Amt und Allgemeines Priestertum
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Amt und Allgemeines Priestertum
DIE BRÜCKE Mai / Juni Jahrgang 2016 5 Euro TÄUFERISCH-MENNONITISCHE GEMEINDEZEITSCHRIFT · NR. 3/2016 Amt und Allgemeines Priestertum 2 inhalt Thema Umschau 3 Auf ein Wort Oskar Wedel 4 Predigen zwischen Hauptamt und Ehrenamt Bernhard Thiessen 7 Alle gemeinsam verantwortlich Daniel Geiser-Oppliger 9 Amt – ein persönlicher Erfahrungsbericht Rainer Burkart Andrea Lange 14 Demokratisch, frei und gleich! Anita Hein-Horsch 16 Kirchliche Ämter – eine kleine ökumenische Umschau Herbert Hege 22 Vertrauen – auch in schwierigen Zeiten? Veronika Elsner 24 Den Schaden lindern Linda Espenshade 26 Vom „Trieb“ zur „Ressource“ Christoph Wiebe 28 Das ökumenische Miteinander stärken 11 Richtlinie für pastorale Dienste in der AMG 12 Szenen aus dem Leben einer Pastorin 20 Kleiner Ostergarten – großartiges Erlebnis 30 Freikirchen und Reformation 33 Freikirchliche und römisch-katholische Perspektiven 36 Der Wunsch nach `offenen Gemeinden´ Silke Moritz und Kreske van Wezel Martin Hailer Rubriken 18 Und es gibt mich doch Rainer Burkart 19 Lyrik DIE BRÜCKE 4/2016 erscheint Anfang Juli zum Thema „Gewalt im Spiel“ Redaktionsschluss ist der 6.06.2016 DIE BRÜCKE TÄU F E R I S C H - M E N N O N I T I S C H E G E M E I N D E Z E I T S C H R I F T Gegründet 1986 1974 bis 1985 »Mennonitische Blätter« und »Gemeinde Unterwegs« bis 1973 »Der Mennonit« Herausgeberin: Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. (AMG) Vorsitzende: Doris Hege Eysseneckstr. 54, 60322 Frankfurt Tel.: 069-590228 [email protected] Internet: www.mennoniten.de/bruecke.html © AMG 2016, Nachdruck nur mit vorheriger Genehmigung der Redaktion 38 Personen 40 Termine 47 Ausblick 48 Friedensfoto Redaktion: Benji Wiebe Rugbiegel 10, 76351 LinkenheimHochstetten, Tel.: 07247 - 934255-10 [email protected] Anzeigen: Christoph Wiebe, Freiburg Tel.: 0151 - 59432076 [email protected] BRÜCKE-Team: J. Jakob Fehr, Volker Haury, Anita Hein-Horsch, Heiko Prasse, Wilfried Scheuvens, Oskar Wedel Layout: Benji Wiebe, www.mennox.de Korrektorat: Elke Foth, Hamburg Produktion: M. Wiebe – IT Linkenheim-Hochstetten Redaktions- und Anzeigenschluss der nächsten Ausgabe: 06.06.2016 Erscheint Anfang Juli2016 Die Redaktion behält sich vor, Beiträge zu redigieren und gegebenenfalls zu kürzen. 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Ansonsten sind die AutorInnen der Artikel bzw. die AuftraggeberInnen der Anzeigen für ihre Inhalte verantwortlich. editorial | auf ein wort 3 Der Wind weht, wo er will. Liebe Leserinnen und Leser, (Johannes 3,8) I ch erinnere mich noch an Sonntage, an denen unsere Gemeinde ihre Gottesdienste bei uns um Wohnzimmer feierte. Den Gottesdienst leitete meist mein Vater, der von den anderen mit "Onkel Otto" angesprochen wurde. Ich erinnere mich aber auch an Gottesdienste mit Predigten von "Onkel Kurt" und "Tante Lenemarie". Und immer wieder gab es auch Gelegenheiten für andere Gemeindeglieder, etwas zum Gottesdienst beizutragen. Jeder nach seiner Begabung. Das fand ich toll! Ich ging als Kind davon aus, dass das überall bei Mennoniten so gehandhabt wurde, und hielt "hauptamtliche Pfarer und Pfarrerinnen" für etwas, das nur die Volkskirchen haben. Erst später lernte ich, dass auch bei uns ganz verschiedene Modelle existieren und es sogar mennonitische Pfarrer gibt, die bei der "Amtsausübung" einen Talar tragen. In dieser Ausgabe lassen wir einige Menschen zu Wort kommen, die sich mit dem Thema "Amt" und dem "Allgemeinen Priestertum" beschäftigt haben und etwas zu den Hintergründen und Entwicklungen schreiben. Darüber hinaus finden sich Berichte aus der mennonitischen Welt, Termine und weitere Themen in der Umschau. Ich wünsche gute Gedanken, Gesprächsanregungen und Impulse beim Lesen der neuen BRÜCKE J a, das macht den Geist aus, jenen "Hauch", der auch göttlich genannt wird, weil man nicht weiß, woher er kommt und wohin der führt. Sein "Sausen" aber spüren wir wohl. Kann das der Einstieg sein in die Deutung dessen, was ein Amt ausmacht in der Gemeinde? Sind sie denn nicht alle gleich, "allesamt durch die Taufe zu Priestern geweiht"? (Luther) Ja, das sind sie. Das dürfen wir nicht aus dem Auge verlieren, wenn jetzt dieser oder jener "Priester" ausersehen wird, den Predigtdienst zu übernehmen. Dies ist dann seines Amtes, Sein Träger ist nach Paulus "Knecht". Seine Tätigkeit ist der "Dienst der Versöhnung". Der Dienst darf als Pflicht bezeichnet werden, die ihr "Unterfutter" sozusagen durch das Charisma erhält, Gottes Geistesgabe. Keine hierarchischen Strukturen also begründen das Amt und die Ämter, der Geist richtet es. Wir wissen: So steht es geschrieben. Wir wissen auch: Die Wirklichkeit