Was Top-Kräfte nach FRM zieht
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Was Top-Kräfte nach FRM zieht
Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain EXZELLENZ EXKURSIONEN Ganz oben im Hochtaunuskreis Das Pharma-Cluster FRM NETZWERKE Das Zentrum der Berater ENTDECKUNGEN Kultkinos FRM-GESPRÄCH Automobildesigner Peter Schreyer EVENTS Schwarze Romantik Nachwuchsjournalisten entdecken FrankfurtRheinMain www.frankfurt-rhein-main.net MENSCHEN Xplore – PLUS FRM-POCKET-GUIDE 6,50 Euro | 2 / 2012 Unternehmensberater Was Top-Kräfte nach FRM zieht 1 1 FRM 01 I 09 consell.de Entdecken Sie, wie unsere kurzen Wege Träume wahr werden lassen. // Editorial Liebe Leserinnen und Leser > Die herausragende Infrastruktur von FrankfurtRheinMain ist beim Werben um Investoren ein Pluspunkt, doch für sich genommen noch kein schlagendes Argument. Rund wird die Sache, wenn andere Komponenten hinzukommen. Eine dieser Zutaten kann „Tradition“ heißen. Tradition und Fort schritt, Vergangenheit und Zukunft. Wo diese Linien sich kreuzen, kann Neues entstehen, können Potenziale wachsen. Wie zum Beispiel in der Pharmabranche. Seit Ende des 19. Jahrhunderts die Pharmazie in Riesenschritten zur Industrie erwuchs, gilt die Region als „Apotheke der Welt“. So lautete der Beiname der ehe maligen Hoechst AG. Und Beständigkeit zahlt sich aus. Mit Sanofi, Merck und Fresenius sind gleich drei Global Player der Branche in FrankfurtR heinMain zu Hause. Flankiert von zahlreichen kleineren, aber ebenso innovativen Arznei mittelunternehmen sowie den Niederlassungen internationaler Pharma- und Life-Science-Konzerne, bilden sie ein Pharma-Cluster der besonderen Art. Das „House of Pharma“ soll in Zukunft einen Beitrag leisten, dieses Pharmacluster FRM im internationalen Wettbewerb weiter zu stärken. Wie das geht? Das „House of Finance“, oder auch das im Aufbau befindliche „House auf Logistics and Mobility“ (HOLM), weisen die Richtung, machen es vor. Gute Infrastruktur, gepaart mit Marktnähe und hoher Lebensqualität für die Mit arbeiter – das macht FRM interessant und stark für die großen Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsunternehmen. Nicht nur die Big Four des internationalen Prüfungsmarktes, PriceWaterhouseCoopers, KPMG, Ernst&Young und Deloitte, sind in FRM präsent, sondern alle, die in diesem Business Rang und Namen haben, einschließlich Dutzender Spezialgesellschaften. Was die Beraterbranche bewegt, was Sie am Standort FRM schätzt, lesen Sie auf Seite 28. Wo in Deutschland wird augenfälliger, was Lebensqualität heißt, als im Hoch taunuskreis? Was immer man bemüht an Zahlen und Rankings, Statistiken und Studien, der Hochtaunuskreis liegt immer ganz vorn. Der Spitzenlandkreis. Ist ja auch kein Wunder. Wer hier lebt, ist am Puls der Zeit. Nur einen Steinwurf entfernt von der Frankurter City und dennoch in landschaftlich reizvoller, ländlich geprägter Umgebung. Wer dies zu schätzen weiß, findet im Hoch taunuskreis alles, was er braucht. Plus Kultur pur, plus Geschichte, plus perfekte Work-Life-Balance… Ich freue mich mit Ihnen auf die Lektüre der neuesten Ausgabe von „FRM – Das FrankfurtRheinMain GmbH I International Marketing of the Region Träume, Ideen und Visionen gibt es in den unterschiedlichsten Größen, aber sie in die Tat umzusetzen ist in jedem Fall großartig. Um Investoren in FrankfurtRheinMain hierbei zu helfen, bietet die Region eine erstklassige Infrastruktur mitten im Herzen Europas. Ob zu Lande, zu Wasser, in der Luft oder auf dem Daten-Highway – unsere Transportmittel sind so vielfältig wie die Pläne unserer Investoren und haben dennoch ein gemeinsames Ziel: den Erfolg. Wie wir Ihre Ziele verwirklichen? Sehen Sie selbst: www.frm-united.de | www.frankfurt-rhein-main.net Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain“. Dr. Hartmut Schwesinger Geschäftsführer der FrankfurtRheinMain International Marketing of the Region GmbH // Inhalt 12 20 Exzellenz > Das Pharma-CLuster Exkursionen > ganz oben in FRM Was aus der „Apotheke der Welt“ geworden ist Warum der Hochtaunuskreis Spitze ist picture alliance / dpa // Neu in FRM Christine Claire Graeff Kommunikationschefin Christine Claire Graeff wird am 1. Januar 2013 Kommunikationschefin der Europäischen Zentralbank (EZB). Die 39-jährige Deutsch-Französin war Partnerin bei der Kommunikationsagentur Brunswick und soll der EZB zu einem besseren Image verhelfen und die Krisenpolitik der Notenbank erklären. 28 36 Netzwerke > Die Berater Entdeckungen > Kultkinos Warum FrankfurtRheinMain die Zentrale ist Wo schon der Besuch eines Kinos ein Erlebnis ist F.A.Z.-Foto / Kiên Hoàng Lê Sporthallen Kevin Milas Generalkonsul Kevin Milas leitet seit dem 9. Juli 2012 das amerikanische Generalkonsulat in Frankfurt, mit rund 1000 Mitarbeitern eine der größten amerikanischen Vertretungen im Ausland. Die letzte Station des 60 Jahre alten Amerikaners war Kabul. Ein bisschen Sportförderung weniger Aufregung könne nicht schaden, sagt der Amerikaner. > Clémentine Deliss > Frank Junker > Takashi Inui 12 Exzellenz > Das Pharma-Cluster FRM 20 Exkursionen > FRM-Serie: Hochtaunuskreis Kronberg > Kultkinos 48Events > Schwarze Romantik BAD HOMBURG BAD Vilbel EschBorn tet. Das Deutsche Aktieninstitut ist eine Organisation börsenMaintal FRANKFURT Wiesbaden MAINZ notierter Gesellschaften und fördert die Akzeptanz der Aktie. Hanau OFFENBACH Sportevents Gravenbruch ASCHAFFENBURG DARMSTADT Puneet Chatwal Vorstandssprecher Puneet Chatwal wird am 1. Januar 2013 Vorstandssprecher der Steigenberger Hotels AG. Der 48-jährige Hotelmanager aus In- 58 Vorschau dien kommt von der Rezidor-Gruppe (u. a. Regent), die in seiner Zeit von 150 auf 435 Hotels wuchs. In seiner neuen Funktion soll Impressum er das Frankfurter Unternehmen auf Wachstumskurs bringen. 4 5 FRM 02 I 12 © Torsten Hemke Dreieich 52Menschen > XPlore Sportanlagen Zwölf Jahre lang hatte die 45-Jährige die Münchner Börse gelei- Friedrichsdorf > Mit Automobildesigner Peter Schreyer 40 Entdeckungen Königstein > Das Zentrum der Berater 34 FRM-News 35 FRM-Pocket-Guide 36 FRM-Gespräch Institutsleiterin Deutschen Aktieninstituts (DAI) in Frankfurt übernommen. Friedberg 28 Netzwerke Christine Bortenlänger Christine Bortenlänger hat am 1. September 2012 die Leitung des LIMBURG Steigenberger Hotels AG picture alliance / dpa 03 Editorial 05 Neu in FRM 06 Menschen in FRM sportamt.frankfurt.de Sportamt Frankfurt am Main Hanauer Landstr. 54 60314 Frankfurt am Main, Tel.: 069/212-33565 // Menschen in FRM Ich will Aus Objekten eine Energiequelle machen Museum als Werkstatt: Die Sammlungsobjekte werden von Künstlern neu interpretiert Clémentine Deliss Zeigen und anregen: Die Direktorin des Frankfurter Weltkulturen Museums hat ein neues Konzept zur Präsentation der Objekte entwickelt „Was bedeutet eigentlich Weltkulturen Museum im 21. Jahrhundert?“ fragt Clémentine Deliss. Die Museumsdirektorin mit dem markanten Kurzhaarschnitt gibt die Antwort kurzerhand selbst. „Wir 1 5 0 ° 6 ' 2 0 . 74 " N 8 °4 0 '4 5 . 7 0 " E müssen die Wissensproduktion anstoßen.“ Statt einen Völkerkunde-Zoo mit Dioramen zu konservieren, stellt die gebürtige Engländerin lieber Fragen, die in die Zukunft reichen. Die Sozialanthropologin und promovierte Philosophin sieht sich nicht nur als Wissenschaftlerin mit Forschungsauftrag oder als Museumsleiterin, die Ausstellungen kuratiert. Sie möchte Brücken schlagen zwischen F1 der Sammlung, die seit der Gründung des Museums im Jahr 1904 von 4000 auf heute rund 67.000 Objekte angewachsen ist, und der Gegenwart einer globalisierten Gesellschaft. Um aus der Sammlung eine „Energiequelle“ für neue Entwicklungen zu machen, arbeitet Deliss bevorzugt mit Künstlern zusammen. Die weitgereiste Tochter französisch-österreichischer Eltern, hat unter anderem Gegenwartskunst in Wien studiert. Da ist es naheliegend, ein für den deutschsprachigen Raum einMalern, Fotografen oder Designern neu interpretiert und für Ausstellungen vorbereitet. Ein Ergebnis dieser Museumswerkstatt ist bis Sommer 2013 in der Villa am Main zu sehen: „Trading Style – Weltmode im Dialog“. Mehr als 500 Objekte aus Afrika, Amerika, Ozeanien und Südostasien stehen im kreativen Austausch mit vier zeitgenössischen Modelabels. 6 7 FRM 02 I 12 www.weltkulturenmuseum.de Jonas Ratermann (3) zigartiges Projekt zu starten: Im Weltkulturen Labor werden Sammlungsobjekte von Schriftstellern, // Menschen in FRM Frank Junker Wohnen und leben: Der Chef der Frankfurter Wohnungs baugesellschaft ABG setzt sich für bezahlbaren und nach haltigen Wohnraum ein Auf die Architekturmodelle im Hausflur schaut Frank Junker wie ein Vater auf seine Kinder. Und Junker hat viele „Kinder“. 50.000 Wohnungen verwaltet der Chef der ABG Frankfurt Holding, 1 50°6'35.22"N 8 °4 0 ' 0 . 1 7 " E der städtischen Wohnungs- und Immobiliengesellschaft, mit seinen knapp 900 Mitarbeitern. Hinzu kommen Bürgerhäuser, fast alle Innenstadtparkhäuser, viele Kindertagesstätten und Polizeirevier sowie einige Büroimmobilien. Mit insgesamt 80.000 Mieteinheiten ist die ABG eine der größten Wohnungsbaugesellschaften in Deutschland. Aber schiere Größe ist für Junker, der F1 den Konzern Anfang der 90er Jahre aus fünf städtischen Immobilienunternehmen geformt hat, zweitrangig. „Wir haben auch einen sozialen Auftrag“, sagt er, „Wohnen muss bezahlbar bleiben.“ Ein Viertel der Frankfurter Bevölkerung wohnt schon in ABG-Wohnungen. Aber weil der Preisdruck vor allem durch den Wohnungsmangel entsteht, investiert die ABG noch mal massiv. Bis 2017 sollen für 1,4 Milliarden Euro 4000 neue Wohnungen gebaut werden. Für ein Unter nehmen mit 400 Millionen Euro Umsatz eine Herausforderung. Schon heute ist die ABG an den bekannten Neubauprojekten am Riedberg, im Europaviertel, im Hafen Offenbach und am Kulturcampus Frankfurt beteiligt. Und da Wohnen an der Stadtgrenze nicht aufhört, betreibt die ABG auch Immobilien im Umland, in Eschborn, Mörfelden oder Offenbach. Großen Wert legt Junker auch auf Nachhaltigkeit. „Wir waren in dieser Hinsicht Pioniere. Die Bestände sind fast alle modernisiert. Mit 1600 Passivhauswohnungen sind wir der weltweit größte Anbieter.“ Sein jüngstes „Kind“ ist ein Aktivstadthaus, also ein Haus, das Energie liefert, mit 78 Wohnungen im Gutleutviertel. „In Berlin wird noch an einem Einfamilien-Aktivhaus geforscht. Wir realisieren jetzt das größte Projekt dieser Art weltweit.“ www.abg-fh.com Wir bauen das gröSSte Aktivstadthaus 8 9 FRM 02 I 12 Abg Frankfurt Holding (2) Jonas Ratermann Immobilien im Wandel: Der Bestand ist fast komplett modernisiert, neue Viertel sind in Planung // Menschen in FRM Eintracht im Glück: Der japanische Nationalspieler hat sich als Volltreffer herausgestellt Er stürmt in die Herzen der Fans Takashi Inui Treffen und lächeln: Der japanische Nationalspieler und die neuformierte Eintracht sind die Überraschung der Bundesliga-Hinrunde Als Neuzugang Takashi Inui am vierten Spieltag die Eintracht in Nürnberg zum Sieg schoss, war der Aufsteiger aus Frankfurt vorübergehend Tabellenführer der Fußball-Bundesliga – und der kleine 1 50°3'52.24"N 8°39'6.77"E Japaner der „Größte“. Eine lokale Tageszeitung fühlte sich gar bemüßigt, nachzumessen: „169 Zentimeter Japan-Zauber“ lautete die Schlagzeile. Mit schnellen Dribblings und schönen Toren hatte sich der japanische Sonnyboy in die Herzen der Fans gespielt. Wie sein Vorbild Shinji Kagawa. Der war 2010 für eine Ausbildungsentschädigung von 350.000 Euro von einem japanischen Zweit- F1 ligisten zur Borussia Dortmund gewechselt, feierte zwei Meisterschaften und den Gewinn des DFBPokals und ging in diesem Jahr für 15 Millionen Euro zum englischen Top-Club Manchester United. Seitdem hat sich die Bundesliga verändert. Es ist ein regelrechter Japan-Trend zu verzeichnen - und alle eifern Kagawa nach. Es mag aber auch noch andere Gründe für den Wechsel von Bochum, Inuis erster Station in Deutschland, zur Eintracht gegeben zu haben. In FrankfurtRheinMain lebt mit über 4000 Japanerinnen und Japanern eine große japanische Community. Japanische Restaurants am Taunustor sowie 20 Flugverbindungen pro Woche nach Japan machen FrankfurtRheinMain zu einem Japan-Hub. Außerdem haben Japaner in Frankfurt fast schon Tradition. Naohiro Takahara avancierte in der Saison 2006/07 zum Publikumsliebling. 