Internationaler Freiwilligendienst
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Internationaler Freiwilligendienst
Erfahrungsberichte zum Internationalen Freiwilligendienst Ausgabe 7, November 2009 Internationaler Freiwilligendienst Erfahrungsberichte 2008-2009 "Heute kann ich sagen, dass ich mich an keinen Tag erinnere, an dem ich nicht glücklich zur Arbeit gegangen wäre" Jascha Willimek, Seite 19 ________________________________________________________ „Dieses Jahr war wie fünf Jahre, und ich kann jetzt schon sagen, dass diese Erfahrung mich völlig verändert hat. Dieses ehrenamtliche Jahr wird mir immer viel bedeuten, und es war eine geniale Entscheidung, mich hieran zu beteiligen“ Mihaela Comsa, Seite 30 ________________________________________________________ „_ Inhalt Vorwort.......................................................................................................... 2 Leades House/Irland .................................................................................... 3 Kristina Kohtz.............................................................................................. 3 Leades House/Irland .................................................................................... 5 Lara Schink ................................................................................................. 5 Liverpool/ Großbritannien ........................................................................... 7 Anne-Katrin Kleinschmidt............................................................................ 7 Cluj-Napoca /Rumänien ............................................................................. 10 Jascha Willimek ........................................................................................ 10 Lille/Frankreich ........................................................................................... 13 Anna Raeck .............................................................................................. 13 Aus Cluj Napoca/Rumänien in Köln.......................................................... 15 Mihalea Comsa ......................................................................................... 15 Aus Cavareno/Italien .................................................................................. 18 Elena Corazza .......................................................................................... 18 Zum Hintergrund ........................................................................................ 20 Unser Dank gilt... ...................................................................................... 20 Unterstützung willkommen!....................................................................... 20 V.i.S.d.P.: Kerstin Kau Kölner Freiwilligen Agentur e.V. Telefon 0221 888 278 23 Telefax 0221 888 278 10 www.koeln-freiwillig.de e-mail: [email protected] -1- Vorwort Die Freiwilligen, die von der Kölner Freiwilligen Agentur im Jahr 2008/2009 in die Partnerstädte vermittelt wurden, sind mit einem reichen Erfahrungsschatz im Gepäck zurückgekehrt. Die Internationalen Freiwilligen haben viel zu erzählen. Über ihre Erfahrung in einer fremden Kultur, die so manche Überraschung mit sich brachte. Über ihren Einblick in Lebenswelten, die sich Touristen normalerweise nicht erschließen und auch über ihren Beitrag, den sie für die Gesellschaft erbracht haben. Die nachfolgenden Berichte geben Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, die Möglichkeit, an dem Erfahrungsschatz der Internationalen Freiwilligen teil zu haben. Sie finden Beiträge von Freiwilligen, die ein ganzes Jahr im Ausland waren, in Irland, in Rumänien und in Frankreich. Ebenso können Sie die Erfahrungen lesen, die Freiwillige aus Rumänien und aus Italien während ihres Internatonalen Freiwilligendienstes hier in Köln gemacht haben. Wir danken den Freiwilligen, die ihre Berichte auf Papier gebracht haben und damit Ihnen, den Leserinnen und Lesern zugänglich machen. Ein herzliches Dankeschön sagen wir auch Sabine Joó für das sorgfältige Korrekturlesen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen! Ulla Eberhard und Kerstin Kau Kölner Freiwilligen Agentur P.S. Auf den Geschmack gekommen? Wer jünger als 26 Jahre ist und in Köln wohnt kann sich bei der Kölner Freiwilligen Agentur für einen internationalen Freiwilligendienst bewerben. Allen Altersgruppen steht der Kölner Freiwilligendienst offen. Auf Wunsch bieten wir gerne eine Infoveranstaltung an Ihrer Schule oder Einrichtung an. Sprechen Sie uns an. -2- Leades House/Irland Kristina Kohtz Projekt Leades House, Bauernhof Freiwilligendienst vom 15.September 2008 – 31.Dezember 2008 Ankunft in Irland Als ich in Cork am Flughafen ankam, war ich sehr überrascht, auf deutsch begrüßt zu werden. Das gab mir das Gefühl, eine super Zeit vor mir zu haben, was dann auch der Fall war. Nachdem ich mich im Leades House eingerichtet hatte, habe ich mir den Hof angesehen, mit dem Schweinestall, der Pferdekoppel, dem wunderschönen See, den Hühnerställen - es gab drei Ställe mit insgesamt 250 Hühnern- und dem verhassten Kartoffelfeld. Meine Arbeit im Leades House Am Abend kam Colin (der Projektleiter) und erklärte uns - den anderen Freiwilligen und mir- die Aufgaben in Leades House, die da waren: Eier einsammeln, und zwar dreimal am Tag, die Tiere versorgen, Eier und Milch und andere Dinge zum Verkauf auf dem Wochenmarkt vorbereiten. Das bedeutete Eier putzen, Milch abkochen und umfüllen und zu Sahne und Jogurt verarbeiten, Kartoffeln in Säcke füllen und das Gemüse verpacken. Dienstag und Samstag fuhren wir dann zum Markt, um unsere