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Heer Heer Die Drohnen des Heeres im Einsatz (Fotos: Bundeswehr) Detlef H. Keller Start KZO aus einem Feldlager in Afghaninstan Unbemannte Luftfahrzeuge (Unmanned Aerial Vehicles, UAV) haben in den letzten Jahren für Streitkräfte eine immer stärkere Bedeutung gewonnen. Bedingt durch rasante technologische Fortschritte auf diesem Gebiet sind unbemannte Plattformen in zunehmendem Maße im Einsatz. Vornehmlich die USA haben eine steigende Zahl an UAVs eingesetzt – sowohl zur Aufklärung, als auch zum gezielten Einsatz von Waffen. D ie Bundeswehr definiert UAV als aerodynamisch fliegendes, angetriebenes Luftfahrzeug ohne Besatzung an Bord, dessen Flugführung autonom, ferngeführt und/oder ferngesteuert erfolgt. Es ist wiederverwendbar und für eine oder mehrere Einsatzrollen (Konzeptionelle Grundvorstellungen, KGV, zum Einsatz unbemannter Luftfahrzeuge in der Bundeswehr vom 21. Februar 2008) ausgelegt. Die KGv nennen als aktuelle Einsatzoption die Lage-, Überwachungs-, Ziel- und Wirkungsaufklärung. Im weiteren sollen diese durch die Befähigung zur signalerfassenden weiträumigen Aufklärung, allwetterfähigen, abstandsfähigen Gefechtsfeldaufklärung und der Aufklärung von chemischen, biologischen, radiologischen, nuklearen (CBRN) oder explosiven Substanzen ergänzt werden. Die Bezeichnung UAS (Unmanned Aerial System), für Heeresdrohnen manchmal auch als TUAS (Tactical UAS) bezeichnet, umfasst ein Gesamtsystem aus dem UAV (der fliegenden Drohne), der Bodenstation zum Start und gegebenenfalls Landung, der Station zur Führung und Überwachung des Fluges (kann in Station für Start und Landung integriert sein) sowie den Anteilen für Materialerhaltung und Versorgung. Je nach Einsatzgebiet und Ausstattung können Drohnen Nutzlasten tragen, wie z. B. Sensoren zur Aufklärung oder Raketen für einen militärischen Angriff. Die Abmessungen reichen dabei von nur einigen Zentimetern (Mikrodrohne) bis zur Größe eines Verkehrsflugzeuges mit 40 m Spannweite. Informationsüberlegenheit ist für die Bundeswehr im Einsatz von wachsender Bedeutung. Militärische Entscheidungen stützen sich heute maßgeblich auf die Aufklärungsergebnisse der modernen Drohnen ab. Die Nutzung von UAS ermöglicht so eine deutliche Verbesserung der bisherigen militärischen Möglichkeiten in nahezu allen Fä- higkeitskategorien. Durch das Herauslösen des Bedieners aus der Plattform sind ein höheres Maß an Robustheit, Überlebensfähigkeit und Schutz entstanden und eine längere Einsatzdauer möglich geworden. Außerdem sollte der Betrieb der UAS einen reduzierten Personalansatz im Einsatzgebiet ermöglichen. Verfügbare Aufklärungskapazität in Afghanistan Der nachfolgende Artikelanteil zu UAS, mit Schwerpunkt KZO basiert in Anteilen auf einem Bericht von Brigadegeneral Heribert Hupka, Kommandeur der Artillerieschule und General der Artillerietruppe, der im März 2011 das deutsche Einsatzkontingent ISAF besuchte. Im Raum Kunduz werden außer den Drohnensystemen des Heeres KZO (Kleinfluggerät Zielortung), LUNA (Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungs-AusstatStrategie & Technik · August 2011 17 Xxxx Nachtstart KZO werter, Instandsetzer und Luftfahrzeugnachprüfer. Zu Beginn des Einsatzes war KZO noch der gemischten Aufklärungskompanie des damaligen Provincial Reconstruction Team (PRT) Kunduz unterstellt. Im Zuge der Umstrukturierung des deutschen Einsatzkontingentes wurde KZO Bestandteil der Aufklärungskompanie des Ausbildungs- und Schutzbataillons Kunduz. KZO wird somit als taktisches Aufklärungs- und Zielortungsmittel eines Einsatzverbandes eingesetzt. Das Ausbildungs- und Schutzbataillon verfügt dadurch über ständigen, unmittelbaren Zugriff auf das System. Das System wird durch Heereskräfte instand gehalten. Rheinmetall unterstützt bei besonders schwierigen Fehlern oder Kapazitätsengpässen durch Einfliegen von Personal aus Deutschland im Rahmen eines „Instandsetzungsrahmenvertrags Ausland“. Seit Rheinmetall mit dem UAS Heron in Mazar-e Sharif präsent ist, ist die industrieseitige Unterstützung etwas einfacher geworden, da drei Mechaniker aus dem Instandsetzungsteam für das UAS Heron auch die komplette KZO-Befähi- (Foto: Rheinmetall) tung), MIKADO (Mikroaufklärungsdrohne für den Ortsbereich) und ALADIN (Abbildende luftgestützte Aufklärungsdrohne im Nächstbereich) auch der unbemannte US-Aufklärungshubschrauber Fire Scout eingesetzt. Weiter stehen auf Ebene Regional Command (RC) North das durch die Luftwaffe betriebene israelisch/deutsche Aufklärungssystem Heron, das US-System Hunter sowie sogenannte „Theatre Assets“ zur Verfügung. Darunter sind vornehmlich Aufklärungssysteme der US-Streitkräfte zu verstehen, wobei die Palette von unbemannten Systemen wie Predator, Reaper und Warrior A über bemannte Aufklärungsflugzeuge verschiedener Typen bis hin zu Höhenaufklärern, wie beispielsweise der U-2 Dragon Lady und Global Hawk, reicht. Das UAS Heron und die genannten Theatre Assets werden entsprechend ihrer Verfügbarkeit und der jeweiligen