Der Frozen-Elephant
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Der Frozen-Elephant
Leitthema Gefässchirurgie DOI 10.1007/s00772-016-0163-5 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 M. Lühr · S. Peterß · C. Hagl · M. Pichlmaier Herzchirurgische Klinik und Poliklinik Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland Der Frozen-Elephant-Trunk Indikation, Technik und Ergebnisse Einleitung Die Therapie thorakaler Aneurysmen und Dissektionen, die sich über den Aortenbogen in die Aorta descendens ausdehnen, stellt in Bezug auf die Operationsstrategie und das perioperative Management eine große Herausforderung dar [31]. Die jeweilige chirurgische Strategie beinhaltet dabei nicht nur eine ausreichende Protektion von Herz, Gehirn, Rückenmark und viszeralen Endorganen, sondern sollte auch prolongierte Operationszeiten (insbesondere im hypothermen Kreislaufstillstand) mit assoziierten Komplikationen, wie z. B. Lungen- und Nierenversagen oder Störungen der Blutgerinnung, möglichst vermeiden. Des Weiteren sind Aortenpathologien, die die Grenze zwischen Aortenbogen und Aorta descendens überschreiten, mit einem insgesamt erhöhten Risiko für chirurgische Komplikationen aufgrund der komplexen (Gefäß-) Anatomie verbunden und erfordern traditionell eine oder mehrere Folgeoperationen, um die deszendierende Aorta definitiv zu therapieren [3, 4]. Dessen ungeachtet ist die offene Operation des Aortenbogens, auch mit angrenzender Aortenpathologie, der Goldstandard bei der Patientenversorgung. Der FET ist eine Hybrid»operation zwischen konventioneller Aortenchirurgie und endovaskulärem Verfahren Die konventionelle Elephant-TrunkTechnik (ET), von H.-G. Borst 1983 [1] erstmals beschrieben, vereinfacht die distale Anastomose beim Aortenbogenersatz und fungiert gleichzeitig als potenzieller proximaler Anschluss oder Landezone für einen Zweiteingriff zur Versorgung der deszendierenden Aorta. Diese Operationstechnik hat sich in den darauffolgenden Jahrzehnten in der klinischen Routine durchgesetzt und wurde beständig optimiert [5]. Mitte der 1990er-Jahre wurden durch die Einführung von endovaskulären Stentprothesen die technischen Voraussetzungen geschaffen, um die konventionelle ET-Technik von einer zweizeitigen Operation hin zu einem einzeitigen Eingriff weiter zu entwickeln. Die sog. Frozen-Elephant-Trunk- (FET-) Technik stellt ein Hybridverfahren zwischen konventioneller und endovaskulärer Aortenchirurgie dar und erlaubt prinzipiell die definitive Behandlung von ausgedehnten Aortenpathologien in einer einzelnen Operation bei deutlich kürzeren Kreislaufstillstandszeiten [16, 22, 31]. Heutzutage sind beide Elephant-TrunkTechniken (ET und FET) weltweit in der Aortenbogenchirurgie etabliert und werden routinemäßig in spezialisierten Aortenzentren angewendet. Der folgende Artikel beschäftigt sich primär mit der Frozen-Elephant-TrunkTechnik und soll einen klinisch-relevanten Überblick in Bezug auf die Indikationen, operative Technik und postoperativen Ergebnisse geben. Indikation Der Frozen-Elephant-Trunk (FET) ist eine Hybridoperation zwischen konventioneller Aortenbogenchirurgie und endovaskulärem Verfahren. Bei der klassischen Elephant-Trunk(ET-)Operation – als zweizeitige Prozedur – wird während der ersten Operation eine Gefäßprothese, wie ein „Rüssel“ frei flottierend, in die Aorta descendens eingebracht und anschließend proximal mittels fortlaufender Naht fixiert (distale Aortenbogenanastomose) [1, 41]. Anschließend erfolgt der Ersatz des kompletten oder distalen Aortenbogens in konventioneller Technik. Nach einem entsprechenden Zeitintervall von 4 Wochen bis 6 Monaten, kann in einem zweiten Schritt die Aorta descendens