Download: Unsere Sonderausgabe zum BVB
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D F B - P O K A L F I NA L E 2 0 1 2 BORUSSIA Dortmund WIRD ZUM Tollhaus Das Duell der Giganten BVB-Fans ROCKEN DIE Berliner Waldbühne Ein neuer Meilenstein IN DER SCHWARZGELBEN JAAAAAAA!!! DER BVB HOLT DAS DOUBLE BORUSSIA DORTMUND – BAYERN MÜNCHEN Geschichte Samstag, 12. Mai 2012 DFBDO02, Nr. 111, 19. Woche DAS FINALE IN BERLIN Triple krönt Double BVB gewinnt mit drei Lewandowski-Toren im Finale von Berlin erstmals Meisterschaft und Pokal BERLIN. Um 22:13 Uhr riss Ka- pitän Sebastian Kehl den deutschen Pokal in die Höhe. Borussia Dortmund hat am Samstagabend mit dem 5:2 (3:1) im Endspiel von Berlin eine herausragende Saison zu einer historischen veredelt. Erstmals in der 103-jährigen Vereinsgeschichte holt der BVB das Double aus Meisterschaft und Pokal. Der Anfang Dortmunder Freudentänze in Berlin. Shinji Kagawa (M.) hat das 1:0 erzielt. Jakub Blaszczykowski (r.) und Marcel Schmelzer (l.) gratulieren. Foto AFP Diesmal ließ Arjen Robben Roman Weidenfeller keine Abwehrchance. Die Bayern glichen aus zum 1:1. Foto Defodi Bevor die fast schon abgestiegene Hertha in der ZweitligaTristesse versinken wird, erlebte die deutsche Hauptstadt am Samstagabend noch einmal die ganze Schönheit des Fußballs. Zelebriert von elf Kickern in Schwarzgelb, die das Spiel auch im deutschen Pokalfinale auf ein neues Niveau hoben. Und auf den Rängen hätte die Stimmungslage unterschiedlicher nicht sein können. In der Ecke des Marathon-Tors feierten 30 000 Dortmunder eine riesige Party, auf der Gegenseite verharrten die Fans in Rot in Schockstarre. „Den Pott gewinnen wir, die Ruhr könnt Ihr behalten“, hatten die Bayern-Fans in ihrer Kurve auf ein riesiges Transparent geschrieben – Borussia Dortmunds Elf aber brauchte nur drei Minuten, um klar zu machen, dass das nicht ihr Ziel an diesem Abend sein würde. Schon mit dem ersten Angriff ging der BVB in Front – die frühe Führung verdankte der Deutsche Meister allerdings einem katastrophalen Rückpass von Luis Gustavo. Jakub Blaszczykowski schaltete am schnellsten, legte quer auf den mitgelaufenen Shinj Kagawa, der aus acht Metern mühelos einschieben konnte (3.). Weil der BVB sich weit zurückzog und Münchens Kroos im Aufbau viele Freiräume ließ, erspielten sich die Bayern danach ein deutliches optisches Übergewicht. Und nach Hummels‘ Fehler in der Ballannahme konterten die Bayern über Robben, der Gomez steil schickte. BVB-Keeper Roman Weidenfeller musste Kopf und Kragen riskieren und muste nach dem Zusammenprall mit dem FCBStürmer minutenlang behan- Robert Lewandowski setzt mit diesem Kopfball und seinem dritten Treffer den Schlusspunkt zum 5:2 gegen die Bayern. delt werden – ein Zweikampf, der Folgen haben sollte. Die Bayern nun klar überlegen und schnell mit dem verdienten Ausgleich: Wieder ging es steil auf Gomez, Hummels hob das Abseits auf, Weidenfeller zögerte einen Moment beim Herauslaufen und kam dann gegen den Nationalstürmer zu spät – Elfmeter für die Bayern. Wie im Liga-Gipfel vor wenigen Wochen trat Arjen Robben an, wieder wählte er die rechte Ecke vom Schützen aus, verlud aber diesmal Weidenfeller und traf zum 1:1 (25.). Mit dem Rückenwind des Ausgleichstreffers legten die Bayern nach – der starke Ribery düpierte links Piszczek, sein Rückpass landete bei Lahm. Dessen Linksschuss rettete Hummels mit letzter Mühe auf der Linie (32.). Zwei Minuten später musste Dortmund wechseln. Weidenfeller, der nach dem Zu- sammenprall mit Gomez über starke Schmerzen im Oberbauch klagte, ging raus. Mitch Langerak, schon in den Pokalspielen gegen Dresden und