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ISSN 0177 - 8110 Nr. 3/September 2010 K 2767 Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes SAUERLAND Winterhilfswerk (WHW) Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) Kraft durch Freude (KdF) — Propagandainstrumente des Nationalsozialismus Sonderausstellung im Sauerland-Museum Arnsberg 26. September 2010 - 30. Januar 2011 Sauerland-Museum des Hochsauerlandkreises Alter Markt 24 - 26 59821 Arnsberg Tel. (0 29 31) 4098 Fax (0 29 31) 4114 [email protected] www.sauerland-museum.de Öffnungszeiten: Di-Fr 9.00-17.00 Uhr Sa 14.00-17.00 Uhr So 10.00-18.00 Uhr Feiertags wie sonntags geöffnet. Heiligabend, 1. Weihnachtstag, Silvester und Neujahr geschlossen. 107 S AUERLAND N R . 3/2010 SAUERLAND Nr. 3/September 2010 Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes Aus dem Inhalt Geschichte Die Geschichte des Bergbaus im kölnischen Sauerland 115 Die Hünenburg Meschede 130 Natur • Landschaft • Siedlung Bäume und Büsche – Ästethik einer Landschaft 120 Konzeptkunstwerk „Auf Zeit ...“ in der Alten Synagoge in Meschede 127 Vorbildliches Projekt einer Dorfgemeinschaft 135 Foto: Heinz Lettermann Sprache und Literatur Danke für das Vertrauen Nun hat mich die Mitgliederversammlung 2010 des Sauerländer Heimatbundes in Marsberg zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Dies ist für mich eine ehrenwerte Aufgabe, deren Bedeutung ich schon deshalb einzuschätzen weiß, weil ich seit 1979 aus Interesse an sauerländischer Geschichte, Literatur und Volkskunde in den Sauerländer Heimatbund eingetreten bin und seit dieser Zeit die Arbeit aufmerksam verfolge. Es ist ebenso das Wissen um die Qualität der Arbeit des Heimatbundes, die ich direkt über die verschiedensten Verknüpfungen von dessen Aktivitäten und kommunalen Aufgaben in meiner fast 30jährigen Tätigkeit als Stadtdirektor und hauptamtlicher Bürgermeister im Sauerland erleben konnte; denn trotz der Aufgabenvielfalt im kommunalen Geschehen konnte ich mir für diese Dinge noch immer Zeit und Neugierde bewahren. Als man mir die Kandidatur angetragen hat, war ich – offen gestanden – mit mir selbst zunächst nicht im Klaren darüber, ob ich der Richtige für diese Aufgabe sei. Der Grund ist zum Einen der Respekt vor den vielen ehrenamtlich tätigen Frauen und Männern in den Heimatvereinen und in den Gremien des Sauerländer Heimatbundes. Sie setzen ihre Ausbildung oder (viele auch als Autodidakten) ihre Lebens- und Berufserfahrung für Volkskunde und Heimatgeschichte, Bewahrung der Baukultur, Genealogie, um nur Einiges zu nennen, mit großem Erfolg ein. Ein anderer Faktor ist der Respekt angesichts der „Ahnenreihe“ der Vorsitzenden des Sauerländer Heimatbundes in seiner fast 90jährigen Geschichte, also wenn Sie so wollen, von Franz Hoffmeister bis zu Dieter Wurm darunter auch unser jetziger Ehrenvorsitzender Dr. Adalbert Müllmann, den hier zu nennen es 'zig gute Gründe gibt. Sicherlich werde auch ich mich auf meine Lebens- und Berufserfahrungen bei einem Teil meiner neuen Aufgaben hier im Sauerländer Heimatbund stützen können. Viele Repräsentanten des sogenannten öffentlichen Lebens im kurkölnischen Sauerland sind mir bei meiner langjährigen überörtlichen Tätigkeit für die kommunale Familie begegnet. Auch durch meine über Jahre währende Arbeit an verantwortlicher Stelle in den bitte lesen Sie weiter auf der folgenden Seite „Im reype Koren“ 134 Die Stadt Essen im Leben und Werk der Christine Koch 139 „O Mutter, back us Geyseke!“ 146 Religion und Glaube Kloster Brunnen Orgel erklingt wieder 138 Heimat • Kultur Danke für das Vertrauen 107 Die Mitgliederversammlung 2010 des SHB in Marsberg 109 Zwölf gute Jahre mit Dieter Wurm 113 Dank an Wilma Ohly 114 Kommentiert 138 Termine 140 Aus dem Vorstand 141 Fußball, Fußball über alles?! 143 Leserbrief 144 Rezensionen • Personalien Bücher • Schrifttum 148 Personalien 153 Unser herbstliches Titelbild fotografierte Friedhelm Ackermann † 108 S AUERLAND N R . 3/2010 Präsidien des Städte- und Gemeindebundes NordrheinWestfalen und des Deutschen Städte- und Gemeindebundes in Berlin, verfüge ich über Einsichten, Kontakte und Verbindungen, die ich vermutlich auch zum Wohle der Ziele des Sauerländer Heimatbundes nutzen kann. Sehen Sie mir bitte nach, wenn ich zunächst keine programmatischen Erklärungen für die vor mir liegende Wahlzeit abgeben möchte. Wie ich zuvor schon deutlich gemacht habe, will ich mich zunächst in die neue Rolle und in die neue Aufgabe hineinfinden. Was meine fachlichen Qualitäten zu den diversen Anliegen des Sauerländer Heimatbundes angeht, so habe ich schon dem Vorstand angesichts der einstimmigen Empfehlung für meine Kandidatur deutlich gemacht, dass ich zunächst in erster Linie Moderator der Gremien- und Vorstandsarbeit sein werde, im wahrsten Sinne des Wortes gut zuhören und beobachten werde, um dann hoffentlich den Sauerländer Heimatbund und die 800jährige Geschichte des kurkölnischen Sauerlandes in der Tradition meiner Vorgänger repräsentieren und führen zu können. Dazu nur so viel: Ich weiß nicht, ob es gelingen wird im Sauerland unsere Ursprünglichkeit zu bewahren. Keine Nation, geschweige denn eine Region, lebt heute noch in einer beschaulichen historischen Nische. Die Zivilgesellschaft in Deutschland wie in Europa steht vor kolossalen Anforderungen, die aus sich heraus „Umbauten“ erfordern. Die Liste der dringlichen „Baumaßnahmen“ ist vielen Zeitgenossen bekannt. Wir müssen sehen, was daraus wird. Mich hat immer die Sorge um die Zukunft des ländlichen Raumes beschäftigt. Im Heft 2/2009 in unserer Zeitschrift habe ich versucht, die Situation und Ziele für die nahe Zukunft zu beschreiben. Deshalb ist meine wichtigste Botschaft in diesem ersten Grußwort an Sie, meine Damen und Herren, die Mitglieder des Sauerländer Heimatbundes, mich in dieser Rolle anzunehmen und in der gewohnten Art und Weise mich in der zukünftigen Arbeit als erster Vorsitzender zu unterstützen. Ich sichere Ihnen einen fairen und offenen Dialog zu, denn Hinterzimmer- oder Stammtischpolitik war noch nie meine Sache. Lassen Sie mich auch dies bekennen, so wie ich es bislang immer gehalten habe: Für mich ist die Quelle meiner Kraft und meines Engagements die christlich geprägte Wertordnung. Aufgaben in der Gesellschaft, wie diese, die ich nun übernommen habe, lassen sich nach meiner Auffassung nicht wertneutral betreiben. Wer anderen, zumal jüngeren, und auch das ist ja ein Ziel der Heimatbundarbeit, ein eigenes Wertebewusstsein, ethische Maßstäbe, Lebenssinn, ja Lebensfreude, vermitteln will, muss dazu eine eigene Position anbieten. Für mich sind im Umgang miteinander Fairness und Geradlinigkeit wichtig. Nach wie vor halte ich es für die Gestaltung unserer Zukunft in unserer Gesellschaft für wichtig, dafür zu sorgen, dass Gemeinschaftssinn, Entschlossenheit und ehrenamtliches Engagement nicht verloren gehen. Ich weiß, dass der Spruch, „Beharrlichkeit führt stets zum Ziel“, sehr wohl seine Richtigkeit haben kann. Man muss ihn aber paaren mit der Bereitschaft, auch einmal teilweise oder vollständige Korrekturen seines selbst gewählten Kurses vorzunehmen, wenn sich dies im gesellschaftlichen Dialog als richtig herausstellt. So bleibt mir nur die Bitte: schenken Sie mir Ihr Vertrauen – nicht nur, wie Sie es beim Wahlgang getan haben, sondern auch fortwährend in der nun vor uns liegenden gemeinsamen Arbeit für den Sauerländer Heimatbund. Diese Bitte äußere ich gleichermaßen für die neue stellvertretende Vorsitzende Birgit HaberhauerKuschel aus Attendorn. Sie hat mir Erfahrungen in der HeiFoto: Peter Kracht matarbeit voraus, sowohl auf örtlicher Ebene als auch hier im Vorstand unseres Sauerländer Heimatbundes. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit ihr und dem gesamten Vorstand. Wer anders als Friedrich-Wilhelm Grimme, diesmal in der Rolle des fröhlichen Mundartpoeten, gibt uns in seinem Gedicht: „All Surland sall liäwen“, eine vermutlich immer noch zeitgemäße Empfehlung für unser Tun: Niu Musikanten, spielt us op! Yi wiätet, biäm it gellet. Met diusend Stemmen sall et syin Düärt Strunzerdaal vermellet. Düär use Biärge sall et schlohn, un ok der nau beniäwen! De äiste Note awer lütt: „All-Surland, dat sall liäwen!“ Elmar Reuter, 1. Vorsitzender des Sauerländer Heimatbundes 109 S AUERLAND N R . 3/2010 Die Mitgliederversammlung 2010 des SHB in Marsberg Eine gelungene, kraftvolle Demonstration für das kurkölnische Sauerland von Hans Wevering Die östliche Eingangspforte zum Sauerland, die Stadt Marsberg, mit rd. 22 000 Einwohnern am Rande der sauerländischen Mittelgebirgslandschaft, hatte den Sauerländer Heimatbund zur diesjährigen Mitgliederversammlung eingeladen. Obwohl am östlichsten Rand des kurkölnischen Sauerlandes gelegen und für viele Mitglieder eine weite Anreise erforderlich war, ist der Besuch wie in all den Vorjahren sehr gut. Schon vor Mit „Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt ...“ wurden die Teilnehemer vom Musikverein Marsberg, unter Leitung von Karl-Ludwig Willeke begrüßt Alle Fotos: Hans Wevering getragenen von zwei Könnern in dieser Sparte, nämlich Margaret Banneyer und Maria von Rüden. Ein Auftakt nach Maß. Heimisches Literaturangebot Beginn der Versammlung konnten sich Besucher an den Büchertischen des Sauerländer Heimatbundes, des Marsberger Heimatbundes und des Literaturkreises „Die Feder“ über das heimische Literaturangebot informieren. Mit einer Meldezahl auf den Niveau der Vorjahre konnte der Vorstand durchaus zufrieden sein und der 1. Vorsitzende Dieter Wurm brachte das auch in seiner Begrüßung zum Ausdruck. In der Begrüßung der Heimatfreunde, des Bürgermeisters, des Landrats und der Gäste, dankte der 1. Vorsitzende auch der Stadt Marsberg für die kooperative Zusammenarbeit bei der Vorbereitung und brachte zum Ausdruck, dass die Stadt im Grenzgebiet zu Hessen immer eine Stadt mit bewusster westfälischer Tradition geblieben ist. Es folgte die Begrüßung der Gäste durch den Bürgermeister der Stadt Marsberg, Hubertus Klenner, der auch seine Freude über den guten Besuch der Versammlung und damit auch den Besuch seiner Stadt zum Ausdruck brachte. Die Stadt sei bemüht, allen Besuchern eine positive Erinnerung an diesem Tag mit auf den Heimweg zu geben. Es folgte das Grußwort von Dr. Karl Schneider, Landrat des Hochsauerlandkreises, der es sich, trotz einer Verpflichtung zur Schmallenberger Woche, nicht hatte nehmen nehmen lassen, an dieser Versammlung teilzunehmen. Dr. Schneider nahm aber schon hier die Gelegenheit wahr zu einer Laudatio für Dieter Wurm, dessen Rücktritt angekündigt war. Kernsätze aus seiner Ansprache sind nachfolgend in Kursiv dargestellt. (Den vollständigen Text werden wir aus Platzgründen in der nächsten Ausgabe veröffentlichen.) An der Schnittstelle einer personellen Veränderung die sich mit dem Verzicht Dieter Wurms ankündigt, möchte ich die Gelegenheit nutzen, persönliche Worte an einen Freund zu richten. Es sind fast auf den Tag zwölf Jahre vergangen, als Du 1998 das Amt übernommen hast. In die- Der Auftakt zur Versammlung war wie immer der gastgebenden Stadt vorbehalten. Der Musikverein Marsberg, unter Leitung von Karl-Ludwig Willeke, erfreute die Besucher mit schönen Melodien. Daran schloss sich die zur Freude aller Gäste „Plattdeutsche Sketche“ an, vor- Plattdeutsche Sketche mit Margaret Banneyer und Maria von Rüden Blick in die vollbesetzte Schützenhalle 110 S AUERLAND N R . 3/2010 Bürgermeister Hubertus Klenner Dieter Wurm beim Tätigkeitsbericht ser langen Zeit ist es Dein großer Verdienst, den Sauerländer Heimatbund in das neue Jahrtausend geführt zu haben. Es ist Dir dabei vortrefflich gelungen, die Mitglieder zu motivieren, ihre Rolle als Erinnerungsakteure wahrzunehmen und ihnen praktische Wege aufzuzeigen, sich ihrer Heimat – dem kurkölnischen Sauerland – zu nähern. Immer wieder hast Du daran appelliert, dass das Sauerland Dr. Adalbert Müllmann bei der Laudatio aus: (Originalpassagen in kursiv) „Mir hat die Heimatarbeit viel Freude bereitet, so dass ich dankbar zurückblicken kann. Dankbar bin ich für die harmonische und fachlich fundierte Zusammenarbeit im geschäftsführenden und erweiterten Vorstand sowie im Redaktionsteam. Besonders danken möchte ich meiner Vertreterin Frau Wilma Ohly für ihre kooperative und freundschaftliche Partnerschaft und unserer bewährten, zuverlässigen und professionellen Geschäftsführerin Frau Karin Kraft, ohne die ich mein Amt hätte gar nicht bewältigen können. Auch ist es mir ein Herzensanliegen, unserem Ehrenvorsitzenden Dr. Adalbert Müllmann für seine guten Ratschläge und treue Weggefährtenschaft zu danken. Prominente Besucher: Dr. Edeltraud Klüting, Geschäftsführerin des Westfälischen Heimatbundes und Professor Dr. Dr. Harm Klüting aus Münster ein vortreffliches Untersuchungsgebiet der Regionalgeschichte ist. Die Begrüßung des Marsberger Heimatbundes durch den 2. Vorsitzenden Bernd Follmann, leitete zum Hauptteil der Versammlung, den Regularien, über. Zuvor wurde aber noch der Verstorbenen Mitglieder des letzten Jahres gedacht und stellvertretend der am Ostersonntag im Alter von 75 Jahre verstorbene Leiter des Sauerland-Museums Dr. Ernst Reher mann genannt. In seinem Tätigkeitsbericht brachte der 1. Vorsitzende Dieter Wurm schon vorab den Hinweis, das dies sein letzter Tätigkeitsbericht in einer Mitgliederversammlung des SHB sei. Weiter führte er Letztendlich verdient unser immer jung gebliebene und fachkundige Endredaktionsleiter und Mediengestalter, Hans Wevering, meinen herzlichen Dank. Was wäre unser Sauerländer Heimatbund ohne unsere hochgeachtete Zeitschrift SAUERLAND. Lieber Hans, im wesentlichen Dein Verdienst. Der Sauerländer Heimatbund setzte bis heute in großer Harmonie und Teamarbeit – und ich bin überzeugt, dass wird auch in der Zukunft so sein – auf Kontinuität. Er verstand sich nie als Perfektum, sondern im zeitlichen Werden und Wachsen, sich Ändern und Verändern als Futurum. Sein im Grundsätzlichen gleichgebliebenes Selbstverständnis in Hinsicht auf Denkmalschutz und Landschaftsschutz, Brauchtum und Mundartpflege, Heimatkunde und Heimatpflege blieb erhalten. Auch die Zusammenarbeit mit den Kreisheimatpflegerinnen und -pflegern: Susanne Falk (Kreis Olpe), Rolf Klostermann (Märkischer Kreis), HansJürgen Friedrichs (Hochsauerlandkreis) und Peter Sukkau (Kreis Soest) und den gleichgerichteten Organisationen und Verbänden bewährte sich weiterhin. In der bewusst kommunalen Einbindung und in engem Kontakt zu den 128 Heimatvereinen vor Ort in der Heimatregion und überregional zum Westfälischen Heimatbund bemüht sich der Sauerländer Heimatbund, im Kurkölnischen Sauerland die aus einer 800jährigen Geschichte erwachsene Tradition aufzunehmen, Kultur als Erbe und Auftrag anzunehmen und sich zugleich mit den dringendsten Gegenwartsproblemen in den Kreisen, Städten und Dörfern des Sauerlandes zu befassen und insbesondere die Jugend einzubeziehen. Verbundenheit mit der Heimat und Verantwortungsbewusstsein für die Heimat bleibt eine ständige Herausforderung. Im Jahr 2009/2010 fanden drei Vorstandssitzungen, vier Redaktionskonferenzen und zwei Facharbeitsbesprechungen statt. Unsere Heimatbewegung hält sich auf stabilem Niveau, dass verdeutlicht der Blick in die Mitgliederbewegung: Eintritte: Austritte: Todesfälle: Aktueller Bestand: 4 5 5 2725 9 9 1 Das Buchprojekt „Das kurkölnische Herzogtum Westfalen – Band 1“, herausgegeben von Prof. Dr. Dr. Harm Klueting ist mit breiter positiver Resonanz aufgenommen worden. Der geplante 2. Band soll im Jahr 2012 vorliegen. Ausstellungsprojekt Das in Zusammenarbeit mit dem Sauerland-Museum des Hochsauerlandkreises unter Leitung von unserem Vorstandskollegen Dr. Jürgen Schulte-Hobein, große Ausstellungsprojekt „Herzogtum Westfalen“ ist auf breite Resonanz gestoßen und hat überregional, insbesondere auch in Fachkreisen, hohe Anerkennung gefunden. Mundartarchiv Sauerland Das Mundartarchiv ist bis 2012 finanziell gesichert. Unser Mundartarchivleiter, Dr. Werner Beckmann, hat Ende letzten Jahres die Anthologie „Imme Suerlanne“ 111 S AUERLAND N R . 3/2010 tigen Ehrenbürgermeister, Elmar Reuter, vor. Andererseits ist es uns gelungen, mit unserer bewährten Vorstandskollegin, Frau Birgit Haberhauer-Kuschel – Ortsheimatpflegerin von Attendorn – eine Stellvertreterin zu präsentieren, die die kurkölnische Verbundenheit schon länger im Vorstand mitträgt.“ Den Tätigkeitsbericht schloss der Vorsitzende mit einer mit Texten von rund 50 Autoren aus den Kreisen HSK und Olpe auf 478 Seiten und zahlreichen Abbildungen zum Preis von 10,– Euro herausgegeben. Auch ist die Mundartreihe „Op Platt“ jeweils mit HörCD auf mittlerweile 9 Hefte angewachsen, zum Stückpreis von 5,– Euro. Über den gelungenen plattdeutschen Tag im Mai 2010 mit den Heimatfreunden aus Grafschaft berichtet unser Obmann, Manfred Raffenberg, in der nächsten Ausgabe von SAUERLAND ausführlich. persönlichen Erklärung: Ich bin weder amtsmüde noch desillusioniert. Vielmehr hat mir die Arbeit im Sauerländer Heimatbund viel Freude bereitet und dankbare Genugtuung geschenkt. Das neue Führungsteam: Elmar Reuter Birgit Haberhauer-Kuschel 1. Vorsitzender des SHB stellvertretende Vorsitzende Nutzung der elektronischen Medien wir gleich unter dem Tagesordnungspunkt Wahlen, den langjährigen, ehemaligen Bürgermeister von Olsberg und heu- Auf bitten von Herrn Peter Bürger haben wir die Digitalisierung des Plattdeutschen Wörterbuches von Reinhard Pilkmann-Pohl (1988) vorgenommen. Gleiches geschieht mit der Veröffentlichung der Anthologie „Imme Suerlanne“ und der plattdeutschen Lesehefte auf Vorschlag von Herrn Droste. Als Kapitän gehe ich von Bord, bleibe als Matrose aber der harmonischen Mannschaft treu. Unser Internetauftritt unter unserem Webmaster Dr. Theo Bönemann wird immer aktueller und sehr stark genutzt Heidenstraße Das Ehepaar Schmoranzer hat das „Pilgerstraßen-Projekt Heidenstraße“ so vorbildlich in Absprache mit dem SHB, dem Märkischen Heimatbund und dem SGV gelöst, dass schon die Paderborner auf Rat und Tat für ein erweitertes gemeinsames Vorgehen hoffen. Amtswechsel Zu den wichtigsten Aufgaben in der letzten Amtsperiode vor dem Rücktritt von Frau Wilma Ohly und mir zählte es, dass der Vorstand einerseits einen kompetenten, erfahrenen, durchsetzungsfähigen und mit überregionalen Kontakten ausgestatteten Kandidaten für den Vorsitz des Sauerländer Heimatbundes gewinnen konnte, der die Kontinuität und Weiterführung für das kurkölnische Sauerland sicherstellen kann. Nach Übereinstimmung im gesamten Vorstand ist uns das überzeugend gelungen, deshalb schlagen Jedoch Altersgründe und gesundheitliche Probleme raten mir, den Vorsitz im Sauerländer Heimatbund nach 12 Jahren erfolgreicher Tätigkeit aufzugeben. So können jüngere Kräfte – wie oben ausgeführt – mit neuen Ideen Impulse für unsere Heimatarbeit setzen. Mit viel Beifall wurde der Tätigkeitsbericht aufgenommen.Wortmeldungen zu diesem Thema gab es keine. Die erste Amtshandlung: Verleihung der Urkunde für das Ehrenmitglied Dieter Wurm Gestaltung: Werner Ahrens Die folgende Laudatio durch den Ehrenvorsitzenden Dr. Adalbert Müllmann für die beiden scheidenden Vorsitzenden haben wir im Originaltext auf Seite 113 und 114 abgedruckt. Der Kassenbericht durch den Kassenführer in Vertretung von Hans-Dieter Löffler von Bernd Follmann vorgetragen, ergab durch seine positiven Aussagen keine Rückfragen, so konnte nach dem Vortrag der Kassenprüfer dem Vorstand Entlastung erteilt werden. Für die anstehende Wahl, schon in Heft 2/2010 angekündigt, für den 1. und 2. Vorsitzenden lag nun doch eine gewisse Spannung in der Luft. Die Versammlungsleitung für die Wahl des 1. Vorsitzenden übernahm Norbert Föckeler. Da keine weiteren Vorschläge für dieses Amt aus der Versammlung kamen, wurde der von Vorstand vorgeschlagene Elmar Reuter einstimmig ge- 112 S AUERLAND N R . 3/2010 Schnappschüsse von den Exkursionen in Bredelar und Padberg essen auf Einladung der Stadt Marsberg beginnen. wählt. Der neue 1. Vorsitzende bedankte sich für das Vertrauen, versprach die Arbeit des SHB in gleicher, bewährter Weise wie seine Vorgänger weiter zu führen. Genauso reibungslos ging die ebenfalls einstimmige Wahl der 2. Vorsitzende Birgit Haberhauer-Kuschel vonstatten. Auch sie will an die erfolgreiche Arbeit ihrer Vorgängerin Wilma Ohly anknüpfen. Nachdem nun die Weichen für die Zukunft gestellt waren, konnte der mit Spannung erwartete Festvortrag von Professor Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs NordrheinWestfalen, mit den Titel „Die Geschichte des Bergbaus im kölnischen Sauerland“ folgen. Die Vielfalt der angebotenen Exkursionen war enorm und für manche Mitglieder auch in der Wahl nicht leicht. Eine gute Organisation kann der Stadt Marsberg, aber auch unserer Geschäftsführerin Karin Kraft, bestätigt werden. Immer dann wenn alles reibungslos gelaufen ist, spürt man wie gut die Organisation war. Die Führer der einzelnen Exkursionen, angefangen vom „Führer des Besucherbergwerks Kilianstollen“, Ortsvorsteher Friedhelm Bracht und Ortsheimatpfleger Hermann Runte für die Exkursion „Obermarsberg“, Vorstandmitglieder des Fördervereins Gerhard Stein und Bernd Follmann für Kloster Bredelar/Theodorshütte, Ulrike Gräfin Droste zu Vischering und Ortsheimatpfleger Norbert Becker für den „kleinen, geschichtsträchtigen Ort Padberg“ und letzlich Werksleiter Franz-Josef Jesper für die Exkursion „Biogasanlage“, seien bedankt für ihre informativen, verständlichen Erläuterungen bei den Führungen. Die schon traditionelle „Plattdeutsche Messe“ in der Propsteikirche St. Magnus in Marberg zelebrierte Geistlicher Rat Pfarrer i. R. Franz Schnütgen aus Arnsberg. Grußworte sprach Pfarrer Alfred Hammer, Superindendent des evangelischen Kirchenkreises Arnsberg. Für den Gottesdienst, hatte in dankenswerter Weise unser Mundartarchivleiter Dr. Wer ner Beckmann mit plattdeutschen Liedern und Texten vorbereitet. Auf ein frohes Wiedersehen im kommenden Jahr in Olpe. Für die nichtteilnehmenden Mitglieder habe wir den Festvortrag ab Seite 115 in dieser Ausgaben abgedruckt. Fast pünktlich, es gab unter „Verschiedenes“ keine Fragen und auch keine Anträge, konnte um 12.30 Uhr das Mittag- Pfarrer Alfred Hammer, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Arnsberg Plattdeutsche Messe in der Propsteikirche St. Magnus, Marsberg 113 S AUERLAND N R . 