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Ausgabe 4 – August 2008 Der Brancheninformationsdienst der Filmstiftung NRW Interview Rückblick Gerd Ruge zum 80. Internationaler Filmkongress Setbericht Schwerpunkt Filmmusik Vorstadtkrokodile 1 Auf der Location-Seite des Newsletter finden Sie in jedem Heft einen bebilderten Gruß aus der Region. Location-Scouts aus NRW wählen die Motive aus. Alle Bilder und noch viele weitere most wanted Tel. (0700) 75747372; [email protected] finden Sie auch in der Datenbank www.locationnrw.de. Sandra Stromeyer Mobil: 0178-5593317. [email protected] Tobias Roelin, Tel. (0201) 492826, Mobil 0172-5324331; [email protected] Realisierte Filme (Auswahl): „Der zehnte Sommer“, „Vorstadtkrokodile“ (1977 u. 2008), „Mein Führer“ Pia Esten Mobil: 0178-5417906 [email protected] Treffer in der Motivdatenbank:115 Kontakte Kevelaer Ruth Keuken, Tel. (02832) 95370; [email protected] Grüße vom Niederrhein Viersen Axel Greuvers, Tel. (02162) 101463; [email protected] Nettetal Christoph Kamps, Tel. (02153) 8988002; [email protected] ZeitRaumRechercheLocation Tel. (0177) 8223742; [email protected] 2 newsletter 4/2008 Udo Wüllenweber, Tel. (0211) 15770474 [email protected] – Location Inhalt Schwerpunkt: Filmmusik 4 Meldungen Branche, Kinos, Festivals, Preise Der Klang der Bilder 10 Der Internationale Filmkongress Rückblick auf die Diskussionen und Veranstaltungen 14 Auf dem Sprung Die Seite für den Filmnachwuchs 16 „Ein bisschen Vernunft, das wär´s“ Interview Gerd Ruge 17 MEDIA Schwerpunkt: Filmmusik m nächsten Jahr etwas mehr in der Kasse“, versprach NRW-Minister Andreas Krautscheid der Filmstiftung NRW auf ihrem moving.nrwEmpfang im Juni in der Flora. Wie viel das sein wird? Noch sind keine konkreten Zahlen bekannt, aber schon das Signal ist wichtig für das Filmland NRW und die Menschen, die hier für den Film arbeiten. Dazu gehören auch die Filmkomponisten, deren Arbeit wir dieses Mal den Schwerpunkt des Newsletter widmen. „Gute Filmmusik hört man nicht“, heißt es oft, und das ist natürlich kompletter Unsinn. Genauso gut könnte man sagen, nur ein Kameramann, dessen Bilder man nicht bemerkt, ist ein guter Kameramann. Das Gegenteil gilt: Wer seinen Kopf im Kino nicht an der Popcorn-Theke abgibt, freut sich an guten Einstellungen genauso wie an einem intelligenten Score, der die Bilder verstärkt, kontert oder einfach für sich sprechen lässt. Die Musik ist unverzichtbarer Teil des Mediums, nicht umsonst konnte schon der Stummfilm zwar gut auf Sprache verzichten, nicht aber auf den Mann am Klavier. Spricht man mit Komponisten, so nehmen sie – trotz der Versuche, ihre Honorare zu drücken – eine Aufwertung ihrer Arbeit in der Öffentlichkeit wahr. Ähnlich geht es übrigens in letzter Zeit auch anderen Key-Departments, wie etwa dem Schnitt. Für den hat die Kölner ifs gerade einen eigenen Studiengang „Editing“ aufgelegt, und für die Filmmusik verkündete die Neue Zürcher Zeitung jüngst sogar „Die Befreiung der Musik vom Film“ angesichts eines wachsenden Marktes an Soundtrack-Sammlern. Im aktuellen Heft reden wir mit den Filmkomponisten Joachim Dürbeck & René Dohmen, die in Saarbrücken für ihren Score zu „Selbstgespräche“ mit dem Max Ophüls-Preis ausgezeichnet wurden, und dem Deutschen Filmpreis-Sieger Ali N. Askin über ihr Berufsbild. In einem Gastbeitrag lenkt der Kölner Anwalt Stephan Benn den Blick auf die Tücken der Filmmusikrechte, und den Filmjournalisten und Filmmusikexperten Jörg Gerle haben wir gebeten, uns zwei Filmmusikkritiken deutscher Produktionen zu schreiben: Seine Auswahl mit „Der Schuh des Manitu“ und „Nichts als Gespenster“ könnte unterschiedlicher kaum sein, und doch steht für ihn die Musik in beiden Filmen für ge- I lungene Arbeiten der Komponisten Ralf Wengenmayr und Martin Todsharow. Eine Übersicht über die rege Szene in Nordrhein-Westfalen, ein Porträt des Bonner Filmmusik-Labels Normal Re- 18 Zwischen Künstler und Dienstleister Interview Joachim Dürbeck und René Dohmen 18 Die Qualität wird immer besser Interview Ali N. Askin 20 Nichts als Musik Zwei Filmmusikkritiken von Jörg Gerle 21 Die Lizenz zum Tönen Filmmusikrechte 22 Eine Frage der Zeit NRW-Orchester spielen Filmmusik 22 Hier spielt die Musik Die Filmmusikszene an Rhein und Ruhr 24 Gegen die Schallmauer Gastkommentar von Daniel Kothenschulte 25 Neues entdecken Das Bonner Soundtrack-Label Normal Records 26 Titel: „NoBody’s Perfect“ (Kinostart: 11. September). Foto: Ventura Film cords und ein Überblick über die Orchester im Land, die trotz Terminnot Filmmusik einspielen, runden den Schwerpunkt ab. Darüber hinaus bietet das Heft wieder die bewährten Informationen aus der und über die Branche in NRW mit Meldungen, aktuellen Dreharbeiten und einem vierseitigen Rückblick auf den diesjährigen Internationalen Filmkongress der Filmstiftung NRW. Außerdem waren wir zu Gast bei den Dreharbeiten zu „Vorstadtkrokodile“, besuchten das Kino Drehwerk 17/19 und befragten Gerd Ruge, Namensgeber des Gerd Ruge-Projekt-Stipendiums für junge Dokumentarfilmer, anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstags zu seiner Karriere, China und der Fernsehlandschaft im Wandel. 45 Plätze Glück Kinoporträt Drehwerk 17/19 26 Rückkehr in den Pott Setbesuch „Vorstadtkrokodile““ 28 Dreharbeiten in NRW 30 Mit besten Empfehlungen Neue Kinofilme der Filmstiftung NRW: „Sweet Mud“, „Beautiful Bitch“, NoBody´s Perfect“, „Finnischer Tango“, „Die Entdeckung der Currywurst“, „Dr. Aléman“, „Selbstgespräche“, „Mr. Average“ 9 Impressum Viel Vergnügen beim Lesen wünscht Schwerpunkt September-Heft: Rüdiger Bertram Chefredakteur Editorial – newsletter 4/2008 Frankreich 2008 ist das Frankreich-NRW-Jahr, in dessen Rahmen die Filmstiftung NRW das Filmland an Rhein und Ruhr im Oktober in Paris vorstellt. Der Newsletter nimmt die Veranstaltungen in der französischen Hauptstadt zum Anlass, in seiner September-Ausgabe nach 2006 erneut einen Frankreich-Schwerpunkt aufzulegen, der sich dieses Mal vor allem den ästhetischen Wechselwirkungen zwischen deutschen und französischen Filmemachern widmet. Ab dem 12. September ist das neue Heft online unter www.filmstiftung.de zu finden. 3 Neu: Eastart Pictures Mit Eastart Pictures gibt es in Köln eine neue Produktionsfirma, deren Profil die Entwicklung von Projekten mit osteuropäischem Bezug vorsieht. „Unsere Stoffe“, so Mitinhaberin und Produzentin Ewa Borowski, „spiegeln das Interesse an Geschichten zwischen den Kulturen wider.“ Die Firma, die Borowski gemeinsam mit dem Filmemacher Dennis Todorovic betreibt, hat zur Zeit drei Projekte in der Entwicklung. Die tragikomische und im Migrationsmilieu angesiedelte Familiengeschichte „Sascha“, die Todorovic nach eigenem, beim Kölner Drehbuchwettbewerb lobend erwähntem Buch im Sommer 2009 drehen will, erhielt jüngst eine Vorbereitungsförderung der Filmstiftung NRW, wäh- rend Autor Andreas Gäßler für das Spielfilmprojekt „Amselfeld“ bereits eine Drehbuchförderung erhalten hat. Im September wird Borowski das Projekt auf der Independent Film Week in New York vorstellen (siehe Seite 6). Noch in der Treatment-Phase befindet sich das dritte Projekt: Holger Borggrefes Kinderfilm „Eine Ziege namens Papa“. Ewa Borowski und Dennis Todorovic haben sich während ihres Studiums an der ifs internationale filmschule köln kennen gelernt, wo sie gemeinsam zwei Kurzfilme realisierten. Eastart Pictures, Tel. (0221) 25971586; [email protected] Ester.Reglin.Film Nachdem Roswitha Ester und Torsten Reglin bei der GFF Geißendörfer Film- und Fernsehproduktion gemeinsam die Abteilung Movie Development aufgebaut und dort u.a. als Producer André Erkaus „Selbstgespräche“ verantworteten, gründeten sie zu Jahresbeginn ihre eigene Firma. „Der Entschluss ist lange gereift“, so Torsten Reglin über den Wunsch, gemeinsam etwas Eigenes aufzubauen. Mit dem Schwung des aktuellen Stipendiums am AVGründerzentrum NRW geht die Ester.Reglin.Film Produktionsgesellschaft mbH mit Sitz in Köln die ersten Projekte an. Den Anfang soll die Realisierung von „Die Abseitsfalle“ machen. Béatrice Meier hat die Sozialkomödie rund um die geplante Schließung eines Konzernwerks im Ruhrgebiet im Rahmen des Autorenprogramms der ifs internationale filmschule köln entwickelt und wird sie mit André Erkau, der die Regie übernimmt, weiter ausbauen. Daneben entwickeln Ester.Reglin.Film mit dem Regisseur Iain Dilthey („Das Verlangen“) ebenso einen neuen Kinofilm wie mit dem Absolventen der ifs-Drehbuchklasse Ben Braeunlich. Erim Giresunlu schließlich, Absolvent der Kunsthochschule für Medien, will mit den beiden Produzenten seinen Debütfilm realisieren. Neben diesen tief in NRW verwurzelten Kinoprojekten seien außerdem Fernsehformate in der Planung, so Torsten Reglin. Ester.Reglin.Film, Tel. (0221) 16925195; [email protected] Virtuelle Besetzungscouch Mit DieBesetzungsCoach.de ist Mitte April eine neu entwickelte Schauspielerdatenbank online gegangen, die nutzergerecht nach den Anforderungen des Bundesverbandes Casting e.V. konzipiert wurde. Dank zahlreicher Optionen soll das Portal schnell und praktisch Schauspieler, Besetzer und Agenturen zusammen bringen. Die Vorteile der neuen Datenbank bestehen vor allem in der deutschlandweit umfangreichsten Kriteriensuche nach professionellen Schauspielern. Darüber hinaus sorgt die vorgesehene Eigeneditierung der entsprechenden Angaben für ein hohes Maß an Aktualität. Angeboten wird dieser praktische Service von der DieBesetzungsCoach GmbH, die derzeit am Stipendiatenprogramm des AV-Gründerzentrums NRW teilnimmt. Die drei Firmengründer bringen unterschiedliches Know-how mit ein: Besitzt Klaus Neumann den Hintergrund von Schauspiel und Medienmanagement, Schauspieler-Suchmaschine XXL, Foto: Screenshot kann Dana Cebulla viel Erfahrung im Bereich Casting und Christian Zineker im Bereich ITProjektleitung vorweisen. Gemeinsam mit zwei Angestellten realisieren sie das Projekt von Köln aus. DieBesetzungscouch.de, Tel. (0221) 16252570; [email protected] Firmengründer Roswitha Ester und Torsten Reglin, Foto: Ester.Reglin.Film Neu: Hupe Film Moderne und ungewöhnliche Filmprojekte mit jungen Regisseuren zu verwirklichen, für dieses Ziel gründeten Andreas Brauer, Martin Roelly und Erik Winker im April ihre neue Firma Hupe Film. Als Plattform für starke Ideen wollen die drei Produzenten, die eine enge Zusammenarbeit mit den Filmhochschulen anstreben, ein enges und professionelles Netzwerk für deren Umsetzung bieten. Erik Winkler schloss 2003 sein Aufbaustudium an der KHM ab und sammelte seitdem Erfahrungen im Dokumentarfilm, u.a. als Regieassistent bei Andres Vei- els „Die Spielwütigen“. Bis 2007 war er Producer bei der Kölner Lichtblick. Auch Martin Rolley studierte an der KHM und war danach als Produktionsleiter und Producer für Kurzfilme und Musikvideos tätig. Seit Oktober 2007 ist er außerdem Theaterleiter des Kölner Odeon-Kinos. Andreas Brauer schließlich absolvierte 2003 eine Weiterbildung zum Regieassistenten am Kölner Filmhaus und arbeitet seitdem als Regieassistent. Hupe Film, Tel. (0221) 27799971, [email protected] Bergsteigerdrama „Nordwand“ in Locarno: Benno Fürmann und Florian Lukas auf dem Gipfel des Mühlsturzhorns. Foto: Nadja Klier/Majestic Locarno: Die Alpen im Blick Starke NRW-Präsenz auf dem 61. Film Festival Locarno: Gleich acht geförderte Filme der Filmstiftung NRW erhielten eine Einladung in die Schweiz. Mit „Herbst“ von Özcan Alper und „33 Szenen aus dem Leben“ von Malgorzata Szumowska gehen gleich zwei Filme im Wettbewerb des Festivals, das vom 6. bis 16. August stattfindet, ins Rennen um die Leoparden. Vor beeindruckender Open-Air-Kulisse mit rund 1.000 Besuchern auf der Piazza sind das geförderte Bergsteigerdrama „Nordwand“ von Philipp Stölzl und Hannes Stöhrs Musikfilm „Berlin Calling“ zu sehen. In weiteren Reihen laufen Michel Houellebecqs „Die Möglichkeit einer Insel", die Dokumentationen „Stolperstein“ von Dörte Franke und „NoBody´s Perfect“ von Niko von Glasow sowie der Oscar-prämierte Kurzfilm „Auf der Strecke“ von Reto Caffi. Personalie Nobeo: Welcome Back André van Eijden ist neuer Geschäftsführer der Hürther TV-Dienstleisterin Nobeo GmbH. Er löst René Delwel ab, der seit Oktober 2007 als Interimsmanager die Geschäfte geführt hat. Van Eijden war bereits von 1996 bis 2004 Nobeo-Geschäftsführer. Damals firmierte das Unternehmen noch als 4 NOB Deutschland. Van Eijden wird unterstützt von Friedhelm Bixschlag, der als Leiter Account Management und Leiter Produktionsmanagement für das operative Geschäft verantwortlich zeichnet. Nobeo, Tel. (02233) 9690; [email protected] Jondral hoch drei Gleich drei Gründe zu feiern gibt es derzeit für die Kölner Firma Jondral Künstler-Management, die u.a. Bernd Herzsprung, Martin Semmelrogge, Peter Nottmeier und Liz Baffoe vertritt. Jondral feiert in diesem Som- newsletter 4/2008 – Meldungen mer nicht nur das zehnjährige Bestehen, sondern auch den Einzug in die neuen Räume in der Alten Schirmfabrik (Wilhelm-Mauser-Str.1416, 50827 Köln) sowie den Relaunch der Internetseite www.jondral.de. Jondral Künstler-Management, Tel. (0221) 78872610; [email protected] Workshop: Sprache und Doku Festival: Cologne 47elf Die Sprache und das Sprechen im Dokumentarfilm sind Thema eines Workshops, zu dem die Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW (dfi) vom 18. bis 20. September nach Köln einlädt. Im Filmforum NRW soll mit vielen Filmbeispielen die Verbindung von Wort und Bild vergegenwärtigt und Lücken in der praktischen wie theoretischen Auseinandersetzung geschlossen werden. „Dabei geht es nicht um eine erneute Bestätigung des gängigen Paradigmas: beobachtender Dokumentarfilm versus auktoriale Erzählhaltung. Im Mittelpunkt der dreitägigen Veranstaltung werden die vielfältigen Formen des Einsatzes von Sprache stehen mit dem erklärten Wunsch, die Eintönigkeit des Einsatzes von Kommentaren und der Authentizität heischenden ‚talking heads’ aufzubrechen“, vermeldet die dfi. Für die Praxis des dokumentarischen Arbeitens werden Anregungen, Neu-Sichtungen und Übungen im Hin-Hören präsentiert. Zu den Teilnehmern gehören u.a. Bettina Blümner („Prinzessinnenbad“), Christoph Hübner („Wandersplitter“), Karin Jurschick („Danach hätte es schön sein können“), Rainer Komers, Klaus Wildenhahn, Angélique Dubois und Susanne Schönberg (KHM). Anmeldeformulare für die Veranstaltung, die in Kooperation mit AG DOK, Haus des Dokumentarfilms und Filmbüro NW durchgeführt wird, sind ab Anfang August unter www.dokumentarfilminitiative.de abrufbar. dfi, Tel. (0208) 471934; [email protected] 28 Teams hatten sich angemeldet, um bei der dritten Ausgabe von Cologne 47elf mitzumachen. Die Teilnehmer bekamen 47 Stunden und elf Minuten Zeit, um jeweils einen Film nach festen Vorgaben zu drehen, die sie erst am Beginn der Deadline erfuhren. So lautete das Motto in diesem Jahr „Der letzte Zug“, außerdem mussten die Requisiten Nackenhörnchen, Wodkaflasche, Verbandskasten, Schwimmflügel und Luftpumpe in möglichst kreativer Form im Film auftauchen. Am 28. Juni wurden die Ergebnisse im Filmforum NRW dem Publikum präsentiert und die fünf Jurypreise vergeben. Als besten Beitrag und damit als Gewinner des „Silbernen Doms“ zeichnete die aus Mitgliedern der Kölner Film- und Fernsehszene bestehende Jury den Film „Akazienweg“ vom Team Gipsy Productions aus. Weitere Auszeichnungen gab es in den Kategorien „Die bewegendste Schweigeminute“, „Das spannendste Duell“, „Die schönste Bollywoodszene“ und „Der beste Gruselfilm“. Alle Filme können unter www.cologne47elf.de angeschaut werden. Bielefeld schämt sich: Wettbewerb „Schickt uns beschämende, schamlose oder schamhafte Filme“, fordert das Filmhaus Bielefeld die Filmemacher auf, denn „Scham“ ist das Thema des 19. Bielefelder Film- und Videowettbewerbs (Einsendeschluss: 15. 11.). Die Preise werden am 5. Dezember im Theaterlabor Bielefeld verliehen. Der Wettbewerb ist bundesweit ausgeschrieben und wird gefördert vom Ministerpräsidenten des Landes NRW. Veranstalter sind das WDR Studio Bielefeld und das Filmhaus. Alle weiteren Infos unter www.filmhaus-bielefeld.de. Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521) 177757; [email protected] Autorenwerkstatt im Filmhaus Die Nacht der FH im Medienhafen: kleine Geschichten über Düsseldorf. Foto: Filmwerkstatt Düsseldorf Düsseldorf: Freiluftkunst im Hafen Vom 1. bis zum 9. August veranstaltet die Filmwerkstatt Düsseldorf auf dem Uecker-Platz vor dem Medienzentrum in der Kaistraße ihre „7. Hafenlichtspiele“. Werkstatt-Leiter Heinz Holzapfel hat sich für die Open Air-Abende einen Countdown einfallen lassen. 80: Am 6. August wäre Andy Warhol 80 Jahre alt geworden. Ihm zu Ehren läuft in einer „Langen KunstNacht“ (06.08.) ein Spezial-Programm. 40: Vor 40 Jahren kam „Bullitt“ mit Steve McQueen in die Kinos. Peter Yates´ Action-Film mit seiner legendären Autoverfolgungsjagd ist am 8. August zu sehen. 24: In der „Nacht der FH Düsseldorf“ (07.08.) laufen als Uraufführung Kurzfilme von 24 Absolventen des Fachbereichs 2 der FH Düsseldorf. 1: Reto Caffi erhielt für seinen Kurzfilm „Auf der Strecke“ den Studenten-Oscar 2008. Der Film läuft am 4. August im „open.khm“-Programm der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM). Gestartet wird am 1. August mit der „Nacht der Filmstiftung NRW“. Dann läuft Jan Bonnys preisgekrönter Kurzfilm „Gegenüber“. Das vom Inter-media art institute Düsseldorf ausgewählte Kurzfilmvorprogramm des Abends ist der in diesem Jahr verstorbenen Medienkünstlerin Nan Hoover gewidmet. Hoover war von 1986 bis 1996 Professorin an der Kunstakademie Düsseldorf. Gefördert werden die Hafenlichtspiele von der Staatskanzlei NRW, dem Kulturamt der Stadt Düsseldorf und der Filmstiftung NRW. Der Eintritt ist frei. Das komplette Programm unter www.filmwerkd.de. Filmwerkstatt, Tel. (0211) 4080701; [email protected] dok you: Dokus von und für Kids Das Projekt dok you will Kinderfernsehen, Filmkultur und Filmbildung miteinander vernetzen. Dabei sollen erfahrene Filmemacher gemeinsam mit Kindern Dokumentarfilme entwikkeln und umsetzen. Zunächst dürfen 15 ausgewählte Schulen aus Nordrhein-Westfalen mitmachen und Workshops für Kinder im Alter von 10 bis 13 Jahren ausrichten, in denen sie mit Filmprofis Ideen für Dokumentarfilme entwikkeln. Eine Fachjury wird dann im März 2009 die spannendsten Stoffe auswählen, die im Anschluss von Filmemachern in Zusammenarbeit mit den Kindern realisiert werden. Für die fertigen Filme sind Fernsehausstrahlungen und Kinovorführungen sowie eine Zusammenstellung auf DVD geplant. Dok you wird initiiert von der Dokumentarfilminitiative im Filmbüro NW (dfi) und doxs!, der Kinderfilmsektion der Duisburger Filmwoche. Unterstützt wird das Projekt unter anderem von der Staatskanzlei des Landes NRW, der Filmstiftung NRW und dem WDR. Zudem wird es bei der Realisierung der Filme Kooperationen mit der ifs internationale filmschule köln, der Kunsthochschule für Medien sowie der FH Dortmund geben. dfi, Tel. (0208) 471934; [email protected] Highlights für den Herbst Am 6. und 7. August können sich Kinobetreidom. Die Veranstaltung ist die Fortsetzung der ber bei der Film-Messe Köln 2008 gründim letzten Jahr gestarteten „Indie-Film-Messe“. lich über das Filmangebot im zweiten Halbjahr Mehr Infos: www.mmmedia-kino.de. MMmedia, Tel.: (040) 675 991-17; informieren. An den beiden Tagen präsentieren [email protected] die wichtigsten deutschen Verleiher sowie der US-Verleiher Universal Pictures International zeitversetzt in verschiedenen Sälen des Kölner Cinedom die Höhepunkte aus ihrer herbstlichen Verleihstaffel. Auf dem Programm stehen 21 Filme, darunter etwa der ActionFilm „Wanted“, die Komödie „Geschichten vom Brandner Kaspar“ von Joseph Vilsmaier, das Drama „Grace is gone“ und einige Überraschungsfilme. Gleich am 6. August gibt es auch Gelegenheit, sich bei einem Get Together über das Programm auszutauschen. Ausrichter der Film-Messe sind im Auftrag der Verleiher die Agentur MMmedia und der Cine- John Cusack in „Grace is gone“, Foto: Central Film Verleih Bitte vormerken Programmprämien in Neuss Christine Diersing, Ron Kellermann, Arne Ludwig und Surk-ki Schrade sind die Dozenten einer Autorenwerkstatt, die das Kölner Filmhaus eröffnet. An zehn mal zwei Workshoptagen entwickeln die Teilnehmer über einen Zeitraum von elf Monaten ihre eingereichten Ideen über das Exposé zum professionellen, verkaufsreifen Treatment. Der erste Workshop findet vom 12. bis 14. September statt. Mehr Info: www.koelner-filmhaus.de. Kölner Filmhaus, Tel. (0221) 222710-52; [email protected] Premiere bei der Vergabe der Jahresfilmprogramm-Prämien der Filmstiftung NRW: Erstmals werden die Prämien an engagierte Kinobetreiber aus Nordrhein-Westfalen in Neuss vergeben, wo am 19. November prominente Paten aus der Filmbranche die Urkunden im Rheinischen Landestheater überreichen werden. Bis zur Verleihung bleibt die Höhe der einzelnen Prämien wie auch in den Vorjahren geheim. 2007 vergab die Filmstiftung insgesamt 397.000 Euro an 55 NRWKinos für ihr herausragendes Programmangebot. Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected] Bühne frei für die Programmprämien im Rheinischen Landestheater, Foto: Rheinisches Landestheater Neuss Meldungen – newsletter 4/2008 5 Christian Dorsch (Geschäftsführer German Films) mit Int. Einkäufern und Verkäufern, Simona Calcagni (Archibald Enterprise Film), Philipp Hoffmann (The Match Factory) und Ben Friedman (The Weinstein Company) Einkäufer aus Frankreich: Sarah Chazelle (Jour 2 Fete), Ines Prados und Idoia Serrano Azcona (beide Medula Films), Fotos: Filmstiftung NRW Network vergibt den Movie-Star Dokumentarfilm lernen bei Kubny Die Kölner Network Movie stiftet einen neuen Medienpreis. Der mit 10.000 Euro dotierte Network Movie-Star werde an herausragende Leistungen in den Bereichen Drehbuch, Regie oder Schauspiel gehen, so die Geschäftsführer Jutta Lieck-Klenke und Reinhold Elschot. In der Jury sitzen die Schauspielerinnen Anja Kling und Natalia Wörner, der Regisseur Matti Geschonneck und ZDFFernsehfilmchef Hans Janke. Der Network Movie-Star soll den Autoren-Preis ersetzen, mit dem in den vergangenen Jahren u.a. Florian Henckel von Donnersmarck und Hannah Hollinger bedacht wurden. Die Preisverleihung findet am 10. Oktober im Rahmen des Fernseh- und Filmfestivals Cologne Conference (08.-13.10.) statt. Am darauf folgenden Tag wird in Köln der Deutsche Fernsehpreis vergeben, die Federführung liegt turnusmäßig in diesem Jahr beim ZDF. Network Movie, Tel. (0221) 948880; [email protected] Die neue Dokumentarfilmschule von Filmemacher Werner Kubny bietet auch im Sommer und Herbst Kurse an. Am 29. August startet ein fünftägiger Grundkurs, der die Grundlagen des Dokumentarfilms vermitteln und Fragen wie „Wo stehe ich? Was brauche ich?“ beantworten soll. Anfang Oktober schließt sich ein dreitägiges Modul zum Thema Bildgestaltung an, das sich vor allem an Kameraleute und Dokumentarfilmer mit Bildvisionen richtet. Ende Oktober bietet die Dokumentarfilmschule eine Werkstatt an, in der an fünf Tagen an den Projekten der Teilnehmer gearbeitet wird. Alle Details zu den Inhalten und Teilnahmebedingungen unter www.dokumentarfilmschule. de. Dokumentarfilmschule, Tel. (02266) 3757; [email protected] Independent Film Week: Pitchen im Big Apple Zum 80. Geburtstag des Kölner Kinos Rex am Ring lief Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“. Dementsprechend las Ehrengast Hellmuth Karasek aus seinem Buch „Billy Wilder – Eine Nahaufnahme“. 1928 war das Haus unter dem Namen „Lichtspiele des Westens“ der letzte große Kinoneubau der Stummfilmzeit. Ein Jahr später liefen hier die ersten Tonfilme. Nach dem Krieg übernahm Herbert Strate das Rex und baute es in den 70er Jahren zum Schachtelkino um. Catherine Laakmann, die auch das Metropolis am Kölner Ebertplatz betreibt, erfüllte 2000 Strates Wunsch und erwarb nicht nur das Kino, sondern das ganze Haus. Laakmann: „Ich hatte große Visionen, wollte das Haus komplett umbauen, aber auch mit Kredit war klar, dass das nicht geht.