Kiel im Tor, ersetzte ihn. Dortmunds Nummer 1 wurde mit dem Notarzt in eine Berliner Klinik gebracht, war aber zur Pokalübergabe rechtzeitig wieder im Stadion. Nackenschlag Als die Bayern endgültig die Spielkontrolle erlangt hatten, ging der BVB wieder in Führung: Boateng ging rüde gegen Blaszczykowski in den Zweikampf, Hummels traf vom Punkt (39.). Und diesen Nackenschlag verdauten die Bayern nicht. Endlich spielte der BVB zielstrebig in die Spitze, Lewandowski legte auf Kagawa ab, der passte mustergültig zurück in den Lauf des Polen – 3:1 (45.). Wie im Meisterschaftsfinale trübten einige Idioten im Dortmunder Fanblock die fröhliche Feierstimmung in der Pause – nachdem im BVBBlock mehrere bengalische Feuer gezündet wurden, vernebelte dichter Rauch die Sicht. Die zweiten 45 Minuten wurden mit vier Minuten Verzögerung angepfiffen, Dortmund wird mit der nächsten fetten Geldstrafe die Quittung für das völlig inakzeptable Verhalten der unbelehrbaren Anhänger erhalten. Bayerns Coach Jupp Heynckes hatte zur Pause reagiert und Thomas Müller für den schwachen Gustavo gebracht. Kroos rückte neben Schweinsteiger auf die Doppel-Sechs. Mit der noch offensiveren Ausrichtung eröffneten sich für die konterstarken Dortmunder riesige Räume – das 4:1 war die fast logische Konsequenz. Kagawa bediente den mitgelaufenen Großkreutz, der passte quer auf Lewandowski. Das zweite Tor Foto AFP des Polen (58.). Danach spielte der BVB mit den resignierenden Gästen bisweilen Katz und Maus, hatte allerdings auch Glück, als Gomez nach toller Vorarbeit von Ribery per Kopf nur die Latte traf (68.). Der Franzose selbst erzielte immerhin noch das 2:4 (75.), ehe Robert Lewandowski mit seinem dritten Treffer nach schlimmem Fehler von Manuel Neuer endgültig alles klar machte (81.) – 5:2. Lange Pokal-Nacht Das Pokalfinale zementierte die derzeit herrschende Vormachtstellung der Elf von Jürgen Klopp , die eine berauschende Spielzeit mit dem perfekten Schlusspunkt krönte. Als Schiedsrichter Peter Gagelmann um 21:54 Uhr abpfiff, ging die schwarzgelbe Jubelfeier in die nächste Runde. Es wurde eine lange Nacht in Berlin. Dirk Krampe Manuel Neuer streckt sich vergeblich nach dem Strafstoß von Mats Hummels (15). Foto dpa BVB-Torjäger Robert Lewandowski (r.) überwindet Manuel Neuer zum 3:1. Foto Defodi TEA MS UND TO RE Borussia Dortmund - Bayern München 5:2 (3:1) DORTMUND: Weidenfeller (34. Langerak) – Piszczek, Subotic, Hummels, Schmelzer – Gündogan, Kehl – Blaszczykowski (84. Perisic), Kagawa (81. Bender), Großkreutz – Lewandowski MÜNCHEN: Neuer – Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba (69. Contento) – Luiz Gustavo (46. Müller), Schweinsteiger – Robben, Kroos, Ribéry – Gomez Tore: 1:0 Kagawa (3.), 1:1 Robben (25./Foulelfmeter), 2:1 Hummels (41./Foulelfmeter), 3:1 Lewandowski (45+1), 4:1 Lewandowski, 4:2 Ribéry (78.), 5:2 Lewandowski (81.) Schiedsrichter: Gagelmann (Bremen) – Zuschauer: 74 794 (av) Bastian Schweinsteiger gratuliert Franck Ribéry (l.), Schütze zum zwischenzeitlichen 4:2. Foto AFP BVB-Torhüter Roman Weidenfeller liegt nach einem Zusammenprall mit Mario Gomez (l.) am Boden und muss später verletzt ausgewechselt werden. Foto dpa DAS FINALE IN BERLIN Samstag, 12. Mai 2012 DFBDO03, Nr. 111, 19. Woche „Es ist wunderschön“ EIN WURF Erfolgreichstes Jahr der BVB-Geschichte Gier nach Erfolg I n jeder Se- denschaft und außergewöhnkunde die- liche Begabung im Dutzend, ses Pokal- sondern selbstredend auch jeendspiels wa- de Menge Arbeit. Bei den Garen die große lavorstellungen, die die BoGier nach Er- russia in Serie gezeigt hat, gefolg und der rät dies fast in Vergessenheit. große