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Mai 2012 www.trailer-ruhr.de THEATER FLETCH BIZZEL IM SPIEGELZELT AM U MUSIK KABARETT COMEDY KUNST DORTMUND 28. JUNI - 13. OKTOBER www.ruhrhochdeutsch.de www Er: aus Madrid. Sie: aus Düsseldorf. Beide: im Glück. Europa Hin + Zurück ab 99 € * Online oder im Reisebüro buchen Über 60 Ziele nonstop ab Düsseldorf z. B. Venedig, Paris, London lufthansa.com www 2 5 trailer-Thema im Mai: Landtags-Neuwahl, Foto: Francis Lauenau trailer-Thema. www.trailer-ruhr.de I Mai 2012 5 LANDTAGS-NEUWAHL Erwartet uns ein Machtwechsel? 6 Themeninterviews „Auch Impulse nach Berlin senden“ „Die Bilanz der jetzigen Landesregierung fällt positiv aus“ Bühne. 10 Theater Ruhr „Todesstation“ im Schlosstheater Moers 11 Aalto Theater 12 Premiere M. Steinhardt-Unseld zum Theaterfest „Westwind“ 13 Theater Oberhausen/ Grillo Theater 14 Theater Ruhr u.a. „Der goldene Drache“ im Prinz-Regent-Theater 15 37. Mülheimer Theatertage NRW Theater Duisburg 16 Theater Ruhr u.a. „Volpone“ im Schauspielhaus Bochum 18 Komikzentrum Ruhr 19 Ebertbad/ Theater Fletch Bizzel 20 Theater Ruhr „Immer noch Sturm“ im Theater an der Ruhr 21 Cabaret Queue 22 Theater demnächst Das NRW-Theatertreffen in Oberhausen 23 Ruhr International 25 GOP Variete/ Landestheater Neuss 26 Festival Klopsztanga – das binationale Kulturfestival 27 Theater Paderborn 29 Klopsztanga – Polen grenzenlos NRW 30 Consol Theater Opernzeit Jugendoper „Border“ in Köln 31 Tanzräume Tanztheaterfestival Hagen culture club Yefim Bronfman beim Klavier-Festival-Ruhr „Fasada 1/2“ im Ringlokschuppen 32 Festival „Ruhr International“ in neuem Glanz 33 Musiktheater im Revier 34 Theater-Kalender Ruhr BÜHNE © Uwe Stratmann Theater Ruhr 16 KIINO Kino. Kunst. 39 Film-ABC /Vorspann 40 Film des Monats „Tomboy“ C. Sciammas ungewöhnlicher Coming-of-Age Film 41 Kritikerspiegel Ruhr/Kino-Kalender Ruhr 42 Hintergrund: „Superclassico (...)“ 43 weitere Film-Kritiken 44 Hintergrund: „Medianeras“ 46 Foyer u.a.: Bud Spencer im UCI Bochum 47 Roter Teppich Joachim Król im Interview 49 Kino.Ruhr. Frank Peciak über das Autokino in Essen 50 Gespräch zum Film Thomas Thümena über „Tinguely“ 59 culture club Stummfilm-Konzert „Nosferatu“/Kino Café 64 Ruhrkunst Simone Nieweg im Museum Quadrat Bottrop 65 Sammlung Imke Arns vom Hartware MedienKunstVerein 66 Ruhrkunst Kirsten Krüger im Märkischen Museum Witten/ Caroline Bayer und Silke Schatz in Mülheim/ bochumer künstler 2012 67 Kunstwandel Artur Zmijewski im HMKV Dortmund 69 Kunst-Kalender NRW Kunst-Termine im Mai Osthaus Museum Hagen Kultur in NRW. überregional 24 Musical in NRW Musical-„Experimente“ in Essen und Hagen Oper in NRW Carlisle Floyds „Susannah“ in Hagen 28 Tanz in NRW Der Mai: kein Wonnemonat für die Freie Tanzszene 56 Klassik in NRW Das Musikfestival Schloss Cappenberg Popkultur in NRW Vom traurigen Ende des Bochumer „Zwischenfall“ 67 Kunst in NRW Ausstellungen im Bahnhof Rolandseck und Brühl www Musik. 55 Kompakt Disk: Neue Alben im Mai Moers Festival 2012 57 Konzerthaus Dortmund 58 !Sing – Day of Song Festival Moers Festival vibriert am Niederrhein 60 Improvisierte Musik Weltmusik – oft falsch verstanden Film des Monats 403 MUSIK Literatur. 61 Wortwahl/ComicKultur Buch- und Comic-Empfehlungen im Mai 62 Textwelten Amy M. Holmes und ihr Skandalbuch Poetry Die Kolumne von Sebastian23 63 Literatur-Kalender Ruhr Die Literatur-Termine der Region trailer spezial. 4 Intro 8 Über Tage Frank Busemann über Sport im Revier 9 Innovation Wie wir Grünkost in Metropolen ernten können 70 Verlagssonderseiten „trailer bildet“ 75 Auswahl Veranstaltungstipps im Mai 77 Kolschewsky 78 Ausblick/Impressum 79 Magenbitter/Verlosungsbox Lesen Sie mehr auf www.trailer-ruhr.de! Dieses Icon zeigt Ihnen den Weg. Festival KUNST 58 © Simone Nieweg Ruhrkunst 64 Intro -ruhr.de Mai 2012 Rechtschreibhilfe für Legastheniker, Foto: Francis Lauenau trailer + trailer-ruhr.de Eine Frage des Niveaus Im Doppelpack mehr Service, Meinung und Hintergrund Thema Regierung fürs gute Klima Dirk Jansen vom Bund für Umwelt- und Naturschutz BUND hofft, dass die ambitionierten Ziele zum Klimaschutz auch von der künftigen Landesregierung weiter verfolgt werden: „Die Bilanz der jetzigen Regierung fällt positiv aus.“ Dirk Jansen Foto: privat Theater Von klein auf Zum „Westwind“-Festival treffen sich NRWs Kinder- und Jugendtheater. trailer sprach mit Leiterin Merula Steinhardt-Unseld: In unserer medial beherrschten Zeit benötigten Kinder mehr denn je direkten Kontakt zur Kunst. Merula Steinhardt-Unseld 6 12 Foto: Harald Morsch Festival Kunst und Kultur als Motor Bertram Frewer, Organisator von „Ruhr International“, im trailer-Gespräch: 1974 als Fest zur Kulturverständigung gegründet, soll „Ruhr International“ offen für alle sein – und damit keineswegs ein Festival ausschließlich von Migranten für Migranten. 32 Der Preis des Erfolgs In seinem zweiten Langfilm widmet sich Thomas Thümena dem Schweizer Künstler Jean Tinguely. Für den Regisseur wurde dabei Tinguelys Werk gleichsam zur Kulisse seines bewegten Lebens. Thomas Thümena 47 Foto: Alain Wicht Film Kräftezehrend und lehrreich Die Dreharbeiten zu Joachim Króls aktuellem Film „Ausgerechnet in Sibirien“ fanden fern der Zivilisation statt – und zählten zu den anstrengendsten seiner bisherigen Karriere, wie er im Interview bekannte. Viele Gesichter lächeln zurzeit wieder von den Laternenpfählen. WAHLKAMPF ist deshalb auch das trailer-Thema im Monat Mai. Werden die Piraten den Landtag in Düsseldorf entern, und wissen sie dann auch, welchen Kurs sie nehmen wollen? Piraten an Land sind wohl genauso unpassend wie Tomaten auf dem Supermarktdach. Oder? Gerade dort soll demnächst Gemüse gedeihen, so ein Forschungsprojekt des FRAUNHOFER-INSTITUTS in Oberhausen. trailer berichtet von diesem ökonomischen und ökologischen Geniestreich. Hoch hinaus wollte auch der Recklinghauser FRANK BUSEMANN, der Silberjunge der Olympischen Spiele in Atlanta. In der Interviewreihe ÜBER TAGE berichtet der Zehnkämpfer i.R. von geplatzten Träumen und den Chancen des Scheiterns. Melancholisch sind ebenfalls manche Fotografien von SIMONE NIEWEG, die das Museum QUADRAT in Bottrop zeigt. Ansonsten ist der Mai Festivalmonat. Das NRW-weite deutsch-polnische Festival KLOPSZTANGA, zu Deutsch „Teppichklopfstange“, wird unter anderem in Dortmund, Bochum und Essen Station machen. Filme, Musik und Literatur vom östlichen Nachbarn zeigen die großen Gemeinsamkeiten der sich manchmal zu fremden Nachbarn. Das MOERS FESTIVAL lockt zu Pfingsten unter anderem mit CARLA BLEY und HELGE SCHNEIDER. Multikulti ist auf dem Festival RUHR INTERNATIONAL angesagt. trailer sprach mit dem Veranstalter BERTRAM FREWER über die bewegte Geschichte des Festivals, das viele Jahre Kemnade International hieß und nun in der Jahrhunderthalle unter anderem den algerischen Superstar Khaled begrüßt. www Bertram Frewer Film Manchmal plagt mich meine Rechtschreibschwäche. Welches sind nur die richtigen Knöpfe auf der Tastatur? Eine Frage des Niewoos? Des Niwaus? Wenn man ganz auf dem Holzweg ist, hilft auch keine Autokorrektur. „Keine Vorschläge“, meckert dann die digitale Deutschlehrerin, die meine Worte rot unterstreicht. Da rettet mich dann nur noch die Liebste. „Schatz, ganz einfach zu merken, Körpercreme plus U.“ Und plötzlich durchfährt mich ein Geistesblitz. Was wäre, wenn das Festival RUHRHOCHDEUTSCH, das auch in diesem Jahr wieder zu Füßen des mächtigen Dortmunder Us sein Spiegelzelt aufschlägt, den Hersteller der berühmten Kosmetikmarke als Hauptsponsor gewänne? Ein Festival mit Nivea und U. Goosen, Eckenga, Albus und Co. müssten sich vor ihren Auftritten nur mal kurz werbewirksam einbalsamieren, und schon würden sich deren Gagen verdoppeln oder wahlweise die Eintrittspreise purzeln. Nur bei Jochen Malmsheimer sehe ich schwarz. Der Kerl bietet keinerlei Angriffsfläche für Gesichtscreme. 50 AUSGERECHNET SIBIRIEN heißt der neue Film, in dem JOACHIM KRÓL neben Katja Riemann und Armin Rohde eine Hauptrolle spielt. Im Gespräch äußert sich der Wahlkölner mit Berliner Zweitwohnung über seinen neuen Film, über den Tatort-Kommissar Steier und über den Theaterschauspieler Król. Regisseur THOMAS THÜMENA wiederum berichtet über seinen neuen Film TINGUELY, der dem gleichnamigen Schweizer Maler, Bildhauer und Maschinenbauer ein brüchiges Denkmal setzt. Und nicht nur für Nostalgiker ist das Interview mit FRANK PECIAK über sein AUTOKINO in Essen. Der Mai ist gekommen. LUTZ DEBUS Joachim Król 4 Thema Zwar klare Kante, aber nichts auf der hohen Kante, Foto: Francis Lauenau Wieder Wahl Am 13. Mai wird über ein neues Landesparlament abgestimmt Nach nur zwei Jahren müssen wir wieder zur Afghanistan“ kommen bei den Wählerinnen und Urne, um den Landtag neu zu befüllen. Aber wird Wählern, die letztlich zwischen Kraft und Röttgen die Wahl, die die scheidende Regierung und die entscheiden müssen, nicht mehr an. In unserer Demoskopen bereits als entschieden ansehen, Mediendemokratie wirken deren Kandidaten außerdem zuweilen etwas tatsächlich eine Bestägriesgrämig. tigung von Rot-Grün? trailer-Thema im Mai: Oft lagen Prognostiker Die Grünen indes müsdaneben. Demokratie ist sen sich von ihrem Kater schließlich wie Fußball. Am 13. Mai werden die wahlberechtigten NRW-BürgerInnen nach aufgelöster Landesregierung erneut nach dem Allzeithoch Man kennt das Ergeban die Wahlurnen gebeten. Ob nun der von Schwarzdes vergangenen Jahres nis erst nach dem Spiel. Gelb angestrebte Machtwechsel stattfindet oder die erholten. Durch FukusGerade das Abschneiden alte Regierung zur neuen wird, darüber sind Experten hima und die Wahl in der kleineren Parteien wie Umfrageergebnisse uneins. Baden-Württemberg können die bestehenden wähnte man Jürgen Verhältnisse durcheinanderwirbeln. Gelingt den Piraten der Einzug in Trittin und Claudia Roth bereits als Doppelspitden Landtag? Und wenn ja, was bei dem aktuellen ze im Kanzleramt. Doch gerade deren Eitelkeiten Medienhype durchaus zu vermuten ist, mit wem wurden in den letzten Monaten bei den Grünwerden sie welche Politik machen? Wird der Ko- Wählerinnen und -Wählern nicht gern gesehen. alitionsvertrag im Chatroom geschlossen? Wird Gut, dass die NRW-Spitzenkandidatin Sylvia Löhrder Politiker, der die meisten „Gefällt mir“-Klicks mann nicht so agiert wie ein Platzhirsch oder eine Öko-Diva. Insgesamt konnten die Grünen in Düsbekommt, Ministerpräsident? seldorf schon viel von dem umsetzen, was sie vor Die politische Entscheidungsfindung wird inzwi- der letzten Wahl versprochen hatten. schen aber auch bei anderen Parteien mit der Dramaturgie einer Casting-Show zelebriert. Christian Hannelore Kraft in der Rolle einer Lindner war erst Kronprinz, dann gescheiterter Trümmerfrau Königsmörder, und jetzt ist er Retter der Libe- Und die alte Tante SPD? Die sonnt sich in den Umralen. Shakespeare hätte diese Rolle nicht besser fragewerten. Lange Jahre wurde sie gequält von kreieren können, Dieter Bohlen auch nicht. Das den Parteisoldaten Clement und Steinbrück. SoziPublikum, in diesem Fall das Wahlvolk, prämiert aldemokratie stand für Streichung sozialer Grundsolch unterhaltsame Raffinesse. Nach der Wahl versorgung. Clement macht inzwischen Werbung des neuen Spitzenkandidaten verdoppelten sich für die FDP, Steinbrück für Helmut Schmidt. Von sprunghaft die Werte der FDP auf satte vier Pro- der NRW-SPD haben sich beide meilenweit entzent. Da ist noch Luft nach oben. fernt. Nachdem die Männer den Karren gegen die Wand gefahren hatten, musste eine Frau weiterDie LINKEN hingegen fallen in den Umfragewerten machen. Dass das gelingen kann, weiß der poliauf einen Abstiegsplatz jenseits der fünf Prozent. tische Beobachter seit dem Ende der Ära Kohl und Hin- und hergerissen zwischen Staatsraison und dem kometenhaften Aufstieg einer gewissen AnRevolution pflegten sie in den vergangenen beiden gela Merkel. Hannelore Kraft und Angela Merkel Jahren eine intensive Hassliebe zu der von ihr oft sind beide Trümmerfrauen, die ihre von Männern tolerierten Regierung. Die ureigensten Themen der zerbombten Parteien wieder aufbauen mussten. LINKEN „Nein zu Hartz IV“ und „Nein zum Krieg in Hannelore Kraft allerdings gelingt diese Aufgabe Landtags-Neuwahl www 5 sogar, indem sie dabei gelegentlich lächelt. Auch der neue Politikstil von Rot-Grün, der auf Moderation und möglichst breitem Konsens beruht, ist neu und charmant. Etwas anderes blieb der Minderheitsregierung allerdings auch nicht übrig. Norbert Röttgen, zurzeit Bundesumweltminister und Landesvorsitzender der CDU, möchte, bis er Ministerpräsident geworden ist, Berufspendler bleiben. Sobald er in Düsseldorf Regierungschef geworden ist, verzichte er, so wird versichert, auf seinen Platz im Bundeskabinett. Inhaltlich steht die CDU für einen knallharten Sparkurs, um den Haushalt des Landes zu sanieren. Zumindest vertritt sie diese Meinung seit genau zwei Jahren. Noch an der Regierung, zeigte sie sich etwas großzügiger. Im Ruhrgebiet tobt wegen der Frage der Finanzen auch eine heftige Auseinandersetzung. So kritisierten, pünktlich zu Beginn des Wahlkampfes, führende SPD-Oberbürgermeister den Aufbau Ost. Schwer zu vermitteln seien die Transferleistungen von völlig verarmten Kommunen im Revier zugunsten von durchaus blühenden Landschaften in den neueren Bundesländern. Dresden geht es besser als Dortmund, Leipzig besser als Essen. Trotzdem wandern die Euros nur von West nach Ost. Die Diskussion um finanzielle Unterstützung, die nicht mehr nach Himmelsrichtung verteilt werden soll, ist natürlich nur Begleitmusik im Theaterdonner des Wahlkampfes. Entscheidungen über den „Aufbau Ost“ werden in Berlin gefällt, nicht in Düsseldorf. Die Landespolitik allerdings kann trotzdem den klammen Kommunen helfen und tat dies bereits. So wünscht sich insgeheim so mancher Lokalpolitiker der CDU eine Wiederwahl von RotGrün. Ob es zu einer Wiederwahl der rot-grünen Landesregierung kommt, entscheidet allerdings der Souverän. Eines ist bis dahin sicher: Die Landespolitik in NRW bleibt spannend. LUTZ DEBUS Thema Ey Norbert, warum guckst du mich denn gar nicht an?“, Foto: Francis Lauenau „Auch Impulse nach Berlin senden“ Andreas Meyer-Lauber über die Landtagswahl aus Gewerkschaftssicht trailer: Herr Meyer-Lauber, wen soll ich am Nein, wir geben keine Wahlempfehlung ab. In NRW haben wir 1,5 Millionen Gewerkschafts13. Mai wählen? Andreas Meyer-Lauber: Aus Sicht der Ge- mitglieder, die eigenständig entscheiden können, werkschaften sollten Sie die Partei wählen, welche Partei sich am besten für sie einsetzt. die die Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Früher gab es das klassische „Die Energiewende muss am besten vertritt. Der DGB Dreiparteiensystem. Wie beurso gestaltet werden, dass NRW hat vier Forderungen an die Beschäftigten am Ende teilen Sie die neue Vielfalt? die Parteien im LandtagswahlFür die Wählerinnen und Wähnicht die Verlierer sind“ kampf gestellt, an denen wir sie ler gibt es nun ein größeres pomessen werden. Erstens müssen litisches Spektrum im Angebot. sich die Parteien dafür stark machen, dass pre- Das ist für die Demokratie zunächst eine Bereikäre Beschäftigung endlich wirksam bekämpft cherung. Ob alle Parteien dann tatsächlich auch wird. Zweitens brauchen wir fundierte Kon- im Parlament vertreten sind, ist ja noch nicht zepte dafür, wie die Energiewende so gestal- entschieden. tet werden kann, dass die Beschäftigten am Ende nicht die Verlierer sind. Drittens muss die Was halten Sie von Piraten an Rhein und Ruhr? Chancengleichheit im Bildungssystem weiter Die Piraten fordern mehr Transparenz in der Povorangetrieben werden. Und viertens müssen litik. Das ist auch eine alte gewerkschaftliche wir Erbschaften und Vermögen endlich ange- Forderung. Einige der Positionen, die die Piraten messen besteuern, damit Land und Kommunen vertreten, sehen wir aber skeptisch. Nehmen sie zukunftsfest finanziert werden können. zum Beispiel die Forderung nach einem kostenlosen öffentlichen Nahverkehr. Interessante Idee, Wollen Sie auch Namen nennen? aber die Piraten müssten vor der Wahl sagen, wie das finanziert werden soll. Als Gewerkschaften interessiert uns natürlich besonders die Frage, wie Beschäftigung und gute Arbeit gesichert werden können. Dafür haben die Piraten bisher kein schlüssiges Konzept. Was wünschen Sie sich für die Zeit nach dem 13. Mai? Wir wünschen uns eine NRW-Politik, die die Interessen der Beschäftigten wirksam vertritt. Schön wäre, wenn die NRW-Wahl auch Impulse nach Berlin senden würde. Auf Bundesebene brauchen wir unbedingt eine neue Politik. ZUR PERSON Andreas Meyer-Lauber (60) ist Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes in NRW. Foto: DGB NRW „Die Bilanz der jetzigen Landesregierung www fällt positiv aus“ Dirk Jansen über die Wahlmöglichkeiten von Umweltschützern trailer: Herr Jansen, welche zukünftige Lan- dererseits sollen in Datteln, Lünen, Hamm, Neurath und Walsum neue Klimakiller-Kraftwerke desregierung ist gut für das Weltklima? ans Netz gehen. So werden alle Dirk Jansen: Das Klimaschutz„Wenn die neuen KlimaKlimaschutzziele Makulatur. Da gesetz war ja ein zentrales Reformprojekt der alten Landes- killer-Kraftwerke ans Netz hätte ich mir ein konsequenteres regierung. Dieses Projekt gilt es gehen, werden alle Klima- Verhalten vor allem von der SPD schutzziele Makulatur“ gewünscht. nun nach der Wahl zügig zu vollenden, um ambitionierte Klimaschutzziele im Energie-Land NRW umzusetzen. Was wünscht sich der BUND im Jahre Zwei Der BUND und andere Umweltverbände haben nach Fukushima bezüglich der Nuklearanlagen die Idee zu diesem Gesetz entwickelt. Die Grü- im Land? nen haben dieses Gesetz zu 100% unterstützt, Zunächst ist es wichtig, dass die Castor-Transdie SPD zu etwa 80%. Letztlich wurde es vom porte von Jülich nach Ahaus unterbunden wergesamten Kabinett verabschiedet. Ich hoffe, dass den. Desweiteren soll die Landesregierung alle ihr der eingeleitete Klimaschutz und der damit ver- zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, bundene Abschied von der Kohle nach der Wahl um die Urananreicherungsanlage Gronau dicht forciert werden. zu machen. NRW ist, auch wenn es hier keine Atomkraftwerke mehr gibt, eine wichtige DrehDatteln ist im wahrsten Sinn des Wortes eine scheibe für die Atomindustrie. Dem muss ein Rieandere Baustelle? gel vorgeschoben werden. Manches passt nicht zusammen. Einerseits plant die Landesregierung ein Klimaschutzgesetz, an- Welche Partei empfiehlt der BUND zu wählen? 6 Die Bilanz der jetzigen rot-grünen Landesregierung fällt positiv aus. Es sind viele Dinge angestoßen worden. Nach wie vor aber stecken wir im Reformstau, gerade was den Naturschutz und die Verkehrspolitik betrifft. Von Schwarz-Gelb kam überhaupt kein umweltpolitischer Impuls. Die Piraten kann ich beim besten Willen nicht einschätzen. Die LINKE hat ein eher konfuses Bild abgegeben, ein echtes ökologisches Profil fehlt. INTERVIEWS: LUTZ DEBUS ZUR PERSON Dirk Jansen (48) ist Geschäftsleiter des Bundes für Umwelt- und Naturschutz BUND Landesverband NRW. Foto: privat Thema Das schafft nur die FDP: Sogar die Partei wird privatisiert, Foto: Francis Lauenau Löchrig wie ein Schweizer Käse? Der Streit um die Gefängnisse in NRW ist Symbolpolitik Vom Knast in die Schlagzeilen ist es in Nordrhein-Westfalen nur ein kurzer Weg. Im Winter kam es in der JVA Bochum zu zwei Fluchtversuchen und zwei Ausbrüchen, beide Male wurden die Flüchtlinge nach kurzer Zeit gefasst. Das Echo war gewaltig. Justizminister Thomas Kutschaty suspendierte den Leiter der JVA, die Opposition beschrieb die JVA, in der eine „Fluchtkultur” (FDP) herrsche, als „löchrig wie ein Schweizer Käse” (CDU). Unter Schwarz-Gelb aber war die Situation nicht besser. Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) stand wegen einer Reihe von Ausbrüchen und Missständen, die in dem Foltermord von Siegburg 2006 gipfelten, in der Kritik der rot-grünen Opposition. Möglich wurden diese harten Auseinandersetzungen über die Gefängnisse des Landes durch die Föderalismusreform von 2006. Seitdem wird der Strafvollzug in der Verantwortung der Bundesländer geregelt. „Strafvollzug kann leicht zum Spielball landespolitischer Auseinandersetzungen werden und ist damit anfälliger für tagespolitische Streitigkeiten ge- worden”, kommentiert der Greifswalder Kriminologie-Professor Frieder Dünkel diese Entwicklung. Dabei existieren abseits der gegenseitigen Schuldzuweisungen Probleme in den Gefängnissen, die sowohl von Schwarz-Geld als auch von Rot-Grün zögerlich angegangen wurden. Die Gefangenenrate von NRW ist die zweithöchste der Flächenstaaten, in Gelsenkirchen, Kleve und Wuppertal kam es wegen der Haftbedingungen zu Gefängnismeutereien. Die Arbeitsbedingungen in den Gefängnissen sind schlecht. 430.000 Überstunden haben die Justizbediensteten angesammelt, der Krankenstand liegt bei 10,45%. Auf Drängen der Aids-Hilfe kam es im Juni 2011 aber immerhin zu einer Anhörung vor dem Landtag, um das Zwangsouting HIV-infizierter Häftlinge zu beenden. Parteiübergreifendes Schweigen zu Haftund Arbeitsbedingungen im Strafvollzug Im Wahlkampf spielen die Zustände in den Haftanstalten des Landes dennoch nur eine Nebenrolle. Die CDU wirft der Landesregierung in ihrem Wahlaufruf zwar eine „beispiellose Pannen- und Ausbruchsserie” vor, schweigt aber zu Haft- und Arbeitsbedingungen hinter den Gefängnismauern. Bei SPD und Grünen herrscht dagegen komplettes Schweigen. 2010 forderten die Grünen zwar noch die Umsetzung des „Resozialisierungsgebots” sowie Alternativen zum geschlossenen Jugendstrafvollzug. Eine Änderung z. B. des Jugendstrafvollzugsgesetzes gab es unter Rot-Grün aber nicht. Stattdessen werden ähnliche Forderungen mittlerweile von der Linkspartei gestellt, die mehr Prävention, eine zügigere Modernisierung der Haftanstalten und keine privaten Sicherheitsdienste in den JVAs anstrebt. Auch bei den liberalen Parteien – den Piraten und der FDP – finden weder die Probleme des Strafvollzugs noch die schwierigen Haftbedingungen Erwähnung im Wahlprogramm. 2012 herrscht also Business as usual: NRWs Gefängnisse schaffen es in die Medien, wenn es darum geht, lediglich das Düsseldorfer Personalkarussell zu bewegen. CHRISTIAN WERTHSCHULTE www Studiengebühren – Quo Vadis? Auch über die Zukunft des gebührenfreien Studiums wird am 13. Mai abgestimmt Praxisnahes Lernen in kleinen Gruppen von rund 20 Studenten ist eine feine Sache, hat mit 5.100 Euro pro Semester für ein Masterstudium an einer privaten Hochschule wie der International School of Management in Dortmund aber auch seinen Preis. „Bildung für alle“ lautet daher seit jeher der Slogan der Studierenden, wenn sie für ein gebührenfreies Studium an den 37 staatlichen Hochschulen in NRW auf die Straße gehen. Nachdem fünf Jahre lang bis zu 500 Euro pro Semester erhoben wurden, ist das Studium seit dem Wintersemester 2011/2012 wieder gebührenfrei. Studierende befürchten nun, dass eine NRW-Regierung, die sich alleinig aus der CDU oder in Koalition mit der FDP bilden könnte, die Studiengebühren wieder einführt, da die Reduzierung von Schulden als Wahlkampfziel formuliert wurde. Früher mussten sich die Studierenden abschuften, um die Summe von 500 Euro am Ende des Semesters aufzubringen Für ein Studium soll nicht das entscheidend sein, was die Eltern im Portemonnaie haben, sondern das, was die Einzelnen im Kopf haben, so die aktuelle Begründung für Gebührenfreiheit. Im dritten Bildungsbericht (2010) äußern rund 70% der Befragten, dass Finanzierungsfragen und der Wunsch, keine Schulden zu machen, ausschlaggebende Gründe sind, die gegen eine Studienaufnahme sprechen. Es stellt sich allerdings die Frage, ob das von der Landesregierung zur Verfügung gestellte Finanzierungspaket ausreicht, um das Niveau des Angebots auch ohne Gebühren zu halten? Dr. Josef König, Pressesprecher der Ruhr-Universität Bochum, sieht dies kritisch: „In Zukunft wird es schwieriger sein, die Qualität der Studienbedingungen weiter aufrechtzuerhalten.“ Als Folge reduzierter finanzieller Mittel würden weniger Tutorien angeboten werden, wodurch begehrte Jobs für Studierende in höheren Semestern wegfallen, so König. Auch das Argument, dass sich mehr Studienanfänger aus bildungsfernen oder einkommensschwachen Familien einschrieben, teilt König nicht. Seine Amtskollegin Maiken-Ilke Groß von der Essener Folkwang Universität der Künste weiß ebenfalls zu berichten, dass es 7 Befreiungsregelungen gab, die sozialen Härtefällen ein gebührenfreies Studium ermöglichten. Die Studierendenvertreter der Folkwang Universität sind jedoch der Auffassung, dass trotz der Sozialstipendien viele auf der Strecke geblieben sind und nun mehr Zeit bleibt, sich auf das Studium zu konzentrieren. „Durch das doch sehr verschulte B.A./M.A.System und das Hinterherlechzen der Studierenden nach Credit Points ist die Lage ohne Gebühren schon schwierig“, so die AStA-Vertreter Köseoglu und Pertl. „Als es Studiengebühren gab, mussten sich die Studierenden nahezu abschuften, um die Summe von 500 Euro am Ende des Semesters aufzubringen.“ Kostenlosen Zugang zu Bildung finden die Studierenden gut, solange man nicht vergisst, dass Qualität auch ihren Preis hat. Doch staatliche Investitionen in Bildung können sich lohnen: Laut einer Studie der OECD bringt der einzelne Studierende später den Steuerzahlern ein Plus von rund 150.000 Euro – weil er oder sie meist höhere Steuern zahlt und seltener arbeitslos ist MARTIN THELEMANN Über Tage Tartanbahn ohne Busemann, Foto: Francis Lauenau „Jede Verletzung hat auch etwas Gutes“ Frank Busemann über Sport im Revier und seinem Umgang mit Krisen trailer: Herr Busemann, wieso sind Sie Sportler Wie findet man denn den passenden Sport? geworden? Oft muss man als Kind zu einer Sportart hinFrank Busemann: Am Tag meiner Geburt bin ich geführt werden, sei es durch Eltern oder durch im Sportverein angemeldet worden. Da bleibt Freunde. Ein Sechsjähriger wird nicht von allein einem nichts anderes übrig. Meine Eltern wa- auf die Idee kommen, zum Beispiel lateinameriren beide Trainer und haben „An die Bedeutung des Fuß- kanisch tanzen zu gehen. mich schon sehr früh auf den balls wird keine andere SportSportplatz mitgenommen. Ins art im Ruhrgebiet die nächsten Warum macht der Mensch Wettkampfgeschehen bin ich als überhaupt Leichtathletik? 200 Jahre heranreichen“ Sechsjähriger mit Fußball eingeLaufen, werfen und springen stiegen. Ein Jahr später bin ich zur Leichtathletik sind ganz rudimentäre Bewegungsabläufe. Wie gekommen. Als ich zehn war, zu Boris Beckers bei jedem Leistungssport geht es um die AusZeiten, kam dann noch Tennis dazu. einandersetzung mit dem eigenen Willen. Ziele müssen fokussiert werden. Ein Leben ohne Der Fußball war es dann doch nicht? Leichtathletik wäre für mich nur halb so schön Ich habe da oft drüber nachgedacht. Wäre das gewesen. ein Weg gewesen? Die Leichtathletik war aber schon auf mich zugeschnitten. 90 Minuten am Sie coachen inzwischen Manager. Was kann Stück laufen? Ich bin ein schnellkräftiger Typ, der man von Ihnen lernen? schnell übersäuert. Diese Ausdauerleistung hätte Ich appelliere an die persönlichen Ressourcen. ich nicht stemmen können. Bewegungstalentiert Es ist wichtig, alles zu versuchen, was in der bin ich. Vielleicht wäre ich ein guter Tennisspieler Macht des Einzelnen möglich ist, um am Ende gewesen. Aber mit diesem „hätte“, „wenn“ und des Tages erfolgreich nach Hause zu gehen. „wäre“ kommt man nicht weiter. Man wird auf seinem Weg, egal ob im Leistungssport, im Alltag oder im Beruf, immer Wie war denn so die Kindheit in Recklinghau- wieder Fehler machen. Trotzdem ist es wichtig, sich selbst im Spiegel jeden Morgen einen gusen? Wunderbar. Im Neubaugebiet konnten wir mit ten Morgen wünschen zu können. vielen anderen Kindern Buden bauen. Bretter gab es genug. Vater ist in den Baumarkt gefahren und Ist Leistungssport nicht auch gefährlich, gar hat kiloweise Nägel gekauft. Wir konnten auf der tödlich? Straße Fußball spielen, Tennis spielen, Rollhockey Würde Doping freigegeben, Leistungssport spielen. Die Fahrräder und Roller und Bobby Cars wäre tödlich, weil es ein maßvolles Dopen blieben immer auf der Straße stehen. Ist nie was nicht gibt. Wer zu langsam ist, nimmt immer weggekommen. Das war ländliche Idylle im Osten eine Pille mehr. Aber auch sonst bewegt sich der Leistungssportler auf einem ganz schmalen von Recklinghausen. Grad zwischen Verletzung und Bestleistung. Ist das Ruhrgebiet eigentlich ein Leichtathle- Man trainiert bis an die Verletzung heran und hofft, doch gesund zu bleiben. tik-Land? Nee – das muss man ganz klar sagen. Die Bemühungen sind da, in Wattenscheid und auch in Sie sind aus Ihren Krisen herausgekommen? Dortmund. Aber an die Bedeutung des Fußballs Ich habe die Erfahrung gemacht, dass jede wird keine andere Sportart im Ruhrgebiet die Verletzung auch etwas Gutes hat. Natürlich nächsten 200 Jahre heranreichen. Da darf man waren die Verletzungen beschissen. Ich habe sich keiner Illusion hingeben. Schön ist hier aber mich bedauert. Ich habe getrauert. Ich bin die enorme sportliche Vielfalt. Wenn man in den an der Ungerechtigkeit der Welt verzweifelt. Alpen wohnt, muss man Skifahren. Wenn man Aber jede Lebenszeit hat ihre Höhen und Tiehier wohnt, kann man jede Sportart betreiben, in fen. Der Misserfolg gehört zum Erfolg wie die Siegerehrung. Bottrop sogar Skifahren. www 8 Was hat Ihnen geholfen? Das Schreiben war wichtig. Zunächst wollte ich mich auf meinem Weg zur Goldmedaille und zum Weltrekord schriftlich begleiten. Ich schrieb ohne den Hintergedanken einer Veröffentlichung. Das Schreiben war ein Ventil für mich. Nachdem ich meinen Erwartungen nicht gerecht werden konnte und geschrieben und geheult habe, merkte ich, dass ich mir nicht mehr einen in die Tasche lügen konnte. Mein Körper, so wurde mir klar, gab einfach nicht mehr her. Mein Lebensziel, Weltrekord und olympisches Gold, habe ich nicht erreicht. War das nun ein komplettes Scheitern? Oder zählt nicht doch die weise Erkenntnis: Ich habe alles gegeben, habe keinen Punkt liegengelassen. Sportler schreiben aber eher selten … Das stimmt. Als ich am Tag meines Rücktritts meine Autobiographie einem Verlag vorschlug, fragte man mich, wann sie denn fertig sei. Ich sagte: „Jetzt, sonst würde ich ja nicht anrufen.“ Dann fragte man mich, wer die geschrieben hatte. Und als ich dann sagte, dass ich die selbst geschrieben hatte, war man schon sehr erstaunt. Schreiben macht mir unglaubliche Freude. Mein letztes Buch hab ich abends auf dem Sofa zur Entspannung geschrieben. Zur Zukunft: Wann kommen die Olympischen Spiele ins Ruhrgebiet? Booah ey! Ich befürchte, niemals. Die Globalisierung wirkt auch beim Sport. So sind nun erst mal Metropolen auf anderen Kontinenten dran. INTERVIEW: LUTZ DEBUS Interviewserie „Über Tage“ „Über Tage“ handeln, ohne „unter Tage“ zu vergessen. trailer-ruhr spricht mit streitbaren Menschen über das Ruhrgebiet. ZUR PERSON Frank Busemann (37) war erfolgreicher Leichtathlet und ist nun sportlicher Leiter in der Erlebniswelt „Sportswelt“ des Reiseveranstalters Thomas Cook, Coach und Buchautor. Foto: Grünberger e ün Gr Innovation en it Se 12 20 Gemüseanbau hoch auf den Dächern der Metropolen, Foto: Fraunhofer/BrightFarm Systems Frisches Gemüse von der Flachdach-Farm Das Oberhausener Fraunhofer-Institut arbeitet an einem Projekt, Grünkost in Metropolen standortnah zu ernten Die Prinzessinnengärtner am Berliner Moritzplatz sind sicher die bekanntesten Trendsetter. Gemüse und Kräuter mitten in der Stadt selbst anzubauen – teilweise auf Brachflächen und sogar Parkdecks – ist in zwei Jahren zum bundesweiten Boom geworden: Städter gründen Bürgergärten, mieten sich auf landwirtschaftlichen Parzellen ein und entern wieder die Kleingartenanlagen in den Bezirken. Neben der Lust am ökologischen Experiment und einer bescheidenen Selbstversorgung spielen auch pädagogische Aspekte eine Rolle. Kindern wird quasi nebenbei vermittelt, dass „Gemüse nicht einfach im Supermarkt wächst.“ Letztere Erkenntnis könnte jedoch bald wieder eine Korrektur erfahren. Mitten im Ruhrgebiet arbeitet ein Forscherteam des Fraunhofer-Institutes für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik („Umsicht“) daran, Ballungsregionen ohne Mehrverbrauch von Flächen und Energie zu grünen Gemüseerzeugern zu entwickeln. Im Blickpunkt liegen vor allem brache Dachflächen von Gewer- bebauten, unter anderem auch von Supermärkten. „Wir haben mit entsprechenden Unternehmensketten gesprochen“, berichtet Simone Krause, die mit Volkmar Keuter das Fraunhofer-Projekt leitet, „und die fanden die Idee total spannend.“ Inzwischen ist eine Machbarkeitsstudie in Arbeit, die gerade in den letzten Zügen liegt und im Frühsommer präsentiert werden soll. Das international vernetzte Umsicht-Team hat dabei nicht bloß die Versorgung des Reviers mit Porree, Paprika und Petersilie im Kopf. Sein Ansatz zielt ein gutes Stück höher, denn weltweit wächst die Zahl der Ballungsgebiete und Mega-Städte, in denen inzwischen die halbe Menschheit lebt. Unbebaute Flächen und Grüngebiete sind hier rar, fast jedes Lebensmittel muss über weite Strecken hergeschafft werden. Das erzeugt reichlich Verkehr und CO2-Ausstoß. Die Kosten hierfür steigen nach einer Erhebung der Welthungerhilfe gerade in den ärmsten Ländern rasant. Ein globales Problem also, und so wundert es kaum, wenn die Oberhausener ihr Projekt inzwischen auch auf Foren und Symposien in Vietnam und Tokio vorstellten. www Die Saat zum Ausprobieren soll nun an der Ruhr gelegt werden. In Duisburg unterhält Fraunhofer bereits das „inHaus-Zentrum“ als die „in Europa führende Innovationswerkstatt für intelligente Raum- und Gebäudesysteme“. Dort entstand die Idee fürs „Rooftop-Farming“, grüne Dach-Gemüsegärten unter Glas. Der amerikanische Partner BrightFarm Systems, der im letzten Sommer bereits einen solchen Prototypen in New York City startete, steht mit am Beet. Die Ertragserwartungen seien dort respektabel, sagt Simone Krause: „Auf etwa 1.000 Quadratmetern Fläche kann man jährlich etwa 45.000 Kilo Gemüse heranziehen. Das entspricht der Menge, die ungefähr 4.000 Menschen verbrauchen.“ Ein anderes Projekt – „Better Food Solutions“ – wird auf größerer Fläche gar mit 320 Tonnen Ernte veranschlagt – und mit Verkaufserlösen von fast zwei Millionen US-Dollar. Bildungs-Futter: In der Süd-Bronx besuchen auch Schulkinder das Dachgrün-Projekt, Foto: Fraunhofer/BrightFarm Systems Freilich muss man sich von bekannten AckerbauVorstellungen ein gutes Stück verabschieden. Salatköpfe und andere Pflanzen wurzeln nicht in traditioneller Erde, sondern in Rinnensystemen, durch die mit Nährstoffen angereichertes Was- 9 ser fließt. Diese haben es allerdings in sich: Den Forschern schwebt nämlich vor, den organischen Dünger aus Abwässern des jeweiligen Gebäudes herauszufiltern. Das Wasser selbst soll in geschlossenen Kreisläufen zirkulieren, so wie man übrigens auch die Abwärme der Gebäude für den Pflanzenwuchs nutzen will. Über LED-Beleuchtung mit verschiedenen Wellenlängen könnte man nach Fraunhofer-Ansicht „selbst im Winter produzieren.“ Was allein in Deutschland möglich wäre, hat das Fraunhofer-Team in einer stillen Stunde hochgerechnet: Aus einem Bestand von 1.200 Millionen Quadratmetern an Flachdächern auf Nicht-Wohngebäuden könnte womöglich ein Drittel für den Pflanzenanbau unter Glas genutzt werden – sofern die Statik stimmt und nicht andere Lösungen wie etwa Solarstromerzeugung damit konkurrieren. Allein die CO2-Bindewirkung würde 28 Mio. Tonnen im Jahr betragen. Bleiben noch Geschmacksfragen, denn Treibhausgemüse haben die Verbraucher jahrzehntelang als Ergebnis dessen kennengelernt, was Spötter als die Kunst bezeichnen, Wasser schnittfest zu gestalten. Grundsätzlich möchte man, kontert Simone Krause, dass auf diese Weise „ökologische und qualitativ hochwertige Lebensmittel entstehen. Wir wollen schon besser sein als die Gewächshaustomate aus Holland.“ Einmal in Fahrt fallen ihr außer der Frische und gesparten LKW-Touren noch weitere Pluspunkte ein, die am Ende wieder an die Bürgergärten ankoppeln: „Solche Dachgärten wären nicht nur touristisch interessant, sondern auch sozial nachhaltig. Denken Sie an eine mögliche Funktion als Bildungsprojekte. Oder daran, dass ältere Menschen mit der gemeinschaftlichen Bewirtschaftung solcher Gemüsegärten auf den Flachdächern von Pflegeheimen eine neue Aufgabe finden könnten.“ Von dem Abschluss der Machbarkeitsstudie erhofft sich das Fraunhofer-Team weitere Erkenntnisse und: Fördermittel. Zur Düngung des Duisburger Pilotprojektes liegt inzwischen ein Förderantrag beim Wissenschaftsministerium vor. TOM JOST Theater Ruhr Der Sehende (Ulrich Wickermann) ist blind, die Blinde (Marieke Kregel) sieht, Foto: Christian Nielinger Augen können nicht denken Ulrich Greb inszeniert mit „Todesstation“ in Moers einen LSD-Trip durch eine verwaschene Realität Duschvorhänge XXL verbergen den Blick auf die Bühne, dieselben Kunststoffbahnen teilen den Raum in Kabinen. Der Mittdreißiger Dalton Harron, genannt Diddy, stellvertretender Direktor der Werbeabteilung einer Firma, die Mikroskope herstellt, bastelt gerade an einem Selbstmordversuch. Nicht dass die Zuschauer das genau sehen könnten. Die Szenerie ist eigentlich eine multimediale Performance, wobei die Schauspieler mit dem Rücken auf Schreibtischen liegen und in senkrecht aufgehängte Videokameras starren. Textfetzen, Großaufnahmen der Gesichter. Bedächtig, artifiziell traumatisch beginnt im Schlosstheater in Moers Susan Sonntags Stück „Todesstation“, das eigentlich ein Roman von 1967 ist. Intendant Ulrich Greb hat den 400 Seiten-Text der New Yorkerin bearbeitet und inszeniert, herausgekommen ist eine furchterregende Achterbahnfahrt durch die Psyche des Menschen in sechs Szenen. Die Zweite: Der von Ulrich Wickermann ziemlich als Jedermann gespielte Diddy ist gerade auf dem Weg zu einer Konferenz, als sein Zug, der auch noch „Freibeuter“ heißt, in einem Tunnel anhalten muss. Niemand erfährt darüber etwas Genaues, der Zugbegleiter hüllt sich in Schweigen, und eigentlich interessiert das die Passagiere auch gar nicht. Doch Diddy steigt, ziemlich panisch geworden, auf offener Strecke aus. Im schwachen Lichtkreis vor der Lokomotive sieht er einen Gleisarbeiter, der dort wohl arbeitet, um ein Hindernis auf den Schienen zu beseitigen. Diddy will fragen, doch er wird grob abgewiesen, Manager gegen Arbeiter, das geht nicht gut aus, es gibt ein Wortgefecht, dann Streit, Diddy findet eine Schlagwaffe, haut zu und verschwindet. Der Zug fährt weiter, ob er den Mann getötet hat, weiß er nicht. Das verschwindet im Nebel der Erinnerungsfetzen, die ihn ständig quälen, während er durch die Duschvorhänge irrt, Fragen stellt, über Realität, Tod und Leben monologisiert, während seine Mitstreiter in den Ganglien-Kammern unter der Kamera Arbeiten verrichten, basteln oder scheinbar nervös hantieren. Wer in den zwei Stunden ein Handlung erwartet hat, hat sich geschnitten, wer versucht, den Facetten aus Diddys Gehirn zu folgen, wird versagen. Greb inszeniert die Essenz eines Romans, der selbst schon als surreale Matrize für die Tatsachenbehauptung des Dinglichen um uns herum dient. In Moers geht es nur noch um die Verhandlung des Tatsächlichen jenseits der Realität, es geht um den Tod, die Spekulation des Folgenden, aber erst einmal um den Schwebezustand zwischen dem Hier und Dort. Im kleinen Theater mit seinen ausgezeichneten Schauspielern findet Greb Bilder, die an Charles Wilps Afri-Cola-Werbung erinnern, die in genau der Zeit entstanden wie Susan Sonntags Roman. Auch hier wird das Rauschhafte zur Metapher von nicht greifbarer Bedeutung. „Jeder bekommt das Leben, das er sich wünscht“ heißt es da. Da kommt der Zuschauer schon ins Schlucken, denn dies würde zumindest die bewusste Selbstbestimmtheit des Lebens ausschalten, und der fast greifbare folgende Zustand zu vieler Zweifel an der Realität macht eben Angst. Auf der Bühne scheint der Mensch Dalton Harron eigentlich im Krankenhaus zu liegen. „Leerer Raum wölbt sich zwischen den Dingen. Alles Zerfall.