vergleich von OeCd-daten durch die iaas: deutschlands Op

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vergleich von OeCd-daten durch die iaas: deutschlands Op
BAO
Ausgabe 32 | April 2014 | www.operieren.de
Mitteilungen des Bundesverbandes Ambulantes Operieren BAO e. V.
Vergleich von OECD-Daten durch die IAAS:
Deutschlands OP-Statistik ist mangelhaft !
Die Erfassung der ambulanten und stationären Operationsfälle in
Krankenhäusern und Tageskliniken ist dringend zu verbessern.
Von Prof. Jost Brökelmann
Zusammenfassung:
Einleitung
Die International Association for Ambulatory Surgery (IAAS)
Die Basisdaten der deutschen Operationsstatistiken stam-
hat erneut einen internationalen Vergleich ambulant und
men aus Abrechnungsdaten, so zum Beispiel die DRG- [1, 2]
stationär durchgeführter Operationen veröffentlicht.
und K2-Statistik [3]. Es werden also keine Daten aus einer
eigens geführten Operationsstatistik herangezogen, wie
Methodik:
es früher bei den sogenannten OP-Büchern der einzelnen
Basis für den Vergleich waren die Kriterien der Organisa-
Krankenhäuser der Fall war; letztere dienten der Qualität
tion für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
der Versorgung. Bei der Nutzung von Abrechnungsdaten
(OECD), also OP-Fälle und Einteilung derselben in stationäre
handelt es sich also um eine Sekundärnutzung vorhandener
Fälle, Tagesfälle und ambulante OP-Fälle. Die KBV stellte die
Daten, die eine besonders sorgfältige Evaluierung erfordern.
nötigen Daten für 37 Vergleichsoperationen zur Verfügung.
In Deutschland werden alle stationär durchgeführten OperaErgebnisse:
tionen unabhängig vom Versichertenstatus der Patienten
Bislang fehlten bei den OECD-Daten alle ambulanten
nach DRG abgerechnet [4]. Aus diesen Abrechnungsdaten
­Operationen aus dem vertragsärztlichen und privatärzt-
wurden bislang für die Darstellung der Operationshäufigkeit
lichen Bereich. Dadurch war es etwa möglich, dass die
große Mehrheit aller Kataraktoperationen aus Deutschland
in der OECD-Statistik nicht erschien. Nach Berücksichtigung
der neuen Daten für den EBM-Abrechnungsbereich fällt
Deutschland durch eine hohe Rate von Operationen bezogen auf 100.000 Einwohner und besonders niedrige Raten
ambulanter Operationen auf.
Schlussfolgerungen:
Die niedrige Rate ambulanter Operationen ist wahrscheinlich durch eine im internationalen Vergleich beschämend
Inhalt
BAO Präsidium
Vergleich von OECD-Daten: Deutschlands OP-Statistik ist mangelhaft ! 1
BAO Positionen
Bundeskongress Chirurgie: Bleibt das Patientenwohl auf der Strecke ? 7
DGUV und PKV: Verlässliche Partner für das Ambulante Operieren ?
10
BAO Recht
Höchstrichterliche Bestätigung für Politik gegen freiberufliche Ärzte 12
BAO Qualität
Patientensicherheit: Anästhesie als unliebsamer Kostenfaktor
14
niedrige Vergütung verursacht. Eine Reform der Vergütung
Ambulante Kinderchirurgie: Beste Versorgung für kleine Patienten
16
des Ambulanten Operierens ist dringend erforderlich.
BAO Partner
Außerdem sollte in Deutschland eine gesetzliche Grundlage
Krankentagegeldversicherung für Ärzte und Zahnärzte
für eine nationale Operationsstatistik nach internationalem
BAO Regional
Standard geschaffen werden.
AOP-Kurse für MFA: Sonderkonditionen für BAO-Mitglieder
Fortsetzung auf Seite 2
18
19
BAO Präsidium
die Zahl der operativen Prozeduren veröffentlicht [5]. Nach
Außerdem fehlen bevölkerungsbezogene Daten, unter
den deutschen Kodierrichtlinien sind für die Abbildung
anderem die Zahl der Eingriffe pro 100.000 Einwohner, die
komplexer Eingriffe und Teilmaßnahmen alle signifikanten
für eine solide Gesundheitsplanung unerlässlich sind, sowie
operativen Eingriffe und medizinische Prozeduren, die vom
die Angaben zur Häufigkeit der einzelnen Operationsarten,
Zeitpunkt der Aufnahme bis zur Entlassung erfolgen und
das heißt, wie viele der Operationen ambulant und wie
im amtlichen Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS)
viele stationär durchgeführt wurden. Es gibt allerdings zwei
abbildbar sind, von den Krankenhäusern zu verschlüsseln.
Fortschritte aus dem vergangenen Jahr zu vermelden:
Da jedoch im Durchschnitt rund zwei operative Prozeduren
pro Patient, sprich pro Fall, nachgewiesen werden, liegt
1. Im Jahre 2013 gab es erstmals seit 2004 mit Hilfe der
die Zahl der operierten Fälle etwa um die Hälfte niedriger
IAAS fallbezogene Daten von der KBV für 37 ambulante
als die veröffentlichte „Zahl der Operationen“. Auf diese
Operationen [8]. Dies sind die 37 Operationen des IAAS-
Tatsache wurde mehrfach hingewiesen [6,7].
Korbs (basket) ambulanter Operationen, der alle zwei
Jahre von der IAAS zusammen gestellt wird.
Ambulant nach § 115b SGB V abgerechnete Operationen
2. Für vollstationär durchgeführte Operationen werden
werden in der K2-Statistik nicht nach Prozeduren, sondern
im Rahmen der OECD-Daten für Deutschland erst-
nach Fällen, also behandelten Patienten, abgerechnet. Die
malig seit 2011 rückwirkend bis 2005 nicht mehr
K2-Statistik liefert demnach schon fallbezogene Daten. Für
maß­nahmen-, sondern fallbezogene Informationen
eine bundesweite Gesamtstatistik fehlen insbesondere alle
ver­öffentlicht [9].
Operationsdaten aus dem vertragsärztlichen Bereich (EBM
der KBV), alle Daten aus der Gesetzlichen Unfall­versicherung
Mit den jetzt von der KBV zur Verfügung gestellten Daten
sowie alle Daten von privatärztlich abgerechneten ambu-
konnte Deutschland wieder am internationalen Vergleich
lanten Operationen.
der 37 Standard-Operationen der IAAS teilnehmen.
Tabelle 1: Zahl der OP-Fälle in verschiedenen chirurgischen Einheiten, Deutschland 2011
Stationäre OP-Fälle
Die meisten Krankenhäuser, sog. DRG-Krankenhäuser
(Quelle: OECD-Statistik)
  6.962.712 1
Krankenhäuser der Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)
keine Statistik verfügbar
  k. A.
  6.962.712
Summe der stationären OP-Fälle
Ambulante OP-Fälle
Ambulante Operationen am Krankenhaus
(Quelle: K2-Statistik)
  1.864.222
Ambulante OP-Fälle
(Quelle: EBM-Statistik)
  3.921.978
keine Statistik verfügbar
   578.620
(laut Angaben der DGPRÄC 2012)
   138.500
Ambulante Operationen von Privatpatienten
Schätzung aufgrund des 10 %-Bevölkerungsanteils Privatversicherter
Kosmetische Chirurgie
Ambulante OP-Fälle aufgrund von Privatverträgen mit Krankenkassen
(IV-Verträge u. a.)
Ambulante OP-Fälle der Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV)
Keine Statistik verfügbar
  k. A.
keine Statistik verfügbar
  k. A.
Summe der OP-Fälle in Krankenhäusern und Tageskliniken
  6.493.320
Summe aller OP-Fälle (ambulant und stationär)
13.456.032
Prozentsatz Ambulantes Operieren
< 50 %
1 Statistisches Bundesamt, Schreiben vom 28.03.2013
BAO Depesche | Ausgabe 32 | April 2014
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Methodik
Impressum
Es wurden folgende OECD-Definitionen [10] benutzt:
BAO Depesche
Organ des Bundesverbandes Ambulantes Operieren (BAO)
1. OP-Fall. Nur ein Prozeduren-Code pro Prozeduren­Kategorie pro Fall.
2. Stationäre Fälle. Formal im Krankenhaus auf­
genommen, dort wenigstens eine Nacht verbracht.
3. Tagesfälle. Formal im Krankenhaus aufgenommen,
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt
Bundesverband Ambulantes Operieren (BAO) e. V.
Sterntorbrücke 1, 53111 Bonn
Tel.: 0228 692423, Fax: 0228 631715
[email protected]
www.operieren.de
am selben Tag entlassen.
4. Ambulante OP-Fälle. Nicht in einem Krankenhaus
aufgenommen. Operationen werden außerhalb eines
Krankenhauses in einer Tagesklinik oder einer NotfallAmbulanz des ambulanten Sektors durchgeführt.
Verlag, Anzeigen und Vertrieb
VMK Verlag für Medizinkommunikation GmbH
Deichstraße 6, 25335 Elmshorn
[email protected], www.vmk-online.de
Redaktionsleitung
Antje Thiel
Die fallbezogene Zahl der stationären operativen Eingriffe
Tel.: 04121 7007676, Fax: 04121 7007677
für das Jahr 2011 wurde aus der DRG-Statistik entnommen
[email protected]
[11], die Zahl der ambulanten Operationen am Kranken-
Anzeigenleitung
haus aus der K2-Statistik [3]. Die fallbezogenen Daten zu
Kirstin Reese
37 ambulanten Operationen aus dem vertragsärztlichen
Tel.: 040 97078360, Fax: 040 97078361
Bereich (EBM) hat die IAAS von der KBV auf Anforderung
[email protected]
erhalten. Ebenso erhielt der BAO die Gesamtzahl der ambu-
Schriftleitung
lanten Operationen nach EBM von der KBV.
Dr. Jörg Hennefründ, Oldenburg
Die Operationszahlen aus privatärztlicher Behandlung
Grafik und Layout
wurden auf Basis eines zehnprozentigen Anteils der Privatversicherten an der Gesamtbevölkerung hochgerechnet.
Die Zahlen für kosmetische Operationen stammen aus
einer Umfrage der Deutschen Gesellschaft der Plastischen,
Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) [12].
(BAO-Pressereferent)
Stefan Behrendt, bbpm Mediendesign
Schaapkamp 9 a, 22927 Großhansdorf
Tel.: 04102 2177223, Fax / UMS: 0322 24130986
[email protected], www.bbpm.de
Druck
Strube Druck & Medien OHG
Keine Operationszahlen erhielten wir von der Gesetz-
Stimmerswiesen 3, 34587 Felsberg
lichen Unfallversicherung (DGUV) und zu Selektivverträgen
Tel.: 05662 94 87-0, Fax: 05662 9487-288
­zwischen Vertragsärzten und Krankenkassen.