Wille dieser BVBDer Erfolg des BVB basiert Mannschaft, Außergewöhnli- auf einem beinahe perfekten ches zu leisten, wieder einmal Zusammenspiel. Die Fühzu spüren. Auch das macht rungsebene um Sportdirektor diese Elf so besonders. Borus- Michael Zorc und Geschäftssia Dortmund hat mit dem führer Hans-Joachim Watzke Sieg gegen die Bayern auch hat vor vier Jahren eine klare die letzte Etappe einer fabel- Philosophie vorgegeben, in haften Saison erfolgreich be- Jürgen Klopp hat sie einen stritten und mit Trainer gefunden, dem erstmaligen der mit seinem Der Erfolg des Team diese PhilosoGewinn des Doubles Geschichte ge- BVB basiert auf ei- phie perfekt umnem perfekten Zu- setzt. Und Klopp schrieben. Das 103. Jahr des sammenspiel. Der hat ein Team zujetzige Erfolg ist Vereinsbestehens sammengestellt, ist unbestritten das für alle eine Bedas bereit ist, ihm erfolgreichste in der stätigung, den bedingungslos zu langen Geschichte richtigen Weg ein- folgen. Der jetzige von Borussia Dort- geschlagen zu ha- Erfolg ist für alle eimund. Mit der Art ben. ne Bestätigung, den und Weise, wie dierichtigen Weg einse Mannschaft die Herausfor- geschlagen zu haben. derungen annimmt, wie sie Wo sind die Grenzen dieser aus Fehlern lernt, die Erfah- Elf? Diese Frage wird vielrungen aufsaugt und umsetzt, leicht in der kommenden Saisetzt Jürgen Klopps Elf son beantwortet. Der BVB Maßstäbe. Sie verschafft sich wird sich national am Double bundesweit Sympathie für ih- messen lassen müssen. Interren attraktiven Fußball und national, so sagen die BorusHochachtung vor der sportli- sen, habe man aus dem chen Leistung. schwachen Abschneiden in Borussia Dortmund hat in der Champions League gedieser Saison alles gewonnen, lernt. Ab September steht der was es zu gewinnen gibt. Die BVB dort wieder auf dem Mannschaft hat Uralt-Rekor- Prüfstand. Daheim werden de förmlich pulverisiert, sie die Verfolger die Jagd auf den hat bestehende Grenzen zweimaligen Meister intensischeinbar mühelos gesprengt. vieren. Jürgen Klopp wird seiDoch hinter alledem stecken ne Double-Gewinner auch danicht nur die notwendige Lei- rauf einstellen. Dirk Krampe „ “ Danke für den Titel. Von Dortmunder zu Dortmunder: Glückwunsch zu der meisterlichen Saison! Als tief verwurzeltes Unternehmen aus Dortmund freuen wir uns mit allen Fans der Schwarz-Gelben über die Meisterschaft, die erneut begeisternd herausgespielt wurde. Mit 140 Jahren Erfahrung in deutscher Ingenieurstradition wissen wir, das man mit Begeisterung für Technik, Qualitätsanspruch und Hochleistung anderen voraus ist – auf dem Rasen genauso wie darunter. Deshalb sind wir besonders stolz, der Mannschaft mit Pumpen für die Rasenheizung den Boden für ihr leidenschaftliches Spiel bereitet zu haben. Wir gratulieren! www.wilo.com Als Kapitän Sebastian Kehl um 22.13 Uhr den Pokal aus den Händen von Bundespräsident Joachim Gauck entgegennahm, kannte der Jubel in Schwarz-Gelb keine Grenzen mehr. „Es ist wunderschön. 103 Jahre hat der Verein gebraucht, um das Double zu gewinnen. Das ist eine so emotionale Sache. Das ist unfassbar“, konstatierte Geschäftsführer HansJoachim Watzke. Foto dpa Samstag, 12. Mai 2012 DFBDO04, Nr. 111, 19. Woche DAS FINALE IN BERLIN Schöner konnte der Pokal nicht ins Stadion gebracht werden: Biathletin Magdalena Neuner mit dem begehrten Pott. Foto dpa Malstunde: Ein Bayern-Fan trug stolz das Emblem der Münchner im Gesicht. Foto dpa Der Präsident persönlich gab letzte Erklärungen: Wolfgang Niersbach mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto dpa Ein Abend zum Verzweifeln: Bayern-Torhüter Manuel Neuer musste fünf Bälle aus dem Netz holen. Foto