Neue Besamungsstation gibt Einblicke in die Zuchtarbeit
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Neue Besamungsstation gibt Einblicke in die Zuchtarbeit
Neue Besamungsstation gibt Einblicke in die Zuchtarbeit Hengstschau der Landgestüt Zweibrücken GmbH und des Gestütes St. Stefan Am Anfang der umfangreichen Baumaßnahmen im Landgestüt Zweibrücken steht die Erweiterung der Räumlichkeiten der EU-weit anerkannten Besamungsstation für Pferde, welche mit der feierlichen Schlüssel-Übergabe durch den Architekten Bernd Neumüller an die Stiftung und Betreibergesellschaft am 12. April 2010 ihren Abschluss fand. Alle interessierten Züchter hatten unter der fachkundigen Leitung von Dr. Therese Willmen Gelegenheit, die neuen Räumlichkeiten zu besichtigen. Die erfolgreichen Anpaarungen des letzten Jahres konnten anschließend in der großen Gestütsreithalle besichtigt werden. Einige Züchter hatten sich bereiterklärt, ihre ein bis fünf Wochen alten Fohlen zu zeigen. Dr. Hans-Dieter Nebe, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westpfalz, fasst diese einmalige Veranstaltung zusammen. Über 300 000 Euro wurden als Auftakt zur Sanierung der Anlage des Landgestütes in die EU-weit anerkannte Besamungsstation für Pferde investiert. Mit erweiterten Räumlichkeiten und modernster Technik - und natürlich mit hervorragenden Hengsten – sollen die Bedeckungszahlen weiter gesteigert und Lehrgänge für Mitarbeiter im Besamungswesen ausgebildet werden. Und so stürmten die Züchter die Räumlichkeiten, um von Dr. Willmen gezeigt zu bekommen, wo in Zukunft das Hengstsperma gewonnen, untersucht und in Tiefgefrierkontainern gelagert wird. Die förmliche Schlüsselübergabe durch den Architekten Bernd Neumüller erfolgte mit zahlreichen Ehrengästen; darunter die beiden Oberbürgermeister der Städte Homburg und Zweibrücken – Karlheinz Schöner und Prof. Helmut Reichling. Synergieeffekte nutzen Einige Ergebnisse der letztjährigen Besamungssaison konnte man an diesem Montagabend dann anschließend in der großen Gestütsreithalle bewundern. Als Auftakt brillierte der Rapphengst Stockholm und präsentierte einige seiner erstgeborenen Fohlen. Er war und ist das Aushängeschild der Zusammenarbeit zwischen der Landgestüt GmbH und dem Gestüt St. Stefan in Framersheim. Dorothee Schneider ist mit der Ausbildung der Dressurhengste des Landgestüts beauftragt - und das führt in der Folge auch zu einer Zusammenarbeit der beiden Besamungsstationen für Pferde. Gekonnt zeigte Sie das was die Deutsche Reiterliche Vereinigung seit Jahren unter „Schönem Reiten“ propagiert. So ist es auch kein Zufall, dass Sie mit ihre Stute Diva Royal beim Nürnberger Burgpokal den „Stilpreis“ für Sitz und Einwirkungen erhalten hat. Stockholm – ob in München oder in Zweibrücken – begeistert immer wieder unter dem Sattel von Dorothee Schneider Cord Wassmann, Badbergen - langjähriger Vorsitzender der Hannoveraner Körkommission - kommentierte die Vorstellungen der Hengste und deren Vererbung (Fotos: Archiv Landgestüt) Den stolzen Vater zu sehen sowie dann die Fohlen bei Fuß der Mutter und das ganze noch fachkundig kommentiert, so kann man Vererbungstendenzen in idealer Weise präsentieren. Diese Aufgabe hatte Cord Wassmann, Badbergen, ehemaliger Vorsitzender der Hannoveraner Körkommission, langjähriger Vorsitzender des Pferdesportverbandes Weser-Ems und bewährter Bundeschampionats-richter übernommen. Er hat sich seit seinem Einsatz beim Landeschampionat der Springpferde in Rheinland-Pfalz 2009 intensiv mit der Zweibrücker Zucht befasst. „Es macht Spaß, solch gute Ausbildungsarbeit zu kommentieren.