Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Region Hannover
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Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Region Hannover
Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Region Hannover Die vorliegenden Ergebnisse wurden im Mai 2005 zusammengestellt vom Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung im Auftrag der Region Hannover Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Inhaltsverzeichnis MESSE UND KONGRESSWESEN 3 I. ABGRENZUNG DES MESSE- UND KONGRESSWESENS II. KENNZAHLEN ZUM MESSE- UND KONGRESSWESEN IM ÜBERBLICK III. MESSE- UND AUSSTELLUNGSWESEN 3 4 8 a. Marktentwicklung b. Position des Messestandorts Hannover c. Standortfaktoren IV. 8 10 12 KONGRESSWESEN 13 a. Marktentwicklung b. Die Ausstattung der Region Hannover mit Tagungsstätten c. Standortfaktoren 13 15 17 TABELLENVERZEICHNIS 18 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 18 Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 2 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Messe und Kongresswesen I. Abgrenzung des Messe- und Kongresswesens Das Messe- und Kongresswesen besteht aus verschiedenen Branchensegmenten zu denen nur sehr eingeschränkt statistische Grundlagen für eine differenzierte regionalökonomische Analyse verfügbar sind. Hinzu kommt, dass das Gesamtbild in der Region den Charakter eines „unechten Durchschnitts“ aufweist, weil alle Entwicklungen von der Deutsche Messe AG, dem dominierenden Unternehmen der Branche in der Region bestimmt werden. Deshalb kommt der Entwicklung des internationalen Messemarktes und der Position der Deutschen Messe AG die herausragende Rolle für die Entwicklung des Messe- und Kongresswesens in der Region Hannover zu. Eine genaue Positionierung der Anbieter aus der Region Hannover auf dem nationalen und internationalen Kongressmarkt ist auf der Basis verfügbarer Statistik nicht möglich. Die wichtigsten Akteure auf dem deutschen Tagungs- und Kongressmarkt aus der Region Hannover sind neben der Deutschen Messe AG, die entsprechende Leistungen vor allem in Zusammenhang mit der Veranstaltung von Messen anbietet, das Hannover Congress Centrum (HCC) sowie eine Reihe größerer Hotels. Das Messe- und Kongresswesen umfasst im wesentlichen die Branchensegmente • Veranstaltungsdienste für Messen und Kongresse (Organisation und Durchführung von Messen und Kongressen, Bereitstellung und Vermietung von Infrastruktur) • Messe- und Ausstellungsbau (Entwurf, Konstruktion, Produktion) • Messe- und Ausstellungsbedarf und –service (technische Planung, technische Ausstattung und Begleitung, Event- und Veranstaltungsservice vornehmlich für Aussteller) • Vermittlungsagenturen (insbesondere Messezimmervermittlung, aber auch Personalvermittlung) Der Übergang vom Messe- und Kongresswesen zum Hotel- und Gaststättengewerbe ist fließend. Insbesondere Hotels treten als Veranstaltungsdienstleister im Kongress- und Tagungswesen auf. Auch andere vor- und nachgelagerte Branchen profitieren direkt oder indirekt von Messen und Kongressen (z.B. Verkehrs- und Logistikdienstleistungen, Restaurants, mit dem Tourismus verbundene Dienstleistungen, Catering, Reinigungsdienstleistungen etc.). Die Abgrenzungsproblematik wird auch im Rahmen der Auswertung der amtlichen Statistik deutlich. Hier kann einzig der Wirtschaftszweig 74.87.1 Ausstellungs-, Messe- und Warenmarkteinrichtungen als unmittelbar dem Marktsegment zugehöriger Wirtschaftszweig identifiziert werden. Neben den hier im Fokus stehenden Unternehmen im Kerngeschäft des Messe- und Kongresswesens sind in diesem Wirtschaftszweig auch Anbieter im Ausstellungs- und Warenmarktbetrieb vertreten (Ausstellungsveranstaltung, Markthallenbetrieb, Modenschauveranstaltung, Musterhausausstellung, Verkaufsausstellungen, Warenmarktbetrieb und –einrichtung etc.), denen in der folgenden Analyse nicht weiter nachgegangen wird. Andererseits finden sich Anbieter von Messe- und Kongressdienstleistungen auch in anderen Wirtschaftszweigen, etwa im Baugewerbe und bei unternehmensbezogenen und persönlichen Dienstleistungen. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 3 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Aufgrund dieser eingeschränkten statistischen Erfassung des Messe- und Kongresswesens greift die folgenden Analyse auch auf eine vom NIW erstellte Datenbank der Anbieter von Messedienstleistungen zurück. Diese ist mittels Recherchen in regionalen und überregionalen Unternehmensdatenbanken (Creditreform, Kompass) und in öffentlich zugänglichen Anbieterverzeichnissen für diese Untersuchung aufgebaut worden. II. Kennzahlen zum Messe- und Kongresswesen im Überblick Der Kernbereich des Messe- und Kongresswesens wird in der offiziellen Statistik im Wirtschaftszweig 74.87.1 „Ausstellungs-, Messe- und Warenmarkteinrichtungen“ erfasst (Statistisches Bundesamt 2003). Dabei handelt es sich ausschließlich um Angaben zu Unternehmen, die ihren Tätigkeitsschwerpunkt in diesem Bereich haben. Gerade im Messe- und Kongresswesen aber gibt es viele Unternehmen, die zwar entsprechende Leistungen anbieten, ihren Tätigkeitsschwerpunkt aber in anderen Wirtschaftszweigen haben. Dies gilt vor allem für Messedienstleister wie Messebauer, Design- und Marketingagenturen oder für das Tagungs- und Kongressgeschäft von Hotels. Deshalb wird bei dieser Art der Betrachtung die wahre Größenordnung des regionalen Angebots im Messe- und Kongresswesen deutlich unterschätzt1. Die Analyse der Entwicklung der Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie der steuerpflichtigen Unternehmen und ihrer Umsätze in diesem Wirtschaftszweig liefert wichtige Informationen über die Entwicklung des „harten Kerns“ der Branche in der Region und