“ Was ging: überall neue Sitze und Teppichböden einzubauen. Allein in die Lüftungsanlage investierte Laakmann 60.000 Euro. Inzwischen ist das Rex mit bislang über 1,77 Millionen Besuchern das erfolgreichste „One-Dollar-Kino“ der Republik – und das letzte. Laakmann: „Unser Publikum ist aber kein Billigpublikum. Zum Eintrittspreis von 2,99 Euro probieren die Leute einfach mehr aus.“ Rex, Tel. (0221) 97262-97; [email protected] Vom 14. bis 19. September feiert die Independent Film Week, vormals bekannt als Independent Film Market, in New York ihren 30. Geburtstag, und die NRW-Produzenten Markus Halberschmidt von der Düsseldorfer Busse & Halberschmidt Filmproduktion und Ewa Borowski von der Kölner eastart pictures sind dabei. Auf dem Internationalen Koproduktionsmarkt No Borders werden sie ihre Projekte „Heaven on Earth“ und „Fields of Blackbirds“ vorstellen und dafür um internationale Partner werben. Vorgeschlagen wurden die beiden Produzenten von der Filmstiftung NRW, die den Filmmarkt im Big Apple sponsert. Mehr Infos: www.ifp.org. Michael Schmid-Ospach, Staatssekretär für Kultur Hans-H. Grosse-Brockhoff und Alfred Hürmer (Aufsichtsratsvorsitzender German Films) German Films Previews: Kölner Lichter Es gibt kleine, aber feine Veranstaltungen, von denen die breite Öffentlichkeit kaum Notiz nimmt, die aber ungemein wichtig für die Wirtschaft sind. Dazu gehört im Filmbereich die Verkaufsmesse German Films Previews, die die German Films Service + Marketing GmbH mit Unterstützung der Filmstiftung NRW im Juli zum zweiten Mal in Köln veranstaltete. Dabei ging es auch in diesem Jahr wieder ausschließlich um deutsche Filme und internationale Koproduktionen mit mehrheitlich deutscher Beteiligung. So gesehen ist das DreiTage-Ereignis durchaus ein Gradmesser für den Erfolg, den das Label Deutscher Film im Ausland genießt. Dessen derzeit gutem Ruf folgten 80 Einkäufer von Verleihfirmen aus 24 Ländern an den Rhein. Zum ersten Mal waren auch Einkäufer aus Nord- und Südamerika sowie aus Asien dabei. Allein aus den USA und Großbritannien kamen 17 Teilnehmer, aus Frankreich 11. China war dreimal vertreten, darunter auch Hoi Wong, Executive Director der Hongkonger First Distributors. Im Cinedom traf die Kundschaft auf zwölf Weltvertriebe, von denen sie die Filmrechte für ihre Territorien erwerben konnten. Auf dem Programm standen 23 Filme, darunter zahlreiche Premieren, die in drei Kino- 6 sälen gezeigt wurden oder in der DVD-Library zur Verfügung standen. Michael Weber, Geschäftsführer des Kölner Weltvertriebs The Match Factory, schätzt, dass bei solchen Meetings 15 bis 20 Verkäufe getätigt werden. Nach Angaben der stellvertretenden German Films-Geschäftsführerin Mariette Rissenbeek wurden in Köln u.a. „Berlin Calling“, „Friedliche Zeiten“ und „Falco“ verkauft. Auch Filme wie „Wolke 9“, „Das Fremde in mir“ und „Tulpan“, die schon in Cannes zu sehen waren, fanden ihre Käufer. Dass das noch nicht alles war, weiß German Films-Geschäftsführer Christian Dorsch: „Auch wenn die Unterschrift nicht sofort geleistet wird, kommt es zu weiteren Verträgen.“ Voraussetzungen für die guten Geschäfte waren die gute Logistik und ein luftiges Rahmenprogramm. Zweimal ging es auf die – neben dem Dom – höchsten Türme am Platz: Vom KölnTurm konnten die Gäste aus aller Welt die „Kölner Lichter“ verfolgen, als sei das Großfeuerwerk nur ihnen zuliebe veranstaltet worden. Die Stadt Köln würde das augenzwinkernd bestätigen. Neben dem Land NRW unterstützte auch die Stadt die Previews. German Films, Tel. (089) 599787-0; [email protected] NRW: Crash-Kurs für Cluster Mit Mitteln aus dem NRW-Ziel 2-Programm (EFRE) 2007-2013 will die Landesregierung NRW Innovationen und Kooperationen fördern sowie die Wettbewerbsfähigkeit an Rhein und Ruhr entwickeln. Die insgesamt verfügbaren Gelder in Höhe von 1,28 Milliarden Euro werden über Wettbewerbe verteilt. Der entsprechende Wettbewerb „Medien.NRW“ startet am 14. August. Damit sich potenzielle Teilnehmer in den recht komplexen Wettbewerbsstrukturen zurechtfinden können, findet vom 19. bis 21. August in Köln, Dortmund und Düsseldorf je eine Informationsveranstaltung statt – jeweils in den örtlichen IHKs. Auskunft geben jeweils Rainer Weiland, in der Staatskanzlei Leiter des Referats Medienwirtschaft, Werner Schwaderlapp, Direktor des Kölner Memi-Instituts, und Michael Knappe als Ansprechpartner der NRW Bank. Vorabinfos gibt es auch unter www.medien. nrw.de und www.ziel2-nrw.de. Staatskanzlei NRW, Tel. (0211) 837-1473; [email protected] newsletter 4/2008 – Meldungen Rex Kino: Glückwunsch zum 80. Catherine Laakmann und Geburtstagsgast Hellmuth Karasek, Foto: Metropolis Lichtspieltheater FilmSchauPlätze trotzen dem Regen Preise aus Serbien für „Love and other Crimes“ der Kölner Coin Film, Foto: Coin Film Preise für geförderte Filme In Fröndenberg sorgten auf dem Golfplatz Gut Neuenhof wenigstens die Boxen der Driving Rag für trockenen Filmgenuss: Die Besucher der FilmSchauPlätze, bei denen die Filmstiftung NRW bereits zum elften Mal kostenlos Open-Air-Kino an außergewöhnlichen Orten präsentiert, standen in diesem Jahr häufig im Regen. Seit dem 9. Juli tourt die Freiluftfilmreihe, die unter der Schirmherrschaft von NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers steht, durch die Region, ohne die Hoffnung auf besseres Wetter aufzugeben, denn bis zum Abschluss am 2. August mit „Hände weg von Mississippi“ in Leverkusen-Opladen stehen noch einige Höhepunkte auf dem Programm: So ist am 24. Juli auf dem ADAC-Übungsgelände in Grevenbroich der Rennklassiker „Grand Prix“ zu sehen, und nur einen Tag später folgt in der ehemaligen NSOrdensburg Vogelsang als Kontrapunkt zu dem Der Oscar-Gewinner „Die Fälscher“ im ehemaligen Nazi-Schulungszentrum in Vogelsang, Foto: Karl Pauly geschichtsbelasteten Ort eine Aufführung von Stefan Ruzowitzkys KZ-Drama „Die Fälscher“. Das komplette Programm mit allen verbleibenden Spielorten und Filmen unter www.filmschauplaetze.de. Ludwigshafen, Monte Carlo, München und Serbien Dominik Graf erhielt im Juni auf dem 4. Festival des deutschen Films in Ludwigshafen den Filmkunstpreis 2008 für seinen Film „Das Gelübde“. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis ging zu gleichen Teilen an den Regisseur sowie die Produzenten Winka Wulff und Michael Hild. Die Colonia Media-Produktion, die im Münsterland gedreht wurde, ist der erste Fernsehfilm, der in der kurzen Geschichte des Festivals den Hauptpreis in Ludwigshafen gewinnen konnte. Ebenfalls im Juni durfte sich Katharina Wackernagel beim 48. Monte-Carlo Television Festival über eine Goldene Nymphe für ihre Rolle in „Contergan” freuen. Bei der Verleihung des Robert-Geisendörfer Preises erhält der WDR für seinen Themenschwerpunkt „Contergan“ den Sonderpreis der Jury. Die Intendantin des WDR, Monika Piel, und Regis- seur Adolf Winkelmann werden die Auszeichnung am 17. September in München in Empfang nehmen. Regisseur Stefan Arsenijevic wurde für seinen Film „Love and other Crimes“ Ende Juni mit dem Serbischen Filmpreis Ibis ausgezeichnet. Außerdem gewann die Produktion der Kölner Coin Film Anfang Juli beim Sofest Film Festival im serbischen Sopot den Preis für das Beste Drehbuch und Anica Dobra die Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin. Beim Filmfest München schließlich erhielten Peter Sehr und Marie Noëlle Anfang Juli für ihre gemeinsame Regie bei dem Kinofilm „Die Frau des Anarchisten“ den mit 10.000 Euro dotierten Bernhard Wicki Filmpreis Die Brücke – Der Friedenspreis des Deutschen Films. „Arbeit für alle“: Kurzfilm von Matthias Vogel und Thomas Oberlies, Foto: Fantasy Filmfest Fantasy Filmfest in Köln und Dortmund Vom 20. bis 27. August gastiert das Fantasy Filmfest im Kölner Cinedom und im Dortmunder Cinestar. „Die Zeit des Happyends im Genrefilm scheint vorbei. Der Einfluss gesellschaftlicher Zustände ist in diesem Jahr spürbar wie selten zuvor“, charakterisieren die Veranstalter ihr Programm, das in diesem Jahr den Freunden des Fantasy-Films rund 70 Langfilme bietet. Alle Filme und Termine unter www.fantasyfilmfest.com. Zehn Jahre „Afrika in Köln“ Marx auf dem Petersberg Auf dem Petersberg nahmen Helgard Haug und Daniel Wetzel, auch bekannt als Künstlergruppe Rimini Protokoll, am 2. Juni den Hörspielpreis der Kriegsblinden /Preis für Radiokunst entgegen. Sie sind die 57. Preisträger und erhielten die renommierte Auszeichnung, die vom Bund der Kriegsblinden Deutschlands e.V. und der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen getragen wird, für ihr Hörspiel „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“. Die Laudatio hielt die Jury-Vorsitzende Anna Dünnebier. Auf dem Foto (v.l.) Michael Schmid-Ospach, Anna Dünnebier, Dieter Renelt, Helgard Haug und Daniel Wetzel. Foto: Filmstiftung NRW Meldungen – newsletter 4/2008 Bereits zum zehnten Mal wird dieses Jahr in Köln das Afrikanische Filmfestival zu Gast sein. Wie es der Titel „Jenseits von Europa“ vermuten lässt, werden vom 7. bis 26. Oktober ausschließlich afrikanische Produktionen auf dem bunten Programm stehen. Ein Highlight der Veranstaltung wird die Retrospektive zehn filmhistorischer Raritäten aus 50 Jahren afrikanischen Filmschaffens sein. Anlässlich des 10-jährigen Bestehens werden zehn Regisseure aus Afrika ihre aktuellen Produktionen mit dem Publikum besprechen. Das Programm beinhaltet auch eine Auswahl der besten Spiel-, Dokumentar und Kurzfilme, die auf dem 30. panafrikanischen Filmfestival FESPACO in Ouagadougou (Burkina Faso) präsentiert wurden. Organisiert wird das Festival mit Förderung der Filmstiftung NRW alle zwei Jahre von FilmInitiativ Köln. Erste Infos unter www.filminitiativ.de. Im Oktober in Köln: das Afrikanische Filmfestival, Foto: FilmInitiativ Köln 7 Berufsgeheimnisse Nicola Pandel und Sarah Wirtz International Emmys zu Gast in Köln In Köln fiel Ende Juni die Vorentscheidung des International Emmy Award 2008. Fünf Jurys, jeweils besetzt mit zehn Branchenexperten, entschieden in fünf Kategorien über das Weiterkommen der 60 verbliebenen Wettbewerbsbeiträge aus ganz Europa. Im Anschuss an die Jury-Sitzungen baten Academy-Botschafter Leopold Hoesch (Broadview TV), das Academy-Mitglied Michael Smeaton (Smeaton Entertainment) und ZDF Enterprises als Mitveranstalterin die Jury und weitere Branchenvertreter zum Cocktail in die Kölner Marienburg. Unterstützt wurden die Semi- Final Judgings u.a. von der NRW-Bank, der Landesanstalt für Medien NRW und der Filmstiftung NRW. Die finalen Emmy-Nominierungen werden am Rande der Mipcom (13.-17.10.) in Cannes bekannt gegeben. Die Gewinner erhalten die Auszeichnung bei einer festlichen Gala am 24. November in New York. Die International Academy of Television Arts & Sciences ist der weltweit größte Zusammenschluss von Sendern mit Mitgliedern aus nahezu 70 Ländern und mehr als 400 Unternehmen. Weitere Infos unter www.iemmys.tv. Messerstich in Nahaufnahme (oben), Nachgebauter Silikonhals (unten), Fotos: White Rabbit FX Berufsgeheimnisse, 3. Folge White Rabbit FX n unserer Reihe Berufsgeheimnisse wird es dieses Mal blutig: Nicola Pandel und Sarah Wirtz von der Kölner White Rabbit FX verraten, wie man in einer Naheinstellung zeigen kann, dass eine Messerklinge tief in menschliche Haut eindringt und die Wunde von innen heraus blutet. Normalerweise verwendet man für einen Einstich ein so genanntes „Retractable Knife“, ein Messer also, dessen Klinge im Griff verschwindet. Danach wird die blutende Wunde gezeigt. Das funktioniert gut für die Ferne. Möchte man jedoch in einer Nahaufnahme zeigen, wie etwas in Haut eindringt, benötigt man einen Nachbau der entsprechenden Körperstelle. In diesem Fall ist es ein Einstich seitlich in den Nicola Pandel (rechts) und Hals eines Schauspielers Sarah Wirtz Foto: White Rabbit FX für den Thriller „Butchered, keiner kann entkommen“. Pandel und Wirtz nahmen dafür einen Teilabguss des betreffenden Halses und bauten diesen in einem sehr hautähnlichen Material, so genanntem Silikongel, nach. Dann malten sie einen Bartschatten, stachen einige Brusthaare und bauten ein Ballonschlauch ein, der die Bewegung der Halsschlagader imitiert, sowie ein Bloodbag mit Schlauch, das ausreichend Blut aus der Wunde fließen lässt. Sticht nun das echte Messer in den Nachbau, gibt die Haut sehr realistisch nach; wird die Klinge herausgezogen, platzt die Wunde bei einer leichten Dehnung des Halses auf, und Blut strömt heraus. Da sich das Silikongel sehr gut wieder verschließt, kann man den Take mehrfach wiederholen. „Die heutigen Techniken und Materialien ermöglichen uns eine viel authentischere Darstellung von Dummies und Charakter-Makeups, die wir in enger Zusammenarbeit mit Chefmaskenbildnern, Kameraleuten, Be- I 8 „Cowboy Angels“ von Kim Massee siegte beim Publikum in Köln, Foto: IFFF leuchtern sowie auch Computeranimation und Schnitt ins rechte Licht rücken”, so Pandel und Wirtz, die dem Newsletter auch noch ein Rezept für geronnenes Blut verraten. Die Zutaten: Kaffeepulver, Filmblut und schwarzes Pigment. Im Januar 2008 gründeten die beiden Frauen die Firma White Rabbit FX Nicola Pandel & Sarah Wirtz Gbr, nachdem das Team, das zehn Jahre Berufserfahrung vorweisen kann, bereits im Mai 2007 ein eigenes Atelier in Köln eröffnet hatte. Zu „WRFX“ gehören außer den Firmengründerinnen als freie Mitarbeiter die Special Make-up Artists Uta Bucklitsch, Anna Kagerbauer, Johanna Koch, Jörg Runk und Vanessa Schneider, die jegliche 3D-Teile für Make-ups, Dummies, aber auch kleinere Nachbauten von Props erstellen und je nach Bedarf am Set betreuen. Ihr Können bewiesen die Make-up-Künstler unter anderem bei „Emmas Glück“, „Running Scared“, „Tarragona“ und „Switch Reloaded II+III“. White Rabbit FX Nicola Pandel & Sarah Wirtz Gbr, Tel. (0221) 99390447; [email protected] Wenn auch Sie uns Ihre Tricks und Berufsgeheimnisse verraten möchten und sich und Ihre Arbeit im Newsletter der Filmstiftung NRW vorstellen wollen, senden Sie uns einfach eine Mail an [email protected] Rückblick Frauenfilmfestival Mit dem Länderfokus China traf das Internationale Frauenfilmfestival im April mitten ins Schwarze. Nicht nur auf filmästhetischer, sondern auch auf politischer Ebene ergaben sich in Köln zahlreiche spannende Begegnungen mit Gästen wie den Regisseurinnen Ning Ying und Fang Yan sowie der Pekinger Filmwissenschaftlerin Jinhua Dai, die auch Mitglied der Internationalen Jury war. Gemeinsam mit Barbara Buhl und Nina Menkes entschied sie sich für „L’homme qui marche“ als Gewinner des Debüt-Spielfilmwettbewerbs. Den mit 10.000 Euro dotierten Preis nahm die Regisseurin Aurélia Georges bei der Verleihung persönlich entgegen. Der von der Zeitschrift Choices mit 1.000 Euro dotierte Publikumspreis hingegen ging an Kim Massee für ihren Film „Cowboy Angels“. Zwei Neuerungen des diesjährigen Festivals erlauben ein nachträgliches Studium der Aktivitäten: Studierende des Studiengangs Online-Redakteur der FH Köln und Studierende der TU Dortmund haben gemeinsam ein Festival-Blog gepflegt, der nachträglich ebenso auf der Website nachzulesen ist, wie die Festivalnews, ein gedruckter Festival-Daily, den die Website nun in PDF-Form zum Download anbietet (www.frauenfilmfestival.eu). Int. Frauenfilmfestival Dortmund|Köln, Tel. (0231) 5025162; [email protected] Aachener Drehbuchpreis Der Aachener Wolfgang Quest ist der Gewinner des Aachener Drehbuchpreises, den die Stadt Aachen erstmals ausgelobt hat. Für einen 200-Sekunden-Kurzfilm sollten die soziokulturellen Unterschiede, die Vielfalt und das daraus resultierende Potenzial in der Euregio MaasRhein thematisiert werden. Aus den 18 Wettbewerbsbeiträgen wählte die Jury (Dieter Zeppenfeld, Georg Maas und Günter Jekubzik) Quests Projekt „Das Euregio-Orchester“ als Sieger aus. Die Plätze zwei und drei belegten Silvia Szymanski mit „Herr Kulessa“ und Sarah Wedler mit „Hate/Love/Football“. Eine lobende Erwähnung newsletter 4/2008 – Meldungen ging an Michelle Philippen für ihren Beitrag „Grenzerfahrung“. Zusätzlich zu den Preisgeldern von 1.500 Euro für den Sieger und 750 Euro für den Zweiten und Dritten, erhält der Erstplatzierte 2.000 Euro und die Zweit- und Drittplatzierten jeweils 1.000 Euro für die Produktion. Die EuRegionale 2008 beteiligt sich außerdem mit 16.000 Euro an den Kosten für die filmische Umsetzung, die anlässlich des diesjährigen Dreiländertages am 25. Oktober im Kerkrader Schloss Rolduc (Niederlande) präsentiert werden soll. Stadt Aachen, Tel. (0241) 4327623; [email protected] Im Mai besuchte NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers die Sam Spiegel Film and Television School in Jerusalem. Nikolaj Nikitin, Herausgeber des Kölner Filmmagazins Schnitt, war dabei und berichtet für den Newsletter von dem Treffen. Großer Preis der Stadt Oberhausen für „Chainsaw“ von Dennis Tupicoff, Foto: Dennis Tupicoff Besuch bei Freunden Rückblick Kurzfilmtage Trotz besten Frühlingswetters strömte das Publikum im Mai in die aus 430 Filmen bestehenden Sonderprogramme und Wettbewerbe der 54. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, zusammen gestellt aus knapp 6.000 Einreichungen. Auffallend am Internationalen Wettbewerb war in diesem Jahr die mehr als ohnehin in Oberhausen herrschende Überzahl dokumentarischer Erzählformen, deren Grenzen von den Filmemachern umfangreich ausgelotet wurden. Diese Tatsache spiegelte sich denn auch in der Vergabe der Preise: Mit „Die Tragöden aus der Stadt“ von Eva Könnemann gewann ein Dokumentarfilm den Deutschen Wettbewerb, während den Großen Preis der Stadt Oberhausen Dennis Tupicoffs dokumentarisch-experimentelle Arbeit „Chainsaw“ für sich entscheiden konnte. Alle Preisträger sowie weitere Informationen unter www.kurzfilmtage.de. Kurzfilmtage Oberhausen, Tel. (0208) 8252652; [email protected] Wuppertal ist in diesem Jahr Gastgeber des diesjährigen Nordrhein-Westfalen-Tages, der vom 29. bis 31. August im Schatten der Schwebebahn stattfindet. Aus ganz NRW werden über eine halbe Million Besucher erwartet, denen unter dem Motto „Wuppertal bewegt. Sich. Mich. Dich“ ein riesiges Info- und Unterhaltungsprogramm geboten wird. Auch die Filmstiftung NRW, die sich und ihre Arbeit in einem Pavillon auf der Friedrich-Ebert-Straße präsentiert, kommt nicht mit leeren Händen. Bereits am 28. August lädt sie zur Premiere des geförderten Films „Elli Makra – 42277 Wuppertal“ ins Cinemaxx ein. Regisseur Athanasios Karanikolas drehte den Film 2006 in Wuppertal mit vielen Laienschauspielern aus der großen griechischen Gemeinde der bergischen Metropole. Mehr Infos zum kompletten Programm unter www.nrwtag-2008.de. Personalie Filmstiftung NRW Impressum Herausgeber: Michael Schmid-Ospach, Tanja Güss der Kaistraße übernimmt Susanne Steube ([email protected]), die bereits in den letzten Jahren bei der Vorbereitung und Durchführung des Filmkongresses mitgearbeitet hat. Aktuell steht dabei u.a. die Beteiligung der Filmstiftung am Frankreich-NRW-Jahr im Oktober in Paris an. Mehr Details dazu in der September-Ausgabe des Newsletter. Gestaltung/Layout: inrhein, düsseldorf, alfred friese Chefredakteur: Rüdiger Bertram Titel: „NoBody’s Perfect“ Foto: Ventura Film CvD: Stefanie Hadding Redaktionsschluss: 21. Juli 2008 Redaktion: Oliver Baumgarten, Katharina Blum, Peter Hanemann (A.R.T.) Wolfgang Hippe (A.R.T.) Anzeigenbetreuung: Sonja Steinberg Tel. (0211) 9305024 Mitarbeiter dieser Ausgabe: Günter Jekubzik, Uwe Mies, Tatjana Kimmel, Michael Dlugosch, Jörg Gerle, Daniel Kothenschulte, Heike Meyer-Döring (MEDIA) Redaktionsassistenz: Sonja Steinberg twas abgelegen, im Industriegebiet von Jerusalem, findet sich eine der aktivsten und erfolgreichsten Filmhochschulen der Welt. 1989 wurde die Sam Spiegel Film and Television School gegründet und hat seitdem viele bekannte und erfolgreiche Filmschaffende ausgebildet und etliche Preise auf wichtigen Filmfestivals gewonnen. Der momentane Boom der israelischen Filmindustrie ist zum Teil auch dieser Schule zu verdanken, die ihre Studenten in den Fächern Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt und Produktion unterrichtet. Jüngst gewann die studentische Arbeit „Anthem“ die Cinefondation in Cannes. Die Schule befindet sich im dritten Stock eines älteren Hochhauses. Der Balkon ist voll gestellt mit Blumen – der Erholungsraum für die Studenten zwischen den Seminaren. Eine strikte Hierarchie ist in den Gängen der Schule kaum zu spüren, viele Türen stehen offen, etliche Studenten sind am Abend noch eifrig bei der Arbeit. Doch heute, an einem warmen Sommerabend Ende Mai, steht ein besonderer Besuch an, und dafür wurde ein Stockwerk höher ein Raum festlich hergerichtet. NRWMinisterpräsident Jürgen Rüttgers hat sich angekündigt und besucht die Schule im Rahmen seiner Israel-Reise – es ist der erste Halt für ihn. Begleitet wird er von Filmstiftung NRW-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach und einer hochrangigen Entourage aus Politik und Presse. Der Grund für den hohen Besuch an der Schule ist die Präsentation des Gemeinschaftsprojektes „A triangle dialogue“ zwischen der Sam Spiegel School, der Andrzej Wajda Master School of Film Directing in Warschau und der ifs internationale filmschule köln. Initiatorin des Projektes war im Sommer 2007 die Filmstiftung NRW, die das Projekt auch finanziell unterstützt. Die Idee dahinter ist, dass Studenten und Absolventen aller drei Schulen an sechs gemeinsamen Dokumentarfilmprojekten (à 30 Minuten) arbeiten. In ihren einführenden Reden plädierten Rüttgers und Schmid-Ospach für eine ver- E NRW-Tag in Wuppertal Perfektes Timing: Unmittelbar nach dem diesjährigen Internationalen Filmkongress der Filmstiftung NRW ging Katharina Blum, bei der Düsseldorfer Filmförderung nicht nur für den Filmkongress, sondern auch für Kongresse und ausländische Kontakte verantwortlich, in den Mutterschutz. Der Redaktion des Newsletter bleibt sie in der Zeit erhalten. Ihre Vertretung bei den Projekten in VON NIKOLA J NIKITIN Anzeigenschluss für die nächste Ausgabe: 15. August 2008 Der newsletter ist kostenlos und kann bei der Filmstiftung NRW wahlweise als Print-Version oder als PDF abonniert werden. Sobald das PDF zum Download zur Verfügung steht, werden Sie per Mail informiert. Die Berücksichtigung von Terminen richtet sich nach dem Erscheinen des Newsletters im Internet. Das kann leider dazu führen, dass Termine bereits überholt sind, wenn die Druckausgabe des Newsletter ausgeliefert wird, bietet aber die größtmögliche Aktualität für die Download-Nutzer. Wir bitten dafür um Verständnis. Danke an alle Produzenten, Sender & Verleiher für ihre Unterstützung und die Bilder zu ihren Filmen. Tel.: (0211) 93 05 00 Fax: (0211) 93 05 085 Kaistraße 14 D – 40221 Düsseldorf [email protected] Meldungen – newsletter 4/2008 stärkte zukünftige Zusammenarbeit zwischen dem Filmland Israel und Deutschland. Auch der Rektor der Sam Spiegel School, Renen Schorr, äußerte Begeisterung über die Kooperation mit den Partnern und das Projekt. Im Mittelpunkt steht der soziokulturelle Austausch zwischen den drei Ländern, denn die Teilnehmer haben jeweils in einem anderen Land gearbeitet und dadurch eine andere Geschichte und Kultur kennen gelernt. Aber nicht nur auf dem Level dieser studentischen Initiative wird zwischen NRW und Israel seit einiger Zeit intensiv zusammengearbeitet. SchmidOspach führte als erfolgreiches Beispiel für die zahlreichen Koproduktionen Eran Riklis „Lemon Tree“ an, der bei der diesjährigen Berlinale den Panorama-Zuschauerpreis gewann und im Oktober in Deutschland ins Kino kommt. Besonders eng ist dabei die Kooperation mit dem Israeli Film Fund. Deren Direktor, Katriel Schory, eine Galionsfigur der israelischen Filmindustrie, hat durch seinen Einsatz und durch Reformen vieles zum Erfolg des heimischen Kinos beigetragen. Im Anschluss an die Reden wurden die ersten bewegten Bilder des Projektes vorgeführt. Die anwesenden Gäste waren beeindruckt von der Präsentation zweier Filmausschnitte von Yael Reuveny (Sam Spiegel School) und Felix Hassenfratz (ifs). Schon jetzt bestehe großes Interesse an der Aufführung des fertigen Filmwerks, so SchmidOspach. Nach der Präsentation und während eines gemeinsamen Essens entwickelten sich zahlreiche Gespräche, und so kam an diesem Abend ein intensiver Diskurs zwischen den Nationen zustande. Der Ministerpräsident und Bildungsministerin Barbara Sommer hatten inzwischen die Schule verlassen, aber sicherlich spannende Eindrücke gewonnen, die sie auch mit zurück nach NRW nehmen. Für die Beteiligten war es nicht das letzte Treffen, denn im November folgt ein gemeinsamer „triangle dialogue“-Workshop in Köln. Shalom und Toda NRW. 9 • letter408_10-13 28.07.2008 12:56 Uhr Seite 10 „global:digital:regional“ war das Motto des Internationalen Filmkongresses, den die Filmstiftung NRW vom 6. bis 10. Juni im Rahmen des medienforum.nrw FILMKONGRESS RÜ Kongressleiterin Katharina Blum (Filmstiftung NRW), Züli Aladag, Sonia Mikich, Helga Trüpel, Jürgen Vogel, Nursel Köse und Hans-Christian Schmid (v.l.) Michael Schmid-Ospach und Simon Perry vom Irish Film Board mit dem Kooperationsabkommen. Kooperation mit Irland m die kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit der Produktionsfirmen in NRW und Irland zu intensivieren, unterzeichneten Simon Perry vom Irish Film Board und Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach auf dem Filmkongress ein Kooperationsabkommen. Im Rahmen der Vereinbarung sollen Spiel- und Dokumentarfilme fürs Kino entstehen, an denen Produzenten aus beiden Ländern beteiligt sind. Dabei sollen beide Partner gleichermaßen von dem Abkommen profitieren. Die Unterstützung der Herstellung eines Filmes durch einen Produzenten aus der einen Region mit minoritärer Beteiligung eines Produzenten aus der anderen Region soll abwechselnd zur Unterstützung der Herstellung eines Filmes mit umgekehrter Koproduzentenstruktur erfolgen. In Köln warb Perry für Irland: „Irland ist offen für Koproduktionen.