sieht weit anders aus. Dennoch: Es hilft zu wissen, wie es ursprünglich mal gedacht war Und wir wissen auch, dass wir uns zuweilen auf diese Ursprünge besinnen und von ihnen Gebrauch machen., auf dass nicht das Amt den Träger trägt, sondern der Träger das Amt. Oskar Wedel Benji Wiebe DIE BRÜCKE 3 / 2016 4 amt Predigen zwischen Hauptamt und Ehrenamt Bernhard Thiessen über das mennonitische Amtsverständnis W arum willst Du Pastor werden, wir haben doch Laienprediger? – Als ich meinem Vater, Siegfried Thiessen, der selbst Laienprediger und Ältester der süddeutschen Verbandsgemeinde Backnang war, erzählte, dass ich Theologie studieren wollte, war er erstmal nicht begeistert. Er, der es gewohnt war, einer Gemeinde zu dienen und lieber Zeit und Geld mitzubringen als sich Arbeit und Zeit von einer Gemeinde bezahlt zu lassen, hatte mit meiner Entscheidung Schwierigkeiten. „Du machst Dich doch von der Gemeinde abhängig. Außerdem ist es gut, mit beiden Beinen im Leben zu stehen, wenn man der Gemeinde Sinnvolles über das Wort Gottes sagen soll. Wieso also Hauptamtlicher sein?“ Doch je länger ich Theologie studierte und mit ihm reden und auch inhaltlich diskutieren konnte, umso mehr haben wir uns gegenseitig auch helfen können. Er, der einen technischen Beruf gelernt hat und mit schriftlichen Arbeiten nicht so bewandert war, tat sich nämlich nicht immer leicht, seinem Anspruch einer guten Predigt zu genügen, obwohl er – wie ich finde – gut gepredigt hat. Er wollte das Wort Gottes den Menschen praxisnah und lebendig vermitteln. Doch, wo lernt man so etwas? Bei der Arbeit im DIE BRÜCKE 3 / 2016 Schichtdienst? Ja, sicher auch ein wenig. Im aufmerksamen Gespräch mit Gemeindegliedern? Ja, auch da. In der Bibelschule in Unterweissach? Auch dort kann man das lernen. In Kursen der Bibelschule Bienenberg? Hier hat er auch gelernt. In den Gesprächen mit den Brüdern bei der ÄPDV, bei den Winterbibelwochen mit Samuel Gerber und Adolf Schnebele? Auch das war sicher ein wichtiger Austausch für meinen Vater. Allein, ich wollte zusätzlich noch mehr lernen. Ich hatte den Eindruck, dass die Prediger, die bei uns damals im Verband aktiv waren, gar keine richtigen Laienprediger mehr waren, also Bauern, die unbedarft von Gott getroffen hinterm Pflug weggeholt wurden, wie der Prophet Amos im ersten Testament oder wie die aufständischen Bauern im Bauernkrieg und Täufer des 16. Jh. oder die Bauern von Solentiname, mit denen Ernesto Cardenal arbeitete. Nein, meine lieben Brüder, die als Laienprediger in Süddeutschland unterwegs waren, die hatten schon viel gehört von dem, wie eine Laienpredigt sein sollte. Sie hatten schon viele Vorgaben, was man in einer Mennonitengemeinde predigt und was nicht. Sie hatten schon viele Versatzstücke, die mennonitisch und gläubig waren und die dann auch immer wieder genannt wurden. So laienhaft und so unbedarft war das alles gar nicht mehr. Deshalb dachte ich, nun lieber richtig studieren und herausfinden, was noch mehr hinter dem schriftlichen Wort Gottes steckt! Ich muss ja deshalb nicht gleich Kirchenbeamter oder Pfarrer werden, so dachte ich. Damals gab es in Süddeutschland, wo ich herkomme, noch kaum angestellte Prediger. Diese Entwicklung begann erst langsam und später. Hinweis: Ich versuche den Begriff Laienprediger kritisch zu sehen, denn er geht vom mittelalterlichen Denken aus, in dem es den Klerus, also den geistlichen Stand und die Laien, also den weltlichen Stand gab. Der geistliche Stand ist in besonderer Weise von Gott geweiht und steht deshalb höher als der weltliche Laienstand. Genau das wollen wir Mennoniten aber vermeiden. Daher rede ich lieber von haupt- und ehrenamtlichen Predigern und Predigerinnen. Wie soll eine mennonitische Gemeinde geleitet werden? Die Verständigung über Führung und Betreuung unserer Mennonitengemeinden orientiert sich an biblischen Hinweisen besonders in der Apostelgeschichte und den paulinischen Briefen. Dort wird auf unterschiedliche Weise umschrieben, was heute unter Amt und Ehrenamt verstanden wird. Dabei Foto: hochzeitsfotograf - pixelio.de amt 5 wird nicht eigentlich auf den gesellschaftlichen Stand und die Würde des Amtsträgers reflektiert, sondern mehr auf die Funktionen, die von Gemeindegliedern wahrgenommen werden, um Gemeinden zu dienen und sie zu erhalten. Mennoniten berufen sich häufig auf Apg. 1, 21 - 26 (Wahl des Matthäus als zwölften Jünger) und Apg. 6, 2-6 (Wahl der Diakone), da hier die doppelte Berufung besonders zur Geltung kommt: Berufen durch Gott und gewählt durch die Gemeinde. Eine besondere Rolle spielt auch die theologische Argumentation des Paulus, der in Auseinandersetzung mit charismatischen Wanderpredigern 2. Kor. 11,5 eine „Theologie der Dienste“ entwickelt hat. Durch die