[email protected], www.ploch-strube.de
Haftung
Ergebnisse
Zahl der Operationen in Deutschland: In Tabelle 1 ist
Verlag, Herausgeber und Redaktion können trotz sorgfältiger
Prüfung keine Haftung für die Richtigkeit der Veröffentlichung
übernehmen. Mit Namen gekennzeichnete Beiträge geben
die Zahl der Operationsfälle in Deutschland aus verschie-
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der Leser
denen Statistiken zusammen gestellt. Die durchschnittliche
und Anwender ist verpflichtet, insbesondere Dosierungs­
Rate von ambulanten Operationsfällen ist mit 50 Prozent
angaben und Applikationsformen im Einzelfall selbst auf ihre
Richtigkeit zu überprüfen.
auf­fallend niedrig im Vergleich zu anderen Industriestaaten,
in denen diese Raten 80 bis 93 Prozent erreichen [13].
Urheberrechte
Alle in dieser Depesche erscheinenden Beiträge sind urheber­
rechtlich geschützt und dürfen nur mit ausdrücklicher
Operationszahlen im internationalen Vergleich: Sechs
­Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form vervielfältigt
europäische Länder erfüllten die Kriterien der OECD nach
werden.
fallbezogenen Daten und konnten somit miteinander
Druckauflage und Erscheinungsweise
­ver­glichen werden [8]: Tabelle 2 zeigt die Häufigkeit ambu-
1.500 Exemplare, erscheint dreimal pro Jahr.
lanter Operationen pro 100.000 Einwohner, Tabelle 3 die
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Häufigkeit ambulanter Operationen im Vergleich zu statio-
abgerechneten Kataraktfälle sind in den 78 Prozent noch
närer Versorgung. Deutschland hat eine hohe Operations-
nicht enthalten. Die Fehlerquote dürfte deshalb eher um
häufigkeit pro Einwohner (orange markiert in Tabelle 2) und
86 Prozent liegen.
eine auffallend niedrige Rate an ambulant durch­geführten
Operationsfällen (orange markiert in Tabelle 3).
Konsequenzen aus der vorliegenden OP-Statistik:
Diskussion
1. In Zukunft sollten für internationale Studien nur noch
Datenerfassung: Die veröffentlichte Statistik der IAAS
fallbezogene Statistiken nach OECD-Kriterien erstellt
zeigt, dass bei Zugrundelegung der OECD-Kriterien die
werden.
untersuchten Gesundheitssysteme gut miteinander ver­
2. Die KBV sollte fallbezogene Daten für alle nach EBM
glichen werden können. Die Ergebnisse laden zu Diskus­
abgerechneten Operationsarten veröffentlichen und an
sionen innerhalb der nationalen Gesundheitssysteme ein
die OECD weiterleiten.
und werden letztendlich zu Verbesserungen führen.
3. Die PKV sollte ebenfalls eine fallbezogene Statistik über
ambulante Operationen einschließlich der kosmetischen
Operationen erstellen und veröffentlichen.
Bei den Angaben aus Deutschland führte das Fehlen der
vertragsärztlichen Operationsfälle nach EBM dazu, dass
4. Auch die Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) sollte
etwa bei den Kataraktfällen im Jahre 2011 nur 137.052 Fälle
Statistiken veröffentlichen, sofern die Operationen nicht
der OECD gemeldet und die 625.922 Fälle aus dem vertrags-
bei der Krankenhausstatistik berücksichtigt werden.
und belegärztlichen Bereich nicht berücksichtigt wurden.
5. Die Krankenkassen sollten eine OP-Statistik der Opera­
Damit fehlten bei den OECD-Zahlen für Deutschland 78 Pro-
tionen und Prozeduren veröffentlichen, die unter
zent aller Kataraktfälle und mehr, denn alle privatärztlich
anderem im Rahmen von Selektivverträgen erfolgten.
Tabelle 2: Häufigkeit verschiedener Operationen im internationalen Vergleich
England
Finnland
Deutschland
Schottland
Schweden
Dänemark
53,01
5,43
82,03
5,25
9,51
5,57
Katarakt-Operation
636
789
930
661
824
  813
Tonsillektomie
  86
168
201
  32
  81
   88
Nasenplastik
   3
  42
312
   2
  40
   46
Chirurgische Zahnentfernung
207
  39
137
  95
  58
   43
Ausschabung der Gebärmutter
100
  45
148
115
190
  161
Knie-Arthroskopie
  18
  42
476
k. A.
  62
   41
Bevölkerung in Millionen
Arthroskopische Meniskus-Operation
196
223
364
k. A.
140
  173
Metallentfernung Knochen
  65
  90
270
  54
206
  259
Karpaltunnelsyndrom
  98
136
242
  94
  36
   69
Brustknoten
  41
  64
119
  28
  75
   99
Dupuytren-Operation
  19
  27
163
  23
   2
  0,6
Cholezystektomie laparoskopisch
125
127
k. A.
  88
114
   92
Leistenbruch
140
205
260
115
172
  157
Koloskopie mit oder ohne Biopsie
595
  35
422
k. A.
668
1604
Kolonpolypentfernung
209
   1
147
k. A.
  87
  113
Varizen-Operation
  25
  79
238
  36
  94
  185
Auswahl: Mindestens 97.000 Operationen pro Jahr in Deutschland. Häufigkeit bezogen auf 100.000 Einwohner nach den neuen Kriterien der OECD
orangefarben = häufigste Operation
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6. In Deutschland sollte eine gesetzliche Grundlage
für eine bundesweite Operationsstatistik nach inter­
BAO-Ehrenpräsident
nationalem Standard geschaffen werden.
Tel.: 0228 692423
Sterntorbrücke 1, 53111 Bonn
Fax: 0228 631715
7. Um in den Abrechnungsdaten den Fallbezug herstellen
[email protected]
zu können, sollte von den Operateuren die Haupt­
prozedur der jeweiligen Operationsart benannt werden,
Prof. Jost Brökelmann
wie es bis 2004 üblich war.
Fragen zur Häufigkeit der Operationen in ­Deutschland:
heißt nur zu durchschnittlich 25 Prozent der DRG-Vergütung
Das Bundesgesundheitsministerium lässt zurzeit über­
[14, 15]. Dieses gilt sowohl für das Krankenhaus als auch
prüfen, ob und aus welchen Gründen in Deutschland
für ­spezialisierte Arztpraxen (Praxis-, Tageskliniken, MVZ,
zu viel operiert wird. Für diese Prüfung dürften die jetzt
AOZ, etc.).
­vorgelegten Daten von Bedeutung sein.
Im Gegensatz zu Deutschland gewähren viele andere
Zur Frage der niedrigen Raten ambulant durch­
Länder eine gleich hohe Vergütung der Operationsleis-
geführter Operationen: Der Hauptgrund für die niedrige
tung – unabhängig davon, ob die Operation nun ambulant
Rate ambulanter Operationen in Deutschland ist aus Sicht
oder stationär durchgeführt wird. Falls aus medizinischen
der Operateure und Anästhesisten die zu niedrige Vergü-
Gründen eine stationäre Versorgung notwendig ist, werden
tung ambulanter Operationen und Anästhesien: Ambulante
die Kosten für die Betreuung im Krankenhaus zusätzlich
Operationen werden nämlich in Deutschland so niedrig
vergütet. Die Folgen dieser schlechten Vergütung sind in
vergütet wie in keinem anderen verglichenen Land, das
Deutschland:
Tabelle 3: Rate ambulanter Operationen im internationalen Vergleich
England
Finnland
Deutschland
Schottland
Schweden
Dänemark
53,01
5,43
82,03
5,25
9,51
5,57
Katarakt-Operation
98 %
99 %
80 %
96 %
98 %
99 %
Tonsillektomie
38 %
70 %
  4 %
29 %
41 %
37 %
Nasenplastik
31 %
65 %
25 %
32 %
62 %
68 %
Chirurgische Zahnentfernung
95 %
90 %
65 %
97 %
95 %
95 %
Ausschabung der Gebärmutter
88 %
69 %
53 %
91 %
75 %
95 %
Knie-Arthroskopie
83 %
83 %
24 %
k. A.
86 %
95 %
Arthroskopische Meniskus-Operation
84 %
94 %
51 %
k. A.
96 %
97 %
Metallentfernung Knochen
64 %
74 %
34 %
74 %
75 %
90 %
Karpaltunnelsyndrom
96 %
93 %
74 %
98 %
93 %
95 %
Brustknoten
60 %
36 %
  7 %
33 %
44 %
53 %
Dupuytren-Operation
82 %
90 %
76 %
77 %
71 %
89 %
Cholezystektomie laparoskopisch
32 %
28 %
k. A.
20 %
22 %
63 %
Leistenbruch
66 %
63 %
14 %
63 %
74 %
82 %
Koloskopie mit oder ohne Biopsie
94 %
19 %
0,3 %
k. A.
86 %
96 %
Kolonpolypentfernung
95 %
12 %
0,2 %
k. A.
89 %
98 %
Varizen-Operation
79 %
85 %
52 %
69 %
94 %
99 %
Bevölkerung in Millionen
Prozentsatz der ambulant durchgeführten Operationen; von der jeweiligen Operationsart müssen mindestens 97.000 Operationen pro Jahr in Deutschland stattgefunden haben
orangefarben = niedrigste Rate ambulanter Operationen
www.operieren.de
BAO Präsidium
»
Im Krankenhaus werden Operationen aus wirtschaft-
Literatur
lichen Gründen eher stationär durchgeführt, da dann bis
1. Statistisches Bundesamt (Destatis): Fallpauschalenbezogene
zu viermal höhere Einkünfte erzielt werden.
»
Niedergelassene Ärzte lassen – ebenfalls aus wirtschaftlichen Erwägungen – viele unzureichend vergütete
Operationen im Krankenhaus operieren. Dadurch kann
das Krankenhaus zwar mehr operieren, jedoch erfolgt
dies hauptsächlich stationär. Dies führt in einen „Teufels­
kreis“ steigender Zahlen stationär durchgeführter
Operationen. Auslöser dieser teuren Entwicklung ist die
zu niedrige Vergütung des Ambulanten Operierens.
