Rumpelstilzchen
Transcrição
Rumpelstilzchen
Rumpelstilzchen frei nach dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm für die Künstler und Wenzelgarde bearbeitet von Wolfgang Langner Müller: Müllerin: Müllerstochter: 1. Knappe: 2. Knappe: Rumpelstilzchen: Holger, Ralf Imke, Margit Jaqueline, Ulrike Heike, Dana Frank Heinz 1. Akt 1. Szene Erzählerin, Müllerin, Müller Eva: „Schöne Tochter“, „schöne“ langsam Erzählerin: Es war einmal vor vielen, vielen Jahren ein Müller, der war arm, aber er hatte eine schöne Tochter. Müller: Während des Erzählens schon kommen. Nun traf es sich, das der König, der von der Jagd kam, bei der Mühle Halt machte. Margit: Aufgeregt, „Der König...“ Müllerin: Der König soll hier vorbei kommen. O Gott. Hoffentlich ist das kein böses Zeichen. Ralf: ruhig, langsam Müller: Wir müssen ihm etwas anbieten und ihn zu uns herein bitten. Vielleicht kann uns das von Nutzen sein und steigernd „lebendiger“ unser Ansehen steigern. werdend! Stufen: ~ „etwas anbieten“ Müllerin: Aber wir sind arm. Was sollten wir ihm den ~ „Ansehen steigern“ anbieten?! Wir haben weder Braten noch Wein. ~ „Aber Brot vom Müller: Aber Brot vom feinsten Mehl aus unserer Mühle. feinsten...“ ~ „...wahrer Künstler“ Müllerin: Ob er damit zufrieden ist, na, ich weiß nicht! Er, Margit: „na, ich weiß der König. nicht“, nicht daran glauben. Raf: Requisit Pfeife, immer stopfen oder ziehen, Müller: Na und, ich bin Müller. Ich betreibe ehrlich mein Ralf: „ich bin Müller“, auf in der Pause, wo kein Text Handwerk. Kein anderer Müller mahlt das Korn so fein „Müller“ gehen! wie ich. Ich bin ein wahrer Künstler auf diesem Gebiet. Man muß sich schon selbst ein gewisses Ansehen geben. Müllerin: Gib nicht so an. Denk lieber nach, wie wir den König bewirten. Ralf: „Ich betreibe ehrlich mein Handwerk...“, auf „ehrlich“, „Künstler“ und „ich“ („mahlt das Korn so fein wie ich“) gehen Ralf: „mahlt“ deutlich Ralf: „Man muß sich schon selbst ein gewisses Ansehen geben“, den Satz nicht fallen lassen! Ralf: auf „Künstler“ gehen (NICHT auf „wahrer“)! 2. Szene 1. und 2. Knappe, Müllerin, Müller, Müllerstochter, König 1. Knappe: Platz da. Macht Platz für den König. 2. Knappe: He, seid ihr der Müller? Müller: Euch zu dienen. Ich bin der Müller. 2. Knappe: Unser gnädiger König ist durstig. Rufen! Knappe 1 durchgehen, bis zur rechten Seite, durch die Menge auf der Bühne, bei „Platz da...“. 2. Knappe links bleiben! Die Knappen kommen von weit draußen. Müllerstochter: verschämt im Wäschekorb herumkramen Ralf: „O, welche Ehre“, sich Auf den König, hören, auf Müller: O, welche Ehre, euer Majestät wollen bei uns Einkehr halten. He da, Frau, Tochter, begrüßt den gnädigen nicht einkriegen, vor lauter seine Wünsche, sich Herrn und König – o welche Ehre! Ehre. freuen, zu dienen. König lächelt darüber König: Reicht mir einen Becher Wein! Alle auf den König schauen Müllerin: Durchlaucht, wir sind arme Leute und haben gerade so unser Auskommen! Margit: dem Müller im Rücken bleiben! Müller: So bring doch dem gnädigen Herrn und König von unserem feinen Brot und etwas Wein. Müllerin: Wein? Aber Mann, unser Wein wird dem durchlauchtigsten König nicht gut genug sein! Margit: ruhig ein wenig bangen! („Wein“, „Mann“, „Wein“, „durchlauchtigster“) König: Schon gut, ihr macht euch zu viel Mühe. Wir danken für die Einladung. Ein Stück frisches Brot wie ihr es esst und einen Schluck Wein wie ihr ihn trinkt … doch halt. Hier ist das Wasser noch klar und rein und löscht den Durst wie kein anderes Getränk! Bringt mir zum Brot einen Becher Wasser! Michael: Zeit lassen, deutlich! Müller: Wasser? Wasser! Tochter, Wasser. Sofort, sofort! Ralf: „Wasser?“ nachdenklich – dann sickert der Gedanke langsam durch. Dann: Aufregung! Müller: denken, der König sei dumm! König: jovial lächelnd er ist es gewöhnt, dass ihm alle dienend begegnen – bis schließlich der Müller mit dem Gold kommt. Deutlich sprechen. „...Wein, wie ihr ihn trinkt...“, das folgende zum Allgemein: Könich!! nicht Publikum „doch halt. Hier König. ist das Wasser...“ „Bringt mir zum Brot einen Becher Wein“ wieder zu den Müllersleuten. Müllerin: „ein Stück Brot, wie ihr es eßt...“ dort weggehen, bei „doch halt...“ einhalten. Ralf: „Wasser...“, nicht den König anpfeifen!, Eher entgeistert, dann eifrig. Müllerstochter: Euch zu dienen! König: nicht die Müllersleute anfassen! Ruhig, dienenend, freuen, Knicks, richtig schön tief und langsam Auf König hören, auf die Wünsche. König: (zum Müller) Ihr habt eine hübsche Tochter. Müller: Ja, ja! (lacht schmierig). Sie kommt ganz nach dem Vater (lacht wieder schmierig). Sie ist unser ganzer Stolz. Und geschickt ist sie. Sie kann kochen, nähen, stricken, waschen, bügeln. Jaaa! Und sie kann auch Stroh zu Gold spinnen. Müllerin: Aber Mann, was sagst du da! Müllerstochter: Aber Vater. König: Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt. (er stutzt). Wenn deine Tochter so geschickt ist, wie du sagst, so bring sie morgen in mein Schloß, da will ich sie auf die Probe stellen. Auf „Tochter“ gehen Ganz selbstverständlich reden. Ralf: „Ja, ja“, langsam, endlich hat der König e erkannt! - dann Pause, aufbauen, dann „sie kann auch Stroh zu Gold spinnen!“ König: Lob des Müllers anerkennen, bis dieser schließlich mit dem Gold kommt – dann: „der will mich 'verarschen'“ Er rechnet eigentlich nicht damit, dass der König seine Tochter oder ihn wegen des Goldes auf die Probe stellt. Müllerin: „sie kommt gan nach dem Vater“, ansehen, 'Angeber' denken. … das Verhängnis nimmt seinen Lauf... Michael: nach „...die mir wohl gefällt“, beim Stutzen, hier kippt es, Pause! ('moment mal, verscheißern kann ich mich selbst!' - 'mich, den König, nimmt hier einer auf die Schippe!!') Auf „wohl“. Umschalten, „Wenn deine Tochter...“ König: nach dem Abgeben des Bechers, abgehen? Becher austrinken und gehen . Alle ab, außer Knappen: sie gehen nach rechts und links auf der Bühne, der König bleibt stehen. 3. Szene Erzählerin, 1. und 2. Knappe, Müllerin, Müller, Müllerstochter, König Erzählerin: Am anderen Tag wurde das Mädchen zum König gebracht. Der König fragte den Müller noch einmal, ob seine Tochter wirklich Stroh zu Gold spinnen könne. Der Müller, der nun nicht mehr zurück konnte, sagte ja, auch wenn ihm dabei nicht so ganz wohl gewesen sein mag. So führte der König die Müllerstochter in eine Kammer mit Stroh. Die Rollen spielen pantomimisch still mit. König: Hier ist Stroh, Spinnrad und Haspel. Jetzt mach dich an die Arbeit, und wenn du diese Nacht durch bis morgen früh dieses Stroh nicht zu Gold versponnen hast, so laß ich dich in den tiefsten Kerker werfen und deinen Vater dazu. Michael: „...nicht zu Gold versponnen hast,...“, Endungen aussprechen („versponnen“) Michael: „...tiefsten Kerker...