10 11 FRM 02 I 12 www.eintracht.de Heiko Rhode (2), picture alliance/dpa und Läden, 200 Firmen wie Honda oder Panasonic, das Generalkonsulat und das Japan-Center // Exzellenz Sanofi Der französische Konzern, der durch die Fusion mit Aventis die Arzneimittelsparte der ehemaligen Hoechst AG übernommen hat, stellt in Höchst das weltweit füh rende Diabetes-Mittel her. Hier: die milliardste Ampulle im Jahr 2011 Das PharmaCluster FRM Merck Stephan Elleringmann/laif, dpa Das Darmstädter Unternehmen ist führend bei Arzneimitteln gegen verschiedene Krebsarten, multiple Sklerose, Unfrucht barkeit sowie Stoffwechsel erkrankungen. Hier: ein Foto aus der Brustkrebsforschung 12 13 FRM 02 I 12 Von der „Apotheke der Welt“ zu einem global führenden Pharma-Netzwerk: In FrankfurtRheinMain erforschen, entwickeln und produzieren international bedeutende Pharmaunternehmen wirksame Medikamente gegen schwere Krankheiten. Ein „House of Pharma“ ist in Planung. von Thorsten Winter und Martin orth // Exzellenz 3 F4 1 2 Forschung Die Pharmaunternehmen in FrankfurtRheinMain wenden Millionen für die aufwendige Entwick lung neuer Medikamente auf. Dafür nutzen sie auch die hohe Dichte von Contract Research Organisations, also Auftragsforschungsinstituten zur Planung und Durchführung klinischer Studien. Hier: ein Forschungsmitarbeiter an einem sterilen Arbeitstisch bei Merck. Unten: Proben zur Vorbereitung von molekularbiolo gischen Analysen bei Fresenius 1 S a n o fi 50°5‘1 .91“N 8°32‘53.10“E 2 Merck 4 9 ° 5 3 ‘4 8 . 8 9 “ N 8°39‘21.30“E 3 Fresenius 50°12‘53.72“N 8°37 ‘23.6 6“E 4 Merz 5 0 °4 ‘ 5 5 . 7 1 “ N 8 ° 1 4 ‘ 3 7. 2 5 “ E Fresenius Das Bad Homburger Unternehmen ist einer der führenden Anbieter von Ernährungs- und Infu sionstherapien. Hier: die industrielle Fertigung von Infusionslösungen > Vergangenheit: Frankfurt, ausgehendes 19. Jahrhundert, Aufbruch- stimmung, Gründerzeitfieber. Das Telefonnetz entsteht. Zwischen Offenbach und Frankfurt holpern die ersten elektrischen Straßenbahnen über die frisch verlegten Gleise. Im vornehmen Westend planen und beratschlagen Bürger den Bau eines neuen Opernhauses. Sprichwörtlich vor den Toren der Stadt, in Höchst am Main, hatte sich bereits 1863 die Firma Theerfarbenfabrik Meister, Lucius & Co. gegründet. 6000 Menschen leben in der Kleinstadt im Schatten des Schlossturms. 1883 wird in der Hospitalstraße ein Krankenhaus eingeweiht. Nicht weit entfernt tüftelt Ludwig Knorr in einem Labor. Er synthetisiert erstmals Phenazon. Die Farbwerke vermarkten das fiebersenkende und schmerzstillende Präparat als Antipyrin. Eine Sternstunde. Das Mittel markiert die Geburtsstunde der Arzneimittelproduktion in Frankfurt. Zeitsprung: Im Jahr 2012 gehört die Pharmabranche zu den führenden Industrien in Deutschland. Die 43 im Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) organisierten Unternehmen beschäftigen rund 85.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und vermelden einen Umsatz von 38 Milliarden Euro, wovon allein in Hessen ansässige Unternehmen beachtliche 26 Prozent beisteuern. Bei wichtigen Kennzahlen der Pharma-Branche wie Forschungsleistung oder der Produktion ist Hessen deutscher Meister. Das Pharmacluster FrankfurtRheinMain, als eine der Kernregionen der Branche, beheimatet ebenso viele wie bedeutende Unternehmen. In Darmstadt etwa produziert Merck, das älteste pharmazeutisch-chemische Un- dpa, © Fresenius SE & Co. KGaA (2) ternehmen, Arzneimittel für den Weltmarkt. Merck ist führend bei Arzneimitteln 14 15 FRM 02 I 12 gegen verschiedene Krebsarten, multiple Sklerose, Unfruchtbarkeit sowie Stoffwechselerkrankungen. Weltweit bekannt ist das nichtverschreibungspflichtige Schnupfenmittel Nasivin. Insgesamt stellt Merck in Darmstadt rund 100 Präparate in Tablettenform her. In Bad Homburg ist mit Fresenius ein weiterer wachstumsstarker und global aufgestellter Gesundheitskonzern zu Hause. Mittelständisch geprägte Unternehmen wie Mundipharma (Limburg), Biotest (Dreieich) und Exzellenz picture-alliance/ dpa, Ulrich Baatz/laif // Merz (Frankfurt) runden das dynamische Wachstumsgeschehen im Pharma cluster FRM ab. Stada in Bad Vilbel und Axicorp in Friedrichsdorf wiederum sind als Hersteller von Generika bekannt. Als führende Nischenanbieter gelten Familien unternehmen wie Kreussler in Wiesbaden oder Hennig in Flörsheim. Hinzu kommen internationale Branchenriesen wie die amerikanische Eli Lilly, die dänische Novo Nordisk oder die japanische Eisai, die es wegen der Infrastruktur und des starken Clusters in die Region gezogen hat. Und schließlich Sanofi. Der französische Konzern, der 2004 durch die Fusion mit Aventis die Arzneimittelsparte der ehemaligen Hoechst AG übernommen hat, gilt als das Aushängeschild des Pharmaclusters FRM. Sanofi selbst bezeichnet sich als den größten Gewerbesteuerzahler in Frankfurt am Main und überweist jährlich nach eigenen Angaben so viel Geld wie alle Banken zusammen. Diese Beträge gehen auch und gerade auf den Verkaufserfolg einer einzigen Arznei für Diabetiker Merz Das Frankfurter Unternehmen beschäftigt sich intensiv mit der Erforschung und Vermark tung von Arzneimitteln zur Be handlung von neurologischen und psychiatrischen Erkran kungen und ist überaus erfolg reich mit einem AlzheimerMedikament Von Hoechst zu Infraserv Die Hoechst AG, ehemals Farb werke Hoechst AG, vorm. Meister Lucius & Brüning, war Anfang der 1980er Jahre das nach Umsatz größte Chemie- und Pharmaunter nehmen der Welt. Mit der Neuaus richtung und Umstrukturierung in den 1990er Jahren schloss sich Hoechst mit dem französischen Unternehmen Rhône-Poulenc zu Aventis zusammen und spaltete die Chemieaktivitäten in der Celanese ab. 2004 fusionierte Aventis mit dem französischen Pharmakon zern Sanofi-Synthélabo. Seitdem heißt der neue Konzern Sanofi mit Sitz in Paris. Am Stammsitz der ehemaligen Hoechst AG, einem etwa vier Quadratkilometer großen Werksgelände im Frankfurter Wes ten, entstand ein Industriepark. Er ist heute einer der größten Che mie- und Pharmastandorte Euro pas – mit Anlagen von Celanese und Sanofi. Betreiber ist Infraserv, ein Industriedienstleister und Nachfolgeunternehmen der Hoechst AG. Produktion Die Pharmaunternehmen in FrankfurtRheinMain pro duzieren für den Weltmarkt. Allein den Sanofi-Standort im Industriepark Höchst verlassen jährlich über 2500 Tonnen Medikamente Auch wenn die „Apotheke der Welt“, wie Hoechst früher genannt wurde, mit den Branchenriesen Pfizer, der amerikanischen Merck oder Amgen längst in den USA steht, ist FrankfurtRheinMain nach wie vor ein Pharmastandort von Weltrang. Allerdings hat die Branche auch mit Herausforderungen zu kämpfen. Während die Forschungskosten steigen, sinkt die Zahl der von den Arzneimittelbehörden in Amerika oder Europa neu zugelassenen Medikamente. Galt vor zehn Jahren noch die Faustregel, dass ein Hersteller bis zur Marktreife einer Arznei etwa 500 Millio nen Dollar aufwenden muss, so werden mittlerweile Summen im Bereich von 800 Millionen Dollar genannt. Dabei ist eingerechnet, dass zahlreiche Wirkstoffkandidaten in einer der drei Forschungsphasen scheitern. Hinzu kommt: Der Bund macht den forschenden Arzneimittelherstellern Druck, um die Kosten zu Lasten der gesetzlichen Krankenkassen zu begrenzen. Zu diesem Zweck wurde zum Sommer 2010 der Zwangsrabatt, den die Firmen den Kassen auf den Listenpreis eines Medikaments geben müssen, von sechs auf 16 Prozent erhöht. zurück. Das in Höchst hergestellte Langzeitinsulin „Lantus“ spülte allein im Jahr 2011 fast vier Milliarden Euro in die Kasse des Unternehmens. Diese Marke dürfte Zukunft: Welchen Stellenwert wird das Pharmacluster FRM in Zukunft haben? Hier 2012 noch einmal deutlich übertroffen werden. setzt eine von der Goethe-Universität Frankfurt ausgehende Initiative an, die in einem „House of Pharma“ münden soll. Väter dieser Initiative sind Manfred Schu- Das Langzeitinsulin wird nicht nur in Höchst hergestellt – es ist hier auch ent bert-Zsilavecz, Vizepräsident der Universität Frankfurt, und der ebenfalls am wickelt worden. Rund 3000 Arbeitsplätze im Industriepark Höchst werden dem Main tätige klinische Pharmakologe Gerd Geißlinger. Vor gut zwei Jahren haben Diabetesportfolie des Unternehmens zugerechnet. Dazu gehören auch das schnell beide ihre Idee eines „House of Pharma“ erstmals formuliert. Dieses Haus soll wirkende Insulin Apidra sowie die sogenannten „Pens“, mit denen das Insulin einmal als Schnittstelle von universitärer Forschung und kleinen wie großen verabreicht wird. Insgesamt verlassen jährlich über 2500 Tonnen Medikamente Arzneimittel-Unternehmen einen Beitrag leisten, den Pharmastandort Frankfurt den Sanofi-Standort, an dem von Forschung und Entwicklung über Produktion, RheinMain im internationalen Wettbewerb zu stärken. Immerhin stehen schon Verpackung und Versand ein einmaliger Verbund entstanden ist. Erst kürzlich die Pfeiler. Im Frühjahr 2012 hat eine mit Mitteln der Landes-Exzellenzinitiative vermeldete Sanofi, in den USA die Zulassung für einen in Höchst entdeckten „Loewe“ geförderte Projektgruppe, die an ein Aachener Fraunhofer-Institut an- Wirkstoff gegen multiple Sklerose erhalten zu haben. geschlossen ist, ihre Arbeit aufgenommen. Sie gesellt sich zur Goethe-Universität und dem Zentrum für Arzneimittelforschung, die das „House of Pharma“ mit Merz Pharma, die sich intensiv mit der Erforschung und Vermarktung von Arznei- tragen. 