Krankenhausstatistik (DRG-Statistik). Operationen und Prozeduren
der vollstationären Patientinnen und Patienten in Kranken­
häusern – ausführliche Darstellung, 25. 10. 2011.
http://tinyurl.com/pmgbccq
2. Operationen und Prozeduren der vollstationären Patientinnen
und Patienten in Krankenhäusern. Gliederungsmerkmale: Jahre,
Behandlungsort, Alter, Geschlecht. http://tinyurl.com/peqj7u3
3. Ambulante Operationen im Krankenhaus bei ­Versicherten
der gesetzlichen Krankenversicherung, Leistungsfälle
(Anzahl). Gliederungsmerkmale: Jahre, Geschlecht, Kassenart,
­Versichertengruppe. http://tinyurl.com/pjczdkh
4. Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik),
Fachserie 12, Reihe 6.4. http://tinyurl.com/qcupwdz
Ausblick
Nur wirtschaftlich berechnete Gebühren, die die entstandenen Kosten in effizient operierenden Einheiten decken,
können gewährleisten, dass es zu einem fairen Wettbe-
5. Zahl der Operationen in Krankenhäusern auf Rekordhoch. Dtsch
Arztebl 24.10. 2013. http://tinyurl.com/mdc4jo6
6. Brökelmann J: Zahl der Operations-Fälle 2006 – es fehlen exakte
Daten. Bundesweite Statistik von Operationen und Prozeduren
werb um Qualität und Effizienz der Betreuung zwischen
wünschenswert. ambulant operieren 2008; 3: 141 – 5.
den verschiedenen Operationseinheiten kommen kann.
http://tinyurl.com/nwerup5
Die wirtschaftlichen Berechnungen der Gebührenordnung
müssten durch ein unabhängiges Institut erarbeitet und
jährlich angepasst werden. Ob die Vergütungen in Form
von ambulanten DRG, wie international üblich und auch im
SGB V vorgesehen, oder als Einzelleistungsvergütung nach
GOÄ berechnet werden, sollte ebenfalls durch unabhängige
Expertise geklärt werden. Über mögliche Konstruktions­
fehler der DRG hat kürzlich Simon berichtet [16].
7. Brökelmann J: Deutschland fehlt eine Operationsstatistik nach
internationalem Standard. Bislang gibt es nur Statistiken einzelner
Institutionen im Rahmen der jeweiligen Abrechnungs­systematik –
das ist eindeutig zu wenig. BAO Depesche 2011; 22. April: 10 – 1.
http://tinyurl.com/olnjwqb
8. Brökelmann J, Toftgaard C: Survey on incidence of surgical
procedures and percentage of ambulatory surgery in 6 European
countries. ambulatory surgery 2013; 19. 4: 116 – 20.
http://tinyurl.com/qhghsd7
9. OECD. Health Care Utilisation: Surgical procedures (shortlist).
http://stats.oecd.org › Statistics › Health › Health Care Utilisation ›
Surgical procedures (Shortlist)
10. OECD. Health Care Utilisation: Surgical procedures (shortlist).
http://tinyurl.com/q9zf8rl
www.vmk-online.de
11. Statistisches Bundesamt. Zahl der „Fälle mit Operationen nach
Kapitel 5, OPS“. Fachserie 12, Reihe 6.4, Tab. 1.1
12. DGPRÄC. Schönheit ist nicht alles! DGPRÄC veröffentlicht Statistik
zu ästhetischen Operationen. Pressemitteilung vom 11. 06.13.
http://tinyurl.com/pj5u7u8
13. Toftgaard C: Day Surgery Activities 2009. International Survey on
Ambulatory Surgery conducted 2011. ambulatory surgery 2012;
17.3: 53 – 63. http://tinyurl.com/pssosmy
BAO Depesche
Online-Archiv
und Aktuelles aus
dem Verlag
14. Lemos P: Financing Day Surgery – An International Perspective.
ambulatory surgery 2012; 18,2: 29 – 38.
http://tinyurl.com/px4xmoh
15. Vescia F: Vergütung ambulant und stationär durchgeführter
­Operationen in Bayern. Angleichung an die Fallpauschalen der
ChirurgenMagazin
DRG erstrebenswert. ambulant operieren 2008; 4: 184 – 6.
http://tinyurl.com/nenrxcp
16. Simon M: Das Deutsche DRG-System – Grundsätzliche
Konstruktionsfehler. Dtsch Arztebl 2013; 110 (39): A 1782 – 6.
VMK Verlag für
Medizinkommunikation GmbH
http://tinyurl.com/qh97qhm
BAO Depesche | Ausgabe 32 | April 2014
BAO Positionen
Bundeskongress Chirurgie:
Bleibt das Patientenwohl auf der Strecke ?
Patienten stehen nicht mehr im Mittelpunkt des Gesundheitswesens,
und auch die ärztliche Kunst gerät zunehmend ins Hintertreffen.
Von Antje Thiel
Vom 21. bis 23. Februar fand in Nürnberg der Bundes­
kongress Chirurgie 2014 statt, der jährlich gemeinsam vom
Medizinjournalistin und
Redakteurin der BAO Depesche
Berufsverband Niedergelassener Chirurgen (BNC), dem
Deichstraße 6, 25335 Elmshorn
Bundes­verband Ambulantes Operieren (BAO) und dem
Fax: 04121 7007677
Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC) ausgerich-
Tel.: 04121 7007676
[email protected]
tet wird.
Antje Thiel
Seit 1992 nur noch Kostendämpfungsgesetze
Bei der Eröffnungssitzung zog BNC-Präsident Dr. Dieter
Haus- und Fachärzte: Weiter gespaltene Lager
Haack, der seine berufliche und berufspolitische Laufbahn
BAO-Präsident Dr. Axel Neumann bemängelte am Koalitions­
Ende 2014 beenden wird, eine Bilanz aus 30 Jahren chirur-
vertrag vor allem, dass er die Spaltung und Zwietracht
gischer Arbeit: „Als ich vor 30 Jahren in die Praxis meines
zwischen Haus- und Fachärzten eher weiter schüren als
Vaters einstieg, war die Welt für uns Ärzte noch in Ordnung.
beenden werde: „Die hausarztzentrierte Versorgung wird
Es gab keine Budgets, und jede Leistung wurde einzeln
weiter gefördert, Fachärzte wiederum werden mit Termin­
vergütet.“
vorgaben gegängelt.“
Mit dem Antritt von CSU-Bundesgesundheitsminister Horst
Gleichzeitig warb Neumann um Solidarität mit dem
Seehofer 1992 habe sich die Situation Schritt für Schritt ver-
Marburger Bund, der sich in einer aktuellen Kampagne
schlechtert: „Ein Kostendämpfungsgesetz jagte das andere,
gegen ein gesetzlich verankertes Streikverbot und für die
immer mehr Abrechnungsziffern wurden in Pauschalen
Gewerkschaftsfreiheit einsetzt: „Der aktuelle Angriff auf
versenkt“, kritisierte Haack. Im Verlauf der vergangenen
die Tarifhoheit ist gefährlich und betrifft unsere Kollegen
Jahre habe er zunehmende staatliche Einflussnahme und
in den Kliniken, die später einmal unsere Praxen überneh-
Zentralisierung sowie eine gleichzeitige Entmachtung der
men sollen.“
ärztlichen Selbstverwaltung beobachten müssen.
Neumann kritisierte darüber hinaus, dass der Einheitliche
„Hinzu kommt die fortlaufende Diffamierung der Ärzteschaft.
Bewertungsmaßstab (EBM) weiterhin das Ambulante
Diffamierung bedeutet laut Wikipedia das Streuen von
Operieren nicht adäquat abbildet: „Mittlerweile wird sogar
Gerüchten und Hetzen gegen den politischen Gegner mit
schon öffentlich zugegeben, dass die Einsparungen, die
dem Ziel, ihn zu ruinieren – und genau das ist es, was die
durch die Verlagerung von Eingriffen vom stationären in den
Kassen und die Politik mit uns niedergelassenen Fachärzten
ambulanten Sektor erzielt werden können, nicht bei uns
im Sinn haben!“, warnte Haack.
landen, sondern bei den Kostenträgern. Das alles stimmt
einen sehr bedenklich.“
Der aktuelle Koalitionsvertrag mache wenig Hoffnung, dass
sich Ärzte künftig wieder auf ihre eigentliche Arbeit und das
Das Heilen von Menschen ist keine Industrie
Patientenwohl konzentrieren können: „Im Koalitionsvertrag
Auch BDC-Präsident Prof. Hans-Peter Bruch warnte vor
ist in Bezug auf das Gesundheitswesen ständig von Qualität
unguten Entwicklungen im Medizinbetrieb: „Das Heilen
die Rede, doch der Politik geht es um einen formalisierten
eines Menschen ist kein Werkstück und keine Industrie,
Qualitätsbegriff, der keinen Raum für Empathie lässt.“
auch wenn uns etliche Institutionen dies glauben machen
www.operieren.de
BAO Positionen
wollen.“ Zu diesen Institutionen zählten zum Beispiel die
Krankenkassen, wie Bruch mit Blick auf den umstrittenen
AOK-Krankenhausreport erklärte: „Da nutzt eine Kasse mit
einem vertrauenerweckenden Lebensbaum im Logo alte
Daten und rechnet sie hoch, um zu skandalisieren und
Ärzten Behandlungsfehler vorzuwerfen.“
Mit diesem Vorgehen werde die AOK ihrem eigenen Quali­
© Thiel
tätsanspruch nicht gerecht, denn offenkundig wisse sie
gar nichts über ihre Versicherten. „Zudem suggerieren die
Mengenvorwürfe gegenüber den Ärzten, es gehe uns nur
Eröffneten den Bundeskongress Chirurgie 2014: DGCH-Präsi-
um Geschäftemacherei – dabei war es nicht wir, sondern
dent Prof. Joachim Jähne, BAO-Präsident Dr. Axel Neumann,
die Politik, die den Wettbewerbsgedanken in den Medizin-
BNC-Präsident Dr. Dieter Haack und BDC-Präsident Prof. HansPeter Bruch am 21. Februar 2014
betrieb gebracht hat.“ Der Politik warf Bruch Untätigkeit
wider besseres Wissen vor: „Das System verharrt in einem
Zustand, den Psychiater als ‚Locked-in-Syndrom‘ kennen.“
bezeichnungen und der Wettbewerb anderer Fach- und
Berufsgruppen um originär chirurgische Tätigkeiten lassen
Ökonomisierung bedroht die Heilkunst
die Zukunft des chirurgischen Generalisten eher fraglich
Nachdenkliche Töne schlug auch der Präsident der Deut-
erscheinen, wie Kongressleiter Dr. Stephan Dittrich zum
schen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) Prof. Joachim Jähne
Auftakt des Politischen Vormittags am 22. Februar 2014
an, der sich auf die Suche nach der Bedeutung des Begriffs
erklärte.