“, drohen! Erzählerin: Darauf schloß er die Kammer selbst zu und das Mädchen blieb allein darin. Eva: Endungen („d“ bei „und“) aussprechen! König: zeit nehmen, beim Zuschließen, dann ab. 1. Knappe: (will durchs Schlüsselloch sehen, sieht aber Wenn der König geht, nachsehen, ob er wirklich Auftritt König/Tochter: Die Tochter und der Müller oben. König vorweg, sind ständig in Bewegung: Müllerehepaar sitzt. die Tochter will verzögern, der Vater will sie zum König bringen. Der Müller sieht zur Tochter, sie fragend zu ihm: sagt er „ja“? gegangen ist. Später die Knappen Rücken gegen Rücken sitzen 2. Knappe: Laß mich mal (will durch Schlüsselloch sehen) Auf „mich“ gehen Man sieht wahrhaftig nichts. Conny deutlich 1. Knappe: Ich sag dir was: morgen geht sie ab, auf nimmer wiedersehen, in den Kerker. 2. Knappe: Das ist mir so egal. Ich werd' mich etwas von Sätze nicht verschlucken, bis zum Ende sprechen. innen begucken. Wenn es was Besonderes gibt, kannst du Conny:Trotz Gähnen. Im Gähnen sprechen. mich ja wecken. (Beide setzen sich und schlafen bald tief Die Wachen spielen unten, auf der ersten Ebene. und fest ein). Dana: deutlich. nichts) Man kann nichts sehen. 4. Szene Müllerstochter, Rumpelstilzchen Müllerstochter: Was ist nur dem Vater in den Sinn gekommen. Ich verstehe nichts dvon, wie man Stroh zu Gold spinnen kann. Ich habe Angst, große Angst. Was soll ich nur machen. (Sie fängt an zu weinen). Rumpelstilzchen: Guten Abend, Jungfer Müllerin, warum weint ihr so sehr? Müllerstochter: Ach, ich soll Stroh zu Gold spinnen und verstehe das icht. Ich kann kein Stroh zu Gold spinnen. Rumpelstilzchen: Was gibst du mir, wenn ich Stroh zu Gold spinne? Mülerstochter: (sie sucht und besinnt sich) Mein Halsband könnte ich dir geben. Ulrike: nach „Was soll ich nur machen“, richtig schluchzen/ weinen Erzählerin: Und schwupp, nahm das Männchen das Halsband, setzte sich vor das Spinnrad und fing an zu spinnen! Eva: deutlich „Männchen“! Rumpelstilzchen: (singt) Schnurre, Rädchen schnurre, spinn das Stroh zu Gold, denn die Jungfer Müllerin hat es so gewollt. Hahahahaaa! Schnurr, schnurr, schnurr! Dreimal gezogen und … da liegen die Goldstücke in der Truhe. Müllerstochter: (sie ist wie benommen vor Glück) Wie hast du das nur gemacht. Rumpelstilzchen: Gelernt ist gelernt. Müllerstochter: (sie wühlt in der Truhe) Ich danke dir von ganzem Herzen. (Rumpelstilzchen verschwindet). Aber wo bist du hin. Wo hast du dich versteckt. Auftritt möglicherweise verdeckt durch die Bäume. Heinz: Ulrike Zeit geben zu weinen, bevor du sprichst. Ulrike: „Ach“ nach dem Weinen richtig als Ausruf/ Ausbruch! Ausschließlich mit der Truhe beschäftigen, Rumpelstilzchen gar nicht angucken. Und sofort „schwupp“ weg, hinter den nächsten Baum. Dabei umdrehen, Verwunderung, dass Rumpelstilzchen weg ist. 5. Szene Erzählerin, Müllerin, Müller, König Erzählerin: Doch da kam schon der König, gerade als die Wachen nach rechts und links auseinanderstürzen Sonne aufging, und als er das Gold erblickte, erstaunte er nach dem Motto 'wir haben doch nicht geschlafen!' und freute sich. König: Gold, Gold, ach, könnte ich doch darin baden! Erzählerin: In der Mühle jedoch war man in großer Sorge. Müllerin: was wird aus der ganzen Sache werden. (weinerlich) Wir werden unsere Tochter nie wieder sehen, und nur durch deine Prahlerei: „... sie kann Stroh zu Gold spinnen“. Das kann entweder der liebe Gott oder der Teufel, doch an den will ich lieber gar nicht denken. Müller: Ach, sie ist doch ein kluges Mädchen. Die wird dem König schöne Augen machen, da vergisst er das Stroh samt Gold. (Beiseite) Ich muß sie beruhigen, sonst dreht sie durch! Bild einfrieren. (König, Müllerstochter) Margit: ab „...und alles nur durch deine Prahlerei...