dessen überregionale Positionierung. In der Region Hannover gab es im Jahr 2003 insgesamt 868 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Betrieben des Wirtschaftszweigs „Ausstellungs-, Messe- und Warenmarkteinrichtungen“ (Tab 1). Seit 1998 bedeutet dies eine geringfügige Steigerung um 1%, was allerdings die zwischenzeitliche Dynamik nicht hinreichend wiederspiegelt. So sind die Kapazitäten im Rahmen der EXPO 2000 massiv ausgebaut worden, was sich auch in der Beschäftigtenzahl niedergeschlagen hat, die bis zum Jahr 2000 auf über 1.100 gestiegen ist. Diese sind danach fast vollständig wieder abgebaut worden. Es war also primär das Ereignis der EXPO 2000, das die Beschäftigungsentwicklung im harten Kern der Messe- und Ausstellungswirtschaft in der Region Hannover geprägt hat. Der Beschäftigungsrückgang nach der EXPO 2000 hat vor allem Beschäftigte mit geringen und mittleren Qualifikationen betroffen. Die Zahl der Beschäftigten mit einem Universitäts- oder Fachhochschulabschluss ist auch in dieser Zeit geringfügig weiter gestiegen. Die Akademikerquote ist seit 1998 von knapp 9% auf fast 14% gestiegen. 1 Der Branchenreport betrachtet nur die Angebotsseite ´des Marktes. Über die bedeutenden regionalwirtschaftlichen Effekte der Durchführung von Messen ist damit nichts ausgesagt. Die davon ausgehenden Produktions- und Beschäftigungseffekte in der Region Hannover sind sicher erheblich und begründen die große Bedeutung der Deutschen Messe AG für den Wirtschaftsstandort Hannover. Letztlich aber sind diese Effekte nur dann zu realisieren, wenn die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit der Messewirtschaft gesichert und gesteigert werden kann. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 4 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Tabelle 1: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Ausstellung-, Messe- und Warenmarkteinrichtungen Region Hannover Akademiker Beschäftigte Jahr Abs. Anteil an Spezialisierung: gesamt in % Anteil im BG=100 824 0,19 331 1999 887 0,21 2000 1.104 0,25 2001 967 2002 937 2003 868 1998 Niedersachsen Beschäftigte AkademikerAbs. quote Abs. Deutschland Beschäftigte Anteil an gesamt in % Abs. Anteil an gesamt in % 1) 71 8,6 1.365 0,06 15.990 0,06 325 89 10,0 1.502 0,06 17.437 0,06 353 111 10,1 1.811 0,07 19.370 0,07 0,22 310 118 12,2 1.710 0,07 0,22 297 117 12,5 0,20 272 120 13,8 1.644 0,07 19.847 0,07 20.024 0,07 20.200 0,07 Jahresdurchschnittliche Veränderung in % 1998-2003 1,0 11,1 3,8 4,8 1998-2000 15,7 25,0 15,2 10,1 2000-2003 -7,7 2,6 -3,2 1,4 1) 2002 interpoliert. Quelle: Landesarbeitsamt Niedersachsen/Bremen, Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Berechnungen des NIW Insgesamt weicht die Beschäftigungsentwicklung in der Region Hannover damit sehr stark von der allgemeinen Entwicklung in ganz Deutschland ab. Dort ist die Beschäftigtenzahl im gesamten Betrachtungszeitraum seit 1998 kontinuierlich gestiegen, im Jahresdurchschnitt um knapp 5%. Zwar lag auch hier das Hauptwachstum vor 2000, aber auch danach sind die Kapazitäten in anderen Regionen weiter ausgebaut worden. Dies trifft offenbar auch für andere Regionen Niedersachsens zu, die hier ebenfalls weitere Zuwächse zu verzeichnen hattenallerdings auf vergleichsweise niedrigem Niveau, denn die Region Hannover stellt über die Hälfte der niedersächsischen Beschäftigten in diesem Wirtschaftszweig. Ein Vergleich der Strukturanteile der Beschäftigten dieser Branche in der Region Hannover mit flächenhaften Durchschnittswerten (Niedersachsen, Deutschland) ist allerdings nur eingeschränkt aussagefähig, denn die deutsche Messewirtschaft ist sehr stark auf relativ wenige Zentren in Deutschland konzentriert. Die besondere Bedeutung des Messewesens für die Region Hannover zeigt sich aber auch im Vergleich der Messestädte (Tab. 2). Nur Düsseldorf weist einen höheren Anteil des Messe- und Ausstellungswesen an allen Beschäftigen auf. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 5 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Tabelle 2: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Ausstellungs-, Messe- und Warenmarkteinrichtungen nach Messestandorten am 30.06.2003 Anteil an allen Beschäftigten in der Region Berlin Düsseldorf München Frankfurt am Main Hannover Köln Hamburg Stuttgart Essen Leipzig Nürnberg Bremen Messestandorte insgesamt absolut in % Spezialisierung, Messestandorte=100 1.719 1.442 1.236 1.133 868 867 713 548 499 487 418 173 0,16 0,42 0,18 0,24 0,32 0,19 0,10 0,16 0,23 0,25 0,16 0,07 78 204 89 116 154 93 46 76 113 122 79 35 10.893 0,21 100 Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Berechnungen des NIW. Die atypische Entwicklung des Messe- und Ausstellungswesens in der Region dokumentiert sich in der Umsatzentwicklung (Tab. 3) noch deutlicher als bei der Beschäftigung. Die steuerpflichtigen Umsätze im Wirtschaftszweig „Ausstellungs-, Messe- und Warenmarkteinrichtungen“ sind bis zum EXPO-Jahr massiv gestiegen und dann wieder deutlich gesunken. Erst im Jahr 2002 kann man wieder von einer „Normalsituation“ sprechen. Die Zuwächse in den Jahren 1999 bis 2001 sind zum überwiegenden Teil auf die EXPO-Gesellschaft und auf zeitlich für die EXPO gegründete Unternehmen zurückzuführen. Ein Teil der Zuwächse geht aber auch auf die Deutsche Messe AG zurück, die diese in Zusammenhang mit der EXPO erzielt hat. Im Jahr 1996 gab es in der Region Hannover 52 steuerpflichtige Unternehmen in diesem Wirtschaftszweig, 2003 waren es mit 117 mehr als doppelt so viele. Die nominalen, steuerpflichtigen Umsätze der Unternehmen, die ebenfalls vor allem von der Deutschen Messe AG bestimmt werden, sind im gleichen Zeitraum von ca. 150 Mio. € auf fast 250 Mio. € gestiegen. Ohne den EXPO-Effekt wären die Zahl der Unternehmen und der Umsätze von 1996 bis 2002 also etwa um 10% jährlich gestiegen. Dies ist mehr als im Bundesdurchschnitt, wo die Zahl der Unternehmen im gleichen Zeitraum durchschnittlich um 9% und die Umsätze um 4% gestiegen sind. Damit ist zwar der Anteil der Region an allen Unternehmen dieses Wirtschaftszweigs nur geringfügig von 1,6 auf 1,7% gestiegen, der Umsatzanteil hat aber deutlich von knapp 5% auf 7% zugelegt. Hier dokumentiert sich das besondere Gewicht der Deutschen Messe AG, auf die der größte Teil dieser Umsätze entfällt. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 6 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Tabelle 3: Steuerpflichtige Unternehmen und Umsätze in Ausstellungs-, Messe- und Warenmarkteinrichtungen (WZ 74.87.1) Region Hannover Steuerpflichtige Deutschland Steuerpflichtige Umsatz Umsatz Jahr Unternehmen 1996 52 1999 73 460.000 4.481 3.680.012 2000 92 1.270.398 4.942 5.232.140 2001 100 399.269 5.275 4.229.857 2002 94 280.006 5.560 3.978.933 2003 117 247.417 1) in 1.000 EUR 150.000 Unternehmen in 1.000 EUR 1) 3.264 3.092.842 Jahresdurchschnittliche Veränderung i % > 10% 9,3 1996-2002 10,4 1996-1999 12,0 > 45% 11,1 4,3 6,0 1999-2002 8,8 ~ -15% 7,5 2,6 2002-2003 24,5 -11,6% 1) Steuerpflichtige Umsätze mit Lieferungen und Leistungen, 1996 und 1999 für die Region Hannover geschätzt Quelle: Statistisches Bundesamt, Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Berechnungen des NIW. Rund 90% der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten und über 90% Umsätze in der Region Hannover, die in der Statistik im Wirtschaftszweig „Ausstellungs-, Messe- und Warenmarkteinrichtungen“ erfasst werden, entfallen auf die Deutsche Messe AG. Berücksichtigt man dies, so muss es sich bei dem restlichen Unternehmen des Wirtschaftszweigs vor allem um Klein- und Kleinstbetriebe handeln, deren jährlicher Umsatz im Durchschnitt bei 400.000 € liegt und die im Schnitt weniger als 10 Beschäftigte aufweisen. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 7 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung III. Messe- und Ausstellungswesen a. Marktentwicklung Deutschland ist weltweit der führende Messeplatz. Hier finden rund zwei Drittel der global maßgeblichen Messen statt. Jedes Jahr ziehen 140 bis 150 internationale Messen und Ausstellungen mit über 160.000 Ausstellern 9 bis 10 Mio. Besucher an. Über die Hälfte der Aussteller und knapp ein Fünftel der Besucher kommen dabei aus dem Ausland. Hinzu kommen noch einmal über 50.000 Aussteller und 7 bis 8 Mio. Besucher von regionalen Fach- und Verbraucherausstellungen (AUMA 2004a). Das Angebot der deutschen Messeveranstalter umfasst rund 2,6 Mio. m2 Hallenfläche, darunter vier der fünf größten Messegelände der Welt. Aussteller und Besucher geben in Deutschland jährlich rund 10 Mrd. € für ihr Messeengagement aus (AUMA 2004a, 5). Der Jahresumsatz aller deutschen Messeveranstalter beläuft sich auf rund 2,5 Mrd. €. Von den rund 100 in Deutschland aktiven Messe- und Ausstellungsveranstalter zählen fünf zu den zehn umsatzstärksten Messegesellschaften der Welt. Etwa 40 deutsche Veranstalter organisieren internationale Messen. Ausländische Messeveranstalter machen nur 5% des deutschen Marktes für internationale Messen aus (AUMA 2004a, 6). Gleichzeitig schreitet die Internationalisierung des deutschen Messeangebots immer weiter voran. Dies betrifft nicht nur die Beteiligung ausländischer Aussteller und Besucher an in Deutschland stattfindenden Messen, sondern auch das Engagement deutscher Messegesellschaften im Ausland, das in den letzten Jahren erheblich gesteigert worden ist. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 10% der Umsätze der großen deutschen Messegesellschaften im Ausland erzielt werden (Expodata online 2004) Von 2001 bis 2003 hatten die deutschen Messeveranstalter insgesamt zurückgehende Umsätze zu verzeichnen (Abb. 1). Diese waren Folge weniger vermieteter Standflächen und rückläufiger Aussteller- und Besucherzahlen. Erst im Jahr 2004 ist es wieder zu einer Stabilisierung der Entwicklung gekommen. Nach vorläufigen Ergebnisse sind die Aussteller- und Besucherzahlen weiter um gut 1% zurückgegangen, die Umsätze der Messeveranstalter haben aber wieder zugelegt. Dies wird zum Einen auf den Turnus der Veranstaltung bestimmter Messen zurückgeführt, zum anderen aber auch damit begründet, dass die Messegesellschaften ihr Servicegeschäft (auch Reise- und Hotelbuchungen, Standbau, Marketing- und PR-Unterstützung) weiter ausgebaut haben. Die Erwartungen für das Jahr 2005 gehen von einer sich stabilisierenden Beteiligung deutscher Aussteller und einem weiter steigenden Interesse ausländischer Aussteller aus, so dass erstmals seit mehreren Jahren wieder mit wachsenden Ausstellerzahlen gerechnet wird (AUMA 2004b). Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 8 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Abbildung 1: Umsatz der deutschen Messeveranstalter 2,6 Umsatz in Mrd. EUR 2,5 2,4 2,3 2,2 2,1 2 1999 2000 2001 2002 2003 Quelle: AUMA 2004 Als Grund für die insgesamt unbefriedigende Marktentwicklung der letzten Jahre wird aber nicht allein die rückläufige und nach wie vor schwache Binnenkonjunktur angeführt: • Das gesteigerte Kostenbewusstsein und ein stärkeres Controlling der Wirkungen von Messebeteiligungen hat zumindest in Teilen der Wirtschaft zu einem selektiveren Einsatz dieses Instrumentes geführt. • Parallel dazu gehen Marktkenner von einem vermehrten Einsatz von Hausmessen, Roadshows und anderen alternativen Marketinginstrumenten aus, die das Engagement auf Leitmessen zum Teil ersetzt haben. Weiterhin gibt es deutlich mehr Unternehmen, die zukünftig eine abnehmende Messebeteiligung