Psychomotorische Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur
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Psychomotorische Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik, Zürich Departement 2, Psychomotoriktherapie Bachelor-Arbeit Psychomotorische Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik Eingereicht von: Mirella Corsini & Eliane Jauch Begleitperson: Myrtha Häusler, lic. phil. Februar 2009 Abstract Abstract Heutzutage muss die Psychomotoriktherapeutin offen für neue Arbeitsfelder sein. In der deutschsprachigen Schweiz ist es eine Seltenheit, wenn eine Psychomotoriktherapeutin mit Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter arbeitet. Wir sind der Meinung, dass Psychomotoriktherapie für Kinder in diesem Alter eine gute Unterstützung ist. Im Rahmen unserer Arbeit werden, aus psychomotorischer Sicht, je zehn grob- und feinmotorische Angebote zusammengestellt, welche 2 bis 4-jährige Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen. Um unsere Angebote in der Praxis auszuprobieren, führten wir während fünf Halbtagen die grob- und feinmotorischen Ideen in einer Kindertagesstätte mit 2 bis 4-jährigen Kindern durch. Anschliessend werteten wir die Erfahrungen aus. Die vorliegende Arbeit zeigt eine mögliche Umsetzungsidee für psychomotorisches Arbeiten mit Kindern im Kleinkind und Vorschulalter auf. 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 7 1.1 Bezug zum Thema 7 1.2 Ziele der Arbeit 7 1.3 Fragestellung 8 1.4 Hypothesen 8 1.5 Aufbau der Arbeit 8 1.6 Methodisches Vorgehen 9 I Theoretische Grundlagen 2. Aspekte der psychomotorischen Bewegungsförderung 10 2.1. Förderung aus psychomotorischer Sicht 10 2.2. Unser Verständnis einer psychomotorischen Sichtweise in Bezug auf unsere Angebote zur Förderung der Grob- und Feinmotorik von 2 bis 4-jährigen Kindern 12 3. Präventionsmassnahmen 13 3.1. Zum Begriff der Prävention 13 3.2. Primärprävention 13 3.3. Sekundärprävention 14 3.4. Tertiärprävention 14 3.5. Therapeutische Massnahme oder präventiver Eingriff 15 3.6. Einordnung der psychomotorischen Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik in die Begrifflichkeiten der Prävention 15 4. Motorische Entwicklung 17 4.1. Motorische Fähig- und Fertigkeiten 18 4.2. Motorische Entwicklung in der frühen Kindheit 20 4.2.1. Pränatale Phase und Neugeborenenalter, 1. – 3. Lebensmonat 21 4.2.2. Säuglingsalter, 4. – 12. Lebensmonat 22 3 Inhaltsverzeichnis 4.2.3. Kleinkindalter, 1. – 3. Lebensjahr 23 4.2.4. Vorschulalter, 4. – 6. Lebensjahr 25 4.3. Entwicklung der grobmotorischen Fertigkeiten im Kleinkind- und Vorschulalter 4.4. 28 Entwicklung der feinmotorischen Fertigkeiten im Kleinkind- und Vorschulalter 32 4.5. Individualität der Entwicklung 34 4.6. Einfluss der Umweltbedingungen auf die Bewegungsentwicklung 35 4.7. Fazit für die psychomotorischen Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik 36 5. Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung 38 5.1. Methodische Grundlagen der Bewegungserziehung 38 5.1.1. Definition der Bewegungsbegriffe 38 5.1.2. Fazit für die Praxis 41 5.2. Konsequenzen der kognitiven Entwicklung von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter 42 5.2.1. Aneignung der allgemeinen Eigenschaften 43 5.2.2. Aneignung der physikalischen Eigenschaften 43 5.2.3. Fazit für die Praxis 44 5.3. Konsequenzen aus der Spielentwicklung von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter 44 5.3.1. Spielformen 45 5.3.2. Fazit für die Praxis 48 5.4. Konsequenzen des Lernverhaltens von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter 49 5.4.1. Definition des Lernens 49 5.4.2. Lernmodelle 49 5.4.3. Fazit für die Praxis 51 5.5. Konsequenzen und Bedeutung der Motivation von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter 51 5.5.1. Definitionen der Motivation 51 5.5.2. Fazit für die Praxis 53 4 Inhaltsverzeichnis II Praxisbezogener Teil 6. Entwicklungsprojekt 55 6.1. Beschreibung des Projekts 55 6.2. Rahmenbedingungen 55 6.3. Pilotprojekt 56 6.4. Auswertung der psychomotorischen Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik 56 6.5. Grobmotorische Angebote 62 6.6. Feinmotorische Angebote 83 7. Beantwortung der Fragestellung 104 8. Schlusswort 106 8.1. Evaluation des Entwicklungsprojekts 106 8.2. Persönliches Fazit 107 8.3. Ausblick 107 8.4. Dank 108 9. Literaturverzeichnis 109 5 Hinweis zum Text Hinweis zur Arbeit Im Sinne der Lesbarkeit wurde in der vorliegenden Arbeit verzichtet, beide Geschlechterformen aufzuführen. Bei der Nennung von Berufsgruppen wie „Psychomotoriktherapeutin“, „Erzieherin“, „Kleinkinderzieherin“ oder „heilpädagogische Früherzieherinnen“ wird die weibliche Form verwendet, da Frauen in diesem Beruf deutlich stärker repräsentiert sind. Die männlichen Kollegen sind natürlich in gleicher Weise angesprochen. Weiter verwenden wir für die Altersangaben der Kinder arabische Zahlen. 6 Einleitung 1. Einleitung 1.1. Bezug zum Thema Bei einer Diplomarbeitspräsentation wurden wir auf das Fehlen von Bewegungslehrmitteln in den Kinderkrippen aufmerksam. Bei der Arbeit wurde festgestellt, dass den Krippenleiterinnen bewusst ist, wie wichtig die Bewegung für Kinder ist. Es fehlen ihnen jedoch konkrete Bewegungsangebote, die mit Kindern in einer Krippe durchführbar sind. Dieser Befund veranlasste uns, uns mehr mit diesem Thema zu beschäftigen. In der Ausbildung zur Psychomotoriktherapeutin an der Hochschule für Heilpädagogik in Zürich wird wenig über Psychomotoriktherapie mit Kleinkindern vermittelt. Ebenfalls ist die Psychomotoriktherapie in der deutschsprachigen Schweiz in dieser Altersstufe wenig etabliert. All diese Feststellungen bewegten uns dazu, uns differenzierter mit dem Kleinkind- und Vorschulalter auseinander zu setzen. In diesem Alter sind in den Entwicklungsbereichen Motorik, Kognition, Emotion, Sozialisation und Sprache grosse Fortschritte zu sehen. Bei dieser Entwicklung spielt die Motorik eine wichtige Rolle. Durch das selbständige Fortbewegen stehen dem Kind mehr Explorationsmöglichkeiten1 zur Verfügung und es erweitert somit seinen Horizont. In diesem Altersbereich sind die individuellen Entwicklungsfortschritte der Kinder besonders zu beachten. Jedes Kind folgt seinem eigenen Zeitplan. Deshalb ist es wichtig, dass nicht an alle Kinder die gleichen Ansprüche gestellt werden. Während der Literaturrecherche stellten wir fest, dass wenig Literatur über konkrete Bewegungsangebote im Kleinkind- und Vorschulalter vorhanden sind. Somit kamen wir auf die Idee, eine Sammlung von psychomotorischen Bewegungsangeboten zusammen zu stellen, welche man im Kleinkind- und Vorschulalter anbieten kann. 1 1.2. Ziele der Arbeit Eine Sammlung von psychomotorischen Bewegungsangeboten für das Kleinkind- und Vorschulalter wäre für unsere Arbeit zu umfangreich. Deshalb beschränkten wir uns auf die Bereiche Grob- und Feinmotorik, sowie die Alterstufe von 2 bis 4 Jahren. Das Ziel unserer Arbeit ist, eine kindgerechte Sammlung von psychomotorischen Angeboten für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik zusammen zu stellen. Die Angebote wer1 Exploration: Erforschung, Untersuchung, Erkundung 7 Einleitung den in Form einer strukturierten Lernumgebung präsentiert. Die Sammlung kann in der Arbeit mit Klein- und Vorschulkindern in der Psychomotoriktherapie angewendet werden. Mit psychomotorischem Vorwissen können die Angebote auch in anderen Bereichen dieser Altersstufe, beispielsweise in einer Kindertagesstätte, durchgeführt werden. 1.3. Fragestellung Wie müssen Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik aus psychomotorischer Sicht gestaltet sein? 1.4. Hypothesen Aufgrund des Vorwissens ist anzunehmen, dass die Angebote… dem Lern- und Spielverhalten der Kleinkinder angepasst werden müssen. den individuellen Entwicklungsniveaus der Kinder entsprechen sollen. die Kinder emotional ansprechen sollen. mit anregendem Material gestaltet werden müssen. die Kinder zur Bewegung und zur Exploration anregen sollen. erlebnisorientiert sein müssen. 1.5. Aufbau der Arbeit Zu Beginn unserer Arbeit vertieften wir unser Wissen mit einem Theorieteil. Dieser beinhaltet die Bewegungsförderung aus psychomotorischer Sicht und die präventive Bewegungsförderung. Ein weiterer zentraler Aspekt des Theorieteils ist die motorische Entwicklung. Zusätzlich vertiefen wir die methodischen Grundlagen der Bewegungserziehung kleiner Kinder. Aufgrund des Wissens des Theorieteils haben wir zwanzig psychomotorische Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik gestaltet. Wir haben uns entschieden, zehn grob- und zehn feinmotorische Angebote zusammen zu stellen, damit alle motorischen Fähig- und Fertigkeiten berücksichtigt werden. Achtzehn dieser zwanzig Angebote haben wir in einer Kindertagesstätte mit 2 bis 4-jährigen Kindern anhand eines Beobachtungsbogens ausgewertet. Um sicher zu gehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind, haben wir das erste grob- und feinmotorische Angebot innerhalb eines Pilotprojektes durchgeführt. 8 Einleitung 1.6. Methodisches Vorgehen Unsere Arbeit ist eine Aktionsforschung im Rahmen eines Entwicklungsprojektes. Um unsere Forschungsfrage zu beantworten, teilen wir die Fragestellung in zwei Bereiche auf. Erstens werden wir unsere Fragestellung aufgrund eines theoretischen Teiles beantworten. Zweitens beantworten wir unsere Fragestellung anhand der ausgewerteten grob- und feinmotorischen Angebote. 9 Aspekte der psychomotorischen Bewegungsförderung I Theoretische Grundlagen Die folgenden theoretischen Gebiete betrachten wir im Hinblick auf unsere Bachelorarbeit als Wichtig und möchten deshalb näher darauf eingehen: 2. Aspekte der psychomotorischen Bewegungsförderung Präventionsmassnahmen Motorische Entwicklung Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung Aspekte der psychomotorischen Bewegungsförderung 2.1. Förderung aus psychomotorischer Sicht Psychomotorik kennzeichnet eine ganzheitlich-humanistische, entwicklungs- und kindgemässe Art der Bewegungserziehung. Mit diesem in der Bundesrepublik Deutschland seit 1955 zunehmend gebrauchten Begriff wollten wir einer damals noch weitgehend funktional-mechanistischen Auffassung von Motorik ein neues bewegungspädagogisches Leitbild entgegensetzen. Es ging uns damals wie heute darum, den Menschen, das Kind wieder in den Mittelpunkt sporterzieherischen Bemühens zu rücken. Statt einer Leistungs- und Produktorientiertheit, die häufig an den Bedürfnissen der Kinder vorbeigeht, statt einer Defektorientiertheit, die nur Makel, Störungen und Defizite sieht, setzten wir eine Erlebnis- und Persönlichkeitsorientierung, bei der sich die Kinder spielerisch frei und ungezwungen handelnd äussern und entwickeln können. Demgemäss ist Psychomotorik etwas, das das Wie des motopädagogischen Vorgehens wie auch die Einstellung zum Kind bestimmt – eine spezifische Methodik also, welche die Identität körperlichmotorischer und psychischer Prozesse zur Grundlage erzieherischen Handelns macht (Kiphard, 1994, S. 12). Aus dem obigen Zitat von Ernst J. Kiphard (1994) entnehmen wir, dass sich Psychomotorik an die Kinder selbst richtet. Die Kinder sollen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung gestärkt werden, indem ihnen ihm Spiel viel Freiraum gewährt wird. Auch Zimmer (2006) stimmt dem zu indem sie sagt, dass die Unterstützung der Gesamtpersönlichkeit das Hauptanliegen der 10 Aspekte der psychomotorischen Bewegungsförderung psychomotorischen Förderung darstellt. Ebenfalls stimmt Färber (2004) dieser Aussage zu, indem er betont, dass jeder Entwicklungsschritt vom Kind aus gemacht wird. Dies bedeutet, dass sich die Psychomotoriktherapeutin aus psychomotorischer Sicht im Hintergrund aufhält. Die Schwierigkeit besteht darin, das Kind auf seinem Entwicklungsweg abzuholen, zu begleiten, seine Bedürfnisse zu erkennen und im richtigen Moment Unterstützung anzubieten. In der Psychomotorik steht die Leistungsverbesserung in der Motorik nicht im Vordergrund. Vielmehr geht es darum, die Persönlichkeitsentwicklung und die Handlungskompetenz des Kindes zu erweitern (Kiphard 1994). Zimmer (2006) geht näher auf den Terminus Psyche ein. Sie macht deutlich, dass sich bei Bewegungshandlungen der psychologische Anteil auf die Bereiche der Wahrnehmung, des Erlebens, Fühlens und Denkens bezieht. Dies zeigt, dass die Bewegungshandlungen immer als ganzheitliche Äusserung des Menschen zu betrachten sind. Psychomotorik wird aus den Prozessen der körperlich-motorischen und psychisch-geistigen Einheiten verstanden. Aus dieser Perspektive kann jeder Mensch als eine psychomotorische Einheit gesehen werden. Wenn der Begriff Psychomotorik streng betrachtet wird, gibt es keine Trennung zwischen den Bewegungen und der psychischen oder gefühlsmässigen Beteiligung des Menschen. Psychomotorik ist demnach eine spezifische Sicht der menschlichen Entwicklung, bei der die Bewegung ein wesentliches Ausdrucksmittel des Menschen darstellt. Es ist wichtig, kognitive, motivationale und emotionale Aspekte in jede Handlung mit einfliessen zu lassen. Die Bewegungshandlungen haben deshalb einen positiven Einfluss auf die Bereiche der Kognition, der Emotion und der Motivation. Wenn die kindliche Bewegung als Einheit von Erleben, Fühlen und Handeln betrachtet wird, ist es naheliegend, dass zwischen diesen Bereichen nebst den Zusammenhängen auch eine Wechselwirkung stattfinden kann. Zusammenfassend kennzeichnet der Begriff psychomotorisch die psychischen und motorischen Vorgänge sowie die enge Verbindung des körperlich-motorischen mit dem geistig-seelischen. Somit verfolgt die psychomotorische Förderung einerseits das Ziel, über Bewegungserlebnisse zur Stabilisierung der Persönlichkeit beizutragen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten zu stärken. Andererseits findet auch eine Bearbeitung von den motorischen Schwächen und Störungen statt. Psychomotorik verfolgt das Ziel einer ganzheitlichen Förderung der Persönlichkeitsentwicklung durch das Medium Bewegung. Die Eigenaktivität des Kindes wird gefördert, es wird zum selbständigen Handeln angeregt und durch verschiedene Gruppenerfahrungen verbessert das Kind seine Handlungskompetenzen und seine Kommunikationsfähigkeit. Um diese Ziele zu erreichen, stehen in der psychomotorischen Förderung erlebnisorientierte Bewegungsangebote im Vordergrund. Durch die Bewegungsangebote hat das Kind die Möglichkeit, sich selbst als wirksam zu erfahren. Das unterstützt den Aufbau eines positiven 11 Aspekte der psychomotorischen Bewegungsförderung Selbstkonzeptes und das Kind kann erleben, dass es selber etwas bewirken kann. Die Psychomotoriktherapie lässt dem Kind Raum für seine individuellen Interessen, die Neugierde der Kinder sowie das Bedürfnis nach neuen Erfahrungen werden unterstützt und gefördert. 2.2. Unser Verständnis einer psychomotorischen Sichtweise in Bezug auf unsere Angebote zur Förderung der Grob- und Feinmotorik von 2 bis 4-jährigen Kindern In unserem Sinn wird aus einer psychomotorischen Sicht gearbeitet, wenn die Bedürfnisse des Kindes im Vordergrund stehen. Das Kind zeigt uns durch sein selbständiges Handeln, in welchen Bereichen seine Interessen liegen. Die Aufgabe der Psychomotoriktherapeutin besteht darin, die Vorlieben des Kindes aufzunehmen und lustvoll umzugestalten, damit die Defizite verringert werden. Weiter wird nach einer psychomotorischen Sicht gearbeitet, wenn die Kinder ihrem Entwicklungsniveau entsprechend gefördert werden. Wenn dies erreicht ist, können sich die Kinder auf eine angenehme Weise für die Aufgaben begeistern. Fazit für unsere psychomotorischen Angebote Damit die Kinder für unsere grob- und feinmotorischen Angebote motiviert waren, achteten wir auf eine möglichst erlebnisorientierte Gestaltung. Weiter war uns wichtig, dass die Kinder freudig auf unsere Ideen einstiegen und mit den verschiedenen Materialien experimentierten. In unseren Angeboten machten wir den Kindern keine Vorgaben. Durch diese Haltung hatten sie die Gelegenheit, frei zu experimentieren und zu handeln, wie es für sie im Moment stimmig war. Da Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren auf sehr unterschiedlichen Entwicklungsniveaus stehen, mussten die Angebote individuelle Lösungsmöglichkeiten zulassen, damit die Kinder nicht über- oder unterfordert wurden. Zusammenfassend nochmals die wichtigsten Aussagen aus dem obigen Text, welche auf eine psychomotorische Sichtweise hinweisen: die Interessen des Kindes müssen berücksichtigt werden die Kinder müssen ihrem Entwicklungsniveau entsprechend gefördert werden die Kinder müssen eine Motivation mitbringen die Kinder müssen mit den Materialien explorieren können individuelle Lösungsmöglichkeiten müssen gewährt sein 12 Präventionsmassnahmen 3. Präventionsmassnahmen 3.1. Zum Begriff der Prävention Prävention tritt nach Leppin (2007) zeitlich vor und nicht nach dem Auftreten der Krankheit ein. Hafen (2007) definiert Prävention als ursachenbehandelnde Tätigkeit, welche das Ziel verfolgt, künftige Probleme zu vermeiden. Wenn Massnahmen eingeleitet werden, welche eventuell auftretende Probleme möglichst früh entdecken und behandeln, kann auch von Früherkennung gesprochen werden. Aus diesen Perspektiven kann der Präventionsbegriff einen Übergang zwischen Behandlung und Prävention dar. Weil die Definition der Prävention sehr weitläufig ist, wurde sie in 3 Unterstufen eingeteilt. Die Unterscheidungen in Primärprävention, Sekundärprävention und Tertiärprävention eignete sich dazu. Auf diese 3 Bereiche möchten wir genauer eingehen. 3.2. Primärprävention Primärprävention wird nach Hafen (2007) weitgehend übereinstimmend mit dem Begriff Prävention gebraucht. Das Ziel ist, einem gesellschaftlichen Problem, welches bei der Zielgruppe noch nicht ausgebrochen ist, entgegenzuwirken. In der Primärprävention richten sich die Massnahmen immer an alle Mitglieder einer Zielgruppe. Das bestätigt auch Leppin (2007) indem sie sagt, dass die Primärprävention nicht auf die Nachfrage der Patienten wartet, sondern sich selbst an die Adressaten heranträgt. Somit werden Leute angesprochen, die weniger anfällig für die zu verhindernde Krankheit sind. Dazu ein Beispie: Weil die Gesellschaft von dem Risiko einer Krankheit weiss, versucht sie, das Auftreten zu verringern, indem eine Impfung empfohlen wird. Ein Bewegungsprojekt an einer Schule ist ein weiteres Beispiel einer primären Prävention. Beim Projekt beteiligen sich alle Schüler. Das Ziel ist, die Kinder zur Bewegung aufzufordern und so dem Problem des Bewegungsmangels vorzubeugen. Leppin (2007) sagt, dass jedes Individuum Risiko- und Schutzfaktoren besitzt. Diese können durch die Primärprävention verringert, respektive gefördert werden. Bei unserem Beispiel mit dem Bewegungsprojekt an der Schule wäre ein Risikofaktor, wenn die Kinder in der Stadt aufwachsen und keine Gelegenheit haben, sich frei in der Natur zu bewegen. Eltern, die sich oft mit den Kindern draussen aufhalten, stellen einen Schutzfaktor dar. 13 Präventionsmassnahmen 3.3. Sekundärprävention Nach Leppin (2007) dient die Sekundärprävention der Krankheitsfrüherkennung und der Krankheitseindämmung. Meistens hat die Krankheit bereits ihren Anfang genommen, jedoch ist dies dem Betroffenen noch nicht bewusst. Mit Hilfe von diagnostischen Massnahmen kann dem Fortschreiten der Krankheit entgegengewirkt werden. Ein Beispiel für eine Sekundärprävention ist ein Massen-Screening. Ziel ist, den Ausbruch der Krankheit zu vermeiden. Durch die Massen-Screenings wird bemerkt, dass die Leute ein Krankheitsbild entwickeln könnten. Meistens wird deshalb einer vorbeugenden Behandlung zugestimmt. Dies kann erreicht werden, indem sich der Betroffene beispielsweise auf Brust- oder Darmkrebs untersuchen lässt. Ein weiteres Beispiel für Sekundärprävention ist eine Frühintervention bei verhaltensauffälligen Kindern. Die Kinder vor späteren psychischen Störungen zu schützen, ist das Ziel der Massnahme. Da die Leute als gesunde oder symptomlose Personen an der Präventionsmassnahme teilnehmen, sind sie die Zielgruppe der sekundären Prävention. Hafen (2007) geht vertiefter auf die Risikogruppe ein. Menschen, bei denen eine grössere Gefahr besteht, unter bestimmten Umständen ein Krankheitsbild zu entwickeln, definiert er als Risikogruppe. Dabei verweist er auf Kinder von alkoholabhängigen Müttern. Aufgrund von Untersuchungen wurde herausgefunden, dass Kinder von alkoholabhängigen Müttern einen grösseren Risikofaktor besitzen, später auch alkoholabhängig zu werden, als Kinder von nicht alkoholabhängigen Müttern. Das Ziel der Sekundärprävention ist nun, die gefährdeten Kinder frühzeitig zu erkennen und Massnahmen einzurichten, um sie vor dem Alkohol zu schützen. 3.4. Tertiärprävention Nach Leppin (2007) ist die Aufgabe der Tertiärprävention Folgeschäden eines bestehenden Problems möglichst einzudämmen oder sogar zu verhindern. Tertiäre Prävention richtet sich an Personen, die in den meisten Fällen bereits in Behandlung sind. Die Schwierigkeit ist demnach bereits vorhanden und es geht darum, die Konsequenzen davon zu mildern oder Rückfälle zu vermeiden. Diese Definition von Tertiärprävention wird auch von Leppin (2007) bestätigt. Nach ihr kann der Begriff der Tertiärprävention auch der Behandlung zugeordnet werden. Ein Beispiel von tertiärer Prävention ist die Psychomotoriktherapie. Bei den Kindern wurde eine Schwierigkeit festgestellt. Durch die therapeutische Massnahme wird versucht, der Leidensdruck des Kindes möglichst einzudämmen und zu verhindern, dass noch weitere Probleme hinzukommen. 14 Präventionsmassnahmen Als Übersicht über die 3 Begriffe Primärprävention, Sekundärprävention und Tertiärprävention fügen wir eine Übersichtstabelle ein. Primärprävention Zeitpunkt der Intervention Vor Eintreten einer In Frühstadien einer Krankheit Krankheit Verringerung des Auf- Ziel der Intervention tretens von Krankheiten Gesunde bzw. Adressaten der Intervention Sekundärprävention Personen ohne Symptomatik Eindämmung des Problems oder Verlangsamung einer Krankheit Tertiärprävention Nach Manifestation / Akutbehandlung einer Krankheit Verhinderung von Folgeschäden oder Rückfällen Patienten mit Akutpatienten / chronischer Klienten Beeinträchtigung und Rehabilitation Abb. 1: Klassifikation der drei Unterteilungen der Präventionsmassnahmen nach Leppin (2007) 3.5. Therapeutische Massnahme oder präventiver Eingriff Die Begriffsüberschneidung mit der medizinisch-therapeutischen Behandlung und der Rehabilitation ist problematisch und wurde bereits bei der Tertiärprävention etwas angesprochen. Die Perspektive oder die Zielrichtung der Massnahme ist entscheidend, ob die Intervention als therapeutische Massnahme oder als präventiver Eingriff gesehen wird (Leppin 2007). Ebenfalls geht sie auf die unklaren Begrifflichkeiten ein. Nach ihr können Prävention und Behandlung nicht eindeutig voneinander getrennt werden. Jede Präventionsmassnahme ist im weiteren Sinne immer auch eine Behandlung und jede Behandlung hat einen präventiven Hintergrund. 