Produkte zu verkaufen. Dienstags waren wir in Macroom und samstags in Cork City. Nach Cork City fuhr ich immer sehr gerne, denn obwohl dasLeades House zu Cork gehört, war die Umgebung von Leades zwar sehr schön, aber auch sehr ländlich. Umso froher war ich, in Cork City shoppen gehen und mir die Stadt ansehen zu können. Etwa zwei Wochen nach meiner Ankunft fing die Kartoffelernte an. Das bedeutete, dass wir sechs Stunden in gebückter Haltung die Kartoffeln aus der Erde in Säcke füllen mussten. Anschließend mussten die Kartoffeln noch sortiert werden, denn nicht alle Kartoffeln waren gut. Das war auch anstrengend, aber auch spaßig. In Vorbereitung auf Weihnachten wurden Schweine geschlachtet. Ich habe zugeguckt. Das war jedem frei gestellt, man musste nicht zugucken. Ansonsten haben wir noch Gänse geschlachtet und ihnen anschließend die Federn ausgerupft. Freizeit Am Wochenende, also sonntags, hatten wir frei und konnten die Zeit nutzen, wie wir wollten. Wir sind zum Beispiel nach Goughen Barrow, nach Dublin und nach Killarney gefahren. In Killarney haben wir uns Fahrräder ausgeliehen und sind durch den wunderschönen Nationalpark gefahren. -3- Zusammenfassung Die Zeit in Irland war das Beste, was mir passieren konnte. Ich bin reifer und selbständiger geworden. Obwohl ich letztendlich nur auf einem Bauernhof gearbeitet und geholfen habe, war es eine phantastische Zeit. Auch die Kommunikation mit der Kölner Freiwilligen Agentur war jederzeit gegeben. Ich würde jedem empfehlen, einen Freiwilligendienst zu machen. Ob es nun in Irland sein muss, ist ja jedem frei gestellt. Ich persönlich kann aber das Leades House als „Austragungsort“ nur wärmsten empfehlen. -4- Leades House/Irland Lara Schink Projekt: Leades House, Beuernhof Freiwilligendienst: vom 15.September 2008 – 04.April 2009 Zusammenfassung Ich betrat am 17.9.2008 irischen Boden in der Erwartung, auf einen irischen Bauernhof zu arbeiten. Diese Erwartung wurde erfüllt. Meine Arbeit umfasste ungefähr alles, was jemand auf einen Bauernhof an Arbeit verrichten kann. Pflanzen, Ernten, Verarbeitung von Eiern und Milch, Treiben von Vieh, Verkauf eigener Produkte, Aufräumen, sauber machen, Gartenpflege, Waldpflege, Instandhaltung des Farmladens und einige Werbeaktionen gehörten dazu. Charakteristika von Leades House Keine Massenproduktion, keine Ställe, die mehr an Todeszellen als an Lebensräume erinnern, keine Spur von industriellem Farmbetrieb. Gut, wer ohne jegliche Ahnung von einem Bauernhof dorthin fährt, würde sicher beim Anblick der Schweinebehausungen und Legehennen erst mal schlucken, aber auch diese Tiere haben ihren Freiraum, und jeder, der auch nur auf einer kleinen, tendenziell industriellen Farm war, weiß, wie gut die Tiere es im Leades House vergleichsweise haben: Die Schafe haben riesige Weiden, ebenso die Rinder (zumindest im Sommer), die Hühner, die Gänse, die Enten, die Ponys, etliche weitere Federviecher und natürlich die Farmhunde. Bis auf die Schafe, Legehennen, Schweine und Rinder werden viele Tiere nur aus Freude an ihnen gehalten und vor tödlich endenden Eingriffen der Menschen verschont. Für die meisten Gänse gilt das allerdings nur bis Weihnachten. Mental sollte sich der Freiwillige demnach schon mal auf das Töten von unschuldigen Tieren vorbereiten, zumindest darauf, dabei zuzusehen, denn gezwungen wird natürlich niemand. Für mich war es eine interessante und wichtige Erfahrung. Größere Tiere werden diskret zum Schlachter gebracht. Hähne, Hühner, Gänse und Ferkel werden vor Ort getötet, gerupft, ausgenommen oder anderweitig für den Kunden hergerichtet. Besonders bei den Ferkeln, denen nicht einfach und diskret das Genick gebrochen werden kann, verlangt das einiges an Nerven- und Konfrontationsbereitschaft mit Blut, Schmerz, Leid, zerrissenen Familien und den eigenen Essgewohnheiten. Umgang mit den Menschen im Leades House Die größte mentale Herausforderung aber war für mich der Kontakt mit den Eingeborenen. Ich bin eher der schüchterne Typ, was schon mein erster Fehler war. Es wird sehr viel eigenes Engagement gefordert, weil der Arbeitgeber nicht gerade oft vorbeischaut. Das war für mich recht schwierig: -5- Ich kannte mich mit Farmarbeit nicht aus und hatte auch sonst Schwierigkeiten, selbständig wahrzunehmen, was getan werden musste und was weniger dringlich war. Auch wusste ich nicht, was von mir erwartet wurde. Während Colin, mein Arbeitgeber, sich gewöhnlich sehr entspannt und locker gab, saß Francy einem im Nacken, entweder kommentierte er die Untätigkeit der Freiwilligen, besonders um seinen Fleiß hervorzuheben, oder er versüßte die von Colin geforderten Tätigkeiten mit „You ´re slaves , hahaha.“ Vor Francy sollten generell zart Besaitete gewarnt sein. Ohne ihn würde im Leades House gar nichts laufen. (Und das macht er gerne jedem klar, der es nicht wissen möchte.) Oft ist er es, der den Freiwilligen Anweisungen gibt. Über seinen gewohnheitsbedürftigen oder aber unerträglichen oder sehr interessanten Charakter werde ich kein weiteres Wort verlieren. Um ihn ranken sich Mythen. Etwas muss ja auch noch überraschend und neu sein, wenn ihr dorthin kommt. Ganz allgemein sollte der potentielle Freiwillige aufgeschlossen, kontaktfreudig und zu einem lockeren Gespräch allzeit bereit sein, viel reisen, sich nicht vor allzu vielen Dingen ekeln oder sträuben, mit eigenen Ideen die Umgebung bereichern sowie ruppiges Verhalten und schlechtes Benehmen mit Höflichkeit und Charme erwidern können. Die Landschaft Das Thema Urlaubs- und freie Tage wird sehr großzügig behandelt. Colin sagt im Grunde niemals „nein!