erwarten, als Unternehmen, die von zunehmenden Messebeteiligungen ausgehen. Auch die von den Unternehmen eingeplanten Messebudgets werden durchschnittlich weiter leicht zurückgehen (AUMA 2004b). • Insgesamt ist die Messekonjunktur gespalten. Zuwächsen von bis zu 10% auf der einen Seite stehen nochmals deutliche Rückgänge auf der anderen Seite gegenüber. Auch wenn ein Teil der andauernden Verluste auf konjunkturell schwache Bereiche wie die Bauwirtschaft und Teile der IT-Branche zurückgeführt werden, sehen Experten hierin auch Zeichen für ein strukturelles Defizit einer ganzen Reihe von Messeveranstaltungen in Deutschland (AUMA 2004b). • Langfristig spiegelt sich in der nachlassenden Messebeteiligung auch der Strukturwandel in der deutschen Wirtschaft, in der die Industrie zunehmend zugunsten des Dienstleistungssektors an Gewicht verliert. Insbesondere für Industriemessen sinkt damit langfristig auch das Potenzial inländischer Aussteller. Trotzdem kommt dem Instrument der Messebeteiligung aus Sicht der ausstellenden Unternehmen weiterhin eine besonders wichtige Rolle im Marketing-Mix zu. Hierauf und auf den weiteren Anstieg der Zahl ausländischer Aussteller sowie das massiv gestiegene Auslandsengagement deutscher Veranstalter beruhen die positiven Markterwartungen der Branche für dieses Jahr. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 9 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung b. Position des Messestandorts Hannover Hannover ist, gemessen an der Ausstellungsfläche, der größte Messestandort in Deutschland, sogar der Welt (vgl. AUMA 2004a). Nach Umsatz und Besucherzahl rangiert Hannover in Deutschland an zweiter Stelle hinter Frankfurt (vgl. Tab. 4). Tabelle 4: Ausstellungskapazitäten und Umsätze großer deutscher Messegesellschaften 2003 Stadt Hallengelände (in m²) Freigelände (in m²) Umsatz (in Mio. €) Gesamtbesucherzahl Frankfurt / Main 324.023 89.408 353,0 3.474.365 Hannover 495.265 57.880 245,0 2.252.760 Düsseldorf 234.400 32.500 239,7 1.217.397 Köln 286.000 52.000 191,4 1.300.000 München 160.000 210.000 153,6 1.802.607 Berlin 160.000 100.000 119,3 2.007.000 Nürnberg 152.000 60.000 101,4 1.220.000 Leipzig 101.200 33.000 59,7 1.641.870 Essen 110.000 20.000 45,0 1.860.000 Hamburg 64.900 8.500 40,3 1.000.000 Friedrichshafen 69.700 11.800 16,1 419.975 Quelle: AUMA, Internetauftritte der Messegesellschaften. Die Deutsche Messe AG ist das alles dominierende Unternehmen der Messe- und Ausstellungswirtschaft in der Region Hannover. Auch viele mit dem Messegeschäft verbundenen Dienstleistungen werden direkt durch die Deutsche Messe AG selbst bzw. durch Tochterunternehmen abgedeckt. Andere Unternehmen der Branche sind häufig direkt oder indirekt von der Attraktivität der veranstalteten Messen und der Wettbewerbsposition der Deutschen Messe AG abhängig. Sie spielt mit ihren internationalen Leitmessen, allen voran die CeBIT und die Hannover Messe Industrie (HMI), aber auch der EMO, Ligna und Domotex, eine weltweit führende Rolle auf dem Messemarkt. Sie hat ebenso wie andere Messeveranstalter in den letzten Jahren merklich an Ausstellern und Besuchern verloren. Vor allem aber wegen der hohen Abschreibungen auf die Investitionen, die in die Modernisierung des Messegeländes für die EXPO 2000 geflossen sind, hat das Unternehmen im letzten Jahr Verluste zu verzeichnen gehabt. Wenn die Erwartungen eines sich weiter stabilisierenden Messemarkts eintreffen, wird für dieses Geschäftsjahr wieder mit einem positiven Ergebnis gerechnet. Die Deutsche Messe AG expandiert auf Auslandsmärkten, speziell in China, wo sie gemeinsam mit den Messegesellschaften Düsseldorf und München sowie chinesischen Partnern ein Messegelände betreiben wird. Das Unternehmen steht in einem harten nationalen und internationalen Wettbewerb mit anderen Messeveranstaltern. Insbesondere der gegenwärtige Ausbau anderer deutscher Messegelände, vor allem in Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 10 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung München, Stuttgart, Leipzig und Karlsruhe, lässt erwarten, dass dieser Wettbewerb zukünftig noch schärfer ausgetragen werden wird. Um die Unternehmensstruktur im Messe- und Ausstellungswesen in der Region Hannover direkt zu ermitteln, wurde eine Recherche in verschiedenen verfügbaren Unternehmensdatenbanken durchgeführt. Dabei wurden 121 Unternehmen aus dem Kernbereich des Messe- und Ausstellungswesens identifiziert, weitere 40 Unternehmen aus dem Bereich Zimmervermittlungs- und Veranstaltungsservice wurden dem erweiterten Bereich zugeordnet (Tab. 5). Tabelle 5: Unternehmen im Messe- und Ausstellungswesen in der Region Hannover 2004 Bereich Anzahl Anteil in % Messe- und Ausstellungsveranstalter 24 19,8 Messe- und Ausstellungsbedarf, -service 46 38,0 Messe- und Ausstellungsbau 51 42,1 100,0 Gesamt Kernbereich 121 Messezimmervermittlung 16 Event-/Veranstaltungsservice 24 Gesamt erweiterter Bereich 161 Quelle: Unternehmensdatenbanken, Recherchen der Nord/LB und des NIW, Berechnungen des NIW. Insgesamt 20% der ermittelten Unternehmen sind im Kernbereich des Messe- und Ausstellungswesens als Veranstalter tätig. 