15 Forscher befassen sich in Frankfurt mit Schmerztherapie und Ent mitteln zur Behandlung von neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen zündungen, Autoimmunkrankheiten und multipler Sklerose. „Wir sind keine beschäftigen, wiederum ist überaus erfolgreich mit dem Alzheimer-Medikament Ankündigungsrhetoriker“, sagt Geißlinger. Sogar Forschungsgelder aus der In- „Memantine“. Das Unternehmen mit Sitz in der Eckenheimer Landstraße, wächst dustrie hat die Gruppe schon eingeworben. zweistellig. Ein Großteil des Umsatzes wird im Ausland, vor allem den USA erzielt. Ebenfalls hoch sind die Investitionen in Forschung und Entwicklung: Sie machen Ein Vorbild für das Pharmahaus ist das „House of Finance“ an der Universität 17 Prozent des Umsatzes aus. Derzeit arbeitet das Unternehmen an einem Wirk- Frankfurt, an dem Finanzwissenschaftler schon forschen und lehren. Eine eigene stoff zur Behandlung von Parkinson. Immobilie, wenn auch eine gemietete, wird auch das „House of Logistics and 16 17 FRM 02 I 12 // Exzellenz Entwicklung Die Entwicklung einer marktreifen Arznei kostet heute etwa 800 Millio nen Dollar. Zur Erforschung unter halten Pharmaunternehmen Substanzbibliotheken. Hier: die Sub stanzbibliothek von Merck, in der Hunderttausende Substanzen in Mikrotiterplatten gelagert werden Das „House of Pharma“ soll ein Leuchtturm der Branche in FRM werden // Mobility“ bald erhalten. Das Gebäude wird gerade in Gateway Gardens am Frankfurter Flughafen hochgezogen und soll einmal bis zu 300 Forscher beherbergen. Ihre Aufgabe wird es sein, Antworten auf die Frage zu finden, wie sich Mobilität angesichts steigender Treibstoffkosten und einem zunehmenden Welthandel künftig möglichst kostengünstig verwirklichen lässt. Und dann gibt es in Darmstadt noch das von der Software AG gemeinsam mit Mitstreitern aus Wirtschaft und Wissenschaft auf den Weg gebrachte „House of IT“. An Interesse mangelt es dem „House of Pharma“ nicht. Zur ersten Jahrestagung kamen Mitte September 2012 mehr als 250 hochrangige Gäste aus dem deutschsprachigen Raum und aus Amerika nach Frankfurt auf den Campus Westend. Sie diskutierten über drei für die Branche grundlegende Fragen: Können wir uns Gesundheit noch leisten? Welche Chancen liegen in der Zusammenarbeit von Forschern verschiedener Institute und Unternehmen? Wie lassen sich Wege aus der Innovationslücke finden? Zuvor hatten schon Biotest und Mundipharma, Merck und Sanofi sowie die deutsche Landesgesellschaft von Pfizer ihr Interesse an einer Mitarbeit im House of Pharma signalisiert. „Pharmaforschung kann nicht mehr in Isolation durchgeführt werden. Koopera- tionen sind ein wesentlicher Schritt, neue Erkenntnisse der Grundlagenforschung zum Wohle der Patienten weiterzuentwickeln“, meint Bernhard Kirschbaum, bei Merck in Darmstadt verantwortlich für die frühen Forschungsphasen. Trotz der Globalisierung seien lokale Netzwerke wichtig. Aus Sicht von Jochen Maas, dem Forschungschef von Sanofi Deutschland, kann sich das Frankfurter Pharmahaus besonders auf einem Gebiet Meriten erwerben: der sogenannten Pharmako-Ökonomie. Dabei geht es letztlich ums Geld. Wissenschaftliche Arbeit etwa zu der Erstattung von Gesundheitskosten, zur Wirtschaftlichkeit in der Pharmabranche und -forschung gebe es andernorts bisher nicht. Auch Forschungsinstitute von Weltrang wie etwa die Harvard Medical School in den USA haben dazu laut Maas bisher nichts geliefert. Wenn das House of Pharma an dieser Stelle ansetzte, „wäre sammenzuarbeiten“, meint Maas. Martin Siewert, Deutschland-Chef von Sanofi, billigt dem Pharmahaus zudem eine plakativere Aufgabe zu: „Imagemarketing“, wie er es nennt. Damit sich der Pharmastandort FrankfurtRheinMain in der Öffentlichkeit nicht mehr hinter Banken, Logistik oder IT verstecken muss. 18 19 FRM 02 I 12 \\ © Biotest AG, Merck KGaA dies ein extrem glücklicher Startpunkt, um mit großen Pharmakonzernen zu- // Exkursionen frm Serie Hoch‑ TaunusKreis 5 0°14‘39.62 “N 8 °3 4‘1 5. 8 2 “E Ganz oben in FrM Der Hochtaunuskreis bietet mit dem Großen Feldberg nicht nur die höchste Erhebung in FrankfurtRheinMain, sondern verfügt auch über die höchste Kaufkraft in Deutschland, hohe Lebensqualität und Top-Gastronomie von Bernhard Biener, Ulrich Müller-Braun und Jonas Ratermann (fotos) > Das ist ja wohl die Höhe. Stimmt, wenn man den richtigen Standort wählt. Den Großen Feldberg zum Beispiel, wo das Wetter meist ganz anders ist als auf dem Frankfurter Rö- merberg. Wenn Anfang Oktober die Menschen in der City noch draußen auf Caféstühlen in der warmen Herbstsonne sitzen, kann dort schon eiskalter Wind den Nieselregen vor sich her treiben und sich winterlich anfühlen. An manchen Februartagen wiederum genießen die Spaziergänger ganz oben im Taunus die Sonnenstrahlen, während die Rhein-Main-Ebene in eisigem Nebel gefangen ist. So oder so: Die Höhe, wie der Gebirgszug vor 200 Jahren üblicherweise hieß und wie ihn jetzt die Touristiker wieder nennen, erlaubt den Städtern die kleine Flucht in die Natur. Mit einer kurzen Autofahrt oder mit der U-Bahn, die in Oberursel an der Hohemark und direkt am Wald endet. Dort erfährt man im neuen Taunus-Informationszentrum alles Wissenswerte über den Höhenzug, bevor es zu Fuß oder mit dem Bus die letzten Meter bergan geht. Dorthin, wo im Winter die Chancen auf eine Schlittenpartie gut stehen. Weiter nach oben als bis zu den drei Türmen, die die Silhouette des Großen Feldbergs prägen, geht es in der Region nicht. Gut 880 Meter misst die höchste Erhebung in FrankfurtRheinMain, in Hessen nur von der Wasserkuppe übertroffen. Der Hochtaunuskreis trägt die ihn prägende Landschaft im Namen. Deswegen ist es nicht falsch, ihn mit grünen Wäldern und frischer Luft zu assoziieren. Das hat ihn schon Ende des 19. Jahrhunderts als Sommerfrische beliebt gemacht. Die wohlhabenden Frankfurter Bürgerfamilien ließen sich in 20 21 FR M 0 2 I 1 2 Günter Busch Förster, Stadtforst, Bad Homburg Günter Busch ist in einem Forsthaus aufgewachsen. Sein Vater marschierte noch bis zu 20 Kilometer täglich mit dem Gewehr auf dem Rücken durch das Revier. Das hat abgefärbt. Und so hat der Chef über den 1300 Hektar großen Bad Homburger Forst ein gutes Stück der Silberwald-Idylle in die Zeit hinübergerettet, in der Förster als Diplom Forstingenieure für die Organisation von Betriebsabläufen zuständig sind. Forsthaus am Waldrand, grünes Hemd und Hose und Deutsch-Langhaar Ballou runden das Bild ab. Vordringlichste Aufgabe des Forstingenieurs sind der Naturschutz und die nachhaltige wirtschaftliche Nutzung des Waldes. Ein Stamm von maximal 11,30 Meter Länge erzielt einen Preis von 300 bis 700 Euro. „Es gehört allerdings zur Faszination meines Berufes“, sagt Busch, „dass ich niemals ernten kann, was ich säe. Mein Ehrgeiz und meine Pflicht sind es, der nächsten Generation mindestens das zu übergeben, was ich bekommen habe.“ Sorgen bereiten ihm die Umwelteinflüsse. „Früher erlebte ein För ster einen katastrophalen Sturm in seiner Dienstzeit. Bei mir waren es schon fünf. Darauf müssen wir ebenso reagieren, wie auf die viel zu milden Winter, die uns das Leben schwermachen.“ www.bad-homburg.de // Exkursionen 50°1 2‘5 4.00“N 8 ° 3 6‘ 5 8 . 9 7 “ E Daniela Pompe Geschäftsführerin, Taunus Touristik Service, Leiterin Fach bereich Tourismus des Hoch taunuskreises, Bad Homburg Königstein, Kronberg und Oberursel repräsentative Villen im Landhausstil bauen. Die Attraktivität der Vordertaunusstädte als Wohnsitz ist ungebrochen: Dank S-Bahn, U-Bahn und Autobahnanschluss ist man in wenigen Minuten im Frankfurter Bankenviertel, kann auf dem Heimweg der aufgeheizten Stadtluft entfliehen und sich bei Bedarf abends noch mit dem Mountainbike an einem bewaldeten Berghang abstrampeln. Diese Kombination ist einmalig, die Nachfrage entsprechend hoch und deshalb ist für Neubürger eine gewisse finanzielle Grundausstattung nötig. So führt das eine zum anderen und schließlich zur nüchternen Statistik. Sie macht die 228.000 Bewohner des Hochtaunuskreises zu jenen mit der größten Kaufkraft in ganz Deutschland. Mithalten kann da nur noch das Münchner Umland mit dem Landkreis Starnberg. Der Ruf als „Millionärshügel“ ist ein Klischee, hinter das sich zu schauen lohnt. Die kleinen Häus- chen der Falkensteiner Altstadt zum Beispiel, einem Stadtteil von Königstein, zeugen von kargem Leben unter widrigen Bedingungen in früherer Zeit. Und noch heute bildet der Taunuskamm eine deutlich spürbare Grenze. Dahinter sind die Orte kleiner, und nicht nur nach Kilometern liegt die Metropole Frankfurt weiter entfernt. Ein eigenes Zentrum mit 52.000 Einwohnern hingegen ist Bad Homburg. Auch formell, wie das Kennzeichen HG für alle Autos im Landkreis verrät. Den Titel Kreisstadt trägt die Stadt dennoch nicht einmal auf ihren Ortsschildern vor sich her. Viel wichtiger ist ihr der Namensbestandteil „Bad“, den Homburg seit genau 100 Jahren ganz offiziell führen darf und deshalb entsprechend feiert. Der Aufstieg zur Kurstadt von internationalem Format begann schon Mitte des 19. Jahrhunderts. Was weniger an den damals erbohrten Quellen als an den französischen Zwillingsbrüdern Blanc lag, die 1840 vom Landgrafen die Konzession zum Betrieb einer Spielbank erhielten. Sie verpflichteten sich, sowohl ein Kurhaus zu bauen als auch einen Kurpark anzulegen. Ein Glücksfall für die seit jeher finanziell klamme Landgrafschaft. Weil die Blancs nach ihrem Homburger Engagement in einem kleinen Fürstentum am Mittelmeer abermals ein Casino eröffneten, nennt sich das Bad Homburger heute die „Mutter von Monte Carlo“. Die Kurgäste aus aller Welt hinterließen bleibende Spuren. Die Engländer brachten das Golfspiel mit, das hier zum ersten Mal in Deutschland ausgeübt wurde, während Tennis sogar kontinentweit seine Premiere auf den Homburger Kurparkwiesen hatte. Ein weiterer Engländer, der Kronprinz und spätere König Edward VII., ließ sich einen Hut mit nach innen gebogener Krempe anfertigen, der als „Homburg“ Karriere machte. Eine russische Kapelle und gleich zwei thailändische Tempelhallen glitzern noch heute mit ihren Goldverzierungen zwischen dem Grün der Bäume hindurch. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. rollte regelmäßig mit einem Sonderzug ein und bezog die Räume im Homburger Schloss. Er war seiner Sommerresidenz so verbunden, dass er höchstselbst über den Standort des neuen Bahnhofs entschied oder die Pläne für den Aussichtsturm auf dem Herzberg abzeichnete. Seinem Geschichtsinteresse hat die Stadt das einzige wieder aufgebaute Römerkastell der Welt zu verdanken. Die Saalburg ist heute das hessische Informationszentrum für das Weltkulturerbe Limes. Die antike Grenzanlage aus Wall und Graben, Wachtürmen und Kleinkastellen ist 2005 in die Welterbe-Liste der Unesco aufgenommen worden. 22 23 FR M 0 2 I 1 2 Daniela Pompe kennt das Geschäft. Die Kommunikationswirtin hat bei Werbe- und Marketingfirmen Erfahrungen mit der Einführung und Etablierung von Marken und Produkten gesammelt und bis zum Veranstaltungsmanagement eine ganze Reihe Projekte verantwortlich betreut. Noch dazu kennt sie den Taunus. Sie ist in Kelkheim geboren und aufgewachsen. Seit drei Jahren nun stellt sich die 38-Jährige der Herausforderung, die Kräfte der zu betreuenden Region aus mehreren Landkreisen – unter anderen MainTaunus- und Hochtaunuskreis – weiter zu bündeln, um den Taunus als „gemeinsamen Erlebnis-, Bewusstseins- und Tourismusraum“ zu stärken. Mit Erfolg: Mit dem neuen Internetauftritt hat sie den Taunus interessant gemacht. Mit dem neuen Claim „Taunus. Die Höhe“ der Region ein neues Gesicht verpasst. Ein Griff in die Geschichte reichte. „Mit dem Rückzug der Römer aus dem Taunus verschwand auch sein ursprünglich keltischer Name. Erst Jahrhunderte später wurde ,Taunus’ wiederentdeckt. In der Zwischenzeit nannten die Menschen das Mittel gebirge schlicht die Höhe“. Ganz Marketing-Expertin, schiebt sie gleich eine Begründung hinterher: „Der Taunus ist voller Höhepunkte — und bietet vieles auf hohem Niveau. Natur, Kultur, Attraktionen, Sport, Erholung und Genuss.“ www.hochtaunuskreis.de // Exkursionen 5 0 ° 1 1‘ 3 1 . 