Taufe findet nach Paulus (Röm. 6) ein grundlegender Wandel im Beziehungsverhältnis des Christen statt: Christen beziehen sich nicht mehr auf die „Welt“, sondern auf Gott. Daraus folgen verschiedene Geistbegabungen (Charismen). Die erste und größte Gnadengabe ist die des ewigen Lebens, das Gott in Jesus Christus schenkt (Röm. 6, 23). Erstlingsgabe des ewigen Lebens ist der Heilige Geist (Röm. 8, 23), den jeder Christ und jede Christin bei der Taufe erhält (1. Kor. 12,13). Allerdings darf die Übertragung des Geistes bei der Taufe nicht als Besitz des Getauften betrachtet werden, sie muss vielmehr als in Besitznahme des Getauften durch den Heiligen Geist angesehen werden, so legt der Neutestamentler Ernst Käsemann diese Bibelstelle aus. Damit wird eine Geistesgabe immer auch zur Aufgabe. Die Getauften werden dem Leib Christi eingegliedert und erhalten dadurch ihre Aufgaben. „Ihr seid nun der Leib Christi, einzeln genommen dessen Glieder“ (1. Kor. 12, 27). Mit der Lehre von den Geistesgnadengaben und dem Bild vom Leib beschreibt Paulus das Verhältnis der Dienste und damit der Ämter innerhalb der Gemeinde. Hier setzt auch das, den Mennoniten so wichtige Prinzip vom Priestertum aller Gläubigen oder vom allgemeinen Priestertum an, auf das John Howard Yoder besonders hinweist (vgl. Politik Jesu). Doch schon in biblischer besonders dann aber in nachbiblischer Zeit, be- ginnen sich in den frühchristlichen Gemeinden verschiedene Ämter auszubilden, die dann im Laufe der Zeit auch unterschiedlich bewertet und anders gewichtet werden. Leitung und Einfluss scheinen sich hier zu verbinden. Ein Auslöser war die Übertragung der so genannten Schlüsselgewalt von Jesus auf Petrus und davon abgeleitet die Übertragung der Amtsautorität vom Bischof auf seinen Nachfolger durch Handauflegung (die so genannte Sukzession). Die Gemeinde wurde von der röm.- kath. Kirche zunehmend von Entscheidungen ausgeschlossen, das führte zur Kritik in der Reformationszeit. Veränderungen des Amtsverständnisses im Aufbruch der Reformation Erst Martin Luther, indem er auf das Priestertum aller Gläubigen hinweist und dann noch radikaler unsere mennonitischen Vorfahren, die Täufer, die eigenständig Pfarrer / Prediger ein- und wieder absetzten, haben sich gegen dieses mittelalterliche Amtsverständnis gewehrt und auf das „Priestertum aller Gläubigen“ bestanden. Daraus folgt, dass alle Getauften alle Aufgaben in der Kirche übernehmen können, allerdings nicht auf ungeordnete Weise, sondern nur, wenn sie von der Gemeinde dazu beauftragt wurden. Nun ist es nicht mehr der Stand, der zur Übernahme eines Amtes qualifiziert, sondern die Gemeinde, die dazu den Auftrag erteilt. Die Lutheraner haben dieses Gemeindeprinzip bald aufgegeben und es dem Landesherrlichen Kirchenregiment übertragen, die Täufer und Mennoniten haben versucht, es bis heute durchzuhalten allerdings in unterschiedlicher Weise. Um im Gottesdienst zu singen und zu beten, sich zur Auslegung der Heiligen Schrift zu äußern, einander zu ermahnen, zu trösten, um zu weissagen und einander zu helfen, bedarf es keines Auftrags durch die Gemeinde. Beauftragt werden von ihr dagegen diejenigen, die den Gottesdienst leiten, aus der Heiligen Schrift vorlesen („Leser“, „Diener am Wort“), sie auslegen oder sie in Mahn- und Trostrede auf die Gemeindeglieder beziehen, die Taufe vollziehen und das Abendmahl austeilen. Sie werden im Täufertum nicht eigentlich mit einem „Amt“ beauftragt, sondern zum „Dienst“ berufen. In Süddeutschland hat sich durch die genossenschaftlich-bäuerliche Bewegung und in Norddeutschland / Niederlande durch die Bedeutung der Ältesten ein etwas anderes Amtsverständnis unter den Mennonitengemeinden entwickelt, das sich zum Teil bis heute erkennen lässt. Entwicklungen in Süd- und Norddeutschland Die eher ländlich geprägten Gemeinden des Verbandes im heutigen Bayern und Baden-Württemberg haben bereits im 19. Jahrhundert einen regen Austausch von Ältesten und Predigern organisiert, die die Gemeinden und Einzelhöfe der Mennoniten besuchten. Die erst ehrenamtlichen und im 20. Jahrhundert dann auch hauptamtlich angestellten Reiseprediger blieben oft eine Woche in der Gemeinde, hielten Bußpredigten und luden die Gemeinde meist eine Woche später zum versöhnenden Abendmahl ein. Sie waren eingesetzte Älteste, denen allein die Verwaltung der Bundeszeichen (Taufe und Abendmahl) vorbehalten war. Ihnen war aufgetragen, die Jugend zu unterrichten und nicht selten auch Trauungen zu vollziehen. Oft waren sie auch Vermittler unter den Mitgliedern verschiedener Gemeinden und sorgten für den Zusammenhalt der Mennoniten in der Region. Die Autorität der Führung ging allerdings von der versammelten Gemeinde, oftmals auch von einzelnen starken Persönlichkeiten