“, wenn man ihn um einen freien Tag bittet, oder zwei, oder drei, oder...Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Tiere trotzdem versorgt werden, im Zweifelsfalle von ihm oder einem der polnischen Hilfsarbeiter. Auf besondere touristische Attraktionen, wie einen zweiten Kölner Dom, sollte sich in Irland niemand einstellen. Was Irland bietet, ist Idylle, schroffe Küsten, grüne Wiesen, hohe Wellen, allerhand andere Naturphänomene und einige bescheidene Kulturphänomene wie Steine, die einfach so da stehen, oder sogar aufeinander! Na gut, es gibt auch bedeutungsvolle Bienenkorbhütten und.....anderes. Aber man sollte in dieser Hinsicht nicht zu viel erwarten. Zu sehen und zu bestaunen gibt es trotzdem mehr als genug. Und an den Küsten und Klippen konnte ich mich sowieso kaum satt sehen. Schlussfolgerung Alles in allem wird der Freiwilligendienst im Leades House euer Leben mit Sicherheit auf die eine oder andere Weise prägen. Mir hat er viel über mich und die Iren beigebracht und meinen Berufswunsch von Grund auf erneuert: Ich studiere Gartenbau. Auch hat er mir eine andere, unbürokratischere Handlungsweise eingeimpft, die ich hier vermisse. Ich wünschen denen, die meinem Weg noch folgen, viel Glück und interessante Erfahrungen. Seid lieb zu Willow, auch wenn sie manchmal mehr Katze als Hund ist. -6- Liverpool/ Großbritannien Anne-Katrin Kleinschmidt Projekt: L`Arche Liverpool (Arbeit mit behinderten Menschen) Freiwilligendienst von 15.September 2008 bis 31.März 2009 Erste Eindrücke Am 16. September dieses Jahres, dem Tag an dem ich in Liverpool ankam, hatte ich noch ganz gemischte Gefühle, was dieses Jahr wohl mit sich bringen und wie es mir hier ergehen würde. Eigentlich ging es mir nicht gut. Ich hatte einen Tag vorher erfahren, dass es für die Mitarbeiter der Arche nicht möglich seien würde, mich vom Manchester Bahnhof abzuholen. Also musste ich den Transfer mit dem Zug nach Liverpool selbst organisieren. Es regnete, und mein Koffer war nicht gerade leicht... Wenigstens musste ich die letzte Strecke meines Weges nicht allein zurücklegen. Angekommen am Liverpooler Hauptbahnhof dauerte es noch einige Zeit, bis mich die Mitarbeiterin, Sarah Cunningham, endlich fand, um dann zusammen in das Hauptgebäude und Büro der Arche zu fahren. Nachdem es dort ein paar Formalitäten zu regeln gab, wurde ich schließlich in meine vorläufige Unterkunft, dem Gästehaus „Tabor“ untergebracht. Die ersten Tage waren, zugegebenermaßen, nicht so aufregend und eher langweilig. Zwar besuchte ich jeden Tag das Haus „Spring“, wo ich jetzt nun wohne und arbeite, aber ansonsten gab es nicht viel zu tun. Hauptsächlich lag das daran, dass ich noch auf meinen „POVA check“ warten musste, das ist eine Art polizeiliches Führungszeugnis, in dem alle meine persönlichen Angeben überprüft werden und notwendig für die Arbeit in der Arche ist. In Tabor verbrachte ich zwei Wochen. Dabei lernte ich dort auch andere Gäste der Arche kennen, beispielsweise eine kleine Gruppe aus der L ´Arche Community Washington D.C.. Natürlich fahre ich öfters ins Zentrum der Stadt, welches etwa 10 Min. mit dem Bus entfernt ist. Dort fand ich zuerst heraus, dass man wunderbar shoppen gehen kann :-). Es gibt aber auch zahlreiche kulturelle Angebote, nicht zuletzt natürlich mit dem Thema Beatles (Museum, Shops, Gedenkstätten etc. ...). Da ich voraussichtlich noch einige Zeit hier in Liverpool verbringen werde, wird es noch genügend Gelegenheiten geben, alles noch genauer kennenzulernen. In meiner Freizeit besuchte ich bisher schon zweimal das „Irish Centre“ der Stadt, wo oftmals Konzerte stattfinden. Jedenfalls wurde ich mehr und mehr in das Leben und die Arbeit im Haus und in der Community eingebunden. Zuerst schaute ich den anderen Assistenten bei der Arbeit und dem Umgang mit dem core Members (behinderten Menschen) nur zu. Später war das dann mein Job, selber zu tun. Die L´Arche Community Liverpool besteht aus insg. 6 Häusern, die im Stadtteil Fairfield/Kensington ein paar Straßen voneinander entfernt sind. Das Hauptgebäude „the Ark“ beinhaltet dabei die Workshops, die die Behinderten montags bis freitags besuchen. Es werden zum Beispiel Kerzen hergestellt und Grußkarten gebastelt oder auch Teppiche gewebt. Es gibt aber auch -7- Räume der Erholung, der Therapie oder des Spiels für die stärker behinderten Menschen. Letzte Woche habe ich mein Zimmer bezogen, was groß und hell und geräumig ist. Mir geht es im Großen und Ganzen sehr gut hier und ich fühle mich wohl hier im „Spring“. Wenn ich mir so die anderen Häuser ansehe, bin ich wirklich froh, in eben dieses gekommen zu sein, da es vergleichsweise ruhig ist (man kann nachts schlafen!). Hier leben 3 core members und dann wir 3 live-in-Assistenten (eine ältere Frau aus Schweden, ein Deutscher, der so alt ist wie ich und ich eben). Es gibt noch weitere Assistenten und den Hausleiter, die nicht im Hause wohnen und nur tagsüber zum Helfen kommen. Die Schar der einjährigen Assistenten ist bunt und sehr international. Es macht Spaß, zusammen etwas zu unternehmen, wie beispielsweise unsere Besuche im „Wetherspoon“, einem nahe gelegenen Pub. Gewöhnlich einmal in der Woche gibt es ein Training für die Assistenten mit unterschiedlichen Themen, die alle für die Arbeit mit Behinderten wichtig und notwendig sind (Gesundheit, Pflege, Sicherheit, Medikamente, Kommunikation, Spiritualität etc...). Für die Teilnahme an diesen Veranstaltungen bekommen wir Zertifikate. Mein Tag sieht so aus. Morgens beginne ich das Bad vorzubereiten und beim Waschen zu helfen (man wechselt sich bei 2 Personen ab). Anschliessend bringe ich sie zum Workshop. Um