der ärztlichen Kunst machte: „Die Arzt-Patientenbeziehung
steht im Mittelpunkt der Heilkunst. Aber Verwissenschaft-
Profil als Grundversorger schärfen
lichung, Technisierung und Ökonomisierung der Medizin
Immerhin waren sich die Podiumsgäste darin einig, dass
münden in ein objektivierendes Handeln.“ Diese Objektivie-
niedergelassene Chirurgen zu den fachärztlichen Grund-
rung könne der Besonderheit der Arzt-Patientenbeziehung
versorgern zählen. Dieses Profil sollten sie noch weiter
nicht vollständig gerecht werden: „Wir Ärzte sind keine
schärfen, riet Dr. Andreas Köhler, der beim Bundeskongress
Wissenschaftler. Wir benutzen Wissenschaft, doch diese
seinen letzten öffentlichen Auftritt vor seinem Rücktritt
hilft uns im klinischen Alltag nicht immer weiter.“
als KBV-Vorstandsvorsitzender hatte: „In den vergangenen
Jahren wurden niedergelassene Chirurgen hauptsächlich
Jähne warnte: „Wir Ärzte selbst stellen unsere ärztliche
als ambulant operierendes Fach wahrgenommen. Doch
Kunst infrage und tragen ebenfalls zur Ökonomisierung und
den Großteil ihres Umsatzes erwirtschaften die meisten
Objektivierung bei, wenn wir nach Regeln, Standards und
mit konservativen Leistungen.“
Zertifikaten rufen, mit denen wir uns von Wettbewerbern
abgrenzen wollen und Abweichungen von der definierten
Aus diesem Grund müssten im Zuge der Honorarverhand-
Norm kritisieren.“ Wer sich als Arzt nur noch auf objektiv
lungen Zuschläge für die Grundversorgung in Form von
messbare Werte stütze, der verlasse die subjektive Wahr-
Pauschalen für die fachärztliche Grundversorgung (PFG)
nehmung und damit auch den Pfad der ärztlichen Heilkunst.
ausgebaut werden, forderte Köhler. „Nur wenn Chirurgen
operieren, dann sind sie fallbezogen auch spezialfachärzt-
Zukunft der chirurgischen Grundversorgung
liche Versorger. Diese Unterscheidung muss sich auch im
In der chirurgischen Grund- und Regelversorgung gibt es
EBM abbilden.“
angesichts des demographischen Wandels und steigender
Morbidität in Deutschland weiterhin einen großen Bedarf
Gefahr durch die nächste Novelle der WBO?
für ein patientenzentriertes Verständnis der ärztlichen Heil-
Den Schilderungen eines positiven Zukunftsszenarios für
kunst. Doch die Kostenunterdeckung in der GKV-Vergütung,
niedergelassene Chirurgen widersprach der niedergelas-
die Zersplitterung in immer mehr verschiedene Facharzt-
sene Chirurg Dr. Christoph Schüürmann aus Bad Homburg:
BAO Depesche | Ausgabe 32 | April 2014
Sein Engagement der vergangenen Jahre wurde mit viel
Applaus und einer BNC-Ehrenmitgliedschaft gewürdigt:
Der scheidende KBV-Chef Dr. Andreas Köhler
© Thiel
© Thiel
BAO Positionen
Kritisierten den Beschluss der DGCH-Weiterbildungskommission zur Abschaffung des Facharztes für Allgemeinchirurgie:
der niedergelassene Chirurg Dr. Christoph Schüürmann und
BÄK-Vorstandsmitglied Dr. Ellen Lundershausen
Es könnte künftig schwierig werden, ein Profil als Grund-
Aus der kritisierten Sitzung der DGCH-Weiterbildungskom-
versorger überhaupt weiter aufrechtzuerhalten, wenn mit
mission berichtete BDC-Präsident Prof. Hans-Peter Bruch:
der nächsten Novelle der Weiterbildungsordnung (WBO)
Man habe zusammen mit dem einstimmigen Votum für eine
der Facharzt für Allgemeinchirurgie abgeschafft werden
weitere Spaltung des Fachebiets auch beschlossen, einen
soll. Eine solche Abschaffung sei nämlich jüngst von der
gemeinsamen Common Trunk für alle chirurgischen Fächer
Weiterbildungskommission der Deutschen Gesellschaft
zu verabschieden, um genau diesen Anforderungen gerecht
für Chirurgie (DGCH) beschlossen worden.
zu werden: „Wie die Umsetzung auch im Sinne der nieder­
gelassenen Chirurgen funktionieren kann, ist mir noch
Wenn es aber nur noch Fachärzte für Viszeralchirurgie und
unklar – aber ich bin zuversichtlich“, sagte Bruch.
Fachärzte für Orthopädie/Unfallchirurgie geben sollte, hätte
dies dramatische Konsequenzen für die Versorgung und für
KBV-Chef Köhler zeigte sich allerdings skeptisch: „Es ist
die Nachfolge in chirurgischen Praxen: „Wer als Facharzt für
doch illusionär zu glauben, dass die Viszeralchirurgen als
Allgemeinchirurgie dann seine Praxis verkaufen will, muss
kleine Entität sich gegenüber der großen Gruppe der Ortho-
eigentlich zwei Fachärzte als Nachfolger einbringen, damit
päden und Unfallchirurgen werden durchsetzen können.
das bisherige Leistungsspektrum aufrechterhalten werden
Diese Regelung wäre suizidal für die Chirurgen!“
kann“, warnte Schüürmann.
Nicht kompatibel mit dem Vertragsarztrecht
Neben Spezialisten braucht man Generalisten!
Und auch Schüürmann blieb bei seiner kritischen Haltung:
Köhler stimmte ihm zu und kritisierte die drohende Ent-
„Als der Deutsche Ärztetag seinerzeit den Facharzt für Chi­
wicklung, die in der Vergangenheit schon bei Internisten
rurgie, den Schwerpunkt Unfallchirurgie und den Facharzt
und Nervenärzten zu Fehlentwicklungen geführt habe:
für Orthopädie abgeschafft hat, war vielen von uns nicht
„Für die chirurgische Grundversorgung ist der Allgemein-
klar, was das letztlich bedeutet. Wir haben dann den Fach-
chirurg unverzichtbar!“ Und auch Dr. Ellen Lundershausen,
arzt für Allgemeinchirurgie mit ein paar unfallchirurgischen
Vize­präsidentin der Landesärztekammer Thüringen und
Weiterbildungsinhalten, den Facharzt für Viszeralchirurgie
Vorstandsmitglied der Bundesärztekammer (BÄK), mahnte:
und den Facharzt für Orthopädie/Unfallchirurgie bekom-
„Je weiter die Spezialisierung auf der einen Seite fortschrei-
men. Das hat uns dann aber ganz brutal erwischt, weil es
tet, umso mehr braucht man auf der anderen Seite den
gar nicht kompatibel mit dem Vertragsarztrecht war. Jetzt
Generalisten.“ Sie appellierte an die chirurgischen Fachge-
soll mit der Abschaffung des Facharztes für Allgemein-
sellschaften und Berufsverbände, sich in den Diskussions-
chirurgie scheinbar noch eins draufgesetzt werden. Wir
prozess einzubringen, damit dieser Beschluss nicht vom
lehnen diese geplante Änderung vollständig ab“, erklärte
Deutschen Ärztetag ratifiziert wird.
­Schüürmann im Namen der niedergelassenen Chirurgen.
www.operieren.de
BAO Positionen
DGUV und PKV: Verlässliche Partner
für das Ambulante Operieren ?
Angesichts der Honorarmisere in der GKV müssen ambulante
­Operateure und Anästhesisten Ausschau nach neuen Partnern halten.
Von Dr. Axel Neumann
Der gemeinsame Bundeskongress Chirurgie vom 21. bis 23.
Praxisklinik München-West
Februar 2014 in Nürnberg ist erfolgreich zu Ende gegangen.
Zentrum für Knie-, Hand- und Schulterchirurgie
Rund 1.000 Teilnehmer besuchten vielfältige Veranstaltun-
80686 München
Fürstenrieder Straße 69 – 71
gen, Workshops und Kurse. Die weitgefächerten Angebote
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zur Fort/- und Weiterbildung von Chirurgen, Vertragsärzten,
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medizinischen Fachangestellten und erfreulicherweise
Dr. Axel Neumann
auch von Medizinstudentinnen und -studenten fanden
große Akzeptanz und waren überwiegend ausgebucht.
senden Versorgungseinrichtungen auf dem Campus erbaut.
PKV und BGen als bevorzugte Vertragspartner
Erfreulicherweise wurden niedergelassene Vertragsärzte –
Das BAO-Symposium am Sonntagmorgen setzte den
Chirurgen und Anästhesisten – mit der Planung und der
Schwerpunkt auf die Zukunft des Ambulanten Operierens
Durchführung der medizinischen Versorgung betraut.
gemeinsam mit Verhandlungspartnern der Berufsgenossenschaften und der privaten Krankenversicherungen.
Das hervorragend organisierte Projekt zeigt eine bemerkenswerte neue Möglichkeit der Kooperation von vertrags-
Die sture Verweigerungshaltung der meisten gesetzlichen
ärztlichen Operateuren oder Anästhesisten mit Kranken-
Krankenkassen in Bezug auf eine Förderung des Ambu-
häusern auf – Partner können nicht nur Privatkliniken
lanten Operierens macht den Blick auf andere mögliche
oder defizitäre kommunale Krankenhäuser sein, sondern
Vertragspartner für Operateure und Anästhesisten drin-
neuerdings auch finanzkräftige BG-Kliniken. Es wird span-
gend erforderlich. Der scheidende Vorsitzende des BNC,
nend sein zu beobachten, ob das Projekt Ludwigshafen
Dr. Dieter Haack, gab einen hervorragenden Überblick über
eine Ausnahme bleibt, oder ob es auch an anderen Klinik­
die derzeitigen Vorteile, aber auch über die bestehenden
standorten zu Kooperationsangeboten an freiberufliche
Schwierigkeiten im ökonomischen Umgang mit den Berufs-
Operateure kommen wird.
genossenschaften. Eine Verbesserung der Gebührenpositio­
nen konnte bislang nicht für operative Eingriffe, wohl aber
PKV: Kaum Daten zum Ambulante Operieren
für das Berichtwesen und die großen Gutachten erreicht
Das Referat des ärztlichen Leiters des Verbandes der
werden. Die Mehrvergütung ist hier zum Teil beträchtlich.