7 9 “ N 8°28‘51.58“E Stefan Massa Hoteldirektor, Falkenstein Grand Kempinski, Villa Rothschild Kempinski, Königstein Vom hohen Norden in den hohen Taunus. Für den gebürtigen Lübecker Stefan Massa hat sich mit der Übernahme der Leitung des FünfSterne-Superior Hotels Kempinski in Falkenstein und der Villa Rothschild als kleines, exklusives Kempinski Hotel mit nur 22 Zimmern ein Traum erfüllt. „Ich wollte schon immer ein Luxus-Hotel leiten“, sagt der 43-Jährige. Doch wer erwartet hätte, Massa und sein 130-köpfiges Team würden vornehmlich ihre ausgewählte Klientel von der Außenwelt abschotten, irrt. Im Gegenteil. „Das Hauptaugenmerk liegt auf dem gastronomischen Angebot und darauf, vorhandene Schwellenängste abzubauen“, sagt Massa. „Wir verstehen uns als Teil Königsteins“, skizziert Massa das Konzept. Angebote wie das traditio nelle Weihnachtskonzert auf der großen Terrasse, die regelmäßigen Jazz-Abende oder die PicknickReihe in den Parks beider Hotels sind beste Beispiele. Und von Annehmlichkeiten wie dem Ascara Spa und ebender gehobenen Gastronomie können auch die Königsteiner profitieren. www.kempinski.de 24 25 FR M 0 2 I 1 2 5 0 ° 1 6‘ 1 4 . 5 2 “ N 8 °3 4‘1 . 20“E Prof. Dr. Egon Schallmayer Saalburgdirektor, Landesarchäologe, Saalburg, Bad Homburg Der hessische Landesarchäologe ist keiner, der mit gesenktem Blick, immer auf der Suche nach interessanten neuen Funden, vorzugsweise zwischen Wiesbaden und dem Taunus, umherstreift. Er hat das große Ganze im Auge und versteht es, mit einer kleinen Münze in der Hand innerhalb weniger Augenblicke das gesamte römische Weltreich vor dem geistigen Auge wiedererstehen zu lassen, ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Wohl wissend, dass man die Vergangenheit „auch mal grob schnitzen muss“, um Zusammenhänge verständlich zu machen. Schallmayer kann aber auch philosophisch: „Das, was den Menschen ausmacht, hat sich nicht wirklich verändert. Es hat mit dem ersten Geistesblitz begonnen und sich weiterentwickelt. Wenn ich weiß, was in der Vergangenheit war, orte ich mich in der Gegenwart!“, doziert der Professor. Schallmayer gibt sein Wissen seit vielen Jahren als Lehrbeauftragter an Hochschulen weiter. Und er teilt auch ansonsten. „Das Weltkulturerbe Limes wird gerne mit meinem Namen verbunden, aber am Ende sorgte eine hervorragende Teamarbeit dafür, dass der Limes dieses Wertesiegel erhalten hat“, sagt er. Für ihn zählt das Ergebnis: „Das Siegel hat es uns erleichtert, Mittel zu akquirieren. Es ist aber vor allem Verpflichtung, gut mit dem Kulturgut umzugehen.“ www.saalburgmuseum.de // Exkursionen Grävenwiesbach Usingen Weilrod Der Hochtaunuskreis setzt sich aus acht Städten und fünf Gemeinden zusammen. Der Kreis wird gerne in Vorder- und Hintertaunus unterteilt, wobei der südliche Vordertaunus der Frankfurt zugewandten Seite entspricht. 5 0 ° 1 2 ‘4 5 . 6 1“ N 8 °39‘1 .4 4“E Gerda Meinl-Kexel Geschäftsführende Gesellschafterin, accadis Bildung GmbH, Bad Homburg Wehrheim Neu-Anspach Schmitten Friedrichsdorf Glashütten Königstein Bad Homburg Oberursel Kronberg Steinbach So viel Vergangenheit beschert Bad Homburg das Flair, das die Stadt auch für Unternehmen attrak- tiv macht. Dass hier einmal die legendären Horex-Motorräder hergestellt wurden, ist ein Fall für ein soeben eröffnetes Horex-Museum. Heute bescheren die Gesundheitsbranche, Versicherungen oder Unternehmensberatungen der Stadt Einnahmen. Viele Einwohner arbeiten zwar in Frankfurt, aber mehr als doppelt so viele Pendler kommen täglich nach Bad Homburg, weil sie hier ihren Arbeitsplatz haben. Und selbst für das kulturelle Angebot kehrt sich die traditionelle Fahrtrichtung vom Umland nach Frankfurt gelegentlich um. Bei der Freiluft-Skulpturenausstellung „Blickachsen“ und dem Orgelfestival „Fugato“ dienen der Bad Homburger Kurpark und die historischen Instrumente mehrerer Kirchen im jährlichen Wechsel als Bühne für die Werke bekannter Künstler. Auch bei Schauspielern wie David Bennent, Michael Mendl oder Rufus Beck hat die Stadt einen guten Namen. Sie sind seit drei Jahren beim Poesie- und Literaturfestival für Lesungen zu Gast. Die Kronberg Academy wiederum führt regelmäßig die besten Nachwuchstalente der Kammermusik mit ihren Lehrmeistern zu Konzerten und Meisterkursen zusammen. Der 2007 verstorbene Cellist Mstislav Rostropovich hat Kronberg deshalb zur „Welthauptstadt des Cellos“ erklärt. So wie einst die Kurgäste kommen auch viele Neubürger aus aller Welt in den Hochtaunuskreis, weil sie für internationale Unternehmen arbeiten. Wer will, kann seine Kinder zum Beispiel auf die Frankfurt International School in Oberursel schicken. Sie ist im Taunus nicht die einzige Schule mit englischer Unterrichtssprache – aber die zweitgrößte internationale Schule in Europa. Der Kreis wiederum sorgt mit einem inzwischen eine Milliarde Euro schweren Investitionsprogramm dafür, dass auch die staatlichen Schulen den Ansprüchen der Eltern genügen. Und die private Fachhochschule accadis hat Bad Homburg zum Hochschulstandort gemacht. Die Vielfalt ist, neben der Natur, das wichtigste Kennzeichen des Hochtaunuskreises: Futuristisch wirken die 100 Parabolantennen mit bis zu 20 Meter Durchmesser, die in der Erdfunkstelle Usingen Radioprogramme, Fernsehbilder und Datenströme aus dem All empfangen und weiterleiten, während wenige Kilometer entfernt der Hessenpark alte Fachwerkhäuser aus dem ganzen Land in einem Freilichtmuseum versammelt. Das Kronberger Schlosshotel, erbaut als Witwensitz der Mutter Kaiser Wilhelms II., einer Tochter Queen Victorias, erinnert Besucher an einen englischen Landsitz. Wer die einzigen Elefanten Hessens sehen will, hat es von dort nicht weit bis zum OpelZoo, den seine weitläufigen Freigehege seit jeher von anderen Tiergärten abheben. Und vielleicht lohnt sich der Weg auf den Großen Feldberg bald noch aus einem ganz anderen Grund: Ein Unternehmer aus Schmitten will den Fernsehturm für Ausstellungen und Veranstaltungen nutzen, um so den Gipfel zum „Kulturberg“ zu machen. 26 27 FR M 0 2 I 1 2 \\ Werte liegen Gerda Meinl-Kexel besonders am Herzen. Ehrlichkeit hat höchste Priorität. Und auch wenn ihr immer wieder Menschen begegnen, die die „Vertrauenskultur“ der Unternehmerin in Sachen Bildung mit dem Begriff altmodisch brandmarken, ist die geschäftsführende Gesellschafterin der Accadis Bildung GmbH in Bad Homburg sicher: „Wir brauchen diese klare Linie!“ Eine klare Linie verfolgt sie auch mit der Entwicklung des Bildungsstandortes Bad Homburg. Accadis, seit über 30 Jahren in Familienhand, kommt von „ad campum discere“ und bedeutet „An einem Ort lernen“. Und so entstand neben dem accadis International College (von 1980 bis 2009) und der accadis Hochschule Bad Homburg (seit 2004) in den vergangenen Jahren mit der Preschool Bad Homburg (seit 2004), der Elementary School Bad Homburg (seit 2006) und dem Internationalen Gymnasium (seit 2010) ein Bildungsangebot vom Kindergarten bis zur Hochschule. „Internationalität, Fremdsprachen, wissenschaftliche Fundierung, Praxisbezug und Persönlichkeitsentwicklung“, sagt Gerda Meinl-Kexel, „das ist unser Anspruch.“ www.accadis.com // Netzwerke Das Zentrum der Berater FrankfurtRheinMain ist ein idealer Ausgangspunkt, um Unternehmen auf Erfolg zu trimmen. Ein Blick in die obersten Etagen der Wirtschaft von Martin Orth und Martin Gorka (Illustration) > Ryan Bingham ist nicht gern zu Hause. Ein paar Tage hat er dort verbracht. Sie waren grässlich. Jetzt reist er wieder. Bingham ist Unternehmensberater. Und auf dem Weg zu einem Kunden. Mit seinem Rollkoffer marschiert er durch die lichtdurchflutete Abflughalle eines Flughafens. Er geht an der Schlange vorbei, die sich an dem Schalter gebildet hat, zieht seine Karte durch das Lesegerät. „Priority Access“. Die Szene stammt aus dem Hollywood-Blockbuster „Up in the Air“ mit George Clooney in der Hauptrolle. Sie könnte sich so oder ähnlich auch in FrankfurtRheinMain abspielen. Denn FRM ist ein Zentrum der Berater in Deutschland. Deutlich sichtbar prangen die Logos der großen Player an den Landmarken der Region: „KPMG“ am Squaire, der futuristischen New Work City am Frankfurter Flughafen, „Ernst & Young“ an einem weithin sichtbaren Bürotum in Eschborn und „PWC“ an dem neuen Tower 185 am Frankfurter Messegelände. Was verbirgt sich hinter den schicken Fassaden? Was machen Unternehmensberater? Wie funktioniert das Geschäft? Es ist der berühmte „Blick von außen“, der die Branche hat entstehen lassen. Mit der Industrialisierung bestand ein Bedarf an Beratung. Arthur D. Little hieß der Pionier. Er gründete das erste Beratungsunternehmen 1886. Die gleichnamige Nachfolgefirma residiert heute im Squaire. Die Weltwirtschaftskrise in den 1920er Jahren beschleunigte die Entwicklung der Branche. In dieser Zeit entstand McKinsey – heute das größte Managementbe ratungsunternehmen in Deutschland. Das erste bedeutende deutsche Unternehmen gründete Roland Berger 1967. Heute wird der Markt geprägt von den sogenannten „Big Four“: PriceWaterhouseCoopers (PWC), KPMG, Ernst & Young und Deloitte. Hinzu kommen zahlreiche andere namhafte Unternehmen wie Accenture, McKinsey oder A.T. Kearney. 28 29 FRM 02 I 12 // Netzwerke In der Branche unterscheidet man zwischen Wirtschaftsprü- fungs- und Beratungsgesellschaften. Prüfungsunternehmen durchleuchten das gesamte Zahlenwerk ihrer Kunden. Denn Kapitalgesellschaften in Deutschland müssen sich prüfen lassen. Zur Prüfung gehört aber auch die Beurteilung der Geschäftstätigkeit. Wo liegen die Schwachstellen? Was kann man verbessern, was von anderen Unternehmen lernen? Das ist die Arbeit der „Big Four“. Managementberatungsunternehmen dagegen beraten Firmen in Strategiefragen, also von der Idee oder Vision über die Strategie bis zur Realisierung. Ein großes Thema ist derzeit Nachhaltigkeit. Zu den größten und erfolgreichsten Strategieberatern gehören McKinsey, Boston Consulting, Roland Berger oder Accenture. Hinzu kommen spezialisierte Berater zum Beispiel für IT oder Human Resources und Tausende von kleinen und mittleren Beratungsunternehmen. Laut Bundesverband deutscher Unternehmensberater arbeiten in Deutschland mehr als 91.000 Unternehmensberater in 14.100 Beratungsfirmen und erzielten 2011 erstmals einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro. Elf Prozent des Branchenumsatzes werden in FrankfurtRhein- Main generiert. Alle großen Beratungsunternehmen haben Büros in der Region; PWC, Accenture und Mercer sogar ihren 30 31 FRM 02 I 12 // Netzwerke Deutschlandsitz. Weitere Branchengrößen wie Ernst & Young oder KPMG beschäftigen in FrankfurtRheinMain über 2000 Mitarbeiter. Außerdem arbeiten viele kleine und mittlere Unternehmen in FRM – zum Teil hoch spezialisiert und sehr erfolgreich wie Optimum Consulting in Eschborn, spezialisiert auf Existenzgründungen und Nachfolgeregelungen. Für einen Sitz in FrankfurtRheinMain sprechen vor allem die Infrastruktur und die Nähe zum Kunden. „Unseren Standort im Squaire haben wir ganz bewusst direkt am Flughafen gewählt. Dort haben wir eine hervorragende Verkehrsanbindung mit Flugzeug, Bahn und Auto“, sagt KPMG-Regionalvorstand Holger Kneisel. „In FRM ist Kapital vorhanden. Und hier sind äußerst qualifizierte Arbeitskräfte verfügbar“, sagt Accenture DeutschlandChef Frank Riemensperger. Qualifizierte Arbeitskräfte sind ein Thema für Beratungsunter- nehmen. Wie kaum eine andere Branche ziehen sie High Potentials nach FrankfurtRheinMain. Hochqualifizierte Abiturienten und Hochschulabsolventen träumen von dem Karrieretrampolin. Es kommen schon mal hundert Bewerber auf eine Stelle. Die großen Beratungsfirmen bieten Renommee und Einstiegsgehälter von bis zu 60.000 Euro pro Jahr. Auf der anderen Seite erwarten sie aber auch überdurchschnittliches Engagement. Viele Reisen, 60-Stunden-Wochen, Nacht- und Wochenend arbeit sind üblich. Nach wenigen Jahren heißt es dann meist „up or out“ – aufsteigen oder aussteigen. Wobei Ausstieg meist gleichbedeutend ist mit einem hochdotierten Job in der Wirtschaft. Immer häufiger wird aber auch die Frage nach der Work-Life-Balance gestellt. Auch in dieser Hinsicht kann FrankfurtRheinMain punkten. „FRM bietet in Business und Kultur alles, was eine Weltstadt braucht“, sagt Philipp Turowski, Leiter des Ernst & Young-Standortes Eschborn. „Hinzu kommen günstige Lebenshaltungskosten und eine insgesamt tolle Lebensqualität.