die Mittagszeit hat man dann meistens etwas freie Zeit, wenn man nicht putzen oder Wäsche waschen muss. Nachmittags kommen die core members zurück bzw. werden vom Workshop abgeholt. Abends wird gewöhnlich im Haus gekocht, auch hier in abwechselnder Reihenfolge, wobei für das Essen sowie für den Einkauf in erster Linie die Assistenten zuständig sind. Da immer ein anderer kocht, ist das Essen sehr abwechslungsreich und nicht unbedingt ungesund. Es ist nur etwas ungewohnt für mich, abends warm zu essen... nur, was das Essen am Rest des Tages anbelangt, ist es mangelhaft. Es gibt nur Toast als Brot und selbst, wenn der Kühlschrank leer ist und nichts mehr da ist: Toast gibt’s immer: man könnte sich damit tot essen... mittags gibt es meistens nur etwas aus dem Gefrierfach, wie beispielsweise Pasteten mit Fleisch... Nach dem Abendessen ist „privat time“. Es wird etwas vorgelesen, Musik gehört und Gebete gesprochen. Danach wird ferngesehen. Und so endet der Tag. An den Wochenenden ist es ein bisschen anders: Samstag ist „AusflugTag“, man fährt irgend wohin, beispielsweise ans Meer nach Southport. Das ist eine halbe Autostunde von hier entfernt, verbringt dort ein paar Stunden, isst zu Mittag oder trinkt Kaffe und nachmittags ist man zurück. Sonntags gehen die meisten core members zur Kirche. Wenn man am Morgen für einen verantwortlich ist, begleitet man ihn zur jeweiligen Kirche. Sonntags gibt es außerdem traditionellen „sunday roast“. Bisher hatte ich zweimal die Ehre, sonntags zu kochen...... einen Braten habe ich nicht gemacht, aber dafür z.B. Curry-Hähnchen oder Champion-Rahmschnitzel. Glücklicherweise koche ich gerne und kann es auch ☺. Die Frage, ob ich hier vielleicht einen Chor finden werde, hat sich noch nicht ganz geklärt. Als ich das letzte Mal die katholische Sonntagsmesse besuchte, -8- habe ich mit dem Priester gesprochen. Der sagte, es gebe keinen Chor, es würden nur Stimmen gesucht, die den sonntäglichen Gemeindegesang unterstützen...Die Suche habe ich aber noch nicht aufgegeben. Dieser Tage werde ich voraussichtlich mal die deutsche Gemeinde in Liverpool besuchen. Ansonsten vermisse ich in meiner Freizeitgestaltung den Sport, da man eben doch die meiste Zeit im Haus verbringt. Es gibt zwar ein Fahrrad im Haus, welches aber zur Zeit nicht funktionsfähig ist. Als Alternative gehe ich im Park joggen; solche große „grünen Inseln“ fehlen in Köln. Die Verbindung zur Heimat ist übrigens das Internet; abends schaue ich die Tageschau und zwischendurch höre ich EinsLive☺. Da gibt es zwar die ein oder anderen Dinge (und natürlich Menschen!), die ich vermisse, doch ich bin ja auch hier um Abstand zu gewinnen und um etwas Neues kennenzulernen und das versuche ich ständig zu tun. Ich vermute mal, dass ich noch längere Zeit über das Thema nachdenken werde, wenn ich mich erstmal richtig eingelebt habe. Bis dahin vergeht noch etwas Zeit; bis zum nächsten Bericht... -9- Cluj-Napoca /Rumänien Jascha Willimek Projekt: Asociata Familia Regasita (Arbeit mit Kindern aus sozial schwachen Familien) Freiwilligendienst von 15.September 2008 - 14.September 2008 Vor etwa einundeinhalb Jahren stand ich kurz vor meinem Abitur. Ich hatte mich gegen die Bundeswehr entschieden und auch der Gedanke an den Zivildienst machte mir keine Freude. Deshalb war ich sehr glücklich, als ich ausgemustert wurde. Ein Studium direkt nach der Schule erschien mir wenig reizvoll, und mir war klar, dass ich auf keinen Fall ein Jahr lang nichts tun wollte; dies erschien mir als die unbefriedigendste Option. Eine Alternative musste also her! Als ich von der Möglichkeit eines Freiwilligendienstes erfuhr, habe ich sofort angefangen, mich zu informieren. Meine erste Kontaktadresse war die Kölner Freiwilligen Agentur. Klar war, ich wollte mit Kindern zusammenarbeiten und ein Land kennen lernen, von dem ich möglichst wenig wusste. In die engere Wahl kamen für mich Istanbul und Cluj Napoca (dt. Klausenburg), wobei ich mich schließlich für letzteres entschied. Jetzt sitze ich in meinem Zimmer in Hamburg, habe letzte Woche angefangen zu studieren und trage meine Erfahrungen jeden Tag wie einen Schatz mit mir und muss immer noch lächeln, wenn ich zurückdenke an das, was war, und wie sehr ich heute davon profitiere. Erste Eindrücke in Cluj Bei meiner Ankunft war alles neu: die Sprache, das Land, die Leute. Nur den anderen Freiwilligen, Jacob, kannte ich seit unserem Einführungsseminar. Vom Flughafen wurde ich von Doinita, meiner Kollegin im Projekt, abgeholt und zu meiner Wohnung gebracht. Diese war winzig klein. Im Badezimmer hing die Dusche irgendwo über der Toilette, und ich konnte keinen abgegrenzten Duschbereich sehen. Meine deutsche Seele war erschüttert! Wie gesagt, ich kannte das Land vorher nicht. Obwohl die Stadt über dreihunderttausend Einwohner und wirklich enorm viel an Kneipen und Diskotheken für jeden Geschmack zu bieten hat, wundert man sich doch immer wieder über viele Dinge: Wenn bspw. eine Strasse gebaut wird und die Bauarbeiter schlafen, mit dem Handy spielen, diskutieren und nur einer ein wenig mit der Schaufel am Boden kratzt. Drei Wochen später ist die Arbeit dann erledigt. Und nach drei Wochen und einem Tag ist die Strasse wieder kaputt. Über solche Dinge lernt man schnell zu lächeln und kann sich dabei auch ein großes Stück Gelassenheit abschneiden. Meine Arbeit Meine Aufgabe bestand in der Nachmittagsbetreuung von etwa 15 Kindern, zusammen mit Jacob und Doinita in dem Zentrum AFR, das in einem sozial schwachen Viertel von Cluj liegt. In dem Zentrum fanden noch andere - 10 - Tätigkeiten statt, wie Versorgung mit Kleidung, Medikamenten