Anlage
Transcrição
Anlage
Fachtagung der ARGE Delmenhorst, Delmenhorst, 01.06.2006 01.06.2006 Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II Fachtagung der ARGE Delmenhorst, Organisation: con_sens Hamburg www.consens-info.de Michael Pflügner Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Bundesagentur für Arbeit Seite 0 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 Das SGB II trägt bei zur Verringerung der Hilfebedürftigkeit, der Aktivierung und Integration erwerbsfähiger Hilfebedürftiger … ERGEBNISSE 2005 Allein im zweiten Halbjahr 2005 1,65 Millionen Zugänge von Arbeitslosen, aber auch 1,7 Millionen Abgänge 1,7 Millionen Eintritte in Maßnahmen der Arbeitsförderung, darunter 600.000 Einmündungen in Arbeitsgelegenheiten 480.000 ungeförderte Integrationen 225.000 geförderte Integrationen Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 1 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 … aber arbeitsmarktferne Bezieher von Arbeitslosengeld II sind bisher kaum integrierbar Ca. 1,7 Mio. Menschen waren im April 2006 ein Jahr oder länger arbeitslos Bis zu 400.000 langzeitarbeitslose Bezieher von Arbeitslosengeld II ab 25 Jahren haben aufgrund multipler Problemlagen kaum Chancen auf Integration in den regulären Arbeitsmarkt Bei jedem zweiten der arbeitslosen Alg II- Bezieher liegt die letzte Beschäftigung drei Jahre und länger zurück Ein Drittel der arbeitslosen Alg II- Bezieher hatte in den letzten sechs Jahren keine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung Auch ein Konjunkturaufschwung kann strukturelle Arbeitslosigkeit dieser Größenordnung nur unzureichend beheben Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 2 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dieser Herausforderung zu begegnen ALTERNATIVEN Hoffen auf beschäftigungswirksame Wirtschaftsentwicklung Versuchen, diese strukturelle Arbeitslosigkeit mit den herkömmlichen Instrumenten zu bewältigen Verstärken der Sanktionsmechanismen Einführen verpflichtender gemeinnütziger Beschäftigung (workfare) Ausbau geschützter Beschäftigung Herstellen gesellschaftlicher Akzeptanz für eine dauerhaft öffentlich geförderte Beschäftigung in einem sozialpolitisch motivierten „dritten Arbeitsmarkt“ Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 3 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 Andere Staaten definieren Erwerbsunfähigkeit weniger eng 3000000 100% 90% 2398700 2500000 80% 70% 2000000 1694700 60% 50% 1500000 963400 1000000 40% 30% Bezieher von Erwerbsunfähigkeitsunterstützung Anteil an der erwerbsfähigen Bevölkerung 20% 500000 3,1% 0 Deutschland 1 8,8% 6,3% 10% 0% Großbritannien 2 Niederlande 3 Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II Erwerbsfähige Bevölkerung 2004 Deutschland: 54.450.000 Großbritannien: 38.364.000 Niederlande: 10.960.000 01.06.06 Seite 4 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 Die Instrumente des SGB II unterstützen erfolgreich bei der Beendigung von Hilfebedürftigkeit und Arbeitslosigkeit … Selbstsuche, Vermittlung, Jobbörse, Zeitarbeit… Eingliederungszuschuss, Trainingsmaßnahme, Fortbildung … Vorübergehend geförderte Beschäftigung im zweiten Arbeitsmarkt (ABM, Arbeitsgelegenheit) …aber sie wirken bei arbeitsmarktfernen Personen häufig nicht Erster Arbeitsmarkt (Vollzeit/Teilzeit, befristet/unbefristet, Mini-/Midi-Job, Zeitarbeit) Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 5 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 Die bisherigen Instrumente wirken in diesen Fällen häufig nicht … GRÜNDE … weil sie die fehlende Nachfrage nach Arbeitskräften nicht ausgleichen können … weil sie sich an den Defiziten und nicht an den Ressourcen der Zielgruppe orientieren … weil sie die sozialräumlichen Strukturen und Bedarfe nicht ausreichend berücksichtigt … weil sie Beschäftigung nur befristet auf dem zweiten Arbeitsmarkt fördern Ein ergänzender Lösungsansatz ist erforderlich Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 6 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 Unser Vorschlag: ein sozialpolitisch motivierter „dritter“ Arbeitsmarkt schafft dauerhafte Perspektive BESTEHENDE INSTRUMENTE Selbstsuche, Vermittlung, Jobbörse, Zeitarbeit… Eingliederungszuschuss, Trainingsmaßnahme, Fortbildung LÖSUNGSANSATZ Vorübergehend geförderte Beschäftigung im zweiten Arbeitsmarkt Dauerhaft geförderte Beschäftigung in „drittem“ Arbeitsmarkt (ABM, AGH) Arbeitsmarktnah Gemeinwohlorientierte Tätigkeiten, grundsätzlich erweiterbar in Richtung marktorientierter Nischen Arbeitsmarktfern Erster Arbeitsmarkt (Vollzeit/Teilzeit, befristet/unbefristet, Mini-/Midi-Job, Zeitarbeit) Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 7 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 Die Verwirklichung dieser Perspektive setzt eine umfassende Strategie voraus ALTERNATIVE BESCHÄFTIGUNGSFORMEN Identifizieren sinnstiftender und gemeinwohlorientierte Beschäftigung im Sozialraum Nutzen der Beschäftigungspotenziale (Ressourcen) der Zielgruppe Schaffen dauerhafter sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsmöglichkeiten (zum Beispiel in Integrationsbetrieben) Lokale Akteure übernehmen die Verantwortung im Sinne der lokalen Ökonomie Die BA kann diese Aufgabe nicht alleine lösen Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 8 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 …deshalb arbeiten die Akteure zusammen an einer lokalen Beschäftigungsstrategie ARGE/ zugelassene komm. Träger Beschäftigungsträger Industrie/ Handwerk Lokale Koordinierung Vertreter der Politik Stadt/ Gemeinde/ Kreis Medien Industrie/Handwerk, Beschäftigungsträger, Bürger identifizieren und organisieren Beschäftigungsmöglichkeiten ARGE wählt mit Beirat die erwerbsfähigen Hilfebedürftigen aus Stadt/Kreis/Gemeinde, ARGE, Bürger, Träger, Initiativen stellen gemeinsam die Finanzierung sicher Örtliche Medien informieren über die Aktivitäten des Netzwerkes Vertreter der Politik sorgen für Akzeptanz überörtlicher Gremien Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 9 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 Mehrere Finanzierungsquellen sind vorstellbar FINANZIERUNG Grundvoraussetzung ist Kostenneutralität Bündelung aktiver und passiver Leistungen Kommunen bringen die Kosten für Unterkunft ein Zusätzlich für Projektfinanzierung Mittel aus Sonderprogrammen (EU, Bund, Länder, Kommunen) Budget für Minderleistungsausgleich Nutzung privater Finanzmittel (z.B. Sponsoring) Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 10 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 I. Der Auftrag Alternative Beschäftigungsformen sind eine Chance … WIN-WINSITUATION für alle Beteiligten … für erwerbsfähige Hilfebedürftige: bezahlte Beschäftigung verringert Hilfebedürftigkeit und schafft soziale Teilhabe … für Bürgerinnen und Bürger: vorhandene Bedarfe an Produkten und Dienstleistungen werden gedeckt … für Unternehmen: Attraktivität des Standortes steigt … für Staat und Gesellschaft: positive Folgewirkungen sinkender Hilfebedürftigkeit und niedriger Arbeitslosigkeit in Bereichen wie Gesundheit, Bildung, Sicherheit … Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 11 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 I. Der Auftrag Alternativen Beschäftigungsformen sind Grenzen gesetzt RAHMENBEDINGUNGEN Alternative Beschäftigungsformen ergänzen die bisherigen Instrumente des SGB II, sie stehen nicht in Konkurrenz dazu. Sie dürfen nicht in den Wettbewerb eingreifen. Die Finanzierung muss mindestens kostenneutral sein. Jugendliche unter 25 gehören nicht zur Zielgruppe für die Beschäftigung auf einem „dritten Arbeitsmarkt“ – für sie steht die Eingliederung auf dem regulären Arbeitsmarkt immer im Vordergrund. Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 12 Fachtagung der ARGE Delmenhorst, 01.06.2006 I. Der Auftrag Was noch offen ist… OFFENE FRAGEN Die Bundesagentur für Arbeit kann das beschriebene Problem genauso wenig alleine lösen wie ARGEn oder Optionskommunen. Wir brauchen gesellschaftliche Akzeptanz für dauerhafte öffentlich geförderte Beschäftigung in einem „dritten Arbeitsmarkt“. Wie stehen die Chancen dafür? Der Ansatz setzt im Sinne des Subsidiaritätsprinzips auf die Kompetenzen der lokalen Strukturen. Sind sie belastbar genug für die Verwirklichung dauerhaft geförderter Beschäftigungsmöglichkeiten auf einem „dritten Arbeitsmarkt“? In welchem Umfang sind einheitliche Kriterien bzw. Regelungen für die Umsetzung erforderlich? Michael Pflügner, Integration schwer vermittelbarer Arbeitsloser nach dem SGB II 01.06.06 Seite 13