“ Da endet dann auch der Vergleich mit George Clooney alias Ryan Bingham. 32 33 FRM 02 I 12 \\ // News M R FNEWS Strahlende Unternehmer Stefan Messer (l.) hat das traditionsreiche Industriegaseunternehmen Messer wieder zum Erfolg geführt, Karl-Gerhard Seifert Cassella über den Umweg Alessa wieder zu Cassella gemacht Zwei starke Marken Das Comeback von Messer und Cassella „Umsatz der Messer-Gruppe über einer Milliarde Euro“. „Casella – Der Glaskolben leuchtet wieder“. Diese zwei Schlagzeilen haben im Sommer 2012 (nicht nur) die Frankfurter Wirtschaft bewegt, Cassella geht auf den Friedberger Händler Löb Cassel zurück, der handelt es sich doch bei der ehemaligen Messer Griesheim und Cas- 1789 als Leopold Cassella mit seinem Schwager eine Gesellschaft sella um zwei traditionsreiche Frankfurter Chemie-Unternehmen, für den Vertrieb von Gewürzwaren und englischen Tüchern die beinahe im Zuge der Umstrukturierung der ehemaligen Hoechst gründete. 1820 kaufte Cassella seinem Schwager dessen Anteile AG (siehe „Pharma-Cluster FRM“) untergegangen wären. Jetzt sind ab, benannte die Firma nach sich selbst und änderte das Sorti- sie wieder da, erfolgreich im Markt – als Messer Group mit Sitz in ment. Fortan vertrieb er mit seinem Mitarbeiter Ludwig Bad Soden und als Cassella GmbH in Frankfurt-Fechenheim. Aaron Gans Naturfarbstoffe. Drei Jahrzehnte später starb Cassella. eigentliche Gründungjahr gilt, liegt an dem damals wiederum ser in Höchst am Main gegründet. Schon bald erschloss das Unter- veränderten Sortiment. Gans’ Söhne Friedrich und Leo fügten nehmen mit Industriegasen Auslandsmärkte. 1953 übernahm Hans dem Handelsgeschäft eine Farbenfabrik an. Bis zum Jahr 1900 Messer das Unternehmen. 1965 fusionierte die Adolf Messer GmbH wuchs die Firma zum weltgrößten Hersteller künstlicher Farb- mit Teilen der Knapsack-Griesheim AG, einer Hoechst-Tochter, zu stoffe. 1904 ging Cassella eine Allianz mit den Farbwerken Hoechst Messer Griesheim. Das Unternehmen gehörte zu zwei Dritteln der ein. Es folgten die I.G. Farben und die Wirren des Krieges. Letzt- Hoechst AG und zu einem Drittel der Familie Messer. Nach der Ver- lich ging im Zuge der Umstrukturierung der Hoechst AG der Ge- äußerung der Hoechst-Anteile 2001 war Messer drei Jahre lang in schäftsbereich Spezialchemie inklusive Cassella an Clariant. 2001 den Händen von Finanzinvestoren, bevor Stefan Messer das Unter- verkaufte Clariant wiederum Teile der ehemaligen Cassella an eine nehmen 2004 wieder in den Familienbesitz zurückführte. Im Zuge Gruppe ehemalige Hoechst-Manager, die den Betrieb unter dem diese Transaktion gingen zwar die großen Landesgesellschaften in Ananym Alessa weiterführten. Einer von ihnen war Karl-Gerhard Deutschland, Großbritannien und den USA an den Wettbewerber Seifert. 2012 ist es dem Alessa-Chef nun gelungen, die Marken- Air Liquide. Stefan Messer gelang es aber, mit den verbliebenen und Namensfrage zu klären und Allessa wieder unter das Dach der Unternehmensteilen, den weltweit größten eigentümergeführten Marke Cassella zu führen. Nun leuchtet das Cassella-Zeichen, der Industriegase-Spezialisten aufzubauen. berühmte Glaskolben, wieder in Fechenheim. 34 35 FRM 02 I 12 Jonas Ratermann, Rainer Wohlfahrt Gans führte bis zu seinem Tode 1871 die Firma. Dass 1870 als das Kurzer Blick zurück: Die Firma Messer wurde 1898 von Adolf Mes- Für die After-Work-Logistik! Mit vielen Empfehlungen und Infos // 1 FRM-Gespräch Ohr am Puls der Zeit Peter Schreyer verantwortet seit 2006 das Kia-Design von Frankfurt aus 5 0 ° 6 ‘4 8 . 8 8 “ N 8 ° 3 8 ‘4 5 . 5 2 “ E 1F Schreyer Für Koreaner ist FrankfurtRheinMain das Gateway nach Europa. Daher hat der Autobauer Kia in Frankfurt seine Europa-Zentrale aufgebaut. Dort sitzt auch der deutsche Chefdesigner Peter Schreyer. Warum Frankfurt für ihn wie ein schnelles und komfortables Auto ist – im FRM-Gespräch Interview: Martin Orth > Herr Schreyer, nach Verkaufszahlen und Design-Preisen sind seiner völlig eigenständigen Karosserie deutlich vom Fünftürer Sie der derzeit erfolgreichste Automobil-Designer. Welchen ab, ist viel sportlicher geschnitten, ein Coupé. Im kommenden Anteil hat Design am Erfolg eines Produktes? Jahr kommt der neue Soul. Damit sind wir dann schon so weit, Design spielt eine große Rolle. Kia hat man früher als Marke kaum dass wir ein Produkt in die nächste Generation führen. wahrgenommen. Die Autos wurden eher wegen des günstigen Preises gekauft. Das hat sich stark gewandelt. Wir sind in mehr- > Bei Ihrem Einstieg bei Kia haben Sie gesagt, Kia brauche ein facher Hinsicht attraktiver geworden. Und ein wesentlicher Be- Profil. Wofür steht Kia heute? standteil davon ist das Design. Es ist aber nicht nur das äußere Im Vergleich zu unserer Schwester Hyundai ist Kia eher die Styling. Es geht auch um die inneren Werte, um das Interieur, um sportliche, frische, jugendliche Marke. Mein Credo ist Reinheit, Materialien und Farben. Das heißt: weg vom harten Kratzplas- klare Architektur. Ich denke, das kann man bei Kia jetzt ganz gut tik, hin zu weichen Oberflächen, mit denen man sich wohler sehen. Die Autos sind glattflächiger, sehr logisch aufgebaut. Sie fühlt. leben von der Klarheit und Spannung der Flächenoptik. Allerdings ist Kia auch ein Volumenhersteller mit einer sehr großen > Bei Ihrem Wechsel 2006 von Volkswagen zu Kia sprachen Sie Produktpalette. Da kann man nicht ein Design für die ganze Pro- vom „Reiz des weißen Blattes“. Wie voll ist das Blatt jetzt? duktpalette machen, sondern braucht Variationsmöglichkeiten, Wir haben schon sehr viel geschafft, die ganze Produktpalette eine gewisse Hierarchie. erneuert. Heute können wir wohl sagen, dass man Kia als Marke wahrnimmt. Denn mir geht es um das Gesamtbild, nicht nur um > Wie muss man sich Ihre Arbeit zwischen Frankfurt und Korea das einzelne Produkt. vorstellen? > Was ist in naher Zukunft von Kia zu erwarten? sammenarbeiten. Eins ist bei der Mutterfirma in Korea, in der Wir hatten jetzt relativ viele Produktereignisse. Auf dem Pariser Nähe von Seoul, angesiedelt, ein weiteres in Los Angeles und Autosalon haben wir gerade den neuen Carens gezeigt, ein großer eins in Frankfurt. Ich reise oft nach Korea, auch in die USA, aber Schritt, er ist deutlich dynamischer. Und was bei einem MPV mein eigentlicher Arbeitsplatz ist in Frankfurt. Frankfurt ist für wichtig ist: Er ist viel variabler, 7-Sitzer, richtig praktisch. Dazu mich die Drehscheibe. Von hier aus leite ich die drei Designzen- der Pro Cee’d, die dreitürige Version des Cee’d. Er hebt sich mit tren. In Frankfurt arbeiten etwa 40 Leute, insgesamt sind es gut 36 37 FRM 02 I 12 Oliver Ruether/laif Wir haben drei große Designzentren, die in einem Verbund zu- // FRM-Gespräch Peter Schreyer Der Automobildesigner, Jahrgang 1953, leitete Audi Design (1994–2002) und Volkswagen Design (2002– 2006). In dieser Zeit entwarf er Ikonen des Automobildesigns wie den Audi TT oder den New Beetle. 2006 wechselte er zur Überraschung der Branche zum deutlich kleineren koreanischen Hersteller Kia. 2007 erhielt Peter Schreyer die Ehrendoktorwürde des renommierten Royal College of Art in London. Nach Sergio Pininfarina und Giorgetto Giugiaro ist er erst der dritte Automobildesigner, dem diese Ehre zuteilwurde. Immer einen Stift zur Hand Peter Schreyer in der Frankfurter Kia-Zentrale an der Messe 200 Mitarbeiter. Sie arbeiten im Wettbewerb an den gleichen Pro- > Wie haben Sie anfangs Ihre Vorstellungen eingebracht? sich dann Dinge, die man da oder dort wahrgenommen hat, ohne > Zum Beispiel … jekten. Einmal im Monat werden die Ergebnisse in Korea präsen- Es ist nicht so, dass ich mit einem Plan zur Tür hereingekommen sich darüber bewusst zu sein. Die Koreaner sind strebsam, gleichzeitig aber auch sehr stolz auf tiert und besprochen und dann wird weiter gearbeitet. Es passiert bin und gesagt habe: So, das setzen wir jetzt um. Natürlich gab es also oft, dass zum Beispiel das Exterieur eines Produktes hier ent- am Anfang eine grobe Ausrichtung, aber eigentlich ist es eher ein > Werden Faktoren wie neue Antriebe das Design verändern? ern. Das finde ich sehr schön. Immer wenn ich in Korea bin und steht und das Interieur in den USA beziehungsweise in Korea oder Prozess. Es entwickelt sich und formt sich immer neu. Es war ja Zum Teil schon. Das haben wir ja an der Studie Pop gezeigt. Man es Präsentationen gibt, gehen am Abend alle gemeinsam essen, umgekehrt. Es ist aber immer ein Ergebnis des ganzen Teams. auch schon etwas vorhanden, eine Mannschaft mit wirklich gu- bekommt neue Freiräume, weil zum Beispiel ein Elektroauto kei- das ganze Team. Das wird zelebriert. Dann sind die Hierarchien ten Leuten und eine Produktpalette. Die Firma war zu dem Zeit- nen Tank, keinen Auspuff, keine Kühlung mehr braucht. Aber vergessen und man freut sich über den Erfolg des Tages. Das wür- > Welche Rolle spielt Frankfurt in diesem Verbund? punkt schon sehr erfolgreich und hat gute Autos gebaut. Ich kann die Grundarchitektur eines Autos, vier Räder, ein Motor, vier de mir hier fehlen. In Frankfurt arbeiten natürlich mehr Europäer – so wie in Los mich an den alten Sorento erinnern. Das war ein Auto, das mir Sitze und ein Lenkrad, wird sich nicht grundlegend ändern. Ein Angeles mehr Amerikaner. Sie bringen eine eigene Sichtweise schon ins Auge gefallen ist, bevor ich überhaupt wusste, dass ich Auto muss vielen Bedingungen gehorchen und aus gewissen > Sie leben in Frankfurt, oder? ein, so dass wir am Schluss Autos präsentieren können, die so- irgendwann mal für Kia arbeiten würde. Ich habe damals schon Dingen können Sie nicht ausbrechen. Meine Familie lebt in Bayern. Ich habe in Frankfurt eine Woh- wohl in Europa, als auch in Amerika und Asien bestehen können. gedacht, dass das Auto eigentlich ganz gut ist, und mich gefragt, Wichtig ist, dass alle drei Standorte im Wettbewerb mit der glei- was da wohl für Leute hinter stecken. Also, es war schon etwas da. > Vor Ihnen war schon der Ex-BMW-Manager Ulrich Bez bei von der Stadt überrascht bin. Bevor ich hier gelebt und gearbeitet chen Wichtigkeit arbeiten. Es sind keine Satelliten-Stud ios, wie Ich habe darauf aufgebaut und versucht, es weiter zu entwickeln. Daewoo in Korea. Was ist der Reiz an Asien? habe, habe ich die Stadt anders wahrgenommen. Zur IAA hat das, was sie machen. Und sie sind in der Lage, die Erfolge zu fei- nung, weil ich sehr viel hier bin. Und ich muss zugeben, dass ich man sie von europäischen Unternehmen kennt. Bei uns sind alle Es ist ein Abenteuer, noch mal eine andere Welt kennenzulernen, man keinen Parkplatz gekriegt, die Hotels waren weiß Gott wo drei Hauptstudios gleich wichtig. Und wenn der Zuschlag an ei- > Haben Sie Einfluss auf die Modellpolitik? von