in den Gemeinden aus. Die Prediger im Ältestenamt waren lediglich für die außerordentlichen Dienste zuständig und reisten von Ort zu Ort weiter. In den traditionellen mennonitischen Stadtgemeinden, die bereits im 16. Jahrhundert und frühen 17. Jahrhundert im Norden entstanden waren, wirkte das Prinzip der Ältestenoligarchie (Vorherrschaft der Ältesten) auch bei den Predigern fort. Wichtige Persönlichkeiten prägten die Gemeinden. Durch die enge Beziehung der großen Stadtgemeinden zu den Niederlanden wurden auch bald die Möglichkeiten der Ausbildung am DIE BRÜCKE 3 / 2016 6 amt Amsterdamer Seminar der Mennoniten (Doopsgezinde) ab 1811 genutzt. So stellten norddeutsche und Pfälzer Mennonitengemeinden bereits seit dem 19. Jahrhundert Pastoren hauptamtlich ein. Diese blieben oft Jahrzehnte lang in den Gemeinden und prägten das Frömmigkeitsleben der Gemeindeglieder. 1886 schlossen sich norddeutsche Stadt- und westpreußische und pfälzische Landgemeinden zur Vereinigung der Mennoniten im sondern eher eine gesellschaftliche und überkonfessionelle Entwicklung, auch in den anderen Kirchen der Reformation und Freikirchen in Westeuropa. Früher hielten viele ländliche Gemeinden nichts von „studierten“ Theologen („je gelehrter umso verkehrter“). Das hat sich gewandelt. Heute legen die Gemeinden der AMG (Arbeitsgemeinschaft der Mennonitengemeinden in Deutschland K.d.ö.R.) auf eine solide Aus- Personen werden zu ihrem Dienst oft in einem Segensgottesdienst offiziell beauftragt. Frauen im Amt In Notzeiten waren es oft Frauen, die die Gemeinde „am Laufen hielten“, z. B. wenn die Männer im Krieg oder erkrankt waren. Die ersten bei Mennoniten hauptamtlichen Frauen, waren die, für Kinder- und Jugendarbeit und damit auch für Kindergottesdienste und Jugendgottesdienste Tätigen. Die erste gewählte und eingesegnete ehrenamtliche Predigerin in Deutschland war Ruth Wedel. Sie wurde 1977 in den Dienst der Gemeinde Hamburg berufen und 1984 als ehrenamtliche Älteste in die Gemeinde Kiel eingeführt. 1981 wurde die erste Pfarrerin, Dorothea Ruthsatz, in den hauptamtlichen Dienst der Mennonitengemeinde in Krefeld berufen. Mittlerweile bewerben sich Männer wie Frauen auf frei werdende Pfarrer-, Pastorinnen bzw. Gemeindeleitungsstellen im Bereich der Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden in Deutschland (AMG). Und was hätte mein Vater von all dem gehalten? Aus dem Archiv: Bernhard Thiessen 2004 mit den Herrnhuter Losungen Deutschen Reich, später umbenannt in Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden K.d.ö.R. (VDM) zusammen, nicht zuletzt, um die Ausbildung der Prediger zu koordinieren. Heute gibt es für die Ausbildung mennonitischer Pastorinnen und Pastoren neben den ev. Fakultäten an den Universitäten, die Möglichkeit, an der Universität in Hamburg mit der Arbeitsstelle „Theologie der Friedenskirchen“ mennonitische Theologie zu studieren und darüber hinaus das Studium an mennonitischen Seminaren in Nordamerika oder den Niederlanden fortzusetzen. Viele, besonders in den süddeutschen Gemeinden später tätige Pastorinnen, Pastoren und Gemeindemitarbeitende besuchen das Täuferisch-Theologische Seminar auf dem Bienenberg (Liestal / Schweiz). Veränderungen im Amtsverständnis In den letzten Jahren hat sich das Verständnis vom Amt auf verschiedene Weise verändert: Weg vom „Ackerpflug auf die Kanzel“ hin zum theologisch ausgebildeten Angestellten. Dies ist allerdings kein typisch mennonitisches Phänomen, DIE BRÜCKE 3 / 2016 bildung wert, sei es auf einer Bibelschule, dem Theologischen Seminar oder der Universität. Auch wird der Begriff Pastor bzw. Pastorin heute in den AMG Gemeinden häufig benutzt, ungeachtet der universitären Ausbildung. Es ist bei der AMG-MV 2014 in Krefeld beschlossen worden, ein Formular einzuführen, wie dieser „Amtsbegriff “ für alle verständlich benutzt und geführt werden soll. (vgl. AMG-Website) So wird versucht, die eigene Aufgabe und den Gemeindeauftrag vor allem in der Öffentlichkeit und in Gremien ökumenischer Zusammenarbeit deutlich zu machen. Umgekehrt haben Gemeinden, die bisher von einer stark auf den Pastor ausgerichteten Tradition geprägt waren, mittlerweile wieder ehrenamtliche Prediger und Predigerinnen und die gemeinschaftliche Leitung einer Gemeinde in den Blick genommen. In vielen Gemeinden gibt es neben der Gemeindeleitung als Kirchenrat, Konsistorium oder Gemeindevorstand für den geistlichen Dienst verantwortliche Personen als Älteste, Kreis der Predigenden oder Leitungskreis. Diese Ich weiß es nicht! Gerne würde ich mit ihm darüber sprechen, aber er ist bereits 1989 gestorben und hat nicht einmal mitbekommen, wie mein hauptberuflicher Dienst sich in der Praxis entwickelt hat. Schade eigentlich! So muss ich selbst