“ Zwar sei das Preisniveau hoch, dafür bekämen Produktionen aber ein Tax Break, eine Steuererstattung von 20 Prozent, der ab dem 1. Drehtag freigegeben werde. Unterzeichnet wurde das Abkommen im Rahmen eines Workshops, den die Filmstiftung NRW mit dem Irish Film Board, der MEDIA Antenne Düsseldorf und ACE veranstaltete. U Filmkongress-Panel Wir sind Deutschland – Was kann die Kunst? ünf Jahre war Züli Aladag, als er 1973 aus der Türkei nach Deutschland kam. Seit Vater schaffte im Porsche-Werk in Stuttgart, „die neue Umgebung empfand ich zunächst als feindselig“, erinnert sich der Regisseur („Wut“). Ein Jahr später war der kleine Züli Mitglied eines Musikvereins und pflegte in Tracht das Brauchtum der Schwaben. Als der Vater von Schauspielerin Nursel Köse („Auf der anderen Seite“) zum ersten Mal seine Tochter in Deutschland besuchte, erwischte der Türke ausgerechnet einen Rosenmontag in der Karnevalshochburg Düsseldorf. Wen wundert’s, dass sein erstes Urteil vernichtend ausfiel? Die privaten Migrationsgeschichten der Panel-Teilnehmer trafen die Kernfrage der Diskussion „Wir sind Deutschland – Was kann die Kunst?“ (Moderation: Sonia Mikich): Hat der Film eine besondere Verantwortung angesichts der Tatsache, dass jeder Fünfte in Deutschland einen Migrationshintergrund hat oder mit einem Zuwanderer verheiratet ist? Man müsse über das Thema Quote nachdenken, konstatierte die Grüne Europapolitikerin Helga Trüpel: „Schließlich spie- F gelt sich diese gesellschaftliche Realität in den Produktionen nicht wider.“ Nursel Köse glaubt nicht an die Heilkraft der Quote, auch wenn „ich immer wieder die unterdrückte türkische Mutter geben muss und vom Kostümbildner gefragt werde, ob ich mein Kopftuch selber binden will“. Als „Migrant aus Hamburg-Schnelsen“ solidarisierte sich Jürgen Vogel und beschrieb, dass er es als Kind aus einer Arbeiterfamilie in der Filmbranche anfangs auch schwer gehabt habe und über Rollen als Arbeiterkind und krimineller Jugendlicher nicht hinausgekommen sei. „Das mit der Quote erledigt sich irgendwann von selbst“, prophezeite Aladag, und auch Hans-Christian Schmid („Lichter“) sah in Reglementierungen keinen Sinn. Die Selbstverständlichkeit im Umgang mit dem Thema Migration müsse kommen, forderte der Regisseur: „Fatih Akins Filme sind schließlich nicht Sozialarbeit, sondern Kunst.“ Darin waren sich alle einig: Eine Entkrampfung und Normalisierung des Themas Migration in der Kunst ist Voraussetzung für das Entscheidende – einfach gute Filme. moving nrw in der Flora Glamouröse Sommer na Günter Rohrbach (Präsident der Deutschen Filmakademie), Jutta Müller (Müller & Seelig) und Wolf-Dietrich Brücker (WDR) genossen gemeinsam den Sommerabend in der Flora. Drehen bald mit Lars von Trier in NRW: Peter Garde, Tine Möller und Peter Aalbeck Jensen von Zentropa Kamen direkt vom „Laura“-Set: Senta Berger mit Christiane Paul Gipfeltreffen: die Regisseure Tom Tykwer und Sönke Wortmann 10 newsletter 4/2008 – Rückblick Int. Filmkongress • letter408_10-13 28.07.2008 12:56 Uhr Seite 11 in Köln veranstaltete. Der Newsletter fasst die wichtigsten Diskussionen und Ereignisse für Sie noch einmal zusammen. Wim Wenders mit seinem Produzenten Jean Piero Ringel im Cinenova SS RÜCKBLICK Die KinoSpecials Maria Schrader, Dieter Wellershoff, Bettina Oberli, Mario Adorf, Gesine Lübben, Max Färberböck und Annette Dittert (v.r.) ch wollte einen Film machen, in dem es um etwas geht. Häufig geht man heute ins Kino, und es geht um gar nichts.“ Wim Wenders ließ sich nach der Eröffnung der Filmreihe KinoSpecials durch seinen Film „Palermo Shooting“ im Kölner Cinenova viel Zeit, die Fragen aus dem Publikum zu beantworten. Er sprach dabei auch über seine persönliche Todeserfahrung, die ihn dazu bewegt hatte, einen Film über den Tod zu machen. Ähnlich persönlich waren auch die Vorführungen der anderen Filme der KinoSpecials, wie Lars von Triers „The Boss of it all“ Open Air in der Kölner Radrennbahn, Eran Riklis´ „Lemon Tree“, „Selbstgespräche“ und „Mr. Average“. I medienforum.nrw iel arbeiten und gute Ergebnisse schaffen, ohne groß darüber zu reden“, so charakterisierte Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in seiner Eröffnungsrede beim medienforum.nrw die Medienbranche an Rhein und Ruhr. Zumindest eines soll in Zukunft besser werden. „Wir müssen anfangen, im Ausland und anderswo über unsere Stärken zu reden. Deshalb sind die internationalen Produktionen in NRW wichtig.“ Rüttgers’ Rede war der Auftakt für das 20. medienforum.nrw, bei dem sich 3.000 Teilnehmer und mehr als 350 Medienexperten über das Motto „Vom Wert der Medien“ sowie über Trends und Tendenzen in den Bereichen Rundfunk, Film, Print, Online und Telekommunikation diskutierten. Fürs Auge bot das Festival Großes Fernsehen die neuesten TV-Produktionen aus dem In- und Ausland. 2009 findet das medienforum.nrw vom 22. bis 24. Juni wieder in Köln statt. V Filmkongress-Panel: Literaturverfilmung n den USA tritt der Verlag Random House bereits als Filmproduzent auf“, berichtete Anna Katharina Werdnik, bei der Frankfurter Buchmesse für alle Filmaktivitäten zuständig. So weit sei man in Deutschland noch nicht, relativierte Gesine Lübben vom Diogenes Verlag. Sie versuche bislang erfolglos, ihre Chefs zu überzeugen, die Rechtezahlungen in den Film zu investieren und dafür an den Gewinnen teilzuhaben. Zu unterschiedlich seien die Branchen noch. Was sie vereint, ist die Begeisterung für gute Geschichten, da war für alle Panel-Teilnehmer (Moderation: Annette Dittert) Konsens. Regisseur Max Färberböck erzählte von seinen Erfahrungen bei „Aimée und Jaguar“: „Ich habe das Buch einmal gelesen und dann versucht, aus der Erinnerung das Drehbuch zu schreiben.“ Allerdings habe jedes Buch seine Poetik und erfordere eine andere Herangehensweise. Ma- I ria Schrader, Hauptdarstellerin in „Aimée“, hat mit „Liebesleben“ ihr Regie-Debüt mit einer Literaturverfilmung abgeliefert: „Die Autorin hatte Vertrauen zu mir und ließ mir immense Freiheiten. Zum Glück sind wir immer noch befreundet.“ Auch Regisseurin Bettina Oberli, die gerade „Tannöd“ verfilmt, betonte: „Wir müssen für den Film viel weglassen, aber auch viel dazu erfinden.“ Weil vom Regisseur zu viel dazu erfunden wurde, hat der Kölner Buchautor Dieter Wellershoff schon vor langer Zeit das Drehbuchschreiben aufgegeben, die damals erlernte Filmdramaturgie helfe ihm aber auch heute noch bei seinen Romanen. Anekdotisches konnte Mario Adorf von den Dreharbeiten zur „Blechtrommel“ erzählen: „Schlöndorff hatte großen Respekt vor Grass. Am Anfang kam er oft zum Drehort. Grass hat uns Schauspielern erklärt, die Romanfiguren seien eigentlich alles negative Figuren, aber jeder habe seinen heldischen Moment, den wir erkennen müssten.“ Max Färberböck hat zum Thema Literaturverfilmung übrigens noch viel mehr zu erzählen, als in seinem Interview in der Juni-Ausgabe des Newsletters, in der wir versehentlich eine unvollständige Version abdruckten. Das vollständige, lesenswerte Interview finden Sie unter www.filmstiftung.de/ newsletter/ faerberboeck.pdf Nachlese er Flora mer nacht ine „Trendumkehr“ kündigte ein gut gelaunter NRW-Minister auf dem Flora-Empfang der Filmstiftung NRW an. Europa-Minister Andreas Krautscheid dankte dem Team der Düsseldorfer Filmförderung und zeigte sich zuversichtlich, dass die Filmstiftung NRW im nächsten Jahr „etwas mehr in der Kasse hat“. Die rund 900 Gäste und Filmstiftungschef Michael Schmid-Ospach hörten es gerne. Als „Abend der großen Regisseure“ taufte Schmid-Ospach den moving.nrw-Empfang, zu dem u.a. Heinrich Breloer, Tom Tykwer, Sönke Wortmann, Sherry Horman, Malgorzata Szumowska und direkt aus LA der Sieger des Student Academy Awards Reto Caffi angereist waren. Auch Senta Berger, die mit ihrer Kollegin Christiane Paul vom „Laura“-Set in die Flora kam, zeigte sich von NRW begeistert: „Für mich ist die Filmstiftung eine echte Anstifterin.“ E Der stolze Oscar-Gewinner Reto Caffi („Auf der Strecke“) freute sich mit NRW-Minister Andreas Krautscheid und Michael Schmid-Ospach Vom Set in die Flora: die „Wüstenblume“- Schauspieler Juliet Stevenson, Liya Kebede, Sally Hawkins und Craig Parkinson (v.l.) Christine Ruppert (Tatfilm) mit Meinolf Zurhorst (ZDF/Arte) Rückblick Int. Filmkongress – newsletter 4/2008 Schauspielerin Christine Urspruch zu Gast in Köln 11 • letter408_10-13 28.07.2008 12:57 Uhr Seite 12 „Wer soll das bezahlen?“, diskutierten die Panel-Teilnehmer, als es um die Umrüstung der Kinos ging. Filmkongress-Panel: Film digital n drei Teilen widmete sich die Gesprächsreihe „Film digital“, die in Kooperation mit dem film & fernseh produzentenverband nrw veranstaltet wurde, der Verwertungskette von Filmen. Nach einem Referat von Dr. Frank Eickmeier (Anwaltskanzlei Unverzagt von Have) über die aktuellen gesetzlichen Entwicklungen in Bezug auf „neue Nutzungsarten“ (siehe auch Newsletter 3/2008) richtete sich die Diskussion auf „Chancen und Gefahren der digitalen Filmauswertung“ (Moderation: Dirk Dotzert). Dass hier an Gesprächsbedarf kein Mangel herrscht, bewies die von Produzent Tom Spieß (Little Shark Entertainment) eingeworfene Zahl von 350.000 illegalen Downloads, die etwa „Deutschland – ein Sommermärchen“ bereits drei Tage nach Kinostart zu verzeichnen hatte. Verschiedene Wege zeichnen sich ab, um diese alarmierenden Verluste, die von der Filmbranche hinzunehmen sind, abzumildern. Der direkteste scheint jener zu sein, die Filme überhaupt erst einmal legal anzubieten. Mag auch die Schließung des Filmportals „in2movies“ bekümmern, immerhin gemeinsam von den Riesen Bertelsmann und Warner getragen, so verbreitet ein anderes, unabhängiges Projekt Hoffnung. Der Filmemacher C. Cay Wesnigk stellte das Projekt www.onlinefilm.org vor, ein Zusammenschluss von Urhebern, die ihre Filme (zumeist Dokumentarfilme) erfolg- I reich selbst online vertreiben – ein Zukunftsmodell? Während sich beim Online-Vertrieb der Markt also erst nach und nach aufzustellen beginnt, steht die Entscheidung eines ganz anderen Grundsatzes noch gänzlich aus: die digitale Umrüstung der 3.700 deutschen Leinwände. „Wer soll das bezahlen?“, fragte das Panel, das Andreas Kramer (Hauptverband deutscher Filmtheater) mit einer Kurzpräsentation der bis dato vorgeschlagenen Modelle einleitete und der mit Nachdruck schloss: „Wenn wir bis Herbst keine Einigung erzielen und ein Konzept vorlegen, dann wird man uns eins vorsetzen.“ Dass man sich aber trotz der gebotenen Eile wie Kalle Somnitz (Düsseldorfer Filmkunst Kinos) noch „wie am Pokertisch“ fühlt, wurde in der Diskussion schnell klar. So scheinen die Kinobetreiber zu befürchten, von Seiten der Filmverleiher, für die Johannes Klingsporn (Verband der Filmverleiher) sprach, gewissermaßen übervorteilt zu werden, während die Filmverleiher wiederum nicht bereit sind, unwirtschaftliche Leinwände (Filmkunst) mitzufinanzieren, sondern hier die Verantwortung beim Staat sehen. Das Knäuel von Interessen und Ängsten scheint nach wie vor dicht – vielleicht aber liegt der Königsweg gar in Somnitz’ Alternative, bei der die Kinos die kompletten Kosten dank eines speziellen Darlehenssystems selbst schultern und dafür neu über Verleihmodalitäten verhandelt wird? Filmkongress-Panel FFG-Novellierung inen Verlust an Referenzmitteln, höhere und längere Rückführungen durch die Produzenten sowie eine Verkürzung der Sperrfrist, die eine Auswertung im Pay-TV unmöglich mache – X Filme-Produzentin Manuela Stehr hatte auf dem Panel (Moderation: Frank Olbert) einiges am neuen Filmförderungsgesetz, das 2009 in Kraft tritt, zu kritisieren. Auch NFP-Produzent Alexander Thies bemängelte, dass durch die Reduzierung der Referenzmittel der Anreiz für Erfolge an der Kinokasse geschwächt wird und vermisste klare Regeln bei den Einzahlern: „Die einen müssen zahlen, die anderen zahlen freiwillig.“ Für Karin Knöbelspies, Mitglied des Verwaltungsrates der FFA, ist der Entwurf nicht der große Wurf, sie betonte aber auch, dass nicht nur wegen der anstehenden Digitalisierung die Kinos schon bei den Vorgesprächen im Mittelpunkt standen: „Sie sind die schwächsten in einer Kette, die nicht reißen darf.“ Ex-FFA-Vorstand Rolf Bähr erinnerte noch einmal an die Anfänge des FFG, das angesichts einbrechender Besucherzahlen in den 60er Jahren als Hilfe zur Selbsthilfe gegründet wurde. Das neue Gesetz brächte nun kein neues Geld, im Gegenteil, durch Zinsverluste würde der FFA-Etat sogar schrumpfen. Was die Fristen anging, müsste vielleicht noch einmal diskutiert werden, regte er an. Das sah auch SPD-Medienpolitikerin Angelika Krüger-Leißner so: „Ich nehme die Kritik der Produzenten ernst.“ Sie betonte aber auch, dass man die Neuregelungen des FFG nicht unabhängig von den jährlich 60 Millionen aus dem Deutschen Filmförderfonds betrachten dürfe. E Bettina Böttinger und Annette Dittert feierten mit in der Flora Christoph Girardet, Marita Quaas, Barbara Engelbach, Sabine Rollberg , Sylke Gottlebe, Margaret von Schiller und Hanno Olderdissen (v.l.). Rolf Bähr, Bettina Brokemper, Stefan Paul (Arsenal) Claudia Droste-Deselaers (Filmstiftung NRW) mit Oliver Keymis (Vizepräsident NRW-Landtag) Anatol Nitschke und Christoph Müller (Senator) 12 NRW-Filmemacher Jan Schomburg und Jan Bonny (Regisseur „Gegenüber“) newsletter 4/2008 – Rückblick Int. Filmkongress „33 Szenen aus dem Leben“: Julia Jentsch mit ihrem Produzenten Raimond Goebel (Pandora) Anita Elsani und L • letter408_10-13 28.07.2008 Frank Olbert, Manuela Stehr, Alexander Thieß, Angelika Krüger-Leißner, Rolf Bähr und Karin Knöbelspies (v.l.) 12:57 Uhr Seite 13 Filmkongress-Panel: Kurzfilm ancher Filmemacher sieht den Kurzfilm als „Durchgangsstadium“ auf dem Weg zum Langfilm, wie etwa ifs-Absolvent Hanno Olderdissen („Robin“). Andere, wie Christoph Girardet, sträuben sich dagegen, kurze Filme als Teil eines längeren Kinoprogramms zu zeigen. Der Autor müsse die Kontrolle darüber behalten, in welchem Kontext sein Film zu sehen sei. Girardets Filme laufen deshalb u.a. im Museum. Dort muss die Präsentation freilich den besonderen Bedingungen des Ausstellungsraumes angepasst werden, so Barbara Engelbach, Kuratorin am Museum Ludwig Köln. Das Haus verfügt inzwischen über eine Sammlung von rund 400 Titeln, Videos inklusive. Die „besondere Leidenschaft“ von Marita Quaas, Leiterin des Kölner Festivals Unlimited, gilt Kurzfilmen indes wegen ihres Überraschungspotenzials. Auch Sabine Rollberg, Arte-Beauftragte des WDR, begeistert sich für die „Freiheit der Gestaltung“ der kurzen Stücke: „Der Kurzfilm verlässt das Format, während die Rundfunkanstalten zur Formatierung neigen.“ Neben dem Fernsehen – WDR/Arte kaufen pro Jahr rund 30 Titel – sind Kurzfilme vor allem auf Festivals zu sehen. Das neue Filmförderungsgesetz (FFG) werde wohl die Rahmenbedingungen für Kurzes weiter verbessern, gab sich Sylke Gottlebe von der AG Kurzfilm auf der Podiumsdiskussion „Wohin mit dem Kurzfilm?“ (Moderation: Margaret von Schiller) im Kino im Museum Ludwig optimistisch. Kinos, die regelmäßig Kurzfilme zeigen, sollen einen finanziellen Zuschuss von der FFA erhalten. Bisher schafften etwa 300 bis 400 der jährlichen rund 2.000 deutschen Produktionen den Weg zum Publikum. Ein Drittel davon wird von den Filmhochschulen produziert. M Katty Salié, Nadine Haase, Erica von Moeller und Jutta Krug (vorne v.l.) sowie Jürgen Fabritius, Joachim Kühn, Felix Neunzerling, Bernd Wilting, Sascha Lobo und Sven Zimmermann (hinten v.l.) Schauspieler-Trio: Katharina Schubert, Sabine Postel und Lars Gärtner Dieter Gorny, Rafaela Wilde (film & fernseh produzentenverband nrw e.V.) und Tom Spieß (Little Shark Entertainment) Anita Elsani und Leonard Lansink Horst-Peter Koll (film-dienst), Tanja Güß (Filmstiftung) und Frank Olbert (Kölner Stadtanzeiger) Filmkongress-Panel Marketing analog und digital nhand der Produktion „Fräulein Stinnes fährt um die Welt“ entbrannte eine Diskussion über den Stand des digitalen Marketings in Deutschland. Nach der Vorstellung des Filmprojekts über die automobile Weltumrundung der Clärenore Stinnes im Jahr 1927 gab Nadine Haase, Marketingassistentin der produzierenden Taglicht Media, ein umfassendes Bild der Online-Marketingaktivitäten ab, die sich um die Website www.fraeulein-stinnes.de herum bewegen. Die darauf folgende Diskussionsrunde (Moderation: Katty Salié) eröffnete Internetberater Sascha Lobo provokativ: „Das Online-Marketing im Bereich der Film- und Werbebranche befindet sich noch nicht einmal in den Kinderschuhen, es läuft eher sogar noch barfuß!“ Es herrsche, so Lobo weiter, „eine faszinierende Mutlosigkeit“ und „Minderkenntnis“ der technologischen Möglichkeiten. Sven Zimmermann (Panorama 3000) stieß ins selbe Horn, als er davon A Jürgen Vogel und Maria Schrader genossen den Abend Die „Buddenbrooks“ zu Besuch bei moving.nrw: Schauspieler Mark Waschke, Heinrich Breloer (Regisseur) und WDR-Redakteurin Barbara Buhl mit Michael Schmid-Ospach Rückblick Int. Filmkongress – newsletter 4/2008 sprach, wie wenig die Filmbranche jene „riesige Spielwiese“ zu nutzen verstehe, und auch Marketingexperte Felix Neunzerling (Zoom Medienfabrik) rät: „Mut haben und Etats verschieben!“ Jürgen Fabritius, Geschäftsführer der 3Rosen GmbH und erfahren im Verleihgeschäft, wollte die Euphorie nicht komplett teilen. „Film ist ein Unikat, keine Marke!“, warnte er davor, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, und sprach sich dringlich dafür aus, Maßnahmen des OnlineMarketings immer direkt am Produkt zu überprüfen. Gekoppelt am Filminhalt müsse man jedes Tool individuell abwägen. Einen grundsätzlichen Appell für die Medienkonvergenz richtete schließlich WDR-Filmredakteurin Jutta Krug an die Runde, musste aber als Vertreterin der ÖffentlichRechtlichen vom momentan noch durch Druck von außen gebremsten Elan ihres Hauses berichten, sich beim Cross-Marketing unterstützter Kinoproduktionen zu weit nach vorne zu wagen. Filmemacher Philip Gröning Bastian Pastewka kam mit Produzent Douglas Welbat 13 in Ehepaar in einem kleinen Gärtchen auf der Rückseite eines Mehrfamilienreihenhauses: Gut gelaunt sitzen die Eheleute auf ihren Gartenstühlen an einem Tisch, vor sich zwei Getränke, geschützt vor Insekten durch eine eigens dafür vorgesehene neckische Abdeckvorrichtung, und hinter sich ein blühender Garten – eine richtige Kleinfamilienidylle. Dieses Glück haben Louis und Christina sich hart erkämpfen müssen: Nachdem sie 17 Jahre zusammen waren, haben sie sich gemeinsam auf Louis’ harten und langen Weg der Geschlechtsumwandlung eingelassen, weil er sich in seinem Frauenkörper einfach nicht zuhause fühlte. Jetzt sind sie endlich eine glückliche Familie: eine „Transfamily“. Im Jahre 2005 trat Sabine Bernardis Dokumentarfilm „Transfamily“ über zwei Paare mit transsexuellem Hintergrund seine erfolgreiche Reise über internationale Filmfestivals an, wo seine einfühlsame Erzählweise und die Nähe zu den Figuren vom Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurden. Auf der Regensburger Kurzfilmwoche gewann der Film den BMW-Kurzfilmpreis, u.a. dank der „konsequenten Stilistik“ und der „dramaturgischen Spannung“, wie es in der Jurybegründung hieß. Sabine Bernardi selbst scheint noch heute über den Erfolg ihres 29-minütigen Films überrascht: „Der Film entstand durch reines Ausprobieren“, erzählt sie. „Er war sehr erfolgreich, aber ich finde trotzdem, man sieht ihm an, dass er ohne die ganz große Kenntnis, wie man einen Dokumentarfilm dreht, gemacht wurde.“ Immerhin war es ihre erste praktische Begegnung mit der dokumentarischen Form, eine Begegnung, die sie das komplette Studium hindurch begleiteten sollte. In München geboren und aufgewachsen, zog es Sabine Bernardi 1994 nach Köln, um dort ein Studium der Film- und Fernsehwissenschaften zu beginnen. Parallel dazu knüpfte sie zunächst am Kölner Schauspielhaus an ihre Vergangenheit in der freien Münchner Theaterszene an und arbeitete als Regieassistentin. Durch ein Praktikum zog es sie schon schnell zum Film, wo sie die klassische Laufbahn am Set hinlegte und Regieassistenz und Script Continuity in Kombination übernahm. Die Praxis hatte sich damit für sie durchgesetzt: Nach Abschluss des Grundstudiums konzentrierte sie sich für fünf Jahre auf die Arbeit am Set. „Ich habe in dieser Zeit sehr viel über das Handwerk und über die Drehorganisation gelernt“, erzählt Sabine Bernardi rückblickend. „Einstellungen, Brennweiten, Einschätzung von Zeitabläufen, Drehpläne ausarbeiten – all diese Kenntnisse haben mir später eine große Sicherheit gegeben.“ Im Jahre 2002 bewarb sich Sabine Bernardi mit dem Konzept zu „Transfamily“ für den ersten Jahrgang des Regiestudiums an der Internationalen Filmschule und wurde angenommen. „Zur ifs wollte ich, um mich künstlerisch zu entwickeln und Dinge auszuprobieren. Nach den Jahren am Set musste ich außerdem wieder neu lernen, freier zu sein, wieder Fehler machen zu dürfen – da erwies sich zu Anfang meine Praxiserfahrung durchaus auch mal als Nachteil.