der man vorher gar nicht so viel wusste, die man vielleicht oder gar am Bahnhof mit der Drogenszene. Das war mir nicht ge- nen Entwurf geht, wird er auch dort umgesetzt. Der Einfluss von Designern ist schon groß. Wir haben das Wissen auch nicht so ernst genommen hat. Ich bin jetzt sechs Jahre bei heuer oder gar sympathisch. Jetzt habe ich eine ganz andere Sicht über die Märkte und ein Gespür dafür, wo es hingehen muss. Wie Kia und habe viele Leute kennengelernt, die was draufhaben und auf die Stadt. Ich gehe von meiner Wohnung im Westend zu Fuß > Gibt es Unterschiede im Design aus Asien, aus Europa, aus den sich ein Auto später positioniert und wie man es verkaufen kann, mir zeigen, dass es noch andere Welten gibt und Europa nicht das in die Stadt oder zum Essen an der Alten Oper. Und von meinem USA? dieser Gedanke fließt schon in die erste Skizze ein. Es gibt nieman- alleinige Zentrum der Automobilindustrie ist. Büro aus komme ich durch unser Privattor zur IAA auf dem Mes- Nicht unbedingt im Design, aber bei den Kundenwünschen, die den in einer Autofirma, der so viel über das Gesamte weiß und wir beachten müssen. In den USA finden Sie mehr große Autos, auch die zukünftige Produktpalette im Kopf hat wie der Designer. segelände. Klasse! > Ist denn die Zusammenarbeit mit Koreanern so anders? Trucks, SUVs. Da die Amerikaner viel Zeit im Auto verbringen, > Wenn Frankfurt ein Auto wäre: Was für ein Auto wäre es? > Woher nehmen Sie Ihre Ideen? verhalten. In der deutschen Firma war ich ein Teil von dem gan- Wenn Frankfurt ein Auto wäre ... (lange Pause). Frankfurt ist schnell zu fahren. Das drückt sich auch in der Fahrzeugpalette Mir ist sehr wichtig, viel zu reisen und zu verstehen, wie Leute zen Apparat, völlig integriert, aus dem gleichen Land kommend, eine moderne Stadt mit der New-York-haften Silhouette, die mir aus. In Asien wiederum, vor allem in Korea, sieht man fast nur woanders leben und denken. Daher ist es schön, dass wir Studios hier aufgewachsen. Das ist ein anderes Gefühl, als wenn man als gefällt. Und Frankfurt hat etwas Bodenständiges, Traditionelles Viertürer. Sie würden dort keinen Kombi verkaufen können. Bei überall auf der Welt haben. Außerdem interessiere ich mich sehr Europäer in einem anderen Kulturkreis dazukommt. Daran muss mit dem Ebbelwoi. Durch den Flughafen kommt man schnell uns ist der Kombi ein Lifestyle-Auto, in Asien ein Handwerker- vielfältig – für Kunst, Musik, Architektur, Sport, Wohnen, Mö- man sich erst gewöhnen. Aber es gibt sehr viele interessante und woanders hin. Also wäre Frankfurt ein sehr schnelles und kom- Auto. All diese Wünsche müssen wir berücksichtigen. bel, Kochen, Mode, alle möglichen Dinge. Manchmal verbinden positive Aspekte dabei. fortables Auto. Oliver Ruether/laif, Kia Motors Corp. Ja, schon. Es ist eine andere Mentalität, ein anderes Hierarchie- schätzen Sie den Komfort. Bei uns besteht die Möglichkeit, 38 39 FRM 02 I 12 Die Linie(n) des Peter Schreyer Der neue Carens, der Soul, der Kee und der Kia Cee’d (v. l.) \\ // Entdeckungen Kult~ kinos Arthouse-Kinos, Autokinos – wo schon der Kinobesuch ein filmreifes Erlebnis ist von Petra Schönhöfer (text) UND Jonas Ratermann (Fotos) > „Seien Sie dabei, wenn dieses Kino ...“ In dem Moment, wo das Saallicht herunterfährt, die Gespräche verstummen und sich der Vorhang vor der Leinwand hebt, öffnet sich die Pforte zu einer verheißungsvoll flimmernden Parallelwelt. Ein magischer Moment, denn ins Kino gehen bedeutet immer auch Autokino, Gravenbruch Das älteste deutsche Autokino wirkt heute selbst wie eine Szene aus John Carpenter’s Halloween. Theaterleiter Heiko Desch ist auch Burger-Spezialist. eintauchen in einen anderen Kosmos. Von der realen Außenwelt bleibt oft nur noch der Geruch von Polsterstoffen und Popcorn. Kino entspannt wie ein heißes Bad oder rüttelt wach wie eine Wechseldusche. Falls, ja, falls es dem Zuschauer den Rahmen bietet, in dem er sich fallen und verführen lässt. Und das bieten die kleinen feinen Arthouse-Kinos in FrankfurtRheinMain, die Filmgeschichte erlebt haben und nicht selten eigene Geschichten erzählen. 40 41 FRM 02 I 12 // Entdeckungen Ein Klassiker der Frankfurter Programmkino-Szene ist die Harmonie nahe dem Sachsenhausener Lokalbahnhof. Sie wurde bereits 1930 eröffnet und ist damit das zweitälteste noch bestehende Kino in Frankfurt. In den Neunzigern gehörte die Harmonie zur UFA-Gruppe. Nach der Übernahme durch die Harald Vogel Filmtheaterbetriebsgesellschaft wurde es renoviert und präsentiert sich heute als Erstaufführungskino für Arthouse-Filme. Wenn sich im Kinosaal mit Balkon der Harmonie, Frankfurt Man kennt sich im Klassiker der Frankfurter Programmkino-Szene. Theaterleiter Sebastian Nagy setzt auf Gänsehautgefühl. Der Vorführer wartet, bis jeder seine Karte hat. geraffte Vorhang nach oben hebt, wird Film abseits des Mainstreams und frei von Werbung vorgeführt. Dafür, dass die Harmonie dennoch nicht verstaubt wirkt, sorgt Theaterleiter Sebastian Nagy. Er ist gerade mal 29 Jahre alt und bezeichnet sich als „Oldtimer“ im Filmgeschäft. Vielleicht, weil er schon als Teenager so viele Filme angeschaut hat wie manch anderer in seinem ganzen Leben nicht. Auf das Gänsehautgefühl, das ein guter Film seiner Meinung nach erzeugen muss, achte er bei der Filmauswahl. „Wenn ich im Film anfange zu überlegen, wie er gemacht ist, hat er schon verloren“, erklärt der junge Mann, der in der Harmonie maßgeblich die Digitalisierung der Projektion vorangetrieben hat. Für ihn sind Computertechnologie und experimentelle Originaltonstreifen kein Widerspruch. Seine noch jüngere Kollegin Clara Englert vom Casino in Aschaffenburg konnte diesen Fortschrittsglauben zunächst nicht teilen. Die mit 25 Jahren wahrscheinlich jüngste Theaterleiterin in der deutschen Arthouse-Branche befürchtete, dass sie mit der Digitalisierung die Nähe zum Material Film verlieren würde. „Film hat ja auch eine sinnliche Komponente – etwa, wie er riecht und sich anfühlt“, schwärmt sie. „Wenn früher mal etwas schiefging in der Vorführung, musste man kleben und schrauben, um das wieder hinzubekommen“. Stolz führt Englert durch die zwei Säle des in den 1950er Jahren erbauten Kinos. Passend zum Begriff Lichtspieltheater heißen die Räume Großes und Kleines Haus. Der Fifties-Charme des Casinos ist auch nach der Wiedereröffnung im Jahr 2004 erhalten geblieben. Der schwarzweiß melierte Marmorboden im Foyer, die breite Treppe mit golde- 42 43 FRM 02 I 12 Film hat ja auch eine sinnliche Komponente – etwa, wie er riecht und sich anfühlt. Clara Englert // Theaterleiterin Casino, Aschaffenburg // Entdeckungen nem Geländer und die roten Kinosessel unter einer imposanten Kuppeldecke werden nur noch übertroffen von der wunderschön nostalgischen Sarotti-Bar in einem Nebenraum. „Hauptsächlich für Sonderveranstaltungen“, erklärt Englert. Und davon gibt es einige im Casino. Neben dem Programmkino – von französischen Komödien bis zu den hochkonzentrierten filmischen Skizzen eines Michael Haneke - organisiert die gelernte Veranstaltungskauffrau Sneak Previews oder Kooperationen mit dem örtlichen Skater-Shop. Immer mit dem Anliegen, noch mehr junge Menschen wie sie für die Arthouse-Szene zu begeistern. Für seine Veranstaltungen, vor allem die Filmfestivals, ist auch das Wiesbadener Caligari bekannt. Das „Exground Filmfest“ bietet jedes Jahr an zehn Tagen im November Filme abseits des Mainstreams. Das „goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films“ wird seit 2001 vom Deutschen Filminstitut – DFI jährlich im April veranstaltet. Im Rahmen des „FernsehKrimi-Festival“ sind gerne deutsche Fernsehstars in der Landeshauptstadt zu Gast. Ein weiterer Höhepunkt ist die Homonale, das Schwullesbische Filmfest. Die denkmalgeschützte Filmbühne wurde 1926 als Stummfilmtheater im neogotischen Stil erbaut. Das kommunale Kino erstrahlt seit dem Umbau 1999/2000 in prachtvollem Glanz: elegant in Schwarz der große Saal, goldene Dekors und eine geschwungene Wellendecke inklusive. Europäisches Kino, der deutsche Film und die Filmgeschichte werden hier ebenso gepflegt wie internationale Arthouse-Produktionen, Dokumentarfilme, Kinderfilme und Kurzfilme. Für so viel Programmsorgfalt gab’s schon jede Menge Preise, etwa den Hessischen Filmkunstpreis oder den Kinopreis des Kinematheksverbundes. Caligari, Wiesbaden Das prächtigste Lichtspielhaus der Region ist nach dem expressionistischen Stummfilmklassiker benannt. Theaterleiterin Claudia Steigert und ihr Team setzen auf Festivals. 44 45 FRM 02 I 12 // Entdeckungen 4 Valentin, Frankfurt Höchst Von einer Medienwerkstatt initiative auf einem ehemaligen Kasernengelände zum Geheimtipp. Das Kino verdankt seine Existenz dem Idealismus der Gründer um Holger Ziegler Preisverdächtig ist auch der Idealismus der Gründer des Filmtheaters Valentin in Frankfurt-Höchst. Seit August 2012 spielt das Valentin für eine Übergangszeit im Bolongaropalast. Programmdirektor Holger Ziegler erinnert sich an die Anfänge in der McNair-Kaserne: „1994 eröffnete die Medienwerkstattinitiative MEWI im ehemaligen Kino- und Theatersaal der amerikanischen Truppen ein Programmkino. Schon beim Einzug wussten wir, dass in Kürze ein riesiges Multiplex-Kino in der Nachbarschaft eröffnen würde.“ Doch die Kinoidealisten, zu denen Ziegler ab 1995 gehörte, ließen sich davon nicht einschüchtern. Sie nutzten den direkten Draht zur Nachbarschaft, um ein Stadtteilkino aufzubauen, das auch als filmkulturelles Zentrum aus der Szene nicht mehr wegzudenken ist. „Unsere Stärke ist die direkte Nähe zum Publikum. Wir können auf die Menschen zugehen und erfahren, was sie bewegt.“ Sehr viel Einsatz und Engagement seien jedoch nötig, um den Spagat zwischen Programmanspruch und Finanzierung zu schaffen. Da greift auch schon mal Zieglers Frau, Barbara Mollekopf, zu Nadel und Faden, um eigenhändig Sesselbezüge zu nähen. Gäbe es einmal gar keine finanziellen Zwänge, würde Ziegler am liebsten ein Stummfilmfestival veranstalten. Bis es so weit ist, lockt er sein Publikum mit so mancher ungewöhnlichen Neuentdeckung ins Haus. Sein Fazit: „Film als Fastfood? Nicht mit uns!“ Film UND Fastfood bietet eine ganz besondere Kinoattraktion des Rhein-Main- Gebiets: das Autokino Gravenbruch bei Neu-Isenburg. Im März 1960 wurde das älteste noch existierende Autokino Europas nach amerikanischem Vorbild gegründet. „Wir waren die Ersten in Deutschland, die Hamburger und Cheeseburger zu den Filmen servierten“, sagt Theaterleiter Heiko Desch. Bis heute kommen manche Besucher allein für das gute Essen in das originalgetreu hergerichtete American Diner. „Unsere Burger werden mit einer geheimen Rezeptur gewürzt, die ich alle 14 Tage persönlich herstelle“, verrät Desch. Klingt lecker, aber natürlich lohnt es sich auch, mit dem Auto vor der riesigen Leinwand (540 m2) zu parken und eingepackt in die eigene Kuscheldecke bei Superhelden- und Actionstreifen mitzufiebern. Und zwar ganzjährig. Für Desch bedeutet das Einsatz am Limit: „Keine Wochenenden, nur einen Abend in der Woche frei – und trotzdem habe ich meinen Traumjob gefunden.“ 46 47 FRM 02 I 12 \\ 5 F2 1 3 1 Au t o k i n o G r av e n b r u c h 50°3‘23.34“N 8 °4 4 ‘ 5 0 . 3 6 “ E 2 Ha r m o n i e 5 0°6‘1 2.08“N 8 °4 1 ‘ 2 7. 1 3 “ E 3 Ca s i n o 49°5 8‘28 . 36“N 9 ° 8 ‘ 5 7. 9 3 “ E 4 Ca l i ga r i F i l m b ü h n e 5 0 °4 ‘ 5 5 . 7 1 “ N 8 ° 1 4 ‘ 3 7. 