Die Arbeit mit pulmonalen Problempatienten
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Die Arbeit mit pulmonalen Problempatienten
06.11.2015 Indikationen der mechanischen Ventilation Nichtinvasive Beatmung Studie an 1638 Patienten aus 8 Ländern Akutes respiratorisches Versagen 66 % -ARDS -Linksherzversagen -Pneumonie -Sepsis -Komplikationen nach chirurg. Eingriffen -Trauma - State of the Art - M. Hesse Welche Erkrankungen führen zur Langzeitbeatmung Koma 15% Akute Exazerbation bei COPD 13% Neuromuskuläre Erkrankungen 5% Esteban Am. J. Respir Crit. Care Med 2000, 161 Diagnoseverteilung bei nicht-invasiv beatmeten Patienten Vergleich invasive/nicht invasive Beatmung Warum NIV? Invasive Beatmung verschlechtert die Prognose des Patienten deutlich Coplin WM, Pierson DJ, Cooley KD et al. Implications of extubation delay in brain-injured patients meeting standard weaning criteria. Am J Respir Crit Care Med 2000; 161: 1530–1536 1 06.11.2015 Vergleich invasive/nicht invasive Beatmung NIV vs. MV & Nosokomiale Infectionen 70 p<0.0001 60 50 % 40 p=0.02 30 NIV MV 20 10 0 Noso Inf Noso Pneu Girou et al. JAMA 2000 Vergleich invasive/nicht invasive Beatmung Vergleich invasive/nicht invasive Beatmung Nachteile von NIV NIV Beatmung – Historie Versagerrate NIV nach Studienlage 15-30% Kontraindikationen (ca. 30% der Pat.) 30% in Studien durch Notarzt bereits intubiert Austrocknung von Nasen- und Mundschleimhaut Rhinitis, Konjunktivitis Hautläsion Magenüberblähung/Aspirationsgefahr Leckagen Hoher personeller und zeitlicher Aufwand Forrest Bird, geb. 1921, erfand den ersten positiv Druck Ventilator für die Massenfertigung (Bird Universal Medical Respirator for acute or chronic cardiopulmonary care – Mark 7, 1955). Das Gerät wurde im Verlauf nur noch für die Überdruckventilation verwendet Nachteile: - Keine Leckagekompensation - Häufige Fehlalarme 2 06.11.2015 nCPAP bei schwerem OSAS* (Sullivan et al., 1981 im Lancet) NIV Beatmung Kolbenhub- oder BlasebalgGeräte liefern ein definiertes Hubvolumen. Mit einfacher Ventiltechnik gelangt die Luft zum Patienten und von dort wieder zurück nach außen. Nachteile: - Keine Leckagekompensation - Häufige Fehlalarme *obstruktives Schlafapnoesyndrom CPAP/NIV Geräte Zylinder NIV Beatmung Turbinengeräte Wechselnde Druckniveaus werden durch eine rasche Änderung der Turbinendrehzahl bewirkt, teilweise mit zusätzlicher Ventilsteuerung. Vorteile: - Bessere Leckagekompensation und dadurch u.a. weniger Fehlalarme - Schnelle Reaktionszeiten Durch bessere Triggereigenschaften im assistierten Modus den Kolbenhubsystemen deutlich überlegen NIV Beatmung – Kliniksysteme Kleine Turbinengeräte BiPAP Synchrony, Harmony Respironics; VIVO 30/40 Breas IPAP Druck bis 30 mbar Modus CPAP, Bipap S / ST Präziser Trigger Einschlauchsystem mit Ausatemport Einsatz: beginnende bis mittelschwere Atempumpenerschöpfung – Beispiel: COPD NIV Beatmung – Hybrid-Modelle Größere Turbinengeräte Beispiele: Airox Legendair, VS Integra, Elisee 150– 350, Trilogy100 Sie sind zum einen geeignet für den Einstieg mit Einschlauchsystem und Druckunterstützung. Sie können auch mit Doppelschlauch betrieben werden und beherrschen auch die volumengesteuerte Beatmung. Sie sind damit neben der NIV für den Einsatz in der invasiven Beatmung (z.B. über Tracheostoma) vorgesehen. Einsatz: Mittelschwere bis schwere Atempumpenerschöpfung NIV und invasive Beatmung (Klinik und Heimbeatmung) 3 06.11.2015 NIV Beatmung