antworten: Ich habe es nie bereut, Theologie studiert zu haben! Dennoch habe ich mich in meiner Praxis sowohl als Jugendpastor also auch als Gemeindepastor gerne darauf besonnen, meinen Glauben in einer „frommen“ süddeutschen Gemeinde eingeübt zu haben. Ich freue mich mit ehrenamtlichen Predigerinnen und Predigern zusammen zu arbeiten. Vor allem bereue ich es nicht, weiterhin mit theologisch interessierten Menschen im Gespräch zu sein, damit unser Glaube in der Welt durch Gottes Hilfe demütig und wirkungsvoll sei. Bernhard Thiessen ist Pastor in Hamburg Im Übrigen vergleiche seinen Artikel über „Amt“ im online-Lexikon www.mennlex.de http://www.mennlex.de/doku.php?id=top:amt amt 9 Foto: MF - pixelio.de Amt – ein persönlicher Erfahrungsbericht Erfahrungen und Entwicklungen im Amtsverständnis A nfang der 1980er Jahre geschah es bei einer mennonitischen Beerdigung in einem katholischen Umfeld in Niederbayern. Die katholischen BesucherInnen der Feier standen vor der überfüllten katholischen Kirche zusammen mit der angetretenen Musikkapelle und den diversen Vereinen mit ihren Fahnen. Sie warteten darauf, dass ein Pfarrer zusammen mit den Angehörigen und anderen Teilnehmenden aus der Kirche käme, hinter dem sie sich dann auf dem Weg zum Friedhof hätten einreihen können. Aber es kam keiner; zumindest kein für alle sofort erkennbarer. Es gab Verwirrung und Durcheinander. Und zu allem Überfluss sprach dann auf dem Friedhof wieder ein anderer als in der Kirche. Ein Mennonitisches Gemeindeglied belauschte zwei verwirrte Katholiken. Der eine fragte den anderen: „Ham jetzat dee koan Pfoarrer net? (hochdeutsch: „Haben die denn keinen Pfarrer?“) Hierauf der andere: „Naa, de grobn se selber ei“ (hochdeutsch: „Nein, die begraben sich selber!“). Bernhard Thiessen beschreibt in seinem Artikel über das täuferischmennonitische Amtsverständnis im neuen Mennonitischen Lexikon online hinlänglich die entscheidenden theo- logischen und mennonitengeschichtlichen Aspekte und Entwicklungslinien. Daraus wird deutlich, dass bei den Mennoniten das reformatorische Prinzip des sog. Priestertums aller Glaubenden stringenter durchgeführt ist als bei den anderen reformatorischen Kirchen (Lutheranern, Reformierten). Er macht auch deutlich, dass dies vor allem für das oberdeutsche Täufertum und die daraus entstandenen Mennonitengemeinden in Süddeutschland, der Schweiz und Frankreichs gilt, weniger für das niederdeutsche und die von ihm abhängigen Mennoniten in den Niederlanden, in Preußen und Russland. Hier deutet sich bereits an, dass es eine Vielfalt gibt. Als ich 1984 während meines Studiums zum Gemeindepraktikum in die Hamburger Mennonitengemeinde kam, begegnete mir dort eine sehr stark pastorenzentrierte Tradition (mit mennonitischem Pastor im Talar), die mir – aufgewachsen in den 1970er Jahren in der Gemeinde Regensburg – fremd war. Als ich 1987 in die Region Rheinhessen/Pfalz in meine erste Stelle in den Gemeinden Eppstein, Ibersheim und Ludwigshafen kam, erlebte ich dort durchaus ähnliche Vorstellungen. Die Betonung des Priestertums aller Glaubenden war zwar vor allem im ökumenischen Gespräch vorhanden, aber die Praxis in den Gemeinden sah anders aus. Mit jugendlichem Elan ging ich ans Werk und behandelte das Thema in Predigten, in thematischen Vorstandssitzungen und Gemeindeabenden sowie in der Glaubensunterweisung. Ich wurde durchaus gehört und man DIE BRÜCKE 3 / 2016 10 amt fand das auch alles sehr interessant und erhellend. Und was die Gestaltung der Gottesdienste anging, gab es auch durchaus Offenheit für Menschen, die hie und da predigten, ohne offiziell Predigerinnen oder Prediger zu sein. Und wenn der Pastor im Straßengraben landet? Aber als ich dann einmal äußerte, es könnte doch einmal ein anderes Gemeindeglied als ich das Abendmahl leiten, wenn die versammelte Gemeinde dem in einer aktuellen Situation zustimmte, gab es doch Bedenken. Ich ging zurück in meiner Argumentation und wiederholte brav und geduldig, was ich bereits ausgeführt hatte, und wie das nicht nur für die Predigt, sondern logischerweise auch für Handlungen wie Taufe und Abendmahl zuträfe – sogar noch mehr, weil man da gar nicht so viel eigenes vorzubereiten habe, wie für eine Predigt. Ich fragte dann, was denn wohl pas- Gemeindeglieder in den Vollzug des Abendmahls ein, mit dem Argument, es würde leichter fallen, wenn man es schon einmal gemacht hätte. Diesen Trick durchschaute man in den beiden anderen Gemeinden schnell und ließ es bei der deponierten Agende. Ich bin in den sechs Jahren meines Dienstes dort nie in den Graben gefahren und weiß von daher auch nicht, ob die „Notfall-Agende“ wirklich zum Einsatz gekommen wäre. Entwicklungen beim Abendmahl In meinem nächsten Gemeindedienst war ich mit einer