dpa Meisterlich: Die schwarzgelben Fußballer zauberten auf dem Rasen, oben auf den Rängen des Berliner Olympiastadion feierten die Borussia-Fans ihre eigene sicher ewig unvergessliche Party. Foto imago Gefräßige „Raupe Nimmersatt“ 90 Minuten Vollgas versetzen Borussias Fans in Ekstase – Gefährliche bengalische Feuer im BVB-Block BERLIN. Bilder für die Ewigkeit: Die Mannschaft von Jürgen Klopp ist mit dem Sieg über die Bayern in die Geschichte eingegangen. Das erste Double der Klubhistorie entfachte am Samstag eine ekstatische Stimmung, die im deutschen Fußball ihresgleichen suchte. Die schwarzgelbe „Raupe Nimmersatt“ hatten die Bayern gefressen – und die Endorphine sprudelten über. Der „Held von Berlin“ persönlich übernahm die Ouvertüre im Olympiastadion: Nobby Dickel, Doppel-Torschütze beim letzten Dortmunder Pokalsieg 1989, hatte vor dem Anpfiff genau acht Minuten Zeit, die BVB-Anhänger in Stimmung zu versetzen. Er ließ das im weiten Rund fast andächtige klingende Vereinslied „Leuchte auf mein Stern Borussia“ spielen und gab dann, bevor er die Mannschaftsaufstellung der Borussia gemeinsam mit den Fans verlas, das Motto des Abends aus: „90 Minuten Vollgas!“ Und der schwarzgelbe Anhang gehorchte dem PokalHelden aufs Wort und brüllte sich die Kehle aus dem Leib. Übertönt wurden die Dortmunder nur selten von den Fans des FC Bayern, gegen den von der Stadionanlage unterstützten Sänger Rea Garvey hatten jedoch auch sie keine Chance. Der ReamonnFrontmann durfte seinen neuen Hit singen, der Stimmung im Stadion war das wenig zuträglich. Die beste Show an diesem Abend lieferten die 22 Akteure auf dem Rasen und die rund 74 794 Zuschauer auf den Rängen. Als um 19.55 Uhr der große Moment gekommen war und die Mannschaften angeführt von „Gold-Mädchen“ und Pokalträgerin Magdalena Neuner den Rasen betraten, war sie erstmals in voller Gänsehaut-Wirkung zu spüren, die besondere Atmosphäre dieses laut BVB-Trainer Jürgen Klopp „größten deutschen Fußballspiels der letzten Jahre“. In den Gesichtern der Spieler zeigte sich die Anspannung, nur vorsichtig ließen manche von ihnen beim Einlauf den Blick im Stadion kreisen. Bloß nicht übermannen lassen, bloß nicht den Fokus verlieren! Mit deutlich mehr Final-Erfahrung gingen die Münchner in diese Partie. Doch sie waren es, die sich zunächst von der Bedeutung dieser Partie beeindrucken ließen. Denn nur 2:32 Minuten nach dem Anpfiff explodierte die Stimmung im Dortmunder Fanblock. Shinji Kagawas 1:0 ließ die Dämme brechen, auf dem Platz trug Lukasz Piszczek den kleinen Japaner über den halben Platz, auf den Rängen tobten die Fans. Der BVB hatte nach nicht einmal drei Minuten die erste Hand am Pott. Doch der Abend war noch lang – und die Bayern längst nicht aus dem Spiel … 20 Minuten später riss Arjen Robben mit seinem Elfmetertor gegen den verletzten BVB- Keeper Roman Weidenfeller die Dortmunder aus dem Jubelrausch. Jetzt war es die Bayern-Kurve, die Oberwasser hatte und den Lärmpegel für den Moment nach oben trieb. Das Spiel war völlig offen. Auf den Rängen stieg die Anspannung spürbar und auf dem Rasen glitt dem BVB das Spiel aus den Händen. Doch aus dem Nichts drehte sich noch vor der Pause das Blatt wieder. Erst versenkte ausgerechnet der Ex-Bayer Mats Hummels mit Glück einen Elfmeter, dann versenkte Robert Lewandowski mit seinem Tor gleich die ganze Münchner Mannschaft. Es Im imposanten Berliner Olympiastadion sorgten 30 000 BVB-Fans für die passende Stimmung, die Atmosphäre stand dem großartigen Spiel der Borussia in nichts nach. Foto Defodi war Zeit für den Klassiker: „Zieht den Bayern die Lederhose aus“, skandierten die völlig