“ Ein Jahr später drehte sie die ersten Bilder für „Transfamily“, was sich so lange hinzog, dass sie den Film erst 2005, parallel zu ihrer Abschlussarbeit „Ludmilla möchte tanzen gehen“, schneiden konnte. „Der Film“, sagt sie, „ist während meines Studiums praktisch nebenbei entstanden“. Neuer ifs-Studiengang: Editing Bild und Ton E 14 Szene aus „Transfamily“ von Regisseurin Sabine Bernardi, Fotos: Sabine Bernardi Sabine Bernardi, Absolventin der ifs internationale filmschule köln, hat sich beruflich in der Domstadt eingerichtet und entwickelt hier zur Zeit ihr Langfilmdebüt. Porträt Sabine Bernardi Zwischen Gender und Genre Im März 2009 startet ein neuer dreijähriger Bachelor-Studiengang, Editing Bild und Ton, an der ifs internationale filmschule köln. Der grundständige Studiengang vermittelt das Storytelling auf der Ebene der Montage. Den angehenden Bild- und Toneditoren wird eine Bildund Tondramaturgie nahe gebracht, die die emotionale Bandbreite und Komplexität des Films entfalten hilft. Neben Seminaren, u.a. zu Bild- und Tongestaltung, Erzählstrukturen oder Filmgeschichte, und zahlreichen praxisorientierten Projektarbeiten unterstützt ein besonderes Kommunikations- und Kreativitätstraining die Studierenden bei der Entfaltung ihres künstlerischen und persönlichen Potenzials. „Mit der Einführung des neuen und in der Republik einzigartigen Studiengangs zeigt die ifs wieder, wie nah sie an den Branchenbedürfnissen ist. Wir freuen uns, dies gewohnt innovativ in Köln umsetzen zu können“, begrüßt ifsGeschäftsführer Martin Schneider den neuen Studiengang, mit dem die ifs auf die fortschreitende Digitalisierung der Filmherstellung reagiert. Die Lehrinhalte basieren auf den Erfahrungen mit dem bisherigen Weiterbildungsprogramm Filmmontage und der Postgraduiertenausbildung Sound Design/Film der ifs und wurde gemeinsam mit dem Bundesverband Filmschnitt Editor e.V. und renommierten Bild- und Toneditoren entwickelt. Die Ausbildung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Nachwuchsregisseuren und -produzenten des Studiengangs Film. Weitere Infos und Bewerbungsunterlagen unter www.filmschule.de. ifs, Tel. (0221) 9201880; [email protected] VON OLIVER BAUMGARTEN Neues aus der KHM „Transfamily“ hat Sabine Bernardi nicht allein die erste praktische Begegnung mit der dokumentarischen Form beschert, sondern auch nachhaltig ihr Interesse an der Diskussion von Geschlechterfragen geschärft. So hat sie nicht nur die Koregie von „Powerful Punch“ übernommen, Conny Beißlers Diplomfilm für Kamera an der FH Dortmund über indische Boxerinnen; auch ihr zur Zeit wichtigstes Projekt, ihr Langfilmdebüt „Gay Romeos“, behandelt das Thema. „Der Stoff ist ein bisschen inspiriert von ‚Transfamily’ und spielt in der Kölner Schwulenszene“, erzählt Sabine Bernardi. Das Treatment zu „Gay Romeos“ gewann den vom FilmInitiativ ins Leben gerufenen Kölner Drehbuchpreis, der von der Imhoff Stiftung mit 15.000 Euro dotiert ist. „Der Preis hat mir damals sehr geholfen, in Ruhe an dem Stoff zu arbeiten“, so Sabine Bernardi, die kürzlich die dritte Drehbuchfassung fertig gestellt hat. „Gay Romeos“ entwickelt sie zusammen mit der Kölner Enigma Film und damit gemeinsam mit einer ehemaligen Kommilitonin an der ifs. Produzentin Janna Velber gehört zu einer ganzen Reihe von Kontakten, die Sabine Bernardi mit ehemaligen ifs-Studenten pflegt, wodurch sich ihr regionales Netzwerk kontinuierlich ausbaut. Doch so wichtig Kontakte und Netzwerke auch sind, lassen sie andererseits newsletter 4/2008 auch doppelt deutlich werden, wie eng der Markt für Filmemacher ist. „Die Konkurrenz ist absolut zu spüren, und der Druck, seine Stoffe durchzubringen, ist enorm. Aber das hält mich Sabine Bernardi nicht ab“, sagt sie selbstbewusst. „Ich habe gelernt, gelassener zu werden und all das nicht ganz so persönlich zu nehmen.“ Erstes Ziel für sie und Janna Velber ist es im Moment, „Gay Romeo“ weiter zu entwikkeln und sich an die Finanzierung zu machen, damit das Projekt realisiert werden kann. „Danach“, sagt sie lachend, „habe ich das Gender-Thema dokumentarisch und fiktional dann aber wirklich erst einmal abgearbeitet. Krimi und Thriller reizen mich total.“ Parallel zum Debütfilm setzte sie sich bereits intensiv mit Genrefilm auseinander und kann sich vorstellen, durchaus verstärkt auch als Autorin zu arbeiten, ohne ihre Bücher dann zwingend selbst inszenieren zu müssen. Und dabei, so viel ist klar, kann ein gutes Netzwerk nur von Nutzen sein. – Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs Erst bekam Reto Caffi für „Auf der Strecke den Studenten-Oscar, jetzt nahm der Absolvent der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) weitere Auszeichnungen für seinen Abschlussfilm entgegen. Anlässlich der 11. Verleihung der Lutins du Court métrage bekam er in Paris den „Lutin“ für den besten europäischen Film. In Valencia gewann er beim 23. Festival Internacional de Cine („Cinema Jove“) den Luna de Valencia de Plata (Silber). Der Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. Zuvor war Caffi bereits u.a. beim Filmfestival Aspen, USA, dem 11th Brooklyn International Filmfestival 2008, New York, dem Krakow International Filmfestival 2008 und dem 24. Internationalen KurzFilmFestival Hamburg ausgezeichnet worden. In „Auf der Strecke“ zeichnet Caffi für die Regie und gemeinsam mit Philippe Zweifel für das Buch verantwortlich. Arbeiten weiterer KHM-Studenten sind im August im Rahmen der diesjährigen c/o-pop in der „Visual Music Lounge“ der KHM (RheinTriadem, Konrad-Adenauer-Ufer, Köln) zu sehen. Vom 14. bis 16. August kann man dort ein abwechslungsreiches Programm rund um das Thema Musik erleben. Die außergewöhnlichen und teilweise preisgekrönten Filme und Videoclips widmen sich u.a. Chet Baker und Beethoven. Mehr Infos unter www.khm.de. KHM, Tel. (0221) 201890; [email protected] Neues aus der ifs ifs-Begegnung Faulheit KHM: Neue Strukturen Weiterbildung Kostümbild Die ifs und das Magazin Schnitt präsentieren im Filmforum NRW im Kino im Museum Ludwig Köln am 13. August um 19 Uhr den Film „DoppelPack“. Danach steht Regisseur Matthias Lehmann in der „ifs-Begegnung Schnitt“ Rede und Antwort zum Thema „Faulheit im Film“. Der Eintritt ist frei. Die Kunsthochschule für Medien Köln (KHM) will sich neu strukturieren. Nach einer ersten Skizze, die Rektorin Marie-Luise Angerer in der Kölner Lokalpresse zeichnete, will man sich auf die Bereiche Kunst, Film und Wissenschaft/Forschung konzentrieren. Die Mediengestaltung wird reorganisiert und nach inhaltlichen Schwerpunkten in die Bereiche Kunst, Film und Wissenschaft/Forschung überführt. Angerer begründete dies u.a. damit, dass es Angewandte Mediengestaltung in Köln „viel besser“ an der International School of Design der FH Köln gebe. Grundlage der Neustrukturierung ist das Kunsthochschulgesetz. Danach kann die Im November startet an der ifs ein weiteres Mal eine sechsmonatige Weiterbildung Kostümbild. Das Programm vermittelt den Teilnehmern die gestalterischen und organisatorischen Grundlagen für ein eigenständiges Arbeiten in der Kostümabteilung von Film- und Fernsehproduktionen. Gegen Ende des Programms realisieren die Teilnehmer unterschiedliche Kostümbilder für Kurzfilmprojekte der Hamburg Media School. Exkursionen nach London und Berlin zu zahlreichen Kostümhäusern und -werkstätten sind weitere Höhepunkte des Programms. Unterstützt werden die angehenden Kostümbildner von zwei Programmpatinnen: Maria Lucas (Mode- und Kostümdesignerin, Kostümdesign für Marius Müller-Westernhagen, Michael Mittermaier u.a.) und Lucia Faust (Kostümbildnerin u.a. für „Contergan“, „Teufelsbraten“ und „Dresden“). Glatzen und Falten Das „Herstellen individueller Glatzen“ und die „Alterung mit Silikon-Gesichtsteilen“ sind zwei der Themen aus dem Weiterbildungsangebot der ifs internationalen filmschule köln in diesem Herbst. Am 6. und 7. September demonstriert Barney Nikolic, dessen wohl bekanntestes Werk die Maske der Figur „Mad Eye Moody“ aus der Harry-Potter-Reihe ist, wie Menschen schnell älter werden. Am 21. September widmet sich Bernd-Uwe Staatz, Chefmaskenbildner der Deutschen Oper Düsseldorf, in seinem Workshop „Air-Hair“ ganz der Behaarungstechnik „aus der Pistole“. Im Gegenzug beseitigt Maskenbildner Birger Laube am 8. und 9. November das Haupthaar und führt in das „Herstellen individueller Glatzen“ ein. Dazwischen klärt Isabelle Voinier am 18. und 19. Oktober über „Make-up für HDTV-Aufnahmetechnik“ auf. Anmeldungen sind bis jeweils 14 Tage vor Workshop-Beginn möglich. Bis zum 15. August gibt es einen günstigen Frühbucherrabatt. Preise für „Robin“ Regisseur Hanno Olderdissen und Produzentin Kathrin Hohendahl haben für ihren Kurzfilm „Robin“ (Buch: Clemente FernandezGil) im Rahmen der Babelsberger Medienpreise den Förderpreis für den besten Absolventenfilm (Spielfilm) erhalten. Der Preis ist mit 18.000 Euro dotiert. „Im zeitlich beschränkten Rahmen eines kurzen Films wird eine gesellschaftlich relevante Frage – nach dem Woher tödlicher Gewalt – souverän verhandelt“, so die Jury. „Robin“ ist der Abschlussfilm von Olderdissen/Hohendahl an der ifs. Weitere Infos zu allen Programmen unter www.filmschule.de. ifs, Tel. (0221) 9201880; [email protected] Schneller altern: eine Arbeit von Barney Nikolic, Foto: ifs KHM weiterhin einen grundständigen achtsemestrigen Diplomstudiengang anbieten. Angerer kündigte an, dass das Postgraduierten-Studium zum Wintersemester 2009/2010 auf zwei MaMarie-Luise Angerer, sterstudiengänge im BeFoto: KHM reich Film/Bild und Art/Research umgestellt werden soll. KHM, Tel. (0221) 201890 [email protected] new talents ... ist der Name der jungen biennale köln, die vom 16. bis 24. August Nachwuchskünstler aus den Sparten Medien, Kunst, Film, Musik und Design im Kölner Rheinauhafen präsentiert. Mit der Premiere der Biennale erhalten Absolventen der Kölner Kunsthochschule für Medien, Hochschule für Musik Köln, ifs internationale filmschule köln, Köln International School of Design sowie der Kunstakademie Düsseldorf eine Bühne für ihre Arbeiten. Der neu gestaltete Rheinauhafen bietet für das vom Fuhrwerkswaage Kunstraum e.V. und der Media Kultur Köln GmbH veranstaltete Projekt den architektonischen Rahmen. Entlang eines Boulevards sollen die Besucher neue Möglichkeiten künstlerischer Präsentation und Kommunikation entdecken können. Bühnenprogramme, lange Filmnächte, Live-Performances sowie Symposien und Fachdiskussionen laden zum gemeinsamen Austausch ein. Mehr Infos unter: www.newtalents-cologne.de. new talents, Tel. (0221) 99559978; [email protected] new talents: ein Hafen für den Nachwuchs, Foto: new talents Ideen gesucht: „Wir lieben Kino“ Matthias Schweighöfer im „Wir lieben Kino“-Spot, Foto: Tele 5 Mit einem neuen Preis für Filmhochschüler wollen der Sender Tele 5 und die Filmstiftung NRW den Nachwuchs inspirieren, sich Gedanken über die Einzigartigkeit des Kinos zu machen. Unter dem Motto „Wir lieben Kino“ sind die Filmstudenten aufgerufen, noch bis zum 31. Dezember ein Konzept für einen Film zum Thema einzureichen. Der Gewinner, der von einer prominent besetzten Jury ausgewählt wird, bekommt bis zu 100.000 Euro für die Realisierung. 50.000 Euro kommen dabei von Tele 5, die übrigen Produktionskosten bis zur Obergrenze trägt die Filmstiftung. Im Juni 2009 soll der Film fertig sein, um dann auf dem 21. medienforum.nrw seine Premiere fei- Auf dem Sprung – die Seite für den Filmnachwuchs – newsletter 4/2008 ern zu können. Schon bei den Director’s Cut-Veranstaltungen zur Berlinale und zum Filmfest München präsentierte Tele 5 Kurzfilme, die eine freie Umsetzung des Themas „Wir lieben Kino“ zeigten: Für die Hauptrollen der im Auftrag des Spielfilmsenders produzierten Image-Spots konnten Matthias Schweighöfer, Matthias Brandt‚ Bernd Stegemann und Alexander Beyer als Hauptdarsteller gewonnen werden. Filmstiftung NRW, Tel. (0211) 930500; [email protected] Tele 5, Tel. (089) 649568172; [email protected] 15 Herr Ruge, man hat das Gefühl, Sie seien überall schon einmal gewesen. Gibt es Weltgegenden, wo Sie noch nicht waren? Aber sicher. Dazu gehören beispielsweise weite Teile Südamerikas. Ich muss aber auch nicht mehr an den oberen Amazonas. Lieber besuche ich Länder, in denen ich schon mal war. Dann kann ich dort Veränderungen feststellen und vielleicht auch etwas ganz Neues entdecken. Am 9. August feiert Gerd Ruge seinen 80. Geburtstag. Seit 2002 schreibt die Filmstiftung NRW einmal jährlich das Gerd Ruge Projekt-Stipendium aus. Ruge selbst hat den Vorsitz der achtköpfigen Jury. Das nächste Mal kommt sie am 25. August in Düsseldorf zusammen. Tags drauf werden die diesjährigen Projekt-Stipendien erstmals im Festsaal der Kölner Wolkenburg vergeben. Der Newsletter erreichte den Weitgereisten in seinem deutschen Domizil in München. Wie hängen Reiselust und Journalismus zusammen? Reiselust hat viel mit Neugier zu tun. Als junger Reporter habe ich versucht, die Auslandreisen zu machen, die man als Deutscher, damals kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, nicht bekommen konnte. Als erstes war ich in Jugoslawien, dann in Korea und Indochina und später in Amerika. Erinnern Sie sich an Ihre erste Auslandsreportage? Schwer zu sagen, was die erste war. Das erste längere Stück hieß jedenfalls „Gottes eigenes Panoptikum“ – kleine Vignetten einer Tramptour durch die Südstaaten. Ich bin in die seltsamsten Gegenden verschlagen worden. Gerd Ruge Projekt-Stipendium „Ein bisschen Vernunft, das wär’s“ Sie und Peter von Zahn waren die Pioniere der Auslandreportage im deutschen Fernsehen. Hat sich an Ihrer Arbeitsweise mit Interviewpartnern grundlegend etwas geändert? Die Leute selbst haben sich verändert. Inzwischen haben die allermeisten schon so viele Interviews gesehen, dass sie wissen, wie man sich aufführt und was man sagen muss. Zumindest hierzulande ist das so. Wenn ich aber Leute in Kamtschatka frage, antworten sie noch ganz normal – weil sie nicht glauben, dass das bei ihnen auch gezeigt wird. Es arbeitet sich umso angenehmer, je weiter man von zuhause weg ist. Braucht man heute, wo jeder selbst reisen kann, wohin er will, überhaupt noch Journalisten als Aufklärer? Ich finde schon. Es ist ein Unterschied, ob ich in den Ferien an einen Strand fahre oder ob ich in der gleichen Gegend arbeite. Der Tourist bewegt sich normalerweise nur in einem schmalen und untypischen Ausschnitt, glaubt aber, das ganze Land zu kennen. Der Korrespondent muss sich dazu zwingen, von neuem hinzugucken und zu überprüfen, was man zu wissen glaubt. Das sind zwei unterschiedliche Blickwinkel. Gibt es heute noch konzentriertes Fernsehgucken – wie damals beim „Weltspiegel“? Schwer zu sagen. Ich sehe ein programmliches Massenangebot, gegen das sich die Auslands- und auch die aktuelle Berichterstattung durchsetzen müssen. Man neigt dazu, die Berichte leichter, far- 16 muss die China-Berichterstattung zeigen, sonst führt sie in die Irre. Ansonsten ist Berichterstattung etwas anderes als Protest. Die Zusammenstöße bei den Fackelläufen haben den Chinesen wieder das Gefühl gegeben, die ganze Welt sei gegen sie. Das glauben sie seit Jahrhunderten. Gilt das auch für das Thema Tibet? Selbstverständlich. Das Tibet-Problem ist sehr kompliziert. Wahrscheinlich hat der Dalai Lama Recht, wenn er sehr vorsichtig agiert, um einen Sinneswandel der chinesischen Politik zu erreichen. Darüber kann man auch berichten, dann aber vollständig und nicht nur über einzelne Zusammenstöße. Glauben Sie, dass Sie mit Ihren Reportagen von den Brennpunkten des Geschehens – von Washington über Moskau bis Peking – zum Weltfrieden beigetragen haben? Das geht ein bisschen weit. Da gefällt mir schon eher eine Bemerkung des verstorbenen Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Er meinte einmal, ich hätte ein bisschen Vernunft und Nachdenklichkeit in die damals aufgeheizte Debatte über die Ostpolitik gebracht. Das hat mir sehr gefallen. Ein bisschen Vernunft…das wär`s. Seit 2002 unterstützen Sie zusammen mit der Filmstiftung NRW junge Dokumentaristen. Worauf legen Sie bei der Nachwuchsförderung besonderen Wert? Ich bin nicht die ganze Jury, die aus ganz unterschiedlichen Gesichtswinkeln diskutieren kann. Aber mir kommt es darauf an, dass es Themen sind, die den Zuschauer auf etwas Neues hinweisen, und dass es sehr persönliche Stücke sind, in denen sich die Filmemacher selbst in eine Situation hineinbegeben haben, um einen Vorgang mitzuerleben und darstellen zu können. Ebenso bedeutsam ist eine künstlerische, überlegte Formgebung. biger und auch gefühliger anzulegen. Ich fände es schade, wenn sich das auf die Dauer durchsetzen würde. Sie waren 1972 der erste deutsche Fernsehjournalist, der aus China berichtet hat. Was geben Sie Ihren Kollegen, die in diesen Tagen rund um Olympia chinesischen Alltag einfangen sollen, mit auf den Weg? Sie sollten nicht allzu sehr auf Tiefgang gehen und versuchen, die ganze chinesische Geschichte von Konfuzius bis Mao zu verbraten. Auch Chinas Rolle in der Weltpolitik gehört nicht unbedingt in die Olympia-Berichterstattung. Stattdessen sollten die Kollegen sehen, wie sich die Menschen verhalten, wenn sie einem solchen Welt-Event begegnen – so die Kollegen einfachen Menschen während der Olympiade überhaupt begegnen können. 1993 in der Tundra: Gerd Ruge und Kameramann Dieter Perschke steckten dreieinhalb Tage in Eis und Schlamm fest. Foto: WDR Sie sind Mitgründer der deutschen Sektion von Amnesty International. Amnesty weist immer wieder auf Menschenrechtsverletzungen in China hin. Was erwarten Sie aktuell von der hiesigen ChinaBerichterstattung? China ist kein Land, wo die Leute frei ihre Entscheidungen treffen können. Das newsletter 4/2008 – Gerd Ruge zum 80. Auch als Pensionär waren Sie überaus produktiv und haben immer wieder spannende Reportagen abgeliefert – aus Sibirien oder den Rocky Mountains. Auf was dürfen wir uns in diesem Jahr freuen? Ich habe das ganze letzte Jahr damit verbracht, an einem Buch zu schreiben – über die komplexen inneren Beziehungen zwischen den Deutschen und den Russen. Das ist gerade fertig geworden. Die Arbeit erscheint in der Reihe „Deutschland und seine Nachbarn“, die von ExBundeskanzler Helmut Schmidt und ExBundespräsident Richard von Weizsäcke herausgegeben wird. Sind Sie jetzt zum Schriftsteller geworden? Das glaube ich nicht. Mit anderen zusammen einen Film zu machen, ist viel spannender als am Schreibtisch zu sitzen. ie Abkürzung EAVE steht für Entrepreneurs de l’Audiovisuel Européen und ist eine der führenden europäischen Trainingsprogramme für unabhängige Produzenten von Spiel- oder Dokumentarfilmen, die ihr Wissen über europäische Koproduktionen und zugleich ihr Netzwerk in Europa erweitern wollen. 2008 wurden für das Programm 51 Filmschaffende aus 27 Ländern ausgewählt – auch aus Nicht-EU-Ländern wie Kroatien, Serbien, Mazedonien und Kanada. „Die kulturelle und wirtschaftliche Zusammenarbeit von Filmproduzenten weltweit zu erleichtern, ist eine der aufregendsten Herausforderungen für EAVE in den nächsten zehn Jahren“, so EAVE-Leiter Alan Fountain. In drei Intensivworkshops im März, Juni und November wurden und werden sämtliche Aspekte einer europäischen Koproduktion behandelt – von Stoffentwicklung und Entwicklung, Budgetplanung und Finanzierung über rechtliche Fragen und Pitching bis zu Vermarktungs- und Vertriebsstrategien. Die EAVE-Experten sind erfahrene Produzenten, Redakteure, Vertreter von Förderungen, Weltvertrieben und Verleihunternehmen. Aus Nordrhein-Westfalen nimmt derzeit Melanie Andernach von der Kölner MADE IN GERMANY mit ihrem Spielfilm „Stille Taten“ an EAVE teil. Die ersten zwei Workshops besuchte sie gemeinsam mit Andreas Köhler, Autor und Regisseur des Projekts. Für die MEDIA-Seite des Newsletter berichten Andernach und Köhler über ihre Erfahrungen. D Seit wann gibt es MADE IN GERMANY und wo liegen die Schwerpunkte Ihrer Firma? Melanie Andernach: MADE IN GERMANY ist eine junge, unabhängige Filmproduktion mit Sitz in Köln, die Spielund Dokumentarfilme für das deutsche, europäische und internationale Publikum entwickelt und produziert. Mein Kollege Knut Losen und ich haben die Firma Anfang 2007 gegründet – mit Unterstützung des AV-Gründerzentrums. Bei der Auswahl unserer Filme legen wir viel Wert auf Geschichten mit gesellschaftlichem, politischem oder sozialem Bezug, die starkes visuelles Potenzial versprechen. Wir begeistern uns für Filmemacher mit einer authentischen Vision und starker künstlerischer Ausrichtung. Sie nehmen am EAVE-Programm mit Ihrem Spielfilmprojekt „Stille Taten“ teil. Worum geht es dabei? MA: In „Stille Taten“ geht es um etwas, das auf den ersten Blick überhaupt nicht still scheint. Es geht um Terror. Wenn man an Terror denkt, denkt man derzeit vermutlich an Anschläge im Irak oder Afghanistan. Doch Terror ist mehr als das. Daher haben wir unsere Geschichte in Deutschland, in einem beschaulichen und vor allem friedlichen Dorf angesiedelt. Eines Tages explodiert mitten auf dem Marktplatz eine Bombe. Viele Menschen werden verletzt, darunter sogar ein Kind, das später an den Folgen stirbt. Während die Dorfbewohner versuchen, wieder ins normale Leben zurückzufinden, dringt der Terror endgültig in das Leben von Anna und Jürgen ein. Sie fin- Melanie Andernach bei EAVE 2008 Trainingslager für Produzenten den heraus, dass ausgerechnet ihr Sohn den Anschlag begangen hat – und das nicht aus politischen oder religiösen Gründen: Er missbraucht die Angst der Menschen, um seinem Traum ein bisschen näher zu kommen. Die Eltern müssen nun entscheiden, ob sie ihren Sohn schützen oder verraten sollen. Sie sind bereit, mit ihm einen weiten Weg zu gehen und zu Mitteln zu greifen, von denen sie nicht dachten, dazu fähig zu sein. Warum haben Sie sich für das Thema Terrorismus entschieden? MA: Vor Jahren habe ich einen Bombenanschlag in Südafrika miterlebt. Ich denke, dass mir deswegen das Thema so am Herzen liegt. Aber auch unabhängig davon, ist der Terrorismus eines der wichtigsten Themen des 21. Jahrhunderts. In dem Film „Stille Taten“ geht es uns darum, die Konsequenzen des Terrors zu zeigen, die auch in unserer Gesellschaft angekommen sind. Eingebettet in ein politisches Thema erzählen wir vor allem aber ein intimes, emotionales Porträt einer Elternliebe, die bereit ist, alles zu relativieren – sogar Terror. EAVE hilft Ihnen bei der Entwicklung des Stoffes. Wie ist das Programm strukturiert? MA: Über das ganze Jahr verteilt gibt es drei Workshops an verschiedenen Orten. Die Teilnehmer werden einer von vier Gruppen zugeteilt. Während der ersten beiden Workshops arbeiten die Teilnehmer eng in ihren Gruppen. Sie besprechen vor allem die von den Teilnehmern eingebrachten Projekte, sowohl inhaltlich als auch das gesamte Package. Zusätzlich gibt es Einzelgespräche mit Dramaturgen, Experten für Filmfinanzierung, Marketing, Pitching, rechtliche Aspekte der Koproduktion und Packaging. Beim dritten Workshop werden so genannte Decision Makers eingeladen. Das sind Vertreter von Filmförderungen, Weltvertrieben, Verleihern, Fernsehsendern und so weiter. Dadurch hat man die Möglichkeit, in einem informellen Rahmen mit wichtigen Persönlichkeiten des Filmbusiness in Kontakt zu treten. Wer nimmt teil? MA: Teilnehmen können Produzenten von Spiel- oder Dokumentarfilmen, aber auch sonstige Vertreter des Filmschaffens. Man kann ein Projekt einbringen oder ohne Projekt kommen bzw. gegebenenfalls zum zweiten Workshop sein Projekt nachreichen. Insgesamt gibt es dieses Jahr 51 Teilnehmer aus verschiedensten Ländern MEDIA – newsletter 4/2008 Andreas Köhler und Melanie Andernach, Foto: Nina Icks Europas, wovon der Großteil Produzenten sind. Von denen haben 35 Teilnehmer ein Projekt eingereicht. Und wer sind die Experten bei EAVE? MA: Jede Gruppe wird von einem mit Koproduktionen erfahrenen Produzenten geleitet. Mein Gruppenleiter ist z.B. Danny Krausz von Dor Film, mit dem ich sehr glücklich und zufrieden bin. Die anderen Gruppenleiter sind Lise Lense-Moller, Peter Rommel und Patrick Sobelman. Jedes Projekt bekommt einen Dramaturgen zugeteilt. In unserem Fall ist das Jacques Akchoti, der uns bislang sehr geholfen hat. Ansonsten gibt es noch hochkarätige Experten wie Roberto