38 % der Unternehmen sind Dienstleister im Bereich des Messe- und Ausstellungsbedarfes und des Messeservice. Hierunter fallen vornehmlich Unternehmen, die technische Planung, Durchführung und Begleitung von Messeauftritten und von Ausstellungen durchführen. Das Gros der Unternehmen im Kernbereich entfällt auf den Messe- und Ausstellungsbau und macht 42 % der Unternehmen im Kernbereich aus. Weitere 40 Unternehmen sind in der Messezimmervermittlung und im Veranstaltungsservice tätig. Die Übergänge zwischen den Bereichen sind z.T. fließend. Für die Anbieter ist es zunehmend von Bedeutung, die vielfältigen Aktivitäten, von der Organisation über die technische Planung und Durchführung bis zum Bau von Ausstellungsflächen, aus einer Hand anzubieten. Auf der Grundlage der hier erfassten Unternehmen lässt sich die Zahl der in diesen Unternehmen beschäftigten Personen auf rund 2.000 schätzen. Geht man von rund 680 direkt bei der Deutschen Messe AG beschäftigten Arbeitnehmern aus, so entfallen auf die übrigen 160 insgesamt mehr als 1.300 Beschäftigte, die ganz oder auch nur teilweise mit der Erbringung von Leistungen im Bereich des Messe- und Ausstellungswesens befasst sind. Dies sind weitaus mehr Beschäftigte als sie die Statistik ausweist, was in erster Linie auf die Abgrenzung und die Berücksichtigung von Betrieben zurückzuführen ist, die Leistungen in Zusammenhang mit Messen und Ausstellungen erbringen, bei denen dies aber nicht Unternehmensschwerpunkt ist. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 11 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Im Durchschnitt weisen diese Unternehmen – mit Ausnahme der Messe AG – weniger als 10 Beschäftigte auf. Nur wenige Betriebe haben mehr als 20 Beschäftigte, darunter einige größere Messebaubetriebe. Ihre Kunden sind Unternehmen aus ganz Deutschland und ihre Design-, Konstruktions- und Fertigungsleistungen sind nicht auf Aussteller auf hannoverschen Messen konzentriert. c. Standortfaktoren Die Messeinfrastruktur in Hannover ist hochwertig. Dies betrifft vor allem das große, moderne und im nationalen und internationalen Vergleich exzellent ausgestattete Messegelände. Die verkehrliche Anbindung des Geländes durch Straße und Schiene ist ausgezeichnet und mit den zusätzlichen Investitionen im Rahmen der EXPO 2000 noch einmal deutlich verbessert worden. Die immer bedeutendere Telekommunikationsinfrastruktur steht dem in nichts nach. Nach wie vor muss die mangelnde internationale Anbindung des Flughafens, insbesondere im interkontinentalen Bereich, als gewisser Standortnachteil in Verbindung mit der Durchführung von internationalen Leitmessen angesehen werden. Die Ausstattung der Region mit Hotels und anderen Unterkunftsmöglichkeiten für Messebesucher hat sich in den letzten Jahren verbessert, reicht aber für internationale Großmessen nach wie vor nicht aus, so dass Besucher auch weiterhin aus anderen Städten zureisen müssen. Trotz der exzellenten Verkehrsanbindung erweist sich dieser Sachverhalt als nachteilig. Dies gilt im übrigen auch für die hohen Unterkunftspreise zu den Großmessen, die auf zunehmend kostenbewusster agierende Aussteller und Besucher treffen und sich so als Standortnachteil erweisen. Weiche Standortfaktoren wie die Attraktivität und das Image einer Stadt oder Region werden auch in der Messewirtschaft als zunehmend wichtiger angesehen. Verbesserungen im Standortmarketing werden anerkannt, aber noch nicht als ausreichend angesehen. Die Stellung der Deutschen Messe AG auf dem nationalen und internationalen Messemarkt ist und wird auch zukünftig die zentrale Determinante der Weiterentwicklung des Messestandortes Hannover sein. Insoweit sind mit der exzellenten Infrastruktur und wichtigen harten Standortfaktoren, zu denen auch die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal zählt, notwendige Bedingungen für die Entwicklung des Standorts erfüllt. Wenn es der Deutschen Messe AG gelingt, ihre beiden Großmessen durch geeignete Umstrukturierungen und Änderungen der Messekonzepte weiterhin attraktiv für ihre Aussteller und Besucher zu gestalten und gleichzeitig andere Messen am Standort zu stärken, wird der Messestandort Hannover auch zukünftig eine starke Stellung behalten. Insbesondere die überaus große Bedeutung von nur zwei Großmessen unterscheidet Hannover von anderen Messestandorten, die diesbezüglich „breiter“ aufgestellt sind und somit weniger von spezifischen Entwicklungen in einzelnen Ausstellerbranchen abhängig sind. Trotz zunehmender Internationalisierung und verbesserter Verkehrsanbindung bevorteilt die regionale Verteilung der Kunden in Deutschland eher Messestandorte im Süden und in der Mitte Deutschlands, wo die industriellen Schwerpunkte zu finden sind. Für viele Aussteller hängt die Wahl eines Messestandortes vor allem von der zu erreichenden Kundenzahl ab. Insofern liegen konkurrierende Messestandorte auch vermehrt im Ausland. Im Vergleich mit Hannover verfügen Frankfurt am Main und München nicht nur über Standortvorteile hinsichtlich der internationalen Erreichbarkeit (internationale Flughäfen) sondern auch wegen der größeren Industriedichte. Lediglich im „grünen“ Bereich (Agrotech) hat Hannover hier Standortvorteile. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 12 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Die Deutsche Messe AG ist ebenso wie alle anderen großen deutschen Messegesellschaften mehrheitlich im Besitz öffentlicher Träger (Länder und Kommunen). Dies ist wichtig und gewährleistet die längerfristige Sicherung des Standorts, weil nur so die hohen Fixkosten des Baus und Unterhalts großer Messegelände zu bewältigen sind. Auf der anderen Seite impliziert dies aber auch einen verschärften Standortwettbewerb der Messegesellschaften in Deutschland, der auf Entscheidungen öffentlicher Träger zu Ausbau und Erweiterung einzelner Messegelände zurückzuführen ist. Bei stagnierender Nachfrage, wie in den letzten Jahren, bedeutet dies einen Verdrängungswettbewerb unter den Messestandorten, der keine gesamtwirtschaftlichen Vorteile aufweist. Dass die Deutsche Messe AG alle Modernisierungsinvestitionen in Zusammenhang mit der EXPO 2000 selbst am Kapitalmarkt finanziert hat, ist bei dieser Art des Standortwettbewerbs nicht unbedingt von Vorteil für das Unternehmen. Die Bestandsaufnahme der