“, ihn richtig anpfeifen! Ralf: nicht wie im Türmer! Ralf: „Ach“, Pause, auf „Mädchen“ betonen, auf „Augen“ Stimme hoch, Pause, absetzen, „da vergisst er das Stroh...“ Danach Lüller ab. 6. Szene Erzählerin, 1. und 2. Knappe, Müllerin, Müller, Müllerstochter, Rumpelstilzchen Erzählerin: Des Königs Herz war jedoch so sehr von Goldgier erfasst, daß er der Müllerstochter noch einmal befahl, das herbeigeschaffte Stroh zu Gold zu spinnen. König: Wenn dir dein Leben lieb ist, dann wirst du sicher auch diese Nacht Gold spinnen (geht ab). 1. Knappe: (will durchs Schlüsselloch sehen, sieht aber nichts) Man kann nicht sehen. 2. Knappe: Laß mich mal (will durchs Schlüsselloch sehen) Man sieht wahrhaftig nichts. 1. Knappe: Wie hat sie das nur gemacht. Ich begreif's nicht! 2. Knappe: KeinWunder! Bei deiner Intelligenz! 1. Knappe: Wie hat die das nur gemacht, ich begreife es nicht! 1. Knappe: Zupf dich an deiner eigenen Nase. 2. Knappe: Laß gut sein, Alter. Morgen früh sind wir schlauer (Beide setzen sich und schlafen bald tief und fest ein). Bild wieder auftauen, anchließend, nach Satz, ab. König: Aufbauen, dann „...Wenn dir Dein Leben lieb ist...“ Frank: ruhig lachen! Dana: mehr rausgehen! Müllerstochter: Was fang ich nur an. Ich weiß mir nicht zu helfen. Da Männchen hat so schnell hantiert, daß ich ihm nicht folgen konnte. Ach Vater... ach Mutter... wer wird mir heute helfen? Rumpelstilzchen: Guten Abend, Jungfer Müllerin, warum Heinz: Pause! Damit Ulrike weinen kann! weint ihr denn schon wieder? Müllerstochter: Ach, ich soll auch dieses Stroh zu Gold spinnen und... Rumpelstilzchen: Was gibst du mir, wenn ich das Sroh zu Gold spinne? Müllerstochter: (sie sucht und besinnt sich und reicht ihm hastig ihren Ring) Hier, meinen Ring. Erzählerin: Und schwupp, nahm das Männchen den Ring, Erst den Ring nehmen, betrachten, wegstecken. setzte sich vor das Spinnrad und fing an zu spinnen! Rumpelstilzchen: (singt) schnurre, Rädchen schnurre, spinn das Stroh zu Gold, denn die Jungfer Müllerin hat es so gewollt. Heinz: später langsamer Hahahahaaaa! Schnurr, schnurr, schnurr! Dreimal gezogen Heinz: nach „Dreimal gezogen und ...“ Pause!!! und … da liegen die Goldstücke in der Truhe. Müllerstochter: (sie ist wie benommen vor Glück) Wie hast du das nur gemacht. (Sie will ihn umarmen, scheut aber dann zurück). Rumpelstilzchen: Ich sagte ja schon: Gelernt ist gelernt. Müllerstochter: (sie wühlt in der Truhe) Ich bin so glücklich! Sonderbar. Er ist schon wieder verschwunden! Erzählerin: Doch da kam schon der König, gerade wieder Eva: zwischen „...und war überglücklich über...“ als die Sonne aufging, und als er das Gold erblickte, und .“...das viele Gold.“, schön absetzen! erstaunte er und war überglücklich über das viele Gold. In der Mühle jedoch wuchs die Sorge. Müller: (nervös) Sonderbar. Man hört nichts vom Schloß. Ach hätte ich das doch nicht gesagt, mit dem Gold spinnen. Müllerin: (Weinerlich) Wir werden unsere Tochter nie wieder sehen. Vielleicht ist sie schon gar nicht mehr am Leben. Doch daran will ich lieber gar nicht denken. 7. Szene Erzählerin, 1. und 2. Knappe, Müllerstochter, König, Rumpelstilzchen Erzählerin: Der König war beim Anblick des Goldes über die maßen erfreut, wollte aber noch mehr Gold. Und so befahl er der Müllerstochter ein drittesmal, das herbeigeschaffte Stroh zu Gold zu spinnen und sprach: König: Diese Stroh muß du noch diese Nacht zu Gold verspinnen. Gelingt es dir, so sollst du meine Gemahlin werden. (Spricht für sich zur Seite) Wenn sie auch eine Müllerstochter ist, eine reichere Frau finde ich auf der ganzen Welt nicht mehr. (Geht ab). 