Olla von Eurimages, Sibylle Kurz als Pitching-Expertin und Linda Beath als Finanzierungsexpertin, um nur einige zu nennen. Wie ist die Betreuung zwischen den Seminaren? MA: Zwischen den Seminaren gibt es recht umfangreiche Hausaufgaben, die zum Teil auch von den Gruppenleitern und Experten begutachtet und kommentiert werden. Ansonsten gibt EAVE uns die Möglichkeit, auf Festivals und Koproduktionsmärkten eingeladen zu werden, zum Beispiel zu Producers Network Cannes, Cinemart Rotterdam, CineLink Sarajevo und Paris Project. Von welchen Inhalten haben Sie bislang am meisten profitiert? MA: Ich habe tatsächlich das Gefühl, einen umfassenden und fundierten Einblick in das Feld der Koproduktionen zu bekommen. Man wird für Probleme sensibilisiert, bekommt aber direkt auch eine Lösung präsentiert. In den Vorlesungen erhält man in der Regel einen generellen Eindruck, den man dann in den Gruppenarbeiten und schließlich in Individual Meetings konkret auf sein Projekt bezogen vertiefen kann. Für mein Projekt „Stille Taten“ waren natürlich die Sitzungen mit unserem Dramaturgen sehr hilfreich. Aber auch die Finanzierungsund Marketingaspekte waren äußerst interessant. Was versprechen Sie sich vom 3. Workshop und wie geht es im Anschluss an EAVE weiter? MA: Der 3. Workshop wird natürlich sehr spannend. Dort wird das Projekt das erste Mal dem realen Markt ausgesetzt und auch an diesem gemessen. Die Decision Makers werden über die Projekte informiert und können dann Meetings mit den Teilnehmern vereinbaren. Natürlich hoffe ich, gute Meetings zu bekommen, die für das Projekt aber auch für meine weiteren Arbeiten als Produzentin interessant sein könnten. Bislang ist die Resonanz auf unser Projekt sehr gut. Das Thema ist sehr aktuell und stark, dennoch ist die Erzählweise sehr emotional und ergreifend. Ich bin daher optimistisch, dass es zur Realisierung kommt. Wem würden Sie EAVE empfehlen? MA: Ich würde EAVE allen Produzenten empfehlen, die am Anfang ihrer Karriere stehen und eine internationale Ausrichtung ihrer Arbeit wünschen. An den ersten beiden Workshops können auch die Autoren teilnehmen. Was hat Ihnen die Teilnahme an EAVE als Autor und Regisseur gebracht? Andreas Köhler: Obwohl EAVE ganz klar auf die Produzenten ausgerichtet ist, ist man als Autor und Regisseur sehr eingebunden, da die Projektentwicklung wichtiger Bestandteil der Workshops ist. Ich fand die Teilnahme an den EAVE-Workshops aber auch insofern gut, dass ich einen Einblick in die Arbeit eines Produzenten bekommen konnte. EAVE hilft, die Produzenten und Kreativen aneinander zu binden und gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Wie wurde bei der Drehbuchanalyse vorgegangen? AK: Unser Dramaturg Jacques Akchoti stellte am Anfang vor allem Fragen: Warum will man das schreiben, und was will man erzählen? In der weiteren Arbeit sind wir sehr von den Charakteren als wichtigsten Baustein der Geschichte ausgegangen. Aus den Charakteren hat sich der Plot entwickelt. Wie hat sich das Projekt weiterentwickelt? AK: Die Arbeit am Buch mit den Dramaturgen war sehr intensiv. Das Buch hat sich seit dem ersten Workshop erstaunlich schnell entwickelt. Der Ausgangspunkt dieses Buches war ein intellektueller Gedanke: Terror hat auch immer seine Wurzeln in der eigenen Gesellschaft. Mir war es aber immer wichtig, dass es kein Thesenfilm wird. „Stille Taten“ ist vielmehr ein intimes, emotionales Familiendrama. Ein Vater und eine Mutter müssen eine schreckliche Entscheidung treffen: Sie müssen ihren Sohn verraten oder schützen. Dabei haben beide ganz unterschiedliche Art und Weisen, mit diesem Konflikt umzugehen, was am Ende zur Katastrophe führt. Die Anmeldefrist für EAVE 2009 läuft noch bis zum 1. Oktober 2008. 17 Joachim Dürbeck und René Dohmen machen seit ihrer Jugend gemeinsam Musik. Der eine mehr durch Punk, der andere eher durch Jazz geprägt, spielten sie jahrelang in Bands und tourten durch Europa. Vor knapp zehn Jahren gründeten sie ihre Firma Dürbeck & Dohmen (www.ddmusik.de) und komponieren seither Interview Dürbeck & Dohmen Zwischen Künstler und Dienstleister erfolgreich für Werbung und Spielfilm, zuletzt gewann ihre Musik zu „Selbstgespräche“ den Max-Ophüls-Preis 2008. Joachim Dürbeck (links) und René Dohmen, Foto: Dürbeck & Dohmen Der Komponist und Musiker für seinen Filmscore in „Leroy“ mit dem Deutschen Filmpreis Interview Ali N. Askin Im Gespräch äußert er sich Die Qualität nimmt zu über Trends der Szene, Anforderungen der Genres und den Wunsch nach mehr Muße für die Projekte. Welche ästhetische Funktion nimmt die Musik im Film ein? Dohmen: Oft heißt es: „Filmmusik ist dann gut, wenn man sie nicht wahrnimmt.“ Das sehe ich nicht generell so. Natürlich sollte sie oft nur unbewusst wahrgenommen werden. Filmmusik kann aber genauso grandios sein, wenn sie mal eine Führungsposition übernimmt oder wenn sie mal nicht unterstützend eingesetzt wird, sondern versucht, etwas anderes zu erzählen als das, was gerade im Bild zu sehen ist. Es muss eben nicht immer Mickey-Mousing sein, also: Jemand fällt die Treppe herunter, und du machst den entsprechenden Polter-Sound. Das ist eins zu eins und mag manchmal gut und richtig sein, aber eben nicht immer. Das Spannende ist, sich in jeder Szene neu zu fragen: Versuche ich hier dem Bild zu helfen, arbeite also motivisch, oder arbeite ich an einem Thema, Sie haben an der Münchner Musikhochschule Komposition und damit Musik von der Pike auf studiert. Welche weiteren Fähigkeiten muss man mitbringen bzw. erlernen, um erfolgreich Filmmusik zu komponieren? Das Komponieren für Film hat ganz besondere Anforderungen, denen extra Studiengänge etwa in München oder Ludwigsburg mittlerweile auch gerecht werden. Dabei handelt es sich um Aspekte, die im klassischen Kompositionsstudium, wie ich es noch absolviert habe, gar nicht anfallen. Das beginnt mit technischen Aspekten, etwa dass man als Filmkomponist auch in der Lage sein sollte, SurroundMischungen anzufertigen, oder dass man ein Verständnis entwickelt dafür, wie genau die Arbeitsabläufe im Schnitt aussehen. Auch: Wie denkt überhaupt ein Editor, wie denkt ein Regisseur, wenn er inszeniert – über all diese Bereiche und die Aufgaben der verschiedenen Gewerke des Films Bescheid zu wissen, ist absolut sinnvoll. Ali N. Askin ist in diesem Jahr ausgezeichnet worden. Worin bestand für Sie der entscheidende Wechsel weg von der Bühne, weg von den Songstrukturen und hin zum Komponieren für den Film? Dohmen: Beim Songschreiben musst du immer alles, deine Motivation, deine Einfälle aus dir selbst herausziehen. Du bist der Motor für alles. Bei der Filmmusik finde ich es spannend, sich in etwas anderes hineinzudenken, zu versuchen, etwas anzunehmen, zu adaptieren, was ein Regisseur oder Drehbuchautor sich ausgedacht hat. Daran mitzuarbeiten, meine Kreativität mit einzubringen, das gefällt mir. VON OLIVER BAUMGARTEN Wie wichtig ist ein dramaturgisches Gespür? Das ist eine sehr wichtige Fähigkeit, die sich mit der Erfahrung im Laufe der Zeit ausentwickelt. Man muss lernen, Situationen zu beurteilen und zu entscheiden: Wann setzt Musik ein, wann hört sie auf, wie groß darf sie werden, wie sehr muss sie sich zurück nehmen? Ali N. Askin bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises, Foto: Roman Babirad 18 newsletter 4/2008 – Schwerpunkt oder versuche ich, einen Kontrapunkt zu schaffen, um herauszuarbeiten, dass der Typ im Bild zwar vordergründig fröhlich, aber auch voller Traurigkeit ist? Ist das nicht zu einem gewissen Teil auch eine Stilfrage, welche Lösung man eher bevorzugt? Dohmen: Unser Spektrum ist groß. Das zeigt auch ein Blick auf unsere Filmographie. Ich würde aber jetzt schon behaupten wollen, dass wir etwas Spezielles anbieten, was sicherlich auch bedeutet, dass wir nicht jeden Job machen können. Dürbeck: „Herr der Ringe“ müssten wir z.B. ablehnen. 13 Stunden Orchesterwerk, das ist nicht unsere Baustelle. Dohmen: Stimmt, wir sind nicht die großen Orchestratoren und stehen da auch zu. Wir versuchen verstärkt, unser künstlerisches Profil klar herauszuarbeiten. Es gibt sehr gute Komponisten in Deutschland, immer mehr, und darunter gibt es viele Leute, die ihr Handwerk verstehen. Insofern kannst du dich auf dem Markt nur positionieren, indem du deine spezielle Herangehensweise an Musik oder deinen bestimmten Charakter herausstellst. Aber natürlich sind wir auch Dienstleister, das ist ja keine Frage. Nur wir möchten auch, dass man unseren Sound erkennt, wenn er auch in Filmen wie „Selbstgespräche“ oder „Up! Up! To the Sky“ vordergründig verschieden wirken mag. Auch: Wie entwickelt sich eine Figur im Film, macht es Sinn, mit einer Leitmotivik zu arbeiten? Was soll, was darf man in einer Szene unterstützen? Das alles sind sehr elementare Dinge, die ein Filmkomponist beherrschen sollte. Sie waren am Beginn Ihrer Karriere als Assistent von Frank Zappa Teil seines Ensembles Modern – wie sehr prägt Sie das bis heute? Ich war bereits in jungen Jahren ein großer Zappa-Fan, insofern ohnehin schon vorgeprägt, wenn man so will. Was ich dort gelernt habe, waren eher persönliche Dinge, zum Beispiel zu entdecken, was alles in mir steckt, was man alles so kann, wenn man mal wirklich gefordert wird. Neben der reinen Komposition beschäftigen Sie sich sehr gerne auch mit dem Sounddesign. Ja, das schlägt sich zum Beispiel auch in der Hörspielarbeit nieder, in die ich sehr viele Geräusche einbeziehe. Bei manchen Filmen benutze ich sehr gerne Elemente, die eigentlich aus der Tonspur kommen bzw. auch vom Sounddesigner, und baue die in die Musik ein. Zum Beispiel in „VogelMenschen“, ein Dokumentarfilm von Eduard Erne über die Leute, die die Vögel aus „Nomaden der Lüfte“ groß gezogen und ihnen als Bezugspersonen gedient haben. Dabei habe ich sehr viele Vogelgeräusche aus den Originaltonspuren genommen und weiterverwendet. Aber ohnehin gehen Komposition und Sounddesign zunehmend Hand in Hand, nur die Arbeitsumstände sind leider oft nicht ide- Dürbeck: Wir haben gar keine Wahlmöglichkeit. So war das schon bei unserer Band: Wir sind so und können uns nicht verstellen. Wir haben es schon mal versucht, aber dann fehlt die Authentizität. Musik oder Kunst braucht aber Wahrhaftigkeit. Und so versuchen wir uns zu positionieren zwischen Dienstleister – wir wollen dem Film helfen, wir wollen dem Regisseur helfen, den Schauspielern ja auch und der Story – und Künstler. Wann ist für Sie der ideale Moment, in ein Projekt einzusteigen? Dohmen: Wir steigen gern bereits dann ein, wenn ausschließlich ein Drehbuch existiert. Es geht dann gar nicht sofort ums Komponieren, sondern darum, Geschichte und Figuren im Kopf zu haben. Gerade arbeiten wir am Hamburger „Tatort – Auf der Sonnenseite““, ein toller Film, der wiederum schon komplett abgedreht und geschnitten ist. Das gibt es also auch. Wie sehr überschneidet sich Ihre Arbeit eigentlich mit dem des Sounddesigners? Dohmen: Gerade dieser sehr innovative „Tatort“ von Richard Huber ist ein gutes Beispiel, da wird es große Überschneidungen geben zwischen Sounddesign und Musik. Das ist wirklich nicht immer ganz klar, und man muss sich konkret mit dem Regisseur oder Sounddesigner besprechen, wann man vielleicht lieber eine musikalische Sounddesign-Lösung versuchen würde und wann nicht. Es muss ja nicht immer das al. Eigentlich müssten von Anfang an die Editoren, die Sounddesigner und Komponisten zusammen arbeiten, um sich gemeinsam auf Lösungen die Tonspur betreffend zu einigen. In der Regel bekommt man als Komponist einen fertig geschnittenen Film und weiß dazu oft genug nicht, wer den Sound macht. Und dann komponiert man die Musik für eine Szene, von der sich später heraus stellt, dass da ein Hubschrauber drüber fliegen soll und man von der Musik rein gar nichts mehr hört. Es wäre schön, mehr Zeit zu haben… Was würde ein Mehr an Zeit außerdem bewirken? Ich habe gerade zur Vorbereitung einen Kinofilm, bei dem ich mit dem Editor schon zu Anfang des Drehs in Kontakt stehe, wir also gemeinsam darüber nachdenken, wie die Musik an welcher Stelle sein könnte. Zudem werde ich dem Editor bereits jetzt für seinen Schnitt viel Musik geben, damit auch nicht dieses ewige Problem mit der Temp-Musik auftaucht, also der Musik, die vorübergehend genommen wird, damit man beim Schneiden ein Gefühl dafür bekommt, wie die Szene mit Musik funktionieren könnte. Dass solche Musiken angelegt werden, bevor der Komponist überhaupt zu komponieren angefangen hat, ist für Komponisten oft eine schwierige Praxis. So wirst du mit einer Musik konfrontiert, in die sich alle verliebt haben und die man dann womöglich adaptieren soll. Denn ist die Temp-Musik gut ausgewählt, dann Schwerpunkt – newsletter 4/2008 „Wusch“ sein, sondern du kannst zum Beispiel mit einem Bogen ein Becken spielen und den Hall dann rückwärts laufen lassen, das ist dann auch Sounddesign. Da muss man schon miteinander kommunizieren. Ein Komponist erhält für eine Komposition zum einen ein Honorar für seine Arbeit am Projekt und zum anderen als künstlerischer Urheber Tantiemen durch die GEMA … Dohmen: …was essentiell wichtig ist. Ohne die GEMA könnten wir nicht existieren, das ist für uns eine Einnahmequelle von extremer Bedeutung. Wird diese Art der „Doppelvergütung“ als Argument in Honorarverhandlungen angebracht? Dürbeck: Ja, das wird immer wieder versucht. Der Sinn und Zweck der GEMA gerät dabei in Vergessenheit. Die Leute sehen sie als Bonusgeschäft für die Komponisten. Der eigentliche Sinn der GEMA aber, dass nämlich, wer ein Kulturgut benutzt und sich, bzw. sein Projekt damit aufwertet, auch dafür zahlen muss, wird manchmal vergessen. Dohmen: Ich habe auch schon erlebt, dass jemand sagte: „Du kriegst die GEMA, das habe ich mir ausgerechnet: Die ist so gut, da zahle ich Dir kein Honorar.“ Die GEMA steht dem Komponisten zu, das ist eine urheberrecht- liche Leistung. Aber das sind zum Glück nur wenige schwarze Schafe, die Honorar und GEMA manchmal vermengen. Wird das GEMA-freie und damit für Auftraggeber vordergründig günstigere Arbeiten von jungen Komponisten genutzt, um einen Fuß in die Branche zu bekommen? Dohmen: Die, die ganz neu sind im Geschäft, lassen sich so manche Pistole auf die Brust setzen. Du willst da reinkommen, du willst den Job. Da macht man vielleicht solchen Mist mit. Dürbeck: Du hast ja auch noch nicht diese Weitsicht am Anfang. Was das bedeutet, dass du dir nämlich selber damit langfristig schadest, das vermutet ja keiner. Dohmen: Aber klar, das ist natürlich eine Gefahr, denn durch die immer günstiger werdende Computertechnologie kann sich jeder die tollsten Libraries (digitales Soundarchiv, Anm. der Redaktion) zulegen. Das heißt noch nicht, dass man auch komponieren kann, aber du klingst schon mal gut. Und dann kann es heißen: „Ach, dann lass uns den Nachwuchstypen nehmen, der macht das für umsonst.“ Die kleinen oder teilweise auch mittleren Jobs in der Werbung, die sind für uns weggebrochen, weil wir dafür zu teuer sind. Aber auf der anderen Seite haben Spielfilme so ein hohes Qualitätsanforderungsprofil, da nutzt es auch nicht, die beste Library der Welt zu haben, da musst du komponieren können und einfach gute Arbeit abliefern. geht sie immer auch eine Verbindung ein mit den Bildern, und dann ist es ganz schwer, sich mit einem anderen Ansatz durchzusetzen. Ich fühlte mich also bei der Arbeit, als würde ich nach Hause kommen. Es war für mich wirklich ein Traum, so etwas machen zu dürfen. Welche Entwicklung sehen Sie innerhalb der letzten Jahre in der deutschen Filmmusik-Szene? Ähnlich wie bei anderen Gewerken wie Schnitt und Kamera, wird die Qualität der Komponistinnen und Komponisten, die hier arbeiten, immer besser. Die Lehrstätten entlassen Leute, die viel mehr wissen als zum Beispiel noch in der Zeit, als ich studierte. Das Niveau der Musik ist also wesentlich besser als noch vor 15 Jahren. Was ich auf der anderen Seite aber bedenklich finde ist, dass immer weniger Geld für unsere Arbeit zur Verfügung steht und die Qualität letzten Endes darunter leidet. Man bekommt immer weniger Zeit und immer kleinere Budgets zur Verfügung, so dass zum Beispiel ein Orchesterscore immer seltener wirklich auch mit Orchester eingespielt werden kann, sondern digital erzeugt wird – und entsprechend klingt das dann leider auch. Sie mussten sich also gar nicht weiter vorbereiten? Natürlich haben wir da unser Gedächtnis auch ein wenig aufgefrischt und uns ganz konkret Sachen angehört und auch neuere musiklastige Filme angeschaut wie „Hustle & Flow“, um uns ein bisschen inspirieren zu lassen. Aber die Stilistik war natürlich klar, ich musste nicht erst versuchen nachzuvollziehen, was zum Beispiel Isaac Hayes bei „Shaft“ gemacht hat. Der Preis gekrönte Score von „Leroy“ dagegen klingt sehr knakkig. Hier haben Sie bewusst den Blaxploitation-Funk der 70er imitiert. Durften Sie sich richtig austoben? Ich bin jemand, der früher sehr viel Funk und Jazz in Bands gespielt hat, und diese Art von Musik ist ein sehr wichtiger Teil nicht nur meiner Vergangenheit, sondern auch meiner Gegenwart und hoffentlich auch meiner Zukunft. Kinofest Lünen Filmkomponisten erklären, wie es geht: Mit einem praxisnahen Konzept will Festivalleiter Mike Wiedemann beim 19. Kinofest Lünen (13.-16.11.) den Besuchern die diffizile Kunst der Filmmusik näher bringen. Wiedemanns Wunschkandidat für die Premiere im November ist Komponist Ali N. Askin. Bereits seit dem vergangenen Jahr vergibt das Kinofest einen Filmmusikpreis, der auch in diesem Jahr verliehen und erneut von Jürgen und Andrea Skok aus Lünen mit 2.500 Euro dotiert wird. Der Sieger der Premiere 2007 hieß Thomas Mehlhorn, der die Auszeichnung für seine Musik zu „Blindflug“ gewann. 19 Für den Newsletter haben wir den Filmkritiker und Filmmusikexperten Jörg Gerle gebeten, zwei Filmbesprechungen zu schreiben, die sich nur um die Musik drehen. Mit „Der Schuh des Manitu“ und „Nichts als Gespenster“ hat er zwei sehr unterschiedliche Beispiele ausgewählt. illionen hören, aber niemand weiß, wie viele zuhören!“ Aaron Copland, einer der bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts und zudem Filmkomponist traf diese Einschätzung über die „Empfangseigenschaften“ der Kinozuschauer vor gut 60 Jahren – gerade zwanzig Jahre, nachdem die Filmmusik untrennbar mit dem Zelluloidstreifen verschweißt wurde. Heute kann man hinzufügen: Egal ob Millionen zuhören oder hören – es wirkt! Ein Film ist mindestens die Summe aller seiner Teile. So plakativ diese Erkenntnis ist, so wenig ist sie verinnerlicht. Einen Film „sieht“ man nicht, man erlebt ihn! Das fängt mit Marginalien wie dem Schlangestehen an der Kinokasse oder dem Gang zum Kühlschrank an und hört mit Essenziellem wie einer funktionierenden Tonanlage lange nicht auf. M Der Schuh des Manitu ichael „Bully“ Herbig trifft im aktuellen Jahrtausend den Massengeschmack der Kino-Nation wie kaum ein anderer. Nun kann man nicht zu unrecht behaupten, es läge an seiner anarchischen Art, Blödelkomik mit Sinn und Verstand zu paaren und könnte damit den Brückenschlag zwischen ihm und den MarxBrothers wagen. Doch Sinn und Verstand beschränken sich im Falle Herbigs nicht nur auf das Timing von Slapstick und Pointen, sondern auch auf das sich Vergegenwärtigen formalen Handwerks. Herbig ist sicherlich der ambitionierteste Filmemacher der aktuellen deutschen Unterhaltungsindustrie, betrachtet man sich die Perfektion, mit der hier „ein Komiker“ mit Kameraeinstellung, Schnitt, Spezialeffekten und Sounddesign umgeht. Wie jeder gute Handwerker unter den Regisseuren hat auch er einen Seelenverwandten im Sounddepartment. Von „Erkan & Stefan“ bis „Wicki und die starken Männer“ zeichnet Ralf Wengenmayr für das musikalische Underscoring aller Herbigs im Kino verantwortlich. Gerade sein bislang größter Erfolg „Der Schuh des Manitu“ ist aus musiktechnischer Hinsicht beachtenswert. Nun könnte man unken, es sei schließlich nicht son- M 20 derlich schwer, einen Western zu vertonen. Immerhin ist sie, seit man Westernmusik als solche wahrnimmt, in Wesen, Form und Ausprägung nahezu unverändert geblieben: Peitschende Gitarrenriffs im Rhythmus des Pferdegalopps, abgelöst von breit angelegten Streicherformationen, tunlichst bemüht, die unnachahmlich schöne Weite der Prärie in sanfte Klangteppiche zu knüpfen; vereinzelt klassische, nordamerikanisch besetzte Instrumente wie das Banjo in getragener Rhythmik des Pferdetrabs, schließlich das Pianola, die Harmonika oder die Maultrommel. Vom Prolog an, bis endlich der Vorspann das befreiend weite „Wir sind jetzt im Western“Hauptthema intoniert, gibt Wengenmayr ein vorgezogenes Divertissement aller nur erdenklichen Klischees zum Besten. Da wir uns in einer Komödie befinden, zumal in einer, die speziell auf die Winnetou-Filme referiert, ist es Komponistenpflicht, den epischen Schmalzklassikern von Martin Böttcher Reverenz zu erweisen, was der 43-jährige Augsburger derart kompetent tut, dass es Böttcher mitnichten wehtun dürfte. Doch das Team Herbig/Wengenmayr ist sich wohl bewusst, dass eine Persiflage von musikalischen Zitaten und dessen Brüchen lebt. So ertönt beim Entree des Erzbösewichtes Santa Maria nicht gleich das mitunter durch Choräle unterstützte kurze Höllenthema, sondern erst ein paar Subwoofer-lastige Heavy Metal-Riffs. Ist man Zuhause bei Winnetouch an der Bar, perlt Cocktailmusikleichtigkeit à la Henry Mancini, Winnetouchs Crashkurs im „richtig Indianersein“ ist ganz im Bigbandsound des Automagazinklassikers „Der 7. Sinn“ gehalten, und Filmmusik in der Praxis: zwei Beispiele Nichts als Musik VON JÖRG GERLE newsletter 4/2008 – Schwerpunkt Nichts als Gespenster ie ersten zwei Minuten sind Stille! Erst wenn der Vorspann ansetzt, um während der nächsten sechs Minuten ganz beiläufig die fünf Schauplätze mit ihren fünf stillen, gänzlich autarken Beziehungstragödien aneinander zu binden, reichen Martin Todsharow nicht viel mehr als fünf Töne eines Tasteninstruments. „Fernweh“ nennt er diese „Titelmelodie“, die dann im Film nie mehr auftauchen wird. Der 40-jährige Berliner ist kein Traditionalist. Unter den Filmkomponisten sucht Todsharow seine Wurzeln bei jenen, die dem Film die epische Orchesterpracht mit ihrer Leitthemendeklamation genommen und dafür die Macht des Klanges und des Rhythmus’ geschenkt haben. Regisseur Martin Gypkens hat den richtigen ausgesucht für ein kunstvoll verschachteltes Episoden-Beziehungsleid-Roadmovie. Bevor die fünf Töne des Vorspanns für immer verschwinden, schweißt sie Todsharow noch mit ein paar losen Gitarrenakkorden und schließlich mit der rhythmischen Wucht des Schlagzeuges zusammen: Hiermit ist die Fusion der fünf narrativen Einzelteile zu einem Ganzen bereits nach acht Minuten vollbracht. Auch wenn die Musik in „Nichts als Gespenster“ eine tragende Hauptrolle spielt, spielt sie keine Rolle, denn sie dient lediglich dazu, das emotionale Erleben des Zuschauers zu kanalisieren – und das passiert grundsätzlich eher kaum über das pure Handeln der Akteure. Diese Art von „dienlich sein“ fordert eine Musik, die sich nicht in schwelgerischen Melodien ergeht, sondern in konzentrierten Momentaufnahmen, die einen Blick vertiefen, eine Enttäuschung zementieren oder eine Beziehung für beendet erklären. Eine solche Musik hat keine sonderlich große Lobby und wird bei deutschen Filmpreisen gerne überhört. Aaron Copland kannte sie noch nicht und konnte daher auch nicht wissen, dass sie es ist, die den Zuschauer auch ohne Zuhören erreicht. Wenn man es aber dennoch tut, erlebt man einen Film auf ganz exzeptionelle Art, in der Handlung plötzlich ein wenig von seiner überschätzten Bedeutung verliert. Film ist so viel mehr als Sehen! Der Kölner Medienanwalt Stephan Benn hat sich auf Musik- D die kriegerischen Schoschonen kriegen ein dekuvrierendes Polkathema angehängt. Es