usw. für die Menschen des Viertels, und es gab auch noch weitere Mitarbeiter. Am Anfang habe ich nur Englisch gesprochen und mich deshalb auf Kickerspielen spezialisiert und nicht gleich mit der Hausaufgabenbetreuung angefangen. Trotzdem habe ich schon große Pläne geschmiedet, wollte den Kindern Deutsch beibringen, etwas über Politik und Geographie erzählen und die Wichtigkeit von Körperpflege, gesunder Ernährung und sportlicher Ertüchtigung nahe legen. Eine der großen Vorteile war, dass mir sehr viel Freiheit gegeben wurde, und ich meistens selber herausfinden konnte, wo die Grenzen lagen. Immer wieder habe ich mir die Haare gerauft, wenn manche Dinge, die mir selbstverständlich erschienen, wieder und wieder erklärt werden mussten, um dann am Ende doch ignoriert zu werden. Schnell habe ich erkannt, dass ich meine Maßstäbe erst einmal vergessen musste, um ein wenig die Lebenswirklichkeit der Kinder zu verstehen. Die Kinder (Alter: 6 bis 13 Jahre) wohnen alle in der Nähe des Zentrums und kommen i.d.R. nach der Schule, um dort ihre Hausaufgaben zu machen, zu essen und natürlich zu spielen. Fast alle haben mindestens einen RomaElternteil und die Armut gemeinsam, wobei einige einfach wenig Geld haben, und es bei anderen nicht einmal fürs Essen reicht. Oft waren wir bei den Kindern zu Hause, teilweise in Hütten von der Größe eines kleinen Zimmers, in denen drei Familiengenerationen zusammen hausen. Der Fernseher läuft den ganzen Tag, das Wasser dafür oft nicht. Schlechte Bildung der Eltern und Gewalt kommen meist noch hinzu. Nach den ersten Hausbesuchen (meist um mit den Eltern über die Kinder zu sprechen oder Ausflüge anzukündigen) habe ich mich nicht mehr gewundert, wie lange es dauert, simple Regeln zu vermitteln, sondern mich jedes Mal gefreut, was für fantastische Kinder wir trotz dieser Umstände in unserem Zentrum haben. Mir ist klar geworden, dass die Stunden, in denen die Kinder einen Platz mit den Möglichkeiten zum spielen, Regeln zu lernen und besonders Wärme zu empfangen -anstelle ihres tristen Alltags zu Hause- für sich eine sehr gute Sache sind. Natürlich haben wir es gemeinsam auch geschafft, Wissen zu vermitteln. Doch in erster Linie ging es darum, einen anderen Lebensentwurf zu zeigen. Wenn Doinita wieder einen Sponsor aufgetrieben hatte, sind wir Pizza essen gegangen, haben einen Ausflug gemacht oder Materialien für die Schule besorgt. Nach einem solchen Ausflug bin ich abends ins Bett gefallen, weil solche Tage oft viel Kraft kosteten. Jeder Tag hatte mal größere, mal kleinere Herausforderungen zu bieten. Das galt für die Arbeit, die Sprache (die man wirklich schnell lernen kann) und das teilweise neue Alltagsleben. Immer konnte ich dabei aber auf die Unterstützung meiner Kollegen zählen. Schlussbemerkungen Heute kann ich sagen, dass ich mich an keinen Tag erinnere, an dem ich nicht glücklich zur Arbeit gegangen wäre. Und wenn man eine gesunde Portion Offenheit mitbringt, ist es auch nicht schwer, im Privatleben Bekanntschaften zu machen, da es einige deutsche Freiwillige in Cluj gibt, und man in der Studentenstadt Klausenburg viele Möglichkeiten hat, andere Menschen kennen zu lernen und Freundschaften zu schließen. - 11 - Mit viel Dankbarkeit erinnere ich mich an meine Zeit in Cluj und freue mich noch immer sehr über die Entscheidung, die ich damals getroffen habe. - 12 - Lille/Frankreich Anna Raeck Projekt: Unis Cité Nord pas de Calais (Freiwilligendprojekte in Lille) Freiwilligendienst von 01.Januar 2009 – 30.Juni 2009 Nach meinem Abitur 2008 wusste ich nicht so genau, was ich danach machen sollte. Ich hatte viele Ideen, konnte mich aber nicht entscheiden. Mir war klar, dass ich meine Fremdsprachen, Englisch und Französisch, verbessern wollte. Außerdem wollte ich meine Erfahrungen im sozialen Bereich vertiefen, weil das meinen Berufsplänen entgegenkam. So nahmen meine Pläne bald Gestalt an: Ich wollte ein Jahr in Frankreich leben. Da die Kölner Freiwilligen Agentur in Frankreich nur ein Projekt anbot, hatte ich nicht die Qual der Wahl und setzte das Projekt der Unis-Cité in Lille ganz oben auf meine Wunschliste. Die Bewerbung ging reibungslos über die Bühne. Da ich bis zur Abreise noch einige Monate warten musste, wuchs mein Drang nach Unabhängigkeit stetig, und ich hatte das Gefühl, dass mir zu Hause die Decke auf den Kopf fiel. Als es am 3. Januar endlich losging, war dies mit einem sehr befreienden Gefühl verbunden, und ich war vollkommen positiv gestimmt. Meine Ankunft und die ersten Tage in meiner neuen Stadt konnten meinen Optimismus auch nicht trüben, weil ich freundlich empfangen wurde und nur sehr nette Leute kennen lernte. U.A. waren es die anderen europäischen Freiwilligen: zwei Engländer, eine Finnin und ein Deutscher, die auch bei Unis-Cité arbeiteten. Es war einfach total super, endlich selbständig zu leben! Die Arbeit mit Unis - Cité Unis-Cité ist eine nationale Organisation, die Franzosen und Französinnen im Alter von 18 bis 25 Jahren anbietet, einen Service Civil Volontaire (Freiwilligendienst) zwischen sechs und zwölf Monaten zu leisten. Die Freiwilligen, die sich melden, werden in Teams mit, in der Regel, jeweils einem europäischen Freiwilligen aufgeteilt und in umliegende soziale Einrichtungen entsendet, um die dortigen Angestellten in ihrer Arbeit zu unterstützen oder auch selbständig Arbeiten zu übernehmen. Während sie in drei bis fünf verschiedenen sozialen Projekten arbeiten, bekommen sie eine kleine finanzielle Unterstützung, um ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Die ersten Wochen bei Unis-Cité waren sehr entspannt. Es ging erst