1. Knappe: (will durchs Schlüsselloch sehen, sieht aber nichts) Man kann nichts sehen. 2. Knappe: Laß mich mal (will durchs Schlüsselloch sehen) Man sieht wahrhaftig nichts. 1. Knappe: Wie hat die das nur gemacht. Ich begreifs nicht! 2. Knappe: Wie solltest du das auch begreifen. Kein Wunder! Bei deiner Intelligenz! 1. Knappe: Du bist ein richtiges Stinktier, ein Stinktier, ein... (er sucht nach Worten, es fällt ihm nichts mehr ein) 2. Knappe: (völlig gelassen) Laß gut sein, Alter. Morgen früh sind wir schlauer. Entweder es gibt eine Hochzeit oder... (Beide setzen sich und schlafen bald tief und fest ein). Zuschlie0ßen und ab. Knappe 2 auf die Schulter aufstützen und auch versuchen zu gucken Wegstoßen, gucken Richtig kabbeln „Laß gut sein...“, Knappe 1 herunter auf den Stuhl drücken, beruhigend. Frank: richtiges „u“ („gut“) und „au“ („schlauer“) aussprechen. Frank: „Hochzeit, oder...“ richtig ausgähnen Danneinschlafen. Die Müllerstochter: Seine Gemahlin soll ich werden?! Aber... (sie weint wieder) Rumpelstilzchen: Guten Abend, Jungfer Müllerin, warum weint ihr denn schon wieder? Die Müllerstochter: Ach, ich soll auch dieses Stroh zu Gold spinnen und... Heinz: gleich anschließen! Rumpelstilzchen: ...und wenn du das Stroh zu Gold gesponnen hast, will er dich zur Frau nehmen. Die Müllerstochter: Woher weißt du das? Rumpelstilzchen: Frag nicht so viel! Was gibst du mir diesmal, wenn ich dir noch diesmal das Stroh zu Gold spinne? Die Müllerstochter: Ich habe nichts mehr, das ich dir geben könnte. Rumpelstilzchen: Hmmm (er überlegt und läuft unschlüssig auf und ab und zupft sich am Bart). So versprich mir, wenn du Königin wirst, dein erstes Kind, das du zur Welt bringst! Die Müllerstochter: (erschrocken) Mein erstes Kind??? Weißt du, was du da verlangst? Rumpelstilzchen: Soll ich dir helfen oder willst du für ewig in den Kerker, wiiiie? Die Müllerstochter: (beiseite) wer weiß, wie das noch geht, ich weiß mir aus dieser Not nicht anders zu helfen... (zu Rumpelstilzchen) Nun gut, ich verspreche es dir. Heinz: „Hmmmm“, lange hin und her laufen, dann die Erleuchtung „So versrich mir“, verpflichten, fest sprechen „wiiee“ lauernd sprechen Erzählerin: Und schwupp, setzte sich das Männchen vor das Spinnrad und fing an zu spinnen! Rumpelstilzchen: (singt) Schnurre, Rädchen schnurre, spinn das Stroh zu Gold, denn die Jungfer Müllerin ist bald Braut so hold. Hahahahaaa! Schnurr, schnurr, schnurr! Dreimal gezogen und... da liegen die Goldstücke in der Truhe. Die Müllerstochter: (sie ist wie benommen vor Glück) Wie machst du das nur. Ich danke... Danach sofort verschwinden. Erzählerin: Doch da war das Männchen bereits verschwunden, und der König kam, gerade wieder als die Sonne aufging und als er das Gold erblickte, wußte er sich nicht zu fassen über das viele, viele Gold. Der König: Du hast deine Aufgaben erfüllt, so will ich mein Versprechen einlösen: Mit diesem Ring als äußeres Zeichen, nehme ich dich zu meiner Ehefrau und Königin. (Er winkt den Knappen, die dem Paar voran gehen). 