3/2010 Zwölf gute Jahre mit Dieter Wurm Es fällt nicht leicht, sich vorzustellen, dass unser Heimatfreund Dieter Wurm nun den Vorsitz in unserem Heimatbund abgibt. Er hat gute Gründe für sein Ausscheiden, und das müssen wir respektieren. Einer davon ist das Alter. In einigen Wochen wird er 75 Jahre alt, und es besteht eine stillschweigende Übereinkunft, dass man in diesem Alter einem Jüngeren Platz macht. Dieter Wurm hat unsere Jahresversammlungen souverän geleitet, und in unserer Zeitschrift hat er sich immer wieder mit fundierten und richtungweisenden Beiträgen zu Wort gemeldet. Diese Aktivitäten sind unseren Mitgliedern bekannt. Weniger bekannt ist die Arbeit, die unserem Vorsitzenden darüber hinaus abverlangt wurde. So ist er in den vergangenen zwölf Jahren auch Vorsitzender unserer Redaktionskonferenz gewesen. In dieser Konferenz befassen sich etliche besonders sachkundige Heimatfreunde mit der inhaltlichen Weiterentwicklung ebenso wie mit der äußeren Gestaltung unserer Zeitschrift. Ausgeprägte Sachkunde verbindet sich bekanntlich oft mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein. Es war immer ein Vergnügen, zu beobachten, wie geschickt unser Vorsitzender auch die unterschiedlichsten Meinungen zusammen zu führen wusste. Dabei half ihm auch der gute Kontakt mit unserem Heimatfreund Hans Wevering, der seit vielen Jahren die Verantwortung für die Endfassung und das Layout unserer Zeitschrift wahrnimmt und der dieser Aufgabe in vorbildlicher Weise gerecht wird. Und hierhin gehört auch der Hinweis auf die gute Zusammenarbeit mit und in der Geschäftsstelle, in der sich der tägliche „Papierkrieg“ abspielt, von dem auch ein Vorsitzender nicht verschont bleibt. Hier dürfen wir unsere tüchtige Geschäftsführerin Karin Kraft gern erwähnen. Wer sich für das Sauerland einsetzt, der muss auch außerhalb des Sauerlandes präsent sein. Keiner weiß das besser als Dieter Wurm, und keiner ist besser als er „vernetzt“, um dieses Modewort einmal zu gebrauchen. In unserer westfälischen Hauptstadt Münster sind ihm wichtige Aufgaben anvertraut worden. Lange Jahre war er Mitglied der Landschaftsversammlung und sogar einige Jahre Präsident dieses „Westfalenparlaments“, gewissermaßen also der „erste Bürger Westfalens“. Im Westfälischen Heimatbund hat er in all diesen Jahren die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden wahrgenommen, und manchmal weiß man nicht: „Ist er nun mehr Sauerländer oder mehr Westfale?“ Nun, ich weiß aus langjähriger Beobachtung, dass er in all diesen Funktionen – und ich könnte noch eine Reihe von anderen kommunalen Ämtern auf Orts- und auf Kreisebene aufzählen – viel, sehr viel für unsere Region tun konnte und getan hat. Wenig bekannt sind seine erfolgreichen Bemühungen, mit den Hauptverwaltungsbeamten der Städte und Gemeinden im kurkölnischen Sauerland in engeren Kontakt zu kommen. Wir alle wissen, wie wichtig die Unterstützung unserer Heimatarbeit durch die Kreise und die Gemeinden unseres weiten Einzugsbereichs ist. Erst durch diese Kontakte wurde die finanzielle Grundlage dafür geschaffen, dass das „Jahrhundertwerk“ der Geschichte des Herzogtums Westfalen auf den Weg gebracht werden konnte. Dieter Wurm hat sich immer wieder um die wirtschaftlichen Gegenwarts- und Zukunftsprobleme des kurkölnischen Sauerlandes gekümmert. Das zeigen die Themen vieler unserer Jahrestagungen. Die Schwerpunkte seiner Interessen und seiner Leistungen liegen aber sicher auf kulturellem Gebiet – Kultur im weitesten Sinne verstanden, kein Wunder bei Jemand, der Deutsch und Geschichte studiert hat. Oberflächlichkeiten sind ihm ein Gräuel. So bemühte er sich auch immer wieder – und mit Erfolg – um eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem, was wir unter Heimatbewusstsein und Heimatliebe verstehen. Wir dürfen nicht verschweigen, dass das ihm eigene Wertebewusstsein geprägt ist durch ein christliches Elternhaus, so wie es auch der vielhundertjährigen Tradition in unserem kurkölnischen Sauerland entspricht. Ich könnte jetzt noch die vielen Auszeichnungen erwähnen, die unserem Vorsitzenden verdientermaßen im Laufe seiner langen ehrenamtlichen Tätigkeit zuteil wurden; darauf will ich verzichten. Wichtiger ist für ihn und für uns, dass Dieter Wurm weiterhin im erweiterten Vorstand und im Redaktionsstab mitarbeiten wird. Wir wünschen unserem langjährigen Vorsitzenden mit seiner verehrten, lieben Frau Barbara nun etwas mehr Zeit füreinander und für ihre Familie, die kürzlich erst durch eine Drillings-Geburt in der Enkelgeneration weiter angereichert wurde. Ich wiederhole gern, was ich zu seinem 70. Geburtstag geschrieben habe: „Ich bin mit meinem Nachfolger im Amt des Vorsitzenden unseres Heimatbundes sehr zufrieden.“ Wer kann das schon von sich sagen? Dr. Adalbert Müllmann 114 S AUERLAND N R . 3/2010 Dank an Wilma Ohly Auf ihren Heimatkreis Olpe lässt sie nichts kommen und schon gar nicht auf die Kreisstadt Olpe, in der sie lange Jahre ehrenamtliche Bürgermeisterin war. Als Wilma Ohly sich in der Mitgliederversammlung am 29. August 1998 in Ramsbeck zur Wahl als stellvertretende Vorsitzende stellte, erinnerte sie an einen Wandspruch, der ihr in jungen Jahren im Dienstzimmer ihres Großvaters, des weithin geachteten Landrats Josef Schräge, aufgefallen war und den ich mir damals gleich notiert habe. Er lautet: „Zunächst gehörst Du Deinem Gott, ihm zunächst der Heimaterde.“ Es scheint, dass dieser Spruch ihren ganzen Lebensweg begleitet hat. In Olpe besuchte sie das Gymnasium der Franziskanerinnen. Nach dem Abitur studierte sie in Münster und München Philosophie, Geschichte und Anglistik. Als Leiterin der St.-Barbara-Realschule in Lennestadt-Meggen fand sie ihre berufliche Erfüllung. Daneben nahm sie sich Zeit für wichtige heimatbezogene Aufgaben, so im Vorstand des Olper Kreisheimatbundes und als Vorsitzende des Museumsfördervereins in „ihrer“ Stadt Olpe. Ihre umfassenden Erfahrungen in der Heimatarbeit brachte sie vor nun zwölf Jahren in ihr neues Amt als stellvertretende Vorsitzende unseres Heimatbundes ein. Sie setzte sich mit Nachdruck für den Zusammenhalt der Städte und Gemeinden innerhalb des kurkölnischen Sauerlandes ein. Die Sicherung des überkommenen Brauchtums war ihr ebenso wichtig wie die Pflege des Plattdeutschen, und sie war gern gesehener Gast bei den Plattdeutschen Tagen in Cobbenrode. Immer wieder erinnerte sie aber auch daran, dass unser Heimatbund die Gegenwartsund Zukunftsprobleme nicht aus den Augen verlieren darf. Besonders wichtig war ihr deshalb auch die Zusammenarbeit mit dem SauerlandTourismus. Gern hat sie für unseren Vorsitzenden den Heimatbund auch nach außen vertreten. Ausgestattet mit eiFoto: Hans Wevering ner überzeugenden Sprache, hat sie mitgeholfen, der Heimatarbeit im kurkölnischen Sauerland einen angemessenen Platz zu sichern. Wir danken ihr für viele wichtige Anregungen und freuen uns, dass sie auch in Zukunft im erweiterten Vorstand unseres Heimatbundes mitarbeiten wird. Dr. Adalbert Müllmann Die Kupferstecher Johann Heinrich Löffler d. J. und Johann Eckhard Löffler d. Ä. Der Freundeskreis Oelinghausen hat in Zusammenarbeit mit der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek und deren Leiter, Herrn Dr. Schmalor, einen Großteil von berühmten Kupferstichen (und Druckplatten) der aus Nordhessen stammenden Künstler zusammengetragen. Die Stiche werden mit ausführlichen Erläuterungen in einer weithin beachteten Ausstellung im Klostergartenmuseum in Oelinghausen zu sehen sein. Christine Steuernagel, Künstlerin aus Paderborn, zeigt parallel moderne Radierungen aus ihrer Werkstatt und wird am ersten und letzten Tag der Ausstellung den drucktechnischen Entstehungsvorgang eines Kupferstiches mit ihrer Druckpresse vorführen. Sie wird außerdem die Unterscheidungsmerkmale eines Kupferstiches von anderen Tiefdruckarten u. a. an Originalkupferdrucken der Brüder Löffler erläutern. Im Klostergartenmuseum und Klosterkeller von Sonntag, 26. Sept. 2010 (Eröffnung um 15 Uhr) bis 31. Oktober. Geöffnet sonntags zwischen 14 und 17 Uhr. Sonderführungen sind nach Absprache möglich (02932-29159). Mitarbeiter dieser Ausgabe: Elmar Reuter, Olsberg Hans Wevering, Arnsberg Dr. Adalbert Müllmann, Brilon Professor Dr. Wilfried Reininghaus, Düsseldorf Professor Dr. Wilhelm Gössmann, Düsseldorf Christian Raue, Meschede Leo Klinke, Meschede Peter Bürger, Düsseldorf Rainer Norbisrath, Möhnesee Dr. Siegfried Kessemeier, Münster Manfred Raffenberg, Schmallenberg Günter Becker, Lennestadt Stiftung Bruchhauser Steine Hans-Jürgen Friedrichs, Bestwig-Nuttlar Dr. Erika Richter, Meschede Christoph Söbeler, Meschede Wolfgang Meyer, Olsberg Siegfried Olms 115 S AUERLAND N R . 3/2010 Die Geschichte des Bergbaus im kölnischen Sauerland: Ein Überblick In Marsberg, dem diesjährigen Versammlungsort des Sauerländischen Heimatbundes, über die Geschichte des Bergbaus zu sprechen, ist sicher passend. Denn für keinen anderen Ort im Sauerland lässt sich eine so lange Prägung durch montanwirtschaftliche Aktivitäten nachweisen.1 Mir gibt dieser Vortrag Gelegenheit, Ihnen die wichtigsten Befunde einer nunmehr zehnjährigen Forschungsarbeit vorzustellen. In dieser Zeit haben Reinhard Köhne und ich gemeinsam mit Hilfe vieler anderer eine große Zahl von Berg- und Hüttenwerken im ehemaligen Herzogtum Westfalen dokumentiert und damit für das kölnische Sauerland einen Platz unter den deutschen Bergrevieren gefunden. Zunächst einmal ist für diese Hilfe allen Ortsheimatpflegern und anderen in der Ortsgeschichte Engagierten herzlich zu danken. Als wir mit dieser Arbeit anfingen, musste dieses Gebiet überregional als ein vergessenes Revier gelten.2 Vergessen deshalb, weil der Steinkohlenbergbau an der Ruhr in der industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts dominant war und deshalb auch die deutsche und die westfälische Wirtschaftsgeschichte maßgeblich mitbestimmt hat. So sehr auch das Ruhrgebiet als Ballungsraum mit seinen fast 10 Millionen Einwohnern unser Bundesland bestimmt, so dürfen darüber doch nicht die anderen Regionen unseres Bundeslandes ins Hintertreffen geraten. Sie haben ihre je eigene Geschichte mit all ihren Facetten in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft oder Religion. Auch wenn der Bergbau die größte Bedeutung in der vorindustriellen Zeit hatte, so hoffen Reinhard Köhne und ich doch, dem kölnischen Sauerland mit seiner BergbauGeschichte ein Stück historischer Identität zurückgegeben zu haben. Vortrag von Professor Dr. Wilfried Reininghaus, Präsident des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, anlässlich der Mitgliederversammlung des Sauerländer Heimatbundes am 28. August 2010 in Marsberg. Abdruck mit freudlicher Genehmigung des Autors und Olpe sind auch durch Buntmetalle und nicht nur durch Eisenerz bestimmt. Die Archäologen gehen zunächst von den Spuren älteren Bergbaus an der Professor Dr. Wilfried Reininghaus Fotos: Hans Wevering Bevor ich Ihnen die Ergebnisse unserer Forschungen vorstelle, will ich kurz die Methoden der Montangeschichte vorstellen. Sie ist auf das Zusammenwirken mehrerer wissenschaftlicher Disziplinen angelegt. Zuallererst sind die Geologen gefragt, denn nur dort, wo sich entsprechende Lagerstätten finden, kann das Erz abgebaut werden. Wir finden im Sauerland Braun- und Roteisenstein fast überall vor. Blei, Zink und Kupfer kommen seltener vor. Die Reviere bei Marsberg, Brilon, Ramsbeck Oberfläche aus. Durch Explorationen im Gelände lassen sich viele Pingen und Stollenmundlöcher erschließen. Nur in seltenen Fällen kann durch Ausgrabungen tiefer „gebohrt“ werden. Die Studien aus der Landes- und Wirtschaftsgeschichte setzen meistens erst für Zeiten seit dem Spätmittelalter ein. Das hat zu tun mit der Quellenlage. Wir müssen vom Verlust der Akten der kurkölnischen Bergverwaltung ausgehen, verfügen aber dennoch für das 16. bis 18. Jahrhundert über einen guten Fundus an Akten und Urkunden. Eine Lücke bleibt für das Mittelalter. Für viele Orte im Sauerland gibt es keine direkten schriftlichen Belege, vielmehr können montanwirtschaftliche Unternehmungen nur durch Bodenbefunde wahrscheinlich gemacht werden. So geschehen, ist die Forschung im Sauerland längst nicht abgeschlossen. Die Publikationen von Reinhard Köhne, mir und anderen stellen also nur eine Art Zwischenbilanz dar, die in kommenden Generationen noch vertieft werden sollte. Der Bergbau im Sauerland beginnt in der römischen Kaiserzeit, also um Christi Geburt. Dies ist wahrscheinlich der spannendste Befund der neueren Forschungen. Gerne erinnere ich an den Workshop, den der Arbeitskreis Bergbau im Sauerland 2005 im Bergbaumuseum Ramsbeck durchgeführt hat.3 Vor allem Peter Rothenhöfer und Gabriele Körlin konnten damals den Beweis führen, dass rechts des Rheins um Christi Geburt römische Unternehmer von Köln aus bei Rösrath und um Brilon Blei fördern ließen. Umfangreiche Funde von Bleibarren aus dieser Zeit streuen von der Briloner Hochfläche bis zu den Schiffswracks vor Sardinien. 2009, zwei Jahrtausende nach der Varusschlacht, konnten diese Barren in der Ausstellung in Haltern besichtigt werden. Auslöser für die große Nachfrage nach Blei war die universelle Verwendbarkeit dieses Rohstoffs. Die Funde im Mittelmeer deuten auf einen Transport in Richtung Rom. Ob zur Römerzeit auch in Marsberg schon Kupfer abgebaut wurde, bedarf weiterer Untersuchungen. Momentan darf dies nicht ausgeschlossen werden. Blei schlägt eine Brücke ins frühe Mittelalter. Hier können wir uns wieder auf archäologische Befunde stützen. Zwischen 1980 und 1982 wurde am Kohlbrink in Soest eine Saline aus dem 6./7. Jahrhundert ergraben. Neben Salzsiedeöfen fanden sich auch Bleireste. In Soest wurden durchgängig Bleipfannen zum Salzsieden verwendet. Dies ist leicht zu erklären, denn bis in das 16. Jahrhundert hinein war es in europäischen Salinen üblich, für Siedepfannen den Rohstoff Blei zu wählen. Woher aber kam dieses Blei? Mit hoher Wahrscheinlichkeit stammte es von der Briloner Hochfläche, von der es einen ersten schriftli- 116 chen Nachweis erst aus dem Jahr 1103 gibt. Soest jedenfalls bewies ein nachhaltiges Interesse an Brilon. St. Patrokli sicherte sich bald nach seiner Gründung Rechte in und um Brilon. Der andere Rohstoff, der für das frühe Mittelalter wichtig wurde, ist Kupfer. Die vor einigen Jahren erfolgte Grabungskampagne in Marsberg in der 1046 ersterwähnten Siedlung Twesine, heute im Industriegebiet diemelabwärts gelegen, ermittelte 36 Öfen und Röstgruben, von denen die ältesten zwischen 700 und 750 (merowingische Keramik) errichtet wurden. Der zugehörige Kupferbergbau findet sich entlang einer Verwerfungslinie im unterkarbonischen Schiefer auf den Höhen südlich der Diemel. Diese frühe archäologische Datierung wirft ein ganz neues Licht auf die Frühgeschichte von Marsberg und Westfalen. Bekanntlich wurde die Eresburg 772 und 776 von Karl dem Großen erobert. Gewiss ist die große strategische Bedeutung dieser Festung an der Kreuzung von Verkehrswegen in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung zu würdigen, aber sollte nicht der Karolinger Marsberg auch wegen seiner Bodenschätze ins Visier genommen haben. Im Übrigen liegt auch die sächsische Burg, die er erobert hat, die Hohensyburg bei Dortmund, umgeben von Bergwerken. Die Paderborner Ausstellung 1999 bot jedenfalls Gelegenheit, die Karolingerzeit als eine Zeit wirtschaftlichen Wachstums zu begreifen. Die Christianisierung Westfalens im 9. Jahrhundert verband sich mit einer Anbindung an das Frankenreich und einer Verstetigung von Handel und Gewerbe. Welche Einbrüche die Einfälle der Wikinger und der Ungarn auslösten, wissen wir nicht. Gesichert erscheint jedoch, dass zurzeit der Ottonen und Salier in Westfalen ein erneuter Aufschwung des Bergbaus im Sauerland stattfand. Wir können dafür sichere Belege anführen. Das Felsenmeer in Hemer liefert Messdaten für die Zeit zwischen 999 und 1155. Hier wurde, wie man noch in der Landschaft sehen kann, in großem Stil Eisenerz abgebaut und in der Umgebung in Rennfeueröfen verhüttet. In das Jahr 900 fällt die Verleihung der Markt- und Münzrechte für Horhusen, das heutige Niedermarsberg. Dieses Jahr markiert nicht den Anfang des Kupferbergsbaus, sondern ihn bereits voraus, wie sich dem Marktprivileg deutlich entnehmen lässt. S AUERLAND N R . 3/2010 Horhusen muss für auswärtige Einkäufer attraktiv gewesen sein. Wahrscheinlich wurden im Tal die Vorkommen auf dem Bilstein und dem Eresberg weiterverarbeitet. Horhusen konnte sich deshalb zu einem frühen Gewerbezentrum entwickeln, in dem Metallwaren aus Kupfer oder aus Eisen produziert wurden. Auch der Bergbau bei Ramsbeck und bei Bleiwäsche lässt sich mittlerweile durch die C14-Datierung von Holzkohlenfunden sicher in die Zeit um 1000 datieren. Wenn Widukind von Corvey in seiner Geschichte Sachsens erzählt, dass sich dort zur Zeit Ottos des Großen die Silberadern öffneten, und wenn Thietmar von Merseburg davon spricht, damals eine goldene Zeit anbrach, dann mag dafür nicht nur der Harz, sondern auch das Sauerland den Anlass geboten haben. Zwischen 1000 und 1350 wurden die Grundlagen der Montanwirtschaft im Sauerland ausgebaut und vertieft. Eine wachsende ländliche Bevölkerung in immer mehr Siedlungen benötigte Geräte und Werkzeuge, die wiederum die Nachfrage nach den Bodenschätzen erhöhten. Eine wichtige Funktion kam den Klöstern zu. Es waren vor allem die Zisterzienser, die in ganz Europa die Bodenschätze und die übrigen wirtschaftlichen Potentiale von Landschaften erschlossen. Kloster Bredelar war seit seiner Gründung im Jahr 1196 in der Montanwirtschaft aktiv und ließ in seinen Klosterdörfern wie Giershagen, Messinghausen oder Rösenbeck nach Eisen und Kupfer graben. Mit den aufkommenden Städten kamen Verteilzentren ins Spiel, die auch die überregionale Nachfrage vermittelten. Markant war 1273 der Streit um die Eisenstein-Vorkommen am Arnstein bei Giershagen, bei dem die Städte Marsberg und Korbach im Hintergrund zwischen Ritterfamilien vermittelten, die Ansprüche auf Erzgruben erhoben. Wahrscheinlich gab es überall auch im kölnischen Sauerland Rennfeueröfen, die oberflächennah vorkommendes Eisenerz verhütteten und damit die Weiterverarbeitung ermöglichten. Es gab hinreichend Nachfrage, weil Eisen nicht nur für die friedliche Produktion der Erntegeräte benötigt wurde, sondern auch für die Kriegsführung. Ein Markenzeichen des märkischen wie des kölnischen Sauerlandes war die Anfertigung der Kettenhemden, die in den zahlreichen Fehden und Kämpfen während der Ausbildung der Territorialstaaten im 13. Jahrhundert. Iserlohn und Marsberg waren neben Soest und Dortmund frühe Zentren der Waffenproduktion. Ihnen kam die Nähe zu den Eisen- und Kupfervorkommen zustatten, denn die einzelnen Kettenglieder, die zu einem Hemd zusammengeschmiedet wurden, enthielten sowohl Eisen als auch kleinere Mengen beigegebenen Kupfers. Während sich Marsberg auf den Kupferabbau konzentrierte, spielten auf der Briloner Hochfläche Blei und Galmei eine zentrale Rolle. Im Karstgebiet waren diese Erze relativ leicht erreichbar. Auch bei Bönkhausen und Endorf im heutigen Stadtgebiet von Sundern setzte bereits im 14. Jahrhundert der Bergbau auf Blei ein. Es ist wohl kein Zufall, dass der gelehrte Dominikaner Bartholomäus Angelicus um 1240 über den Hellweg zog und dabei über Westfalen notierte: fontes habet salis et montes fertiles in metalla (Es hat Salzbrunnen und reiche Metallvorkommen in den Bergen). Ob das Spätmittelalter sich für das Sauerland als eine Krisenzeit durch die Pestumzüge nach 1348 darstellte, ist in der Forschung umstritten. In vielen europäischen Bergrevieren waren die oberflächennahen Lagerstätten abgebaut, tiefer gelegene Gruben konnten nicht mehr entwässert werden. Für das Sauerland fehlen vergleichbare Erscheinungen – im Gegenteil, es gibt Indizien, dass der Bergbau auf Eisen florierte. Die neue Technik der Floßöfen und Frischhütten löste im märkischen Sauerland eine größere Nachfrage nach Eisen aus. Im östlichen Teil des kölnischen Sauerlands blieb es länger bei den überkommenen Waldschmieden, während der Raum Olpe bis Arnsberg die neue Technik aufnahm. Nachweisen lässt sich das an einer Familie Massenbläser, die 1327 von (Kirch-)Hundem nach Grevenstein ausgewandert war. Sie hatte offenbar die Technik der Hochöfen und Massenöfen mitgebracht. Neben den Formen der Kontinuität dürfen wir nicht übersehen, dass es zu Wüstungen kam. Nicht nur Blankenrode, sondern besipielsweise auch die Vorgängersiedlung von Bleiwäsche wurde aufgegeben. Möglicherweise verliefen im Sauerland die Bergkonjunkturen anders als in 117 S AUERLAND N R . 