mal darum, sich kennen zu lernen, um später in einem Team mit sieben Franzosen und Französinnen zusammen zu arbeiten. Das war eine lustige Zeit, weil die Leute alle sehr nett waren und es viel Spaß machte, die Zeit mit ihnen zu verbringen. Als später die Teams gebildet wurden, war ich sehr froh, weil gerade die Leute, mit denen ich mich am besten verstand, in mein Team kamen. Die wirkliche Arbeit begann im Februar. Unser Team war für die folgenden drei Projekte zuständig: Freizeitunterhaltung im Altersheim und im Bürgerzentrum sowie ein freies Projekt zum Thema „Sport und sozialer Zusammenhalt“. Hierbei mussten wir uns selbständig eine sinnvolle Aktion zu - 13 - dem genannten Thema ausdenken, sie planen und schließlich auch durchführen. Mein Leben in Lille Bald teilte sich mein Leben in zwei Bereiche: Arbeit und Privatleben, wobei letzteres Priorität gewann. Die Arbeit in den unterschiedlichen Projekten wurde leider etwas frustrierend, weil die Aufgaben teilweise unklar und schlecht organisiert waren, und die Motivation in unserem Team dementsprechend sank. Dagegen war mein Privatleben nach wie vor spannend, da ich immer neue Leute kennen lernte, und mir die Unabhängigkeit von zu Hause und das Leben im Ausland einfach gut taten. Die meiste Zeit verbrachte ich mit meinem Freund, der auch Volontär in meinem Team war. Außerdem kamen meine Freunde, die es von Köln nicht weit hatten, alle der Reihe nach zu Besuch. Im letzten Monat wurde die Arbeit wieder etwas spannender, weil sich jeder Freiwillige eigenständig für ein zweiwöchiges Projekt bewerben konnte. Da man sich die Organisation nach seinem persönlichen Interesse aussuchen konnte, bewarb ich mich bei ADaV (Association Droit au Vélo). Dieser Verein kümmert sich in Lille um das Thema „Fahrrad“ . Zum Beispiel organisiert er Fahrradreparatur -Workshops oder kümmert sich um die Ausbesserung von Fahrradwegen. Meine Aufgabe war es schließlich mit dem, für die zwei Wochen gesponserten, guten (!) Fahrrad in die umliegenden Kleinstädte zu fahren und dort die Breite der Einbahnstrassen aus zu messen, damit gegebenenfalls der Fahrradweg in die Gegenrichtung angelegt werde konnte. In dieser Zeit war ich also viel unterwegs und konnte so die Gegend auf eine etwas andere Art erkunden, was sehr viel Spaß machte. Anfang Juli war dann alles (viel zu schnell) schon wieder vorbei, aber doch nicht vollkommen, weil ich mit meinem Freund und einigen anderen Leuten aus Lille immer noch in Kontakt bin und regelmäßig dorthin fahre. Dennoch freute ich mich auf Zuhause, vor allem auf meine Familie und Freunde, die ich in den sechs Monaten nur an einem Wochenende besucht hatte; aber auch auf die kommende Zeit mit Studium, Umzug & Co. Resümee Zurückblickend kann ich sagen, dass die Zeit in Lille durchweg bereichernd war – nicht nur was meine französische Sprachkenntnisse betrifft, denn ich merke auch, dass ich mich in der Welt wohler fühle als vorher. Ich schätze, das liegt daran, dass ich gelernt habe, sie und mich ein Stück besser zu verstehen. Diese Entwicklung geht weiter und lässt sich jetzt nicht mehr aufhalten. - 14 - Aus Cluj Napoca/Rumänien in Köln Mihalea Comsa Projekt: Don Bosco Club (Kinder- und Jugendzentrum) Freiwilligendienst vom 15. September 2008 – 14. September 2009 Wenn ich an meine Ankunft in Deutschland zurückdenke, fällt mir als erstes die herzliche Umarmung ein, mit der ich am Flughafen von Frau Sabine Joó begrüßt wurde, die Person, mit der ich das nächste Jahr zusammenleben würde. Ich wusste über die Deutschen, dass sie relativ kühle und distanzierte Menschen sind, aber diese herzliche Begrüßung war nur der Anfang von dem, was ich im Laufe des Jahres kennen lernte. Am Ende meines ehrenamtlichen Jahres schaue ich mit einem Lächeln zurück und bin sehr glücklich, dass ich die Gelegenheit hatte, mit einigen wunderbaren Menschen zusammen zu arbeiten. Sie haben mich mit offenen Armen in ihrem Kreis willkommen geheißen und mich bei meinen verrückten Projekten, die ich im Don Bosco Club durchführte, unterstützt. Diese neue Erfahrung verstehe ich als eine lange und verdiente Pause nach einem 16 Jahre langen intensiven Studium in Rumänien. Aus diesem Grund habe ich versucht, zusammen mit den Kindern im Don Bosco Club Kindheit zu erleben, den Zeitraum, der im Leben eines Menschen von Spiel und Spaß beherrscht wird. Meine Arbeit sollte einerseits ein Ort der Entspannung sein, aber andererseits auch ein Raum, wo ich mehr und mehr fühlte, dass ich neue, mutige und kreative Ideen für die körperliche und geistige Entwicklung der Kinder entwickeln konnte. Dieses Gefühl von Vertrauen hatte mir gefehlt, um ein Tanzprojekt für die Mädchen im Club durchzuführen. Ich wollte Ihnen arabischen Tanz, Hip Hop und Fitness, sozusagen „Bewegung für die Gesundheit des Herzens“, beibringen. Am Anfang war dieses Jahr in Deutschland für mich aus vielen Gründen eine Art von Entfremdung: Eine physische Entfremdung, weil ich so weit fort von Zuhause und meiner Familie war, und dann eine geistige Entfremdung, weil ich meine Muttersprache nicht verwenden konnte, was mir zu Anfang wirklich schwer fiel. Später entwickelten sich meine Erfahrungen in Deutschland zu einer Wiederentdeckung meiner Identität. Ich lernte, meine Grenzen zu überwinden und die Menschen neben mir besser zu verstehen. Jetzt möchte ich die wichtigsten Ereignisse und Projekte aus meiner ehrenamtlichen Tätigkeit im Don Bosco Club (DBC) in Köln- Mülheim beschreiben. - 15 - Weihnachtsfest Während dieser Veranstaltung spielte ich zum ersten Mal zusammen mit fünf anderen Personen, die Kollegen und Freunde im Club waren, in