Museen und Sammlungen zur Geschichte der NVA - AGGI
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Museen und Sammlungen zur Geschichte der NVA - AGGI
Museen und Sammlungen zur Geschichte der NVA, der Bundeswehr und/oder ihrer Teilstreitkräfte und Waffengattungen Fortsetzung der in Heft 4 begonnenen Reihe Dr. Jürgen Willisch Das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr: Geschichte - Aufbau –Philosophie Am 23. September 1995 wurde die Berliner Kulturlandschaft um ein weiteres Museum bereichert. Auf dem Gelände des alten, zuletzt von der britischen Luftwaffe genutzten Flugplatzes Gatow öffnete das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr, das auch Exponate aus der Geschichte der Luftstreitkräfte/Luftverteidigung der NVA zeigt, seine Pforten. Die innerhalb weniger Monate bezogene und besucherfein gemachte Ausstellung wurde natürlich nicht aus dem Hut gezaubert. Ihr Ursprung liegt über vier Jahrzehnte zurück. Im Jahr 1957 begann der Regierungsamtmann Helmut Jaeckel auf dem Fliegerhorst Uetersen mit dem Sammeln militärischer Gegenstände. Sein damals sehr hoch gestecktes Ziel war es, der interessierten Öffentlichkeit einen Querschnitt zur Geschichte der deutschen Militärluftfahrt zu präsentieren. Es waren die Anfangsjahre der gerade erst aufgestellten Luftwaffe der Bundeswehr: Die erste Generation des fliegenden Personals bestand aus Veteranen des Zweiten Weltkrieges. Diese Ehemaligen unterstützten das Vorhaben durch Sachspenden und Kriegserinnerungen. Bereits 1958 - das Museum beging 1998 seinen vierzigsten Geburtstag - konnte so die erste provisorische Ausstellung in einer 180 Quadratmeter großen Sporthalle eröffnet werden: Sie enthielt vorwiegend Uniformen, technisches Gerät, Orden und Ehrenzeichen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. In den ersten zehn Jahren stand für den inzwischen gegründeten Trägerverein das Sammeln von Uniformen und Ausrüstungsgegenständen im Vordergrund. 1967 übernahm Oberstarzt Dr. Dietrich Boecker die Leitung der wachsenden Sammlung, die in den folgenden Jahren um die Bereiche Luftfahrzeugtechnik und heereskundliche Präsentation erweitert wurde. Neben zwei Geschenken der spanischen Regierung: einer Heinkel He 111 (CASA) und einer Messerschmitt Bf 109 (CASA) standen jetzt Luftfahrzeuge der Bundesluftwaffe und der NATO-Partner. Mitte der achtziger Jahre war das Museum in Uetersen in zwei Hangars präsent. 1987 übernahm die Bundeswehr das Luftwaffenmuseum offiziell als militärische Dienststelle in den Zentralen Militärischen Bereich. Unter Leitung von Oberstleutnant Dr. Dieter Rogge begann der Ausbau der Sammlung zu einem militärhistorischen Museum. Mit dem Namen „Luftwaffenmuseum“ verbindet der Besucher zunächst einmal Begriffe wie Flugzeug, Hubschrauber, Triebwerk, Pilot und eventuell Rüstung und Krieg. Natürlich stehen bei einem ersten Eindruck die Großexponate im Vordergrund. Bei der Fahrt vom Eingang stechen die Strahlflugzeuge ins Auge. Somit bilden Luftfahrgeräte und deren Technik scheinbar den inhaltlichen Schwerpunkt der Ausstellung. Das Luftwaffenmuseum soll aber nicht nur die technische Seite der Geschichte deutscher Luftstreitkräfte bis in die Gegenwart hinein nachzeichnen. Dazu gehören ebenso die Mechaniker, das „Bodenpersonal“, der große Bereich der Luftabwehr, des Luftschutzes, der Luftnachrichtentruppe, der Logistik und last but not least der tägliche, wenig spektakuläre, aber notwendige Dienst in den Streitkräften. Hinzu kommen noch Informationen über die Luftrüstung, die Produktion von Militärluftfahrtgerät. Das Luftwaffenmuseum kann die Geschichte der deutschen Militärluftfahrt seit 1886 nicht in linearer Tradition darstellen. Die deutsche Geschichte verlief in diesem Zeitraum mit tiefen Brüchen, aber auch Kontinuitäten. Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert bedeutet u.a. • mehrere Staatswesen auf deutschem Boden mit gänzlich anderen Wertevorstellungen und Armeen; • zwei verlorene Weltkriege und einen Kalten Krieg zur Verhinderung des dritten; • zwei deutsche Streitkräfte in jeweils anderen Bündnissystemen. • Diesen Entwicklungen hat das Museum Rechnung zu tragen, wenn es vor allen Dingen die wichtige Fragestellung beantworten will: Wozu wurden und werden Luftstreitkräfte aufgebaut und eingesetzt? Welchem Staat dienen sie? Welche politischen und gesellschaftlichen Ziele werden umgesetzt? Wie werden Streitkräfte politisch kontrolliert bzw. in die Gesellschaft eingebunden? Diese Fragestellungen möchte das Museum beantworten. Mit der Wende 1989/1990 standen nicht nur für Mitteleuropa, sondern auch für die Bundeswehr und ihr Luftwaffenmuseum große Veränderungen ins Haus. Zunächst einmal wuchs die Sammlung durch die Übernahme von Gegenständen der LSK/LV der NVA. Bis hierhin in Sachen Bundesluftwaffe sehr gut sortiert, war das Museum ab jetzt in der Lage, die Entwicklung beider deutscher Staaten im Bereich der Luftstreitkräfte umfassend zu dokumentieren. Die Exposition in Uetersen/Appen platzte aus allen Nähten. 1994 fiel die Entscheidung, das Museum von Appen nach Berlin-Gatow zu verlegen. Mit 553 LKW-Fahrten, 8 Eisenbahnzügen und 58 Hubschrauberflügen transportierten Luftwaffen- und Heeressoldaten die 3 030 Tonnen Museumsgut und die ca. 120 Luftfahrzeuge an den neuen Standort. Das Material ist in Gatow eingelagert, kann aber in Ermangelung von geeigneten Ausstellungsflächen noch nicht zur Gänze präsentiert werden. Die Flugzeughangars 5, 6 und 7, zur Zeit als Depots genutzt, werden später für die Ausstellung zur Verfügung stehen. Zusätzlich ist der Tower für die Verwaltung des Museums, als Cafeteria und Shop sowie als Depot und Ausstellungsfläche vorgesehen, Hangar 1 dient als Werft. Auf den 50 000, dem Museum als Ausstellungsfläche zugestandenen Quadratmetern wird hier im nächsten Jahrzehnt mit ca. 200 Luftfahrzeugen, großen Bodendienstgeräten und Triebwerken sowie einer großen Zahl von Uniformen, Waffen und anderen Gegenständen des militärischen Lebens ein einzigartiges Museum „der langen Wege“ zur Geschichte der militärischen Luftfahrt in Deutschland entstehen. Das Museum stellte sich ab September 1995 mit einer Ausstellung zum Jubiläum „Vierzig Jahre Bundeswehr 1955 - 1995“ vor. Gleichzeitig wurde in Hangar 3 eine Längsschnittausstellung „Deutsche militärische Luftfahrt 1886 - 1995“ nach modernen museumsdidaktischen Methoden aufgebaut und unter dem Motto „Luftwaffenmuseum im Aufbau“ präsentiert. Hier sind in sechs Feldern (1886 - 1914, der Erste Weltkrieg, 1919 - 1933, das „Dritte Reich“, Bundesrepublik, DDR) vor allem Flugzeuge und andere Großtechnik zu sehen. Die 1998 eröffnete Ausstellung im Tower ist nach den gleichen Prinzipien gegliedert. In ihr stehen Bekleidung und Ausrüstung sowie der Soldatenalltag in Krieg und Frieden im Zentrum. Dem Auftrag des Museums entsprechend liegt der Schwerpunkt in den Expositionen in der Zeit nach 1945. Ungefähr 70 Prozent des Bestandes beschäftigen sich mit dieser Zeit. Stehen im Freigelände ausschließlich Luftfahrzeuge dieser Epoche, so sind in den anderen Ausstellungsbereichen die Hälfte der Fläche der Geschichte der Bundeswehr und der NVA gewidmet Seit Dezember 1996 ist Major Dr. Harald Potempa Leiter des Museums. Der Ausstellungsbereich wurde in den letzten Jahren ständig erweitert. In den Nebenräumen des Hangar 3 folgte 1997 ein Vertiefungsraum zur Ausbildung der deutschen Star- fighterpiloten in den USA, 1998 eine Ausstellung zur Geschichte des Flugplatzes Gatow und 1999 eine gemeinsame Sonderausstellung mit Frankreich zum Einsatz der Fliegerkräfte im Ersten Weltkrieg • Die Adresse lautet: Luftwaffenmuseum der Bundeswehr, Kladower Damm 182, 14089 Berlin, Tel. (030) 3687 2601 (Büro), 2605 (Ausstellung), Fax 3687 2610 • Eingang: Groß Glienicker Weg/Siedlung Habichtswald • Sie erreichen uns: vom Bahnhof Spandau (U 7, S. 5) mit dem Bus 135 bis Haltestelle Außenweg; mit dem Bus 134 bis Haltestelle Groß Glienicker Weg, Umsteigen in Bus 334 bis Endhaltestelle; vom Bahnhof Zoo mit dem Bus X-34, wie Bus 134; vom Bahnhof Potsdam mit dem Bus 638 bis Haltestelle Außenweg • Die Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9.00 - 17.00 Uhr; Eintritt: frei; Führungen nach Voranmeldung