euphorisierten BVB-Anhängern, denen zum Teil die Sicherung durchbrannten. Mehr als zehn bengalische Feuer entfachten einige Unverbesserliche kurz vor dem Wiederanpfiff und vernebelten so das Stadion. Es waren gefährliche Szenen, die sich da im dicht gedrängten Fanblock abspielten – und die mit Fußball nichts zu tun hatten. Erst als sich der Nebel verzogen hatte, ging es unter dem stimmungsvoll gefärbten Berliner Abendhimmel weiter. Monoton trommelten die Bayern-Fans vor sich hin, genau wie ihre Mannschaft schienen sie auch nicht mehr recht an einen Erfolg zu glauben. Das letzte Fünkchen Resthoffnung trat Lewandowski mit seinem zweiten Treffer aus. Die schwarzgelbe „Raupe Nimmersatt“ hatte ein viertes Mal zugeschlagen und die Münchner Edelkicker verschlungen. Es waren Bilder für die Ewigkeit, die sich am Spielfeldrand boten. Jürgen Klopp fiel über seine Co-Trainer her, wie kleine Kinder auf Koffein tollten die Borussen über den Rasen. Dazu stimmten die Fans ihren neuen Lieblingshit an: „Ein Schuss, kein Tor, die Bayern!“ Nur kurz bremste Riberys Anschlusstreffer die Euphorie, dann ließ Lewandowski die ganze Hauptstadt beben. Triumphierend baute er sich vor der Kurve auf. Die Bayern zappelten nicht einmal mehr, so am Boden waren sie. Die BVB-Fans feierten die Bayern-Dämmerung, als gäbe es kein Morgen. Matthias Dersch Dortmund dominierte in der Hauptstadt. DAS FINALE IN BERLIN Samstag, 12. Mai 2012 DFBDO05, Nr. 111, 19. Woche RN-Foto Bandermann Udo, André und André sowie Tobi (von links) vom BVB-Fanclub „Lünen-Süder Jungs“ feiern ebenfalls in Berlin. RN-Foto Bandermann Beliebtes Fotomotiv: der angemalte Mann. Beste Stimmung an der Gedächtniskirche. Dieser Damen-Fanklub gab Gas! Rappelvoll mit echter Liebe: Der Breitscheidplatz an der Gedächtniskirche mitten in Berlin – Samstagmittag um 12 Uhr. RN-Foto Bandermann Berlin im schwarzgelben Rausch Die Dortmunder Fans dominierten das Bild in der Hauptstadt / Wahnsinns-Atmosphäre in der Waldbühne RN-Foto Bandermann RN-Foto Bandermann RN-Foto Bandermann BERLIN. Sie hatten es schon morgens im Blut. Das Adrenalin und das Gespür für „das Double“: Der deutsche Meister BVB holte den Pokal – und seine Fans feierten den Doppelsieg bereits nach dem Frühstück und Stunden vor dem Anpfiff frenetisch. Die Hauptstadt war fest in Dortmund Hand. An der Gedächtniskirche zogen ab 10 Uhr immer mehr Fans auf – mittags kochte der Platz über. Ärgerlich: Fans zündeten Pyrotechnik, warfen Flaschen und Steine und verletzten Polizisten. Doch die große Mehrheit verwandelte Berlin mit schwarzgelber Euphorie in die Hauptstadt des deutschen Fußballs – „und wir holen den Pokal, Hallelujah!“ war allerorten zu hören. Am späten Nachmittag lichteten sich die Reihen an der Gedächtniskirche. Die Fans zogen zum Olympiastadion und in die Waldbühne. Kurz vor 19 Uhr war die Stimmung dort nur noch durch den Siegesjubel nach dem 5:2 zu überbieten: Die von den Borussen erzeugte Stimmung hat die Waldbühne so noch nicht erlebt. Erst überschäumende Freude nach dem frühen 1:0 – dann Frust nach Robbens Elfer-Ausgleich. Bierduschen und Fangsänge Doch die Euphorie kehrte innerhalb weniger Minuten zurück. Mit dem Druckaufbau auf dem Rasen im benachbarten Olympiastadion bebte auch die Waldbühne: Bierduschen, Fangesänge und Rituale – zu denen auch Pyrotechnik gehörte. Der Veranstalter musste die Sicherheitskräfte verstärken. Noch vor der ersten Halbzeit zogen auch Polizeikräfte auf. Spürbar lag der Sieg der Borussen in der Luft. Aus vollen Kehlen brüllten die Fans die Public Viewing für Dortmunder in Berlin: So sehen die Fans die Waldbühne. Niederlage der Bayern herbei – die Dortmund-Fans setzten in puncto Stimmung beim „Public Viewing“ in der Waldbühne ein Zeichen. „Was die hier abziehen, ist einmalig“, kommentierte ein Ordner die aus dem Ruhrpott importierte Akustik und die überkochenden Emotionen. Während des Spiels waren die Berliner Straßen nahezu leergefegt – normalerweise pulsiert auf den Hauptstraßen schon das Nachtleben. Mit dem Abpfiff sollte sich BVB-Sponsor Evonik hatte das Public Viewing organisiert. das ändern: Die DortmundFans zog es zur Siegessäule – der gewaltige Kreisverkehr war die perfekte Kulisse für einen Autokorso. Vorsorglich hatte Berlin diverse Zufahrtsstraßen, so auch die „Straße des 17 Juni“ abgeriegelt. Fans in der Waldbühne. RN-Fotos (3) Bandermann Während im Olympiastadion die Tore fielen, herrschte neun Kilometer weiter, in der Wilhelmstraße, Anspannung wie vor einem Elfer: Im längst stillgelegten und zu einem Party-Tempel umgebauten Berliner „E-Werk“ liefen die letzten Vorbereitungen für eine rauschende Nacht. Noch vor dem Abpfiff, als den Spielern und dem Trainer der Sieg nicht mehr zu nehmen war, kamen die Speise- und Getränkekarten für die „schwarzgelbe Nacht“ auf die Tische. Auf der Titelseite: die Meisterschale und darüber montiert der Pokal. „DoubleSieger 2012“ steht darüber. In der Karte sind Dortmunder Bier, Rum, Wodka, „Muttis Kartoffelsalat“ und Currywurst aufgelistet – zwischen vielen anderen Leckereien. Bude aus dem Ruhrgebiet Stilecht und ein Beweis für echte Liebe zum Ruhrgebiet: Eine „Bude“ mit alten BierEmblemen. Da gibt’s Dannemann-Zigarren, Haribo, Langnese-Eis und eine topaktuelle Ausgabe der Ruhr Nachrichten. In Berlin gedruckt. Peter.Bandermann @ruhrnachrichten.de Samstag, 12. Mai 2012 DFBDO06, Nr. 111, 19. Woche DORTMUND FIEBERT MIT Alle Fotos, Videos, Infos bei uns im Netz 36-Stunden-Liveticker im Internet Liveticker Wir berichten live von Samstagmittag um 12 Uhr bis Sonntagabend um 24 Uhr. Bei uns verpassen Sie nichts: Die Partynacht der Mannschaft in Berlin, der Rückflug des Pokalsiegers nach Dortmund, Eintrag ins Goldene Buch, Autokorso über den Wall – alles live Fotostrecke Die besten Szenen aus dem Pokalfinale Fotostrecke Das Public Viewing in der Waldbühne Fotostrecke Dortmund rastet aus: schwarzgelber Party-Wahnsinn Fotostrecke Autokorso am Borsigplatz Fotostrecke Beste Stimmung in der Dortmunder Innenstadt Fotostrecke BVB- und Bayern-Fans am Brandenburger Tor Fotostrecke So feiern die BVB-Fans in Berlin Fotostrecke So erlebten die Spielerfrauen das Pokalfinale Fotostrecke BVB-Fan-Fest an der Gedächtniskirche Fotostrecke Norbert Dickel interviewt ein Pferd Video Ministerpräsidentin Hannelore Kraft tippt das Spiel Social Media So erleben die Fans das irre Wochenende www.RuhrNachrichten.de Riesiger Andrang in der Westfalenhalle. 12 000 Menschen feierten dort. Sie musste vorzeitig geöffnet werden. RN-Foto Schaper Der Jubel nimmt kein Ende: Fünf Mal durften sich die BVB-Anhänger in der Westfalenhalle freuen. RN-Foto Schaper Viele BVB-Anhänger konnten sich auch auf dem Hansaplatz kaum halten. RN-Foto Menne Eine Stadt im Ausnahmezustand. Auf allen Plätzen, auf allen Straßen feierten die Fans. RN-Foto Menne Der Blick aus dem Rathaus auf das schwarzgelbe Jubelmeer. Die meisten Borussia-Anhänger strömten traditionell auf den Friedensplatz. Doch auch am Hansaplatz und nördlich der Reinoldikirche konnten die Fans den Sieg ihrer Mannschaft auf Großbildleinwänden verfolgen. RN-Foto Menne Dortmund erlebt die pure Ekstase Frenetisch feiern die Anhänger des BVB ihre Mannschaft / Ausnahmezustand in der City schon eine halbe Stunde früher als geplant geöffnet. Schnell werden sie