starken russlanddeutschen Tradition konfrontiert, die hier noch sehr viel größere Scheu hatte. Da war es schon ein Fortschritt, dass nicht die Leitung des Abendmahls, sondern das Austeilen von Brot und Kelch von „Nichtordinierten“ vorgenommen werden konnte. Als ich dort anfing, musste ich – wenn der zweite (ehrenamtliche) ordinierte Prediger scher Mennonitengemeinden (ASM) einen gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst mit der Evangelischen Landeskirche der Pfalz auf dem Weierhof. Ich war im Vorbereitungsteam und wir legten als mennonitische Seite Wert darauf, dass der damalige ASM-Vorsitzende, der kein ordinierter Pastor oder Prediger war, die Abendmahlsfeier leitete. Wir verwiesen darauf, dass das unser Verständnis des reformatorischen Priestertums aller Glaubenden sei und er als Vorsitzender in gleicher Weise die Mennoniten der Region repräsentierte wie der evangelische Kirchenpräsident die Protestanten. Der ASM-Vorsitzende hatte früher schon Abendmahlsfeiern in anderen ASM-Gemeinden geleitet, es war also keineswegs neu. Diese Praxis wurde bislang von niemandem hinterfragt, weil sie von uns als stimmig im Sinne unseres Verständnisses verstanden wird, das sich offenbar in den vergangenen Jahrzehnten verändert bzw. vielleicht auch wieder eher dem ursprünglich täuferischen Verständnis angenähert hat. Mennonitische Bischöfe Foto: Karin Hamilton - flickr.com sieren würde, wenn in der Gemeinde ein Abendmahlstermin angesetzt sei und ich als Pastor auf dem Weg dahin im Straßengraben landen und mir das Bein brechen würde. Die Antwort war klar: Dann würde das Abendmahl ausfallen. Man würde ja außerdem gar nicht wissen, was dann zu tun sei! Dem half ich sofort ab und deponierte in jeder der drei Gemeinden eine einfache Abendmahls-Agende auf der Kanzel, die jeder bzw. jede, der oder die des Lesens mächtig war, ohne große Vorbereitung sofort benutzen könnte. Gleichzeitig band ich von da an zumindest in einer der drei Gemeinden hin und wieder DIE BRÜCKE 3 / 2016 nicht da war – noch das Stück Abendmahlsbrot jedem einzelnen Gemeindeglied in die Hand geben. Das hat sich dann in den vierzehn Jahren meines Dienstes bald geändert – möglicherweise jedoch nicht aus theologischer Einsicht, sondern eher wegen des Zeitaufwandes bei teils über hundert Gottesdienstteilnehmenden. Das sind dann die berühmten nicht-theologischen Faktoren im Gemeindeleben! Als ich 2011 in die Gemeinden Enkenbach und Neudorferhof kam, erlebte ich eine starke Veränderung im Sinne einer Lockerung der Praxis. Vor einigen Jahren feierten wir als Arbeitsgemeinschaft Südwestddeut- Ähnliche Entwicklungen wären zu berichten, wenn es um die Frage von einfachen Predigtdiensten von Männern und Frauen in unseren Gemeinden geht, die nicht Pastorinnen oder Pastoren sind. Auch hier legte man früher größeren Wert darauf, dass sie in einem geordneten Verfahren gewählt und irgendwie offiziell beauftragt in ihren Dienst eingesetzt wurden (nicht selten auf Lebenszeit!). Heute legt man eher Wert darauf, dass sie erkennbar die Gabe zur Verkündigung haben und die Gemeinden ihren Dienst akzeptieren, so wie bei anderen Diensten auch. Durch meine Mitarbeit in der Ökumene und in der Mennonitischen Weltkonferenz, weiß ich, dass das zum einen bei anderen mennonitischen Kirchen weltweit sehr anders ist und dass die Frage des Amtes in der Ökumene einen nicht unwesentlichen Streitpunkt darstellt. Manche Mennoniten haben sogar Bischöfe (wie in Afrika oder bei einigen Konferenzen in den USA), in manchen Ländern tragen die Pastorinnen und Pastoren bei besonderen Gottesdiensten Talar und Stola (Indonesien) oder (auch im Alltag) einen weißen Kragen (Collar). amt 11 In manchen Ländern und Konferenzen gibt es eine klare Regel im Blick auf die Ordination der Pastorinnen und Pastoren, bei der neben den Gemeinden auch die Konferenzen mitsprechen. Das schließt im Übrigen nicht unbedingt aus, dass auch andere Gemeindeglieder dann und wann predigen. Man muss allerdings sagen, dass diese Konferenzen in der Regel alle sehr viel größer sind als z.B. unsere AMG oder gar die Regionalverbände und es möglicherweise auch von daher einen größeren Regelbedarf gibt. Ich habe mich im Wesentlichen auf die Bereiche Predigtdienst und Leitungsfunktion beim Abendmahl beschränkt. Dies beispielhaft gemeint, könnte jedoch auch ausgedehnt werden auf Fragen wie: Wer leitet Gemeinde? Was bedeutet Leitung? Wie hängen Verkündigung und Leitung zusammen? Bei unseren Äußerungen in der Ökumene, z.B. zu ökumenischen Dokumenten, die das Thema behandeln, pochen wir meist stark auf unser Verständnis vom Priestertum aller Glaubenden, nach dem jede(r) Getaufte das Recht hat, alle Dienste in der Gemeinde wahrzunehmen, vorausgesetzt er oder sie ist dazu