Privaten Krankenkassen (PKV), Dr. Norbert Loskamp, ergab
wichtige Informationen über Pläne und Strukturen der
Vorzeigeprojekt BG-Klinik Ludwigshafen
PKV‑Gesellschaften. Loskamp bemängelte eine im Ver-
Das Ambulante Operieren bleibt dennoch ein Stiefkind der
gleich zum GKV-System noch schlechtere Datenlage über
gesetzlichen Unfallversicherung und wird ökonomisch nicht
Ver­sorgungsmenge und Versorgungsqualität von privat
spürbar gefördert. Umso erstaunlicher war der Blick auf
krankenversicherten Bundesbürgern.
den Gesundheitscampus der BG-Klinik Ludwigshafen, den
der Referent Prof. Paul Alfred Grützner gewährte. Intern
Eine systematische Erfassung von Leistungen finde immer
scheint man die Notwendigkeit einer kostengünstigen
noch nicht statt, obwohl verschiedentlich angemahnt. Der
und vor allem zeitlich effizienten ambulanten operativen
ungebrochene Anstieg der GOÄ-Leistungsziffer 442 ff. gibt
Versorgung erkannt zu haben – ein großes ambulantes
nach Darstellung Loskamps jedoch deutliche Hinweise
Operationszentrum wurde gemeinsam mit anderen umfas-
darauf, dass die Zahl der ambulanten Operationen im PKV-
10
BAO Depesche | Ausgabe 32 | April 2014
BAO Positionen
Bereich steigt. Präzise Angaben zu Fachgebiet und Opera­
tionsarten oder über die Zufriedenheit der Patienten
bezüglich der Qualität ihrer Versorgung können allerdings
in keiner Weise gemacht werden.
Loskamp gab einen vorsichtig zurückhaltenden Ausblick
auf die Zukunft der GOÄ. Die grundsätzliche Konsentie-
Geben Sie
ihrer PraxiS
ein GeSicht
rung zwischen PKV-Verband und Bundesärztekammer
erlaube keine Rückschlüsse darauf, wann die neue GOÄ
fertig sein wird – und vor allem darauf, wann der Prozess
der ökonomischen Bewertung der Leistungslegenden
endlich eingeleitet wird.
GOÄ: Es kann nicht nur Gewinner geben ?
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das
Interview mit dem Präsidenten der Bundesärztekammer,
Prof. Frank-Ulrich Montgomery, zum Thema neue GOÄ
im Deutschen Ärzteblatt vom 28. Februar 2014 (siehe
http://tinyurl.com/p38yyyl). Bevor die Beschreibung des
Leistungsverzeichnisses überhaupt abgeschlossen und
eine Bewertung der Leistungen von den Vertragspartnern
vorgenommen wurde, erklärte er darin: „Es kann nicht
nur Gewinner geben, aber wir können garantieren, dass
niemand dabei sein wird, der so viel verliert, dass es für
ihn in irgendeiner Weise existenziell bedrohlich wird.“
Liebe Kolleginnen und Kollegen, allein diese öffentliche
Aussage von Montgomery zu diesem Zeitpunkt lässt
Machen Sie ihre einrichtung
für Patienten und Partner auch
optisch unverwechselbar!
erahnen, dass es zu schwierigen Auseinandersetzungen
kommen muss. Die Fachgesellschaften oder die Berufsverbände sind bislang in keiner Weise in die Frage der
Bewertung einbezogen worden, nichts ist transparent,
nichts ist öffentlich. Das kann aus meiner Sicht nur
schiefgehen.
BAO setzt auf strategische Partnerschaften
Eine moderne, gerechte neue Gebührenordnung für
Ärzte wird noch lange auf sich warten lassen. Der BAO
Wir sind Profis für text und Gestaltung
im Medizinsektor und unterstützen Sie
bei der entwicklung von
› Logo und Corporate Identity
› Praxis-Flyer
wird jedoch, einem Vorstandsbeschluss folgend, alle
› Patienten- und Infobroschüren
Anstrengungen unternehmen, um strategische Partner-
› Praxis-Homepage
schaften mit privaten Krankenversicherern aufzubauen.
› mobilen Infotafeln
Kostengünstige Tarife für das Ambulante Operieren unter
› Werbematerial aller Art
Verzicht auf Selbstbehalte, Tagegeld-Regelungen wie bei
stationären Aufenthalten und die Publikation unserer
Benchmarks durch die Beratungsstellen der Versicherungsgesellschaften sind unsere Ziele für die Zukunft.
www.operieren.de
VMK Verlag für Medizinkommunikation GmbH
Geschäftsführung Antje Thiel
Tel. 04121 7007676
Fax 04121 7007677
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BAO Recht
Höchstrichterliche Bestätigung für eine
Gesundheitspolitik gegen freiberufliche Ärzte
Die Deutschen sind scheinbar nicht an einem marktwirtschaftlichen,
sondern einem staatlich gelenkten Gesundheitssystem interessiert.
Von Prof. Jost Brökelmann
Anlass folgender Überlegungen ist die höchstrichterliche
Bestätigung der Rechtmäßigkeit des Budgetzwangs durch
BAO-Ehrenpräsident
das Bundessozialgericht (BSG): Es sei nur eine „Idealkon-
Tel.: 0228 692423
zeption“ des Gesetzes, dass die Preise der Euro-Gebührenordnung erreicht würden [1]. 2013 hatte das BSG schon ent-
Sterntorbrücke 1, 53111 Bonn
Fax: 0228 631715
[email protected]
schieden, dass vom KBV-Vorstand ausgehandelte Verträge
Prof. Jost Brökelmann
keinem Genehmigungsvorbehalt der Vertreterversammlung
(VV) unterliegen [2]. Damit wird die demokratische Kontrolle des KBV-Vorstands durch die VV eingeschränkt.
Kartellrechts zu entziehen [4]. Die Nachfolgeregierung,
Beide Entscheidungen stärken die Macht des Gesundheits­
eine Koalition aus CDU, CSU und FDP, hat diese Trennung
ministeriums als Aufsichtsbehörde. Der Eindruck drängt
des Gerichtswesens nicht rückgängig gemacht und damit
sich auf: Die Politik benutzt in zunehmendem Maße die
akzeptiert. Die Grundhaltung der Sozialgerichte wurde unter
Selbstverwaltungsorgane als Herrschaftsinstrument.
anderem deutlich, als sie den Vertragsärzten untersagten,
im GKV-System wirtschaftlich argumentieren und handeln
Situation der Selbstverwaltung
zu dürfen [5].
Die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wird in Deutschland von den Selbstverwaltungsorganen Krankenkassen,
„Stille“ Parteipolitik
Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) und Ärztekammern
Die SPD ist schon immer für ein staatlich gelenktes Gesund-
(ÄK) umgesetzt. Letztere unterliegen der Aufsicht des
heitssystem eingetreten: Sie wünscht eine Einheitsversiche­
Gesundheitsministeriums. KVen und ÄK führen Amtssiegel
rung für das ganze Volk. Auch die CDU will offenbar das
und unterstreichen damit, dass sie Behörden sind; als
bestehende Sozialversicherungssystem als Herrschafts-
solche dürfen sie nicht gegen die Interessen des Staates
instrument erhalten und setzt dabei auf die Wirtschaft.
handeln. Die Funktionäre der Selbstverwaltungsorgane sind
So ist Wolfgang Pföhler (früher tätig für Rhön-Kliniken AG
also Diener der Gesundheitsbehörde, die Leistungserbringer
und Deutsche Krankenhausgesellschaft) Vorsitzender der
im GKV-System ebenso. Durch immer stärkeres Eingreifen
Kommission Gesundheitswirtschaft im Wirtschaftsrat der
des Staates, etwa durch Budgetierung der Gesundheits-
CDU. Neben ihm sitzen Frank Gotthard vom IT-Konzern
ausgaben seit 1993, wurde der Handlungsspielraum der für
CompuGroup und Silke Lautenschläger von der privaten
das GKV-System arbeitenden Vertragsärzte – die eigentlich
Deutschen Krankenversicherung AG [6, 7]. Bemerkenswert
Freiberufler sind – immer enger, so dass für den ehemaligen
ist außerdem, dass es bislang in der CDU-Fraktion des
Bundesverfassungsrichter Kirchhof der Ärztestand der am
Bundestages keine Mehrheit für die Einführung des Kosten­
wenigsten freie unter allen freien Berufen ist [3].
erstattungsprinzips im GKV-System gab; dabei gilt dieses
Prinzip als klassisches Instrument der Marktwirtschaft.
Situation der Sozialgerichte
Die Stellung der Sozialgerichte wurde im Sinne des
Wirtschaftliche Aspekte des Operierens
Sozialstaats gestärkt, seit diese 1999 im GKV-Wettbe-
Deutsche ambulante Operateure und Anästhesisten haben
werbsstärkungsgesetz der „rot-grünen“ Regierung von
als Freiberufler gezeigt, dass sie Operationsleistungen
der ordentlichen Gerichtsbarkeit abgetrennt wurden, um
konkurrenzlos kostengünstig erbringen können [8]. Dies
unter anderem die Kassen dem Zugriff des europäischen
geschah durch:
12
BAO Depesche | Ausgabe 32 | April 2014
BAO Recht
1. neue Organisationsstrukturen (Teamarbeit, kleine Einheiten und Tageskliniken mit Klinik-Qualitätsstandard),
2. betriebswirtschaftlich ausgerichtetes Praxismanagement (niedrige Betriebskosten pro Minute),
3. Qualitätssicherung nach objektiven Kriterien, etwa
mittels AQS1 [9],
4. patientenfreundliches ärztliches Engagement.
wirtschaftlichen Problemen eher eine staatliche als eine
marktwirtschaftliche Intervention zu befürworten. Weder
das Nachkriegs-Wirtschaftswunder, noch das Scheitern
der sozialistischen Ökonomien in Ostmitteleuropa haben
die stille Zuneigung der Deutschen zur Wirtschaftsplanung
wesentlich beeinflussen können [16]. Ein ähnliches Bild
zeigt eine Umfrage zum Unternehmergeist der Jugend 2013:
Der Anteil der 15- bis 35-jährigen Europäer, die gern eine
Diese objektiven Erfolge werden jedoch totgeschwiegen,
eigene Firma aufbauen würden, beträgt in Bulgarien 74
weil die großen Parteien das Operieren nicht in speziellen
Prozent, in Deutschland nur 31 Prozent [17].
Arztpraxen, sondern in Krankenhäusern fördern wollen,
auch wenn dies bis zu viermal teurer ist [10, 11]. Diese
Diskussion
Förderung hat dazu geführt, dass in Deutschland im europä-
Die deutsche Gesellschaft wünscht aus Eigeninteresse
ischen Vergleich auffallend häufig pro 100.000 Bevölkerung
einen gut ausgebauten Wohlfahrtsstaat. Solange es finan-
operiert wird und dass die Quote der ambulanten Operatio­
ziell machbar erscheint, wollen die Deutschen von dem
nen auffallend niedriger ist als im Vergleichskollektiv [12].
bestehenden Gesundheitssystem profitieren, auch wenn
sich der Krankenhaussektor als zu teuer erweist. Die
Gesundheitskonzerne
Gesellschaft verlangt für das GKV-System gute Qualität
Private Klinikkonzerne haben einen beträchtlichen Anteil
zu niedrigen Preisen, und zwar beides flächendeckend.
maroder Krankenhäuser aufgekauft und fördern gut dotierte
Aber sie verdrängt, dass dies bislang nur in einem privaten
Operationen zur Gewinnerzielung. Zudem nutzen sie eigene
System von freiberuflichen Ärzten realisiert wurde, nicht in
Medizinische Versorgungszentren (MVZ) mit angestellten
einem staatlichen.