Operationspriorität durch ISAF Joint Command zur Deckung des Aufklärungsbedarfs aller Einsatzverbände im RC North bereitgestellt. Das Aufklärungssystem KZO wird beim deutschen Einsatzkontingent ISAF derzeit ausschließlich durch das Ausbildungs- und Schutzbataillon Kunduz eingesetzt, das Aufklärungssystem LUNA durch das Ausbildungs- und Schutzbataillon Masar-e Sharif. Beide Aufklärungssysteme sind Bestandteil der jeweiligen Aufklärungskompanie und klären auf taktischer Ebene und komplementär zu weiteren luftgestützten Systemen auf. Die Ausbildungs- und Schutzbataillone verfügen organisch zusätzlich über die Systeme Mikrodrohne MIKADO und Minidrohne ALADIN. Das UAS KZO Das Aufklärungssystem KZO der Rheinmetall Defence Electronics GmbH steht seit Mitte 2009 in Kunduz zur Verfügung. Da sowohl die Heeresaufklärungstruppe als auch die Artillerietruppe strukturell über das System verfügen, stellen beide Truppengattungen das Personal im Wechsel. Einsatzwichtiges Schlüsselpersonal sind dabei die Drohnensteuerer, Luftbildaus18 August 2011 · Strategie & Technik gung zur Wartung und Instandsetzung haben. So können mittlerweile auch kurzfristig bei Bedarf Mechaniker von Mazare Sharif nach Kunduz zur Unterstützung eingeflogen werden. Die Einsatzbereitschaft des Systems und damit verfügbare Aufklärungskapazitäten wurden jedoch durch limitierte logistische Ressourcen begrenzt. Während es vermehrt zu Versorgungsengpässen bei einzelnen Komponenten der Fluggeräte kam, ist es hingegen gelungen, die Versorgung mit Flugverbrauchsmaterial dem gestiegenen Bedarf anzupassen. Die Aufklärungsreichweite einer KZO liegt zur Zeit bei etwa 100 km. Rheinmetall arbeitet an einer Reichweitensteigerung auf 140 km, eine Beauftragung durch die Bundeswehr ist bisher nicht erfolgt. Die Einsatzzeit, ursprünglich auf 3,5 Stunden festgesetzt bei einem definierten Flugprofil, beträgt in Afghanistan im Schnitt 4,5 Stunden, bei einer Standardmission sind schon über 5,5 Stunden erreicht worden. Die vergleichsweise niedrigen Aufklärungsflughöhen der UAS KZO (1.200 bis 2.000 m über Grund) und LUNA (bis zu 1.600 m) sind dem Einsatzzweck Erkundung im Nahbereich angemessen und decken das Gebiet um das Feldlager herum im Rahmen des Aufklärungsverbundes zur Überwachung von Patrouillen ab. Die taktischen UAS werden auch zur Vorbereitung und während laufender Operationen sowie insbesondere zur Überwachung der Verbindungsstraßen bei Nacht (Verhindern bzw. Aufklären von IED-Vorbereitungen) eingesetzt. KZO hat bislang rund 600 Einsatzflüge absolviert, dies entspricht einem statistischen Durchschnitt von mehr als sechs Flügen pro Woche. Bodenkontrollstation (BKS) KZO Heer Die beiden UAS sind, durch ihre Flughöhe bedingt, durchaus hör- und aufklärbar und damit angreifbar. Andererseits kann gerade dies in bestimmten Szenarien einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum Schutz eigener Kräfte darstellen. Denn gerade wenn die Drohne in Hörweite im Einsatz ist, wissen die Aufständischen, dass sie überwacht werden und zur Bekämpfung unter anderem weitreichende Wirkmittel (z.B. PzH 2000) bereitgehalten werden. Zudem bieten geringe Flughöhen den Vorteil, dass auch bei niedriger Wolkenuntergrenze Aufklärungsergebnisse mit optischen Sensoren (aktuell nur mit LUNA) erzielt werden können. Verluste durch Beschuss mit Luftabwehrmitteln sind nicht bekannt. Obwohl weitere Aufklärungsmittel, auch der MALE (Medium Altitude, Long Endurance)-Klasse (z.B. Heron), den Einsatzverbänden im RC North in beachtlichem Ausmaß grundsätzlich zur Verfügung stehen, bieten Systeme wie KZO und LUNA, die organisch den Ausbildungs- und Schutzbataillonen zugeordnet sind, unter aktuellen Einsatzbedingungen deutliche Vorteile gegenüber diesen „Hochwertaufklärungsmitteln“. Denn sowohl Heron als auch Theatre Assets müssen beim RC North angefordert (Recce-Request) werden. Aufgrund der unterschiedlichen Recce-Requests (ggf. auch von Streitkräften anderer Länder) wird eine Mission zusammengestellt, die dann von RC North, bzw. vom ISAF Joint Command, genehmigt und zugewiesen wird. Dabei können, ggf. durch Priorisierungen der Anträge, die Heeresforderungen unter den Tisch fallen. Natürlich sind auch bei Heron Ad-hoc-Einsätze möglich, aber die Kommunikationswege zum Auslösen einer Aufklärungsmission sind deutlich länger, zumal hier ein ganz anderes Aufgabenspektrum abgedeckt wird. Wollte man mit der Heron die Aufgaben von KZO/LUNA durchführen, müsste man Heron in einer ganz anderen Stückzahl verfügbar und eine entsprechende Infrastruktur (z.B. Start- und Landebahn, Hangar) zur Verfügung haben. Somit sind die MALE-Aufklärungsmittel mehr eine Ergänzung als eine Überlappung. KZO wie auch LUNA hingegen stehen dem Einsatzverband unmittelbar und ständig zur Verfügung und können buchstäblich auf Zuruf gestartet werden. Somit sind diese Aufklärungsmittel deutlich flexibler einsetzbar. Starts sind innerhalb von 30 Minuten möglich, bei Vorwarnung des Funktionspersonals reduziert sich sogar diese Reaktionszeit. Die UAS KZO und LUNA erweisen