“ Ist er schon tot? Zumindest die durchscheinenden Vorhänge hat er abgeräumt, die Utensilien verstaut. Er trifft das blinde Mädchen Hester. In einer Welt vor dieser Welt hat es mit ihm im Zugabteil gesessen, Hester behauptet nun, dass er damals nie ausgestiegen sei. Selbst die Ebene der Kriminalistik kommt ins Wanken. Hester versucht, die Löcher in Diddys Realität zu stopfen. Die beiden werden ein Paar, haben dank Hester schnell auch Sex, doch pflegen sie eher eine philosophisch-dialogische Beziehung, deren Authentizität natürlich auch im Dunkel bleibt. Hesters Augen sollen operiert werden, das geht schief, kein Wunder, als Blinde sieht sie mehr, als die Sehenden je erblicken werden. Am Ende ist niemand auf der sicheren Seite, nicht die Protagonisten, nicht einmal die Zuschauer. Die Inszenierung schon gar nicht, und genau das hat Regisseur Greb so geplant, denn „Diddy geht weiter“. Schluss der Uraufführung. Den Rest des Satzes bei Susan Sonntag: „auf der Suche nach seinem Tode“ braucht niemand mehr. www PETER ORTMANN „Todesstation“ Sa 5.5., 19.30 Uhr Schlosstheater Moers 02841 883 41 10 10 Lässig. Unsere Grugahalle 19 | 05 | 2012 Neonsplash-Paint Party „Love Thru Paint“ 25 | 06 | 2012 Blink-182 Ersatztermin für den 24.06.2011 13 | 07 | 2012 – 22 | 07 | 2012 Sommerfest an der Grugahalle 06 | 09 | 2012 – 08 | 09 | 2012 Mario Barth auft! Ausverk „Männer sind schuld, sagen die Frauen!“ 15 | 09 | 2012 Subergs Ü-30 Party Mehr als eine Party 28 | 09 | 2012 Bülent Ceylan „Wilde Kreatürken“ 21 | 10 | 2012 CD- & Schallplattenbörse im Foyer www 03 | 11 | 2012 Wise Guys Spezialnacht 04 | 11 | 2012 Ina Müller & Band Tournee 2012 14 | 11 | 2012 Olaf Erste Solotour nach den Flippers 14 | 12 | 2012 Matthias Reim & Freunde Das Live Konzert mit Band 15 | 12 | 2012 22. Oldie-Night mit Tony Christie & Band, The Sweet u. v. a. L EONCE UN D L E N A 16 | 12 | 2012 Kaya Yanar „All inclusive!“ Ballet t vo n Ch r is t ia n S puck Musik von Johann Strauß, Mar tin Donner u. a. 29 | 12 | 2012 – 01 | 01 | 2013 Ice Age Live! Ein mammutiges Abenteuer Choreographie Christian Spuck Musikalische Leitung Wolfram-Maria Märtig Bühne und Kostüme Emma Ryott Orchester Essener Philharmoniker Terminstand: April 2012 . Änderungen vorbehalten Wiederaufnahme 19. Mai 2012 Weitere Vorstellungen 26., 29. Mai; 1., 9., 23. Juni 2012 K A R T E N & A BOS T 02 01 81 22-200 | [email protected] | www.theater-essen.de11 MESSE ESSEN GmbH Geschäftsbereich Grugahalle Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500 Ganz nah dran mit dem QR-Code. A A LT O B A L L E T T T H E AT E R E S S E N Ticket-Hotline: 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.30 Uhr [email protected] . www.grugahalle.de Premiere „Angstmän“, das panische Kammerspiel aus dem Theater Essen von Hartmut El Kurdi, ist bei „Westwind“ dabei, Foto: Matthias Stutte „Fünfjährige rezipieren eben ganz anders als Jugendliche“ „Westwind“ heißt das Treffen der professionellen Kinder- und Jugendtheater in Nordrhein-Westfalen In diesem Jahr findet das Festival am Theater sind ja auch Chancen – ist der persönliche KonPaderborn statt, das gerade mitten in der Stadt takt zwischen Kunst und Kindern natürlich ersein neues Kammerspiel eröffnet hat. Hier schwert. Deshalb ist heute wichtig, dass dieses Live-Erlebnis, dieses Direkte für werden zehn herausragende „Das ist wunderbar, dass man Kinder und Jugendliche auch Produktionen präsentiert und jetzt auch entdeckt, dass wir zum Alltag gehört. Diese Art im Anschluss diskutiert. Hier nicht der verlängerte Arm der des Umgangs mit „Theater als kommen die Teilnehmer auch Schulen sind“ Lebensmittel“ (ein Zitat von Aumit europäischen Gruppen in Kontakt. Während des Festivals wird eine drei- gust Everding) müssen sie ganz selbstverständköpfige Preisjury das Preisgeld des Landes in lich von klein auf mitbekommen. Höhe von 10.000 Euro vergeben. Zudem wird eine Kinder- und eine Jugendjury Publikums- Die Stücke sind gemacht für Altersgruppen preise benennen. Mit kulturpolitischen Dis- zwischen 5 und 16 Jahren. Kann man die für kussionsforen, Impulsvorträgen zu aktuellen den einen Preis überhaupt miteinander verThemen der Kinder- und Jugendtheaterarbeit, gleichen? Workshops für die teilnehmenden Theater Das glaube ich schon. Das hat es ja immer auch wird Westwind zu einem inhaltlichen Impuls- so gegeben. In der Preisjury sitzen ja Fachleute, geber für die weitere Arbeit. trailer sprach mit und die schauen sich die Inszenierungen unter der Intendantin und Festivalleiterin Merula verschiedenen Aspekten an. Da geht es ja auch nicht darum, ob etwas beim Publikum ankommt, Steinhardt-Unseld. sondern auch, wie es gemacht ist. Sowohl was trailer: Frau Steinhardt-Unseld, das ganz jun- den künstlerischen Ausdruck angeht als auch die ge Nordrhein-Westfalen tourt im Mai nach damit verbundene Professionalität mit dem Umgang der unterschiedlichen Erfahrungswelten der Paderborn. Merula Steinhardt-Unseld: Ja. „Westwind“ ist Altersgruppen. Fünfjährige rezipieren eben ganz das professionelle Kinder- und Jugendtheater- anders als Jugendliche. Aber das wird nach meiFestival des Landes. Wir haben uns darum bewor- ner Erfahrung schon berücksichtigt. Da habe ich ben. Jedes Jahr findet das statt in einem anderen eigentlich keine Sorge. Theater, in einer anderen Stadt. Wir konnten das aufgrund der räumlichen Situation noch nie ma- Verändern sich die Themen der Stücke im Lauchen, aber jetzt haben wir ein neues Haus be- fe der Jahre? zogen und wollten unbedingt das Kinder- und Ja. Wir machen es ja noch nicht allzu lang, das Jugendtheater-Festival, weil diese Sparte bei uns Festival gibt es seit 2003, aber wir haben die noch in den Anfängen ist, wenn man es mit gro- Veränderungen schon bemerkt. Gerade bei den ßen oder mittleren Häusern, die das schon länger Jugendlichen, aber auch bei Kindern ist die Vielhaben, vergleicht. Wir wollten damit ein Zeichen falt über das, was heute über die Verlage angesetzen. Nach der Hauseröffnung ist das erste boten wird, viel größer. Das ist wunderbar, dass Festival nicht für die Erwachsenen, sondern für man da jetzt auch entdeckt, dass wir nicht der die Kinder und die Jugend, denn Paderborn ist im verlängerte Arm der Schulen sind, was wir nämVergleich zu vielen anderen Städten von der Be- lich gar nicht sein wollen, sondern dass wir ja in völkerung her auch eine relativ junge Stadt, wir erster Linie Theater sind. Natürlich gibt es auch haben einen relativ hohen Anteil an Kindern und Themen wie Mobbing, die bleiben. Aber es gibt Jugendlichen. Was da übers Jahr hinweg an Kin- neuerdings auch so kleine Aufmerksamkeitstheder- und Jugendtheater geboten wird, ist ganz, men, wo man merkt, da werden jetzt tatsächlich auch poetische Erfahrungen jenseits der klassiganz wenig. schen Märchen vermittelt. Ja, ich denke, da tut Wie wichtig ist Kinder- und Jugendtheater sich was. überhaupt? Kinder- und Jugendtheater war sicher schon im- Worum geht es im Rahmenprogramm? mer wichtig, aber in der heutigen Zeit, die im- Die erste Podiumsdiskussion haben wir am Ermer schneller wird und sehr medial beherrscht öffnungswochenende, und die heißt „Theater wird – das sage ich jetzt gar nicht als Kritik, das träumt Schule“. Wir wollen zwar nicht der ver- www 12 längerte Arm der Schule sein, andererseits sind wir natürlich in engem Maße mit den Schulen verbandelt, und das ist auch gewollt und gut. Einen Tag später diskutieren wir, inwieweit das Kinder- und Jugendtheater bereits in den Stadtraum hineinwirkt. Neu im Rahmenprogramm ist seit 2009 der Austausch mit den kommenden Generationen. Hier hat „Westwind“ das „Next Generation“-Forum etabliert, zu dem zehn junge Theatermacher eingeladen werden, die über die gesamte Dauer des Festivals vor Ort sind und in einer thematischen Untersuchung das Feld der Theaterarbeit für junges Publikum für ihren weiteren Berufsweg erkunden. Wir sind ja auch in der glücklichen Lage, dass viele Gruppen hier vor Ort bleiben können. Belgische Theatermacher kommen auch. Wie stehen wir im europäischen Vergleich da? Die Holländer sind wohl die Aktivsten, die machen unglaublich viel und das auch schon relativ lange. In Deutschland ist die Theaterpädagogik überhaupt relativ spät an die Häuser gekommen. Aber verglichen mit Italien oder anderen südeuropäischen Ländern sind wir eigentlich spitze. Von daher stehen wir im europäischen Vergleich gut da. Auch weil wir dieses Stadt- und Staatstheatersystem haben, das ja aus dem 18. Jahrhundert stammt, und das ein sehr gutes Erbe ist. Ich sage ja seit langem, dass es eigentlich ein Weltkulturerbe sein sollte. INTERVIEW: PETER ORTMANN Theater Paderborn I 05251 2 88 11 02 ZUR PERSON Merula Steinhardt-Unseld hat ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater in Heidelberg sowie ein Studium der Literatur- u. Theaterwissenschaft an den Universitäten Heidelberg und Hamburg absolviert und promovierte über die Entwicklung des deutschen Nationaltheaters. Sie hatte einen Lehrauftrag als theaterwissenschaftliche Dozentin an der Universität Hamburg inne. Außerdem agierte sie als Chefdramaturgin und Stellvertreterin des Intendanten des Ernst-DeutschTheaters Hamburg. Seit der Spielzeit 1994/95 ist Merula Steinhardt-Unseld Intendantin der Kammerspiele Paderborn. Foto: Harald Morsch SCHAUSPIEL ESSEN U R AU F F Ü H R U N G D I E Ä ST H E T I K D E S W I D E R STA N DS N AC H D E M R O M A N VO N P E T E R W E I SS F Ü R DI E B Ü H N E B E A R B E I T E T VO N T I L M A N N E U F F E R U N D T H O M A S K R U PA Vorstellungen 24., 30. Mai; 2., 14., 30. Juni 2012, Grillo-Theater Essen Karten & Abos T 02 01 81 22-200 | [email protected] | www.schauspiel-essen.de www Theater Ruhr „Der goldene Drache“, Foto: Birgit Hupfeld „Wer hat Angst vor Virgina Woolf?“, Foto: Birgit Hupfeld „Der Meister und Margarita“, Foto: Birgit Hupfeld Blut der Geknechteten Spiel bis zum Tod Sympathy for the devil „Der goldene Drache“ im Prinz Regent Theater „Virgina Woolf“ in der Bochumer Rottstraße „Meister und Margarita“ in Dortmund Der junge Chinese kann an nichts Anderes mehr denken: So stark ist der Schmerz, den ihm sein Zahn bereitet. Irgendwie muss ihm geholfen werden, bloß wie? Eine Versicherung hat er nicht, Geld sowieso keines, von Papieren ganz zu schweigen. Da bleibt nur die brachiale Do-it-yourselfMethode mit der Rohrzange in der winzigen Küche des China-Thai-Vietnam-Imbiss’. Für den jungen Koch wird der Eingriff ein böses Ende nehmen. Sein böser Zahn verschwindet unterdessen in der Thai-Suppe und gelangt so auf den Teller einer Stewardess, die unfreiwillig das Blut des geknechteten Chinesen schmecken wird. So weit, so widerlich. So weit, so pathetisch. Es geht im Kern dieser Geschichte eben um die Knechtschaft und Ausbeutung in der globalisierten Welt. Das Thema läuft gut zurzeit, und so kann es nicht verwundern, dass Roland Schimmelpfennig 2010 mit seinem Stück „Der goldene Drache“ einen Coup landete. Das Prinz Regent Theater war lange abgeschnitten vom Schimmelpfennig-Hype, weil das Bochumer Schauspielhaus immer Vorrang hatte. Nun ist der Weg frei für die kleine freie Bühne. Mit dem von ihr selbst inszenierten Goldenen Drachen bringt Intendantin Sibylle BrollPape bereits das vierte Schimmelpfennig-Stück. Brillant ist an dieser, nur 75 Minuten kurzen, Tragikomödie der dramaturgische Aufbau und die filmische Schnitttechnik, die Schimmelpfenning virtuos beherrscht. Er zappt unvermittelt durch die Szenen, die sich parallel in den Wohnungen über dem Asia-Imbiss abspielen oder sich in der chinesischen Heimat des jungen Kochs abgespielt haben. Außerdem baut er noch die Fabel von der Grille und der Ameise ein, die bei ihm eine unerwartete Wendung nimmt: Die Ameise schickt die Grille auf den Strich. All diese Handlungsstränge werden letztlich kunstvoll zusammengeführt. Bis dahin aber mutet der Dramatiker den Darstellern mit seinem Szenen-Zapping eine ganze Menge zu. Das Stück „Wer hat Angst vor Virgina Woolf?“ von Edward Albee ist längst zum Klassiker geworden. Die Eheleute Martha und George blicken auf ein vertanes Leben zurück. Sie haben keine Kinder bekommen können und den beruflichen Aufstieg verpasst. In ihren Augen sind sie gescheitert. Alles was ihnen bleibt ist die gemeinsame Illusion eines bereits erwachsenen Sohnes. Auf lustvoll grausame Art haben sie sich zur Aufgabe gemacht, den jeweils anderen zu quälen, ihm seine Schwächen vor Augen zu halten. Im Laufe des gezeigten Abends ziehen sie das jung verheiratete und scheinbar glückliche Paar Honey und Nick in dieses Psychospiel hinein. In der Rottstraße wird die Thematik des Stückes gelungen ins Bühnenbild übersetzt (Bühne: Anne Brüssel). Nicht das biedere und bürgerliche Wohnzimmer zeigt sich dem Zuschauer, sondern eine Landschaft aus Matratzen und Kissenhügeln, über die ein Teppich ausgelegt wurde. Der „Dreck“ der Ehe, die Lügen auf denen sie beruht, werden schon so lange im wahrsten Sinne des Wortes unter den Teppich gekehrt, dass Martha und George selbst kaum noch darauf laufen können. Beständig kommen sie ins Straucheln und Fallen. Immer mehr von den vergangenen Geschichten kommen zum Vorschein, bis am Ende der ganze Teppichboden aufgerollt und der Unrat offenbar wird. Sie haben sich selbst den Boden unter den Füßen weggezogen. Einzig Nick scheint noch bei Sinnen, als George Martha den letzten Todesstoß gibt und alle Regeln bricht. Er lässt den gemeinsam erfundenen Sohn sterben. Die so entwaffnete Martha muss zugeben: Nun hat auch sie Angst vor Virgina Woolf, dem bösen Wolf; Angst vor einem Leben ohne Illusion also; Angst, sich der Realität stellen zu müssen. Michael Lippold gibt auch durch das Tempo der Sprechakte diesem Stück einen neuen Schliff. Er schafft es, dass nicht nur Marthas und Georges Beziehung als die absurde gezeigt wird, auch Nicks und Honeys zunächst „gewöhnlich“ anmutende Ehe entpuppt sich als grausam. Auch sie haben sich bereits eine Scheinwelt aufgebaut, die an diesem Abend zerbricht. Die Inszenierung lässt so beide Formen des Zusammenlebens scheitern, denn letztlich weiß keiner mehr, welche Existenz auf den größeren Lügen und Grausamkeiten beruht. ALEXANDRA BRUNDIERS Die Musik ertönt. Das Spektakel beginnt. Eingetaucht in rotes Zwielicht beginnt die Band Botanica in ihren Glamrockoutfits, irgendwo zwischen Berliner Cabarett der 1920er und frühem David Bowie, zu spielen. Der Vorhang öffnet sich und auf einem riesigen Kubus steht in großen, beleuchteten Lettern Gott, und spätestens da weiß man: Das wird ein großartiger Theaterabend. Kay Voges’ Theateradaption von Michail Bulgakows Roman „Der Meister und Margerita“ teilt den russischen Wälzer in Einzelepisoden, um die komplex verwobenen Geschichten handhabbar zu machen. Da ist zunächst der Teufel, der sich in Moskau, der Stadt des Atheismus, für die Existenz Gottes ausspricht. Überfordert davon, dass offensichtlich ist, was nicht sein darf, landet der Genosse Besdomny in der Irrenanstalt. Dort lernt er den Insassen „Meister“ kennen, der den Verlust seiner großen Liebe Margarita beweint, die ihm einst, überzeugt von seinem literarischen Talent, diesen Namen gab. Sein Roman „Pontius Pilatus“, eine Geschichte über Leben und Sterben Jeschuas, ist allerdings nie erschienen; sie wird aber als parallele Handlung erzählt. Margarita wird die Ballkönigin des Teufels, der sie schließlich mit ihrem Geliebten in der Unterwelt vereint. Dazwischen treiben des Teufels Gehilfen, eine Hexe und ein überdimensionaler Kater, Schabernack, und Goethes Gretchen ist auch da. Das klingt verwirrend, klappt aber auf der Bühne erstaunlich gut, denn Voges Adaption lebt vom multimedialen Zusammenspiel. Die Kompositionen von Paul Wallfisch halten die Handlungsfäden zusammen, unterstreichen und kommentieren das Geschehen mit düsterer Melancholie. Die Bühne, der sich drehende Kubus mit den Wörtern Gott-ZweifelLove-Money, ermöglichen die wahnwitzigen Raumim-Raum-Bilder, passend zur Geschichte-in-derGeschichte. Die Videoprojektionen, ein Griff an dem man sich eigentlich schon längst müde gesehen hat, werden hier gekonnt als Realitätserschaffer und -verwischer eingesetzt. Dazu ein Ensemble in Hochform. Vor allem Caroline Hanke, als Jesus am Kreuz, sticht heraus. Ihre verzweifelten Schmerzensschreie hallen nach, als sich der Vorhang schon längst geschlossen hat. Warum aber auch diese Inszenierung auf die Haut, das nontextile Kostüm, setzt, bleibt offen. Woran glaubst du? Im Zweifel an nackte Haut. ANNA SCHIFF „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ I Fr 11.5. 19.30 Uhr Rottstr5-Theater Bochum I 0163 7 61 50 71 „Der Meister und Margarita“ I Fr 25.5. 19.30 Uhr Theater Dortmund I Infos: 0231 5 02 72 22 Mit Wolfram Boelzle, Katharina Brenner, Arne Obermeyer, Alexander Ritter und Katrin Schmieg, von denen jeder vier bis fünf Rollen spielt, hat die Regisseurin ein durchweg exzellentes Ensemble auf der Bühne, das den Zuschauer auch dann noch bei der Stange hält, wenn der Text zuweilen auch mal etwas länglich gerät. KARSTEN MARK „Der goldene Drache“ I Di 8.5. 20 Uhr Prinz Regent Theater Bochum I 0234 77 11 17 www 14 37. Mülheimer Theatertage NRW 19. Mai - 7. Juni 19. Mai Peter Handke Immer noch Sturm Thalia Theater Hamburg / Salzburger Festspiele 20. Mai Anne Lepper Käthe Hermann Theater Bielefeld 24. Mai René Pollesch Kill your Darlings! Streets of Berladelphia Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz 27. / 28. Mai Martin Heckmanns Vater Mutter Geisterbahn Staatsschauspiel Dresden 30. Mai Roland Schimmelpfennig Das fliegende Kind Burgtheater Wien, Akademietheater 4. / 5. Juni Claudia Grehn, Darja Stocker Reicht es nicht zu sagen ich will leben Deutsches Nationaltheater Weimar / Schauspiel Leipzig www.stuecke.de serres, design. 6. / 7. Juni Philipp Löhle Das Ding Deutsches Schauspielhaus in Hamburg / Ruhrfestspiele Recklinghausen Kinder- www 21 .-25. Mai Mülheim an der Ruhr 21. Mai Katrin Lange Freund Till, genannt Eulenspiegel Junges Staatstheater Braunschweig 22. Mai Petra Wüllenweber Zur Zeit nicht erreichbar theater überzwerg, Saarbrücken 23. Mai Jens Raschke Schlafen Fische? Theater im Werftpark, Kiel 24. Mai Lutz Hübner Held Baltus GRIPS Theater, Berlin 25. Mai Michael Schramm, Sabine Zieser Lottes Feiertag Theater Mummpitz, Nürnberg www. kinderstücke. de Gefördert von der LEONHARD-STINNES-STIFTUNG und dem BEAUFTRAGTEN DER BUNDESREGIERUNG FÜR KULTUR UND MEDIEN 15 Theater Ruhr „Volpone“, Foto: Thomas Aurin „Richtig alt, so 45“, Foto: Birgit Hupfeld „Aufstand“, Foto: U. Stratmann Der Fuchs gewinnt immer Roboter im Sterbezimmer Herr Engels verschwindet „Volpone“ im Bochumer Schauspielhaus „Richtig alt, so 45“ im Essener Grillo Kammeroper an der Wuppertaler Bühne Eine überdimensionale Showtreppe lässt schon erahnen: Es wird unterhaltsam, und es soll ein großer Abend werden. Doch erst einmal müssen die clownesken Gefolgsleute von Volpone den eisernen Vorhang stemmen, dann ist der Weg frei zum skurrilen Spiel um Macht, Einfluss und Geld. Die Bühne dafür zieht sich auch quer durch den Zuschauerraum, wen wundert es, schließlich sind alle gern beteiligt, wenn es um die richtigen Vermögen geht. In Sebastian Nüblings Inszenierung der Komödie von Shakespeares Zeitgenosse Ben Jonson (aus dem Jahre 1605) ist alles leicht verdaulich, amüsant und ohne den sonst üblichen BanknotenZeigefinger. Szenenapplaus ist da garantiert. Worum geht’s? Der reiche Volpone ist ein Betrüger, der aus purer Lust am Spektakel seine Zeitgenossen in den Ruin treibt. Erst tut er so, als sei er sterbenskrank, dann streut er das Gerücht, dass er sein Testament noch nicht verfasst habe. Das lockt natürlich die Geier an. Mit der scheinbaren Aussicht aufs reiche Erbe strömen die Geldgierigen, um Geschenke zu machen, alles wunderbar lanciert von seinem treuen Kumpanen Mosca: „Hoffnung ist eben ein guter Köder, in dem man seinen Haken versteckt.“ Die schräge Revue kann beginnen. Als erster gerät sein Anwalt Voltore (Martin Horn) in die Fänge. Er scheint allerdings erst einmal ziemlich gefasst zu sein, ganz anders als der gierige Corbaccio (Jürgen Hartmann), der selbst sterbenskrank eigentlich nur Volpone überleben, aber dann doch noch zum ganz großen Erbe kommen will und dafür selbst alles verliert. Das wildeste Paar sind der schmierige Corvino (Michael Schütz) nebst Gattin Celia (Maja Beckmann), die eigentlich nur bis zwei zählen kann, und die der Gatte gern im Tausch für die Millionen hergibt. Doch Celia spielt irgendwie nicht mit, flüchtet oft in die hintersten Zuschauerreihen. Dazwischen rezitiert Marco Massafra als schlüpfrige Lady Would-Be Dichter- und Philosophennamen im Stakkato. Alle sind am Ende betrogen, selbst Volpone scheint es zu sein, doch irgendwie war alles nur ein Spiel im Spiel. Unterhaltsam, schick und locker inszeniert, und ziemlich eindimensional lehrreich. Der Globe hätte sicher getobt, das Schauspielhaus frohlockte. Langsam dreht sich die Bühne gegen den Uhrzeigersinn. Doch die Zeit wird dabei nicht zurückgedreht, ganz im Gegenteil. Die britische Autorin Tamsin Oglesby zeigt eine Dystopie, in der sich die älteren Protagonisten kaum noch zurechtfinden. Regisseur Jens Pesel hat diese Geschichte um Leben und Sterben in der Zukunft ziemlich unaufgeregt am Essener Grillo als deutsche Erstaufführung inszeniert. Kammerspielartig durchlaufen die Spieler die Szenen, in denen es weder Aufregung noch Widerstand zu geben scheint. Das MethusalemGen hat sich im futuristischen London durchgesetzt, die beiden Schwestern Lynn (Claudia Amm) und Alice (Ingrid Domann) und ihr Bruder Robbie (Claus Dieter Clausnitzer) versuchen, in einer Gesellschaft zu überleben, in der das Alter alle demografischen Prognosen ad absurdum führt und dafür nun Lösungsmöglichkeiten sucht. Geriatrie wird nur noch geduldet, wenn dafür eine strukturelle Gegenleistung für die Jüngeren erfolgt. Entweder als Pharma-Versuchskaninchen Punkte sammeln oder Kinder und Jugendliche als Adoptivenkel bei sich aufnehmen oder gleich in die „Die Arche”, wo Psychodrogen einen schnellen Tod bei Papageiengeschrei bereithalten. Pesel arbeitet viel mit demografischen Statistiken, die auf den Vorhang projiziert werden. Anfangs täuschen die Schauspieler einen ziemlich dummen Dialog mit dem Publikum vor, während der Pharmakonzern seine Visionen erklärt. Da fallen dann auch schon mal Vokabeln wie „Euthanasie“ oder „Mord“, es bleibt aber eher unspektakulär, wie die Entwicklung der Geschwister-Figuren auf der Bühne und deren Choreografie. Ein bisschen Sozialkritik scheint zu reichen. Lynn leidet an Alzheimer, Alice leidet an Schwerhörigkeit, Diabetes und Gelenkverschleiß, Robbie an Realitätsverlust. Die Palliativmedizin hat sich längst aufgelöst, also vegetieren die drei lustig in Lynns Wohnung dahin, eigentlich kein Problem, wenn da nicht dieser gewinnorientierte Konzern wäre, in dem Monroe (Holger Kunkel) sich noch Gedanken über die Alten macht, der Rest aber eigentlich nur noch preiswerte Entsorgungsmöglichkeiten sucht. Dazu ist auch noch der Roboter Mimi (Monika Stahler) entwickelt worden, der gerade die psychologische Betreuung übernehmen soll. Aber alles steuert auf ein Pillenvertauschdrama am Ende hin. Im brodelnden Tal der Wupper. Gottfried Jansen (Olaf Haye) besitzt dort einen Webereibetrieb, der mithilfe diverser Kredite aus Adels-Mischpoke und Bourgeoisie immer besser floriert. Seine beiden Töchter Graziella (Kristina Stanek) und Susanne (Dorothea Brandt) stammen aus dem Bildungsbürgertum der damaligen Zeit, Graziella sympathisiert offen mit den Aufständischen, wird „die Rote“ gerufen. „Es ist der Engels, der dir das alles eingibt“, da ist sich Vater Jansen ganz sicher, doch sie kontert: „Herr Vater, du handelst ganz nach deinem Klassengeiste.“ Genau. Herr Engels schreibt und schreibt, und die Verwicklungen nehmen ihren Lauf. Die Autoren Feridun Zaimoglu und Günter Senkel haben ein Libretto für die Oper Wuppertal geschrieben, vertont hat es Enver Yalçin Özdiker, ein junger Komponist aus Ankara. Hausherr Christian von Treskow inszeniert die 80minütige Oper für sieben Sänger, elf Musiker und Friedrich Engels als Performance an acht identischen Tischen: Es wird ein Klassenkampf, der zwar kausal, aber dennoch völlig unnötig eine Familie zerstört. Das ausgezeichnete Wuppertaler Sinfonieorchester in Kammerbesetzung unter der Musikalischen Leitung von Tobias Deutschmann sitzt hinter modernen Kunststofflamellen, und über allem thront fast höhnisch das christliche Christmas-Spruchband: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. Özdiker, der in Essen lebt, hat eine Musik geschrieben, die in ihrer Tonalität dem revolutionären Geschehen ständig neue Substanz verleiht, nur in manchen Szenen noch zu behutsam wirkt. Das Schlagwerk mauert da ein wenig hinter den interessanten Ton- und Geräuschfolgen, die Gesangspartien überzeugen durchweg. Auch der Kontrast zwischen historischer Kostümierung und zeitgenössischem Bühnenbild (Dorien Thomsen) nebst Megafon ist überaus reizvoll. Die Regie reizt die Funktion von Tischen auf der Bühne aus, die von Abendmal-Assoziationen beim Aufruf zum Widerstand bis hin zum schnöden Utensil zum Barrikadenbau reicht. Auch als Aufbahrung für den gefallenen Major müssen sie herhalten. Dessen Tod, den auch der junge Anton zu verantworten hat, macht die Schwestern zu erbitterten Feindinnen, die sich am Ende selbst ums bourgeoise Leben bringen. Herr Engels hat da bereits neue auswärtige Termine. „Volpone“ I Mi 9.5., 19.30 Schauspiel Bochum I 0234 33 33 55 55 „Richtig alt, so 45“ I Do 3.5., 19 Uhr Grillo Theater Essen I 0201 812 22 00 „Aufstand“ I So 13.5., 18 Uhr Kleines Schauspielhaus Wuppertal I 0202 569 44 44 PETER ORTMANN www PETER ORTMANN 16 PETER ORTMANN 2 0m Auf 22 du findest htige ric hier die ung für t Ausrüs sport-/ rg jede Be raktivität Outdoo www Dein Gipfelerlebnis startet hier. Potgasse 4, 44137 Dortmund [email protected] Mo - Sa 10.00 - 20.00 Uhr www.mammut.ch 17 17 Komikzentrum Ruhr Eine Auswahl aus unserem Programm 03.05. / DO / 20 UHR Lisa Feller / Der Teufel trägt Pampers – Comedy 07.05. / MO / 20 UHR Bochumer Symphoniker BoSY vor Ort – Stadtteilkonzert 13.05. / SO / 20 UHR Markus Krebs Sieger des RTL Comedy Grand Prix 16.05. – 31.05. ENDSTATION KINO cine cubano / Filmfest 19.05. / SA / 20 UHR René Steinberg / dreht auf! Vorpremiere des Radio-Comedians 26. & 27.05. / SA & SO JAHRHUNDERTHALLE BOCHUM Ruhr International / Das Fest der Kulturen Mit Khaled, Yemen Blues, The Raghu Dixit Project, Nidi d'Arac, Aurelio & The Garifuna Soul Band, Moop Mama, Migrantenpop, Kinderzirkus RatzFatz u.v.m. 03.06. / SO / 19 UHR Robert Griess / Revolte! 07.06. / DO / 19.30 UHR SCHAUSPIELHAUS BOCHUM Hagen Rether/ Liebe Ein Multitalent blickt zurück in die Zukunft: Tobias Mann, Foto: Stephan Heinz Traumreisen durch Absurdistan Tobias Mann, Kay Ray, Heinrich Pachl und Fritz Eckenga laden ein Wortspiele mit seinem Namen verbieten sich von selbst: Das 1976 in Mainz geborene Multitalent Tobias Mann gehört zu jenen Künstlern, die sich nicht auf ihren Lorbeeren – sprich dem Deutschen Kleinkunstpreis oder dem Prix Pantheon – ausruhen, sondern fleißig und selbstkritisch an sich weiter arbeiten. Das lässt sich anhand seines jüngsten Programms „Durch den Wind. Und wieder zurück“ begutachten (am 10. Mai im Hagener Hasper Hammer), ein perfekt durchdachter, mit irrwitzigem Tempo angereicherter und voller Komik steckender Parforceritt durch den alltäglichen Wahnsinn, angerichtet und aufgetischt von jenen vor sich hin schleimenden Nasen, bei deren Anblick man das große Kotzen bekommen kann. Wie Mann die paradoxe Welt erklärt und dabei zurück in die Zukunft blickt, ist der reinste Genuss und gleichzeitig das Beste, was einem passieren kann, so man intelligente Unterhaltung mit geistigem Mehrwert zu schätzen weiß. Vorverkauf im Endstation.Kino Café tägl. von 19.00 – 22.30 Uhr T H EAT E R I M Das gilt auch für Kay Ray (am 31. Mai im Duisburger Grammatikoff), der sein Publikum vom ersten Augenblick seines farbenfrohen Erscheinens fest im Griff hat – und zu Lachsalven animiert. Man bezeichne ihn gerne als schrill und provokativ, stellt er ein ums andere Mal fest. Dabei sei das Leben viel abgedrehter und abartiger, als jede Show es zu sein vermag. Das Allroundtalent liebt es bunt – manchem gar ein wenig zu bunt. Ob er sich auch diesmal zur Freude der Damenwelt seiner Kostüme entledigen wird, sei dahingestellt. Den größten Tabubruch hat er allerdings mit seinem Outing vollzogen: Er lebt inzwischen mit einer Frau zusammen! Was die schwule Szene so gar nicht goutiert und ihn als „Verräter“ ans Kreuz – oder sonstwohin – nagelt. Dabei erzählt er munter und temporeich von seinen Erfahrungen auf Kreuzfahrten, deutet Moral als Mangel an Gelegenheit, gibt Tipps, wie man sich den Alltag abwechslungsreich gestalten kann und verkündet stolz, dass er seit dem 12. Juli 2011 Vater ist. Auf einem Hocker sitzend baumelt er mit den Beinen und fragt sich, warum Leggins immer auf die falschen Extremitäten gezogen werden. Und ja: Er ist politisch unkorrekt. Das darf der in Osnabrück geborene Ex-Friseur und Transen-Star schließlich sein: Wer außer ihm hat schon eine Patentante jüdisch-schottisch-schwäbischer Abstammung? PROGR AMM 05 – 012 www Knallhartes Polit-Kabarett liefert dagegen Heinrich Pachl: Der in Köln beheimatete Mann behauptet steif und fest: „Das überleben wir!“ – und liefert (am 19. Mai im Cabaret Queue) jede Menge Grund, um an seiner positiven Weltsicht zu zweifeln. Das ist denn auch seine Spezialität: Der wortgewaltige Kabarettist nimmt einem Deus ex Machina gleich die Besitz- und Machtverhältnisse unter die Lupe, dreht und wendet sie so lange, bis der Zuschauer kapiert hat, dass hier gar nichts in Ordnung ist. Pachl kämpft an diversen Meinungsfronten, hält die Fahne von Frust, Wut und Empörung hoch und fragt sich, ob man die Grenzen der Unzumutbarkeit noch erweitern könne. Eher leise Töne schlägt dagegen der Dortmunder Satiriker Fritz Eckenga an: Bei ihm stehen „Alle Zeitfenster auf Kippe“ (am 23. Mai in den FlottmannHallen Herne). Was ihm da so auf den Schreibtisch geweht ist, verrührt er zu einer Melange aus Poesie, Pop und Begebenheiten aus einem Land namens Absurdistan, die er so oder ähnlich erlebt hat. Ein Meister der feinen Beobachtung und des subtilen Witzes! Ach ja, und von Fußball versteht er auch ‚ne Menge – schwört hoch und heilig Ihre stets über Tage lebende ANNE NÜME 18 THEATER FLETCH BIZZEL Mi. 02.05. Humboldtstr. 45 44137 Dortmund Tel. 02 31 / 14 25 25 www.fletch-bizzel.de MITTWOCH-SPECIAL IMPROSHOW € 15,-/10,- mit Emscherblut Fr. Sa. 04.05. 05.05. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL So. 06.05. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL „Nerudas Postmann“ oder „Mit brennender Geduld“ Theater € 15,-/10,Tragikomödie € 15,-/10,- „Die da!“ Fr. So. 11.05. 13.05. ENSEMBLE FLETCH BIZZEL Fr. Sa. 18.05. 19.05. ULAN & BATOR Do. 24.05. „Der letzte der feurigen Liebhaber“ ...bissige Komödie € 15,-/10,Comedy € 17,-/13,- „Wirrklichkeit“ MURAT KAYI UND FRÄULEIN NINA „Migrantenpop - die Parallelwelt tagt“ Fr. Sa. 25.05. 26.05. Mai 12 GUIDO FISCHER „Neurotisch aber glücklich“ Premiere!!! Comedy € 15,-/10,Comedy € 17,-/13,- Veranstaltungsbeginn: 20.00 Uhr · So. 19.00 Uhr THEATER TURBINE „Eine Zwiebel für Pippo“ So. 13.05. -11 Uhr · Mi. 16.05. -10 Uhr · So. 20.05. - 11 Uhr · KINDER MUSIK & THEATER Do. 03.05. Clown Ugolino „Clown alleine im Wald“ - 11 Uhr · Di. 8.05. Ralf Bornowski „Ralbo trommelt“ - 10 Uhr · Do. 24.05. Klaus Neuhaus „Auch Schweine können fliegen“ - 10 Uhr www Programm Mai Pommes oder das fünfte Element Vorstellungen vom 03.05. - 20.05.2012 Regie: Gerburg Jahnke 04.05. schönschön im Falstaff 06.05. Rene Marik im Colosseum Essen – AUSVERKAUFT 08.05. „Und mein Vogel kann singen” Nito Torres und Daniel Wiemer singen Beatles Album: Let it be! 10.05. Benjamin Eisenberg im Falstaff 22.05. La Signoras Comedy Club und Gäste 23.05. - 27.05. Serdar Somuncu – AUSVERKAUFT 24.05. Lisa Feller im Falstaff 30.05. Kai Magnus Sting – AUSVERKAUFT Ebertplatz 4 · 46045 Oberhausen · Tel. 0208 /20 54 024 · Fax 0208 /20 54 027 www.ebertbad.de Theater Ruhr 'DV.OHLQH 'DV.OHLQH 7KHDWHU(VVHQ 7KHDWHU(VVHQ hEH UVFK ULIW 8QVHUZHLWHUHV3URJUDPP 6HQLRUHQ6RQGHUYRUVWHOOXQJ -2%68(<2'(5 .(,1',11(5)h56h1'(5 .RP|GLHYRQ(GZDUG7D\ORU 8KU XQGLP$EHQGSURJUDPP DPXQG 6HQLRUHQ6RQGHUYRUVWHOOXQJ (,16&+g1(56&+/$:,1(5 .RP|GLHYRQ3LHUUH&KHVQRW 8KU 3/g7=/,&+81'81(5:$57(7 .ULPLQDOVWFNYRQ)'XUEULGJH 8KU *(6&+/266(1(*(6(//6&+$)7 6FKDXVSLHOYRQ-HDQ3DXO6DUWUH 8KU =XPOHW]WHQ0DO =85h&.=80+$33<(1' .RP|GLHYRQ)UDQN3LQNXV 8KU 7LFNHWVYRQELV¼.LQGHUWKHDWHUDE¼ *lQVHPDUNW(VVHQ7HO ZZZNOHLQHVWKHDWHUHVVHQGHEHVWHOOXQJ#NOHLQHVWKHDWHUHVVHQGH „Immer noch Sturm“, Foto: Birgit Hupfeld Gespenster der Geschichte Roberto Ciulli inszeniert Handkes „Immer noch Sturm“ Wer hätte das gedacht: Roberto Ciulli inszeniert ein neues Stück von Peter Handke. Seit „Kaspar“ hat dieser österreichische Rauner nicht mehr den Weg ins Theater an der Ruhr gefunden – und jetzt mit einem Stück über Kärnten, die slowenische Minderheit, die Sprache. Vielleicht liegt genau da der Grund. Handkes Stück „Immer noch Sturm“ verweist nicht nur im Titel auf Shakespeares „König Lear“. Ein alter Mann, der namenlose IchErzähler, sitzt in der Heidesteppe im Kärntner Jaunfeld, und die Erinnerungen branden wie Wellen an die Gestade seines Bewusstseins. Es geht um die Jahre zwischen 1936 und 1948. Auf der großen Bühne der Erinnerung hält die gesamte Familie des Ich-Erzählers Einzug. Die Großmutter und der Großvater und die fünf Kinder: Da sind Valentin, der Frauenheld, oder der Apfelzüchter Gregor, der sich schließlich zusammen mit Schwester Ursula den Partisanen anschließt. Dann Benjamin, das Nesthäkchen, das es vor allem ekelt, und schließlich eine namenlose Schwester, die ein Kind mit einem Wehrmachtssoldaten zeugt: den Erzähler. Der eher epische als dramatische Text ist von einer verblüffenden Leichtfüßigkeit, ohne raunenden Ton, ohne manieriertes Wortgeklingel. Handke hat dabei seine eigene Familiengeschichte verarbeitet, sie mit Welt- und Lokalgeschichte von der Drangsalierung der slowenischen Minderheit aufgeladen. Doch „Immer noch Sturm“ ist vor allem ein Text über die Sprache: die Sprache als Heimat, die Sprache als Kultur, letztlich gerinnt die Erinnerung selbst zur Sprache. Das ist die Bresche, durch die Roberto Cuilli Zugang zu Handkes Stück findet. Ein schmaler Kachelkorridor führt auf ein Krankenbett vor einem Fenster zu (Bühne: Gralff Edzard Habben), in dem der Ich-Erzähler liegt. Ein bedrohtes Refugium, liegt es doch in einem Aschefeld, das schon ein paar Kacheln aufgesprengt hat. Stühle, ein Tisch, eine Gartenbank stehen herum. Durch das Fenster wehen die Familienmitglieder herein, leibhaftige Gespenster der Geschichte, die den „Kümmerer“ aus dem Bett treiben. Volker Roos im blauen Anzug ist ein ruhiger, unaufgeregter Erzähler, der ohne Pathos die Erinnerungen hervorquellen lässt. Ciulli inszeniert das verblüffend zurückhaltend, fast psychologisch, lässt der Sprache ihren Raum und verwebt sie behutsam mit zahlreichen kleinen szenischen Details. Überwältigend Petra van der Beek als Mutter mit roten Stiefeln, die gut Gelaunte, die gerne auf der Fensterbank sitzt oder sich ihrem kleinen „Bankert“ mit erotischer Zartheit zuwendet. Oder Valentins (Albert Bork) ungeheuer komisches Orakel auf den Werdegang des Erzählers. Berührend die Schmerzszenen, wenn Benjamin, Valentin und Ursula im Krieg sterben: Zunächst das lachende Erinnern an den Verstorbenen, später das sirrende Geheul der Frauen, das übergeht in die wütender Suada des Großvaters (Rupert J. Seidl) auf die „Deitschen“. Oder Gregors (Klaus Herzog) stille Entscheidung, zu den Partisanen überzulaufen und seine Rückkehr als bissiger Misanthrop. Nie allerdings überwölben die Szenen Handkes Text; Ciulli lässt dem Erzählen seinen Raum, macht es selbst zum Gegenstand des Abends, und das ist trotz mehr als drei Stunden Dauer ein so bewegendes wie erstaunliches Erlebnis. www HANS-CHRISTOPH ZIMMERMANN „Immer noch Sturm“ von Peter Handke | R: Roberto Ciulli Theater an der Ruhr Mülheim | 16.5., 19.30 Uhr | www.theater-an-der-ruhr.de 20 t: sentier prä Highlights MAI 1 Di. 08.05. + Mi. 09.05. Sa. 19.05. 4 5 (verlegt vom 05.05.) Cabaret Queue Peter Vollmer „Frauen verblühen – Männer verduften“ Rohrmeisterei AUSVERKAUFT Schwerte Herbert Knebels Affentheater „Love is in sie er“ Cabaret Queue Sa. 02.06. Cabaret Queue Sa. 16.06. Cabaret Queue 3 Heinrich Pachl Neu: „Das überleben wir“ Philip Simon Neu: „Ende der Schonzeit“ Stefan Bauer Neu: „Warum heiraten - Leasing tut´s auch“ 6 5 6 7 VORSCHAU: Fr. 03.08. - So. 19.08 Cabaret Queue Do. 08.11. Rohrmeisterei Schwerte jeden Dienstag 4 Hermannstr. 74 · Dortmund-Hörde Di.-Sa.18°°-1°° Tickets + Gastro 0231-413146 Fr. 27.04. - So. 29.04. 1 Cabaret Queue Simone Fleck „Henne sucht Hengst“ ab 04.05. jeden Freitag! 2 Fr. 04.05. Cabaret Queue Dinner Attacke „Ital. Buffet mit Überraschungskünstler“ So. 06.05. 3 2 www.CabaretQueue.de Cabaret Queue jeden Mittwoch Cabaret Queue jeden Donnerstag Cabaret Queue Pottsäue 7 neuer Sommerhit von Lioba Albus & Andrea Badey Fritz Eckenga „Alle Zeitfenster auf Kippe“ Tango Salon mit DJ Topolino ab Mai auch jeden Freitag! Dinner Attacke Italienisches Buffet mit Überraschungskünstler LACHEN, LIVE & LECKER Menue am Donnerstag mit Live-Programm 8 8 Einsteigen, aussteigen, umsteigen, sowww oft Sie wollen. Mit dem Quer-durchs-Land-Ticket spontan durch ganz Deutschland. 1 Tag, alle Regionalzüge, jederzeit erhältlich. Mit persönlicher Beratung für nur 2 Euro mehr. Kauf und Infos unter www.bahn.de/quer-durchs-land Die Bahn macht mobil. Theater demnächst Kein Pardon Das Motto: Jeder Mensch hat einen Traum. Wehe nur, wenn der sich erfüllt. Denn dann kennt das Schicksal kein Pardon! Diese Erfahrung macht auch der liebenswert-unbeholfene Peter Schlönzke der von heute auf morgen berühmt wird und dessen unterhaltsame Geschichte den Saal des Düsseldorfer Capitol Theaters zum Beben bringt. Hape Kerkelings „Kein Pardon – Das Musical“ bringt die Lachmuskeln in Form. trailer verlost 3x2 Karten für die Vorstellung am 23.5. E-Mail bis 16.5. an [email protected], Kennwort: Kein Pardon präsentiert: Musical culture club Foto: Jens Hauer Capitol Theater Düsseldorf Erkrather Straße 3 Karten unter 01805 20 01 www.kein-pardon.de TanzRäume 2012 Das Hagener Tanztheaterfestival TanzRäume geht unter dem Motto „Tanz ohne Grenzen!“ auf dem Industriegeländes der ehemaligen Stoffdruckerei Elbers in die 12. Runde. Vertikaler Swing in 20 Metern Höhe, Tanz in Verbindung mit neuen Zirkusformen, und Besucher, die im Rahmen einer „Latin late night“ selber das Tanzbein schwingen können: TanzRäume ist wieder experimentell und voller Überraschungen. trailer verlost 5x2 Karten für „Guateque“ am 30.5. und 2x2 Karten für „Eloge de la métamorphose“ am 1.6. I E-Mail bis 23.5. an [email protected], Kennwort: „30.5“ oder „1.6.“ präsentiert: Tanztheater Mi, 23.5. um 18.30 Uhr Elbersgelände Hagen Dödterstr. 