begabt und von der Gemeinde beauftragt. Wir erklären dabei in der Regel unausgesprochen, dass wir uns dabei stärker auf die Argumentation in den früheren Briefen des Paulus berufen und die Ämtertheologie in den späteren neutestamentlichen Schriften eher für spätere Entwicklungen halten. Implizit sagen wir damit, dass es im NT zwar andere Modelle gibt, dass wir diese aber für nicht so authentisch halten. Wir erwecken dabei manchmal den Eindruck, als sei das bei uns ganz selbstverständlich schon immer so gewesen, wie es heute in der Praxis weitgehend der Fall ist. Aber das war ja nicht immer so, ist z.T. sogar eine sehr neue und gar im Vergleich mit anderen Mennoniten weltweit eher singulär. Ich sage nicht, dass ich die Entwicklung bei uns für falsch halte. Dennoch meine ich, dass es sinnvoll wäre, unsere Praxis stärker aufgrund des biblischen Zeugnisses und auf dem Hintergrund unserer Geschichte theologisch zu reflektieren. Rainer W. Burkart Pastor in Enkenbach Richtlinie für pastorale Dienste und das Amt des Pastors / der Pastorin innerhalb der AMG A. Pastor/Pastorin innerhalb der AMG B. Zur Berufung von Pastoren/ Pastorinnen Der Titel „Pastor/Pastorin“ ist eine 1. Die örtliche Gemeinde entscheidet geschützte Dienst-/Berufsbezeichnung eigenständig über die Anstellung einer öffentlich-rechtlichen Religionseiner Person als „Pastor/Pastorin“. gemeinschaft. Sie darf unter folgenden 2. Neben der persönlichen Befähigung Voraussetzungen geführt werden: zu diesem Dienst hat der Pastor/die Pastorin in der Regel eine theologi1. Pastor/Pastorin innerhalb der AMG sche Ausbildung absolviert. K.d.ö.R. ist, wer von einer AMG-Ge- 3. Die Ausgestaltung des Arbeitsvermeinde, einem TrägerGemeindevertrags und die Vergütung von angeband oder Werk der AMG oder der stellten Pastoren/Pastorinnen werden AMG selbst in diesen Dienst (dieses von der anstellenden Gemeinde/des Amt) berufen, eingesetzt und von Anstellungsträgers vorgenommen. der AMG K.d.ö.R. bestätigt wurde. Sie orientiert sich in der Regel an Gebräuchlich sind hier in manchen entsprechenden Empfehlungen ihres Gemeinden auch alternative BezeichAMG Trägerverbandes. nungen wie z. B. Pfarrer/in, Prediger/ in, theologische Mitarbeiter/in o.a. C. Beauftragung, Aufgaben, 2. Der Dienst/das Amt kann in einem Kompetenzen voll- oder teilzeitigen Anstellungs- 1. Pastorale Aufgaben sind im Allgeverhältnis wie auch ehrenamtlich meinen: Seelsorge, Lehre, Verkünausgeübt werden. Einbezogen werdigung, Gottesdienstgestaltung, den hier auch Personen, die ein VikaKasualien, Arbeit mit diversen geriat bzw. entsprechendes Gemeindemeindlichen Gruppen, Kontaktpflege praktikum leisten, wenn der direkte im gemeindlichen Umfeld und im Anstellungsträger dieses wünscht. ökumenischen Miteinander. Diese 3. Der Dienst/das Amt beginnt mit der werden verstanden und wahrgenomEinsetzung (Ordination) in der und men als Ausdruck des gemeinsamen, durch die Gemeinde, die diese Beaufchristlichen Zeugnisses der Gemeintragung mit einer Segnung verbindet. de in ihrem Umfeld. Eine konkrete Er endet mit dem Ausscheiden aus Aufgabenbeschreibung nimmt der dem Dienstverhältnis, bzw. der Entjeweilige Anstellungsträger vor. bindung von der Beauftragung. 2. Pastoren/Pastorinnen sind verpflich4. Pastoren/Pastorinnen verantworten tet, Verschwiegenheit über alle Angeihren Dienst gegenüber der örtlichen legenheiten zu wahren, die ihrer NaGemeinde/bzw. dem Anstellungsträtur nach vertraulich sind und sich aus ger. Dienstvorgesetzter ist jeweils der der Dienstausübung ergeben. Eine Anstellungsträger. Entbindung von der Schweigepflicht 5. Die Bestätigung durch die AMG vor Gericht und außergerichtlich K.d.ö.R. als Pastor/Pastorin erfolgt kann nur durch Zustimmung der auf Vorschlag des Anstellungsträgers, betroffenen Personen erfolgen. unter Anerkennung dieser RichtliniBeschlossen von der en. Sie wird durch die AMG K.d.ö.R. AMG-MV am 29. Mai 2014 mit einer Anerkennungsurkunde und einem Dienstausweis dokumentiert. DIE BRÜCKE 3 / 2016 ausblick 47 Dekade der Erneuerung zur Erinnerung an den Beginn der Täuferbewegung vor 500 Jahren V om 12. bis zum 19. Februar 2017 werden täuferisch-mennonitische Christen aus aller Welt in Augsburg, Deutschland, zur Eröffnungsveranstaltung von „Renewal 2027“ zusammenkommen. Dies geschieht in Verbindung mit dem Treffen des Exekutivkomitees der Mennonitischen Weltkonferenz (MWK). „Renewal 2027“, eine zehnjährige Veranstaltungsreihe, die ihren Höhepunkt 2027 finden wird, erinnert an das 500jährige Jubiläum der Anfänge der Täuferbewegung. Für den 12. Februar 2017 hat die MWK zusammen mit europäischen Vertretern eine eintägige öffentliche Veranstaltung mit dem Titel „Verändert durch Das Wort – Die Bibel lesen aus täuferischen Perspektiven“ geplant. Genau 500 Jahre, nachdem Martin Luther mit seinem berühmten Aufruf sola scriptura die Reformation angestoßen hat, wird die Veranstaltung nachspüren, wie Täufer und Mennoniten in der ganzen Welt sich in der Vergangenheit mit der Bibel beschäftigt haben … und wie die Bibel ihre Bedeutung bis heute behalten hat. „Nach 500 Jahren“, so Alfred Neufeld, der Vorsitzende der Kommission für Glauben und Leben, „ist es wieder mal Zeit, sich durch einige Fragen herausfordern zu lassen: Haben wir überhaupt noch etwas gemeinsam mit unseren täuferischen Gründermüttern und -vätern? Sollten wir etwas gemeinsam haben? Und können wir etwas gemeinsam haben?