3/2010 den großen Revieren in Mitteleuropa. Während sie dort in den Jahren um 1475 in großem Stil wieder einsetzte, blühte das Sauerland erst viel später auf. Goslar und der Harz verzeichneten ab 1470 einen Bergsegen, im Erzgebirge wurde Bergstadt auf Bergstadt neu gegründet. Schwaz in Tirol erreichte im frühen 16. Jahrhundert die Zahl von 50 000 Einwohnern wegen seines Silberbergbaus. Wir tun gut daran, für das Sauerland viel bescheidenere Dimensionen anzunehmen. Auffällig ist ein Wandel in den damals schon alten Bergrevieren um Brilon und Marsberg. Ihr Wohlstand hing im 16. Jahrhundert weniger von Kupfer und Blei, sondern von Eisen ab. Beide Städte wirkten weit in ihre Umgebung hinein, bis tief in die Grafschaft Waldeck. Ihre Kaufleute finanzierten mit ihrem Kapital die Verhüttung der Eisenerze und die weitere Ausformung zu Stabeisen auf den Hammerwerken. Die Diemel und ihre Nebenflüsse Hoppecke und Itter waren dicht besetzt mit wassergetriebenen Anlagen. Wir erfahren von heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Stadtbürgern, Kloster Bredelar und benachbarten Adligen (z. B. dem Haus Padberg) um immer knapper werdende Ressourcen. Vor allem Holz wurde ein sehr begehrter Rohstoff. Zur guten Konjunktur trug der Einstieg in die Weiterverarbeitung bei. Ofen-, Glocken- und Geschützguss waren ein Markenzeichen der Region seit Beginn des 16. Jahrhunderts. Von Beverungen aus wurden jährlich mehrere hunderttausend Pfund Eisen und eiserne Öfen weserabwärts bis Bremen verschifft. Voraussetzung für das eisenverarbeitende Gewerbe war eine ausreichende Versorgung mit Erz. Im Zentrum stand der Briloner Eisenberg und der Assinghauser Grund, der zwischen Kurköln und Waldeck heftig umstritten war. Selbst auf dem Augsburger Reichstag 1555 wurde über diese Auseinandersetzungen gesprochen. Ein weiteres Zentrum der Eisenverarbeitung lag im heutigen Kreis Olpe. Auch die Lenne und ihre Nebenflüsse trieben immer mehr Hütten- und Hammerwerke an. Wahrscheinlich etablierte sich in dieser Zeit die Arbeitsteilung mit dem siegerländischen Bergbau, der seine Eisenerze zur weiteren Verarbeitung nach Norden versandte. Während in Brilon und Marsberg bürgerliche Familien den Bergbau und die Weiterverarbeitung kontrollierten, Versammlungsteilnehmer während des Vortrages waren es im Einzugsgebiet der Lenne auch Adlige wie die Fürstenbergs, die zu Montanunternehmern wurden. Rückläufig war der Buntmetallbergbau. Er konzentrierte sich nur noch auf wenige Plätze im Herzogtum Westfalen. In Brilon und Marsberg schrumpfte die Zahl der Blei-, Galmei- und Kupfergruben auf je zwei. Wahrscheinlich lag die Ursache im fast vollständigen Abbau der reicheren Schichten. Eine vorübergehende Angelegenheit blieb die vermehrte Suche nach Blei während der kurzen Regentschaft des Mansfelder Kurfürsten Johann Gebhard von 1558 bis 1562. Er sandte Experten aus seiner Grafschaft ins Sauerland, um dort Blei für die thüringischen Saigerhütten zu gewinnen. Überall tauchten auswärtige Gewerken im Sauerland auf. Zum Beispiel engagierten sich Augsburger Gewerken im Bergwerk Kumpf bei Rüthen. In Silbach eröffneten Kaufleute aus Aachen, Antwerpen und Köln Bleibergwerke. Der kurze Boom nach 1559 bewirkte eine dauerhafte institutionelle Veränderung. Silbach bekam von Kurfürst Johann Gebhard die Rechte einer Bergfreiheit zugesprochen, die diese Gemeinde bis auf den heutigen Tag pflegt. Bekanntlich konnte dort im vorigen Jahr die 550. Wiederkehr der Verleihung der Rechte einer Bergfreiheit ein ganzes Jahr lang gefeiert werden. Als zweite Bergfreiheit erhielt später Endorf Sonderrechte von Kurfürst Ernst, dessen Bergmeister Lautenschläger hier auch seinen Sitz hatte. Die zweihundert Jahre zwischen 1618 und 1815, zwischen dem Beginn des Dreißigjährigen Kriegs und dem Ende der Napoleonischen Zeit, lassen sich nicht auf einen gemeinsamen Nenner bringen. Zu ambivalent verlief die Entwicklung im Eisen- bzw. im Buntmetallbergbau. Vielen hoffnungsvollen Neuanfängen standen tiefe Enttäuschungen gegenüber. Kaum ein Bergwerk oder ein Revier förderte durchgängig. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges wurden insgesamt nur schlecht bewältigt, wobei noch offen ist, in welcher Weise der Krieg die regionale Montanwirtschaft beeinträchtigte. Durch Rüstungsaufträge, insbesondere durch den Geschützguss für ein niederländisches Konsortium um 1620, profitierte der Brilon-Marsberger Raum sogar vom Krieg. Eine von ihnen 1618 angelegte Geschützgießerei bei Marsberg berief sich ausdrücklich auf ein Privileg des Kurfürsten. Weitere Investitionen und Waffenkäufe, u. a. durch die Amsterdamer Familie Trip, stärkten bis 1633 die Wirtschaft des Herzogtums, das in der ersten Hälfte des Kriegs ein gefragter Waffenlieferant war. Erst in der zweiten Hälfe des großen Krieges stürzte „das Herzogtum Westfalen in eine langjährige und permanente Subsistenzkrise“, weil die landwirtschaftlichen Anbauflächen verwüstet wurden. Ob allerdings Eisenbergwerke und -hütten in gleicher Weise litten, darf bezweifelt werden. Aus Sicht Bremer Kaufleute war 1643 das Eisen aus dem Sauerland teu- 118 er und gefragt. Sie wehrten sich vehement gegen ihre Ausschaltung durch die Bremen meidende sogenannte Vorbeifahrt, wahrscheinlich in die Niederlande. Über 200 Jahre hinweg betrachtet gab es neben unternehmerischem Versagen kraftvolle Persönlichkeiten, die sogar nach 1648 ein sauerländisches Wirtschaftsbürgertum entstehen ließen. Technologisch fiel der Raum eher ab, denn die Wasserhaltungsprobleme wurden in den meisten Revieren vor 1815 nicht befriedigend gelöst. Dies gilt vor allem für den im 16. Jahrhundert so erfolgreichen Eisenbergbau in den Revieren um Brilon und Marsberg. Zwar gelang es, an die tiefer gelegenen Vorkommen im Briloner Eisenberg durch gewerkschaftlich betriebene Erbstollen im 18. Jahrhundert heranzukommen. Mit der Ausbeute des Briloner Eisenbergs konnten mehrere Hüttenund Hammerwerke versorgt werden. Doch der Erfolgsbilanz der Familien Kannegießer, Ulrich, Unkraut und Kropff-Hester stehen ungelöste Wasserhaltungsprobleme am Enkenberg, am Grottenberg und im Giershagener Raum gegenüber. Zwar lagen die Eisenhütten und -hämmer im Raum Marsberg nicht still, doch wurden sie mindestens zeitweise abhängig von Eiseneinfuhren aus Waldeck. Gleiches gilt für die Hammerwerke im Assinghauser Grund, die sich nicht mehr auf Eisengruben im Bereich der oberen Ruhr und ihrer Nebenflüsse stützen konnten. Tiefgreifende soziale Folgen sind dort zu beobachten. Sowohl im Assinghauser Grund als auch im benachbarten Raum Medebach stellte sich im späten 17. und 18. Jahrhundert die Bevölkerung um: Hüttenmeister gingen zu Saisonarbeit über; Hammerschmiede fertigten Nägel, die wiederum im Wanderhandel vertrieben wurden. Eine völlig gegenläufige Entwicklung nahm der Bereich an Lenne, Hönne und Sorpe, der nach allem, was wir derzeit wissen, an der Hochkonjunktur des 16. Jahrhunderts nicht teilgenommen hatte. Adlige Unternehmer (v. Dücker, v. Landsberg-Velen, v. Plettenberg, v. Wrede) eröffneten zwischen 1720 und 1750 die Suche nach Eisen. Auch die Betriebe des Hauses Fürstenberg-Her- S AUERLAND N R . 3/2010 dringen gehören in diesen Zusammenhang, wenngleich sie stärker auf den Familienbesitz an der oberen Lenne und im Amt Bilstein ausgerichtet waren. Die adligen Häuser strebten Verbundlösungen mit dem Ziel an, vertikale konzernähnliche Strukturen aufzubauen: Eisen aus eigenen Gruben sollte verhüttet und zu Fertigprodukten weiterverarbeitet werden. Der Impuls zu diesem Aufbruch kam von auswärts. In jenen Jahren setzte jenseits der Grenze zur Grafschaft Mark in Iserlohn, Altena und Lüdenscheid eine Phase raschen Wachstums ein, die auf Kurköln ausstrahlte. Der Versuch, 1721 Drahtgewerbe bei Menden heimisch zu machen, lässt sich sogar als bewusste Gegengründung zur Mark interpretieren. Der Neuansatz durch adliges Unternehmertum zeigte Folgen. Erstens wurden Bergbezirke neu oder wieder erschlossen. Die Eisengruben um Balve, Amecke, Stockum, Endorf, Allendorf und Wildewiese waren seit der Mitte des 18. Jahrhunderts zwar insgesamt nicht allzu ergiebig, blieben aber doch zum Teil bis in das 20. Jahrhundert in Betrieb. Die auf Holzkohle basierenden Hütten in Wocklum und Oberrödinghausen produzierten bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Wenig Erfolg hatte die Gründung des Hauses Plettenberg-Lenhausen in Rönkhausen. Während die Hütte dort nach 1790 fehlschlug, hatten die Hämmer an der unteren Fretter bei Lenhausen größeren Erfolg. Durch Pacht oder Kauf fielen sie an märkische Unternehmer, die neben die adligen Unternehmer traten oder sie ersetzten. Namen wie Rumpe aus Altena, Brünninghausen, Geck und Hücking aus dem Raum Werdohl/Lüdenscheid oder Stahlschmidt, Thomee und Dulheuer waren zwischen Garbeck und Eslohe als Pächter oder Eigentümer von Hammerwerken geläufig. Der nordwestliche Teil des Herzogtums Westfalen war damit eng an das märkische Eisengewerbe angebunden. 1793/94 wollte sogar der preußische Staat die Vernetzung instrumentalisieren. Auf der Suche nach Herstellern von Kugeln ließ Fabrikenkommissar Eversmann über seinen Mittelsmann Dulheuer bei der Lenhauser Gewerkschaft nachfragen, ob sie nicht in Rönkhausen für die preußische Armee Kugeln herstellen wolle. Das Geschäft kam nicht zustande, weil der Reichsgraf v. Plettenberg zögerte. Bodenständiges Unternehmertum hielt sich in Olpe. Die dortigen Eisenhändler brachten nicht nur die Hämmer an Bigge und Lister an sich, sondern dehnten ihren Besitz bis an die obere Lenne und nach Kirchhundem aus. Zugleich etablierte sich mit der Wendener Hütte in den 1720er Jahren ein extern gegründeter Betrieb, der mehrere Hämmer im heutigen Kreis Olpe für sich arbeiten ließ. Als weitere Hütte darf die Dohmer Hütte vor den Toren Olpes nicht unterschätzt werden. Die Nachfrage dieser Hütten forcierte die Suche nach Eisen südlich von Olpe bei Thieringhausen, Elben und Gerlingen. Die Inbetriebnahme zahlreicher Gruben reichte aber nicht aus, um den Bedarf der Hütten- und Hammerwerke zu decken. Der Olper Raum war abhängig vom Import des Eisens aus nassauischen Hütten und damit selbst Teil einer weiträumig organisierten Produktionskette. Kontinuierlichen Betrieb seit dem späten 16. Jahrhundert stellen wir in Warstein fest, wo das Unternehmen des Freiherrn Hoesch die Erze von Suttrop und die Holzkohle aus landesherrlichen Waldungen in einer protegierten Eisenhütte miteinander verband. Die Bilanz des Buntmetallbergbaus nach 1618 fällt ähnlich zwiespältig aus wie beim Eisengewerbe. Keiner der bedeutenden Standorte des 16. Jahrhunderts produzierte ununterbrochen. Durchgängig in allen Revieren war ein mehr oder minder großer externer Einfluss. Der Kupferabbau in der Rhonard fiel im frühen 17. Jahrhundert in bürgerliche Hände, litt dabei Not und erholte sich erst, als die adlige Familie von Brabeck um 1680 die Gruben übernahm und mitsamt der Stachelauer Hütte zu neuer Blüte führte. Auch die Rhonard durchlief aber zwischenzeitlich Phasen, in denen die Wasserhaltung den Abbau gefährdete. Zwischen ca. 1690 und 1765 blühte der Kupferabbau in Silberg (Gem. Kirchhundem), der für längere Zeit in den Besitz des Pächters des Kasseler Messinghofs kam. Nach dessen Konkurs fand der Bergbau in Silberg nur auf deutlich eingeschränktem Niveau eine Fortsetzung. Der Bergbau um Ramsbeck stand nach dem Dreißigjährigen Krieg unter landesherrlichem Einfluss und ging dann in adligen und bürgerli- 119 S AUERLAND N R . 3/2010 chen Besitz über. Die Potentiale des Bastenbergs und Dörnbergs weckten immer wieder Hoffnungen, die jedoch im 18. Jahrhundert nicht richtig erfüllt wurden, zumal die Verhüttung bei Ramsbeck Probleme machte. Der Galmeibergbau um Brilon konzentrierte sich auf zwei Gruben, von denen eine unter hessischem Einfluss stand. Schon von der Anzahl der Bauten blieb er deutlich hinter dem hohen Mittelalter zurück. Ähnliches gilt für Silbach und den Marsberger Kupferbergbau, wobei letzterer jedoch nach 1690 neu belebt wurde. Vor allem setzte in der Umgebung von Marsberg die Suche nach alten wie neuen Kupfervorkommen ein. In Leitmar und Borntosten seit 1701, in Essentho seit 1712 sowie bei Giershagen lassen sich intensive Mutungen nachweisen, die jedoch selten auf Dauer Erfolg hatten. Direkt in Marsberg setzte im 18. Jahrhundert neuer Bergbau auf Kupferbergbau einschließlich der Verhüttung ein, der in das Industriezeitalter hinüberführte. In Marsberg spielten ebenfalls hessische Unternehmer eine wichtige Rolle. Äußerst erfolgreich war der auch im Marsberger Raum beteiligte protestantische Unternehmer Möller aus Warstein, der von hier aus ein weiträumiges Netz im Kupferhandel aufbaute. Nach 1681 erlosch der Kupferbergbau bei Rüthen. Bei Endorf verkümmerte der Bleibergbau im 18. Jahrhundert immer mehr. Auf der Kupferlagerstätte am Justenberg bei Hagen folgten den Arbeiten des 17. Jahrhunderts vor 1815 keine ernsthaften Versuche mehr. Weiterhin wurde aber im gesamten Territorium exploriert und experimentiert. Zu erwähnen ist der Grevensteiner Pfarrer Becker, dessen Versuche um 1730 zwischen Alchemie und modernem Labor standen. Neuansätze in Brunskappel scheiterten 1732. Die Versuche der Gebrüder Mette bei Saalhausen fanden seit 1780 Beachtung, während zur gleichen Zeit die Versuche, die Lager bei Glindfeld erneut zu erschließen, scheiterten. Im Herzogtum Westfalen liefen einige Experimente, die nicht immer erfolglos waren. Die Gewinnung von Farbstoffen bei Meschede ging bis 1679 zurück. Das seltene Metall Antimon bei ArnsbergUentrop und bei Bestwig-Nuttlar erregte bereits um 1730 Aufmerksamkeit, wurde aber erst seit 1789 abgebaut. Mit der Anlage eines Blaufarbenwerks bei Ober- kirchen scheiterte Christian von Fürstenberg 1745 ebenso wie der Bergmeister Kropff 1764 mit einer Vitriolfabrik in Marsberg. Selbst nach Steinkohle grub man im Herzogtum, wenngleich die Ausläufer der Lagerstätten an der Ruhr bis Wickede und Ense nur leere Versprechungen boten. Als Preußen 1815/16 als neuer Landesherr in das Herzogtum Westfalen einzog, erhofften sich seine Bergbeamten wegen der Lagerstätten Gewinn aus dem Territorium. Zwar hatten die napoleonischen Kriege das Eisengewerbe stark beeinträchtigt, doch gab es Hoffnung auf neue Belebung. Diese Hoffnung trog. Die Hammerwerke des Olper Raums erholten sich nicht mehr. Erst nach 1870 gelang ein Neuanfang. Der Rückstand zum märkischen Sauerland und zum Siegerland ließ sich im 19. Jahrhundert nicht mehr aufholen. Nach 1830 gerieten die meisten der noch bestehenden Eisenhütten in eine tiefe Krise, weil sie zuerst gegen das importierte englische Eisen und dann gegen die Kokshochöfen an der Ruhr nicht mehr konkurrieren konnten. Dagegen hatten die Puddelwerke Erfolg, die seit 1827 auf ehemals kurkölnischem Boden entstanden und schufen eine Brücke zur Metallindustrie des 19./20. Jahrhunderts. Auch der Marsberger Kupferbergbau blühte nach 1832 auf, nachdem neue technologische Verfahren eingesetzt wurden, und blieb bis in das 20. Jahrhundert ein wichtiger lokaler Wirtschaftsfaktor. Zwar war in Ramsbeck das übersteigerte Bergbaufieber zwischen 1851 und 1854 nur von kurzer Dauer, doch darf nicht verkannt werden, dass reichere Partien an Blei, Kupfer und Zink hier noch bis 1974 abgebaut wurden. Unverkennbar ist, dass die ganz große Zeit des Bergbaus nach 1800 vorbei war. 1 Vgl. Wilfried Reininghaus / Reinhard Köhne, Berg-, Hütten- und Hammerwerke im Herzogtum Westfalen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Münster 2008. Hierauf greift die folgende Darstellung zurück. 2 Wilfried Reininghaus, Eine vergessene Montanregion der vorindustriellen Zeit: das Kölnische Sauerland, in: Hans-Jürgen Gerhard / Karl Heinrich Kaufhold / Ekkehard Westermann (Hrsg.), Europäische Montanregion Harz, Bochum 2001, S. 279296. 3 Reinhard Köhne / Wilfried Reininghaus / Thomas Stöllner (Hrsg.): Bergbau im Sauerland. Westfälischer Bergbau in der Römerzeit und im Frühmittelalter. Tagungsband, Münster 2006. 120 S AUERLAND N R . 3/2010 Bäume und Büsche – Ästhetik einer Landschaft von Professor Dr. Wilhelm Gössmann Die Landschaft entdecken Unsere Landschaft wäre öde und kahl, wenn sie nicht bewachsen wäre, wenn es hier keine Bäume, Wälder und Sträucher gäbe. Die Beschäftigung mit Büschen und Hecken in unserer Gegend kann das landschaftliche Heimatgefühl stärken, nicht nur auf der Erlebnisebene, sondern auch auf der Ebene einer ästhetischen Wahrnehmung. Poetisierung, ein faszinativer Vorgang mit kultureller Bedeutung. Die Welt um uns ist schön, wird aber erst schön durch Poetisierung, nicht zuletzt durch die Dichtung. Wer literarisch zu schreiben versucht, poetisiert. Das ist nicht nur eine Nachwirkung der Romantik, die überall, wo sie Einfluss ausüben konnte, poetisiert hat. Zugrunde liegt die neu aufgekommene ästhetische Weltansicht. Eine solche gab es immer, hat sich aber grundsätzlich gewandelt. Vorher war der Zugang zum Schönen weniger von der Subjektivität beherrscht. Fast alles kann poetisiert werden. Bleiben wir beim Thema Landschaft. Bekannt ist, dass Petrarca sozusagen als erster einen Berg bestieg, den Mont Ventoux, um die landschaftliche Schönheit von der Höhe eines Berges zu genießen, also aus rein künstlerischem Interesse. Wenn ein Bauer noch heute ins Feld geht, dann gibt er weniger acht auf die schöne Gegend, er beurteilt und genießt den Ertrag seiner Felder. Kornblumen und Klatschmohn erfreuen nicht sein Herz, weil sie die Ernte beeinträchtigen. Schifffahrt im Mittelmeer. Landschaftsschilderungen gehören speziell zur Gattung der Reisebilder. Bekannt sind die Naturbeschreibungen bei Heinrich Heine, wie er sie in der „Harzreise“ vorgenommen hat. Hier wird aber auch das schon angedeutete Grundproblem greifbar: Die übertriebene, rein emotional gesteuerte Erlebniswelt. Ironie wird notwendig, schafft Distanzierung, entlarvt selbstgefällige Illusionen. Ein Musterbeispiel ist hierfür Heinrich Heines Schilderung des Sonnenuntergangs auf dem Brocken: „Während ich so in Andacht versunken stehe, höre ich, dass neben mir jemand ruft: ‚Wie ist die Natur doch im allgemeinen so schön!‘“ In der „Harzreise“ wird die höchste Form der Poetisierung einer Landschaft geboren, wie sie auch von anderen Schriftstellern vorher und nachher für andere Landschaften erreicht worden ist. Heine hat dazu beigetragen, dass wir den Harz in erhöhtem Maße poetisch erleben können. Also eine Qualität, die vorher nicht so bewusst war. Wir können auf Fontane verweisen und die von ihm entdeckten brandenburgischen Landschaften. Theodor Storm wäre zu nen- Touristen, aber noch mehr für die Einheimischen. So hat auch Friedrich Wilhelm Weber den Nethegau für dessen Bewohner besungen und literarisch anschaubar gemacht. Ich müsste noch weiter aufzählen, aber Eichendorff darf man nicht verschweigen. Er entdeckte den Wald, den deutschen Wald, nicht in einer bestimmten Landschaft, sondern überall. Landschaften bieten sich seitdem als poetische Landschaften geradezu an. Die Eigentümlichkeiten einer Landschaft sind vielfältig und gewiss auch übertragbar, aber nicht austauschbar, sollen sie den Charakter des Einmaligen und Singulären behalten. Jede Landschaft, wenn sie poetisiert wird, gewinnt etwas Einmaliges. Büsche in unserer Landschaft Zu unserer Gegend gehören die Felder, Wiesen und Wälder, vor allem Buchen- und Tannenwälder. Man kann aber nicht übersehen, dass an den Waldrändern, an den Wegen und auch mitten in der Flur überall Büsche und Sträucher und lang sich hinziehende Hecken stehen. In den letzten Jahrzehnten sind sie allerdings weniger geworden, ausgerot- Schon eine erste Konsequenz aus unseren Überlegungen: Die Realität verhindert oft, zu Recht oder zu Unrecht, eine ästhetische Wahrnehmung, ist zumindest ihr Widerpart. Dennoch, wenn die Poetisierung gelungen ist, entsprechen sich Wirklichkeit und ästhetisches Erleben. Ein fast revolutionär zu nennender Umbruch war die Entstehung der Landschaftsmalerei, in der Dichtung steht dafür als Analogon die Naturschilderung. In Ansätzen verdrängte auf sakralen Bildern eine ideale oder reale Landschaftsansicht den Goldhintergrund. Die Naturschilderung gab es im Grunde immer, um die Überwindung von Naturwidrigkeiten zu beschreiben, so bei Homer und Vergil in Hinblick auf die Strapazen bei der Am Alten Berg zwischen Eickhof und Langenstraße Foto: Hildegard Nordberg nen mit seiner Husumer Küstenlandschaft. Durch Annette von Droste-Hülshoff ist die münsterländische Heidelandschaft in ihrer verhaltenen Schönheit bewusst geworden für die damaligen tet mit Hilfe der Maschinen der modernen Landwirtschaft. Büsche und Sträucher erwiesen sich als hinderlich für den Ackerbau. Dabei waren sie und sind sie noch für die Landwirtschaft unentbehr- 121 S AUERLAND N R . 3/2010 lich. Sie sorgen nicht nur im Landschaftsbild für Abwechslung und Schönheit. Sie bieten Windschutz, brechen den Sturm, ersparen Zäune und Eingrenzungen. Hecken und hohe Sträucher stehen vor allem in den Tälern, wo sie wild wachsen können. An den Straßen werden sie jährlich zurückgeschnitten. Wichtig ist vor allem das Gebüsch, das seit altersher überall wuchert, nicht nur als Windschutz, es ist der Lieblingsaufenthalt für die Vögel. Hier finden sie Zuflucht, hier können sie nisten und hineinschlüpfen. Die einzelnen Straucharten durchdringen sich: Weißdorn, Schwarzdorn, Hagebutten, Holunder, oft durchwachsen von Brombeeren. Einzelne Bäume stehen dazwischen. Oft sind es Wildkirschen, die im Frühjahr für Blütenpracht sorgen. Die Büsche und Sträucher gliedern und strukturieren die Landschaft. Im Grunde haben die Büsche und Sträucher ihr eigenes Leben, nicht von Menschen gepflanzt, sondern von der Natur aus der Erde getrieben. Fast unausrottbar ist das Dorngebüsch. An einigen steinigen Hängen durchdringt das Gestrüpp den sogenannten Niederwald. Die Hainbuchenstämme, alle zwanzig Jahre als Brennholz oder Nutzholz abgeschlagen, wachsen von selbst nach. Ein solcher Niederwald braucht nicht nachgepflanzt zu werden. Es muss über die Bedeutung des buchen, Holunder, Haselsträuchern, Wachstums nachgedacht werden. Bäu- auch Weidekätzchen. Wegen der blühenme, Büsche und Hecken sind lebendig, den Dornen, den Hagebutten, werden solche Triften im gewissermaßen sogar Volksmund auch lebendige Wesen. Sie Reosenbusch gesind nicht wie die FelSeit Urzeiten liegen gebliebene nannt. sen und das Gestein wachsen gelassene Triften Hainbuchen bloße Materie. Sie beDie Hagebutten Holunder sitzen eine vegetative sind ein von TrieHaselsträucher Seele. Zu ihnen gehört ben und Ranken wegen der Dornen das Wachsen. Von Reosenbusch dichter Busch. Seigroßer Bedeutung sind im Volksmund genannt ne Blüten, die die Aussagen Goethes. kaum durchdringbar Heckenrosen, sind Sie sind von ihm so geVogelgeschrei die Urform aller fasst, dass das Wachsnach Regenschauern Rosen. Wenn die tum wie ein künstlerifließt der Bach ersten verblühen, sches Prinzip gesehen keinen triffst du knospen schon anwerden kann. Zum nur die Doppelgängerin dere nach bis weit Wachstum gehört die verschwiegen im Herzen in den Sommer. Dualität von vertikal eine verlassene Natur Die Schlehen sind und spiral. Das vertikaWurzelstücke vermodern die dichtesten und le Wachstum sorgt für in einzelnen hohen Bäumen dornigsten Sträudas Streben nach wispernder Wind cher. An Gräben einmal in einer Generation oben. Das spirale und Feldwegen wird Kahlschlag geschlagen Wachstum gibt dem wachsen sie zu nur die Dornen ringsum Gewachsenen BiegHecken aus. An bleiben stehen und blühen samkeit und SchwinWaldrändern schütgung. Büsche und zen sie den Wald vor Sträucher beziehen ihre Kraft aus dem Erdboden, in dem sie ver- Sturmwinden und Schneetreiben. Im wurzelt sind, dann aber auch vom Licht Winter schmecken die vom Frost durchfrorenen blauschwarzen Früchte herzder Sonne, das sie in sich verwandeln. haft. Man sollte sie sammeln und mit AlZu unserer Landschaft zwischen der kohol aufsetzen: ein Getränk gegen KälLippe und der Haar gibt es noch immer te und Erkältung. Holunderbüsche, wenn liegen gebliebene Triften mit Hain- sie blühen, sind überGestrüpp voll mit Dornengestrüpp weißen BlütendolDenkdickicht den, auch sprossende ihre BeeRanken ren dienen eingeigelt zur Gestachelig geschützt sundheit. offen Die hoch rückhaltlos offen aufstrekommen die Blüten benden Sträucher in der Landschaft – das sind meist ausgewachsene Weißdornbüsche. Ihr schönes Aussehen zur Blütezeit wird geschmälert durch den intensiven, unangenehmen Geruch. „ “ „ “ Die Feldflur „Die Horst“ zwischen Langestraße und Oestereiden Foto: Elisabeth Nüttgens Bekannt ist das Schleddetal der Pöppelschen, von der Haar ins Lippetal, entlang der Straße von Oestereiden nach Eikeloh, ein Naturschutzgebiet. Ein ver- 122 S AUERLAND N R . 