RNZ 28-06-2007
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Rhein-Neckar-Zeitung 28.06.2007 Früh übt sich, wer schreiben lernen will Von Timo Teufert "Mädchen schwatzen lieber und Jungs können besser einparken", so fasste Karin Werner-Jensen (SPD) das Ergebnis einer Evaluation zusammen, die im Jugendhilfeausschuss von Jeanette Roos und Hermann Schöler von der Pädagogischen Hochschule vorgestellt wurde. Die Untersuchung bestätigte, dass die Lesegeschwindigkeit und das Leseverständnis von Mädchen in der Grundschule, die im Kindergarten mit einem speziellen Trainingsprogramm ihr Sprachbewusstsein trainiert haben, deutlich höher sind als bei untrainierten Mädchen und bei gleichaltrigen Jungen. Die Evaluation hatte das Ziel, die Wirksamkeit des Würzburger Trainingsprogramms (WTP) zu testen. Ein Programm, das Problemen beim Erwerb der Schriftsprache vorbeugen soll. Die Stadt finanzierte das Projekt mit und erhofft sich dadurch, Gelder bei den Förderstunden in der Schule einsparen zu können. Beteiligt waren 1520 Kinder aus 16 Kindergärten, die im zweiten Kindergartenhalbjahr vor dem Schuleintritt am Training teilgenommen haben. Zusammen mit "Hanno Hamster", dem Maskottchen des Würzburger Trainingsprogramms, übten die Kinder 20 Wochen lang, Silben und Reime zu erkennen, um einen Einblick in die Lautstruktur der gesprochenen Sprache zu bekommen. Die Kinder wurden dann von der Einschulung bis zur vierten Klasse von den Wissenschaftlern betreut, die so Entwicklungen feststellen konnten. Neben einer Gruppe, die mit dem WTP geschult wurde, gab es auch eine Vergleichsgruppe mit Kindern, die nicht nach der WTP-Methode geschult wurden. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass Mädchen ab der zweiten Klasse vom WTP profitieren. Die Jungen dagegen profitieren erst ab der vierten Klasse von ihrem Training im Kindergarten. Wie es zu diesem Unterschied kommt, konnte nicht geklärt werden. Es wird aber vermutet, dass Mädchen mehr reden als Jungen, und es so zu dem Unterschied kommt. Das WTP hatte laut Aussagen der Wissenschaftler positive Auswirkungen auf die Lesefertigkeiten, die Rechtschreibung und die Konzentrationsfähigkeit. Roos und Schöler sind deshalb der Meinung, dass die "Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten mit Hilfe von WTP sinnvoll ist und beibehalten werden sollte". Der Förderungseffekt dürfte sich sogar erhöhen, wenn nur Kinder mit einem Risiko für die Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten gefördert werden und nicht der gesamte Jahrgang. "Die Investition lohnt sich", so Schöler.