der Clubband. Karneval Im Club waren zum Karneval alle, jung und alt, nach alter Tradition so lustig wie möglich verkleidet. Für mich war diese Zeit sehr interessant und schwer mit Worten zu beschreiben. Der Tanzkurs in der Mitternachtssportschule Am 15. Februar, einen Monat nachdem ich mit meinem Tanzprojekt im Club begonnen hatte, schlug man mir vor, Tanzunterricht in einer speziellen Tanzschule zu nehmen. Die Schule war nicht weit vom DBC entfernt. Mit fünf Mädchen aus dem Club sollte ich Tanzunterricht in Hip Hop Tanz nehmen und danach die Mädchen nach Hause bringen, weil dieser Kurs bis 21.30 Uhr dauerte. Proben mit der Band Jeden zweiten Sonntag probte ich mit der Clubband. Nach zwei bis drei Stunden Probe gingen wir Pizza essen oder fuhren in die Stadt. Das habe ich sehr genossen, weil es mir das Gefühl gab, einer Gruppe anzugehören, obwohl ich soweit von meiner Familie entfernt war. Das Medienprojekt „I“C“YOU“ Im März begann im Club in Zusammenarbeit mit dem Film- und Medienarchiv Kaos ein Fotografieprojekt. Dieses Projekt hatte meine Neugier geweckt, weil ich in Rumänien Fotografie studiert hatte und wusste, dass ich mit meiner vierjährigen Erfahrung zu einem solchen Projekt etwas beitragen konnte. Dies Projekt bestätigte mir, dass es eine richtige Entscheidung war, hierher zu kommen, um ein Jahr Freiwilligenarbeit zu leisten. Monatliche Discopartys Zusammen mit mehreren anderen Kollegen beschlossen wir, von November 2008 bis März 2009 jeden Monat einen Discoabend für Jugendliche zu organisieren. Ich war hauptsächlich für die Medien (Design für Broschüren und Flyer) zuständig, und ich musste auch den Partyraum dekorieren. Internationale Seminare in Buzau (Rumänien) und Birmingham (GB) Im November wurde ich gefragt, ob ich einen Workshop, der zufällig in Rumänien stattfand, besuchen wolle. Dieser einwöchige Workshop fand im März statt. Ein weiterer Workshop folgte, diesmal aber in England. Er dauerte auch eine Woche. Personen aus sechs Ländern nahmen an verschiedenen kulturellen Aktivitäten, die sehr informativ waren, teil. Ein Grund, weshalb ich für diese Seminare ausgesucht wurde, war meine gute Beherrschung der englischen Sprache und wahrscheinlich mein Verlangen nach Wissen und meine Neugier für Kinder. - 16 - Das Jugendfestival in Köln-Mülheim Am 19. Juni fand auf dem Wiener Platz in Mülheim ein Jugendfestival statt, an dem ich mit den Mädchen, die mit mir die Mitternachtssportschule besucht hatten (s.o.), teilnahm. Es bedeutete eine Menge Arbeit, einen ganzen Monat lang und ein ganzes Wochenende. Aber es hat sich gelohnt. Das Ergebnis war ein komplexer Tanz von acht Minuten Dauer. Die Tanzchoreografie bestand aus einer Kombination aus Hip Hop, dem Stil der 80-er Jahre und afrikanischem Tanz. Zusammen mit 12 Mädchen tanzten wir vor großem Publikum und vergaßen für acht Minuten alles um uns herum. Das Sommerfest Nach den Erfahrungen vom Jugendfestival auf dem Wiener Platz beschloss ich, mit einer Mädchengruppe für das DBC- Sommerfest zu trainieren. Dieses Fest sollte am Ende der Sommerferien im August stattfinden. Ich schaffte es, in nur einer Woche vor dem Fest eine Mädchengruppe zu formieren. In dieser Rekordzeit arbeiteten wir eine interessante Choreografie aus. Wir waren letztendlich mit 13 Mädchen auf der Bühne, alle trugen das Club-T-Shirt, und alle waren begeistert, was wir auf die Bühne gestellt hatten. Es war auch eine anstrengende Arbeit, aber es hat sich gelohnt. T-Shirt-Party Am Ende meines Freiwilligenjahres im Don Bosco Club habe ich für die Mädchen, die mit mir auf dem Sommerfest getanzt hatten, eine Party organisiert. Wir haben Pizza gebacken und gesungen. Das war mein letztes Projekt im DBC. Sommerfest Nach den Erfahrungen von der Jugend-Festival in Wiener Platz entschied Ich einer Mädchen Gruppe im Club für das DBC Sommerfest zu trainieren. Dieses Sommer Abschlussfest wurde im August am Ende der Sommerferien stattfinden. Ich schaffte es eine Gruppe mit Mädchen zu formieren und nur eine Woche vor Beginn des Festivals. In diese Rekordzeit haben wir zusammen eine interessante Choreographie ausgearbeitet. Wir waren letzendlich mit 13 Mädchen auf der Bühne, alle tragen das Club T-Shirt und alle waren begeistert über was wir konnten endlich gemeinsam gemacht hatten. Das war auch eine anstrengende Aufgabe, die stundenlang über Zeitplan beteiligt, aber es hat sich gelohnt. Deutschland und der Don Bosco Club wurden für mich ein ZU HAUSE, ein temporäres Zuhause, herzlich und voller schöner Überraschungen. Alles zu realisieren war möglich durch die Leute, mit denen ich zusammen gearbeitet habe und auch wegen meines starken Wunsches, das Leben einerseits mit den Augen eines Kindes zu sehen und andererseits wieder mit den Augen eines Erwachsenen zu organisieren. Ich habe mich an vielen Projekten beteiligt und obwohl ich manchmal muffig war, wusste ich immer, dass ich auf dem richtigen Weg war, dass ich weiter machen und jedes Projekt zu einem guten Erfolg bringen würde. Dieses Jahr war wie fünf Jahre, und ich kann jetzt schon sagen, dass diese Erfahrung mich völlig verändert hat. Dieses ehrenamtliche Jahr wird mir immer viel bedeuten, und es war eine geniale Entscheidung, mich hieran zu beteiligen. - 17 - Aus Cavareno/Italien Elena Corazza Projekt: Kinder- und Jugendpädagogische Einrichtungen der Stadt Köln (Kinderheim) Freiwilligendienst von 15.Oktober 2008 – 14. September 2009 Gründe für meinen Freiwilligendienst In Italien habe ich 4 Jahre Sozialarbeit in Verona studiert. Mein Studium war interessant, aber leider habe ich nicht so viele praktische Erfahrungen im sozialen Bereich