2 5 “ E 5 f i l m t h e at e r v a l e n t i n 5 0 ° 6 ‘4 . 6 5 “ N 8°33‘10.27“E // Events 1 5 0°6‘1 2.0 6“N 8 °4 0 ‘ 2 5 . 7 5 “ E 1 F Schwarze Romantik Die dunkle Seite einer Epoche: Erstmals in Deutschland widmet sich eine Ausstellung diesem Thema > Von der dunklen Seite der sehnsuchtsvoll-schwärmerischen Epoche, die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ganz Europa er- und satanischen Visionen. Schon mit dem ersten Schritt wird der fasste und in Form des Symbolismus und Surrealismus bis ins Besucher Zuschauer eines bedrückend-rasenden Spektakels: Auf 20. Jahrhundert zu spüren war, zeugen 200 Gemälde, Skulptu- der Brust der schlafenden Frauengestalt, die sich in dramatisch- ren, Grafiken, Fotografien und Filme. Das viel zitierte Gemälde elegischer Pose über das Kopfende des Betts reckt, sitzt Johann Füsslis bildet somit nur den Auftakt für den Wettstreit von Licht Heinrich Füsslis „Nachtmahr“ mit feistem Gesicht; beobachtet und Finsternis: In „Der Flug der Hexen“ oder den Kannibalen- von einem Pferd mit geweiteten Nüstern und irrem Blick. Tod, Dä- Darstellungen aus Besançon verwischt der spanische Künstler monen, Leidenschaft – die große Sonderausstellung „Schwarze Francisco de Goya die Nahtlinie zwischen Imaginärem und Romantik. Von Goya bis Max Ernst“ des Frankfurter Städels führt Realem; Katastrophenmaler Samuel Colman präsentiert mit „Vor die Besucher auf Abwege der menschlichen Seele. dem Weltuntergang“ Höllenexplosion und Sintflut in einem. Salvador Dalí Ballerina als Totenkopf 1932 (eher 1939) 48 49 FRM 02 I 12 © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Willkommen im Traumtheater. Hereinspaziert in die Welt der Märchen und Mythen, der entfesselten Ekstase © Museo Nacional del Prado, Madrid von Christina Pfänder Francisco de Goya Flug der Hexen 1797/98 Events Samuel Colman Vor dem Weltuntergang 1836–1838 © VG Bild-Kunst, Bonn 2012 Brooklyn Museum, Bequest of Laura L. Barnes // Edvard Munch Vampir 1916–1918 Zum Tiefpunkt der abgründigen Bildwelten taucht der Belgier Landschaftsgärten und Literatur machen von 2012 bis 2014 die Antoine Joseph Wiertz mit seiner Kindsmörderin. Mit dem ver- historische Epoche erfahrbar und begreifen sie als fortdauern- stümmelten, toten Säugling auf dem Schoß lächelt die Frau skur- de Anregung bis in die Gegenwart. Dabei wird eines deutlich: ril ins Leere – Wahnsinn. Nicht nur die Brüder Grimm und ihre „Kinder- und Hausmär- Faust – Eine deutsche Volkssage 1926, Filmstill Johann Heinrich Füssli Der Nachtmahr 1790/91 50 51 FRM 02 I 12 © Frankfurter Goethe-Haus – Freies Deutsches Hochstift Friedrich Wilhelm Murnau Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung chen“, die in diesem Jahr ihren 200. Geburtstag feiern, sind unDie Schauerromantik wirft ein dunkles Bild auf das Licht der Auf- trennbar mit der Region verbunden. Auch Clemens und Bettine klärung: Das Vertrauen in Fortschritt und Vernunft kam Ende Brentano, Achim von Arnim, Karoline von Günderrode, Fried- des 18. Jahrhunderts jäh ins Straucheln, blutiger Terror und Krie- rich Hölderlin, Felix Mendelssohn Bartholdy, Philipp Veit, ge brachten Leid und den Zerfall gesellschaftlicher Ordnungen in Eduard Steinle und Philipp Fohr lebten und wirkten an Main weiten Teilen Europas. Als sich die „Dialektik der Aufklärung“ und Rhein. offenbarte, widmeten sich junge Literaten und Künstler verstärkt der Kehrseite der Vernunft: dem Schrecklichen und Gro- „Stand die Wiege der Romantik in Jena, Berlin und Heidelberg, tesken. Mehr als ein Jahrhundert später schöpften auch die Sur- so war die Rhein-Main-Region ihr Labor“, sagt Albrecht von realisten aus dem Reservoir des Unbewussten ihre Bildwelten Kalnein, Geschäftsführer des Kulturfonds. Dementsprechend und feierten den Sieg der Fantasie über die „faktische Welt“. Der vielfältig sind die Kooperationspartner, die unterschiedlichste Kunsthistoriker Carl Einstein sah in den Surrealisten gar die „ro- Impulse setzen: Die Alte Oper in Frankfurt wandelt mit Liedzyk- mantische Generation“. Im Städel ist das Nachbeben der Epoche len und großem Orchester auf den Spuren der Epoche; histori- unter anderem mit Waldbildern von Max Ernst präsent. sche Gärten und Parks bieten „Rheinromantik. Mainromantik“. Handschriften der Romantik werden unter anderem in Hanau, Realisiert wird die Ausstellung – die noch bis zum 20. Januar Wiesbaden und Hofheim am Taunus von zeitgenössischen Auto- 2013 zu sehen ist – auf Initiative des Kulturfonds Frankfurt ren neu gelesen. Wem es nach all der Idylle dann doch eher zum RheinMain im Rahmen seines Schwerpunktthemas „Impuls Gruseln ist, findet das Seine im Städel: Dort warten bekannter- Romantik“. Projekte im Bereich der bildenden Kunst, Musik, maßen die dunklen Energien. \\ // Menschen „Ich habe über 2000 Fotos gemacht. Die brauche ich für meine Artikel, meinen Blog und meine Freunde in Kolumbien.“ Neu-Anspach Wiesbaden Geisenheim Flörsheim „FRM ist dynamisch und unterschiedlich, aber alles in Harmonie.“ Ibeth Lizeth Borbon Bolivar, Kolumbien Bad Homburg Frankfurt Kelsterbach Darmstadt Jun Ma, China Xplore 19 junge Medienleute aus 15 Ländern waren 10 Tage lang in FrankfurtRheinMain unterwegs. Sie kamen als Entdecker und gingen als Botschafter. Das Projekt Xplore FrankfurtRheinMain „Karikaturenmuseum – ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt. FRM ist ein Kulturzentrum.“ Reka Klementisz, Ungarn von Martin Orth (text) Und Jonas Ratermann (Fotos) „Ich habe als Kind immer vom Weltraum geträumt. Jetzt konnte ich bei ESOC in Darmstadt Menschen kennenlernen, die die europäische Raumfahrt steuern.“ Christoph Patrick Friesen Funk, Paraguay „So ein Museumsuferfest oder eine Nacht der Museen müsste man auch in Minsk machen.“ Yanina Siadzelnik, Belarus „Die Saalburg, EZB-Chef Draghi, italienische Restaurants – FRM bietet viele Anknüpfungspunkte zu Italien.“ Mauro Brusa, Italien 52 53 FRM 02 I 12 // Menschen „Ich habe noch nie so viele Wolkenkratzer und zugleich so viele historische Gebäude an einem Ort gesehen.“ Svetlana Ryashina, Russland „Auf engstem Raum gibt es alles – und es wird noch das kulturelle Erbe bewahrt.“ „Am ersten Tag war ich enttäuscht – nur Hochhäuser und schwarze Anzüge. Jetzt weiß ich: Es gibt viel, viel mehr...“ Liudmila Corlateanu, Moldawien Kofi Akpabli, Ghana „Frankfurt ist das Sao Paulo Deutschlands – da passiert alles. Trotzdem ist man schnell woanders.“ Bruna Passos Amaral, Brasilien „Die Frankfurter, auch wenn sie nicht hier geboren sind, sagen ‚Meine Heimat‘, und sind stolz auf die Stadt.“ Arina Popova, Russland 54 55 „Hier wird aus jeder Kleinigkeit etwas gemacht. Die Menschen wissen sich zu verkaufen.“ Raluca Nelepcu, Rumänien „Ich kannte Occupy nur von New York. Das Camp hier hat mich überrascht.“ Ioanna Fotiadi, Griechenland FRM 02 I 12 // Menschen „Ein Miteinander der Gegensätze: Raum fahrt und Weinanbau, Wolkenkratzer und Hessenpark.“ Igor Karnaukhov, Russland „In Frankfurt spielt die Nationalität der Menschen keine Rolle. Das gefällt mir. Auch ich habe gemischtes Blut.“ Mladen Ilickovic, Kroatien „Früher habe ich nur den Flughafen genutzt. Jetzt weiß ich, dass man hier angenehm leben kann.“ Gulmira Shandybajewa, Kasachstan „Ich habe mein Herz in FRM verloren.“ Nina Groznykh, Russland > „In den nächsten fünf Minuten wird ein Banker in Business, Skyline und Kälte – mit diesen Klischees im Kopf wa- die Mittagspause gehen, ein Dönerladenbesitzer sei- ren sie hierhergekommen. Mit neuen Eindrücken von Weltoffen- nen 43. Kunden heute mit türkischem Fast Food versorgen, ein heit und Wärme (zu der Zeit lagen auch die Temperaturen in Hotelbesitzer ein paar japanische Touristen empfangen, ein FrankfurtRheinMain bei weit über 30 Grad Celsius), Kreativität Drogenabhängiger wird sich Heroin spritzen, ein Pärchen ein und Innovation verabschiedeten sie sich. Die jungen Journalisten Schloss als Symbol ihrer Liebe an der Main-Brücke befestigen“, kamen als Entdecker und gingen als Botschafter. schreibt Raluca Nelepcu aus Rumänien. „Wer nur die berühmten Wolkenkratzer sieht, bemerkt die Codes nicht, womit er die glo- Jeder von ihnen hat etwas Besonderes für sich mitgenommen. bale Metropole entziffern kann“, resümiert Reka Klementisz Yanina aus Belarus gefiel das Museumsuferfest am besten. „Das aus Ungarn. Impressionen zweier Nachwuchsjournalisten, die müsste man doch auch in Minsk machen.“ Jun aus China schrieb Ende August 2012 zu Besuch in FrankfurtRheinMain waren. gar ein Gedicht über FRM für die „1st Chinese Poems Competi Zum zweiten Mal hatte „FrankfurtRheinMain – Verein zur För- tion“. Kofi aus Ghana war vom Hessenpark verzaubert. „Hast du derung der Standortentwicklung“ junge Journalisten eingela- jemals von einem alten Dorf geträumt, wo die Häuser, die Berufe, den, die Region zu erkunden und in ihren Heimatmedien darü- die Mode, die Liebe zu alten Dingen, wo alles zur Schau gestellt ber zu berichten. Dieses Jahr lautete die Überschrift des Pro- wird, so wie es vor 500 Jahren einmal war? Dieses Dorf gibt es jekts: „Entdecke eines der dynamischsten Drehkreuze Europas.“ tatsächlich. Im Hessenpark.“ Und Ioanna aus Griechenland entdeckte in der Stadt der Europäischen Zentralbank ein Bild hinter 19 jungen Journalisten kamen aus 15 Ländern. Innerhalb von dem der griechischen TV-Bildschirme: „Bunt, offen, vielfältig zehn Tagen bereisten sie die Region, machten eine Weinprobe und international.“ in Geisenheim, besuchten die European Space Agency in Darmstadt, fuhren ein Brennstoffzellen-Auto bei Opel und Xplore ist mit der Abreise der Teilnehmer nicht zu Ende. Mehr erkundeten den Regionalpark mit dem Fahrrad. Banken und unter www.xplore-frankfurtrheinmain.de. 56 57 FRM 02 I 12 \\ „Ich war schon mal hier, aber es gibt immer Überraschungen, immer etwas Neues.“ Yan Cheng, China „Das Frankfurter Bahnhofsviertel hat mir gefallen. Es kam mir sogar sicherer vor als der Bahnhof.“ Simona Drevensek, Slowenien // FRM Vorschau Ausgabe 01 picture alliance / J.W.Alker FRÜHJahr 2013 Ausländische Investoren Ausländischer Investoren sind in FrankfurtRheinMain sehr präsent. Wer sind die großen Player? Welche Erfahrungen haben sie gemacht? FRM Nachlese // Die Titelstory der 1/2012 lautete Exzellenz „Wie Hollywood nach FRM kam“ und schilderte die Oscar-Verlei1 1 F Objekt der Begierde Erneuerbare Energien und Versorgungssicherheit sind das Thema der Stunde. Wie weit ist die Region FrankfurtRheinMain? FRM 01 I 12 drauf. Pixomondo erhielt einen Emmy für die besten visuellen Effekte in der britischen TV-Serie „Game of Thrones“. Der Emmy ist der wichtigste Fernsehpreis der USA. Damit gehört // netzwerke Mainova den Besten der Welt. +++ Ein 40 Finanzplatz FRM ausländische Banken unterhalten Repräsentanzen in FRM 150 weiteres Thema der vergangenen Auslandsbanken sind in FRM geschäftlich aktiv FrankfurtRheinMain spielt in der Champions League der Finanzwelt – und berät aufstrebende Finanzzentren weltweit Von Tim Kanning und marTin gorKa (illusTraTion) 9 Ausgabe war der „Finanzplatz 28 29 18 14 38 10 27 37 > 33 22 5 21 30 4 26 23 32 36 16 11 35 2 34 15 20 8 13 6 12 39 25 Hauptstadt. Über das Thema spricht auch Väth besonders gerne. Denn er ist Geschäftsführer von Franfurt Main Finance, dem Standortmarketing-Verein, zu dem sich 2008 die führenden sen haben. 