10 Karten unter 02331 207 32 18 www.tanzraeume.hagen.de Mi, 30.5. um 21 Uhr/Fr, 1.6. um 19.30 Uhr Austragungsort des diesjährigen Theatertreffens: das Theater Oberhausen Komprimierte Spielzeit Das NRW-Theatertreffen in Oberhausen Alle Jahre wieder feiert sich die nordrhein-westfälische Theaterszene selbst. In diesem Jahr in Oberhausen. Neun herausragende Inszenierungen werden dazu in die Großstadt mit der höchsten Verschuldung pro Einwohner in Deutschland eingeladen, herausgefiltert aus 18 Produktionen, welche die jeweiligen Häuser selbst vorgeschlagen haben. Dazu partizipiert man an den aktuellen Großveranstaltungen mit dem diesjährigen NRW-Partnerland Polen und zeigt ein Gastspiel des Theaters Laznia Nowa aus Krakau („Enter the Dragon. Trailer“ nach dem Film „Der Mann mit der Todeskralle“). Dazu wirft das Theater Oberhausen mit der Audience Developments ein Auge auf die Kinder- und Jugendarbeit der Theater in NRW. Dazu werden Produktionen des NRW-Kinder- und Jugendtheatertreffens „Westwind“ eingeladen, und die Jugendclubs der NRW-Stadt- und Landestheater bekommen ein Forum, um ihre Arbeit präsentieren zu können. Ein Festivalzentrum, Podiumsdiskussionen und zahlreiche Konzerte runden das Programm des NRW-Theatertreffens ab. Was haben die Zuschauer davon? Viel. Denn während der Festivalwoche können immerhin ausgewählte Inszenierungen gesehen werden, die der geneigte Rezipient entweder schlicht verpasst hat, oder den weiten Weg erst einmal scheute. Nun heißt es „westwärts“, kommen die jurierten Arbeiten ins Ruhrgebiet, als komprimierte vergangene Spielzeit quasi. Die zeitgenössischen Autoren können sich sehen lassen, sie stellen die Mehrheit der Auswahl, zweimal sogar (oder besser natürlich) Elfriede Jelinek („Die Kontrakte des Kaufmanns“, Wuppertaler Bühnen und „Ulrike Maria Stuart“, Schauspiel Essen), aber auch Biljana Srbljanovi s neuestes Werk „Das Leben ist kein Fahrrad“, inszeniert von Anselm Weber in Bochum, ist zu sehen. Die theatralische Auseinandersetzung mit dem Vater der serbischen Autorin ist am 30. Mai auch zum europäischen Theaterfestival in Novi Sad/Serbien eingeladen. www DRAUSSEN VOR DER TÜR e^]H^[UVP]V3^aRWTac CTVXT5PeXS3(bRW AaT\XTaTuvs{rs SWEET HOME EUROPA e^]5PeXST4Pa]TeP[X CTVXT;Pb]P>X[TcXŖ FaPdUU-Wad]Vrrvs{rs VOR SONNENAUFGANG e^]8TaWPac9Pd_c\P]] CTVXT2]bT[\HTQTa AaT\XTaTstvs{rs SCHAUSPIELHAUS BOCHUM Nicht verpassen sollte man „Der Geizige“ nach Molière vom Theater Moers. Regisseur Philipp Preuss hat da einen genialen Abend geschaffen, der auch für die Bauchmuskeln unvergessen bleibt und vielleicht Falk Richters Interpretation von „Karte und Gebiet“ von Michel Houellebecq. Der neue Düsseldorfer Hausregisseur schaffte zumindest eine umstrittene Inszenierung des gar nicht mehr umstrittenen französischen Autors und zelebriert so die angebotene Ware Authentizität. Die versucht auch „Nora“ in Henrik Ibsen-Doppelinszenierung von Kay Voges am Schauspielhaus Dortmund zu kosten, doch irgendwie geht doch wieder alles baden. Das für so ein Theatertreffen unumgängliche Rahmenprogramm mit Konzerten und Publikumsgesprächen wird in Oberhausen neben dem schönen Kinder- und Jugendprogramm auch durch den vielteiligen Ring des Nibelungen-Zyklus vom kleinen Bochumer Offtheater Rottstr5 zum Besuch werben. Die haben sich die Figuren des mittelalterlichen Heldeneposses einzeln vorgenommen und sezieren so Befindlichkeit und neue Positionen. PETER ORTMANN „NRW Theatertreffen 2012“ I 10. bis 17. Juni Theater Oberhausen I 0208 857 81 84 22 WWW.RUHR-INTERNATIONAL.DE ruhr international Das fest der kulturen 26. + 27. MAI 2012 AN + IN DER JAHRHUNDERTHALLE BOCHUM www KHALED 27.05. · 21 Uhr · VVK: 28€ · AK: 35€ YEMEN BLUES · THE RAGHU DIXIT PROJECT · NIDI D'ARAC MOOP MAMA · AURELIO & THE GARIFUNA SOUL BAND MIGRANTENPOP · RATZFATZ · SULAIMAN MASOMI · U.V.M. MUSIK · KABARETT · LITERATUR · KINDERPROGRAMM FUNKHAUS EUROPA PARTY · ESSEN · TRINKEN · FEIERN EINTR I FREI TT Veranstalter: Bahnhof Langendreer · Stadt Bochum · Bochumer Veranstaltungs-GmbH 23 Musical in NRW „Ein Mann geht durch die Wand“, Foto: Dietrich Dettmann Oper in NRW Susannah (Jaclyn Bermudez) soll büßen, Foto: Stefan Kühle Nachwuchs mit Pfiff Sündenbock im Bible-Belt Von Rolf-Ruediger Hamacher Im für seine innovativen Musical-Produktionen bekannten Theater im Rathaus Essen wird derzeit äußerst amüsant über das „wandlose Dasein“ sinniert. Genauer gesagt, gesungen – und das durchgehend 100 Minuten lang. Denn das von Michel Legrand komponierte und von Didier van Cauwelaert geschriebene Musical „Ein Mann geht durch die Wand“ steht in der Tradition von Michel Legrands durchkomponierter Jazz-Oper „Die Regenschirme von Cherbourg“, mit der er 1964 die Film- und Musical„Ich bin der Star von Geschichte revolutionierte. Während dieser Montmartre, denn ich hatte musikalische Geniestreich immer noch auf Jean-Paul Sartre“ seine deutsche Theater-Premiere wartet, wagte sich nun die Musical-Abschlussklasse der Folkwang-Universität an die deutschsprachige Erstaufführung von „Ein Mann geht durch die Wand“ – und landete einen Volltreffer. Im zauberhaften Bühnenbild von Beata Kornatowska, das ein Pariser Arbeiterviertel kurz nach dem 2. Weltkrieg auferstehen lässt, wird die Geschichte des schüchternen Beamten Dutilleul mit der ungewöhnlichen Begabung erzählt. Tagsüber treibt er seinen allseits verhassten Chef in den Wahnsinn, nächtens narrt er die Polizei. Als „Werwolf“ ist er bald das Tagesgespräch, hofft, dadurch die Aufmerksamkeit der heimlich verehrten Nachbarin Isabelle zu erlangen. Die ist unglücklich mit dem Staatsanwalt verheiratet, der Dutilleul schließlich ins Gefängnis bringt, selbst aber über seine Vergangenheit als Nazi-Kollaborateur stolpert – und somit den Weg zum Happyend freimacht. Regisseur Gil Mehmerts leichthändige Inszenierung verschmilzt kongenial mit der beschwingten Partitur, die Melissa King zu kleinen, aber feinen choreographischen Tupfern nutzt. Das bis in die kleinsten Nebenrollen hinein überzeugende Ensemble wird ganz wunderbar von Oliver Morschel (Dutilleul) und Marie Lumpp (Isabelle) angeführt, die eigentlich nur noch von der schier überbordenden Bühnenpräsenz Julia Meiers (als selbstbewusste Bordsteinschwalbe) getoppt werden. „Nachwuchs“ stand auch auf der Bühne des „theaterhagen“: 150 SchülerInnen der fünf Hagener Berufskollegs produzierten mit Profis das Musical „Beats“, in dem die Jugendlichen eines Freizeitzentrums ein Musikprojekt auf die Beine stellen sollen. Doch Beziehungsprobleme und die drohende Schließung der Einrichtung zögern das Happyend heraus ... Schon die Ouvertüre klingt nach Broadway – und die Musik von Axel Goldbeck löst dieses Versprechen dann auch ein, unterstützt von den pointierten Liedtexten der „Lemonbabies“-Gründerin Diane Weigmann. Das von Steffen Müller-Gabriel dirigierte Orchester könnte allerdings etwas sensibler auf die doch begrenzten gesanglichen Möglichkeiten des engagierten Jugend-Ensembles eingehen, dem Johannes Maria Schatz ein Libretto auf den Leib geschrieben hat, das allerdings mehr an Klischees, denn an Charakteren interessiert ist. Regisseur Thilo Borowczak holt schauspielerisch das Optimale aus den 16- bis 25jährigen Laien heraus, hat mit Wioleta Czebotorowicz (als wegen ihrer Homosexualität gehänseltem Floh) vielleicht sogar ein Talent entdeckt , dem eine R. - Ruediger Hamacher Mediendozent, Journa- Musicalkarriere zuzutrauen ist. Auf jeden Fall dürfte das list und Vorstand des Projekt eine neue Zielgruppe fürs (Musik-)Theater begeistert Filmkritiker-Verbandes haben – und das allein schon macht „Beats“ sehenswert. Von Karsten Mark Für Susannah beginnt der Albtraum aus heiterem Himmel. Sie ist jung, unbeschwert, glücklich. Niemandem hat sie je ein Leid angetan. Doch nun soll sie die größte aller Sünderinnen sein – weil sie nackt in einem Bach gesehen wurde. Die Wahrheit zählt mit einem Mal nichts mehr. Die Dorfgemeinschaft will sie büßen sehen. Es ist ein starker, emotional hoch aufgeladener Stoff, den sich Carlisle Floyd Mitte der 1950er Jahre für seine Kurzoper „Eine eingängig plakative „Susannah“ vornahm. Er war noch keine Musik, die mit Elementen von 30 und hatte vorher nur einen kleinen Square Dance bis zum Jazz Einakter fürs Musiktheater komponiert. durchsetzt ist“ Aber er steckte voller Schaffenskraft und hatte mit seiner Geschichte aus dem „Bible-Belt“, dem fundamentalistisch religiösen mittleren Kernland der USA, den Nerv der Liberalen und Aufgeklärten unter seinen Landsleuten getroffen. „Susannah“ gilt heute nach „Porgy and Bess“ als zweitbeliebteste Oper der USA. Den Sprung in die Alte Welt hat der Zweiakter allerdings nie so recht geschafft. So kommt es, dass das Theater Hagen „Susannah“ nun als erst viertes deutsches Haus auf die Bühne bringt. Roman Hovenbitzer führt die Regie bei der nunmehr vierten US-Oper in Hagen. „Susannah“ stellt keinen hohen technischen Anspruch an die szenische Umsetzung. Hovenbitzer allerdings setzt zusätzlich noch auf Reduktion. Ausstatter Jan Bammes baute eine schlichte schiefe Ebene aus Holzpaletten, darüber eine weitere, kleinere Fläche, die sich bespielen, hochziehen und zur Wand aufrichten lässt. Sie ist der Marktplatz, auf den Susannahs Innerstes gezerrt wird – von missgünstigen Dorfbewohnern, die sie zum Sündenbock erkoren haben. Die Reduktion verfehlt nicht ihre Wirkung, zumal Beleuchter Ulrich Schneider die durchbrochene Konstruktion gekonnt ins Licht setzt. Allerdings verstärkt sie auch die Längen des Stücks, welche es trotz seiner relativ kurzen Aufführungsdauer von gut 100 Minuten durchaus hat. Getragen werden muss die Handlung umso mehr von den Darstellern. Mit der jungen amerikanischen Sopranistin Jaclyn Bermudez, einem Neuzugang im Ensemble, hat die Hagener Produktion eine überaus gute Besetzung der Titelpartie zu bieten. Bermudez vereint jugendliche Frische und lyrische Ausdruckstiefe in der Stimme mit großer Präsenz und Leidenschaft auf der Bühne. Auch die Tenöre Charles Reid als Susannahs trunksüchtiger Bruder und Jeffery Krueger als schlappschwänziger Freund hinterlassen einen durchweg guten Eindruck. Bassbariton Rainer Zaun hingegen, der den bigotten Wanderprediger Blitch singt, hat man schon weitaus stärker erlebt. Bernhard Steiner und die Hagener Philharmoniker bringen die eingängig plakative Musik Floyds, die mit Elementen aus der amerikanischen Populärmusik vom Square Dance bis zum Jazz durchsetzt ist, wirkungsvoll zur Blüte. Viel Pathos steckt in der Partitur, aber auch viel Vitalität und unmittelbare Kraft. Opernpuristen mögen sich damit Karsten Mark weiterhin nicht anfreunden können. Lässt man die engen freier Journalist lebt im Ruhrgebiet Genregrenzen allerdings beiseite, bleibt „Susannah“ in jeSchwerpunkt Kultur dem Fall ein Stück ergreifendes Musiktheater. und Musiktheater www.theater-im-rathaus.de I 0201 245 55 55 www.beats-musical.de I 02331 207 32 18 „Susannah“ I Fr 11.5., 19.30 Uhr Theater Hagen I 02331 207 32 18 Gelungene Musical-„Experimente“ in Essen und Hagen Carlisle Floyds „Susannah“ in Hagen www 24 5 x in Deutschland 4. Mai bis 1. Juli 2012 Und allem Weltenklang wohnt ein Zauber inne... ts a b Ticke uro ! 23 E GOP Varieté-Theater Essen Rottstraße 30 · 45127 Essen · Hotline: (02 01) 247 93 93 · variete.de Theater Aktuell www Eine Frau steckt alle in die Tasche Carlo Goldoni Sommerkomödie Premiere am Sa, 12.05.12, 20.00 Uhr .P 'S 4P 4B 6IS 6IS 6IS 6IS %J 4P .J %P 6IS 6IS 6IS 6IS www.rlt-neuss.de Telefon Theaterkasse 0 21 31 - 26 99 - 33 25 %BT3IFJOJTDIF-BOEFTUIFBUFSt0CFSTUSt/FVTT Spielzeit 2011/12 – lieben! Festival Künstlerisch veranlagte Teppichklopfer: MusikerInnen und AutorInnen aus Polen und Deutschland treffen bei „Kosmopolen in EUforia“ in Bochum aufeinander Den Staub aus der Geschichte klopfen Deutschland und Polen – da war doch was? Klopsztanga – das binationale Kulturfestival in NRW Eine Museumsecke in zwei Varianten: einmal als normale Wahrnehmung, einmal über einen Fernseher, der auf einem Sockel steht und durch sein Lupenglas die gleiche Ecke verkleinert zeigt. Die Spannung von wahrgenommener und dargestellter Realität, wirklichem und medialem Raum wird in der Installation „Corner“ (1976) des polnischen Künstlers Ryszard Waśkos minimalistisch konzentriert. Waśkos Arbeiten als Foto-, Film- und Videokünstler markieren über 50 Jahre polnische Kunst. Jene Zeitspanne von den 1970ern bis heute, in der die Transformation von der sozialistischen zur demokratischen Gesellschaft den Wendepunkt markiert. Ab hier ist die Kultur nicht mehr politischer Dienstleister, sondern Teil des freien Marktes. Beim Festival „Klopsztanga – Polen grenzenlos NRW“, das am 15. April mit einem Festakt in der Kölner Oper begann, ist diese Zäsur und ihre Verarbeitung in der Kulturlandschaft Polens ein Schwerpunkt. Dr. Christian Esch, Direktor des KULTURsekretariats NRW, das mit dem polnischen Kulturinstitut Adam Mickiewicz und dem Polnischen Institut Düsseldorf „Klopsztanga“ entwickelt hat, verweist auf diese spezielle Erinnerungskultur: „Die Verankerung in der problematischen Vergangenheit ist ein wesentlicher Impuls für die polnische Kunst, die jedoch nicht rückwärtsgewandt, sondern durchaus avanciert ist“. In mehr als 20 Städten und bis in den Oktober hinein gastieren polnische KünstlerInnen mit ihren Produktionen in NRW. Nach 2011, als der Turnus genau andersherum lief, ist dies für Polen die Gelegenheit, seine kulturellen Aushängeschilder zu präsentieren. „Für das Adam Mickiewicz-Institut war es wichtig, herausragende polnische Kultur zu zeigen. Für uns war es darüber hinaus wichtig, in den Städten möglichst viel zeigen zu können, so dass ein Geflecht von Städten entsteht. In das Gefäß dieses Netzwerkes hat das Mickiewicz-Institut zusammen mit uns den Inhalt getan“, resümiert Esch die gemeinsame Arbeit. Leuchttürme in den Raum stellen und nach dem Abbauen der Festivalzelte weiter in stiller Koexistenz verharren. „Für uns beide war es wichtig, dass wir keine Schaufenster-Kultur zeigen wollen, sondern etwas Interessantes und Nachhaltiges. Auch das Logo ist ja so angelegt, dass es mehr überrascht als Glanz zu vermitteln“, so Esch. In der Tat ist die Teppichstange („Klopsztanga“) aus den schlesischen Hinterhöfen nicht sofort das, was man mit Kunst, Theater, Musik oder Tanz in Verbindung bringt. Aber das Quergestänge ist auch ein regelmäßiger Treffpunkt unter Nachbarn gewesen, an dem man sich austauschte und Geschichten erzählte. In diesem Rahmen soll die „Klopsztanga“ für die interkulturelle Zusammenarbeit beider Länder stehen. Dabei ist vor allem die Menge der Gastspiele bei anderen Festivals in NRW bemerkenswert. Polnische Bands werden bei Events wie der c/o pop in Köln, dem Open Source in Düsseldorf oder den Juicy Beats in Dortmund auftreten, junge polnische SchriftstellerInnen und MusikerInnen treffen sich in der Bochumer Christuskirche zu „Kosmopolen in EUforia“. Während häufig im öffentlichen Diskurs die europäische Währungsmit einer Identitätskrise einhergeht, will man hier die Debatte um einen europäischen Wertediskurs anstrengen. Gilt der Blick in Bochum einer gemeinsamen deutsch-polnischen Zukunft, so schaut man in Neuss beim PolnischDeutschen Performance-Festival in die Vergangenheit beider Nationen. „Vorsicht heiß / Uwaga gor ące“ nennt sich der Flickenteppich aus individuellen Schicksalen, die von KünstlerInnen in Performances erzählt werden. Dort soll der Dialog da weitermachen, wo die Politik bereits aufgab. Einen schweren Stand hat der polnische Autorenfilm, sowohl in seiner Heimat als auch in Deutschland. Unter dem Titel „Polnischer Film on Tour“ werden erstmals Produktionen in Köln, Aachen, Münster und Dortmund in Anwesenheit der jungen RegisseurInnen laufen. Keine Schaufenster-Kultur Anarchische Komponente Zugleich wollen beide Veranstalter nicht den Verdacht aufkommen lassen, man würde nur Die Arbeitsbedingungen für polnische Kulturschaffende haben sich in den letzten Jahren www 26 verbessert. Dennoch hängt es vor allem auf kommunaler Ebene häufig von Eigeninitiativen und Kooperationen mit Nicht-Regierungsorganisationen ab, inwieweit Kulturproduktionen realisiert werden können. Neben dem Kulturetat des Staates, der in Polen 2009 0,5% der Gesamtausgaben betrug (in Deutschland waren es 1,9%), sind es die dezentralisierten Institutionen zur Kulturförderung wie das Adam Mickiewicz-Institut, die eine Finanzierung von künstlerischen Projekten ermöglichen. Dass auch Polen kein Eldorado für Kulturschaffende ist, schadet aber nicht dem Erfindungsreichtum. Im Gegenteil, das Erbe der Zensur hinterließ eine subtile Ausdrucksvielfalt, die sich auch in den Arbeiten niederschlägt. So spricht Esch von einer „anarchischen Komponente in der polnischen Kunst, in der man sich sträubt, schnell eingeordnet und unter irgendeinem Gesichtspunkt gefasst zu werden“. Ryszard Waśko hat seinen subtilen Nonkonformismus in den 1970ern im Workshop Film Forum gefunden. Eine Auswahl seiner Werke ist ab dem 3.5. in der Alten Feuerwache Köln bei „elektronicski – Klang und Filmexperimente“ zu sehen. DAWID KASPROWICZ Weitere Klopsztanga-Termine im Mai: Ab 3.5. „Polnischer Film on Tour“ in Köln, Aachen, Dortmund und Münster 4.-6.5. „Kainkollektiv mit FASADA ½“ im FFT Düsseldorf 4.-13.5. „Kosmopolen in EUforia“, Christuskirche Bochum 11.-13.5. „Deutsch-Polnisches Expertentreffen“, Schauspielhaus Bochum 11.-13.5. „Polnisch-Deutsches Performance Festival“, Kulturforum Alte Post Neuss 16.5.-30.6. „Erinnerung an Arbeit“, Ausstellung Zeche Zollverein Essen 29.5. „two sample“, Hochschule für Tanz und Musik Köln Alle Programmpunkte unter www.klopsztanga.de professionelles theater für junges publikum westwind 28. kinder- und jugendtheater treffen nrw 19.-25. mai 2012 im theater paderborn www Theater mini-art Bedburg-Hau SXON¿NWLRQ%RQQ+LOGHVKHLP 7KHDWHU0DUDEX%RQQ$*25$7KHDWHU6W9LWK .LQGHUXQG-XJHQGWKHDWHU'RUWPXQG 7KHDWHUDQGHU5XKU0OKHLP))7'VVHOGRUI 6FKDXVSLHO(VVHQ &RQVRO7KHDWHU*HOVHQNLUFKHQ &20(',$7KHDWHU.|OQ 7KHDWHUSlGDJRJLVFKHV=HQWUXP.|OQ 6FKORVVWKHDWHU0RHUV 6WlGWLVFKH%KQHQ0QVWHU DXHU.RQNXUUHQ] &RPSDJQLHOHV0DODGURLWV1DQWHV 6FKDXSODW],QWHUQDWLRQDO%HUQ%HUOLQ 7KHDWHU3DGHUERUQ www.westwind-festival.de www.theater-paderborn.de 05251. 28 81 100 27 Tanz in NRW Szene aus „every single day”, Ch: Toula Limnaios, Foto: Sabine Wenzel Am Tropf der Fördermittel Der Mai, kein Wonnemonat für die Freie Tanzszene Von Klaus Keil Für den Tanz ist der Mai ein typischer Gastspiel-Monat. Die heimische Tanzszene wartet wie immer auf die Fördermittel für 2012. Das Tanzinteresse wird derweil von auswärtigen Ensembles bedient. Produzieren kann die heimische Szene erst nach einer verbindlichen Zusage des Landes oder der Kommune, da man sich ohne Förderung für seine Arbeit verschulden, sprich: einen Kredit aufnehmen müsste. Wenn dann die Mittel doch ausbleiben, hat man für seinen „Nicht alle überstehen die Arbeitsplatz „bezahlt“ – ohne Aussicht Durststrecke“ auf künstlerisches Überleben. Übersetzt ins allgemeine Arbeitsleben heißt das: Ein Arbeitnehmer müsste seinen Arbeitsplatz selbst finanzieren, um dann mit dem Einkommen daraus die Finanzierung samt Kosten abzutragen. Verrückte freie Kulturwelt. Gut sind dagegen die institutionalisierten Kultureinrichtungen dran. Das sind Oper und Schauspiel, einige Freie Theater und auch das Tanzhaus NRW in Düsseldorf. Wer institutionalisiert ist, hat keine Finanzierungssorgen, denn institutionalisiert sein heißt: Die Fördermittel sind rechtsverbindlich im Etat eingestellt. So kann man sich voll auf seine künstlerische Arbeit konzentrieren und – hoffentlich – Großes schaffen. Das ist, unter anderem, auch Sinn und Zweck öffentlicher Kulturförderung. In der Freien Tanzszene NRW gibt es diese Sorgenfreiheit nicht. Obgleich noch während der ersten Phase der Spitzenförderung Tanz (2009-2011) angekündigt wurde, dass mindestens ein Ensemble institutionalisiert werden soll, steht diese Entscheidung aus. Das Land NRW hält sich bedeckt – und das liegt nicht am fehlenden Haushaltsplan. Und doch ist in diesem Jahr alles anders. Der Haushalt 2012 ist gescheitert, der Landtag aufgelöst. Gewählt wird am 13. Mai. Vor Herbst 2012 wird es folglich keinen Landeshaushalt und keine städtischen Haushalte geben. Für die „Institutionalisierten“ aber geht die Förderung bis zu 80% weiter. Projekte und Inszenierungen der Freien Tanzszene aber bleiben auf der Strecke, denn hier wird nur in Ausnahmefällen vorfinanziert. Diese Durststrecke werden nicht alle überstehen. Der Zuschauer, dem diese komplizierten Zusammenhänge unbekannt sind, wundert sich allenfalls, dass einE von ihm geschätzteR ChoreografIn nicht mehr künstlerisch in Erscheinung tritt. Das ist die Chance der Gastspiele, der Kooperationen und übergreifenden Koproduktionen fester Einrichtungen. PACT Zollverein in Essen wartet im Mai gleich mit zwei koproduzierten Uraufführungen auf. Das Tanzhaus NRW ist mit einer Uraufführung und zwei deutschen Erstaufführungen dabei. Ein Highlight im Tanzhaus ist das Gastspiel der Cie. Toula Limnaios aus Berlin, deren künstlerisches Überleben erst der Erfolg sicherte, die inzwischen 31 abendfüllende Stücke produziert haben und nun zum ersten Mal (!) ins Tanzhaus NRW eingeladen wurden. Am 4. und 5. Mai zeigen sie ihr Tanzstück „every single day“ – frei inspiriert durch den Mythos Klaus Keil des Sisyphos – und damit fast eine Metapher für den Journalist, Tanzkritiker und Hochschuldozent Freien Tanz in NRW. Unbedingt anschauen. www www.tanzhaus-nrw.de www.pact-zollverein.de www.halle-tanz-berlin.de 28 www POLEN GRENZENLOS NRW Film Literatur Musik Tanz Theater Visuelle Kunst Ab jetzt in 18 Städten % www.klopsztanga.de Mit freundlicher Unterstützung Generalkonsulat der Republik Polen in Köln Opernzeit Mi, 02.05., Do, 03.05. um 11.00 Uhr und So, 06.05. um 16.00 Uhr 2+ Meins! Tanztheater für die Allerkleinsten „Border“ an der Kölner Oper/Palladium, Foto: Matthias Baus Auf der Flucht erschossen Uraufführung der Jugendoper „Border“ an der Kölner Oper Die Kölner Oper hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Auf der Suche nach einem aktuellen Stoff, der Jugendliche für die Oper begeistern soll, greift man auf die Tragödie „Die Kinder des Herakles“ von Euripides zurück und überträgt das Stück, das von politischer Vertreibung und Asylsuche handelt, ins Heute. Di, 08.05. und Mi, 09.05. um 10.30 Uhr NATHAN Ein dramatisches Gedicht frei nach Gotthold Ephraim Lessing 14+ Mi, 09.05. um 19.00 Uhr | Volxbühne ROTER SALON Beteiligung und Demokratie?! Fr, 11.05. um 20.00 Uhr Lesetour des Literaturwettbewerbs Ruhrgebiet Geschichten auf Consol So, 13.05. um 15.00 Uhr (Premiere), Mo, 14.05., Di, 15.05. und Mi, 16.05. um 10.30 Uhr Die besseren Wälder Von Martin Baltscheit für Zuschauer ab 12 Jahren Nach der Ermordung ihre Vaters fliehen Makaria und ihre Geschwister aus der Heimat zu einem alten Freund der Familie nach Deutschland. Auf dem Weg trennen sie sich, um der politischen Verfolgung zu entgehen. Makaria erreicht als erste ihr Ziel. Kaum angekommen, verliebt sie sich Hals über Kopf in den Sohn des Hauses, doch das Glück währt nicht lange: Die Verfolger sind ihnen auf der Spur. Als die anderen Geschwister eintreffen, wird es zu gefährlich und sie müssen fort, doch Makarias Freund will die Trennung verhindern: Aus Liebe wird er zum Verräter. Die Verfolger spüren die Flüchtlinge auf und erschießen sie. Während die Oper die Flucht dreier Jugendlicher in Verbindung mit einer Liebesgeschichte in den Mittelpunkt rückt, geht es in dem antiken Drama um die staatspolitische Dimension der Flucht der Kinder des Herakles, die einen Krieg zwischen Athen und Argos heraufbeschwört. Makaria opfert sich und ermöglicht so den Sieg Athens und die Rettung ihrer Geschwister, die Nachfahren des sagenhaften Herakles. Von dem antiken Drama und seinen Hintergründen ist somit nicht viel übrig geblieben, was der Untertitel von „Border“ schon ankündigt: Jugendoper nach einem Fluchtplan von Euripides. www Sa, 19.05. um 21.00 Uhr (Premiere), So, 20.05. um 20.00 Uhr Veranschaulichungen – Der Mensch an sich ist gut! Eine Produktion der Consolisten – dem Jugendclub am Consol Theater Di, 22.05. um 19.00 Uhr KOnzertMEDitation Klang und Stille mit Michael Gees und Eva Bächli Do, 24.05. um 20.00 Uhr frank scheele it´s you Die Opernfassung sucht bewusst nach einer Annäherung an die Erlebniswelt Jugendlicher: Im Text von Stephanie Schiller finden sich ebenso Wendungen der Alltagssprache („Lass mich in Ruhe, Alter“, „Verpiss dich“) wie sentimentale Romantizismen („Dein Kuss so süß, dein Kuss so bitter“). Die Musik Ludger Vollmers setzt auf Emotionen, um Jugendliche mit einem Mix aus Weltmusik, großem Kino und Musical in ihren Hörgewohnheiten abzuholen: Existentielle Bedrohung, Heimatlosigkeit und Verzweiflung bringen die Chöre mit Anklängen an Carl Orff effektvoll zum Ausdruck, ein Liebesduett beschwört die Gefühle der ersten großen Liebe. Der (Bewegungs-)Chor ermöglicht Jugendlichen, als Darsteller mitzuwirken und sich nicht nur singend, sondern auch szenisch in das Stück einzubringen. Vollmers Oper „Gegen die Wand“ nach dem gleichnamigen Film von Fatih Akin wurde 2008 mit großem Erfolg am Theater Bremen uraufgeführt, 2009 folgte mit „Schillers Räuber – A Rap‘n‘Breakdance Opera“ ein Projekt, das zwischen den Kulturen vermitteln will. Die Suche Jugendlicher nach Identität im kulturellen und politischen Spannungsfeld auch im Musiktheater zu thematisieren und damit ein neues Genre, nämlich Jugendoper zu schaffen, ist sicherlich ein großer Verdienst, auch wenn in diesem Fall der Stoff eine differenziertere Bearbeitung verdient hätte. KERSTIN MARIA PÖHLER GEjazzt im Consol Theater „Border“ I Oper Köln, Palladium 23.-25.5. I www.operkoeln.com Bismarckstraße 240 45889 Gelsenkirchen Tel.: 0209 9 88 22 82 E-Mail: [email protected] www.consoltheater.de 30 Klavier-Festival-Ruhr AUCH AM 1. + 17. MAI AB 9 UHR GEÖFFNET So paradox es angesichts eines GrammyPreisträgers klingen mag, der von der New York Times bis zur Los Angeles Times hymnische Kritiken erntet: In Europa kann der Pianist Yefim Bronfman noch immer als Geheimtipp gelten. Vergleichsweise unbekannt ist er auch seiner zurückhaltenden Einstellung in Fragen des Marketings und der Selbstdarstellung wegen. präsentiert: Konzert culture club Philharmonie Essen II. Hagen 2, Essen Karten unter 01805 500 80 3 www.klavierfestival.de trailer verlost 3x2 Tickets für das Klavier-FestivalKonzert von Yefim Bronfman, E-Mail bis 10.6. an [email protected], Kennwort: Bronfman Nosferatu Stephan Graf v. Bothmers StummfilmKonzerte entführen in eine andere Welt. Seine Live-Filmmusik erweckt die Figuren zu neuem Leben und führt tief ins Wesen des Filmes, aber auch ins Innere der Zuschauer. Über 50.000 Gäste haben in den letzten Jahren seine Stummfilm-Konzerte besucht. NOSFERATU ist die erste und charismatischste Dracula-Adaption der Filmgeschichte. FZW Ritterstr. 20, Dortmund www.fzw.de trailer verlost 5x2 Karten, E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: Nosferatu facebook.com/DesignerOutletRoermond designer-outlet-roermond.com präsentiert: Konzert So, 17.6. um 18 Uhr Mi, 16.5. um 19 Uhr PROGRAMM: 30.05. - 10.06.2012 www MI. 30. MAI - 21 UHR DO. 31. MAI - 19.30 UHR FR. 01. JUNI - 19.30 UHR SA. 02. JUNI - 11.00 UHR SA. 02. JUNI - AB 21 UHR SO. 03. JUNI - 19.30 UHR Delrevés - Guateque tanzfuchs PRODUKTION Barbara Fuchs - RAUSCHEN Act2 Cie Catherine Dreyfus Eloge de la métamorphose Jugendtanztheater Hinterm Horizont Latin late night HeadFeedHands [HOW TO BE] ALMOST THERE MO. 04. JUNI - 19.30 UHR Het Lab Utrecht / Theatergroep DOX Couple-Like#2 SO. 10. JUNI - AB 11 UHR Tag der offenen Tür der Hagener Tanzschulen, Ballett- und Tanzstudios DO. 07. MO. 11. JUNI - 20 UHR JUNI - 20 UHR Kino Babylon: Maos letzter Tänzer TANZTHEATERFESTIVAL HAGEN WWW.TANZRAEUME.HAGEN.DE 31 SA. 23. JUNI - AB 23 UHR Save the last dance / 8oer Party KONTAKT: 02331 - 207 4864 Festival Khaled ist der uneingeschränkte Star auf dem Ruhr International Festival der Ruhr-Kulturen Traditionelles Festival erstrahlt in neuem Glanz ser Zeit sind sehr viele Menschen unterschiedlicher Nationalität als Gastarbeiter ins Ruhrgebiet gezogen. Der ursprüngliche Gedanke war, den Menschen ein Kulturforum zu bieten und das den deutschen Mitbürgern zu präsentieren. Auf den Bühnen wurde ihre Musik gespielt, die Besucher sollten ihre Bräuche, ihren Lebensstil und ihr Essen kennenlernen. Damals war dieses trailer: Herr Frewer, Ruhr International ist Festival ziemlich einzigartig. Inzwischen ist die der Nachfolger von „Kemnade International“. internationale Küche fester Bestandteil unserer Warum zieht das Festival von der Wasserburg Gesellschaft. Kemnade International hatte damals einen sehr politischen Anspruch. Denken Kemnade in die Bochumer Jahrhunderthalle? Bertram Frewer: Die Wasserburg kam nicht Sie an den Militärputsch in Griechenland, die mehr infrage, weil die Burg den Sicherheitsauf- Gewaltherrschaften in Lateinamerika oder die lagen nicht mehr genügt. Ich nenne ein Beispiel: Thematik „Türken und Kurden“. All diese Themen Wir müssen Fluchtwege von mindestens einen wurden auf dem Festival friedlich miteinander diskutiert. Das war das Besondere Meter zwanzig Breite bereit„Kemnade International an dieser Veranstaltung. halten. Das war in der Burg hatte früher einen sehr nicht gegeben. In der Jahrpolitischen Anspruch“ Existiert denn der politische hunderthalle, die darüber hiAnsatz noch heute, oder ist die naus auch Festspielhaus der Ruhrtriennale ist, haben wir fantastische Produk- Veranstaltung jetzt mehr ein Kulturfestival? tionsbedingungen. Früher haben in der Halle sehr Aufgrund der positiven politischen Entwicklung viele Menschen gearbeitet, die als Gastarbeiter in den Herkunftsländern ist das Festival mehr ins Ruhrgebiet gekommen sind. Heute dient sie und mehr zu einer Kulturveranstaltung gereift. Zuwanderung ist noch heute ein wichtiges Theals Festspielhaus. Das hat Charme. ma. Insofern ist dieses Festival ein hervorraHaben Sie außer dem Ortswechsel etwas voll- gender Ort, um den aktuellen gesellschaftspolitischen Anspruch zu thematisieren und sich dem kommen Neues für das Festival geplant? Allein der Ortswechsel bringt Veränderungen und Ganzen mit kulturellen Mitteln zu nähern. Kunst somit auch Neuerungen mit sich. Die Bochumer und Kultur sind ein guter Motor. Jahrhunderthalle bietet die wunderbare Möglichkeit, auch Indoorveranstaltungen im Rahmen Brauchen wir heute überhaupt noch ein Festidieses Festivals umzusetzen. Das ist ein großer val zur Kulturverständigung? Vorteil. Wenn das Wetter früher regnerisch war, Das Thema Integration und Interkultur wird auf war es schwierig, Besucher an die Wasserburg zu den unterschiedlichen Ebenen intellektuell, wislocken. Im Zentrum der Stadt und mit der Mög- senschaftlich und politisch bedient. Als Veranlichkeit, ein Indoor- und Outdoorprogramm an- stalter bilden wir die gesellschaftliche Realität zubieten, sind wir besser aufgestellt. Im Dampf- ab. Allein im Ruhrgebiet haben rund 25 Prozent gebläsehaus finden auch Kindertheater, Comedy der Menschen eine Zuwanderungsgeschichte. Im Grundschulalter ist es jedes dritte Kind, und Lesungen statt. demnächst wird es jedes zweite sein. Wir müsDas Festival wurde 1974 erstmalig als „Expe- sen diese Entwicklung im Blick haben. An dieser riment zur Verständigung zwischen Auslän- Stelle müssen wir aufpassen, dass wir nicht ein dern und Deutschen“ ins Leben gerufen. Wel- Sparten- oder Minderheitenfestival etablieren. Um dem entgegenzuwirken, spielen auch viele chen Anspruch hatte dieses Festival? Das Festival ist erstmals 1974 gestartet. Zu die- populäre Acts auf dem Festival. Vom Stausee an die Jahrhunderthalle: Mit „Ruhr International“ kommt am 26. und 27.5. ein multikulturelles Fest in die Bochumer Jahrhunderthalle. trailer sprach mit dem Organisator und Mitveranstalter Bertram Frewer über Ortswechsel, Kulturpolitik und Sponsoring. www 32 Was verstehen Sie unter einem Sparten- oder Minderheitenfestival? Früher war im Bewusstsein vieler Menschen verankert, dass es ein Festival von Migranten für Migranten sei. Das ist es natürlich nicht. Sicherlich ist es ein Festival mit stark internationalem Anspruch, egal ob es internationale Künstler sind oder sie selbst eine Zuwanderungsgeschichte haben. Ruhr International ist kostenlos, nur das abschließende Livekonzert ist kostenpflichtig. Wie schwer ist es in dieser Zeit, Sponsoren für ein Kulturfestival zu finden? Es ist momentan insgesamt schwierig, Sponsoren zu finden, weil die ökonomische Lage angespannt ist. Wichtiger ist es natürlich, eine Grundfinanzierung aus öffentlichen Mitteln über den Kulturetat bereitzustellen. Bochum setzt da ein Zeichen. Die Duisburger Traumzeit ist gerade abgesagt worden, ein Festival mit einem ähnlichen Ansatz. Rund ein Viertel der Bevölkerung im Ruhrgebiet hat heute einen Migrationshintergrund. Inwiefern macht sich das im Kulturbetrieb bemerkbar? Heute denkt man vermehrt über kulturelle Teilhabe nach. In der nationalen Kulturarbeit ist es üblich, dass Kuratoren auch international besetzt sind. In örtlicher und regionaler Kulturarbeit ist das noch nicht ganz angekommen, weil bestehende Strukturen nicht einfach aufgebrochen werden können. Es gibt aber entsprechende Ansätze, um das künftig zu ändern. Kulturfestivals, mit denen man eine breite Öffentlichkeit erreicht, sind ein wichtiges Element der Kulturförderung. INTERVIEW: ANKE-ELISABETH SCHOEN ZUR PERSON Bertram Frewer ist stellvertretender Amtsleiter des Bochumer Kulturbüros. Zu seinen Aufgaben gehören auch die interkulturelle Kulturarbeit und der internationale Kulturaustausch. MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN LA GRANDE MAGIA Oper von Manfred Trojahn LA GRANDE MAGIA zählt zum Besten, was die Ruhrregion zu bieten hat RECKLINGHÄUSER ZEITUNG Termine 6., 11. und 26. Mai 2012 Nur noch zwei Termine! 19. Mai 2012 10. Juni 2012 IM WEISSEN RÖSSL www Operette von Ralph Benatzky Ein rundum vergnügliches Operettenabenteuer RECKLINGHÄUSER ZEITUNG WWW.MUSIKTHEATER-IM-REVIER.DE KARTENTELEFON 0209. 4097-200 Theater-Kalender Ruhr Die Theater-Übersicht der Region STADTTHEATER HEINZ-HILPERT-THEATER LÜNEN 02306 104 22 99 Die Kunst der Komödie Fr. 4.5. 20.00 Simone Solga Di. 22.5. 20.00 SCHAUSPIELHAUS BOCHUM 0234 33 33 55 55 Dieter Hildebrandt Do. 3.5. 20.00 + Volpone Fr. 4.5. 19.30, Mi. 9.5. 19.30, Sa. 19.4. 19.30 Zoff in Chioggia Sa. 5.5. 19.30 Was ihr wollt So. 6.5. 17.00, Do. 31.5. 19.30 Kleiner Mann – was nun? Do. 10.5. 19.30, Mi. 30.5. 19.30 Woyzeck Fr. 11.5. 19.30 Die Räuber Sa. 12.5. 19.30, So. 20.5. 19.30 Cyrano de Bergerac So 13.5. 17.00, Mo. 28.5.17.00 Die Dreigroschenoper Mi. 16.5. 19.30 Die kleine Hexe Do 17.5. 16.00 Vor Sonnenaufgang Mi. 23.5. 19.30, So. 27.5. 17.00 Amerika Sa. 26.5. 19.30 A Tribute to Johnny Cash Di. 29.5. 19.30 THEATER DORTMUND 0231 502 72 22 Nora oder Ein Puppenheim Fr. 4.5.19.30 Gespenster oder Die Wiedergänger Sa. 5.5. 19.30 Lessings Gespenster So. 6.5. 18.00, So. 13.5. 18.00 Der Gott des Gemetzels Sa. 12.5. 19.30, So. 20.5. 18.00 + Der Meister und Margarita Do. 24.5. 19.30, Fr. 25.5. 19.30, Sa. 26.5. 19.30 Winkelmanns Reise ins U Mi. 30.5. 19.30 THEATER DUISBURG 0203 300 91 00 Klasse Tour Mo. 21.5. 19.30, Di. 22.5. 11.00 Illusion – „L’Illusion comique“ Do. 24.5. 19.30, Fr. 25.5. 19.30 THEATER ESSEN (GRILLO) 0201 812 22 00 + Richtig alt, so 45 Do. 3.5. 19.00, So. 13.5. 19.00, Fr. 25.5. 19.30 ArmAltArbeitslos: Die Bremer Stadtmusikanten Sa. 5.5. 19.00 The Black Rider So. 6.5. 19.00, Do. 17.5. 19.00 Graf Öderland Fr. 11.5. 19.30, Fr. 18.5. 19.30 Kabale und Liebe Sa. 12.5. 19.30, So. 20.5. 19.00, Sa. 26.5. 19.30 Die Grönholm-Methode Sa. 19.5. 19.30 Die Ästhetik des Widerstands Do. 24.5. 19.30, Mi. 30.5. 19.30 Ulrike Maria Stuart So. 27.5. 19.00 Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner Do. 31.5. 19.30 THEATER HAGEN 02331 207 32 18 Don Giovanni Sa. 5.5. 19.30, Mi. 16.5. 19.30, Fr. 25.5. 19.30, Di. 29.5. 19.30 Beats! Mo. 7.5. 11.00, Sa. 19.5. 19.30 Richard O’Brien’s The Rocky Horror Show Mi. 9.5. 19.30, Fr. 18.5. 19.30 Die Comedian Harmonists Do 10.5. 19.30, So. 27.5. 15.00 Susannah Fr. 11.5. 19.30 Bach tanzt Sa. 12.5. 19.30 Hänsel und Gretel So. 13.5. 15.00, So. 20.5. 18.00 Dornröschen (Reloaded) Sa. 26.5. 19.30, Do. 31.5. 19.30 THEATER KREFELD 02151 80 51 25 Der Ring an 1 Abend Di.1.5. 19.30, Di. 22.5. 19.30 Blues Brothers – Unterwegs im Auftrag des Herrn! Fr. 4.5. 20.00, Fr. 11.5. 20.00, So. 27.5. 19.30 Me and My Girl Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5. 16.00, So. 20.5. 19.30, Sa. 26.5. 18.00 Maskerade Sa. 12.5. 20.00, Mi. 16.5. 20.00, Di. 29.5. 20.00 Krefelder Krähe 2012 Sa. 13.5. 19.30 Norma Di. 15.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00 Ein Sommernachtstraum Fr. 18.5. 20.00 Roberto Zucco Do. 24.5. 20.00, Fr. 25.5. 20.00 Joseph And The Amazing Technicolor Dreamcoat Do. 31.5. 19.30 SCHLOSSTHEATER MOERS 02841 20 17 31, Beginn: 19.30 Der Geizige Do. 3.5. + Todesstation Sa. 5.5., Di. 15.5. Das schwarze Schaf vom Rhein: Siegersoloprogramm So. 6.5. 18.00 Elefant im Raum Sa. 19.5., Do. 24.5., Do. 31.5. THEATER OBERHAUSEN 0208 857 81 84, Beginn: 19.30 Der Sturm Mi. 2.5., Mi. 9.5. Doppeltüren Fr. 4.5., Fr. 11.5. Winterreise Sa. 5.5. Der Idiot So. 6.5. 18.00 Wer hat Angst vor Virginia Woolf? Sa. 12.5. Weinen’s mi ned an, i bin doch ka Grabstein So. 13.5. 18.00 Amphitryon Sa. 26.5. Schöne Tage Do. 13.5. THEATER AN DER RUHR MÜLHEIM 0208 96 09 60 Verbrechen Sa. 5.5. 18.00 Antigone Mo. 7.5. 19.30 Iphigenie auf Tauris Mi. 9.5. 18.00, Do. 10.5. 18.00 Es brennt Fr. 11.5. 19.30 Kaos Di. 15.5. 19.30 + Immer noch Sturm Mi. 16.5. 19.30 Käthe Hermann So. 20.5. 16.00 und 20.00 Was ihr wollt Sa. 26.5. 19.30 www WESTFÄLISCHES LANDESTH. CASTROP-RAUXEL 02305 97 80 20 Fegefeuer in Ingolstadt Mi. 2.5. 20.00, Do. 3.5. 20.00, Fr. 4.5. 20.00, Mi. 9.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00 Liegen lernen So. 6.5. 18.00 Try Angels Fr. 11.5. 16.00 Alk. Außer Kontrolle Mo. 14.5. 12.00, Di. 15.5. 9.00 und 12.00, Mi. 16.5. 9.00 und 11.30 Ein Herz und eine Seele Do. 17.5. 20.00 WLT-Jugendclub: Generation Porno Do. 24.5. 19.00, Fr. 25.5. 19.00 Andorra Mi. 30.5. 9.00 und 11.30, Do. 31.5. 10.30 und 13.00 MUSIKTHEATER AALTO MUSIKTHEATER ESSEN 0201 812 22 00 Vier Bewerber spekulieren auf einen lukrativen Managerposten. Doch zum Auswahlverfahren in einen Konferenzraum des Unternehmens geladen, bleiben sie mit sich allein. Kein Personalleiter erscheint. Aus Verwirrung, Misstrauen und Ehrgeiz heraus entspinnt sich ein rücksichtsloser Kampf … Böser Thriller, der Mechanismen und Denkweisen in unserer heutigen Arbeitswelt bloßlegt. Seit der Uraufführung 2003 erfreut sich „Die Grönholm-Methode“ europaweit anhaltender Beliebtheit (Grillo-Theater Essen), Foto: Matthias Stutte Max und Moritz Fr. 4.5. 19.30, So. 6.5. 18.00, Mi. 9.5. 19.30 La Traviata Sa. 5.5. 19.00, Sa. 12.5. 19.00, Di. 15.5. 19.30, Do. 17.5. 18.00, So. 20.5. 16.30, Fr. 25.5. 19.30, Mo. 28.5. 16.30, Do. 31.5. 19.30 34 Tanzhommage an Queen Fr. 11.5. 19.30, So. 27.5. 18.00 Carmen/Boléro SO. 13.5. 18.00 Die Fledermaus Mi. 16.5. 19.30 Leonce und Lena Sa. 19.5. 19.00, Sa. 26.5. 19.00, Di. 29.5. 19.30 DEUTSCHE OPER AM RHEIN DUISBURG 01805 44 70 La Bohème Do. 3.5. 19.30, Fr. 18.5. 19.30 Der fliegende Holländer De. 4.5. 19.30, Fr. 11.5. 19.30, Mi. 16.5. 19.30 reprise.01 So. 6.5. 18.30, Do. 10.5. 19.30, So. 13.5. 18.30 Il barbiere di Siviglia Sa. 12.5. 19.30, Sa. 19.5. 19.30 Phaedra Do. 17.5. 18.30, So. 27.5. 18.30 Carmen So. 20.5. 18.30, Sa. 26.5. 19.30, Mo. 28.5. 18.30 MUSIKTHEATER IM REVIER GELSENKIRCHEN 0209 409 72 00 Rusalka Do. 3.5. 19.30 La Traviata Fr. 4.5. 19.30 La Grande Magia So. 6.5. 18.00 Die vier Jahreszeiten Mo. 7.5. 10.00 Bernd Stelter Mo. 7.4. 20.00 La Grande Magia Fr. 11.5. 19.30, Sa. 26.5. 19.30 Rusalka So. 13.5. 18.00, Fr. 25.5. 19.30 Im weißen Rössl Sa. 19.5. 19.30 Salome So. 20.5. 18.00, Mo. 28.5. 18.00 OPER DORTMUND 0231 502 72 22 Schwanensee Di. 1.5. 18.00, So. 6.5. 15.00 und 19.00, Fr. 11.5. 19.30, Sa. 19.5. 19.30, Fr. 25.5. 19.30 Così fan tutte Do. 3.5. 19.30 La Bohème Fr. 4.5. 19.30, So. 27.5. 18.00, Mi. 30.5. 19.30 Fangesänge Sa. 5.5. 19.30, So. 13.5. 18.00, So. 20.5. 15.00, Do. 31.5. 19.30 Ganz oder gar nicht – The Full Monty Sa. 12.5. 19.30, Fr. 18.5. 19.30 Träumer.Tanzen.Lieder Mi. 16.5. 19.30 Elias Do. 17.5. 18.00 Beatrice Cenci Sa. 26.5. 19.30 VARIETE + BOULEVARD CABARET QUEUE DORTMUND 01803 77 68 42 Peter Vollmer Sa. 5.5. 20.00 Herbert Knebel Di. 8.5. 20.00, Mi. 9.5. 20.00 Heinrich Pachl Sa. 19.5. 20.00 GOP VARIETE ESSEN 0201 247 93 93 Spirit ab Fr. 4.5.: Mi./Do. 20.00, Fr./Sa. 18.00 und 21.00, So. 15.00 und 19.00 Theater-Kalender Ruhr = Premiere MONDPALAST WANNE-EICKEL 02325 58 89 99 EBERTBAD OBERHAUSEN 0208 205 40 24 Anne Tanke Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5. 17.00, Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00, Mo. 28.5. 17.00 Flurwoche Mi. 9.5. 20.00, Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00, So. 13.5. 17.00 Ronaldo und Julia Mi. 16.5. 20.00, Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00, So. 20.5. 17.00 Rene Steinberg Mi. 2.5. 20.00 Pommes Do. 3.5.20.00, Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5. 19.00, Do. 10.5. 20.00, Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00, So. 13.5. 19.00, Do. 17.5. 20.00, Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00, So. 20.5. 19.00 Rene Marik So. 6.5. 20.00 La Signoras Comedy Club Di 22.5. 20.00 Serdar Somuncu Mi. 23.5. 20.00, Do. 24.5. 20.00, Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00, So. 27.5. 19.00 Kai Magnus Sting Mi. 30.5. 20.00 REVUEPALAST HERTEN 02325 58 89 99 Voila Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. 20.00, Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00, Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00, Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00 Ganze Kerle – Die Show nur für Frauen Mi 30.5. 