ist erfrischend, wenn sich Spaß und Verstand zu einem guten Ergebnis paaren. Während Wengenmayrs Musik per definitionem explizit sein muss und sein Sujet offensiv auf Händen trägt, ist Martin Todsharows genau das Gegenteil – sie brennt sich ins Unterbewusstsein, egal ob man hört oder zuhört. Soundtrack Cologne 5.0 In diesem Jahr findet der Kölner Kongress für Musik und Ton in Film und Medien vom 20. bis zum 23. November statt. Zu den Schwerpunkten der bereits fünften Ausgabe zählen neben der Verleihung des Europäischen Filmmusikpreise u.a. Musik im Animationsund Dokumentarfilm sowie das Thema Musikberatung. „Manitu“-Komponist Ralf Wengenmayr wird auf dem Festival einen seiner Filme mit Audiokommentar begleiten. Ständig aktualisierte Infos unter der Festivalwebsite www.soundtrackcologne.de. Schwerpunkt – newsletter 4/2008 recht spezialisiert. Für den Newsletter erläutert er den komplizierten Weg beim Erwerb von Filmmusikrechten. Filmmusikrechte Lizenz zum Tönen VON STEPHAN BENN ls Filmkomponist steht man praktisch immer mit einem Bein im Knast“, sagt Andreas Schäfer, Vorstandsmitglied des Verbandes mediamusic:nrw. Damit es nicht so weit kommt, müssen sich Komponisten gut mit den Gesetzen auskennen – oder sich gut beraten lassen. Zunächst gilt es zu fragen: Wer hat die Rechte am Werk, und wer hat die Rechte an der Aufnahme? Diese Frage muss auf der Grundlage des deutschen Urheberrechtsgesetzes beantwortet werden. Die Nutzungsrechte an den Musikwerken liegen danach bei den Urhebern, die zumeist mit einem Musikverlag zusammenarbeiten. Die Rechte an den Aufnahmen liegen bei den Interpreten und deren Partnern, den Tonträgerfirmen. Neben der direkten Lizenzierung der zur Nutzung eines Werkes oder einer Aufnahme erforderlichen Rechte werden einige der Rechte auch von den Verwertungsgesellschaften vergeben. Um die Nutzungsrechte der Urheber kümmert sich die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte GEMA, um die Sende- und Wiedergaberechte der Interpreten und Tonträgerfirmen die Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten GVL. Im Rahmen der Produktion eines Filmwerkes erfährt das Musikwerk eine Bearbeitung, die als so genannte Verfilmung oder Synchronisation durch den Urheber bzw. den Musikverlag genehmigt werden muss. Für die Erteilung dieser Bearbeitungsgenehmigung zahlt der Filmproduzent dem Urheber eine Synchronisationsgebühr. Die Höhe dieser Lizenzgebühr wird zwischen den Beteiligten frei vereinbart. Von den für die Werknutzungen wie die TV-Versendung des Filmes oder die Vervielfältigung und Verbreitung auf DVD an die GEMA gezahlten Lizenzentgelten erhalten die Verlage 40 und die Urheber 60 Prozent. Ähnlich verhält es sich mit den Rechten an den Aufnahmen. Auch hier muss A Macht des Klanges: Ina Weisse in „Nichts als Gespenster“, Foto: Senator Explizit und offensiv: Michael „Bully“ Herbig in „Der Schuh des Manitu“, Foto: Constantin Film Verleih der Filmproduzent das Recht zur Verwendung der Aufnahme im Rahmen der Filmproduktion bei den Tonträgerfirmen bzw. den Interpreten einholen und dafür ein Lizenzentgelt entrichten. Bei der Sendung oder öffentlichen Wiedergabe des Filmes wird dann wiederum ein Entgelt an die GVL entrichtet, das diese unter den Interpreten und Tonträgerfirmen verteilt. Nicht selten kommt es vor, dass Auftragsproduzenten am wirtschaftlichen Erfolg der Komponisten partizipieren wollen – obwohl ihre produzierende Leistung vom Sender längst vergütet wurde. Dafür gründen sie einen Verlag, bei dem der Komponist dann das im Rahmen der Filmproduktion verwendete musikalische Werk verlegen soll. Folge: Der Produzent bekommt neben der Vergütung für die Ausführung der Produktion zusätzliche 40 Prozent der über die Rechtevergabe durch die GEMA erwirtschafteten Lizenzentgelte. Um diese Praxis der „Zwangsinverlagnahme“ durch Musikverlage zu unterbinden, müssen die Verleger mittlerweile bei Registrierung eines Verlagswerkes bei der GEMA zusichern, dass die Inverlagnahme des Werkes keine Voraussetzung für eine Verwendung im Rahmen der Filmerstellung war. Wenn Produzenten – oder auch Regisseure – nun auf die Idee kommen, es könnte billiger sein, bereits veröffentlichte Aufnahmen (sog. Source Music) bei der Filmerstellung zu verwenden, statt speziell für den Film neue Musiken komponieren und einspielen zu lassen (sog. Score Music), müssen sie wiederum die für die Verwendung des musikalischen Werkes bzw. der Aufnahme im Film erforderlichen Rechte klären und lizenzieren. Bei den in diesen Fällen verlangten Lizenzentgelten könnten sie allerdings auch Überraschungen erleben. Ein Stück von Johnny Cash beispielsweise ist nicht unter 50.000 Euro zu haben. Die Verwendung einer Aufnahme der Beatles ist noch teurer. 21 Die Filmmusikszene in NRW ist rege. In einem Streifzug durch das Land stellen wir einige Institutionen vor und zeigen, wo man das Handwerk erlernen kann. enn die Wirtschaftsförderer von Clustern sprechen, meinen sie damit Netzwerke von Produzenten, Zulieferern, Forschungseinrichtungen und Dienstleistern. Im Musikbereich bezeichnet das Wort einen Akkord, dessen Töne unmittelbar nebeneinander liegen. Auch wenn Auftragsmusiker an Rhein und Ruhr ganz unterschiedliche Töne produzieren, gibt es in NRW wahre FilmkomponistenCluster. Dabei spielt die Filmmusik selbst im Filmbereich meist nur eine Nebenrolle. In den Credits werden ihre Urheber – mit Ausnahme des Abspanns – kaum benannt. Das soll nun zumindest beim Grimme-Preis anders werden. Grimme-Referatsleiter Ulrich Spieß hat dem Verband mediamusic:nrw versprochen, dass mit dem 45. GrimmePreis 2009 auch die Komposition mit aufgenommen wird. Spieß: „Bild und Ton entfalten nur zusammen ihre Wirkung.“ Mit der Entscheidung befördert Spieß das zentrale Anliegen des 2005 in Köln gegründeten Verbandes. Für seinen Vorsitzenden Matthias Hornschuh ist die Filmmusik ein „mächtiger Miterzähler“. Hornschuh, dessen zusammen mit seinem Bruder Andreas komponierte Musik zur Dokumentation „Stolperstein“ im August beim Filmfestival Locarno zu hören ist, sieht sich und seine kreativen Kollegen als „Teil des filmischen Autorenteams“. Obwohl mediamusic:nrw für alle Medienkomponisten offen ist, arbeiten die meisten der rund 35 Mitglieder vorrangig für Film und Fernsehen. Dementsprechend liegt der Schwerpunkt in der Region Köln. Hier gibt es die meisten Ausbildungsangebote, die meisten Auftraggeber und eine Musikszene auf internationalem Niveau. Diejenigen Komponisten, die vorrangig für die Werbung arbeiten, firmieren in Düsseldorf. Peter Riese, Regionalbeauftragter der bundesweiten Komponistenvereinigung Composers Club, bestätigt gern, dass auch Düsseldorf ein medienmusikalisches Cluster bildet. Allerdings macht eine rein regionale Ausrichtung für einen Komponisten-Verband keinen Sinn – Musik geht W Das WDR Sinfonieorchester Köln spielte für „Mein Führer“ von Dani Levy. Foto: WDR/Klaus Rudolph Trotz nahezu ausgebuchten Terminplänen sorgen auch in NRW Orchester dafür, dass der Film an Rhein und Ruhr volltönend klingt. Wir stellen die wichtigsten Musik-Ensembles vor. NRW-Orchester spielen Filmmusik Eine Frage der Zeit VON WOLFGANG HIPPE angweilig findet Dodo den Dschungel, bis er unversehens eine Geige findet. Er freundet sich mit dem komischen Ding an und wird nach allerlei Irrungen und Wirrungen zum Virtuosen. Inzwischen begeistert der kleine Orang-Utan mit seinem Instrument auch die Kinozuschauer. Die Musik zum Soundtrack der Animation „Der kleine Dodo“ lieferten 64 Wuppertaler Sinfoniker unter dem Dirigenten Heinz-Walter Florin. Das Sinfonieorchester spielte vergangenen August Stück für Stück ohne Probe vom Blatt, noch im Studio wurde manches umarrangiert, Komponist Henning Lohner selbst sorgte am Mischpult für den richtigen Klang. Die Terminierung im August war eine wesentliche Voraussetzung für das Engagement. Die Orchesterferien waren eben vorbei, die Spielzeit hatte noch nicht begonnen. „Es ist nicht einfach, kurzfristig ein Spitzenorchester zu verpflichten“, sagt Albert Jung, der das Projekt organisiert hat, aus Erfahrung. Während die Filmbranche kurzfristig plant und agiert, terminieren Kulturorchester ihre Konzerte mindestens zwei Jahre im Voraus und sind auch sonst ausgebucht. Proben, Konzerte, Oper und Gastspiele folgen dicht aufeinander, ein passendes Zeitfenster für den Film zu finden, verlangt da gekonntes Management L 22 und auch ein bisschen Glück. Was für die Orchester gilt, trifft auch auf Konzertsäle zu. Die Kölner Philharmonie zum Beispiel verfügt zwar über eine qualifizierte Aufnahmetechnik, allein ein freier Termin lässt sich dort neben dem Tagesbetrieb kaum finden. Das Gürzenich- und das WDR Sinfonieorchester haben hier ihr Zuhause, die Restzeit belegt der Spielplan mit Gastauftritten aller Art. Dafür gibt es mit dem Studio Stolbergerstraße in Köln einen anderen, für Orchester hinreichend großen Raum. Hier entstand nicht nur der „Dodo“-Sound, sondern einige Jahre zuvor auch die Musik zu „Dina – meine Geschichte“. Komponist und Arrangeur Marco Beltrami arbeitete dabei mit dem Gürzenich-Orchester zusammen. Dessen Qualitäten glichen die geringe Erfahrung Beltramis als Dirigent ohne Probleme aus. Der Zeitfaktor verhinderte bisher, dass das Orchester weitere Filme einspielte. Dabei gilt sein Chef Markus Stenz durchaus als Liebhaber von Filmen und Filmmusik. Einzelne Titel tauchen auch immer wieder in seinen Konzerten auf, doch mehr ließ der Terminplan bisher nicht zu. Die Zuneigung zum Film teilt auch das WDR-Rundfunkorchester. Neben Konzerten mit Stücken aus dem „Little Shop of Horrors“ oder Tom Tykwers „Parfüm“ hat es auch schon die Musik zu den 36 Folgen der Zeichentrick-Serie „Als die Tiere den Wald verließen“ eingespielt. Die beiden anderen WDR-Klangkörper sind ebenfalls aktiv. Das Sinfonieorchester spielte für „Mein Führer“ von Dani Levy, Komponist Niki Reiser hatte zuvor auch mit der WDR-Big Band zusammengearbeitet. Sie setzte Reisers Komposition für Dani Levys „Alles auf Zucker“ so hörbar um, dass Komponist und Film 2005 den Deutschen Filmpreis für die „Beste Filmmusik“ erhielten. Aktuelles Projekt der Band: Aufnahmen für „Hilde“. Regisseur Kai Wessel erzählt im Film die Lebensgeschichte von Hildegard Knef. Die deutsche Schauspielerin und Chansonette wird von Heike Makatsch gespielt, die auch einige Knef-Titel singen wird. Ganz unabhängig davon, ob ein ganzes Orchester gefragt ist, bilden die einzelnen Orchestermusiker insgesamt einen Pool, aus dem sich bei Bedarf ein Ensemble nach Maß zusammenstellen lässt. So konnte Komponist Andreas Schäfer seine Musik für den TV-Zweiteiler „Teufelsbraten“ problemlos mit zwanzig Streichern und weiteren Solisten umsetzen. Und Studios in angemessener Größe wie das „Studio 301“ in Köln-Bickendorf gibt es in NRW auch. newsletter 4/2008 – Schwerpunkt Die Filmmusikszene an Rhein und Ruhr Hier spielt die Musik VON PETER HANEMANN nun einmal um die ganze Welt. Zu den überregionalen Aktivitäten der Kölner Medienmusiker zählten die Mitorganisation des Filmmusik-Pavillons in Cannes (2007), die Beteiligung an Short Scores International in Dresden, die alljährliche Veranstaltung Short Scores in Köln und vor allem die Partnerschaft mit Soundtrack Cologne. Vom 20. bis 23. November widmet sich der Kongress zur Film- und Medienmusik an der Schnittstelle von Kunst und Kommerz zum fünften Mal ästhetischen und produktionspraktischen Themen. Inzwischen hat sich die Veranstaltung als führendes europäisches Forum für Medienmusik etabliert. Dazu trägt auch der Europäische Filmmusikpreis bei, mit dem u.a. der WDR und sein Rundfunkorchester herausragende Nachwuchstalente auszeichnen. Stargast im letzten Jahr war Oscar-Preisträger Gabriel Yared („Der englische Patient“). Einer der Kooperationspartner von Soundtrack Cologne ist die Kunsthochschule für Medien Köln und damit eine der Hochschulen, die sich zwangsläufig mit Komposition beschäftigen. Denn für die Abschlussfilme angehender Regisseure braucht es Musik, für die dann Kommilitonen verantwortlich zeichnen. So komponierte etwa Marek Goldowski die Musik für das „Das weiße Rauschen“ von Hans Weingartner, Gerriet K. Sharma intonierte „Lostage“ von Bettina Eberhard, und Martin Lesniak schuf das Sounddesign für „Solange du hier bist“ von Stefan Westerwelle. Professoral zuständig für den Bereich Klangkomposition und Sounddesign ist Pink Floyd-Koautor Anthony Moore. Auch an der Düsseldorfer Robert Schumann Musikhochschule kann man Komposition studieren. Ab dem Wintersemester 2008/09 wird zusammen mit der FH Düsseldorf ein achtsemestriger Studiengang „Musik und Medien“ angeboten, der mit einem Bachelor of Music abschließt. An der FH Dortmund wird der Studiengang „Film Fernsehen Kamera“ und damit der Bereich Sounddesign in den neuen Bachelor-Studiengang „Design Medien Kommunikation“ überführt. Der entsprechende Bereich heißt nun „Ton Wort Musik Sound“. Im Unterschied zu den Hochschulen, wo gleich zu Beginn ein hoher Anspruch herrscht, beginnt die Ausbildung zum Filmkomponisten der Deutschen Pop Akademie in Köln-Mülheim bei Null. „Im Extremfall starten hier Studenten, die noch nicht einmal Noten lesen können“, sagt Akademieleiter Salvatore Chianta. Das erste Semester schließt man als Musikassistent ab, das zweite als Musikarrangeur, das dritte als Musikkomponist und das vierte und letzte Semester als Filmkomponist. Seit 2005 haben rund 260 Teilnehmer die Kompositionskurse durchlaufen. Ende 2007 haben die ersten Absolventen des kompletten Ausbildungsgangs Filmkomponist/in die Akademie verlassen. Gelernten Musikern, Sounddesignern, Filmemachern, Produzenten und Autoren bietet das Kölner Filmhaus immer wieder Orientierungshilfe. Aktuell macht Komponist Carsten Rocker (u.a. „Prager Botschaft“, „Land gewinnen“) angehende Fiction-Producer mit den Feinheiten der Filmmusik vertraut. Sein Kollege Stefan Döring („Lost in Liberia“, „Chinas Größenwahn am Yangtse“) erläutert in SounddesignSeminaren Newcomern und Fortgeschrittenen Wissenswertes über Miditracks und Sample-Orchester. Döring, wie Rocker bei mediamusic:nrw aktiv, beantwortet im Filmhaus auch die wichtige Frage, wie sich mit Filmmusik Geld verdienen lässt. c/o pop in Köln Die Kölner Musikmesse c/o pop (13.-17.08.) beschäftigt sich in diesem Jahr nicht nur mit den aktuellen Trends bei Musiksendern, sondern auch wieder mit dem Verhältnis von Musik und Film. Am 14. August präsentiert die Messe Hannes Stöhrs neuen Film „Berlin Calling“, der auch auf dem Festival Locarno auf der Piazza zu sehen ist. In der von der Filmstiftung NRW geförderten Kinoproduktion spielt der Berliner DJ Paul Kalkbrenner, der auch die Filmmusik geschrieben hat, einen Electro DJ, der mit seiner Musik rund um die Welt tourt. Am Freitag folgt auf der c/o pop die Silent Movie Night, bei der der finnische Elektronikmusiker Vladislav Delay einen Lifesoundtrack zu Aki Kaurismäkis „I Hired a Contract Killer“ präsentiert. Dafür, dass es während der Vorführung im Stadtgarten tatsächlich still bleibt, sorgen 400 Kopfhörer, über die die Besucher dem Konzert lauschen können. Open Air laufen während der Messe unter dem Titel c/o pop on Screen in der Kölner Radrennbahn Produktionen wie „Joe Strummer“, „Love, Peace & Beatbox“ sowie als Preview der Jubiläumsfilm zum 25. der Punkband Goldene Zitronen. Alle Termine unter www.c-o-pop.de. DJ Paul Kalkbrenner in „Berlin Calling“, Foto: Pola Sieverding, Sabotage Films, Stoehrfilm Schwerpunkt – newsletter 4/2008 23 Daniel Kothenschulte ist verantwortlich für die Filmredaktion der Frankfurter Rundschau und arbeitet nebenbei als Stummfilmpianist. In Köln betreibt er die Stummfilm-Veranstaltungsreihe „Silent Movie Theatre“. Die nächste Aufführung findet am 8. August Open Air im Kölner Radstadion mit Harold Lloyds Stummfilm „Speedy“ statt. Die Rückkehr des Stummfilmpianisten Gegen die Schallmauer VON DANIEL KOTHENSCHULTE illian Gish, der frühe Star der ersten Griffith-Filme, gab ihrer jüngeren Kollegin Jeanne Moreau einmal ein Fernsehinterview, in dem sie die Rückkehr des Stummfilms prophezeite: „So etwas Schönes wie die Kombination von Bildern und Live-Musik kann nicht sterben“, schwärmte sie. „Und ich bin sicher, es kommt zurück.“ Wo Miss Gish recht hatte, hatte sie recht. Am Ende ihres langen Lebens war die mädchenhafte Frau mit den großen Augen gefeierter Ehrengast bei Stummfilm-Events in aller Welt. Die Ereigniskultur der Postmoderne hatte wiederentdeckt, was kaum ein Filmfan noch erlebt und selbst die seriöse Filmwissenschaft nahezu vergessen hatte: die Wirkung eines Filmorchesters. In der Eröffnungswoche der Kölner Philharmonie stand 1986 eine Aufführung von Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ auf dem Programm, begleitet mit der wiederentdecken Originalkomposition des Filmmusikpioniers Edmund Meisel. Für mich war es einer dieser Augenblicke, die ein Leben verändern. Selbst der Filmhistoriker Enno Patalas, der gemeinsam mit dem Musikwissenschaftler Lothar Prox die Aufführung initiiert hatte und danach noch viele Jahre an der Rekonstruktion dieses Klassikers arbeitete, meint heute, er habe die Wirkung der damaligen Vorführungen nie mehr wiederholen können. Ein einsamer Stummfilmpianist kann von derartiger Wirkungsmacht natürlich nur träumen. In einem Punkt aber glaube ich, dass jeder Musiker, selbst der schlechteste, ein Orchester ersetzen kann, und zwar mit einem bescheidenen Wort: „Begleitung“. Filmmusiker sorgen dafür, dass das Publikum mit dem Filmbild nicht alleine ist. Schon die Gebrüder Lumière hatten begriffen, dass sich viele Menschen vor der Stille fürchten, die ja in keinem anderen Lebensmoment so sehr spürbar ist wie im Kino. Da hilft es durchaus, jemanden im Saal zu haben, der etwas Krach macht. Aber L 24 warum kann das ein Lautsprecher nicht genauso gut? Heute leben nur noch sehr wenige Menschen auf der Welt, die vor dem Durchbruch des Tonfilms um 1930 Kinogänger waren und den Stummfilm noch erlebt haben. Die meisten Zuschauer haben keine besondere Beziehung zum frühen Kino und begreifen dennoch intuitiv die Bedeutung von Live-Musik. Für sie bin ich als Pianist im Saal so etwas wie der Busfahrer auf einer Kaffeefahrt. Sie begegnen mir mit dem gleichen Vertrauen. Weil sie wissen: Ich lenke den alten Kasten schon irgendwo hin. Und wenn ich einmal für eine Sekunde stumm bin, fahren sie erschreckt von ihren Sitzen hoch, als hätte jemand mit der Pistole geschossen. Vielleicht fürchten sie, ihr Busfahrer sei in tödlichen Sekundenschlaf verfallen... Jeder Filmkomponist ist ein Busfahrer. Leider haben sie nicht das Glück, jede Vorführung persönlich leiten zu können, deshalb werden sie auch manchmal vergessen. Erschwert wird ihre Arbeit dadurch, dass sie es mit Reiseleitern auf dem Regiestuhl zu tun haben, die immer ein Wörtchen mitzureden haben. Oft wollen sie auch ganz wo anders hin. Als sich der Komponist John Williams 1976 zu George Lucas in den Schneideraum von „Star Wars“ setzte, konnte sich dieser nicht von der Schallplatte trennen, die er bis dahin an seine Bilder angelegt hatte: Erich Wolfgang Korngolds Thema aus „Kings Row“, einem der besten Filme mit Ronald Reagan. Williams blieb nichts anderes übrig, als das Thema zu paraphrasieren und noch etwas pathetischer klingen zu lassen als das Original. Aber sein Budget war wenigstens groß genug für das London Symphony Orchestra, das keine Note unter den Tisch fallen ließ. Kurioserweise spielen Filmorchester heute häufiger auf öffentlichen Veranstaltungen als in Filmstudios. Eine ganze Woche gastierte in diesem Juli die Berlin Film Philharmonic Big Band in der Kölner Philhar- Bonn: Stummfilmtage mit Lloyd Harold Lloyd liefert den Auftakt zu den Internationalen Stummfilmtagen in Bonn. Sein Klassiker „Girl Shy“ von 1924 eröffnet die 24. Ausgabe des Bonner Sommerkinos, das sich mittlerweile zu Deutschlands wichtigstem Stummfilmfestival gemausert hat. Begleitet wird die Vorführung von Aljoscha Zimmermann am Flügel und seiner Tochter Sabrina Zimmermann an der Violine. Zwischen dem 14. und 24. August lädt der Förderverein Filmkultur Bonn in den Arkadenhof der Universität Bonn, wo jeweils ab 21 Uhr restaurierte Filmschätze musikalisch begleitet über die große Leinwand flimmern. Das genaue Programm des von der Filmstiftung NRW, der Stadt Bonn, dem BKM, der Universität Bonn und dem Rheinischen Landesmuseum unterstützten Festivals gibt es ab Ende Juli unter www.film-ist-kultur.de. Förderverein Filmkultur Bonn e.V., Tel. (0228) 478568; [email protected] newsletter 4/2008 – Schwerpunkt monie mit Peter Thomas’ berühmter „Raumpatrouille“. Die Begeisterung des Publikums ist groß: Man feiert die Handarbeit am Kinoerlebnis. Die meisten deutschen Filmkomponisten verkneifen sich die Arbeit mit großen Orchestern. Sie müssen die Produktionskosten in der Regel von ihrem knappen Honorar abzweigen, sodass man immer wieder statt eines Himmels voller Geigen nur ein einsames Keyboard hört, das klingen will wie diese Geigen. Natürlich lässt sich mit elektronischen Instrumenten auch erstklassige zeitgenössische Filmmusik herstellen, aber manche populäre Genres verlangen nun einmal nach der unsterblichen Spätromantik. Nach etwas, das eben klingt wie Korngold. Im vergangenen Jahr konnte ich dem jungen niederländischen Komponisten Paul van Vulpen dabei zusehen, wie er seinen Harold Lloyds Klassiker „Girl Shy“ eröffnet die Bonner Stummfilmtage, Foto: Lloyd Foundation Preis einlöste, den er beim Festival „Soundtrack Cologne“ gewonnen hatte: einen Aufnahmetag mit dem Kölner Rundorchester. Wie die meisten sinfonischen Scores, die heute geschrieben werden, entstand er für einen Animationsfilm. Für den Studenten aus Utrecht war es zweifellos der größte, aber auch der schweißtreibendste Tag seines Lebens. Die Soundstages des alten Hollywoods waren wahre Schweißfabriken. Die großen Filmmusiken entstanden dort in Serie, geschrieben wurden sie manchmal in ein paar Tagen. Doch vor der Leinwand blieb – unter Ausschluss der Öffentlichkeit – lebendig, wovon Lillian Gish schwärmte: Die Verlebendigung von Film durch die Anwesenheit eines Orchesters. Lange war das Filmfestival von Ghent der einzige Ort, an dem auch normale Soundtrack-Fans so etwas erleben konnten. Hier dirigierten die großen Hollywoodkomponisten ihre Werke live im Opernhaus. Dann folgte in den 1990er Jahren die inzwischen eingestellte FilmmusikBiennale in der Bonner Bundeskunsthalle. Ein wahrer Festivalboom versucht derzeit, das Filmmusik-Erlebnis wieder zu beleben. Wenige Tage der nach der fünften Ausgabe von Soundtrack Cologne (20.