1. und 2. Knappe: Lang lebe die Königin! Es lebe das Königspaar! Stephan: Ton-Bearbeitung, vermehrfachen, Fanfare von Wolfgang (dreistimmig, mit Anschluss-Signal für weiteren Text) hier einen Moment stehen bleiben, dann die Wachen voraus ab, danach: Der König führt die Tochter- ab 2. Akt 1. Szene Erzählerin Erzählerin: Schon bald nach der Hochzeit wurde die junge Königin schwanger! Den König interessierte das wenig. Er vertrieb sich die Zeit auf der Jagd und mit dem Besichtigen seiner Schätze. Gar zu gerne hätte er die junge Königin noch einmal aufgefordert, Stroh zu Gold zu spinnen, aber er traute sich nicht so recht, denn je mehr er über die Goldspinnerei nachdachte, um so unheimlicher wurde ihm die Sache. Als nun ein Jahr vergangen war, brachte die Königin einen Jungen zur Welt. Der König war wie umgewandelt, hatte er doch nun einen Thronfolger. Längst dachte die Königin nicht mehr an das Versprechen, da sie dem Männchen einst gegeben hatte. Da passierte plötzlich etwas Unheimliches! 2. Szene Müllerstochter, Rumpelstilzchen Müllerstochter: (mit ihrem Kind auf dem Arm oder in der Wiege) Schlafe mein Kind, schlafe mein Kind draußen weht so kalt der Wind Schäfchen und Vögelchen gehen zur Ruh Schlafe mein Kindchen auch du! Rumpelstilzchen: Guten Abend, Jungfer Müllerin! Oh, verzeiht! Guten Abend, Frau Königin! Müllerstochter: Guten Abend. Was willst du! Rumpelstilzchen: Solltet ihr das nicht wissen?! Als ich euch das dritte Mal geholfen habe, das Stroh zu Gold zu spinnen, verspracht ihr mir als Lohn euer erstgeborenes Kind zu geben. Nun gib mir, was du versprochen hast. Gibt mir das Kind! Schnell, schnell! Nur her damit! Müllerstochter: Nein, nicht mein Kind! Rumpelstilzchen: Aber, aber! Ist das euer Dank! Müllerstochter: Ich geb' dir alle Schätze, die ich nun besitze, nur nicht mein Kind! Rumpelstilzchen: Ich will deine Schätze nicht, nicht Geld, nicht Gold. Ich will etwas Lebendiges. Gib mir endlich das Kind! Müllerstochter: Nein! Um nichts in der Welt. Rumpelstilzchen: Gib mir endlich das Kind! Du hast es mir versprochen! Müllerstochter: Was soll ich dem König sagen! Rumpelstilzchen: Die Wahrheit! Nichts als die Wahrheit! Müllerstochter: Bitte, laß mir mein Kind! (Sie bricht weinend vor Rumpelstilzchen zusammen) Rumpelstilzchen: Nun gut. Ich gebe euch eine letzte Chance! Drei Tage will ich dir Zeit lassen, wenn du bis dahin meinen Namen weißt, so sollt ihr euer Kind behalten. 3. Szene Erzählerin, Müllerstochter, 1. Knappe, Rumpelstilzchen Erzählerin: Nun besann sich die Königin die ganze Nacht über auf alle Namen, die sie jemals gehört hatte, schickte einen Boten über Land, der sollte sich weit und breit erkundigen, was es sonst noch für Namen gäbe. Nur mußte alles geheim bleiben und der König sollte nichts davon erfahren. Müllerstochter: Nun, was habt ihr für Namen gehört? 1. Knappe: Kaspar, Melchior oder, wie man im Altenburger Land sagt; Malcher, Balzer, Knieriem, Seidenschwanz, Kurti, Hansi, Plotzkopf, Sauschwanz... Erzählerin: Als am nächsten Tag das Männchen kam, fing die Königin an: Müllerstochter: Heißt du Kaspar? Rumpelstilzchen: Nein, so heiß ich nicht! Müllerstochter: Heißt du Melchior? Rumpelstilzchen: Nein, so heiß ich nicht! Müllerstochter: Oder Malcher? Rumpelstilzchen: Nein, so heiß ich nicht! Müllerstochter: Heißt du Balzer? Rumpelstilzchen: Nein, so heiß ich nicht! 4. Szene Müllerstochter, 1. und 2. Knape, Erzählerin Müllerstochter: (Zu den Knappen) Geht und fragt in der Nachbarschaft herum, wie die Leute da genannt werden. Erzählerin: Die Beiden brachten die seltsamsten und ungewöhnlichsten Namen aus der Umgebung mit. 1. Knappe: Knallkopp, Rippenbiest 2. Knappe: Bemme, Hammelwade 1. Knappe: Armleuchter, Schnürbein 2. Knappe: Stahlwade, Schluckspecht Erzählerin: Als am nächsten Tag das Männchen kam, sagte die Köngin: Müllerstochter: Heißt du vielleicht Schluckspecht? Rumpelstilzchen: so heiß ich nicht! Müllerstochter: Heißt du vielleicht Schnürbein? Rumpelstilzchen: So heiß ich nicht! Müllerstochter: Heißt du vielleicht Rippenbiest? Rumpelstilzchen: So heiß ich nicht! So heiß ich nicht! (Er hüpft vor Freude von einem Bein auf das andere und lacht und freut sich). Es leibt dir noch ein Tag, dann ist dein Kind meieieieinn!!!! Hahahahahaaaaaaaaa! 