3.6. Einordnung der psychomotorischen Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik in die Begrifflichkeiten der Prävention Die Durchführung unserer grob- und feinmotorischen Angebote ordnen wir in die primäre Prävention ein. Die Zielgruppe waren die 2 bis 4-jährigen Kinder der Kindertagesstätte. Bei 15 Präventionsmassnahmen den Angeboten machten jeweils Kinder mit unterschiedlichem Entwicklungsniveau mit. Dabei war es nicht relevant, welche Kinder speziellen Förderbedarf haben. Wir förderten alle Kinder in den Bereichen der Fein- und Grobmotorik. Somit konnten wir mit unseren Angeboten vorbeugende Massnahmen ergreifen und die Kinder, auch wenn sie keine Auffälligkeiten zeigten, mit einer Primärenprävention in der Grob- und Feinmotorik unterstützten. Es ist auch möglich, unsere Sammlung im psychomotorischen Setting anzuwenden. In diesem Fall ist die Durchführung der tertiären Prävention zuzuordnen. Wenn das Therapiekind ein Defizit in den Bereichen der Grob- und Feinmotorik aufweist, kann es mit unseren Angeboten gefördert und unterstützt werden. Die folgenden theoretischen Gebiete betrachten wir im Hinblick auf unsere Bachelorarbeit als Wichtig und möchten deshalb näher darauf eingehen: Aspekte der psychomotorischen Bewegungsförderung Präventionsmassnahmen Motorische Entwicklung Methodische Grundlagen der Bewegungserziehung für Kinder im Kleinkind- und Vorschulalter 16 Motorische Entwicklung 4. Motorische Entwicklung Die motorische Entwicklung in Lebensabschnitte zu gliedern, ist sehr schwierig da sie fliessend in die nächste Stufe übergeht. Baur (1994) erwähnt, dass in der Literatur Übereinstimmungen in der groben Gliederung des Lebenslaufs vorhanden sind. Meistens wird der Lebenslauf in folgende Lebensabschnitte eingeteilt: das Vorschulalter, von der Geburt bis zum Schuleintritt die mittlere Kindheit, vom Schulbeginn bis zur Pubertät das Jugendalter, von der Pubertät bis zum Beginn des Erwachsenenalters das frühe und mittlere Erwachsenenalter, bis zum Eintritt in den beruflichen Ruhestand das späte Erwachsenenalter, bis zum Lebensende Bereits bei dieser groben Einteilung machen sich Schwierigkeiten bemerkbar. Beispielsweise ist nicht klar definiert, wann der Übergang von einem Abschnitt in den nächsten stattfindet. Scheid (1994) differenziert die motorische Entwicklung der frühen Kindheit. Er unterteilt sie in: Neugeborenenalter (1. – 3. Lebensmonat) Säuglingsalter (4. – 12. Lebensmonat) Kleinkindalter (1. – 3. Lebensjahr) Vorschulalter (4. – 7. Lebensjahr) Auch Roth (1982) geht auf die motorische Entwicklung in der frühen Kindheit ein. Er macht die Unterteilung in Säuglingsalter, Kleinkindalter (1. – 3. Lebensjahr) und Vorschulalter (4. – 6. Lebensjahr). Wir beschränken uns in der motorischen Entwicklung auf die frühe Kindheit, da wir grob- und feinmotorische Angebote für Kinder vom 3. bis zum. 5. Lebensjahr gestalten möchten. Für unsere Arbeit erachten wir es als wichtig, auch auf die motorische Entwicklung in den ersten zwei Lebensjahren einzugehen. Wir sehen es als nötig zu wissen, was die Kinder bis zum 3. Lebensjahr in der Motorik bereits erworben haben, um die Angebote für die Kinder angepasst zu gestalten. 17 Motorische Entwicklung 4.1. Motorische Fähig- und Fertigkeiten Bös & Mechling (1983) und Roth & Willimczik (1983), zitiert nach Dordel (2003), beschreiben motorische Fähigkeiten als allgemeine, bewegungsunspezifische Steuerungs- und Funktionsprozesse. Damit sind sie einer Prozessebene einzuordnen. Sie sind nicht direkt beobachtbar, können aber als leistungsbestimmend für eine ganze Gruppe unterschiedlicher motorischer Fertigkeiten gelten. Motorische Fähigkeiten sind die Grundlage und die Voraussetzung der motorischen Fertigkeiten. Motorische Fertigkeiten sind als spezifische Bewegungen beobachtbar und stellen damit den Aussenaspekt von motorischen Fähigkeiten dar. Sie sind auf der Verhaltensebene anzusiedeln. Lernen und üben motorischer Fertigkeiten beeinflusst den Ausprägungsgrad motorischer Fähigkeiten. Motorische Fertigkeiten werden in fundamentale und elementare Fertigkeiten unterteilt. Zu den fundamentalen Fertigkeiten zählt Scheid (1994) das Greifen, die Körperaufrichtung und die erste aufrechte Fortbewegung. Bös & Mechling (1983) sowie Roth & Willimczik (1983), zitiert nach Dordel (2003) definieren elementare motorische Fertigkeiten als einfache Bewegungsformen, die zur Bewältigung alltäglicher Anforderungen unerlässlich sind. Dazu gehören: das Gehen, Laufen, Kriechen, Hüpfen, Springen, Heben, Tragen, Ziehen, Schieben, Klettern, Steigen, Rollen, Wälzen, Werfen und Fangen. Ihre Aneignung erfolgt im Kleinkind- und Vorschulalter, spätestens im Grundschulalter. Roth & Winter (1994) betonen, dass motorischen Fertigkeiten stark von der individuellen Selbstbestimmung des Kindes geprägt sind. Dies bedeutet, dass ihre Aneignung gelernt werden muss und dass der Zeitpunkt des Auftretens sehr individuell ist. Der Zeitraum, in dem sich ein Kind eine Fertigkeit aneignet, ist ein wesentlicher Indikator der Gesamtentwicklung des Kindes. Ab dem Schuleintritt werden viele Bewegungsformen nicht mehr von allen Menschen oder zumindest zu sehr unterschiedlichen Zeitpunkten erlernt. Die qualitative Fertigkeitsentwicklung lässt sich bei typischen Verhaltens- und Bewegungsmerkmalen oder in der Ausführung einzelner motorischer Fertigkeiten und Bewegungskombinationen beobachten. Zum Beispiel kann das Kind sicherer Laufen oder Fangen und Werfen. Beurteilt werden die motorischen Fertigkeiten bezüglich ihres Bewegungsflusses, des Bewegungsrhythmus, der Bewegungsgenauigkeit, der Bewegungsharmonie, bezüglich des Kombinationsvermögens und des Umfangs, des Tempos sowie der Dynamik der Bewegung. Motorische Fähigkeiten werden laut Gundlach (1968), zitiert nach Dordel (2003), in konditionelle und koordinative Fähigkeiten gegliedert. Diese stehen in einem wechselseitigen Verhältnis zueinander. Konditionelle Fähigkeiten sind abhängig von Prozessen der Energiebe- 18 Motorische Entwicklung reitstellung und Energieübertragung. Dazu gehören Ausdauer und Kraft. Sie prägen den quantitativen Aspekt der Motorik. Koordinative Fähigkeiten sind abhängig von Systemen der Bewegungssteuerung und regelung bzw. der Informationsverarbeitung. Sie bestimmen den qualitativen Aspekt der Motorik. Die motorische Fähigkeit Schnelligkeit beruht sowohl auf informationsorientierten koordinativen Systemen als auch auf energetisch determinierten konditionellen Prozessen. Meinel & Schnabel (1998) gehen von sieben grundlegenden koordinativen Fähigkeiten aus. Differenzierungsfähigkeit Als „Fähigkeit zum Erreichen einer hohen Feinabstimmung einzelner Bewegungsphasen und Teilkörperbewegungen, die in grosser Bewegungsgenauigkeit und Bewegungsökonomie zum Ausdruck kommen“. Kopplungsfähigkeit Als „Fähigkeit, Teilkörperbewegungen ... untereinander und in Beziehung zu der auf bestimmtes Handlungsziel gerichteten Gesamtkörperbewegung räumlich, zeitlich und dynamisch zweckmässig aufeinander abzustimmen“. Reaktionsfähigkeit Als „Fähigkeit zur schnellen Einleitung und Ausführung zweckmässiger motorischer Aktionen auf mehr oder weniger komplizierte Signale“. Orientierungsfähigkeit Als „Fähigkeit zur Bestimmung und zieladäquaten Veränderung der Lage und Bewegung des Körpers in Raum und Zeit bezogen auf ein definiertes Aktionsfeld ... und / oder ein sich bewegendes Objekt“. Gleichgewichtsfähigkeit Als „Fähigkeit, den gesamten Körper im Gleichgewichtszustand zu halten oder während und nach umfangreichen Körperverlagerungen diesen Zustand beizubehalten beziehungsweise wiederherzustellen“. Umstellungsfähigkeit Als „Fähigkeit während des Handlungsvollzuges auf der Grundlage wahrgenommener oder vorauszusehender Situationsveränderungen ... das Handlungsprogramm den neuen Gegebenheiten anzupassen und motorisch umzusetzen oder es durch ein situationsadäquateres zu ersetzen und damit die Handlung auf völlig andere Weise fortsetzen“. 19 Motorische Entwicklung Rhythmisierungsfähigkeit Als „Fähigkeit, einen von aussen vorgegebenen Rhythmus zu erfassen und motorisch zu reproduzieren, sowie den „verinnerlichten“ in der eigenen Vorstellung existierenden Rhythmus einer Bewegung in der eigenen Bewegungstätigkeit zu realisieren“. Diese koordinativen Fähigkeiten sind nicht unabhängig voneinander, sondern stehen vielfältig untereinander in Beziehung; in unterschiedlicher Kombination stellen sie die Voraussetzung für weitere, komplexe koordinative Fähigkeiten wie motorische Lernfähigkeit, Steuerungs- und Adaptionsfähigkeit dar (Meinel & Schnabel, 1998, S. 212 f.). „Neben den genannten konditionellen und koordinativen Fähigkeiten ist eine weitere motorische Hauptbeanspruchungsform die Flexibilität oder Gelenkigkeit zu nennen, die den willkürlich möglichen Bewegungsbereich in einem oder mehreren Gelenken umschreibt“ (Hettinger & Hollmann, 2000, S. 152). 4.2. Motorische Entwicklung in der frühen Kindheit In den folgenden Abschnitten beziehen wir uns auf Scheid (1994). Die frühkindliche Entwicklung ist durch das interaktive Zusammenwirken von biogenetischen Dispositionen und sozio-ökologischen Faktoren geprägt. Das heisst, dass wir es von Anfang nicht nur mit einem spontanen Reifungsprozess zu tun haben, sondern mit einem Kind, dessen Potentiale sich in der Auseinandersetzung mit den jeweiligen sozialen und materialen Gegebenheiten individuell ausbilden. Die ersten sechs Lebensjahre werden in der Entwicklungspsychologie, wie bereits erwähnt, meist in die Abschnitte Neugeborenen- und Säuglingsalter, sowie Kleinkind- und Vorschulalter eingeteilt. Charakteristisch für diese Lebensjahre sind der Auf- und Ausbau fundamentaler und elementarer motorischer Fertigkeiten. Die Abbildung 2 zeigt die verschiedenen Entwicklungsabschnitte in der frühen Kindheit mit ihren Charakterisierungen. 20 Motorische Entwicklung Phasenbezeichnung Charakterisierung Altersspanne Neugeborenenalter Phase der ungerichteten 1. – 3. Lebensmonat Massenbewegungen Säuglingsalter Phase der Aneignung erster 4. – 12. Lebensmonat koordinierter Bewegungen Kleinkindalter Phase der Aneignung vielfäl- 1. – 3. Lebensjahr tiger Bewegungsformen Phase der Vervollkommung Vorschulalter vielfältiger Bewegungsfor- 4. – 7. Lebensjahr men, Aneignung erster Bewegungskombinationen Abb. 2: Entwicklungsabschnitte nach Winter 1987 (zitiert nach Scheid 1994, S. 260) 4.2.1. Pränatale Phase und Neugeborenenalter, 1. – 3. Lebensmonat Aus der oberen Tabelle kann entnommen werden, dass das Kind im ersten Lebensjahr bereits einen grossen Entwicklungsschritt macht. Von den „ungerichteten Massenbewegungen“ im Neugeborenenalter eignet sich das Kind bis zum Säuglingsalter bereits erste koordinierte Bewegungsformen an. Beobachtungen deuten jedoch darauf hin, dass die motorische Entwicklung schon in der pränatalen Phase beginnt. Die Vorstufen der Nervenzellen sind vom 17. Entwicklungstag an im Embryo nachweisbar und die Vorläufer der Muskelzellen ordnen sich ab der 5. Entwicklungswoche zu funktionstüchtigen Strukturen. Bereits in der 6. Schwangerschaftswoche können durch die Ultraschalltechnik Bewegungen des Embryos registriert werden. Ab dem 5. Schwangerschaftsmonat spüren werdende Mütter die Bewegungen ihres Kindes. Da sich der Fötus aufgrund des zunehmenden Grössenwachstums und der zunehmenden Einengung im Uterus im letzten vorgeburtlichen Monat immer weniger bewegt, lassen die spürbaren Bewegungen nach. Bei der Geburt ist das Neugeborene im Vergleich mit anderen Säugetieren motorisch unterentwickelt. Es ist noch nicht in der Lage, zielgerichtete Bewegungen auszuführen. Erst nach etwa 12 Monaten ist der Säugling auf dem motorischen Entwicklungsniveau von anderen neugeborenen Säugetieren angelangt. 21 Motorische Entwicklung Bei Neugeborenen ist das Bewegungsverhalten weitgehend durch den Entwicklungsstand des Nervensystems bestimmt. Während die Motorik des Neugeborenen noch von den Reflexen des Hirnstammes und Rückenmarkes bestimmt wird, nehmen etwa ab Mitte des 1. Lebensjahres die Grosshirnrinde und die von ihr ausgehende Pyramidenbahn ihre Tätigkeit auf. 4.2.2. Säuglingsalter, 4. – 12. Lebensmonat Nach Scheid (1994) ist die motorische Entwicklung im Säuglingsalter durch die Aneignung erster koordinierter Bewegungen charakterisiert. Der Säugling erwirbt aktiv fundamentale Bewegungsfertigkeiten des Greifens, der Körperaufrichtung und der aufrechten Fortbewegung. Bereits in diesem Alter treten deutliche individuelle Entwicklungsunterschiede auf. Diese motorische Entwicklung beschreiben auch Roth & Winter (1994). Im Folgenden werden wir auf die Entwicklung einiger fundamentaler Bewegungsformen eingehen. Greifen Die Integration verschiedener Schemata wie Sehschema, Greifschema und Saugschema ist die Voraussetzung für die Entwicklung des gezielten Greifens. Die Entwicklung der Greifbewegungen umfasst die Zuwendung, das Ergreifen und Wegwerfen von Objekten. Für die Greifbewegungen lässt sich eine typische Entwicklungsfolge benennen. Berühren des Gegenstandes mit den Fingern (ab 3. Lebensmonat) planares Greifen (ganze Handfläche, gestreckter Daumen) Greifen mit gestrecktem Zeigefinger und opponiertem Daumen (Pinzettengriff) Greifen mit gebeugtem Zeigefinger und opponiertem Daumen (Zangengriff) (Scheid, 1994, S. 264). Aufrechte Haltung und Fortbewegung Wie die Entwicklung des Greifens zeigt auch die Entwicklung der aufrechten Haltung und der Fortbewegung eine charakteristische Abfolge. Hierbei ist aber zu beachten, dass einzelne Stadien, besonders das Robben und Krabbeln, ganz übersprungen werden können. Wie bei der Greifentwicklung kann auch hier festgestellt werden, dass die Entwicklungsfolge von Reifungs- und Wachstumsprozessen durch Umweltanregungen gefördert oder gehemmt werden kann. 22 Motorische Entwicklung Das Robben ist die früheste Form der selbständigen Fortbewegung. Gleichzeitig alternierende Zugbewegungen der gebeugten Arme sind für das Robben charakteristisch (8. – 9. Lebensmonat). Von der Rückenlage oder der Sitzposition aus wird häufig die aufrechte Haltung eingenommen. Bereits im 5. Monat sind erste kurzzeitige Sitzversuche zu beobachten, längere Phasen des selbständigen Sitzens folgen ab dem 7. Lebensmonat. Der Erwerb einer dauerhaften Sitzhaltung erfolgt ungefähr im 10. Lebensmonat. Wenn das Kind versucht sich an Gegenständen hoch zu ziehen, setzt die Entwicklung des freien Gehens ein. Sobald das Kind eine aufrechte Haltung einnehmen kann, versucht es zunächst mit Unterstützung erste Gehversuche. Häufig sind die ersten freien Schritte um die Wende des 1. Lebensjahres (11. – 15. Lebensmonat) zu beobachten. Im Säuglingsalter wirkt die motorische Entwicklung des Kindes sehr unkoordiniert. Dies kommt daher, weil dem Säugling die Reizselektion noch nicht gelingt und er sich für alles Neue interessiert. Die Sinnestätigkeit übersteigt deshalb häufig das motorische Vermögen, sodass der Säugling nicht alles erreichen kann, was er möchte. Für solche Situationen sind Bewegungsüberschuss, mangelnde Zielgenauigkeit und schnelle Ermüdung charakteristisch. Das motorische Bild kann, je nach Entwicklungstempo, im Kleinkindalter bereits harmonischer wirken (Scheid 1994). 4.2.3. Kleinkindalter, 1. – 3. Lebensjahr Im folgenden Abschnitt beziehen wir uns auf Scheid (1994). Die motorischen Aktivitäten im Kleinkindalter sind durch die Aneignung und Vervollkommnung vielfältiger Bewegungsformen und durch den Erwerb von ersten Bewegungskombinationen bestimmt. Auf den fundamentalen motorischen Fertigkeiten des Säuglingsalters aufbauend, setzt sich die Entwicklung der Lokomotion vom aufrechten Gehen zu vielfältigen Formen der Fortbewegung fort. Elementare motorische Fertigkeiten wie Laufen, Steigen, Hüpfen, Springen und Klettern entwickeln sich. Bewegungsvarianten wie Ziehen und Schieben, Hängen und Schwingen kommen hinzu. Auf der Grundlage der Greifbewegung bilden sich motorische Fertigkeiten wie Werfen und Fangen, Zeichnen und Schreiben. Roth (1982) erwähnt ebenfalls diese Entwicklung der neuen motorischen Fertigkeiten. Zusätzlich fügt er zu den Grundbewegungsformen noch das Kriechen, Rollen, Balancieren und Tragen hinzu. Das Kind gewinnt in diesem Alter immer mehr an Selbständigkeit, die sich besonders in den motorischen Aktionen des Kindes äussern. 23 Motorische Entwicklung Der Bewegungsablauf erscheint im Gesamten noch eckig und unökonomisch. Der Grund dafür ist, dass die koordinativen Fähigkeiten bei Kleinkindern noch wenig entwickelt sind und dass der Einsatz ihrer körperlichen Kraft noch zu wenig gesteuert und dosiert ist. Dabei darf die enorme Weiterentwicklung der Kinder in der Motorik nicht in Vergessenheit geraten. Besonders in den ersten Lebensjahren macht das Kind motorisch sehr grosse Fortschritte. Ebenfalls sollte die Anstrengungsbereitschaft der kleinen Kinder nicht unterschätzen werden. Sie besitzen eine ausgeprägte Motivation zum Üben und Verbessern der gerade erlernten Bewegungen. Hinzu kommt, dass das Kind im Kleinkindalter eine Vielfalt von Alltagsfertigkeiten erlernt. Die Abbildung 3 zeigt einen Überblick über die im 2. und 3. Lebensjahr erlernten Alltagsfertigkeiten. Alltagsfertigkeiten Bückt sich ohne sich festzuhalten und hebt Gegenstand vom Boden auf Nimmt Tasse, trinkt und stellt Tasse nach dem Trinken ab Löffelt selbständig Nahrung Alter des Auftretens in Monate 25 % 50% 75% 95% 12 13 15 18 12 13 15 18 12 14 15 18 Baut Turm aus drei Würfeln 13 14 15 18 Steigt Treppenstufen im Nachstellschritt 15 16 17 20 Wäscht sich Gesicht mit Waschlappen 15 16 18 22 Verwendet Seife beim Händewaschen 18 19 21 25 Verwendet Handfeger und Schippe zum Auffegen 19 21 23 26 Zieht sich Jacke und Hose bzw. Rock aus Reiht Handlungen beim Spiel (Puppe füttern) sinnvoll aneinander Legt ausgezogene Oberbekleidung ordentlich hin 21 22 24 28 24 25 27 31 28 30 32 35 Knöpft Kleidung eigenhändig zu 30 32 34 37 Behilft sich selbständig auf der Toilette Identifiziert sich (durch Nachahmung) im Rollenspiel mit Erwachsenen 31 34 35 38 34 36 38 42 Abb. 3: Exemplarischer Überblick zu Alltagsfertigkeiten im 2. und 3. Lebensjahr nach Schmidt - Kolmer 1984 (zit. nach Roth & Winter 1994) Im 3. Lebensjahr wird die motorische Entwicklung laut Kasten (2005a) vor allem ausgebaut und verfeinert. Die Körperbewegungen werden runder, flüssiger sowie ausgewogener und das feinmotorische Geschick nimmt zu. Largo (2007) erwähnt, dass die Kinder sobald sie ihre Motorik einigermassen unter Kontrolle haben, sich für alle möglichen Arten von Spielgeräten und Fortbewegungsmitteln zu interes- 24 Motorische Entwicklung sieren beginnen. Rutschbahnen, Klettertürme und Schaukeln ziehen Kinder im 3. und 4. Lebensjahr magisch an. Beliebt sind auch verschiedene Fortbewegungsmittel in Form eines Traktors oder Autos, auf denen das Kind sitzen und sich durch Abstossen mit den Füssen vorwärts bewegen kann. 4.2.4. Vorschulalter, 4. – 6. Lebensjahr Im Vorschulalter werden die Bewegungsformen, welche das Kind im Kleinkindalter erworben hat, von der Grobform zur Feinform verbessert und ausdifferenziert. Dies äussert sich in den folgenden drei Merkmalen: Quantitative Verbesserung der Leistungssteigerung Qualitative Verbesserung der Bewegungsabläufe Variable Verfügbarkeit der gelernten Bewegungsabläufen in unterschiedlichen Situationen Ebenfalls gelingt es dem Kind nun, Bewegungsformen untereinander zu kombinieren. Beispielsweise kann es jetzt Rennen und Werfen im gleichen Moment ausführen. Besonders hinsichtlich der koordinativen Fähigkeiten und der feinmotorischen Geschicklichkeit machen die Kinder deutliche Fortschritte. Weiter können sie die Aufmerksamkeit länger auf eine Tätigkeit richten. Das ausgeprägte Spiel- und Bewegungsbedürfnis, die Neugierde, der Aktivitätsdrang und das Streben nach neuen Erkenntnissen und Erfahrungen der Kinder im Vorschulalter ist eine Ursache für die rasche motorische Weiterentwicklung in diesem Alter (Roth 1982). Largo (2007) bestätigt ebenfalls die grossen motorischen Fortschritte, die das Kind im Vorschulalter macht. In diesem Zeitraum sind in verschiedenen grob- und feinmotorischen Fertigkeiten Steigerungen der Differenzierung und Effizienz zu beobachten. Diese Steigerungen werden möglich, weil das Kind die motorischen Fähigkeiten Koordination und Gleichgewicht ständig weiterentwickelt und an Kraft zulegt. Die besondere Leistung des Kindes besteht aber darin, die motorischen Funktionen und die Sinneswahrnehmung, insbesondere die visuelle, miteinander in Verbindung zu bringen und aufeinander abzustimmen. Ein Beispiel dafür ist: Wenn das Kind einen Ball fangen will, muss es zuerst Flugbahn, Geschwindigkeit und Grösse des Balls in Sekundenbruchteilen richtig einschätzen und seine Motorik entsprechend koordinieren. Ein Meilenstein im Alter von 3 Jahren stellt das Dreirad fahren dar. Hier ist anschaulich ersichtlich, welchen Differenzierungsgrad die Motorik des Kindes in diesem Alter bereits er- 25 Motorische Entwicklung reicht hat. Die Beine liefern den Antrieb zur Fortbewegung, die Arme steuern das Gefährt und der ganze Körper hält das Gleichgewicht, damit das Kind nicht vom Dreirad fällt. Das Kind hat seine gesamte Motorik so weit unter Kontrolle, dass es Tempo und Richtungsänderungen den räumlichen Gegebenheiten anpassen kann. Die Abbildung 4 auf der folgenden Seite zeigt die Entwicklung elementarer Bewegungsformen und ihrer Kombinationen von der Geburt bis zum 7. Lebensjahr. Roth (1982) stellte diese Entwicklung auf Grundlage vorliegender empirischer Untersuchungen zusammen. 26 Motorische Entwicklung Abb. 4: Die Entwicklung elementarer Bewegungen (Roth 1982, zitiert nach Zimmer 1998, S. 72) 27 Motorische Entwicklung Da wir unsere psychomotorischen Angebote für Kinder zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr festlegen, möchten wir in den nächsten zwei Kapiteln genauer auf die einzelnen grob- und feinmotorischen Fertigkeiten im Kleinkind- und Vorschulalter eingehen. 