Intensivstation Verwendung von NIV Beispiel: Galileo/G5 /C2 Hamilton Vom Intensivrespirator für die invasive Beatmung bis zum Weaning System. Einsetzbar für die invasive und nicht invasive Beatmung. Hamilton C2 Hamilton G5 Druckbereitstellung mit Inspirationsfluss bis 180L/min. über Gastank und damit auch mit Leckagekompensation (G5) oder über die Turbine (C2). Sehr präzise Einstellungsmöglichkeiten und Anwendung des ASV Modus (adaptive support ventilation) Einsatzgebiete der NIV NIV – Indikationen NIV-Akutbeatmung hyperkapnische/hypoxämische ARI* NIV in der Beatmungsentwöhnung (weaning) NIV bei chronisch respiratorischer Insuffizienz NIV peri-OP/periinterventionell Eingeschränkte Fähigkeit des Patienten, einen adäquaten Gasaustausch aufrecht zu halten, in einem Maß, daß akute Lebensgefahr besteht Intermittierende Selbstbeatmung (Heimbeatmung) Verbesserung der Symptome und Prognose *akute respiratorische Insuffizienz Indikation zur NIV in der Intensivmedizin Hyperkapnische ARI Hypoxämische ARI Weaning in in 40% der Hypoventilation Entwicklung eines akuten hyperkapnischen Lungenversagens aus einer respiratorischen bzw. ventilatorischen Störung am Beispiel der COPD in 30 % 30 % Girault C, Briel A, Hellot MF, et al. Noninvasive mechanical ventilation in clinical practice: a 2-year experience in a medical intensive care unit. Crit Care Med 2003; 31:552-559 4 06.11.2015 Atemphysiologische Effekte beim akuten hyperkapnischem Atempumpenversagen Symptome des Patienten BGA bei ventilatorischer Insuffizienz Akut pH Akut auf chronisch Dyspnoe, Tachypnoe Unruhe, Angst Somnolenz Einsatz der Atemhilfsmuskulatur zunehmende psychische Erschöpfung …… BGA bei ventilatorischer Insuffizienz Chronisch normal pCO2 BE Akut pH Akut auf chronisch Chronisch normal pCO2 normal BE normal Cave: Lasix Falle: pH unter hochdosierter Furosemid-/Torasemidtherapie häufig erhöht, bei diesen Patienten ist oft bereits ein niedrig normaler pH bedrohlich! Wenn möglich sollte NIV als Therapie der ARI eingesetzt werden, um die Komplikationen der invasiven Beatmung zu vermeiden (A) Wenn möglich sollte NIV als Therapie der ARI eingesetzt werden, um die Komplikationen der invasiven Beatmung zu vermeiden (A) NIV stellt keinen Ersatz für die invasive Beatmung dar, wenn nach sorgfältiger Abwägung wichtige Gründe für einen invasiven Beatmungszugang sprechen (B) 5 06.11.2015 Klinischer Status – Voraussetzungen für NIV Krank, aber nicht moribund Atemwegsprotektion (Schutzreflexe vorhanden!) (Bewußtseinsklar und kooperativ)* Hämodynamisch stabil Kein Kontraindikation der nichtinvasiven Beatmung anhaltender Sekretverhalt Wenig Komorbiditäten (u.a. kardiovaskulär) * Ein NIV-Versuch bei komatösen Patienten mit hyperkapnischer ARI ist im Einzelfall gerechtfertigt. Er muss allerdings kurzfristig zu einer Besserung der Ventilation und Vigilanzsteigerung führen; ansonsten muss der Patient intubiert werden (C) Absolute Kontraindikation der NIV Relative Kontraindikation der NIV Schwergradige Azidose (pH<7,10) Sepsis Atemstillstand, fehlender Atemantrieb Aspirationsgefahr (kürzliche OP im Gesicht oder GIT-Trakt) Schwergradige Hypersekretion (mehrere Ileus Lebensbedrohende oder Herz-Kreislaufinstabilität oder Gastrointestinale Blutung Akuter Grundvoraussetzung für den Einsatz von NIV bei dieser Indikation sind Erfahrung des Teams unverzügliche Beginn mit NIV engmaschige Monitoring der Vitalfunktionen und Blutgasanalyse unverzügliche Reintubation bei Hinweisen auf Atmungsinsuffizienz Schock, schwere HRS Myokardinfarkt, ischämisch bedingtes Lungenödem Relevante Komorbidität (insb. NIV - Voraussetzungen Bronchoskopien tgl.) therapierefraktäre Hypoxämie Multiorganversagen) Algorithmus zur Anwendung und Einsatzort der Akut-NIV 6 06.11.2015 Praktisches Vorgehen der NIV bei ARI - Vorbereitung - Notfallambulanz/Rettungswagen Patientenaufklärung/Beruhigung Patient in halbsitzende Position bringen Präzise Maskenanpassung (In der Initialphase möglichst Mund/Nasenmaske), Kolloidfolie auf Nasenrücken Maske anfangs unfixiert mit der Hand halten, oder wenn möglich Patienten Maske in die Hand nehmen lassen Grundeinstellung des Ventilators und Druckanpassung bei ventilatorischer ARI: Bsp. COPD Einstellung der NIV Beatmung Atemarbeit Patient Atemarbeit Respirator Kontrollierte Beatmung Assistierte Beatmung Assistierter Bilevel-Modus (z.B. BiPAP S/ST), CMV meist nicht toleriert Beginn mit niedrigen Therapiedrücken: z.B. IPAP: 10-15mbar, schnelle Steigerung auf 15-25mbar (-30), cave: Aerophagie/Aspiration) (IPAP vor EPAP!), hohe inspiratorische Spitzendrücke, d.h. kurze Einatemzeit – lange Ausatemzeit I:E bis 1:3 bei Hypoxie/intrinsic PEEP: PEEP ca. 5-10mbar Erstes Ziel in der Adaptationsphase ist die Synchronisation des Ventilators mit den Spontanatmungsversuchen des Patienten AF <2 Hübe über der Eigenfrequenz (wenn diese <30/min), dann individuelle Anpassung/Reduktion nach Patientenkomfort und Erfordernissen bedarfsweise O2 zur Sicherstellung einer Sättigung von 85-90% Spontanatmung Abhängig von: Triggerfähigkeit und notwendige Entlastung von der Atemarbeit Masken Nasen-Maske 7 06.11.2015 Mund-Nasenmaske (Full Face) Nasenstöpselmasken Vollgesichtsmaske (Total Face) Mundmaske (z.B. CPAP Oracle 452 Fisher&Paykel) Selten benutzt Klaustrophobie Stark behinderte Nasenatmung Trigeminusneuralgie Ausatemport Beatmungshelm (z.B. CaStar, Star Med) CPAP-Therapie oder NIVTherapie Benötigen Beatmungsgeräte mit hohem Flow um das große Totraumvolumen auszuwaschen Leck Einweg Ventil BiPAP häufig wegen unzureichender Triggersensitivität nicht möglich 8 06.11.2015 Vor- und Nachteile gebräuchlicher Interfaces Vor- und Nachteile gebräuchlicher Interfaces Vor- und Nachteile gebräuchlicher Interfaces Eine Befeuchtung muß nicht routinemäßig durchgeführt werden Bei NIV-Dauer > 6h erwägen Die Befeuchtung kann evtl. im Sommer ausgesetzt werden Sedierung bei NIV-Therapie Passive Befeuchter – HME Filter Nachteile: Beeinträchtigung der Triggerfunktion Erhöhung des Atemwegswiderstandes Totraumvergrößerung (bis 100ml) Leckagen, hohe Umgebungstemperatur, hohes AMV vermindern die Wirksamkeit Vorteile: Kostengünstige Befeuchtung Kein Keimreservoir im Schlauch Stark agitierte Patienten sollten zur Reduktion des Sauerstoffverbrauches und des Atemantriebes leicht sediert werden Wegen der guten Steuerbarkeit und Anxiolyse eignet sich Morphium i.v. (5–10 mg, ggf. wiederholen) Zur Anwendungssicherheit von Sufentanil [1] und Remifentanil als kurzwirksame Opiate [2] liegen erste positive Daten aus Pilotstudien an kleinen Patientengruppen vor Alternativ sind kurz wirksame Tranquilizer möglich Es ist darauf zu achten, dass trotz Sedierung die Kooperationsfähigkeit des Patienten erhalten ist Therapie und Prophylaxe eines Delirs!!! 1) Conti G, Arcangeli A, Antonelli M et al.; Can J Anaesth 2004; 51: 494–499 2) Constantin JM, Schneider E, Cayot-Constantin S et al..; Intensive Care Med 2007; 33: 82– 87 9 06.11.2015 Reduktion Dyspnoe und Atemarbeit durch CPAP Reduktion PEEPi durch PEEPe Entlastung der Atemmuskulatur und Besserung der BGA durch IPPV Monitoring der Effektivität: ständiger Patientenkontakt! (Sämtliche Kriterien basieren auf Expertenmeinung und sind nicht auf höherem Niveau evidenzbasiert) Patient -Dyspnoe -Vigilanz -subjektiver Eindruck -Zufriedenheit -Ängste -Ventilatorkomfort EKG HF RR SaO2 NIV-Gerät -AF, AZV -I:E -FiO2 Maske -Sitz -Druckstellen -Leckage -Kinnband Blutgase -nach 30/60 und 120 Min. Ständige Überprüfung der Erfolgsund Abbruchkriterien Koordination Patienten-Effort/Ventilator -paradoxe Bewegungen -Atemhilfsmuskulatur Kapnometrie hilfreich Beurteilung der Effektivität und Erfolgskriterien Beurteilung des NIV-Erfolges innerhalb der ersten 1-2h* Abnahme des pCO2 >15-20%, pH >7,35, SaO2 >90% Abnahme von AF (>20%) und Herzfrequenz (Entlastung der Atempumpe) Normalisierung der Bewusstseinslage Subjektive Besserung !!! Spätversagen nach >7 Tagen ist möglich (18-33%) !!! *Sämtliche Kriterien basieren auf Expertenmeinung und sind nicht auf höherem Niveau evidenzbasiert Komplikationen der NIV und Korrekturmöglichkeiten Komplikationen der NIV und Korrekturmöglichkeiten (nach Höffken et al., Crit Care Med, 2001) (nach Höffken et al., Crit Care Med, 2001) Häufigkeit (%) Korrekturmöglichkeiten Masken bezogen Häufigkeit (%) Korrekturmöglichkeiten Masken bezogen Leckagen, Unbequemlichkeit 80-100 Neue Maske, Helm, full-face Maske Leckagen, Unbequemlichkeit 80-100 Neue Maske, Helm, full-face Maske Hautreizung, Nasenulcus 20-34 Neue Anpassung, Silikonkissen, andere Maske Hautreizung, Nasenulcus 20-34 Neue Anpassung, Silikonkissen, andere Maske Klaustrophobie 5-10 Leichte Sedierung, kleinere Maske Klaustrophobie 5-10 Leichte Sedierung, kleinere Maske Nasen-SH-Schwellung 20-50 nasale Steroide, Antihistaminika, Adstringentien NNH-Ohr-Schmerzen 10-30 Druckerniedrigung Austrocknung, Augenirritation 10-20 Salben/NaCl, Anfeuchter, Leckagekontrolle Magenüberdehnung 5-10 Druckanpassung Flow bezogen 10 06.11.2015 Komplikationen der NIV und Korrekturmöglichkeiten (nach Höffken et al., Crit Care Med, 2001) Häufigkeit (%) Korrekturmöglichkeiten Leckagen, Unbequemlichkeit 80-100 Neue Maske, Helm, full-face Maske Hautreizung, Nasenulcus 20-34 Neue Anpassung, Silikonkissen, andere Maske Klaustrophobie 5-10 Leichte Sedierung, kleinere Maske Nasen-SH-Schwellung 20-50 nasale Steroide, Antihistaminika, Adstringentien NNH-Ohr-Schmerzen 10-30 Druckerniedrigung Austrocknung, Augenirritation 10-20 Salben/NaCl, Anfeuchter, Leckagekontrolle Magenüberdehnung 5-10 Druckanpassung Aspirationspneumonie <5 Sorgfältige Patientenauswahl Hypotension <5 Reduktion des IPAP Pneumothorax <5 Ende der Beatmung, ggf. Pleura-Cath-Anlage Beatmungs – Diskomfort und mögliche Lösungen Masken bezogen Flow bezogen Schwere Komplikationen Anhaltende Hyperkapnie Zu hoher FiO2 (wenn spontan getriggert)? - FiO2 senken Ziel SaO2: 85-90% Grosse Leckagen? - Maskensitz überprüfen - ggf. Full-Face-Maske Hybridmodelle aus Druck- und Volumenkontrolle AVAPS Modus (Average Volume Assured Pressure Support) Z.B. Respironics® Synchrony™ und Trilogy™ Schlauchsystem korrekt? - Konnektionen korrekt aufgebaut/Leckagen? (z.B. O2-Verschlüsse Maske offen) CO2 Rückatmung? - Check Exspirationsventil (evtl. durch Hustensekret verlegt) - ggf. EPAP Erhöhung Patient/Ventilator Synchronisation – ist Ventilation inadäquat? - Patienten beobachten: Thorax/Abdomen-Exkursionen - ggf. IPAP oder AF oder anderer Beatmungsmodus, z.B. PSV BiPAP T - Anpassung von Frequenz oder I/E Ratio (ACV), verlängerte Exspirationszeit - Check: Inspirations-/Exspirations Trigger Abbruchkriterien der NIV BiPAP mit AVAPS 20 mbar IPAPmax IPAPmin 0 mbar 1000 ml Innerhalb von 15 min keine Verbesserung von peripherer Sättigung (SaO2 ≤85%) und/oder arteriellen Blutgasen (trotz FiO2 > 0,5) Innerhalb von 2 h bleibt die arterielle BGA nach anfänglicher Verbesserung konstant auf pathologischem Niveau oder Abfall pH-Wert Verschlechterung des Patientenzustandes, progrediente Dyspnoe Patient ist nicht mehr wach und/oder Kooperationsfähig Anhaltender Sekretverhalt, kardiale Instabilität Auftreten oder Verschlechterung einer Pneumonie 0 ml • Der Druckanstieg bzw. –abfall des IPAP beträgt bei der AVAPSSteuerung in der Realität maximal 1 mbar pro Minute! Auftreten von Komplikationen oder KI (Pneumothorax, Druckulcus, etc.) Patient und Arzt wünschen Therapieabbruch 11 06.11.2015 Abbruchkriterien der NIV Innerhalb von 15 min keine Verbesserung von peripherer Sättigung (SaO2 ≤85%) und/oder arteriellen Blutgasen (trotz FiO2 > 0,5) Innerhalb von 2 h bleibt die arterielle BGA nach anfänglicher Verbesserung konstant auf pathologischem Niveau oder Abfall pH-Wert Verschlechterung des Patientenzustandes, progrediente Dyspnoe Patient ist nicht mehr wach und/oder Kooperationsfähig Anhaltender Sekretverhalt, kardiale Instabilität Auftreten oder Verschlechterung einer Pneumonie Auftreten von Komplikationen oder KI (Pneumothorax, Druckulcus, etc.) NIV bei AECOPD - Prädiktoren des NIV-Versagens pH <7,25 vor NIV und nach 1-2h APACHE II Glasgow 90% Wahrscheinlichkeit für ein Versagen der NIV Intubation erwägen/durchführen In Abhängigkeit vom subjektiven Empfinden des Patienten Wechsel von Mund-Nasenmaske zu Nasenmaske Zurücknehmen der einzelnen Beatmungsparameter Auslaßversuch jeweils am Vor- und Nachmittag für 1-2 Stunden unter Monitoring der Vitalparameter Nachts zunächst fortführen – nächtlicher Auslaßversuch (nicht am Wochenende!) unter engmaschigen BGAKontrollen Bei Persistenz der nächtlichen Hypoventilation oder relevanter Hyperkapnie am Tag Heimbeatmung erwägen Frühzeitiger Beginn der NIV bei hyperkapnischer ARI Entscheidend für den Erfolg ist der frühzeitige Beginn der NIV bei AECOPD: Patienten im pH-Bereich 7,30-7,35 profitieren am meisten: Intubations- und Mortalitätsrate signifikant geringer, schnelle Besserung von Dyspnoe und AF [1] Patienten im pH-Bereich <7,30: Datenlage unsicher, in einigen Studien tendenzielle Vorteile für NIV [2,3] Coma Scale <11 schwere Komorbiditäten Patient und Arzt wünschen Therapieabbruch Entwöhnung von der NIV Score >25 NIV to treat respiratory failure resulting from exacerbations of COPD Cochrane systematic review and meta-analysis NIV verhindert Intubation (NNT = 5) NIV reduziert die Mortalität (NNT = 8) NNT = number needed to treat Lightowler JV. et al. BMJ 2003; 326:185-189 NIV bei leichtgradiger AECOPD - Studienlage Bei pH >7,35 und pCO2 <45mmHg keine Indikation zur NIV – keine Senkung der Mortalität (Level Ib) Therapie nach GOLD-Richtlinien 1) Plant et al., Lancet 2000, Evidenz Level 1b 2) Conti et al., Intensiv Care Med 2002 3) Girou et al., JAMA 2000) 12 06.11.2015 NIV bei hyperkapnischer ARI Zusammenfassung Bei leichtgradiger Form (pH >7,35) besteht keine Indikation für NIV Bei mittelgradiger Form (pH 7,30-7,35) sollte NIV frühzeitig eingesetzt werden Bei schwergradiger Form (pH <7,30) Datenlage zur NIV unsicher NIV-Versuch unter ständiger Intubationsbereitschaft möglich Innerhalb der ersten 1-2h muß der Effekt der NIV engmaschig beurteilt werden Bei NIV-Versagen muß unverzögert intubiert werden Weitere engmaschige Beobachtung des Patienten (NIV-Spätversagen auch nach mehr als 7 Tagen mit deutlich erhöhter Letalität) Heimbeatmung erwägen Hyperkapnische ARI aufgrund anderer Indikationen: akutes Asthma bronchiale Studienlage Meduri et al. (CHEST 1996) Erfolgreicher Einsatz der NIV bei Status asthmaticus Ram et al. (Cochrane DatabaseSyst Rev 2005) Hospitalisation verkürzt Datenlage insgesamt noch unzureichend! Empfehlungen nach BTS-Leitlinie 2002 Kein routinemäßiger Einsatz bei akutem Asthma bronchiale Hypoxämische ARI Kardial bedingt -kardiogenes ischämisches oder nicht ischämisches Lungenödem Nicht kardial bedingt -Pneumonie -ARDS -Lungenfibrose -…….. nCPAP – Klinische Effekte Algorithmus für NIV als Therapie der kardial bedingten hypoxämischen ARI AF > 25 /min und SaO2 < 95 % trotz O2-Gabe Verbesserung Eröffnung der Oxygenierung kollabierter Alveolen Erniedrigung der linksventrikulären Last Cave: Überschreiten des kritischen Drucks kritische Vorlastsenkung bei Herzinsuffizienz Nichtinvasive Beatmung als Therapie der akuten respiratorischen Insuffizienz S3-Leitlinie herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin 13 06.11.2015 Abbruch wenn innerhalb von 2h keine Besserung pH/pCO2 und/oder hämodynamischer/rhythmogener Instabilität Kardiales Lungenödem Standardtherapie vs CPAP/NIV vs. CPAP (Mehta, 1997; Schönhofer, 2003; Teschler, 2003; Köhnlein, 2004) CPAP vs. Standardtherapie AF und Dyspnoe sinken Oxygenierung verbessert, Intubationshäufigkeit sinkt Mortalitätsrate sinkt Notwendigkeit zur Intubation signifikant reduziert NIV vs. CPAP Nichtinvasive Beatmung als Therapie der akuten respiratorischen Insuffizienz S3-Leitlinie herausgegeben von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin CPAP Effektive Therapie bei fortbestehender Hypoxie unter maximaler medikamentöser Therapie NIV (BiPAP) Einsatz scheint nach Studienlage gerechtfertig NIV bei hypoxämischer nicht kardial bedingter ARI Keine erhöhte Myokardinfarktrate (Nava, Crit Care Med., 2003) CPAP, bei zusätzlicher Hyperkapnie oder CPAP-Versagen: NIV (z.B. BiPAP S/T); hoher externer CPAP-Druck/PEEP (10–12 cm H2O um den Alveolarkollaps zu verhindern) Bei IPAP: mind. 4-5 mbar über PEEP, Steigerung IPAP und Inspirationsdruck abhängig von Komorbiditäten (z.B. obstruktive oder restriktive Lungenerkrankung), BGA und Patientenempfinden IPAP vor EPAP steigern Adaptationsphase zur Synchronisation des Ventilators mit den Spontanatmungsversuchen des Patienten AF <2 Hübe über der Eigenfrequenz (wenn diese <30/min), dann individuelle Anpassung nach Patientenkomfort und Erfordernissen bedarfsweise O2 zur Sicherstellung einer Sättigung von 85-90% Einsatz bei CPAP-Versagen Primärer Raschere Besserung von BGA und Dyspnoe Grundeinstellung des Ventilators und Druckanpassung bei hypoxämischer ARI Kardiales Lungenödem Empfehlung nach BTS Leitlinie 2002 NIV im Weaning-Prozeß Studien existieren v.a. für folgende Indikationen (bei allerdings unzureichender Aussagefähigkeit und Signifikanz): Immunsupprimierte Patienten (AIDS, PCP, hämatol.onkol. Pat.) Ambulant erworbene Pneumonie (COPD-Gruppe) Lungenfibrose (ggf. als „Bridging“ zur LTX) Cystische Fibrose (ARDS) 14 06.11.2015 Pathophysiologie der erfolglosen Respiratorentwöhnung Hyperkapnisches Atmungsversagen Warum NIV im Weaning-Prozeß Eine länger dauernde invasive Beatmung verschlechtert die Prognose des Patienten [1] Studienergebnisse sprechen dafür, dass NIV bei einer selektierten Gruppe invasiv beatmeter Patienten die Respiratorentwöhnung erleichtert Der Stellenwert der NIV im Weaningprozess wird jedoch kontrovers diskutiert (deutlich häufiger) Hypoxämisches Atmungsversagen 1) Coplin WM, Pierson DJ, Cooley KD et al. Implications of extubation delay in brain-injured patients meeting standard weaning criteria. Am J Respir Crit Care Med 2000; 161: 1530–1536 NIV im Weaning-Prozeß Kriterien zu der „NIV-Fähigkeit“ im Weaningprozess + Ein- und Ausschlusskriterien der NIV Schwierige Respiratorentwöhnung bei invasiv beatmeten COPD-Patienten in 35-67% der Fälle NIV im Weaning-Prozeß + Kooperationsfähigkeit eines Patienten NIV bei schwieriger Entwöhnung (Ferrer et al., AJRCCM, 2003) 3 unterschiedliche Indikationen: 1. Patienten, die den initialen SBT nicht tolerieren 2. Patienten, die nach bestandenem SBT extubiert wurden, aber innerhalb von 24h eine ARI entwickelten 3. NIV als Prophylaxe bei Patienten, die nach Extubation ein hohes Re-Intubationsrisiko haben, aber keine ARI entwickelt haben 15 06.11.2015 NIV bei schwieriger Entwöhnung (Ferrer et al., AJRCCM, 2003) vorwiegend COPDPatienten Schwierige Respiratorentwöhnung infolge hypoxämischer ARI 2. NIV in der Postextubationsphase a) Bei stabilen Risikopatienten („Prophylaxe“) Unklare Studienlage, nur wenige Studien mit kleinen Patientenzahl (z.B. Kilger et al., Intensive Care Med 1999) Der Einsatz der NIV bei dieser Indikation kann generell nicht empfohlen werden a) NIV in der Postextubationsphase bei stabilen Risikopatienten Patienten mit erhöhtem Re-Intubationsrisiko PaCO2 >45 mmHg Chronische Herzinsuffizenz > 1 Komorbidität > 1 weaning-Versagen Exzessive Hypersekretion COPD Nava et al., CCM, 2005; 33: 2465-2570 b) Bei Postextubationsversagen - AF >25/min für 2h - HF >140/min oder Anstieg >20% - SaO2 <90%; FiO2 >0,5 - PaCO2 >45mmHg oder >20% Anstieg nach Extubation - pH<7,33 a) NIV in der Postextubationsphase bei stabilen Risikopatienten Vor allem bei Risikopatienten, die nach Extubation eine hyperkapnische ARI entwickeln, reduziert der frühzeitige Einsatz von NIV die Reintubations- und Letalitätsrate [1,2] Aufgrund der geringen Datenlage kann allerdings keine generelle Empfehlung für eine prophylaktische NIV gegeben werden 1) Nava S et al., Crit Care Med 2005, 33: 2465–2470 2) Ferrer M et al., Am J Respir Crit Care Med 2006, 173: 164–170 16 06.11.2015 b) NIV bei Patienten, die nach bestandenem SBT extubiert wurden, aber innerhalb von 24h eine ARI entwickeln NIV zur Prävention der ARI nach Extubationsversagen In 3,3-23,5% der Fälle kommt es nach Extubation eines stabilen Patienten erneut zu einer ARI n = 221 Das Postextubationsversagen ist mit einer hohen Komplikations- und Letalitätsrate verbunden (Mortalität meist über 40%) (Esteban; N Engl J Med 2004, 350: 2452-2460) NIV zur Prävention der ARI nach Extubationsversagen NIV to prevent post-extubation failure in patients with high risk* n = 97 *COPD, Hyperkapnie, schwierige Entwöhnung in der Anamnese, hohes Alter, Herzinsuffizienz, Hypersekretion NIV in der Postextubationsphase bei zunächst stabilem Patienten: Hypoxämische ARI Gegen einen Einsatz von NIV als Therapie der hypoxämischen ARI nach Extubation (Extubationsversagen) sprechen Ergebnisse randomisierter, kontrollierter Studien In beiden Studien waren allerdings nur wenige Patienten mit COPD eingeschlossen Anhand dieser Ergebnisse ist die NIV bei Extubationsversagen bei Nicht-COPD-Patienten mit hypoxämischer ARI momentan nicht generell zu empfehlen (wobei beide Studien relevante methodische Mängel aufweisen und NIV damit im Postextubationsversagens nicht als absolut kontraindiziert gilt) Keenan et al., JAMA 2002; Esteban et al., N Engl J Med 2004 17 06.11.2015 NIV in der Postextubationsphase bei zunächst stabilem Patienten - Prinzipien - NIV in der Intensivmedizin - Zusammenfassung Wenn möglich (keine KI etc.) sollte NIV als Therapie der ARI eingesetzt werden, um Komplikationen der invasiven Beatmung zu vermeiden Das manifeste Postextubationsversagen darf nicht abgewartet werden, sondern NIV muss frühzeitig begonnen werden Gesicherte Indikationen für NIV sind: - Ventilatorisches Versagen (COPD, Thoraxdeformitäten u.a.) - Kardiogenes Lungenödem nach CPAP-Versagen - weaning bei hyperkapnischer ARI Es müssen adäquat hohe Beatmungsdrücke appliziert werden, und mithilfe eines engmaschigen Monitorings müssen NIV-NonResponder rechtzeitig identifiziert und intubiert werden Periinterventionelle Anwendung der NIV Perioperative Anwendung von CPAP bzw. NIV Positive Effekte von CPAP/ NIV nach Extubation bei Risikoeingriffen wie Aortokoronarer Bypassoperation Thorax- und Abdominalchirurgie sowie Zweihöhleneingriffen Insbesondere auch nach Lungenresektion Lungentransplantation (auch vor LTX: „Bridging“) Intermittierende Selbstbeatmung (Heimbeatmung) NIV während Intervention bei Bronchoskopie, Gastroskopie bronchoskopiegestützter Intubation Verteilung der Diagnosen mit Heimbeatmung (1032 Patienten, Krankenhaus Großhansdorf, 1990 – 2006) Sonstiges OHS COPD ALS NME Thoraxwand Bronchiektasen 18 06.11.2015 Einleitung, Umstellung, Kontrolle Kontrolle, Optimierung Notaufnahme Ersteinstellung Beatmungszentrum Überleitung Organisation Ansprechpartner 110 Wann soll eine Heimbeatmung eingeleitet werden? Wann soll eine Heimbeatmung eingeleitet werden? Ungleichgewicht von Atemlast und muskulärer Kapazität am Beispiel COPD und Lungenempysem Wann soll eine Heimbeatmung eingeleitet werden? Symptome einer chronischen alveolären Hypoventilation (Bsp.) Weiter Symptome und Hyperkapnie 19 06.11.2015 Wann soll eine Heimbeatmung eingeleitet werden? Algorithmus zur NIVTherapie bei chronisch stabiler COPD S2 – Leitlinie Nichtinvasive und invasive Beatmung als Therapie der chronischen respiratorischen Insuffizienz Windisch W et al. Pneumologie 2010; 64: 207–240 Beatmungseinstellung Polysomnographie Kapnometrie Beatmung Polygrapie Polysomnographie Effekte der nichtinvasiven Heimbeatmung bei COPD Besserung physiologischer Parameter - BGA, Atemfrequenz, Überblähung, Kachexie, körperliche Leistungsfähigkeit Linderung der Atemnot Zugewinn an Lebensqualität Reduktion der Hospitalisierung Lebensverlängerung !? 20 06.11.2015 Störungen der Atempumpe Weitere Beispiele Störungen des Atemzentrums Hirnerkrankungen Medikamente Metabolische Störungen ….. Neuromuskuläre Störungen Muskelerkrankungen Multiple Sklerose Poliomyelitis Guillain-Barré-Syndrom Übertragungsstörungen Skoliose Thorakoplastik Lungenemphysem Schwere Obstruktion Rückenmarksschädigung Trachealstenose ….. ….. Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! M. Hesse 21