“ Er lobte besonders die takt- und schwungvolle Trab- und Galopparbeit und die saubere Anlehnung – immer eine Handbreit vor der Senkrechten. Doppelveranlagung – ein Schuss Springblut tut der Dressurveranlagung gut Am Beispiel des Hengstes Stockholm, der mit zweimal Sandro sowie Landgraf und Ramiro international erfolgreiches Springblut im Pedigree hat, erläuterte Wassmann, warum viele Pferde mit Springblut im Dressursport erfolgreich sind. Wassmann nutzte immer wieder die einmalige Chance anhand der vorgestellten Stuten, die Vererbungsleistung der Hengste heraus zu stellen. Die Stockholm-Fohlen präsentierten sich elegant, mit schönen Gesichtern und einer guten Aufrichtung. Sie bewegten sich mit Takt und Schwung und deuteten bereits an, dass sie ein großes Stück von der bedeutenden Galoppade des Vaters mitbekommen haben. Eleganz und Aufrichtung sowie ein federnder Bewegungsablauf waren auch ganz offensichtliche Merkmale der Fohlen des Süddeutschen Körungssiegers Sir Schiwago, der in seiner Veranlagungsprüfung in der Spitzengruppe rangierte. Dank an die Züchter, welche diese wertvollen Vergleiche Vater-Mutter-Fohlen möglich gemacht haben. Reinheit der Springstämme Mit ihrem ersten Fohlenjahrgang debütierten auch die beiden Springhengste Salento und Clever and Smart. Hier konnte Cord Wassmann ausführlich erläutern, was man unter einem exzellenten Sprungablauf versteht. Beide Hengste verfügen über eine international erfolgreiche Abstammung. Der Spartan/Pygmalion-Sohn Stakkato war Hannoveraner Hengst des Jahres 2007. Sein Sieg beim Bundeschampionat des deutschen Springpferdes 1998 in Warendorf machte Stakkato zum Aushängeschild der Hannoveraner Springpferdezucht. Es folgte 1999 der Vizetitel. 2003 gewann der Braune mit Eva Bitter den deutschen Meistertitel bei den Amazonen. Gleich mehrere Stakkato –Söhne stehen an der Spitze der aktuellen Zuchtwertschätzung. Salento war höchst bewerteter Hengst der der letzten Veranlagungsprüfung. Seine bewegungsstarken, kompakten Fohlen sind angetreten, ihre Qualitäten über dem Sprung in drei bis Hengstfohlen v. Clever and Smart – Springveranlagung mit Typ und Bewegung vier Jahren unter Beweis zu stellen. Der Hengst Clever and Smart stammt von Cayetano L, der in seinem Pedigree Holsteiner C-Blut mit den Vollbluthengsten Grundyman xx, Ladykiller xx und Sacramento Song xx verbindet. Mütterlicherseits verbindet er das Blut des Contender mit dem des Hengstes Weltmeister, der trockene, harte Pferde in der Nachzucht hinterlassen hat. So verwundert es nicht, dass dieser elegante Clever and Smart besonders typvolle Fohlen in den Ring schickte. Besonders beeindruckte das Fohlen aus der Lordano-Tochter St.Pr. La Corunia aus der Zucht von Alfons Backes, Tholey und im Besitz der Familie Linn in Einöd. Die 1. Reservesiegerin der Bezirkstutenschau 2007, Siegerin Landesstuten- schau Webenheim 2006 und 2007 gehört zu den besten Stuten des Landes und zu den wenigen Stuten, die das Blut des relativ typvollen GotthardSohnes Genius in der Zweibrücker Zucht erhält. Cord Wassman konnte für das besonders bewegungsstarke Hengstfohlen nur lobende Worte finden. Mit diesen Qualitäten und dieser Abstammung stehe einer Karriere in Richtung Dressur oder Springen nichts im Wege. Die Landgestüts GmbH ließ sich dies nicht zweimal sagen und sicherte sich dieses überragende Fohlen als Hengstanwärter. Dass Hengste aus Rheinland-Pfalz-Saar bundesweit bestehen können, das hat der nun fünfjährige Quidam’s Rubin-Sohn Qui Lago unter Beweis gestellt. Qui Lago war 3. im Landeschampionat und führt 2009 die Rangliste der besten 4-jährigen Zweibrücker Springpferde an. „Er will auf die andere Seite“ kommentierte Cord Wassmann den imponierenden Sprungablauf des Junghengstes. Das Studium seines Pedigrees mit