7 Der Finanzplatz Frankfurt wirkt wie ein Magnet auf Banken 31 // ration mit Moskau ganz oben auf die Agenda gesetzt. Ende Januar 3 ministeriums dann eine offizielle Übereinkunft dazu unterzeichnet. Und so ging Väth nicht irgendwo unter im Konferenzprogramm, sondern durfte den versammelten Finanzprofis in Moskau den Finanzplatz Frankfurt gleich als Erstes vorstellen. 40 Milliarden US-Dollar will die russische Regierung in den nächsten Jahren in den Ausbau der Hauptstadt investieren. Die Stadtfläche soll mehr als verdoppelt werden. Den Ausbau der Stadt zu einem international bedeutenden Finanzzentrum haben die beiden ersten Männer im Staat, Wladimir Putin und 20 21 FRM erlesen Wenn zwei sich finden, wird die Welt eine andere. Doch was passiert einige Jahrzehnte später? Das ist das Thema des neuen Romans von Bodo Kirchhoff. Vila und Renz, beide fürs Fernsehen tätig, sind ein Paar im Takt der Zeit. Erwachsene Tochter, Wohnung in Frankfurt und Sommerhaus in Italien. Sie stehen voll im Leben. Nach außen er- Bodo Kirchhoff, Die Liebe in groben Zügen, Frankfurter Verlagsanstalt, 28,– € folgreich, nach innen ein Paar – bis zu 1 Ägypten: misr Bank 2 Aserbaidschan: The international Bank of azerbaijan republic 3 Aus- tralien: australia and new Zealand Banking group 4 Belarus: Belarusbank 5 Belgien: Euroclear Bank | The Bank of new York mellon 6 Bermuda: Frankfurter Fondsbank 7 Brasilien: Banco do Brasil | Banco itaú 8 China: agricultural Bank of China | Bank of China | Bank of Communications | China Construction Bank | industrial and Commercial Bank of China | People‘s Bank of China 9 Finnland: nordea Bank 10 Frankreich: attijariwafa Bank | Banque CiC | Banque Fédérative du Crédit mutuel | Banque Psa Finance | Banque regionale de l‘ouest | Banque scalbert-dupont | Banque Transatlantique | BnP Paribas Equities France | BnP Pari- Frm 01 i 12 bas | BnP Paribas securities services | Bonnasse lyonnaise de Banque | Crédit agricole Cheuvreux | Crédit agricole Corporate and investment Bank deutschland | Crédit industriel de l‘ouest | Crédit industriel de normandie | Crédit industriel et Commercial de Paris | Crédit mutuel Banque de l‘Economie du Commerce et de la monétique | Exane | gE Corporate Finance Bank | Kepler Capital markets | lyonnaise de Banque | natixis | newedge group | onVista Bank | société Bordelaise de Crédit industriel et Commerical | société générale 11 Griechenland: agricultural Bank of greece | First international Bank 12 Indien: state Bank of india 13 Iran: Bank sepah-iran 14 Irland: Bank of ireland | depfa Bank | Elavon Financial services | merrill lynch international Bank | Wells Fargo Bank mediobanca 17 Japan: Honda Bank | mCE Bank | nomura Bank | The Bank of Japan 18 Kanada: maple Bank 19 Katar: doha Bank 20 Rep. Korea: shinhan Bank | The Bank of Korea | The Korea development Bank 21 Luxemburg: Bgl BnP Paribas | moventum | north Channel Bank | Pictet & Cie | WH selfinvest 22 Niederlande: aBn amro Bank | aBn amro Clearing Bank | Bank sarasin | Bethmann Bank | Coöperatieve Centrale raiffeisen-Boerenleenbank | Credit Europe Bank | FgH Bank | HKB Bank | ing asset management | ing-diBa | Kas Bank | niBC Bank | robeco deutschland | The royal Bank of scotland | Triodos Bank 23 Österreich: absolute VTB Bank | Western union international Bank 24 Pakistan: national Bank of Pakistan | 25 Philippinen: asian development Bank 26 Polen: XTrade Brokers dom maklerski 27 Portugal: Banco itaú BBa international | Caixa Económica montepio geral 28 Russische Föderation: sberbank | Vnesheconombank | VTB Bank 29 Schweden: sEB | skandinaviska Enskilda Banken | svenska Handelsbanken 30 Schweiz: Bank Julius Bär | Credit suisse | mainFirst Bank | sECB swiss Euro Clearing Bank | uBs 31 Singapur: FCB Firmen-Credit Bank 32 Slowenien: lHB internationale Handelsbank 33 Spanien: Banco Bilbao Vizcaya argentaria | Banco Pastor | Banco santander | Confederacion tional | greenhill & Co. | gries & Heissel | Henderson global investors | Houlihan lokey | iCaP securities | iCiCi Bank | Jefferies international | J.P. morgan international Bank | J.P. morgan securities | Knight ties | Pricoa Capital group | Putnam investments | rBs | russell implementation services | russell in- ternational | Worldspreads | Xchanging Transaction Bank 39 Vietnam: VietinBank Espanola de Cajas de ahorros | nCg Banco | unicaja 34 Tadschikistan: orienbank 35 Türkei: akbank | an Capital Financial services | F&C management | Fil investments international | Franklin Templeton isbank | oyak anker Bank | Türkiye Cumhuriyet mer- investment management | goldman sachs interna- len Verflechtungen. Frankfurt Capital Europe | Korea Exchange Bank | legg mason investments | macquarie Capital | mFs international | mHB-Bank | morgan stanley Bank | otkritie securi- vestments limited | schroder & Co. | shinsei international | standard Chartered Bank | The royal Bank of scotland | Threadneedle Portfolio services | Tullett Prebon | uBs | Wellington management in- daiwa Capital markets | Europe arab Bank | Europe- nal | raiffeisen international Fund advisory | superfund asset management | VakifBank international | Quelle: deutsche Bundesbank/stand: 31.12.2011 Main Finance, eine Initiative des rationen, hat nun eine Datenbank installiert, in die sich alle Unternehmen des Finanzplatzes kostenlos eintragen können, um international neue Geschäftspartner zu finden. Inländische und ausländische Interessenten finden die Daten unter www.fcm.frankfurt-main-finance.com Verlag Frankfurter Societäts-Medien GmbH, Tel.: (069) 75 01-0, Geschäftsführer: Hans Homrighausen Anschrift von Verlag und Redaktion Frankenallee 71–81, 60327 Frankfurt am Main, zugleich auch ladungsfähige Anschrift für alle im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten Redaktion Chefredakteur: Peter Hintereder, Martin Orth (CvD), Janet Schayan, Julia Söhngen (Pocket-Guide) Tel.: (069) 75 01-43 52, Fax (069) 75 01-43 61 rhein-main-TV Der Regionalsender berichtet live von Events und Entwicklungen – direkt und ungeschminkt Distribution Klaus Hofmann, Tel. (069) 75 01-42 74, Fax (069) 75 01-45 02 Also: Wer mehr über Bodo Kirchhoff und Hinweise FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain erscheint zweimal jährlich. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des Verlags. Printed in Germany, Copyright © by Frankfurter Societäts-Medien GmbH 2012. Das Papier der Zeitschrift ist umweltfreundlich. Es wurde unter Verwendung von chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt. Frankfurt erfahren möchte… Titelbild Jonas Ratermann FRM 02 I 12 Das Metropolmagazin erzählt Geschichten aus der Region – überraschend und überzeugend Herausgeber FRM – Das Magazin über die Metropolregion FrankfurtRheinMain wird realisiert von der FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the Region in Zusammenarbeit mit Societäts-Medien, Frankfurt am Main. Für die FrankfurtRheinMain GmbH: Dr. Hartmut Schwesinger Produktion Kerim Demir und hat ein Haus am Gardasee. Parallelen? Print-Ausgabe IMPRESSUM Art-Direktion Martin Gorka wachsene Kinder, lebt in Sachsenhausen www. Finanzplatzes Frankfurt zur Stärkung internationaler Koope- anderen zu lieben beginnt. Der schreibt auch fürs Fernsehen, hat zwei er- Bank | gmaC Bank | goldman sachs | J.P. morgan | managers | aviva investors global services | Bank leumi | Bank of Beirut | Bankhaus main | Barclays Bank | Blackrock investment management | Close Brothers seydler Bank | Corealcredit Bank | Credit suisse securities | Cushman & Wakefield investors | Portfolio management | denizBank | investkredit Bank | Jung, dms & Cie. | raiffeisen Bank internatio- dem Augenblick, in dem Vila einen Frankfurter Erfolgsautor Bodo Kirchhoff kez Bankasi | Ziraat Bank international 36 Ungarn: FHB Kereskedelmi Bank | oTP Bank nyrt 37 Vereinigte Staaten: Bank of america | Citibank n.a. in new York | Citigroup global markets | gE Capital JPmorgan Chase Bank | morgan stanley Bank | The Bank of new York mellon 38 Vereinigtes Königreich: aBC international Bank | aberdeen asset international 15 Israel: Bank Hapoalim | Bank leumi le-israel | mizrahi Tefahot Bank 16 Italien: Banca monte dei Paschi di siena | intesa sanpaolo | Das Webportal bietet Zugang zu einer neuen FRM-Welt – explorativ und innovativ FRM“ mit seinen internationa- 19 bul, mal in Mumbai, oft ist er in letzter Zeit in Moskau. haben Vertreter des deutschen und des russischen Wirtschafts- Zwischen Rhein, Main und Odenwald liegt ein prosperierender Wirtschaftsund Lebensraum. Was macht den Kreis so reizvoll? 17 24 1 Hubertus Väth kommt viel herum. Mal ist er in Istan- So zum Beispiel Anfang März, als eine ganze Konferenz zu einem der Lieblingsthemen der Stadt organisiert wurde: dem Aufbau eines international führenden Finanzzentrums in der russischen Von Anfang an hat Präsidiumssprecher Lutz Raettig eine Koope- Kreis GroSS-Gerau www.frankfurt-rhein-main.net Pixomondo in den beiden wichtigsten Filmbranchen zu Banken, die Börse, das Land und die Stadt zusammengeschlos- picture alliance / Arco Images GmbH wood-Films „Hugo Cabret“. Im von ChRIstIan sälzeR (text), Jonas RateRMann und tIM WegneR/laIF (Fotos) September setzte das Frankfurter Unternehmen noch einen Grüne Energie 58 59 tale Postproduktion des Holly- Pixomondo wurde in Pfungstadt gegründet, ist Marktführer in der digitalen Postproduktion, heute auf drei Kontinenten vertreten und seit Februar 2012 glorreicher Oscar-Gewinner. Ein Ortsbesuch in Frankfurt Der erste Oscar mit maßgeblicher Beteiligung aus FRM ging an Pixomondo 12 13 hung an Pixomondo für die digi- Die Oscar schmieDe 5 0 ° 6 ‘4 4 . 7 0 “ N 8 ° 4 3 ‘ 7. 3 6 “ E im Netz, TV und als Magazin FrankfurtRheinMain steht weltweit für Internationalität, Dynamik und Veränderung. Was ist das Besondere an FrankfurtRheinMain? „FRM“ präsentiert Neues, lässt Bekanntes in neuem Licht erscheinen und lenkt das Augenmerk auf Details, die Aufmerksamkeit verdienen. www.kia.de Einer unserer Besten. Der Kia Sportage FIFA World CupTM Edition. Klare Formensprache, herausragendes Design. Mit exklusiver Ausstattung, attraktiver 0 % Finanzierung** und der einzigartigen 7-Jahre-Kia-Herstellergarantie*. Und: Weitere FIFA Sondermodelle stehen schon f r Sie bereit. Jetzt einwechseln. mobile.kia.de www.facebook.com/kiadeutschland Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert 8,4 6,1; innerorts 10,8 7,2; au erorts 7,0 5,7. CO2-Emission: kombiniert 200 158 g/km; Energie-Effizienzklasse: E (2.0 AWD/2.0 AWD AT); D (2.0 CRDi 184 AWD AT); C (2.0 CRDi AWD 184). Nach Richtlinie 1999/94 EG. Abbildung zeigt Sonderausstattung. * Max. 150.000 km. Gem den g ltigen Garantiebedingungen. Einzelheiten erfahren Sie bei Ihrem Kia Vertragsh ndler. ** Finanzierungsbeispiel f r den Kia Sportage 2.0 CVVT AWD. Unverbindliche Preisempfehlung der Kia Motors Deutschland GmbH: 30.050, zzgl. berf hrungskosten. Anzahlung 7.512,50; Nettodarlehensbetrag 22.537,50; Laufzeit 48 Monate; 1. Rate 102,58; 46 Raten 123, ; Schlussrate 16.776,92; effektiver Jahreszins 0,00 %; gebundener Sollzins 0,000 % p. a.; Gesamtbetrag 22.537,50; Bearbeitungsgeb hr 0,00. Ein Finanzierungsangebot der Kia Motors Finance, ein Service-Center der Santander Consumer Bank AG, Santander-Platz 1, 41061 M nchengladbach. Bonit t vorausgesetzt. Repr sentatives Beispiel: Vorstehende Angaben stellen zugleich das 2/3-Angebot gem. 6a Abs. 3 PAngV dar. 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