wieder geschlossen, denn der Andrang ist zu groß. Auch hier herrscht Stadion-Atmosphäre. Zurück in der Innenstadt. Die Getränkedose, lange fast aus dem Straßenbild verschwunden, feiert an diesem Tag ihr Comeback. Ab 18 Uhr gilt in der City sowie rund um den Alten Markt Glasverbot. Fans müssen ihre Bierflaschen in die bereitgestellten Container werfen, oder sie geben sie gleich einem der vielen Flaschensammler. Mitarbeiter des Ordnungsamtes und einer Sicherheitsfirma kontrollieren die Eingänge zu den Plätzen. Generell sorgen rund 1000 Polizeibeamte und mehr als 700 zusätzliche Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdiensten für die Sicherheit. Letztere haben es vor allem mit Schnittwunden zu tun, oder jemandem ist übel geworden. „Alles im Rahmen“, sagt ein Sanitäter vom Roten Kreuz. Ganz Dortmund ein schwarzgelbes Jubelmeer. Zigtausend Menschen kennen kein Halten, feiern frenetisch ihre Mannschaft. Borussia Dortmund gewinnt den DFB-Pokal und eine ganze Stadt verliert vor Freude die Fassung. Gleich fünf Mal haben sie an diesem Samstag Gelegenheit dazu: Bei jedem Tor wehen die Fahnen, fliegen T-Shirts durch die Luft, gibt es spritzige Bierduschen. Traditionell ist es der Friedensplatz, auf den es die meisten Menschen zieht. Hier herrscht eine Stimmung wie im Stadion. Tausende Kehlen besingen ihre Mannschaft. Die Meisterschaft in der Tasche, den Pokal im Blick – da lässt es sich laut singen. Zu „You‘ll never walk alone“ recken sie unzählige schwarzgelbe Schals gen Himmel. Ein Borussia-Anhänger kann es kaum fassen: „Ich habe Gänsehaut“, sagt er und muss sich auf die RathausTreppe setzen. Er blickt in Tausende glückliche Gesichter. Riesige Leinwände Riesige Leinwände – organisiert von den Dortmunder Schaustellern – lassen sie alle teilhaben. Auch auf dem Hansaplatz und nördlich der Reinoldikirche gibt es solche Public-Viewing-Plätze. Auch hier jubeln die Fans. Schon am Nachmittag ist die Stimmung in der City ausgelassen. „Wir haben doch schon gewonnen. Selbst wenn Dortmund dieses Spiel verliert, werden wir feiern“, meint ein Fan. Ein Riesenrad dreht sich, es gibt Kinderkarussells, Bier- und Imbissbuden. Eine eigene Fußball-Kirmes. Silbrig-glänzend funkelt der Pokal gleich dutzendfach über dem Westenhellweg. Mit Nach dem Abpfiff können es die Fans immer noch nicht glauben (oben). Mehrere Tausend BVBAnhänger feierten auf dem Friedensplatz. Auf einer Großbildleinwand verfolgten sie das Spiel und hatten fünf Mal die Gelegenheit zum Ausflippen. RN-Fotos Menne ihren Helium-Ballons in Pokalform hoffen Elsa Schäfer (61) und Manuel Mönnig (47) auf das ganz große Geschäft. „Das Wetter ist super, um Ballons zu verkaufen“, meint Schäfer. Und um den DFB-Pokal zu gewinnen. Acht Euro kostet einer, und bei all den Fans müssen die Frauen aufpassen, dass nicht alle wegfliegen. Doch nicht nur in Ballonform ist der Pokal allgegenwärtig. Die Ruhr Nachrichten verteilen 40 000 Exemplare aus Pappe. Hinterher ist kaum jemand ohne in der Innenstadt zu sehen. Zur Einstimmung auf das große Finale schauen die ersten Anhänger am Nachmittag Frauenfußball. Auf den FC Bayern haben sie sich da schon längst eingeschossen. Sie singen „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, und jedes Tor der Bayern-Damen quittieren sie mit lauten BuhRufen. 12 000 Fans strömen zum Public Viewing in die Westfalenhalle. Wegen des Andrangs werden die Tore Kontrollen Trotz der Kontrollen schaffen es einige Fans, Feuerwerk auf die Plätze zu schmuggeln. Als Feuer, Knallkörper und Rauch während der ersten Halbzeit Überhand nehmen, drohen die Veranstalter mit einem Abbruch der Übertragung. „Sie gefährden sich und andere!