20.00 THEATER IM RATHAUS ESSEN 0201 245 55 55 FLOTTMANN-HALLEN HERNE 02323 16 29 51 Nimm mich mit, Alter Sa. 5.5. 18.00, So. 6.5. 16.00, Mo. 7.5. 10.00, Di. 8.5. 10.00 Der Telök Di. 8.5. 20.00 Carmela de Feo Mi. 9.5. 20.00 Oorkaan Sa. 12.5. 19.30, So. 13.5. 16.00 Cie. Bakélite Mi. 16.5. 18.00, Do.17.5. 17.00 Dame de Pic/Cie. Karine Ponties Sa. 19.5. 19.00 Ein Mann geht durch die Wand Di. 1.5. 19.30, Mi. 2.5. 19.30, Do. 3.5. 19.30, Fr. 4.5. 19.30, Sa. 5.5. 19.30, So. 6.5. 19.00, Di. 8.5. 19.30, Mi. 9.5. 19.30, Do. 10.5. 19.30, Fr. 11.5. 19.30, Sa. 12.5. 16.00, So. 13.5. 19.00 Noch’n Gedicht Mo. 7.5. 19.30 Beamte sind auch nur Menschen Mi. 16.5. 19.30 KULTURZENTRUM HERNE Ekel Alfred Fr. 18.5. 19.30, Sa. 19.5. 16.00, Sa. 19.5. 02323 16 27 79 Herbert Knebel 19.30, So. 20.5. 19.00, Mo. 21.5. 19.30, Di. 22.5. 19.30, Mi. 23.5. 19.30, Do. 24.5. So. 6.5. 20.00 19.30, Fr. 25.5. 19.30, Sa. 26.5. 19.30, KULTURZENTRUM WICHERN DORTMUND So. 27.5. 19.00, Mo. 28.5. 19.30, Di. 0231 86 30 98 3 29.5. 19.30, Mi. 30.5. 16.00, Do. 31.5. Kollision 19.30 Do. 3.5. 20.00 DAS KLEINE THEATER ESSEN Volksgericht 0201 520 98 52 Sa.12.5. 19.00, So. 13.5. 15.00 Plötzlich und unerwartet PACT ZOLLVEREIN ESSEN Sa. 5.5. 20.00 0201 289 47 00, Beginn: 20.00 Geschlossene Gesellschaft Snakeskins Fr. 11.5. 20.00 Fr. 4.5., Sa. 5.5. Nix als Tricks!? The Coming Storms Sa. 12.5. 20.00 Job-Suey oder Kein Dinner für Sünder Mi. 23.5., Do. 24.5., Fr. 25.5. So. 13.5. 15.00, Sa. 19.5. 20.00, Fr. 25.5. PRINZ REGENT THEATER BOCHUM 20.00 0234 77 11 17 Zurück zum Happy End Der Mann, der seine Frau mit einem Fr. 18.5. 20.00 Hut verwechselte Ein schöner Schlawiner Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5. 19.00 So. 27.5. 15.00 + Der goldene Drache VARIETÉ ET CETERA BOCHUM Di. 8.5. 20.00, Mi. 9.5. 20.00, Mo. 28.5. 0234 130 03 19.00, Mi. 30.5. 20.00 Buddenbrooks Humor macht sexy! Fr. 11.5. 19.30, Sa. 12.5. 19.30 ab Fr. 4.5.: Do. bis Sa. 20.00, So. 19.00 Anubis/Limen So. 13.5. 20.00 FREIE THEATER Lärm (Le Bruit) Mo. 14.5. 20.00 BAHNHOF LANGENDREER Totenkopf (Tête de Mort) 0234 687 16 12, Beginn: 20.00 Mi. 16.5. 20.00 Drei10 Outtakes – Ein Tag schlägt Lisa Feller zurück Do. 3.5. Mi. 23.5. 20.00, Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. Markus Krebs 20.00 So. 13.5. René Steinberg THEATER IM RATHAUS ESSEN Sa. 19.5. 0201 245 55 55 CONSOL THEATER GELSENKIRCHEN 0209 988 22 82 Meins! Mi. 2.5. 11.00, Do. 3.5. 11.00, So. 6.5. 16.00 Nathan Di. 8.5. 10.30, Mi. 9.5. 10.30 Die besseren Wälder So. 13.5. 15.00, Di. 15.5. 10.30, Mi. 16.5. 10.30 Veranschaulichung – Der Mensch an sich ist gut! Sa. 19.5. 21.00, So. 20.5. 20.00 Fasada 1/2 Fr. 18.5. 19.30, Sa. 19.5. 19.30 Schlafen Fische? Mi. 23.5. 10.00 und 14.00 RÜ-BÜHNE ESSEN 0201 384 67 66 The Clean House Fr. 11.5. 20.00 Schöne Bescherungen Sa. 12.5. 20.00, So. 13.5. 19.00 Der absolute Höhepunkt Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00 35 = trailer Empfehlung auf den Auswahlseiten + = trailer Theaterkritik Der „Verfall einer Familie“, ein Roman von Weltrang. Und auch in der Bühnenadaption von Thomas Manns frühem Werk beeindruckt der schleichende Untergang der hanseatischen Kaufmannsfamilie. Die Fassung am Prinz Regent Theater wird gemächlich erzählt. Gekonnt arbeitet sie mit Projektionen von Familienfotos, Stammbäumen, Geschäftszahlen. Foto: Ursula Kaufmann Überflüssich Fr. 25.5. 20.00 Budenzauber – Freunde der deutschen Wurst Sa. 5.5. 20.00, So. 6.5. 19.00 STRATMANNS THEATER ESSEN Freunde der italienischen Oper 0201 820 40 60 Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00, So. 13.5. Doktor Stratmann 19.00 Do. 3.5. 20.00, Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. Unter Lappen 20.00, So. 6.5. 19.00, Sa. 26.5. 20.00, So. Fr. 18.5. 19.00, Sa. 19.5. 20.00 27.5. 19.00, Mo. 28.5. 19.00 Petticoat und Pferdeschwanz Die 39 Stufen So. 20.5. 19.00 Fr. 11.5. 20.00, Sa. 12.5. 20.00 Ein Kopleck geht fremd Ingo Oschmann Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00 So. 13.5. 19.00 Männerhort THEATER IM DEPOT DORTMUND 0231 982 23 36 Do. 17.5. 19.00, Fr. 18.5. 20.00 Mädelsabend Karten auf den Tisch Sa. 19.5. 20.00, So. 20.5. 19.00 Do. 3.5. 20.00, Fr. 4.5. 20.00, So. 6.5. Unter Vögeln 20.00 Fr. 25.5. 20.00 My Magnificat Kai Magnus Sting Di 15.5. 12.00 und 20.00, Mi. 16.5. Do. 31.5. 20.00 20.00 Übergänge (rites des passages) THEATER AN DER NIEBUHRG OBERHAUSEN Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00 0208 86 00 72 FischBar Vier im Revier jagen das Phantom Do. 24,5, 20.00 vom Pott Di. 1.5. 15.00 und 18.00, Mi. 2.5. 20.00, Papusha Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00 Do. 3.5. 20.00, Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. changeABLE cohesion 20.00, So. 6.5. 15.00 und 18.00 Mi. 30.5. 20.00 Impro Extra Do. 10.5. 20.00 THEATER ROTTSTR5 BOCHUM Stefan Verhasselt 0163 761 50 71 Fr. 11.5. 20.00 Der Großinquisitor Schlager lügen nicht Sa. 12.5. 19.00, So. 13.5. 16.00, Mi. 16.5. Fr. 4.5. 19.30 Traum eines lächerlichen Menschen 19.00, Do. 17.5. 16.00, Fr. 18.5. 19.00, Fr. 4.5. 21.00 Sa. 19.5. 19.00, So. 20.5. 16.00 Tag des Zorns So. 6.5. 19.30, Sa. 19.5. 19.30 THEATER FLETCH BIZZEL DORTMUND 0231 14 25 25 Wer hat Angst vor Virginia Woolf? + Do. 10.5. 19.30, Fr. 11.5. 19.30 Emscherblut: Mittwoch-SpecialThe Table Improshow Sa. 12.5. 19.30 Mi. 2.5. 20.00 Jackie – Eine Stimme aus dem Jenseits Nerudas Postmann oder Mit So. 13.5. 19.30 brennender Geduld Das klassische Italien Fr. 4.5. 20.00, Sa. 5.5. 20.00 So. 13.5. 20.30 Die da Kriemhild So. 6.5. 19.00 Di. 15.5. 19.30 Der letzte der feurigen Liebhaber Fräulein Else Fr. 11.5. 20.00, So. 13.5. 19.00 Mi. 16.5. 19.30 Eine Zwiebel für Pippo Werther So. 13.5. 11.00, Mi. 16.5. 10.00, So. 20.5. Fr. 18.5. 19.00 11.00 Wodka in Dublin Wirrklichkeit Fr. 18.5. 20.00, Sa. 19.5. 20.00 Sa. 19.5. 20.30 Murat Kayi und Fräulein Nina Fight Club Do. 24.5. 20.00 So. 20.5. 19.30 Guido Fischer Ute, die Gute Fr. 25.5. 20.00, Sa. 26.5. 20.00 Do. 24.5. 19.30 Die versunkene Welt THEATER FREUDENHAUS IM GREND ESSEN Sa. 26.5. 19.30 0201 851 32 30 Gottverlassen – Nur die Vernunft Danke, Bitte, Tach und Tüss … tanzt nicht mit Fr. 4.5. 20.00 So. 27.5. 19.30 www Dynamik mit Stern!* Jetzt einen Mercedes-Benz zu attraktiven Konditionen sichern. Zögern Sie keine Hundertstel: . Leistungsstarke, hocheffiziente Motoren der neusten Generation . Auf Wunsch mit sportiven AMG Styling-Paketen . 2,50 % Sonderzins für C-², E-³, SLK-⁴ und GLK-Klasse⁵ sowie den Viano⁶ . Nur bis 30. Juni. 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EIN FILM VON OLE CHRISTIAN MADSEN www.superclassico.x-verleih.de ab 3.5. im Kino EIN FILM VON GUSTAVO TARETTO MARTIN BUENOS AIRES MARIANA www AB 3. MAI IM KINO! WWW.REALFICTIONFILME.DE Film-ABC Vorspann Eine Ode an das Flüchtige, an die kurzen Momente: Kritik „Medianeras“, S. 44 KULTUR.KINO.RUHR. FILMKRITIK-ÜBERSICHT Mai 2012 FILMSTART-TERMINE 26.4. 3.5. 10.5. 17.5. 51 21 Jump Street X 54 50/50 – Freunde fürs (Über)Leben 51 American Pie: Das Klassentreffen 53 Attenberg 45 Ausgerechnet Sibirien 54 Bel Ami 51 Dark Shadows 51 Das Hochzeitsvideo 43 Das Leben gehört uns 43 Der Diktator X 45 Die Farbe des Ozeans X 48 Die Kunst zu lieben X X X X X X X X X 54 Die Liebenden – von der Last, glücklich zu sein 52 Die Vermissten X 51 Fischen Impossible – Eine tierische Rettungsaktion 51 Hanni & Nanni 2 X 50 Tinguely X 48 Lachsfischen im Jemen 51 Lockout 48 Marley 51 Marvel’s The Avengers 44 Medianeras X X X X X X X 53 Moonrise Kingdom 46 Our Idiot Brother 52 Project X 53 Sound It Out 52 Spy Kids 4D X 42 Superclassico … Meine Frau will heiraten! X 52 The Cold Light of Day X 48 The First Rasta X 52 The Lucky One – Für immer der Deine X 50 The Substance – Albert Hofmann’s LSD 40 Tomboy 52 Totem X 53 UFO in her Eyes X 46 Väter und andere Katastrophen X 52 Wir kaufen einen Zoo X 24.5. X X X X X Cine global Mag die Vielfalt des neuen Monats: Lisa Mertens Von damals bis heute, von Deutschland nach Übersee Die üblichen Filme vor etwa 50 bis 60 Jahren: weite, unberührte Natur. Zwei Menschen (m/w) finden zueinander und verlieben sich. Die innige Liebe wird durch Zwist, Intrige o.ä. gestört. Letztendlich findet das junge Glück wieder zueinander. Kuss, Tusch, Happy End. Einige Filmschaffende hatten dann jedoch langsam die Nase gestrichen voll von diesem süßlich triefenden, illusorischen Einheitsbrei. Sie forderten Veränderungen im deutschen Film. Film müsse Kunst sein, müsse kritisieren dürfen, müsse gewohnte Muster aufbrechen. Und sie selbst als Filmemacher müssen frei in ihren Gestaltungsmöglichkeiten, frei von wirtschaftlichem Erfolgsdruck sein. Es wurden Gedanken niedergeschrieben, es wurde sich gruppiert, und vor 50 Jahren dann wurde von 26 Filmschaffenden auf den Westdeutschen Kurzfilmtagen in Oberhausen am 28. Februar das „Oberhausener Manifest“ abgegeben: „[…] Wir erklären unseren Anspruch, den neuen Spielfilm zu erschaffen. […] Der alte Film ist tot, wir glauben an den neuen.“ Trotz vieler Widerstände bewegte sich die deutsche Filmlandschaft. Der „Neue Deutsche Film“ prägte die beiden folgenden Dekaden und machte auch international von sich reden. Die diesjährigen Oberhausener Kurzfilmtage (26.4.-1.5.) würdigen das Manifest mit 81 Beiträgen von damals Beteiligten und davon unmittelbar Beeinflussten. Und der typische Film heute? Hektische, dennoch hippe Großstadt. Zwei Menschen (meist m/w) finden zueinander und verlieben sich langsam. Die frische Liebe wird durch Intrigen oder eigene Blödheit zerstört. In letzter Minute findet das geläuterte Glück wieder zueinander. Sex, Tusch, Happy End. So: same shit, different day? Sicher, der „Neue Deutsche Film“ gilt als tot. Und sicher, amerikanische Blockbuster sowie leichte Unterhaltung aus deutschen Landen ziehen die meisten Besucher an. Aber das war auch schon immer so. Doch ab und an finden sich trotzdem unter deutschen Produktionen echte Perlen. So lief z. B. dieses Jahr bereits „Tage die bleiben“ von Jungregisseurin Pia Strietmann wie auch „Barbara“ von Christian Petzold. Nun läuft auch „Totem“ an, das Regiedebüt von Jessica Krummacher, das im Ruhrgebiet spielt und gedreht wurde. Filme, die zeigen, dass es (junge) Filmschaffende in Deutschland gibt, die mehr als 08/15 bringen möchten. Aber natürlich ist auch ein Blick über die Grenzen Deutschlands erwünscht, wo sich viele Schätzchen verborgen halten: Vom 16. bis 31. Mai findet im Endstation Kino Bochum das „cine cubano Festival“ statt. Lang- und Kurzfilme von der cineastisch wenig beachteten Insel werden in den Fokus gestellt. Zusätzlich ergibt sich die seltene Gelegenheit, an anschließenden Diskussionen mit den Regisseuren teilzunehmen. Das SweetSixteen in Dortmund hat sich im Mai ebenfalls dem spanischsprachigen Film verschrieben. Vom 17. bis 31. Mai werden in der Reihe „cinespanol“ kaum bekannte Schätze aus Mittel- und Südamerika auf die Leinwand gebracht. In diesem Sinne der alte Slogan: „Mach‘ dir ein paar schöne Stunden, geh‘ ins Kino.“ www LISA MERTENS Wertung unter den Filmkritiken: 1( ) bis 6 ( ) 6 Punkte = Höchstwertung Lesen Sie mehr: www.trailer-ruhr.de / news Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet 39 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Film des Monats So oder so Kindliches Spiel mit erotischem Unterton: Laure / Michaël (Zoé Héran) und Lisa (Jeanne Disson) „Tomboy“ von Céline Sciamma Es sind Sommerferien. Laure ist gerade mit ihrer Familie in eine neue Siedlung gezogen. Den anderen Kindern stellt sie sich als Michaël vor. C Ungewöhnlicher Coming-of-Age Film Michaël und Jeanne sitzen gemeinsam in der Badewanne. Michaël ist zehn Jahre alt, seine kleine Schwester sechs. Eben hat Michaël noch mit den Jungs aus der Siedlung gespielt. Fußball natürlich – und er gehört zu den Besten. Damit hat er sich seit seinem Umzug hierhin bei den anderen Jungs schnell Respekt verschafft, und auch die gleichaltrige Lisa findet den Neuen interessant. Vor allem, weil er nicht ganz so jungenhaft ist wie die anderen. Weniger rüpelhaft, einfühlsamer. Auch mit seiner Schwester spielt Michaël ganz liebevoll – auch in der Badewanne: Geduldig lässt er sich von ihr aus seinen kurzen Haaren einen Irokesen formen. Dann ist die Badezeit vorbei. Die Mutter holt Jeanne aus der Wanne, kurz darauf steigt auch Michaël heraus. Vor uns steht nass und nackt ein Mädchen. Ein „Spielfilm“ Michaël heißt eigentlich Laure. Laure hat kurze Haare, zieht gerne Jungsklamotten an und spielt lieber Fußball als Springseil. Als sich Laure erstmals aus der neuen Wohnung traut und auf Lisa trifft, stellt sie sich als Mikeal vor. Es ist ihre Chance, in der neuen Umgebung, in der sie niemand kennt, ihren Drang, sich wie ein Junge zu geben, voll auszuleben. Geschickt hält Laure die beiden Welten voneinander getrennt. In der Wohnung ist sie Laure, draußen, auf den Wiesen, in den Wäldern und den Seen der Umgebung ist sie Michaël. Sogar als Jeanne Laures Geheimnis entdeckt und droht, den Eltern ihr doppeltes Spiel zu verraten, kann sich Laure weiter als Michaël ausleben. Denn Jeanne, die nicht im Geringsten versteht, warum ihre große Schwester sich als Junge ausgibt, will nur eins: dabei sein. Also ziehen sie von nun an gemeinsam los und hüten ihr Geheimnis vor den Eltern. Erst als Michaël seine kleine Schwester verteidigen muss und dabei einen anderen Jungen verprügelt, kommt alles raus. Denn der Junge erscheint am nächsten Tag mit seiner Mutter vor Laures Wohnungstür, um Michaël zur Rede zu stellen. Céline Sciamma erzählt vom Alltag in diesen wenigen Sommertagen konsequent aus Laures Perspektive. Und das heißt: Wir sehen einen Jungen, wie er in seiner neuen Umgebung langsam neue Freunde findet. Es ist ein langsames Herantasten, aber nur wenig erscheint daran ungewöhnlich. Vielleicht ist der enge Kontakt zu Lisa für einen Jungen in seinem Alter überraschend, vielleicht ist er in einigen Situationen etwas sehr zögerlich. Aber ansonsten ist Michaël ein Junge wie die anderen. Der Film feiert Michaëls/Laures kindliches Spiel und seine/ihre emotionalen Entdeckungen. Erwachsene kommen da fast nicht vor. Die Szenen mit den Eltern in der Wohnung haben einen gedämpfteren Tonfall. Aber auch hier herrscht eine entspannte Atmosphäre – prekäre oder gar dysfunktionale Familienverhältnisse sind das nicht. „Tomboy“ ist kein Problemfilm. Ein „Kinderfilm“ Céline Sciamma hat bereits mit ihrem Debüt „Water Lilies“ bewiesen, dass sich sich darauf versteht, die Perspektive von Kindern bzw. Jugendlichen einzunehmen. Dort sind es pubertierende Mädchen, die ihre Sexualität in der Umkleidekabine eines Schwimmbads entdecken. Die Fähigkeit, die Perspektive von Kindern einzunehmen scheint eine Qualität des französischen Kinos zu ein. Angefangen von François Truffauts Kurzfilm „Die Unverschämten“ und seinem ersten autobiografischen Langfilm „Sie küssten und sie schlugen ihn“ bis in die Gegenwart. Und das wird honoriert: Mit seinem Film „L’Esquive“ über ein Theaterprojekt an einer Schule in den Banlieues hat Abdellatif Kechiche 2003 vier Césars gewonnen. „Die Klasse“ von Laurent Cantet hat 2008 die Goldene Palme in Cannes gewonnen und auch Jean-Pierre und Luc Dardennes haben für ihre Filme „Der Sohn“ und „Das Kind“ Preise erhalten. Gerade überzeugten sie abermals mit „Der Junge mit dem Fahrrad“, der ähnlich wie „Tomboy“ zugunsten einer großen Nähe zu den Protagonisten ästhetisch ganz schlicht erzählt. Die Nähe, die „Tomboy“ zu Laure entwickelt – auf einer Augenhöhe mit ihr – führt in einer entscheidenden Szene dazu, dass die wohl meist erwachsenen Zuschauer wie sie fühlen. In jedem anderen Film würde der Zuschauer sofort die Perspektive der Erwachsenen antizipieren und deren nachvollziehbares Urteil übernehmen. In diesem „Kinderfilm“ ist man aber ganz bei Laure, und das Handeln der Erwachsenen ist es, das einen befremdet. Wo genau Laure – unglaublich gespielt von Zoé Héran – steht, das wissen die Erwachsenen im Film nicht, und das wissen trotz aller hergestellter Nähe auch wir Zuschauer nicht. Nicht einmal Laure weiß es. Sie ist in einem Alter, wo das Spiel mit den Geschlechtern alles sein kann: kindliches Ausprobieren oder erstes Spüren eines inneren Drangs. Homosexualität oder Transsexualität sind sehr feste Begriffe für einen 10-jährigen Menschen, der gerade erst sein biologisches Geschlecht entdeckt und lernt, sich dazu zu verhalten. Dieses Verhalten kann vielfältiger sein als es das binäre Geschlechtermodell Mann/Frau vermuten lässt. Diesem weiten Feld des Dazwischen begegnet der Film mit größter Offenheit. www CHRISTIAN MEYER TOMBOY Berlinale 2011: Teddy Jury Award F 2010 - Drama - Regie: Céline Sciamma - Kamera: Crystel Fournier mit: Zoé Héran, Malonn Lévana, Jeanne Disson - Verleih: Alamode DO: Roxy, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater trailer verlost 3x2 Freikarten. E-Mail bis 10.5. an [email protected], Kennwort: Tomboy 40 Start: 3.5. Kritikerspiegel Ruhr MAI 2012 Die häufigsten Nennungen Arnold Hohmann WAZ Sebastian Ko Ingrid Bartsch R.-Ruediger Hamacher Sascha Westphal Marieke Steinhoff Christian Meyer Verena Lueken Daniel Lars Olav Kothenschulte Beier WDR ARD film-Dienst EPD-Film Schnitt choices FAZ Frankfurter 1 LIVE Morgenmagazin Lachsfische in Jemen Herausragend von L. Hallström Das Leben gehört uns von V. Donzelli Die Liebenden von C. Honoré Kultur.Kino.Köln. Rundschau Tomboy von C. Sciamma Attenberg von A. R. Tsangari Bemerkenswert The Substance von M. Witz Marley von K. Macdonald Attenberg von A. R. Tsangari Medianeras von G. Taretto Das Leben gehört uns von V. Donzelli Attenberg von A. R. Tsangari Medianeras von G. Taretto Best of Comedy Our Idiot Brother von J. Peretz 21 Jump Street von P. Lord, C. Miller 21 Jump Street von P. Lord, C. Miller Väter und andere Katastrophen von M. Valente Our Idiot Brother von J. Peretz UFO in her eyes von Xiaolu Guo Our Idiot Brother von J. Peretz Best of Comedy Attenberg von A. R. Tsangari Tomboy von C. Sciamma Tomboy von C. Sciamma Dark Shadows von T. Burton Die Liebenden Das Leben von gehört uns C. Honoré von V. Donzelli Besondere Erwähnung Medianeras von G. Taretto Medianeras von G. Taretto Das Leben gehört uns von V. Donzelli Attenberg von A. R. Tsangari Tomboy von C. Sciamma Attenberg von A. R. Tsangari Attenberg von A. R. Tsangari Dark Shadows von T. Burton The Substance von M. Witz Spiegel Katja Nicodemus Christina Nord Frank Brenner Die Zeit taz trailer Kultur.Kino.Ruhr Attenberg von A. R. Tsangari Attenberg von A. R. Tsangari 50/50 (...) von J. Levine Marley Tomboy von von K. Macdonald C. Sciamma Das Leben gehört uns von V. Donzelli Tomboy von C. Sciamma 21 Jump Street von P. Lord, C. Miller Our Idiot Brother von J. Peretz Our Idiot Brother von J. Peretz Ausgerechnet Tinguely Sibirien von von T. Thümena Ralf Huettner Tomboy von C. Sciamma The Substance von M. Witz Kino-Kalender Ruhr PREVIEWS, FILMREIHEN, FESTIVALS & SONDERVORFÜHRUNGEN 2.5., 14.30 Uhr DIE NORDSEE VON OBEN, UCI BO/DU Der Erfolgsfilm von Schranz & Wüstenberg im WDR4 Kino Café 10.5., 19.30 Uhr EX DRUMMER, StudienKreis Film Bochum Koen Mortier stellt total kaputte Typen ins Rampenlicht, OmU 2.5., 15 Uhr DIE LIEBESFÄLSCHER, Casablanca Bochum Juliette Binoche in Kiarostamis Drama 12.5., 10 Uhr KINOPLAKATFLOHMARKT, Schauburg Dortmund Anschl. Kinoführung und Überraschungsfilm 3.5., 19.30 Uhr PI, StudienKreis Film Bochum Aronofskys Regiedebüt in der Reihe „Fucked up” 12.5., 15 Uhr APPLESEED, Kino im Walzenlager Oberhausen Anime zur Retrocomputerspielebörse www 3.5., 20 Uhr DOUBLE SNEAK, Cinestar Dortmund Zwei Überraschungsfilme, 2. Film als OV 3.5., 14 Uhr WEITES LAND, Lichtburg Essen Western-Klassiker mit Gregory Peck 13.5., 15 Uhr GLÜCKSRITTERINNEN, Filmstudio Essen Nach der Sowjetunion … Regisseurin Katja Fedulova anwesend „Weites Land“ 3.5., 11 Uhr CHINESE ZUM MITNEHMEN, Lichtburg Oberhausen Babylonische Sprachverwirrung im Kino Café. 15.5., 20 Uhr LACHSFISCHEN IM JEMEN, Cinemaxx Essen Nach dem gleichnamigen Roman, Preview, s. S. 48 4.5., 23 Uhr DEEP END, Casablanca Bochum Skolimowski porträtiert jugendliches Gefühlschaos, OmU 16.5., 18/20 Uhr 1912 & HABANASTATION, Endstation Bochum DoubleFeature zur Eröffn. D. „cine cubano Festivals“ (16.-31.5), OmeU 6.5., 19 Uhr STANDORT SEHNSUCHT, SweetSixteen DO Ruhr-Projekt von Lisa Lyskava, Mitwirkende anwesend 17.5., 19 Uhr ABEL, SweetSixteen Dortmund Erster Film der Reihe „Cinespanol“ (17.-23.5.), OmU 6.5., 14 Uhr SPY KIDS 4D, Cinemaxx Mülheim Preview von Rodriguez‘/Trejos kinderfreundlichem Film, s. S. 52 6.5., 17 Uhr GENERATION KUNDUZ, Filmstudio Essen Doku über Afghanistan im Krieg, Regisseur anwesend 17.5., 19 Uhr KALTES LAND, Kino Babylon Hagen Doku über (sexuelle) Belästigung „Ausgerechnet Sibirien“ 18.5., 23 Uhr TEXAS CHAINSAW MASSACRE, Schauburg DO Der Kultklassiker aus dem Jahr 1974 7.5., 19 Uhr TOAST, Filmzeche Hollywood Herten Helena Bonham Carter kocht um die Wette 20.5., 18 Uhr BAL – HONIG, Kino Babylon Hagen Goldener Bär 2010 8.5., 18/20.30 Uhr MEIN LIEBSTER ALPTRAUM, Schauburg GE Komödiantisches Aufeinandertreffen zweier Welten 25.5., 23 Uhr PERFECT SENSE, Casablanca Bochum Zwischen Beziehung und Weltuntergang, OmU 9.5., 20.15 Uhr CONTAGION, Uni-Filmclub Dortmund Steven Soderberghs Mechanismen einer weltweiten Katastrophe Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … „Glücksritterinnen“ 18.5., 22.30 Uhr AUGUST, Metropolis Bochum Dreiecksgeschichte in der Reihe „homochrom“ 7.5., 20 Uhr AUSGERECHNET SIBIRIEN, Lichtburg Essen Weltpremiere in Anwesenheit von Regisseur und Darstellern, s. S. 45 10.5., 19.30 Uhr WO STEHST DU?, Kino im U Dortmund Dritter Doku-Teil über 4 Kölner mit Migrationshintergrund, Regisseurin anw. „Ex Drummer“ 13.5., 18 Uhr DIE ABENTEUER DES PRINZEN ACHMET, Lichtburg E Trick-Stummfilm der 20er mit Begleitung der Bergischen Symphoniker „Mein liebster Alptraum“ 41 29.5., 20 Uhr AMADOR UND MARCELAS ROSEN, Filmstudio Essen Von Fernando León de Aranoa, Preview im OmU „Kaltes Land“ www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Hintergrund Wurde soeben höflich ausgeraubt: Christian (Anders W. Berthelsen) in Buenos Aires Fußball, Wein und Liebe „Superclassico ... meine Frau will heiraten!“ von Ole Christian Madsen Rosenkrieg auf Champions-League-Niveau: Der Kopenhagener Weinladen-Besitzer Christian reist mit seinem 16jährigen Sohn Oscar nach Argentinien, um dort seine als Fußball-Managerin arbeitende Noch-Ehefrau Anna zurückzuerobern, die den von ihr betreuten „Fußballgott“ Juan Diaz heiraten will. C Turbulente Culture-Clash-Beziehungskomödie Die im November stattfindenden „Nordischen Filmtage Lübeck“ sind mittlerweile das einzige „Schaufenster“ des nordischen Films außerhalb Skandinaviens. Langsam scheint sich diese Alleinstellung für den Kinogänger auszuzahlen: Fast die Hälfte der im vorigen Jahr gezeigten 16 Wettbewerbsbeiträge fand bisher einen deutschen Verleih. Unter ihnen auch die von den Dänen ins Oscar-Rennen geschickte Komödie „Superclassico“, die in ihrem Heimatland zu einem der größten Kassenerfolge wurde. Regisseur Ole Christian Madsen, der einst zu den Dogma-Mitstreitern („Kira“, 2001) gehörte und mit dem Widerstands-Drama „Tage des Zorns“ (2008, mit Mads Mikkelsen) international Aufsehen erregte, beweist auch als Komödien-Regisseur inszenatorisches Geschick: Ausgerechnet am Tag des „Superclassico“ zwischen den Boca Juniors und River Plate landen Christian und Oscar in Buenos Aires – und machen gleich Bekanntschaft mit den heißblütigen Fußballfans. In Annas Luxus-Villa treffen sie dann aufeinander: der sich gerne nackt zeigende, muskulöse Argentinier mit den blendend weißen Zähnen und der trottelige, leicht depressive Däne mit dem Bauchansatz. Was im ersten Moment wie ein Griff in die Klischee-Kiste aussieht, erweist sich im weiteren Verlauf der Handlung als liebevolle, nie denunzierende Zeichnung zweier Charaktere aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Sebastián Estevanez, der ein wenig wie ein Latino-Schwarzenegger wirkt, gibt seinem Fußballstar eine nie aufdringlich wirkende Authentizität, während Anders W. Berthelsen („Italienisch für Anfänger“) wunderbar den vor Selbstmitleid zerfließenden Loser spielt, der mit sanftem Druck zum Umdenken gezwungen werden muss: erst fällt er in die Hände höflicher Straßenräuber, dann in die von Annas schon älterer Haushälterin, die ihn nicht nur sexuell beglückt, sondern auch den Tango lehrt. Derweil stürzt sich Oscar (berührend pubertär: Jamie Morton) in seine erste Liebe mit der gleichaltrigen Veronica (liebreizend: Dafne Schilling). In den leuchtendklaren Cinemascope-Bildern von Madsens Haus-Kameramann Johansson spielt sich nun ein Beziehungs-Karussell mit slapstickartigen Einlagen, Dialog-Pointen und absurden Begegnungen, wie die mit Tango tanzenden Kakerlaken, ab. Die oft exaltiert wirkende Paprika Steen – schauspielerisches Urgestein der Dogma-Bewegung („Das Fest“) und dem TV-Zuschauer als Line Anders in der ZDF-Serie „Der Kommissar und das Meer“ bekannt – fügt sich dabei kongenial in das spielfreudige Ensemble ein. Auch wenn eine Stimme aus dem Off ständig nervt, weil sie erklärt, was man ohnehin sieht, geht man doch gut unterhalten und mit einem Ratschlag für den nächsten (Wein-)Einkauf aus dem Kino: Die Marbet-Traube ist die Königin der Weintrauben. Na dann: Viel Vergnügen und Prost! www ROLF-RUEDIGER HAMACHER SUPERCLASSICO ... MEINE FRAU WILL HEIRATEN! DK 2011 - Komödie/Lovestory - Regie: Ole Christian Madsen - Kamera: Jørgen Johansson mit: Anders W. Berthelsen, Paprika Steen, J. Morton - Verleih: X Verleih Start: 3.5. BO: Union, DO: Roxy, E: Filmkunsttheater SUPERCLASSICO... – Am Rande „50 sporting things you must do before you die“ titelte die britische Wochenzeitung „The Observer“. Was im gleichnamigen Film von Ole Christian Madsen zwischen den Beziehungsturbulenzen schon zur Nebensache gerät, zählt zu den bekanntesten Sport-Ereignissen weltweit: Der „Superclásico“ (Deutsch: Superderby) bezeichnet die Begegnung zwischen den populären argentinischen Fußballmannschaften „Boca Juniors“ und „River Plate“. Deren Aufeinandertreffen ist ebenso brisant und legendär wie das ihrer Fanlager: Hier wird der Wettstreit zweier Klassen ausgefochten. Während die Bocas Anfang des 20. Jahrhunderts von Einwanderern und der sogenannten Arbeiterschicht gegründet wurden, gilt River Plate als Verein der Mittel- bis Oberschicht; die Fans gehören dem betuchteren und vornehmeren Teil der Gesellschaft an. So wird das Derby sozial aufgeladen und machte sich auch dank rabiater Fans und ihrer zur Schau gestellten Feindseligkeiten über die Grenzen Argentiniens hinaus einen Namen. Alles in allem ist der Superclásico eine große Show, eine tumultartige, ekstatische Explosion von Farben, Lärm, Energie. Entsprechend wird von den Spielern erwartet, dass sie ihren Teil zu dieser Show beitragen, und ihre Spielweise spiegelt die Unterschiede auf nahezu plakative Weise: Während man den einen elegante und kultivierte Spielkunst nachsagt, gelten die anderen als kampfeslustig, setzen auf Kraft. Aus dem Spiel zwischen den Vereinen wird auch ein Spiel mit Vorurteilen. Der Sport tritt dabei bisweilen in den Hintergrund. MAREN LUPBERGER 42 Neue Filme Junges Glück kurz vor der Ernüchterung Wie jeder ordentliche Diktator macht auch dieser hier seine eigenen Spielregeln Aufregend Geliebter Unterdrücker „Das Leben gehört uns“ von Valérie Donzelli „Der Diktator“ von Larry Charles Ein junges Elternpaar wird vom Schicksal geprüft: Bei ihrem Kind wird ein Gehirntumor diagnostiziert. C Unkonventionelles Beziehungsdrama Ein vorlauter Diktator auf Staatsbesuch in den USA. Hinter der Maskerade steckt „Borat“-Darsteller Sacha Baron Cohen. C Mockumentary Es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie sind jung, sie sind zusammen, das Leben ist schön. Das Glück scheint es mit Roméo (Jérémie Elkaïm) und Juliette (Valérie Donzelli) geradezu schicksalhaft gut zu meinen, da erfahren die jungen Eltern, dass ihr kleiner Sohn von einem Tumor befallen ist. Eine Passion steht der kleinen Familie bevor. Ein Leidensweg, der sie über die Jahre durch Extreme jagt. Der ihnen nie die Hoffnung nimmt, der die Beziehung aber deutlich zeichnet. Valérie Donzellis Drama beruht nicht nur auf irgendeiner wahren Geschichte, sie erzählt ihre eigene, persönliche Geschichte. Darüber hinaus verkörpern sie und ihr damaliger Partner die Hauptrollen. Das schürt Befürchtungen, die sich jedoch nicht erfüllen: Trotz des Erlebten, trotz der Involviertheit der Regisseurin wirkt dieses bewegende Drama nie zu persönlich. Schon der Umstand, dass sie ihre Protagonisten Roméo und Juliette tauft, spiegelt den universellen Anspruch, den sie an ihren Film hat. Der Film stellt weder für die Filmemacherin noch für ihren Ex-Partner eine therapeutische Aufarbeitung dar. „Wir haben das Böse hinter uns gelassen, um nur das Gute zu bewahren“, sagt Jérémie Elkaïm. Und so behält Valérie Donzelli souverän ihre dramaturgischen und inszenatorischen Fäden in der Hand. Dabei gewährt sie sich allerdings Freiheiten, verarbeitet ihre Vergangenheit kreativ und vor allem unangepasst: Gelegentlich erzählt der Film wie in Zeitraffer oder Donzelli bricht einfach mal die Form und flicht eine Musical-Nummer ein, als Roméo und Juliette, räumlich getrennt, ein Liebeslied füreinander anstimmen. Aus dem Off hört man abwechselnd drei verschiedene Kommentarstimmen, die nicht zuzuordnen sind. Die Regisseurin beruft sich weniger auf Vorbilder, als vielmehr darauf, dass sie schlichtweg intuitiv arbeitet. Deshalb lässt sie sich auch nicht auf Genres festlegen, „Das Leben gehört uns“ ist in ihren Augen weder Drama, noch Tragödie oder Melodram. Es ist von allem etwas. Und das liegt weniger in der Form als im Inhalt begründet: Im Mittelpunkt steht hier nicht die Krankheit und das Kind, sondern die Beziehung von Roméo und Juliette. Angefangen mit der rosa Brille bis hin zum krisenbedingten Erstarken der Zweisamkeit, die mit wachsender Erschöpfung einhergeht – das alles erzählt Donzelli so echt und unverfälscht und ohne Rücksicht auf Erzählkonventionen, so stark, dass es am Ende berühren muss. So ist es nur konsequent, dass sie sich auch inszenatorisch den Konventionen verschließt. Zumindest, dass sie sich von ihnen nicht einschränken lässt. Ein Drama über die Liebe. Über ihre Kraft und ihre Grenzen. Über eine große Krise, eine Prüfung. Über den Halt durch Freunde und Angehörige. Valérie Donzelli kreiert ein assoziatives, filmisch aufregendes Stimmungsbild, das am Ende trotzdem ganz klassisch berührt. Schade, dass man so etwas als mutig bezeichnen muss. HARTMUT ERNST In der Rolle des kasachischen Journalisten Borat Sagdiyev verzeichnete Sacha Baron Cohen 2006 seinen größten Leinwanderfolg. Borat zog darin durch die USA und schockierte die Amerikaner mit unbedarft sexistischen und antisemitischen Provokationsgebärden. Provokation, mit der er die Menschen, denen er begegnete, entlarvte. Geniale Realsatire, infantiler Blödsinn, das Werk ließ viele Meinungen zu, bot aber vielen Zuschauern vor allem eins: Spaß. Cohen ist Kind der Mockumentary, das haben seine Filmbeiträge in seiner Fernsehshow „Ali G.“ schon gezeigt. Der Clown ist genial in der Rolle, mit der er den Menschen begegnet, in der Improvisation, in der Provokation. Als schwuler Modejournalist Brüno versuchte Cohen 2009 ähnliches mit homosexuellen Motiven, doch funktionierte die Brüskierung in diesem Fall nur bei homophoben Zeitgenossen - auf alle anderen wirkte dieser ausgestellt schrille Ausritt schlicht bieder. In seinem neuesten Streich nun spielt der Komiker aus London einen Diktator. Als seine Exzellenz Admiral General Shabazz Aladeen, Herrscher über die fiktive Republik von Wadiya, reist er, wie schon Borat und Brüno zuvor, nach Amerika. Die Amerikaner sind Cohens Lieblingsopfer. Nicht ohne Grund, denn die Weltmacht mit ihren Macken und Ängsten, zwischen Toleranz und Übermut, als beschädigtes Aushängeschild westlicher Werte lässt sich trefflich vorführen und beleidigen. So auch diesmal, wenn der Diktator dort aufschlägt, um ungehemmt von seinem Atomprogramm zu schwärmen und seine Diktatur mit Herzblut gegen politisch korrekte Einwände zu verteidigen. Cohen hat seinen Streifen bereits im Vorfeld mit publikumswirksamen Auftritten beworben, sei es, als er in Uniform auf einem Kamel durch New York ritt, sei es während der diesjährigen Oscarverleihung, als er die vermeintliche Asche seines Diktator-Kollegen Kim Jong-il auf dem Anzug eines Moderators verteilte. Im Vorfeld wetterte er in einem Video gegen die Sanktionen, die die „Academy of Motion Picture Art and Zionists“ ihm auferlegte, kündigte unvorstellbare Konsequenzen an und drohte: „Tod dem Westen, Tod Amerika!“ Erhellend Biografisches zur Figur gibt es zuhauf auf der liebevoll gestalteten Homepage des Films, in der sich Shabazz Aladeen als großes Geschenk für die Menschheit bezeichnet, geboren in Allwissenheit, geschmückt mit 118 Doktortiteln und natürlich schon seit der Kindheit sexuell überaktiv – „geliebter Unterdrücker und rücksichtsloser Beschützer des wertvollen, aber entbehrlichen Volkes von Wadiya“. Der Spot zielt diesmal nicht nur gegen die „zionistisch-westliche“ oder sexuell verklemmte Kultur, sondern ebenso auf die Diktatoren unserer Zeit. Das unbefangene, nüchterne Selbstverständnis, mit der Cohen bereits als Borat gegen Frau und Ungläubige lamentierte, die ad absurdum liebevoll gelebte Menschenverachtung, dürften auch in dieser Rolle aufgehen. HARTMUT ERNST DAS LEBEN GEHÖRT UNS DER DIKTATOR www Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden. Eine Rezension folgt online und im kommenden Heft Internationales Filmfestival Gijón 2011: Bester Film: Valérie Donzelli F 2011 - Komödie / Drama - Regie: Valérie Donzelli - Kamera: Sébastien Buchmann mit: Valérie Donzelli, Jérémie Elkaïm, Brigitte Sy - Verleih: Prokino Start: 26.4. BO: Endstation 43 USA 2012 - Komödie - Regie: Larry Charles - Kamera: Lawrence Sher mit: Sacha Baron Cohen, A. Faris, Sir Ben Kingsley - Verleih: Paramount Start: 17.5. BO: Union, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg Hintergrund Begegnen sich, treffen sich aber nicht: Martín und Mariana Monologe und Momente „Medianeras“ von Gustavo Taretto Zwei Singles aus Buenos Aires suchen die Erfüllung. Dazu müssen sie sich eigentlich nur noch begegnen. C Anregende Komödie über Großstadtneurotiker Was Woody Allen sein New York, ist Regisseur Gustavo Taretto sein Buenos Aires: Großstadt als Hölle, Paradies, Sündenpfuhl, Lebenselixier, als Hort der Depression, der Einsamkeit, des Glücks in der Begegnung. Ein Ort, dem Woody Allen 1979 mit Kopf und Herz dermaßen verfallen war, dass er ihn filmisch porträtierte: Zynisch, verbittert, verliebt. Allen setzte mit „Manhattan“ seiner Stadt ein Denkmal, Gustavo Taretto verbeugt sich nun vor Buenos Aires. Und die Verneigung beginnt mit Spott: Martín (Javier Drolas), ein junger Webdesigner, entlädt sich in ausgiebigen Off-Monologen frustriert über seine Stadt, ihr Wesen, ihre Architektur. Ein Nest, das wächst und gedeiht ohne Stil, ohne Konzept, ohne Vision. Eine Stadt, die nichts ist als Durchgangsstation, Nistplatz für Depressionen und Gewalt. Anders als Woody Allen in den Endsiebzigern bleibt dem Großstädter Martín im Jahre 2012 allerdings die Flucht in digitale Welten, in denen sich Phobiker Martín dann auch zu Hause fühlt. Im Haus gegenüber wohnt Mariana (Pilar López de Ayala). Die Architektin steht auf Beton, Glas und Stahl, ist arbeitslos und jobbt stattdessen als Schaufensterdekorateurin. Ihre einzigen verlässlichen Freunde sind Schaufensterpuppen, die sie bei sich wohnen lässt. Martín hingegen sammelt Actionfiguren. Regisseur Gustavo Taretto wünscht sich, dass Martín und Mariana zusammen kommen. Das Publikum sieht und kommentiert, wie sich die beiden immer wieder begegnen – sie selbst sehen es hingegen lange nicht. Und das ist auch schon der Grundplot und das Spiel dieser leichthändig inszenierten Geschichte, die gerahmt wird von den Jahreszeiten und einem Bilderbuch. Das melancholische Großstadtdrama schaut den beiden Singles dabei über die Schulter, wie sie sich in ihren Welten verlieren, sich ihren Phobien stellen, wie sie einsame Tränen verlieren – wie sie beide nicht verzweifeln und trotzdem einen Partner suchen, sei es im Internet oder unten auf der Straße. Gustavo Taretto inszeniert den Fluch und den Segen digitaler und realer Welten äußerst sympathisch und charmant, der Soundtrack folgt dem Geschehen angemessen verträumt. Die Stärke des Dramas ist dabei weniger das Ganzheitliche, der Zusammenhalt, der Spannungsbogen. Gustavo Taretto inszeniert assoziativ, montiert Momente. Daraus schafft er zugleich eine Ode an das Flüchtige, an die kurzen Momente. Und wenn man es sich überlegt, sind kurze Momente absolut großstädtisch, so wie es auch die Off-Monologe sind, die anfangs überhand zu nehmen scheinen, bis man gewahr wird, dass derlei Selbstgespräche eine Konsequenz darstellen, will man von Anonymität und Selbstfindung in der zeitgenössischen Masse erzählen. Solange dort jedenfalls noch „Manhattan“ im Nachtprogramm läuft – wie auf den Bildschirmen von Martín und Mariana, ist die Welt ja noch in Ordnung. HARTMUT ERNST www MEDIANERAS ARG/D/E 2011 - Drama - Regie: Gustavo Taretto - Kamera: Leandro Martínez mit: Pilar López de Ayala, Javier Drolas, Inés Efrón - Verleih: Real Fiction Start: 3.5. BO: Endstation, DO: Roxy trailer verlost 3x2 Karten für die erste Vorstellung am 3.5. in der Endstation Bochum. E-Mail bis 29.4. an [email protected], Kennwort: Medianeras MEDIANERAS – Am Rande Von Buenos Aires nach Frankfurt, von der Gegenwart in die 80er Jahre. Der Kinostart von „Medianeras“ fällt mit dem 30-jährigen Jubiläum seiner Produktionsfirma „Pandora Film“ zusammen. Unmittelbar weckt das Assoziationen mit griechischer Mythologie. Tatsächlich ist der Firmenname in Anlehnung an den 20er-Jahre-Stummfilm von G. W. Pabst gewählt, was hätte auch besser Inspiration bieten können als ein cineastisches Meisterwerk? Zurück zu den Zahlen: 1982 von zwei Frankfurter Kinobetreibern als Verleih gegründet, hat sich Pandora Film seither zum Anspruch gemacht, ambitionierte internationale Filmkunst zu zeigen und fördern. Über die letzten 30 Jahre hinweg hat der Verleih diesen Anspruch eindrucksvoll eingelöst. Mit dem „Piano“ stellte sich, zehn Jahre nach der Gründung, auch erster kommerzieller Erfolg ein. Bald nahm sich Pandora Film verstärkt der Produktion von Filmen an, von Frankfurt ging es nach Köln, schließlich wurde der ursprüngliche Verleih ganz eingestellt. Erst 2002 entsteht der heutige „Pandora Film Verleih“ – und erinnert damit an die Anfangszeiten des Unternehmens. Zu dessen jüngeren Erfolgen zählen etwa „Soul Kitchen“ oder Kaurismäkis „Le Havre“. Am 4.5. begeht Pandora Film das Jubiläum mit einem Fest auf den Rheinwiesen. Ein „Retro-Programm“ mit Filmen der letzten drei Jahrzehnte gibt einen Überblick über das Wirken von Verleih und Produktionsfirma im Bereich des Arthouse-Kinos. MAREN LUPBERGER 44 Neue Filme Zola (Hubert Koundé) ist mit seinem Sohn in Europa gestrandet Bleuel (Joachim Król) verschwindet im Erdreich Touristen und Flüchtlinge Andere Sitten „Die Farbe des Ozeans“ von Maggie Peren „Ausgerechnet Sibirien“ von Ralf Huettner Am Strand von Gran Canaria stößt Urlauberin Nathalie auf zwei afrikanische Schiffsbrüchige und trifft eine folgenreiche Entscheidung. C Hochaktuelles Polit-Drama Auf einer Geschäftsreise nach Sibirien verliebt sich der pedantische Bleuel in die fremde Kultur und eine hübsche Sängerin. C Anrührender Aussteigertrip Nathalie (Sabine Timoteo) verlebt einen recht ereignislosen Pauschalurlaub. Als der Senegalese Zola (Hubert Koundé) mit seinem kleinen Sohn vor der Küste angespült wird, gibt sie ihm spontan ihre Telefon-Nummer. Es gelingt den beiden Flüchtlingen aus dem Internierungslager zu entkommen, in welchem ihre Abschiebung beschlossen wird, und in einem Freizeitpark unterzutauchen. Als sie Nathalie schließlich telefonisch erreichen, will diese Verantwortung übernehmen und löst eine Katastrophe aus. Man verzeiht Peren, dass einige Nebenfiguren eher holzschnittartig bleiben, da die von ihr verhandelte Fragestellung brisant ist und dramatisch gelungen umgesetzt wird. So illustriert sie auf spannende Weise eine komplexe politische Thematik, vor der Europa nur zu gerne die Augen verschließt. SILVIA BAHL Ralf Huettner („Vincent will meer“) lässt in seinen neuen Film unterschiedlichste Aspekte einfließen: Es geht nicht nur um die Wandlung eines konservativen Eigenbrötlers, sondern auch um die wirtschaftlichen und sozialen Unterschiede zweier Länder, die zerrütteten Beziehungen der Protagonisten, die Probleme eines jungen russischen Homosexuellen und die schamanischen Rituale des Naturvolks der Schoren. Trotz dieses Schwalls an Ideen sind die Geschichte selbst und ihre zentralen Figuren stark genug, um das Interesse der Zuschauer zu wecken. Freunde beeindruckender Landschaftsaufnahmen und Fans des charismatischen Hauptdarstellers Joachim Król (Aussteiger erprobt u.a. durch „Zugvögel“) werden hier allemal auf ihre Kosten kommen. FRANK BRENNER DIE FARBE DES OZEANS AUSGERECHNET SIBIRIEN D/E 2011 - Drama - Regie: Maggie Peren - Kamera: Armin Franzen - mit: Álex González, Hubert Koundé, Nathalie Poza - Verleih: Movienet Start: 17.5. BO: Metropolis/Casablanca, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater D 2012 - Komödie - Regie: Ralf Huettner - Kamera: Stefan Ciupek - mit: Joachim Król, Vladimir Burlakov, Yulya Men - Verleih: Majestic Start: 10.5. BO: Union, E: Filmkunsttheater Vom Regisseur von DARJEELING LIMITED & DIE ROYAL TENENBAUMS www Frances McDormand Ein Film von Wes Anderson Edward Norton Bill Murray Bruce Willis Tilda Swinton Snoopy (R.I.P.) Zum Trailer www.MoonriseKingdom.de Ab 24. Mai im45 Kino /tobisfilmclub Foyer Neue Filme Bud Spencer auf der Pressekonferenz in Bochum, Foto: Frank Brenner Ned (Paul Rudd) ist nett, aber auch etwas naiv Kino zwischen Stars und Hoffnung Netter Chaot „Our idiot Brother“ von Jesse Peretz Ned kommt in den Knast, weil er einem freundlich darum bittenden Polizisten Gras verkauft hat. Auch seine Schwestern halten ihren Bruder für etwas dumm, aber liebenswert. C Sympathisches Charakterbild Zu gut für diese Welt: Ned (Paul Rudd) ist ein liebenswerter Späthippie, der es immer nur gut meint, seine Umwelt aber genau damit an den Rand des Wahnsinns treibt. So auch seine drei Schwestern Miranda, Natalie und Liz, bei der er nach seinem Gefängnisaufenthalt unterkommt. Die wahrheitsliebende, direkte Art von Ned stellt das Leben der drei unterschiedlichen Schwestern immer wieder auf den Kopf. Andererseits müssen auch sie erkennen, dass er ihnen damit ihre eigenen Lebenslügen vorhält. Peretz Film ist von einer Stimmung geprägt, die fein zwischen Leichtigkeit, Witz und ernsten Untertönen ausbalanciert ist, so dass man dieser Familie, ihren Problemen und ihrem Ringen damit endlos zuschauen könnte. Ned als liebevoll-trotteliger Katalysator ist der charmante Mittelpunkt dieses Reigens. CHRISTIAN MEYER OUR IDIOT BROTHER USA 2011 - Komödie - Regie: Jesse Peretz - Kamera: Yaron Orbach - mit: Paul Rudd, Elizabeth Banks, Zooey Deschanel - Verleih: Senator Start: 17.5. BO: Union, E: Filmkunsttheater „Italy: Love it or Leave it“ im Kino im U Dortmund Dortmund, 25. März – Italien: Meer und Sonne satt, eine einzigartige Kultur, das beste Essen der Welt und la dolce vita. Aber hat man sich in letzter Zeit nicht eher gegruselt, wenn es um jenes Land ging, das die Deutschen mit Goethe und spätestens in den 60er Jahren lieben (und verklären) lernten? Stichwort: die peinlichen Auftritte Gutgelaunt vor dem Dortmunder U: Jenny Silvio Berlusconis. Der Italienverein stellte Eimer vom Italienverein und ihre Gäste, Foto: Ann Katrin Thöle im Dortmunder Kino im U den Dokumentarfilm Italy: Love it or Leave it vor und nahm die Frage, der die Filmemacher Luca Ragazzi und Gustav Hofer hier nachgehen, zum Anlass, mit Publikum und Italienkennern über Klischees, die politische und wirtschaftliche Situation des Landes, über Heimweh und die Hoffnung auf ein „besseres“ Italien zu diskutieren. Bud Spencer im UCI Bochum Bochum, 28. März – Riesengroß war der Andrang im Bochumer UCI, wo sich der gewichtige Leinwandstar Bud Spencer zu einer Signierstunde und Podiumsdiskussion angekündigt hatte. Viele waren vielleicht ein bisschen enttäuscht, dass ihnen bei dieser Massenabfertigung mitunter nicht einmal die Zeit blieb, ein ErinStellte den zweiten Teil seiner Autobiografie nerungsfoto des Leinwand-Haudraufs zu vor: Bud Spencer, Foto: Frank Brenner schießen. Das Signieren im Akkord war für Bud Spencer allerdings die einzige Möglichkeit möglichst vielen Fans die Chance auf ein Autogramm zu geben. Immerhin konnten die enthusiastischsten Anhänger anschließend noch einer rund einstündigen Podiumsdiskussion lauschen, bei der der beleibte Darsteller mit viel Witz von den Stationen seiner langen und erfolgreichen Karriere berichtete. www Liebenswerter Feel-Good-Ansatz Die Väter der Braut „Väter und andere Katastrophen“ von Martin Valente Sowohl der leibliche als auch der Ziehvater einer jungen Frau schleichen sich unerkannt auf deren Hochzeit und sorgen für Chaos. C Turbulente Hochzeitskomödie Die Franzosen haben wirklich ein Händchen für Komödien! Die Story kann noch so schwachbrüstig, die Figuren holzschnittartig sein – dennoch zimmern sie daraus einen kurzweiligen und beschwingten Film, der sein Publikum verzaubert. So auch Martin Valente mit dieser turbulenten Farce, die voll gutmütigem Humor steckt und allein deswegen schon weit über dem Niveau der meisten US-Komödien anzusiedeln ist. Wie unlängst schon bei „Ziemlich beste Freunde“ oder „Und wenn wir alle zusammenziehen?