5. Szene Müllerstochter, König Müllerstochter: Was fang ich nur an! Was fang ich nur an. Ich werde den Namen nie herausfinden: (Sie weint bitterlich). König: Du weinst. Was ist geschehen. Müllerstochter: Es hat ja doch keinen Zweck. König: Vertraust du mir nicht! Müllerstochter: Du wirst zornig werden, mich aus dem Schloss jagen! König: Was redest du da? Sprich, ich will wissen, was dich bedrückt! Müllerstochter: Ich kann kein Stroh zu Gold spinnen! König: Aber, du hast doch... Müllerstochter: Nein, ich habe nicht! Ich kann es nicht! König: Das versteh ich nicht! Erkläre es mir doch! Müllerstochter: Es war so eine törichte Rede meines Vaters. König: Ich werde deine Eltern aufs Schloß befehlen! Müllerstochter: Er hat geprahl mit etwa, an das er schließlich selbst geglaubt hat. Du darfst ihm nicht zürnen, bitte!!! König: (sichtlich verstört) Sprich weiter! Müllerstochter: Als ich nun in der Kammer vor dem Stroh saß und geweint habe, kam plötzlich, wie aus dem Nichts, ein Männchen, dem ich am ersten Abend mein Halsband und am zweiten meinen Ring gab, dann hat er das Stroh zu Gold gesponnen. Am dritten Abend hatte ich nichts mehr, was ich ihm hätte geben können. So verlangte er von mir, mein erstes Kind das ich zur Welt bringen würde, dann wolle er wiederum das Stroh zu Gold spinnen. - Ich hatte Angst, große Angst, Angst vor dir! König: O Gott! Müllerstochter: Vor drei Tagen stand das Männchen plötzlich vor mir und wollte unser Kind holen. Ich bat ihn, weinte, flehte ihn an. Schließlich gab er mir eine Frist: Wenn ich binnen drei Tagen seinen Namen erraten würde, wolle er mir das Kind lassen und mich nie mehr belästigen! Nun suchen Boten schon seit Tagen im ganzen Lande alle erdenklichen Namen zusammen, aber keiner ist der richtige! Heute ist der letzte Tag. Wenn kein Wunder geschieht... (sie bricht weinend zusammen). 6. Szene Müllerstochter, König, 2. Knapp, Rumpelstilzchen Erzählerin: Doch da geschah das erhoffte Wunder! Rumpelstilzchen: (hantiert mit allerlei Küchengeräten und singt dabei unter den verrücktesten Bewegungen) Heute back' ich, morgen brau' ich, übermorgen hole ich der Königin ihr Kind ach wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß. 2. Knappe: Ohooo! Sollte ich dem Männchen auf die Schliche gekommen sein. Ich muß sofort zu Königin. Erzählerin: Ja, er war dem Männchen auf die Spur gekommen! 2. Knappe: Herr König, Frau Königin! Neue Namen habe ich nicht finden können, aber in einer abgelegenen Gegend, wo eigentlich kein Mensch hinkommt, sprang ein recht lächerliches Männchen auf und ab, hüpfte auf einem Bein und sang (er versucht die Bewegungen von Rumpelstilzchen nachzuahmen, das Ganze gerät aber äußerst komisch): Heute back' ich, morgen brau' ich, übermorgen hole ich der Königin ihr Kind, ach, wie gut, daß niemand weiß, daß ich Rumpelstilzchen heiß. Erzählerin: Da könnt ihr euch denken, wie froh die Königin war, als sie den Namen hörte. (Der König und die Knappen beobachten die folgende Szene zunächst von der Seite oder von draußen). Es dauerte auch nicht lange, so kam das Männchen und fragte: Rumpelstilzchen: Nun, Frau Königin: wie heiß ich? Müllerstochter: Heißt du vielleicht Hammelwade? Rumpelstilzchen: (er lacht fürchterlich höhnisch) So heiß ich nicht! Müllerstochter: Heißt du vielleicht Hinz? Rumpelstilzchen: (er schüttet sich aus vor Lachen) So Frank: Endungen nicht verschlucken („-en“) Frank: „...aber in einer Gegend,...