-23. November) geht im englischen Cardiff das „Soundtrack“-Festival an den Start (26.29.11.), ein finanziell üppig ausgestattetes Großereignis. Ins dritte Jahr geht im Oktober das Rome Festival, das in Renzo Pianos neuem Konzertsaal internationale Filme zeigt und unter der inoffiziellen Schirmherrschaft des großen Ennio Morricones steht, der die Preisverleihungen in opulente Konzerte verwandelt. Neu am Start waren im vergangenen Juli die bayrischen „Musikfilmtage Oberaudorf“, weitere Filmmusikfeste gibt es in Halle, Paris und Hamburg. Festivals in Barcelona und Prag haben sich auf Musikdokumentationen spezialisiert. Die dokumentarische Filmform ist für Komponisten seit den 1920er Jahren von Interesse – und bietet fast ähnliche Möglichkeiten zur freien Kommentierung wie der Stummfilm. Die Schattenseite der Medaille ist die Omnipräsenz eines pseudo-kompositorischen Klangdesigns, wie es etwa für die Fernsehfilme der ZDF-History-Schiene typisch ist. Statt einer künstlerischen Kommentierung versucht diese Tongestaltung einen Appell ans Unbewusste. Das dokumentarische Material wird klanglich derart verfremdet, dass eine emotionale Lesart der Geschichte vorgegeben wird. Jedoch nicht mit den Mitteln der Kunst sondern des Effekts. Die Demokratisierung der Filmherstellung durch die Digitalisierung hat es zu einer einfachen Option gemacht, bereits beim Filmschnitt Klangelemente einzufügen, die musikalische Funktionen übernehmen. Das verlockt zu einer Baumarkt-Mentalität, die Filmemachern suggeriert, vollwertige Filmberufe wie die Komposition gleich mit ausüben zu können. Doppelbegabungen jedoch wie die der komponierenden Regisseure John Carpenter, Clint Eastwood oder Tom Tykwer sind selten. Und gerade die wären ja die letzten, die auf professionelle Musiker verzichten würden. Man vergisst leicht, wie wichtig gerade die Vermittlungsfunktion von Komponisten in der Filmherstellung ist. Sie sind die ersten Zuschauer, die den fertig geschnittenen Film zu sehen bekommen. Manchmal auch die ersten Kritiker. Sie interpretieren mit ihrer Musik das Gesehene, kommentieren es und setzen Akzente, die nur von Außenstehenden gesetzt werden können. Als Kritiker und Stummfilmpianist habe ich oft das Gefühl, ein und denselben Beruf auszuüben. Am Klavier mache ich nichts anderes, als Aussagen über Filme zu treffen, nur gebe ich meine Kommentare in Realzeit ab: Wie ist das Tempo einer Szene, wie ist sie zu verstehen? Welche Epoche ist gemeint? Ist eine Figur, die die Leinwand betritt, ein Held oder ein Schurke? Ist das Ganze ernst gemeint oder ist es eine Parodie? Sollen wir weinen oder lachen? All das kann Filmmusik erklären, manchmal laut, manchmal leise, jedoch nie so aufdringlich und eindeutig wie ein Wort. Schwerpunkt – newsletter 4/2008 Zwischen deutschem Arthouse und Bollywood – das Bonner Label Normal Records hat sich auf Filmmusik-Soundtracks spezialisiert. Für den Filmdienst vertreibt die Plattenfirma außerdem die Edition Filmmusik. Das Bonner Label Normal Records Neues entdecken VON REINHARD KLEBER enn man auf der Website der Bonner Musikvertriebsfirma Normal Records die News-Rubrik anklickt, dann trifft man zunächst auf Soundtracks zu Bollywood-Filmen. „Im Monat bringen wir zwei bis drei neue Titel heraus“, sagt Marketingleiter Stefan Werner. Zuletzt erschien die Doppel-CD zu der indischen Sommerkomödie „Bachna Ae Haseeno“ und zu dem Kinohit „Salaam Namaste“, beide mit Musik des Duos Vishal Shekhar. Doch der große Bollywood-Boom von 2004/2005, als Spitzentitel sich mehr als 100.000 Mal verkauften und der Soundtrack des Kinohits „Sometimes Happy, Sometimes Sad“ eine Goldene Schallplatte gewann, ist wieder abgeflaut. Zu viele Anbieter seien auf den Zug aufgesprungen und hätten so die Erfolgschancen auf dem Nischenmarkt verringert, berichtet Werner. Normal Records profitiere aber noch vom starken Back-Katalog. Unter dem Label Bollywood Records hat das Bonner Unternehmen bisher 21 eigene Lizenztitel herausgebracht, für den Kölner Filmvertrieb Rapid Eye Movies (REM) sogar 30 CDs. Ein zweites wichtiges Standbein sind Soundtracks zu deutschen und internationalen ArthouseKinofilmen. Mit den Soundtracks erwirtschaftet das Bonner Label, das 1982 mit einer CD der britischen Rockformation „The Work“ seinen ersten Tonträger veröffentlichte, im Schnitt etwa 90 Prozent seines Umsatzes. Werner, der ursprünglich Platten aus dem Alternativ-RockSegment veröffentlichte, hofft auch weiterhin auf seine Spürnase für neue Trends: „Wir haben immer davon gelebt, dass wir et- W Soundtracks aus dem Hause Normal Records, Foto: Normal Records was Neues entdeckt haben.“ Allerdings setzt die allgemeine Krise der Musikindustrie, die unter Tauschbörsen, Musikpiraten und Privatkopien leidet, auch Normal Records zu. Im Segment der Original Soundtracks veröffentlichten die Bonner dieses Jahr die CDs zu „Märzmelodie“ und „Chico“. Rechtzeitig zum Filmstart bringt das Bonner Unternehmen in Kürze die Soundtracks zu „Der finnische Tango“ von Buket Alakus und „Räuber Kneißl“ von Markus H. Rosenmüller heraus. Als nächstes Projekt ist voraussichtlich die Produktion der CD zu „Lulu und Jimi“ von Oskar Roehler geplant. Für die Original Soundtracks sucht Werner nach „guten, anspruchsvollen Filmen mit solidem Musikanteil, bei denen die Qualität im Vordergrund steht“. Allerdings mangele es in diesem Segment seit Jahren an Verkaufsschlagern. Dass sich deutsche oder europäische Filmmusik-CDs in fünfstelliger Zahl absetzen ließen, liegt schon Jahre zurück, konstatiert Werner. Als Beispiele nennt er die Soundtracks von „Wer früher stirbt ist länger tot“ und „Wie im Himmel“. Als Hindernis erweist sich dabei, dass deutsche Produktionsfirmen anders als in Hollywood meist erst kurz vor Kinostart auf die Idee kommen, dass man auch einen Soundtrack veröffentlichen könnte. „Das führt dann oft zu unnötigen Schnellschüssen“, bedauert Werner. Eine positive Ausnahme sei die Münchner Firma Claussen+Wöbke, die etwa bei „Jenseits der Stille“ und den Filmen von Hans-Christian Schmid frühzeitig solide vorbereitete Musikveröffentlichungen einplanten. Beteiligt ist Normal Records auch an dem Projekt „Edition Filmmusik – Komponiert in Deutschland“. Seit der Startschuss dafür im April 2007 auf dem Internationalen Frauenfilmfestival in Dortmund fiel, fungiert das Bonner Unternehmen als Vertriebspartner der Bonner Fachzeitschrift Filmdienst, die das Projekt initiiert hat. In der Edition sind seitdem acht Titel mit Werken deutschsprachiger Filmmusik-Komponisten erschienen, darunter zuletzt eine CD mit Kompositionen von Angelika Niescier aus dem Film „Drei Wünsche, drei Frauen, ein Jahr“. 25 Das kleine Örtchen Wachtberg-Adendorf liegt idyllisch im Rhein-Sieg-Kreis und ist stolz auf sein traditionelles Töpferhandwerk. In seiner Mitte gedeiht das Kulturzentrum „Drehwerk 17/19“ mit einer Kleinkunstbühne, einem Bistro und vor allem mit einem schönen Kino, in dem auf weichen, roten Ledersitzen 45 Besucher Platz finden. Kino Drehwerk 17/19 45 Plätze Glück VON TATJANA KIMMEL m Drehwerk sollen sich Künstler verwirklichen, interessante Filme laufen und die Besucher aufs Beste unterhalten werden“, sagt die Besitzerin Ille Knorr selbstbewusst. Gemeinsam mit ihrem Sohn Philipp und ihrem Mann Rudi Knorr hat sie das Kulturzentrum im Oktober 2007 eröffnet. Ein gewagtes Unternehmen, doch die ersten zehn Monate liefen erfolgreich. Wie so oft im Leben von Ille Knorr hat sich das Eine aus dem Anderen ergeben. Die gelernte Krankenschwester arbeitete schon seit Jahren in der 1999 gegründeten Knorr Werbung OHG, die sich auf Kinowerbung für lokale Händler spezialisiert hat. Rudi Knorr führte die Geschäfte und Ille Knorr brachte sich als Mediengestalterin ein und wurde Produktionsleiterin für Kinospots. Was sie kann, hat sie durch Erfahrung und durch das tägliche Machen gelernt. 2003 suchten die Knorrs neue Räume für ihre Agentur und fanden eine alte Töpferei in Adendorf. Es war Liebe auf den ersten Blick, auch wenn das Gebäude stark renovierungsbedürftig war. Von Anfang an war klar, dass die Anlage eigentlich viel zu groß ist. Zunächst zog die Agentur in ihre neuen Räume und die Familie ins Vorderhaus. Doch um die nötige Renovierung des gesamten Komplexes zu finanzieren, mussten andere Geschäftsmodelle her. Die Bank riet den Knorrs, die Werkstätten in Wohnungen auszubauen, doch das wollten sie nicht. Dann entstand die Idee, ein Kulturzentrum zu gründen. Davon wollte wiederum die Bank nichts wissen und verweigerte die Hilfe. Ille Knorr nennt sich und ihren Mann ein „Pionierpaar, das anpackt und Neues wagt“ – und genau so schafften sie es mit eigenen Mitteln und der Hilfe der Filmstiftung NRW. Aus der alten Töpferei wurde das “Drehwerk 17/19“. In den Schaukästen an der Straße, wo früher Vasen und Krüge dargeboten wurden, hängen jetzt bunte Kinoplakate. Im Eingangsbereich erinnert noch ein alter Ofen an die Ursprünge des Gebäudes. Ansonsten wurde alles modernisiert, mit braunem Holz, I 26 schwarzen und roten Elementen. Rudi Knorr führt weiterhin die Werbeagentur, Sohn Philipp leitet als gelernter Koch und Hotelfachmann das Bistro, und Ille Knorr kümmert sich um den Kulturbetrieb, also die Kleinkunstbühne mit 70 Plätzen und das Kino. Das Filmtheater ist das Zugpferd des „Drehwerk 17/19“. Den Projektor haben die Knorrs aus einem stillgelegten Filmtheater erworben, ein erfahrener Vorführer sorgt für den reibungslosen Ablauf. Ille Knorr steht bei fast jeder Vorstellung an der Kasse, unterhält sich mit den Besuchern. Zum einen erwarten die Besucher des kleinen Kinos diesen persönlichen Kontakt, zum anderen möchte Knorr herausfinden, was das Publikum mag. „Wir erproben noch unsere Zielgruppe“, erklärt die umtriebige Kinobetreiberin. Nach den ersten Monaten ist schon klar, dass viele Senioren kommen und dass sie anspruchsvolle, aber keine allzu traurigen Filme mögen. Durch die geografische Nähe leben in der Region viele Menschen, die in den Ministerien, Botschaften oder in Bonn ansässigen Firmen tätig waren und sind. Es ist eine Gegend, in der gebildete Bürger wohnen, die es für das Kino zu begeistern gilt. Die Adendorfer Kinogänger wollen sich gut unterhalten, aber auf hohem Niveau. „Pilgern auf französisch“ läuft schon in der dritten Staffel, „Kirschblüten Hanami“ war ein Erfolg, aber „Juno“ floppte ebenso wie „Jelly Fish“. Knorr findet es immer noch schwierig, die Vorlieben der Kunden auszuloten, aber sie ist zuversichtlich, dass sie ein „noch glücklicheres Händchen“ entwickeln wird. Das Stammpublikum erhält einen kostenlosen newsletter mit immerhin schon 700 Abonnenten. Das ist beachtlich für ein Kino in einem Ort mit knapp 1.700 Einwohnern. Durch unterschiedliche Veranstaltungen versucht Knorr die Leute aus der Umgebung in das kleine Kino zu locken. So lädt sie an jedem letzten Dienstag im Monat um halb vier nachmittags zum FKK. Dabei lassen die Altendorfer nicht die Hüllen fallen, FKK steht vielmehr für Film, Kaffe und Kuchen. Das gesamte Paket kostet nur 7,90 Euro. Der Vorher/ nachher: Aus der alten Töpferei wurde das Kino im Drehwerk, Foto: Drehwerk 17/19 Plan geht auf: FKK ist meistens ausgebucht. Ebenso erfolgreich holt Knorr sonntags Eltern mit einem Brunch ins Bistro und ihre Kinder mit einem Film ins Kino. „Beim Thema Kinder und Jugendliche geht noch Manches“, ist Knorr sich sicher. Deshalb will sie noch mehr mit den lokalen Schulen zusammenarbeiten und am Vormittag Sondervorführungen von Filmen wie „Die Welle“ oder „Unsere Erde“ anbieten. Während der Ferien wird sich Knorr beim Filmverleih DVDs besorgen und sie auf der großen Leinwand in der Kleinkunstbühne zeigen. Kinder und Jugendliche bekommen dann nachmittags zu einem festen Preis ein Filmerlebnis inklusive Getränk. Mit 45 Plätzen hat das Kino im Drehwerk 17/19 genau die richtige Größe, findet Ille Knorr. Und sie ist sicher, dass es noch viele Möglichkeiten birgt. newsletter 4/2008 – Kino-Porträt ir sind noch zu haben. Wir haben noch keine Freundinnen!“ Die Möchtegernjungstars wissen, was sie wollen und was ihre Fans und die Presse hören wollen – kein Wunder, ist doch mit Fabian Halbig, dem Schlagzeuger der Band „Killerpilze“, ein Boy-Group-Sternchen unter ihnen. Es wimmelt und wuselt an diesem heißen Nachmittag auf dem Minigolfplatz unweit vom Schloss Rheydt. Ein Team von 80 Leuten dreht hier eine Szene des Kinderfilms „Vorstadtkrokodile“. Die Geschichte schrieb Max von der Grün 1977, um seinem Sohn, der im Rollstuhl saß, zu helfen. Im gleichen Jahr strahlte der WDR seine Fernsehfassung aus, die seitdem europaweit mehr als 180 Mal gesendet wurde. Der Roman verkaufte sich mehr als 800.000 Mal, erschien als Hörbuch und dient bundesweit als Unterrichtslektüre. Nun werden sie auf die Leinwand losgelassen, die „Vorstadtkrokodile“. Die Geschichte folgt weitgehend dem Original: Der zehnjährige Hannes (Nick Romeo Reiman) lebt bei seiner jungen, allein erziehenden Mutter (Nora Tschirner) und will von der coolen Jugendbande, den „Vorstadtkrokodilen“, aufgenommen werden. Bei der Mut- W Am Set von „Vorstadtkrokodile“ Rückkehr in den Pott probe gerät er in Lebensgefahr und wird erst in letzter Minute von Kai (Fabian Halbig) gerettet. Auch Kai will zur Bande, aber er sitzt im Rollstuhl und ist für die Kinder nur der „Spasti“. Doch dann beobachtet Kai einen nächtlichen Einbruch und ist plötzlich interessant für die Krokodile. Den klassischen Kinderstoff adaptierte erst Martin Ritzenhoff („Was nicht passt, wird passend gemacht“) und dann Regisseur Christian Ditter in moderner Version. „Wir machen ein neues Original, in die Jetztzeit adaptiert“, erklärt der Krefelder Produzent Christian Becker. Und was wird anders? „Beispielsweise sind die Namen heute anders, weil sich verändert hat, wie wir Ausländer sehen: Damals waren Ausländer ‚die Itaker’, heute gibt es auch einen Griechen in der Gruppe. Das haben wir auf alle Themen angewandt und uns gefragt: Wo ist jetzt, 30 Jahre später, die Entsprechung? So auch bei der Rolle der Frau, der starken Maria“, sagt Koautor und Regisseur Christian Ditter. Dass der Dreh in Nordrhein-Westfalen stattfinden würde, war von Anfang an klar: „Das ist ein Ur-Ruhrgebietsbuch, den Film kann man nicht verlegen“, lässt Bek- In Mönchengladbach war VON GÜNTER H. JEKUBZIK ein Minigolfplatz Kulisse für den Dreh mit Mini-Darstellern eines Maxi-Films: Nach mehr als dreißig Jahren wird aus dem erfolgreichen WDR-Fernsehfilm „Vorstadtkrokodile“ ein Kinofilm für kleine und große Zuschauer. „Vorstadtkrokodile“, Foto: Constantin Film Verleih Setbericht – newsletter 4/2008 ker, der selbst aus Krefeld stammt, keinen Zweifel. Die 46 Drehtage finden von Juni bis August in Viersen, Dortmund, Duisburg, Mönchengladbach und Umgebung statt. Becker schwärmt von der Unterstützung vor Ort: „Alle, die von den ‚Vorstadtkrokodilen’ hören, sind total begeistert. Es gibt super Schauplätze und eine super Akzeptanz für den Dreh!“ Produziert werden die „Vorstadtkrokodile“ von der Westside Filmproduktion und Rat Pack Filmproduktion in Koproduktion mit Constantin Film Produktion. Das kreative Team zeichnete bereits für Filmerfolge wie „Bang Boom Bang“, „Hui Buh das Schlossgespenst“, „Französisch für Anfänger“ sowie „Die Welle“ verantwortlich. Wie fast alle Beteiligten ist auch der Regisseur Ditter mit den „Vorstadtkrokodilen“ aufgewachsen und hat den WDR- Fernsehfilm geliebt. Bei „Französisch für Anfänger“ zeigte er bereits sein Talent, mit jungen Darstellern für junge Zuschauer zu inszenieren. Wenn sich der junge Regisseur mit verschmitztem Lächeln zu den jungen Schauspielern setzt, wirkt er eher wie ihr Kumpel. Die Kids vom Golfplatz mit mächtig Durchblick im Filmgeschäft und Marketing haben selbst Ausschnitte des Vorgängerfilms auf YouTube gesehen, aber Fabian Halbig, (Laut-)Sprecher der Gruppe, meint: „Ich erkenne mich nicht darin.“ Sein Training für den Rollstuhl dagegen hat sich ausgezahlt, selbst auf der Wiese zwischen den Golfhindernissen bewegt er sich gekonnt, sogar auf zwei Rädern. Die Drahtesel der Krokodile drehen das Rad der Zeit zurück: Ein Bonanza-Rad strahlt orange mit Triptrop-Aufkleber. Aber auch Figuren leisten ihre Reminiszenz an die verehrte Vorlage. Martin Semmelrogge zum Beispiel spielt als Besitzer des Minigolfplatzes die Rolle, die einst sein Vater Willy Semmelrogge hatte – was einige der damaligen Kinderdarsteller, die auch zum Set gekommen sind, mit viel Wohlgefallen registrieren. 27 Unter Bauern Marleen Lohse und Jörg Pohl in „Diamantenhochzeit“, Foto: aquafilm Diamantenhochzeit Bei der Kölner aquafilm haben am 1. Juli die Dreharbeiten für die Kinokomödie „Diamantenhochzeit“ begonnen. Am Hochzeitstag von Alex und Julia bereiten sich auch die Eltern des Paares auf die Feierlichkeiten vor. Manfred, Alex Vater, muss vor der Trauung noch rasch ein kleines Geschäft erledigen. Das entwickelt sich allerdings ganz anders als erwartet. Die erste Klappe fiel in einer Wohnung in Köln-Nippes. Bis zum 9. August bilden normale Wohngegenden ebenso wie Klöster und Kirchen als reizvolle Drehorte in Aachen und Köln den Hintergrund für die schwarze Komödie. Temporeich wie in Billy Wilders „Eins, Zwei, Drei“ wird der Zuschauer Zeuge einer turbulenten Realzeit-Komödie. Das Buch schrieben der aus Aachen stammende Georg Piller und Tilman Warnke aus Bremen. Mit „Diamantenhochzeit“ realisiert Produzent Peter Kreutz eine seiner Lieblingsideen: eine Geschichte umzusetzen, die ohne nennenswerte Zeitsprünge auskommt und quasi live abläuft. Regie führt der Lüner Regisseur Michael Kupczyk („Nordstadt“). Kein Unbekannter ist für Kupczyk der Darsteller des Alex, Jörg Pohl, der bereits bei Kupczyks Abschlussfilm dabei war. Die weitere Besetzung von „Diamantenhochzeit“ besteht aus Marleen Lohse, Martin Brambach und Anja Franke. Koproduzent ist das ZDF/Das Kleine Fernsehspiel (Redaktion: Christian Cloos). Den Kinoverleih übernimmt – wahrscheinlich im Sommer 2009 – alpha Medienkontor. aquafilm, Tel. (0221) 73 28 178; [email protected] Marcel Reich-Ranicki (Matthias Schweighöfer) erzählt Kawalerowicz (Sylvester Groth) die Geschichte seines Lebens. Foto: WDR/Thomas Kost Mein Leben Die bewegende Lebensgeschichte des 1920 geborenen Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki erzählt der Fernsehfilm „Mein Leben“, der seit Anfang Juli an 22 Drehtagen auch in NRW realisiert wird. Die Verfilmung der Bestseller-Autobiografie übernahm der israelische Regisseur Dror Zahavi nach einem Drehbuch von Michael Gutmann. Produzentin ist Katharina Trebitsch, die verantwortliche WDR-Redakteurin Barbara Buhl. In der Koproduktion der Trebitsch Entertainment mit dem WDR steht Matthias Schweighöfer als Reich-Ranicki vor der Kamera. Weitere Rollen übernahmen Katharina Schüttler, Maja Maranow, Joachim Król, Alexander Khuon und Sylvester Broadview TV Für WDR und NDR (Redaktion: Matthias Kremin, WDR / Christoph Mestmacher, NDR) realisiert die Kölner Produktionsfirma Broadview TV (Produzent: Leopold Hoesch, Producerin: Julia Melchior) „Soviel lebst du“, die deutsche Version von „Human Footprint“. Ein Leben – wie viel ist das eigentlich in Kilo, in Litern, in Träumen oder in Kartoffeln gerechnet? Und wie wäre es, wenn man sein ganzes Leben auf einmal sehen könnte? In spektakulären Bildern dokumentiert der Film die Summen des menschlichen Lebens in Zahlen, auf Meter und Sekunden genau und doch nicht als trockene Statistik, sondern in einer poetischen Bilderreise durch das Le- Der Vorleser Nach den ersten NRW-Drehs zu Ostern schloss die Crew von „Der Vorleser“ Anfang Juni mit zwei weiteren Wochen in den Kölner MMCStudios die Aufnahmen ab. Kate Winslet und David Kross spielen die Hauptrollen in der Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers von Bernhard Schlink. Den neuen Film von 28 Groth. Die Kamera führt Gero Steffen (Deutscher Filmpreis für „Frau 2 sucht Happy End“), das Casting übernahm Simone Bär. Die Dreharbeiten laufen noch bis Mitte August 2008, wobei die Sets in Köln (u.a. Alter Wartesaal, Alte Bahndirektion, Villa Oppenheim), Essen und auf Schloss Ehreshofen bei Engelskirch bereits abgedreht sind. Als Sendedatum ist der 15. April 2009 im Ersten anvisiert. Trebitsch Entertainment, Tel. (040) 361 667 60; [email protected] ben. Für die 75-minütige deutsche Version von „Soviel lebst Du“, die am 3. Oktober im Ersten gezeigt wird, starteten Anfang Juli die Drehs für zahlreiche neue Szenen in der Eifel und in Köln. Die Aufnahmen werden im September abgeschlossen sein. „4711 – Echt Kölnisch Wasser“ wird die Doku-Reihe „Dynastien in NRW“ im WDR-Fernsehen (Redaktion: Matthias Kremin) fortsetzen. Vom 17. Juli bis zum 3. August dreht der Regisseur und Autor Veit Bentlage die Broadview-Produktion (Leopold Hoesch, Sebastian Dehnhardt) in Köln, Königswinter, Düsseldorf, Stolberg und der Eifel. Broadview TV, Tel. (0221) 5796430; [email protected] Regisseur Stephen Daldry („Billy Elliot“), der in den fünfziger Jahren spielt, produzieren die Kölner Central Scope NRW in Kooperation mit der Bonner Senfkorn Film, Neunte Babelsberg Film sowie Mirage und The Weinstein Company. Senator wird das Drama in die deutschen Kinos bringen. Senfkorn Film, Tel. (0228) 18467880; [email protected] Drehpause am Set der „Wilden Hühner“. Foto: Constantin Film Verleih Die Wilden Hühner Mit der Mädchenclique „Die Wilden Hühner“ macht neben den „Vorstadtkrokodilen“ eine weitere Jugendbande die Locations in NRW unsicher: Von Mitte Juni bis zum 16. August dreht Vivian Naefe den dritten Teil der erfolgreichen Jugendfilmreihe. Im Mittelpunkt steht wieder die Mädchenbande „Die Wilden Hühner“ und die Jungenbande „Die Pygmäen“ – und die werden langsam erwachsen. Auf der anstehenden Klassenfahrt nehmen die Irrungen und Wirrungen der Liebe zu: Sprotte, die Anführerin der Mädchenbande, durchleidet zum ersten Mal richtigen Liebeskummer, während die anderen Hühner mit ihrer eigenen Gefühlswelt ringen. „Die Wilden Hühner“ spielen Michelle von Treuberg, Lucie Hollmann, Zsa Zsa Inci Bürkle und Jette Hering, die „Pygmäen“ sind wieder Jeremy Mockridge, Philip Wiegratz, Martin Kurz und Vincent Redetzki. Weitere Hauptrollen übernehmen Veronica Ferres, Benno Fürmann, Jessica Schwarz und Doris Schade. Das Drehbuch schrieben Thomas Schmid, Produzentin Uschi Reich und Vivian Naefe in enger Zusammenarbeit mit Cornelia Funke, auf deren Bestsellern die Filmreihe basiert. Die Produktion der Bavaria Filmverleih- und Produktion in Koproduktion mit Peter Zenk, Constantin Film Produktion, und dem ZDF wird in Recklinghausen, Benrath, Köln und Umgebung gedreht. Der Kinostart ist für Anfang 2009 geplant. Bavaria Film, Tel. (089) 64990; [email protected] Im Herbst beginnen in NRW die Dreharbeiten für den Film „Unter Bauern – Retter in der Nacht“. Es ist die Verfilmung der Erinnerungen von Marga Spiegel. Die Tante von Paul Spiegel, dem verstorbenen Präsidenten des Zentralrats der Juden, erzählt dort von ihrer Flucht vor den Nazis. Um der drohenden Deportation zu entgehen, verließ sie mit ihrem Mann und ihrer Tochter 1943 ihren damaligen Wohnort Ahlen in Westfalen und floh aufs Land, wo sie von Bauernfamilien versteckt wurden und so den Krieg überlebten. Die Namen ihrer Retter sind heute in Yad Vashem, der Gedenkstätte des Staates Israel, verewigt. Regie wird Ludi Boeken führen. In den Hauptrollen spielen voraussichtlich Veronica Ferres und Armin Rohde. Neben FilmForm (Joachim von Mengershausen) sind die Kölner Pandora Film (Karl Baumgartner) und die Pariser Acajou Films als Koproduzenten im Boot. Der Film wird von August bis Oktober 2008 komplett in NRW gedreht, die Schauplätze liegen im Münsterland und in Ostwestfalen. Drehbuchautoren sind der Schriftsteller Otto Jägersberg und Heidrun Schleef. Der Film- und Theaterregisseur, Autor und Auschwitz-Überlebende Imo Moszkowicz steht ihm als Koautor zur Seite. Nach der Kinoauswertung durch den 3L Filmverleih werden der WDR (Redaktion: Michael André) und Arte den Film ausstrahlen. FilmForm Köln, Tel. (0221) 388835; [email protected] Lara Bernd Schadewald führt Regie bei der Low Budget-Kinoproduktion „Lara“ (AT), in der Christiane Paul und Benno Fürmann mitspielen. Der Film erzählt von einer Mutter, die nach der Geburt ihrer behinderten Tochter Lara nach Hause kommt und unter postnataler Depression leidet. Bald taucht bei dem jungen Elternpaar der Gedanke auf, sich der Last, die das Kind für das Leben der Eltern bedeutet, durch dessen Tötung zu entledigen. Das Kinopsychodrama nach einem Buch von Franz Manfred Liersch wird im August in Köln und Düsseldorf für die Düsseldorfer EM+COX Filmproduktion (Elisabeth Müller und Edgar Cox) gedreht, die Kamera übernimmt Ralf Leistl. EM+COX Filmproduktion, Tel. (0211) 32 85 87; [email protected] Julia-Maria Köhler, Katharina Schubert und Christiane Paul in „Laura“ (v.l.), Foto: Martin Menke Laura Die letzte Klappe für die emotionale Komödie „Laura“ nach einem Drehbuch von Karin Howard und Katja Kittendorf fiel Ende Juni in Köln. Die Niederländer Ben Verbong (Regie) und Theo Bieskens (Kamera) realisierten für Elsani Film aus Köln und die Dortmunder 3L Filmproduktion die Geschichte, in welcher nicht einmal der bevorstehende Tod Lauras verhindern kann, dass in der Familie alte Auseinandersetzungen wieder aufbrechen. Christiane Paul, Senta Berger, Katharina Schubert, Julia Maria Köhler, Katharina newsletter 4/2008 – Dreharbeiten Schubert und Anna Böger spielen die Hauptrollen. Die Kinoauswertung übernimmt der 3L Filmverleih. Elsani Film, Tel. (0221) 5108585; [email protected] Cologne Film Piano Encounters Die Fernsehkrimireihe „Marie kann zaubern“ mit Mariele Millowitsch als Kölner Kommissarin Marie Brand wurde mit der Folge „Familienbetriebe“ fortgesetzt. Vom 16. Juni bis zum 11. Juli drehte Manuel Siebenmann in Köln und Umgebung nach dem Buch von Nils-Morten Osburg und Ecki Ziedrich. Für Cologne Film (Produzentin: Micha Terjung) und das ZDF (Redaktion: Klaus Bassiner, Wolfgang Feindt) stehen neben Mariele Millowitsch Hinnerk Schönemann, Stefan Reck, Thomas Heinze, Meret Becker, Marek Harloff und Harald Schrott vor der Kamera von Daniel Koppelkamm. Für die TV-Komödie „Alter vor Schönheit“ nach einem Buch von Stefan Rogall wird man vom 14. Juli bis zum 15. August Fritz Wepper, Rita Russek, Wanja Mues, Leslie Malton, Barbara Focke und Hans Jörg Assmann in Köln und Umgebung sehen können. Regie bei der Cologne Film-Produktion (Produzentin: Micha Terjung) für das ZDF (Redaktion: Martin R. Neumann) wird Thomas Nennstiel führen. Cologne Film, Tel. (0221) 9347080; [email protected] Im Juni begannen die Dreharbeiten für eine Langzeitstudie mit jugendlichen Musikschülern der Folkwangschule in Essen, denen berühmte Solisten und ein englischer Trainer ungewöhnliche Kniffe beibringen, mit denen man es zur Meisterschaft auf den 88 Tasten bringen kann. Vier Jahre lang will Enrique Sánchez Lansch („Rhythm is it!