“ zeichnet sich auch dieser Film durch seinen liebenswerten Feel-Good-Ansatz aus, der perfekt auf die Leinwand gebracht wurde. Spielerisch werden hier auf gefällige Weise Werte vermittelt, die einem mehr als nur anderthalb Stunden vergnügliche Unterhaltung bieten. FRANK BRENNER VÄTER UND ANDERE KATASTROPHEN F 2011 - Komödie / Lovestory - Regie: Martin Valente - Kamera: Pierre-Yves Bastard mit: Gérard Jugnot, François Berléand, Olivia Ruiz - Verleih: Camino Start: 3.5. BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino „Out of the Darkness“ im Endstation Kino Bochum Bochum, 31. März – Ein Arzt steht im Zentrum des Dokumentarfilms „Out of the Darkness“. In extrem abgelegenen Regionen operiert Dr. Sanduk Ruit in mobilen Camps blinde Menschen, die von jeder medizinischen Versorgung ausgeschlossen sind und schenkt ihnen wieder das Augenlicht. Der Kölner RegisDas Filmteam im Gespräch, seur Stefano Levi erzählte im engagierFoto: Betty Schiel ten Filmgespräch sympathisch von den schwierigen Dreharbeiten in den nepalesischen Bergen, in die sein Filmteam die Ärzte auf tagelangen Fußmärschen begleitete. „Am ersten Drehtag haben wir uns angeschaut und gesagt: Das schaffen wir nie.“, erinnert sich Levi und seine Teamkollegen, die dem interessierten Publikum im Endstation.Kino lange Rede und Antwort standen. ANN KATRIN THÖLE/ FRANK BRENNER/ BETTY SCHIEL Lesen Sie auch die Langfassungen unter www.trailer-ruhr.de/foyer 46 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Filme, Kinos, Filmkritiken, Termine im Ruhrgebiet Alle Alle Filme, alle alle Kinos, alle alle Filmkritiken, alle alle Termine im Ruhrgebiet www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Foyer Nachrichten aus der Kino-Welt Roter Teppich Ein Pedant in einer ihm fremden Welt: Joachim Król in „Ausgerechnet Sibirien“ „In Köln ist man von allem gleich weit weg“ Joachim Król über „Ausgerechnet Sibirien“, seinen Kölner Standort und den „Tatort“-Karriereschub In den frühen 90ern wurde der 1957 in Herne rekt auf den Leib geschrieben wurde. Bezieht geborene Joachim Król durch seine Rollen in sich das dann eher auf das Drehbuch, bei dem „Wir können auch anders“ und „Der bewegte Romanautor Michael Ebmeyer dann neben seinen autobiografischen ErMann“ schlagartig berühmt. In „Was mir schon alles auf fahrungen auch noch Sie in den folgenden Jahren hat er in einer ganzen Reihe der erfolg- den Leib geschrieben worden die Figur des Matthias Bleuel sein soll …“ einfließen ließ? reichsten deutschen Filme jener Zeit mitgewirkt, als „Commissario Brunetti“ Wenn dieser Satz mit „auf den Leib geschrieben“ und „Lutter“ schließlich auch im Fernsehen stimmen würde, dann müsste mein Leib mittfür hohe Einschaltquoten gesorgt. Seit Mai lerweile voll sein (lacht). Was mir alles auf den 2011 ermittelt er als Frank Steier für den Leib geschrieben worden sein soll … das ist eine „Tatort“ des Hessischen Rundfunks. Im Kino Floskel, die ich nicht mehr hören kann. Ich hatte wird er in diesem Monat als Geschäftsreisen- Ebmeyers Roman gelesen, den dieser geschrieben hatte, ohne mich zu kennen. Es war nur für der in „Ausgerechnet Sibirien“ zu sehen sein. die Produzentin naheliegend, so eine Figur wie trailer: Herr Król, „Ausgerechnet Sibirien“ Matthias Bleuel, die einigen meiner Figuren aus wurde fernab der Zivilisation gedreht, wie den frühen 90er Jahren gleicht, mir anzubieten. einige Ihrer älteren Filme auch. Ist das über- Das war für sie erfolgversprechend. haupt noch etwas Besonderes für Sie? Joachim Król: Natürlich, immer wieder! Es sind Matthias Bleuel trifft im Film zufällig auf eija auch stets ganz andere Ecken, in die man nen alten Schulkameraden. Ist das Joachim dabei kommt. Ich kann allerdings nicht leug- Król auch schon einmal passiert? nen, dass das hier wahrscheinlich der anstren- Es kann mir passieren, dass ich Leuten begeggendste Dreh war, den ich bis jetzt in meinem ne, bei denen ich mir ganz gewiss bin, dass ich Leben gemacht habe! Obwohl sich die Produkti- sie schon einmal getroffen habe. Ich bin ein on wirklich um die bestmöglichen Bedingungen Namens-Legastheniker, Namen fallen mir übergekümmert hat, war das schon kräftezehrend. haupt nicht ein. Aber so eine konkrete SituatiZumal ich, wenn ich das richtig weiß, bis auf on wie in der Szene mit Armin Rohde im Film eine Szene, in jeder einzelnen des Films dabei fällt mir eigentlich nicht ein. Dass Schauspieler bin. Das war schon ein Pensum, das sich gewa- im Privaten auf andere Schauspieler treffen, das passiert alle zwei bis drei Tage. Man trifft schen hatte. sich ständig irgendwo am Flughafen, denn wir Aber ich vermute, dass die Dreharbeiten Schauspieler sind Reisende, darum macht mir trotzdem einen Mehrwert für Sie brachten, das auch einen solchen Spaß, diese Aufgaben weil Sie in eine ganz andere Kultur eintau- zu übernehmen. Wir sind ohnehin Reisende, und durch Filme wie diesen wird das dann noch chen konnten … Das ist für mich daran auch das ganz Wunder- verdoppelt, weil wir dadurch noch an exotische bare, weil man bei solchen Dreharbeiten einen Orte gelangen können. ganz anderen Status hat als beispielsweise ein Tourist. Ein Tourist ist immer ein Betrachter, oder Wo ist denn bei den vielen Reisen mittlerer wird herumgeführt. Wenn man mit einem weile Ihr Lebensmittelpunkt? Immer noch Team und einer Aufgabe irgendwo landet, ist in Köln oder nun auch in Berlin, wie bei den man sofort integriert. Wir hatten ein gemisch- meisten Filmschauspielern? tes Team mit teilweise russischen Kollegen, da- Ich teile das mittlerweile auf, ich pendle zwiraus hat sich dann schnell ein Alltagscharakter schen Berlin und Köln. Das hat sich so ergeben, ergeben, weil man dazugehört. Aber leider war Berlin ist für unsere Branche schon sehr, sehr bei dieser Belastung viel zu wenig Zeit, um Land wichtig geworden. Aber Köln ist mir persönlich und Leute kennenzulernen. Alles, was am Ran- als Standort noch wichtig, ich weiß auch nicht, de passiert, nimmt man dabei natürlich dann ob sich das in Zukunft überhaupt ändern wird. Das geht nun schon eine ganze Weile so, und gerne mit. Köln ist für mich ein ganz guter Kompromiss, Man konnte lesen, dass Ihnen die Rolle di- man ist hier von allem gleich weit weg (lacht). www Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 47 Haben Sie festgestellt, dass sich Ihre Popularität, nachdem Sie nun beim „Tatort“ eine Kommissar-Hauptrolle übernommen haben, noch weiter gesteigert hat? Auf jeden Fall! Es gab immer schon Sprünge in der Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit. Das hat mit den ersten Kinoerfolgen angefangen, das war mein Einstieg. Nachdem ich mich dann auch etwas mehr um Fernsehrollen gekümmert habe, gab es dann solche Popularitätsschübe mit „Commissario Brunetti“ und mit „Lutter“, aber mit dem „Tatort“ ist das nun noch einmal um eine Stufe gestiegen. Diese Veränderung ist wahrnehmbar, aber nicht unangenehm. Gibt es bei Ihnen den Wunsch, eine ganz bestimmte Rolle einmal zu spielen, zu der Sie bislang noch nicht die Gelegenheit hatten? Meine jahrelange Erfahrung hat mich gelehrt, dass man auf solche Entscheidungen keinerlei Einfluss hat, es sei denn, man schreibt und/oder produziert selbst. Aber das ist nicht meine Neigung, und das ist nicht mein Talent. Daher muss ich und will ich nach wie vor auf Einladungen und Überraschungen reagieren können. Rollen verändern sich mit dem zunehmenden Alter, und ich kann mich nicht erinnern, jemals auf einen Produzenten zugegangen zu sein und ihm gesagt zu haben, dass ich diese oder jene Rolle gerne mal spielen würde. So funktioniert das auch nicht. Auf der Theaterbühne sind Sie nach wie vor immer mal wieder aktiv … Ende 2011 habe ich in Berlin mit einer wunderbaren Truppe „Der Kirschgarten“ auf die Bühne gebracht, das spielen wir immer noch, demnächst sogar in Liechtenstein auf einem Gastspiel und werden das immer mal wieder reaktivieren. In Dresden werden wir damit im Juni auftreten. Aus diesem Zusammenhang hat sich ein Gespräch ergeben, und wir suchen gerade nach Stücken für eine Folgeproduktion im nächsten Jahr. Also, das Theater hat mich wieder! INTERVIEW: FRANK BRENNER Lesen Sie die Langfassung unter: www.trailer-ruhr.de/roter-teppich www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Neue Filme Rastafari-Bewegung und Musik sind eng verbunden Komisches Potential: Brite und Scheich beim Angeln Positive Vibration Der Fischer und seine Frau „The First Rasta“ von Hélène Lee „Lachsfischen im Jemen“ von Lasse Hallström Aufschlussreiches Portrait über Leonard Howell, einen der Wegbereiter der RastafariBewegung. C Doku über die Rastafari-Bewegung Wie aus der Zucht von Lachsen ein Politikum, eine Art abendländisch-orientalischer Kulturkampf und eine Liebesgeschichte entsteht C Romantic Comedy Die zeitgleich im Kino laufende Doku „Marley“ widmet sich dem Leben des wohl populärsten Reggae-Musikers, „The First Rasta“ beleuchtet Bob Marleys ideologisches Fundament. Regisseurin Lee konzentriert sich auf Leonard Howell, der ebenso wie Marcus Garvey in den 1920er- und 1930er-Jahren Antikolonialismus mit religiösen Ideen verband. Ende der 1930er Jahre gründete er eine knapp 3000 Bewohner zählende autarke Rastafari-Kommune, deren Weltsicht künftige Ska- und Reggaemusiker prägte und so Verbreitung fand, obwohl sie bekämpft wurde. Lee reichert ihren historischen Abriss mit Kommentaren von Musikern, Literaten, Historikern und Zeitgenossen Howells an und beleuchtet sein Gedankengebäude zwischen Marx, Gandhi und Christentum. CHRISTIAN MEYER Ein jemenitischer Scheich und passionierter Angler will in der Wüste einen künstlichen See anlegen, um dort Lachse anzusiedeln. Helfen soll ihm dabei der kauzige britische Biologe und Fisch-Experte Dr. Alfred Jones, der von dem Plan anfangs genauso wenig begeistert ist wie von der Scheich-Mitarbeiterin Harriet. Regisseur Lasse Hallström lenkt die Geschichte ins Fahrwasser einer Romantic Comedy, was dank der Besetzung recht gut funktioniert. Ein Pluspunkt ist Kristin Scott Thomas, die als gerissene Regierungssprecherin und Multitasking-Mum eine überzeugende Powerfrau-Parodie liefert. MICHAEL HERMANN THE FIRST RASTA F 2010 - Dokumentarfilm - Regie: Hélène Lee, Christophe Farnarier - Kamera: Chr. Farnarier - mit: Leonard Percival Howell - Verleih: Neue Visionen Start: 26.4. BO: Endstation LACHSFISCHEN IM JEMEN GB 2011 - Komödie / Drama - Regie: Lasse Hallström - Kamera: Terry Stacey - mit: Ewan McGregor, Emily Blunt, Kristin Scott Thomas - Verleih: Concorde Start: 17.5. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, DU: Filmforum, GE: Schauburg trailer verlost 3x2 Freikarten. E-Mail bis 18.5. an [email protected], Kennwort: Lachsfischen www Alles richtig gemacht? Geduld! Auf dem Höhepunkt seiner Karriere: Bob Marley auf der Bühne Ein Musiker-Leben „Die Kunst zu lieben“ von Emmanuel Mouret „Marley“ von Kevin Macdonald Ein amüsanter, französischer Episodenreigen über die Regeln der Liebe und Verführung in der westlichen Zivilisation. C Ironisch-frivole Komödie Regisseur Kevin Macdonald („Der letzte König von Schottland“) begibt sich auf die Spuren Bob Marleys. C Kurzweilige Musiker-Doku „Es gibt keine Liebe ohne Musik“, „Schlage nie ein Angebot aus“, und immer wieder „Geduld“: Zwischentitel wie diese unterteilen diese wundervolle Komödie, die sich zugleich augenzwinkernd als Ratgeber präsentiert zu Dingen, die Sie schon immer über Sex wissen wollten. Denn dorthin führt am Ende meist die Liebe, das ahnt auch Regisseur Emmanuel Mouret. Der setzt sich beseelt und ironisch mit den Spielarten und –regeln von Lust und Liebe auseinander, indem er Singlefrau Isabelle (Julie Depardieu) samt Umfeld auf den Pfaden gen Zweisamkeit begleitet. Pointiert kommentiert führt Mouret seine Charaktere vor, die in den Varianten gegenseitiger Annäherung alles richtig zu machen suchen – und zumeist genau darüber stolpern. HARTMUT ERNST Chronologisch dokumentiert Macdonald die Stationen eines Musiker-Lebens: Kindheit in ländlicher Armut, erste nationale Erfolge auf Tahiti, der Einfluss der Rastafaris, Abzocke durch Plattenlabels, Exil in London, internationale Anerkennung, Hautkrebs. Dafür wurde dem Regisseur Zugang zum Familienarchiv Bob Marleys gewährt, Wegbegleiter des 1981 gestorbenen Musikers stellten sich seinen Fragen. Trotz des Versuchs, Tiefe anzustreben, beleuchtet der Film das Leben Marleys nur skizzenhaft. Man lernt – kurzweilig und unterhaltsam – so einiges über die Zeit, über Marleys Macken und Weltanschauung. Vergleichbar wenig erfährt man derweil über ihn als Künstler. Wen vor allem die Rastafari-Bewegung interessiert, dem sei in diesem Monat „The First Rasta“ empfohlen. HARTMUT ERNST DIE KUNST ZU LIEBEN MARLEY Filmfestival Montréal: Bestes Drehbuch: Emmanuel Mouret F 2011 - Komödie / Lovestory - Regie: Emmanuel Mouret - Kamera: Laurent Desmet mit: François Cluzet, Frédérique Bel, Julie Dépardieu - Verleih: Camino Start: 17.5. USA 2012 - Dokumentarfilm - Regie: Kevin Macdonald - Kamera: Declan Quinn mit: Bob Marley (Archivmaterial) - Verleih: Studio Canal Start: 17.5. DO: sweetSixteen, E: Filmkunsttheater BO: Metropolis/Casablanca, OB: Lichtburg www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino trailer verlost 2x2 Freikarten. E-Mail bis 20.5. an [email protected], Kennwort: Marley 48 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Kino.Ruhr. Zieht Autokino dem Saalkino vor: Frank Peciak Wie Kirmes und Zirkus zugleich Autokino in Essen Die legendären Autokinos sind mittlerweile rar gesät. Seit über 40 Jahren gibt es in Essen schon ein Drive In-Kino, wo man mit dem Auto vorfährt und dann im besten Fall mit seinem Schatz einen Film durchknutscht. Seit über 20 Jahren leitet Frank Peciak das Autokino und schwärmt immer noch von dem besonderen Kinoerlebnis. Und jede Woche gibt’s obendrein einen Flohmarkt und Automarkt. trailer: Herr Peciak, wie ging das hier los? Frank Peciak: Früher war das Autokino regelmäßig komplett ausverkauft. Die Polizei kam am Ende des Films, um den Verkehr zu regeln. Da ist es noch richtig hoch her gegangen. Da gab es auch nur drei Programme im Fernsehen. Kommen hier hauptsächlich Pärchen hier hin? (lacht) Meistens zu zweit, ja. Wieso ziehen Ihre Gäste das Autokino einem normalen Filmhaus vor? Das ist komplett was anderes. Sie können mit dem Auto reinfahren und brauchen nicht mehr aussteigen. Was noch von Vorteil ist: Sie können in Ruhe den Film genießen. Da knuspert keiner. Da schwatzt keiner. Da riecht keiner vor sich hin. Ist doch viel angenehmer. Wie funktioniert das praktisch? Sie kommen mit dem Auto an die Kasse gefahren und zahlen pro Person Eintritt und dürfen sich dann hinstellen, wo Sie möchten. Sie stellen im Autoradio unseren Sender ein und haben den Filmton direkt bei sich im Auto. Und wenn es kalt ist, haben wir auch Heizlüfter. www Die Leinwand hat beeindruckende Ausmaße. Die ist 15m hoch und 36m breit. Größere Leinwände gibt es eigentlich gar nicht. Was passiert, wenn es in Strömen regnet? Dann muss man den Scheibenwischer anmachen. Wir hatten auch schon Besucher im Nebel. Da hat man die Hand vor Augen nicht gesehen. Die haben dann halt ein Hörspiel genossen. Wie viele kommen an einem guten Abend? An einem richtig guten Abend sind hier 500 bis 600 Autos pro Vorstellung. Dann haben wir einen guten Film, und das Wetter passt auch. Dann geht’s richtig zur Sache. Kommen auch manche, um ein schönes Auto zu präsentieren? Auf jeden Fall. Bei „Fast & Furious“, das ist ja so ein Action-Autofilm, waren jede Menge Jugendlicher mit getunten Autos da. Wir machen eine Stunde vor Filmbeginn auf. Dann treffen die sich hier und schwatzen. Für das leibliche Wohl ist auch gesorgt. Was gibt’s hier zu essen? Hamburger, Pommes, Getränke, Popcorn. Alles was man so braucht. Kann man mit jedem Auto reinfahren? Kein Problem. Wir hatten auch schon mal einen 30-Tonner. Den stellen wir dann allerdings nach hinten. INTERVIEW: BETTY SCHIEL Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … 49 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Gespräch zum Film Neue Filme Regisseur Thomas Thümena, Foto: Alain Wicht Heitere Melancholie Regisseur Thomas Thümena über seinen Film „Tinguely“ Thomas Thümena, Jahrgang 1967, hat Ende der 80er Jahre in New York Ethnologie und Filmwissenschaft studiert, in den 90er Jahren dann an der Kunstschule ECAL in Lausanne Audiovisuelle Medien. Seit 1999 ist er Mitinhaber der Produktionsfirma Hugo-Film. „Tingeluy“ ist sein zweiter Langfilm. trailer: Herr Thümena, Sie haben sich in Ihrem Film sehr auf die Person Tinguely konzentriert – eine Analyse seines Werks unternimmt der Film kaum. Warum haben Sie sich für diese biografische Perspektive entschieden? Thomas Thümena: Tinguelys Werk ist in meinem Film gewissermaßen die Kulisse für sein bewegtes Leben. Ein Leben, das mich mit all seinen Widersprüchlichkeiten offen gestanden mindestens so sehr fasziniert wie sein Werk. Zumindest im Fall von Tinguely provoziert gerade eine solche Sicht eine sicher so spannende Interpretation seines Werkes wie eine analytische Kunstbetrachtung. Es gibt einen bekannten Film von Peter Schamoni über Niki de Saint Phalle. Ein Vergleich mit ihrem Film ist naheliegend, „Jean Tinguely“ zeigt gar Überschneidungen beim Archivmaterial. Wie verhalten sich die Filme Ihrer Meinung nach zueinander? (lacht) Nun, ich denke, sie verhalten sich zueinander etwa so wie Jean Tinguely und Niki de Saint Phalle im wirklichen Leben: überaus gegensätzlich – aber bestimmt in Liebe und Respekt verbunden. In meinem Film spielt Jean Tinguely die Hauptrolle – und Niki de Saint Phalle diejenige seiner Geliebten, Muse und Gattin – und im Film von Peter Schamoni ist es genau umgekehrt. Das erklärt wohl schon vieles: scheinbar dieselbe Geschichte – aber zwei unterschiedliche Perspektiven. Die Überschneidungen liegen auch darin begründet, dass zu ihren bekanntesten Werken ihre Kollaborationen gehören, wie z. B. „Study for the End of the World“, ihre Sprengaktion in Nevada – oder auch die „Fontaine Stravinsky“, der Brunnen vor dem Centre Pompidou in Paris. Der Film zeigt auch kritische Stimmen zur Privatperson Tinguely. Wie haben Sie die unterschiedlichsten Meinungen gewichtet? Grundsätzlich interessierte mich bei diesem Portrait das Spannungsfeld zwischen künstlerischer Verwertung und etwaigen persönlichem Kollateralschäden – oder anders gesagt: Was ist der Preis des künstlerischen Erfolges? Und dass über einen Künstler, der in den 50er Jahren Teil der europäischen Avantgarde war, in den 60er und 70er Jahren zum Star der Kunstszene avancierte und in den 80er Jahren – zumindest in der Schweiz – zum Volksheld mutierte, nicht unbedingt Konsens bestehen würde, das war mir bereits zu Beginn klar. Als Filmmusik wählen Sie das Schweizer Jazztrio Rusconi. Warum haben Sie diese Musik ausgesucht? Sehen Sie Parallelen zwischen Tinguelys Kunst und dem Sound des Trios? Die Melodien von Rusconi mit ihrem teils verspielten, teils energiegeladenen Vorwärtsdrang betonen einen Wesenszug von Tinguelys Werk, der mir sicher sehr imponiert. Bei all dem Drive klingt jedoch immer auch eine heitere Melancholie mit – auch das ein Momentum, das dem Werk von Tinguely zugrundeliegt: das des Vergehens. INTERVIEW: CHRISTIAN MEYER www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino LSD wurde in den 50er Jahren noch medizinisch eingesetzt Eins sein „The Substance – Albert Hofmann's LSD“ von Martin Witz LSD: Medikament oder Trip? Der Film folgt dem mitunter skurrilen Weg der Droge. C Doku zu einer einflussreichen Arznei Eigentlich war Albert Hoffmann auf der Suche nach einem Medikament für den Blutkreislauf. Bei seinen Forschungen entdeckte der Schweizer 1943 eine Substanz, die er zuerst uneigennützig im Selbstversuch testete, um sie anschließend der Psychotherapie im Kampf gegen Depressionen anzubieten: LSD. Die mitunter unterhaltsam psychedelisch inszenierte Doku verfolgt den Weg der Droge vom Labor zu Militär- und Geheimdienstexperimenten bis hin in die Hippiezeit, wo Friedensaktivisten die Droge für sich entdeckten – und in Eigenproduktion auf den Markt warfen. Am Ende stehen das Verbot und die internationale Ächtung. Hübsches Dokument, das nicht nur solide informiert, sondern ebenso unterhält – und durchaus neugierig macht. HARTMUT ERNST THE SUBSTANCE – ALBERT HOFMANN'S LSD CH 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Martin Witz - Kamera: Pio Corradi Verleih: mindjazz Start: 17.5. DO: sweetSixteen www Humorvoller Künstler: Jean Tinguely Sinnlose Kunst „Tinguely“ von Thomas Thümena Jean Tinguely hat mit seinen kinetischen Objekten und Maschinen Spaß und Action in die Nachkriegskunst gebracht. Der Schweizer Plastiker wusste auch sonst zu leben. C Kurzweiliges Künstlerporträt Er hat schon in den 50er Jahren mit seinen kinetischen Objekten die Kunstwelt aufgemischt. Ab den 60er Jahren hat er dann zusammen mit seiner damaligen Lebensgefährtin Niki de Saint Phalle ein wildes Duo abgegeben, das zeitweise wie die Bonnie & Clyde der Kunstszene wirkte. Regisseur Thümena begleitet Leben und Werk des Schweizer Künstlers, der im eigenen Land erst spät Anerkennung fand. Kurzweilig kombiniert Thümena Material aus Tinguelys frühester Zeit als Schaufensterdekorateur bis zu seinem Lebenswerk „Der Zyklop“, skizziert sein turbulentes Privatleben und lässt neben Wegbegleitern auch den Künstler selbst in Archivaufnahmen humorvoll zu Wort kommen: Da besteht er vehement auf der Sinnlosigkeit seiner Werke. CHRISTIAN MEYER TINGUELY CH 2011 - Doku - Regie: Thomas Thümena - Kamera: Felix von Muralt mit: Guido Magnaguagno, Daniel Spoerri - Verleih: Film Kino Text Start: 17.5. DO: sweetSixteen 50 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet 21 Jump Street Fischen Impossible – Eine tierische Rettungsaktion USA 2012 - Komödie / Krimi - Regie: Phil Lord, Chris Miller - Verleih: Sony - Start: 10.5. MAL 2011 - Zeichentrick - Regie: Goh Aun Hoe - Verleih: Splendid - Start: 26.4. Schmidt (Jonah Hill, „Superbad“) und Jenko (Channing Tatum, „Für immer Liebe“) hatten eigentlich geglaubt, die Schule hinter sich gelassen zu haben. Dann aber werden die beiden Polizisten undercover zurück auf die Highschool geschickt, um einen Drogenring aufzubrechen. Daraus ergibt sich eine turbulente Rückkehr in die Pubertät. Kinoadaption der Johnny-Depp-Kultserie. HE Aus Malaysia stammt dieses Unterwasser-Animationsabenteuer, in dem sich der junge Pup auf den Weg macht, seine Verwandtschaft aus den Händen von Fischeier-Dieben zu befreien. Unterstützt wird der Bambushai von seinem Kumpel Julius. Für die Rettungsmission muss sich Pup sogar an Land begeben, doch ein wenig Pixelmagie macht auch das möglich. Familienspaß.! HE DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion. OB: Lichtburg BO: UCI, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg American Pie: Das Klassentreffen Lockout USA 2012 - Komödie - Regie: J. Hurwitz, H. Schlossberg - Verleih: Universal - Start: 26.4. F 2012 - Action/SciFi - Regie: James Mather, St. Leger - Verleih: Universum - Start: 10.5. Über zehn Jahre ist’s inzwischen her, dass die Jungs aus der Highschool um die Jungfräulichkeit gewettet haben. Inzwischen sind sie verheiratet – oder getrennt. Vor allem aber sind sie Jungs geblieben. Entsprechend pubertär gestaltet sich ihr Leben auch in den Twentysomethings, und, so das Kinopublikum will, auch noch in den nächsten Jahrzehnten. Hormone forever! HE Diese Luc Besson-Produktion versucht sich als „Stirb langsam“-im-WeltraumVariante: Ein zynischer Machoheld (Guy Pearce) dockt an einem Weltraumgefängnis an, um Geiseln, darunter die Präsidententochter (Maggie Grace), aus der Hand der ausgebrochenen Gefangenen zu befreien. Jippie ya yeah! Viele Klischees, viele Zitate, wenig Blut, wenig Seele, keine Überraschungen. HE BO: Bofimax, UCI, Union, GE: Apollo, Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Apollo, HE: Filmwelt Dark Shadows Hanni & Nanni 2 USA 2012 - Drama / Horror - Regie: Tim Burton - Verleih: Warner - Start: 10.5. D 2012 - Kinderfilm - Regie: Julia von Heinz - Verleih: Universal - Start: 17.5. Tim Burton serviert sein nächstes Gruselmärchen: Barnabas (Johnny Depp) gelangt Ende des 18. Jahrhunderts in Amerika zu Reichtum, verdreht einer Hexe die Augen und landet als Vampir in der Gruft. 200 Jahre ersteht Barnabas wieder auf – es ist 1972, sein Anwesen eine Ruine. Mit Michelle Pfeiffer und Helena Bonham Carter. HE Hanni & Nanni freuen sich auf das Ferienende! Dann kehren die Zwillingsschwestern schließlich zurück ins geliebte Internat, wo allerlei Mädchenabenteuer auf sie warten: Ein Junge kommt zu Besuch, eine anonyme Prinzessin steckt in den eigenen Reihen. Klingt doch aufregend! Oder etwa nicht? HE BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg Das Hochzeitsvideo Marvel’s The Avengers D 2012 - Komödie / Lovestory - Regie: Sönke Wortmann - Verleih: Constantin - Start: 10.5. USA 2012 - Action - Regie: Joss Whedon - Verleih: Disney - Start: 26.4. Was ist eigentlich schlimmer: Bemühte Ironie oder bemühte Kalauer? Diese romantische Komödie von Sönke Wortmann versucht beides. Ein junges, heiratswilliges Paar (Lisa Bitter, Marian Kindermann) stolpert über Missverständnisse, Verwechslungen und Blowjob-Unfall von Standesamt übers Polizeirevier bis in die Kirche. Klamotte, so haarsträubend wie hanebüchen. HE In den letzten Jahren wurden Iron Man, Thor, Hulk und Captain America cineastisch bereits fleißig etabliert, nun dürfen sie sich mit anderen Superhelden gemeinsam gegen das Übel verbünden. Letzteres bedroht die Welt in Gestalt des Schurken Loki (Tom Hiddleston), der der Welt mit seiner Armee den Garaus machen möchte. Comic-Kino mit großen Stars und starken Helden. HE BO: Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, GE: Schauburg, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg 51 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … www Neue Filme Project X Die Vermissten USA 2012 - Komödie - Regie: Nima Nourizadeh - Verleih: Warner - Start: 3.5. D 2012 - Drama - Regie: Jan Speckenbach - Verleih: Filmgalerie 451 - Start: 10.5. Thomas, Costa und J.B., drei Jungs aus der Highschool, planen die ultimative Party. Eine Schnapsidee, die rasch außer Kontrolle gerät. „Hangover“-Regisseur Todd Philipps produzierte diese freche High-School-Komödie jenseits des schlechten Geschmacks, die vor allem für eines eintritt: Für das Recht auf Party! Die Laiendarsteller wurden frisch von der Straße gecastet. HE Es beginnt ganz geerdet: Die 14-jährige Tochter von Lothar (André M. Hennicke, „Die Entbehrlichen“) verschwindet, der Rabenvater macht sich auf die Suche. Die führt ihn über die Stadtgrenze hinaus, wo Lothar Bürgerwehren trifft, die Kinder jagen. Eine Suche, die sich zunehmend surreal gestaltet. Das Familiendrama mündet in einer kühlen futuristischen Vision. HE DO: Cinestar, E: Cinemaxx, MÜL: Cinemotion DO: sweetSixteen Spy Kids 4D Totem USA 2011 - Action / Komödie - Regie: Robert Rodriguez - Verleih: Senator - Start: 31.5. D 2011 - Drama - Regie: Jessica Krummacher - Verleih: Filmgalerie 451 - Start: 26.4. Eigentlich können Rebecca und Cecil ihre Stiefmutter Marissa (Jessica Alba) nicht leiden. Als allerdings der garstige Zeiträuber Tick Tock an die Tür klopft und sich Ex-Spionin Marissa ihrer Wurzeln besinnt, finden die beiden Kinder schon bald Spaß am Familiendasein. Robert Rodriguez („Sin City“) tobt sich auch in der dritten Fortsetzung genüsslich an jugendfreiem Actionspaß aus. HE Willkommen in der kleinbürgerlichen, heilen Welt! Fiona tritt eine Stelle als Haushaltshilfe bei einer Familie an. Nach anfänglicher Harmonie tun sich schon bald Abgründe auf. Regisseurin Jessica Krummacher liefert ein angenehm unangepasstes Debüt, das sich zwischen Sozialdrama und Horrorfilm bewegt. Ein verstörender Albtraum, wie man ihn hierzulande viel zu selten sieht. HE DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, OB: Lichtburg DO: sweetSixteen The Cold Light of Day Wir kaufen einen Zoo USA 2012 - Action / Thriller - Regie: Mabrouk El Mechri - Verleih: Concorde - Start: 3.5. USA 2011 - Komödie / Drama - Regie: Cameron Crowe - Verleih: Fox - Start: 3.5. Will (blass: Henry Cavill) ist das schwarze Schaf in der Familie. Als man sich zum gemeinsamen Urlaub auf der Yacht in Spanien trifft, überschlagen sich die Ereignisse: Mutter, Schwester, Schwager werden entführt, Papi (Bruce Willis) ist Geheimagent, eine schießwütige Dame (Sigourney Weaver) heftet sich an ihre Fersen. Der Beau erwächst zum Kämpfer. Seichte Actionkost. HE Journalist Benjamin verliert seine Frau, kündigt und zieht mit seinen beiden Kindern aufs Land. Zum neuen Grundstück gehört auch ein Zoo. Der Tierpark stellt Benjamin vor ungeahnte Herausforderungen, die Begegnung mit der Tierpflegerin Kelly aber schenkt in mancherlei Hinsicht neue Zuversicht. Romantisches Familiendrama. HE BO: Union, DO: Cinestar, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg www BO: Bofimax, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion, OB: Lichtburg The Lucky One – Für immer der Deine USA 2012 - Drama - Regie: Scott Hicks - Verleih: Warner - Start: 26.4. Im Leben drehen sie mitunter durch, in Kinofilmen wie diesen landen sie in den Armen einer Frau: U.S.-Soldaten wie Sergeant Logan Thibault (Zac Efron, „High School Musical“), den das Schicksal nach drei Einsätzen im Irak zu Beth führt, einer Unbekannten, die er nur von einem Foto kennt. Nach anfänglichem Misstrauen öffnet sich Beth dem Landesverteidiger. Romantisches Drama. HE BO: Bofimax, UCI, Union, DO: Cinestar, E: Filmkunsttheater, GE: Apollo, HE: Filmwelt, MÜL: Cinemotion www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 52 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Aussterbendes Exemplar: liebevoll geführter Plattenladen im Norden Englands Bella (Evangelia Randou) gibt Marina (Ariane Labed) Kussunterricht Und sie dreht sich doch noch Paarungszeit „Sound it out“ von Jeanie Finlay „Attenberg“ von Athina Rachel Tsangari Porträt eines der letzten Plattenläden in Nordengland und seiner skurrilen Kundschaft. C Blick in die Psyche des Plattensammlers Marina ist zwar erwachsen, aber noch nicht flügge. Als ihr Vater im Sterben liegt, muss sie ins Leben treten. C Verspätetes Coming of age-Drama Die CD ist zwar immer noch das Rückgrat der Musikindustrie, aber im Gegensatz zu deren rückläufigen Verkäufen legte die Schallplatte im letzten Jahr um fast 20 % zu. Das täuscht aber natürlich nicht darüber hinweg, dass Vinyl nur noch ein Nischenmarkt ist und auch der gute alte Schallplattenladen gegen Ladenketten und die digitale Welt ankämpft. Nicht nur in Köln, sondern auch im wirtschaftlich abgehängten 80.000 Einwohner-Städtchen Stockton gibt es noch einen solchen Laden mit Neu- und Gebrauchtware. Das zieht alle möglichen Käufer an – vom Gelegenheitshörer mit altem Plattenspieler bis zum Vinyl-Fetischisten mit High End-Anlage. Finlay beobachtet das skurrile Treiben mit Zurückhaltung und erfährt, dass auf alten Schallplatten nicht nur Musik zu finden ist, sondern viele Schichten persönlicher Gefühle. CHRISTIAN MEYER „Not macht erfinderisch“, heißt übertragen auf die Kultur: Dort wo Not ist, keimt die Kunst. Ein etwas blöder Satz, der fatalerweise neue Sparmaßnahmen in der Kulturpolitik beflügeln könnte. In Griechenland scheint die Gleichung aber zu stimmen, denn dort entdeckt der Kölner Verleih Rapid Eye Movies gerade junges griechisches Arthaus-Kino. Tsangari erzählt in „Attenberg“ von Marina, die zwar erwachsen ist, die Welt aber wie ein Kind betrachtet oder wie ein Tier, denn das Tierfilme-Gucken mit ihrem Vater hat sie sozialisiert. Mit dem nahenden Tod des Vaters muss sie lernen, sich alleine zurecht zu finden, aber auch Sexualität kennt sie nur aus Tierfilmen. Entsprechend unbeholfen sind ihre ersten, von ihrer Freundin Bella unterstützten Schritte inmitten eines trostlosen Griechenlands, das nichts von Urlaubserinnerungen hat. CHRISTIAN MEYER SOUND IT OUT ATTENBERG GB 2011 - Dokumentarfilm - Regie: Jeanie Finlay - Kamera: Jeanie Finlay Verleih: Neue Visionen Start: 10.5. BO: Endstation Venedig Filmfestival 2010: beste Darstellerin GR 2010 - Drama - Regie: Athina Rachel Tsangari - Kamera: Thimios Bakatakis - mit: A. Labed, E. Randou - Verleih: Rapid Eye Movies Start: 10.5. DO: sweetSixteen www Fortschritt durch UFO-Sichtung Turbulent und kunstvoll: Die Kinder nehmen Reißaus Unverhofft kommt oft Arthousemärchen Arthausmärchen „UFO in her Eyes“ von Xiaolu Guo „Moonrise Kingdom“ von Wes Anderson Eine angebliche Ufo-Erscheinung transformiert ein unberührtes chinesisches Bauerndorf in eine turbokapitalistische Touristenfalle. C Schräge Satire über grotesken Fortschrittswillen Zwei Kinder türmen, die Gemeinde begibt sich auf die Suche. Das verläuft bei Wes Anderson entsprechend skurril und chaotisch. C Verschrobenes Abenteuer „Früher drehten wir uns um die Sowjetunion ... heute drehen wir uns um die USA.