
Finde auch selbst Fragen und rechne!
119
10 Kiwis
Olympia ruft: Mach mit!
Kinder
von
Rainer Schnurre
Wenn Kinder mit roter Hautfarbe
und Kinder mit schwarzer Hautfarbe
und Kinder mit weißer Hautfarbe
und Kinder mit gelber Hautfarbe
zusammen spielen,
dann streiten sie sich schon mal
um einen Ball, eine Puppe,
oder wer erster ist,
aber wir Kinder vertragen uns
immer wieder.
Wir Kinder
mit der weißen Haut
sind nicht die einzigen Kinder
auf der Erde.
Wir Kinder
mit der schwarzen Haut
sind nicht die einzigen Kinder
auf der Erde.
Wir Kinder
mit der gelben Haut
sind nicht die einzigen Kinder
auf der Erde.
Wir Kinder
mit gelber, roter, weißer und
schwarzer Hautfarbe.
Auch wenn wir uns einmal streiten,
wir vertragen uns immer wieder,
Wir Kinder
mit der roten Haut
sind nicht die einzigen Kinder
auf der Erde.
wir Kinder auf der ganzen Welt.
Wir sind alle gleich.
meinsam einen Friedensbaum und
hängt eure Lösungsmöglichkeiten
an den Baum! Vielleicht findet ihr im
Laufe der Zeit noch weitere Formen
der Problemlösung!
Wie ist es bei euch in der Klasse,
wie verhaltet ihr euch bei einem
Streit und welche Lösungsmöglichkeiten findet ihr? Schreibt eure Ideen
auf eine Friedenstaube, bastelt ge120
Olympia ruft: Mach mit!
Eierschalenmosaik
Olympische Motive aus Eierschalen
Anregungen und Kopiervorlagen finden sich auf der
DOA-Homepage.
Benötigt werden:
• Grundplatte aus dünnem Sperrholz oder Karton (DIN-A5- oder DIN-A4-Format)
• Eierschalen (weiß oder eingefärbt – je nach Motiv)
• Kleber
• Bleistift
• Filzstifte oder Wasserfarben
• Eventuell Pinzette
• Eventuell Transparentlack
© Helmut Lange
Arbeitsschritte:
• Das Motiv mit einem Bleistift auf eine Sperrholzplatte oder einen Karton zeichnen.
• Die Schalenhaut der gesammelten Eierschalen
entfernen und die Eierschalen in kleine Teile
zerbrechen.
• Die Mosaikteile auf die Vorlage kleben. Die Schalen-
innenseite als Klebefläche nutzen.
• Wenn weiße Eierschalen verwendet wurden, kann das Motiv mit Filzstiften oder Wasserfarben bunt an-
gemalt werden.
• Abschließend noch Transparentlack auftragen und fertig ist das Eierschalenmosaik!
121
Olympia ruft: Mach mit!
© Helmut Lange
Olympiamosaik
Wir stellen ein olympisches
Wandbild aus Fliesen her.
Anregungen und Kopiervorlagen für
unterschiedliche Motive finden sich auf
der DOA-Homepage.
Dazu benötigen wir:
• Wandfliesen in gleicher Stärke und verschiedenen Farben (je nach
Motiv)
• Sperrholz oder Spanplatte, (Größe und Stärke je nach Motiv)
• Holzleim (als Fliesenkleberersatz)
• Fugenbunt/Fugenweiß (je nach
Motiv)
• Holzrahmen (Hausmeister bei der Herstellung mit einbeziehen)
• Aufhänger
• Hammer
• Schutzhandschuhe und -brille
• Gummimatte (wenn möglich)
• Gummirakel
• Schwamm
• Bleistift
• Tageslichtprojektor/Beamer
•
•
•
Arbeitsschritte:
• Ein Motiv auswählen und eine ent-
sprechende Folie herstellen oder kopieren.
• Das Motiv auf das Holzbrett übertra-
gen (Tageslichtprojektor/Beamer).
• Erst die Schutzhandschuhe und
-brille anziehen und dann die Flie-
sen mit einem Hammer in kleine
Teile zerschlagen, wenn möglich, eine Gummimatte auf die Fliesen legen.
Die Fliesenteile nun entsprechend dem Motiv mit dem Holzleim auf die Holzplatte aufkleben und anschlie-
ßend mit Hilfe der Gummirakel verfu-
gen.
Eventuell rahmen und, ggf. mit Hilfe des Hausmeisters, im Klassenraum aufhängen.
Da die Bilder schwer werden können, sollte auf eine sichere Wandbefesti-
gung geachtet werden. Fertig ist das selbstgemachte Olympiamosaik!
Auf diese Weise kann der Klassenraum
mit unseren olympischen Kunstwerken
verschönert werden.
122
Olympia ruft: Mach mit!