4.3. Entwicklung der grobmotorischen Fertigkeiten im Kleinkindund Vorschulalter Gehen Das Kind trippelt in kleinen Schritten, wenn es im 2. Lebensjahr laufen gelernt hat. Der Fuss wird beim Aufsetzen nicht abgerollt, sondern als Ganzes aufgesetzt. Die Beinstellung ist breit. Rumpf und Kopf werden dabei stramm gehalten und kaum bewegt. Die Arme werden in einer Henkelstellung seitlich hochgehalten. Sie werden beim Gehen kaum mitbewegt und dienen in erster Linie der Balance (Largo 2007). Scheid (1994) erwähnt, dass sich nach den ersten selbständigen Gehversuchen allgemein schnelle Fortschritte in der Gehentwicklung beobachten lassen. Unregelmässigkeiten in den räumlichen Ausmassen, im Gehtempo, in den seitlichen Schwankungen und in der Richtungskonstanz sind dafür charakteristisch. Ab Mitte des 2. Lebensjahres entwickeln Kleinkinder zahlreiche Varianten der aufrechten Fortbewegung. Dazu gehören: Seitwärtsgehen, Gehen auf den Zehenspitzen, Gehtempo variieren und Treppensteigen. Mit 3 bis 4 Jahren vergrössert das Kind laut Largo (2007) die Schrittlänge. Die Beinstellung wird schmaler. Der Fuss wird zuerst mit der Ferse aufgesetzt und dann nach vorne abgerollt. Der Körper macht beim Gehen immer noch kaum mit. Die Arme werden nun hängen gelassen und schwingen ein wenig mit. Diese Entwicklung des Gehens ist in der Abbildung 5 auf der nächsten Seite ersichtlich. Rennen Largo (2007) betont, dass das Kind das Gehtempo anfänglich kaum variieren kann. Wenn es schneller werden will, kann es lediglich die Zahl der Schritte erhöhen, ohne dass sich die Schrittlänge selbst vergrössert. Rumpf und Arme tragen kaum zur Vorwärtsbewegung bei. Mit 4 bis 5 Jahren sind die wesentlichen Elemente des Rennens vorhanden. Das Schwungbein wird kräftig nach vorne geschleudert. Nach jedem Abstossen hebt das ganze Kind für einen Augenblick vom Boden ab. Beim Aufsetzen wird der Fuss von der Ferse über den Vorfuss kräftig abgerollt. Die Vorwärtsbewegung wird durch leichte Rotationsbewegungen des Rumpfes und durch Mitbewegungen der Arme zusätzlich unterstützt. Diese Fortschritte des Rennens sind in der Abbildung 5 ersichtlich. 28 Motorische Entwicklung Scheid (1994) spricht von Rennen, wenn eine Flugphase zu sehen ist. Das heisst, wenn beide Füsse in der Luft sind. Die ersten Rennbewegungen lassen sich zwischen dem 2. und dem 3. Lebensjahr beobachten. Scheid und Largo widersprechen sich somit mit dem Beginn der ersten Rennbewegungen. Scheid erwähnt zusätzlich, dass Kinder aus der Rennbewegung neue Fähigkeiten entwickeln wie z.B. plötzlich anhalten, schnell starten, Kurven rennen und die Renngeschwindigkeit variieren. Gehen Rennen Abb. 5: Entwicklung motorischer Fertigkeiten im Kleinkinder-, Kindergarten- und mittleren Schulalter (Largo, 2007, S. 176) Klettern und Steigen Das Klettern erfolgt zunächst aus der Krabbelposition. Normalerweise gelingt einem Kind das Aufwärtsklettern von Höhen bis zu dreissig Zentimeter gegen Ende des 1. Lebensjahres, das Abwärtsklettern folgt bald danach. Die Klettergeschwindigkeit nimmt im Verlauf des 2. und 3. Lebensjahres zu, ebenfalls kann das Kind über hüfthohe Hindernisse auf- und abwärtsklettern. Beim Steigen ist ebenfalls das Aufwärtssteigen vor dem Abwärtssteigen zu beobachten. Etwa Mitte des 3. Lebensjahres kann das Kind im Wechselschritt frei Auf- 29 Motorische Entwicklung wärtssteigen, wobei es zu diesem Zeitpunkt noch mit Festhalten oder im Nachstellschritt abwärts steigt (Scheid 1994). Kasten (2005a, 2005b) erwähnt ebenfalls, dass das Kind im 3. Lebensjahr Treppen steigen lernt. Beim Aufwärts- und später auch beim Abwärtssteigen setzt das Kind zuerst beide Füsse auf eine Stufe, bevor es die nächste in Angriff nimmt. Im 4. Lebensjahr kann ein Kind im Wechselschritt eine Treppe hinuntersteigen. In diesem Alter macht es auch im Klettern Fortschritte und klettert auf Spielgeräte und kleine Bäume. Springen und Hüpfen Scheid (1994) stellt fest, dass bei einem Kind die ersten Sprungversuche zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr beobachtet werden können. Dies geschieht in etwa zeitgleich mit den ersten Rennversuchen. Das Kind kann mit 2½ Jahren von geringer Höhe herunter springen, dies bestätigt auch Kasten (2005a). Die Landung ist meistens noch wenig elastisch und das Kind landet in Schrittstellung auf dem Boden. Gegen Ende des 3. Lebensjahres gelingt es dem Kind ein Hindernis zu überspringen. In diesem Alter lernt es auch zu hüpfen. Scheid teilt das Hüpfen in drei Formen ein: einbeiniges Hüpfen auf der Stelle, rhythmisches Hüpfen mit Fusswechsel und einbeiniges Hüpfen über eine bestimmte Distanz. Mit ungefähr 3½ Jahren kann das Kind einbeinig auf der Stelle drei bis fünf Mal hüpfen. Das rhythmische Hüpfen wird meistens nicht vor dem 5. Lebensjahr erlernt. Im 4. Lebensjahr lernt ein Kind laut Kasten (2005b) einbeinig über eine Distanz von zwei Metern zu hüpfen. Die Kinder können ab dem 5. Lebensjahr immer weitere Distanzen auf einem oder beiden Beinen hüpfen. Balancieren Im 4. Lebensjahr gelingt es dem Kind selbständig auf einer Linie oder einer Turnbank zu balancieren. Der Einbeinstand kann in diesem Alter für ungefähr drei bis vier Sekunden gehalten werden (Scheid 1994). Diese Aussage deckt sich etwa mit der von Kasten (2005a, 2005b). Er stellt fest, dass das Kind im 3. Lebensjahr lernt auf einem Bein zu stehen. Im 4. Lebensjahr kann es den Einbeinstand bis zu fünf Sekunden halten. Auch kann es selbständig auf niedrigen Mauern balancieren, indem es einen Fuss vorwärts schiebt und den anderen nachzieht. Baur (1994) erwähnt, dass das Balancieren eine sichere Beherrschung des Gehens voraussetzt. Deutliche Entwicklungsfortschritte sind erst im Vorschulalter zu beobachten. Werfen und Fangen Scheid (1994) betont, dass die Entwicklung der Bewegungsformen Werfen und Fangen stark von der Förderung der sozialen Umwelt abhängig sind. 2 bis 3-Jährige zeigen bei der Wurfbewegung zunächst eine einfache Rück- Vorbewegung des Körpers und der Arme. Dies ge- 30 Motorische Entwicklung schieht noch ohne Gewichtsverlagerung und Rotationen. Darauf folgen Wurfbewegungen mit Körperrotationen. Der Fuss wird zuerst noch nicht vorgestellt, nach einiger Zeit macht das Kind aber einen Auslaufschritt, um besser zu werfen. Die Entwicklung der Wurfbewegung hält bis ins Schulalter an. Largo (2007) beschreibt eine ähnliche Entwicklungsabfolge bei der Wurfbewegung. Mit 2 bis 3 Jahren wirft das Kind einen Ball mit einer kurzen Bewegung des Unterarmes, welche auf das Ellbogengelenk beschränkt bleibt. Der Körper wird kaum mitbewegt. Mit 3 bis 4 Jahren macht das Kind einen Schritt nach vorn und holt mit dem Wurfarm nach hinten aus. Die Wurfbewegung kommt nun aus dem Schultergelenk und wird durch eine leichte Rotation und Vorwärtsbewegung des Körpers unterstützt. Auch Kasten (2005b) erwähnt, dass die meisten Kinder zu Beginn des 4. Lebensjahres beim Werfen eines Balles nur den Unterarm bewegen, nicht aber Bein und Körper. Im Laufe des Jahres wird die Wurfbewegung deutlich kräftiger. Der Oberkörper wird dabei vermehrt zum Wurfarm hin gedreht. Die eigentliche Ausholbewegung des gesamten Wurfarmes beherrschen die meisten Kinder im 5. Lebensjahr jedoch noch nicht vollständig. Beim Fangen lassen sich ebenfalls typische Entwicklungsschritte nachweisen. Die Kinder verbleiben bis ungefähr im 4. Lebensjahr beim Fangen eines Gegenstandes in einer passiven Körperhaltung. Sie strecken nur ihre Arme dem Objekt entgegen und schliessen sie, sobald sie den Gegenstand halten können. Das verlangt aber, dass das Objekt exakt in die Arme des Kindes geworfen wird (Scheid 1994). Largo (2007) erwähnt, dass sich das Kind in diesem Alter noch nicht auf den entgegenfliegenden Ball einstellen kann. Mit 3 bis 4 Jahren fangen die Kinder an, die Flugbahn, die Geschwindigkeit und die Grösse des Balls zu antizipieren. Die Voraussetzungen zum Fangen eines Balles sind laut Kasten (2005a) die Koordination von Hand und Auge sowie das Voraussehens der Flugbahn des Balles. Diese Voraussetzungen sind im 4. Lebensjahr noch nicht vollständig ausgebildet. Die Kinder haben in diesem Alter noch Mühe einen Ball zu fangen. Einen mittelgrossen Ball können sie fast nur festhalten, wenn ihnen dieser genau auf die waagrecht ausgestreckten Arme geworfen wird. Im 5. Lebensjahr zeigen Kinder bereits Fortschritte im Fangen. Jedoch bereitet ihnen das Fangen eines selbst hochgeworfenen Balles noch Schwierigkeiten. Scheid (1994) fügt hinzu, dass das Kind erst im 6. Lebensjahr die Arme dem ankommenden Ball entgegen führt und ihm die Antizipation der Flugphase des Balls zunehmend gelingt. Eine Studie von Vogt (1978), zitiert nach Scheid (1994), hat gezeigt, dass nur wenigen 4jährigen Kindern eine flüssige Verbindung von Fangen und Werfen gelingt. Mit 5 Jahren 31 Motorische Entwicklung können bereits dreissig Prozent der Kinder diese Aufgabe lösen. Die Entwicklung des Werfens und Fangens ist in der Abbildung 6 aufgezeigt. Ball fangen Ball werfen Abb. 6: Entwicklung motorischer Fähigkeiten im Kleinkinder-, Kindergarten- und mittleren Schulalter (Largo, 2007, S. 176) 4.4. Entwicklung der feinmotorischen Fertigkeiten im Kleinkindund Vorschulalter Kasten (2005a) stellt fest, dass Kinder im 3. Lebensjahr lernen mit Stiften zu malen, mit der Schere zu schneiden, mit Bauklötzen oder grossen Legosteinen zu bauen, alleine mit dem Löffel zu essen und aus einer Tasse zu trinken ohne etwas zu verschütten. Lueger (2005) beschreibt den vermehrten Einsatz der bevorzugten Hand bei Kindern ab dem 3. Lebensjahr. Ersichtlich ist dies zum Beispiel beim An- und Ausziehen gewisser Kleidungsstücke, beim grossflächigen Malen und beim gestalterischen Spielen mit der Knetmasse oder Bausteinen. Das Kind experimentiert mit den verschiedenen Möglichkeiten, um den Sinn und Zweck von Gegenständen zu erkennen und sich Formunterschiede einzuprägen. 32 Motorische Entwicklung Im 4. Lebensjahr beginnen die Kinder zu zeichnen, zu basteln oder mit verschiedenen Materialien räumliche Gebilde nachzubauen. Die wesentliche Herausforderung für das Kind ist, das was es sieht und spürt, mit seinen Händen motorisch umzusetzen (Largo 2007). Kasten (2005b) erwähnt, dass Kinder in diesem Alter lernen selbständig mit Messer und Gabel zu essen, sich die Kleider alleine an- und auszuziehen und eigene Motive zu malen. Im 5. Lebensjahr lernen die Kinder mit Bauklötzen oder Legosteinen Gebäude oder andere räumliche Gebilde zu errichten. Ihre feinmotorischen Kompetenzen nehmen in verschiedenen Bereichen zu wie z.B. im Basteln, Werken, Zeichnen und Malen. Beim genauen Nachzeichnen geometrischer Formen zeigen sie noch Schwierigkeiten (Kasten 2005b). Im folgenden Abschnitt gehen wir auf einzelne feinmotorische Fertigkeiten im Kleinkind- und Vorschulalter ein. Bei den einzelnen Fertigkeiten beziehen wir uns auf Largo (2007). Bauen Zwischen dem 3. und 5. Lebensjahr entwickelt das Kind eine Vorstellung der drei Dimensionen des Raumes. Dieses Verständnis stellt es auch in seinem Bauspiel dar. Kinder im Alter von 2 Jahren bauen horizontal oder vertikal wie z.B. mit Bauklötzen einen Turm bauen oder Spielzeugeisenbahnwagen aneinanderhängen. Mit ungefähr 2½ Jahren bringt das Kind in seinem Spiel die vertikale und horizontale Raumdimension erstmals zusammen. Es baut beispielsweise mit Bauklötzen eine Treppe für die Puppe oder eine Brücke für den Zug. Im Alter von 3 bis 4 Jahren beginnt das Kind Gebilde zu bauen, bei denen es alle drei Raumdimensionen berücksichtigt wie z.B. mit Bauklötzen eine Treppe bauen. Bis zum 5. Lebensjahr ist das räumliche Vorstellungsvermögen so weit fortgeschritten, dass das Kind mit Legosteinen und anderen Materialien Häuser, Flugzeuge und Autos nachbauen kann. Kritzeln, Malen und Zeichnen Mit 2 Jahren machen die Kinder strichförmige Kritzelzeichnungen. 2½-Jährige beginnen aus dem strichförmigen Gekritzel immer öfters runde, geschlossene Formen zu zeichnen. Mit 3 Jahren schafft das Kind die erste bildhafte Darstellung eines Menschen, den sogenannten Kopffüssler. Bis zum 5. Lebensjahr differenziert das Kind die rundliche Form in Kopf, Hals, Rumpf und Extremitäten weiter aus und fügt immer mehr Details wie Haare, Hände und Füsse hinzu. Bis zu diesem Alter kommen andere zeichnerische Darstellungen wie die von Häusern, Autos oder Tiere nur vereinzelt vor. 33 Motorische Entwicklung Basteln Mit 2½ bis 3 Jahren kann das Kind selbständig eine Schere benutzen. Auch kann es in diesem Alter Holzperlen auf eine Schnur zu einer Halskette auffädeln. Für diese Tätigkeiten braucht es eine differenzierte Verarbeitung verschiedener Sinneseindrücke und grosse motorische Geschicklichkeit. Basteln ist für das Kind aus vielerlei Gründen attraktiv. Es beschäftigt sich gerne mit unterschiedlichsten Materialien wie Knetmasse, Papier oder Holz. Das Kind lernt spielerisch mit Werkzeugen wie Schere oder Hammer umzugehen und es kann ein eigenes Werk herstellen. Puzzeln Im 3. Lebensjahr beschäftigt sich das Kind gerne mit Steckpuzzles. Dabei passt es eine Form, beispielsweise die eines Tieres, in die entsprechende Vertiefung der Vorlage ein. Im 4. Lebensjahr beginnt das Kind, einfache Puzzles zusammenzufügen. Das Interesse und die Kompetenz sind dabei von Kind zu Kind sehr unterschiedlich entwickelt. 4.5. Individualität der Entwicklung Die motorische Entwicklung im Kleinkindalter ist sehr unterschiedlich. Es gibt 3-jährige Kinder, deren fein- und grobmotorische Koordination bereits so gut ausgebildet ist wie bei durchschnittlich entwickelten Kindern mit 5 Jahren. Dies trifft auch für das Gleichgewicht und die Muskelkraft zu. Zwischen 3 und 7 Jahren können die motorischen Fähigkeiten unter gleichaltrigen Kindern um bis zu 3 Jahren variieren (Largo 2007). Scheid (1994) weist darauf hin, dass bereits im Säuglingslalter die Altersangaben nicht auf alle Kinder zutreffen. Die Entwicklung läuft sehr individuell ab und teilweise ist es auch möglich, dass Kinder gewisse Bewegungsmuster, wie beispielsweise das Robben oder Krabbeln, überspringen. Die materiellen und sozialen Umweltbedingungen tragen viel zum individuellen Entwicklungsverlauf bei. Räumliche Bedingungen sowie die Unterstützung der Eltern bei den ersten Gehversuchen können das Kind in seiner Entwicklung unterstützen, respektive hemmen. Ebenfalls ist die erste sozial-emotionale Personenbindung eine wesentliche Grundlage für eine gesunde Entwicklung des Kindes. 34 Motorische Entwicklung 4.6. Einfluss der Umweltbedingungen auf die Bewegungs- entwicklung Im folgenden Abschnitt beziehen wir uns auf Scheid (1994). Empirische Untersuchungen haben gezeigt, dass die Sozialschichtzugehörigkeit der Eltern einen äusserst geringen Einfluss auf die motorische Entwicklung des Kindes hat. Weiter wurde herausgefunden, dass die Umweltbedingungen eine Einflussnahme auf die motorische Entwicklung des Kindes aufweisen. Vorschulkinder mit gut erreichbaren Spielflächen weisen bessere Körperkoordinationswerte auf. In der frühen Kindheit nehmen Wohnbedingungen, beispielsweise die Wohnungsgrösse oder ein eigenes Zimmer, keinen bedeutsamen Einfluss auf die motorische Entwicklung. Studien zeigen unterschiedliche Ergebnisse bezüglich der sportlichen Aktivität in der Familie. Kemper (1982) und Zimmer (1981), zitiert nach Scheid (1994), konnten im Vorschulalter einen positiven Einfluss der sportlichen Aktivität der Geschwister oder der Eltern auf die motorische Entwicklung aufzeigen. Die Untersuchung von Bös & Mechling (1983), zitiert nach Scheid (1994), weist hingegen keinen Zusammenhang auf. Bezüglich des elterlichen Erziehungsstiels zeigt die Untersuchung von Kemper (1981) keinen Zusammenhang auf die motorische Entwicklung. In der Studie von Scheid (1989) ergaben sich hingegen bedeutsame Zusammenhänge zwischen der frühkindlichen Bewegungsentwicklung und einer wenig kontrollierenden und wenig autoritären Erziehungseinstellung der Mutter. Bei den Untersuchungen wurde festgestellt, dass die teilweise geringeren Einflüsse einzelner Merkmale auf die Bewegungsentwicklung nicht unterschätzt werden dürfen, denn es liegen Hinweise auf kumulierende Wirkung vor. Es kann beispielsweise sein, dass die Kombination von verschiedener günstiger, bzw. ungünstiger Sozialisationsvariablen (Wohnbedingungen, erreichbare Spielflächen, Benutzung von Spiel- und Sportgeräten) zu einer positiven, respektive negativen Entwicklung des Kindes führen. Meist ist es so, dass die untersuchten Kinder der unteren sozialen Schicht auch schlechtere Wohn- und familiäre Anregungsbedingungen hatten. Ebenfalls für das Kleinkindalter stellte sich heraus, dass eine Erziehungsatmosphäre, die dem Kind genügend Freiraum für ausgedehnte Spiel- und Bewegungsaktivitäten gewährt, 35 Motorische Entwicklung einen positiven Einfluss auf die Körpermotorik im Kleinkindalter aufweist. Insofern kann den pädagogischen Grundforderungen, die Kiphard (1987) für die Vorschulerziehung formuliert hat, uneingeschränkt zugestimmt werden. Damit ein Kind sich in seiner Gesamtpersönlichkeit optimal entfalten kann, braucht es entsprechenden Raum, eben Bewegungsraum. Zum zweiten muss dieser Raum mit entwicklungsanregendem Material, mit Objekten verschiedener Art ausgestattet sein, an denen und mit denen sich das Kind in seiner grobmotorischen und feinmotorischen Handlungskompetenz spielerisch-experimentell üben und auseinandersetzen kann. Und drittens braucht es genügend Zeit, um dies - möglichst ungelenkt und ungestört, vor allem aber auch unbeeinflusst von elterlichem Ehrgeiz - nach Lust und Laune realisieren zu könne (Kiphard, 1987, S. 86). 4.7. Fazit für die psychomotorischen Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik Wir möchten eine möglichst breite Palette der motorischen Fertigkeiten, welche das Kind bis zum 5. Lebensjahr erworben hat, in unseren Angeboten fördern. Unsere Spielvorschläge sollen auch Fertigkeiten, die das Kind bereits vom 1. bis zum 3. Lebensjahr entwickelt hat, beinhalten. Diese Bewegungsformen können durch die Förderung noch besser ausdifferenziert und verfeinert werden. Dies scheint uns wichtig, da die Fertigkeiten, die das Kind im 3., 4. und 5. Lebensjahr erlernt, auf den bereits erworbenen Bewegungsformen aufbauen. Anhand der Theorie erachten wir es als sinnvoll, die folgenden grobmotorischen Fertigkeiten in unseren Angeboten zu fördern: Kriechen, Robben, Rollen, Gehen, Rennen, Klettern, Steigen, Springen, Hüpfen, Balancieren, Schieben, Ziehen, Hängen, Tragen, Schwingen, Werfen und Fangen. Zusätzlich möchten wir die grobmotorischen Fertigkeiten Rutschen und Schaukeln, die wir der Theorie nicht direkt entnehmen konnten, fördern. Dies sind 2 Bewegungsformen, die unserer Meinung nach Kinder in diesem Alter gerne anwenden. Zur Förderung der Feinmotorik haben wir folgende Fertigkeiten aus der Theorie entnommen: Greifen inklusive Pinzettengriff, Kritzeln, Malen, Zeichnen, Kneten, Bauen und Schneiden. Auch bei den feinmotorischen Fertigkeiten möchten wir für unsere Angebote noch Ergänzungen anbringen. Wir beziehen die Bewegungsform Schmieren, die wir als Vorstufe des Kritzelns, Malens und Zeichnens sehen, in die Förderbereiche unserer Angebote ein. Weiter 36 Motorische Entwicklung möchten wir die feinmotorischen Fertigkeiten Drücken, Zerknüllen, Reissen, Stecken und Fädeln in unsere Fördersammlung aufnehmen. Unserer Meinung nach wenden Kinder im Alter von 2 – 4 Jahren diese Bewegungsformen auch an. Auf die feinmotorische Fertigkeit des Zangengriffs möchten wir in den Angeboten, im Gegensatz zum Pinzettengriff, nicht genauer eingehen. Wir erachten es nicht als nötig diese Begriffe zu differenzieren, zumal sie sehr ähnlich sind. Der Pinzettengriff wird im alltäglichen Gebrauch häufiger gebraucht als der Zangengriff. Deshalb verwenden wir in unseren feinmotorischen Angeboten nur diesen Begriff. In der Theorie ist nicht klar ersichtlich in welchem Alter welche motorischen Fähigkeiten erworben werden. Dies ist scheinbar schwer festzuhalten, weil die motorischen Fähigkeiten nicht beobachtbar sind. Da sie die Voraussetzung für die Ausübung motorischer Fertigkeiten sind, ist anzunehmen, dass bereits im Kleinkindalter alle Fähigkeiten in einer Form erhalten sind. Durch das Ausdifferenzieren und Verbessern der motorischen Fertigkeiten, nehmen auch die motorischen Fähigkeiten zu. In der Theorie werden die motorischen Fähigkeiten in konditionelle und koordinative Fähigkeiten unterteilt. Für unsere grob- und feinmotorischen Angebote möchten wir diese Unterteilung nicht vornehmen und werden von motorischen Fähigkeiten sprechen. Uns scheint diese Unterteilung in unserer Arbeit nicht als nötig. Wir möchten uns mehr auf die motorischen Fertigkeiten konzentrieren, da diese beobachtbar sind. Hinzu kommt, dass in der Theorie die motorischen Fertigkeiten einen grösseren Stellenwert haben und somit mehr Literatur vorhanden ist. Die motorischen Fähigkeiten erachten wir jedoch nicht als unwichtig, da sie, wie bereits erwähnt, die Voraussetzung für die motorischen Fertigkeiten darstellen. Wir werden die motorischen Fähigkeiten Reaktions-, Orientierungs-, Gleichgewichts- und Rhythmisierungsfähigkeit in die Förderbereiche der Angebote aufnehmen. Für uns sind diese Fähigkeiten in den entsprechenden motorischen Fertigkeiten differenzierbar. Die motorischen Fähigkeiten, Differenzierungsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit und Gelenkigkeit werden wir nicht in die Förderbereiche aufnehmen, da sie unserer Meinung nach in allen motorischen Fertigkeiten enthalten sind. Zudem ist es schwierig diese Fähigkeiten zu differenzieren. Somit können wir nicht genau sagen, bei welchen Bewegungsformen, diese motorischen Fähigkeiten speziell gefördert werden. 37 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung 5. Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung Da es uns wichtig erscheint, auch etwas über die allgemeine Entwicklung des Kindes zu wissen, gehen wir in diesem Kapitel vertieft auf folgende Bereiche ein: Methodische Grundlagen der Bewegungserziehung Konsequenzen der kognitiven Entwicklung von Kindern in Kleinkind- und Vorschulalter Konsequenzen aus der Spielentwicklung von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter Konsequenzen des Lernverhaltens von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter Konsequenzen und Bedeutung der Motivation für die Entwicklung von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter 5.1. Methodische Grundlagen der Bewegungserziehung Unserer Meinung nach legt Zimmer (1998) die wesentlichen Merkmale der methodischen Bewegungserziehung sehr verständlich und auch aus psychomotorischer Sicht vertretbar dar. Deshalb stützen wir uns in diesem Kapitel stark auf sie. Weil die Bewegung eine identitätsbildende Funktion hat, ist sie für das Kind besonders wichtig. Aufgrund der Körper- und Bewegungserfahrungen, welche das Kind macht, baut es sich ein Bild seiner Person auf und nimmt durch seine Bewegungen die Umwelt wahr. Der Körper stellt somit das Bindeglied zwischen der Aussen- und Innenwelt des Kindes dar. Weil in der Psychomotorik davon ausgegangen wird, dass sich die physische und psychische Komponente des Menschen ergänzen und beeinflussen, lässt sich dieser Ansatz auch aus psychomotorischer Sicht gut vertreten (Zimmer 1998). 