“ So einfach lässt sich chinesische Politik auf den Punkt bringen, zumindest in der Weltsicht von Ortsvorsteherin Chang. Wie gut, dass die Landarbeiterin Kwok Yun nicht nur ein Ufo erblickt, sondern auch einem verletzten amerikanischen Geschäftsmann geholfen hat. Beides verhilft ihrem Dorf zu ungeahnter Popularität und Reichtum – auf Kosten der Umwelt und Bevölkerung. In einem wüsten Mix aus pseudo-dokumentarischen Schwarzweißbildern und farbenfrohen, teils surrealen Szenen formuliert „UFO in her Eyes“ eine abgedrehte, aber nicht minder treffende Kritik an der fortschreitenden Amerikanisierung Chinas und ist gleichzeitig Plädoyer für das Finden eines eigenen Weges jenseits der Imitation. MARIEKE STEINHOFF Neuengland, Mitte der 1960er: Gerade rüstet Pfadfinderführer Ward (Edward Norton) das Sommercamp, da nimmt der 12-jährige Sam Reißaus. Der hat nämlich Höheres im Sinn als Pfade zu finden und Fährten zu suchen. Genauer: die gleichaltrige Suzy, in die er sich verliebt hat. Gemeinsam verstecken sich die beiden Kinder an der Küste, während die besorgten Erwachsenen, darunter der Gemeindesheriff (Bruce Willis), eine Jugendamt-Gesandte (Tilda Swinton) und Suzys Eltern (Frances McDormand, Bill Murray), eine Suchaktion starten. Das endet, dafür bürgt Regisseur Wes Anderson („Tiefseetaucher“, „Darjeeling Limited“), in einem turbulenten, kunstvoll verschrobenen Arthausmärchen, das der Filmemacher nostalgisch einfärbt. HARTMUT ERNST MOONRISE KINGDOM UFO IN HER EYES Der Film konnte vor Redaktionsschluss nicht gesehen werden. Eine ausführliche Rezension folgt D/F 2011 - Drama - Regie: Xiaolu Guo - Kamera: Michal Tywoniuk - mit: Shi Ke, Udo Kier, Mandy Zhang - Verleih: Pandora Start: 26.4. DO: sweetSixteen USA 2012 - Drama - Regie: Wes Anderson - Kamera: Robert Yeoman mit: Bruce Willis, Edward Norton, Bill Murray - Verleih: Tobis Start: 24.5. BO: Metropolis/Casablanca, E: Filmkunsttheater, OB: Lichtburg 53 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino Mit Filmtrailer, Hintergrund, Interview, Portrait … Neue Filme Noch gleicht der Film einem Musical aus den 60er Jahren Visuell reizvolle Reise in die Belle Époque Ich lieb' Dich nicht Antiheld „Die Liebenden – Von der Last, glücklich zu sein“ von Chr. Honoré „Bel Ami“ von Declan Donnellan und Nick Ormerod Vier Jahrzehnte im Leben einer Mutter und ihrer Tochter. Ein musikalischer Streifzug durch Leid und Liebe. C Boulevard-Drama Ein mittelloser Schönling schläft sich im Fin de Siècle in der feinen Gesellschaft hoch. C Kostümdrama Regisseur Christophe Honoré scheint in Sachen Liebe desillusioniert: Wo die in seinem Drama hinführt, das ist jenseits von Boulevardkomödie und verklärtem Happy End. Verklärt geht trotzdem: Honoré inszeniert eine Art Boulevarddrama, das sich anfangs noch beschwingt im frechen Look den 1960ern nähert, um spätestens zur Jahrtausendwende in hoffnungslose Tragik abzugleiten. Im Fokus: Madeleine (Ludivine Sagnier/Catherine Deneuve) und ihre Tochter (Chiara Mastroianni), die Liebe und Freiheit suchen, zwei Zustände, die sich hier schwerlich vereinbaren lassen. Für französische Verhältnisse gibt sich der Film ungewohnt verkopft, kulissenhaft, befremdlich. Aber vielleicht ist das ja am Ende bloß realistisch. HARTMUT ERNST Die „Twilight“-Reihe ist abgedreht, und nach seinem Ausflug in den Zirkus („Wasser für Elefanten“) stellt sich Teenieschwarm Robert Pattinson neuen Herausforderungen. Dabei will sich der Brite offensichtlich wandlungsfähig zeigen, mimt er doch diesmal nicht den Helden, sondern den Antihelden. Der Literaturverfilmung bleibt er indes treu: Diesmal wurde er für die Hauptrolle in der Neuverfilmung von Guy de Maupassants „Bel Ami“ besetzt. Pattinson spielt Georges Duroy, einen jungen Offizier, der Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Krieg in Algerien nach Frankreich heimkehrt und versucht, in Paris Fuß zu fassen. Anfangs noch mittellos und ohne Job, gelingt dem ehrgeizigen Beau schon bald der Einzug in die Pariser Gesellschaft: Charles Forestier (Philip Glenister), ein alter Kriegskamerad, lädt Georges zum Essen ein. Forestier verantwortet den Politikteil der Tageszeitung La Vie Francaise und bietet seinem Freund an, als Journalist für ihn zu arbeiten. Nun ist Georges in sprachlichen Belangen nicht eben talentiert, bekommt aber Schützenhilfe von Forestiers attraktiver Gattin Madelaine (Uma Thurman), die von nun an als seine Ghostwriterin fungiert. So hat der junge Charmeur ausreichend Zeit, sich mit weiteren Damen zu vergnügen und sich so den Aufstieg in die feine Gesellschaft zu ermöglichen. Eine erste Affäre hat er mit der jungen, vergnügungssüchtigen Clothilde (Christina Ricci) und auch die Ehefrau (Kristin Scott Thomas) von Duroys Herausgeber erliegt dem Charme des egozentrischen Aufsteigers. Dass „Twilight“ mehr Biss hatte, ist nicht nur dem Wortspiel geschuldet, es gilt auch in zweierlei Hinsicht: Die Adaption des gesellschaftskritischen Romans von 1885 entbehrt weitestgehend dem Biss und der Ironie der Vorlage. Die beiden Regisseure Declan Donnellan und Nick Ormerod setzen weniger auf tiefgründige Gesellschaftskritik, sondern haben sich mit ihrem ersten abendfüllenden Spielfilm vor allem einer Sache verschrieben: Ein bombastisches, starbesetztes Historiendrama auf die Leinwand zu werfen, mit dem sie in opulenten Kulissen und prächtigen Kostümen die Belle Époque wieder auferstehen lassen. Paris ist hier loderndes Zentrum des Aufbruchs, in dem Fortschritt und Aufschwung kulminieren – und Georges will mitschwimmen. Die Mechanismen der Macht, Vorteilsnahme und Verrat, Gier und Verlangen, erotisches Taktieren, Opportunismus und die wachsende Bedeutung der Medien sind Themen, derer sich der Leinwand sprengende Film dankbar bedient. „Bel Ami“ strotzt vor Bildern und Atmosphäre, indem Maupassants Vorlage zu einer ansehnlichen Postkarte modelliert wird. Eine Adaption, die als opulentes Kostümdrama Robert Pattinson die Gelegenheit gibt, sich von einer anderen Seite zu präsentieren. Gemeinsam mit einer beachtenswerten Riege an weiteren Darstellern ist das Ergebnis vor allem visuell reizvoll. DIE LIEBENDEN – VON DER LAST, GLÜCKLICH ZU SEIN F/GB/CZ 2011 - Drama/Lovestory - Regie: Christophe Honoré - Kamera: Rémy Chevrin mit: Catherine Deneuve, L. Sagnier, M. Forman - Verleih: Senator Start: 3.5. BO: Union, E: Filmkunsttheater Überfordert: Adam (Joseph Gordon-Levitt) und seine Therapeutin (Anne Kendrick) Begleiter „50/50 – Freunde fürs (Über)Leben“ von Jonathan Levine Adams Leben verläuft in geordneten Bahnen, bis er erfährt, dass er Krebs hat. C Berührendes Krebsdrama Als beim 27-jährigen Adam (Joseph Gordon-Levitt) Krebs diagnostiziert wird, flüchtet seine Freundin (Bryce Dallas Howard) in die Kunst, Kumpel Kyle (Seth Rogen) nutzt die Diagnose für Flirts, Adams Mutter (Anjelica Houston) überbemuttert ihn, und seine junge Nachwuchs-Therapeutin Katherine (Anna Kendrick) ist sichtlich überfordert. Was auf den ersten Blick klingt wie eine geschmacklose US-Komödie, entpuppt sich als berührendes, aber nie kitschiges Drama, das lebensnah und dezent humorvoll das Umfeld eines an Krebs Erkrankten beleuchtet. Irrwitz gepaart mit Tragik, Ironie, Romantik und eine großartige Besetzung bilden eine gelungene Annäherung an ein Thema, das mittlerweile häufig in Szene gesetzt wird. www CARLA SCHMIDT HARTMUT ERNST 50/50 – FREUNDE FÜRS (ÜBER)LEBEN BEL AMI Independent Spirit Awards 2012: Bestes Drehbuchdebut: Will Reiser USA 2011 - Komödie / Drama - Regie: Jonathan Levine - Kamera: Terry Stacey - mit: Joseph Gordon-Levitt, Seth Rogen, Anna Kendrick - Verleih: Universum Start: 3.5. GB 2012 - Drama / Lovestory - Regie: Declan Donnellan, Nick Ormerod Kamera: Stefano Falivene - mit: Robert Pattinson, Uma Thurman, Christina Ricci Verleih: Studio Canal Start: 3.5. BO: Metropolis/Casablanca, DO: Cinestar, MÜL: Cinemotion BO: Bofimax, DO: Cinestar, E: Cinemaxx, Filmkunsttheater, GE: Apollo, OB: Lichtburg www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino 54 Alle Filme, alle Kinos, alle Filmkritiken, alle Termine im Ruhrgebiet Kompakt Disk Aufreibend auflösen Artwork by Maria Giménez / Künstlerischer Leiter: Reiner Michalke F.S.K. – über 30 Jahre, zwölf LPs, diverse EPs und Singles: Die Band um Thomas Meinecke und Michaela Melián ist eine Institution und ausdauerndster Repräsentant bzw. eigentlich Vorbild für den Diskurspop, der dann später vor allem aus Hamburg kam. Die Münchener verbinden immer noch ihren charmant-sperrigen Sound mit ebenso charmant-sperrigen Betrachtungen zu Politik und Popkultur. „Akt, eine Treppe herabsteigend“ heißt das Album nach Duchamp, und das Cover zeigt natürlich weder Akt noch steigend (Buback). Das Duo AU aus Portland macht experimentellen Pop. Auf dem dritten Album ist wieder der schwelgerische Gesang zu finden, der über den nervösen, komplexen Songs liegt, die zunächst wie ein wildes Potpourri aus unterschiedlichsten Instrumenten und Stilen wirken, bei wiederholtem Hören aber ähnlich wie bei Animal Collective und verwandten Bands immer mehr ihre innere Logik offenbaren (Leaf). Popmusik aus Israel weht nur selten bis hierhin. Mir fallen spontan nur die Klezmer-Surf-Rocker Boom Pam ein. Umlala ist nun state-of-the-art Indierock mit Electro-Anteilen. Mit obligatorischen New Wave-Anleihen, aber auch vielen überraschen- The Dorf0 den Einfällen und klasse Gitarrenläufen ist ihr kraftvolles Debüt „Stand Go Show Shout“ gewürzt (Snowhite). Aus Frankreich kommen gleich zwei interessante Neuerscheinungen: Don Niño spielt bei den auch hier schon bekannteren NLF3. „In the Backyard of my Mind“ ist sein ruhigeres, leichteres, luftigeres und angenehm verspieltes Solodebüt (Infine). Astrïd ist ein Quartett aus Südfrankreich und entfaltet auf „High Blues“ lange, getragene, archaisch klingende Soundscapes mit Akustikgitarre und Jazzelementen (rune grammofon). Cakewalk ist ein neues norwegisches Trio, das auf seinem Debüt „Wired“ fließende Improvisationen zwischen Krautrock und verzerrtem Noiserock entwirft, die so organisch wirken, dass man sich in ihrem Fluss entweder auflösen oder – je nach Grad der Verzerrung – aufreiben möchte (Hubro). Art Rock im Stile der Canterbury-Szene der 70er Jahre machen Volcano the Bear. Seit 15 Jahren und unzähligen Veröffentlichungen halten sie den Sound von Bands wie Henry Cow, Art Bears oder auch This Heat hoch, soll heißen: neue Musik im Kopf, Jazz in der Hüfte und Rock in den Beinen (rune grammofon). Gunter Hampel European-New York Quintet0 Auf seinem 13. Album „Ufabulum“ hat Squarepusher für alle Stücke gleich eine Lichtkomposition für die Liveshow mit konzipiert. Sein Breakcore stolpert weiterhin mit haarsträubender Geschwindigkeit und gefährlichen Verrenkungen von Romantik über Suspense zu metallischer Action (Warp). Das Kölner Label Boxer Records feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einer Compilation. Pragmatisch „10 Years of Boxer“ betitelt, ist der Inhalt aber doch etwas überraschender: Hier findet man nicht nur die üblichen Nuancen zwischen House und Techno, sondern auch schleppenden Funk von Von Spar, einen Hawaiigitarren-Groove von tOMBo, taumelnden Disco von Le Dust Sucker oder den Stolperfunk von Robag Whrume. Eine schöne Geburtstagsfeier! Myanmar meets Europe0 Tanya Tagaq0 Carla Bley Trio0 Juan de Marcos Afro Cuban All Stars0 Landfermann & Burgwinkel0 Radiation 100 Ingrid Laubrock Anti-House0 Jozef Dumoulin Trio0 www Andrew N D’Angelo DNA Big Band0 I Don’t Hear Nothin’ But The Blues Trio0 James »Blood« Ulmer 0 with Joe Bowie’s Defunkt n’EU Soul 0 dus-ti0 Phall Fatale0 Erik Friedlander0 Carla Bley »La Leçon Française«0 with Bohuslän Big Band0 & Dortmund Choral Academy Boys Choir0 Rocket Science0 CHRISTIAN MEYER 55 www.trailer-ruhr.de/heute-im-kino www.moers-festival.de Lakecia Benjamin and Soul Squad0 Fela Kuti, der Erfinder des Afro Beat, war eine zwiespältige Persönlichkeit. Einerseits mutiger Kämpfer für die Rechte der Schwarzen und Antikolonialist, waren viele seiner Äußerungen sexistisch und homophob. Er starb 1997 an der von ihm geleugneten Krankheit Aids. Seine Musik hingegen war berauschend. Das belegt die Doppel-CD „Live in Detroit“, die auf 140 Minuten das Konzert von 1986 veröffentlicht. Nur vier sehr lange Stücke präsentieren eine bestens aufgelegte Band, die aus dem Konzert eine beseelte Party macht (Strut). Klassik in NRW Popkultur in NRW Schloss Cappenberg hat Musik Das Ruhrgebiet verliert eine seiner traditionsreichsten Diskotheken: den Zwischenfall, Foto: privat Mekka der Kammermusik Kein Zwischenfall Von Olaf Weiden Es ist nicht einmal zwei Wochen her, da wurde der erste „TÜV-Stempel“ für ein deutsches Orchester verabreicht – es war Concerto Köln, ein Kölner Ensemble der Alte Musik-Szene. Die erfüllte Norm heißt ISO 9000 und bezieht sich auf den effizienten Einsatz von „Ein Ort für Weinliebhaber, Ressourcen und die hohe Qualität inneKunstliebhaber, Freizeithistorer Abläufe – also auf die Welt „hinter riker und Wanderer“ der Kunst“. Die Optimierer sind da. Den Orchestern soll dies eine fassbarere Qualitätseinordnung für seriöse Partner aus der Wirtschaft schenken: Stempel da, alles OK! Eine solche Zertifizierung wurde natürlich durch das entsprechende Ministerium des Landes NRW gefördert. Kleine Prognose: kein Stempel da, nix OK, auf keinen Fall Fördermittel! Keine Fördermittel sind ja der Normalfall. Beim Stempeln müsste die Freie Szene trotzdem Pickel kriegen: Optimierung läuft immer auf Verschlankung der Personaldecke heraus. Aber wenn da nur einer ist, wer soll dann noch gehen? Dieser Stempel wird also eine ganz große Rarität darstellen, trotzdem Glückwunsch an Concerto Köln, die vorher schon ein Erfolgskonzept verfolgten. Realität wird aber weiterhin bleiben, dass sich Ensembles und Einzelkämpfer weiter mit suboptimalen Geschäftspraktiken selbst vermarkten – wenn sich nicht eine Organisationsgesellschaft dahinterstellt. Das geschieht aber in den letzten Jahren immer häufiger, oft in Zusammenhang mit neu oder wiederentdeckten Gebäuden oder sogar Landschaften – womit wir nach diesem Exkurs aus aktuellem Anlass zum eigentlichen Thema kämen. Ein ehemaliges Prämonstratenserkloster, in dessen langer Geschichte an einem kurzen Punkt die lebensfrohen Stiftsherren ab 1300 für ihr lasterhaftes Leben ins Gespräch kamen, wurde später im barocken Stil als Dreiflügelanlage neu konzipiert und von der Kirche getrennt. Heute erstrahlt „Schloss Cappenberg“, ein Ort für Weinliebhaber, Kunstliebhaber, Freizeithistoriker und Wanderer, als Sitz des Hausherrn Sebastian Graf von Kanitz, der es sich als Musikfreund gefallen lässt, auf seinem wunderschönen Anwesen auch ein kleines Musikfestival zu veranstalten. Zum siebten Mal und für 7 Tage rund um Pfingsten erklärt sich dieser idyllische Ort nördlich von Dortmund zu „Westfalens Mekka der Kammermusik“, und er hat einiges zu bieten. So befindet sich neben der Stiftskirche mit ihren Orgeln sogar ein akustisch tüchtiger Theatersaal im Ostflügel. Künstlerisch betreut das Fest seit der Gründung die ECHO-Klassik-Preisträgerin und begnadete Geigerin Mirijam Contzen, die in einem Satz ihr musikalisches Ziel für das Treffen außerordentlicher junger Talente aus der ganzen Welt formuliert: „Der Austausch hat hier eine andere Intensität.“ 24 Solisten verbürgen sich in ausgefallenen Bearbeitungen wie Tschaikowskys Ouvertüre „Romeo und Julia“ für Klaviersextett, Mozarts Klavierkonzert KV 449 mit Streichquartett oder Messiaens exzentrischem Quartett-Hit „pour le fin des temps“ für musikalische Erlebnisse. Dazu zählen auch Erfindungen wie eine Konzertnacht mit kulinarischen Intermezzi, ein KinderOlaf Weiden konzert oder Kammermusiker auf Abwegen: Viele junge Musiker und Musikkritiker. Klassiker jazzen in ihrer Freizeit auch mal gern. Von Christian Steinbrink Die lange und zumindest phasenweise sehr fruchtbare Tradition des Punk im Ruhrgebiet war nicht selten geprägt durch ganz konkrete Orte. Der Bochumer Zwischenfall war ein Symbol dafür, wie offen und experimentierfreudig sich die Szene in ihrer Frühphase in den „Ein Symbol dafür, wie offen frühen 1980er Jahren gab und sich unter und experimentierfreudig sich undogmatischen Geistern bis heute gibt: die Punk-Szene gab“ Punk wurde hier zu Postpunk, wurde zu Wave und zu EBM, die Subkultur splitterte sich in nochmalige Subsparten auf und existierte doch weitgehend friedlich neben- und miteinander. Zuletzt galt der Zwischenfall weitgehend als Gruftie-Laden, was aber nur halb der Wahrheit entsprach. In unregelmäßigen Abständen wurde dort nach wie vor alles abgebildet, was einer aus den 1980ern und 1990ern stammenden Definition folgend als Alternative Music galt: Punk, Hardcore, Rockabilly, aber auch Lesungen und weitere Vorführungen. Auf der einen Seite gab sich der Zwischenfall unbeugsam forsch, auf der anderen Seite war der Laden ein Relikt einer Zeit, die nun auch schon wieder 20 Jahre zurückliegt. „War“, weil der Zwischenfall nun unwiederbringlich seine Tore schließen musste. Und das ist mehr als schade. Am Abend des 18. August vergangenen Jahres brannte in den Wohnungen oberhalb des Zwischenfall in Bochum-Langendreer ein Dachstuhl. Der Brand dehnte sich auf umliegende Häuser aus und hinterließ in der Diskothek schwerwiegende Schäden. Dass keine Personen verletzt wurden, war pures Glück. Schnell fand sich über die heute üblichen Kanäle, also weitgehend Soziale Netzwerke im Internet, eine breite Schar von Unterstützern, die dem Pächter Norbert Kurtz und seiner Firma KKM dabei helfen wollten, die Kosten für eine Instandsetzung ohne ständige Einnahmen aufzubringen. Es gab Benefizkonzerte und Spendensammlungen, letztlich ohne Erfolg: Ende vergangenen Jahres zeichnete sich ab, dass die Renovierung des Gebäudes, in dem der Zwischenfall residierte, unverhältnismäßig teuer und dadurch unmöglich sein würde. Anfang April gab Kurtz schließlich das endgültige Aus bekannt. Damit endete eine Epoche von alternativer Musikkultur, die schon mit dem Vorgängeretablissement „Appel“ zu einer Zeit begann, als das Wort „Alternative“ noch gar nicht in den allgemeinen Sprachgebrauch der Popmusik übergegangen war. Die Lücke, die das Ende des Zwischenfall reißt, bleibt bis auf weiteres ungefüllt. Es gibt im selben Stadtteil zwar noch Konzertclubs wie den Bahnhof Langendreer, aber die Szene, die den Zwischenfall 27 Jahre lang bevölkerte, hat dort kein Zuhause. Der Zwischenfall war aber auch ein Relikt der Szene seiner Anfangstage, ihre jüngeren Nachkommen stellen sich und ihre Hingabe für Wave und Synthie-Klänge anders dar. Ein Beispiel dafür ist die Partyreihe Flat Field, die monatlich abwechselnd im Essener Goethebunker und im Kölner E-Feld stattfindet. Ihre Musik fußt auf dem Wave und Postpunk der 1980er und reicht bis in die heutige Zeit, in der gerade Synthie-Pop als Dream-Pop und Shoegaze eine Renaissance auch in Hipster-Kreisen feiert. So Christian Steinbrink traurig das Ende des Zwischenfall auch ist – seine Musik Musikkritiker aus Duisburg. wird dadurch nicht zu stoppen sein. Musikfestival 22.-28.5. I Schloss Cappenberg Freiherr-Vom-Stein-Straße 1, Selm I www.musikfestival-schloss-cappenberg.de live: Flat Field Party I 11.5. Essen, Goethebunker I www.zfall.de In Cappenberg spielen noch Musiker ohne TÜV Das Ruhrgebiet verliert ein Symbole seiner Punk-Tradition www 56 ICH SPEKULIERE. AUF FREUDENTRÄNEN. MIT MEINEM ABO: WORLD MUSIC Madredeus, Tomatito, Amadou & Mariam und andere kommen als musikalische Botschafter ihrer Heimat nach Dortmund. www MUSIK BEREICHERT. 57 Festival Mit seiner neuen Formation „Rocket Science“ in Moers: Peter Evans, Foto: Oliver Heisch Die Sound-Guerilla vom Dienst Das 41. Moers Festival vibriert am Niederrhein vom 25. bis 28. Mai Es muss ja nicht alles so heiß gegessen werden wie es gekocht wird. Seit Monaten diskutiert die deutsche Jazz-Szene über die Rahmenbedingungen für MusikerInnen in hiesigen Landen. Auslöser war ein Zeitungsinterview des Saxophonisten Michael Hornstein in der Süddeutschen. Dies ist nun aber fast vier Monate her, die Wogen sind geglättet, aber noch lange nicht geklärt. Forderungen wie von Reiner Michalke, dem Künstlerischen Leiter des Moers Festivals, Jazz als kulturelles Erbe aufzufassen und dementsprechend mit Subventionen zu fördern, bleiben weiterhin im Raum stehen und erfordern Lösungsansätze von kulturpolitischer Seite. Zumindest wird nun aber lebhaft über die Probleme im Jazz diskutiert – und dies kann für das eigene Image nur erfrischend sein. In den Dornröschenschlaf vom selbstlaufenden Kulturfestival durfte man in Moers ohnehin nie verfallen. Die Finanzierungsfrage hat inzwischen fast schon rituellen Charakter. Vor diesem Hintergrund wirkt das 41. Moerser Programm nicht nur für Jazz-Fans als Wundergeburt. Dies kann man in Duisburg vom Traumzeitfestival leider nicht mehr behaupten. Nachdem der Hauptsponsor RWE sein Engagement nach Vertragsende nicht verlängern wollte, stand Tim Isfort, Künstlerischer Leiter in Duisburg, mit seinem einzigartigen Projekt „Myanmar meets Europe“ vor einem lückenhaften Spielplan für die Saison 2012. Nun intoniert er mit seiner neunköpfigen Band den Grenzgang zwischen Birma und Europa am Pfingstsonntag (27.5.) in Moers. Noch vor Tim Isforts Projekt stand die kalifornische Jazz-Legende Carla Bley als Gast in Moers fest. Gleich zweimal wird die Frau mit der Lego-Frisur die Bühne betreten. Am Freitag mit ihrem Lebensgefährten Steve Swallow am Bass und Andy Shappard am Saxophon. Der epochale Part folgt am Sonntagabend, mit dem eigens für das Moerser Festival komponierten Stück „La leçon française“. Hat die oft bluesbeschwingt und sensibel spielende Bley schon mit „Escalator over the Hill“ eine erste und bisher unerreichte Jazz-Oper komponiert und aufgenommen, monumentalisiert sie in Moers mit der schwedischen Bohulän Big Band und dem Knabenchor Dortmund einmal mehr ihre Karriere. „Rocket Science“ ist die neue Formation des Amerikaners Peter Evans. Dessen abwechslungsreiche Tempi und hysterischen Power Plays treffen auf die Sound-Guerilla von Evan Parker. Parker ist nicht nur Pionier darin, mehrere Phrasen als Mehrklänge gleichzeitig spielen zu können. Er setzt seit den 1990er Jahren Computer-gestützte Klangverzerrungen in sein Spiel ein. Prädikat: Hörtest. Aber neben Peter Evans wird die große Jazz-Metropole am Hudson River auch noch von Andrew D’Angelo und seiner Big Band vertreten. D’Angelo steht dem expressiven Stil von Peter Evans in nichts nach und sorgt dafür, dass wohl alle Freunde der Bläsermusik auf ihre Kosten kommen. www Am 2. Juni 2012 erklingt die Metropole Ruhr und alle sind dabei: Über 40.000 Sängerinnen und Sänger singen gemeinsam ab 12:10 Uhr in über 50 Städten! Auf Marktplätzen und Schiffen, in Theatern und Kirchen, in Bussen, Parks und Kneipen… eben überall. www.dayofsong.de Folge der schönsten Stimme der Welt – Deiner eigenen! Gefördert vom Bildnachweis: Sonja Werner, Fotolia.com/Galina Barskaya Stimme mit ein! Dabei sind seine Arrangements mehr als Solistenbegleitungen. Seine Big Band wandelt sich permanent von der dringenden Störquelle zur Begleitkapelle mit Zügen einer groovenden Marching Band. Im zweiten Anlauf sollte auch der Premiere von „Helges Heimatabend“ an Pfingstmontag nichts mehr im Weg stehen. Multitalent Helge Schneider löst die Jazz-Debatte auf seine Weise und bringt ein paar Nachwuchsmusiker aus dem Ruhrgebiet mit. DAWID KASPROWICZ 41. Moers Festival 25.-28.5. I 0180 504 03 00 58 Menschen und Götter präsentiert: Theater Fasada 1/2 Touristen-Zombies, verkrüppelte Tauben und Spielbergs Nazi-Dinosaurier – eine Reise in die Landschaften des Vergessens und in den Untergrund der Zukunft. Im Sommer 2011 war kainkollektiv zu Gast in Krakau. Gemeinsam mit drei jungen polnischen Performern haben sie sich auf eine Forschungsreise zwischen Ost und West eingelassen. Sie erzählen textlich, körperlich und musikalisch davon, wie das Leben in Polen ist. Foto: James Howard Ringlokschuppen Mülheim a. d. Ruhr Am Schloß Broich 38 www.ringlokschuppen.de trailer verlost 2x2 Karten, E-Mail bis 11.5. an [email protected], Kennwort: Fasada Ein katholisches Kloster Mitte der 90er Jahre in den Bergen Algeriens. Friedlich leben hier neun französische Mönche ein asketisches Leben. Für die Bevölkerung leisten sie medizinische Hilfe, bis Anschläge von islamischen Extremisten sie verunsichern. Das Militär kann die Mönche nicht länger schützen. Doch sie bleiben – und nehmen den Diskurs um den Sinn ihres Lebens auf. trailer verlost 3x2 Karten, E-Mail bis 28.5. an [email protected], Kennwort: „Götter Bochum“ und „Götter Duisburg“ Fr, 18.5. um 19.30 Uhr Mi, 6.6. um 14.30 Uhr PRÄSENTIERT VON WESTFALENHALLE 1 ! GEHT ES LOS AM 9. JUNI DER HLANDS BEI HALLE 1 C S T U E D E L ALLE SPIE E IN DER WESTFALEN EM 2012 LIVGLICHEN FINALE BIS ZUM MÖ DEUTSCHLAND - PORTUGAL NIEDERLANDE - DEUTSCHLAND DÄNEMARK - DEUTSCHLAND Samstag, 09. Juni, 20.45 Uhr Mittwoch, 13. Juni, 20.45 Uhr Sonntag, 17. Juni, 20.45 Uhr www Einlass zur großen EM-Party in der Halle 1 ist immer 2 Stunden vor Spielbeginn! www.westfalenhallen.de %HJHLVWHUXQJLQNOXVLYH 9^ZE^Vc^hiZcYZgLZaiWZ[a\Zac:jgdeVhcZjZBZigdedaZ/ E^ZggZ"AVjgZci6^bVgYqBdcin6aZmVcYZgqBVgi]V6g\Zg^X]A^anVO^aWZghiZ^cq 9Vc^Za7VgZcWd^bq8]^X`8dgZV7dWWnBX;Zgg^cq=acZ<g^bVjYqGVYjAjejq 6ccZ"Hde]^ZBjiiZg6cYgEgZk^cq6cYg{hHX]^[[q<g^\dgnHd`dadkq@gnhi^VcO^bZgbVc½ >c[dqI^X`Zi/%&-%*Õ*%% -%(qlll#`aVk^Zg[Zhi^kVa#YZ %!&)Ï$B^c#VjhYZbYi#;ZhicZio0BdW^abVm#%!)'Ï$B^c# hi^[ijc\ `aVk^Zg"[Zhi^kVa gj]g 9Vh`jaijgZaaZAZ^iegd_Z`iYZh @jaijgeVgicZg BZY^ZceVgicZg 59 @dbbjc^`Vi^dcheVgicZg BZY^ZceVgicZg www.art-des-hauses.com @aVk^Zg";Zhi^kVaGj]gq*#BV^"&)#?ja^'%&' präsentiert: Kino Café culture club UCI Kinowelt Ruhr Park Bochum I Am Einkaufszentrum Karten 0234 239 02 34 UCI Kinowelt Duisburg I Neudorfer Straße 36-40 Karten 0203 301 91 91 Improvisierte Musik für neue Tage Konzerte | Labor | Hör-Film | Performances | Gespräche im Saalbau Witten | Haus Witten | Märkisches Museum | Rudolf Steiner Schule 27. bis 29. April 2012 Kammermusik Wittener Kartenvorbestellungen Tel.: 02302-581-2441, Fax: 02302-581-2499 Auskunft Tel.: 02302-581-2426/2486 | e-mail: [email protected] | www.wittenertage.de Veranstalter Westdeutscher Rundfunk Köln, Kulturforum Witten, gefördert vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe und von der Kunststiftung NRW MÖNCHENGLADBACH 29.05.2012 - Schiffsverkehr Tour GUNS N‘ROSES 08.06.2012 - Einziges Konzert in Deutschland 11.06.2012 - feat. Myles Kennedy & The Conspirators EINZIGES KONZER T IN NRW! ROCK THE NATION 16.06.2012 - Bad Company feat. Paul Rodgers - Bachman & Turner - Blue Öyster Cult - Roger Chapman THE BEACH BOYS EINZIGES KONZER T IN NRW! 05.08.2012 - Touring together for the first time in more than two decades XAVIER NAIDOO 18.08.2012 - und Quartett GREEN DAY Klangkunst statt Exotik Weltmusik wird oft missverstanden Böse Zungen behaupten, der Begriff „Weltmusik“ wäre nur das umsatzgeschwängerte Hirngespinst einiger Marketing-Fachleute aus den Zentralen der großen Plattenlabels. Das nun zu verfluchen, dafür ist es zu spät. Und der Traum, dass jedes musikalische Genre sich selbst unter seinem eigenen Namen gleich bleibt, wird nur noch von Idealisten aus dem Underground geträumt. Weltmusik ist ein Vielfaches – und als solches nur schwer zu kategorisieren. Gerade dies verspricht aber in Zeiten durchdeklinierten MusikMarketings nachhaltige Konzerterlebnisse. Im Dortmunder Konzerthaus wird mit einer eigenen Reihe solcher Vielfalt Rechnung getragen. In der nun auslaufenden Saison lud man Größen wie die indische Sitar-Spielerin Anoushka Shankar ein. Ihre dröhnendtreibenden Klangschleifen schlingen sich durch minimale Variationen und springen dann wieder über in eine gänzlich neue Melodie. Das Zuhören wird da zur Reise, passend zu ihrem Album „Traveller“, das sie Anfang Dezember beim Konzert in Dortmund im Gepäck hatte. Die Tochter der indischen Musiklegende Ravi Shankar und Halbschwester von Norah Jones wird auch in der neuen Saison wieder zu Gast in Dortmund sein – diesmal gleich mit zwei Konzerten. Denn neben Einflüssen aus der westlichen Pop-Musik, die ihr Vater bereits aus seinen Konzerten mit Ex-Beatle George Harrison mitbrachte, spielt für sie seit Jahren der Flamenco eine entscheidende Rolle. Hier fühle sie das gleiche intensive Erlebnis wie bei der indischen Musik, die ihr ihr Vater von klein auf vermittelte, so die in San Diego aufgewachsene Shankar. Zwischen zwei Kontinenten pendelt seit den 1980er Jahren auch Mercan Dede. Der in Montreal lebende Türke stieg in die aufkommende Technoszene ein und machte sich schnell in Nordamerika einen Namen als Sufi-DJ. Seine Grenzgänge zwischen türkischer Folklore und beatlastigen Samplestücken vermischen analoge und elektronische Instrumentationen, deren Grooves nicht selten den Anschein von Transzendenz verströmen. Obgleich die Weltmusik-Reihe in dieser Saison mit Mercan Dede endet, geht es mit dem Dortmunder Klangvokal-Festival quasi in die Verlängerung. Dort wartet niemand Geringeres als Angelique Kidjo, das personifizierte Erbe Miriam Makebas, wenn es um die Nachfolge der Personifizierung der afrikanischen Pop-Musik geht. Dabei ist die Bezeichnung African-Pop nichts Weiteres als der Versuch, ein heterogenes Gebilde in einen Begriffsrahmen zu quetschen. Kidjo, die 1982 vor der kommunistischen Regierung Benins nach Frankreich floh, versammelt dennoch wesentliche Punkte afrikanischer Gesangskunst. Eine kraftvolle Stimme, Klagelieder mit erdrückendem Tiefgang sowie Texte, die mit politischen und sozialkritischen Statements gespickt sind. www HERBERT GRÖNEMEYER MÖTLEY CRÜE / SLASH Sufi-DJ alter Technoschule: Mercan Dede EINZIGES KONZER T IN NRW! EINZIGES KONZER T IN NRW! 29.08.2012 - Special Guests: Angels & Airwaves und All Time Low Wenn das häufig missverstandene Bild afrikanischer oder indischer Musik seine exotische Visitenkarte verlieren und noch stärker in jenen Dialog treten soll, den die MusikerInnen schon seit Jahren pflegen, dann könnte es in Zukunft sein, dass eine Weltmusik-Reihe nicht mehr das große Novum im Konzertbetrieb darstellt – ganz gleich, wie sich die gute Marke dann nennen soll. ANDREAS HELMIG LEONARD COHEN 06.09.2012 - Old Ideas World Tour Tickets unter: www.warsteiner-hockeypark.de und www.westticket.de oder an allen bekannten VVK-Stellen Mercan Dede I Mi 2.5. 20 Uhr Angelique Kidjo I Do 24.5. 20 Uhr Konzerthaus Dortmund I 0231 22 69 62 00 Klangvokal Festival Dortmund I 16.5.-3.6. 60 ComicKultur Wortwahl Konflikt-Comics Life’s a bitch Ein Atheist, umgeben von religiösen Auseinandersetzungen: Guy Delisle hat schon aus China, Nord-Korea und Burma in Comicform berichtet. Jetzt verschlägt ihn die Arbeit seiner Frau nach Jerusalem. Sie arbeitet in Gaza für „Ärzte ohne Grenzen“, sein Alltag besteht daraus, sich um die Kinder zu kümmern. „Aufzeichnungen aus Jerusalem“ umkreist auf 350 Seiten langsam aus dem Alltag heraus das Palästina-Israel-Problem, ohne die Not, ein pauschales Urteil fällen zu müssen. Delisle lässt sich von den Ereignissen überraschen – mal positiv, mal negativ (Reprodukt). Maximilien Le Roy lässt Das Leben ist ein zotiges Possenspiel. Und mittendrin: das clowneske Individuum, das sich verzweifelt gegen sämtliche vermeintlich schicksalhafte Widrigkeiten zur Wehr zu setzen versucht und doch nicht registriert, welch entscheidenden Beitrag es selber dabei leistet. Da kann der Mensch noch so keilen und treten, die Macht- und Funktionsstrukturen unserer Zivilisation verhalten sich wie Treibsand. Entsprechend ungeschickt und überaus unterhaltsam wirkt die Figur, die wir in unserem Aufbegehren, in unserer verzweifelt verfolgten Sehnsucht nach dem Großen Glück abgeben. Life’s a sich für „Die Mauer“ von seinem palästinensischen Freund Mahmoud Abu Srour aus dessen Leben erzählen. Bei Le Roy vermengen sich subjektive Sicht und poetischer Stilwille zu pathetischen Momenten, die mal nachvollziehbar, in ihrem Erklärungsdrang aber auch arg verdreht (Edition Moderne) sind. „Alois Nebel“ ist eine komplexe Geschichte um einen Bahnhofsvorsteher in Tschechien. Mittels der Gedankengänge ihres Protagonisten lösen die Autoren Jaromir 99 und Jaroslav Rudiš einen Strudel historischer Begebenheiten durch die letzten Jahrzehnte aus mit fantastischen, surrealen Momenten. In extremem Schwarzweiß-Kontrast entfalten sie so ein Kapitel osteuropäischer Geschichte. Der Comic wurde bereits verfilmt (Voland & Quist). Chester Brown sagt es ganz offen: „Ich bezahle für Sex“. Seine „Aufzeichnungen eines Freiers“ sind ein soziologisches und psychologisches Ergründen von Beziehungen im Allgemeinen und der zwischen Freier und Hure im Speziellen. Auch wenn er einige Probleme bagatellisiert: Erfrischend offen und klug tritt er für die Entkriminalisierung der Huren in Kanada ein (Walde & Gaf). Inspiriert von „The Osbournes“ erzählt Carolin Walch in „Roxanne & George“ eine Geschichte zweier alter, verfeindeter ehemaliger Bandkollegen und ihrer jugendlichen Kinder. Die sind im Gegensatz zu den Vätern eng miteinander befreundet und Teil einer Realityshow, in der ihre Väter als Trottel auftauchen. Denen wird das bald zu blöd. Walch beobachtet mit ihren kantigen Zeichnungen das innere Gezicke der Alten und das äußere Gepose der Jungen und spielt mit der zusätzlichen Ebene der medialen Omnipräsenz. Ein ungewöhnliches deutsches Debüt (Reprodukt). bitch, die wir – für einen vorgespielten Orgasmus – aus unserer eigenen Tasche bezahlen, wie die Literatur in bisweilen genüsslichem Anschauungsunterricht lehrt: Mit „Schönes neues Jahr“ werden drei Kurzgeschichten der 90er Jahre von Baru zusammengefasst. Zwei gehören zusammen und erzählen von Apartheids-Verhältnissen in den Banlieues in der nahen Zukunft, die dritte ist im Nordirland-Konflikt angesiedelt. Gewohnt actionreich geht es um ethnische Konflikte und Rassismus (Edition 52). Der Schwede Max Andersson hat seit den 90er Jahren extrem kranke Geschichten auf die Comicwelt losgelassen: Da gibt es obdachlose Häuser, lebendes Geld, ein Totenreich mit abgetriebenen Föten, Klone und vieles mehr, was sogar Charles Burns und Thomas Ott Konkurrenz macht. Deren feiner Ausarbeitung ihrer Alptraumwelten setzt er schmieriges und schmutziges Gekrakel entgegen, das der Story perfekt entspricht. „Container“ versammelt Anderssons bisheriges Gesamtwerk (Reprodukt). Der Finne Ville Ranta erzählt in bunten, wilden Aquarellzeichnungen von der Vertreibung aus dem „Paradies“. Es ist die Geschichte einer zaghaften, zögerlichen Emanzipation, zugleich lustvoll wie angstbesetzt, in der Liebe und Leidenschaft kurzzeitig das Paradies zurückerobern (Reprodukt). Zum Schluss zwei Termintipps: Am 5.5. findet in der Köln-Mülheimer Stadthalle von 10 bis 17 Uhr die 71. Internationale Comic Messe „Intercomic“ statt, am 12.5. findet der 3. Gratis Comic Tag statt: Bei Pin Up, der Buchhandlung Ludwig, der Mayerschen, dem Djinn Cafe und dem Cöln Comic Haus kann man sich auf Gratis-Comics und Aktionen freuen. CHRISTIAN MEYER 61 Man ergötze sich zum Beispiel an den Irrungen und Wirrungen des isländischen Dorfschullehrers Böddi Steingrímsson, der sich nach seiner Heimkehr aus Berlin in die Kleinöde von „Rokland“ (dtv, 479s, € 9,95) in seiner Rolle als ewiger Rebell ach-so-philosophisch eingerichtet hat. Wäre da nicht seine TV-süchtige Mutter, mit der er sich ein Dach teilen muss, der stocksteife Schulleiter, der ihn vor die Tür gesetzt hat, und nicht zuletzt auch noch dessen Tochter, die Böddi zu allem Überfluss geschwängert hat. Mit geradezu zärtlicher Boshaftigkeit zersetzt Kultautor Hallgrímur Helgason (u.a. „101 Reykjavík“) die Lebensweisheiten seines Protagonisten. / Der amerikanische Wahlberliner Matt Burgess hingegen entfesselt mit die „Die Prinzen von Queens“ (suhrkamp, 391s, € 14,99) eine Kleinganovenfarce, die zumindest in puncto Skurrilität und Rasanz den Vergleich nicht scheuen braucht: Um die mögliche Wut seines Bruders wenigstens ein bisschen zu dämpfen, weil er ihn bei einem Überfall hat sitzen lassen, stellt Alfredo zu dessen Freilassung einen Hundekampf auf die Beine. Dummerweise ohne Hunde, dafür mit einem kleinen Berg Drogen, den er besser nicht geklaut hätte, und einem Kind im Bauch der Ex seines Geschwisterherz’, der sich im Gefängnis ‚weißder-Himmel-warum‘ auch noch in Tariq umbenannt hat. / In einer solchen Situation würde man sich vermutlich nichts sehnlicher wünschen, als bei Time Warner Time eine Zeitreise zu buchen. Frei nach dem Motto „Legst du diesen Schalter um, landest du in der Vergangenheit, ziehst du jenen Hebel hoch, in der Zukunft. Du steigst aus und hoffst, dass die Welt sich verändert hat. Oder zumindest du selbst“ besteigen die Menschen in Charles Yus „Handbuch für Zeitreisende“ (rowohlt, 267s, € 13,95) scharenweise die chronogrammatischen Personenfahrzeuge der T-Klasse, um sich via temporalinguistischen Entertainments im Kleinuniversum 31 ihrer Probleme zu entledigen, stattdessen aber den Karren zumeist vollends festfahren. Und dazu zählt auch das Alter Ego des Autors, das als TM-31-Techniker samt seines weiblichen, mit Minderwertigkeitskomplexen kämpfenden Betriebssystems sowie einem nur ontologisch existenten Köter eigentlich dafür zuständig sein sollte, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. / Leider Gottes oder Gottsei-Dank musste Patrick Melrose in seinem Protagonistendasein auf derartige Flucht-Behelfsmöglichkeiten vier Bände lang verzichten, um sich endlich von seiner übermächtigen Mutter und Grande Dame der Millionärsdynastie zu befreien. Im fünften und finalen Teil der von britischem Humor triefenden Pentalogie ist es endlich soweit. Eleanor hat das Zeitliche gesegnet, was dem armen drangsalierten Sohnemann plötzlich ganz neue Perspektiven eröffnet. Das Problem ist nur: er selbst. Mit scharfer Feder lässt Edward St. Aubyn das Psychodrama Familie in seinem (Anti-)Helden kulminieren, denn „Zu guter Letzt“ (DuMont, 221s, € 17,99) muss ein jeder für sich entscheiden, inwieweit er als trauriger oder bissiger Clown durchs Leben mäandern will. www LARS ALBAT Textwelten Löste in den USA einen Skandal aus: A.M. Holmes, Foto: Marion Ettlinger Poetry Auf diesem Foto nicht zu sehen: Karamellbonbons Der Dreck einer echten Heldin 14 Pfund Hack zur Verlobung Von Thomas Linden Wenn die New York Times von einem Roman behauptet, er sei „Moderne Pornografie, abscheulich, ekelhafter Dreck“, dann muss schon ein handfester Skandal ins Haus stehen. Fast 15 Jahre liegt das literarische Erdbeben zurück, das Amy M. Holmes mit ihrem Roman „Das Ende von Alice“ in den USA auslöste. Den Journalisten stand der Schaum vor dem Mund, während das Buch von Autoren wie Will Self gefeiert und seine Autorin von Zadie Smith als „echte Heldin“ gepriesen wurde. Wieder einmal zeigte sich, welche mediale Aufmerksamkeit das Thema Sex auszulösen vermag, zumal sich Holmes nicht vom bigotten Regelwerk der Political Correctness einschüchtern ließ. „Das Ende von Alice“ wird aus der Perspektive von Chappy erzählt, einem pädophilen Kindermörder, der seit 23 Jahren im Gefängnis sitzt. Neben den Szenen aus der Gefängniswelt, die zum Eindrucksvollsten gehören, was man zu diesem Sujet überhaupt lesen kann, erinnert sich der alte Mann an seine Straftat und führt einen Briefwechsel mit einer 19Jährigen, die einen Nachbarsjungen verführen möchte. Verführt werden auch die Leser, mit Tricks, die so alt sind wie die Literatur selbst, die aber gleichwohl nur funktionieren, wenn sie mit einer solchen Meisterschaft angewendet werden, wie sie Amy M. Holmes hier demonstriert. Denn obwohl der alte, vom Stumpfsinn des Gefängnisses gebrochene Chappy als Erzähler ausgewiesen wird, verrät die unerhörte Imaginationskraft und vor allem die Detailgenauigkeit, mit der Chappy aus der Welt der weiblichen Teenager berichtet, dass hier niemand anderes als die Autorin selbst spricht. Sie kennt die Welt der heranwachsenden Töchter auf eine Weise, wie sie sich dem alten Knaben im Knast niemals eröffnen würde. Ihre Erotik besitzt ironische Frische und enthält keine ranzigen Altherrenfantasien. Die Aufgabe der Literatur besteht darin, uns einen Blick in die Innenwelt einer fremden Person zu eröffnen, radikaler als die Amerikanerin kann man dieses Unternehmen kaum betreiben. Mit jedem Buch, das wir lesen, nehmen wir die Stimme eines fremden Menschen in uns auf. Der Blick in die Welt von Mördern ist uns gar nicht so fremd. Die Realität eines Pädophilen ist dagegen schon krass. Aber obwohl Holmes in das Verlies von Chappys Bewusstsein hinabsteigt – man mag sich gar nicht vorstellen, wie sie das während des monatelangen Schreibens ausgehalten haben mag – setzt keine direkte Identifikation mit ihm ein. Außer in seinen Kindheitserinnerungen, die von Einsamkeit und der düsteren Beiläufigkeit des Missbrauchs durch die Mutter geprägt sind, bleibt man stets auf Distanz zu diesem Erzähler. Holmes macht aus dem Monster einen Menschen, und das gelingt ihr mit einem unvergleichlichen Humor. Sie kommt dem Wahn auf die Schliche und zeigt die grausame Seite menschlicher Sexualität. Aber warum sollte man über die Bewunderung des literarischen Handwerks hinaus dieses Buch lesen? Weil Holmes ein einmaliges Portrait der amerikanischen Vorstadt und ihrer Familienstrukturen entwirft, voll spöttischer Ironie und einer unvergleichlich traurigen Note, in der die Einsamkeit der Kinder geschildert wird, für die in der Welt der mit sich selbst beschäftigten Erwachsenen keine Aufmerksamkeit mehr ist. Chappy besitzt sie, und dort beginnt die Tragödie dieser Geschichte. Viele fragen sich, warum ich immer eine Mütze trage. Dabei ist der Grund eigentlich leicht zu erraten. A.M. Holmes und ihr Skandalbuch: Das Ende von Alice Sebastian23 zählt an: Zwanzig – die Videokolumne Ich will wenigstens eine Sache draufhaben. Ansonsten kriege ich nämlich weniger geregelt als ein Streifenpolizist im Zebragehege. Manchmal bin ich einfach lustlos wie Smartphone-Akkus. Dann denke ich Sätze wie: Wenn ich im Funkloch sterbe, verstreut meine Asche über dem O2-Shop. Herrje, dieser Text wird die traurigste Sache, seit Uwe Ochsenknecht versucht hat, seinen Söhnen Namen zu geben. Wilson Gonzales Ochsenknecht und Jimi Blue Ochsenknecht, so würde ich nicht mal einen proktologischen Befund nennen. „Ich habe Ihren Arsch untersucht und es tut mir leid, es Ihnen sagen zu müssen. Aber der eiternde Ausschlag an Ihrem Rektum, das ist Wilson Gonzales.