Ärzten zur Zuweisung von Patienten in ihre Kliniken [13].
Neben dem Eigeninteresse der Wohlfahrtsgesellschaft
Arztberuf
und dem Machtinteresse der politischen Parteien dürfte
Laut Berufsordnung ist der Arztberuf ein freier Beruf. Dies ist
eine weitere Gefahr für die ärztliche Freiberuflichkeit
aber eher Wunschdenken, denn Vertragsärzte müssen für
vom Bestreben großer Gesundheitskonzerne ausgehen,
90 Prozent der Bevölkerung politisch vorgegebene Leistun-
über MVZ ein Netz von Zuweisern für ihre Privatkranken­
gen zu politisch festgelegten Preisen erbringen, selbst wenn
häuser zu errichten. Unter diesen drei Umständen sind die
die Leistungen für sie selbst unwirtschaftlich sind. Nur ein
Aussichten für freiberuflich tätige Ärzte, gute und kosten­
kleiner Teil der Vertragsärzte nutzt die rechtlich gegebene
günstige Medizin noch dazu flächendeckend praktizieren zu
Möglichkeit, nur das Minimum von 20 Wochenstunden für
können, eher kritisch zu sehen. Den Freiberuflern bleibt nur:
das GKV-System arbeiten zu müssen.
»
Geschichte der Ärzteorganisation
Anlässlich der Empfehlung des Verfassungsrichters Kirchhof
Unternehmerisch denkende Ärzte treffen und vernetzen
sich, um praktikable Wege aus der Krise zu finden.
»
Unternehmerische Fähigkeiten werden durch Kurse
[14], Ärzte sollten ihre Rechte als Unternehmer wahrneh-
in Praxismanagement und Betriebskostenberechnung
men, wurde dargelegt, warum die Ärzte sich bislang nicht
verbessert.
mehrheitlich für ein freies Unternehmertum engagiert
»
haben [15]. Auch die jüngsten Versuche der Hausärzte und
Urologen, sich von den KVen zu emanzipieren, fanden keine
ausreichende Mehrheit unter den Ärzten.
Das Engagement für die GKV wird auf ein wirtschaftlich
vertretbares Maß reduziert.
»
Freiberufler suchen die Kooperation mit anderen
Verbänden von Freiberuflern sowie Institutionen wie
der Europäischen Union, die freies Unternehmertum
Deutsche Zivilgesellschaft
unterstützt.
Die deutsche Bevölkerung scheint nach jüngsten Umfragen des Instituts für Demoskopie Allensbach selbst bei
www.operieren.de
Fußnoten und Literatur siehe www.operieren.de
13
BAO Qualität
Patientensicherheit: Geiz ist geil ?
Anästhesie als unliebsamer Kostenfaktor
Kosten hin oder her: Die Verantwortung eines Anästhesisten endet
erst, wenn die Narkose keinen Einfluss mehr auf den Patienten hat.
Von Dr. Petra Tietze-Schnur
Immer wieder entsetzen mich Nachrichten von Todesfällen
bei Narkosen nicht nur in zahnärztlichen Praxen. Wie die
Tagesklinik Am Meer
meisten berufspolitisch engagierten Ärzte habe auch ich
Postbrookstraße 105, 27574 Bremerhaven
stets behauptet, dies seien tragische Einzelfälle von beson-
[email protected]
Tel.: 0471 9026007, Fax: 0471 902600999
ders unglücklichem Verlauf. Wenn ich allerdings in meinem
eigenen OP-Zentrum stehe, mir die Vielzahl der Mitarbeiter
und Geräte anschaue, die dafür Sorge tragen, dass jede
Dr. Petra Tietze-Schnur
Forderung aus den Leitlinien für den Anästhesiologischen
Arbeitsplatz (BDA) eingehalten wird, dann kommen mir
die Antwort auf diese Fragen: schlechte Vergütung und
Zweifel an dieser Verteidigungshaltung.
falsch verstandener Wettbewerb sind die Ursachen. Wer
ökonomisch überleben will, braucht Fälle.
In unserem Zentrum ist es Usus, alle Patienten wenigstens
am Tag vor ihrer geplanten Operation zu prämedizieren.
Es herrscht brutaler Verdrängungswettbewerb
Wir sichten Laborwerte, EKG- und kardiologische Befunde.
Um diese Fälle aber herrscht ein brutaler Verdrängungs-
Wir verschieben OP-Termine, damit Patienten sich zunächst
wettbewerb unter den Leistungserbringern, der beispiels-
beim Kardiologen oder Pulmologen vorstellen, oder wenn
weise bei einer Podiumsdiskussion des Anästhesienetzes
der Zucker zu hoch, der Quick zu niedrig, der Patient nicht
Hamburg im November 2013 diskutiert wurde. „Operateure
nüchtern ist. Warum treiben wir einen solchen Aufwand,
setzen Anästhesisten unter Druck und wählen dann den
wenn es doch offensichtlich auch ganz anders geht? Die
billigsten Anbieter. Da findet ein regelrechter Qualitätsunter-
Begründung ist einfach: Wir möchten gut und ruhig schlafen
bietungswettbewerb statt“, berichtete ein Teilnehmer.
und nicht durch Versäumnisse Menschenleben gefährden.
Der Anästhesist, Sachverständige, Patientenanwalt und
Postoperative Überwachung mit Babyphone?
Gutachter Prof. Uwe Schulte-Sasse aus Heilbronn weist seit
Aus meinem „Dornröschen-Dasein“ holte mich kürzlich
vielen Jahren auf diese Missstände hin. In Hamburg ebenso
der Anruf einer Kollegin. Sie erkundigte sich, „was denn so
wie in seinem Vortrag beim Bundeskongress Chirurgie 2014
normal sei beim ambulanten Operieren und Narkotisieren“.
in Nürnberg erklärte er: „Die Anästhesie ist von der Markt-
Müsse sie ihre Klinik-Ansprüche herunterschrauben, weil es
transformation des Gesundheitswesens besonders betrof-
in der Praxis, in die sie einsteigen könnte, gar kein Personal
fen, weil sie im Kern ein Sicherheitsdienstleister ist, der
gibt? Dort übernähmen Babyphones die „Überwachung“,
anderen Fächern die Stellung erlöswirksamer Eingriffsindi-
wenn die Anästhesisten den OP verlassen – so könne man
kationen ermöglicht, selbst jedoch als Kostenfaktor einen
ja hören, wenn der Monitor Alarm gebe. Auch im Aufwach-
beliebten Ansatzpunkt für Sparmaßnahmen darstellt. Mit
raum würden die Patienten per Babyphone überwacht.
einem ‚erlösverhindernden‘ Veto bei fehlenden Operationsvoraussetzungen ist ihr die Aufmerksamkeit der ­Kollegen
Warum werfen manche hochqualifizierte Anästhesisten ihre
gewiss. Gleichzeitig ist sie wie kein anderes Fachgebiet auf
fachlichen Überzeugungen über Bord, sobald sie der Klinik
gute interdisziplinäre Zusammenarbeit angewiesen und
den Rücken kehren? Wo sie in der Klinik doch sicher Sturm
damit abhängig von hinreichenden Organisationsstrukturen,
gelaufen wären, wenn ein böser Chef sie gezwungen hätte,
deren Abwesenheit für die Patienten oder ihre Angehörigen
unter solchen Billigstrukturen zu arbeiten? Wir alle kennen
erst im Schadensfall sichtbar wird.“
14
BAO Depesche | Ausgabe 32 | April 2014
BAO Qualität
Dabei ist es aus Patientensicht völlig irrelevant, ob der
Hieraus ergeben sich weitere fünf Grundsätze zu Infrastruk-
Anästhesist mit einer dem Facharztstandard entspre-
tur und Ablauforganisation:
chenden Narkoseüberwachung nur unzureichende Honorare erzielen kann. Ebenso ist es für ihn irrelevant, ob der
»
gebotenen Versorgungsstandard schaffen voraussehbar
Operateur sich auf dem Wege der Honorarverteilung eine
eigentlich unzulässige „Fangprämie“ (Zuweisung gegen
Entgelt) sichert, weil der Patient sich schließlich gezielt für
Infrastruktur und Ablauforganisation entsprechend dem
Patientensicherheit.
»
Das Fehlen oder Unterschreiten einer solchen Infra-
ihn und nicht etwa für den Anästhesisten entschieden hat.
struktur und Ablauforganisation gefährdet voraussehbar
Denn unabhängig davon, was Operateur und Anästhesist
die Sicherheit von Patienten.
vereinbart haben, endet die Verantwortung des Anästhesis-
»
Infrastruktur und Ablauforganisation müssen voraus-
ten erst dann, wenn die Narkose keinerlei Einfluss mehr auf
schauend geschaffen werden durch Qualitätsmanage-
den Patienten ausübt.
ment, Risk-Management und Fehleranalyse.
»
Angemessene Infrastruktur und Ablauforganisation
Anästhesisten sind Sicherheitsdienstleister
verursachen „Produktionskosten“ bei der Leistungs­
In einem Schadensfall sind Justiz und Öffentlichkeit rasch
erbringung.
auf dem Plan, um Sicherheitslücken aufzudecken. Die Justiz
»
Das Fehlen oder Unterschreiten einer Infrastruktur und
begegnet dem schleichenden „Qualitätsunterbietungswett-
Ablauforganisation verringert die Produktionskosten
bewerb“ durch erhöhte Wachsamkeit und verstärkte Koope-
und steigert Gewinne bei der Leistungserbringung.
ration mit Ärzten, die von Haftungsrichtern als Verbündete
bei der Aufrechterhaltung des Standards betrachtet werden.