den beiden von HansGünter Klein zu so vielen S-Siegen gerittenen Stuten La Gomera und Lady’ Love unterstreicht sowohl die Bedeutung der Stutenstämme als auch der Reinheit der Springstämme. Wassmann gratulierte den Züchtern, dass sie erkannt hätten, wie wichtig es in der Springpferdezucht sei, ausschließlich erfolgreiche SpringBlutlinien zu verwenden. Qui Lago sei ein gutes Beispiel, Qui Lago – will immer auf die andere Seite des Sprunges – in bester Manier mit seinem Besitzer Hans-Günter Klein dass Springveranlagung auch mit Typ und einem überzeugenden Maß an Bewegung kombiniert werden kann. Bedeutung des Interieurs Seit Jahren stellt der nunmehr 19-jährige Hengst Claudino unter Beweis, wie ein optimales Interieur – Charakter, Temperament und Leistungsbereitschaft – sich auf den sportlichen Erfolg auswirkt. Ungezählt sind seine Erfolge in den Klassen M und S. Mit dem erst elfjährigen Niklas Betz im Sattel machte er mit seinen typvollen Fohlen nicht nur für sich selbst, sondern mit dem Sprung über das Veranstaltungsbanner auch Werbung für das Jubiläum 600 Jahre Herzogtum Zweibrücken. Ein sehr gutes Interieur wurde in seiner Veranlagungsprüfung auch dem Trakehner Hengst Hope of Heaven attestiert. Der Abdullah-Enkel, der diese Springgene mit denen des Habicht und des Symbol verbindet, war anlässlich seiner Körung 2007 bester Trakehner Springhengst und erfreut sich bundesweit einer treuen Anhängerschaft, die dieses Springblut gezielt in der Trakehnerzucht einsetzt. Unter dem Sattel von Katrin Müller ließ der nun Fünfjährige erkennen, dass er ausbildungsmäßig auf dem richtigen Weg ist. Ausbildungsmäßig auf dem richtigen Weg, aber in einer anderen Sparte, ist der chice Fuchshengst Labatuga. 2008 und 2009 Sieger des Landesreitpferdechampionats RheinlandPfalz-Saar und 2009 Süddeutscher Champion der 4-jährigen Hengste mit höchsten Bewertungen für die Rittigkeit ist die beeindruckende Erfolgsbilanz. Im häufig als Optimum dargestellten Typ seines Vaters Vater Londonderry (Körsieger, Bundeschampion und inzwischen einer der erfolgreichsten hannoverschen Reitpferdemacher der Gegenwart) brillierte der Zweibrücker unter dem Sattel von Dorothee Schneider in bester natürlicher Aufrichtung. Cord Wassman machte während der Dressurlektionen immer wieder deutlich, wie wichtig das Interieur für ein Vorankommen in dieser Sparte ist. Der Abend bot den interessierten Züchtern genügend Gelegenheit, alle Hengste auch im Schritt zu sehen – eine Gangart, die im Feuerwerk dröhnender Musik vieler Hengstschauen häufig untergeht. Dorothee Schneider präsentierte den Züchtern noch zwei weitere Empfehlungen für Zucht von Dressurpferden, welche die bundesweite Konkurrenz nicht zuscheuen brauchen. Unter den gewohnt strengen Augen ihres Vaters Hans-Eberhard Kaiserkult – konzentriert und Schneider präsentierte sie zunächst den 14-jährigen Charlyleistungsbereit von Sprung zu Sprung Chaplin Sohn Polarzauber. Dieser war 4- bis 6-jährig zum Bundeschampionat qualifiziert, 2004 bereits Seriensieger in Dressurprüfungen der Klasse S bis Intermediaire I, 2005 fünfter beim Finale des Nürnberger Burgpokals und ist seit 2006 auf Grand Prix Niveau erfolgreich. Höhepunkt des Abends war die „Kurzkür“ von Dorothee Schneider mit „ihrem“ Kaiserkult. Als Bundeschampion der 6-jährigen Dressurpferde 2004 sowie mit seinem 2. Platz im Finale des Nürnberger Burgpokals 2006 sorgte er für Aufsehen. Mit der gewohnten besonderen Ausstrahlung, sicheren doppelten Pirouetten, guten Ansätzen in der Passage und taktmäßig getretenen Piaffen machte das Paar in Zweibrücken deutlich, dass eine Nominierung für höhere Aufgaben, wie der Nationenpreis beim CDIO in Saumur, gerechtfertigt ist.