3/2010 Die Feldflur mit einer Baumreihe aus Pappeln, in der Nähe von Hemmern Fotos: Elisabeth Nüttgens wunschenes Land, ein Reservat der Verwilderung. Der Rücken des Haarstrangs ist relativ kahl, aber an seinen Feldwegen sieht man immer noch Büsche und Sträucher. Während der Sommerzeit, wenn das Getreide hoch steht, versinken sie zum Teil. Anders das Lippetal. Hier korrespondieren die Sträucher und Büsche mit den grünen Wiesenflächen. Hecken, Sträucher und Büsche finden eine Korrespondenz in den alleinstehenden hohen Bäumen und den sich lang hinziehenden Baumalleen. Jeder einzelne Abschnitt unserer Landschaft bietet einen eigenen Anblick und eine eigene Poesie. Annette von Droste-Hülshoff hat die hohen Wallhecken des Münsterlandes beschrieben. Die Bauernhöfe verschwinden dahinter. Christine Koch liebte die Wälder des Sauerlandes, die lang sich hinziehenden Talwiesen. Die Schönheit unserer Landschaft, sie gilt es wahrzunehmen, eine Ästhetik, viel normaler und allgemeiner gedacht als im romanti- len Höfen stehen noch alte Linden. Wenn sie blühen, summt der ganze Hof von fleißigen Bienenschwärmen. Lindenholz ist weich und nachgiebig, trotzdem oder gerade deswegen, werden LinDie verschiedenen Bäume denbäume sehr alt. Sie höhlen zwar aus, wahrnehmen die Rinde ist dagegen unerwartet lebensfähig. Ich habe In unserer Landschaft noch die Linde stehen die unterschiedliAls Kind noch gesehn auf unserem chen Bäume, die für sie und bestaunt Kirchplatz gecharakteristisch sind. in seine Mitte verkrochen kannt, die vor Auf sie soll näher eingeund dunkle Verse geraunt mehr als taugangen werden. uralter christlicher Baum send Jahren an Lindenbäume stehen Nun wiedergefunden der Stelle gevor Bauernhäusern, auf eine uralte Linde pflanzt wurde, Kirchplätzen, an Wegauf dem Kirchplatz wo der Missiokreuzungen. Auch gibt bei einem früheren Kloster nar, ein irischer, es Lindenalleen, die oft einst zwölf Aststämme predigend gezu einem Schloss oder der Judasstamm ausgebrochen standen haben einem Gutshof hindurch Blitzschlag soll. führen. Aber einzeln Im Frühjahr oder in kleineren Grupein grünes Himmelsgewölbe Eichen wachpen von drei oder vier voll Duft und Bienen sen auch in können sie sich am besdie Sprache des Himmels Wäldern, von ten auswachsen. Auf vieschen Kunstverständnis. Nicht mit ästhetischen Vorstellungen die landschaftliche Welt verschönern, sondern sie sehen und überblicken, wie sie tatsächlich ist. „ “ 123 S AUERLAND N R . 3/2010 jungen Buchen hochgetrieben, brauchen sie die doppelte Lebenszeit. Sie halten Abstand, um nicht zu verkümmern, stehen auch einzeln, bilden dann ein breites, abgerundetes Geäst aus, be- „ Der kriuse Eichenbaum. Jahrhunderte zählt der Stamm mit den beiden abgebrochenen Ästen ein Urkreuz diese Eiche wo sie steht laufen die Wasseradern überkreuz zusammen darum das gekrümmte schlangenförmig verquirlte Baumkronengeäst Generationen von Bäumen und Menschen überwachsen Wer dich schlägt fordert Gott heraus “ stimmen das Landschaftsbild. Eichenholz ist hart und vermodert nur widerwillig, weshalb man es für Hausbalken und Sargbretter verwendet. Es nimmt die dunkle Farbe der Erde an. Bei Festen, die im Frühjahr und in den ersten Sommermonaten gefeiert werden, holt man Eichengrün und bekränzt damit die Säle und Hallen. Eichen verkörpern einen konservativen Sinn. Ulmen erreichen eine beachtliche Höhe. Es kommt darauf an, dass sie gesund bleiben, widerstandsfähig gegen Pilzbefall und den Splintkäfer. Bei einem Spiel, als ich mit dem Rücken an unsere Hofulme angebunden war, spürte ich die Lebenskraft eines solchen Baumes, aus den Wurzeln herauf bis in den Gipfel. Ulmen blühen sehr früh, schon bevor sie Blätter haben. Die Samenblättchen können in manchen Jahren so reichlich ansetzen, dass man meinen könnte, die Ulme wäre schon belaubt. Ulmenholz, in der Möbelfabrikation auch Rüster genannt, nahm man früher für Drechslerarbeiten. Heute können daraus Skulpturen entstehen, die die Durchblutung alles Körperlichen aufweisen. Nussbäume beanspruchen einen sonnigen Platz, hinten im Garten, neben einem Schuppen, verbreiten einen herben Geruch, werden von Fliegen und Mücken im Sommer gemieden. Rinde ten werden, damit die Äste kräftig genug und Nussschalen enthalten einen kräfti- auswachsen, aber auch, um sich gegengen Farbstoff, der bis unter die Haut seitig nicht im Weg zu stehen. Es gibt zieht, wildes Laubgrün, das sich bräun- Baumkronen, die so wachsen, dass sie lich verfärbt. Im Alter lockert sich die wie Kelche offen sind und das SonnenBaumkrone, trockene und halbtrockene licht von oben hereinfallen lassen. Die Äste strecken sich zwischen belaubten normalen Baumkronen haben einen aus. Nussbaum gehört zu den Edelhöl- Gipfel, vom Südwestwind in die Nordzern, feine Maserung, erreicht wohltuen- richtung gebeugt. Die Apfelblüten sind de Glätte. An der Vikarie des Dorfes widerstandsfähig, zu ihrem Weiß gehört standen zwei haushohe Walnussbäume, ein rötlicher Schimmer, Apfelblüten dicht an der Gartenmauer, verfinsterten blühen lange, nicht nur ein paar Tage. die Studier fenster, die Hälfte aller Nüsse Winteräpfel haben eine bräunliche Schafiel auf den Weg. Nüsse für den Nikolaus, le, die sich an der Sonnenseite rot färbt. Apfelbäume wachsen und sterben der sie aufwie Menschen, erreichen auch sammelt und ihr Lebensalter, meist sogar leverschenkt. Zwischen Kämpen und Zäunen Büschen und weidenden Rindern ben sie länger. „ In Kämpen, aber auch an den Straßenrän dern stehen noch immer die hochstämmigen Obstbäume. älter als das ältestes Haus im Dorf die Hainbuche innen ausgehöhlt wächst sie treibt sie frische Blätter in jedem Jahr wie oft schon vorher abgeschlagen und mit diesen Stämmen aus den Wurzeln wieder ausgeschlagen uralter Baum als ich davor stand vergingen Jahrhunderte einer knorrigen Zeit Bir n bäu me sind Indivi duali sten. Der Birnbaum steht an der Ecke des Gartens, wächst gerade empor und erreich nicht selten die Höhe des Dachfirstes. Auch die Seitenäste laden nicht zur Seite hin aus, sie streben vielmehr rund um den Haupttrieb aufwärts. Im Frühjahr blüht er in dicken weißen Blütenbüschen, und im Herbst bleiben die Früchte oben in der Spitze unabgeerntet hängen. Der Stamm vernarbt, wenn die Kühe mit ihren Hörnern die Rinde aufstoßen oder abschaben. Man sieht dann in den umwachsenen Löchern das trockene Stammholz. Unter ihm im Sommer einschlafen, zwischen Schatten und Lichtflecken dahinträumen. “ Von den Apfelbäumen liegen mir vor allem am Herzen die frühen, die Sommeräpfel, und die späten, die Winteräpfel, weshalb ich gerade diese beiden Sorten, hochstämmig natürlich, im Garten nachpflanzen würde für die nächste Generation. Apfelbäume brauchen schon einige Jahre, bis sie tragen. Die Baumkronen müssen alle paar Jahre beschnit- Pflaumenbäume stehen in meinem von Kindheitserinnerungen geprägten Garten am Rande, bis in die Dor nenbüsche hinein. Und einmal, im Frühjahr, bringen sie sich zum Vorschein, wenn sie blühen, voller weißer Blüten, noch ohne grüne Blätter. Es sind aber auch die Bäume, die, sobald sie im Herbst voll hängen, leicht brechen. Äste reißen am Stamm herab und lassen offene Wunden. Selbst morsche Stämme schlagen frisch wieder aus. Die Pflaumenkerne sind noch so ge- „Der alte Ahorn unten an der Gartenmauer schüttelt seine roten Blätter in den Garten lebensüberdrüssig schaut er drein Gott hat ihn so wachsen lassen oft gestutzt geduckt doch er blieb der alte Ahorn ein Requisit aus früheren Zeiten als die Bäume noch von selber wuchsen und die Axt nur für die Lichtung schlug Märchenbaum Zaubernische Schutzgott greises Altertum “ 124 S AUERLAND N R . 3/2010 sund, dass sie in der Erde, unter der Grasnarbe, wieder ausschlagen und neue Pflaumenbäume hervorbringen. Man könnte eine ganze Welt mit ihnen bepflanzen. Die mythische und literarische Tradition von Bäumen Man bekommt ein tieferes Verständnis von Bäumen, wenn man sich ihre mythische, literarische und auch religiöse Bedeutung ins Bewusstsein ruft. Diese Anschauungen sind eng mit der menschlichen Kulturgeschichte verbunden, können aufzeigen, von welchen Vorstellungen unser Weltbild geprägt ist. Der Paradiesesbaum Für die religiöse wie literarische Tradition ist von überzeitlicher Aussagekraft der Paradiesesbaum. Er gilt als Lebensbaum, hat aber noch eine weitere Bedeutung als Baum der Erkenntnis. Im zweiten Schöpfungsbericht der Genesis heißt es: „Gott pflanzte einen Garten in Eden und setzte dahinein den Menschen. Gott ließ aus dem Erdboden allerlei Bäume hervorwachsen, lieblich anzusehen und gut zu essen, den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen.“ Die Geschichte des Sündenfalls und die Vertreibung aus dem Paradiese ist mehr als bekannt. Wichtig ist, dass im Neuen Testament, in der Apokalypse, das Bild des Lebensbaumes wiederkehrt. Diese Bibelstelle habe ich wie folgt übersetzt: Hier steht der Baum des Lebens, ohne zu altern oder morsch zu werden, bringt er jeden Monat neue Frucht, zwölfmal im Umlauf der Zeit. Auch die Blätter bringen Heilung. Nichts Ungenießbares mehr, die Kraft des Wassers und der Erde, das Licht des Himmels durchdringen ihn. (Off. 22,2-5) Das biblische Bild des Lebensbaumes spiegelt sich in vielen Dichtungen und religiösen Werken, ist Sinnbild für das heilsgeschichtliche Verständnis des Menschen, steht aber auch für das Wachsen und Gedeihen auf Erden allgemein. Die Weltesche Yggdrasil Yggdrasil ist in der germanischen Mythologie der Name einer Esche, die als Weltenbaum den gesamten Kosmos verkörpert. Seine Deutungen in den indogermanischen mythologischen Schriften sind so vielfältig, dass hier nicht darauf eingegangen werden kann. Nur ein Hinweis: Er ist der Baum des höchsten germanischen Gottes Odin, der sich selbst an Yggdrasil aufhängt, um das geheime Wissen bei den Wurzeln Yggdrasils zu erlangen. Man kann Yggdrasil als einen Wissensbaum sehen, der ein Verständnis der Welt und der Götter preisgibt. Die Edda zeigt die verschiedeAlter Ahorn im Dorf Langenstraße nen Bedeutungen von Foto: Hildegard Nordberg Yggdrasil auf. Für uns macht er darauf aufmerksam, welch hohen Rang Bäume und Wälder bei den Ger manen hatten. zehnlinden“ literarisch verwandt, um Elmar, den Herrn vom Habichtshofe, in Die Donareiche seiner Herkunft aus dem germanischen Welche Bedeutung die Bäume für die Götterglauben zu charakterisieren: germanische Mythologie hatten, ist uns Grüne Lichtung! In der Mitte in eindrucksvoller Weise überliefert. Es stand die graue Donnereiche, ist die Fällung der Donareiche, geweiht riesenhaft vor all den Riesen dem germanischen Gott Donar bzw. auf und ab im Gaubereiche. Thor, dem Gott des Gewitters und Donners. Bei seiner Missionierung musste Hehr und breit wie Tempelhallen sich Bonifatius mit der Verehrung alter, wölbte sich das Astgeschlinge, ehrwürdiger Bäume auseinandersetzen. altgeweiht, von Frevlerhänden Dabei stieß er auf die Donareiche. Um nie verletzt mit Beil und Klinge. die zum großen Teil noch nicht zum Denn nach Sag‘ und Väterglauben Christentum bekehrten Chatten, einem war sie eines Gottes Eigen, der da germanischen Stamm, vom Christentum rauscht‘ im dunkeln Wipfel, der da zu überzeugen, ließ er im Jahre 723, unweht‘ in Stamm und Zweigen. ter dem Schutz fränkischer Soldaten und in Gegenwart zahlreicher Chatten, die Die Judenbuche uralte Eiche fällen. Damit wollte er die Bekannt aus der Literatur ist die JuÜberlegenheit des christlichen Gottes denbuche in der gleichnamigen Novelle unter Beweis stellen. Aus dem Holz der Annette von Droste-Hülshoffs. Die JuEiche ließ er eine dem hl. Petrus geweih- denbuche stand in einem Waldstück, in te Kapelle bauen. Friedrich Wilhelm We- dem der Jude Aaron erschlagen wurde ber hat die Donareiche in seinen „Drei- und an der sich später Friedrich Mergel 125 S AUERLAND N R . 3/2010 erhängte. Die Juden der Umgebung ritzten in die Rinde in hebräischer Schrift den Spruch: „Wenn du dich diesem Orte nahest, so wird es dir ergehen, wie du mir getan hast.“ Die Stelle im Breder Holz, an der die Judenbuche stand, ist heute noch zu sehen. Der Lorbeerbaum Von ihm gibt es in den „Metamorphosen“ des Ovid eine wunderbare Geschichte. Die Nymphe Daphne wird von ihrem Vater in einen Lorbeerbaum verwandelt, um vor der Liebesnachstellung des Gottes Apoll geschützt zu sein. Noch heute gilt der Lorbeerzweig als Zeichen des Sieges und des Ruhmes. „Das Dorf B. galt für die hochmütigste schlauste und kühnste Gemeinde des ganzen Fürstentums Nah das Brederholz wo die Judenbuche stand und eine Geschichte bewahrt von der Droste wiedererzählt Vermoost der Steinhaufen einzelne aufgelesene Feldsteine an dem Ort des Totschlags von dem er mit dem Kainsmal fortlief und als Doppelgänger zurückkehrte “ Apoll empfand für Daphne, das Kind des Peneus, die erste Liebe: sie war vom Zorn des Cupido gefügt, nicht vom Zufall ••• Apoll – er liebt! Er hat Daphne erblickt und ersehnt die Vermählung, und er hofft auf Erfüllung: dem Seher ist dunkel die Zukunft. ••• Er preist ihre Hände und Finger, preist ihre Arme: sie trägt sie entblößt wohl über die Hälfte; was ihm verborgen, reizt ihn noch mehr. Doch sie flüchtet geschwinde, leicht wie der Wind, und bleibt nicht stehn, wenn er so ihr nachruft: Erneut ausgeschlagene Hainbuche, im Kneblinghausen Feld Foto: Hildegard Nordberg „Warte Daphne! O bitte! Nicht jagt dir ein Feind nach ...“ Daphne ruft: „Vater, verwandle mir die Gestalt, die der Kränkung mich preisgibt!“ Kaum hat sie solches gebetet, da fällt eine schwere Erlahmung ihr auf die Glieder, die schwellende Brust überzieht sich mit feiner Rinde; es wachsen die Haare zu Blättern, zu Zweigen die Arme; auch die Füße, soeben so rasch noch, sie hangen in trägen Wurzeln, das Haupt wird Wipfel: was bleibt, ist glänzende Schönheit. Ausblick Durch unsere Gegend fahren oder auch noch zu Fuß gehen und wahrnehmen, wie sie beschaffen ist. Der Künstler Hagebölling hat in den letzten Jahren einige Grafiken gemacht, die von unserer Gegend angeregt sind: die Weite des Himmels und die Ausstreckung der Landschaft. Er abstrahiert von Bäumen und Büschen. Um so mehr bin ich bemüht, sie zu sehen und zu beschreiben. Dennoch: Beides gehört zusammen, will man die Gegend hier verstehen und erleben, ästhetisch verstehen und erleben. Apoll — er liebt auch den Baum: er legt an den Stamm seine Rechte; unter der Rinde, der neuen, erspürt er noch immer des Herzens flatternden Schlag ... „Weil es verwehrt ist“, so sagt ihm der Gott, „daß du Gattin mir werdest, sollst du doch sicher, ich will es, als Baum mir gehören: für immer wirst du, o Lorbeer, das Haar, die Leier, den Köcher mir schmücken, wirst auch die Helden von Latium zieren, wenn froh des Triumphes Zuruf erschallt und zum Capitol der Festzug emporsteigt. ...“ Neue Mitglieder bzw. Abonnenten Dr. Ralph Röttgen, Sundern Katja Friedrich-Schnütgen, Lennestadt Hans-Friedrich Droste, Sundern Günther Schroer, Sundern Hubert Wienecke, Sundern Hubertus Rudolphi, Sundern 126 S AUERLAND N R . 4/2009 tretboottürkis und rennschlittenrosa K CMY K CMY CM CY MY 15.09.2010 14:10:00 Uhr TRIP-s&/'2!s)3/GRAYBALANCECONDITION@#)%,!"BLACKINKs/FFSETONGLOSSORMATTCOATEDPAPER04s)3/!MDs2EFERENCE&/'2!sWWWECIORGWWWBVDMORG farbe bekennen mit becker-druck.de 127 S AUERLAND N R . 3/2010 Konzeptkunstwerk „Auf Zeit ...“ in der Alten Synagoge in Meschede „Ein fremder Blick auf das Vertraute“ Vom 2. – 23. Mai 2010 war in der alten Synagoge in Meschede die Ausstellung „Auf Zeit ...“ zu sehen. Sie zeigte ein Konzeptkunstwerk der Kunstlehrerin Christin Raue, das sich mit Momenten der Befremdung und inneren Auseinandersetzung mit der Migration im eigenen Land auseinandersetzte. Dabei wurden vor allem biografische Aspekte wichtig. Im Sachsen-Anhaltischen Zerbst geboren, verbrachte Christin Raue ihre frühe Kindheit in der ehemaligen DDR. Nach dem Studium der Kunstpädagogik und Geschichte in Leipzig (2001–2007), nahm sie eine Stelle im Vorbereitungsdienst Gymnasium der Benediktiner in Meschede (2008-2010) an. Seit Februar 2010 arbeitet sie dort als Lehrerin. Erst im Sauerland wird eine Sachsen-Anhalterin zum „Ossi“? Sie ging ins Sauerland mit dem Vorsatz nur für zwei Jahre zu bleiben. Vorherrschend war also das Bewusstsein, dass diese Zeit vorläufigen Charakter hat, jedoch als Weiterentwicklung des beruflichen Lebenslaufs notwendig ist. Dabei wurde sie nach eigener Aussage in Nordrhein-Westfalen bzw. im Sauerland erstmals direkt damit konfrontiert, „Ossi“ zu sein. Das Bewusstwerden der eigenen Herkunft und – damit einhergehend – das Zurückgeworfen – werden auf Klischees und Vorurteile, Verspüren von Hierarchie und Hegemonie im eigenen Land veranlasste Christin Raue zu einer künstlerischen Auseinandersetzung mit diesem Aufenthalt „auf Zeit“ im Sauerland bzw. in einem der alten Bundeslän- von Christin Raue Und täglich grüßt die deutsche Flagge Die künstlerische Auseinandersetzung Raues mit ihren deutsch-deutschen Erfahrungen im Sauerland fand zum einen in durch Polaroids „eingefangenen“ Wahrnehmungen und zum anderen durch Texte des inneren Dialogs statt. Porträtfoto der. „Und wenn sich das im ersten Moment trocken und humorlos anhört, ist es nur müßig zu erwähnen, dass der ein oder andere Teil des Kunstwerks von Kontaktversuchen wie ,Kennste den schon ...‘ – dann folgt der nächste Ossiwitz – bis hin zu Aufforderungen wie ,Sag doch mal was auf Sächsisch!‘ herrührt“, so die Künstlerin. Da wurde dann aus der Sachsen-Anhalterin ein „Ossi“. Aus dem Ossi wurde dann eine Sächsin - schlimmer geht es in den Augen von Sachsen-Anhaltern nicht. Und aus der Sächsin wurde auch schon mal eine „Ossischlampe“ oder eine Kollegin mit Migrationshintergrund. Die Künstlerin „gibt inzwischen zu“: „Ja, ich bin ein Ossi!“ und fügt hinzu: „... wenn ich alles andere [eben erwähnte] nicht mehr sein muss!“ Polaroidarbeiten Die kleinformatigen Polaroid-Fotografien jedoch zeigten das „schöne“ Sauerland – entgegen jeder Postkartenidylle – als menschenleere Tristesse, die sich zu einer unmenschlichen Einsamkeit steigerten. Die Deutschlandfahne im Vorgarten der Nachbarn wirkte dabei widersprüchlich und hoffnungsvoll zugleich. „Immer wenn ich in meiner Wohnung auf den Balkon trat, sah ich die deutsche Flagge. Und entweder kamen dann Gedanken, die mit ,Wir sind ein Volk!‘ – mit Ausrufezeichen – oder mit ,Wir sind ein Volk?‘ – mit Fragezeichen endeten.“ Die fotografische Dokumentation auf den Instant-Fotografien offenbarte zudem Architektur von gestern, suggerierte Geschmacklosigkeit und altmodisches Denken. Sie zeigten Landschaften, die den Eindruck erwecken, hinter Bergen festzusitzen. Begrenzt und zum Teil düster erschien die durch die Minderwertigkeit der Polaroidfotografie entwertete Bergwelt. Zugleich standen die Polaroids wie kein anderes fotografisches Medium für Vergänglichkeit und Verblassen einer Erinnerung. Auch wenn die Wahrnehmung der neuen, fremden Umwelt von einer gewissen Ablehnung gezeichnet zu sein schien, so machte Christin Raue in 128 der Dokumentation auch einen Versuch der Annäherung, ein Versuch des Sichzu-eigen-machens - „auf der Suche nach einem Sauerländer im Ossi ... oder auch umgedreht: nach einem Ossi im Sauerländer“, so Christin Raue mit einem Augenzwinkern. Deutsch-deutsches Theater und/oder Schützenfest Als quasi einleitende Idee zu den Bildkomplexen dienten zwei separate, übergroß abgebildete und gerahmte Texte. Der Abschnitt „Auf Zeit ...“ äußert erste Gedanken und Erfahrungen in der deutschen Fremde und endet mit der ebenso tiefenphilosophischen wie oft von Sauerländern gestellten Frage: „Von wo kommst du wech?“ Diese wird dann abschließend kommentiert: „Plötzlich war ich wer – nämlich auf Zeit Mitwirkende eines deutsch-deutschen Theaterstücks.“ Der zweite Textabschnitt „Der Freischütz ...“ (nach Carl Maria von Weber) spielt auf die ambivalente Rolle der Natur bzw. des Waldes - ein nicht unwesentlicher Bestandteil der von Einheimischen gepriesenen Idylle - an. „Dieser bildet zugleich das Schöne, das Lichtdurchflutete, Farbige, Geheimnisvolle, Märchenhafte, das Nebel verschleierte sowie das Düstere, Unheimliche, das Gespenstische, das Furchterregende, Finstere und Beängstigende ab. Man kommt in die Fremde, die etwas Ungewisses birgt. Fremdes, das man nicht versteht bzw. begreift: andere Bräuche, eine andere Sprache. Fremd in Deutschland. Sich in der düsteren Wolfsschlucht zwischen diesen be- S AUERLAND N R . 3/2010 waldeten Bergen befinden. Für die anderen nicht sichtbar, die Liebsten nicht sehen können. Die begrenzte Sicht. Die lichte und die dunkle Seite der romantisch-idyllischen Landschaft.“, erklärt die Künstlerin. Doch auch der Aspekt der Annäherung, gewürzt mit einer unüberhörbaren Ironie, wird in diesem Textabschnitt wieder deutlich: „Versuch der Integration auf dem Schützenfest Meschede Süd (... der Meister soll leben). Prozession. Walzer. Volltrefer.“ Dann wieder Befremdung: „Glaube, Sitte, Heimat. [...] Lasse ich meine Heimat im Stich? Was war meine Heimat? Wo wird meine neue Heimat sein?