Das Trecker Treck Team Sonsbeck setzt für den außergewöhnlichen
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Das Trecker Treck Team Sonsbeck setzt für den außergewöhnlichen
txl_2015_01_70_75_TraktorXL 21/04/15 11:03 Pagina 70 TRAKTORAMA TRAKTOR-PULLING g n i l l Pu iere n o i P ck Sonsbe m a e T k Trec Trecker sbeck n o S m a eck Te hnlichen r T r e wö eck Das Tr den außerge uf Traktoren r ra setzt fü ort seit jehe für die e i rden – d , e p s n w r o t o s r t u Mo difizie ause y Ferg o e s m s t a h von M sse nur leic reise nach H P la Sportk e schon viele lt und ho SIEGESZUG Sonsbeck, 6. September 2014: Der Massey Ferguson 2775 von Josef Siebers setzt an zum „Full Pull“ – also zum Zug des Bremswagens über die gesamte Strecke 70 txl_2015_01_70_75_TraktorXL 22/04/15 10:05 Pagina 71 Fotos: Marion Schmitz, Johannes Meuleners (MrJo.de) V erchromte Auspuffendrohre, Flugzeugsternmotoren, winzige Vorderräder, RennwagenSpoiler und Sponsoren-Logos auf fast jedem freien Fleck – das ist nichts für Josef Siebers, dem amtierenden Deutschen Traktor-Pulling-Meister in der 6,5-Tonnen-Sportklasse. „Für mich müssen Traktoren auch beim Traktor-Pulling noch wie Traktoren aussehen“ sagt der 63-jährige Niederrheiner, dessen „Old Jim“ getaufter MF 2775 noch gut als solcher zu erkennen ist. Siebers gehörte nach seinem Bruder Alois und seinem Neffen Hubert zu den ersten Mitgliedern des 2004 aus einer Bierlaune herausgegründeten Trecker Treck Teams Sonsbeck. Seither dreht sich in der Freizeit der Niederrheiner fast alles um das Thema Traktor Pulling – zwar immer noch mit großer Begeisterung, aber auch mit viel nüchternem Sachverstand. 500 PFERDCHEN AUF ZWEI RÄDERN Direkt vom Acker auf die Piste Für das Debüt in der Pulling-Welt wurden in nur drei Wochen Vorbereitungszeit die beiden besten Schlepper von Landwirt Alois, ein MB-trac 1000 (95 PS) TRAKTORXL 01/2015 Mit Gefühl und Kraft bezwingen Josef Siebers und sein „Old Jim“ den Bremswagen 71 txl_2015_01_70_75_TraktorXL 21/04/15 11:04 Pagina 72 TRAKTORAMA TRAKTOR-PULLING HÖLLENRITT AUF ACHT FEUERTÖPFEN 72 txl_2015_01_70_75_TraktorXL 21/04/15 11:04 Pagina 73 und ein Massey Ferguson 3080 E (100 PS) quasi direkt vom Acker auf die Pulling-Piste des Anholter Trecker Trecks gefahren. Mit Erfolg: Zwei Platzierungen unter den Top 3 brachten die Sonsbecker in der „Bauernklasse“ mit ihrem MF mit nach Hause. „Das machte Appetit auf mehr. Und Massey Ferguson wurde seitdem unsere Hausmarke“, erinnert sich Josef Siebers. Ein Hauch von Tuning Für die nächste Saison kauften die Sonsbecker daher einen älteren Massey Ferguson 178 und rüsteten ihn im Laufe des Winters für die Standardklasse um. In dieser Kategorie sind wie auch in der „Bauernklasse“ nur Serientraktoren zugelassen. In der Standardklasse werden die Traktoren aber durch geringfügige Modifikationen speziell für den Pulling-Sport ausgerüstet. Dazu gehören die so genannten „Steigbegrenzer“. Das sind zumeist an den arretierten Unterlenkern des Heckhubwerks angebrachte Metallplatten, die verhindern, das sich der Traktor beim Pulling überschlägt. In Richtung „Tuning“ darf in dieser Klasse lediglich die originale Einspritzpumpe auf maximale Fördermenge eingestellt und der Luftfilter entfernt werden. Jetzt auch zu Haus Auch mit einem (ab Werk) rund 220 PS starken MF 2805 ging es in dem allmählich über die Familie Siebers hinaus wachsenden Team zunächst in der Standardklasse weiter – inzwischen auch AUF KRAWALL GEBÜRSTET Auch der MF 1155 „Mister Fergie“ macht aus Diesel viel Krach und Rauch – und natürlich jede Menge Zugkraft Ein Name in der Pulling-Szene TEAM SONSBECK Mehr Infos: Nicht nur die Traktoren und ihre Fahrer, sondern auch rund 30 weitere Mitglieder, ihre Familien, ehrenamtliche Helfer und der Fan-Club machen den Erfolg des niederrheinischen Pulling-Teams aus. Weitere Informationen über das Trecker Treck Team Sonsbeck gibt es unter www.trecker-treck-team-sonsbeck.de. TRAKTORXL 01/2015 73 txl_2015_01_70_75_TraktorXL 21/04/15 11:04 Pagina 74 TRAKTORAMA PULLING mit einer zunehmend beliebten PullingVeranstaltung auf eigenem Boden. Dabei half der Umstand, dass die Sonsbecker inzwischen an Veranstaltungen in ganz Deutschland sowie in den Niederlanden und in der Schweiz teilnahmen und somit über mehr und mehr Kontakte zu anderen Teams und Veranstaltern verfügten. „Inzwischen ist bei uns die deutsche Pulling-Elite am Start – von Bayern im Süden bis Holstein im