sich insgesamt als technisch stabil und zuverlässig. Durch zeitlich überlappenden Einsatz mehrerer Fluggeräte lassen sich Nachgefragt: Kurzinterview mit Luitjen Ennenga, Geschäftsführer Rheinmetall Defence Electronics GmbH S&T: Welche Drohnen hat Ihre Firma im Auslandseinsatz der Bundeswehr (z.B. Afghanistan) und leisten Sie dafür eine Unterstützung im Einsatzgebiet? Ennenga: Wir haben zwei Systeme in Afghanistan im Einsatz: Unser taktisches Drohnensystem KZO beim Heer sowie das weitreichende MALE UAV-System Heron 1, das wir der Luftwaffe im Rahmen eines Dienstleitungsvertrags zur Verfügung stellen. KZO unterstützen wir vor Ort im Bedarfsfall auf Abruf. Heron betreiben wir vollumfänglich für die Luftwaffe und haben dafür ständig ca. 20 RheinmetallMitarbeiter vor Ort in Mazar-e Sharif. S&T: Werden Sie über die Einsatzerfahrungen, die Technik und Handhabung der Systeme betreffend, so informiert, dass eine verzugslose Mängelbehebung und Fortentwicklung der Systeme möglich sind? Ennenga: In Bezug auf die Technik auf jeden Fall. Wir bekommen regelmäßig Feedback, sind an das Berichtswesen der Bundeswehr angebunden und bekommen Ereignisse verzugslos auf den Tisch. Bezüglich der operativen Erfahrungen besteht aus unserer Sicht noch Optimierungspotential – was aber auch daran liegt, dass die Systeme von verschiedenen Nutzergruppen eingesetzt werden. S&T: Werden von Ihnen Leistungssteigerungen der Systeme aktuell oder in naher Zukunft durchgeführt? Ennenga: Von besonderer Bedeutung ist für uns und das Heer in diesem Zusammenhang das Projekt WABEP. Mit dem Verbund zweier existierender Systeme, unserem KZO und dem Wirkmittel Harop von IAI, wird kurzfristig eine Fähigkeitslücke geschlossen. Ein Erfolg war sicherlich der Vertragsabschluss über die Einrüstung einer neuen multispektralen Nutzlast für KZO, die Rheinmetall eigenfinanziert entwickelt hat. Weitere Vorhaben zur Leistungssteigerung stoppen oft kurz vor Vertragsschluss. Das erschwert eine gezielte Weiterentwicklung der Produkte. So werden derzeit beispielsweise eine neue Bildverarbeitungseinheit im Fluggerät und neue Rechner für die Bodenkontrollstation – eine notwendige Grundlage für noch bessere Aufklärungsleistung – diskutiert. Bei der SAATEG-Zwischenlösung ist eine Verlängerung des Dienstleistungsvertrags über 2012 hinaus geplant. Auch hier bietet sich an, in diesem Zuge die Aufklärungsleistung noch weiter zu steigern. S&T: Welches weitere Entwicklungspotenzial sehen Sie für Ihre Systeme? Ennenga: Wir haben eine ganze Palette von kurzfristig möglichen Maßnahmen, von Flugeigenschaften über IT-basierte Themen wie Sensorfusion bis hin zu Schwarmverfahren und Human Factors. Die momentan angespannte Haushaltslage fordert von uns, diese Potenziale zur Fähigkeitserweiterung eng mit dem Nutzer und dem Bedarfsdecker abzustimmen. Mit diesen Themenfeldern und den laufenden Forschungs- und Entwicklungsprojekten, in denen wir eine aktive Rolle übernehmen, stellen wir die Aktualität des Systems KZO bis etwa 2020 sicher. Hinzu kommt ein Ausbau unserer Kernkompetenzen bei Sensorsystemen, Bodenkontrollstationen und Führungssystemen – damit sehen wir uns für die Zukunft gut aufgestellt. Auch unser sehr erfolgreiches Engagement im Vorhaben SAATEG-Zwischenlösung eröffnet Zukunftspotenzial, z. B. im Bereich einsatznaher technisch-logistischer Dienstleistungen für weitere Systeme der Bundeswehr und andere Kunden. Aufbauend auf den Erfahrungen aus der SAATEG-Zwischenlösung werden wir der Luftwaffe gemeinsam mit unserem Partner Israel Aerospace Industries die hochmoderne Heron TP für die anschließende SAATEG-Anfangsbefähigung anbieten, um einen nahtlosen und risikofreien Übergang von der Zwischenlösung mit Heron 1 zur Anfangsbefähigung zu gewährleisten. Die Fragen stellte Detlef H. Keller Strategie & Technik · August 2011 19 (Foto: Rheinmetall) Heer Landung KZO am Fallschirm zudem die Stehzeiten des Systems über dem Einsatzraum verlängern. Lageabhängig wurden so bereits fünf KZOFluggeräte nacheinander eingesetzt. Damit ergab sich eine ununterbrochene Aufklärungsdauer von 17 Stunden. Das System ermöglicht dem Bediener in der Bodenkontrollstation mit der vorhandenen Ausstattung die zeitgleiche Führung von zwei Fluggeräten und damit eine Ablösung im Aufklärungsraum, um eine ununterbrochene Aufklärung sicherzustellen. Limitierende Faktoren sind das Personal und die materielle Verfügbarkeit von Fluggeräten. Durch fehlende Ersatzteile beträgt die Einsatzbereitschaft – auch mit gesteuertem Ausbau – zurzeit zwischen drei und fünf KZO-Fluggeräte. KZO wird derzeit bei zwei Drittel seiner Aufträge nachts eingesetzt. Hierfür ist die derzeit vorhandene Infrarotsensorik sehr gut geeignet. Andererseits wurde im Afghanistaneinsatz auch sehr rasch deutlich, dass zur Identifizierung und Diskriminierung von Zielen, besonders bei Aufträgen am Tage, eine elektrooptische Kamera unverzichtbar ist. Die Forderung aus dem Einsatz lautete deshalb: „Benötigt werden Echtzeitbilder in Farbe und Identifizierungsmöglichkeiten von Einzelpersonen und deren tatsächlicher Ausstattung oder Bewaffnung.