5.1.1. Definition der Bewegungsbegriffe Um die Begrifflichkeiten besser zu verstehen, definieren wir zu Beginn dieses Kapitel die verschiedenen „Bewegungsausdrücke“. Bewegungsspiele – damit sind die situativen Bewegungstätigkeiten der Kinder gemeint, die sich aus unterschiedlichen Spielsituationen ergeben und die meist sie selbst arrangieren (Fangspiele, Pferdchenspielen, aus Matratzen ein Trampolin bauen usw.) 38 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung Bewegungsangebote – darunter werden die Bewegungsmöglichkeiten zusammengefasst, die durch räumliche Gegebenheiten und das Zur-Verfügung-Stellen von Geräten zwar von der Erzieherin vorbereitet sind, von den Kindern aber – entsprechend ihren Interessen und Bedürfnissen – wahrgenommen werden können (oder auch nicht). Es handelt sich hier also um offene Bewegungsangebote, bei denen zwar Erzieherinnen anwesend sind, diese aber nach Möglichkeit nicht in das Spiel der Kinder einmischen. (Man könnte diese Form der Bewegungsangebote als Freispiel in vorbereiteter Umgebung interpretieren). Bewegungserziehung – damit sind angeleitete, betreute, regelmässige Bewegungszeiten (Turnstunden) gemeint, die von der Erzieherin zwar vorgeplant werden, aber doch auch offen für die Ideen und Interessen der Kinder sind (Zimmer, 1998, S. 139 f.). Methodische Aspekte der Bewegungserziehung Die Vermittlung der Bewegungsaufgaben hat einen grossen Einfluss auf die Erfahrungen und den Lernerfolg des Kindes. Das Lernklima der Bewegungsstunde wird durch folgende Punkte stark beeinflusst: wie die Bewegungsspiele arrangiert sind wie die Bewegungsaufgaben gestellt werden wie sich die Psychomotoriktherapeutin verbal ausdrückt welchen Freiraum die Kinder haben wie die Psychomotoriktherapeutin den Kindern die Bewegungsaufgaben stellt welches Ziel die Psychomotoriktherapeutin damit erreichen will welche Methoden des Lernens die Psychomotoriktherapeutin deshalb provoziert Die Auswahl der Methoden hat auch einen Einfluss auf das Bewegungsverständnis des Kindes und ebenso, wie sich das Kind selbst in der Auseinandersetzung mit seiner Persönlichkeit, seiner materiellen und sozialen Umwelt erlebt und einschätzt. Vermittlungsmethoden von Bewegungsaufgaben Zwei verschiedene Vorgehensweisen können bei der Vermittlung von Bewegungserfahrungen differenziert werden (Zimmer 1998). 39 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung 1. Vermittlung durch Anregung, Betreuung, Impulsgebung und Problemstellung Die Psychomotoriktherapeutin gibt den Kindern Impulse und Anregungen. Wenn sie das Gefühl hat, dass den Kindern das Spiel langweilig wird und sie selbst keine weiteren Ideen haben, bringt die Psychomotoriktherapeutin Inputs ein. Ihre Ideen vermittelt sie den Kindern indem sie selber mitspielt oder Vorschläge der einzelnen Kinder aufgreift, um sie der gesamten Gruppe weiterzugeben. Wenn ein Kind Hilfe braucht, gibt sie Unterstützung. Falls Gefahr droht oder die Situation für die Kinder nicht mehr überschaubar ist, greift sie in das Geschehen ein. 2. Vermittlung durch Lenken, Belehren, Unterweisen und Korrigieren Die Psychomotoriktherapeutin gibt die Übungen vor und achtet darauf, dass diese die Kinder korrekt übernehmen. Dabei korrigiert die Psychomotoriktherapeutin die Kinder, leitet sie zu bestimmten Handlungen an und lenkt die Spielsituation. Vermittlungsmethoden in der Praxis Nach der ersten Variante wird gearbeitet, wenn beim Kind die Selbsttätigkeit und die Eigenaktivität gefördert werden sollen. Die zweite Vorgehensweise ist in den wenigsten Fällen wirkungsvoll, obwohl sie in den Bewegungsstunden vielfach anzutreffen ist. In den Bewegungssituationen wird das Kind durch auftauchende Problemstellungen zum Suchen von verschiedenen Lösungsformen aufgefordert. Das Kind beginnt, die Geräte und Spielmaterialien auf verschiedene Verwendungsmöglichkeiten zu prüfen und mit den Materialien zu experimentieren. Deshalb sind meist nur wenige Impulse von der Psychomotoriktherapeutin erforderlich, um das Kind in die Bewegung zu bringen. Wenn Kinder den Wunsch äussern, eine bestimmte Fertigkeit zu erlernen, können konkrete Anweisungen und Hilfestellungen durch die Psychomotoriktherapeutin durchaus erfolgreich sein. Steht die Förderung der Selbsttätigkeit des Kindes im Vordergrund, müssen die Bewegungsangebote an die Erfahrungen und Voraussetzungen der Kinder angepasst werden. Ebenfalls brauchen die Kinder Handlungsspielraum indem sie auch wirklich frei entscheiden können, was sie tun möchten. Piaget (1978), zitiert nach Zimmer (1998), vertritt die Ansicht, dass die Erziehungsmethoden auf die freien und spontanen Aktivitäten des Kindes ausgerichtet sein müssen. Sein Konzept der aktiven Erziehung basiert auf den beiden folgenden Grundsätzen: 40 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung a) Das Kind hat das Recht auf Selbstbestimmung und Förderung seiner Selbständigkeit. Es ist wichtig, dass sich das Kind selbständig mit seinem Problem beschäftigt und die Lösung selber versucht zu erarbeiten. Das heisst, dass es nicht von aussen gelenkt wird, sondern intrinsisch2 motiviert ist. b) Bevor der Erwachsene das Kind als ein Wesen mit wenig Wissen und Erfahrung betrachtet, sollte er das Kind erst beobachten, ihm zu hören und es frei handeln lassen. Diese Aussage bedeutet für die Praxis, dass die Aufgabe der Psychomotoriktherapeutin hauptsächlich darin besteht, für die Kinder Situationen zu schaffen in denen sie zum Experimentieren und zum Erfinden angeregt werden. Mit anderen Worten soll das Vermitteln von fertigem Wissen in den Hintergrund und das selbständige Erkunden des Kindes in den Vordergrund treten. Diese Aussage unterstützt auch Largo (2007). Er ist der Meinung, dass die Kinder nie zu etwas gedrängt werden sollten. Wenn sie von sich aus bereit sind, etwas Neues zu lernen, sollten die Kinder möglichst selbständige Lernerfahrungen machen können. Diese geben ihnen das Gefühl, etwas alleine geschafft zu haben und sie erfahren ein Erfolsgerlebnis. Dies macht den Kindern Mut, die nächste motorische Herausforderung anzupacken. 5.1.2. Fazit für die Praxis Die methodischen Überlegungen, welche im oberen Abschnitt vorgestellt wurden, führen in Verbindung mit den lern- und entwicklungspsychologischen Voraussetzungen der Kinder zu den folgenden Konsequenzen für die Gestaltung der Bewegungserziehung (Zimmer 1998): Der Neuigkeitsgehalt der Bewegungssituation sollte dosiert werden: Die Bewegungsangebote sollten für die Kinder auffordernd und interessant sein, aber auch an die bisherigen Erfahrungen anknüpfen. Die Anforderungen müssen gut dosiert sein, sollten Neugierde wecken und die Kinder zum Erkunden der Situation anregen. Sie dürfen jedoch auf keinen Fall Angst oder Unsicherheit erzeugen. Die Schwierigkeit für die Psychomotoriktherapeutin besteht darin, dass die Kinder herausgefordert, jedoch nicht überfordert sind. Provokation der Anpassungsprozesse: Bewegungsangebote müssen auch Handlungen in Gang setzen, die einen Anpassungsprozess hervorrufen. Z.B. sollten sich die Kinder der Situation fügen oder sie so verändern, dass 2 innerlich, von sich selbst 41 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung sie in ihre Vorstellung passt. Damit diese Anpassungsprozesse erfolgreich verlaufen, sind manchmal gelenkte Lernsituationen erforderlich. Sie geben den Kindern Hilfestellungen um ihre Bewegungsfähigkeiten zu erweitern. Diese Anpassungsprozesse sind stark mit dem nächsten Punkt verbunden. Differenzierung der Schwierigkeitsgrade / Veränderbarkeit der Angebote: Weil die Handlungsvoraussetzungen für alle Kinder individuell sind, müssen die Bewegungssituationen in Bezug auf den Schwierigkeits- und Anforderungsgrad variabel sein. Auch sollten die Kinder selbst bestimmen können, wie sie die Aufgabe lösen möchten. Dieser Entdeckungsspielraum vermittelt den Kindern das Erlebnis, selber etwas bewirkt zu haben. Auch lernen sie die Konsequenzen ihres eigenen Handelns kennen und erfahren. Demzufolge sollte die Psychomotoriktherapeutin ihre Inputs nicht bereits am Anfang in die Situation hinein geben, sondern den Kindern die Möglichkeit gewähren, ihre eigenen Ideen auszuprobieren. Günstige Voraussetzungen sollten genutzt werden: Im frühen Kindesalter sind die Voraussetzungen für eine Bewegungserziehung so günstig, wie kaum in einer anderen Altersstufe. Bewegungsfreude und Neugierde, Spieltrieb und Bewegungsdrang, Anstrengungsbereitschaft und Spontaneität sollten deshalb im Sinne einer kindorientierten Bewegungserziehung zum Einsatz kommen. Die kindliche Freude an der Bewegung darf aber auf keinen Fall für bestimmte Zwecke, wie z.B. für sportliche Talentförderung, missbraucht werden. Beobachtungsbogen: Zimmer (1998) empfiehlt, dass sich die Psychomotoriktherapeutin in einem Kurzprotokoll vermerken sollte, wie die Kinder auf die Angebote reagierten, welche Ideen sie entwickelten und wie weiterführende Inhalte aussehen könnten. 5.2. Konsequenzen der kognitiven Entwicklung von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter Zimmer (1998) geht davon aus, dass das Kind die Welt in den ersten Lebensjahren weniger mit seinen geistigen Fähigkeiten, sondern viel mehr über seine Sinne, seine unmittelbaren Handlungen und seinen Körper wahrnimmt. Es beginnt die Umwelt zu verstehen, indem es mit verschiedensten Materialien und Gegenständen experimentiert. Somit sind Körper- und Bewegungserfahrungen auch immer mit dem Kennen lernen der Gegenstände und des eigenen Körpers verbunden. Die Kinder erfahren beispielsweise, dass ein runder Gegenstand 42 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung rollt, ein eckiger hingegen liegen bleibt. Ebenso merken die Kinder, dass sie einen leichten Gegenstand, z.B. einen Luftballon, mit weniger Kraft aufheben können als einen Fussball. Weiter stellen die Kinder fest, dass es beim Spielen mit einem Ball auch auf den Untergrund ankommt. Auf einer Wiese springt der Ball weniger hoch auf, als auf einer Asphaltstrasse. 5.2.1. Aneignung der allgemeinen Eigenschaften Während dem Spiel nimmt das Kind die Eigenschaften der Gegenstände wahr. Dieser Prozess läuft wahrscheinlich nicht immer bewusst ab. Wenn das Kind mit vielfältig und abwechslungsreich ausgesuchtem Material spielt, bringt es mehrere Variationen in seine Handlung hinein. Die Konsequenz daraus ist, dass das Kind mit den vielen Handlungsvarianten auch mehr Kenntnisse und Erfahrungen über das Material erwerben kann. Kiphard (1994) bestätigt diese Aussage und geht noch vertiefter auf den Kognitionspsychologen Jean Piaget ein. Piaget (1975), zitiert nach Kiphard (1994), stellte fest, dass das Kind bereits gegen Ende des 2. Lebensjahres Lernprozesse der Handlungsintelligenz entwickelt. In dieser Zeit macht das Kind viele Erfahrungen zu den Themen Raum, Zeit und Material. Auch beginnt es, mit verschiedenen Materialien und Situationen zu experimentieren und somit seine Handlungsmuster zu differenzieren. Ungefähr gegen Ende des 2. Lebensjahres ist das Kind durch seine aktive Auseinandersetzung mit der Umwelt in der Lage, sich eine motorische Handlung vorzustellen. Zimmer (1998) stimmt dieser Aussage zu. 5.2.2. Aneignung der physikalischen Eigenschaften Zimmer (1998) geht noch vertiefter auf die Aneignung der physikalischen Eigenschaften ein. Während den Spiel- und Bewegungssituationen, z.B. beim Schaukeln, Rutschen, Balancieren, Klettern, Springen usw. bekommt das Kind ein Bild für die Begriffe Schwung, Gleichgewicht, Beschleunigung und Schwerkraft. Wenn ein Kind auf einem wackeligen Untergrund steht, ist gut zu beobachten, wie das Kind mit der neuen Situation umgeht. Mit der Zeit gibt sich das Kind nicht mehr nur mit dem Stehen auf dem Brett zufrieden. Es ändert seine Position, steht einmal breitbeinig, dann mit geschlossenen Beinen oder es verändert seine Stellung per Gewichtsverlagerung. Entweder verlagert das Kind das Gewicht sehr schnell und kraftvoll oder es bewegt sich langsam in die neue Position. Eine weitere Variante kann das Kind in das Spiel hineinbringen, indem es an unterschiedlichen Stellen über das Brett läuft. Für das Kind ist es einfacher, das Gleichgewicht in der Mitte des Brettes zu halten, als wenn es auf der Aussenkante läuft. Diese Entdeckungsvarianten wiederholt das Kind unzählige Male, aber immer mit kleinen Veränderungen. Nur beim genauen Beobachten lässt sich er- 43 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung kennen, wie vielseitig die Experimente des Kindes mit dem Wippen und Balancieren auf dem Brett sind. Das Ziel des Kindes ist das Gleichgewicht zu halten. Dies versucht es in unterschiedlichsten Situationen zu erlangen. 5.2.3. Fazit für die Praxis Damit die Kinder diese wichtigen Erfahrungen machen können ist es notwendig, dass ihnen der nötige Spielraum sowie die Zeit dazu zur Verfügung stehen und sie beim experimentieren nicht unterbrochen werden. Auch Kiphard (1994) betont, dass es für die Gesamtpersönlichkeitsentwicklung des Kindes wichtig ist, genügend Raum und Zeit sowie entwicklungsanregende Materialien zur Verfügung zu haben. Wenn die drei Komponenten Raum, Zeit und Material für das Kind stimmig sind, kann es seine grob- und feinmotorische Handlungskompetenz auf eine spielerisch-experimentelle Art üben und weiterentwickeln. Das Kind sollte die Gelegenheit erhalten, nach Lust und Laune seine Handlungskompetenzen spielerisch zu erweitern. Dies sollte ohne den elterlichen Ehrgeiz möglich sein. Kasten (2005b) ist der Meinung, dass 4 bis 6-jährige Kinder kognitiv angemessen gefördert werden können. Indem die Aufmerksamkeit der Kinder bei allen möglichen, sich bietenden Gelegenheiten auf Ähnlichkeiten, Gemeinsamkeiten und Parallelen der verschiedenen Spielobjekten oder Umweltgegebenheiten gelenkt werden, kann eine gute Förderung erzielt werden. Den Kindern gelingt es somit, ihre Vorstellung der Objekte zu erweitern. Auch können sie die unterschiedlichen Erfahrungen besser miteinander in Verbindung bringen. Beispielsweise lernen sie, dass ein Ball rund sein muss, damit er gut rollt. Wenn der Erwachsene ein Kind auffordert, einen Apfel über einen Tisch zu rollen, kann das Kind eine Verbindung mit dem Ball machen. Es weiss, dass der Ball gut rollt weil er rund ist. Das Kind macht mit dieser Handlung eine weitere Verbindung zum Thema „Rollen“ und kann seinen Erfahrungsschatz erweitern. 5.3. Konsequenzen aus der Spielentwicklung von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter Ein wichtiges Merkmal des Spiels ist gemäss Zimmer (1998) die Unabhängigkeit vom äusseren Zweck. Dies Bedeutet, dass das Kind spielt, weil ihm die Tätigkeit Spass macht, nicht weil es damit ein Ziel erreichen will. Durch das Spiel lernt das Kind seine Umgebung und die Gegenstände kennen. Kinder spielen bereits sehr früh und machen dies aus lauter Freude. Wichtig ist, dass die Psychomotoriktherapeutin ihnen dabei viel Zeit und Raum lässt, damit die Kinder genügend explorieren und sich somit auch entwickeln können. Im Spiel lernen die 44 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung Kinder die Welt begreifen und sich selber besser kennen. Die Kreativität und die Phantasie entwickeln sich. Problemlösungsstrategien und Einsichten in sachliche und soziale Zusammenhänge werden gefördert. Zudem ist es lustig und macht Spass. Dazu kommt, dass die Kinder im Spiel den Umgang mit Anderen üben und dadurch ihr Sozialverhalten fördern. Kinder spielen allerdings nur wenn sie sich wohl und sicher fühlen, die Spielsituation überblicken können und sich in ihrer Umgebung auskennen. 5.3.1. Spielformen In jedem Alter spielen Kinder anders. Im folgenden Abschnitt teilt Zimmer (1998) die verschiedenen Spielarten in unterschiedliche Altersstufen ein. Dazu ist anzufügen, dass die einzelnen Spielformen mit dem Alter nicht verschwinden. Teilweise bleiben sie bis ins Erwachsenenalter vorhanden. Art des Spiels Dominierend im Alter Funktionsspiel ca. 0 – 2 Jahren Konstruktionsspiel ca. 2 – 4 Jahren und später Symbol- / Fiktions- / Illusionsspiele ca. 2 – 4 Jahren Rollenspiele ca. 4 – 6 Jahren Regelspiele / Wettspiele ab ca. 5 / 6 Jahren Abb. 7: Übersicht über die Entwicklung der Spielformen vom 1. Lebensjahr bis zum Grundschulalter (Zimmer, 1993, S. 86) Funktionsspiele / Sensumotorische Spiele Zimmer (1998) betitelt der folgende Abschnitt als Funktionsspiel. Oerter & Montada (1998) verwenden den Begriff des sensumotorischen Spieles dafür. Nach ihnen beginnt bereits der Säugling mit seinem Körper zu spielen und entdeckt ihn somit. Beim Funktionsspiel ist die Bewegung selbst im Mittelpunkt. Die Bedeutung des Gegenstands ist dabei nur zweitrangig. Nach Zimmer (1998) übt das Kind bei dieser Spielform die Steuerung seiner Bewegungen, beispielsweise die Koordination von Sehen und Greifen, Festhalten und Loslassen usw. Dabei lernen die Kinder ihren Körper, ihre Kräfte und ihre Geschicklichkeit kennen. Diese Aussage bestätigen auch Oerter & Montada (1998) indem sie sagen, dass sich die Bewegungen im senumotorischen Spiel zunächst mehr auf die eigenen Körperteile richten. Mit der Zeit beschäftigt sich das Kind auch mit Gegenständen aus seiner Umwelt und beginnt diese zu entdecken. Largo (2007) bestätigt, dass die Kinder viel Zeit damit verbringen, ihre Motorik im eigenen Spiel und im Spiel mit anderen Kindern auf unterschiedlichste Weise einzusetzen und zu erproben. Besonders unter Kleinkindern bestimmt die Motorik mit, welche Stellung 45 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung das Kind innerhalb der Gruppe einnehmen kann. Umgekehrt regt die Gruppe das Kind auch zu den unterschiedlichsten Aktivitäten an. Zimmer (1998) äussert sich zur Aufgabe des Erwachsenen: Wenn der Erwachsene in das Funktionsspiel miteinbezogen wird, bekommt er die Aufgabe des Mitspielers. Er ist zum Beispiel dafür zuständig, dass der Ball wieder dem Kind zurück gebracht wird, wenn es ihn weggeschossen hat. Kinder wiederholen diese Spielformen (Ballwegschiessen – zurückholen – wegschiessen) sehr oft. So können sie ihre eigenen Fähigkeiten und die Eigenschaften des Spielmaterials kennen lernen. Informationsspiel Oerter & Montada (1998) fügen zwischen dem sensumotorischen Spiel und dem Konsstruktionsspiel noch das Informationsspiel hinein. Beim Informationsspiel zeigt das Kind grosses Interesse am Umgang mit Gegenständen. Es erkundet sie, versucht herauszufinden was mit den Gegenständen gemacht werden kann, wie sie aussehen und sich anfühlen. Bei dieser Spielform kann oft beobachtet werden, dass die Kinder versuchen, die Spielgegenstände auseinander zu nehmen. Konstruktionsspiele Aus Zimmer (1998) entnehmen wir, dass sich die Konstruktionsspiele allmählich aus den Funktionsspielen entwickeln. Folgende Bewegungsformen sind typisch für die Konstruktionsspiele: Bauen, Stapeln, Zusammenstecken und Auseinandernehmen. Das Kind geht mit den Spielgegenständen zunehmend sachgerecht um. Nach Oerter & Montada (1998) versucht das Kind im Konstruktionsspiel mit verschiedenen Gegenständen einen Zielgegenstand herzustellen. Ein Zielgegenstand kann ein Bauwerk, eine Zeichnung, eine geformte Figur oder ein konstruiertes Gerät sein. Zimmer (1998) macht zum Konstruktionsspiel folgendes Beispiel: Ende des 2. bis zu Beginn des 3. Lebensjahres schiebt das Kind nicht mehr nur eine Kiste durch den Raum, sondern versucht, mehrere aneinander zu reihen und diese als Zug mit Waggons zu gebrauchen. Mit zunehmendem Alter geht das Kind immer planvoller und konsequenter mit dem Spielmaterial um. Durch die Konstruktionsspiele macht das Kind Erfahrungen mit verschiedenen Gegenständen. Es entwickelt praktische Problemlösungsstrategien und auch schöpferische Fähigkeiten. Die Bewegung an sich tritt in den Hintergrund und wird durch die Vorstellung und die Überlegungen des Spielgeschehens abgelöst. Symbolspiele Unter dem Symbolspiels werden je nach Literatur folgende andere Begrifflichkeiten verwendet: Als-ob-Spiele, Fiktionsspiele und Illusionsspiele. Ungefähr zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr treten die so genannten Fiktions-, oder Illusionsspiele auf (Zimmer 1998). Oerter & Montada (1998) nennen diese Spielform Als-ob- 46 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung Spiele oder Symbolspiele. Typisch für sie ist nach Zimmer (1998) die ausgeprägte Phantasie der Kinder. Kasten (2005a) bestätigt, dass die Spiele der Kinder im 3. Lebensjahr vielfältiger und phantasievoller werden. Dies führt er darauf zurück, dass sich die kognitive Entwicklung der Kinder im Laufe des 3. Lebensjahres ausdifferenziert. Zum Fiktions- oder Illusionsspiel sagt Zimmer (1998) weiter, dass die Objekte oft ihrer Funktion entzogen werden. Beispielsweise ist eine Schnur plötzlich eine giftige Schlange. Oerter & Montada (1998) stimmen dem zu und sagen, dass das Kind in diesem Spiel die Gegenstände und die kindliche Handlung nach seinem eigenen Wunsch und seiner Zielvorstellung umdeutet. Oftmals werden die Handlungen im Spiel aus den gemachten Erfahrungen des Kindes übernommen. Typisch dafür sind Puppen- und Autospiele. Demnach können Rollenspiele auch in die Als-ob-Spiele eingeordnet werden. Durch die Zweckentfremdung, welche in dieser Spielform oft vorkommt, übt sich das Kind laut Zimmer (1998) in der Vorstellungskraft. Diese hat für den geistigen und kognitiven Entwicklungsbereich eine grosse Bedeutung. Mit der Zeit weiss das Kind, wie die Handlung enden wird. Deshalb muss es nicht mehr immer alles real durchführen, sondern kann die Handlung in Gedanken ablaufen lassen. Aufgrund dieser Verinnerlichung ist das Symbolspiel eine wichtige Vorübung für das innere Handelnd, das Denken. Rollenspiele Zimmer (1998) sagt, dass die Kinder im 3. – 6. Lebensjahr das Rollenspiel häufig als Freizeitbeschäftigung auswählen. Die Kinder schlüpfen in Rollen, welche sie aus ihrer Erlebnisund Erfahrungswelt, manchmal aber auch aus ihrer Phantasie kennen. Meistens werden die Rollen von Personen aus dem näheren Umfeld bevorzugt. Tiere und Fahrzeuge sind jedoch nicht weniger beliebt. Unter dem Rollenspiel verstehen Oerter & Montada (1998) ein Zusammenspiel von mehreren Kindern, welche fiktive Rollen einnehmen. Im Spiel verfolgen die Kinder über längere Zeit die gleichen Ziele und handeln gemeinsam. Damit die Kinder zusammen ein Spiel entwickeln können, braucht es eine hohe soziale und kognitive Leistung. Nach Zimmer (1998) ist es beim Rollenspiel wichtig, dass die Kinder nicht nur ihre Bezugspersonen nachahmen, sondern sich auch mit ihnen identifizieren. Da die Kinder die eingenommenen Rollen meistens in Bewegung darstellen, bietet diese Spielform auch eine gute Unterstützung zur Förderung der Motorik. Wenn ein Kind beispielsweise im Klettern gefördert werden muss, macht es dem Kind mehr Spass, wenn es die Wand in der Rolle eines Äffchenchens hoch klettern kann. Kasten (2005b) sagt, dass das Kind im 5. Lebensjahr in unterschiedliche Rollen schlüpfen kann. Er ist der Meinung, dass Kinder, welche gut andere Rollen annehmen können, öfters mit Kindern in Kontakt treten. Auch sagt er, dass diese Kinder lieber mit Gleichaltrigen als mit Erwachsenen spielen, dass sie besonders gut kooperieren und sich häufig sozial verhalten. Kinder mit der Fähigkeit zur Rollenübernahme begin- 47 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung nen, Aufgaben und Probleme gemeinsam zu lösen. Kinder mit einer hohen Rollenübernahmefähigkeit können sich auch gut in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen, was als Empathie bezeichnet wird. Deshalb fällt es ihnen leichter, anderen Kindern beizustehen und zu helfen, ihnen etwas abzugeben, sie zu verteidigen beziehungsweise zu trösten oder in Schutz zu nehmen. Heutzutage wird davon ausgegangen, dass zwischen der Rollenübernahme und der Kognition zahlreiche Wechselbeziehungen bestehen. Veränderungen und Fortschritte in einem Bereich machen sich scheinbar auch im Anderen bemerkbar. Regelspiele Das Regelspiel setzt nach Zimmer (1998) ungefähr im 5. / 6. Lebensjahr ein und ist gekennzeichnet durch verstärkte Formen des Miteinander- und des Zusammenspielens. Die Regeln werden vom Erwachsenen bestimmt und die Kinder müssen sich daran halten. Im freien Spiel sind es meistens die älteren Kinder, welche die Abmachungen festlegen. Im vorschulischen Alter tendieren Kinder dazu, die Spielregeln als Zwangsregeln zu betrachten, welche nicht verändert werden können. Kinder brauchen Ordnung und Kontinuität. Es ist für sie einfacher, wenn sie genau wissen, was sie können und dürfen. Dabei ist wichtig, dass die Spiele auch immer gleich gespielt werden. Im Grundschulalter beginnen die Kinder zu verstehen, dass die Abmachungen auch verändert werden können, wenn alle Beteiligten damit einverstanden sind. Regelspiele sind nach Oerter & Montada (1998) fast immer Wettkampfspiele. Der Leistungsvergleich zwischen den Partnern mit den ungefähr gleichen Fähigkeitsniveaus ist das Reizvolle an den Regelspielen mit Wettbewerbscharakter. 