Norden“, freut sich Josef Siebers. Dreierpack aus den USA Als besonderer Glücksgriff für das Trecker Treck Team Sonsbeck erwies sich dann ein Dreierpack von MF-Traktoren, die Josef und sein Sohn Michael Siebers 2007 in den USA kauften. Dabei handelte sich um Exemplare aus den Baureihen 2775, 1150 und 1155, die alle über V-8-Motoren von Perkins mit 8,3 bis 10,5 Liter Hubraum verfügen. Mit diesen Traktoren wollten die Sonsbecker erstmals auch in der „Sportklasse“ fahren. Dadurch ging es auch ernsthaft an das Thema Tuning, das in dieser Klasse erlaubt ist, aber durch einen vom Motorsport bekannten Luftmengenbegrenzer und Maximaldrehzahl von 2.700 Umdrehungen eingeschränkt ist. Bei den nötigen Umbauten FÜNF RAUCHENDE COLTS Die bis auf die zu diesem Zeitpunkt noch fehlende „Miss Fergie“ vollständige MF-Flotte des Trecker Treck Teams Sonsbeck 74 Michael Siebers’ „Miss Fergie“, ein Massey Ferguson 7495 mit 600 PS. 2012 unter anderem deutscher Meister in der 5,5-Tonnen-Sportklasse Seit Michael auf „Miss Fergie“ umgestiegen ist, wird ihr älterer Bruder „Mister Fergie“ meist vom Team-Kollegen Sascha Niewerth gelenkt txl_2015_01_70_75_TraktorXL 21/04/15 11:04 Pagina 75 WILDER STIER Josef Siebers und sein „Old Jim“ in niederrheinischer Feldlandschaft Oft habe ich Pulls mit nur wenigen Zenti metern Vorsprung gewonnen – das macht diesen Sport besonders spannend !“ Josef Siebers, Pulling-Pionier aus Sonsbeck erwies es sich wie schon in der Anfangsphase als besonders günstig, dass Josef Siebers und zwei weitere Teammitglieder viel Know-how als Mitarbeiter im technischen Bereich der Firma Lemken einbringen konnten. Nicht zuletzt dadurch wurde Michael Siebers 2009 und 2010 auf seinem MF 1155 namens „Mister Fergie“ Deutscher Meister in der 4,5- bzw. 5,5-Tonnen-Sportklasse. Und mit seinem 2775 „Old Jim“ erreichte auch Josef Siebers mehrere Meisterund Vizemeister-Titel, zuletzt 2014 in der 6,5-Tonnen-Sportklasse. Ziel: Full Pull Die Gewichtsklassen beziehen sich auf das Maximalgewicht des Traktors inklusive Fahrer und voller Betankung. Um den stärksten Traktor beziehungsweise den geschicktesten Fahrer zu ermitteln, muss jeder teilnehmende Schlepper auf einer 100 Meter langen und rund 10 Meter breiTRAKTORXL 01/2015 ten Piste (in der Regel eingeebneter Ackerboden) einen so genannten Bremswagen möglichst weit ziehen. Dieser Bremswagen hat nur hinten Räder, während vorne Kufen in den Boden drücken. Ein bewegliches Gewicht, das sich auf dem Bremswagen während des „Pulls“ immer weiter nach vorne verlagert, sorgt dafür, dass es für den Traktor im Laufe der 100 Meter immer schwieriger wird und so manches Gefährt schon vor der Ziellinie, die den „Full Pull“ markiert, stecken bleibt. Schaffen mehrere Fahrer einen Full Pull, wird der Bremswagen durch weitere Gewichtsverlagerung „schwerer“ gemacht und ein Stechen ausgefahren, bis schließlich ein Sieger feststeht. Aber bitte mit Gefühl ... Doch selbst wenn die getunten Traktoren in der Sportklasse 500 Pferdestärken und mehr unter ihrer Original-Motorhaube haben, spielt das Feingefühl der Fahrer eine große Rolle: „Auf der Achse muss immer genug Zug sein, sonst kommst man nicht vorwärts. Gleichzeitig darf man auch nicht zu viel Zug auf die Achse geben, die Vorderräder sollten nur leicht hochgehen. Wenn die Räder zu hoch steigen, berühren die Steigbegrenzer den Boden und ver- hindern ein Weiterkommen“, berichtet Josef Siebers aus seinem Erfahrungsschatz als Meister-Fahrer. „Oft habe ich Pulls mit nur wenigen Zentimetern Vorsprung gewonnen – das macht diesen Sport besonders spannend.“ Fast genauso spannend wie das Fahren ist für die Sonsbecker das Tuning der Maschinen, das ebenso ins Geld geht wie die Anschaffung der Schlepper und zudem jede Menge Zeit frisst. Es gibt immer etwas zu tun Gerade in den Monaten zwischen jeder Meisterschaftssaison arbeiten die TeamMitglieder von 17 Uhr bis spät am Abend gemeinsam in der Werkhalle auf dem Hof von Alois Siebers. Denn zu tun gibt es fast immer etwas an den inzwischen acht Traktoren des Teams, zu denen sich auch zwei Fendt-Schlepper gesellt haben: „Man kann nicht alles auf einmal tunen – das ist einfach zu teuer und zeitaufwendig. Man fängt beim Motor an. Bald erweist sich dann die Kupplung als zu schwach oder das Getriebe als zu klein bzw. zu langsam. Das verändert man nach und nach. Und dann fängt man wieder von vorne an“, sagt Josef Siebers. Und gibt wieder Gas. Sascha Jussen 75