“ „Oh nein, ich hatte gehofft, es sei Silbermond.“ Maulwurf und Schnutenschubs Ich weiß nicht genau, woran es liegt, dass ich schlecht drauf bin. Vielleicht bin ich unterfordert wie ein Chamäleon in Duisburg. Grau, grau, grau und grau. Manchmal aber auch grau. Außer Sonntagnachmittags dann grau. Spaß beiseite. Grau. Ich hatte es früher schon schwer, Freunde zu finden. Meine Mutter sagte, ich solle mir Freunde suchen, die ähnliche Interessen wie ich haben. Also wollte ich mich mit den Maulwürfen anfreunden, weil ich auch gerne Haufen machte. Ich grub mich also bis zu den Knöcheln im Garten ein – kopfüber. Dann konnte ich mich aber doch nicht integrieren, weil ich keine Regenwürmer essen wollte. Beim Angeln hatte ich gelernt, dass da oft ein Haken bei der Sache ist. Mein Ausflug in den Untergrund blieb dann doch ein kurzer Besuch bei der Subkultur. Aber von da an wusste ich: Robin Hood war Dieb, doch ich war deeper. www Ich bin wie eine Tiefgarage: Untenrum gut gebaut Nachdem das nicht geklappt hatte, wollte ich schon die Hoffnung fahren lassen wie einen verpassten Zug. Wir suchten professionelle Hilfe: Mein Kindertherapeut riet nach einem sehr kurzen Gespräch dazu, mir eine Nietenjacke anzuziehen und mich im Stadtpark an den Boden zu binden, um zu sehen, ob vielleicht die Igel auf mich Bock haben. Aber Nietenjacken waren zu teuer. Irgendwann kam mir dann der Gedanke, ich könnte es auf der Suche nach Freunden doch mal mit Menschen probieren. Damals klopfte gerade die Pubertät immer drängender an die Tür. Und mit Tür meine ich Penis. Ich erlernte Brunftverhalten und balzte bald schon recht gekonnt durch das Wochenende. Worauf das hinausläuft, wisst ihr ja alle. Dann bumst man eben, bis man Aids hat oder eine Doppelhaushälfte. Ansonsten sind da ja noch die Igel. FOTO/ TEXT: SEBASTIAN23 A.M. Holmes: Das Ende von Alice. Deutsch von Ingo Herzke. Kiepenheuer & Witsch, 290 S., 19,99 Sebastian23 – Die Video-Kolumne: Auf youtube und auf www.trailer-ruhr.de/literatur-nrw 62 Literatur-Kalender Ruhr 22.03.2011 08.05.2012 Für immer anders – Wenn Familien „Die Essensvernichter“ oder Jeder kann etwas Zeiten derHunger Trauerin erleben gegen den der Welt tun! Lesung und Gespräch mit den Autoren Thurn und Kinder, Jugendliche und Valentin Erwachsene Stefan Kreutzberger haben viele Fragen und Gedanken, Ein Wachrüttelbuch an die Gesellschaft! – Frankwenn lebensbegrenzende Krankheit, furter Allgemeine Zeitung Mit dem Buch „Die der Tod und das,gehen wasÖffentlichkeitskampagnen danach kommt, Essensvernichter“ und vielewird. Verbraucherorganisationen einher. Allein aktuell Gespräch und Vortrag in Deutschland landen bis zuaus 20 Millionen Tonnen anhand von Beispielen der unserer Lebensmittel im Müll. Das Buch enthält eine alltäglichen Trauerpraxis. Vielzahl von Anregungen, wie jeder Einzelne dem Eintritt: 8,00 ¼ - 19.30 Uhr begegnen Skandal der Lebensmittelvernichtung 24.03.2011 Filmemachern kann Schritt Gott sei Dank inein dererster Welt! - zur persönlichen Bewusstwerdung der Problematik sein. Dieses Ein Konzil verändert die Kirche System stinkt zum Himmel!– Dieter Mohr, ARD - titel Auf dertemperamenteWeniger Grundlage der Publikation thesen ist mehr. Unser Konsum ist politisch und unsere Ernährungsweise “Die Kirche der Weltgesellschaft. kann II. dieVatikanische Welt verändern.Konzil Dafür bedarf es aber Taten Das und die statt Warten! Globalisierung des Katholizismus“ Eintritt: 10,00 € – 19.30 Uhr von Dr. Stefan Nacke sollen nach Benedikt XVI. – Der deutsche Papstaus Lesung und einem Impulsreferat des Autors Gespräch mit dem Vatikan-Experten Andreas unterschiedlichen Perspektiven die Englisch Herausforderungen, die1987 heute mit Andreas Englisch lebt seit als Vatikan-Korrespondent in Rom.Vatikanischen Er kennt Joseph Konzil Ratzinger seit 27 dem Zweiten Jahren persönlich und beobachtet ihn als Benedikt für die Menschen verknüpft sind, :8+UGKV$GIKPPFGU2QPVKſMCVUCWUP¼EJUVGT0¼JG diskutiert werden. Er ist Autor der Bestseller „Johannes Paul II.“, Eintritt: - 19.30 UhrWunder der katholischen Habemusfrei Papam“ und „Die Olga Grjasnowa, Foto: René Fietzek Die Literatur-Termine der Region BOCHUM – BAHNHOF LANGENDREER 0234 687 16 10 Helon Habila: Öl auf Wasser Mo 14.5. 19.30 Uhr Die ambitionierte Reihe WortWelten führt diesmal nach Nigeria. Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Autor Helon Habila erzählt von einem Entführungsfall zwischen Ölrausch und Rebellion. BOCHUM – CHRISTUSKIRCHE 0234 96 29 04 19 Durs Grünbein: Aroma. Ein römisches Zeichenbuch Di 29.5. 19.30 Uhr Grünbeins in Zeilen gegossene Eindrücke eines Rom-Stipendiums spalten die Kritik. Von „tollkühnen Analogien“ bis zu „maßkonfektioneller Reiseführerprosa mit Zeilenbruch“ reicht das Spektrum. In Bochum kann man sich nun ein eigenes Bild machen. DORTMUND – HARENBERG CITY CENTER 0231 905 61 66 Wladimir Kaminer: Musikalisch literarische Grüße eines Berliner Russen Mi 16.5. 19.30 Uhr Der Deutschen liebster Russe ist regelmäßiger Gast im Revier und präsentiert diesmal Beobachtungen von seinen Lesereisen – selbstverständlich mit Musik. DORTMUND – MAYERSCHE 0231 80 90 50 Gabrielle Wollenhaupt: Grappa lässt die Puppen tanzen Do 31.5. 20.15 Uhr In Bierstadt wird der Straßenstrich geschlossen – als Reporterin Maria Grappa über die Räumung berichten will, stolpert sie prompt über eine Frauenleiche … ESSEN – MUSEUM FOLKWANG 0201 884 54 44 Ein Portrait des Künstlers als junger Mann Fr 25.5. 20 Uhr Der Roman von James Joyce liegt aktuell in einer Neuübersetzung von Friedhelm Rathjen vor. Der Übersetzer lässt im Gespräch in seine Werkstatt blicken. ESSEN – UNPERFEKTHAUS 0201 84 73 50 Stefan Sprang: Fred Kemper und die Magie des Jazz Di 29.5. 19.30 Uhr Jazz im Ruhrgebiet der ausklingenden 1960er Jahre – ein Schicksal zwischen der Liebe zur Musik und der Liebe des Lebens. ESSEN – CAFÉ CENTRAL IM GRILLO THEATER 0201 812 20 Der Literarische Salon: A. L. Kennedy Mi 9.5. 20 Uhr 31.05.2012 GELSENKIRCHEN – CONSOL THEATER 0209 988 22 82 Druckstellen-Lesetour Fr 11.5. 20 Uhr Die Lesetour zum Ruhrgebiets-Literaturwettbewerb geht weiter. Einige der in der Druckstellen-Anthologie vertretenen Autoren werden unterstützt von Schauspielern. HERNE – ALTE DRUCKEREI 1926 02323 14 76 70 www 30.03.2011 Hans Hatt: Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken Do 24.5. 19 Uhr Prof. Hans Hatt, die „Nase der Ruhruni“, hat unter anderem die erfolgreiche Ausstellung „Himmlische Düfte und Höllengestank“ initiiert und weiß Fachleute wie Laien für sein Thema zu begeistern. DUISBURG – KULTURZ. HUNDERTMEISTER 0203 279 16 Mischa Sarim Verollet Mi 9.5. 20 Uhr „Wie mich die Musikkapelle Slayer zum RECKLINGHAUSEN – RUHRFESTSPIELE Mann machte“ – so lautet einer der Texte, 02361 91 80 mit dem der junge Poetry Slammer bei You- Christian Brückner: Die Reise nach tube zu erleben ist. Weitere Texte um Sex, Petuschki Drugs und Rock’n‘Roll sind versprochen. So 13.5. 20 Uhr Wenedikt Jerofejews Roman ist ein KlassiESSEN – ZENTRALBIBLIOTHEK ker der hochprozentigen absurden Literatur. 0201 884 24 20 „The Voice“ wird musikalisch unterstützt Mirjam Pressler: Ein Buch für Hanna von seinem Sohn Kai Brückner. Mi 9.5. 20 Uhr In ihrem neuen Buch erzählt die renom- WITTEN/HERDECKE – UNIVERSITÄT mierte Jugendbuchautorin vom wahren 02302 92 60 Schicksal der 14jährigen Hanna, die aus Nazi-Deutschland nach Dänemark flieht Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der und dennoch der Deportation nach There- Birken liebt So 13.5. 20 Uhr sienstadt nicht entkommen kann. trailer-Empfehlung auf den Auswahl-Seiten kann! Das Gespräch mit den beiden Autoren und Empfehlungen von Frank Schorneck Der Kalender wird präsentiert von: Literaturmagazin, im Bahnhofsbuchhandel, www.Die-Lust-am-Lesen.de 63 05.06.2012 Kirche“. Als Journalist schreibt Andreas Englisch auchhohe für die Kunst Printmedien. Seine Beiträge beschreiDie der Weltrettung ben eine spannende Wirklichkeit zwischen RealpoliDas Komischste aus dem wirklich tik und Mysterium. wahren Leben mit dem Eintritt: 9,00 € – 19.30 Uhr Kabarettisten Kai Magnus Sting „Shakespeares Hühner“ Lesung und Gespräch Als Rastelli der gesprochenen und mit dem Autor Ralf Rothmann geschliffenen Rede, als gnadenloser In einer der neuen Erzählungen Ralf Rothmanns Menschenbeobachter und Menschendenkt Fritzi, eine junge Gitarristin, über William 5JCMGURGCTGPCEJWPFſPFGVœ8GTINKEJGPOKVFGP kenner, als Parodist des Lebens, 5QTIGPWPF0ÑVGPUGKPGTſPUVGTGP)GUVCNVGPUKPFYKT Terrorist des Wortes und Meister des eigentlich nur Hühner oder? Shakespeares Hühner.“ Zwischenmenschlichen hat Sting seine Dramatische oder auch beglückende Wendepunkte Lieblingsnummern im Buch, Gepäck undSprache die im Leben schildert dieses dessen durch eine magische Genauigkeit besticht. ein oder andere neue Geschichte. Eintritt: 12,00 € – 19.30 Uhr Eintritt: 10,00 ¼ - 19.30 Uhr Kartenvorverkauf Medienforum des Bistums Essen Zwölfling 14 / 45127 Essen Tel.: 0201 / 2204-274 Fax: 0201 / 2204-272 [email protected] RuhrKunst Simone Nieweg, Junge Kohlfelder, Meerbusch-Büderich, 2005, C-Print (Ausschnitt), © Simone Nieweg In der Natur draußen Das Museum Quadrat in Bottrop zeigt die Fotografien von Simone Nieweg Eines teilen diese großformatigen Farbfotografien schon von draußen, durch die Fensterfront des Museum Quadrat mit: Simone Nieweg bleibt sich in ihrer Kunst treu, auf eine fabelhafte Weise. Das Josef Albers Museum in Bottrop zeigt einen Überblick über ihre Bilder der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte, mit Schwerpunkt auf der jüngsten Zeit. In allen Werkgruppen bildet Simone Nieweg konstant die Natur unserer Zivilisation ab. Teils ragen Bäume oder Hütten, Lauben im Vordergrund auf, teils fluchten Felder und Äcker in die Bildtiefe. Simone Nieweg zeigt Grabeland an der urbanen Peripherie und Streuobstwiesen, Waldstücke und deren Lichtungen. Zwischen die Pflanzungen sind Pflöcke gesetzt, oder fern am Horizont ist die Silhouette von Gebäuden zu sehen. Aber die Schilderung des Eingriffs in die Landschaft oder deren Bebauung bleibt unaufdringlich, auch dann wenn sie selbst zum Thema wird, etwa bei den etwas chaotisch wirkenden temporären Hütten mit ihren farbigen Tonnen oder Gerätschaften für die Bewirtschaftung. Simone Nieweg wurde 1962 in Bielefeld geboren. Sie hat an der Düsseldorfer Kunstakademie in der Fotoklasse von Bernd Becher studiert, aus der etwa auch Candida Höfer, Andreas Gursky und Thomas Struth stammen. So verschieden diese Fotografen sind und sich natürlich auch von Bernd und Hilla Becher unterscheiden, gemeinsam ist ihnen doch die Konzentration auf wenige Sujets, der überschauende Blick aus der Distanz, das Interesse für die Spuren unserer Zivilisation (oft als Architektur) und die handwerkliche Brillanz. All das kennzeichnet auch die fotografischen Bilder von Simone Nieweg. Aber sie ist doch hingebungsvoller in ihrer Thematik. Ihr liegt am Vergegenwärtigen und Vertiefen der jeweiligen Atmosphäre aus Vegetation, Dichte des Blattwerks, Berührtheit und Unberührtheit der Natur, Tages- und Jahreszeit. Zumal in ihren neueren Bildern setzt sich Simone Nieweg ganz der Natur aus. Und doch liegt auch da die analytische Erfassung des Naturraumes vor, welcher der Versorgung des Menschen dient und mehr und mehr domestiziert ist. Künstlerin mit der Kamera Die Ausstellung im Museum in Bottrop ist ein Erlebnis für die Augen. Auch wenn die Bilder von Simone Nieweg gleißendes Licht und extreme Schattenwirkungen vermeiden, so überwältigt doch die Mannigfaltigkeit vermeintlich vertrauter Natur. In jedem Bild finden sich unendlich viele Abstufungen von Grün oder von Braun, die man in der Landschaft draußen kaum registriert. Die meisten der Bilder in Bottrop sind als Großformat abgezogen und entfalten umso mehr die Schönheit der Natur, auch dann sind sie alles andere als spektakulär. Zugleich besitzen die Darstellungen in ihrer Präzision, mit der Erdfurchen, Grashalme und Blätter erfasst sind, etwas Intimes. Das hängt auch damit zusammen, wie Simone Nieweg komponiert, wie die Darstellungen im Vordergrund ansetzen und dass der Hintergrund durch den Horizont „geortet“ ist und zugleich eine Dimension von Raum erhält, welche dem Geschehen weitere Ruhe verleiht. Man ahnt einen Windzug, der durch das Geäst fährt, meist kennzeichnet etwas Sonntägliches die Stimmung. Von Mal zu Mal klingt Arkadien an. Mit diesen Impressionen und ihrer formalen Ordnung greift Simone Nieweg kunsthistorische Traditionen der Landschaftsmalerei auf, mit zeitgenössischen Mitteln. Simone Nieweg findet die Motive ihrer Bilder in der Umgebung von Düsseldorf, am Niederrhein oder auf der Schwäbischen Alb und auf Fahrten in Frankreich. Im Gespräch berichtet sie, dass die Suche zunächst gar nicht so zielgerichtet sei, sie dann aber eine Situation in der Landschaft entdecke, der sie nachgehe. Für die sie sich vielleicht erst allmählich entscheidet und die sie mit dem Standort der Aufnahme und dem erforderlichen Licht konkretisiert. Die Komposition hin zur Gültigkeit als Bild, unabhängig vom Motiv, überprüft sie übrigens, indem sie die Darstellung in der 13x18-Plattenkamera kopfstehend sieht. www Der Direktor des Bottroper Museums Heinz Liesbrock hat – wie schon bei früheren Ausstellungen – einige fotografische Bilder von Simone Nieweg in den Albers-Trakt gehängt. Meist machte dies Sinn, um im Dialogischen weitere Qualitäten der unterschiedlichen Werke herauszuarbeiten. Bei der Fotografie von Simone Nieweg aber funktioniert das nicht wirklich. Aussagekräftiger ist hingegen, dass die Natur des Stadtgarten hier gleichzeitig durch die Fensteröffnungen zu sehen ist. Und immerhin sind auf diese Weise einige Fotografien zu sehen, die nicht in die Auswahl im Wechselausstellungsraum zu integrieren waren, so eindrucksvoll sie auch sind. Dies gilt etwa für die vier Schneebilder aus dem Zeitraum von 1998 bis 2011. Das Früheste und das Älteste davon sind am gleichen Ort aufgenommen, auf dem Frölenberg bei Bielefeld. Beide Male ist der verschneite Buchenwald zu sehen. Die Fotografie von 1998 ist aus einer attraktiven Perspektive entstanden, weil sie den Waldweg fokussiert, der sich hier in die Tiefe zieht und damit eine Symbolik trägt, die an die Malerei der deutschen Romantik erinnert. Auf der Fotografie von 2011 prallt der Blick hingegen auf den Wald. Ohne Belaubung wirken die Baumstämme auseinander gerückt und vereinzelt, nun fehlt jede Orientierung. Und dann stellen wir fest, dass es hier um die Erfassung und Verdeutlichung des Ganzen geht, indem hinter den Bäumen die Kuppe des Berges frei liegt. Vielleicht geht es bei ihren Fotografien ja überhaupt um den verschwiegenen Eigensinn der Natur, um ihren Reichtum und ihre Selbstbehauptung, wie sehr wir auch in sie eingreifen. THOMAS HIRSCH „Simone Nieweg – Natur der Menschen“ I bis 27.5. Josef Albers Museum. Quadrat Bottrop I www.quadrat-bottrop.de 64 Sammlung Es gab einmal technischen Fortschritt mit allen Mitteln: „CyberneticSeance“ 2009, © Suzanne Treister „Und das ist nicht so weit entfernt von dem, was wir Realität nennen“ Der Hartware MedienKunstVerein zeigt Einzelausstellungen von Suzanne Treister Francis Hunger, die in einen Dialog miteinander treten „HEXEN 2.0“ von Suzanne Treister ist die Fort- gar keine Fiktion ist, obwohl es in dem Gewand dasetzung ihres Projekts „HEXEN 2039“, das sich herkommt. Deswegen glaube ich, dass wir noch mit künstlerisch mit möglichen neuen Technologien sehr viel rechnen müssen. für die psychologische Kriegsführung beschäftigte. Die Recherchen von Treister führen jetzt Der Okkultismus kommt auch wieder auf uns zu? zurück zu den Teilnehmern der wegweisenden Ich bin ja nicht so ein Anhänger von Okkultismus. Macy-Konferenzen (1946-1953), deren pri- Aber es ist schon interessant, wenn man sich die märes Ziel es war, die GrundTechnologiegeschichte zum Bei„Von diesen merkwürdigen lagen einer neuen, allgemeinen spiel in den Vereinigten Staaten Dingen existieren mehr, als in Wissenschaft über die Funkansieht, dass da in der Tat immer den Medien darüber steht“ tionsweisen des menschlichen noch mit Technik gearbeitet oder Geistes zu entwickeln, aus dem auch das Inter- geforscht wird, die man normalerweise okkulten net entstand. Doch immer stehen hinter der hi- Gebieten zuordnen würde. „Remote Viewing“ zum storisch verbürgten Forschungsarbeit auch die Beispiel, heißt übersetzt „Fern-Sehen“, ist also die Regierungsprogramme zur Massenkontrolle. Fähigkeit, die manche Menschen haben, entfernte Die Ausstellung „History has left the Building“ Dinge zu sehen oder auch Grundrisse von entfernten von Francis Hunger thematisiert die Hoff- Häusern zu zeichnen. Die Medien berichten ab und nungen und Visionen, die in den staatlich or- an, dass da in den Gängen der Geheimdienste und ganisierten Utopien des 20. Jahrhunderts mit Militärs durchaus mit solchen technischen Sachen der Entwicklung neuer Technologien verbunden gearbeitet wird. Und das ist nicht so weit entfernt waren, und erinnert an die Opfer dieses tech- von dem, was wir Realität nennen. nologischen Fortschritts. Hungers künstlerische Narrationen in Form von Installationen, Perfor- Und mit Francis Hunger kommt noch mehr mances und Hörspielen reflektieren die neural- Technologie? gischen Kristallisationspunkte zwischen Tech- Francis Hunger beschäftigt sich mit der anderen Seinologie und Ideologie, welche Rückschlüsse auf te des ehemaligen Eisernen Vorhangs. Während sich die gesellschaftliche Verfasstheit vor und nach Suzanne Treister an der westlichen Technologiegedem Zusammenbruch des Kommunismus zulas- schichte abarbeitet, also auch mit dem Internet als sen. trailer sprach mit der Kuratorin Inke Arns. vorrangig amerikanisches Phänomen, dessen ganze Forschung 1957 über den Sputnik-Schock ausgelöst trailer: Frau Arns, erst der Kampf ums Öl, jetzt wurde, hat Francis Hunger umfassend zur Technodie Auseinandersetzung mit Utopien im Dort- logiegeschichte in der Sowjetunion recherchiert und munder U, ist Medienkunst per Definition ge- untersucht in seiner Ausstellung beispielsweise einen obskuren sowjetischen ternären Computer, den Sesellschaftspolitisch? Inke Arns: So wie ich sie zeige, ist sie es durch- tun-Computer, der in den 1950er Jahren entwickelt aus. Medienkunst ist nicht per se apolitisch oder worden ist und eben nicht auf einem binären, sonper se politisch. Das ist immer die Frage, für was dern einem ternären System (0, 1, -1) basiert. Auch man sich interessiert. Ich interessiere mich für beschäftigt er sich mit der Kosmonautengeschichte künstlerische Positionen, die durchaus auch poli- Ende der 1970er Jahre in der Sowjetunion anhand tische Thesen vertreten. der Kosmonautin Irina Ewgenia Schukowa, die parallel zu Valentina Tereschkova ausgebildet worden Was kommt nach Suzanne Treisters psycholo- ist, dann aber, so Francis Hunger, obwohl qualifigischer Kriegsführung auf uns zu? zierter, aufgrund von ideologischen Gründen nicht Schauen wir uns mal ihre Tarotkarten hier an der für den ersten Weltraumflug ausgewählt wurde. Wand an. Jede dieser 70 Unikat-Karten ist in sich so komplex, dass jede gleichzeitig ein Thema für Und zum ternären Computer von Nikolai Bruseine Doktorarbeit sein könnte. Das Interessante der senzow macht Hunger eine Performance? ganzen Ausstellung von Suzanne Treister ist, dass Es gibt fünf Termine, an denen Francis Hunger imsie die Grenze zwischen Fakten und Fiktion ver- mer samstags und sonntags hier anwesend sein mischt, und das Interessante und teilweise auch wird. Er hat dafür einen riesigen InformationsschalSchockierende ist, dass viel von dem, was wir sehen, ter aufgebaut, wo man sich dann an der langen www 65 Schlange anstellen kann, und wir vermuten, dass sich sehr lange Schlangen bilden werden. Hier gibt der Künstler Auskunft auf die Fragen der Besucher, die sie möglicherweise zu diesem seltsamen ternären Setun-Computer haben. Wären das also die zukünftigen Systeme der sozialen Manipulation? Das kann ich nicht genau sagen. Auch Francis Hunger oder Suzanne Treister können das wohl nicht so genau sagen. Ich denke, Treister zeigt, dass die Realität um uns herum komplexer ist, als wir normalerweise annehmen. Dass von diesen merkwürdigen Dingen mehr existieren, als das, was in den Medien darüber steht. Ich glaube, es geht in beiden Ausstellungen in erster Linie um eine Schärfung von Wahrnehmung. Zu merken, dass das Internet mal richtig gefährlich werden könnte? Ich glaube nicht, dass sie sagen würden, dass das Internet gefährlich werden könnte. Was sie interessiert, ist zu schauen, in was für historischen Kontexten das System überhaupt entstanden ist. Das ist uns heute gar nicht mehr bewusst, aus welchen Gründen das frühe Internet entstanden ist, aus was für Phantasien, Erwartungen, auch den Dystopien, die sich daran geknüpft haben. Und was für Drogengeschichten damit zusammenhängen. Das ist eine hochkomplexe Geschichte. Treister will schon auf die wahnsinnige Präsenz dieser Systeme hinweisen – das auf jeden Fall. Aber ich glaube nicht, dass sie soweit gehen würde zu sagen, das Internet ist das neue Kontrollinstrument. Wobei Facebook ... Also hilft uns nur noch die personifizierte Erde, Gaia? Genau (lacht). INTERVIEW: PETER ORTMANN ZUR PERSON Inke Arns, geboren in Bonn, hat von 1988 bis 1996 ein Studium der Slawistik, Osteuropastudien, Politikwissenschaften und Kunstgeschichte in Berlin/Amsterdam absolviert und 2004 ihre Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin mit einer Dissertation zum Paradigmenwechsel der Rezeption der historischen Avantgarde und des Utopie-Begriffs in (medien-)künstlerischen Projekten der 80er und 90er Jahre in Ex-Jugoslawien und Russland abgelegt. Seit 2005 ist sie Künstlerische Leiterin des Hartware MedienFoto: Viviane Wild KunstVereins Dortmund. Ruhrkunst Kirsten Krüger, Dinner, 2000, Alge, Kunststoff, Silikon, © VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Kirsten Krüger Caroline Bayer, Komplex, 2012, Installationsansicht Kunstmuseum Mülheim, © VG Bild-Kunst, Bonn; Foto: Caroline Bayer Blick in die Ausstellung, Foto: PEL Das wahre Leben Ortsbestimmungen Maximale Übersicht Der Ort stimmt. Die Installationen von Kirsten Krüger entfalten vor allem in den Kabinetten des Wittener Museums, mit der Sachlichkeit des hellen Steinbodens und nur wenigen begleitenden Collagen und Zeichnungen an der Wand, ihren Reiz zwischen filigraner mehrteiliger Skulptur und pittoreskem räumlichen Ereignis, dessen Protagonisten außer Haus sind. Sie tragen den Charakter von unbelebt-beseelten Theaterszenen, die, wie durch einen Mechanismus ausgelöst, dann einsetzen, wenn ein Besucher den Raum betritt. Und sie besitzen etwas Intimes, das auratisch aufgeladen ist. Meist zeigen diese Installationen Einblicke ins private Leben; zu sehen ist der Ankleidetisch mit Spiegel, das Bett, eine gedeckte Tafel. Vieles davon findet draußen statt; tatsächlich ist in allen Werken die Natur der Tiere und der Pflanzen anwesend, der Mensch ja auch, aber nur mit seinen Spuren. Suggeriert werden eine traute Selbstvergessenheit und friedfertige Idylle. Doch schaut man genauer hin, so ist nichts mehr so, wie es eben noch war – der Traum kippt mitunter ins Alptraumhafte, die Tiere wirken mutiert, die Materialien sind künstlich. Gegenstände und Blattwerk beginnen plötzlich zu leben, bisweilen scheint man sich in einem Schauerroman wiederzufinden, oder wirken da nur feine Täuschungsmanöver zusammen? Einen Schlüssel zum Werk von Kirsten Krüger, die 1966 in Lübeck geboren wurde und an der Düsseldorfer Kunstakademie bei Klaus Rinke studiert hat, bildet die früheste Arbeit der Ausstellung: Bei dieser Wandarbeit (1996) hängen in drei Reihen jeweils fünf kurze Filmstreifen an Wäscheklammern. Jeder Streifen schließt mit einem Zettel ab. In der ersten Reihe steht darauf: „Zwei Frauen reden auf einem Balkon. 1,7 Sec.“, in der zweiten: „Ein Mann stirbt in einem Flugzeug. 1,5 Sec.“, in der dritten: „Ein Kind spielt mit einem Hund im Park. 1.9 Sec.“. Unterschiedliche alltägliche Beobachtungen sind konstatiert, sie sind entschleunigt und wortwörtlich der Zeit entrissen. Sie erhalten Einzigartigkeit, um für ihr Besonderes, ihre Größe und ihre Tragik zu sensibilisieren – nun wirklich als Teil unseres Lebens.. Die Ausstellung im Kunstmuseum beginnt im Treppenhaus. Auf dessen Rückwänden hat Caroline Bayer breite schwarze Klebestreifen so angebracht, dass sie mit den weißen Zwischenräumen eine ornamentale Fläche, aber auch eine perspektivische Flucht bilden. Caroline Bayer bezieht sich auf die Fassaden der Hochhäuser am Forum und hat dazu eine Struktur angelegt, die mit der Bewegung des Betrachters aktiviert wird. Das ist der eine Beitrag von Caroline Bayer (geb. 1973); der zweite befindet sich in einer Halle des Obergeschosses. Auch da wendet sich Bayer dem Forum in Mülheim zu, seiner architektonischen Anlage nach dem Grundriss-Plan des einstigen City-Centers. Sie hat den Grundriss in 29 Segmente zerlegt, die nun als weiße, gleich hohe, aber unterschiedlich geformte plastische Module im Raum angeordnet sind, teils liegen, teils stehen und bisweilen verschränkt sind. Zu sehen ist ein hintergründiger Konstruktivismus, der primäre Strukturen im Städtebau dekliniert. Die Arbeiten der zweiten Künstlerin, der Kölnerin Silke Schatz (geb. 1967), die für sich in der gegenüberliegenden Halle gezeigt werden, gehen verwandten Fragen nach. Silke Schatz wendet sich der Verfasstheit von Architektur zu, mit sparsamen Mitteln, meist mit wenigen Farben und ebenfalls in linearer Übersetzung. Teil ihrer Ausstellung ist eine großformatige zweiteilige Zeichnung. Man muss sich in die zarten Bleistift- und Buntstiftlinien einsehen, um die Zerlegung von Räumen zu erkennen, in die eine liegende Frau als Orientierung eingezeichnet ist. Das Holzmodell, das davor auf Augenhöhe im Ausstellungsraum einzusehen ist, zeigt ebenfalls eine Raumfolge. Tatsächlich handelt es sich bei Beidem um die Wohnung in Hannover, in der Silke Schatz aufgewachsen ist. Gewiss spielt die Rekonstruktion der kindlichen Perspektive eine Rolle, welche die Räume in ihrer Aufladung und „Größe“ steigert. Alles, was zunächst knapp und nur wenig attraktiv schien, erweist sich als großzügig und vielsagend – auch das trifft auf die Beiträge beider Künstlerinnen zu. Der erste Blick fällt auf eine ungestüme Großradierung von Barbara Grosse (Linien im Raum, 2010), daneben sprudelt unter Flutlicht eine Brunnenskulptur auf ihrem Sockel (Gabriele Schmitz Reum, 2011), danach kommen Arbeiten des renommierten Bochumer Bildhauers Friedrich Gräsel (Jg. 1929) aus den 1980ern. Alle drei Jahre findet die große Übersichtsausstellung „bochumerkünstler“ im Kunstmuseum der Ruhrmetropole statt, eine Kooperation mit dem Bochumer-Künstlerbund. 80 Arbeiten von 51 Künstlerinnen und Künstlern werden 2012 ausgestellt. Viel Grafik, viel Malerei, aber auch raumgreifende Installationen. Eine davon ist Chain Code, eine Arbeit von Monika Ortmann, die kurz vor Ausstellungsbeginn fertig wurde: Die riesige Perlenschnur-Installation aus Papierfäden-Knäueln weist den Weg in den ganz großen Saal des Musentempels – hier durfte der Künstlerbund in den letzten Jahrzehnten nicht immer ausstellen. Aber gelohnt hat es sich, sehr abwechslungsreich und visuell positiv verwirrend ist die Schau des künstlerischen Potentials der Stadt geworden. Mitten drin steht eine Sänfte der Holländerin Dini Thomsen von 2010, die von der Sehnsucht erzählt, getragen zu werden, etwas weiter hat Irmgard Potthoff ein Uhrengehäuse mit Todesanzeigen gefüllt, Lebenszeiten (2011) heißt das Objekt mit Podest. Natürlich ist bei so einer Menge Kunst von so einer Menge Künstlern auch der übliche Querschnitt durch die verschiedenen traditionellen Techniken vorhanden, auch Fotoserien und Video, sehenswert der Loop „Punks“ (2011) von Martin Brand, der inzwischen als freischaffender Künstler in Köln lebt und arbeitet. Inzwischen hat der Besucher auch die letzte Ecke des Raumes erreicht, nimmt jetzt auch komprimiert die Malerei an den Wänden und die bekannten Sujets wahr. Helmut Meschonat zeigt eine seiner verzwickten Vierkant-Strukturen im Perspektivchaos (Bild 2/10 von 2010), auch Zarko Radics bunt-abstrakte Arbeit „Ikarus“ (2010) leuchtet in der Ferne. Beinahe übersehen hätte ich das augenzwinkernde Werk von Präparator Günter Filla. Er hängte für „Im Fluge vergangen“ (2010) 12mal Geflügel aus Gips an die Wand. Lecker. „Kirsten Krüger – Unwegsames Gelände/rough terrain“ bis 20.5. I Märkisches Museum Witten www.kulturforum-witten.de „Caroline Bayer / Silke Schatz – Raum-Zeichnungen“ bis 28.5. I Kunstmuseum Mülheim in der Alten Post www.muelheim-ruhr.de „bochumer künstler 2012“ bis 5.5. I Kunstmuseum Bochum 0234 910 42 30 K. Krüger im Märkischen Museum Witten THOMAS HIRSCH Caroline Bayer und Silke Schatz in Mülheim www THOMAS HIRSCH 50 66 Bochumer Künstler im heimischen Museum PETER ORTMANN Kunstwandel Kunst in NRW Artur Zmijewski: Democracies, 2009, courtesy Foksal Gallery Foundation Hans Arp, Wolkenmuschel, 1932-49, © VG Bild-Kunst, Bonn, Foto: Nic Tenwiggenhorn Provokation der Sinnesorgane Verwandlungen der Realität Ohrenbetäubender Lärm und die völlige Reizüberflutung der Augen. Wie ein Gladiator im römischen Kolosseum kommt sich der Besucher vor, eigentlich fehlen nur noch die Löwen. Dabei entsteht diese Assoziation ausschließlich aus den Vorgängen auf den Flachbildschirmen an der Wand, deren Bilder kaum fassbar sind und deren Geräuschkakophonie ein Verbleiben schwierig macht, auch zu einer körperlichen Anstrengung. Zum Auftakt des Kulturaustauschprogramms „Klopsztanga. Polen_grenzenlos_NRW“ zeigt der Hartware MedienKunstVerein (HMKV) in der dritten Etage des Dortmunder U die seit 2009 immer weiter wachsende Installation „Democracies“ des polnischen Künstlers Artur Zmijewski. Körperlichkeit war immer Teil dessen Arbeit, so filmte er eine unheilbar kranke Frau, die nur unter Schmerzen ihren Alltag bewältigte, oder er schleuste Laiendarsteller in ein Konzentrationslager ein und filmte, wie sie in der ehemaligen Gaskammer nackt „Fangen“ (The Game of Tag, 1999) spielen. Jetzt werden die Zuschauer selbst von extremen Ritualen demokratischer Öffentlichkeiten attackiert. Von Thomas Hirsch Zwei herausragende Künstler-Museen weit über unsere Region hinaus sind das Max Ernst Museum des LVR in Brühl und das Arp Museum im Bahnhof Rolandseck bei Remagen, die – in ihrer jetzigen Form – beide erst vor ein paar Jahren eröffnet wurden. Das Max Ernst Museum und das Arp Museum berühren mit ihren Protagonisten verwandte künstle„Künstlerische Avantgarde rische Fragestellungen. Hans Arp und Max ihrer Zeit“ Ernst waren zeitgleich tätig; sie gehören stilbildend zur künstlerischen Avantgarde ihrer Zeit. Beide sind wichtige Vertreter der deutsch-französischen Kunst, die von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die Nachkriegszeit wirken, als Weltkünstler und Weltbürger. Der polnische Künstler Artur Zmijewski beim HMKV im Dortmunder U Die Videos dokumentieren scheinbar wahllos – und wahrscheinlich ist die Auswahl tatsächlich wahllos – politische Willensbekundungen im öffentlichen Raum. Zmijewski lässt sie nebeneinander aufgereiht aufeinanderprallen: Demonstrationen für das Recht auf Abtreibung oder mehr Lohn, aber auch Militärparaden, nachgestellte historische Schlachten, stockbesoffene Fußballfans grölen für Deutschland bei der EM im eigenen Land, selbst die Beerdigung Jörg Haiders wird für die Anhänger der Kärntner FPÖ zur Demonstration, „dass ihr Führer nicht sterben kann“. Alles findet gleichzeitig statt, doch niemals gleich, denn die Loops haben unterschiedliche Laufzeiten, die auch die Optik immer wieder verändern. Formal hält sich Zmijewski damit aus den filmischen Sequenzen heraus, er produziert sie nicht, er nutzt die Gegebenheiten für die künstlerische Auseinandersetzung mit demokratischen Gesellschaftsformen, die sich zum Teil auch definieren als zwanghaft systemimmanenter Ausbruch unendlicher Positionen, deren Veröffentlichung heute Teil des Alltags, in der Summe aber bedeutungslos ist. Die schlüssigen Proteste lösen sich dagegen unter dem Strich auf, werden aufgesaugt von der Szenerie. Der Pole, der parallel auch die 7. Berlin Biennale kuratiert, bleibt also auch in seiner installierten Tatbestandsaufnahme pessimistisch wie eh und je, die Demonstrationen verkommen zur Pose ohne Haltung, zur Aussage ohne Kausalität, im Dauerbeschuss werden sie wenigstens Kunst. Ganz anders ist da, wenn die unter den Flachbildschirmen hängenden Kopfhörer benutzt werden. Jetzt punktiert der Besucher den flimmernden Kosmos, jetzt muss er die Intention der öffentlichen Meinungsäußerungen wahrnehmen, vereinzelt den Gruppen gegenübertreten. In vielen Fällen dürfte das ziemlich unangenehm werden. PETER ORTMANN Ausstellungen im Bahnhof Rolandseck und in Brühl Derzeit zeigt das Arp Museum einen konzentrierten Einblick in die Arbeitsverfahren von Hans Arp, in einer Gegenüberstellung mit dem Schaffen seiner Frau Sophie Taeuber-Arp. Der Schwerpunkt liegt auf seinen frühen Collagen und biomorphen Reliefs, mit denen er als Hauptvertreter einer organischen Abstraktion gilt. Jedoch hat Arp seine Werke nicht am Reißbrett entworfen, sondern in der Natur gefunden; so dienen Wolken und Blätter als Inspirationen. Arp, der zeitweilig den Dadaisten angehörte und sich teilweise auch auf die Surrealisten bezog, wandte sich zudem der Sprache in ihrer Vielschichtigkeit und Bildlichkeit zu; er kombiniert und bleibt spielerisch, verknappt dabei aber auch und präzisiert. Demgegenüber arbeitet Sophie Taeuber-Arp konkret und geometrisch. Ihr vorrangiges Betätigungsfeld ist die angewandte Kunst; ihre Verdienste liegen besonders in Entwürfen zur Architektur und zur Innenausstattung von Räumen. In Rolandseck gibt es nun aus beiden Bereichen Etliches zu sehen, dass sich wiederum im Dialog mit Hans Arp weiter erschließt. www Auch in Brühl ist das Werk der Ehefrau eines berühmten Künstlers ausgestellt Niki de Saint Phalle, die mit Jean Tinguely verheiratet war, gehört zu den bekanntesten Vertretern einer Kunst, die mit den Möglichkeiten des Realismus „spielt“. Die irreale Umformung geht mit einem freien Zugriff in der Malerei und bei den Plastiken einher. Oft wirken ihre Arbeiten üppig, barock, tragen aber auch die ernste Note einer persönlichen Auseinandersetzung und Verarbeitung. Im Zentrum der Ausstellung in Brühl stehen nicht die spektakulären „Nanas“, die monumentalen farbigen Frauenfiguren, die zum populären Teil der Kunstgeschichte nach 1945 gehören, sondern die frühen Malereien und Materialcollagen, die mehr das dicht Verwobene und die Kombinatorik kennzeichnet, welche aus dem gesteuerten Zufall erwächst. Das aber haben diese Bilder mit dem Werk des Hausherren in seiner Heimatstadt mit Max Ernst gemeinsam, und übrigens auch mit Hans Arp. Um wesentliche Impulse in der Kunst des 20. Jahrhunderts anschaulich zu erfahren, bieten die beiden Thomas Hirsch Ausstellungen hinreichend Ansätze. Zu sehen sind sie eiKunsthistoriker, Kurator und Journalist nen Katzensprung voneinander entfernt. „Hans Arp – Wolkenpumpen“ I bis 27. Januar 2013 Arp Museum Bahnhof Rolandseck I www.arpmuseum.org „Niki de Saint Phalle – Spiel mit mir“ I bis 3. Juni Max Ernst Museum Brühl I www.maxernstmuseum.lvr.de Artur Zmijewski: Democracies bis 22. Juli I HMKV Dortmund 0231 496 64 20 67 67 El Greco Das Aufsehen erregende Werk El Grecos (1541-1614) wurde erst um 1910 durch das Tagebuch Spanische Reise von Julius MeierGraefe bekannt. Die Schau „El Greco und die Moderne“ rückt zum ersten Mal in Deutschland diesen Maler ins Zentrum der Betrachtung. Untersucht wird auch die Begeisterung vieler Künstler. präsentiert: Kunst culture club National Nati onal na Gal G lery ery r of o Art, Art Was Washing Wa hing hin in ton, Samu m el H. H. KKress e Coll Collecti ection on 1946. 946 18.1 Museum Kunstpalast Ehrenhof 4-5, Düsseldorf www.smkp.de trailer verlost 3x2 Karten E-Mail bis 30.5. an [email protected], Kennwort: El Greco 28.4.-12.8. zentral in dortmund-hörde. unsere nächsten termine: donnerstag 3.5. literatur: sascha pranschke. veits tanz. krimi. 19 uhr. freitag 11.5. literatur: mechtild borrmann. wer das schweigen bricht. krimi. 20 uhr. freitag 18.5. literatur: mirko kussin u. tobias wimbauer. hundert dinge. lebenswelten. 20 uhr. donnerstag 31.5. forum: peter dahmen. pop up! papierkunst, herzblut und millionen klicks. 20 uhr. mittwoch 6.6. forum: kai schäder. durch den wilden osten. reiseerlebnisse. 20 uhr. eintritt 8 euro / erm. 6 euro. wir empfehlen telefonische reservierung. an der schlanken mathilde 3 . 44263 dortmund tel. 0231.286 58 39-0 fax. 0231.286 58 39-9 . [email protected] . www.transfer-dortmund.de YÜKSEL ARSL AN ARTURES www Yüksel Arslan, arture 183, 1976, Michel Haberland Collection, Ivry-sur-Seine DAD O DANSE MACABRE CAROL R AMA BÖSE ZUNGEN 21.4. – 24.6.2012 Kunsthalle seitenlichtsaal Peter Land. Springtime Koo Jeong A 21. April – 20. Mai 2012 31. Mai – 24. Juni 2012 www.kunsthalle-duesseldorf.de Die Kunsthalle Düsseldorf wird gefördert durch Ständiger Partner der Kunsthalle Düsseldorf Die Ausstellung Yüksel Arslan. Artures wird gefördert durch 68 Kunsthalle seitenlichtsaal wird unterstützt durch Kunst-Kalender Markus Lüpertz, Das Urteil des Paris, 2010, Mischtechnik auf Lw, 4-teilig, © M. Lüpertz, courtesy Gal. Michael Werner ,Ê/Ê ",<" / Die Kunst-Termine NRW Nicola Schrudde bis 29.4. Objektkunst mit den Mitteln der MalereiBOCHUM – Kunstmuseum www.bochum.de/kunstmuseum Diethelm Koch bis 13.5. Einblicke in das Werk des konkreten Bildhauers BOCHUM – Situation Kunst (für Max Imdahl) www.situation-kunst.de Von Thangka bis Manga bis 1.7. Geschichten von Idolen in verschiedenen Bildgattungen aus Tibet, Indien und Japan BONN – Kunst- und Ausstellungshalle www.kah-bonn.de Romy Schneider bis 24.6. Eine dokumentarische Ausstellung mit vielen Zeugnissen vom Filmstar bis zur Privatperson BONN – Kunstmuseum www.kunstmuseum-bonn.de ESSEN – Ruhr Museum www.ruhrmuseum.de Mythos Krupp bis 4.11. Einrichtungsgegenstände, Kunstwerke und Fotos zur Geschichte der Krupp-Dynastie HAGEN – Osthaus Museum www.osthausmuseum.de Markus Lüpertz 6.5.-29.7. Der Protagonist gestisch heftiger Gegenständlichkeit mit Bildern und Plastiken KÖLN – Museum für Angewandte Kunst www.makk.de Architekturteilchen 12.5.-19.8. Eine Geschichte des Bauens mit Modulen KÖLN – Museum Ludwig www.museum-ludwig.de Yvonne Rainer 28.4.-29.7. Retrospektive der New Yorker PerformanceKünstlerin, Choreographin und Filmemacherin KREFELD – Museum Haus Lange www.kunstmuseenkrefeld.de Lewis Baltz 10.5.-2.9. Retrospektive des wegweisenden konzeptuellen amerikanischen Fotografen Martin Schwenk bis 19.8. Fragil vegetative Skulpturen im Raum BRÜHL – Max Ernst Museum des LVR www.maxernstmuseum.de LEVERKUSEN – Museum Morsbroich www.museum-morsbroich.de Niki de Saint Phalle bis 3.6. Das malerische und plastische Werk der berühmten Avantgarde-Künstlerin Michael Schmidt bis 13.5. Ein konzeptuell angelegtes fotografisches Projekt zur Produktion von Lebensmitteln DORTMUND – Museum für Kulturgeschichte www.mkk.dortmund.de LÜDENSCHEID – Städtische Galerie www.luedenscheid.de 500 Jahre Gerhard Mercator bis 10.6. Ein Parcours mit Globen und Landkarten Ida Gerhardi bis 15.7. Bilder von Ida Gerhardi und acht weiteren deutschen Künstlerinnen in Paris um 1900 DORTMUND – Museum Ostwall www.museumostwall.dortmund.de MÜLHEIM/R. – Kunstmuseum www.kunstmuseum-mh.de Heinz Mack: Zwischen den Zeiten 6.5.-29.7. Der Zero-Künstler seit den 1950er Jahren Jagd auf die Moderne bis 28.5. Polnische und deutsche Künstler, Musiker und Autoren, die im Dritten Reich verfolgt wurden DÜSSELDORF – K20 Grabbeplatz www.kunstsammlung.de Fresh Widow bis 12.8. Das Fenster als Motiv der Kunst seit 1912 DÜSSELDORF – Museum Kunstpalast www.smkp.de El Greco und die Moderne 28.4.-12.8. Der berühmte manieristische Maler im Dialog DÜSSELDORF – Kunsthalle www.kunsthalle-duesseldorf.de Yüksel Arslan: Artures bis 24.6. Werkschau der Malereien auf Papier DUISBURG – LehmbruckMuseum www.lehmbruckmuseum.de Fabián Marcaccio bis 17.6. Drastische Malerei-Objekte zur US-amerikanischen Realität DUISBURG – Museum Küppersmühle www.museum-kueppersmuehle.de Per Kirkeby bis 28.5. Ein umfassender Einblick in das Werk des dänischen Malers und Bildhauers NEUSS – Langen Foundation www.langenfoundation.de Jan Albers: parcOurs mOrtale bis 24.6. Bildobjekte des Düsseldorfer Künstlers (*1971) OBERHAUSEN – Ludwiggalerie www.ludwiggalerie.de At Home 13.5.-16.9. Künstlerische Beschreibungen und Aussagen zum Leben und Alltag im Ruhrgebiet RECKLINGHAUSEN – Kunsthalle www.kunst-re.de Facing China bis 24.6. 16 figurative und abstrakte Maler aus China REMAGEN – Arp Museum Rolandseck www.arpmuseum.de >ÀÕÃÊØ«iÀÌâ\ʹ>ÊÊâÕ}ÊqÊ`Ì ÞÀ>LÃV ʺ]Ê£ÇÈ AACHEN-KORNLIMÜNSTER – Reichsabtei www.kunst-aus-nrw.nrw.de www È°ÊÊ-ÊÓ°Ê1ÊÓä£ÓÊ "-/1-Ê1-1Ê & 1 -</ \ÊÊ]Ê]Ê,Ê£äÊÊ£Ç]Ê "Ê£ÎÊÊÓä]ÊÊ-ʳÊ-"Ê££ÊÊ£nÊ1,Ê 1-1-*/<Ê£]ÊxnäxÊ Ê 777°"-/1-1-1° Die Eroberung der Wand bis 9.9. Zeitgenössische Referenzen an die „Zwölf Apostel“ des Nazareners Johann Schraudolph WUPPERTAL – Von der Heydt-Museum www.von-der-heydt-museum.de Der Sturm bis 10.6. Meisterwerke der Avantgarde der 1920er Jahre Empfehlungen von Thomas Hirsch 69 Ê4 -/ Ê Ê-/ ww bildet Verlagssonderveröffentlichung „… fürs Leben lernen wir!“ Die Bochumer Widar Schule setzt nicht nur auf Leistung Seit mehr als 30 Jahren gibt es die Widar Schule in Bochum-Wattenscheid, die ihre SchülerInnen als klassische Waldorfschule „mit offenen Augen“ in die Welt entlassen will. Lange wurden Waldorfschulen belächelt, als zu wenig leistungsfixiert oder zu künstlerisch beschimpft. In den letzten Jahren haben sich derlei Vorurteile jedoch in Luft aufgelöst. Im Gegensatz zum regulären Schulbetrieb, der auf Leistungsdruck setzt und für längst obsolete Kurzzeitkarrieren ausbildet, glauben die Waldorfschulen an eine Mischung aus Persönlichkeitsbildung und Leistungsforderung, um AbsolventInnen ganzheitlich aufs Leben vorzubereiten. Patrick Neal von der Widar Schule: „Leistung muss ein Baustein unter vielen sein. Man darf nicht vergessen, dass sich die Arbeitswelt komplett verändert hat. Wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler nicht auf eine Industrie-, sondern auf eine Kreativwirtschaft vorbereiten.“ Flexibilität und Selbstmotivation In dieser Kreativ- oder Post-Industrie-Wirtschaft müssen Arbeitnehmer nicht nur zeitlich flexibel sein, sondern vor allem auch vielfältige Charaktereigenschaften und Kenntnisse haben. Es gibt kaum eine Stelle, in der nicht Managementfähigkeiten und Multitasking gefragt sind. Andererseits sind die Zeiten, wo man mehrere Jahrzehnte im gleichen Unternehmen arbeitete, so gut wie vorbei. Also muss man sich als Arbeitnehmer ständig auf neue Menschen oder Probleme einstellen, für die die Leistungsgrundsätze eines BWL-Studiums längst nicht mehr ausreichen oder, noch schlimmer, sogar kontraproduktiv sind. Statt einer Wohlstandsvermehrung für sich selbst, die zahllose Chef-Rambos jahrelang praktiziert haben, setzen vor allem mittelständische Betriebe auf umsichtige Mitarbeiter, die sich langsam im Unternehmen hocharbeiten und dabei menschlich sind, kreativ und vorausschauend. Wer nur die Arbeit vor Augen hat, ohne auch soziale Kompetenzen zu besitzen, landet schnell im Abseits. So können in der Widar Schule alle SchülerInnen ab der ersten Klasse gemeinsam lernen, mit dem Angebot aller Abschlüsse bis zum Abitur. Zwei Fremdsprachen von Beginn an sind ebenso selbstverständlich wie die ausgeprägte Förderung der natur- und geisteswissenschaftlichen Fächer und des handwerklich-künstlerischen Bereichs sowie die attraktiven Möglichkeiten der Offenen Ganztagsschule bis zum Nachmittag. „Brückenklasse“ Der Herausforderung der staatlichen Stichtagregelung begegnet die Widar Schule mit dem Konzept der „Brückenklasse“. Eltern, die sich sorgen, ihren Nachwuchs zu früh einzuschulen, können ihre Kinder in diese „nullte Klasse“ schicken. „Wir offerieren schulpflichtigen, aber noch nicht schulreifen Kindern hier die Möglichkeit, die Schulreife im Laufe eines Schuljahres zu entwickeln. Insbesondere ein rhythmischer Tageslauf, Naturerfahrungen, handwerklich-künstlerische Aufgaben und die Hinführung zu Zahlen, Mengen und Sprachen prägen den täglichen Unterricht.“ Diese Schuleingangsstufe ist die richtige Antwort für den mehrfach festgestellten Zusammenhang von Früheinschulung und ADS sowie die durch zusätzliche U3- und U2-Angebote zunehmend überlasteten Kindergärten. Täglich vier Stunden dauert der Unterricht in der Brückenklasse, wobei auch hier eine zusätzliche Betreuung im Sinne der Ganztagsschule möglich ist. www Weitere Informationen unter 02327 976 10 oder www.widarschule.de SPRACHREISEN AUSLANDSPRAKTIKA SCHULBESUCH IM AUSLAND WORK & TRAVEL FREIWILLIGENDIENSTE IHRE BERATERIN: Gabriele Gabriel, Tel. 0231 838 00 33, [email protected], www.agnrw.de Auslandsgesellschaft NRW e.V. | Steinstr. 48 | 44147 Dortmund 70 Verlagssonderveröffentlichung staatlich anerkannte Schule für Logopädie Modellschule des Landes NRW Bildung jetzt! Foto: Widar Schule/Presse Aktuelle Tipps für Bildungshungrige a tempo beratung & coaching Thomas-Mann-Str. 17, Dortmund I Tel. 0231 530 56 07 www.atempo-coaching.de Qualifizierte, individuelle psychologische Beratung für Menschen in beruflichen Entscheidungs-, Konflikt- und Umbruchsituationen. AKAFÖ – Akademisches Förderungswerk Universitätsstr. 150, Bochum I Tel. 0234 32 11 0 10 www.www.akafoe.de Das Studentenwerk für die Bochumer Hochschulen und die Westfälische Hochschule in Gelsenkirchen, Recklinghausen und Bocholt betreut Studierende in den Fragen Wohnen, Finanzierung, Kultur, Internationales, Kinderbetreuung, Behindertenberatung. Auslandsgesellschaft NRW e.V. Steinstr. 38, Dortmund I Tel. 0231 838 00 33 www.agnrw.de Studien- und Sprachreisen weltweit, Business-Sprachreisen und Sprachreisen 50+. Auslandspraktika (u.a. China, Japan), Jobben und Reisen. Für Schüler: Sprachreisen, Highschool- und Schulbesuch im Ausland (auch in staatlichen Colleges in den USA), Freiwilligendienste, Internationaler Jugendaustausch (u.a. mit China, Israel, USA). DA Düsseldorfer Akademie Harffstr. 51, Düsseldorf I 0211 73 77 96 80 www.duesseldorfer-akademie.de Die Bildungseinrichtung vereint ein Therapie- und Förderzentrum für Logopädie – Ergotherapie, Lese- und Rechtschreibtraining, eine renommierte Schule für Logopädie und ein Weiterbildungs- und Trainingszentrum unter einem Dach. Ausbildung zur Logopädin/zum Logopäden mit der Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor. Euro-Schulen Bochum Herner Str. 299, Bochum I Tel. 0234 54 06 46 www.bochum.eso.de Sprach- und Kommunikationstraining, Computer- und Fremdsprachenkurse, Integrationskurse. Figurentheater Kolleg Bochum Hohe Eiche 27, Bochum I Tel. 0234 28 40 80 www.figurentheater-kolleg.de Seit 30 Jahren ist hier die Lust am Spielen Trumpf. Eine der bedeutendsten kulturellen Weiterbildungsstätten Nordrhein-Westfalens. Ausbildung zum Logopäden mit der Möglichkeit der Doppelqualifikation zum Bachelor Ausbildungsbeginn jährlich April, Juli und Oktober Anmeldung und Info´s unter 0211-73779680 www.duesseldorfer-akademie.de )BSGGTUSr%ÛTTFMEPSG www für Ihren Erfolg Bildung mit Brief und Siegel Meisterkurse keine Wartezeit nach Gesellenprüfung Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Vollzeit und berufsbegleitend Module einzeln buchbar Akademie für Unternehmensführung Studiengänge zum/zur Betriebswirt/in (HWK) mit Fördermöglichkeit nach Meister-BAföG Management-Seminare UnternehmensManager (HWK) Sprachkurse Kaufmännische Seminare Technische Seminare Inhouse-Schulungen EDV-Seminare Bildungszentrum HWK Dortmund • Ardeystr. 93-95 • 44139 Dortmund Ihre Ansprechpartnerin: Monika Mederski • [email protected] 0231 5493-602 • Fax: 0231 5493-608 • www.hwk-do.de 71 bildet Verlagssonderveröffentlichung Foto: Widar Schule/Presse Filmhaus Köln Maybachstr. 111, Köln I Tel. 0221 2 22 71 00 www.filmhauskoeln.de Seit 25 Jahren bietet das Kölner Filmhaus für junge und alte Branchenvertreter Weiterbildungsmaßnahmen und Workshops an. Highlights: „RegieIntensivkurs“ mit Nicole Weegmann (ab 1.6.), „Grundlagen des Filmschauspiels“ mit Julia Beerhold (ab 16.6.). Frau und Beruf – Regionalstelle Mittleres Ruhrgebiet Willy-Brandt-Platz 2, Bochum I Tel. 0234 910 20 30 fub-mr.de Beratung für Chancengleichheit in Betrieb und Beschäftigungsförderung, Lebensplanung für Mädchen und junge Frauen, Tipps für den beruflichen Wiedereinstieg. Handwerkskammer Dortmund – Bildungszentren Ardeystraße & Hansemann Ardeystr. 93 – 95, Barbarastr. 7, Dortmund Tel. 0231 54 93 400 und 54 93 850 www.hwk-do.de Als Initiator und Ratgeber für berufliche Qualifizierung bietet die Handwerkskammer Dortmund maßgeschneiderte Angebote für die handwerkliche Aus- und Weiterbildung. Im Hansemann eine europaweit einmalige Schulungsstätte für das Gerüstbauer-Handwerk, das handwerksähnliche Gewerbe und Zweiradtechnik. IFS – Internationale Filmschule Köln Werderstr. 1, Köln I Tel. 0221 9 20 18 80 www.filmschule.de Hochkarätige Ausbildung für Drehbuchautoren, Filmregisseure und -produzenten. Der „Bachelor of Arts“ wird im Studiengang Film verliehen. Sehen, erleben, verstehen: beim Tag der offenen Tür www 30 00 am 12. Mai, 10 bis 14 Uhr Widar Schule Wa l d o r f s c hu l e i n B o c hu m~Wa t t e n s c he i d Widar Schule > Alle Jahrgänge ab der 1. Klasse > Von Beginn an Widar Schule zwei Fremdsprachen > Ganzheitliches Konzept mit gleichwertiger Höntroper Straße 95 Förderung des kognitiven, handwerklich-künstlerischen und be- 44869 Bochum wegungsfördernden Bereichs > Attraktive Nachmittagsbetreuung 0 23 27 · 97 61~0 für die 1. bis 6. Klasse > Angebot aller Abschlüsse bis zum Abitur info @widarschule.de WIDARSCHULEDEsFACEBOOKCOMWIDARSCHULE 72 Verlagssonderveröffentlichung Impulse e.V. – Schule für freie Gesundheitsberufe Rubensstr. 20a, Wupprtal I Tel. 0202 73 95 40 I www.impulse-schule.de Vielfältige Studiengänge für Fitnesstrainer, psychologische Berater, Heilpraktiker. inlingua Sprachcenter Westernhellweg 66, Dortmund I Tel. 0231 14 99 66 www.inlingua-dortmund.de Sprachtraining, Gruppenkurse, Qualifizierungen, Schulungen von Mitarbeitern für Arbeit im Ausland. Einstufungstests, Keup training & coaching Virchowstr. 38, Essen I Tel. 0201 749 56 76 www.systematisches-coaching-nrw.de Führungs- und Karriere-Coaching für Frauen, die Führungspositionen anstreben oder sich beruflich umorientieren wollen. Language Learning Center Königstr. 60, Duisburg I Tel. 0203 73 85 212 sprachschule-duisburg.com Individuelle Sprachkurse in kleinen Lerngruppen für Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Türkisch, Italienisch, Russisch. Spezielle Kurse fürs Business, Lehrerfortbildungen. Lernstudio Barbarossa Hauptstr. 207, Bochum I Tel. 0234 29 70 709 www.lernstudio-langendreer.de Nachhilfeprogramm für Schüler, Sprach- und Computerkurse für Erwachsene, Bewerbungstraining für Vorstellungsgespräche und Auswahlverfahren. Weiterbildungsinstitut WBI Dortmund – Essen - Oberhausen Hoffnungstr. 2, Essen I Tel. 0201 97 79 90 www.weiterbildungsinstitut.de Professionelles Büromanagement, kaufmännische Qualifizierungen, Vertrieb, Marketing, Coaching. Zentrum Frau in Beruf und Technik Erinstr. 6, Castrop-Rauxel I Tel. 02305 9 21 50 10 I www.zfbt.de Das Zentrum Frau in Beruf und Technik bündelt Kompetenzen in den Bereichen Gender Mainstreaming und berufliche Chancengleichheit von Frauen. ZIB – Zentrum für Integration und Bildung Goerdeler Str. 47, Solingen I Tel. 0212 2 22 94 18 10 www.zib-online.net Partner für Beratung, Coaching, Weiterbildung. Integrationskurse, Förderunterricht, Teilzeitausbildung für Mütter. Sei kein Frosch! www Momentum Consulting Hauptstr. 57, Olfen I Tel. 02595 38 69 463 www.momentum-consulting.de Tipps und Coaching für Selbstmanagement und Stressbewältigung, Überzeugungsstrategien und Selbstmarketing. Ruhrakademie Schloss Haus Ruhr, Hagener Str. 241, Schwerte I Tel. 02304 99 60 00 www.ruhrakademie.de Das private Lehrinstitut für Kunst, Design und Medien wurde 1985 von Prof. Jürgen Störr und seiner Frau gegründet. Abschlüsse in Animation, Film, Fotodesign, Freie Kunst und Kommunikationsdesign. SBB – Stiftung Begabtenförderung berufliche Bildung Lievelingsweg 102-104, Bonn I Tel. 0228 62 93 10 www.sbb-stipendien.de Die Stiftung betreut mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung das Weiterbildungsstipendium und das Aufstiegsstipendium. Seit Januar gelten neue Förderrichtlinien, die auf der Homepage einsehbar sind. Klar bringt mich ein Studium vorwärts! , für engagierte Fachkräfte mit Berufsausbildung , Studienförderung auch berufsbegleitend Entdecke Deinen Königsweg! ...lerne, Deine Ziele zu erreichen durch: - gekonnte Kommunikation - persönliches Wachstum - professionelle Begleitung Buche jetzt Dein persönliches Coaching! 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Leng Tan wird dabei eigens arrangierte Versionen mitbringen, die, ganz im Stile Cages, einige Möglichkeiten zelebrieren, wie man das Geräusch in einen Ton wandeln kann. Gershwin-Freunde sollten sich den 6.5. vermerken. Dann spielt und referiert der Harvard-Musikprofessor Robert Levin über die Vielfalt in den Stücken des Broadway-Genies (Essen, Haus Fuhr). Für Freunde der „klassischen“ Klassik darf man das Klavierkonzert des ansonsten vor allem als Dirigent bekannten Daniel Barenboim empfehlen (8.5., Duisburg Mercatorhalle). Ein weiteres Highlight dürfte das Konzert des Rumänen Radu Lupu werden, dem Preisträger des diesjährigen Festivals. Seine international gefeierten Schubert-Interpretationen sind am 21.5. in der Mülheimer Stadthalle zu hören. dk Von der einstigen Industrieromantik des Ruhrgebiets ist heute nur noch wenig zu spüren, denn der Strukturwandel macht auch vor dem kernigen Kohlenpott nicht Halt. Was eint, ist eine gemeinsame Sprache. In den letzten Jahrzehnten bildete sich aus der Enklavensprache Ruhrdeutsch eine in der Region eigenständige Sprachform, die zum Träger eines gemeinsamen Identitätsbewusstseins wurde. Weil man diesen Dialekt schreiben kann, heißt er eigentlich Ruhrhochdeutsch. Und diese Sprache kann man vom 28.6.13.10. im Spiegelzelt vor dem Dortmunder U erleben. Jeden Montag sind hier die heimlichen und unheimlichen Stars der deutschen Kleinkunstbühnen zu sehen. Immer dienstags „lacht der Bauch mit“, und donnerstags gibt die Bruno „Günna“ Knust und Hartz-Vegas-Segers-Band ihr Stelldichein. Echtes Ruhrhochdeutsch spricht Lokalmatador Frank Goosen, wenn er aus seinem Roman „Heimat, Fußball, Rockmusik“ liest. Carsten Höfer glaubt, ein „Frauenversteher“ zu sein, wie er mit seinem gleichnamigen Programm weismachen will. Uta Rotermund fordert dagegen auf zur „Damenwahl“. Das erklärte Ziel: Ruhrhochdeutsch muss Weltsprache werden! as Klavier-Festival Ruhr 5.5.-14.7. DIV. ORTE IM RUHRGEBIET Infos: 0234 33 33 55 55 oder unter www.klavierfestival.de RuhrHOCHdeutsch 28.6.-13.10. DIV. ORTE (DORTMUND) Infos: www.ruhrhochdeutsch.de BOCHUM DORTMUND KAMMERSPIELE CABARET QUEUE Fr 4.5. 19.30 Uhr Sa 19.5. 20 Uhr Draußen vor der Tür Heinrich Pachl „Das überleben wir“ Ein Stück der deutschen Nachkriegsliteratur von Wolfgang Borchert, der selber Opfer des Krieges wurde, verlieh er denen eine Stimme, die in die Schützengräben getrieben worden waren. „Draußen vor der Tür“ sind die, die ihre Seelen im Krieg verloren. Ein emotionales, kraftvolles Stück um den „Kreis des Krieges“, vom Hausregisseur David Bösch in Szene gesetzt. Premiere am 4. Mai in den Kammerspielen des Schauspielhauses Bochum. dk Infos: 0234 33 33 55 55 „Das überleben wir“ – Neuigkeiten aus dem Institut für vertrauensstörende Maßnahmen. Heinrich Pachl legt Rechenschaft ab. Was hilft wirklich gegen die neue Kriegs-Demagogie, den nervigen Sozial-Populismus, die geistig-moralische Sterbehilfe, Finanz-Verschleierung? Da wird kontrovers debattiert, und Pachl muss an vielen Meinungsfronten kämpfen. Duelle zwischen Pointen-Pistole gegen Kalauer-Kanone, dass die Fetzen fliegen. Is Infos: 0231 41 31 46 KUNSTMUSEUM FRITZ-HENSSLER-HAUS bis 13.5., Di-So 10-17, Mi 10-20 Uhr Sa 5.5. 20 Uhr Diethelm Koch Achim Knorr www Diethelm Koch, © Nachlass Diethelm Koch, Foto: Kunstmuseum Bochum, Grosler 2012 Diethelm Koch (1943-2008), der an der Fachhochschule Potsdam als Professor für Grundlagen der Gestaltung gelehrt hat, zählt mit seinen Um- und Einlagerungen von Holz und Eisen zu den wichtigen Künstlern im Bereich der konstruktiven Plastik. Daneben sind Zeichnungen und Grafiken entstanden, die sich auf diese mehrteiligen stereometrischen Körper und deren Systeme der Teilung beziehen. Die sorgfältig präsentierte Ausstellung setzt 1970 ein und vermittelt einen konzentrierten Einblick in die Konzeption des Bochumer Künstlers. th Infos: 0234 910 42 30 74 In seinem Programm begibt sich der Kabarettist auf eine musikalische Zeitreise. Aufgewachsen in den 70er und 80er Jahren, schildert er auf amüsante Weise, dass es schon immer sein Traum war, Rockstar zu werden und gegen die Gesellschaft zu rebellieren. Aber das ist gar nicht so leicht. Vor allem nicht in der heutigen Zeit, wo einem ständig etwas dazwischenkommt. Zwischendurch greift der Gewinner des Prix Pantheon Publikumspreises zur E-Gitarre und schüttelt eingängige Melodien aus den Ärmeln. sm Infos: 0231 502 34 72 oder unter www.fhh.de Auswahl FZW DUISBURG ESSEN GRAMMATIKOFF CAFÉ CENTRAL, GRILLO THEATER COLOSSEUM THEATER ESSEN So 27.5. 20.30 Uhr Do 24.5. 20 Uhr Wolves In The Throne Room A Whisper In The Noise/Nils Frahm Für Anhänger des wahren Heavy Metal, deren Protagonisten in nicht geringer Zahl im Ruhrgebiet leben, ist diese Band ein erbärmlicher Fake. Für Fans, denen ein neues Kreator-Album allein nicht mehr reicht, sind Wolves In The Throne Room eine Offenbarung: Wüst und doomig geben diese Amerikaner ihrem Stil zwar keine neuen Gitarrensoli, wohl aber eine neue und sehr zwingende Atmosphäre. Es hält sich das Gerücht, dass die Band bald das Zeitliche segnen soll. Deshalb – jetzt noch mal schnell in den Genuss kommen! cs Infos: 0231 17 78 20 oder unter www.fzw.de KONZERTHAUS Fr 11.5. 20 Uhr Junip Schon diverse Male ist der schwedische Konzertgitarrist Jose Gonzalez mit seinem herrlich versponnenen Psych-FolkOutfit Junip in NRW aufgetreten – jedes Mal waren die Konzerte so gut, dass man die Band immer wieder gern einlud. Jetzt geben Junip ihre Premiere beim Pop-Abo im Dortmunder Konzerthaus – ein Rahmen, der die Klasse ihrer Musik noch mal unterstreichen dürfte. Gonzalez solo war jedenfalls schon mal dort, und das Konzert war groß. Sollte das bei Junip anders sein, wäre das eine Überraschung. cs Infos: 0231 22 69 62 00 oder unter www. konzerthaus-dortmund.de Das britische Label Erased Tapes hat sich in den letzten Jahren mit einem geschmackvollen Roster aus den Genres Neoklassik bis Postrock einen Namen gemacht, der über Hipsterkreise hinausgeht. Zwei seiner besten Acts stellen sich an diesem Abend im ehemaligen Hundertmeister vor: Zum einen die relativ klassische, nichtsdestotrotz aber feine Postrock-Band A Whisper In The Noise, zum anderen der Hamburger Piano-Virtuose Nils Frahm. Es ist lange nicht nur die Stilverschmelzung, die diesen Abend spannend macht. cs Infos: www.grammatikoff.de Mi 9.5. 20 Uhr So 6.5. 20 Uhr Der Literarische Salon: A. L. Kennedy René Marik A.L. Kennedy zählt zu den bekanntesten Autorinnen Schottlands. Ihr Name steht für intensive, nicht selten an die Nieren gehende Romane, die in menschliche Abgründe blicken. Harter Realismus und fantastische Elemente halten sich die Waage. Was bei ihrer schriftstellerischen Bedeutung häufig in den Hintergrund gerät: A.L. Kennedy ist zudem eine Größe in der britischen Stand-Up-ComedySzene. Dies macht ihre Lesungen in der Regel zu einem Erlebnis. Auch der literarische Salon im Grillo wirbt mit dieser Nuance ihres Talents fs Infos: 0201 812 20 LEHMBRUCK-MUSEUM bis 20.5., Mi-Sa 12-18, Do bis 22, So 11-18 Uhr Martina Klein: Nicht-Inhalt/Non-content Die Düsseldorfer Künstlerin präsentiert ihre monochromen Bilder in Bezug zum Raum. Einzelne Gemälde ragen von der Wand ab und sind infolgedessen auch von ihrer Rückseite her sehen. Oder sie hängen als Leinwand über den Köpfen oder laufen sanft auf dem Boden aus. Weiterhin stehen Paare aus Bildtafeln in Duisburg im rechten Winkel zueinander. Der Betrachter ist Akteur, der in der Bewegung erst die Ausstellung erfährt, und am besten klappt das, wenn man die Fenstergalerie durchquert hat und zurück blickt. th Infos: 0203 283 26 30 MUSEUM KÜPPERSMÜHLE bis 28.5., Mi 14-18, Do-So 11-18 Uhr Per Kirkeby In seinem zweiten Bühnenprogramm lässt René Marik seine Truppe um den blinden, sprachbehinderten Maulwurf, den blasierten Frosch Falkenhorst und den Berliner Eisbär Kalle erneut zahlreiche haarsträubende Abenteuer bestehen. Diesmal gesellt sich zu dem liebenswerten Ensemble noch eine weitere Figur: der Glatzenkasper! Der diplomierte Puppenspieler ist mittlerweile mit dem Prix Pantheon geehrt und nimmt seine Zuschauer wieder mit auf eine anarchisch-komische Reise. sm Infos: 0201 240 20 oder unter www.colosseumtheater.de Æqun nlqwn{ j~opnyj||}Ú www STUDIO Fr 11.5. 20 Uhr Metalloid Vier Schauspieler, Werkstoffe als Instrumente, Metallgitter und Literatur: eine musikalische und literarische Suche nach den Wurzeln des Industrial und die deutsche Romantik. Aus dem Punk entstanden, wird der Untergang des industriellen Zeitalters seit den 70ern besungen. Axel Holst inszeniert Industrial-Musik als lautstarke Konfrontation mit Texten u.a. von Hofmann von Fallersleben und Heiner Müller. Uraufführung: 11. Mai im Studio Dortmund. ls Per Kirkeby in der Sammlung des MKM Museum Küppersmühle/Sammlung Ströher in Duisburg © Per Kirkeby, Foto: Georg Lukas, Essen Der Däne Per Kirkeby (geb. 1938) gehört zu den berühmten europäischen Malern an der Schwelle von der Gegenständlichkeit zur Abstraktion. Sein großes Thema, das er in expressiven, farbigen Bildern umsetzt, ist die Natur, gesehen als fokussierter Ausschnitt aus der Landschaft. Basis dafür ist die Geologie, zu der Kirkeby in jungen Jahren promoviert hat. Die Küppersmühle stellt außerdem die Plastiken und die frühen multimedialen Werke vor, die dem Kontext von Fluxus entstammen. th Infos: 0203 30 19 48 10 75 ȗkkrum~wp nrp} xwmn{j~||}j}}~wp Uȗ jkrj xxu mr}rxwÕ {n~nw rn |rlq j~o jq{|yj¿ knr snmnv n}}n{Õ jwt mn{ rw}np{rn{}nw urvjjwujpn urvj}rl vr} ȗt}rtxqunoru}n{ qn{{|lq} rv jkrj rvvn{ xquoÆqu}nvyn{j}~{Õ nr}n{n }{j| rn nw}{jun{{rnpnu~wpÖ |xorx{kn{nr}~wp ~Õ Õ vÕ |x{pnw nknwojuu| oÆ{ p~}n j~wnÕ nq{ wox| knr ~w|Õ Uȗ jkrj xxu mr}rxw ß sn}} jk ĖĖÕĘĞĕÖß ĎÕ {jo}|}xoon{k{j~lq oÆ{ mrn Uȗ jkrj rvx~|rwn xxu mr}rxw ĖÖė uÖ ĚĖ t ìěĞ íÖ rw uăĖĕĕ tvÖ rwwn{x{}|Ø ĜÖĘ× j~¿n{x{}|Ø ęÖĚ× txvkrwrn{}Ø ĚÖĚ× ėßvr||rxwÖ txvkrwrn{}Ø Ėėĝ pătv ìpnv¿ ìí {Õ ĜĖĚăėĕĕĜíÕ oorrnwtuj||n ȗ~}xvxkrun {rnmnw|nrlqn vk j|}{xyn{ nuunp ĖĕĞÖ ęęĝĕĚ Ȗxlq~v nuØ ĕėĘę ĘĚėĞĖęÖ jØ ĕėĘę ĞĘěėĖĝě o{rnmnw|nrlqnÕpoûyj{}wn{Õ|txmjßj~}xÕmn Õj~}xvxkrunßo{rnmnw|nrlqnÕmn Auswahl ESSEN GRILLO THEATER Do 24.5. 19.30 Uhr Die Ästhetik des Widerstands Ein junger Berliner Arbeiter durchläuft verschiedene Stationen im Widerstand gegen den Hitlerfaschismus. Autor Peter Weiss schickt seinen Protagonisten (gespielt von Stefan Diekmann)sowie teils frei erfundene, teils historisch authentische Personen auf eine surreale Reise durch eine sich auflösende Welt und wie das Leben im Untergrund die Menschen für den gemeinsamen politischen Kampf verformt. ls Infos: 0201 812 22 00 GRILLO-THEATER Do 31.5. 19.30 Uhr Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner MUSEUM FOLKWANG ZECHE CARL bis 27.5., Di-Sa 10-18, Fr 10-22.30 Uhr Do 24.5. 20 Uhr Lothar Baumgarten – Yanomami Superpunk Lothar Baumgarten, Angehöriger der Yanomami, 1978/79, s/w-Foto, © L. Baumgarten, Museum Folkwang Die Top Old Boys ziehen sich zurück – nach 15 Jahren, vier überdurchschnittlichen LPs und viel mit ihrem Herzblut ausgeflossenem Beat und Soul. Es wird schwer, sich die deutsche Indie-Szene ohne die Mannen um Carsten Friedrichs vorzustellen. Abschied feiert die Band mit einer kurzen und prägnanten Tour durch die Handvoll Clubs, in denen sie immer am liebsten spielte. Die Zeche Carl gehört dazu. Wer die Band dort schon mal sehen durfte, weiß warum. Wer hier zu spät ist, hat definitiv was verpasst. cs Infos: 0201 834 44 10 oder unter www.zechecarl.de Für Lothar Baumgarten (geb. 1944) ist in seiner konzeptuell orientierten Arbeit der Zugriff auf alle Medien plausibel. Eine zentrale Rolle spielt die ethnographisch orientierte, aber von innen heraus erlebte Einlassung auf den Indianerstamm der Yanomami in Südamerika. Flankiert von eigenen Fotografien und Filmen, die er bei seinen Aufenthalten aufgenommen hat, präsentiert Baumgarten nun deren Alltagsgüter und rituellen Gegenstände seiner Sammlung (die er dem Museum Folkwang gestiftet hat) so, dass die Ausstellung selbst zur künstlerischen Arbeit wird. th Infos: 0201 884 50 00 STUDIO-BÜHNE 4.-6.5. 20/18 Uhr Sugar Dollies Essen-Altenessen MAI 2012 DI 01.05 | INTERNATIONALES 1.MAI-FEST Umsonst und Draußen DO03.05 | DAS GEFÜHL HAFENSTRASSE Buchvorstellung mit bildhaften Erinnerungen DO03.05 | ESSENER VOLKSBÜHNE „Männerhort“ FR 11.05 | FIDDLER’S GREEN Wall Of Folk-Tour SA 12.05 | EVIL HORDE METALFEST Mit: Napalm Death, Exumer, Orden Ogan, Night In Gales, Eure Erben, Harasai, u.v.a. MI 16.05 | THEATER GLASSBOOTH “Satansbraten“ von R.W. Fassbinder SO 20.05 | COMEDYCARL MIT MOSES. W Gäste: Maria Vollmer, Volker Diefes, Chaos Komplott MI 23.05 | SHANTEL & BUCOVINA CLUB ORKESTAR Anarchy & Romance -Tour DO24.05 | SUPERPUNK A bisserl was ging immer Abschiedstour SA 26.05 | FARID BANG Die letzte Tour deines Lebens SO 27.05 | ESSENER VOLKSBÜHNE In Ingrid Lausunds Stück geht es um die Entstehung eines Gala-Abends, an dessen Ende Spenden für eine Schule in Afrika gesammelt werden sollen. Der Weg offenbart jedoch einige Konflikte. Schließlich will jeder nicht nur die gute Sache, sondern ein bisschen sich selbst verkaufen. Die dabei auftretenden Eitelkeiten werden gnadenlos entlarvt, denn die Befindlichkeiten der vermeintlich selbstlosen Helfer stehen eindeutig im Mittelpunkt. ls Infos: 0201 812 22 00 Vier Frauen bewerben sich als Kandidatinnen für die Fernsehsendung „Sugar Dollies“, einer Show über Heirat und Partnerspiele. Neben Zynismus und Ausgrenzung entscheidet die Casting-Agentin, wer den Ansprüchen der heutigen Fernsehnation genügt. Für die bitterböse Karikatur unter der von Regie von Sandy Tomsits „muss man eine gehörige Portion Trash-Bewusstsein mitbringen.“ (WAZ) ls Infos: 0201 55 46 01 GELSENKIRCHEN CONSOL THEATER So 13.5. 15 Uhr Die besseren Wälder www THEATER FREUDENHAUS Fr 25.5. 20 Uhr Ein Kopleck geht fremd 70er Jahre: Heinz Koplek steckt in der Sinnkrise und begibt sich auf die Suche nach ein wenig Erotik. Seine Familie, eine waschechte Ruhrgebietssippe, lässt sich davon aber nicht aus dem Konzept bringen. „Raue Ruhrgebietssprache gekoppelt mit einem authentischen, aufwändigen Bühnenbild in herbstlichen grünen, gelben oder blauen Farben ließen die alten Zeiten lebendig werden!“ (WAZ) ls Infos: 0201 851 32 30 „Die sieben Todsünden“ VORSCHAU SO 03.06 THEATER GLASSBOOTH | SA 16.06 MAD-FESTIVAL | SO 17.06 COMEDY CARL MIT MOSES W. | SA 30.06 JUNGE EXTRASCHICHT: IM RAHMEN DER EXTRASCHICHT – NACHT DER INDUSTRIEKULTUR www.zechecarl.de 76 Martin Baltscheits Stück „Die besseren Wälder“ ist eine moderne Fabel um die aktuellen Fragen nach kultureller Zuordnung und scheut sich nicht, das Thema und grundsätzliche Probleme in der Pubertät unterhaltsam aufzuarbeiten. Es geht um Vorurteile und die Suche nach der eigenen Identifikation, verpackt in eine Geschichte von einem Schafs-Wolf, für Zuschauer ab 12 Jahren. ls Infos: 0209 988 22 82 Auswahl MOERS MÜLHEIM WIEHL WITTEN DIV. ORTE THEATER AN DER RUHR DIVERSE ORTE MÄRKISCHES MUSEUM 25.-28.5. Mo 7.5. 19.30 Uhr 11.-16.5. bis 20.5., Di-So 12-18 Uhr Moers-Festival Antigone 23. Internationale Wiehler Jazztage There was a world, once Seit 1972 lockt das Festival am Pfingstwochenende internationale Gäste in die Stadt. Als „Internationales New Jazz Festival Moers“ gestartet, wurde 2006 daraus das „Moers Festival“. Die musikalische Qualität aber blieb. Das Moers Festival steht für Mut und Risikobereitschaft zu Neuem und bleibt damit auch ein Garant für musikalische Neuentdeckungen abseits des Mainstream. Besonders seit Reiner Michalke 2006 die Leitung übernahm, überschreitet es die Grenzen eines reinen Jazz-Festivals. Vielmehr ist es ein Mikrokosmos, der all das widerspiegelt, was im Moment in der Welt in Sachen Musik geschieht – egal ob Jazz, ambitionierter Pop oder Avantgarde. Im Rahmen des Festivals wird Helge Schneider zum ersten Mal seinen „Heimatabend“ präsentieren. Mit seiner neuformierten Band wird er altes und neues Material aus seinem schier unendlichen Repertoire zum Besten geben. sm Infos: 02841 367 36 75 oder unter www.moers-festival.de trailer verlost 3x2 Karten für „Helges Heimatabend“ am 28.5. E-Mail bis 21.5. an [email protected], Kennwort: Heimatabend Roberto Ciulli inszeniert „Antigone“ nach Sophokles, in der es um die fundamental argumentierende Antigone und die Moderne des Königs Kreons geht. Nach dem Untergang der Stadt Theben und vielen Katastrophen, erlässt Kreon ein neues Totenbestattungsgesetz, dem sich Antigone widersetzt und tragisch sterben muss. Es entsteht eine Disharmonie zwischen Tradition und Moderne, die nach wie vor Zerstörung von ganzen Staaten und Landschaften hervorruft. ls Infos: 0208 599 01 88 OBERHAUSEN KÖNIG-PILSENER-ARENA Do 3.5. 20 Uhr Peter Gabriel & New Blood Orchestra Erstklassigen Live-Jazz gibt es vom 11. bis zum 16. Mai in Wiehl zu bestaunen. Und das bereits zum 23. Mal. Den Auftakt macht dabei das wohl erstaunlichste Talent des Gitarren-Jazz der letzten Jahre Andreas Varady. Ungeachtet seines jugendlichen Alters verfügt er über eine schier unendliche Kreativität. Für Nostalgiker präsentiert die Frank SinatraTribute-Band unvergessliche Hits von „The Voice“. Ein weiterer Höhepunkt hat sich dann für den 12. Mai angekündigt. Die Braunschweiger „Jazzkantine“ wird zusammen mit Tom Gaebel das Publikum begeistern. Der krönende Abschluss findet dann mit der „Königin der Kirchenorsm geln“ Barbara Dennerlein statt. Infos: 02262 992 85 oder unter www.kulturkreis-wiehl.de Ausstellungsansicht There was a world, once © Künstler, Märkisches Museum Witten Eine punktgenaue Ergänzung zu den derzeit ausgestellten Installationen von Kirsten Krüger: „There was a world, once“ zeigt Bilder, die um Landschaftsverführung und -zerstörung, natürliche Pracht und die Verstrahlung von dieser kreisen. Die sechs vertretenen Künstler arbeiten mit Strategien und Wirkungen der Malerei, tatsächlich aber malt keiner wirklich; der Pinsel wird gegen den Drucker oder die Stickerei oder die Kamera eingetauscht. Thema sind die Künstlichkeit von Natur und das Betörende ihrer Panoramen. th Infos: 02302 581 25 50 HERDECKE – UNIVERSITÄT So 13.5. 20 Uhr Olga Grjasnowa: Der Russe ist einer, der Birken liebt Nach Jahren in der Versenkung des Pop-Trends ist Peter Gabriel gerade mal wieder topmodern: Gotye, seinem Hit „Somebody Used To Know“ und diversen Chillwave-Acts aus den USA sei Dank. Für Gabriel also keinesfalls ein falscher Zeitpunkt, eine Europa-Tournee anzuberaumen. Neben Stücken seines aktuellen Albums „xxx“ wird der frühere GenesisSänger sicher auch die Hits aus seiner Real World-Phase in den 1980ern bringen, die man in aktuellen Charterfolgen cs wiederzuerkennen meint. Infos: 0208 820 00 oder unter www.koenig-pilsener-arena.de 77 www Der 27jährigen Olga Grjasnowa ist es mit ihrem Debüt gelungen, das Feuilleton um den Finger zu wickeln – und auch so mancher Buchhändler. Ihre Heldin Mascha ist Aserbaidschanerin, Jüdin, und wenn nötig auch Türkin und Französin und als Immigrantin in Deutschland eine Frau zwischen fünf Sprachen. Die schwere Erkrankung ihres Freundes durchkreuzt ihre Pläne einer Karriere bei der UNO. Sie enflieht nach Israel, wo sie sich plötzlich mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert sieht. Ausgewogen balanciert die junge Autorin zwischen Tragik und Komik und vermeidet dabei Migrations-Stereotypen. fs Infos: 02302 92 60 Ausblick !SING – DAY OF SONG IMPRESSUM Herausgeber: trailer Verlag Joachim Berndt facebook.com/trailerRuhr Redaktion: Linda Hoemberg (v.i.S.d.P.), Maren Lupberger So 13.5. 15 Uhr Diverse Orte an der Ruhr Foto: Manfred Vollmer Es ist immer wieder merkwürdig. Im Kulturhauptstadtjahr stapelten sich die Meinungen, Artikel und Diskussionen über die Frage, wie nachhaltig das Mammutprojekt RUHR.2010 werden würde. Von Benachteiligungen regionaler KünstlerInnen war die Rede, von Leuchtturmprojekten, an deren Ende die Kohlewüste des Ruhrgebiets stehen würde. Heute, zwei Jahre danach, stellt kaum jemand die Frage nach der Nachhaltigkeit des Kulturhauptstadtdaseins als Ruhri. Wer misstrauisch und kulturkritisch nach Gegenbeweisen sucht, sollte am 2.6. mit offenen Ohren entlang der Ruhr wandeln und jene !SingStationen aufsuchen, an denen sich die eintrainierten Goldkehlen zur kollektiven Gesangskultur einfinden. Vor zwei Jahren war das Event „!Sing – Day of Song“ die Gelegenheit, eine ganze Region zu gleicher Zeit einzustimmen und somit durch den Gesang ein besonderes Gemeinschaftsgefühl aufkommen zu lassen. Nicht nur Dirigenten wie Steve Sloan oder Vokalwunder wie Bobby McFerrin stimmten ein; auch zahlreiche Laien-, Kinder- und Kirchenchöre meldeten sich für den Massenopus an. Die Begeisterung scheint durch das zweijährige Intermezzo keinen Abbruch gefunden zu haben. Mehr als 40.000 SängerInnen aus mehr 1.200 Gruppen haben sich für dieses Jahr angemeldet und damit die unlösbare Frage in den Raum gestellt, ob die Sangeslust nun eine nachhaltige Wirkung von RUHR.2010 ist, oder dem Ruhri bereits zuvor im Blut lag. Sämtliche !SingLocations finden sich im Netz: www. dayofsong.de. dk Infos: 0209 988 22 82 Mitarbeit an dieser Ausgabe: Lars Albat, Silvia Bahl, Frank Brenner, Alexandra Brundiers, Lutz Debus, Hartmut Ernst, Rolf-Ruediger Hamacher, Andreas Helmig, Michael Hermann, Thomas Hirsch, Tom Jost, Dawid Kasprowicz, Klaus Keil, Thomas Linden, Jules Lux, Sergej Maier, Karsten Mark, Lisa Mertens, Christian Meyer, Anne Nüme, Peter Ortmann, Kerstin Maria Pöhler, Betty Schiel, Anna Schiff, Lena Schimmelpfennig, Carla Schmidt, Anke-Elisabeth Schoen, Frank Schorneck, Sebastian23, Christian Steinbrink, Marieke Steinhoff, Martin Thelemann, Ann Katrin Thöle, Olaf Weiden, Christian Werthschulte, Hans-Christoph Zimmermann Projektleitung: Ralf Schiessl Grafik: Michael Hennemann, Martin Johna, Lena Hensel, Mira Moroz, Thomas Müller Gestaltung: PS Grafik GmbH, 40213 Düsseldorf Anzeigenverwaltung: Berndt Media Joachim Berndt www.berndt-media.de Dr.-C.-Otto-Str. 196, 44879 Bochum Tel. 0234-94191-0 Fax 0234-94191-91 E-Mail: [email protected] Buchhaltung: Karin Okniewski Druck: Henke Druck Verbr. Auflage: IVW I/2012 31562 Ex. Alle nicht gesondert gekennzeichneten Bilder sind Pressefotos. FREUNDESKREIS KUNSTWERKSTATT AM HELLWEG WATTENSCHEIDER HELLWEG 9 44869 BOCHUM TEL 02327 957433 FAX 02327 957434 www [email protected] www.kunstwerkstatt-am-hellweg.de Konzerttermine Klavierabend mit Oleg Polianskyi Beethoven, Rachmaninoff 4. Mai 19:30 6. Mai 16:00 Stadtteilkonzert der Bochumer Sinfoniker Kammermusik in unterschiedlichsten Besetzungen 8. Mai 19:30 KINO Alle Filme, alle Kinos, alle Termine, Interviews und Links: trailer-ruhr.de Klavierabend mit Felix Wahl -EDTNER0ROKOlEV-USSORGSKI Bilder einer Ausstellung 25. Mai 19:30 27. Mai 16:00 78 Magenbitter V E R L O S U N G S -B O X Lachsfischen im Jemen Foto: Wichmann/pixelio.de Foto: Benjamin Klack/pixelio.de Vergessen wir uns doch einfach Das Gezerre um die Kulturmittel nimmt bizarre Formen an Von Peter Ortmann Was für eine wunderbare Vorstellung. Schon in der Pause wollte ich das Theater verlassen, endlose Gähnattacken, ungläubige Blicke auf die Uhr, eine Inszenierung, die meine Welt nicht braucht. Das ist ärgerlich, das grenzt an Lebenszeitvernichtung, doch am Auto hatte ich die Überflüssigkeit bereits vergessen. War das schon Demenz oder nur der unterbewusste Sicherheitsgedanke? Wäre es nicht schön, wenn man alles, was man auf der Welt an Schlechtigkeit empfindet, gleich wieder vergessen könnte? In meinem engsten Familienkreis habe ich die Auswirkungen dieser Möglichkeit körperlich miterleben können. Anfangs war es noch witzig, wenn alle Gespräche quasi seriell abliefen. Quasi eine Kunstaktion wider Willen. Dann die kuriosen Namensverwechslungen. Doch die bösartige Krankheitskurve stieg schnell steil nach oben. Da war dann Schluss mit lustig. Die Auswirkungen sind verheerend, nicht nur für den Erkrankten, auch für seine Familie, und alle vier Sekunden wird auf der Welt eine neue Alzheimer-Diagnose gestellt. Da rollt eine Welle, die einem Tsunami gleicht. Dennoch muss ich diesen Verlauf auch auf die kulturellen Belange des Bundeslandes mit dem Bindestrich anwenden. Hier rollt auch die Welle der drohenden Kürzungen, hier versucht jeder, jeden zu überleben, und das mit allen Mitteln. Interessant in diesem Zusammenhang sind zwei Aspekte. Erst einmal ist immer noch Geld übrig von der Kulturhauptstadt-Farce. Ein nettes siebenstelliges Sümmchen wohl, unabhängig von den selbst erschaffenen und überflüssigen Arbeitsplätzen im Umfeld der Bespaßungs-Initiatoren. Was damit passiert, wird die Zukunft zeigen, ich weiß es nicht, wie viele andere auch, die wegen der lustigen NRW-Neuwahl im Mai auf ihre bereits bewilligten Gelder warten, oder nur auf den vielleicht positiven Bescheid, der dann für viele Kulturkämpfer in 2012 definitiv zu spät kommen wird. Vielleicht wäre es das Beste, alle hätten ihre Anträge längst vergessen. Ganz im Gegenteil dazu schwimmt die aktuelle Ruhrtriennale von Heiner Goebbels wohl im Geld. Sie wird beileibe nicht nur mit Landesmitteln bestritten, nein, für einige der Großprojekte springen private Sponsoren und sogar die Kunststiftung des Landes ein. Doppelt gemoppelt hält eben besser. Was sollen da die Normalsterblichen unter den Kulturschaffenden von halten? Ich empfehle inzwischen demenzielles Vorgehen. Vergessen wir die Vorzüge, die das Rheinland und das Ruhrgebiet prägen. Vergessen wir, dass es eine Zeit vor den großen selbsternannten Event-Managern gab. Vergessen wir Kunst, Musik, Theater und die anderen vielen Sachen, die nur Geld kosten; kulturelle Bildung übernehmen ab jetzt die Privatsender im Fernsehen. Das muss reichen, dumm nur, dass ich schon jetzt irgendwie deren Namen vergessen habe. Allerdings weiß ich auch nicht mehr, worüber ich eigentlich schreiben wollte, über Alzheimer oder über Kultur, oder ist das etwa das gleiche Thema – oder doch nicht? Vielleicht vergessen wir uns doch einfach. Ewan McGregor soll als britischer Fischerei-Experte Dr. Alfred Jones einem jemenitischen Scheich dabei helfen, Lachse in dessen Heimatland anzusiedeln. Was zunächst nach einer unlösbaren Aufgabe klingt, wird schnell von höchster Wichtigkeit, als die Presssprecherin des Premierministers von diesem absurden Vorhaben erfährt und hier sofort die Möglichkeit erkennt, von den unerfreulichen Nachrichten aus dem Nahen Osten abzulenken. Dr. Alfred Jones muss indes feststellen, dass zehntausende schottische Lachse in die Wüste zu bringen noch lange nicht das größte Problem darstellt. Das sind nämlich die Frauen in seiner Umgebung. Mit feinstem britischen Humor und einem herrlichen Sinn für das Absurde beweist Regisseur Lasse Hallström („Chocolat“), dass das Unmögliche immer möglich ist. trailer verlost 3 Soundtracks und 3 Hörbücher zum Film. E-Mail bis 18.5. an [email protected] Kennwort: Lachsfischen Lockout www 50 Meilen von der Erde entfernt befindet sich das ausbruchsicherste Gefängnis der Zukunft. Hier fristen die gefährlichsten Verbrecher der Welt ihr Dasein im künstlichen Tiefschlaf. Als die Tochter des Präsidenten auf geheimer humanitäre Mission das Gefängnis besucht, gerät sie durch einen Komplott in Lebensgefahr. Alle Insassen werden befreit und bringen das Gefängnis unter ihre Kontrolle. Undercover-Agent Snow (Guy Pearce), einst wegen eines Mordes zu Unrecht verurteilt, bekommt auf der Erde ein Ultimatum gestellt: Stoppt er die Übernahme, bietet ihm die US-Regierung seine Freilassung an. trailer verlost 3 T-Shirts zum Film. E-Mail bis 18.5. an [email protected] Kennwort: Lockout 79 Mai 2012 www.trailer-ruhr.de www SACHA BARON COHEN DER DIKTATOR EIN FILM VON LARRY CHARLES www.derdiktator-film.de ab 17.5. im Kino