Gemeinsam für Patientensicherheit
Dieser Standard impliziert, dass ein Anästhesist in leitender
Leider fehlt es an Überwachungsmöglichkeiten etwa
Funktion neben seiner spezifisch anästhesie-intensivmedi­
durch die KVen, um Todesfälle infolge mangelhafter
zinischen Kompetenz über eine weitere Kernkompetenz
Infrastruktur und Ablauforganisation während oder nach
verfügen muss: Er muss kompetent sein in der voraus-
praxisambulanten Operationen zu verhindern. Darüber
schauenden Schaffung von Infrastruktur und Ablauforgani-
hinaus mangelt es in Deutschland gegenwärtig an einem
sation, in der Organisation von Komplikationsabwehr und
praktisch wirksamen, kontrollierenden Abgleich zwischen
Notfallvorsorge, in der Koordination der Zusammenarbeit
den Werbeauftritten von Gesundheitseinrichtungen und der
verschiedener medizinischer Berufs­gruppen und in der
dort tatsächlich gegebenen Infrastruktur und Ablauforgani­
Analyse von Schwachstellen, Beinahe-Fehlern und Fehlern.
sation. Folglich fehlt Patienten die Möglichkeit, zwischen
sicherheitsbewussten Leistungserbringern und „schwarzen
Diese Kompetenzen orientieren sich an den fünf wesent-
Schafen“ zu unterscheiden.
lichen Voraussetzungen für eine medizinische Maßnahme:
Im Ergebnis können „schwarze Schafe“ unter den Leis»
Es muss eine medizinische Indikation vorliegen.
tungserbringern Versorgungsstandards relativieren oder
»
Der Patient muss in die Maßnahme einwilligen.
unterwandern, ohne dass die Patienten dies bei ihrer
»
Vor der Einwilligung muss der Patient aufgeklärt
Auswahlentscheidung bemerken. Auf diese Weise drohen
werden. Vor dem Hintergrund der in der konkreten
nicht nur Patientenschädigungen, sondern auch erhebliche
Einrichtung gegeben Infrastruktur und Ablauforganisa-
Wettbewerbsnachteile für diejenigen Anbieter, welche die
tion muss der Patient über die für seine Entscheidung
Personalmehrkosten schultern und sich damit in die Gefahr
bedeutsamen Umstände informiert werden.
einer „adversen Marktselektion“ begeben.
»
»
Infrastruktur und Ablauforganisation müssen den
­gebotenen Versorgungsstandard sicherstellen.
Daher ist es an der Zeit, Patienten zum Fragen zu erziehen.
Infrastruktur und Ablauforganisation müssen voraus-
Unterstützend dazu wird der BAO eine Checkliste heraus-
schauend darauf ausgerichtet sein, typische Kompli­
geben, mit deren Hilfe Patienten im Vorfeld einer geplanten
kationen bei und nach der medizinischen Maßnahme
Operation die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit
zu beherrschen.
der ambulanten Narkose klären können.
www.operieren.de
15
BAO Qualität
Ambulante Kinderchirurgie: Beste
Gesundheitsversorgung für kleine Patienten
AQS1-Daten belegen die Qualität ambulanter Operationen
und zeigen eine hohe Zufriedenheit der Eltern mit der Behandlung.
Von Juliane Dannert
Die Entscheidung für die richtige Behandlung und die Wahl
eines geeigneten Arztes treffen Patienten nicht selten ohne
medicaltex GmbH
Enhuberstraße 3b, 80333 München
die Hilfe von aussagekräftigen Qualitätsindikatoren. Eltern
Tel.: 089 98290-121
von erkrankten Kindern wird diese Entscheidung erleichtert.
[email protected]
Sie können ihren Kinderchirurgen fragen, ob er die Qualität
Fax: 089 98290-230
www.medicaltex.de
seiner Arbeit mit dem speziellen Dokumentationssystem
Juliane Dannert
zur Qualitätssicherung, AQS1-Kinder, nachweisen kann.
Bestnoten für Aufklärung, OP und Betreuung
Dr. Klaus Bäcker, Arzt und Geschäftsführer bei medicaltex,
Als Anbieter des Qualitätssicherungssystems haben wir
erklärte hierzu: „Eingriffe bei Kindern sind etwas Besonde-
bei medicaltex über 30.000 Patienten-Bewertungs-Bögen
res. Sie erfordern eine gute Organisation, eine hohe Speziali­
unserer Kunden ausgewertet und kommen zu dem Ergeb-
sierung und individuelle Betreuung. Mit den Daten von
nis: 99 Prozent aller Eltern würden sich wieder für die
AQS1-Kinder belegen wir, dass sich Eltern und Kinder bei
ambulante Operation ihres Kindes entscheiden. Die Ärzte
den Ärzten sicher und gut aufgehoben fühlen. Die teilneh-
erhielten Bestnoten für Aufklärungsgespräche, Operation
menden Ärzte haben es geschafft, den Behandlungsablauf
und Nachbetreuung.
perfekt auf die kleinen Patienten abzustimmen. Und das,
obwohl sie für Gesprächszeit kein Honorar erhalten.“
Klarheit vor der Operation
Im Vorfeld zu einer Entscheidung für eine ambulante
Operation steht die Aufklärung. Eine individuelle Betreuung
ist hier ebenso wichtig, wie eine deutliche Schilderung
möglicher Risiken. Die befragten Eltern bewerteten die
verschiedenen Elemente der Aufklärung auf einer Skala von
„1“ für sehr gut bis „5“ für sehr schlecht durchschnittlich
als sehr gut. Für die Erläuterung der Diagnosen wurde die
Bewertung „1,3“ gegeben. Die Darstellung der Operationsverläufe wurde mit „1,5“ bewertet, ebenso Erklärungen zu
möglichen Risiken und Informationen zur weiteren Behandlung. 93 Prozent aller Eltern gaben an, genug Zeit für Fragen
© Techniker Krankenkasse
gehabt zu haben. Sie wussten, was sie am Operationstag,
aber auch in der Zeit danach zu Hause erwartet.
Professionalität am Tag des Eingriffs
Damit Kinder gut behandelt werden können, sind das
Operateur und Anästhesist sind nach dem Eingriff gut erreichbar? Das gibt Pluspunkte bei der Bewertung nach ambulanten
Operationen
16
Vertrauen der Eltern in den Arzt und ein enger Eltern-KindKontakt wichtig. Da Eltern das Kind am besten beruhigen
können, sind die Prozesse so zu gestalten, dass die Eltern
BAO Depesche | Ausgabe 32 | April 2014
BAO Qualität
so lange wie möglich bei ihrem Kind bleiben können. Die
(unter 2 Prozent). 99 Prozent der teilnehmenden Eltern
Bewertungsergebnisse belegen, dass die Narkose bei den
gaben an, sie würden ihr Kind bei Bedarf wieder ambulant
teilnehmenden Ärzten sicher eingeleitet wurde: 93 Prozent
operieren lassen.
der Eltern empfanden die Atmosphäre dabei als ruhig und
angenehm, zwei Drittel der Eltern gaben an, dass ihre Kin-
Datenerhebung für Qualitätssicherung
der vor dem Eingriff ruhig waren. Direkt nach dem Eingriff
Grundlage der Datenerhebung ist das Qualitätssiche-
waren 95 Prozent der Eltern im Aufwachraum bei ihrem
rungssystem AQS1-Kinder von medicaltex. Damit erfassen
Kind, 98 Prozent gaben an, dass ihr Kind gut versorgt wurde.
Ärzte und Eltern prä-, intra-und postoperative Daten zur
ambulanten Operation bei Kindern. Praxisbezogene Aus-
Mit gutem Gefühl zu Hause
wertungen zeigen durch ein Benchmark mit dem Gesamt-
Fast alle Eltern (99 Prozent) bewerteten die Betreuung ihres
kollektiv, wie die Qualität in der jeweiligen Praxis ist. Mithilfe
Kindes zu Hause als sehr gut. Sie hatten für die Kinder aus-
der Zahlen können Ärzte Behandlungsprozesse, Medikation
reichend Medikamente erhalten (96 Prozent) und konnten
und Beratung optimieren und den Patienten Angst vor dem
Operateur oder Anästhesist gut erreichen (97 Prozent).
Eingriff nehmen. Für ambulante Eingriffe bei Erwachsen
Unerwünschte Ereignisse, etwa eine behandlungsbedürftige
kommt das Qualitätssicherungssystem AQS1 bereits seit
Wundinfektion oder Nachblutungen, waren sehr selten
15 Jahren zum Einsatz.
Bundeskongress Chirurgie: Qualitätssicherung durch Befragung von Ärzten und Patienten
Im Rahmen des Bundeskongresses Chirurgie vom 21. bis 23. Feb-
postoperativen Verlauf – bei den schlecht aufgeklärten Patienten
ruar 2014 in Nürnberg präsentierte Dr. Klaus Bäcker, Arzt und
hingegen deutlich häufiger. Darüber hinaus wirkt sich die Qualität
Geschäftsführer bei medicaltex, in einer Sitzung zum Versorgungs­
der Aufklärung auch auf die Gesamtzufriedenheit mit der ambu-
management und zur Patientensicherheit auch bislang nicht
lanten Operation aus: So würde sich von den Patienten, die sich gut
publizierte Daten, die medicaltex auf Basis von über einer Million
aufgeklärt fühlten, nur ein Bruchteil beim nächsten Mal gegen eine
Arzt-Dokumentation und über 474.000 Patienten-Meinungen
ambulante Operation entscheiden. Bei den schlecht aufgeklärten
ausgewertet hat. Alle Daten wurden im Zusammenhang mit
Patienten waren es hingegen bis zu zehnmal so viele.
­ambulanten Operationen erhoben.
Auch mit der postoperativen Betreuung waren die befragten Patien­
Dabei gaben 97 Prozent der Patienten an, der Operateur habe sie
ten äußerst zufrieden: Zwar gaben nur etwa ein Drittel von ihnen
gut bis sehr gut über die Diagnose aufgeklärt, beinahe ebenso viele
an, nach der Operation habe sie ihr Operateur oder Anästhesist
beurteilten die Erklärung der Operation und des Operationsverlaufs
angerufen und sich nach ihrem Zustand erkundigt. Doch 92 Prozent
mit gut bis sehr gut, 90 Prozent fanden die Aufklärung über Risiken
berichteten, ihr Operateur oder Anästhesist sei bei Bedarf für sie
und Vorteile der Operation gut bis sehr gut. Das Urteil „schlecht“
jederzeit telefonisch erreichbar gewesen. Ebenso wie die Qualität
wurde bei den genannten Kriterien von maximal einem Prozent der
der präoperativen Aufklärung wirkte sich auch die postoperative
Befragten vergeben.
Erreichbarkeit unmittelbar auf die Zahl der ungeplanten Arzt­kontakte,
Ähnlich große Zustimmung gab es für die Arbeit des Anästhesisten:
95 Prozent fanden die Aufklärung über Art und Ablauf der Narkose
die ausreichende Versorgung mit Medikamenten zu Hause und die
Zufriedenheit mit der ambulanten Operation im Allgemeinen aus.
gut bis sehr gut, nur unwesentlich geringer war der Anteil derer, die
Bäckers Fazit aus der Erhebung war eindeutig: „Patientensicherheit
die Aufklärung über Narkoserisiken mit gut bis sehr gut beurteil­ten.
ist ein zentrales Thema in der Qualitätsdiskussion. Hierbei ist die
Gleiches gilt für den Anteil der Patienten, die der Meinung waren,
Perspektive des Patienten ein wichtiger zusätzlicher Baustein.“
dass der Anästhesist ihnen „gut“ bis „sehr gut“ die Angst vor der
Gezielte Fragen nach der Zufriedenheit mit Aufklärung und
Narkose genommen habe. Auch bei der Beurteilung der Anästhe-
Betreuung seien geeignete Indikatoren. „Wenn rund 99 Prozent
sisten gab es nur sehr wenige unzufriedene Patienten.
der Patienten zufrieden mit ihrer ambulanten Operation waren,
Diese überaus hohe Zufriedenheit macht sich auch bei den objek­
tivierbaren OP-Ergebnissen bemerkbar: So waren die wenigen
kann man mit Fug und Recht behaupten: Ambulante Operationen
sind aus Perspektive der Patienten sicher“, sagte Bäcker.