“ Das System KZO ist als Zielortungsmittel der Artillerietruppe, eingebunden in das Führungs- und Waffeneinsatzsystem Artillerie ADLER II (Artillerie-, Daten-, Lageund Einsatz Rechnerverbund), konzipiert. Es kam daher darauf an, in der Bodenkontrollstation ein möglichst gutes Echtzeitbild zur unmittelbaren Auswertung zu erhalten und lediglich ausgewertete Informationen 20 August 2011 · Strategie & Technik weiter zu geben. Da eine direkte Übertragung des Bildmaterials an externe Stellen vom Bedarfsträger nicht vorgesehen war, erfolgt die Abspeicherung von Bild- und Videomaterial stark komprimiert in der Bodenkontrollstation, was derzeit noch zu Qualitätseinbußen bei der Darstellung außerhalb der Bodenkontrollstation führt. Das System erfährt zurzeit auf Basis der Erfahrungen und Forderungen aus dem Einsatz in Afghanistan eine Weiterentwicklung, die bereits zum Teil umgesetzt werden konnte. Erste Ergebnisse sind die Beschaffung einer neuen Multisensor-Nutzlast mit deutlich verbesserter Bildqualität. Neu daran ist ein bei Rheinmetall mit Eigenmitteln entwi- ckeltes höher auflösendes Wärmebildgerät mit geringerem Einbauvolumen. Dadurch entsteht eine Einbaumöglichkeit für eine zusätzliche elektrooptische Farbkamera (kompatibel zur jetzigen KZO-Konfiguaration; d.h. Wechselnutzlast) sowie die Einrüstung eines Transponders zur Lokalisierung und Identifizierung des Fluggerätes im Luftraum. Die zur jetzigen KZO-Konfiguration kompatible Multisensor-Nutzlast kann vom Nutzer vor Ort ausgetauscht werden. Das erste System steht voraussichtlich Ende des Jahres zur Verfügung und soll in Afghanistan Anfang nächsten Jahres eingesetzt werden. Zusätzlich werden geplante Verbesserungen an der Hardware der Bodenkontrollstation den Einsatzwert von KZO weiter steigern. Die vorgesehene Flugplanung und -führung mittels hochgenauer Satellitenkarten, verbunden mit einer möglichen Verbesserung der Zielortungsgenauigkeit und die Möglichkeit, Bildmaterial STANAG-konform, georeferenziert und ohne Qualitätsverlust exportieren zu können, werden zu einen weiteren Qualitätssprung des Systems führen. Die Realisierung dieser Maßnahmen ist jedoch noch von verfügbaren Haushaltsmitteln abhängig. Das System WABEP Ein wichtiges weiteres Drohnen-Vorhaben für das Heer ist das System WABEP (Wirkmittel zur abstandsfähigen Bekämpfung von Einzel- und Punktzielen). WABEP stellt die Vernetzung zweier existenter Systeme dar, nämlich zunächst KZO als Aufklärungsmittel und des Wirkmittels Harop als Kampfdrohne, um damit die neue Fähigkeit zu schaffen, über große Entfernungen punktgenau und zeitnah wirken Die israelische Kampfdrohne Harop nach dem Start Heer zu können. Dieser vernetzte AufklärungsWirkungsverbund ermöglicht es dem „Einsetzer“, bis kurz vor dem Einschlag das Ziel zu beobachten, laufend hochpräzise nachzulenken und notfalls den Angriff abzubrechen. Harop wird dabei in der Kooperation vom Partner IAI (Israel Aerospace Industries Ltd.) beigesteuert. KZO soll zunächst neben der Aufklärungsaufgabe noch die zu implementierende wichtige Funktion des Relaisträgers übernehmen, d.h. das Funkrelais zwischen der Bodenstation und der Kampfdrohne in einer Datenkette, die es dann ermöglicht, die Kampfdrohne über große Entfernungen bis kurz vor dem Aufschlag auch sicher kontrollieren zu können. Grundsätzlich muss in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass die Rolle der für den Einsatz der Kampfdrohne notwendigen Aufklärungs- uns Relaiskomponente auch durch andere UAS geleistet werden könnte. Die Relaisfunktion könnte dabei z.B. durch vorgeschobene Joint Fire Support Teams (JFST) übernommen werden. Ein großes Manko vieler Wirkmittel heute ist, dass, wenn sie abgeschossen oder gestartet wurden, ein Eingriff in die Missionserfüllung oder gar ein Abbruch des Angriffs in der Regel nicht oder nur noch sehr eingeschränkt möglich ist, zumindest nicht mehr bis kurz vor dem Einschlag. WABEP bietet diese wichtige Fähigkeit bis zu einer Entfernung von 120 km bei maximal neun Stunden Flugzeit lückenlos und hilft damit die Gefahr von Kollateralschäden signifikant zu reduzieren. Das Vorhaben steht in der Projektierungsphase, die noch im September 2011 fristgerecht abgeschlossen wird. Im Mai 2011 wurde in Bremen mit dem Bedarfsdecker/ Bedarfsträger der Nachweis der Funktion des WABEP-Verbunds im Rahmen einer Systemsimulation mit Originalbedienkonsolen erbracht. Daran schließen sich nun in Israel die Systemnachweise im Flug an. Das UAS LUNA Am 27. Juni 2011 absolvierte das Aufklärungssystem LUNA (Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungs-Ausstattung) der Firma EMT Ingenieurgesellschaft Dipl.-Ing. Hartmut Euer mbH seinen 7.000. Flug in der afghanischen Provinz Baghlan. Bei einer Flugdauer von vier Stunden und zwölf Minuten wurde die Aufklärung mit EO/IR (Electro Optical/Infrared)-Sensorik entsprechend der Missionsvorgaben erfolgreich durchgeführt. Technisch ist das UAS LUNA zu Flügen von bis zu acht Stunden in der Lage. LUNA wurde erstmalig im Jahr 2000, anfänglich noch im Rahmen eines Truppenversuches, im Kosovo eingesetzt. Seither ist das System im Einsatz, bis 2008 zeitgleich Nachgefragt: Kurzinterview mit Sascha Lange, Marktanalyse und Geschäftsentwicklung, EMT Ingenieurgesellschaft Dipl.-Ing. Hartmut Euer mbH S&T: Welche Drohnen hat Ihre Firma im Auslandseinsatz der Bundeswehr (z.B. Afghanistan) und leisten Sie dafür eine Unterstützung im Einsatzgebiet? Lange: Die ersten Versionen des LUNA-Systems wurden von der Bundeswehr bereits im Jahr 2000 in Mazedonien und im Kosovo zum Einsatz gebracht. Seit 2003 ist das LUNA-System in Afghanistan im Einsatz. Das ALADIN-System kam 2003 ebenfalls zuerst auf dem Balkan zum Einsatz. In Afghanistan befindet es sich seit 2005. Durch beide Systeme hat EMT sehr viel über die harten Einsatzbedingungen wie Temperatur-und Staubbelastung gelernt. Unsere Produkte wurden besser und haltbarer. Um die Einsatzfähigkeit unserer Systeme fortlaufend sicherstellen zu können, können wir bei Bedarf auch kurzfristig Servicemitarbeiter anbieten. Technische Hindernisse werden dann direkt vor Ort schnell identifiziert und ausgemerzt. S&T: Werden Sie über die Einsatzerfahrungen, die Technik und Handhabung der Systeme betreffend, so informiert, dass eine verzugslose Mängelbehebung und Fortentwicklung der Systeme möglich sind? Lange: EMT ist als erfahrener UAS-Spezialist ganz wesentlich an einem engen Kontakt und intensiven Informationsaustausch mit dem Kunden Bundeswehr interessiert. Beispielsweise haben wir eine 24/7 Telefonhotline um jederzeit aufkommende Fragen oder Probleme angehen zu können. Das funktioniert gut und ist inzwischen ganz selbstverständlich. Da sich EMT voll auf taktische unbemannte Flugzeugsysteme (TUAS) konzentriert, haben unsere Kunden die Garantie, dass unsere Produkte zufriedenstellend funktionieren. Wenn unsere Produkte nicht gekauft würden, würden wir nicht mehr lange am Markt sein. Letztendlich profitieren sowohl der Kunde Bundeswehr als auch EMT, da wir durch die immense Einsatzerfahrung im Ausland, von mittlerweile über zehn Jahren, zu ausgereiften und bewährten TUAS gelangt sind. S&T: Werden von Ihnen Leistungssteigerungen der Systeme aktuell oder in naher Zukunft durchgeführt? Lange: Wir sind als Unternehmen, das im harten internationalen Wettbewerb steht, auf ständige Innovation und Leistungssteigerung angewiesen um konkurrenzfähig zu bleiben. Sonst hätten wir kaum Kunden auf mittlerweile drei Kontinenten gewinnen können. Beispielsweise hatte das erste Fluggerät des LUNA-Systems eine Flugdauer von zwei Stunden. Durch verschiedene Verbesserungen bei Triebwerk, Aerodynamik und Rumpfauslegung können wir für das Fluggerät im LUNA-System heute bis zu acht Stunden Flugdauer bieten. Der Nutzer erhält hierdurch eine gewaltige Steigerung von Einsatzflexibilität und Aufklärungsleistung. Natürlich werden auch unsere Sensorpakete wie Kamera-, Radar-, COMINT- oder CBRN-detektorsysteme fortlaufend auf den Stand der Technik gebracht. Bei unseren bispektralen (EO/IR) Mehrfachkameramodulen befindet sich seit 2010 bereits die vierte Generation im Afghanistan-Einsatz. Die Bundeswehr ist mit den gelieferten Aufklärungsergebnissen sehr zufrieden. Weiterhin können wir inzwischen die sichere Integration des Flugbetriebs im Luftraum mit eingeführten Mode-S-Transpondern dramatisch verbessern. EMT wird selbstverständlich auch in Zukunft für fortlaufende Verbesserungen stehen, wir haben da einiges in der Entwicklung. Die Fragen stellte Detlef H. Keller bei KFOR und ISAF, und hat dort seit 2003 insgesamt ca. 4.200 Flüge durchgeführt. Hier flossen auch nach anfänglichen Schwierigkeiten ständig wertvolle Ein- satzerfahrungen in die technische Weiterentwicklung des Systems ein. Das Fluggerät startet mit Hilfe eines Katapultes. Die Landung erfolgt an einem Strategie & Technik · August 2011 21 Xxxx Katapultstart des UAV LUNA Fallschirm oder mittels Netzlandung mit autonomem Landeanflug. Die Flugroute wird vor dem Start programmiert, kann aber auch während des Flugkurses von der Bodenstation geändert werden. Die Aufklärungsdaten werden über eine DuplexMikrowellenverbindung in Echtzeit übertragen. Dabei können über einen Uplink Steuerbefehle zur Korrektur des Flugkurses eingegeben werden. Die LUNA-Drohne verfügt über eine militärische Musterzulassung der Kategorie 2. Mit dieser Zulassung darf die Drohne außerhalb von Sperrgebieten und über dünn besiedeltem Gebiet eingesetzt werden. Das Heer verfügt über sechs Systeme Mech Brig (geschützt) für die mechanisierten Brigaden, zwei Systeme MTH (Mittlerer Transport Hubschrauber) und ein Ausbildungssystem. Das Systemgerät besteht aus: s zwei Bodenkontrollstationen (BKS) mit Antennenanhänger. BKS mit modularem Design und Missions & Nutzlastkontrolle, externer ETHERNET-Schnittstelle über ABUL (Automatisierte Bildauswertung) mit Echtzeit-Analyse, Erweiterung der Auswertefähigkeiten (z. B. Mosaikierung) und übersichtlicher Archivierung.Weitere Vernetzungsfähigkeit und Integration C4ISR über ADLER II. Die Bodenkontrollstation muss zur Optimierung oftmals eine exponierte und damit auch gefährdetere Stellung beziehen, gleichzeitig ist die Überflughöhe anzuheben, um eine quasi optische Datenverbindung sicherzustellen. Dies wiederum führt zu einer Minderung der Aufklärungsleistung bedingt durch die Begrenzung der Auflösung der Sensoren. Zur Lösung dieses Problems wurde Ende 2006 die Relaisfähigkeit des LUNA-Systems in die Wege geleitet. Damit wurde es den Aufklärungskräften ab Ende 2007 ermöglicht, über eine sich in der Luft befindlichen Relaisdrohne LUNA eine weitere Aufklärungsdrohne, auch tief 22 August 2011 · Strategie & Technik MIKADO-Start in Afghanistan in Täler eindringend, zu steuern. s einem abgesetzten, tragbaren EchtzeitEmpfangsgerät Remote Video Terminal (RVT) für Videodaten; s Fluggeräten (zehn pro Mech Brig, acht pro MTH); s Startkatapulten (zwei pro Mech Brig und MTH); s Start-/Netzlandesystemen (zwei pro Mech Brig); s Werkstattausstattung (WSA) und s Transportmodulen (fünf pro MechBrig.) BKS und WSA sind integriert in einem geschützten Mehrzweckaufbau, die restlichen Systemanteile sind ebenfalls verlastet auf Yak-LKW nach STANAG 4569 3/3a und luftverlastbar in der MTH-Version (C-160). Das Technologiepotenzial für modulare Nutzlasten und deren Möglichkeiten s „Bispektralnutzlast“ (Kombinierte EO/ IRKamera) mit IR-Doppelsehfeld und EO-Zoom; s Elektronische Aufklärung; s MiSAR für All-Wetter/Tag & Nacht-Aufklärung. MiSAR ist ein miniaturisierter SAR-Sensor (Synthetic Aperture Radar: Radar mit elektronischer Strahlschwenkung) mit extrem geringen Gewicht und Volumen, der speziell für den Einsatz in kleineren taktischen UAVs entwickelt wurde. MiSAR liefert hochaufgelöste Radarbilder bei Tag und bei Nacht. Durch das eingesetzte Millimeterwellen-Radar können erstmalig mit einem so kompakten Radar Nebel, Regen und Schnee durchdrungen und damit eine echte Allwetteraufklärungsfähigkeit hergestellt werden. Darüber hinaus bietet MiSAR auch ein MTI-Modus (Moving Target Indication) zur Detektion und Verfolgung bewegter Objekte z.B. Fahrzeuge am Boden. s Sense and Avoid (selbständige Detektierung eines Lufthindernisses, dieses im Sensor automatisch weiter verfolgen und nach Erreichen einer kritischen Ausweichzeit durch die Steuereinheit selbständig ein Ausweichmanöver einleiten). s Transponder zur Einbindung in Luftlagebild, Identifizierung durch Flugsicherung mit dem Ziel des Flugbetriebs im kontrollierten Luftraum (Air Traffic Management). ALADIN kann aus der Hand gestartet werden Heer Der Service kann durch EMT bezüglich der UAS-Komponenten, Ersatzteile, Ausbildung, Simulation, Instandsetzung sichergestellt werden. Das UAS ALADIN Zukünftige LUNA Nutzlast-Optionen s Multi-IR-Spektral-Sensor in Kooperation mit der Firma AIM Infrarot-Module GmbH (z.B. zur Erkennung Sprengfallen), s Sensoren für chemische, biologische, radiologische oder nukleare Bedrohungen. LUNA System Zukunftsoption Der MUSECO (Multi Sensor Copter) mit dem Partner SWISS UAV ist eine Erweiterung des eingeführten LUNA-Systems durch eine Drehflügler-Komponente in der VTOL (Vertical Take-Off and Landing)Option mit einem VPRS (VTOL Parachute Rescue System) unter Nutzung der vorhandenen LUNA-Bodeninfrastruktur wie Personal, BKS, Sensoren, Software, Daten-Link, Werkstattausstattung, Fahrzeuge. Technische Daten Rotordurchmesser: > 3 m, Masse: > 100 kg, Flugdauer: ca. 3 Stunden, Fluggeschwindigkeit: > 130 km/h, Reichweite (DatenLink): > 100 km. Am 29. Juni 2011 absolvierte das Aufklärungssystem ALADIN (Abbildende Luftgestützte Aufklärungsdrohne im Nächstbereich) seinen 10.000. Flug im afghanischen Kunduz. Mit einer Flugdauer von 18 Minuten lag das System dabei noch unter der Maximaldauer (30 Minuten) der ALADINSysteme der Bundeswehr. Das (UAS) ALADIN der Firma EMT Ingenieurgesellschaft Dipl.-Ing. Hartmut Euer mbH leistet bereits seit 2003 im Kosovo wertvolle Einsatzbeiträge zur Unterstützung bei der Lagebilderstellung in den Einsätzen der Bundeswehr. Durch eine Reihe von Leistungssteigerungen bei Sensorik sowie Vereinfachung der Handhabung ist ALADIN mittlerweile noch umfassender einsetzbar. Der ständig anwachsende Nutzwert von ALADIN führte so konsequenterweise zu weiteren Auslandseinsätzen wie zum Beispiel seit 2005 in Afghanistan. Mit einer Spannweite von 1,46 Metern ist das von einem Zweiblattpropeller getriebene Luftfahrzeug relativ klein, es wird durch einen Elektromotor angetrieben. Das System ist ohne Werkzeuge leicht zerleg- und zusammensetzbar, um den Transport zu vereinfachen. Es ist so innerhalb von fünf Minuten einsatzbereit. Die Aufklärungsdrohne wird von Hand oder per Gummiseil gestartet. Die Steuerung erfolgt autonom per eingebautem GPSEmpfänger auf festgelegtem Flugweg. Der Benutzer ist in der Lage, den Flug über die Bodenkontrollstation zu beeinflussen. Die Videodaten werden in quasi Echtzeit über- tragen, mit Hilfe des Bedienteils (Laptop) unmittelbar ausgewertet und anschließend auf DV-Kassetten zur weiteren Auswertung gespeichert. Die Datenübertragungsstrecke bestimmt die Einsatzreichweite. Beim Deutschen Heer gehören zu jedem Einsatzsystem der 132 Aufklärungsausstattungen zwei Fluggeräte Tagsicht, ein Rumpf Nachtsicht mit Windmesser und eine handliche Bodenkontrollstation mit Antenne zur Missionsplanung und Flugsteuerung. Diese besitzt die Möglichkeit zur Kontrolle der autonomen Umfliegung von Geländehindernissen, kann digitale Missions-Karten in 2D- oder 3D-Anzeige abrufen und hat die Möglichkeit zur Bildauswertung und -speicherung. Die Bodenkontrollstation hat ein Gewicht von 17 kg, nutzt beim Senden das UHFBand und für den Empfang das C-Band. Das gesamte System lässt sich durch einen kleinen Trupp (zwei Personen) bedienen, transportieren bzw. tragen. Die Drohne selbst ist aufgrund ihrer geringen Größe nur schwer auszumachen. Die Sensorik ist austauschbar, sie kann Farbbilder bei Tages- und Schwarz-Weiß-Bilder bei Dämmerungslicht aufnehmen oder eine Infrarotkamera für Dunkelheit verwenden. Das System wird auf Fahrzeugen mitgeführt und erlaubt so auch flexible Operationen in Konfliktregionen. Durch die direkte Integration in die Einsatzverbände des Heeres ist eine zeitnahe Verfügbarkeit der Überwachungsergebnisse für den taktischen Einsatzführer vor Ort gewährleistet. Das UAS MIKADO Die Bundeswehr beschaffte bzw. beschafft die taktische Mikroaufklärungsdrohne für den Ortsbereich (MIKADO) des Typs Heer AR100B: 2009 zwölf UAS mit analogem DatenLink, 2010 15 UAS mit analogem DatenLink und 30 UAS mit digitalem DatenLink, 2011 68 UAS mit digitalem DatenLink und 2012 20 UAS mit digitalem DatenLink. Das sind für das Heer insgesamt 158 UAS und für die Marine sechs Systeme. Das UAS der AirRobot GmbH & Co. KG wurde im vergangenen Jahr mit integrierter Nachweisführung (u. a. in den australischen Outbacks) zusammen mit dem Gepanzerten Transport-Kfz Boxer taktisch einsatzgeprüft. Weitere Funktionen wie der Simultanflug (Steuerung von zwei Systemen mit der jeweiligen BKS zur gleichen Zeit im Abstand von ca. 20 m) sind noch im Zulassungsprozess. Zur Verbesserung der Aufklärung im Nahbereich verlegte die Bundeswehr seit Ende März 2011 mindestens 30 AR100B-Systeme an verschiedene Standorte in Afghanistan. Seitdem wurden bis jetzt insgesamt mehr als 1.150 Flüge über 800, zur Ausbildung und für den Einsatz ca. 230, der Rest Übungsflüge absolviert. Soldat bei der Aufklärung mit MIKADO Bebaute (urbane) Räume bieten vielfältige Möglichkeiten zur Tarnung und Deckung. Die extrem kurze Distanz zu Gegnern und Konfliktparteien und das unüberschaubare oder gar nicht einsehbare Gelände stellen an die Aufklärungsfähigkeiten besondere Anforderungen. Der Winzling mit dem Prinzip einer „Rucksackdrohne“ ist MIKADO im Flug MIKADO umfasst Flüge im 1.000-MeterRadius-Bereich bei maximal 35 km/h Einsatzgeschwindigkeit. Sie ist einfach zu transportieren, zu zerlegen und zusammenzusetzen. Die Mikrodrohne mit einem Durchmesser von nur einem Meter, kann je nach Funkverbindung in einem Bereich von 500 (analoges Video) bis 1.000 m (digitales Video) Entfernung und bis zu 1.000 Meter Flughöhe und ca. 20 Minuten Flugzeit eingesetzt werden. Bei guter Manövrier- und leichten Steuerbarkeit ist die einzige Limitierung, wenn der Wind stärker als acht m/s ist. Dann wird ein stabiler Flug sehr schwierig, wenn nicht unmöglich. 24 August 2011 · Strategie & Technik 1,3 Kilo leicht, wird im urbanen Gelände eingesetzt und soll Personen, Personengruppen, Waffen und Sperren, Fahrzeuge, Plattformen und sonstige Objekte orten und identifizieren. So wird ein genaues Lagebild schnell verfügbar, ohne dass sich der Bediener exponieren muss. Zudem erhält die taktische Führung auf der Gruppen- und Zugebene echtzeitnah und detailliert präzise Aufklärungsergebnisse für ihre Beurteilung der Lage. Ein Blick um Häuser, unter Brücken oder hinter Waldkanten, ermöglicht dem vorgehenden Zug durch sofortige Aufklärung vor Ort ein sichereres Fortkommen. Ein symmetrischer 4-Rotor-Hubschrauber mit vier Elektromotoren startet das vertical take-off and landing (VTOL)-System. Die Struktur besteht aus vier dünnen CFKStäben in Kreuzanordnung, die sehr leicht und robust ist. Die Nutzlast, der Akku und die Elektronik sind zentral angeordnet. Die starren Rotorblätter sind ebenfalls aus CFK gefertigt und werden über jeweils einen bürstenlosen Elektromotor direkt (ohne Getriebe) angetrieben. Ein Schutzring verhindert, dass die Rotoren bei Hindernisberührungen Schaden nehmen. Die Minidrohne trägt zurzeit zwei verschiedene Nutzlasten (bis 200 g), eine Dämmerungskamera und eine TaglichtColour-Kamera mit Tele- und Weitwinkel. Aus dem Einsatz heraus fordert der Bedarfsträger eine Infrarot-Kamera zur Nachtsichtfähigkeit. Das handelsübliche Tagsicht-Videokameramodul kann je nach Einsatzerfordernissen auch gegen andere Module getauscht werden. Durch einen Schwenkmechanismus kann die Kamera in einer Ebene in einem Winkelbereich von 0° (senkrecht zum Boden) bis 120° stufenlos, eingestellt werden. MIKADO hat eine Einsatzdauer von ca. 20 Minuten. Die Aufklärungsdaten werden dabei in nahezu Echtzeit übertragen. Die Video-Sequenzen werden in einer bodengebundenen Basisstation aufbereitet und können auch für eine spätere Detailanalyse gespeichert werden. Im Falle eines technischen Fehlers oder einer entladenen Batterie wird eine Autolandung ausgelöst. Eine ComingHome-Funktion wird automatisch gestartet, wenn ein kurzzeitiger Steuerfunkabriss erfolgt, sie vor dem Abflug aktiviert wurde oder der Drohnensteuerer sie einleitet. Das Fluggerät ist mit einer elektronischen GPS- und OPS (optische Positionsbestimmung)-basierten Flugregelungseinrichtung versehen. Diese hält das Fluggerät im Schwebeflug automatisch auf konstanter Nachgefragt: Höhe und in einer stabilen horizontalen Lage. Es fliegt dabei nahezu geräuschlos. Die Materialerhaltung wird im Nutzerbereich und in der Industrie durchgeführt. MIKADO wurde so ausgelegt, dass alle Prüfarbeiten und Instandhaltungsmaßnahmen durch das Bedienpersonal durchgeführt werden können. Das Auswechseln von Hauptbaugruppen erfordert keine besonderen Kenntnisse und Fertigkeiten. Neue Entwicklungspotenziale sind beispielsweise die Ausstattung mit einer Nachtsichtkamera oder der Einbau eines Lichtwellenleiters, um konsistente Bilddaten aus einem Gebäude empfangen zu können. Die Anbindung des Systems Mikrodrohne an das Führungs- und Waffeneinsatzsystem der zugeordneten Führungsebene, z.B. „Infanterist der Zukunft“, wird eine vernetzte Informationsstruktur innerhalb der Infanteriegruppe sicherstellen. Die Mikrodrohne erhält dadurch eine weitere Steigerung ihrer Wirksamkeit. Kurzinterview mit Burkhard Wiggerich, Geschäftsführer der AirRobot GmbH & Co. KG S&T: Welche Drohnen hat Ihre Firma im Auslandseinsatz der Bundeswehr (z.B. Afghanistan) und leisten Sie dafür eine Unterstützung im Einsatzgebiet? Wiggerich: Das derzeit eingesetzte System MIKADO entspricht unserer Version AR100-B. Es ist ein 4-Rotor-UAV mit einem Meter Durchmesser und einer Abflugmasse von 1,3 kg. Wir pflegen dabei einen engen Kontakt zu den Nutzern im Rahmen der TLB (Technisch-Logistische-Betreuung) S&T: Werden Sie über die Einsatzerfahrungen, die Technik und Handhabung des Systems betreffen, so informiert, dass eine verzugslose Mängelbehebung und Fortentwicklung des Systems möglich sind? Wiggerich: Da diese Systeme durch die Bundeswehr in Afghanistan während der letzten Wochen über 1.000 Flüge absolviert haben, sind natürlich auch einige Anregungen aus dem Praxiseinsatz an uns heran getragen worden, die wir schnellstmöglich umsetzen werden. S&T: Werden von Ihnen Leistungssteigerungen des Systems aktuell oder in naher Zukunft durchgeführt? Wiggerich: Im Bereich der Kameranutzlast werden von uns weitere Ergänzungen angeboten, die die Einsatzfähigkeit und das Einsatzspektrum erweitern. Da der MIKADO (AR100-B) durchaus als sehr ausgereift bezeichnet werden kann, konzentrieren wir uns auf die Entwicklung größerer Systeme. Diese werden dann mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet wie z. B. Beispiel eine Radar-gestützte Kollisionsvermeidung sowie eine Laser-basierte Entfernungsmessung mit Positionsbestimmung. Unterstützungssysteme der ESG Im Juni 2011 präsentierte die ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH u.a. ihren Unbemannten Missionsausrüstungsträger (UMAT). Der UMAT ist ein UAS für vertikale Starts und Landungen (VTOL-UAV, Vertical Take-Off & Landing-UAV). Der UMAT kann teilautonom fliegen oder wird vom Boden aus geführt. Mit dem System verfügt die ESG über ein UAS, das als Versuchsträger zur Durchführung operationeller/technischer Untersuchungen eingesetzt werden kann. Eine weitere Entwicklung ist das Produkt Sense & Avoid Assistenzfunktion (SAAFu). Es ermöglicht dem UAV-Operateur, S&T: Welches weitere Entwicklungspotenzial sehen Sie für Ihr System? Wiggerich: Wir fühlen uns immer noch auf der Spitze eines Eisberges. Das Potenzial an möglichen Entwicklungen ist nahezu unerschöpflich. Sie können unsere Flugplattform durchaus mit dem Automobil vergleichen, was und wohin sie etwas transportieren ist genauso unbegrenzt, nur steht uns auch noch die dritte Dimension zur Verfügung. Die Fragen stellte Detlef H. Keller auftretende Kollisionsrisiken frühzeitig zu erkennen und durch geeignete Flugmanöver aufzulösen. Die ESG hat mit der Sense & Avoid Assistenzfunktion (SAAFu) ein System geschaffen, das die dafür erforderlichen Daten in optimaler Form aufbereitet und dem UAV-Operateur zur Anzeige bringt. 쐽 ALADIN DROHNENSYSTEME VON EMT EINE VIELSEITIGE FAMILIE FANCOPTER DIE RICHTIGE LÖSUNG FÜR ALL-WETTER L U F TA U F K L Ä R U N G U N D Ü B E RWA C H U N G R U N D U M D I E U H R S E I T M E H R A L S 11 J A H R E N I M A U S L A N D S E I N S AT Z M I T D E R D E U T S C H E N B U N D E S W E H R MUSECO NUTZUNGSMÖGLICHKEITEN IM ZIVILSCHUTZ LUNA EMT MT Ingenieurgesellschaft Dipl.-Ing. pl.-Ing. Hartmut Euer mbH Grube 29 . 82377 377 Penzberg . Deutschland Telefon: + 49 (0) 88 56 / 92 25-0 Fax: + 49 (0) 88 56 / 20 55 www.emt-penzberg.de . [email protected] 9 Strategie & Technik · August 2011 25