5.3.2. Fazit für die Praxis Unserer Meinung nach stellt das Spiel in der Arbeit mit Kindern ein wichtiges Medium dar. Im Spiel sind die Kinder meistens motiviert und deshalb gut erreichbar. Zu beachten ist, dass die Kinder in jedem Alter anders spielen. Die Psychomotoriktherapeutin sollte sich ständig darüber im Klaren sein, dass die verschiedenen Spiele nicht auf jeder Altersstufe angewendet werden können. Die Kinder brauchen für gewisse Spiele eine bestimmte kognitive Voraussetzung, damit sie dem Spielverlauf folgen können. Wir empfehlen deshalb, mit einer Spielform zu beginnen, welche das Kind altersgemäss bereits gelernt hat. Wenn das Kind dem Spiel kognitiv gut folgen kann, darf auf die nächste Spielform gewechselt werden. Z.B. arbeitet die Psychomotoriktherapeutin mit einem 4-jährigen Kind zuerst auf der Ebene des Konstruktionsspiels. Wenn dieses Spiel für das Kind zu einfach ist, kann auf die nächste Form – das Symbolspiel – gewechselt werden. 48 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung 5.4. Konsequenzen des Lernverhaltens von Kindern im Kleinkindund Vorschulalter Im folgenden Kapitel über das Lernverhalten von Kindern stützen wir uns auf Zimmer (1998). 5.4.1. Definition des Lernens Der Begriff des Lernens wird in der Psychologie sehr viel weiter gefasst wird als in unserem Alltagsverständnis. Jede überdauernde Verhaltensänderung, welche durch Erfahrungen, Beobachtungen oder Übungen, nicht aber durch Reifung oder Zufall entstanden ist, wird als Lernen bezeichnet. Der Lernprozess selber kann dabei nicht beobachtet werden, jedoch sind die Auswirkungen auf das Verhalten sichtbar. Ein Kind macht beispielsweise einen Lernprozess durch, wenn es sich bewusst mit einem Problem auseinandersetzt. Der Lernprozess umfasst aber nicht nur das absichtliche, gezielte Lernen, sondern auch das beiläufige Lernen, wie dies z.B. beim Erwerb von Einstellungen und Haltungen der Fall ist. Für die Psychomotoriktherapeutin ist es von Bedeutung, dass sie sich über die vorhandenen Lernbedingungen der Kinder bewusst ist. Deshalb gehen wir im Folgenden auf einige Lernmodelle ein. 5.4.2. Lernmodelle Reiz-Reaktions-Lernen Reiz-Reaktions-Lernen ist eine der einfachsten Lernarten. Bei dieser Form werden hauptsächlich unwillkürlich Reaktionen wie Gefühle der Angst und Freude, sowie Einstellungen zu Personen und Situationen erlernt. Wenn beispielsweise die Umwelt das Verhalten und die Bewegungsaktivität des Kindes bewertet, wird das Kind dadurch geprägt. Ein übergewichtiges Kind wird bei sportlichen Aktivitäten häufiger ausgelacht, da es die Anforderungen nicht erfüllen kann. Dies führt dazu, dass das Kind in Zukunft sportliche Situationen meidet, obwohl es sich vielleicht gerne bewegen würde. Lernen durch Verstärkung Lernen durch Verstärkung ist eine häufige Form des Reiz-Reaktions-Lernens. Wenn ein Kind eine Rolle vorwärts ausübt und ihm sein Vorhaben gelingt, erlebt sich das Kind als erfolgreich. Durch den Erfolg wird das Kind motiviert, die Rolle erneut auszuführen. Falls das Kind aber bei dem Versuch der Rolle scheitert, oder es die Bewegung als schmerzhaft und unangenehm empfindet, wiederholt es die Versuche meist nicht mehr. Durch den Schmerz erlebt 49 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung das Kind bei der Tätigkeit einen negativen Verstärker. Bei einem gelungenen Versuch wird das Kind durch das Lob der Psychomotoriktherapeutin positiv verstärkt. Die Erfahrungen Lob, Strafe, Erfolg und Misserfolg die auf das Ausüben der Rolle folgen, entscheiden darüber, ob das Kind die Handlung wiederholt oder nicht. Der selbsterlebte Erfolg, die Freude oder der Misserfolg der Tätigkeit sind innerer Verstärker. Das Lob und die Anerkennung von anderen Personen werden als äussere Verstärker bezeichnet. Die Verstärker haben immer eine positiv oder eine negativ Wirkung. Lernen durch Beobachtung / Lernen am Modell Lernen durch Beobachtung oder Lernen am Modell erfolgt bereits in der frühen Kindheit. Wenn jüngere und ältere Kinder zusammen spielen, kann beobachtet werden, wie sich die Jüngeren an den Älteren orientieren und sie nachahmen. Sei dies in den Bewegungen oder in den verbalen Äusserungen. Lernen durch Beobachten bezieht sich aber nicht nur auf das Nachmachen einer Bewegungsform, sondern auch auf die Übernahme von Verhaltensmustern und Einstellungen. Wenn sich der grösste Teil einer Kindergruppe für Fussball interessiert, lassen sich die anderen Kinder oft auch von der Begeisterung anstecken und übernehmen die Freude am Fussball. Falls die Handlungen der Kinder belohnt werden, kann dies ebenfalls der Kategorie Lernen am Modell zugeordnet werden. Die Kinder bemerken, dass sie durch ihr Verhalten belohnt werden, was wiederum ein positiver Verstärker ist. Das regt die Kinder an, die Handlung erneut zu wiederholen. Obwohl Lernen am Modell von den Kindern sehr gut aufgenommen wird, sollte die Psychomotoriktherapeutin nicht immer alles vormachen. Es wird empfohlen, die Bewegungsformen der Kinder aufzunehmen und diese zu erweitern. Lernen durch Einsicht / Entdeckendes Lernen Entdeckendes Lernen wird angewendet, wenn ein Kind mit einer neuen Situation konfrontiert wird. Zuerst versucht das Kind die Situation zu verstehen und wendet eine bereits erfolgreiche Taktik an, um sich zu Recht zu finden. Wenn der bekannte Lösungsweg nicht zum Ziel führt, beginnt das Kind die Situation mit anderen Massnahmen zu lösen. Irgendwann gelingt es ihm auf eine neue Art und es erfährt ein „Aha-Erlebnis“. Das Kind bemerkt, dass es mehrere Handlungen aneinander reihen muss, um sein Ziel zu erreichen. Beispielsweise muss es beim Dreirad fahren zuerst auf den Sattel sitzen und dann mit den Beinen treten. Wenn es versucht, die Räder mit den Armen anzudrehen, kommt das Kind nicht zum gewünschten Ziel. Beim entdeckenden Lernen löst das Kind das Problem auf eine neue Art und entdeckt somit einen neuen Lösungsweg. 50 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung 5.4.3. Fazit für die Praxis In der Realität schliessen sich die unterschiedlichen Lernarten nicht gegenseitig aus. Im Kindesalter laufen viele Lernprozesse unbewusst ab. Häufig wird beobachtet, das sich die verschiedenen Lernformen miteinander vermischen. z.B. beobachtet ein Kind, wie ein Anderes von einem Kasten herunterspringt und ahmt dies nach (Lernen am Modell). Da es Spass daran bekommt, wiederholt es die Sprünge erneut (Reiz-Reaktions-Lernen). Die Erwachsenen müssen beachten, dass sie den Kindern nicht zu früh zu Hilfe eilen, sobald diese in Schwierigkeiten sind. Es ist wichtig, dass die Kinder genügend Zeit erhalten, um das Problem selbständig zu lösen. Nur so bekommen sie die Möglichkeit Lernfortschritte zu erzielen. Wenn die Erwachsenen den Kindern immer voreilig helfen, trauen sie sich mit der Zeit nichts mehr zu, werden wenig selbständig und sind auf die Hilfe von Erwachsenen angewiesen. Weiter sollte darauf geachtet werden, nicht zu viel Lob auszusprechen. Durch zuviel Anerkennung könnte das Kind von äusseren Bewertungen abhängig werden und das Gefühl bekommen, dass seine Handlungen nur dann etwas Wert sind, wenn es dafür gelobt wird. Die Konsequenz daraus ist, dass sich die Kinder meist nicht mehr am selbst Geschaffenen erfreuen können. Auch messen sie sich mit Gleichaltrigen und wollen immer das beste Kind sein. 5.5. Konsequenzen und Bedeutung der Motivation von Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter Weil Zimmer (1998) klar und verständlich auf die Entwicklung und die Bedeutung der Motivation des Kindes eingeht und nachvollziehbare Beispiele anfügt, stützen wir uns auch in diesem Kapitel auf sie. 5.5.1. Definition der Motivation Nach Zimmer (1998) wird Motivation als eine Sammlung für Zustände und Prozesse, die als Antrieb oder Beweggründe des Handelns gelten können, definiert. Auch sieht sie die Motivation als innere Ursache des Verhaltens. Als Motive werden beispielsweise die unterschiedlichen Interessen, Bedürfnisse und Triebe bezeichnet, die das Handeln antreiben. Zu den angeborenen Bedürfnissen wird auch die kindliche Neugierde und den Explorationsdrang gezählt. Folgende Motive beeinflussen das kindliche Verhalten stark: Neugierde Bewegungsdrang 51 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung Explorationsbedürfnis Bedürfnis nach Anerkennung Bedürfnis nach Neuem Bewegungsfreude Bedürfnis nach Leistung Diese Motive sind charakteristisch für die Kindheit. Deshalb sollte ihnen bei Erziehungsprozessen besondere Beachtung geschenkt werden. Die Bedeutung der Motivation für die Entwicklung und das Lernen Die Lernmotivation des Kindes wird als Wechselwirkung zwischen den Motivationen des Kindes und den situationsabhängigen Anregungen betrachtet. Als Motive des Kindes wird die Leistung, das Interesse an Aufgaben und Situationen, sowie sozialbezogene Gründe, beispielsweise das Bedürfnis nach Anerkennung und Zustimmung gezählt. Situative Anregungen stellen folgende Punkte dar: Der Erreichbarkeitsgrad / Schwierigkeitsgrad der gestellten Aufgaben, der situationsbezogene Anreizcharakter und die Neuigkeitsgestaltung der Aufgabe. Damit es gelingt die Kinder für ein Projekt zu motivieren, sollten diese Aspekte bei der Planung und Gestaltung von Bewegungsangeboten berücksichtigt werden. Leistungsmotivation und Anspruchsniveau Wenn die Anforderungen dem Kind entsprechend gestellt werden, sind sie am meisten motiviert, sich mit einem Problem auseinander zu setzen. Wichtig ist, dass die Aufgaben immer lösbar sind und einen mittleren Schwierigkeitsgrad besitzen. Wenn die Anforderungen zu niedrig gestellt sind, verliert das Kind meist schnell das Interesse an der Sache. Wenn die Aufgabe zu schwer ist wird das Kind bald entmutigt, obwohl es sich bemüht die Aufgabe zu lösen. Wenn das Kind die Aufgaben nach mehrmaligem Wiederholen nicht lösen kann, wird es unsicher und entwickelt Versagensängste. Weil sich das Kind nicht mehr an die Aufgabe wagt und somit auch keine Fortschritte erzielt, nimmt die Leistungsfähigkeit ab. Wie Kinder den Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe einschätzen, ist nicht allein von ihrer Anforderung abhängig sondern auch vom Vertrauen, welches das Kind in seine eigene Leistungsfähigkeit hat. Das individuelle Anspruchsniveau wird gut ersichtlich, wenn ein Kind sich selber für Aufgaben mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad entscheiden kann. Bei einer Untersuchung von Heckhausen (1965), zitiert nach Zimmer (1998), konnte die Entwicklung des Anspruchsniveaus beobachtet werden. Kinder unter 3 ½ Jahren machten die gestellten Aufgaben von sich aus der Reihe nach durch. Entweder fingen sie bei der Schwierigsten an und machten die Reihe bis zur Leichtesten durch oder begannen bei der Schwierigsten und arbeiteten sich zur Leichtesten durch. Ältere Kinder gaben sich sichtlich Mühe, die Aufgaben möglichst gut 52 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung zu lösen. Wenn es ihnen nicht gelang, verharmlosten die Kinder die Situation oder versuchten die Aufgaben nicht noch einmal zu lösen. Es zeigte sich jedoch noch kein bestimmtes Anspruchsniveau, das auf vorgegangenen Erfahrungen beruht. Mit 4 ½ Jahren änderte sich dies und die Kinder wählten die Schwierigkeitsstufen aufgrund des vorangegangenen Erfolgs, beziehungsweise Misserfolgs. Die Kinder konzentrierten sich ab diesem Alter auf die obere Leistungsgrenze, wobei sie sich meist sehr gut einschätzen konnten und wussten, welche Ziele erreichbar sind. Differenzierung der Schwierigkeitsgrade Bei Bewegungsaufgaben werden den Kindern oft feste Ziele gesetzt, die sie entweder ganz gut oder gar nicht bewältigen können. Sie müssen beispielsweise über eine Bank balancieren, auf einen Kasten klettern oder von einer bestimmten Höhe hinunterspringenn. Weil es wichtig ist, dass die Kinder das Anspruchsniveau selber wählen können eignen sich Geräte mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden besonders gut für Bewegungsangebote. z.B. verschieden breite und hohe Bänke oder Bretter zum Balancieren, unterschiedlich hohe Kästen zum Klettern usw. Jedes Kind kann bei diesen Angeboten selbst auswählen, wie hoch es klettern möchte und die Kinder können die Aufgabe nach ihrem Anspruchsniveau ausführen. Wenn das Kind den Schwierigkeitsgrad selbst wählen kann, ist die Gefahr einer Über- oder Unterforderung fast nicht vorhanden. Bei Bewegungssituationen wird das Kind in seiner Leistungsfähigkeit gefordert. Somit wird seine Entwicklung der Leistungsmotivation ebenfalls beeinflusst. Das eine Kind klettert ohne Problem auf das Klettergerüst, während sich ein Gleichaltriges nur auf die ersten Stufen traut. Daher ist es wichtig, dass die Bewegungsangebote genügend Spielraum für unterschiedliche Lösungsformen haben. Dadurch kann das Kind für sich selbst das individuelle Niveau aussuchen und die Aufgabe mit Spass bewältigen. Wenn das Kind sein vorgenommenes Ziel nicht erreichen kann, braucht es von der Psychomotoriktherapeutin Unterstützung. Das Kind muss ermutigt werden und die Psychomotoriktherapeutin muss akzeptiert, dass das Kind sein Ziel nicht erreichen konnte. Dazu definiert Zimmer (1998) einen guten Leitsatz für Erwachsene: Den Kindern sollte so wenig wie möglich und so viel wie nötig beim Erreichen ihrer Ziele geholfen werden. Es ist wichtig, dass die Kinder nicht unter Druck gesetzt werden und dass sie die nötige Zeit zur Verfügung haben, um ihr Ziel selbständig zu erreichen. 5.5.2. Fazit für die Praxis Bei Kindern kann die Entwicklung von Leistungsmotivation und die Bildung eines realistischen Anspruchsniveaus auch ohne unmittelbaren Vergleich in Form von Wettkampf und 53 Ausgewählte Aspekte der kindlichen Entwicklung Konkurrenzspielen unterstützt werden. Die Motivation für eine Leistungssteigerung sollte von der Tätigkeit des Kindes ausgehen. Dazu bieten Handlungen die dem Kind als sinnvoll erscheinen eine sehr gute Voraussetzung. Ein Kind wird sich nur bemühen eine Tätigkeit möglichst gut auszuführen, wenn es auch einen Sinn hinter der Handlung erkennen kann. Um das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit zu unterstützen, können (…) folgende Massnahmen hilfreich sein: Da die Leistungsmotivation sich bei jüngeren Kindern vor allem bei Tätigkeiten herausbildet, bei denen sie ihren Körper einsetzen können, sollten Kinder im Kindergarten möglichst viele Gelegenheiten zum Erproben und Verbessern ihrer körperlichen und motorischen Fähigkeiten haben. Hierbei sollten Angebote überwiegen, die den Kindern die selbständige Auseinandersetzung mit Geräten und Materialien gestatten. Bewegungsangebote sollten unterschiedliche Schwierigkeitsgrade enthalten, zwischen denen die Kinder selbständig auswählen können. Den Erfolg einer ausgeführten Handlung sollte ein Kind sich selbst zuschreiben können, Handlungserlebnisse sollten als selbst bewirkt und nicht von fremder Hilfe gesteuert erlebt werden. Bewegungsangebote und Spielsituationen müssen für die Kinder wichtig und sinnvoll sein, da nur so Auswirkungen auf das Erleben der eigenen Tüchtigkeit erwartet werden können. An die Stelle des Vergleichs der Kinder untereinander (soziale Bezugsnorm) sollte die Bewusstmachung des eigenen Leistungsfortschritts (individuelle Bezugsnorm) treten (Zimmer, 1993, S. 106 f.). 54 Entwicklungsprojekt II Praxisbezogener Teil 6. Entwicklungsprojekt 6.1. Beschreibung des Projektes Für die Gestaltung der psychomotorischen Angebote zur Förderung der Grob- und Feinmotorik wenden wir unser Wissen anhand des theoretischen Teils an. Aus dem Theorieteil der motorischen Entwicklung entnehmen wir die motorischen Fähig- und Fertigkeiten, die die Kinder bis zum 5. Lebensjahr erwerben. Um eine umfangreiche Förderung zu ermöglichen, versuchen wir möglichst viele dieser motorischen Fähig- und Fertigkeiten zu berücksichtigen. Die Förderbereiche der motorischen Angebote unterteilen wir in motorische Fähigkeiten, grob- oder feinmotorische Fertigkeiten und in weitere Förderbereiche. Die motorischen Fähig- und Fertigkeiten entnehmen wir aus unserem Fazit des motorischen Theorieteils. Für die feinmotorischen Angebote differenzieren wir die motorischen Fähigkeiten weiter aus. Anhand von Ledls (1994) Entwicklungsbereiche nehmen wir die motorischen Fähigkeiten Hand-Finger-Geschicklichkeit, feinmotorische Koordination und visuomotorische Koordiantion in die Förderbereiche der Angebote auf. Ebenfalls differenzieren wir die motorische Fähigkeit Kraft weiter aus. Für die feinmotorischen Angebote verwenden wir den Begriff Kraftanpassung. Weiter unterteilen wir die motorische Fähigkeit Gleichgewicht in statisches und dynamisches Gleichgewicht. Diese Begriffe entnehmen wir ebenfalls aus den Entwicklungsbereichen von Ledl (1994). 6.2. Rahmenbedingungen Für unser Entwicklungsprojekt besuchten wir eine Kindertagesstätte im Zürich- Schwamendingen. Dort konnten wir die psychomotorischen Angebote zur Förderung der Grob- und Feinmotorik mit Kindern im Alter von 2 – 4 Jahren ausprobieren. Wir führten je neun grobmotorische und feinmotorische Angebote aus psychomotorischer Sichtweise in der Kindertagesstätte durch. Die Kinder durften selbst bestimmen, ob sie bei den Angeboten mitmachen wollten. Insgesamt waren zehn Kinder bereit, die Angebote auszuprobieren. Wir besuchten die Kindertagesstätte an fünf Halbtagen und beteiligten uns jeweils auch am morgendlichen Ritual der Tagesstätte. Beim ersten Besuch führten wir das Pilotprojekt durch, auf das wir im nächsten Abschnitt eingehen werden. 55 Entwicklungsprojekt 6.3. Pilotprojekt Um sicher zu gehen, dass wir mit unseren psychomotorischen Angeboten zur Förderung der Grob- und Feinmotorik auf dem richtigen Weg sind, führten wir je ein grob- und feinmotorisches Angebot als Pilotprojekt in der Kindertagesstätte durch. Auch konnten wir mit dem Pilotprojekt die Kinder kennen lernen. Zur Förderung der Grobmotorik boten wir den Kindern das Angebot „Spinnennetz“, welches auf Seite 77 ersichtlich ist, an. Die Idee für dieses Angebot stammt von den Studentinnen des Studiengangs Psychomotoriktherapie 2004 / 2007. Bei ihnen wurde das Spiel jedoch „Seillabyrinth“ genannt. Für die feinmotorische Förderung führten wir das Angebot „Steckmoos“ durch. Dieses Angebot ist auf der Seite 100 zu sehen. Die Kinder stiegen auf beide Spielvorschläge sehr gut ein und zeigten Spass am Ausprobieren. Unsere Annahme, die Angebote mit einer kleinen Kindergruppe von 3 – 4 Kindern durchzuführen, um das Verhalten und die angewendeten motorischen Fertigkeiten der Kinder besser zu beobachten, zeigte sich als richtig. Während der Durchführung der beiden Angebote beobachteten wir die Kinder frei, ohne vorgegebene Kriterien. Die gesammelten Daten werteten wir danach altersspezifisch aus. Da sich beide Spielvorschläge bewährten, nahmen wir diese in unsere Sammlung auf. 6.4. Auswertung der psychomotorischen Angebote für 2 bis 4jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik Um festzustellen wie die Kinder auf unsere grob- und feinmotorischen Angebote reagieren, stellen wir einen Auswertungsbogen mit verschiedenen Kriterien, die wir aus der Theorie entnommen haben, zusammen. Anhand dieser Kriterien können wir ableiten, ob die grobund feinmotorischen Angebote den psychomotorischen Gesichtspunkten entsprechen. Weiter dient der Auswertungsbogen um festzustellen, welche grob- oder feinmotorischen Fertigkeiten die Kinder in den entsprechenden Angeboten anwenden. Dadurch können wir aussagen, ob die Kinder die motorischen Fertigkeiten, die wir uns für die Angebote ausgedacht haben, auch anwenden. Im Auswertungsbogen haben wir die Kriterien der psychomotorischen Gesichtspunkte und die grob- und feinmotorischen Fertigkeiten in die Kategorien „viel“, „häufig“, „hin und wieder“ und „selten“ zugeordnet (siehe Seite 58). Wenn bei einem Angebot die psychomotorischen Gesichtspunkte den Kategorien „hin und wieder“ oder „selten“ zugeteilt werden, erachten wir eine Überarbeitung des Angebots als sinnvoll. Die motorischen Fertigkeiten, die im entspre- 56 Entwicklungsprojekt chenden Angebot den Kategorien „viel“ oder „häufig“ zugeteilt werden, nehmen wir in den Förderbereich grob- oder feinmotorische Fertigkeiten auf. Für die grob- und feinmotorischen Angebote haben wir je einen separaten Auswertungsbogen gestaltet. In der Auswertung beschränken wir uns auf den Förderbereich grob- oder feinmotorische Fertigkeiten. Die motorischen Fähigkeiten und weitere Förderbereiche werten wir nicht aus. Die motorischen Fähigkeiten sind im Gegensatz zu den motorischen Fertigkeiten nicht beobachtbar und somit schwierig auszuwerten. Die weiteren Förderbereiche nehmen wir nicht in die Auswertung auf, da wir uns in der Theorie nicht auf diese Bereiche stützen. Die Angebote Balancieren und Klangröhren werteten wir nicht aus, da wir diese zwei Spielvorschläge aus zeitlichen Gründen nicht mit den Kindern in der Kindertagesstätte durchführen konnten. 