Unternehmen des Messe- und Ausstellungswesens in der Region Hannover hat gezeigt, dass neben der Deutschen Messe AG zwar ein breites Spektrum an Betrieben besteht, diese aber im Schnitt relativ klein sind und deshalb regionalwirtschaftlich nicht besonders auffallen. Ein besonderes „MesseUnternehmens-Cluster“ ist im wirtschaftlichen Angebotsspektrum der Region so nicht erkennbar. Dies mag auch damit zusammenhängen, dass die Deutsche Messe AG selbst ein umfassendes Dienstleistungsspektrum rund um die Messe aufgebaut hat. Das betrifft z.B. die Anreise und Unterbringung der Besucher, touristische Angebote, die Organisation von Kongressen und Tagungen sowie Veranstaltungen und Events rund um die Messen (Travel2Fairs GmbH), den Bereich der Messegastronomie (Messe Gastronomie GmbH) oder die Durchführung von regionalen Verbrauchermessen und Fachausstellungen (Heckmann GmbH). Das Bemühen der Messe AG selbst, ihr Angebotsspektrum im Messe- und Ausstellungsbereich ständig zu verbessern und zu erweitern, setzt diesbezüglichen Angeboten externer Unternehmen sicherlich Grenzen. Die Zusammenarbeit der Deutschen Messe AG mit regionalen Hochschulen und Forschungseinrichtungen beschränkt sich auf einzelne Messeveranstaltungen, auf denen diese als Aussteller vertreten sind. Insoweit nutzen die regionalen Hochschulen die Möglichkeiten der großen Technologiemessen am Ort vielleicht stärker als dies Hochschulen aus anderen Regionen tun. Kooperationen mit dem Unternehmen Messe AG, z.B. bei messebezogenen Forschungsarbeiten und Fragen des Marketing, sind nicht bekannt. IV. Kongresswesen a. Marktentwicklung Der deutsche Tagungs- und Kongressmarkt ist zumindest bis zum Jahr 2002, denn nur bis hierhin liegen entsprechende Daten vor, kontinuierlich gewachsen. Nach einer Anbieterbefragung des German Convention Bureau (GCB 2003) gab es in Deutschland zuletzt fast 11.000 Tagungsstätten, davon über 10.000 Hotels, 420 Kongresszentren und Hallen sowie 327 Hochschulen und 40 Flughäfen, die ebenfalls Tagungsinfrastruktur bereitstellen. Ihre Gesamtzahl hat seit 1999 um 2% zugenommen. Die Unternehmen und Einrichtungen bieten insgesamt mehr als 60.000 Tagungsräume2 mit 3,1 Mio. Sitzplätzen3 an. Deren Zahl ist im Zeitraum von 1999 bis 2002 um 10% bzw. sogar um 18% gestiegen. Die Zahl der dabei durchgeführten Veranstaltungen ist um 10% auf rund 1,3 Mio. pro Jahr gestiegen. Entsprechend stieg die Gesamtzahl der Teilnehmer in ähnlichem Maße von 63 Mio. in 1999 auf 69 Mio. in 2 3 Davon 47.000 in Hotels und 5.800 in Kongresszentren (GCB 2003, 15). Davon mehr als 1,6 Mio. in Hotels und fast 1,3 Mio. in Kongresszentren (GCB 2003, 15). Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 13 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung 2002. Mit fast 68 Mio. Übernachtungen von Tagungs- und Kongressteilnehmern resultierte danach jede dritte Hotelübernachtung in Deutschland aus dem Tagungs- und Kongressgeschäft. Insgesamt 60% aller Tagungen und Kongresse werden von der Privatwirtschaft initiiert. 40% der Veranstaltungen entfallen auf Verbände, Vereine und Institutionen. Dabei handelt es sich bei der Hälfte der Veranstaltungen um Weiterbildungen4, 40% sind Tagungen und Konferenzen5 und nur bei 3% der Veranstaltungen handelt es sich um Kongresse6. Die Ausgaben der Teilnehmer an Tagungen und Kongressen sind im gleichen Zeitraum insgesamt um 15% auf über 49 Mrd. € pro Jahr gestiegen (Tab. 6). Diese Zahl sollte allerdings nicht mit den Umsätzen der Veranstalter gleichgesetzt werden. Die mit den Ausgaben der Teilnehmer verbundenen Umsätze beziehen neben den Veranstaltungsgebühren auch die Reise-, Verpflegungs- und Unterbringungskosten ein. Auch Nebenkosten für Mieten und Technik sind enthalten, genauso wie Ausgaben für Rahmenprogramme und Einkäufe. Nicht alle diese Umsätze fallen am Veranstaltungsort an und sind bei einer regionalwirtschaftlichen Betrachtung außer Betracht zu lassen. Dies trifft insbesondere für die Reisekosten zu, aber auch für Teile der Veranstaltungsgebühren, wenn der Veranstalter seinen Sitz nicht in der Region hat, in der die Tagung oder der Kongress stattfindet. Tabelle 6: Ausgaben der Teilnehmer von Tagungen und Kongressen in Deutschland Kostenart In Mio. € Anteil in % an Insgesamt Veranstaltungsgebühr 21,1 42,8 Übernachtungs- und Verpflegungskosten 10,9 22,0 Reisekosten 9,9 20,1 Weitere persönliche Ausgaben der Teilnehmer (Rahmenprogramm, Einkauf etc.) 3,1 6,3 Ausgaben für Miete und Technik 2,7 5,5 Sonstige 1,6 Insgesam 49,3 3,3 100,0 Quelle: GCB (2003, 65). Anders als die Reise- oder die Übernachtungskosten sind die Teilnehmerausgaben für Veranstaltungsgebühren während der betrachteten Jahre gesunken. Hierfür wird u.a. der Wettbewerbsdruck auf dem Tagungs- und Kongressmarkt verantwortlich gemacht, der besonders auf den kommerziellen Seminar- und Konferenzveranstaltern lastet. Die Gesamtumsätze konzentrieren sich deutlich auf größere Tagungen und Kongresse mit mehr als 50 Teilnehmern. Diese machen nur 15% aller Veranstaltungen aus, vereinen aber 67% der Teilnehmer und sogar 73% der Ausgaben auf sich (GCB 2003, 64ff). Große Veranstaltungen sind deshalb wirtschaftlich von besonderem Interesse. Deshalb ist der Wettbewerb der Veranstalter um Kongresse besonders ausgeprägt. Gerade neue und nicht auf einen Standort fixierte Kongresse sind stark umworben. 4 5 6 Mehrtägige Veranstaltungen mit bis zu 30 Teilnehmern Eintägige Veranstaltungen mit bis 50 (Konferenzen) bzw. 250 Teilnehmern (Tagungen). Mehrtägige Veranstaltungen mit mehreren Teilen und mehr als 250 Teilnehmern (vgl. GCB 2003, 20). Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 14 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Die Erwartungen an den Tagungs- und Kongressmarkt gehen von einem auch zukünftig wachsenden Angebot an Tagungs- und Kongresskapazitäten aus, allerdings weniger stark als im Zeitraum der letzten Anbieterbefragung. Weiter wird erwartet, dass die Veranstaltungsdauer weiterhin leicht sinken wird, während die Teilnehmerzahlen aufgrund einer steigenden Zahl von Mehrfachbesuchern weiter zunehmen werden. Die Internationalisierung des Tagungs- und Kongressmarktes schreitet weiter voran. Die Zahl ausländischer Teilnehmer an Veranstaltungen in Deutschland steigt. Die Zahl der Veranstalter aus dem Ausland, die Tagungen und Kongresse in Deutschland durchführen, nimmt ebenfalls zu. Teilnehmer sind stärker bereit, auch weitere Anreisewege, vorzugsweise mit dem Flugzeug, in Kauf zu nehmen. Damit steigt auch die Attraktivität von Veranstaltungen im Ausland. Gerade bei internationalen Veranstaltungen werden häufig Veranstaltungsdienstleister, sog. Professional Congress Organizers (PCO), hinzugezogen. b. Die Ausstattung der Region Hannover mit Tagungsstätten Wollte man die Position der Region Hannover auf dem deutschen Tagungs- und Kongressmarkt in gleicher Weise behandeln wie die zitierte GCB-Analyse, so wären entsprechend umfangreiche Erhebungen bei den regionalen Anbietern notwendig. Da dies im Rahmen dieses Reports nicht möglich war, muss im Folgenden auf vergleichbare quantitative Angaben und eine ökonomische Bewertung des Angebotspotenzials verzichtet werden. Einige Indizien sprechen aber für ein umfassendes Angebotspotenzial - das bisher jedoch nicht ausreichend ausgenutzt wird. Das Tagungs- und Kongresswesen in Hannover ist stark mit dem Messewesen verbunden. Messebegleitende Tagungen und Kongresse sind das Standbein der Branche. Eine Vielzahl von Tagungen und Kongressen sind maßgeblich mit den internationalen Leitmessen verbunden. Das Tagungs- und Kongresszentrum auf dem Messegelände ist deren Kristallisationspunkt. Darüber hinaus wurde das Angebot an kommerziellen Tagungsstätten in der Region Hannover in den letzten Jahren deutlich ausgeweitet. Im Umfeld der Durchführung der EXPO 2000 ist das Hotelangebot in der Region massiv erweitert worden. Dabei haben sich auch die Kapazitäten an Tagungsräumen erhöht. Das Angebot an Tagungsstätten und Tagungshotels in Hannover wird zahlenmäßig ebenso wie in ganz Deutschland von Hotels bestimmt (Tab. 7). Sie machen 86% der hier ermittelten Tagungsstätten aus. Nimmt man allerdings das gesamte Raumangebot, so stellen die Hotels nur die Hälfte der Tagungsflächen in der Region. Die mit Abstand meisten Tagungs- und Kongresskapazitäten bietet das Hannover Congress Centrum (HCC) an. Zweitgrößter Anbieter ist das Tagungs- und Kongresszentrum (Convention Center) der Deutschen Messe AG. Von den Tagungshotels sind vor allem das Maritim Airport Hotel und das Wienecke XI Hotel mit Kapazitäten für Veranstaltungen mit über 1.000 Teilnehmern zu nennen. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 15 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Tabelle 7: Tagungsstätten und Tagungshotels in der Region Hannover Tagungsfläche in qm Name Ort Hannover Congres Centrum (HCC) Convention Center auf dem Messegelände Maritim Airport Hotel Wienecke XI. Hotel Hannover Maritim Grand Hotel Radisson SAS Hotel Dorint Hannover Gilde Sporthotel Fuchsbachtal SRS Median Hotel & Conferencecenter Expowal Maritim Stadthotel Copthorne Hotel Hannover Fora Hotel Hannover Hotel Hennies Altwarmbüchen Ökologisches Tagungszentrum Werkhof H-Nordstadt Kastens Hotel Luisenhof Forum Hotel Schweizerhof Hotel Mercure Atrium Hannover Courtyard by Mariott Holiday Inn Hannover ArabellaSheraton Pelikan Hotel Ramada-Treff Hotel Europa Landhotel Moormühle Best Western Hotel Der Föhrenhof Andor Hotel Plaza Hotel Menge's Hof Hotel-Restaurant Bullerdieck Hanns-Lilje-Haus Best Western Parkhotel Kronsberg Queens Hotel Hannover NKF-Tagungshotel Central-Hotel Kaiserhof Hotel Mercure am Entenfang Hannover Median-Hotel Hannover Messe Hotel Mercure Messe Hannover Hotel & Gasthaus Bischofshol Restaurant "Der Gartensaal" im neuen Rathaus Hannover Hannover H-Langenhagen Hannover Hannover Hannover Hannover Barsinghausen Lehrte Hannover Hannover H-Laatzen Hannover Isernhagen Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover Hannover Burgdorf Hannover Hannover Burgwedel Garbsen Hannover Hannover Hannover Springe Hannover Hannover Hannover Laatzen Hannover Hannover 10.600 6.772 3.025 1.572 898 857 815 800 800 800 789 776 726 720 640 634 630 575 571 550 525 500 350 319 296 290 277 264 245 242 225 220 220 200 197 168 160 Räume 38 41 24 15 9 15 11 11 18 3 9 10 13 13 9 14 7 16 7 11 6 12 4 6 7 7 4 4 14 8 3 6 4 6 6 7 2 Max. Personenzahl/ Größter Raum 3.800 1.322 1.500 1.150 500 400 330 150 220 220 550 700 170 450 250 180 350 300 300 450 220 500 100 150 130 120 100 100 250 350 110 120 70 90 150 65 100 ohne Hochschulen, öffentliche Einrichtungen und sog. außergewöhnliche Veranstaltungsstätten Quelle: Congress & Event Guide 2003/2004 (www.kongress-stadt.de), www.tourismus.hannover.de/php/tagung.php. Die Region verfügt über kein großes Kongresszentrum, das Veranstaltungen für 4.000 und mehr Teilnehmer anbieten kann. Das Messegelände mit seinen großen Ausstellungshallen oder die TUI-Arena an der Expo-Plaza sind diesbezüglich nur für bestimmte Arten von Kongressen geeignet (wie z.B. die Durchführung des Evangelischen Kirchentages 2005). Darüber hinausgehende Tagungs- und Kongresskapazitäten bestehen in den Hochschulen der Region und anderen öffentlichen Einrichtungen. Sie wurden bei dieser Zusammenstellung ebenso ausgeschlossen wie firmeneigene Veranstaltungszentren und sog. außergewöhnliche Veranstaltungsstätten (Museen, Schlösser oder Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 16 