bzw. thorakoabdominelle Aorta über eine laterale Thorakotomie oder einen Zweihöhleneingriff nach Crawford ersetzt werden [16, 22]. klassischem ET erfolgt »nur Nach in ca. 40–50 % der Fälle eine elektive Zweitoperation Nach klassischem Elephant-Trunk erfolgt nur in ca. 40 bis 50 % der Fälle eine definitive Behandlung der zugrunde liegenden Aortenerkrankung. Trotz guter postoperativer Ergebnisse nach klassischer ET-Operation und elektiver Zweitoperation bleibt das kumulative Operationsrisiko für beide Operationen zusammengenommen mit einer Krankenhausletalität zwischen 14 und 21 %, relativ hoch [12, 34, 39]. Häufig kann bei nicht ausreichender distaler Abdichtung des klassischen ET durch anhaltende Perfusion des falschen Lumens (Dissektionen) oder der aneurysmatischen Aussackung (neben weiteren Limitationen) das Rupturrisiko potenziell erhöht sein. So wird die Inzidenz der Intervallletalität (zwischen Erst- und Zweitoperation) in der Literatur mit 3 bis 13 % angegeben und ist oft mit spontanen Aortenrupturen im unbehandelten Bereich der thorakalen Aorta erklärt. Zudem ist die routinemäßige Gefässchirurgie Leitthema des Bogens mit Beteiligung der Aorta descendens, multisegmentale Aortenaneurysmen und akute sowie chronische Aortendissektionen (DeBakey Typ I oder Typ III) umfassen [37]. Zudem kann bei prädisponierten Patienten, die zum Zeitpunkt der Aortenbogenoperation noch keine ausgeprägte aneurysmatische Erweiterung der deszendierenden Anschnitte aufweisen (z. B. positive Familienanamnese, syndromale Erkrankungen), ein FET indiziert sein. Eine detaillierte Auflistung der möglichen Indikationen für eine FET-Operation gibt . Infobox 1. Technik Abb. 1 8 Glasmodel des Aortenbogens mit 4-armiger Thoraflex-Hybridprothese. Mit freundlicher Genehmigung von C. Hagl und vollständige Langzeitnachsorge von Patienten nach erfolgreicher Erstoperation, insbesondere bei normalkalibriger Aorta descendens und keiner zeitnah geplanten Folgeoperation, aufwendig [12]. In der Konsequenz erfolgt nur bei etwa 40 bis 50 % der Patienten nach einem klassischen ET eine Zweitoperation und damit eine definitive Behandlung der zugrunde liegenden Aortenerkrankung [20, 35]. Im Vergleich existiert mit dem FET eine alternative Operationsstrategie, die einzeitig durchführbar ist und einen zirkulären Kontakt zwischen Aortenwand und deszendierendem stenttragenden Prothesenanteil gewährleistet [16]. Die sog. Hybridprothese besteht aus einer Polytetrafluorethylen- (PTFE-) oder Dacronprothese für den Bogenersatz (mit Reinsertion der supraaortalen Äste) und einem gecoverten selbstexpandierenden Aortenstentgerüst aus Nitinol oder rostfreiem Stahl zur Behandlung des distal gelegenen Aortenabschnitts (. Abb. 1). Die Indikationen für den FET können insbesondere chronische Aneurysmen des distalen Bogens oder Gefässchirurgie Die detaillierte Darstellung der Aortenpathologie ist entscheidend für die individuelle Therapieplanung. Je ausgedehnter die Aortenpathologie, desto entscheidender ist die individuelle Therapieplanung. Neben einer ausführlichen Anamnese und klinischen Untersuchung einschließlich EKG, Echokardiographie, Thoraxröntgen, Lungenfunktionsprüfung und Dopplersonographie der hirnversorgenden Gefäße, ist eine bildgebende Darstellung der gesamten Aorta, von den supraaortalen Ästen (inklusive Aa. vertebrales) bis zu den Femoralbifurkationen mittels Computertomographie (CT) oder MRT-Angiographie mit multiplanarer Rekonstruktion notwendig. Eine 3-D-Rekonstruktion der Aorta, kann im Sinne der exakten Operationsplanung und zur Einschätzung der vorliegenden Dimensionen und anatomischen Verhältnisse von Aorta und supraaortalen Gefäßen (insbesondere der linken A. subclavia), hilfreich sein (. Abb. 2). Im Falle einer Aortendissektion können zudem mögliche Entries und Re-Entries lokalisiert und in Bezug auf die Blutversorgung der unteren Körperhälfte – wahres oder falsches Lumen – eingeschätzt werden (Risikoeinschätzung einer Malperfusion nach FETOperation). Die FET-Operation wird über eine mediane Sternotomie im Kreislaufstillstand – heutzutage mit antegrader selektiver zerebraler Perfusion in moderater Hypothermie (26–32 °C) – durchgeführt. Nach der Sternotomie erfolgt Infobox 1 Erkrankungen mit FET-Indikation bei Beteiligung des distalen Bogens und/oder der Aorta descendens nach Shresta et al. [37] 4 Akute und subakute Typ-A-Dissektion, 4 Aneurysmabildung nach stattgehabter Typ-A-Dissektion, 4 Akute Typ-B-Dissektion bei Bogenbeteili- gung, 4 Aneurysmabildung bei chronischer Typ-B-Dissektion, 4 Thorakale Aortenaneurysmen, 4 Penetrierendes atherosklerotisches Ulkus (PAU), 4 Intramurales Hämatom (IMH). die Präparation der Aorta ascendens und des Aortenbogens mit Darstellung der supraaortalen Äste. Zur späteren Sicherung der Perfusionskanülen können der Truncus brachiocephalicus und die linke A. carotis communis angeschlungen und mit Tourniquets gesichert werden. Anschließend erfolgt die Durchtrennung des Ligamentum aortopulmonale, wobei auf eine Schonung des linken N. phrenicus und N. recurrens zu achten ist [31]. »sollteDieeineOperationsstrategie möglichst frühzeitige Reperfusion anstreben Die Operationsstrategie sollte eine möglichst frühzeitige zerebrale, myokardiale und viszerale Reperfusion anstreben. Nach erfolgreicher arterieller und venöser Kanülierung erfolgt der Anschluss an die Herz-Lungen-Maschine (HLM) mit unmittelbarer Körperkühlung (moderate Hypothermie). In unserer Klinik hat sich die direkte Kanülierung der Aorta (arteriell) (2. Wahl: A. subclavia rechts) und des rechten Vorhofs (venöse Drainage) (2. Wahl: V. femoralis communis) mit einer Körperzieltemperatur von 26 °C für Eingriffe am Aortenbogen (unabhängig ob Aneurysma oder akute Typ-A-Dissektion) bewährt. Es existieren jedoch verschiedene Techniken der arteriellen (Truncus brachiocephalicus, A. subclavia, carotis oder femoralis) und venösen Kanülierung, wobei die Art bzw. Lokalisation nach Präferenz des Operateurs oder des jeweiligen Aortenzentrums variieren kann [46, 6]. Ebenso existieren Zusammenfassung · Abstract verschiedene Meinungen und Strategien hinsichtlich des Temperaturmanagements bei Aortenbogenoperationen, auf die hier aber nicht näher eingegangen werden soll [26]. Nach vollständiger Präparation des Aortenbogens bis zur A. subclavia links und Erreichen der Zieltemperatur erfolgt das Klemmen der Aorta mit anschließender Kardioplegiegabe (z. B. Bretschneider-Lösung: 5–8 °C, 30 ml/kg/KG, über ca. 7 min). Alternativ kann das Herz perfundiertund somiteine kardiale Ischämie komplett vermieden werden. Die Eröffnung der Aorta wird in Abhängigkeit von der geplanten Prozedur durchgeführt. Zur Initiierung des hypothermen Kreislaufstillstands wird der Patient in Trendelenburgposition gebracht, eine CO2-Insufflation in den Operationssitus gestartet und im Anschluss – nach Entfernen der Aortenklemme – der Aortenbogen eröffnet. Die antegrade selektive zerebrale Perfusion (Temperatur: 22 °C, Fluss: 6–10 ml/kg/KG, Druck: 60–70 mmHg) erfolgt über Perfusionskatheter im Truncus brachiocephalicus und der A. carotis communis links – bei Kanülierung der A. subclavia wird der Truncus brachiocephalicus entsprechend geklemmt. Zur Sicherstellung einer suffizienten Hirnprotektion hat sich die Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) mit transkranialer Messung der zerebralen O2-Sättigung etabliert. Um das Operationsfeld blutleer zu halten und ein potenzielles Stealphänomen aus dem Vertebraliskreislauf zu vermeiden, kann die linke A. subclavia geklemmt oder besser mit einem Fogartykatheter geblockt werden. Der Aortenbogen wird nun bis zur Höhe der geplanten distalen Anastomose (normalerweise distal der linken A. subclavia) zirkulär reseziert, um eine sichere und dichte Anastomose – zusätzlich zu den stenteigenen Abdichtungseigenschaften – gewährleisten zu können ([31], . Abb. 3). Der zusammengefaltete Stentanteil der Hybridprothese (. Abb. 3), wird antegrad in die deszendierende Aorta eingeführt. Ein retrograd oder antegrad positionierter Führungsdraht kann als Führungshilfe genutzt werden. Bei Vorliegen einer Aortendissektion ist ein über die A. femoralis retrograd eingebrachter Gefässchirurgie DOI 10.1007/s00772-016-0163-5 © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 M. Lühr · S. Peterß · C. Hagl · M. Pichlmaier Der Frozen-Elephant-Trunk. Indikation, Technik und Ergebnisse Zusammenfassung Die Frozen-Elephant-Trunk- (FET-)Technik ist ein Hybridverfahren zwischen konventioneller und endovaskulärer Aortenchirurgie und erlaubt die Behandlung ausgeprägter Aortenbogenpathologien mit Beteiligung der Aorta descendens in einer Operation. Zudem schafft sie eine sichere Landezone für mögliche Folgeeingriffe stromabwärts. Die Indikationen für eine Behandlung mittels FET umfassen chronische Aneurysmen des distalen Bogens oder des Bogens mit Beteiligung der Aorta descendens, multisegmentale Aortenaneurysmen und akute sowie chronische Aortendissektionen. Die sog. Hybridprothese besteht aus einer klassischen Gefäßprothese für den Bogenersatz (mit Reinseration der supraaortalen Äste) und einem stenttragenden Abschnitt zur Behandlung distal gelegener Aortenabschnitte. Heutzutage ist die FET-Operation weltweit in der Aortenbogenchirurgie etabliert und wird in spezialisierten Aortenzentren routinemäßig angewendet. Der folgende Übersichtsartikel soll einen klinisch-relevanten Überblick in Bezug auf die Indikationen, operative Technik und postoperativen Ergebnisse der FETOperation geben. Schlüsselwörter Frozen-Elephant-Trunk · Aortenbogen · Aneurysma · Dissektion · Aorta Frozen elephant trunk. Indications, technique and results Abstract The frozen elephant trunk (FET) technique is a hybrid procedure combining conventional and endovascular aortic surgery to allow 1-stage treatment of the aortic arch and the proximal descending aorta. The indications for the FET operation include several aortic pathologies, such as aneurysms, acute and chronic dissections with involvement of the (distal) arch and the proximal descending aorta. The hybrid prosthesis consists of a vascular graft for transverse arch replacement with supra-aortic revascularization and a distally located stent for endovascular treatment of Führungsdraht zur sicheren Identifikation des wahren Lumens anzuraten. Die Stentgröße der »Hybridprothese bemisst sich nach dem Aortendurchmesser distal der linken A. subclavia Als Orientierung für die Stentgröße der Hybridprothese dient der Aortendurchmesser distal der linken A. subclavia. Die Größe des Stents sollte in Anhängigkeit des Aortendurchmessers distal zur linken A. subclavia gewählt werden [18]. Angestrebt wird bei Aneurysmen ein klassisches Oversizing der Stent- the descending aorta. After antegrade stent grafting of the distal aortic segment, partial or total aortic arch replacement is performed via the conventional open technique. The FET operation is nowdays routinely performed in specialized aortic centers worldwide. This article gives an overview with resoect to the clinical indications, technical aspects and postoperative results of the FET operation. Keywords Frozen elephant trunk · Aortic arch · Aneurysm · Dissection · Aorta prothese von 15–20 % (Ausnahme sind Patienten mit Bindegewebserkrankungen; z. B. Marfan-Syndrom und akute Dissektionen), ausgehend vom präoperativen Angio-CT [45, 46]. Die Stentlänge der Hybridprothese sollte so gewählt werden, dass eine möglichst lange distale Landungszone (5 cm) entsteht, aber dennoch die Rückenmarksperfusion weitestgehend unbeeinträchtigt bleibt. Eine optimale Positionierung kann bei Bedarf mittels intraoperativer Durchleuchtung oder endoskopischen Verfahren verifiziert werden [44]. Nach Entfernen des Einführsystems wird die Stentprothese freigesetzt (. Abb. 3). Typischerweise erfolgt die Anastomose distal der linken A. subclavia mit anGefässchirurgie Leitthema Abb. 2 9 a Präoperative Bildgebung. Computertomographie (CT) der thorakalen Aorta mit Aneurysma der Aortenwurzel und der Aorta descendens mit Involvierung des distalen Bogens. b 3-D-Rekonstruktion der thorakalen Aorta zur operativen Planung schließender Revaskularisierung der supraaortalen Gefäße unter reetablierter Körperperfusion. Die anschließenden Schritte der FETOperation ähneln denen des klassischen Aortenbogenersatzes. Nach der Stentfreisetzung erfolgt die Anlage der distalen Anastomose zwischen Hybridprothese und Aortenwand mittels fortlaufender Naht (3–0 Prolene), die bei den heutzutage erhältlichen Prothesen (E-Vita Open , Jotec, Deutschland und Thoraflex Hybrid , Vascutek, Schottland) durch einen Nähkragen vereinfacht wird. Da nach Fertigstellung der Anastomose die Möglichkeiten zum Nachstechen deutlich eingeschränkt sind, ist eine zirkuläre Präparation anzuraten (. Abb. 3). Typischerweise erfolgt die Anastomose distal der linken A. subclavia, sodass alle drei Bogengefäße als „Insel“ oder, bei Verwendung einer Multi-branch-Prothese, einzeln über die Arme der Gefäßprothese reanastomisiert werden können. Anschließend wird über die Prothese selbst oder den Perfusionsschenkel der Multi-branch-Prothese eine antegrade Perfusion der unteren Körperhälfte wieder hergestellt (Ende des Kreislaufstillstands). Der Vollständigkeit halber sei hier die proximal der A. subclavia sinistra lokalisierte Anastomosentechnik erwähnt [40], die der Vereinfachung von Exposition und Anastomosenanlage dient. Die A. subclavia links kann anschließend durch Transposition oder ® ® Gefässchirurgie Bypassanlage extraanatomisch versorgt werden. Während der Reinsertion der supraaortalen, hirnversorgenden Gefäße sollte die zerebrale Perfusion so lange wie möglich aufrechterhalten werden. Im Anschluss wird die Prothese vollends entlüftet, mit einer weichen Aortenklemme geklemmt und die Ganzkörperperfusion zur Wiedererwärmung begonnen. Die proximale Anastomose kann entweder während der Kühlungs- oder Wiedererwärmungsphase erfolgen, gefolgt von der notwendigen Reperfusion des Herzens – falls parallel zum Aortenersatz keine kardiale Perfusion erfolgt – und dem Abgehen von der Herz-LungenMaschine. Bei Patienten mit einer Aortendissektion ist eine weitere Besonderheit zu beachten: Durch eine anhaltende Durchblutung des falschen Lumens in der Aorta descendens kann in der Folge eine Aortenruptur oder durch die suffiziente Okklusion des falschen Lumens eine viszerale Malperfusion der aus dem falschen Lumen versorgten Organe drohen. In diesen Fällen kann eine intraoperative antegrade Fenestrierung der Dissektionsmembran notwendig werden [20]. Des Weiteren kann es in seltenen Fällen bei der akuten Aortendissektion zu einer Nahtdehiszenz zwischen Nähkragen und Adventitia der Aorta descendens mit gravierenden Blutungen aus dem retrograd perfundierten falschen Lumen kommen. Da schwer zu exponieren und fast nicht zu beherr- schen, kann hier eine temporäre Bändelung (24–48 h) der Aorta descendens im gestenteten Bereich bis zur Austhrombosierung eine Bail-out-Lösung darstellen. . Abb. 4 zeigt eine postoperative Erfolgskontrolle mithilfe der CT-Bildgebung nach FET-Operation. Sekundäreingriffe nach FrozenElephant-Trunk-Technik Obwohl der FET als eine einzeitige Operationsstrategie entwickelt wurde, kann aufgrund verschiedener Konstellationen, wie z. B. weit nach distal ausgedehnte Pathologien (z. B. Mega-Aortensyndrom), dem Auftreten eines oder mehrerer Endoleaks, Aneurysmaprogression oder bei anhaltender Perfusion des falschen Lumens, eine sekundäre Verlängerung der Hybridprothese nach distal indiziert sein [32]. Die FET-Verlängerung kann entweder als offene oder als endovaskuläre Prozedur durchgeführt werden. Bei der offenen Verlängerung erfolgt eine linkslaterale Thorakotomie auf Höhe des 7. und 8. Interkostalraums mit Klemmung der Hybridprothese. Die zur Verlängerung gewählte Gefäßprothese wird zirkulär an das distale Ende der geklemmten FET-Prothese anastomosiert [37]. Obwohl Klemmschäden am Stentende des FET beschrieben wurden, lässt sich diese Technik gut und mit deutlich reduziertem Operationstrauma – im Vergleich zum offenen Descen- Abb. 3 9 a Operative FETTechnik: Operationssitus nach Sternotomie mit Blick auf die Aorta ascendens. b Resektion der aneurysmatischen Aorta ascendens mit Darstellung der Aortenklappe und beider Koronarostien bei zeitgleicher Kühlung des Patienten mittels kardiopulmonalem Bypass. c Bis zum Erreichen der Zieltemperatur (moderate Hypothermie) wird die proximale Anastomose auf suprakoronarer Ebene durchgeführt. d Implantation des gestenteten Endes der Hybridprothese in die Aorta descendens und antegrade selektive zerebrale Perfusion mittels Perfusionskathetern im Truncus brachiocephalicus und der linken A. carotis communis bei distalem Kreislaufstillstand. e Nach optimaler Positionierung erfolgt die zirkuläre distale Anastomose zwischen Hybridprothese und Aorta descendens. f Hybridprothese nach Fertigstellung der supraaortalen und aortalen Anastomosen. Mit freundlicher Genehmigung von Maximilian Pichlmaier densersatz ohne vorangegangene FETOperation – durchführen [19]. Die endovaskuläre »Verlängerung des FET bietet sich aufgrund der optimalen Landungszone an Die endovaskuläre Verlängerung des FET bietet sich im Gegensatz zur konventionellen Verlängerungsoperation an, sofern der distale Anteil der Hybridprothese nicht abgeknickt, verdreht oder throm- bosiert ist – was relativ selten beschriebenwird. Eine Stent-in-Stent-Implantation lässt sich in Allgemein- oder Regionalanästhesie über die A. femoralis durchführen und entspricht dem klassischen TEVAR-Verfahren mit adäquater Landungszone (4–6 cm Überlappung) [32, 37]. Zur Rückenmarksprotektion sollten hier geeignete protektive Maßnahmen, wie z. B. Liquordrainage oder, im Falle eineroffenenoperativenVersorgung, distale Körperperfusion, zum Einsatz kommen. Operative Ergebnisse Das Ziel der Entwicklung der FETTechnik lag in der Vermeidung von sekundären Operationen und einer damit verbundenen Reduktion der perioperativen Gesamtletalität [16]. Bei Aneurysmen des distalen Aortenbogens und der proximalen Aorta descendens kann durch den FET eine stufenweise Thrombokklusion des stentumgebenden Aneurysmasacks („aortic remodelling“) erreicht werden. Voraussetzung ist, dass eine adäquate distale Landungszone in einem nicht dilatierten Aortenabschnitt Gefässchirurgie Leitthema Abb. 4 8 Postoperative Erfolgskontrolle nach FET-Operation mithilfe computertomographischer 3-D-Rekonstruktion vorhanden ist. Bei ausgedehnten Aneurysmen, bei denen der distale Anteil der Hybridprothese frei im Aneurysma zu liegen kommt, ist demnach eine komplette Thrombosierung – ähnlich wie bei der klassischen ET-Technik – eher unwahrscheinlich [48]. Die Exklusion des Aneurysmas mit Thrombosierung der stentumgebenden Aortenabschnitte beugt signifikant einer Progredienz der Aortenerkrankung vor. Die im Idealfall erzielte Thrombosierung der stentumgebenden Aortenabschnitte durch die Exklusion des Aneurysmas beugt signifikant einer Progredienz der Aortenerkrankung (z. B. Dilatation) vor oder wirkt dieser sogar entgegen (sog. positives „aortic remodeling“) [9, 18]. Bei der akuten Aortendissektion treten dagegen eher die zirkuläre Abdichtungseigenschaft und die Radialkraft der Hybridprothese in den Vordergrund. Die Anwendung einer Hybridprothese führt in den meisten Fällen (über 90 %) zu einer mittelund langfristigen, suffizienten Exklusion des proximalen falschen Lumens [8], Gefässchirurgie während die zurückhaltende Behandlung der Aorta descendens – also ohne FET – bei Vorhandensein eines falschen Lumens einen Risikofaktor für eine Progredienz des Aortendurchmessers und eine Reoperation darstellt [15, 17, 19, 45]. Die postoperativen Ergebnisse nach FET-Operation sind ermutigend. In der internationalen E-vita-OPEN-PLUS-Register-(IEOR-) Studie zeigte sich in einer durchmischten Population eine vergleichsweise akzeptable Letalität (15 %) und Morbidität (Schlaganfallrate 6 %; Paraplegierate 8 %) [21]. Weitere Studien berichten über eine Krankenhausletalität nach FET-Operation zwischen 0 % und 18 % [42, 47, 50]. Die in diesem Zusammenhang beschriebene Schlaganfallrate liegt im Mittel bei 4.9 % (Intervall: 0–16 %) [42]. Allerdings birgt die FET-Operation auch einige (teils schwerwiegende) technikassoziierte Komplikationen. So kann es beispielsweise durch Oversizing [30] oder die generelle Rigidität der Stentprothese zu Rupturen, Dissektionen oder – bei primären Aortendissektionen – im Verlauf zu sog. „blow-outs“ (Arrosion der Dissektionsmembran am Stentende) kommen. Das Abknicken, ein Materialfehler oder die Migration des Stents (letzteres allerdings nur nach proximal möglich) kann zudem eine Perforation verursachen [25, 43]. Durch externe Kompression (z. B. progredientes falsches Lumen) können außerdem relevante Stenosen entstehen oder gar ein Stentkollaps resultieren [10]. Eine der häufigsten Komplikationen ist das Auftreten eines Endoleaks, das jedoch zumeist gut endovaskulär therapierbar ist [29]. . Tab. 1 gibt anhand aktueller klinischer Studien einen Überblick über die relevanten Ergebnisse und Komplikationen nach einer FET-Operation. Die Paraplegie ist eine seltene aber besonders folgenreiche Komplikation nach FET-Operation. Eine weitere und besonders folgenreiche Komplikation stellt die ischämische Rückenmarksschädigung (Paraplegie) dar. Die Inzidenz nach Hybrideingriffen liegt im Mittel bei ungefähr 5,6 % (Intervall: 0–25 %) der Fälle [14, 42], tritt aber bei der klassischen Aortenbogenopera- tion ohne deszendierenden Stentanteil (≤2 %) bzw. der klassischen ET-Operation deutlich seltener auf (2,0 %) [20]. Die möglichen Gründe für das Auftreten einer Paraplegie sind jedoch vielschichtig und bislang nicht hinreichend geklärt. Potenzielle Risiken für das Rückenmark könnten in der warmen Ischämie während des distalen Kreislaufstillstands liegen und werden derzeit kritisch diskutiert [24, 26]. Ius et al. konnten zudem hohes Alter, fusiforme Aneurysmen und eine Landungszone unterhalb von BWK 7 als Prädiktoren für eine Paraplegie nach FET identifizieren [20]. Andere Autoren berichteten wiederum über die sichere Anwendung von Hybridprothesen bis BWK 9/10 [2, 36]. Zur spinalen Protektion geeignete perioperative Maßnahmen sind beispielsweise die Messung des Liquordrucks (ggf. mit Drainage), intraoperative (moderate) Hypothermie, frühzeitige oder kontinuierliche Perfusion der unteren Körperhälfte oder die postoperative Aufrechterhaltung eines supranormalen arteriellen Mitteldrucks [11, 16, 26]. Einige Chirurgen wählen in diesem Zusammenhang bewusst kürzere Hybridprothesen und streben (ggf. nach einem entsprechenden Zeitintervall) eine zweizeitige endovaskuläre Verlängerung (TEVAR) an, um die jeweilige Aortenpathologie adäquat zu therapieren [20, 36]. Allerdings könnten neue Ansätze, wie z. B. die präoperative Präkonditionierung des Rückenmarks durch minimal-invasive Segmentarterienokklusion, in der Zukunft helfen, eine sofortige FET-Verlängerung zur Behandlung der gesamten Länge der Aorta descendens zu erlauben [13]. Fazit für die Praxis 4 Die FET-Operation wird heutzutage routinemäßig und erfolgreich mit guten postoperativen Ergebnissen in spezialisierten Aortenzentren durchgeführt. 4 Mittels FET-/Hybridprothese können ausgeprägte Aortenbogenpathologien mit Ausdehnung bis in die Aorta descendens häufig einzeitig therapiert werden. 4 Bei weiter nach distal ausgedehnten Aneurysmen oder Progredienz des Tab. 1 Studienergebnisse und Komplikationen nach FET-Operation Publikation Klinik Jahr Erkrankung und Mortalität Kohorte Schlaganfall Paraplegie/ Rückenmarksischämie Endoleak n [%] n [%] n [%] n [%] Ma et al. [27] Peking 2013 Dissektionen 398 31 8 10 3 10 3 – – Di Eusanio et al. [7] Bologna 2013 Aneurysmen 33, Dissektionen 89 21 17 9 7 11 9 – – Roselli et al. [33] Cleveland 2013 Dissektionen 17 – – 2 12 2 12 3 18 Mestres et al. [28] IEOR 2013 Aneurysmen 113 13 12 9 8 9 8 6/90 7 Vallabhajosyula et al. [48] Philadelphia 2014 Dissektionen 62 6 10 3 5 4 6 1 2 Katayama et al. [23] Hiroshima 2014 Dissektionen 120 7 6 4 3 2 2 – – Weiss et al. [49] Wien 2015 Dissektionen 27 2 7 3 11 2 7 2 7 Shrestha et al. [38] Hannover 2015 Aneurysmen 62, Dissektionen 118 22 12 24 13 9 5 – – IEOR international E-vita open registry distalen Aortendurchmessers (z. B. bei chronischer Aortendissektion) kann eine FET-Verlängerung offen oder endovaskulär erfolgen. 4 Eine Thrombosierung der stentumgebenden Aortenabschnitte beugt einer Progredienz der Aortenerkrankung vor oder wirkt dieser sogar entgegen (positives „aortic remodelling“). 4 Die schwerwiegendsten Komplikationen nach FET-Operation sind Schlaganfall, Aortenruptur/-perforation und Paraplegie. 4 Durch Präkonditionierung mittels aortaler Segmentarterienokklusion könnten zukünftig Paraplegien bei der FET-Operation verhindert werden. Korrespondenzadresse PD Dr. med. M. Pichlmaier, MA (Cantab) Herzchirurgische Klinik und Poliklinik Großhadern, Ludwig-MaximiliansUniversität München Marchioninistr. 15, 81377 München, Deutschland maximilian.pichlmaier@ med.uni-muenchen.de Einhaltung ethischer Richtlinien Interessenkonflikt. M. Lühr, S. Peterß, C. Hagl und M. Pichlmaier geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht. Dieser Beitrag beinhaltet keine von den Autoren durchgeführten Studien an Menschen oder Tieren. Literatur 1. Borst HG, Walterbusch G, Schaps D (1983) Extensive aortic replacement using “elephant trunk” prosthesis. Thorac Cardiovasc Surg 31:37–40. doi:10.1055/s-2007-1020290 2. Chavan A, Karck M, Hagl C et al (2005) Hybrid endograft for one-step treatment of multisegment disease of the thoracic aorta. J Vasc Interv Radiol 16:823–829. doi:10.1097/01.RVI.0000159205.00299.97 3. Crawford ES, Crawford JL, Stowe CL, Safi HJ (1984) Total aortic replacement for chronic aortic dissection occurring in patients with and without Marfan’s syndrome. 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