“ Neufeld hat den Vorsitz im Planungskomitee für die Versammlung in Augsburg. Dem Planungskomitee gehören zudem Henk Stenvers, Rainer Burkart, Jantine Huisman, Arli Klassen, Liesa Unger und John D. Roth an. Die Veranstaltung am 12.2.2017 wird von 9:3016:30 dauern. Es wird Workshops und gemeinsames Singen, Beispiele von Bibelauslegungen aus der weltweiten Kirche sowie Berichte ökumenischer Partner geben. Zudem werden alle Teilnehmer/innen die Möglichkeit haben, sich an der Auslegung der Bibel zu beteiligen. Weitere Informationen über die Vortragenden, den Zeitplan sowie die Online-Anmeldung wird es im Laufe des Jahres geben. Vorausgeschickt sei bereits: Der Platz in Augsburg wird begrenzt sein! MWK Heft-Themen zum vormerken Mai / Juni Amt und Priestertum Juli / August Gewalt im Spiel September / Oktober Helfen - Diakonie November / Dezember Gelassenheit und Spritualität Januar / Februar Interreligiöser Dialog Redaktionsschluss ist immer ca. vier Wochen vor dem Erscheinungstermin. Wir freuen uns über Beiträge und Ideen aller Altersklassen! Die nächsten Nummern: DIE BRÜCKE 4/2016 erscheint Anfang Juli 2016, Thema: „Gewalt im Spiel“ Redaktionsschluss ist der 06.06.2016 DIE BRÜCKE 5/2016 erscheint Anfang September 2016, Thema: „Helfen / Diakonie" Redaktionsschluss ist der 04.08.2016 Wir freuen uns über Leserbriefe, Beiträge, Berichte und Zusendungen für die Rubriken „Lyrik“ und „Friedensfoto“ Bitte schreiben Sie an: DIE BRÜCKE, Rugbiegel 10, 76351 Linkenheim-Hochstetten Tel.: 07247 934255 -10 Fax: -19 E-Mail: [email protected] DIE BRÜCKE 3 / 2016 DIE BRÜCKE | Wollgrasweg 3d | 22417 Hamburg C 13593 E | Postvertriebsstück Entgelt bezahlt | Deutsche Post AG Kafee Mauern Kafeeund undTee Tee statt statt Mauern friedensfoto U nser „Pilgerweg der Gerechtigkeit und des Friedens“ darf nicht an den „Wunden“ der Ungerechtigkeit und des Unfriedens vorbei führen. Deshalb traf sich die internationale Steuerungsgruppe des ÖRK im vergangenen Februar in Bethlehem, Palästina. Mir stockt der Atem: eine acht Meter hohe Trennungsmauer, doppelt so hoch wie die einstige Berliner Mauer. Steingewordenes Monument der Diskriminierung gegenüber den Palästinensern. Mehr als nur eine Provokation, erbaut, um die Sicherheit für israelische Bürger zu erhöhen. Für die palästinensischen Bewohner, die wir treffen, ein kollektives Gefängnis. Hier versammeln wir uns im Hof des Conflict Resolution Center „Wiam“. Die Menschen hier mühen sich, Alternativen zum gewaltsamen Widerstand DIE BRÜCKE 3 / 2016 aufzuzeigen und versuchen, das Selbstbewusstsein und Gemeinschaftsgefühl der Palästinenser zu stärken: durch psychologische Betreuung traumatisierter Kinder, Schlichtung innerpalästinensischer Konflikte (auch innerfamiliärer Streitigkeiten, die auch aufgrund des permanenten Ausgeliefertseins gegenüber der Willkür israelischer Soldatinnen und Soldaten zuweilen gewaltsam ausgetragen werden) und Ermutigung emigrationswilliger Palästinenser, trotz allem im Land zu bleiben. Leitgedanke dieses Zentrums ist ein Wort von Martin Luther King: "Wenn wir davon ausgehen, dass die Menschheit ein Recht zu überleben hat, dann müssen wir eine Alternative zu Krieg und Zerstörung entwickeln. In unserer Zeit der Massenvernichtungsmittel stehen wir vor der Alternative: Gewaltlosigkeit oder kollektiver Selbstmord." Wir versammeln uns im Innenhof des Zentrums, direkt an der Mauer. Freundlich werden wir empfangen, die Tische sind für das gemeinsame Mittagessen im strahlenden Sonnenlicht vorbereitet. Hier werden wir den Rest des Tages verbringen, um persönliche Zeugnisse der Gewalt anzuhören, aber auch von Friedensinitiativen zu lernen. Kaum haben wir an den Tischen Platz genommen, da ergießt sich eine Rauchschwade Tränengas über uns. Zufall? Hier können wir nicht bleiben, müssen uns in die kärglichen Räume des Zentrums flüchten. Dicht gedrängt, bei einer Tasse Kaffee, hören wir den lutherischen Bischof Younan über eine mögliche gemeinsame Zukunft von Israelis und Palästinensern sagen: „Ich bin nicht optimistisch! Aber als Christen können wir die Hoffnung niemals aufgeben.“ Fernando Enns