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Expo-Pavillons) weil sie dem Markt nur bedingt zur Verfügung stehen und in der Regel nicht selbst als Veranstalter am Markt auftreten. c. Standortfaktoren Grundsätzlich erscheinen die Voraussetzungen für die Durchführung von Tagungen und Kongressen in der Region Hannover gut: Die nationale verkehrliche Anbindung ist ausgezeichnet. Es gibt ausreichende Kapazitäten in verschiedenen Größenklassen – sieht man vom Fehlen eines großen Kongresszentrums ab – und das Preisgefüge ist – zumindest außerhalb der Zeiten der großen Messen – eher durchschnittlich. Daneben werden aber auch eine Reihe von wichtigen Faktoren genannt, die am Standort Hannover nicht optimal erfüllt werden und die weitere Entwicklung des Tagungs- und Kongressmarktes in der Region beschränken: Große Kongresse mit 4.000 und mehr Teilnehmern, die nicht in Messehallen ausweichen wollen, können zur Zeit in Hannover nicht stattfinden. Die Hotelsituation ist außerhalb der großen Messen durch hohe Kapazitäten und eine nach wie vor unzureichende Auslastung gekennzeichnet. Trotzdem gibt es an zwei stellen Engpässe. Zum Einen sind die Hotelkapazitäten für größere Kongresse relativ verstreut, was dem Wunsch vieler Veranstalter nach Übernachtungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe der Kongressstätte widerspricht. Hier fehlt ein großes Kongresshotel mit mehr als 500 Betten, das einen ganzen Kongress aufnehmen kann. Zum Anderen fehlt in der Region auch ein Fünf-Sterne-Hotel für Teilnehmer mit entsprechenden Ansprüchen. Ein allumfassender Service rund um das Tagungs- und Kongressangebot in der Region ist Voraussetzung für das Bestehen im Wettbewerb der Veranstaltungsstätten und der Regionen. Professionelles Kongressmanagement und das Angebot von „Rundum-Sorglos-Paketen“ auf Seiten der Veranstaltungsstätten gehören genauso dazu wie die Fähigkeit der Region, potenzielle Veranstalter exzellent zu betreuen und ihnen in kurzer Zeit ein attraktives Komplettangebot aus einer Hand machen zu können. Dies setzt eine umfassende Kooperation von Kongressveranstaltern, Hotels und Kongressbüro/Tourismus Service in der Stadt oder Region voraus. Die Veranstalter von Tagungen und Kongressen messen neben den „harten Standortfaktoren“ wie der Erreichbarkeit, der Tagungsinfrastruktur selbst, der Qualität der verbundenen Serviceleistungen und dem Preis zusehends auch den so genannten weichen Standortfaktoren größere Bedeutung für die Auswahl von Veranstaltungsstätten zu. Aus ihrer Sicht kommt es vor allem darauf an, den Ort zu wählen, an dem die meisten und wichtigsten Besucher aus der anvisierten Zielgruppe zu erwarten sind. Hierzu können ein positives Image der Stadt oder der Region, das Kulturangebot, die Freizeitszene oder touristische Attraktionen beitragen. Der Nachholbedarf hinsichtlich des Standortimages von Hannover ist unbestritten. Die Zukunft Hannovers als gefragter Tagungs- und Kongressstandort ist deshalb stark vom Erfolg des Standortmarketings abhängig. Ebenso wie als Messestandort weist Hannover auch auf dem Tagungs- und Kongressmarkt gewisse Nachteile gegenüber Standorten in der Mitte und im Süden Deutschlands auf. Diese betreffen auch hier die „Marktnähe“, denn gerade kleinere Veranstaltungen beziehen ihre Teilnehmer vor allem aus einem Radius von bis zu 200 km um die Veranstaltungsstätte. Die abgesehen von der Automobilindustrie relativ geringe Industriedichte, das Fehlen weiterer großer Unternehmen und die relative Nähe der attraktiven Metropolen Hamburg und Berlin schränken das regionale Nachfragepotenzial nach kommerziellen Tagungs- und Kongressveranstaltungen eher ein. Anders im Wissenschaftsbereich, hier bestehen erhebliche Potenziale vor allem in Zusammenhang mit der Medizinischen Hochschule und der Universität Hannover, die z.T. auch selbst über entsprechende Tagungsmöglichkeiten verfügen. Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 17 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Tabellenverzeichnis TABELLE 1: SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE IN AUSSTELLUNG-, MESSE- UND WARENMARKTEINRICHTUNGEN .................... 5 TABELLE 2: SOZIALVERSICHERUNGSPFLICHTIG BESCHÄFTIGTE IN AUSSTELLUNGS-, MESSE- UND WARENMARKTEINRICHTUNGEN NACH MESSESTANDORTEN AM 30.06.2003 ....................................................................................................................... 6 TABELLE 3: STEUERPFLICHTIGE UNTERNEHMEN UND UMSÄTZE IN AUSSTELLUNGS-, MESSE- UND WARENMARKTEINRICHTUNGEN (WZ 74.87.1) ...................................................................................................................................................... 7 TABELLE 4: AUSSTELLUNGSKAPAZITÄTEN UND UMSÄTZE GROßER DEUTSCHER MESSEGESELLSCHAFTEN 2003 ......................................... 10 TABELLE 5: UNTERNEHMEN IM MESSE- UND AUSSTELLUNGSWESEN IN DER REGION HANNOVER 2004 ............................................... 11 TABELLE 6: AUSGABEN DER TEILNEHMER VON TAGUNGEN UND KONGRESSEN IN DEUTSCHLAND ......................................................... 14 TABELLE 7: TAGUNGSSTÄTTEN UND TAGUNGSHOTELS IN DER REGION HANNOVER ............................................................................ 16 Abbildungsverzeichnis ABBILDUNG 1: UMSATZ DER DEUTSCHEN MESSEVERANSTALTER ........................................................................................................ 9 Kontakt: Region Hannover Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung Rainer Meyer Haus der Wirtschaftsförderung Prinzentrasse 12 30159 Hannover [email protected] www.unternehmerbuero-hannover.de Branchenporträt Messe- und Kongresswesen Mai 2005 18 Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung