EMBA HSG / International Management / Tagebuch - stefan

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EMBA HSG / International Management / Tagebuch - stefan
EMBA HSG / International Management / Tagebuch
China – Peking, Nanking, Shanghai
Einleitung
Als einer der ersten westlichen Staaten anerkannte die Schweiz am 17. Januar 1950 die neu gegründete Volksrepublik China und anerkannte gleichzeitig die
Republik China (Taiwan) nicht mehr an. Die Kontakte zur Volksrepublik gestalteten sich zunächst nicht sehr intensiv. Grund dafür waren interne Wirren in China
und der Kalte Krieg. Mit der Teilnahme des chinesischen Ministerpräsidenten Zhou Enlai an der Indochina-Konferenz in Genf betrat die Volksrepublik 1954
erstmals die internationale Bühne. Seit Deng Xiaoping 1979 seine Politik der Öffnung und der Reformen lancierte, entwickelten sich die bilateralen Beziehungen
zwischen der Schweiz und China kräftig.
China ist seit 2002 der wichtigste Handelspartner der Schweiz in Asien. Die bilateralen Handelsbeziehungen entwickeln sich sehr dynamisch. Schon heute ist
China weltweit der drittwichtigste Zulieferer und der viertwichtigste Absatzmarkt für Schweizer Exporte (nach der EU, den USA und Japan). Zur Zeit ist die
Schweiz der neuntgrösste Handelspartner Chinas in Europa. Die Schweiz weist als eines der wenigen Länder eine positive Handelsbilanz mit China auf. Gemäss
der chinesischen Statistik erreichte das Handelsvolumen beider Länder im Jahr 2010 20,07 Mrd. US-Dollar. Davon betrugen die Ausfuhren Chinas in die Schweiz
3,03 Mrd. US-Dollar, während sich die Einfuhren aus der Schweiz auf 17,04 Mrd. US-Dollar beliefen.
Präsident der Volksrepublik China ist Hu Jintao. Die Neuwahlen werden am 8. November 2012 am Parteikongress der kommunistischen Partei durchgeführt.
Der Kongress findet nur einmal in zehn Jahren statt. Der frühere Präsident Jiang Zemin, Amtsinhaber Hu Jintao und sein wahrscheinlicher Nachfolger Xi Jinping
haben sich auf die sieben Kandidaten für den Ständigen Ausschuss des Politbüros (Ausschuss wird von neun auf sieben Mitglieder verkleinert) verständigt.
Dieser Machtzentrale würden dann vor allem Politiker angehören, die für Finanzreformen stünden. Offen sei aber, wie stark diejenigen im Ständigen Ausschuss
des Politbüros vertreten seien, die für politische Reformen eintreten.
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EMBA HSG / International Management / Tagebuch
Datum
15.10.2012
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Zeit
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China – Peking, Nanking, Shanghai
Beschreibung
Besammlung des EMBA 40 am Flughafen Zürich, Check-In 1
Anreise von Zürich nach Peking mit Swiss LX 196
Der Swiss-Flug wird mit einem A340-300 durchgeführt (getauft auf „Fürstentum Liechtenstein“), wir starten ab Gate E57.
Boarding Time ist 1245, die Distanz nach Beijing beträgt 7‘950 km, die Flugzeit: 9:15
Ankunft in Peking
Transfer Hotel The Peninsula und Zimmerbezug nach rund 1,5 Stunden Busfahrt
http://www.peninsula.com/Beijing/en/default.aspx
Frühstück im Hotel Peninsula / Restaurant ‚JING‘
Die Zimmer sind für uns schon bezugsbereit.
Abfahrt zur Grossen Mauer bzw. chinesischen Mauer – sie wir in Englisch als The Great Wall bezeichnet.
Wir besuchen einen sehr bekannten Abschnitt der chinesischen Mauer und laufen auf ihr rund 3 Km hin und zurück. Es bläst ein
sehr starker Wind, sobald man nicht mehr durch die Mauer geschützt ist, wird es recht kalt. Die Mauer ist stellenweise sehr steil
(praktisch senkrecht) gebaut, so dass die Begehung nur Treppenstufen möglich ist.
Rückfahrt ins Hotel – auf der Rückfahrt gibt es noch ein chinesisches Mittagessen. Dies in einem etwas sonderbaren,
heruntergekommenen Restaurant, welches unser Reiseführer ausgesucht hat. Wir betrachten den Vorgang als notwendige
Nahrungsaufnahme.
Abfahrt mit Bus zur Schweizer Botschaft – wir sind alle im Business-Look gekleidet, die Absolventen des EMBA 40 sehen sich so alle
das erste Mal im Anzug bzw. Kleid.
http://www.eda.admin.ch/beijing
Besuch der Schweizer Botschaft – die Vertretung der Schweiz befindet sich im Botschaftsquartier von Beijing in der Nähe der
Botschaften von Deutschland und Kanada.
Jacques de Watteville, vorher Botschafter und Chef der Schweizerischen Mission bei der Europäischen Union in Brüssel, begrüsst
uns in seiner neuen Funktion (seit 1. September 2012) als Botschafter der Schweiz in China sowie für die Demokratischen
Volksrepublik Korea und die Mongolei.
Der gerade neu eingesetzte Botschafter begrüsst uns – er spricht Französisch und Englisch.
Hauptthema seiner Erläuterungen sind die laufenden Verhandlungen zum Freihandelsabkommen zwischen China und der Schweiz.
Dieses Abkommen ist bezüglich Abschlusswahrscheinlichkeit auf gutem Weg und soll im ersten Halbjahr 2012 abgeschlossen
werden. Da es das erste Freihandelsabkommen Chinas mit einer westlichen Industrienation ist, hat es eine recht grosse Strahlkraft
bzw. Wirkung auf spätere Abkommen (beispielweise China / EU).
Als zweiter Gastgeber informiert uns Alain Graf, der Leiter des Swiss Business Hub in China über die Organisation und die Aktivitäten
des OSEC - das Business-Network Switzerland. Der Swiss Business Hub funktioniert als Vermittler von Geschäftskontakten für
Investoren und Unternehmen. Gerade kleinere Schweizer Unternehmen (KMU), welche Kontakte in China aufbauen wollen,
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Datum
Zeit
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China – Peking, Nanking, Shanghai
Beschreibung
verfügen oft nicht über die notwendigen Ressourcen und können diese teilweise kostenlos von der OSEC beziehen. Erteilt man der
OSEC ein Mandat, so gehen die Dienstleistungen natürlich auch weiter, sie werden dann aber auch verrechnet.
Chinas Wirtschaft wächst zurzeit etwas langsamer (bedingt durch den negativen Wirtschaftszyklus in vielen Abnehmerländern), aber
sie wächst mit rund 7%. Er erläutert, dass das Wachstum vor dem Hintergrund einer intensivierten Förderung des Binnenkonsums
eine neue Qualität bekommt. Neue Märkte entstehen, neue Käuferschichten wachsen heran. Gestern wurde in Hongkong ebenfalls
ein Swiss Business Hub eröffnet. Das Konzept scheint also zu funktionieren.
Rückfahrt ins Hotel, wir geniessen anschliessend noch einen Wein (Shiraz aus Australien) und etwas lokales Bier in der Bar der
Hotel-Lobby.
Ich stehe auf und jogge eine Runde (etwa 8 Km) durch die Innenstadt von Peking. Es ist sehr schönes Wetter und die Temperaturen
sind angenehm. Ich laufe zuerst entlang der Fussgängerzone Wangfujing Dajie und biege dann in die Dongchanganjie-Strasse ein. An
dieser Strasse befinden sich zahlreiche Ministerien, Versicherungen, Banken und grosse Hotels. Die Gebäude sind beeindruckend –
ich als Läufer beeindrucke wohl auch, denn viele Chinesen sehen mich etwas sonderbar an. Auf dem Lauf begegnen mir noch 2
andere Jogger – ich bin also nicht der einzige Läufer. Nach einigen Kilometern bin ich beim China World Center in der Nähe des
CCTV-Towers angelangt – ich wechsle die Strassenseite (bei 10 Spuren nicht ganz einfach) und laufe wieder zurück.
Wir treffen uns im Konferenzbereich des Hotels im Jade-Raum – es folgt eine offizielle Begrüssung von uns Teilnehmern durch Dr.
Markus Seitz. Er informiert uns im Sinne eines Überblicks über das Programm dieser Studienreise.
Wir warten gespannt auf die Ankunft von Dr. Urs Schoettli, dem ehemaligen Asien-Korrespondenten der NZZ und heutigen
selbständigen Asienberater. Urs Schoettli hat Verspätung, er musste über Deutschland reisen und dort einige Tage warten, die
Schweizer Botschaft hat seine Einreise dann schliesslich möglich gemacht. Die komplizierte Reise von Urs Schoettli ist bedingt durch
die politischen Spannungen zwischen China und Japan (es geht um die Eigentümerschaft über Inseln im südchinesischen Meer).
Wir geniessen einen Vortrag zum Thema ‚Management und Konfuzianismus‘ mit Dr. Tony Liu, Beijing International MBA. Wir hören
dem Vertreter des internationalen MBA-Programms sehr gespannt zu. Er erläutert uns die Grundlagen der Denkschule von
Konfuzius, welche für die chinesische Kultur von grosser Bedeutung ist.
Gemeinsames Mittagessen als Dim Sum-Lunch mit 7 kleinen Gerichten im Hotel Peninsula, Jade Room.
Das Mittagessen wird als Speed-Lunch serviert, ein Gericht nach dem anderen wird sehr schnell gebracht, wir essen davon oder
auch nicht – die Teller werden dann sehr schnell wieder abtransportiert.
Abfahrt mit dem Bus zur Stadtbesichtigung: Verbotene Stadt, Tian‘anmen Platz.
Der Platz des himmlischen Friedens ist der grösste Platz der Welt – er ist in seinen Dimensionen beeindruckend. Die kommunistische
Partei nutzt zwei riesige Videowände in der Mitte des Platzes für Propaganda-Videos. Unter anderem werden schöne Bilder von
Tibet gezeigt, um die politischen Aspekte des unselbständigen Tibet zu verniedlichen.
Beim Platz des himmlischen Friedens befindet sich auch die Halle des Volkes – das ist das Parlament von China. Auch wenn seit 1949
ein Einparteiensystem regiert wird, gibt es innerhalb der kommunistischen Partei gibt es verschiedene Strömungen (Modernisten,
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China – Peking, Nanking, Shanghai
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Maoisten usw.), welche so die Entwicklung schrittweise ermöglichen bzw. abbremsen. Die heutige politische Struktur mit der
Volksrepublik China wurde von Mao am 1. Oktober 1949 ausgerufen. Auf dem Platz des himmlischen Friedens findet alle 10 Jahre
eine Parade zu Gunsten der Gründung der Republik statt.
Gegenüber der Halle des Volkes befindet sich das Nationalmuseum von China, ebenfalls ein recht imposanter Bau.
Anschliessend gehen wir durch das Tor mit dem Mao-Bild in die Verbotene Stadt – die Stadt umfasst den Palast des Kaisers mit
offiziellen Räumlichkeiten und seinen Wohnräumen sowie Gartenanlagen. Sie heisst historisch so, weil sie zu Zeiten des Kaisers von
der Bevölkerung nicht betreten werden durfte.
Sowohl auf dem Platz des himmlischen Friedens wie auch in der Verbotenen Stadt hat es sehr viele Reisgruppen und Einzeltouristen
– tausende von Leuten tummeln sich hier.
Rückfahrt ins Hotel – wir sind von diesem Rundgang alle etwas müde und nutzen die Zeit im Bus für ein Nickerchen.
Treffpunkt in der Hotel Lobby zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant „Hai Di Lao“. Das Abendessen ist ein so genannter
Feuertopf, was weitgehend einem Fondue Chinoise entspricht. Der Feuertopf befindet sich fest montiert in der Mitte des Tisches,
alle Personen platzieren sich rund herum. Ergänzend zu Fleisch und Gemüse aus dem Topf gibt es Bier und lustiges Wasser
(chinesischer Reisschnaps mit 46% Alkohol-Gehalt).
Treffpunkt Hotel-Lobby, anschliessend Abfahrt mit Bus
Wir führen einen Company Visit bei ABB (China) Limited durch - ABB hat in China bereits 35 Unternehmen, die Tendenz ist weiter
steigend. Das ABB-Werk produziert Mittelspannungstechnik-Komponenten wie beispielsweise Isolatoren für
Hochspannungsmasten, Transformatoren usw. Zu Beginn der Präsentation werden wir in die Sicherheitsaspekte des Werkes
eingeführt und instruiert, wie wir uns bei einem Notfall im Werk zu verhalten haben.
Anders als erwartet produziert ABB in diesem Werk nicht für den Export. Alle Aufträge sind aus China und die produzierten Güter
werden für chinesische Infrastruktur (Energieversorgung) verwendet. Rund 40% der Kunden von ABB sind rein staatliche Kunden –
so genannte State Owned Enterprises (SOE). Für ABB ist der vom Staat publizierte 5-Jahresplan für China jeweils eine gute
Planungsbasis.
ABB verfügt hier in China über die gesamte Wertschöpfungskette von Forschung und Entwicklung, über Verkauf, Produktion,
Auslieferung, Montage, Service und Support. Dies ist für die Autonomie sehr wichtig, da ABB so unternehmensintern alle
Dienstleistungen selbst abdecken kann.
Das Unternehmen hat insbesondere mit der hohen Fluktuation der Mitarbeiter zu kämpfen – sie liegt bei durchschnittlich 40%. Ein
Mittel zur Bindung von Mitarbeitern sind verbilligte Hypotheken, dadurch bleiben die Mitarbeitenden eher in der Region. Bei ABB
wird sehr viel in die Aus- und Weiterbildung investiert – auch dadurch hofft man, die Fluktuation positiv beeinflussen zu können.
http://www.abb.com/product/us/9AAC720001.aspx?country=CN
Wir geniessen ein Mittagessen nach japanischem Stil – es wird mit dem Tepanjaki gekocht. Leider werden Fisch und Fleisch auf der
gleichen Platte zubereitet, so schmeckt die zweite Fleischportion etwas fischig.
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EMBA HSG / International Management / Tagebuch
Datum
18.10.2012
Zeit
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China – Peking, Nanking, Shanghai
Beschreibung
Der zweite Company Visit an diesem Tag ist auf ein chinesisches KMU fokussiert. Wir besuchen B.E.A. Electronics (Beijing) Co. Ltd.
Das Unternehmen produziert Sensoren für automatische Türöffnungen und Schranken, beispielsweise für Flughäfen, Bahnhöfe, UBahnen, Spitäler aber natürlich auch Bürogebäude und Fabrikationshallen. Bei all diesen Gebäuden bestehen unterschiedliche
Anforderungen an Zuverlässigkeit, Sicherheit und Geschwindigkeit der Türöffnung.
Die Unternehmung wurde 1994 gegründet, sie hat ihren Hauptsitz in Belgien, BEA hat eine marktbeherrschende Stellung und
verfügt über 85% Marktanteil. Die Business-Unit in China ist eine Produktionseinheit nach klassischem Muster. Sehr viel manuelle
Arbeit wird ausschliesslich von Frauen verrichtet, der zuständige Manager erklärt, dass Männer diese Art der Arbeit nicht verrichten
würden. Sie arbeiten dazu auch zu wenig genau und hätten auch das Interesse nicht an dieser Fliessbandarbeit.
Bei BEA ist die Mitarbeiterfluktuation etwas tiefer, mit 30% aber immer noch hoch. Für ein KMU stellt dieser personelle Turnover
eine noch grössere Herausforderung dar als für ABB, da 1/3 der Belegschaft regelmässig neu geschult werden müssen.
Auch der Kostendruck nimmt stetig zu, da die Löhne in den letzten 2 Jahren um rund 25% gestiegen sind. BEA prüft zur Zeit, welche
bisher manuell verrichteten Arbeiten in naher Zukunft mit Robotern ausgeführt werden können. Dadurch können die Produktionsund Ausbildungskosten gesenkt werden.
http://www.beainc.com/beainc/index.php
In der Hotelbar des Peninsula treffe ich Alexander Caballero, der aus Hongkong angereist ist. Wir fragen beim Concierge nach einem
guten Speiserestaurant und erhalten sofort eine Empfehlung – 10 Sekunden später ist telefonisch auch schon ein Tisch reserviert.
Alex und ich geniessen eine Peking-Ente im Restaurant 1949. Der Name des Restaurants referenziert auf das Gründungsjahr der
Volksrepublik China. Die Weinkarte ist gut sortiert, das Angebot vielfältig – wir entscheiden uns für einen Shiraz aus Südafrika.
Nach dem guten Essen suchen wir noch eine Hotelbar mit Aussicht - dies ist in Beijing schwierig, nach Diskussion mit einem
Taxifahrer landen wir im Park Hyatt-Hotel – die Bar ist sehr gepflegt. Der Anteil westlicher Besucher ist hier sehr hoch.
Heute haben wir Studenten einen freien Vormittag. Alex und ich machen uns auf, den Himmelstempel zu besuchen. Eine riesige
Tempelanlage, mit Gärten und verschiedenen Gebäuden, das berühmteste davon ist ein Rundbau aus Holz und hat drei Dachstöcke.
Als Himmelstempel wird die Anlage bezeichnet, weil sie dem Kaiser zur Kommunikation mit den Göttern im Himmel diente – der
Kaiser hatte die Rolle des Abgesandten des Himmels. ein zentrales Element war jeweils das Erntedankfest.
Kurz vor dem Mittag fahre ich mit der U-Bahn zurück zum Hotel, um ab 13 Uhr wieder am Unterricht teilzunehmen. Die Reise mit
der U-Bahn ist noch aufwändig, da zuerst ein Ticket gelöst werden muss um Zugang zu den Bahnsteigen zu erhalten und auch beim
Verlassen des Bahnhofs wird das Ticket erneut kontrolliert.
Urs Schöttli hält ein Einführungsreferat zur Geschichte und Kultur von China. Er informiert uns über die unterschiedlichen Dynastien
der letzten 4000 Jahre und erläutert dann auch die jüngere Entwicklung mit der kommunistischen Partei, welche eigentlich auch als
Dynastie bezeichnet werden kann. Gegründet wurde die KPC um 1921, an die Macht kam sie 1949 mit der Ausrufung der
Volksrepublik China durch Mao.
Unter der Herrschaft von Mao gab es zwei grosse Entwicklungen, einerseits die „Kulturrevolution“, bei der alle maofeindlichen
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EMBA HSG / International Management / Tagebuch
Datum
Zeit
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China – Peking, Nanking, Shanghai
Beschreibung
Muster eliminiert wurden, andererseits „der grosse Sprung“. Beide Entwicklungen kosteten sehr viele Menschenleben.
Nach dem Tod von Mao hat sich die kommunistische Partei reformiert und neu ausgerichtet. Verschiedene Märkte wurden
kontrolliert geöffnet und gesteuerte marktwirtschaftliche Tendenzen wurden zugelassen. Dies hat auch die Entwicklung von China
zur heutigen Wirtschaftsmacht ermöglicht. Die KPC hat heute rund 80 Mio Mitglieder , China bekanntlich 1,4 Mrd Einwohner. Die
Rekrutierung von Parteimitgliedern ist ein aufwändiges Verfahren, wer dabei ist, geniesst auch besondere Annehmlichkeiten
(Wohnung und Haus, Arbeitsplatz, Parkplätze, besondere Schulplätze für Kinder usw.) und erhält bei entsprechender Leistung auch
ein Ausbildungsprogramm. Die KPC ist ein mächtiges und gleichzeitig für uns Touristen kaum wahrnehmbares Konstrukt. Ein
wichtiges Element zum Erhalt der Macht, ist es bei der Personalentwicklung auch in westlichen Unternehmen wie ABB, Schindler,
UBS, Credit Suisse usw. mitzureden bzw. letztlich die vorgeschlagenen Personen zu bestätigen. Die KPC entscheidet bei wichtigen
Exekutiv-Funktionen auf C-Level mit aber auch bei leitenden Funktionen in der Beschaffung oder Produktion. Nur so gelingt es der
KPC ihren Einfluss hochzuhalten.
Urs Schöttli moderiert eine Paneldiskussion zum Thema 'China auf der Weltbühne – Chancen und Risiken' mit
Dr. Christian Geinitz, Frankfurter Allgemeine Zeitung
Henrik Bork, Asia Waypoint Ltd., Managing Director.
Die Schweizer Unternehmerin Claudia Mansüger hält einen sehr engagierten Vortrag zu „Doing Business in China“. Sie hat in China
eine Weinimportfirma MQ-Wines gegründet und betreibt diese seit 4,5 Jahren, das Unternehmen ist primär im B2B-Geschäft aktiv.
Vor rund 1 Jahr ist das Lager abgebrannt – dank einer Versicherung, konnte sie den Betrieb weiterführen. In der Zeit in der ein
neues Lager aufgebaut wurde, wurde auch das Geschäftskonzept weiterentwickelt.
Neu werden die Weine durch MQ-Wines importiert und über die Ladenkette Cheers als Retailstore im B2C-Kontext verkauft. Der
Businessplan sieht Filialen in 29 Provinzen vor, zur Zeit wird alle 4 Wochen eine Filiale eröffnet. Die Investition in ein Ladengeschäft
belaufen sich auf rund CHF 10‘000, nach 3 Wochen werden bereits schwarze Zahlen geschrieben. Nebst einem Onlineshop (primär
für Nachkaufkunden) findet auch Home-Delivery statt.
Wir fahren mit dem Bus zur Chinesischen Oper bzw. zur Peking-Oper, Alex begleitet uns. Die Schauspieler sind sehr schön
geschminkt und aufwändig kostümiert. Es werden drei kurze Geschichten aufgeführt, dazu wird getanzt und gesungen. Das
musikalische Erlebnis ist für uns sehr gewöhnungsbedürftig – nach 1,5 Stunden sind wir kulturell bereichert, aber auch etwas froh,
dass das Schauspiel ein Ende hat.
Zurück im Hotel entscheiden Alex und ich, nochmals eine Peking-Ente im Restaurant 1949 zu geniessen. Nach dem Abendessen
treffen wir noch ein paar Kollegen des EMBA in der Hotelbar und wir plaudern bis 0030. Anschliessend verabschiede ich Alex wieder
– er geht zurück ins Hotel Raffles.
Wegen des Transfers nach Nanjing müssen wir recht früh aufstehen, die Koffer haben wir bereits am Vorabend gepackt. Wir
geniessen ein letztes Frühstück und checken dann im Peninsula aus.
Wir fahren mit unserem Bus Bahnhof Beijing-Süd. Es ist ein sehr moderner Bahnhof, der grösste Bahnhof in ganz Asien. Bevor wir in
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Zeit
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China – Peking, Nanking, Shanghai
Beschreibung
den Bereich der Hochgeschwindigkeitszüge eintreten können, werden alle Gepäckstücke einem Sicherheitscheck unterzogen.
Für den Transfer Beijing – Nanjing nutzen wir den Hochgeschwindigkeitszug – wir fliegen mit rund 300 km/h über das Land und
durch Städte. Die Züge sind sehr komfortabel gebaut, sie verfügen über WLAN-Verbindungen für mobiles Internet. Das Personal ist
sehr dienstleistungsorientiert, die Zugfahrt über 4 Stunden ist sehr ruhig.
Die Zugfahrt führt von Beijing-Süd über Jinan-West, Bengbu-South nach Nanjing, die Bahnstrecke wurde vor 2 Jahren neu gebaut,
alle Bahnhöfe sind sehr grosszügig und modern gestaltet.
Ankunft Nanjing, wir steigen aus dem Super-Zug aus und treffen unsere neue Reiseführerin. Die Koffer werden uns sofort
abgenommen und auf Wagen verladen. Dann folgt der Transfer ins Hotel Sofitel Galaxy mit dem Bus. Auf der Busfahrt begrüsst und
die Reiseführerin und singt für uns Schweizer ein Edelweiss-Lied.
Ankunft Hotel Sofitel Galaxy. Das Hotel mit 48 Stockwerken befindet sich in einer Umbauphase, das Design aus den 1990er-Jahren
wird komplett ersetzt. Bedingt durch die gemischte Nutzung des Gebäudes mit Hotel und Büros ist auf dem Weg von der Lobby in
den 31. Stock jeweils auf dem 8. Stock ein Lift-Wechsel notwendig.
http://www.sofitel.com/de/hotel-6179-sofitel-galaxy-nanjing/index.shtml
Wir hören einem Referat zur Geschichte Nanjings von Dr. Urs Schoettli zu, es steht unter dem Titel „Die verwundete Zivilisation“.
Die ehemalige Hauptstadt von China und heutige Hauptstadt des Südens von China hat eine bewegte Geschichte.
Wir fahren mit dem Bus zum Mausoleum von Dr. Sun Yatsen. Diese Persönlichkeit hat sich nach seinem Medizinstudium und einer
über mehrere Jahr dauernden Zeit als Arzt der Revolution verschrieben. Sein Ziel war es, die Ming-Dynastie zu stürzen – was ihm
auch gelungen ist. Der Machtwechsel erfolgte weitgehend unblutig, die Ming-Dynastie war aufgrund von akutem Geldmangel nicht
mehr regierungsfähig. Dr. Sun Yatsen besass genügend Einfluss, um die Engländer und Franzosen daran zu hindern, weitere Kredite
zu gewähren. So wurde der Machtwechsel eingeleitet und Dr. Sun Yatsen wurde erster Ministerpräsident der Volksrepublik China.
Sein Engagement dauert aber nur wenige Wochen, er war taktisch zu wenig in der Lage, die riesige Nation zu lenken und wurde
durch Mao abgelöst. Das Mausoleum ist auf den üblichen Touristentouren von westlichen Gästen durch China nicht enthalten – Dr.
Sun Yatsen ist dazu im Westen zu wenig bekannt. Dennoch gibt es vor Ort sehr viele Chinesen, welche das Grab des
Revolutionsführers inmitten einer riesigen Parkanlage besuchen.
Unser Bus fährt um 9 Uhr ab, was dem Plan entspricht, aber auf Basis des Programms für den heutigen Tag eigentlich zu spät ist. Wir
besichtigen die Stadtmauer von Nanjing, sie ist 12 Km lang und begehbar.
Ein monumentales Bauwerk, auf das Chinesen sehr stolz sind, ist die Yangtze Brücke. Sie wurde 1960 bis 1968 gebaut, dabei waren
ausschliesslich chinesische Fachkräfte und Arbeiter im Einsatz. Im Besucherzentrum ist eine übergrosse Statue von Mao dem
grossen Vorsitzenden aufgestellt.
Wir besichtigen die Ming-Gräber – das Grab des Kaisers befindet sich zur Zeit in Renovation. Auf dem Weg zum Grab gibt es
verschiedene Steinstatuen (Pferde, Kamele, Elefanten, Einhorn, Löwe usw.), welche die Hauptattraktion darstellen und Teil des
Weltkulturerbe sind. Die Figuren zeigen die Dimensionen des Kaiserreichs auf, da alle diese Tiere im Reich des grossen Herrschers
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EMBA HSG / International Management / Tagebuch
Datum
Zeit
21.10.2012
1400
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China – Peking, Nanking, Shanghai
Beschreibung
verfügbar waren.
Der Transfer mit dem Zug nach Shanghai dauert etwa 1 Stunde. Auf der Zugfahrt sehen wir sehr viel von der in den letzten Jahren
gebauten Infrastruktur. Verschiedene Kraftwerke und Hochleistungsstrassen säumen die Bahnlinie, unzählige Strommasten sorgen
für die Verteilung der Energie und Industriegebiete wechseln sich mit gigantischen Wohnsiedlungen ab.
Ankunft Shanghai, Transfer Hotel Hyatt on the Bund
http://www.shanghai.bund.hyatt.com/hyatt/hotels/index.jsp?null
Wir fahren mit dem Bus zum SWFC, dem Shanghai World Financial Center. Es ist mit 470 Metern das höchste Gebäude.
Architektonisch ist das Gebäude sehr gelungen gestaltet – es erinnert in der Form an einen Flaschenöffner für Kronkorken. Die
Aussicht vom Skywalk im 100. Stockwerk ist beeindruckend – leider hat es aber viele Wolken. Ich hoffe, bei einem weiteren Besuch
in den nächsten Tagen auf besseres Wetter.
Neben dem SWFC ist der Shanghai-Tower im Bau, er wird in ca. 2 Jahren eröffnet werden und eine Höhe von über 600 Metern
haben. Wir machen eine kleine Stadtbesichtigung der Altstadt von Shanghai mit dem Yu Garten. Der Yu Garten ist schön gestaltet,
es gibt verschiedene verwinkelte Wege und Brücken. Die Verwinkelung ist absichtlich gewählt, weil so die bösen Geister den Weg
nicht finden – sie können nur gerade Wege ‚gehen‘.
Das Mittagessen ist wie üblich, typisch chinesisch mit vielen Speisen auf vielen Tellern. Die Teller werden wiederum auf der
drehbaren, runden Glasplatte allen am Tisch serviert. Zum Essen gibt es das lokale Bier, leider sind nur 2 Flaschen pro Tisch mit 8
Personen vorgesehen – wir zahlen die weiteren Biere extra.
Wir hören ein Referat mit einer Einführung in die Geschichte Shanghais mit Dr. Urs Schoettli
Nicolas Musy, von CH-ina Integrated halt einen Vortrag zum Thema ‘China 2020, how to tap one of the biggest business potential of
the decade.
Wir erleben ein sehr gutes Alumni-Panel “Doing Business in China” mit folgenden Firmen-Vertretern:
 Alexander Dony, Managing Director P&G
 Nathan Kaiser, Founding Partner of Eiger Law
 Christoph Moellers, General Manager, AFG Asia Pacific
 Joachim Rudolf, CFO, Cathay Industrial Biotech
Danach geniessen wir einen reichhaltigen Apéro und tauschen uns mit den Alumnis weiter aus. Die Diskussionen sind sehr
spannend.
Heute führen wir das Interview zu “Your Day Your Way” durch. Wir haben ein Taxi bestellt, das uns zu Roche R & D, China hier in
Shanghai fahren wird.
Wir fahren mit Bus und Hochgeschwindigkeitszug nach Wuxi – einer Industriestadt etwa 50 Km ausserhalb von Schanghai.
Wir erleben eine weitere Company Visit bei Buhler Equipment Engineering (WUXI) Co. Ltd. Das Unternehmen hat sein Wurzeln in
Uzwil, in der Nähe von St. Gallen. Global hat Bühler bereits 10‘000 Mitarbeiter.
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EMBA HSG / International Management / Tagebuch
Datum
Zeit
China – Peking, Nanking, Shanghai
Beschreibung
Einen Grossteil des Umsatzes wird mit der Herstellung von Mühlen (Getreide, Kakao usw.) für den Industriebedarf erwirtschaftet.
Bühler ist in diesem Geschäftsfeld je nach globaler Region Marktführer oder die Nummer 2. Die Produktlinie umfasst zwei
Hauptlinien, in Europa werden technologisch sehr fortschrittliche Mühlen verkauft, in China wird die Technik, welche 1975
eingeführt wurde als Performance-Line verkauft. Sie ist sehr einfach gebaut, erfordert aber mehr manuelle Arbeit – diese
Arbeitskräfte sind in China verfügbar.
http://www.buhlergroup.com/global/en/about-buehler/worldwide/buehler-china.htm
24.10.2012
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Zurück im Hyatt Hotel machen wir uns an die Aufarbeitung des Interviews und bereiten die Präsentation zu “Your Day Your Way”
vor.
Ich mache mit Jürg Billeter eine Shopping-Tour durch die Nanjing Road und benutze auch die Metro bzw. Subway. Auf der ShoppingTour kaufen wir schöne Seidenschals, zwei chinesische Fächer und T-Shirts als Souvenirs ein.
Nach dem Einkauf besuche ich nochmals das Shanghai World Financial Center (SWFC) – auch Flaschenöffner genannt. Beim ersten
Besuch hatten schlechtes Wetter – beim heutigen Sonnenschein präsentiert sich Shanghai aus einer Höhe von 474 Meter schon sehr
beachtlich.
Die Präsentationen der Gruppenarbeiten “Your Day Your Way” werden gehalten. Alle Gruppen haben einen professionellen Job
gemacht und mit Interview-Partnern in chinesischen Firmen ein Meeting und ein Interview zu verschiedenen Fragen wie
Unternehmenskultur, Führung, Herausforderungen in den nächsten Jahren usw. geführt.
Nach den Präsentationen führt Markus Seitz einen mit guten Bildern untermalten Rückblick zu unserer Reise durch.
Um 1830 Uhr fahren wir mit dem Bus zum Abendessen. Die HSG offeriert ein Abschlussessen im Restaurant ‚M on the Bund‘. Das
Restaurant ist australisch geführt, wir geniessen zunächst einen Apéro mit Bier und Weisswein auf der Terrasse mit direktem Blick
auf den Bund (Hafen). Danach sind wie zu einem kreativen 3-Gang-Menü mit Suppe, gefüllten Pouletbrüstchen und einer
Dessertplatte eingeladen. Nach dem Dessert ziehen wir weiter in Richtung der Clubs – wir gehen zunächst in den Mr. und Mrs.
Bund-Club – auch dieses Lokal hat eine schöne Dachterrasse. Nach einem guten Abschlussbier gehe ich zurück ins Hotel um meine
Erkältung auszukurieren. Einige Kollegen ziehen weiter in andere Clubs – mit dem Ziel, bis zur Abreise durchzufeiern.
Abfahrt mit dem Bus zum Bahnhof des Transrapid. Anschliessend besteigen wir den Maglev-Train, die Magnetschwebebahn, welche
in Zusammenarbeit mit Siemens entwickelt und seit 2004 kommerziell betrieben wird. Der Zug kann mit maximal 431 km/h auf der
Magnetschwebefläche fliegen – aktuell fährt er aber nur 300 km/h aufgrund von regulatorischen Vorgaben eines Zugsunglücks im
letzten Jahr.
Abflug Shanghai Pu Dong nach Zürich mit Swiss, LX 189
Distanz von Shanghai nach Zürich 9‘041 Km, um 1550 Uhr kommen wir in Zürich an.
Diplomfeier im Weiterbildungszentrum 'Holzweid' der Universität St. Gallen.
Unsere Diplomarbeit wird mit dem NZZ-Preis für die beste Diplomarbeit ausgezeichnet – eine tolle Überraschung.
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