Patienten, die sich schlecht über Operation und Narkose aufgeklärt
Dies sei insbesondere vor dem Hintergrund beachtlich, dass die
fühlten, fast doppelt so häufig angespannt vor dem Eingriff wie
durchschnittliche Zufriedenheit von Patienten mit Krankenhäusern
die überdeutliche Mehrheit der Patienten, die sich gut aufgeklärt
in Deutschland dem „Patients’ Experience Questionnaire“ (PEQ) von
fühlten. Gut aufgeklärte Patienten gaben nur sehr selten an, zu
2013 zufolge mit durchschnittlich 82 Prozent deutlich darunter liegt.
wenig Medikamente für die Zeit nach der Operation zu Hause zu
Teilnehmer aus dem Plenum regten daher an, die gängigen Bench-
haben. Bei den schlecht aufgeklärten Patienten lag dieser Anteil
marks entsprechend anzupassen: „Nicht mehr wir ambulanten
mehr als viermal so hoch. Bei den gut aufgeklärten Patienten kam
Operateure und Anästhesisten sollten nachweisen, dass wir die
es so gut wie nie zu einem unbeplanten Arztkontakt (Notfall) im
gleiche Qualität wie Krankenhäuser erbringen, sondern umgekehrt!“
www.operieren.de
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BAO Partner
Versicherungen: Krankentagegeldversicherung
für Ärzte und Zahnärzte
Niedergelassene Ärzte müssen sich als Freiberufler selbst um die
finanziellen Folgen kümmern, wenn sie arbeitsunfähig werden.
Von Bernd Helmsauer
Die Arbeitskraft ist das größte Vermögen eines jeden
Helmsauer & Kollegen
Erwerbstätigen und zugleich ein zerbrechliches Kapital.
Assekuranzmakler AG
Darauf hat die Firma Helmsauer & Kollegen Assekuranzmak-
Tel.: 0911 9292-185
Am Plärrer 35, 90443 Nürnberg
ler AG hingewiesen. Kein schönes Szenario: Sie sind krank
Fax: 0911 9292-224
und können mit Ihrer Praxis keinen Umsatz erwirtschaften.
www.helmsauer-gruppe.de
[email protected]
Dennoch laufen Ihre privaten und geschäftlichen Kosten
Bernd Helmsauer
weiter, und auch Ihre Familie und Sie brauchen Geld für
den Lebensunterhalt. Im Ernstfall muss vielleicht sogar ein
Arzt als Praxisvertreter für den Ausfallzeitraum beschäftigt
»
Steuerberater/ Wirtschaftsprüfer),
werden. Andererseits bedeuten Krankheiten oder Unfälle
auch für angestellte Mediziner oft horrende Finanzlücken.
Weisungsrecht vom Krankenbett (Anwälte und
»
Fortführungsmöglichkeit des Krankentagegeldtarifs
über das 70. Lebensjahr hinaus bis zum 75. Lebensjahr,
Versicherung kompensiert finanziellen Ausfall
Die Krankentagegeldversicherung ist eine Summenversi-
»
regelmäßige einkommensabhängige Leistungs­
anpassung möglich.
cherung, die einen abstrakten Bedarf des Arztes deckt, der
auf das Nettoeinkommen begrenzt ist. Die vereinbarten
Mit einer Krankentagegeldversicherung können Sie sich
Kranken­tagegeldsummen werden im Versicherungsfall –
somit im Ernstfall entspannt zurücklehnen und sich ganz
unter Berücksichtigung von Karenztagen – kalendertäglich
auf das Wichtigste konzentrieren: gesund zu werden.
bis zum Wegfall der Arbeitsunfähigkeit geleistet. Die Vorzüge der Krankentagegeldversicherung sind:
Im Laufe der Zeit Krankentagegeld anpassen
Allerdings erleben wir in der Praxis oft, dass viele Ärzte
»
keine Prüfung des konkreten Praxisertragsausfalls bei
etwa zu Praxisgründungszeiten eine angemessene Kranken­
Arbeitsunfähigkeit,
tagegeldabsicherung getroffen haben, diese jedoch in den
»
frei wählbare Summen bis Höhe des Nettoeinkommens,
Folgejahren zum Teil nicht mehr überprüft geschweige denn
»
die Leistungen werden für die gesamte Arbeitsunfähig-
angepasst wurde. Dies gilt natürlich auch bei angestellten
keit auch an Sonn- und Feiertagen steuerfrei ausgezahlt,
Medizinern, die im Laufe Ihres Erwerbszeitraums eine
»
Unkündbarkeit von Seiten des Versicherers,
Einkommenssteigerung erzielen.
»
attraktive Rahmenkonditionen für BAO-Mitglieder.
Hier entstanden oder entstehen leicht enorme Versicherungs­
Spezielle Rahmenkonditionen der Helmsauer & Kollegen
lücken. Wir empfehlen Ihnen daher dringend, in regelmäßi­gen
Assekuranzmakler AG bieten weitere attraktive Vorteile:
Abständen Ihre bestehende Krankentagegeld­absicherung zu
prüfen oder prüfen zu lassen. Gerne können Sie die Möglich-
»
Annahmegarantie (Kontrahierungszwang),
keit nutzen, Ihren bestehenden Versicherungsschutz von den
»
Entfall der allgemeinen und besonderen Wartezeiten,
Experten der Helmsauer & Kollegen Assekuranzmakler AG
»
besonders günstige Beiträge,
überprüfen zu lassen. Über die speziell für BAO-Mitglieder
»
Krankentagegeldversicherung auch als „Solo-Produkt“
eingerichtete Hotline erhalten Sie unter der Rufnummer
zur bestehenden Krankenversicherung (PKV/GKV),
0911 9292-185 weitere Informationen oder vereinbaren den
Auszahlungsbeginn bereits ab dem vierten Tag möglich,
Rückruf des zuständigen Regionalbetreuers.
»
18
BAO Depesche | Ausgabe 32 | April 2014
BAO Regional
AOP-Kurse für Medizinische Fachangestellte:
Sonderkonditionen für BAO-Mitglieder
Der 60-stündige berufsbegleitende Lehrgang integriert
fachtheoretischen sowie fachpraktischen Unterricht.
Von Dr. Tankred Haase
Der Bereich „Ambulantes Operieren“ bietet für Medizi-
H4 Learning –
nische Fachangestellte (MFA) ein attraktives und spannen­
Medizinische Fortbildungsgesellschaft
des Aufgabenfeld, das Zusatzkompetenzen erfordert. Die
Prerower Platz 4, 13051 Berlin
Arbeit umfasst die operationstechnische Assistenz während
Fax: 030 801055-14
Tel.: 030 801055-12
[email protected], www.h4learning.de
der Operation sowie die Vor- und Nachbereitung aller
damit verbundenen Maßnahmen, von der psychosozialen
Dr. Tankred Haase
Betreuung der Patienten bis zur Instrumentenaufbereitung
und Sterilisation. Dazu kommen viele Aufgaben rund um
die Operationsplanung und -organisation.
»
Überblick medizinische und strukturelle Grundlagen,
»
allgemeine Grundkenntnisse der Instrumenten-
Curriculum vermittelt Fachkenntnisse
und Materialkunde,
Die dafür notwendigen Fachkenntnisse vermittelt das
»
Hygiene, Instrumentenaufbereitung und Sterilisation,
­Curriculum strukturiert in Theorie und Praxis. Es schafft
»
Anästhesieverfahren,
damit die Voraussetzungen für eine systematische Einfüh-
»
perioperative Notfälle,
rung in diesen anspruchsvollen Bereich. Die Fortbildung
»
peri- und intraoperativer Ablauf,
entspricht der Verordnung zur Qualitätssicherung beim
»
psychosoziale Betreuung der Patienten,
ambulanten Operieren gemäß § 14 des Vertrages nach
»
Verwaltung und Organisation,
§ 15 SBG V sowie der Richtlinie der Bundesärztekammer
»
Dokumentation, Recht und Arbeitsschutz.
zur Qualitätssicherung ambulanter Operationen.
Die Kursgebühr für drei Module (60 Stunden inklusive PrüUnsere Firma H4learning bietet entsprechend dem Fort-
fung) beträgt 650 Euro zuzüglich 19 Prozent Umsatzsteuer
bildungscurriculum der Bundesärztekammer als Schwer-
und enthält Seminarunterlagen, Betreuung und Administra-
punktfortbildung für Arzthelfer/innen, MFA und Angehörige
tion. Nicht enthalten sind Reise- und Übernachtungskosten
anderer Gesundheitsberufe mit entsprechenden Teilnahme-
sowie Verpflegungskosten. Der nächste Kurs beginnt am
voraussetzungen einen 60-stündigen berufsbegleitenden
31. Oktober 2014, die Termine liegen jeweils Freitag/Sams-
Lehrgang an, der fachtheoretischen sowie fachpraktischen
tag ganztägig. Das erst Modul findet statt am 31. Oktober/­
Unterricht integriert. Leitziel ist die fundierte Ausbildung
1. November 2014, das zweite Modul am 14./15. November
der Teilnehmer für eine qualifizierte Unterstützung des
2014 und das dritte Modul am 28./29. November 2014.
Arztes/der Ärztin bei der Vorbereitung, Durchführung und
Veranstaltungsort sind die Fortbildungsräume der Firma
Nachsorge ambulanter Operationen.
Henry Schein Medical in Berlin-Moabit.
Zehn Themenkomplexe in drei Modulen
Zehn Prozent Rabatt für BAO-Mitglieder !
Der Lehrgang gliedert sich inhaltlich in zehn Themen-
BAO-Mitglieder erhalten für ihre Praxisangestellten
komplexe, die in drei Modulen in Theorie und praktischen
einen Rabatt von zehn Prozent auf die Kursgebühr. Wer
Übungen vermittelt werden. Zur Zertifizierung müssen
von dem Rabatt profitieren möchte, muss lediglich auf
alle drei Module besucht und die Prüfung abgelegt werden.
der Internet-Anmeldeseite oder auf dem Flyer-Anmelde­
Die Prüfung findet im Rahmen von Modul 3 statt. Dabei
formular ankreuzen, dass er BAO-Mitglied ist, und seine
werden folgende Themenkomplexe abgefragt:
BAO-Mitgliedsnummer angeben.
www.operieren.de
19
Assekuranzmakler AG
Kooperationspartner des
BAO-Hotline