“ „Ich verstehe nicht“ – so beginnt der deutsch-deutsche Dialog? Das im Titel aufgegriffene Motiv der Zeit erklärte sich nicht nur durch die zeitliche Begrenztheit des beruflichen Lebensabschnittes, sondern auch durch den Bezug zur Zeitgeschichte. Dieser wurde durch einen Briefwechsel, ebenfalls als großformatig gerahmte Texte, zwischen Ost- und Westdeutschen als Schlusspunkt der Betrachtungen hergestellt. Ein zunächst als wütender Vorwurf und Anklage gegen Einstellungen und Verhalten Westdeutscher formulierter Brief, den Christin Raue schon vor etwa einem Jahr an ihre westdeutsche Verwandtschaft verschickte, lässt nicht nur nach den letzten Sätzen tief durchatmen: „Die Verachtung, die die Menschen hier der DDR entgegenbringen, gleicht dem Desinteresse an meiner Vergangenheit. Sie wird dadurch wertlos gemacht und Polaroidarbeiten sie machen mich damit ein Stück kleiner. Ich stehe in der Hierarchie weiter unten, weil ich acht Jahre kürzer bin. Ist es denn da verwunderlich, dass es im Osten Menschen gibt, die die Mauer wiederhaben wollen. Denn wer hat schon gern permanent das Gefühl, weniger Wert zu sein als der Rest der Republik?“ Ausgelöst wurden diese Gedanken von einem Kommentar eines Bekannten: „Ich verstehe nicht, wie sich so viele Studenten in Jena den Sozialismus zurückwünschen können, nach allem was war.“ Von da an beschreibt die Künstlerin die in ihr weiterlaufende Diskussion „voller Energie, Wut und Verteidigungsdrang“: „Es hat mich hier noch niemand gefragt, wie ich meine Kindheit in der DDR empfunden habe. Alle wollen mir immer nur ihr undifferenziertes Urteil aufs Auge drücken, ganz so als hätten sie Angst, dass mein verblendetes Ossi-Hirn nach eigenem Nachdenken zu dem falschen Schluss kommen könnte.“ Dies und mehr konnte man in der Ausstellung auf zwei großformatigen „Textrollen“ nachlesen. Einem westdeutschen Ehepaar wurde dies jedoch eines (vorausgegangenen) Tages per Post mitgeteilt. „Liebe Christin“ – so beginnt der deutsch-deutsche Dialog! Diese antworteten wiederum mit je einem Brief. Zum einen wurde dadurch ein weiterer zeitlicher Horizont eröffnet, indem die Migrationserfahrung in der Reaktion der geflüchteten Schlesierin als Kontinuum in der deutschen Geschichte auftaucht. „Du wirst nicht ahnen, wie 129 S AUERLAND N R . 3/2010 mich (uns) Dein Brief aufgewühlt hat, weil er mich sehr an meine eigene Lebensgeschichte erinnert.“ In dieser ersten Antwort „outet sich“ die so genannte „Vergessene Generation“ der heute 7080jährigen mit ihren Kriegs- und Fluchterfahrungen, aber auch Verlusten und Demütigungen: „Neun Jahre alt, letzte Kriegsmonate, Flucht, Kriegsende – Wende auch –, 1946 Vertreibung aus Breslau, zwei Jahre SBZ bei Dresden, 1948 Flucht in die gerade gegründete BRD, Leben zur Untermiete, in Ruinen ..., 1950 die erste abgeschlossene Schlichtwohnung seit fünf Jahren, zusammengestoppelte Möbel, zwei Jahre Schulverlust, mehrere Schulwechsel - Flüchtlingskind im Osten wie im Westen! ...“ Aber die Briefschreiberin macht auch Mut: „Liebe Christin, du bist nicht acht Jahre kürzer sondern acht Jahre - wenn nicht mehr - voraus [...].“ Christin Raue erklärt: „Dieser Brief meiner Verwandten hat mich sehr berührt, weil er so persönlich geschrieben war und mir das Gefühl gab, dass wir etwas teilten.“ Zum anderen wurde der Anklage, die die Künstlerin in ihrem Brief laut werden ließ, durch einen weiteren Antwortbrief entgegnet: „[...] Das für mich beunruhigende ist aber, dass Du in Deinem Brief viele Fragen schon selbst beantwortet hast.“ Die Mahnung zur Offenheit auf beiden Seiten in diesem zweiten Brief begründete aber abschließend die Hoffnung auf Versöhnung mit Eigenem und Fremden: „Ich denke, dass die Frage für Dich sein kann, wie Du auf die Belehrungen reagierst. Nicht mit Gegenerklärungen, sondern offen; etwa: Was wollen Sie mir damit sagen? Oder mit einer Gegenfrage. Darüber sollten wir reden!“ Von der Romantisierung der Heimat und der „Überversorgung“ aus dem Osten Neben der literarischen Auseinandersetzung und den Polaroids, die innere Befindlichkeiten in die Wechselwirkung mit den schriftlich formulierten Gedanken und Erfahrungen setzten, nahm eine Installation zudem Bezug auf familiäre und emotionale Bindungen zu der ostdeutschen Heimat. Ein in der „VEB Blechbearbeitungsmaschinenwerk“ hergestellter Campingtisch war über und über beladen mit Briefen, Kon- frontiert. Eine ältere Dame kam am Eröffnungstag auf mich zu und erklärte mir, sie sei Schlesierin. Sie bedankte sich bei mir dafür, dass ich das aussprach, was sie nie hätte aussprechen können.“ Auch Herr Prof. Buschkühle stellte in der Eröffnungsrede fest, dass „Auf Zeit ...“ nicht nur eine biografische Dimension enthalte, sondern dass die Texte der Ausstellung auch eine zeitgeschichtliche gebe. „Sie werfen Fragen auf, die über das Persönliche hinausgehen.“ Prof. Buschkühle sah die Kontroverse der Ausstellung in dem „fremden Blick auf das Vertraute“, denn „das Routinierte neu zu sehen ist nicht immer angenehm.“ Die Künstlerin Christin Raue: „Hausaltar“ serven, Verpackungsmaterialien von Lebensmitteln und sogar einer Wurst. Aufgetürmte Schuhkartons verrieten, dass sie jüngst von Verwandten als Pakete von Ost nach West (!) versandt wurden. Den oberen Abschluss bildete die Abbildung eines barocken Kirchenaltars auf einem von der Kreissparkasse AnhaltBitterfeld gesponserten Kalenders. „Vieles davon konnte ich gar nicht gebrauchen oder verbrauchen. Ich konnte diese Dinge aber einfach nicht wegwerfen“, erklärt die Künstlerin. Die gesamte Installation mutete an wie ein „Hausaltar“ und rief – wohl je nach Herkunft des Betrachters – ambivalente Assoziationen hervor: religiöse Befremdung, Aspekt „Kloster auf Zeit“, Gabentisch, Erntedank, Opfergaben, Gedanken bzw. Erinnerung an die Heimat, die Romantisierung derselben, akribisches Sammeln von Reliquien, übertriebene Fürsorge, vom Postpaket zum „Ostpaket“. geboren am 26.03.1982 in Zerbst in SachsenAnhalt 2000 Abitur im Gymnasium Francisceum in Zerbst 2001-2007 Studium an der Universität Leipzig, Institut für Kunstpädagogik 2007 künstlerische Abschlussarbeit im Bereich der Konzeptkunst und Erstes Staatsexamen für Sekundarstufe I und II für die Fächer Kunst und Geschichte 2008-2010 Vorbereitungsdienst zum Lehramt am Gymnasium der Benediktiner in Meschede 2010 Zweites Staatsexamen für die Sekundarstufen I und II für die Fächer Kunst und Geschichte seit Februar 2010 Lehrerin am Gymnasium der Benediktiner in Meschede künstlerischer Schwerpunkt: Konzeptkunst, Grafik und Fotografie Wer hat Angst vorm Ossi (oder auch vor sich selbst)? Der Konzeptcharakter der Arbeit insgesamt barg jedoch Raum für Assoziationen, Erfahrungen und Fragen, die der Betrachter mit seinem individuellen biografischen Hintergrund einbringen konnte und sollte. „Die Selbstbefragung war eine wesentliche Intention des Werkes“, so Christin Raue. „So wurden die Betrachter vor allem mit sich selbst kon- Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe ist der 15. November 2010 130 S AUERLAND N R . 3/2010 Die Hünenburg Meschede Ortstermin mit der Geschichte von Leo Klinke*) Weiten Teilen der Bevölkerung unbekannt liegt ziemlich genau 1500 m Luftlinie entfernt vom Mescheder Stadtzentrum die frühmittelalterliche Anlage der sogenannten Hünenburg. Ein äußerer 590 Meter langer Wall- und Grabenring umschließt einen inneren von 280 Metern Länge. Unter den Wallstrukturen haben sich Sockel- und Mauerfragmente des 8. bis 10. Jahrhunderts erhalten. Repräsentation, Macht, Missionierung – Die Funktionen der Hünenburg Die Stadt Meschede liegt an der Kreuzung von historischen Fernwegen, die hier in einer Furt die Ruhr überquerten. Im Norden führt der überregionale „Plackweg“ als geschichtlich bedeutende Ost-West-Verbindung vorbei. Von Südwesten aus kommend führt der „Kriegerweg“ von Siegen über Meschede nach Paderborn. Darüber hinaus ist auch die Hansestadt Soest als wichtiges Zentrum des (Salz-)Handels durch eine direkte Straße mit dem Handelsplatz Meschede verbunden. Des Weiteren verläuft über die westlichen Höhenrücken ein historischer Fernweg Richtung Hönnetal. Daher ist schon fast schon von einem Verkehrsknotenpunkt zu sprechen. Dieser führte zum wirtschaftlichen Wachstum als Handelsplatz, sodass König Otto III. im Jahr 958 der Stadt die Markt- und Zollrechte bewilligte. Die Hünenburg ist mit großer Wahrscheinlichkeit der Stammsitz der Grafen des Lochtrop-Gaus, die um 900 in Meschede lebten. Ihre auf Handel und Heirat basierende Expansionspolitik machte sie zu den sehr einflussreichen späteren Grafen von Werl, die weite Gebiete zwischen Rothaargebirge und der Nordsee und viele wichtige vom Rhein ostwärts führenden Straßen beherrschten. An diesem wirtschaftlich und politisch strategischen Punkt errichteten sie ihren repräsentativen Stammsitz. Vom Ruhrübergang der Fernwege und von der mittelalterlichen Stadt Meschede gut sichtbar, ist die Hünenburg auf einem Hochplateau errichtet worden. Allein der Richtung Zentrum ausgerichtete Abschnitt der Außenmauern hat eine Länge von weit über 200 Metern und lässt sie von unten betrachtet imposant erscheinen. So legt der Standort der Überwachsene Wälle Größe von Hünenburg und Stadtareal im 10. Jh. Burg nahe, dass sie sowohl der lokalen, wie auch der überregionalen Machtdemonstration und Repräsentation ihrer Besitzer diente. Auf Grund ihrer Größe (vgl. Abb. Hünenburg und Stadtareal im 10. Jh.) wird die Hünenburg aber auch in Zeiten kriegerischer Auseinandersetzung, die in dieser fränkisch-sächsischen Grenzregion im Mittelalter eigentlich immer wieder gedroht hat, als Fliehburg gedient haben. Im Besonderen sind Religionskonflikte ausgetragen worden, da hier Christentum auf heidnischen Glauben stieß. So ist auch eine Funktion als religi- Digitale Zeichnung nach Hünenburg Twistringen 131 S AUERLAND N R . 3/2010 onspolitisches Druckmittel denkbar: Schutz als Fliehburg wird nur der Bevölkerung geboten, die bereits christianisiert ist, wodurch die Repression der übrigen Bevölkerungsteile verstärkt und der Druck zum Glaubenswechsel erhöht wird. In diesem Kontext steht auch die Gründung eines Kanonissen-Stifts in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. Erste Äbtissin ist Emhildis, die aus dem Geschlecht der Mescheder Grafen des Lochtrop-Gaus, der späteren Grafen zu Werl, stammen soll. Zehn Priester sind für die Betreuung des Konvents verantwortlich.1 Die große Anzahl der Geistlichen legt deren missionarische Tätigkeit in dieser Region nahe. Erst wenige Jahrzehnte zuvor war der Landstrich überaus gewaltsam durch Karl den Großen christianisiert worden, wodurch der christliche Glaube in der breiten Bevölkerung zunächst wohl auch auf massive Ablehnung gestoßen sein dürfte. Missionierung und Glaubensfestigung werden daher die obersten religionspolitischen Ziele gewesen sein. Bereits vor 876 wird mit dem steinernen Großbauten der Stiftskirche begonnen. Die Dimensionen des Baus legen nahe, dass er als repräsentatives Signal zu verstehen ist und um diese Zeit kaum durch einen tatsächlichen Platzbedarf begründet gewesen ist.2 Vielmehr manifestiert er den religiösen und politischen Machtanspruch der Grafen zu Werl. wurde auch diese zum komfortablen „Steinbruch“ und Baustofflager, dessen kostbares Baumaterial neuen Nutzungen zugeführt wurde. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts scheint die Hünenburg keine prägnante Landmarke für das Mescheder Stadtgebiet gewesen zu sein, denn Annette von DrosteHülshoff, die die Region 1824 bereiste, berichtet zwar von der benachbarten Eversberger Burg, über Meschede führt sie allerdings nur aus: „... dennoch lässt sich nichts hervorheben, es gibt weder Felsen, noch Ruinen …“4 1833 wird das Gelände der Hünenburg regelrecht abgetragen wie aus einem Brief, der 1878 durch F. Hülsenbeck im Rahmen von Lokalforschungen veröffentlicht wurde, hervorgeht.5 Durch das Abtragen der Mauern sind die innen angeschütteten Wälle über die noch verbliebenen Mauerreste gerutscht, teilweise auch bis in die außenliegenden Gräben und haben diese mit ihrem Erdund Geröllraum zum Teil verschüttet, sodass die Mauern heute nur noch als Erdwälle und in viel geringeren Ausmaßen wahrnehmbar sind. Des Weiteren wird im 19. Jahrhundert auf dem Gelände der Hünenburg dann ein Ausflugslokal mit Gartenwirtschaft betrieben. Hierfür planierte man das Innere der Hauptburg und Teile der Vorburg wurden terrassiert. 1971 entsteht eine erste Vision, den historischen Wert der Hünenburganlage ins Blickfeld zu rücken und sie für die Öffentlichkeit attraktiv zu gestalten. Es werden vier Hinweistafeln an verschiedenen Punkten der Burganlage aufgestellt, die Besucher über die kulturgeschichtliche Bedeutung der Anlage aufklären sollen. 1984 erfolgte dann die Eintragung der Hünenburg Meschede in die Liste der Bodendenkmäler des Landes Nordrhein-Westfalen. In den danach folgenden Jahren hat jedoch das geschichtliche Interesse der Allgemeinheit an der Hünenburganlage stark abgenommen. Die Vegetation überwucherte die Wallstrukturen und hat so das charakteristische Relief der Anage fast gänzlich unsichtbar gemacht. Ein Hünenburgverein hat sich dafür einsetzt, dass die Burg trotzdem besucht wurde. Die Zielgruppe hat sich jedoch verlagert, da die Anlage nun für private Freiluft-Festivitäten zu buchen ist. Hier für hat der Verein zuletzt im Sommer 2005 die jetzige Grillhütte samt Platz ausgebaut. Dabei ist es jedoch zur Zerstörung des Burgtor II gekommen. Der Tordurchgang ist ohne Absprache mit der Denkmalbehörde deutlich verbreitert worden, um die Zufahrt von Baumaschinen zu erleichtern. Der historisch mit einer Breite von 2,3 Metern am Eingang und 3 Metern am Ausgang vermessene Werte-Wandel – Die Hünenburg im Zeitraffer der Geschichte Wann genau jedoch die Hünenburg ihre Bedeutung verliert, bleibt im Dunkeln. Das Geschlecht der Grafen von Werl erlischt 13713. Bereits deutlich früher wird die Funktion der Befestigungsanlage als Fliehburg in Glaubenskriegen unwichtig geworden sein, da die christliche Missionierung rasch erfolgreich war. Natürliche Witterung, aber auch das Abtragen und Wiederverwenden der Steine zum Bau anderer Gebäude durch nachfolgende Generationen, haben zum Zerfall der einst massiven Mauern geführt. Wie viele andere Burganlagen In die Jahre gekommene Infotafel 132 S AUERLAND N R . 3/2010 Zugang6 ist auf heute (nach eigener Messung des lichten Maßes) 4,4 Meter Breite vergrößert worden. Ein solch massiver Eingriff ist jedoch unvertretbar und gesetzeswidrig, da auf diese Weise historisches Allgemeingut unwiederbringlich zerstört wird. Im Januar 2007 richtete dann auch noch der Orkan Kyrill große Schäden auf dem Areal der Hünenburg an, in dem er den dortigen dichten Fichtenbestand zu Fall brachte. Die Wurzelteller der umstürzenden Bäume haben das Erdreich aufgeworfen und dabei Wallteile abgetragen oder sogar Teile der Mauern durch Herausreißen der Steine zerstört. Dadurch sind wichtige Informationen über den Aufbau der historischen Mauern verloren gegangen. Inwieweit die Wucht des Falls der stürzenden Stämme die Mauern unter den Wällen und im Erdreich in Mitleidenschaft gezogen haben, wird sich erst bei späteren Grabungen herausstellen. Aufgrund des Gewichts und der Dichte der umgestürzten alten Bäume muss jedoch damit gerechnet werden, dass hier weitere Schäden erfolgt sein können. Rettungsmaßnahmen Für die Stadt Meschede und die Denkmalbehörde ist klar, dass der Erhalt des Bodendenkmals eine echte Herausforderung, aber auch eine lohnenswerte Aufgabe ist, da sie doch Vergangenheit und geschichtliche Wurzeln unmittelbar erfahrbar macht. Aber was erhalten werden soll, muss auch gepflegt werden. Allein schon Witterung und Umwelteinflüsse setzen einem Bodendenkmal zu. Unbeobachtet ist es aber oft noch anderen Bedrohungen ausgesetzt, vielfach aus Unwissenheit. Da helfen nur Aufmerksamkeit, Aufklärung und Pflege. Für die Zukunft ist deshalb geplant, dass die Hünenburg eine gezielte Bepflanzung erhält. Das Konzept von Stadt, Forst und Denkmalbehörde sieht vor, dass die Burganlage durch ein Blätterdach vor Witterung geschützt wird. Aus den Erfahrungen mit Kyrill weiß man, dass eine Nadelholzbepflanzung dafür jedoch nicht geeignet ist. Daher sollen Laubhölzer zunächst recht dicht gepflanzt werden. Deren Blätterdach wird dazu führen, dass der Boden schattig bleibt und so aus Lichtmangel weni- ger Wildwuchs die Hünenburg überwuchern wird. Unterhalb der Baumkronen sollen etwa 6500 m² Landschaftsrasen entstehen. Dieser ist sehr dicht und bedeckt den Boden völlig, so dass auch deshalb kaum „Unkraut“ empor wachsen kann. Der Rasen wird das gesamte Burgareal samt der Wälle und Gräben überziehen. Die farbliche Gleichmäßigkeit der immergrünen Fläche lässt dann die hügelige Ober fläche klarer hervortreten und macht damit die Burganlage besser sichtbar. Um einen Gesamteindruck von Stift, Stadt und Burg zu bekommen, ist eine Sichtachse zwischen Hünenburg und Stadtzentrum geplant. Dafür wurde be- reits 2003 westlich der Burg ein größeres Areal durch die Stadt Meschede angekauft, um die zukünftige Unverbaubarkeit zu sichern. Als Basis der Sichtachse ist hier der Wald bereits gerodet. Der Ruhrübergang der historischen Fernwege an der Flussfurt, an der heute die Antoniusbrücke steht, ist aber noch immer nicht zu sehen. Um diesen Blick zu ermöglichen, müsste der Wald südwestlich der Burg geschlagen und dann lediglich mit Buschwerk wieder aufgeforstet werden. Mindestens aber müssten forstliche Rückegassen in den Waldbestand als Blickachsen gebracht werden, da diese sowieso im ungefähren Abstand von circa 20 Metern angelegt werden. Reliefmodell aus dem Archiv des Sauerland-Museums Arnsberg 133 S AUERLAND N R . 3/2010 Man kann nur achten und schützen, was man kennt und versteht Je mehr man über ein Bodendenkmal weiß, desto leichter fallen die umsichtigen Entscheidungen beim Umgang mit ihm. Daher sind Beschilderungen sehr notwendig. Diese Informationstafeln sollten anschaulich für den Besucher sein, das heißt, die Schilder müssen von dem berichten, was der Besucher in dem Moment sieht und sie müssen die Fragen beantworten, die er in dem Moment hat. Unglücklich ist es deshalb (wie bei den momentanen Info-Tafeln), wenn der Text vom weiten Blick in die Landschaft spricht, dichtes Geäst diesen aber völlig unmöglich macht. Eine solche Beschilderung und Erklärung wirkt absurd, der Besucher fühlt sich nicht ernst genommen und wird eher verärgert als informiert. Aus diesem Grund schlage ich vor, dass neue Tafeln die in die Jahre gekommenen alten ersetzen und dann mit neuen Schwerpunkten über die Geschichte der Hünenburg informieren. Ein Bronze- bzw. Aluminiummodell der Burganlage könnte den Aufbau der Burganlage für jeden anschaulich und für sehbehinderte Menschen auch erfassbar machen.7 Um die Hünenburg als Burg und nicht als bloße Hügelanlage zu zeigen, könnte man ein Teilstück der Umfriedung rekonstruieren wie es auch bei Ver gleichsbeispielen gemacht wurde (z. B. Hünenburg Twistringen). Um denkmalgerecht zu arbeiten, dürfte aber lediglich das zerstörte Tor II in Form eines frühmittelalterlichen Kammertors mit einem rekonstruierten Torhaus überbaut werden. So könnten Wallteile und auch Torhaus anschaulich ihre Funktion zeigen. Wenn diese Rekonstruktion für den Besucher zugänglich gemacht würde, wäre dies natürlich besonders attraktiv, da man so den alten erhöhten Blick über das Ruhrtal und das Mescheder Zentrum nachvollziehen kann. Wallburgen des oberen Ruhrtals (aus WP 03.02.1950) als Stationen einer möglichen, gleichnamigen Wanderroute gen in der Umgebung Meschedes verbinden. Beginnend mit der Eversberger Burg könnte er über die Eiserkaulen, an denen im Mittelalter Eisenerz abgebaut wurde, zur Hünenburg gehen, wo dieses in früherer Zeit verhüttet wurde. Von dort könnte er zur Stiftskirche St. Walburga über die alte Furt bei der Antoniusbrücke weiter über die mit dem Stift eng verbundene Klause zum Fernweg auf das Langeloh führen, dieser ist schon im 7./8. Jahrhundert begangen worden, um darauf zum frühgeschichtlichen Friedhof bei Berghausen zu gelangen. Über die Stesser Burg könnte er schlussendlich zur Wallburg in Freienohl, neben welcher der Küppelturm errichtet ist, führen. Hier Zusammenfassung der Facharbeit Jgst. 12, betreut durch M. Kaldewei, Gymnasium der Benediktiner Meschede 200 und 300 nahe. Im 17. Jh. ist sie auf circa 800 angestiegen. Bereits schon sehr früh (aus Quellenmangel keine seriöse Datierung möglich) hat sich ein doppeltes Pfarrsystem mit gleich zwei Kirchen entwickelt: das der Stiftskirche für die Bewohner von Stift und Stiftsimmunität und das der Kirchspielskirche für die Bewohner der Umgebung. In diesem Licht erscheint es als noch klarer, dass die Größe des Baus nicht durch Bedarf begründet ist, sondern ein religionspolitischer Akt ist. Vgl. (Mescheder) Geschichtssteine, S.15 Schulte 1986, S. 84 „6. Von der Hünenburg bei Meschede gibt Dr. Kutschet in einem Briefe aus dem Jahr 1833, zu welcher Zeit die Überreste der Burg weggeräumt wurden, folgende Beschreibung, die, soviel ich weiß, noch nicht veröffentlicht ist. „Die alten Mauern sind zum Teil sehr schlecht gemauert. Die Steine daran sind nicht groß und durch Kalk, der mit Grand vermischt ist, verbunden; vielfach liegen auch die Steine lose aufeinander. Die Mauern bilden fast einen Kreis, dessen größter Durchmesser 150 und einige Schritte hat (einschließlich der Wälle und Gräben war die Burg 300 Schritt lang (sic!). 14 Türme waren daran teils viereckige, teils runde, jeder 6-8 Schritt dick im Laichten. Auf der Nordwestseite ist der Haupteingang, 7 Schritt breit, auf jeder Seite war ein Turm; auf der Ostseite ist ein zweiter Eingang, ebenfalls zwischen zwei Türmen, aber so enge, daß kaum ein Mensch hindurch kann. In demselben fand man Pferde- und Menschenzähne, Kohlen, Asche Fragmente einer Urne und eine Art Messer, wahrscheinlich die Spitze eines Speeres. Im Innern der Mauerrings findet sich keine Spur von sonstigen Bauten, nur der Schutt der eingefallenen Türme. Um das ganze geht ein 30-40’ breiter Graben und ein Erdwall mit Gebüsch bewachsen. Eine Ritterburg ist es nicht. In den Mescheder Urkunden sind sie gar nicht erwähnt. Ich halte sie für eine Burg aus der deutschen Urzeit oder aus Karls des Großen Zeit; vielleicht war sie ein fester Punkt der Sachsen im Kriege gegen denselben.