“) für die Eikon-Produktion (Ulli Pfau) „Piano Encounters“ die jungen Talente begleiten und beobachten, was die Musik aus ihnen macht. Realisiert wird das Projekt in Zusammenarbeit mit dem Klavier Festival Ruhr in Essen. Eikon Media, Tel. (030) 6953720; [email protected] Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen Margarethe von Trotta wird nach „Die bleierne Zeit” und „Rosa Luxemburg“ ein weiteres Mal mit der Schauspielerin Barbara Sukowa drehen. Sukowa soll in Trottas „Vision“ des Mittelalters die christliche Mystikerin Hildegard von Bingen (1098-1179) spielen. Außerdem sind Joachim Król, Alexander Held und Hannah Herzsprung in Hauptrollen dabei, wenn in diesem Sommer unter anderem in NRW gedreht wird. Produzent für Herbert Kloibers Clasart Filmproduktion, die zur Tele München Gruppe gehört, ist dabei Markus Zimmer („Die Wolke”, „Rosenstraße“). Der Concorde Filmverleih bringt den Film 2009 ins Kino. Tele München Gruppe, Tel. (089) 290930; [email protected] Der Vulkan Das Schreckensszenario eines Vulkanausbruchs in der Eifel und die damit verbundenen Folgen für die Menschen in dem Katastrophengebiet erzählt der Event-Zweiteiler „Der Vulkan“, den teamWorx (Nico Hofmann, Klaus Zimmermann und Jürgen Schuster) in Zusammenarbeit mit RTL (Barbara Thielen, Andrea Klüver) mit einem Budget von knapp neun Millionen Euro produziert. Die Dreharbeiten zu „Der Vulkan“ finden diesen Sommer in der Eifel statt. Regie führt Uwe Janson, für das Drehbuch zeichnet Alexander M. Rümelin verantwortlich. Die Starbesetzung trumpft mit Yvonne Catterfeld, Katja Riemann, Katharina Wackernagel, Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht auf. teamWorx, Tel. (0221) 8006940; [email protected] Woche für Woche Vom 4. Juni bis zum 4. Juli wurde in Wuppertal und Umgebung der Fernsehfilm „Woche für Woche“ gedreht. Regisseur Martin Gies erzählt nach einem Buch von Silke Zertz die Geschichte vom siebenjährigen Felix Weingarten, dessen getrennt lebende Eltern den Sohn „Woche für Woche“ tauschen. Die Hauptrollen spielen Tanja Wedhorn (Mutter), HansJochen Wagner (Vater) und Jannis Michel (Sohn). Cinecentrum Berlin produzierte im Auftrag des WDR (Redaktion: Katja de Bock), der den Film Oktober 2008 senden will. Cinecentrum Berlin, Tel. (030) 2699490; [email protected] Antichrist Der extrem reisescheue Lars von Trier konnte durch gute Beziehungen ins Rheinland bewegt werden, erstmals in Deutschland zu drehen. Seinen neuen Kinofilm „Antichrist“ realisiert der Cannes-Sieger („Dancer in the Dark“) im Spätsommer an insgesamt 25 von 35 Drehtagen in NRW. Der Film beschäftigt sich mit einem Ehepaar, das den Tod des dreijährigen Sohnes verkraften muss. Die Mutter verfällt aufgrund von Schuldgefühlen in eine lähmende Angstneurose. Der Vater, ein erfahrener Psychologe, scheint den Tod des einzigen Kindes leichter zu verkraften. Um seiner Frau zu helfen, fährt er mit ihr in eine einsame Blockhütte, die in einem alten Wald liegt. Das therapeutische Experiment startet Erfolg versprechend. Allerdings wendet sich bald die Situation und beunruhigende Ereignisse spielen sich in der Einöde ab. Trier schrieb das Buch zusammen mit Anders Thomas Jensen, hinter der Kamera steht sein vertrauter „Operateur“ Anthony Dod Mantle, die restliche Crew kommt zum Großteil aus NRW. Die internationale Koproduktion wird von Bettina Brokemper mit der Zentropa International Köln gemeinsam mit der dänischen Zentropa Entertainments8 ApS, der französischen Liberator2/Slot Machine und der italienischen Lucky Red produziert. MFA+ Filmdistribution übernimmt den Verleih, TrustNordisk den Vertrieb von „Antichrist“. Als Serviceproduktion fungiert die Heimatfilm. Zentropa International Köln, Tel. (0221) 9777990; [email protected] [email protected] Dreharbeiten – newsletter 4/2008 Johanna Wokalek ist „Die Päpstin“, Foto: Constantin Die Päpstin Wie sich im 9. Jahrhundert ein hochbegabtes Mädchen als Mann ausgibt, erzählt der Roman „Die Päpstin“ der Autorin Donna Woolfolk Cross. Der Weg der Johanna von Ingelheim führt von Deutschland bis nach Rom, wo sie zum Leibarzt und Berater des Papstes aufsteigt und schließlich selbst auf den Heiligen Stuhl gewählt wird. Der Bestseller wird in diesem Sommer von Regisseur Sönke Wortmann für die Kinoleinwand verfilmt. Er adaptierte den Roman gemeinsam mit Drehbuchautor Heinrich Hadding für die Constantin (Produzent: Martin Moszkowicz). Die Dreharbeiten der deutschitalienisch-spanischen Koproduktion finden in Sachsen-Anhalt, Marokko und ab August an 17 Drehtagen auch in Nordrhein-Westfalen statt. Wüstenblume In „Wüstenblume“ schildert das somalische Model Waris Dirie seine Lebensgeschichte. Mit fünf Jahren wird sie beschnitten. Als sie acht Jahre später für den Preis von fünf Kamelen einen alten Mann heiraten soll, flieht das Nomadenmädchen in die Hauptstadt Mogadischu, von wo sie ein Onkel als Dienstmädchen mit nach London nimmt. Dort wird sie von einem Modefotografen angesprochen. Ihre erstaunliche Karriere als Model und Schauspielerin nutzt Waris Dirie schließlich zum Kampf gegen die weibliche Beschneidung. Regie bei der Verfilmung, deren europäische 920 Sacramento Mit Wayne Wang („Smoke“) entscheidet sich ein weiterer internationaler Top-Regisseur für einen Dreh in Nordrhein-Westfalen. „920 Sacramento“ erzählt die Geschichte einer Frau, die ihre Berufung in der brutalen Realität San Franciscos Chinatown findet. Der Stoff, den Autor Mark Finguerra schrieb, basiert auf einer wahren Begebenheit aus dem 19. Jahrhun- Hilde Heike Makatsch spielt in „Hilde“ die 2002 verstorbene Schauspielerin, Chanson-Sängerin und Buchautorin Hildegard Knef. Das Biopic wird unter der Regie von Grimme-Preisträger Kai Wessel („Die Flucht“) vom 24. Juni bis zum 26. August gedreht. Wessel setzt das Drehbuch von Fred Breinersdorfer und Maria von Heland im Sommer auch in Nordrhein-Westfalen in Szene. Drehorte werden die Waldklinik in Rossbach, Bonn, Hagen und Gummersbach sein. Erzählt wird das beeindruckende Leben einer beeindruckenden Frau: Von ih- Johanna Wokalek („Der Baader Meinhof Komplex“, „Barfuss“) spielt die Titelrolle. Neben der Kinofassung, die Constantin Film 2009 herausbringt, soll aus dem Stoff auch ein Zweiteiler für das Fernsehen entstehen. Constantin Film AG, Tel. (089) 4444600; [email protected] Szenen Mitte Juli im Kasten waren, führt Sherry Horman („Helen, Fred und Ted“), die auch das Drehbuch nach dem gleichnamigen Roman von Waris Dirie schrieb. Liya Kebede spielt die Rolle der Waris Dirie. Nach Drehtagen auch in NRW ist das Team nun zu Aufnahmen nach New York weitergereist. Im Winter 2008 bringt Majestic den Film von Desert Flower Filmproductions (Peter Herrmann, Benjamin Herrmann) in Koproduktion mit Majestic Filmproduction, MTM west, Dor Film und Mr. Brown Entertainment ins Kino. Desert Flower Filmproductions, Tel. (089) 72997860; [email protected] dert. Die Hauptrollen in der deutsch-irischen Koproduktion spielen Sienna Miller und Annette Benning. Der US-amerikanische Regisseur, der aus Hongkong stammt, wird an 35 Drehtagen in NRW arbeiten. Die Produktion von Pandora Film Köln und Double Feature Films wird der Pandora Film Verleih 2010 in die Kinos bringen. Pandora Film, Tel. (0221) 973320; [email protected] ren Anfängen mit Filmen wie „Unter den Brücken“ und „Die Mörder sind unter uns“ über die vermeintliche Skandal-Produktion „Die Sünderin“ bis zu ihrer Karriere als Sängerin. Neben Heike Makatsch stehen u.a. Monica Bleibtreu, Michael Gwisdek, Johanna Gastdorf und Henry Hübchen vor der Kamera von Hagen Bogdanski. Produziert wird „Hilde“ von der Egoli Tossell Film Köln. Der Verleih Warner Bros. wird den Film 2009 in die Kinos bringen. Egoli Tossell Film Köln, Tel. (0221) 5891151; [email protected] 29 Geförderte Kinofilme der Filmstiftung NRW Michelle Pfeiffer in „Chéri“, Foto: H2O Motion Pictures Chéri Bereits Ende Mai fand in den MMC-Studios Köln der erste NRW-Drehtag für die ColetteVerfilmung „Chéri“ statt. Regisseur Stephen Frears („The Queen“) dreht mit Michelle Pfeiffer, Kathy Bates und Rupert Friend in den Hauptrollen. In Biarritz und Pa- Fahr zur Hölle Gott! Martin Semmelrogge als Satan und Uwe Fellensiek als Gott stehen sich in der LowBudget-DVD-Produktion „Fahr zur Hölle Gott!“ der Wuppertaler JAM-TV (Produzent: Rüdiger Humpert) gegenüber. Vom 5. August bis zum 2. September wird hauptsächlich im Studio in Mönchengladbach gedreht, drei Außenaufnahmen finden in Wuppertal statt. Tannöd Im blauschwarzen Tannenwald liegt der abgelegene Bauernhof, auf dem die Familie Danner brutal mit der Spitzhacke erschlagen wurde. Dieser Mordhof und die reale Geschichte wird im Herbst von Wüste Film West in der Eifel inszeniert. Die Schweizer Regisseurin Bettina Oberli („Die Herbstzeitlosen“) adaptierte dazu den Bestseller „Tannöd“ von Andrea Maria Schenkel. Oberli setzt den Stoff für die Wüste Film West (Produzenten: Hajo Emons und Kristina Löbbert) in Koproduktion mit This is Love Im Juli fiel in Saigon/Vietnam die erste Klappe zum Kinofilm „This is Love“. Unter der Regie von Matthias Glasner („Der freie Wille“) spielen Corinna Harfouch („Das Parfum“), der dänische Charakterdarsteller Jens Albinus („Idioten“) und die Newcomerin Duyen Pham die Hauptrollen. In weiteren Rollen sind Jürgen Vogel, Jördis Triebel und Devid Striesow zu sehen. Für Corinna Harfouch, Jürgen Vogel und Regisseur Matthias Glasner ist „This is Love“ nach dem Kultfilm „Sexy Sadie“ bereits die zweite Zusammenarbeit. Nach den Dreharbeiten in Vietnam wird noch bis zum 13. September 2008 in Berlin und Umgebung sowie in Nordrhein-Westfalen rund um Duisburg, in Düsseldorf und in Essen gedreht. „This is Love“ ist die erste Produktion der Ende 2007 gegründeten Bad- 30 ris wurden weitere Szenen gedreht. Das Drehbuch adaptierte Christopher Hampton („Der stille Amerikaner“). Produziert wird „Chéri“ als Koproduktion von der Kölner MMC Independent. Colettes Buch spielt in den Zwanzigern in Paris, wo ein vermögender junger Mann von einer Freundin ihrer Mutter in die Kunst der Liebe eingeführt wird. Nachdem er gezwungen ist, die sechs Jahre andauernde Beziehung zu beenden, kann der junge Mann seine ältere Geliebte nicht vergessen und zieht sich in eine Fantasiewelt zurück. Das internationale Filmprojekt mit einem Budget von rund 36 Millionen US-Dollar wird von der Filmstiftung NRW und dem Deutschen Filmförderfond (DFFF) unterstützt. Den Vertrieb des Films in den Vereinigten Staaten wird Miramax übernehmen. Magic Media Company, Tel. (02233) 5103; [email protected] Regisseur Joachim Mais inszeniert die Geschichte, die zwischen Fantasy, Mystery, Horror und Brecht’schem V-Effekt liegt und stereoskopisch aufgenommen wird. In der Geschichte von Gott gegen Teufel, Gut gegen Böse sind auch Christine Kaufmann, Claude Oliver Rudolph, Jochen Schweitzer, Sabine von Maydell, Wilma Elles, Sarah Liu und Eva Buzar als Schauspieler dabei. JAM-TV, Tel. (0202) 52709935; [email protected] der Constantin Film Produktion und Hugofilm Productions aus Zürich in Szene. Das Drehbuch über den brutalen Mord hat Oberli gemeinsam mit Petra Lüschow verfasst. Bei den Bildern verlässt die Regisseurin sich auf Kameramann Stéphane Kuthy, mit dem sie schon in der Vergangenheit zusammen gearbeitet hat. Die Besetzungsvorschläge liefert Ritter Casting. Der Constantin Film Verleih wird den Film ins Kino bringen. Wüste Film West, Tel. (0221) 5105067; [email protected] lands Film (Matthias Glasner, Lars Kraume und Jürgen Vogel) in Koproduktion mit Schwarzweissfilm und cine plus Filmproduktion (Ausführender Produzent: Jörg Schulze), WDR (Redaktion: Andrea Hanke) und ARTE (Redaktion: Andreas Schreitmüller). Das Drehbuch schrieb Matthias Glasner. Die Kamera führt Sonja Rom („Crazy“). Gefördert wird das Projekt von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen, vom Medienboard Berlin-Brandenburg, dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) und dem Deutschen Filmförderfonds (DFFF). „This is Love“ startet 2009 im Verleih der Kinowelt. Nach dem Erfolg von „Der freie Wille“ (Silberner Bär Berlinale 2006) ist es der zweite Film von Matthias Glasner, den die Kinowelt im Verleih hat. Badlands Film, Tel. (030) 47986810; [email protected] Mit besten Empfeh Sweet Mud – Im Himmel gefangen Kinostart: 7. August Verleih: W-film Filmproduktion & Filmverleih srael, ein Kibbuz im Sommer 1974. Schlafen muss der 12-jährige Dvir in einem Kinderhaus, nicht bei der Mutter – nur eine von vielen Regeln im Kibbuz. Erziehung ist Gemeinschaftssache, genauso wie die Aufgabenverteilung: Dvir fährt Marmelade aus, seine Mutter Miri arbeitet in der Wäscherei. Miri ist von einer psychischen Erkrankung nie restlos genesen und kommt mit den strengen Vorgaben im Kibbuz immer weniger zurecht. Die Konflikte mit den Mitbewohnern mehren sich. Regisseur und Drehbuchautor Dror Shaul wurde selber in einem Kibbuz geboren und ist dort aufgewachsen. In seinem Film kritisiert er die starr strukturierten Verhältnisse im Kibbuz. So „stellt sich mein Film einem kollektiven Gedächtnis entgegen, dass der Kibbuz ein Lebens- I Beautiful Bitch Kinostart: 14. August Verleih: Farbfilm Verleih on Bukarest nach Düsseldorf – Bica ist schon weit herumgekommen. Zufall ist der Ortswechsel an den Rhein aber nicht. Die 15Jährige folgte den Versprechen des ehemaligen Polizisten Cristu, der vom goldenen Westen erzählte, wo es ein leichtes sei, viel Geld zu verdienen. Die Arbeit aber ist eine andere, als gedacht. Bica geht für einen organisierten Ring von Taschendieben auf Raubzug. Eines Tages trifft sie dabei die gleichaltrige Milka und erfährt erstmals, was es heißen kann, ein unbeschwertes Teenager-Dasein zu führen. Die Schlagzeilen über die Aktivitäten von Klaukids sind nur die eine Seite der Medaille. Ein Schicksal hinter den reißerischen Meldungen verdichtet Martin Theo Krieger in seinem eindringlichen Teen-Drama, das auf seiner internationalen Festival-Tour bereits zahlreiche Preise einstreichen V raum für pittoreske Landschaften und die magischen Düfte der Natur ist“. „Sweet Mud“ wurde mit dem israelischen Academy Award als Bester Film ausgezeichnet. Auf der Berlinale 2007 gewann er den Gläsernen Bären im Rahmen des Jugendfilm-Wettbewerbs 14plus. Deutschland / Israel / Japan 2006 Regie & Drehbuch: Dror Shaul; Darsteller: Tomer Steinhof, Ronit Yudkevitch, Henri Garcin, Shai Avivi, Gal Zaid, Sharon Zuckerman; Produktion: Sweet Mud Ltd., Heimatfilm in Zusammenarbeit mit Pictorion Pictures / Das Werk; www.sweetmud.de konnte; u.a. den Preis als bester ausländischer Film beim Santa Barbara Film Festival. Der stimmige Einsatz von Originalschauplätzen in Bukarest und Düsseldorf untermauert die authentische Erzählweise des Films, aber die wahre Sensation ist Katharina Derr, die in der Titelrolle als schöne Zicke Bica schon jetzt zu den großen Entdekkungen dieses Kinojahres gezählt werden muss. Deutschland 2007 Regie & Drehbuch: Martin Theo Krieger; Darsteller: Katharina Derr, Patrick von Blume, Sina Tkotsch, Lucien le Rest, Igor Dolgatschew; Tom Lass, Aljosha Horvat; Produktion: Riva Filmproduktion; www.farbfilm-verleih.de Selbstgespräche Mr. Average Kinostart: 31. Juli Verleih: Filmlichter Kinostart: 4. September Verleih: Alpha Medienkontor Infos zu beiden Filmen finden Sie im Newsletter 3/2008, Seite 11. newsletter 4/2008 – Dreharbeiten / Kinovorschau hlungen Dr. Alemán Kinostart: 14. August Verleih: Zorro Film er Alltagsroutine deutscher Arztpraxen möchte Marc (August Diehl) entfliehen. Seine Abenteuerlust treibt ihn ausgerechnet in eine der gefährlichsten Städte Südamerikas, Santiago de Cali in Kolumbien, bekannt für das berüchtigte Cali-Drogenkartell. Der 26-jährige Medizinstudent will hier sein praktisches Jahr absolvieren. Schnell ist er in der Favela Siloé als „Dr. Alemán“ bekannt, als der Arzt aus Deutschland. Im Krankenhaus gilt es, vor allem Schuss- D wunden zusammenzuflicken. Aber auch privates Glück findet er dort: Marc verliebt sich in die Kioskbesitzerin Wanda (Marleyda Soto). Als Marc den nötigen Abstand zu Drogenbanden verliert, gerät Wandas Leben in Gefahr. Regisseur Tom Schreiber, der mit seinem Debütspielfilm „Narren“ bekannt geworden ist, verfilmte frei die authentischen Erlebnisse eines Schulfreundes. Der echte Marc verwickelte sich ebenfalls in gefährliche Situationen, als er in Cali mit Drogen experimentierte. So erzählt der in Köln und Kolumbien gedrehte Film laut Regisseur Schreiber von der Gier nach Leben und Erfahrung, „von der Lust alles auszuprobieren und weit weg von der persönlichen Sozialisierung jedes Risiko einzugehen“. Bereits 2006 – lange vor den Dreharbeiten – erhielt „Dr. Alemán“ eine Auszeichnung: Der Deutsche Drehbuchpreis ging an Oliver Keidel. Im Juli 2008 war „Dr. Alemán“ im Wettbewerb des 43. Internationalen Filmfestivals in Karlovy Vary zu sehen. Deutschland 2008 Regie: Tom Schreiber; Drehbuch: Oliver Keidel; Darsteller: August Diehl, Marleyda Soto, Hernán Mendez, Victor Villegas, Andrés Parra; Produktion: 2Pilots Filmproduction, Antorcha Film in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk; www.draleman.com Kinostart: 11. September Verleih: Schwarz-Weiss Filmverleih amburg ist im Frühjahr 1945 Zielscheibe alliierter Luftangriffe. Lena Brücker, eine Frau von knapp 50 Jahren, arbeitet in einer Kantine. Ihr Mann kämpft an der Ostfront, ihr Sohn ist im Ruhrgebiet stationiert. Vor einem Kino lernt sie den jungen Soldaten Hermann kennen, der sich dem sinnlosen Einsatz im letzten Aufgebot entziehen will. Lena versteckt den jungen Mann in ihrem Haus, und zwischen beiden entspinnt sich eine leidenschaftliche Liaison. Um ihn zu halten, verschweigt Lena ihrem Geliebten das Kriegsende, obwohl sie weiß, dass Hermann Familie hat und ihr eigener Mann bald zurück nach Hause kommen wird. Weltgeschichte, leidenschaftliche Gefühle und ein kulinarischer Zufall gehen in Ulla Wagners zweiter Regiearbeit nach „Anna Wunder“ H eine gelungene Verbindung ein. Die aus Düren stammende Filmautorin adaptierte ihr Drehbuch nach Uwe Timms gleichnamiger Novelle aus dem Jahr 1993. Barbara Sukowa zeigt darin wieder einmal große Schauspielkunst in der Hauptrolle und bestreitet damit das wohl faszinierendste Leinwand-Comeback des Jahres. An ihrer Seite glänzt in seiner ersten großen Kinorolle der 29-jährige Theaterschauspieler Alexander Khoun, der mit seinen Auftritten in Köln („Hamlet“), Berlin („Wer hat Angst vor Virginia Woolfe?“) und Salzburg („Die Verwirrungen des Zöglings Törless“) kometenhaft in den deutschen Schauspielhimmel aufgestiegen ist. Gedreht wurde „Die Entdeckung der Currywurst“ außer in Riga u.a. in Köln, Krefeld, Essen, Duisburg, Hennef und Düsseldorf. Deutschland 2008 Regie & Drehbuch: Ulla Wagner Darsteller: Barbara Sukowa, Alexander Khuon, Wolfgang Böck, Branko Smarovski Produktion: TAG/TRAUM Filmproduktion in Koproduktion mit Känguruh Film unter Senderbeteiligung des NDR www.schwarzweiss-filmverleih.de NoBody’s Perfect Finnischer Tango Kinostart: 11. September Verleih: Ventura Film Kinostart: 28. August Verleih: Neue Visionen lex (Christoph Bach) tourt mit einer TangoBand erfolglos durch Deutschland. Als er einer Death Metal Combo den Tourbus klaut, kommt es zu einem Unfall. Einer seiner beiden Kumpels stirbt, mit dem anderen überwirft sich Alex. Nun steht er mit seinem Akkordeon alleine auf der Straße, mit Schulden, ohne Wohnung, und die Metaller, die ihren Tourbus ersetzt haben wollen, sind ihm auch auf den Fersen. Rettung naht durch eine Theatergruppe bestehend aus Behinderten, die für eine Inszenierung noch einen Mitspieler brauchten. Alex klaut einem Behinderten den Ausweis und wird von der Gruppe tatsächlich als Epileptiker akzeptiert. Die Behinderten nehmen ihn mit viel Liebe auf. Damit hat Alex nicht gerechnet. Doch noch sind nicht alle Probleme gelöst … Nach „Anam“ und „Eine andere Liga“ ist „Finnischer Tango“ der dritte Spielfilm von Buket Alakus. Die Regisseurin schildert, wie ein Egoist mit der Zuneigung von Behinderten konfrontiert wird, was ihn dazu bewegt, sich selbst zu öffnen. Dies wünscht sich die türkischstämmige Filmemacherin auch von den Kinogängern: „Es wäre schön, wenn die Zuschauer, nachdem Die Entdeckung der Currywurst er mich zum ersten Mal sieht oder trifft, reagiert darauf, wie ich aussehe. Wenn sie auch nichts sagen: Sie starren oder sie schauen weg. Die Gesellschaft muss sich an unseren Anblick gewöhnen und davon wegkommen, uns wie Wesen von einem anderen Planeten zu sehen.“ Deshalb möchte Niko von Glasow, dass die „normalen“ Menschen richtig hinsehen. Der Kölner Filmemacher, der unter anderem als Produktionsassistent für Rainer Werner Fassbinder gearbeitet hat und für „Edelweißpiraten“ als Regisseur und Produzent verantwortlich zeichnete, ist ein so genanntes „Contergankind“. Der Dokumentarfilm „NoBody’s Perfect“ beschreibt von Glasows Suche nach elf Schicksalsgefährten. Sein Vorhaben: Von Glasow und die elf anderen sollen sich als Fotomodelle nackt für einen Kalender ablichten lassen. Fotografien, auf denen die Behinderungen gut sichtbar sind. Herausgekommen ist ein Porträt von zwölf Persönlichkeiten, die mit Neugierde, Enthusiasmus oder mit Schrecken an das Projekt herangingen. Die fertigen Fotos wurden vor dem Kölner Dom ausgestellt. Die unerwarteten Reaktionen der Passanten sind Teil des Films. W A sie ‚Finnischer Tango‘ gesehen haben, ein wenig ihre Vorurteile sausen lassen, sich von dem Witz des Filmes mitreißen lassen und erst die Menschen sehen und dann ihre Besonderheiten.“ Gedreht wurde in Köln, Bremen und Niedersachsen. Regie: Buket Alakus; Drehbuch: Marcus Hertneck, Jan Berger; Darsteller: Christoph Bach, Fabian Busch, Mira Bartuschek, Nele Winkler, Michael Schumacher; Produktion: Geisberg Studios Eike Besuden Filmproduktion GmbH in Kooperation mit Pinguin Film und Norddeutscher Rundfunk; www.finnischertango.de Kinovorschau – newsletter 4/2008 Deutschland 2008 Regie: Niko von Glasow Drehbuch: Andrew Emerson, Kiki von Glasow, Niko von Glasow Produktion: Palladio Film, WDR www.ventura-film.de 31