57 Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: _________________ viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen Jede Altersgruppe ist aktiv ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot Mimik ist freudig Sprachliche Äusserung über Freude und Lust ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu Kinder explorieren mit dem Material ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel 58 Entwicklungsprojekt viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen Rennen Klettern Steigen Springen Hüpfen Balancieren Werfen Fangen Kriechen Robben Rollen Rutschen Schieben Ziehen Hängen Tragen Schaukeln Schwingen Weitere Fertigkeiten 59 Entwicklungsprojekt Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: ____________________ viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen Jede Altersgruppe ist aktiv ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot Mimik ist freudig Sprachliche Äusserung über Freude und Lust ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu Kinder explorieren mit dem Material ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel 60 Entwicklungsprojekt viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen Pinzettengriff Stecken Fädeln Schmieren Kritzeln / Malen / Zeichnen Streichen Drücken Kneten Zerknüllen Bauen Reissen Schneiden Werfen Fangen Weitere Fertigkeiten 61 Entwicklungsprojekt 6.5. Grobmotorische Angebote Abbildungen der Angebote: Eigene Fotos 62 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Balancieren Beschreibung des Angebots Die Langbänke werden normal oder mit der Sitzfläche nach unten gedreht hingestellt. Zusätzlich werden Seile auf den Boden gelegt. Weiter besteht auch die Möglichkeit, Holzlatten auf den Boden zu verteilen. Die Kinder können nun über die verschiedenen Materialien balancieren. Material Seile Langbänke Holzlatten Klebeband Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Grobmotorische Koordination Dynamisches Gleichgewicht Visuomotorische Koordination Grobmotorische Fertigkeiten Balancieren Gehen Statisches Gleichgewicht Was sollte beachtet werden Falls man höhere Holzlatten verwendet, sollte darauf geachtet werden, dass sich die Holzlatten nicht verschieben, während die Kinder darauf balancieren. Es wäre sinnvoll die Holzlatten zu befestigen oder eine rutschfeste Unterlage zu verwenden. Wenn man die Langbänke mit der Sitzfläche nach unten aufstellt, muss der Untergrund mit Matten gesichert werden. Weitere Förderbereiche Selbstsicherheit 63 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die Kinder können versuchen auf der schmalen Seite der Langbänke zu balancieren. Die Langbänke können an einer Sprossenwand eingehängt und somit schräg gestellt werden. Das Balancieren ist nun mit einer Steigung verbunden. Die verschiedenen Materialien werden in einem Rundgang aufgestellt. Es werden auch neue Materialen wie Röhren hingelegt. Dadurch wird auch das Kriechen gefördert. Erleichterung Die Kinder balancieren über die Seile. Mit Klebeband wird eine Linie auf den Boden markiert und die Kinder versuchen nur auf der Linie zu gehen. 64 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Ballonduvet Beschreibung des Angebots Viele Ballone werden aufgeblasen und in ein Duvetanzug gestopft. Ist der Duvetanzug prall gefüllt, dürfen sich die Kinder darauf legen und versuchen, auf die andere Seite zu kriechen. Material Duvetanzug Ballone Was sollte beachtet werden Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Grobmotorisch Koordination Kraftanpassung Grobmotorische Fertigkeiten Kriechen Robben Kicken Weitere Förderbereiche Handlungsplanung Selbstsicherheit Entspannung Damit die Ballone nicht platzen, muss der Duvetanzug prall mit Ballonen gefüllt sein. Die Kinder dürfen auch nicht auf das Ballonduvet springen. Falls doch ein Ballon zerplatzt, muss dies die Psychomotoriktherapeutin thematisieren. Besonders die jüngeren Kinder könnten danach Angst haben, noch einmal über das Ballonduvet zu kriechen. Wenn die Kinder nicht noch einmal über das Duvet kriechen möchten, muss die Psychomotoriktherapeutin den Kindern diesen Wunsch erfüllen. 65 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die robben über das Ballonduvet. Die Kinder können das Duvet auf den Knien überqueren. Erleichterung Die Kinder legen sich auf das Ballonduvet und entspannen sich. Wenn sich die Kinder nicht getrauen, über das Ballonduvet zu kriechen, können sie die Ballone aus dem Duvet nehmen und mit diesen ein Spiel entwickeln Auswertung Die Kinder waren an diesem Angebot interessiert. Einzelne waren zuerst etwas ängstlich. Als sie dann aber bei den anderen Kindern sahen, dass es möglich ist über das Ballonduvet zu kriechen, wagten sie sich auch an die Aufgabe. Leider platzte einmal einen Ballon, als ein Junge auf das Ballonduvet sprang. Die jüngeren Kinder hatten nach diesem Vorfall Angst und trauten sich nicht noch einmal über das Duvet zu kriechen. Wenn sich ein Kind fürchtet, ist es wichtig die Angst zu thematisieren. Das Kind sollte nach so einem Ereignis nicht gezwungen werden, erneut über das Duvet zu kriechen. Wenn sich das Kind von sich aus noch einmal an die Aufgabe wagt, sollte die Psychomotoriktherapeutin dem Kind ihre Unterstützung anbieten. Beispielsweise kann sie es an der Hand halten und dem Kind so Sicherheit vermitteln. In unserer Situation wollte das Kind ein anderes Spiel mit einem einzelnen Ballon machen. Weil die anderen Kinder auch Lust hatten frei mit den Ballonen zu spielen, gaben wir ihnen die Erlaubnis die Ballone aus dem Duvet auszupacken. Die Kinder spielten ausgiebig mit den Ballonen. Sie warfen sie hoch oder kickten sie umher. 66 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Hüpfen und springen von Insel zu Insel Beschreibung des Angebots Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Dynamisches Gleichgewicht Grobmotorische Koordination Rhythmisierung Grobmotorische Fertigkeiten Gehen Laufen Klettern Weitere Förderbereiche Räumliche Wahrnehmung Handlungsplanung Kraft Schnelligkeit Orientierung Steigen Springen Hüpfen Papierblätter, Reifen und Matten werden in verschieden grossen Abständen auf den Boden verteilt. Die Papierblätter klebt man am Boden fest. Es muss beachtet werden, dass die Abstände jedem Entwicklungsniveau entsprechen. Deshalb muss das Springen und Hüpfen von einem Gegenstand zum anderen in verschieden grossen Abständen möglich sein. Weiter werden Tische, Stühle und andere Materialien von denen die Kinder aus verschiedenen Höhen hinunterspringenn können, im Raum verteilt. Unterhalb dieser Materialien werden Matten hingelegt. Das Angebot wird in eine Geschichte verpackt. Papierblätter, Reifen, Matten, Tische und Stühle sind jetzt Inseln und die Kinder dürfen sich nur dort aufhalten. Rundherum ist Wasser, in dem hungrige Krokodile schwimmen. Sie können nun von einer Insel zur anderen hüpfen oder springen, hochklettern und hinunterspringenn. Material ⇒ Papierblätter Reifen Matten Klebeband Stühle Tische Es können auch andere Materialien wie z.B. Schaumstoffklötze verwendet werden. 67 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die Abstände zwischen den Papierblättern, Reifen und Matten werden vergrössert. Die Kinder dürfen sich nur auf den Matten bzw. nur auf den Reifen oder Papierblättern aufhalten Die Raumfläche wird als Sumpfgebiet dargestellt. Die Kinder dürfen nur auf einem Bein hüpfen. Das Hüpfen von einer Insel zur nächsten kann beibehalten oder weggelassen werden. Erleichterung Die Abstände zwischen den Papierblättern, Reifen und Matten werden verkleinert. Nur Matten als Inseln verwenden und diese mit kleinen Abständen nebeneinander legen. Auf den Matten haben die Kinder eine grössere Fläche um abzuspringen und zu landen. Auswertung Es ist wichtig den Kindern vorzuzeigen, dass sie sich nur hüpfend oder springend von einer Insel zur anderen fortbewegen dürfen. Ansonsten gehen oder laufen sie von einer Insel zur anderen. Bei unserer Durchführung sind die Kinder von sich aus in ein Rollenspiel eingestiegen. Die Psychomotoriktherapeutin kann z.B. ein Krokodil spielen, das die Kinder zu fangen versucht. Je mehr hohe Hindernisse eingebaut werden, desto mehr werden auch die grobmotorischen Fertigkeiten Klettern und Steigen gefördert. 68 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Klettern Beschreibung des Angebots Verschiedene Materialien wie z.B. grosse Schaumstoffklötze, Stühle, Kindertische und verschiedene Klettergerüste werden aufgestellt. Die Kinder können nun diverse Elemente mit unterschiedlichen Höhen besteigen oder hochklettern. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Statisches Gleichgewicht Dynamisches Gleichgewicht Grobmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Kraft Gelenkigkeit Diverse Klettergerüste Grosse Schaumstoffklötze Stühle Kindertische Was sollte beachtet werden Hohe Klettergerüste müssen mit Matten gesichert werden. Nicht zu viele Schaumstoffklötze aufeinander stapeln, da sonst die Gefahr besteht, dass der Turm zusammenbricht Grobmotorische Fertigkeiten Klettern Steigen Weitere Förderbereiche Handlungsplanung Selbstsicherheit 69 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Je nach Auswahl der Klettergerüste kann das Klettern erschwert werden. Erleichterung Die Schaumstoffklötze so platzieren, dass nur kleine Höhenunterschiede zu meistern sind. Auswertung Die Kinder konnten sich lange mit diesem Angebot beschäftigen. Es lässt den Kindern Freiraum eigene Ideen einzubringen wie z.B. die Schaumstoffklötze aufeinander zu stapeln und hoch zu klettern. Dadurch werden zusätzlich grobmotorische Fertigkeiten wie Springen, Gehen, Kriechen und Rutschen gefördert. 70 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Rollwägeli Beschreibung des Angebots Die Kinder erhalten ein Rollbrett. Wenn sie auf dem Rollbrett sitzen oder bäuchlings darauf liegen können sie frei im Raum herumfahren. Material Was sollte beachtet werden Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Dynamisches Gleichgewicht Grobmotorische Koordination Kraftanpassung Orientierungsfähigkeit Grobmotorische Fertigkeiten Abstossen Schieben Weitere Förderbereiche Räumliche Wahrnehmung Handlungsplanung Rollwägeli Seil Hindernisse für den Parcours Falls die Kinder lange Haare tragen müssen diese zusammengebunden werden. Bei Fortbewegungen mit dem Rollbrett besteht die Gefahr, dass die Haare in die Rollen des Rollbretts kommen. Damit die Kinder nicht mit dem Rollbrett über die Finger fahren, muss die Psychomotoriktherapeutin die Kinder darauf aufmerksam machen, dass sie auf ihre Hände Acht geben müssen. Sozialkompetenz 71 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die Kinder versuchen auf dem Rollwägeli zu stehen. Im Raum wird ein Parcours aufgestellt. Die Kinder müssen mit dem Rollwägeli durch den Parcours fahren, ohne dabei ein Hindernis zu berühren. Erleichterung Die Kinder bilden zweier Gruppen. Das eine Kind sitzt auf dem Rollwägeli und das Andere schiebt es im Raum umher. Wenn ein Kind versucht auf dem Rollwägeli zu stehen, kann ihm ein anderes Kind als Unterstützung die Hand geben. Auswertung Beim Rollwägeliangebot äusserten sich die Kinder verbal, dass ihnen das Angebot Spass gemacht hat. Sie waren sehr aktiv und fuhren mit dem Rollwägeli im Raum umher. Als Input befestigten wir ein Seil an einem Hacken. Die Kinder hatten so die Möglichkeit, sich auf dem Rollwägeli dem Seil entlang zu ziehen. Diese Idee nahmen die Kinder nur kurz auf. Auch fanden sie es nicht sehr interessant, sich gegenseitig an einem Seil durch den Raum zu ziehen. 72 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Rutschbahn Beschreibung des Angebots Matten oder Matratzen werden auf eine Treppe gelegt. Eventuell müssen diese befestigt werden, damit sie sich nicht verschieben. Die Kinder können auf dieser Matten- oder Matratzenbahn hinunterrutschen. Das Ende der Rutschbahn muss mit weiteren Matten gesichert werden. Material Matten oder Matratzen Plastiksäcke oder andere gleitende Materialien Seile, um die Matten oder Matratzen zu sichern Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Dynamisches Gleichgewicht Grobmotorische Koordination Grobmotorische Fertigkeiten Rutschen Steigen Springen Kraft Ausdauer Rollen Kriechen Was sollte beachtet werden Wenn mehrere Kinder zusammen hinunterrutschen, muss die Sicherheit durch die Psychomotoriktherapeutin immer gewährleistet werden. Ängstliche Kinder alleine und nicht in Gruppen hinunterrutschen lassen. Um Rempeleien auszuschliessen sollen auch „aufgedrehte“ Kinder alleine hinunterrutschen. Weitere Förderbereiche Taktil-kinästhetische Wahrnehmung Sozialkompetenz 73 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die Kinder können die Mattenbahn auch hinunterrollen oder hinunterspringenn. Die Mattenbahn rückwärts oder seitwärts hinunterrutschen. Die Kinder können auf Plastiksäcken oder auf anderen gleitenden Materialien hinunterrutschen. Die Rutschgeschwindigkeit wird so erhöht. Mehrere Kinder rutschen gleichzeitig hintereinander hinunter (Kolonne, Eisenbahn). Nur eine Seite der Treppe mit Matten belegen. Die Kinder rutschen auf dieser Seite hinunter und steigen auf der anderen Seite die Treppe hoch. Seite hochsteigen. Nebst den grobmotorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten fördert dieses Angebot auch die Sozialkompetenz. Erleichterung Rutschweg verkleinern, indem die Rutschbahn erst in der Hälfte der Treppe beginnt. Die Psychomotoriktherapeutin rutscht mit einem Kind zusammen hinunter. Beide Seiten der Treppe mit Matten belegen. Die Kinder rutschen auf der einen Seite hinunter und kriechen auf der anderen Seite hoch. Auswertung Die Kinder stiegen sehr freudig auf das Angebot ein. Sie zeigten grosse Ausdauer im Explorieren und probierten verschiedene Varianten des Rutschens aus. Auch sprangen sie auf den Matten hinunter. Wir haben die ganze Treppe mit Matten belegt. So konnten die Kinder auf den Matten hochkriechen. Wenn man nur eine Seite der Treppe mit Matten belegt, können die Kinder die andere 74 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Schaukeln Beschreibung des Angebots Ein halbrunder Kletterbogen wird mit der Öffnung nach oben in den Raum gestellt. Die Kinder können auf den Bogen steigen. Wenn sie das Gewicht verlagern, beginnt der Bogen zu schaukeln. Zusätzlich wird ein GongeKreisel aufgestellt. Für Kinder von 2 bis 4 Jahren hat dieser Kreisel eine gute Grösse. Zwei Kinder dürfen sich in den Kreisel setzen. Wenn sie ihr Gewicht verlagern, beginnt sich der Kreisel zu drehen. Durch zwei Reifen kann eine Matte oder eine Matratze gelegt werden sodass die Reifen auf einer Seite mit den Materialien abgedeckt sind. Die Kinder können sich hinein legen und selbständig schaukeln. Wenn ihnen die Schaukelbewegung nicht gelingt, gibt ihnen die Psychomotoriktherapeutin oder ein anderes Kind an. Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Dynamisches Gleichgewicht Material Grobmotorische Fertigkeiten Schaukeln Rollen Weitere Förderbereiche Handlungsplanung Sozialkompetenz Schieben Bogen Kreiskegel Matratzen / Matten Reifen Selbstsicherheit Entspannung 75 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Je höher die Kinder auf den Gonge-Kreisel steigen, desto schwieriger ist es das Gleichgewicht zu behalten. Ebenfalls braucht es mehr Mut, weil das Kind eine grössere Schaukelbewegung erzeugt. Das Kind sitzt alleine auf dem Bogen. Dies erschwert eine gleichmässige Schaukelbewegung. Das Angebot mit den Reifen und der Matte kann erschwert werden indem der ganze Reifen mit Matratzen / Matten ausfüllt oder auf die Öffnung ein Tuch gelegt wird. Wenn das Kind nichts mehr sieht, ist die Anforderung höher. Auch können die Kinder eine 360° Drehung machen, wenn die Reifen vollständig mit Matten ausgefüllt sind. Dieses Angebot kann auch mit einer Langbank umgesetzt werden. Die Langbank wird in der Mitte auf eine Erhöhung gestellt und zwei Kinder, die ungefähr gleich schwer sind, können sich an den Enden hinsetzen und zusammen hoch und runter schaukeln. Auswertung Das Schaukeln machte den Kindern sehr viel Spass. Die Kinder fanden bald heraus, dass sie sich das Schaukeln gegenseitig erleichtern können, wenn jemand die Schaukel bewegt. Durch diese Hilfe war der soziale Kontakt in diesem Angebot gross. Auch brauchte es für einige Kinder viel Mut, von hoch oben herunter zu schaukeln. Durch dieses Angebot konnte deshalb die Selbstsicherheit der Kinder gestärkt werden. Erleichterung Die Kinder setzen sich in die Mitte des Bogens. Dort ist die Schaukelbewegung klein. Somit muss das Kind weniger Ausgleichsbewegungen mit dem Körper machen. Wenn sich zwei gleich schwere Kinder vis à vis auf den Bogen setzen, gibt es automatisch eine gleichmässige Schaukelbewegung. 76 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Spinnennetz Beschreibung des Angebots Mit mehreren Seilen wird ein Netz gespannt. Die Seile sind auf unterschiedlichen Höhen angemacht. Die Kinder können unter den Seilen durchkriechen oder versuchen, zwischen den entstandenen Zwischenräumen hindurch zu steigen. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Statisches Gleichgewicht Dynamisches Gleichgewicht Grobmotorische Koordination Gelenkigkeit Orientierungsfähigkeit Grobmotorische Fertigkeiten Steigen Kriechen Robben Weitere Förderbereiche Räumliche Wahrnehmung Handlungsplanung Konzentration Seile Glöckchen Reifen Chiffontücher Was sollte beachtet werden Um die grobmotorischen Fertigkeiten Steigen, Kriechen und Robben zu fördern, dürfen die Seile nicht an einem Material befestigt werden, an welchem die Kinder hochsteigen und herunter springen können. Sonst sind sie von der eigentlichen Aufgabe zu fest abgelenkt. 77 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Als Motivation werden unterschiedliche Materialen, beispielsweise ein Glöckchen oder ein Chiffontuch, an den Seilen befestigt. Die Kinder geben sich gegenseitig eine Aufgabenstellung indem sie vorgeben, wo welches Kind hindurch kriechen soll. An die Seile werden unterschiedlich grosse Reifen angemacht. Die Kinder versuchen zusätzlich durch die Reifen zu kriechen. Die Kinder dürfen das Seil während dem Durchkriechen nicht berühren. Damit sie auditiv wahrnehmen, wenn sie das Seil berühren, wird ein Glöckchen an die Seile befestigt. Erleichterung Die Zwischenräume, welche durch die Seile entstehen, werden vergrössert. Es wird nur ein Seil durch den Raum gespannt. Die Kinder kriechen unter diesem durch oder steigen über das Seil. Auswertung Das Spinnennetzspiel eignet sich gut um die Fertigkeiten Steigen, Kriechen und Robben zu unterstützen. Durch die unterschiedlichen Höhen des Netzes können die Kinder in ihren individuellen Entwicklungsniveaus gut abgeholt und gefördert werden. 78 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Werf- und Fangspiel Beschreibung des Angebots Die Kinder suchen aus vorgegebenen Materialien eines aus. Sie werfen ihr ausgesuchtes Material in die Luft und fangen es wieder auf. Mit der Zeit gibt die Psychomotoriktherapeutin den Input hinein, dass die Kinder mit ihrem ausgewählten Material ein Ziel treffen müssen. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Dynamisches Gleichgewicht Visuomotorische Koordination Grobmotorische Fertigkeiten Werfen Fangen Tennisbälle Ping-Pong-Bälle Chiffontücher Grosse Bälle Leichte Bälle Reaktionsfähigkeit Kraftanpassung Gehen Tragen Weitere Förderbereiche Räumliche Wahrnehmung Konzentration 79 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Das Ziel, in welches die Kinder ihr ausgewähltes Material werfen, wird verkleinert. Die Kinder müssen nach jedem Wurf auf das Ziel ihr Wurfgegenstand wechseln. Erleichterung Die Kinder dürfen näher zum definierten Ziel gehen. So müssen sie weniger weit werfen und es ist einfacher, das Ziel zu treffen. Das Ziel wird vergrössert. Auswertung Zuerst planten wir, dass die Kinder einander einen Ball zuwerfen. Weil die Kinder den Ball nicht mehr aus den Händen geben wollten, mussten wir das Angebot abändern. Die Kinder konnten aus unterschiedlichen Materialien eines aussuchen. Wir gaben ihnen die Aufgabe, ihre Materialien hoch zu werfen und wieder zu fangen. Diesen Input konnten die Kinder gut annehmen und sie gestalteten nach der anfänglichen Schwierigkeit ein abwechslungsreiches Spiel. Am Ende hatten die Kinder die Idee, ihre ausgewählten Gegenstände in ein vorgegebenes Ziel zu werfen. Diese Idee nahmen wir dann auch in unser Angebot auf. 80 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt GROBMOTORIK Zauberweg Beschreibung des Angebots Mit verschiedenen Materialien wie z.B. kleine Schaumstoffklötze, Holzspäne, Kastanien, Matten, weiche Bälle, Kissen usw. wird ein Weg gelegen. Die Materialien werden anschliessend mit einem Tuch bedeckt. Die Kinder dürfen nun barfuss über diesen Weg gehen. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Grobmotorische Koordination Dynamisches Gleichgewicht Visuomotorische Koordination Grobmotorische Fertigkeiten Gehen Rennen Statisches Gleichgewicht Balancieren Weitere Förderbereiche Taktil-kinästhetische Wahrnehmung ⇒ Kleine Schaumstoffklötze Holzspäne Kastanien Perlen Steine Seile Klangröhren Matten Weiche Bälle Kissen Grosses Tuch Die Materialien für den Weg können individuell zusammengestellt werden. Es können auch andere Materialien verwendet werden. Was sollte beachtet werden Es kann sein, dass sich gewisse Kinder nicht wagen über den Weg zu laufen, da sie nicht wissen, was sie erwartet. In solchen Fällen zeigt die Psychomotoriktherapeutin dem Kind, was sich unter dem Tuch befindet und läuft mit ihm zusammen den Weg. 81 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Durch Ertasten mit den Füssen erraten, die Kinder was für Materialien sich unter dem Tuch befinden. Die Psychomotoriktherapeutin gibt ein bestimmtes Material vor auf dem die Kinder beim Trommelschlag stehen bleiben sollen, z.B. etwas Weiches, Rundes etc. Den Weg auf verschiedene Arten begehen z.B. ganz langsam, schnell gehen oder rennen, wie ein Zwerg gehen, auf den Zehenspitzen usw. Erleichterung Die Kinder kriechen über den Weg. Weiche Materialien benutzen, auf denen die Kinder gut gehen können wie z.B. Matten und kleine Schaumstoffklötze. Die Kinder dürfen zuerst schauen, was sich unter dem Tuch befindet, bevor sie über den Weg laufen. Dies eignet sich vor allem, bei Kindern, die ängstlich sind. Auswertung Die Kinder waren sehr neugierig zu wissen, was sich unter dem Tuch befindet und schauten ständig nach. Eine Möglichkeit ist, den Kindern zuerst zu zeigen, was sich unter dem Tuch befindet oder sie nach jedem Material nachschauen lassen. Durch dieses Angebot können die Kinder die grobmotorischen Fertigkeiten gehen und balancieren vertiefen. 82 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt 6.6 Feinmotorische Angebote Abbildungen der Angebote: Eigene Fotos 83 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Bauen Beschreibung des Angebots Die Kinder bauen mit verschiedenen Materialien diverse Gebilde. Material Bauklötze Kleine Schaumstoffklötze Streichhölzer Holzstängel Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Hand-Finger-Geschicklichkeit Feinmotorische Fertigkeiten Bauen Greifen Weitere Förderbereiche Räumliche Wahrnehmung Handlungsplanung Pinzettengriff Konzentration Sozialkompetenz 84 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Kleine Materialien wie z.B. Streichhölzer verwenden. Erleichterung Grossflächige Materialien wie z.B. Schaumstoffklötze benutzen. Auswertung Die Kinder zeigten grosse Ausdauer. Obwohl sie bestimmt auch in der Kindertagesstätte oder zu Hause die Fertigkeit Bauen ausüben, konnten sie sich sehr für dieses Angebot begeistern. Das zeigt uns, dass das Bauen wirklich ein zentrales Spiel des Kleinkind- und Vorschulalters ist. Während der Durchführung ist uns aufgefallen, dass das Bauen in einer Kindergruppe viel zur Förderung der Sozialkompetenz beiträgt. Deshalb haben wir diese Kompetenz in die weiteren Förderbereiche aufgenommen. 85 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Fingerfarben Beschreibung des Angebots Die Kinder bekommen verschiedene Fingerfarben. Diese können sie auf einem Zeichnungspapier ausprobieren. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Feinmotorische Fertigkeiten Schmieren Kritzeln / Malen / Zeichnen Fingerfarben Zeichnungspapier Für jedes Kind eine Schürze Abdeckmaterial Gefäss mit Wasser Handtuch Was sollte beachtet werden Streichen Pinzettengriff Weitere Förderbereiche Taktik-kinästhetische Wahrnehmung Sozialkompetenz Entspannung Damit die Kleider nicht schmutzig werden, müssen die Kinder eine Schürze tragen. Ebenfalls muss der Tisch gut abgedeckt sein, damit er nicht vermalt wird. Wenn die Kinder die Fingerfarben mit den Füssen ausprobieren, müssen der Boden abgedeckt und die Hosen hochgekrempelt werden. Damit die Kinder die Fingerfarbe schnell abwaschen können, wird ein Gefäss mit warmem Wasser und ein Handtuch bereitgestellt. 86 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Ein Kind zeichnet etwas und die Anderen müssen erraten, was das Kind gezeichnet hat. Mutige Kinder können auch mit den Füssen malen. Dazu setzen sie sich am Besten auf einen Stuhl. Vor dem Stuhl wird ein Blatt auf dem Boden befestigt. So kann das Kind aus dem Sitzen heraus das Blatt mit den Füssen bemalen. Erleichterung Mit ängstlichen Kindern beginnt die Psychomotoriktherapeutin mit dem Malen und lädt die Kinder fürs Angebot ein. Anstatt jedem Kind ein separates Blatt zum Zeichnen zu geben, kann allen Kindern ein gemeinsames grosses Blatt vorgelegt werden. Die Kinder sind somit nicht so sehr unter Druck um etwas zu zeichnen und können die Ideen der anderen Kinder besser aufnehmen. Auswertung Beim Angebot mit den Fingerfarben waren die Kinder sehr experimentierfreudig. Zu Beginn gingen sie vorsichtig mit einem Finger in die Farbe und mit der Zeit konnten sie nicht genug davon kriegen. Sie versuchten, den Finger so tief wie möglich in die Farbe zu stecken und soviel Farbe wie möglich heraus zu nehmen. Bei diesem Angebot verhielten sich die Kinder sehr sozial untereinander. Sie waren neugierig, was die Anderen malten und teilweise halfen sich die Kinder gegenseitig, das Bild fertig zu stellen. 87 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Klangröhren Beschreibung des Angebots Die Kinder erhalten eine Klangröhre. Zuerst dürfen sie mit der Röhre experimentieren. Im Raum sind verschiedene Gegenstände verteilt. Nachdem die Kinder einige Erfahrungen mit der Klangröhre gemacht haben, dürfen sie die Materialien im Raum entdecken. Einige Materialien passen in die Klangröhre, andere nicht. Die Kinder können ausprobieren, welche Materialien durch die Öffnung der Klangröhre passen und welche zu gross sind. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Was sollte beachtet werden Die Kinder müssen darauf aufmerksam gemacht werden die Gegenstände nicht in den Mund zu nehmen. Auch empfehlen wir die Kinder am Ende des Angebots aufzufordern, alle Gegenstände wieder an den vorgegebenen Platz zu versorgen. Ansonsten ist es möglich, dass einige Gegenstände den Raum verlassen. Feinmotorische Fertigkeiten Pinzettengriff Schwingen Weitere Förderbereiche Räumliche Wahrnehmung Konzentraion Klangröhren verschiedene Materialien Entspannung 88 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die Kinder müssen versuchen, die Gegenstände in der Röhre zu behalten. Die Kinder müssen in möglichst kurzer Zeit so viele Materialien wie möglich durch die Röhre bringen. Die Kinder können in die Klangröhren blasen und versuchen, einen Ton zu erzeugen. Erleichterung Die Kinder können die Klangröhre schwingen und so Musik machen. Die Kinder können die Klangröhre am Körper herunter rollen und sich dabei entspannen. Auswertung Die Klangröhren eigneten sich gut als Angebot. Die Kinder kannten das Material noch nicht und waren deshalb entdeckungsfreudig. Bald entwickelten sie mit der Klangröhre verschiedene Rollenspiele. Die Röhre eignete sich als Elefantenrüssel, als Flügel eines Flugzeuges und auch als Autolenkrad. Als die Kinder die Materialien durch die Klangröhre herunterlassen durften, waren sie fasziniert von den unterschiedlichen Tönen, welche sie eigenständig erzeugen konnten. 89 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Kneten Beschreibung des Angebots Alle Kinder bekommen ein Stück Knete. Zuerst können sie ohne Materialien mit der Knete experimentieren. Mit der Zeit kann die Psychomotoriktherapeutin Vorschläge bringen. Z.B. können die Kinder einen Igel oder einen Drachen kneten. Die Stacheln können die Kinder einfach herstellen indem sie Holzspiesse nehmen und diese in die Knete drücken. Auch finden es die Kinder ansprechend, wenn sie mit einem Stempel die Oberfläche der Knete verändern können. Während der Weichnachtszeit können auch Backformen gut in dieses Angebot integriert werden. Als Abschluss können alle Kinder eine Kugel formen und diese in eine Zielvorgabe werfen. Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Feinmotorische Fertigkeiten Drücken Kneten Rollen Material Kraftanpassung Stecken Werfen Fangen Weitere Förderbereiche Taktil-kinästhetische Wahrnehmung Handlungsplanung Entspannung Konzentration Knete Holzspiesse Glacestängel Stempel Backformen Was sollte beachtet werden Da es verschiedene Knetmassen gibt, muss darauf geachtet werden, dass mit einer weichen Knete gearbeitet wird. Den Kindern fällt es so leichter, etwas herzustellen. Wenn die Kinder am Ende die Knete in ein Ziel werfen, sollte dieses nicht zu klein sein. 90 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die Kinder versuchen ganz kleine Figuren zu kneten. Wenn sich die Kinder an die weiche Knete gewöhnt haben, kann ihnen einen härteren Knet oder sogar Ton gegeben werden. Erleichterung Die Kinder bekommen keine vorgegebene Aufgabe sondern können mit der Knete experimentieren und herstellen, was sie wollen. Die Kinder legen sich mit einem Stück Knete auf eine Decke. Sie können die Knete drücken und sich dabei entspannen. Auswertung Die Kinder stiegen sehr schnell auf die Knete ein und experimentierten damit. Sie machten kleine Bälle und spickten sie mit dem Zeigefinger über den Tisch, machten Fingerabdrücke in den Knet oder versuchten, eine Figur herzustellen. Die Mädchen waren begeistert als wir ihnen Holzspiesse und Glacestängel gaben. Sie steckten diese Materialien in den Knet und konnten ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Besonders die jüngeren Kinder reagierten gut auf den Stempel. Sie waren von dem gemachten Abdruck begeistert und zeigten uns stolz, was für ein Sujet sie in den Teig gedrückt haben. 91 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Nagelbrett Beschreibung des Angebots Jedes Kind erhält ein Brett auf dem in gleichmässigen Abständen Nägel eingeschlagen sind. Die Kinder bekommen verschieden lange und unterschiedlich dicke Gummibänder, welche sie um die Nägel spannen. Mit den vielfältigen Farben der Gummibänder entsteht auf dem Nagelbrett ein Bild. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Feinmotorische Fertigkeiten Greifen Pinzettengriff Weitere Förderbereiche Visuelle Wahrnehmung Handlungsplanung Konzentration Nagelbrett Gummibänder Was sollte beachtet werden Kraftanpassung Mit den älteren Kindern kann das Nagelbrett gut selber hergestellt werden. Die Nägel dürfen nur halbtief in das Brett geschlagen werden, damit die Kinder die Gummibänder noch gut daran befestigen können. Ziehen Loslassen Sozialkompetenz Selbständigkeit 92 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Es werden verschiedene farbige Wege auf das Nagelbrett aufgezeichnet. Das Kind bekommt die Aufgabe mit einem gleichfarbigen Gummiband die vorgezeichneten Wege nach zu spannen. Die Psychomotoriktherapeutin gibt den Kindern vor nach wie vielen Nägeln die Richtung gewechselt werden muss. Dazu ein Beispiel: „Nach drei Nägeln musst du eine Kurve machen“. Erleichterung Ein grösserer Abstand zwischen den Nägeln erleichtert den Kindern das Spannen des Gummibandes oder der Schnur. Die Kinder bekommen elastischere Gummibänder. Diese lassen sich einfach ziehen und somit auch besser an die Nägel befestigen. Auswertung Bei diesem Angebot waren die Kinder sehr aufmerksam. Sie mussten sich konzentrieren, um die Gummibänder richtig auf dem Nagelbrett zu befestigen. Es war interessant zu sehen, dass das 2jährige Kind nach einem System vorging. Es befestigte die gleichfarbigen Gummibänder an den gleichen Nägeln. Das 3-jährige Kind hingegen befestigte die Gummibänder irgendwo an den Nägeln. Als wir die Idee für dieses Angebot hatten, nahmen wir an, dass die Kinder die Gummibänder durch den Raum spicken werden. Diese Hypothese traf aber nicht zu. Das 3-jährige Kind versuchte kurze Zeit eine Schnur an die Nägel zu befestigen. Da es ihm mit der Schnur weniger Spass zu machen schien als mit den Gummibändern strichen wir diese Variante aus dem Angebot. 93 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Papierspiel Beschreibung des Angebots Es werden Zeitungen, Blätter, Alufolie und Scheren auf einem Tisch bereit gelegt. Die Kinder können die Zeitungen, Blätter und Alufolie in Stücke reissen oder schneiden. Auch können sie diese mit den Händen zerknüllen. Material Zeitungspapier Papierblätter Alufolie Scheren Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Hand-Finger-Geschicklichkeit Feinmotorische Fertigkeiten Zerknüllen Reissen Was sollte beachtet werden Damit die Kinder die Zeitungen und das Papier nicht nur mit der Schere zerschneiden, sondern auch zerreissen und zerknüllen, können zu Beginn des Angebots auch nur Zeitungen und Papier ohne Scheren bereit gelegt werden. Schneiden Weitere Förderbereiche Selbständigkeit 94 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Linien zum Ausschneiden oder zum Reissen vorzeichnen. Ganz kleine Stücke reissen. Eine ganz lange Papierschlange reissen. Kleinere Papierstücke zerknüllen. Erleichterung Nur Zeitungspapier verwenden, da dies besser geht zum Reissen. Das Schneiden weglassen. Beim Schneiden Hilfestellungen leisten (mit einer Schere, bei der mit dem Kind zusammen geschnitten werden kann und es somit geführt wird). Auswertung Die Kinder zeigten vor allem am Zerknüllen der Alufolie Freude. Für sie schien die Alufolie ein neues Material zu sein, das sie noch nicht kannten. Auch mit dem Zeitungsreissen konnten sie sich lange beschäftigen. 95 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Perlenspiel Beschreibung des Angebots Die Kinder stecken die farbigen Perlen auf die Stiftplatten. Verschiedene Fäden und grössere Perlen regen die Kinder an, die Perlen zu einer Kette aufzufädeln. Material Kleine Perlen Diverse Stiftplatten Verschieden grosse Perlen Faden Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Hand-Finger-Geschicklichkeit Feinmotorische Fertigkeiten Greifen Pinzettengriff Was sollte beachtet werden Die Kinder dürfen die Perlen nicht in den Mund nehmen. Deshalb ist es wichtig, sie zuvor darauf aufmerksam zu machen. Stecken Fädeln Weitere Förderbereiche Visuelle Wahrnehmung Konzentration 96 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Mit den Perlen verschiedene Muster auf den Steckbrettern gestalten. Die Steckbretter nach Mustervorlagen bestecken. Kleine Perlen auffädeln. Farbe, Form und Reihenfolge der Perlen für die Perlenkette vorgeben. Erleichterung Grössere Perlen und dazu passende Steckbretter anbieten. Perlen mit grosser Öffnung zum Auffädeln verwenden. Auswertung Bei der Durchführung gingen die Kinder mehr auf das Angebot ein, verschiedene Perlen aufzufädeln, als die Perlen auf die Steckbretter zu stecken. Wir nehmen an, dass das Steckbrettspiel für die Kinder nicht so attraktiv war, weil sie dieses Spiel bereits aus der Kindertagesstätte kannten und somit auch sonst die Möglichkeit hatten, dies auszuprobieren. Das Auffädeln verschiedener Perlen probierten alle Kinder eifrig aus. 97 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Rasierschaumspiel Beschreibung des Angebots Rasierschaum wird auf einer Unterlage mit Seitenrändern verteilt. Die Unterlage sollte abwaschbar oder gut entsorgbar sein wie z.B. ein Abfallsack. Die Kinder dürfen nun den Rasierschaum mit den Händen ertasten und damit spielen. Zusätzlich kann man kleine Holzperlen oder andere geeignete Gegenstände im Rasierschaum verstecken. Die Kinder können diese dann ertasten und herausnehmen. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Hand-Finger-Geschicklichkeit Feinmotorische Fertigkeiten Greifen Pinzettengriff Schmieren Rasierschaum Holzperlen oder andere kleinere Gegenstände wie z.B. Murmeln Unterlage mit Seitenrändern für den Rasierschaum Evtl. Abfallsack Was sollte beachtet werden Drücken Kneten Streichen Die Kinder dürfen den Rasierschaum nicht in den Mund nehmen. Weiter wäre das Tragen einer Schürze sinnvoll, damit die Kleider nicht voller Rasierschaum sind. Weitere Förderbereiche Taktil-kinästhetische Wahrnehmung Körperkonzept 98 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Ganz kleine Holzperlen im Schaum verstecken, weil diese schwieriger zu finden sind. Ein Kind zeichnet im Rasierschaum etwas vor, ein anderes Kind zeichnet dies nach oder erratet, was es sein soll. Die Kinder schreiben den eigenen Namen oder andere Wörter, die sie bereits kennen, in den Rasierschaum. Zur Förderung des Körperkonzepts die Kinder Arme oder Beine mit Rasierschaum einreiben lassen. Die Kinder lernen dabei ihren Körper wahrzunehmen und die Körperteile zu benennen. Körper wahrzunehmen und ihre Körperteile zu benennen. Dies fordert natürlich die Unterstützung der Psychomotoriktherapeutin. Wir haben diese Förderung des Körperkonzepts in die Varianten des Angebots aufgenommen. Erleichterung Die Kinder ertasten und spielen mit dem Rasierschaum ohne dabei Holzperlen oder andere Gegenstände versuchen zu finden. Mit dem Rasierschaum in die Hände klatschen. Auswertung Die Kinder explorierten sehr freudig mit dem Rasierschaum und wollten gar nicht mehr aufhören. Wir dachten, die Kinder würden auch die feinmotorischen Fertigkeiten Malen, Zeichnen, Kritzeln anwenden. Dies war aber nicht der Fall. Wir stellen uns vor, dass eher ältere Kinder diese Fertigkeiten ausprobieren. Hingegen zeigten die Kinder ab und zu die Fertigkeit Klatschen. Weiter begannen die Kinder ihre Arme mit Rasierschaum einzureiben. Hier sehen wir eine Möglichkeit das Körperkonzept zu fördern. Die Kinder können durch Einreiben ihrer Arme oder ihrer Beine mit Rasierschaum lernen, ihren 99 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Steckmoosspiel Beschreibung des Angebots Den Kindern wird je ein Stück Steckmoos abgegeben. Die Kinder dürfen das Steckmoos verformen und die Oberflächenstruktur verändern. Material Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Feinmotorische Fertigkeiten Stecken Drücken Kraftanpassung Steckmoos Holzspiesse Glacestängel Schere Stifte Federn Knetinstrumente Schürze Was sollte beachtet werden Kritzeln / Malen / Zeichnen Schneiden Weil das Steckmoos an den Kleidern kleben bleibt, empfehlen wir den Kindern Hausschuhe und Schürzen anzuziehen. Weitere Förderbereiche Taktil-kinästhetische Wahrnehmung Konzentration Sozialkompetenz 100 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die Kinder zerschneiden das Steckmoos mit einer Schere. Die Kinder stecken kleine Gegenstände wie z.B. Zündholzer oder kleine Holzstäbe in das Steckmoos. Die Psychomotoriktherapeutin gibt den Kindern vor, wo sie die Gegenstände in das Steckmoos stecken müssen. Die Kinder ritzen mit einem Stift oder mit einem Knetinstrument verschiedene Vertiefungen in die Oberfläche. Kinder sozial miteinander um. Wenn ein Kind kein Moos mehr hatte, konnte es von einem anderen Kind etwas ausleihen. Erleichterung Die Kinder stecken grosse Gegenstände, z.B. einen Stift, in das Steckmoos. Damit die Kinder das Steckmoos besser zerdrücken können, gibt ihnen die Psychomotoriktherapeutin kleinere, für sie handlichere Stücke. Das Steckmoos wird nass gemacht. Die Oberflächenstruktur wird somit verändert und das Steckmoos lässt sich leichter zerdrücken. Auswertung Das Steckmoos war für viele Kinder ein neues Material. Wahrscheinlich gingen sie deshalb sehr experimentierfreudig damit um. Die Kinder waren sehr konzentriert und zeigten viele unterschiedliche Ideen. Die jüngeren Kinder machten das Moos kaputt indem sie mit den Fingern oder mit Hilfe eines Knetinstruments das Moos in kleine Stücke rissen. Die älteren Kinder waren damit beschäftigt, etwas in die Oberfläche des Steckmooses zu zeichnen oder Gegenstände hineinzustecken. Bei diesem Angebot gingen die 101 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt FEINMOTORIK Wäscheklammern Beschreibung des Angebots Die Kinder bekommen verschiedene Wäscheklammern. Nachdem die Kinder mit den Klammern explorieren konnten, gibt die Psychomotoriktherapeutin den Kindern noch andere Materialien, z.B. Stoffresten oder eine Schnur dazu. Material verschiedene Wäscheklammern Stoffresten Schnur Förderbereiche Motorische Fähigkeiten Feinmotorische Koordination Visuomotorische Koordination Kraft Feinmotorische Fertigkeiten Greifen Pinzettengriff Drücken Was sollte beachtet werden Weil besonders die jüngeren Kinder noch wenig Kraft in den Fingern haben, muss die Psychomotoriktherapeutin vor dem Angebot die Wäscheklammern ausprobieren. Wir empfehlen Plastikklammern zu benützen, da diese leichter zum Öffnen sind als Holzklammern. Weitere Förderbereiche Taktil-kinästhetische Wahrnehmung Visuelle Wahrnehmung 102 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Varianten Erschwerung Die Kinder, welche mehr Kraft in den Fingern besitzen, probieren das Angebot mit Holzklammern aus. Die Kinder müssen die Stoffreste an der Schnur anklammern. Die Kinder versuchen, zwei Wäscheklammern aneinander zu klammern. Erleichterung Die Psychomotoriktherapeutin befestigt die Wäscheklammern an einen Stoff. Die Kinder müssen die Klammern vom Stoff entfernen. Die Kinder können die Wäscheklammern nach Farben sortieren. Auswertung Wir waren überrascht, wie schnell die Kinder auf das alltägliche Material einstiegen. Die Klammern regten die Kinder zum Rollenspiel an. Durch die farbigen Klammern konnten die Kinder ihre Kenntnis über die Farben vertiefen, respektive repetieren. Den Kindern schien es Spass zu machen Stoffreste zusammenzuklammern. Auffällig war dabei, dass die älteren Kinder bei dieser Variante den jüngeren Kindern die Idee vorzeigen mussten. Die jüngeren Kinder konnten diese beiden Materialien zuerst nicht miteinander in Verbindung bringen. 