“, Koma als Aufzählungen machen! Eva: „denken“, Endungen („-en“)!, „Männchen“ heiß ich nicht! Müllerstochter: Heißt du vielleicht Kunz? Rumpelstilzchen: (er kommt vor Lachen außer Puste) So heiß ich nicht! (Er greift bereits nach dem Kind) Müllerstochter: Heißt du etwas Rumpelstilzchen! Rumpelstilzchen: Haaaaaaa! (Er stampft mit den Beinen und springt wie irre herum, wird immer kleiner, bis er schließlich hinter einem Baum verschwindet). 7. Szene Müllerstochter, König, Müller, Müllerin Der König: Ich kann nicht glauben, was ich da eben gesehen habe. Mir ist, als hätte ich geträumt! Müllerstochter: Angst und Schrecken sind vorüber. Ich wäre eine schlechte Königin, wenn ich nicht verzeihen würde. Müller: Ihr habt uns aufs Schloß befohlen? Müllerin: Was ist geschehen? König: Ihr habt uns in eine schlimme Situation gebracht! Müllerin: Wir haben schon gehört... Müller: Der Buschfunk, Majestät, der Buschfunk! König: Nur ich wußte nichts davon! - Ich habe einen Thronfolger und eine wunderbare Frau an meiner Seite, und das alles habe ich deiner Prahlerei und Schwindelei zu verdanken. Müllerin: Wie ich mich schäme. Müller: O, bitte, lieber Schwiegersohn, nie wieder will ich prahlen und schwindeln. Müllerin: Sei still! Müller: Könnt ihr mir noch einmal verzeihen? König: Ich wäre ein schlechter König, wenn ich nicht verzeihen könnte. Wenn ich auch sagen muß, daß deine Prahlsucht mir Glück gebracht hat! Doch mußt du deine Tochter um Verzeihung bitten, sie hat am meisten gelitten! (Er nimmt die Müllerstochter in den Arm) Müllerstochter: Ich hoffe, viele Menschen werden unserem Beispiel folgen und einander verzeihen, ist nicht die vor uns liegende Zeit so recht dazu angebracht? Erzählerin: So ist am Ende alles gut geworden! - Nicht mehr lang, dann ist wiedereinmal Weihnachten und bis dahin gibt es noch viel zu tun (alle stimmen ihr zu) und das nicht nur bei den Märchenfiguren, sondern auch bei euch daheim. Doch damit Weihnachten nicht nur ein Fest des Essens, Trinkens Zankens und Streitens wird, sondern auch der Freude, der Besinnlichkeit, des Singens und Musizierens, wollen wir auch diesmal einen kleinen Anreiz geben und ihr alle, groß und klein, dürft in unseren Gesang mit einstimmen! Bald nun ist Weihnachtszeit 1.) Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit, nun ist der Weihnachtsmann gar nicht mehr weit, nun ist der weihnachtsmann gar nicht mehr weit. 2.) Horch nur, der Alte klopft draußen am Tor, mit seinem Schimmel, so steht er davor, mit seinem Schimmel, so steht er davor. „...Angst und Schrecken...“, auf „schlechte Königin“ gehen Michael: alles etwas angekippt Michael: von der Königin übernehmen Endungen aussprechen 3.) Leg ich dem Schimmelschen Heu vor das Haus packt gleich der Ruprecht den goßen Sack aus, packt gleich der Ruprecht den großen Sack aus. 4.) Pfeffernüss, Äpfelchen, Mandeln, Korinth, alles das schenkt er dem artigen Kind, alles das schenkt er dem artigen Kind! Text: Carola Wilk Melodie: Hans Helmut Das hier vorliegende Manuskript ist Arbeitsmaterial für die Künstler und Wenzelgarde. Die Verwendung des Materials ist ausschließlich für deren Arbeit gedacht und zugelassen. Nutzung für private Zwecke ist nicht gestattet, ebenso unerlaubte Vervielfältigungen. Wolfgang Langner