“ Aus: Hülsenbeck 1878 Hömberg 1983, S. 8 Grundlage könnte ein im Sauerlandmuseum Arnsberg archiviertes Reliefmodell im Maßstab 1:200 aus Gips von 1932 sein. Für Meschede als HonselStadt böte sich natürlich die Übertragung in einen Aluminiumguss an. 1 Vgl. …walburga-tafel-klein.pdf 2 Aus den Anfangsjahren der Freiheit Meschede gibt es kaum Informationen. Aufzeichnungen des 14. Jh. legen allerdings eine Einwohnerzahl zwischen Literatur Hömberg, Albert K.: Die Karolingisch-Ottonischen Wallburgen des Sauerlandes in historischer Sicht, in: Zwischen Rhein und Weser, Aschendorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster 1967. Zusätzlich ist zukünftig darüber hinaus natürlich auch eine Vernetzung mit den übrigen Wallburgen des oberen Ruhrtals durch Wanderwege vorstellbar. Unser jüngster Mitarbeiter: *) Leo Klinke bei seinem Referat anläßlich der gemeinsamen Sitzung von Vorstand und Redaktionsausschuß am 12. März 2010 in Oberhenneborn. Foto: Hans Wevering Mescheder Burgen-Wanderweg Um die Hünenburg Meschede stärker im öffentlichen Bewußtsein zu verankern und um ihr neue Besuchergruppen zu erschließen, wäre sie als Teil einer neu anzulegenden Wanderroute, eines Burgenwegs, vorstellbar. Dieser sollte alle Bur- 3 4 5 6 7 134 Hömberg, Philipp R.: Frühe Burgen in Westfalen 1 – Die Hünenburg bei Meschede, Hrsg. Altertumskommission für Westfalen, Aschendorff, Münster 1983. Hömberg, Philipp R.: Burgen des frühen Mittelalters in Westfalen, in: Hinter Schloss und Riegel – Burgen und Befestigungen in Westfalen, Bönen 1998. Abschrift aus: Hülsenbeck, F.: Die Gegend der Varusschlacht, nach den Quellen und Lokalforschungen, S. 44, Paderborn 1878, aus Stadtarchiv Meschede. Köhne, Reinhard: Die Burg am Nordhang des Ruhr- S AUERLAND N R . 3/2010 tals, in: Mescheder Geschichte, Band 1, Hrsg. Heimatbund der Stadt Meschede, Meschede 2007. Schulte, Bernd: Reise Anno 1824 – Im Sauerland durchs Tal der Ruhr – Auf den Spuren der Annette von Droste-Hülshoff, Meinerzhagen 1986. Wolf, Manfred: Das Stift Meschede, in: Mescheder Geschichte, Band 1, Hrsg. Heimatbund der Stadt Meschede, Meschede 2007. Internet: http://www.meschede.de/freizeit_kultur_ tourismus/tourismus/urlaub_wandern/wanderwege_ „Im reypen Koren“ Statistisches zum neuen sauerländischen Mundartautorenlexikon von Peter Bürger Ein seit 1994 in Arbeit befindliches Mundartautorenlexikon des ChristineKoch-Mundartarchivs am Esloher Museum ist in diesem Jahr endlich erschienen. Das 768 Seiten umfassende Buch heißt mit vollem Titel: „Im reypen Koren – Ein Nachschlagewerk zu Mundartautoren, Sprachzeugnissen und plattdeutschen Unternehmungen im Sauerland und in angrenzenden Gebieten.“ Eine ausführliche Vorstellung, die ungekürzte Einleitung und sämtliche Register sind als kostenloses Heft im Internet abrufbar (Reihe „daunlots“ Nr. 6: www. sauerlandmundart.de). Dort kann man alles zum Werdegang, zum Aufbau und zu den Anliegen des Unternehmens nachlesen. Ein Schlüsselgedanke: Ohne kulturelle Anstrengungen wird es im 3. Jahrtausend in der Region kein Kulturgedächtnis der plattdeutschen Sprache mehr geben. In dem Werk finden gerade auch die unbekannten „kleinen Dichter“ Beachtung. So kann hier erstmals dokumentiert werden, wie breit sich im Sauerland des 20. Jahrhunderts das Kulturphänomen des plattdeutschen Schreibens entwickelt hat. (151 Ortsbezüge), Hagen (38 Ortsbezüge) sowie das weitere märkische Sauerland – aber auch nähere Nachbar gebiete des Sauerlandes (z. B. einzelne Einträge zum Ennepe-Ruhr-Kreis und zum Waldecker Land). Die gute Darstellung des märkischen Landschaftsteils wäre ohne gutnachbarschaftlichen Austausch mit Dr. Horst Ludwigsen, Dr. Wilhelm Bleicher und Walter Höher vom Niederdeutschen Arbeitskreis im Heimatbund Märkischer Kreis nicht möglich gewesen. An dieser Stelle sollen vor allem einige ergänzende statistische Hinweise den Blick auf die Neuerscheinung lenken. Insgesamt gibt es über 900 Einträge. Berücksichtigung finden der Hochsauerlandkreis (358 Ortsbezüge), der Kreis Olpe (203 Ortsbezüge), der Kreis Soest (163 Ortsbezüge), der Märkische Kreis Ins Auge sticht das enorme Ungleichgewicht der Geschlechter. Von 834 Namenseinträgen entfallen nur 152 auf Frauen, was sehr zu denken gibt! Zusätzlich enthält das Buch 89 Sacheinträge zu Themenfeldern, Zeugnissen und Quellen der Mundartliteratur und zu plattdeutschen Projekten. Für die ehedem kurkölnischen Kommunen seien hier noch die gesonderten Anteile an den Ortsbezügen mitgeteilt. Hochsauerlandkreis: Arnsberg 62, Bestwig 11, Brilon 34, Eslohe 34, Hallenberg 4, Marsberg 5, Medebach 10, Meschede 44, Olsberg 21, Schmallenberg 51, Sundern 39, Winterberg 41. Kreis Olpe: Attendorn 22, Drolshagen 23, Finnentrop 17, Kirchhundem 32, Lennestadt 30, Olpe 49, Wenden 19. Kreis Soest: Anröchte 5, Erwitte 12, Geseke 13, Möhnesee 12, Rüthen 14, Warstein 42, Werl 13, Wickede 1. Märkischer Kreis: Balve 13, Menden 12. meschede_ker nstadt/ausflugsziel_geschichtssteine/geschichtsstein_heft_komplett.pdf vom 10.02.2010. http://www.st-walburga-meschede.de/ Kifue-Dateien/walburga-tafel-klein.pdf vom 12.2.2010. Archiv Stadtarchiv Meschede: B 2742. Neben den Informationen zu Leben und Werk der plattdeutsch schreibenden Frauen und Männer habe ich von Anfang an den Blick insbesondere auf die jeweiligen Sprachbiographien gerichtet. Ein Ergebnis kann trotz der noch ausstehenden Gesamtauswertung zur Sprachgeschichte schon vorweggenommen werden: Die allermeisten Autorinnen und Autoren haben, sofern sie nach dem Ersten Weltkrieg geboren worden sind, keinen ungebrochenen muttersprachlichen Zugang mehr zum Plattdeutschen. Oft erfolgte die Sprachaneignung auf spannenden Umwegen. Bereitwillige Anpassung oder Mitarbeit von Mundartautoren zur Zeit des Nationalsozialismus werden weder ausgeblendet noch beschönigt. Die kritische Beleuchtung geschichtlicher Hinter gründe gehört ausdrücklich zu den Zielsetzungen der Arbeit. Da Heimatbewegung und Mundartpflege im 20. Jahrhundert personell wie sachlich eng verzahnt waren, erhellen viele Einträge auch Aspekte der Geschichte des Sauerländer Heimatbundes. Dessen DruckErzeugnisse wurden für die Bibliographien vollständig ausgewertet. Der Nutzen liegt auf der Hand, denn die entsprechenden Beiträge sind ja heute vollständig im Internet zugänglich. Der Bearbeiter geht – nicht ganz ohne Stolz – davon aus, dass eine so umfassende bio-bibliographische Erhebung für eine einzelne Landschaft bislang einzigartig ist. Ob das freilich zutrifft, werden vor allem Rezensenten mit guten überregionalen Kenntnissen beurteilen müssen. Das Werk ist für 30,- Euro zzgl. Versandkosten beim Maschinen- und Heimatmuseum Eslohe erhältlich: www.museum-eslohe.de (shop) – Tel. 02973/2455 und 02973/800-220. 135 S AUERLAND N R . 3/2010 Vorbildliches Projekt einer Dorfgemeinschaft „ D O R V - Zentrum Völlinghausen“ • Überregionale Anerkennung als Verein des Jahres von Rainer Norbisrath Große Einkaufszentren im stadtnahen Bereich schränken die Versorgung nichtmotorisierter und vor allen Dingen älterer Bürger ein. Vielleicht finden Leser für ihren Bereich aus dem nachfolgenden Erfahrungsbericht Lösungsmöglichkeiten und Anregungen für ein angenehmeres, problemloseres Zusammenleben. Nein, liebe Leser, Sie haben nicht falsch gelesen und es ist auch kein Schreibfehler. DORV mit „V“ steht für „Dienstleistungen und Ortsnahe RundumVersorgung“. Die Idee, die dem wirklichen Bedürfnis des Ortes entspricht, ist für unsere Region neu. Aus der Not versuchte man sich im Internet über Lösungen zu informieren. Man fand im Dorf Barmen bei Düren Parallelen, informierte sich vor Ort und kam zu Lösungsmöglichkeiten für die eigenen Probleme. Die letzte Informationsveranstaltung am 2. April 2009 wurde, so zeigen es die Unterlagen, professionell vorbereitet und der Erfolg blieb nicht aus. Nach fast zweijähriger Planungsarbeit konnte am 9. April 2010 der Laden öffnen. Schon 3 Monate später, am 14. Juli 2010, konnte für die Mitglieder, aber auch für die Öffentlichkeit mit Rundfunk und Fernsehen eine positive Bilanz vorgelegt werden. Red. Im Herbst 2007 hatte der Metzger in unserem Dorf seine Pforten geschlossen, und damit war die einzige Möglichkeit dahin, irgendwelche Dinge des täglichen Bedarfs kurzfristig zu kaufen. Statt dessen war nun immer ein ca. 7 km langer Weg – egal ob nach Sichtigvor oder nach Körbecke – notwendig, um Frischeeinkäufe oder vergessene/spontane Einkäufe zu tätigen. Dieses Problem hat aber nicht nur Völlinghausen. Bei Recherchen im Internet stießen wir auf das Dorf Barmen im Kreis Düren, das bereits im Jahr 2001 vor ein ähnliches Problem gestellt wurde und dieses erfolgreich gemeistert hat. Die Lösung des dortigen DORV-Zentrums hat uns überzeugt und wir waren sofort der Meinung, dass das auch für Völlinghausen passen könnte. Hinzu kommt, dass das Dorf Barmen fast eine identische Einwohnerzahl wie Völlinghausen hat (1416 Einwohner) und eigentlich hinsichtlich Grundversorgung eher noch besser als Völlinghausen an andere Orte angeschlossen ist. Wie sieht nun das Konzept „DORVZentrum Völlinghausen“ aus? Uns war von Anfang an klar, dass wir keinen privaten Investor oder eine Handelskette als Betreiber eines Geschäftes in unserem Dorf finden würden. Also musste durch die Dorfgemeinschaft ein Trägerverein/eine Gesellschaft gegründet werden, die Investitionen durchführt und dieses DORV-Zentrum betreibt und vor allem – am Leben hält. Dieses ist nur durch eine partnerschaftliche Einstellung vieler Dorfbewohner (ja, wir wollen das!), durch finanzielles Engagement möglichst vieler Dorfbewohner und viel Überzeugungsarbeit der Projekt-Macher möglich. Die Lösung mit der Dorfgemeinschaft als Betreiber des DORV-Zentrums ist zwar ein beschwerlicher Weg, bietet aber auch einige Vorteile, da das Waren- und Dienstleistungsangebot nicht allein anhand von Renditegesichtspunkten, sondern an den spezifischen Bedürfnissen des Dorfes ausgerichtet werden kann. Nun klärt sich auch auf, dass „DORV“ kein Rechtschreibfehler oder ein Ergebnis der Rechtschreibreform ist, sondern für „Dienstleistungen und Ortsnahe RundumVersorgung“ steht. Für Völlinghau- Logo des DORV-Zentrums Völlinghausen sen wurde folgendes 3-Säulen-Modell geplant: Grundversorgung Brot/Backwaren Fleisch/Wurst Gemüse/Obst Milchprodukte/Käse Getränke Zeitschriften Sonst. Lebensmittel Sonst. Non-Food Artikel Dienstleistungen Paketdienst Postwertzeichen Reinigungsannahme Lieferdienst Anträge Gemeinde Blick in den DORV-Laden. Für den Verkauf: Adele Mankopf und ... 136 S AUERLAND N R . 3/2010 Sozialleistungen Hol-/Bringedienst Apotheken-Bringedienst Arzt-Sprechstunden Caritas Kegelbahn Steh-Café Unser Vorhaben kann nur erfolgreich sein, wenn das Projekt eine „Wir-wollendas-Einstellung“ bei möglichst vielen Dorfbewohnern bewirkt. Hierzu war es erforderlich, schrittweise vorzugehen und mit sachlichen Argumenten eine positive Meinungsbildung zu erreichen. In einem ersten Schritt haben wir zusammen mit dem DORV-Zentrum Bar men im September 2008 eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Hierbei wurden Fragen wie bsp. Altersstruktur der Bevölkerung, öffentlicher Nahverkehr, Kaufkraft, Einkaufsverhalten, Entfernungen zu anderen Stellen der Grundversorgung beantwortet und beurteilt. „Manches Mitglied wird auf dem Weg von der benachbarten Stadt überlegen, ob hier gekauft wird oder im eigenen Laden“ Rainer Norbisrath Ergebnis der Studie war, dass ein DORVZentrum für Völlinghausen wirtschaftlich sinnvoll erscheint! Im nächsten Schritt wurde eine Bedarfsanalyse bei den Völlinghausener Haushalten durchgeführt (September/Oktober 2008). Hierbei wurden folgende Fragen gestellt: Besteht überhaupt Interesse an einem solchen DORV-Zentrum? Wenn ja, welche Waren-, Dienstleistungs- und Sozialleistungsangebote werden vorzugsweise ... Marie-Theres Zepernick Beispiele aus den umfangreichen Vorbereitungsarbeiten gewünscht? Wie sollten die Ladenöffnungszeiten aussehen? Und schließlich noch die wichtige Frage: Wer ist bereit, sich an einer Trägergesellschaft zu beteiligen? Hierbei ging es nicht darum, hohe Geldbeträge zu investieren, sondern möglichst viele Dorfbewohner mit einem kleinen Geldbetrag (ab 100 €) für eine Beteiligung zu gewinnen. Das Ergebnis der Befragung war sehr positiv! Wesentliche Bedarfsnachfragen bei der Grundversorgung bestehen nach Frischeartikeln wie Fleisch/Wurstwaren, Brot/ Backwaren und Obst/Gemüse. Auch für einzelne Dienst- und Sozialleistungen zeigten sich bei der Befragung eindeutige Schwerpunkte. Im Zuge der weiteren Projektierung wurde uns ein geeignetes Objekt für ein derartiges DORV-Zentrum angeboten: Die Eigentümer der Dorfgaststätte wollten Ende 2009 den Betrieb aufgeben. Neben einem Dorfladen mit ca. 200 qm konnten für eine Arztpraxis entsprechende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden, die vorhandene Kegelbahn sollte möglichst erhalten und für die „Dorfkommunikation“ sollte ein Stehcafé (mit Sitzgelegenheiten) eingerichtet werden. Wir haben die notwendigen Umbaumaßnahmen mit den daraus resultierenden Kosten geplant, die notwendigen Investitionen für Ladeneinrichtung und -ausstattung berechnet, den 137 S AUERLAND N R . 3/2010 Einladende Atmosphäre schon im Außenbereich des DORV-Ladens – das Gebäude ist eine ehemalige Gaststätte Personalbedarf geschätzt, und darauf aufbauend eine Wirtschaftlichkeitsrechnung erstellt. Auch wenn ein Investitionsrahmen von insgesamt ca. 93 000 EURO € – neben ca. 500 Stunden Eigenleistungen – zu stemmen war, haben wir die Chance, in unserem Dorf die Infrastruktur nachhaltig zu verbessern – getragen von vielen Bürgern unseres Dorfes! Eröffnungstermin des DORV-Zentrums Völlinghausen war der 9. April 2010. Insgesamt haben sich 218 Bürger bzw. Haushalte unseres Dorfes mit ca. 53 T€ Einlagen an dem DORV-Zentrum beteiligt. Im Mai 2009 wurde daher der Startschuss für die Realisierungsphase mit Verwirklichung der Gesellschaftsstruktur (Verein „DORV-Gemeinschaft Völlinghausen e. V.“als Gesellschafter und „DORV-Zentrum Völlinghausen GmbH“ als Betreiber) gegeben. Überregionale Anerkennung fand das Projekt durch die Wahl des Vereins „DORV-Gemeinschaft Völlinghausen“ zum Verein des Jahres unter 340 Bewerbern in Südwestfalen. Dieser 1. Platz wurde mit 5 000 EURO € honoriert! Für Rückfragen steht zur Verfügung: Rainer Norbisrath, Auf den Steinern 8, 59519 Möhnesee, Tel. 02925-817356, Mail: [email protected] Rainer Norbisrath ehrenamtl. GF des DORVZentrum Völlinghausen GmbH Eine beachtliche Warenvielfalt ist im Angebot Alle Fotos: Hans Wevering 138 Kloster Brunnens Orgel erklingt wieder Nach langer Zeit, ausgefüllt mit Restaurierungsarbeiten konnte Klaus Baulmann, Vorsitzender des Freundeskreises Kloster Brunnen am Sonntag, 27. Juli 2010, den geladenen Gästen die Teilrestauration der über 200 Jahre alten Fromme-Orgel melden und auch zu Gehör bringen. Die volle Bespielbarkeit hängt vom Fortschritt der Restaurierungsarbeiten des Restaurators Dieter Bensmann ab. Pastor Josef Pohlmeyer äußerte sich zufrieden über den Fortschritt und Prof. Dr. Hermann J. Busch gab eine Kostprobe der zurzeit nur mit einem Register bespielbaren Orgel. S AUERLAND N R . 3/2010 Kommentiert ... Solche und solche Töne Wer hätte gedacht, dass die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika so „vertrötet“ zu uns herübergekommen wäre? Das konnte einem die Freude daran schon sehr verderben. „Vuvuzela“ hieß das Ding, das mit wahnsinnigem Dauergetön die Stadien erfüllte. So neu, wie es schien, war dieses Instrument gar nicht, nur seine Anwendung. Wir hatten früher im Sauerland schon längst die „Troatelke“ mit der „Huppsterte/Huppelte“ als Mundstück, im Frühjahr aus Baumrinde gefertigt. Die gab einen ebenso durchdringenden Ton. Aber keiner dachte daran, sie massenhaft einzusetzen. Hoffentlich kommt nun nicht einer auf die Idee, sie nach Vuvuzela-Art wiederzubeleben. Die afrikanische Variante reicht! Do kannste mol saihn, dat et liuter bat Nigget giet, un wennet et Olle is. Richtig musikalisch blasen, das ist schon was anderes. Da hat das Sauerland neuerdings Beachtliches vorzuweisen: das Blechbläser-Festival „Sauerland-Herbst“, das nun schon zum 11. Mal stattfindet (16. 10. bis 7. 11.) – eine intelligente Anknüpfung an Blasmusik-Traditionen der Region. Mittlerweile hat es darüber hinaus einen Namen. International besetzt, mit einem interessanten Programm und teils ausgefallenen Spielorten, ist es ein neu geschaffenes Stück sauerländischer Musikkultur, aller Achtung und natürlich allen Zuspruchs wert. Prospekt und Spieltisch der Orgel in Klostern Brunnen Fotos: Hans Wevering Klaus Baulmann stellte sein 152seitiges, reich bebildertes Buch mit dem Titel „Historische Orgel Kloster Brunnen“ vor und Prof. Dr. Hermann J. Busch wies in seinem beachteten Vortrag auf die Bedeutung des Erhalts der historischen Orgeln hin. Red. Und noch ein weiterer blasmusikalischer Fortschritt verdient Aufmerksamkeit: die Belebung der Orgelmusik hierzulande. Eine merkwürdige Zuordnung? Keineswegs, ist doch die Orgel mit ihrem Pfeifensystem auch ein Blasinstrument, wenngleich anderer Spielart. Dass im Sauerland nicht wenige historische Orgeln erhalten sind und sorgsam restauriert wurden, ist das eine; das andere, dass diese seit einiger Zeit auch kontinuierlich in Konzerten erklingen. So etwa die in den ehemaligen Klosterkirchen Rumbeck und Oelinghausen oder im Rahmen eines eigenen „Orgelsommers Südsauerland“ (4. 7. bis 5. 9.) die in St. Peter und Paul Kirchhundem und der Wallfahrtskirche Kohlhagen. Das hat es früher in dieser Form nicht gegeben. Auch hier bestechen Niveau und Originalität der Programme. Gleichzeitig werden sauerländische Orgeln immer wieder in das „Internationale Orgelfestival Westfalen-Lippe“ einbezogen, in diesem Jahr erneut die in Rumbeck und Bigge. Eins steht fest: Wenn schon geblasen wird, dann sind unsere Bläser- und Orgelkonzerte allem Vuvuzela-Getöse haushoch überlegen. Denn immer noch gilt, auch für andere Auftritte: Harre alloine maket et nit. Un oin Täon alloine äok nit. Et liäwe de Unnerschoid! Siegfried Kessemeier Zum Wortverständnis: liuter – immer, harre – laut. 139 S AUERLAND N R . 3/2010 Die Stadt Essen im Leben und Werk der Christine Koch von Manfred Raffenberg 1888 begann die damals 19jährige Christine Wüllner nach erfolgreichem Studium in Duderstadt und dem von einer staatlichen Prüfungskommission abgenommenen Examen in Hannover als Lehrerin in Padberg bei Brilon, wo sie die Mädchen des 3. bis 8. Jahrgangs unterrichtete. 1890/91 erlebte sie dort eine Diphterie-Epidemie, die 32 Kinder in den Tod riß. Am 1. Februar 1902 kam sie nach Borbeck-Vogelheim an die erst Ostern 1898 eröffnete Schule an der Hesselstraße. In den Akten der 1915 nach Essen eingemeindeten Bürgermeisterei Borbeck heißt es dazu: „Die Lehrerin Christine Wüllner (geb. 23. April 1869 in Herhagen, Kreis Meschede) ist am 1. Februar 1902 nach Borbeck, Hesselstr 72, Schule, zugezogen“.1 Bald wurde sie mit der Leitung der Mädchenschule in Vogelheim II auf dem Hesselbruch beauftragt Die damalige Klassenstärke lag bei 70. Ein um 1904 aufgenommenes Photo zeigt die junge Hauptlehrerin mit 66 Mädchen ihrer Klasse.2 Am 1. Januar 1905 scheidet Christine Wüllner krankheitsbedingt freiwillig aus dem Schuldienst aus und zieht zurück ins Sauerland nach Bracht, wo sie am 3. Mai im Alter von 36 Jahren Ehefrau des damals noch vermögenden Landwirts Wilhelm Koch wird. Zuvor hatte sie sich einer „längeren Kur in dem Bad Lippspringe“ unterzogen.3 Anfang und Ende der dreijährigen Episode in Essen-Borbeck-Vogelheim waren letztlich krankheitsbedingt gewesen. In der 1929 verfassten Bitte um eine nachträgliche Pensionsgewährung heißt es, „daß ich mir … eine schwere Erkrankung der Atemwege zugezogen (hatte), so daß ich wegen Tuberkuloseverdacht von Herbst 1895 bis 1896 gegen meinen Willen beurlaubt wurde … Als ich dann, um in mildere Luft zu kommen, eine Stelle in dem dicht an einem großen Walde gelegenen Vogelheim … annahm, gereichte das noch nicht zur Genesung“.4 Immerhin behielt sie an ihrer neuen Wirkungsstätte an der Hesselstraße die Nähe zur Natur. „Östlich an der Schule querte eine Güterbahnstrecke die Hesselstraße, dahinter sofort der Borbecker Mühlenbach. Weiter östlich schloss sich ein etwa 500 m breiter Streifen mit Feldern und Wiesen an, auf dem Bauern- Christine Koch höfe standen. Dann kam noch ein Bach, die Berne, dahinter ein größeres Waldgebiet, die Borbecker Mark“.5 Sollte der Wechsel von Padberg nach Vogelheim dennoch auf einem Irrtum beruht haben? Denn „im Hinblick auf die Frage, ob die Luft im Bereich der Schule, wo Christine Koch wohnte, besonders gut gewesen ist, muss man … auch auf die Zechen und die Eisenbahn in der Nähe verweisen“. Schließlich befand sich die Schule „ in etwa gleicher Entfernung zwischen den Zechen Christian Levin im Nordosten und Neucöln im Südwesten“.6 Am 4. Juli hat die ChristineKoch-Gesellschaft eine „Literaturfahrt“ zum Welterbe Zeche Zollverein unternommen. Diese Fahrt war Teil des Programms „Sauerland-Masuren, poetischer Sommer 2.-7. Juli 2010“ und sollte den polnischen Gastautoren eine Begegnung mit dem Ruhrgebiet ermöglichen, das um die Jahrhundertwende Tausende von ostdeutschen und polnischen Industriearbeitern und Bergleuten angelockt hatte. Damals, von 1902 – 1905, war Christine Wüllner als Lehrerin in Essen-Borbeck-Vogelheim tätig. Der Vortrag geht der Frage nach, welche Rolle diese Zeit im Leben und Werk der Namensgeberin der Christine-Koch-Gesellschaft gespielt hat. Der Text wurde während der Anreise im Bus vorgetragen und lag den polnischen Gästen in einer Übersetzung des Entwurfs vor. Möglicherweise haben verwandtschaftliche Gründe eine ebenso große Rolle gespielt wie die schriftlich geltend gemachten klimatischen. Während ihrer Padberger Zeit nämlich konnte die junge Lehrerin ihre kleine feuchte Wohnung zu Besuchen ihrer Tante Christine im nahe gelegenen Niedermarsberg verlassen. Diese, eine geborene Nolte aus Reiste, war dort seit 1877 als Lehrerin tätig (sie lebte von 1851–1920) und damals etwa doppelt so alt wie ihre gleichnamige 19jährige Nichte. Besuche bei der wohl gleichgesinnten Tante müssen eine willkommene Abwechslung gewesen sein. Denn sehr „eingeengt … war Christines gesellschaftlicher Verkehr (in Padberg). In der Regel beschränkte sich der Kontakt auf Lehrer und Geistlichkeit, und „bedrückend und nicht frei von Spannungen war das enge Zusammenwohnen mit der Familie des Lehrers“.7 In Essen-Borbeck war Christine Wüllner ebenfalls nicht allein. Im Borbecker Dorf wohnte nämlich ihre zweitjüngste Schwester Therese, die mit ihrem aus dem Sauerland stammenden Ehemann Bernhard Schmidt die bekannte Gaststätte „Am Schützenhof“ eingangs der „Rechtstraße“ betrieb; wie die Konzessionsurkunde besagt, seit dem 22. Januar 1900.8 Konnte Christine hier auch Einblicke in die Schank- und Gastwirtschaft nehmen, die ihr später im Hause Koch in Bracht hilfreich waren? Therese hatte im Laufe ihrer Ehe 6 Kinder und konnte der älteren Schwester sicherlich außerhalb der Schule und des sie umgebenden industriellen Aufbruchs familiäre Wärme bieten. „Zumindest zeitweise hat dort (später?) im Haus ihrer Schwester auch die Tante Christine Nolte nach ihrer Pensionierung gewohnt.