Läufer-Relief
Ein Relief als Gruppenarbeit
In Gruppenarbeit soll ein Läufer-Relief hergestellt werden. Die Schüler sollten mit der
Laubsäge umgehen können. Das Relief
lässt sich in arbeitsteiligem Verfahren an
einem Vormittag herstellen.
Dazu benötigen wir:
• Karton
• Tischler- oder Sperrholzplatte (80 cm x 40 cm x 1,8 cm)
• Kopiervorlagen (stehen auf der DOA-
Homepage zur Verfügung)
• Sperrholz für den Läufer (4 mm)
• Holzleiste (3 cm x 1 cm)
• Abtön- oder Plakafarbe
• Laubsäge und Sägeblätter
• Schmirgelpapier
• Pinsel
• Holzleim
© Helmut Lange
Arbeitsschritte:
• Die Schablone eines Läufers
aus Karton herstellen.
• Mit Hilfe der Schablone mehrere
Läufer auf das Sperrholz zeichnen und dann jeweils aussägen.
• Die Rohlinge nun schleifen und bema-
len, eventuell auch mit Klarlack behan-
deln.
• Die Abstandsleisten in entsprechender Länge und Anzahl zuschneiden, danach auf der Grundplatte platzieren und fest-
leimen.
123
Olympia ruft: Mach mit!
Auf der Rückseite der Grundplatte nun die Aufhängeösen anbringen und die Vorderseite der Grundplatte anmalen.
Wenn die Läufer auf die Abstandhal-
ter geklebt sind, kann das Relief auf-
gehängt werden.
© Helmut Lange
•
•
124
Olympia ruft: Mach mit!
Suchrätsel
Olympische Sportarten
In diesem Suchrätsel sind senkrecht, waagerecht und diagonal
26 olympische Sportarten versteckt (Hinweis: ß = SS).
Folgende Sportarten findest du im Suchrätsel: BADMINTON, BASKETBALL,
BOGENSCHIESSEN, BOXEN, FECHTEN, FUSSBALL, GEWICHTHEBEN,
HANDBALL, HOCKEY, JUDO, KANU, LEICHTATHLETIK, MODERNERFÜNFKAMPF, RADSPORT, REITEN, RINGEN, RUDERN, SCHIESSEN,
SCHWIMMEN, SEGELN, TURNEN, TAEKWONDO, TENNIS, TISCHTENNIS,
TRIATHLON, VOLLEYBALL
Tipp: Streiche die Wörter durch, wenn du sie gefunden hast!
125
Olympia ruft: Mach mit!
Olympia-Quiz
Richtig oder falsch? Kreuze den jeweiligen Lösungsbuchstaben an und trage
ihn unten ein. Wie lautet dann das Lösungswort?
Nr.
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
Fragen
Die Olympischen Spiele der Antike fanden in Athen statt.
Die antiken Olympischen Spiele wurden zu Ehren des
Göttervaters Poseidon veranstaltet.
Der Begründer der modernen Olympischen Spiele hieß
Pierre de Coubertin.
Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit bekamen die Sieger und Zweitplatzierten jeweils eine Medaille. Die Drittplatzierten gingen leer aus.
Tauziehen war bei den Sommerspielen 1908 in London
eine olympische Disziplin.
In London finden 2012 bereits zum dritten Mal Olympische Spiele statt.
Bis 1980 durften nur Amateure an Olympischen Spielen
teilnehmen.
Die Olympischen Ringe haben die Farben blau, schwarz,
braun, grün und rosa.
Das Motto der Olympischen Spiele heißt: „Siegen um
jeden Preis“.
Bei der Eröffnungsfeier verspricht ein Athlet, stellvertretend für alle, ein regelgerechtes und ehrenvolles Auftreten und den Verzicht auf Doping.
Die Olympischen Sommerspiele werden alle zwei Jahre
ausgetragen.
Das Maskottchen der Olympischen Spiele von London
hat die Form einer Teekanne.
Der Fluss Themse fließt durch London.
Manchester ist die größte Stadt Englands.
Das Lösungswort heißt: _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _
126
Richtig Falsch
O
G
L
R
O
Y
ß
P
B
I
R
A
I
S
I
T
E
A
N
G
E
N
M
I
E
O
R
N
Hiermit verleihen wir
Klasse
für die erfolgreiche Teilnahme
am Olympia-Wettkampf diese Urkunde
Olympia-Jahr 2012
Schulleitung
127
Olympia ruft: Mach mit!
Literaturhinweise
und Internetadressen
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www.deutsche-schulsportstiftung.de
www.sportmuseum.de
www.olympic.org
www.london2012.com
www.blinde-kuh.de
www.kindercampus.de
www.kindernetz.de
www.sportunterricht.de
www.weltmusik-fuer-kinder.de/portal/