sammeln können. Während meines Studiums habe ich an einem Austauschprogramm (ERASMUS) in Freiburg in Baden Württemberg teilgenommen. Ich war von der deutschen Gesellschaft begeistert. Ich wollte wieder nach Deutschland kommen und dort im sozialen Bereich praktisch arbeiten, deswegen habe ich mich für einen Freiwilligendienst in Köln entschieden. Meine Aufgaben im Kinderheim Ich machte meinen Freiwilligendienst im Kinderheim Köln. Ich arbeitete in einer heilpädagogischen Gruppe. Das ist eine Wohngruppe, in der 6 Kinder zwischen 7 und 11 Jahren leben. Wegen Schwierigkeiten (bspw. Alkohol, Drogen, psychischen Störungen der Eltern) können diese Kinder nicht mehr in ihren Familien leben. Mein Aufgabenbereich umfasste die Betreuung und Begleitung der Kinder über das von den Erziehern angebotene Maß hinaus. Ich begleitete die Kinder zum Arzt, zur Sprachtherapie, aber auch zu Ausflügen (Urlaubsgruppe, Schwimmen). Ich beschäftigte die Kinder der Gruppe mit Spielen und verschiedenen Aktivitäten (wie Kochen, Fahrradtour, Malen). Ich half den Kindern bei ihren Hausaufgaben; das beinhaltete Kontrolle und Erklärung von Aufgaben. Ich ging einkaufen und bereitete manchmal italienische Mahlzeiten mit den Kindern zu. „Berufliche“ Erfahrungen In meinem Freiwilligendienst hatte ich die Möglichkeit, meine Universitätskenntnisse in der Praxis zu erleben. In meiner Gruppe arbeiteten 4 Erzieherinnen, und ich arbeitete jeden Tag mit einer von ihnen. Sie hatten einige Jahre im sozialen Bereich gearbeitet, und jede hatte viel Erfahrungen gesammelt. Von jeder konnte ich etwa lernen. Ich sprach viel mit ihnen, und sie erklärten mir, wie sie sich die Erziehung dieser Kinder vorstellten. Wir machten auch jede Woche eine Teambesprechung: Dort wurde über vieles geredet, und es wurden viele Entscheidungen getroffen. Von diesen netten und kompetenten Persönlichkeiten habe ich die Bedeutung erzieherischer Arbeit in einem Kinderheim gelernt. Ich kann nur sagen: Vielen Dank. Persönliche Erfahrungen Am Anfang war es nicht so einfach, mit diesen Kindern eine Beziehung aufzubauen. Für ihr junges Alter haben die Kinder viel gelitten und sie vertrauen den Erwachsenen nicht mehr. Es war eine große Herausforderung, - 18 - mit diesen Kindern eine Beziehung aufzubauen. Es war schwer und sehr interessant. Von diesen Kindern habe ich viel gelernt, und ich lerne noch viel. Ich habe viel über mich selbst entdeckt: meine Stärken, meine Schwächen, meine Grenzen und meine Fähigkeiten. Es ist eine Erfahrung, die ich nie vergessen kann. Ich kann nicht gut mit Worten beschreiben, wie wichtig dieser Freiwilligendienst für mich war. Ich kann nur sagen, dass mein Freiwilligendienst die richtige Entscheidung zur richtigen Zeit war. Ich hatte auch die Möglichkeit, Zeit für mich, und nur für mich zu haben, und ich habe die große Bedeutung von Freiwilligenarbeit entdeckt. In dieser Zeit war ich nicht allein: Ich habe mit einem deutschen Jungen und einem super netten türkischen Mädchen zusammengewohnt, die, wie ich, einen Freiwilligendienst machten. Außerdem erhielt ich eine wunderschöne und wertvolle Hilfe von meiner Mentorin. Ich kann nur sagen: Danke!!!! Alle 4 Wochen konnte ich, während der Bildungsseminare, meine Arbeit reflektieren, und ich fand immer einen guten Rat. - 19 - Zum Hintergrund Der Internationale Freiwilligendienst Der „Freiwilligenaustausch mit Partnerstädten“ richtet sich speziell an junge Menschen aus Köln und aus den Partnerstädten. Junge KölnerInnen zwischen 18 und 25 Jahren leben ein halbes oder ganzes Jahr in einer Kölner Partnerstadt und engagieren sich in einem sozialen, kulturellen oder ökologischen Projekt. Umgekehrt kommen junge Menschen aus den Partnerstädten nach Köln und helfen dort mit, wo sie gebraucht werden. Die Freiwilligen erhalten während ihres Aufenthalts Unterkunft, Verpflegung und ein monatliches Taschengeld. Sie sind versichert und haben Anspruch auf „Urlaub“. Zu Reisekosten und Sprachkurs wird ein Zuschuss gewährt. Vor, während und nach dem Freiwilligendienst wird pädagogische Begleitung angeboten. Aus den 23 Kölner Partnerstädten hat die Kölner Freiwilligen Agentur zurzeit die folgenden ausgewählt: Barcelona, Bethlehem, Cluj Napoca, Cork, Istanbul, Katowice, Lille, Liverpool, Rotterdam, Tel Aviv und Thessaloniki. Eine Alternative in Köln: Der Kölner Freiwilligendienst Der Kölner Freiwilligendienst bietet Menschen jeden Alters die Möglichkeit, sich intensiv einer sinnvollen Aufgabe in Köln zu widmen. Die Freiwilligen stellen ihr Fachwissen, ihre Arbeitskraft und ihre Begeisterung einer gemeinnützigen Kölner Einrichtung für 20 bis 40 Stunden pro Woche zur Verfügung. Unser Dank gilt... .... den ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die beim internationalen Freiwilligendienst mithelfen. Sie unterstützen als Mentorinnen einzelne ausländische Freiwillige bei deren Orientierung in Köln. Andere machen den internationalen Freiwilligendienst an vielen Infoständen bekannt. Der internationale Freiwilligendienst wäre auch nicht möglich ohne die vielen Unterstützerinnen und Unterstützer, die die finanzielle Basis sichern. Wir bedanken uns bei der Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft „Erinnerung und Zukunft“, der Europäischen Union, der Stadt Köln und insbesondere den Spenderinnen und Spendern, die mit kleinen und großen Beträgen zum Gelingen der Freiwilligendienste beitragen. Unterstützung willkommen! Wenn Sie den internationalen Freiwilligendienst unterstützen wollen, hier ist das Spendenkonto der Kölner Freiwilligen Agentur bei der Kölner Bank eG Kontonummer 421 030 049 BLZ 371 600 87 - 20 -