“ Danach wird es besser. Am Ende ist es ein großes Jubelfest. Die Menschen bleiben auf den Plätzen, um dort weiter zu feiern. Einige zieht es zur Wiege des BVB – dem Borsigplatz. Dort startet der Autokorso in eine lange Party-Nacht. Die Mannschaft hat in Berlin gesiegt, doch die Fußball-Hauptstadt, die ist hier. Dennis.Werner @ruhrnachrichten.de DER WEG INS FINALE Samstag, 12. Mai 2012 DFBDO07, Nr. 111, 19. Woche Das Halbfinale: Der BVB bucht durch Gündogans Last-Second-Tor in Fürth das Ticket für Berlin 120 Minuten Dramatik, 120 Minuten Hochspannung: Das Halbfinal-Duell zwischen Borussia Dortmund und der SpVgg Greuther Fürth bot alles, was das Pokalherz begehrt. Der Außenseiter aus Franken bot dem Favoriten lange Paroli, die 15 500 Zuschauer in der ausverkauften Trolli-Arena taten ihr Übriges zu einer fantastischen Atmosphäre hinzu. Als sich alle im Stadion schon auf ein Elfmeterschießen vorbereiteten, schoss Ilkay Gündogan den BVB mit seinem Treffer zum späten 1:0 ins Glück. Aus zwölf Metern traf er den Pfosten, von dort prallte der Ball an den Rücken des kurz zuvor eingewechselten Fürther Keepers Jasmin Fejzic und von dort ins Tor. Es war ein denkwürdiges Ende einer Nerven aufreibenden Partie. Besondere Note am Rande: Ausgerechnet der Pokalheld Gündogan wurde von seinem Teamkollegen im Stadion vergessen, erst auf der Autobahn bemerkten die Dortmunder den freien Platz im Mannschaftsbus und kehrten reumütig zum Stadion zurück. Foto Defodi Das Viertelfinale: Eis in Kiel Das Achtelfinale: Weidenfeller wird beim 5:4 in Düsseldorf zum Elfmetertöter Eishockey statt Fußball: Das Viertelfinalspiel in Kiel fand unter widrigsten Bedingungen statt. Doch der BVB um Joker Lucas Barrios ließ sich davon nicht beirren und siegte souverän mit 4:0. Foto Defodi Zig verletzte Spieler, dazu eine Gelb-Rote Karte nach nicht einmal 35 Minuten: Das Achtelfinal-Spiel in Düsseldorf begann für den BVB alles andere als optimal. Doch die Borussen bissen sich in die Partie und gewannen mit zunehmender Spielzeit mehr und mehr die Oberhand über den damaligen Zweitliga-Tabellenführer. Ein Tor wollte in den 120 Minuten dennoch nicht fallen, das Elfmeterschießen entschied. Dort avancierte Roman Weidenfeller zum umjubelten Helden. Anschließend feierten die Borussen auf der Rückfahrt eine ausgelassene Party, machten zwischendurch sogar in einer Fast-Food-Filiale Halt und gingen zurück in Dortmund glücklich in den Weihnachtsurlaub. Foto Defodi Die 2. Runde: Dresdener Randale überschattet BVB-Sieg Die 1. Runde: Aufgalopp in Sandhausen 10 000 Fans aus Dresden verwandelten den Gästebereich im Signal Iduna Park und die Gegend rund ums Stadion in eine Gefahrenzone. Die Polizei musste mehrfach eingreifen, zwischenzeitlich stand die Partie sogar vor dem Abbruch. Am Ende war alle Aufregung der Dynamo-Fans umsonst, der Favorit siegte mit 2:0 und zog souverän ins Achtelfinale ein. Foto imago Der Drittligist SV Sandhausen wollte den BVB auf sein Niveau herunterziehen, doch der Plan ging gründlich daneben. Schon in Hälfte eins ging der Favorit in Führung, am Ende hieß es 4:0 für die Borussia, die sich in dem kleinen Dorf bereits in beeindruckender Frühform präsentierte. Foto imago Foto: Danke an Frank Dursthoff und Vivian Atienza Deutscher Meister. Pokalsieger. Markenmeister. Zwanzig. Zwölf. Das erreicht man nur mit echter Liebe. Ben Rünger und Christoph Wallrafen führen XEO gemeinsam in der zweiten Generation. XEO betreut den BVB seit 2008. Beim Markenaward 2012 ist Borussia Dortmund als beste Sportmarke ausgezeichnet worden. Darüber freuen wir uns gemeinsam sehr. www.xeo-marken.de