103 © Corsini & Jauch, 2009; Entwicklungsprojekt Beantwortung der Fragestellung 7. Beantwortung der Fragestellung Wie müssen Angebote für 2 bis 4-jährige Kinder zur Förderung der Grob- und Feinmotorik aus psychomotorischer Sicht gestaltet sein? Hypothesen Aufgrund des Vorwissens ist anzunehmen, dass die Angebote… dem Lern- und Spielverhalten der Kleinkinder angepasst werden müssen. den individuellen Entwicklungsniveaus der Kinder entsprechen sollen. die Kinder emotional ansprechen sollen. mit anregendem Material gestaltet werden müssen. die Kinder zur Bewegung und zur Exploration anregen sollen. erlebnisorientiert sein müssen. Wir beantworten unsere Fragestellung aus zwei verschiedenen Perspektiven. Zuerst gehen wir anhand der Theorie auf die Fragestellung ein. Danach wird die Fragestellung aus praktischer Sicht beantwortet. Anhand des theoretischen Teils unserer Arbeit beantworten wir die Fragestellung folgendermassen: Um das Kind in seiner motorischen Entwicklung zu fördern müssen die Angebote die grobund feinmotorischen Fähig- und Fertigkeiten, die das Kind bis zum 5. Lebensjahr erworben hat, beinhalten. Damit die Kinder dort abgeholt werden, wo sie stehen, sollten die Angebote einen individuellen Aufforderungscharakter besitzen. Das bedeutet, dass nicht im Vornherein bereits klar sein sollte, was die Kinder bei dem Angebot machen müssen. Den Kindern wird somit eine Entscheidungsfreiheit gewährt, sie können den Schwierigkeitsgrad der Aufgabe selber bestimmen und werden dadurch nicht überfordert. Wenn die Angebote dem Entwicklungsniveau der Kinder entsprechen, können sie sich während dem Angebot wohl fühlen und zeigen in den meisten Fällen Freude und sind stolz, die Aufgabe so gut bewältigt zu haben. Mit diesem Aspekt konnte auch die emotionale Komponente des Kindes angesprochen werden. Damit die Kinder auf die Angebote einsteigen und sie Interesse daran zeigen, müssen die Angebote dem Lern- und Spielverhalten der Kinder angepasst werden. Wenn die Angebote für die Kinder zu schwierig gestaltet sind und sie aufgrund ihrer kognitiven Entwicklung das Spiel nicht verstehen, können sich die Kinder nicht auf das Angebot einlassen. Beispielsweise kann von den 2 bis 4-jährigen Kinder nicht verlangt werden, dass sie sich auf ein Regelspiel einsteigen, weil sie noch nicht in der Lage sind, dem Spielablauf zu folgen sowie die Regeln nicht verstehen. Weil die Kinder in diesem Alter sehr interessiert auf neue 104 Beantwortung der Fragestellung Sachen reagieren, sollten die Angebote mit ansprechenden Materialien gestaltet sein. Auf die Hypothese, dass die Angebote erlebnisorientiert gestaltet sein müssen, werden wir im nächsten Abschnitt eingehen. Aufgrund des theoretischen Hintergrunds können wir die anderen Hypothesen bestätigen. Anhand der Praxiserprobung beantworten wir die Fragestellung folgendermassen: Aus den verschiedenen Erfahrungen, welche wir bei der Durchführung der Angebote in der Kindertagesstätte machten, können wir zusätzlich folgendes sagen: Der Beziehungsaspekt zwischen den Psychomotoriktherapeutinnen und der Kinder stellt einen wichtigen Punkt dar. Die Kinder müssen sich bei der Psychomotoriktherapeutin wohl fühlen, damit sie sich auf die Angebot einlassen können. Die Vertrautheit zwischen der Psychomotoriktherapeutin und den Kindern ist eine Voraussetzung, damit die Kinder die Angebote aus psychomotorischer Sicht durchführen können. Die Psychomotoriktherapeutin muss sich im Hintergrund aufhalten. Die Kinder bekommen Zeit, die Aufgabe und das Material zu entdecken. Wenn sie an ihre Grenzen stossen, sollte die Psychomotoriktherapeutin nicht zu schnell dem Kind zu Hilfe eilen. Wenn das Kind das Problem selber lösen kann, was sie in den meisten Fällen auch schaffen, erlebt sich das Kind als selbstwirksam und es kann durch diese positive Erfahrung sein Selbstkonzept stärken. Eine weitere Hypothese war, dass die Angebote erlebnisorientiert sein müssen. Unserer Meinung nach tragen verschiedene Faktoren dazu bei, ob ein Angebot als erlebnisorientiert gewährtet wird oder nicht. Zu diesen Faktoren zählen wir alle übrigen Hypothesen. Deshalb ordnen wir die Erlebnisorientiertheit eines Angebots den anderen Hypothesen über. Durch das Bestätigen der anderen Hypothesen, stimmen wir auch dieser zu. Aufgrund unserer praktischen Erfahrungen ergänzen wir die Hypothesen mit den folgenden drei Aussagen: Die Psychomotoriktherapeutin muss den Kindern genügend Freiraum gewähren, damit sie selbständig individuelle Fortschritte erzielen können. Die Kinder müssen motiviert sein und dürfen nicht überredet werden, das Angebot zu durchzuführen. Die Kinder müssen sich in der Situation wohl fühlen und der Psychomotoriktherapeutin vertrauen können. 105 Schlusswort 8. Schlusswort 8.1. Evaluation des Entwicklungsprojektes Die vorliegende Bachelorarbeit leistet einen fokussierten Beitrag zur psychomotorischen Arbeit im Bereich der primären Prävention. Sie beinhaltet je zehn Angebote in den Bereichen der Grob- und der Feinmotorik, welche die kindliche Entwicklung auf vielseitige Weise unterstützen können. Mit unserem Projekt wurde es möglich, die Psychomotorik in eine Kindertagesstätte zu bringen. Im Hinblick auf die Zukunft wird die präventive Arbeit der Psychomotorik immer mehr Bedeutung gewinnen. Mit dieser Arbeit konnten wir dazu einen ersten Beitrag leisten. Die Leiterinnen und Kinder der Tagesstätte begrüssten unsere Besuche. Die Leiterinnen bekamen durch unsere Angebote hilfreiche Inputs zur Förderung der Grob- und Feinmotorik. Sie fragten bei uns nach, was wir im Verlaufe des Morgens mit den Kindern machen werden. Oft äusserten sie sich positiv über unsere Ideen. Als wir das erste Mal in der Kindertagesstätte waren, wurden die Kinder während des Morgens von der Gruppenleiterin begleitet. Ihre Anwesenheit gab den Kindern Sicherheit und sie konnten sich somit besser auf unsere Angebote einlassen. Als die Beziehung zwischen uns und den Kindern gefestigt war, kamen sie ohne Begleitperson zu uns. Für die Kleinkinderzieherinnen war es hilfreich, dass nicht jemand von ihnen den ganzen Morgen bei den Kindern sein musste. Im Nachhinein finden wir es schade, dass sie die Kinder nicht aktiv beim Ausprobieren der Angebote erlebt haben. Viele Kinder benahmen sich im kleineren Rahmen ganz anders, als wenn sie sich in der grossen Kindergruppe aufhielten. Dieser Erfahrungswert wäre für die Kleinkinderzieherinnen bestimmt auch sehr interessant gewesen. Durch das Zuschauen hätten sie auch eine deutlichere Vorstellung des Angebotes mitbekommen, als wenn sie sich nur mündlich bei uns informierten. Nach jedem Vormittag gaben wir den Erzieherinnen ein Feedback über das Verhalten der Kinder. So konnten wir ihnen unsere Erfahrungen übermitteln und ihnen hilfreiche Inputs geben. Weil den Kindern die Angebote immer Spass bereiteten und sie bei allen Angeboten freudig mitmachten, konnten wir sie in der Grob- und Feinmotorik unterstützen. Somit bezeichnen wir unser Entwicklungsprojekt als erfolgreich. 106 Schlusswort 8.2. Persönliches Fazit Für uns persönlich war diese Bachelorarbeit zeitaufwändig aber auch sehr aufschlussreich im Hinblick auf unsere zukünftige Arbeit als Psychomotoriktherapeutinnen. Wir erlebten interessante Erfahrungen im Anleiten von grob- und feinmotorischen Angeboten mit Kindern im Kleinkind- und Vorschulalter. Auch konnten wir seitens der Theorie viel profitieren. Wir vertieften uns in die motorische Entwicklung des Kindes sowie in die methodischdidaktischen Grundlagen. Unserer Meinung nach sind gerade diese Gebiete in der Arbeit als Psychomotoriktherapeutin von grosser Bedeutung. Durch die Bachelorarbeit konnten wir auch Erfahrungen im präventiven Arbeiten machen. Da die präventive Arbeit in unserem Beruf künftig einen grösseren Teil einnehmen wird, konnten wir durch unser Entwicklungsprojekt wertvolle Erfahrungen sammeln. 8.3. Ausblick Unsere Bachelorarbeit ist eine gute Vorlage für weitere Arbeiten. Beispielsweise könnte anhand eines sozialen Experiments untersucht werden, ob die Kinder durch unsere Angebote in der Grob- und Feinmotorik wirklich gefördert werden können. Das würde bedeuten, dass zwei Kindertagesstätten ausgesucht werden. Zu Beginn wird in beiden Tagesstätten ein Test durchgeführt, um die motorische Entwicklung der Kinder fest zu stellen. In der Kindertagesstätte der Kontrollgruppe wird keine spezielle Förderung angeboten. In der Tagesstätte der Experimentalgruppe werden die Kinder mit den Angeboten unserer grob- und feinmotorischen Sammlung gefördert. Nach einer gewissen Zeit wird erneut in beiden Kindertagesstätten der Anfangstest zur Entwicklung der Motorik durchgeführt. Das Ergebnis des Schlusstests zeigt dann auf, welche Kinder mehr Fortschritte in der Motorik erzielten. Die Angebote können in der Psychomotoriktherapie mit Kindern im Alter von 2 bis 4 Jahren angewandt werden. Weiter können Psychomotoriktherapeutinnen die Angebote innerhalb einer Präventionsarbeit in einer Kindertagesstätte durchführen. Kleinkinderzieherinnen müssen von einer Fachperson in die psychomotorische Sichtweise eingeführt werden, um die Angebote, ihrem ursprünglichen Sinn gemäss, anwenden zu können. Somit sind die Angebote eine unterstützende und hilfreiche Massnahme zur Förderung der Grob- und Feinmotorik von Kindern in Tagesstätten. Wir weisen aber darauf hin, dass es für Kinder mit grob- und feinmotorischen Auffälligkeiten keine Therapie ersetzen kann. Eine andere Möglichkeit wäre die Sammlung von grob- und feinmotorischen Angeboten einer Fachperson aus dem Bereich der Früherziehung vorzulegen und sie nach ihrer fachlichen 107 Schlusswort Meinung zu fragen. Nach ihrem Input könnten die Angebote aus der Sicht einer heilpädagogischen Früherzieherin überarbeitet und verbessert werden. 8.4. Dank Zum Schluss danken wir Myrtha Häusler für ihre wertvolle Begleitung und Unterstützung bei unserer Bachelorarbeit, der Kindertagestätte für ihre Bereitschaft und Offenheit uns mit unserem Projekt zu empfangen und allen anderen Personen, die zum Gelingen dieser Bachelorarbeit beigetragen haben. 108 Literaturverzeichnis 9. Literaturverzeichnis Baur, J. (1994). Zum Problem einer lebenslaufbezogenen Gliederung der motorischen Entwicklung. In Baur, J., Bös. K, & Singer, R. (Hrsg.), Motorische Entwicklung, ein Handbuch (S.257-259). Schorndorf: Verlag Karl Hofmann Dordel, S. (2003). Bewegungsförderung in der Schule. Handbuch des Sportförderunterrichts (4. überarbeitete und erweiterte Aufl.) Dortmund: Verlag modernes lernen Färber, H. P. (2004). Psychomotorik und Frühförderung. In Köckenberger, H. & Hammer, R. (Hrsg.), Psychomotorik. Ansätze und Arbeitsfelder. Ein Lehrbuch (S.264-291). Dortmund: Verlag modernes lernen Hafen, M. (2007). Grundlagen der systemischen Prävention. Ein Theoriebuch für Lehre und Praxis (1. Aufl.). Heidelberg: Verlag Carl-Auer-Systeme Hettinger, T. & Hollmann, W. (2000). Sportmedizin. Grundlagen für Arbeit, Trainig und Präventivmedizin (4. Aufl.). Stuttgart – New York: Schattauer Kasten, H. (2005a). 0-3 Jahre. Entwicklungspsychologische Grundlagen (1. Auflage). Weinheim und Basel: Beltz Verlag Kasten, H. (2005b). 4-6 Jahre. Entwicklungspsychologische Grundlagen (1. Auflage). Weinheim und Basel: Beltz Verlag Kiphard, E. J. (1994). Psychomotorik in Praxis und Theorie. Ausgewählte Themen der Motopädagogik und Mototherapie (2. Aufl.). Dortmund: Verlag modernes lernen Kiphard, E. J. (1987). Motopädagogik im Krippenalter. In: Motorik 10, S.85-90 Largo, R. (2007). Babyjahre. Entwicklung und Erziehung in den ersten vier Jahren (vollständig überarbeitete Neuausgabe, Erstausgabe 1993). München: Piper Verlag GmbH Ledl, V. (1994). Kinder beobachten und fördern. Eine Handreichung zur gezielten Beobachtung und Förderung von Kindern mit besonderen Lern- und Erziehungsbedürfnissen. Wien: Jugend und Volk. S.34-55 Leppin, J. (2007). Konzepte und Strategien der Krankheitsförderung. In Hurrelmann, K., Klotz, T., Haisch, J. (Hrsg.), Lehrbuch. Prävention und Gesundheitsförderung (S.3141). (2. Aufl.). Bern: Verlag Hans Huber Lueger, D. (2005). Beobachtung leicht gemacht. Beobachtungsbögen zur Erfassung kindlichen Verhaltens und kindlicher Entwicklung (1. Aufl.). Weinheim & Basel: Beltz Verlag Scheid, V. (1994). Motorische Entwicklung in der frühen Kindheit. In Baur, J., Bös. K, & Singer, R. (Hrsg.), Motorische Entwicklung, ein Handbuch (S.260-275). Schorndorf: Verlag Karl Hofmann 109 Literaturverzeichnis Studentinnen Studiengang Psychomotoriktherapie 2004 / 2007. (2006). Erlebnis Psychomotoriktherapie. Unveröffentlichte Arbeit, Hochschule für Heilpädagogik, Zürich Meinel, K. & Schnabel, G. (1998). Bewegungslehre – Sportmotorik. Abriss einer Theorie der sportlichen Motorik unter pädagogischem Aspekt (9. Aufl.) Berlin: Sportverlag Oerter, R. & Montada, L. (1998). Entwicklungspsychologie. Ein Lehrbuch. (4. Aufl.) Weinheim: Verlag Belz Roth, K. (1982). Strukturanalyse motorischer Fähigkeiten. Bad Homburg: Limpert Roth, K. & Winter, R. (1994). Entwicklung motorischer Fertigkeiten. In Baur, J., Bös. K, & Singer, R. (Hrsg.), Motorische Entwicklung, ein Handbuch (S.217-237). Schorndorf: Verlag Karl Hofmann Zimmer, R. (1998). Handbuch der Bewegungserziehung. Didaktisch-methodische Grundlagen und Ideen für die Praxis (8. Aufl.). Freiburg im Breisgau: Verlag Herder Zimmer, R. (2006). Handbuch der Psychomotorik. Theorie und Praxis der psychomotorischen Förderung von Kindern (10. Gesamtauflage der 3. Auflage der vollständig überarbeiteten Neuausgabe. Erstausgabe 1993). Freiburg im Breisgau: Verlag Herder 110 Anhang Anhang Elternbrief Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Anhang Mirella Corsini und Eliane Jauch angehende Psychomotoriktherapeutinnen der Hochschule für Heilpädagogik, Zürich Liebe Eltern Einverständnis für die Verwendung von den Kinderfotos für unsere Abschlussarbeit Für unsere Abschlussarbeit besuchten wir fünf Mal die KiTa Zauberburg. Während unseren Aufenthalten machten wir verschiedene Bewegungsangebote mit Ihren Kindern. Damit wir die Arbeit besser festhalten konnten, fragte Sie Rabea für uns an, ob wir Ihre Kinder während den Bewegungsangeboten fotografieren dürfen. Dazu gaben Sie uns freundlicherweise Ihre Zustimmung. Während dem Schreiben unserer Abschlussarbeit stellten wir fest, dass die Arbeit am Ende in der Bibliothek unserer Schule (Hochschule für Heilpädagogik, Zürich) aufgelegt wird und somit öffentlich zugänglich ist. Wir haben jetzt die Fotos ausgewählt, die wir gerne in unserer Arbeit zeigen möchten. Wir haben Ihnen einen Auszug der Fotos geschickt. Diesen dürfen Sie gerne anschauen und sich danach entscheiden, ob es für Sie in Ordnung wäre, wenn diese Fotos von Ihrem Kind in dieser Grösse öffentlich zugänglich sind. Für unsere Arbeit wäre es eine Bereicherung, wenn wir die Fotos mit den Kindern hinein nehmen könnten. Durch diese Fotos ist es einfacher eine Vorstellung zu bekommen, was die Angebote beinhalten. Es geht uns nicht darum, wie Ihre Kinder unsere Angebote bewältigt haben, sondern darum, eine Idee über die Umsetzung der Angebote zu bekommen. Von da her wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns Ihr schriftliches Einverständnis für die Verwendung der Fotos für unsere Abschlussarbeit erteilen würden. Für die Erteilung des Einverständnisses kann ein Elternteil bei Rabea ein Formular unterzeichnen. Die Unterschrift gilt dann für das Einverständnis beider Elternteile. Für Ihre Unterstützung sind wir Ihnen sehr dankbar! Nun wünschen wir Ihnen noch eine gute Zeit und danken herzlich für Ihr Verständnis. Mit freundlichen Grüssen Corsini Mirella Jauch Eliane Anhang Ich bin einverstanden, dass die Fotos der Bewegungsangebote, die im Auszug sichtbar sind, in der Abschlussarbeit von Eliane und Mirella abgedruckt werden. Name des Kindes Unterschrift der Eltern Für Ihr Entgegenkommen danken wir Ihnen ganz herzlich! Corsini Mirella Jauch Eliane Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Ballonduvet viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen X Kinder explorieren im Spiel X Anhang viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen Laufen / Rennen Klettern Steigen Springen X Hüpfen Balancieren Werfen Fangen Kriechen X Robben X Rollen Rutschen Schieben Ziehen Hängen Tragen Schaukeln Schwingen Weitere Fertigkeiten kicken Anhang Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Hüpfen und springen von Insel zu Insel viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel X X Anhang viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen X Rennen X Klettern X Steigen X Springen X Hüpfen X Balancieren Werfen Fangen Kriechen X Robben Rollen Rutschen Schieben Ziehen Hängen Tragen Schaukeln Schwingen Weitere Fertigkeiten Anhang Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Klettern viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen X Kinder explorieren im Spiel X Anhang viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen X Rennen X Klettern X Steigen X Springen X Hüpfen Balancieren Werfen Fangen Kriechen X Robben Rollen Rutschen Schieben X X Ziehen Hängen Tragen Schaukeln Schwingen Weitere Fertigkeiten Anhang Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Rollwägeli viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel X X Anhang viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen Laufen/Rennen Klettern X Steigen Springen Hüpfen Balancieren Werfen Fangen Kriechen Robben Rollen Rutschen Schieben X Ziehen X Hängen Tragen X Schaukeln Schwingen Weitere Fertigkeiten Abstossen Anhang Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Rutschbahn viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen X Kinder explorieren im Spiel X Anhang viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen Rennen Klettern Steigen Springen Hüpfen Balancieren Werfen Fangen Kriechen Robben Rollen Rutschen Schieben Ziehen Hängen Tragen Schaukeln Schwingen Weitere Fertigkeiten X X X X X X X X Anhang Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Schaukeln viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel X X Anhang viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen Laufen / Rennen Klettern Steigen Springen Hüpfen Balancieren Werfen Fangen Kriechen Robben Rollen X Rutschen Schieben X Ziehen Hängen Tragen Schaukeln X Schwingen Weitere Fertigkeiten Anhang Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Werf- und Fangspiel viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen X Kinder explorieren im Spiel X Anhang viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen X Laufen / Rennen X Klettern Steigen Springen Hüpfen Balancieren Werfen X Fangen X Kriechen Robben Rollen Rutschen Schieben Ziehen Hängen Tragen X Schaukeln Schwingen Weitere Fertigkeiten Anhang Grobmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Zauberweg viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen Jede Altersgruppe ist aktiv X X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel X X Anhang viel häufig hin und wieder selten Grobmotorische Fertigkeiten Gehen Rennen Klettern Steigen Springen Hüpfen Balancieren Werfen Fangen Kriechen Robben Rollen Rutschen Schieben Ziehen Hängen Tragen Schaukeln Schwingen Weitere Fertigkeiten X X X X Anhang Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Bauen viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel X X Anhang viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen X Pinzettengriff X Stecken Fädeln Schmieren Kritzeln / Malen / Zeichnen Streichen Drücken Kneten Zerknüllen Bauen X Reissen Schneiden Werfen Fangen Weitere Fertigkeiten Anhang Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Fingerfarben viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel X X Anhang viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen Pinzettengriff X Stecken Fädeln Schmieren X Kritzeln / Malen / Zeichnen X Streichen X Drücken X Kneten X Zerknüllen Bauen Reissen Schneiden Werfen Fangen Weitere Fertigkeiten Anhang Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Kneten viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen Jede Altersgruppe ist aktiv X X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen X Kinder explorieren im Spiel X Anhang viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen Pinzettengriff Stecken X Fädeln Schmieren Kritzeln / Malen / Zeichnen Streichen Drücken X Kneten X Zerknüllen Bauen Reissen Schneiden Werfen X Fangen X Weitere Fertigkeiten Eine Kugel rollen Anhang Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Nagelbrett viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen Jede Altersgruppe ist aktiv X X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel X X Anhang viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen X Pinzettengriff X Stecken Fädeln Schmieren Kritzeln / Malen / Zeichnen Streichen Drücken Kneten Zerknüllen Bauen Reissen Schneiden Werfen Fangen Weitere Fertigkeiten Loslassen / Ziehen Anhang Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Papierspiel viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen Jede Altersgruppe ist aktiv X X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen X Kinder explorieren im Spiel X Anhang viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen X Pinzettengriff Stecken Fädeln Schmieren Kritzeln / Malen / Zeichnen Streichen Drücken Kneten Zerknüllen X Bauen Reissen Schneiden X X Werfen Fangen Weitere Fertigkeiten Anhang Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Perlenspiel viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen Jede Altersgruppe ist aktiv X X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen X Kinder explorieren im Spiel X Anhang viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen X Pinzettengriff X Stecken X Fädeln X Schmieren X Kritzeln / Malen / Zeichnen Streichen Drücken Kneten Zerknüllen Bauen Reissen Schneiden Werfen Fangen Weitere Fertigkeiten Anhang Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Rasierschaumspiel viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen X Kinder explorieren im Spiel X Anhang viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen X Pinzettengriff X Stecken Fädeln Schmieren X Kritzeln / Malen / Zeichnen Streichen X Drücken X Kneten X Zerknüllen Bauen Reissen Schneiden Werfen Fangen Weitere Fertigkeiten Klatschen, an die Arme streichen Anhang Feinmotorische Auswertung der psychomotorischen Sammlung für 2 bis 4-jährige Kinder Reaktionen der Kinder auf das Angebot: Wäscheklammern viel häufig hin und wieder selten Die Angebote ermöglichen den Kindern Erlebnisse wenn... ...die Angebote individuelle Lösungen erlauben Kinder zeigen verschiedene Ideen X Jede Altersgruppe ist aktiv X ...die Angebote die Kinder emotional ansprechen Kinder beschäftigen sich lange mit dem Angebot X Mimik ist freudig X Sprachliche Äusserung über Freude und Lust X ...das Material der Angebote die Kinder anregt Kinder gehen schnell auf Material zu X Kinder explorieren mit dem Material X ...die Angebote die Kinder zur Bewegung, zum Spiel und zur Exploration anregen Kinder explorieren mit verschiedenen Bewegungsabfolgen Kinder explorieren im Spiel X X Anhang viel häufig hin und wieder selten Feinmotorische Fertigkeiten Greifen X Pinzettengriff X Stecken Fädeln Schmieren Kritzeln / Malen / Zeichnen Streichen Drücken X Kneten Zerknüllen Bauen Reissen Schneiden Werfen Fangen Weitere Fertigkeiten Anhang