“9 Der Schwager Franz-Josef Koch kam erst 1908 als Lehrer von Wanne nach Essen, dürfte wahrscheinlich beim Wechsel Christines von den Briloner Bergen in die Essener Industrielandschaft kaum eine Rolle gespielt haben. Die Welt der Industrie wird übrigens für Christine Wüllner nichts grundsätzlich Neues gewesen sein. Immerhin lag Padberg gleichsam im Zentrum des Sauerländer Erzabbaus. Im Werk der Christine Koch spielt dieser jedoch so gut wie keine Rolle. Lediglich in dem plattdeut- 140 S AUERLAND N R . 3/2010 schen Text „Im Hagen bey Padbiärg“ klingt der Bergbau im „Biärggäist“ und „’n Wichtelmänneken“ sowie im „Stäingeröllungen am Wiäge“ an.10 Auch Bracht, seit 1905 Christines endgültige Heimat, kannte den Bergbau. Denn viele Arbeiter gingen von hier in die Schiefergruben bei Heiminghausen und/oder die Erzgruben bei Harbecke und Meggen. In dem Gedicht „Acht Finsterscheywen“ werden „Feyf Biärgmannshuiser, blank, met Schiewer decket“ erwähnt11, und der plattdeut- sche Schwank „De Hochteyt im Baukhagen, ’ne wohre Geschichte“12 handelt u. a. von jungen übermütigen Bergleuten, die auf dem Wege von der Nachtschicht (in Heiminghausen?) nach Hause sind. Menschen und Landschaft der rasch mehr und mehr industrialisierten Welt in und um Essen-Borbeck-Vogelsang finden aber im Werk der Christine Koch überhaupt keine Erwähnung. So urteilt Augustin Wibbelt zutreffend, wenn er Termine • Termine • Termine • Termine Termine für „700 Jahre Sundern – Freiheit und Kirche“ Fr - So 3. - 5.10. Großes Stadtfest unter dem Leitwort „Sundern gestern - heute - morgen“ Maschinen- und Heimatmuseum, Museumsverein Eslohe e. V. Homertstraße 27, 59889 Eslohe 25./26. Sept. 10 - 18 Uhr 5. Dezember Esloher Dampftage, Maschinen- und Heimatmuseum mit Aktionen für Kinder im Rahmen von „Tatort Technik" Info unter: 02973/2455 und 800-220 Der Nikolaus kommt mit der Dampfeisenbahn Maschinen- und Heimatmuseum von 15 - 17 Uhr Info unter: 02973/2455 und 800-220 Aus dem Programm 2010 der Christine-Koch-Gesellschaft 1. Oktober Vorstellung des 17. Bandes der „Kleinen Reihe” Golfcafé in Schmallenberg-Winkhausen, 19.00 Uhr 2. - 3. Oktober Schreibseminar im Bildungszentrum Sorpesee, Sundern, Anmeldung bei der CKG-Geschäftsstelle, Tel.: 02972/980201 9. - 16.Oktober Literaturfahrt nach Rom 26. Sept Die Kupferstecher Johann Heinrich Löffler d. J. und Johann Eckhard Löffler d. Ä im Klostergartenmuseum und Klosterkeller (Eröffnung um 15 Uhr) bis 31. Oktober. Geöffnet sonntags zwischen 14 und 17 Uhr. Sonderführungen sind nach Absprache möglich 02932/29159 29. - 31. Okt. Arnsberg-Niedereimer Jubiläumswochenende anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Arbeitskreis Dorfgeschichte Niedereimer e.V. mit Buchpräsentation, Rückblick, historischen Filmen, Bilderrätsel, Kinderspiele etc. Die Redaktion bittet um Mitteilung weiterer Termine schreibt: „… die Großstadt taucht auch nicht einmal am fernen Horizont auf.“13 Umgekehrt gilt: „Wenigen Leuten in Essen wird Christine Koch, die sauerländische Nachtigall, ein Begriff sein.“14 Eigentlich ist es ja verlockend sich vorzustellen, dass diese „Nachtigall“, bevor sie nach Bracht kam, in Vogelheim zu „singen“ begonnen hat. Ein Schüler aus ihrer Padberger Zeit berichtet, „dass sie (dort) manchmal während des Unterrichts – z. B. wenn sie am Fenster stand – kleine Verse aus dem Stehgreif dichtete und uns Kindern vortrug“.15 Aus Vogelheim findet sich indessen im späteren Werk kein Nachhall, auch kein Hinweis auf die Menschen, mit denen sie dort zu tun hatte. Ob dies auch für die zahlreichen unveröffentlichten Texte gilt, die sie später in Bracht vernichtet hat, ist eine müßige Frage. Bedenkenswerter ist da schon der Umstand, dass Christine Wüllner unter dem Druck der Verantwortung als Schulleiterin und der Belastung durch den Unterricht, dazu einer fortdauernden Erkrankung der Atemwege, dem Dichten keinen Raum geben konnte. Denn „durch Bergbau, Eisenbahn und Industrie kamen seit Jahrzehnten viele neue Leute hinzu. Die Bürgermeisterei war deshalb gezwungen, neue Schulen zu bauen und Lehrer einzustellen. Im Rahmen dieser Entwicklung wurde auch die Schule an der Hesselstraße gebaut … viele Väter der Schüler waren Bergleute, viele aus den östlichen Provinzen Preußens zugezogen. Ein unbestimmbarer Anteil der Schüler der katholischen Schule Vogelheim II wird polnisch als Muttersprache gesprochen haben“.16 Vielleicht waren die Verhältnisse ähnlich den heutigen dort, wo Schüler mit „Migrationshintergrund“ in der Mehrheit sind. Jedenfalls dürfte die Lehrerin Christine Wüllner kein leichtes Leben gehabt haben. Dennoch bekennt sie später in einem Schreiben an ihre Freundin Josefa Berens-Totenohl vom 3. Juli 1937. „Sechzehn Jahre (davon 13 in feuchter Wohnung…) habe ich reichlich schweren Schuldienst gern und treu verrichtet…“17 Diese „Berufsfreude“ kommt auch in dem gleichnamigen Gedicht zum Ausdruck, das aus dem handschriftlichen 141 S AUERLAND N R . 3/2010 Nachlass der Dichterin stammt und undatiert ist. Dort lauten die Schlusszeilen: „Ein König bist du … in deinem Reich/Dem Amt des Jugendbildners kommt kein anderes gleich“.18 So heißt es denn auch im Nachruf über ihre Tätigkeit in Vogelheim in den „Borbecker Nachrichten“: „Wegen ihrer wahren Herzensgüte und als tüchtige Lehrerin war Frl. Wüllner allgemein beliebt und sehr geschätzt, und man bedauerte aufrichtig ihren Fortgang.“19 Ein Jahr danach schätzt Matthias Lambertz als Pfarrer der neugegründeten Kirche St. Michael – wie die Schule zwischen den Zechen Christian Levin und Neucöln gelegen – den Anteil der Polen in seiner Gemeinde auf ein Drittel. Nach seiner Priesterweihe am 10. August 1897 hatte er sich ein Jahr zum Studium der polnischen Sprache beurlauben lassen und war jetzt in der Lage, seine polnischen Pfarrkinder in deren Muttersprache religiös zu betreuen.20 Die vielfältigen Probleme der Immigranten mit der Sprache ihres Zuwandererlandes dürften auch Christine Wüllner in ihrem Schulalltag begegnet sein. Und so ist es durchaus möglich, dass diese Erfahrungen – nicht nur aus ihrer Lehrtätigkeit – später den Grund dafür abgegeben haben, den eigenen Kindern das Erlernen der heimischen Mundart im häuslichen Milieu zu versagen, um ihnen die Sozialisation in eine auch im Sauerland zunehmend vom Hochdeutschen beherrschte Gesellschaft nicht zu erschweren. Vielleicht haben bei dieser für eine Mundartdichterin doch überraschenden Entscheidung auch Erfahrungen des Schwagers Franz Josef Koch eine Rolle gespielt, der 1908 nach Essen kam, und zwar von Wanne, wo er mit 60 Schulneulingen konfrontiert worden war, die nahezu ausschließlich aus Polen, Russen, Tschechen und Italienern bestanden. Christine Wüllners Situation könnte der ihres Schwagers ähnlich gewesen sein. „Spuren von Christine Koch“, so hat mir Andreas Koerner, 2. Vorsitzender des Kultur-Historischen Vereins Borbeck e. V. mitgeteilt, „sind heute nur mit viel Fantasie zu erhaschen. Das Schulgebäude von kath. Vogelheim II existiert nicht mehr. An der Stelle der Gastwirt- Aus dem Vorstand Die zweite Vorstandssitzung in diesem Jahr führte uns, wie schon Tradition, bei sommerlichem Wetter nach Weuspert-Faule Butter zum Landgasthof Rademacher. Zu Beginn begrüßte unser Vorsitzender Dieter Wurm die Vertreter der Stadt Marsberg, mit denen die letzten Einzelheiten für die kommende Mitgliederversammlung durchgesprochen wurden. Der Vorstand lobte besonders das attraktive Exkursionsprogramm am Nachmittag. Über den 16. Plattdeutschen Tag berichteten unser Heimatfreund Manfred Raffenberg, wie immer im „gekonnten“ Plattdeutsch, und unsere stellvertretende Vorsitzende Wilma Ohly. Wer hätte bei den ersten Plattdeutschen Tagen gedacht, dass der Veranstaltungsreihe eine so lange Dauer beschieden sein würde! In Zukunft soll die Arbeit der Plattdeutschen Arbeitskreise noch stärker in unserer Zeitschrift und im Internet vorgestellt werden. Besonderes Interesse fand der Bericht unseres Vorsitzenden über die Arbeit innerhalb der „Regionale 2012“. Inzwischen befinden sich mehrere sinnvolle Projekte in einem fortgeschrittenen Planungsstadium. Man hofft natürlich, dass auch in der Zukunft genügend öffentliche Mittel zur Verfügung stehen. Unser Heimatbund wird sich besonders für den Kulturlandschaftsführer einsetzen, über den Frau Susanne Falk berichtete. Heimatfreund Hans Wevering wies bei der Vorstellung der neuen Ausgabe unserer Zeitschrift besonders auf die Qualität der Schwarz-Weiß-Photos hin, die auch von den anderen Vorstandsmitgliedern gelobt wurde. Unter dem Punkt „Verschiedenes“ berichtete Bürgermeister a. D. Elmar Reuter, der vom Vorstand der Mitgliederversammlung als Nachfolger unseres Vorsitzenden vorgeschlagen wird, über seine bisherigen heimatbezogenen Aktivitäten. Seit 1979 ist er Mitglied unseres Heimatbundes. Es soll bemerkt werden, dass der gebürtiger Sunderaner auch mit dem Plattdeutschen gut zurecht kommt. Dr. Adalbert Müllmann schaft „Schützenhof“ befindet sich jetzt eine Parfümerie. Es gibt eine Karte der Bürgermeisterei von 1904, auf der man die Lage der Schule in Augenschein nehmen kann. Es gibt eine Luftaufnahme von etwa 1965, auf der die Schule noch erkennbar ist. Es gibt ein Foto von der Gastwirtschaft „Schützenhof“, eine Anzeige im Adressbuch von 1905.“ Und weiter: Der Wald wurde 1920 abgeholzt. Da es, wie schon erwähnt, auch im Werk der Sauerländer Nachtigall keine unmittelbaren Hinweise auf ihre Essener Zeit gibt, müssen deren Nachwirkungen anderswo zum Vorschein kommen. Am augenscheinlichsten finden sie sich in der Ausnutzung bestimmter Essener Publikationsorgane. Das geschieht von Bracht aus und wäre wahrscheinlich ohne die Unterstützung durch den Schwager Franz Josef Koch (22. März 1865 Bracht – 23. Oktober 1947 Berge Kr. Meschede) nicht möglich gewesen. Dieser war, wie schon erwähnt, 1908 nach Essen gekommen, wo er 1910 Schulleiter und 1937 Rektor der neugegründeten 22-klassigen Schule in der „Großen Bruchstraße“ (ab 1915 „Tiegelstraße“) wurde. Selbst Autor plattdeutscher Texte und zahlreicher pädagogischer Sachbücher, war ihm 1914 der Dichterpreis 142 der „Literarischen Gesellschaft Köln“ verliehen worden Er war Schriftleiter des 1924 gegründeten Essener „Kindersonntag“, einer wöchentlich erscheinenden sechsseitigen Kirchenzeitungsbeilage im Verlag der „Katholischen Kirchenblätter Essen“, Ottilienstr. 16 a. Diese wollten der religiösen Bildung, aber auch „zweckfreier Kinderunterhaltung“ dienen.21 Hier veröffentlichte Christine Koch über 170 Gedichte und über 200 kleine Prosastücke. Eine Auswahl davon hat Peter Bürger zusammengestellt in Band III der Esloher Werksausgabe. Unter den Gedichten finden sich einige, die auch in sauerländer Platt erschienen sind, wobei nicht immer zu ermitteln ist, welche Fassung die ursprüngliche ist. Jedenfalls bietet das kirchliche Publikationsorgan der längst aus dem Schuldienst ausgeschiedenen und nach Bracht im Sauerland verzogenen Autorin die Möglichkeit, auf andere Art pädagogisch tätig zu bleiben. Zu Recht weist Peter Bürger im „Liäwensbauk“ darauf hin, dass ihr dies als verheirateter Lehrerin im Dienst nicht möglich gewesen wäre, da Lehrerinnen im Dienst von Staats wegen unverheiratet sein mussten. So aber kann sie fern der Schule jene „Berufsfreude“ genießen, die sie in dem bereits erwähnten gleichnamigen Gedicht besungen hat. Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, dass sie im „Kindersonntag“ fast ausschließlich unter ihrem Mädchennamen schrieb (Kurzform Chr. W. oder C. W.), unter dem sie ja drei Jahre lang an der kath. Volksschule Vogelheim II tätig gewesen war. In der Zeit von 1925 bis 1936 erschienen in den insgesamt 13 Jahrgängen des „Kindersonntag“ in erster Linie religiöse Texte zum katholischen Brauchtum, zu den Festen im Kirchenjahr und zum Leben Jesu sowie – in auffälliger Häufung – zur Hl. Maria. Über das Engagement der katholischen Erzieherin hinaus verraten sie einen nahezu missionarischen Eifer. Angesichts der wöchentlichen Erinnerung an die ehemalige Lehrerin Christine Wüllner ist es natürlich nicht verwunderlich, dass diese in Essen als „Sauerländer Nachtigall“ so gut wie unbekannt bleiben musste, selbst den Lesern des „Kindersonntag“, denn ihren Künstlernamen erhielt sie erst in Bracht. Immerhin wird dieser kurz er- S AUERLAND N R . 3/2010 wähnt in einem Aufsatz von Johannes Pesch über die Geschichte des katholischen Volksschulwesens im Essener Stadtbezirk Borbeck.22 Auch dem bedeutendsten Dichter in Borbecker Platt, Herrmann Hagedorn (1884 – 1951), war die Sauerländer Nachtigall keine Unbekannte. Sein hochdeutsches Widmungsgedicht „Christine Koch“ stammt aber wohl erst aus seiner Zeit in Fretter, wohin er von Essen verzogen war. Seine „Gedichte in niedersächsischer Mundart“ – Hatte on Heeme, Botterblaumen, Essen o. J. –, hatte er Christine Koch am 20. November 1946 in einem Exemplar gewidmet: „Christine Koch, dä Suerlänner Nachtigall, ant Hatte gelagg.“23 Hatte Christine Wüllner/Koch im „Kindersonntag“ die „Katholischen Blätter Essen“ dazu genutzt, als ehemalige katholische Lehrerin religiös-pädagogische Wertvorstellungen für Kinder öffentlich zu machen, so publiziert sie 1925 in der „Essener Volkszeitung“ sieben Folgen einer Erzählung unter dem Titel „Gottes Mühlen mahlen“, in der sie gesellschaftskritische Gedanken zur Anschauung bringt, wie Peter Bürger formuliert: „Kritik am bäuerlichen Patriarchat“.24 Die „Essener Volkszeitung“ bietet ihr also ein Forum für Ansichten, die zu äußern ihr die bäuerliche Gesellschaft des Sauerlandes und wohl auch die Rücksicht auf die eigene Familie in Bracht verboten hätten. Auch die Wahl des Handlungsortes, nämlich des Münsterlandes, dürfte in diesem Sinne als Vorsichtsmaßnahme gedeutet werden. Wäre die Geschichte der Tochter des Dorfschulzen Berkenhof, die ausdrücklich nicht als „Frauenrechtlerin“,25 sondern als Lehrerin einer gemischten Klasse das aus Gewohnheit und Überlieferung gewordene „Recht“ des Mannes auf „Unterdrückung“ der Frau abschaffen will, in ihrer Heimat verbreitet worden, so wäre Christine Kochs Stellung im Dorf sicherlich noch schwieriger geworden, als sie ohnedies schon war. Denn die fiktive Lehrerin Margit, die bei einer Familientragödie zu Tode kommt, hatte auch Presseartikel vorbereitet wie z. B. „Frauen auf dem Lande“, „Heimiche Märtyrerinnen“, „Gefährtin, nicht Sklavin des Mannes“.26 Über Christine Koch schreibt deren Freundin Josefa Berens- Totenohl 1929: „Sie ist die am schwersten niedergebeugte und vom Leben getretene Frau, die ich kenne, Aber sie kann da einmal sterben, wo ihr Leben zertreten worden ist.“27 Vieles spricht dafür, dass die Bereitschaft Essener Zeitungen zur Publikation von Texten Christine Kochs kaum auf deren Popularität bei den dortigen Lesern zurückzuführen ist, schon gar nicht so lange nach ihrem Fortgang. So dürfte wie beim „Kindersonntag“ auch bei der „Essener Volkszeitung“ der Schwager Franz-Josef Koch die Hand im Spiel gehabt haben. Schon 1910 Rektor einer großen Schule, könnte er auch als Mitbegründer der Essener Volkshochschule Einfluss auf das kulturelle Leben der Stadt und deren Pressewesen gehabt haben. Schließlich hatte er in der VHS neben der Dozentur für Botanik auch die für Religionspädagogik, woraus sich möglicherweise die religiöse Grundausrichtung des „Kindersonntag“ erklären lässt. Dass ihm viel an der literarischen Position seiner Schwägerin lag, mag aus der verbreiteten Vermutung erhellen, dass er aus Rücksicht auf sie seine eigenen Gedichte nicht gesammelt herausgegeben hat.28 Sein umfangreicher Nachlass liegt im Heimat- und Schieferbergbaumuseum in Schmallenberg-Holthausen. „Verborgenes Schreiben“ nennt Peter Bürger Christine Kochs Mitarbeit am „Kindersonntag“ und an der „Essener Volkszeitung“, da diese Texte scheinbar weder für das Sauerland geschrieben noch tatsächlich im Sauerland bekannt waren.29 Eine fragmentarisch wirkende Brieferzählung („Sonntagskinder“), die möglicherweise entfernt auch mit Essen zu tun haben könnte, ist aber gar nicht veröffentlicht worden, sondern handschriftlich im Nachlass verblieben. Peter Bürger hat sie in Bd. III der Esloher Werksausgabe Publiziert.30 Es handelt sich um einen als Liebesgeschichte entwickelten pädagogischen Text um die junge Lehrerin Felicitas Ehrhardt mit deutlich autobiographischen Anklängen, in dem der von Franz Josef Koch erfundenen „Phonomimik“ ein eigenes Kapitel gewidmet wird, jener „Lautgebärdenmethode“ zum Erlernen des Lesens und Schrei- 143 S AUERLAND N R . 3/2010 bens, die angeblich noch bis vor kurzem hier und da als „Kochsche Fingerlesemethode“ im Anfangsunterricht minderbegabter Schüler benutzt wurde. Andreas Koerner, in Anlehnung an das „Lexikon westfälischer Autoren und Autorinnen 1750 – 1950“, und auch Dietmar Rost verneinen ausdrücklich, dass dieser Methode die pädagogisch-didaktischen Erfahrungen Franz Josef Kochs mit den multinationalen „Schulneulingen“ im Kohlerevier zugrunde gelegen haben sollen. Sie sei vielmehr aus der Beeinträchtigung des eigenen Sprechvermögens nach einem Schlaganfall in jungen Jahren entstanden. Ihr Ursprung aus Erfahrungen mit Immigrantenkindern wird jedoch überzeugend von Dieter Wiethoff dargelegt, der Franz Josef Koch entsprechend zitiert.31 So könnte man Christine Kochs Erzählung „Sonntagskinder“ als eine Homage an ihren Schwager verstehen, als ein Dankeschön für alles, was er von Essen aus für seine Schwägerin bewirkt hat. Zusammenfassend lässt sich feststellen: Der krankheitsbedingte Wechsel Christine Wüllners von Padberg/Brilon nach Essen-Vogelheim-Borbeck hat keine nachhaltige positive Wirkung auf deren Gesundheit gehabt. Obwohl Schulleiterin an der neuerrichteten Schule Vogelheim II und sehr beliebt, hat sie dort keine Spuren hinterlassen. Auch Wohnund Arbeitsstätten ihres dreijährigen Aufenthalts in der aufblühenden Industriestadt sind heute nicht mehr vorhanden. Essens Bedeutung für die spätere „Sauerländer Nachtigall“ beruht auf dem Einfluss des ebenfalls als Schulleiter in Essen tätigen renommierten Schwagers Franz Josef Koch. Er ermöglicht Christine Veröffentlichungen im „Kindersonntag“ beim Verlag der „Katholischen Kirchenblätter Essen“ sowie in der „Essener Volkszeitung“, durch die sie von Bracht aus eine Essener Leserschaft religiös-pädagogisch und sozial-kritisch zu „erziehen“ sucht. In der im Nachlass überlieferten Erzählung „Sonntagskinder“ setzt sie dem Schwager ein literarisches Denkmal durch die begeisterte Darstellung der ll a b ß u F , l l Fußba ?! s e l l a über In den Wochen der Fußball-Weltmeisterschaft haben auch wir im Sauerland viel gelernt. Wir wissen jetzt, was Public-Viewing bedeutet und dass man dabei mit afrikanischen Vuvuzelas laute Stimmung erzeugen kann. Ein ganzes Volk identifizierte sich plötzlich mit den Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold, und man sprach nicht mehr von der BRD, sondern man nahm oft und gern das Wort „Deutschland“ in den Mund. Und was war mit dem Geschehen in den südafrikanischen SportArenen selbst? Hier befand man sich im „Fußball-Himmel“. Jedenfalls wählte Dompastor Alois Schröder aus Paderbom, vielen von uns durch seine langjährige Tätigkeit in Brilon bekannt, in der Paderborner Bistumszeitung „Der Dom“ diese Überschrift für die nachfolgenden Verse: Der grüne Rasen – ein heiliger Boden. Die Fußballarena – wie eine Kathedrale. Die Spieler – wie Fußballgötter. Die Zuschauer eine Fan-Gemeinde. Die Nationalhymne – das gemeinsame Credo. Das Fußballspiel – wie eine Liturgie. Der Fußballrausch – wie eine neue Religion? Die Fußball-Welt – der neue Himmel? Mit Andacht haben wir verfolgt, wie viele Spieler, vor allem aus Südamerika, sich bekreuzigten, wenn sie den Rasen betraten. Das Diözesan-Museum in Osnabrück zeigt noch bis zum 21. November unter dem Titel „Im Fußballhimmel und auf Erden“ eine Ausstellung, der Bischof Bode folgenden Text gewidmet hat: „Fußball öffnet Ventile für Emotionen und führt fremde Menschen im Stadion zusammen. Sie jubeln und leiden gemeinsam, sie fachsimpeln und sie schimpfen – sie liegen sich in den Armen oder teilen ihre Niedergeschlagenheit. Dabei haben sich seit den neunziger Jahren Rituale entwickelt, die Analogien zu religiösen und kirchlichen Ritualen aufweisen.“ Wenn nach Beginn der Bundesliga-Saison an den Wochenenden wieder Tausende von Schalke- und Borussia-Fans aus den Städten und Dörfern des Sauerlandes – vorbei an den immer leerer werdenden Kirchen – nach Gelsenkirchen und nach Dortmund fahren, dann suchen sie sicher auch dieses von Bischof Bode geschilderte Gemeinschaftserlebnis. Unseren Heimatvereinen ist diese Entwicklung nicht verborgen geblieben. Ob man daraus Lehren für das örtliche Gemeinschaftsleben ziehen kann, darüber sollte man ruhig einmal nachdenken. Dr. Adalbert Müllmann 144 S AUERLAND N R . 3/2010 LESERBRIEF Kochschen „Fingerlesemethode“. Diese geht zurück auf Erfahrungen mit multinationalen Schulklassen als Folge der starken Einwanderung ins Kohlerevier, die auch in Essen-Vogelheim-Borbeck eine Rolle gespielt hat. Die Erfahrungen mit den sprachlichen und folglich auch sozialen Schwierigkeiten der Einwandererkinder dürften wohl mit ein Grund dafür sein, dass die Mundartdichterin Christine Koch mit den eigenen Kindern nur hochdeutsch gesprochen hat. Für sachliche Hinweise und kritische Durchsicht danke ich dem Kultur-Historischen Verein Borbeck e. V. und seinem Zweiten Vorsitzenden, Herrn Andreas Koerner. Nachtrag zu Franz Josef Koch: „Die kleinen Slawen zeigten ein lebhaftes Gebärdenspiel, das mich an die Taubstummen beim Hospitieren in der Taubstummenanstalt zu Büren denken ließ … Aus dieser pädagogischen Sicht entwickelte ich das Fingerlesen für den Unterricht der Anfänger.“ In: „Daten zur pädagogischen Lebensarbeit von Franz Joseph Koch“, S. 4, Teil der Unterlagen zu Franz Joseph Koch bei Dieter Wiethoff. 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 Johannes Pesch, Christine Koch/Wüllner: die „Sauerländische Nachtigall“, in: Borbecker Nachrichten vom 25. Mai 1951, zitiert von A. Koerner wie 1 wie 18, S. 9 wie 1 wie 2, S. 272 u. 301 wie 18, S. 9 wie 18, S. 136 wie 18, S. 139 Vgl. Manfred Raffenberg, „Impulse – Christine Koch und Schmallenberg“. In: Lebensbilder Schmallenberger Frauen. Hrsg. Frauenbeauftragte der Stadt Schmallenberg und Heimat- und Geschichtsverein Schmallenberger Sauerland e.V., Zimmermann Druck Balve, o. J., S. 181 Dietmar Rost, „Drei Schulen im Sauerland tragen seinen Namen: Franz Joseph Koch“. In: SAUERLAND, Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes, Nr. 2/Juni 1990, S. 53 wie18, S. 9 wie18, S. 142 ff. Dieter Wiethoff, Nachwort zu „Bunte Musekanten. Plattduitske Reyme van Franz Josef Koch“. Hrsg. Schieferbergbaumuseum Holthausen, Verlag Grobbel, Fredeburg 1991, S. 162 Wenn ein Fest Quellen: 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 Andreas Koerner, 2. Vorsitzender Kulturhistorischer Verein Borbeck e.V., Weidkamp 10, 46355 Essen, auf Anfrage Peter Bürger, „Liäwensbauk“. Christine-KochWerke, Ergänzungsband, hrsg. Maschinen- und Heimatmuseum Eslohe1993, S. 33 Christine Koch, wie 2, S. 35 wie 2, S. 32 f. wie 1 wie 1 Johannes Bödger, „Christine Koch - des Sauerlandes große Dichterin - als Lehrerin in Padberg“. Zitiert in „Liäwensbauk“, S. 192 wie 1 wie 2, S. 32 Christine-Koch-Werke Bd.2, bearbeitet von Alfons Meschede, Eslohe 1994, S. 125 Christine-Koch-Werke Bd. 1, bearbeitet von Manfred Raffenberg, Eslohe 1992, S.150 wie 10, S. 126 f. Zitiert im Anhang zu Christine Koch, „Sunnenried“, Gedichte in Sauerländischer Mundart, Neheim (Ruhr) 1929 wie 1 wie 2, S. 32 wie 1 wie 2, S. 33 Christine-Koch-Werke Bd. 3, bearbeitet von Peter Bürg, Eslohe 1991, S. 65 auf Sie zukommt... Spenden Sie mit Ihren Gästen für die Alzheimer Forschung. Infos unter: 0800 / 200 400 1 (gebührenfrei) Grabenstr. 5 · 40213 Düsseldorf www.alzheimer-forschung.de B4 1 „Ein jüdischer Grabstein auf dem Esloher Kirchplatz?“ (Sauerland Nr. 2/2010) Die jüdischen Wurzeln der Esloher Familie Gabriel wurden vor Ort lange in mündlicher Überlieferung bedacht und sind vage auch in einer Chroniknotiz aus dem Familienarchiv vermerkt. Hans Jürgen Rade sei gedankt für den seriösen Nachweis dieser Wurzeln, aber auch für die freundlich-behutsame Richtigstellung meiner übereifrigen „Judenforschung“ aus dem Jahr 1992. Louise Gabriel (1814 – 1830) war kein jüdisches Mädchen, sondern getauft. Scherzhaft (!) fragte schon 2004 mein Esloher Forscherkollege Dierk Stoetzel, ob ich denn gehbehindert sei. Der Weg vom Grabstein der Louise bis zum Taufregister im Pfarrarchiv besteht nämlich nur aus wenigen Schritten. Leider habe ich Wilfried Oertel, den Herausgeber des Buches „Jüdisches Leben im Synagogenbezirk Meschede“, nicht rechtzeitig vor dem Wiederabdruck des Artikels vom neuen Stand informiert. Das ist ein bedauerliches Versäumnis. Allerdings möchte ich zu H. J. Rades Beitrag und auch zu D. Stoetzels Ausführungen in den „Esloher Museumsnachrichten 2009“ zu denken geben: Der vor Ort unübliche „Sechsstern“ sieht dem Davidstern fast zum Verwechseln ähnlich. Das vor Ort ebenfalls unübliche Grabmotiv „Schmetterling“ wird im Einzelfall als typisch (wenngleich nicht exklusiv) für jüdische Friedhöfe beschrieben. Sind diese beiden Auffälligkeiten wirklich reiner Zufall? Vielleicht gibt das seltene Esloher Grabdenkmal doch mehr Zeugnis ab vom jüdischen Herkommen der Familie als von einer spezifisch christlichen Auferstehungshoffnung. Erwiesen ist allerdings, dass die Gabriels zurzeit des I. Vaticanums (1870) besonders papsttreue Katholiken waren. Peter Bürger, Düsseldorf Leserbriefe geben die Meinung unserer Leser wieder, nicht die der Redaktion. Wir freuen uns über jede Zuschrift, müssen uns aber das Recht zur Kürzung vorbehalten. S AUERLAND N R . 4/2009 145 146 S AUERLAND N R . 3/2010 „O Mutter, back us Geyseke!“ DE PLATTDUITSKE DAG im Steertschulten Huaf in Cowwenrohe am 29. Mai 2010 von Manfred Raffenberg No der Begruißunge diär Frau Ohly vam „Sauerländer Heimatbund“ un Bertold Beste vam „Heimat- und Förderverein Grafschaft“ heät de Heimatpfleger Dr. Hans Vollmer seyn Duarp in Woort un Bielld viärstallt. De Groskopper het jo ne Menge tau vertellen vam Wilzmereg, diäm hillegen Beärg, met seynen Sagen un Geschichten un’ em Kläoster, dät me tau Faiten legget un no ’m Kreyge van diän Borromäerinnen restauraiert un tau me gräoten Krankenhius widderbugget is. De Laiers, dai met ’m Treckebuil sungen woren, kemen dütmol nit iut ’m Viärrot an plattduitsken Laiern dai de Luie kennt. Sai wören alle üewer Groskopp un biu me do liäwet, un van Groskoppern macht. Dorümme harren se jo äok en paar op der Schrift loten, taum Bispel „Wo der Grafschaft Silberquell entspringt“ udder „Gruß an Kloster Grafschaft“. Owwer et gaffte äok et „Schützenlöid der Groskopper, dai in der Früemede seyd“ un et „Geyseke-Loid“, un dorinne gaiht et dorümme, dät me iut der Welt liuter wier no Groskopp terügge kummen mott, derweylen et nix Schoiners giett asse iähr kleine Düarpken. Et gaffte owwer äok lustege Laiers un Spargitzkes iut ’er Noberskop vam Leähr Otto Hanses und Hedwig Jungblut-Bergenthal iut ’er Smallmereg un de „Jagd“ van Christine Koch. De „Jagd“ was viärluasen vamme Groskopper Jiäger, dai düen Muaren ne Bock schuaten harr. Süß woren de meysten plattduitsken Texte van Miäkens un jungen Fruggen präsentaiert, dai sick viärnuammen het, et häimeske Platt te leähren un imme Duarpe labändeg te hollen. Wuat de Groskopper kuiert, is nit dät Platt, dät me im „Plattdeutsches Wörterbuch Kurkölnisches Sauerland“ finget. Se siett „Höüs“, nit „Hius“; „Kläster“, nit „Kläoster;“ „Loid“, nit „Laid“; „fär“, nit „fiär“ etc. En schoin Bispel fiär et Groskopper Platt was dai Geschichte „De leste Organist van uesem Kläster“, bo de Pater Odilo Girsch et reyke Liäwen De Laiers, dai met ’m Treckebuil sungen woren van der ehrwürdegen Abtei an der Üörgel verklingen lätt. Derno woren van Frau Schrewe ne Menge Sinnsprüeke taum besten gafft. Wann dann et „Geyseken-Loid“ an der Reyge was, harren de Groskopper säo richteg et Hiärte op ter Tunge: … doch immer zog es mich nach Haus, wo hell erschallt das schöne Lied: O Mutter, back us Geyseke … Un taum Schluß konn me dann äok Geyseke kennen leähren. Et gaffte se frisk vam häiten Eysen taum Probaiern. De Iärftenzoppe und de Wüärstkes kemen ächterher. Manfred Raffenberg, der Organisator der plattduitske Dage Et was ne schoine Veranstaltunge. Alles was met Sinn un Verstand iutsocht un guet präsentaiert. Owwer et wören nit viell Luie kummen; näomol wenneger asse im lesten Johr. Gint Johr well ne Krink van Dörnholtsener Fruggen diän Plattduitsken Dag maken. Vortragende Damen Bat konn vey daun, dät sick iähre Arbet äok luahnt? Lesen Sie weiter auf der folgenden Seite Vortragende Herren 147 S AUERLAND N R . 3/2010 Sinnsprüeke Fruggensteärben is kenn Verdeärben. Peärre verrecken, dät giet Schrecken. Der Tod der Ehefrau führt nicht ins Verderben (Man kann ja eine andere heiraten). Verreckt ein Pferd, so ist das schrecklich (Der Verlust ist unersetzlich). Et Obendes konnt se hupsen un springen, et Moargendes konnt se de Büxe nit fingen. Abends können sie hüpfen und springen, des Morgens können sie ihre Hose nicht finden (An die Adresse von Kindern, die nicht ins Bett wollten, und auch über Leute mit unstetem Lebenswandel). Woi en Sofa metbrenget, well äk drinne sitten. Wer ein Sofa mitbringt, will auch darin sitzen (Wer sich bequem einrichtet, will auch bequem leben). Geschnien Brät un gehocht Holt seyt waane reybe. Geschnittenes Brot und geschlagenes Holz werden sehr schnell verbraucht. Bo ne gurre Frugge imme Höüse is, do wässet de Speck annen Balken. Wo eine gute Frau im Hause ist, da wächst der Speck an den Balken (d. h. an den Balken, an denen er früher aufgehängt wurde). „Wie soll das Kind denn heißen?“ frogere de Pastäoer deän Buern bey der Däpe. „Strackfutt Hännes; hoi kümmet jo doch bey de Peärre.“ „Wie soll das Kund denn heißen?“ fragte der Pastor den Bauern bei der Taufe. „Ganz einfach Hännes; er kommt ja doch zu den Pferden. Et hänget nit hundert Johre ne Geldsack amme Höüse, aber äk kenn Beälsack. Es hängt nicht hundert Jahre ein Geldsack am Hause, aber auch kein Bettelsack. Frönge seyd guett, aber doi is übel draan, doi se bröüken matt. Freunde sind gut, aber der ist übel daran, der sie gebrauchen muss (d. h. der sie nötig hat). Me säll deän Völkern (d.h. dem Gesinde) kenne Knoaken gieben; et könn mehr Flaiß dranne seyn, ase me denket. Man sollte dem Gesinde keine Knochen geben: es könnte mehr Fleisch daran sein, als man denkt. En gurrer Töün is de beste Nachbar. Ein guter Zaun ist der beste Nachbar, Wann öüt ’m Scheytpott ne Bropott weert, dann stinket he. Wenn aus dem Topf für die Notdurft ein Bratentopf wird, dann stinkt der (Plötzlicher Reichtum ist anrüchig). Me sall sey Büxe nit grätter käpen, ase me en Ees heät. Man soll seine Hose nicht größer kaufen, als der Hintern ist (Man soll sich finanziell nicht übernehmen). Em Herbes un me Kingerees kann me nit truggen. Dem Herbst und dem Kinderpopo kann man nicht trauen. De Knecht sall de Hansken nit eger terhaime loten, bit de Äskenblaar ne Pänning grät seyd. Der Knecht soll die Handschuhe nicht eher zu Hause lassen, bis die Blätter der Esche groß sind wie ein Pfennig (Im Frühjahr muss man immer noch auf Kälte gefasst sein). Dät droige Johr kann em naaten nä wat metgieben. Das trockene Jahr kann einem nassen noch was mitgeben. Man sieht – Besucher hören interessante Vorträge Alle Fotos: Helmut Vogt 148 S AUERLAND N R . 3/2010 BÜCHER • SCHRIFTTUM SüdWestfalenArchiv – Landesgeschichte im ehemals kurkölnischen Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Arnsberg 9. Jahrgang 2009. G. Lohage: Die Zünfte in der Stadt Arnsberg. G. Brökel: Henker und Hinrichtungen in Brilon. H. J. Deisting: Typar mit halben Steinbock und Umschrift „S’SIFRIT VON WERDEN“ in Bad Westernkotten gefunden. R. D. Kohl: Wer regierte im alten Affeln? Die Bürgermeister der kurkölnischen „Freiheit“ und ihre Familien im 15. und 16. Jahrhundert. E. Westermann: Die Bergfreiheit Silbach und ihre überregionalen Beziehungen um die Mitte des 16. Jahrhunderts. Zum „mansfeldischen Inter mezzo“ im westfälischen Bleibergbau 1558 bis 1562. J. Ludwig: Die Bergfreiheit Silbach vor dem Hinter grund territorialpolitischer Interessen im 16. Jahrhundert. J. Gosmann: Die Entstehung des Eisenhammers zu Arnsberg-Obereimer 1655. Edition neuer Quellen zur Montangeschichte. J. von Nathusius: Zur Genealogie der Fröndenberger Äbtissinnen in kriegerischen Zeiten zwischen dem Ende des 16. und der Mitte des 17. Jahrhunderts. H. Conrad: Eine Chronik und die Wilküre der Stadt Warstein aus dem 17. Jahrhundert. U. Hennecke: Zur wundärztlichen Versorgung im 17. Jahrhundert. J. K. Mehldau: Die ersten Häuser in Langewiese, Mollseifen und Hoheleye. J. Hahnwald: Philipp (Augustinus) Baaden (1781-1846) – einer der letzten Wedinghauser Konventualen und bis 1842 Direktor des Gymnasiums Laurentianum, Arnsberg. O. Höffer: Der „Herold’sche Gesangbuchstreit“ in Attendorn. Quellen zur Volkskunde und zu den religiösen Verhältnissen 1812–1824. G. Cronau: Karl Eugen Dellenbusch (1901–1959), „Führer“ des Sauerländischen Gebirgsvereins vor und SGV-Hauptvorsitzender nach 1945. Herausgeber: Stadt Arnsberg, Der Bürgermeister, Stadtarchiv, hrsg. von M. Gosmann, Stadt- und Landständearchiv im Kloster Wedinghausen, Klosterstraße 11, 59821 Arnsberg. Der Schwammklöpper Fredeburger Heimatblätter 21/2010: H. Gierse: Zum Geleit. Festival der Kulturen „Wir sind auf einem guten Weg“. I. Beule: Caritas-Klei- derkammer des Dekanates Wormbach unterstützt seit 20 Jahren Pater Airton in Brasilien. B. Fresen: Katholische öffentliche Bücherei St. Georg. D. Hennecke: 20 Jahre Verein zur Förderung der Jugendarbeit in Fredeburg. Arbeitskreis Heimat: 20 Jahre „Arbeitskreis Heimat“ 1989–2009. A. Schrewe: Katholische Grundschule Bad Fredeburg lud zum Präsentationstag ein. B. Schüttler-Hengsten: 40 Jahre Schießsportgruppe Bad Fredeburg. Y. Pieper: St. Georg Krankenhaus in Bad Fredeburg – 100-jähriges Jubiläum –. R. Fischer: Feuerwehr macht das Leben ein Stück sicherer. Arbeitskreis Heimat: St. Georg-Schützen mit neuer Anlage im Hömberg. B. Nückel: 12. Stadtschützenfest in Bad Fredeburg. H. Gierse: Es läuft „rund“ an der Wehrscheid. Englische Militärverwaltung richtet Polizeischule ein 1945–1946. G. Schulte: Seltsame Verordnungen und Erlasse – Kurioses aus der guten alten Zeit. I. Ratte: Twiärsbraken – Fredeburger Originale. Im Namen des Königs – Dünger und Jauche kommen auf das Land. J. Lauber (†): Katasteramt Fredeburg – 1910 eingerichtet. G. Schulte: Ein neues Schulzimmer für Fredeburg – Anmerkungen zu einem Briefwechsel des Jahres 1807/08 Fredeburger Schulwesen. H. Gierse: Johann W. Sinn schuf 1759 Wormbacher Hochaltar. J. Nückel: Und da war noch ... Wehrscheid ganz oben (Höhe 450). H. Gierse: Kopfschatzregister der Stadt Fredeburg von 1865 – aus dem Archiv der Kurkölnischen Landstande vor 325 Jahren. U. Schüttler: die Hausierer des oberen Sauerlandes. H. Gierse: Sauerländische Kinderspiele. Josephine Amelunxen (†): Waigenlaid. E. Hölscher: Ein Streit um den Kahlen Asten. Die Wenne. H. Gierse: Ist meine traute Heimat. Sagen und Geschichten. G. Schulte: Ausgegraben. H. Gierse: 200 Jahre Zeitreise – Es geschah vor ... Es tut sich was in Fredeburg. U. Schüttler: Bad Fredeburg im Rückblick – vom 31. 10. 2008 bis 31. 10. 2009. Hrsg. vom „Arbeitskreis Heimat“ der S. G. V., Abteilung Bad Fredeburg 14, 57392 Schmallenberg. Handirk – Grafschaft, Latrop, Schanze in Wort und Bild 26/2009: Aus der Festschrift: Ereignisse aus dem Mutterhaus der Borromäe- rinnen, Kloster Grafschaft a) Neuer Hausgeistlicher und Krankenhausseelsorger – Mutterhaus, b) Schwester Eustachia Sluga wurde 100 Jahre alt – Mutterhaus, c) Deutsche Schule der Borromäerinnen in Alexandria/Ägypten. H. R. Schrewe: Die Chronik des Odilo Girsch 1772-1832 – Ein Grafschafter Mönch berichtet vom Klosterleben und aus dem kur-kölnischen Sauerland. B. Peine: 50 Jahre Fraunhofer Institut in Grafschaft. A. Wenzel und M. Herrchen: Tierarzneimittel in der Gülle – schädlich für die Umwelt? Aus der Kath. Kirchengemeinde St. Georg Grafschaft a) M. Heimes: 10 Jahre Kath. Öffentliche Bücherei Grafschaft im Pfarrheim. b) T. Kotthoff: Neugestaltungen rund um die St. Georg Pfarrkirche Grafschaft. c) W. Ewers: Vikar Witold D. Sojka versetzt. B. Stegmann: 50 Jahre St. BonifatiusKapelle Schanze. P. Schneider: In God’s own time we’ll meet again. – 10. April 1942: Absturz eines britischen Bombers am Heidenstock bei Schanze –. U. Vogelheim: Die Intensivgruppe JanuszKorcak-Haus in Latrop. P. D. Kloidt: Vertriebene und Flüchtliche Grafschaft. R. Beste: Rückblich 100-Jahr-Feier SkiClub Wilzenberg 1909. Private Initiative: Lebensbäume am Aberg bei Schmallenberg. M. Schrewe: Ene, mene, muh ... Kinderspiele in den 1950er und -60er Jahren. K. Schulte-Göbel: Wohnen in Grafschaft – Neues Baugebiet „Am Wilzenberg II“ erschlossen. H. Vogt: 100 Jahre Tambourkorps Grafschaft. M. Schrewe: En Möül vull Platt. Auf dem Vereinsleben: a) = A. Sporing u. G. Schmidt: Gesangsverein „Cäcilia“ 1879 Grafschaft – Jahresrückblick Juli 2008 bis Juli 2009. b) D. Vogt: Pfarrjugend Pusteblume Grafschaft. c) D. Saßmannshausen: Tambourkorps Grafschaft. d) H. Vogt: Heimat- und Förderverein Grafschaft/Schanze e. V. e) C. Heimes: St. Sebastian Schützenbruderschaft Grafschaft 1825 e. V. f) B. Vogt: Sportverein DJK RS Grafschaft 1930 e. V. Hrsg. von der St. Sebastian Schützenbruderschaft Grafschaft 1825 e. V, 57392 Schmallenberg Friedrich Georg Jünger Werk und Leben Spätestens seit dem umfangreichen Katalogband zum 100. Geburtstag des Bildhauers Eugen Senge-Platten (Fredeburg 1990) weiß man um die engen Bindungen des Autors Friedrich Georg Jün- 149 S AUERLAND N R . 3/2010 ger (1898-1977) an das Sauerland, genauer: an Siedlinghausen und den Arzt Dr. Franz Schranz, der dort über Jahrzehnte hinweg völlig uneitel einen gastfreien „Hof“ (Josef Pieper) für ihn interessierende Künstler, Autoren, Denker und Theologen ,führte‘ und diese z. T. auch massiv unterstützte. Jüngers 1942 erstmals publiziertes Gedicht an Schranz und sein im o. g. Katalog erstmals publizierter Nachruf (S. 325-29) legen beredtes Zeugnis ab von einer Freundschaft, die wohl mehr gewesen sein dürfte als eine nur lockere Bekanntschaft ähnlich denkender Intellektueller. Siegfried Olms ANDREAS GEYER, Friedrich Georg Jünger. Werk und Leben, Wien/Leipzig 2007, Karolinger Verlag, 319 S. in den völlig veränderten und neu definierten politischen Verhältnissen der noch jungen Bundesrepublik. Bd. 6), Dresden 2008, w.e.b. Universitätsverlag / Thelem, 658 S. Man konnte als Leser erwarten, beide Autoren würden – wie dies etwa in der neuen Carl Schmitt-Biografie R. Mehrings en passant geschieht (z. B. S.463) - auch den Siedlinghauser Kreis zumindest erwähnen als eine Art „Denkhütte“ (Viorat, S.330), eine lockere Verbindung konservativer, auch christlich geprägter Geister. Immerhin waren sich die Brüder Jünger und Schranz ja bereits ca. 1933 begegnet (vgl. V. Runte-Schranz, in: Schmittiana 111, 1991, S.64), und der Kontakt riss wohl bis zum Tod des Arztes 1961 nie völlig ab. Mundarttexte aus dem Hochsauerlandkreis und dem Kreis Olpe Siegfried Olms Von der Tat zur Gelassenheit So gab denn das beinahe gleichzeitige Erscheinen dreier umfangreicher Bücher zu Friedrich Georg Jünger berechtigten Anlass zu der Hoffnung, Neues über dessen Kontakte zu Schranz und zum Siedlinghauser Kreis zu erfahren. Um das Fazit vorwegzunehmen: Diese Hoffnung erfüllt sich nicht. Damit soll keineswegs behauptet werden, die Bücher von Geyer, Morat und Fröschle seien misslungen – interessierte Leser erhalten im Gegenteil vielfältige und neue Informationen über den Autor. So legt Geyer eine straffe Werkbiografie vor, die Jüngers Hauptwerke in den Mittelpunkt von Darstellung und Untersuchung stellt, dabei jedoch auf biografische Feinuntersuchungen ebenso bewusst verzichten muss wie auf die Einbeziehung von kleineren Arbeiten – und damit entfallen die auf Schranz Bezug nehmenden Texte. Fröschle und Morat konzentrieren sich in ihren Büchern auf bestimmte Phasen im Leben Jüngers: Fröschle untersucht dessen Weg vom schrill-aggressiven und antidemokratischen Pamphletisten der Weimarer Jahre bis zu seiner Umorientierung hin zum Beobachter und eigenständigen Dichter (ca. bis 1936). Morats Schwerpunkt dagegen thematisiert Jüngers Versuch der Selbstrestituierung nach dem zweiten Weltkrieg das Zu-sich-Finden, ein hochfahrend-elitäres Sich-behaupten-Wollen DANIEL MORAT, Von der Tat zur Gelassenheit. Konservatives Denken bei Martin Heidegger, Ernst Jünger und Friedrich Georg Jünger 1920-1960 (Veröffentlichungen des Zeitgeschichtlichen Arbeitskreises Niedersachsen Bd. 24), Göttingen 2007, Wallstein Verlag, 592 S. Friedrich Georg Jünger und der ,radikale Geist‘ Fröschle jedoch erwähnt Schranz mit keinem Wort. Morat nennt ihn (immerhin!) zweimal in Fußnoten mit Briefen von 1941/42 – erstaunlich, denn beide Autoren werten ansonsten unzählige, auch ungedruckte Quellen aus. Dass dabei der Siedlinghauser Kreis nicht genannt wird, könnte deshalb den indirekten Schluss nahelegen, es hätte sich bei diesem um eine zu vernachlässigende Größe gehandelt, auch für dessen regelmäßige „Teilnehmer“ von nur marginaler Bedeutung. Dies trifft sicher nicht zu – Konrad Weiß Widmungsgedichte an Schranz wie auch dessen zahlreiche Erwähnungen im Werk Josef Piepers sprechen eine deutlich andere Sprache. Daher bleibt zu wünschen, dass weitere Arbeiten und Nachlasspublikationen (Carl Schmitt, Konrad Weiß, Friedrich Georg Jünger, Josef Pieper u. a.) den Siedlinghauser Kreis und seine Geschichte endlich einmal ins Zentrum der Untersuchung rücken und in seiner Bedeutung analysieren. Siegfried Olms ULRICH FRÖSCHLE, Friedrich Georg Jünger und der ,radikale Geist‘. Eine Fallstudie zum literarischen Radikalismus der Zwischenkriegszeit (Kulturstudien „Op Platt“ – Zu den Zwecken, die der 2001 gegründete, in Cobbenrode beheimatete Trägerverein Mundartarchiv Sauerland laut Satzung verfolgt, gehören „die Direkterfassung der heute noch gesprochenen Ortsdialekte durch Aufzeichnung von Interviews, Verschriftlichung der gesprochenen Texte sowie die Anlage und Veröffentlichung einer Anthologie inklusive entsprechender Tonträger.“ Gemäß dieser Aufgabenstellung hat der Sprachwissenschaftler Dr. Werner Beckmann seit 1999 in den Kreisen Olpe und Hochsauerlandkreis Interviews mit 267 Mundartsprechern aus 129 Herkunftsorten geführt und die Gespräche auf Tonträgern festgehalten, um möglichst viele der lokalen Varianten der zum niederdeutschen Sprachraum gehörenden Mundart des kurkölnischen Sauerlandes zu dokumentieren. Hinzu kamen zahlreiche Tonaufzeichnungen von plattdeutschen Vortragsabenden an verschiedenen Orten. Neben der Absicht, mit den aufgenommenen Mundartproben das Sauerländer Platt bleibend in wissenschaftlich verwertbaren Sprachzeugnissen zu archivieren, verfolgt man mit dem vom Sauerländer Heimatbund angeregten und begleiteten Projekt „Mundarten im Sauerland“ das aktuelle Ziel, die vom Aussterben bedrohte plattdeutsche Muttersprache zu pflegen, das Interesse an ihrem Erhalt zu wecken und ihre Kenntnis durch Veröffentlichungen und CDs zu fördern. Dem dienen die vom Mundartarchiv bisher herausgegebenen acht handlichen Hefte der Schriftenreihe „Mundarten im Sauerland“. In praktischer Kombination verbinden sie den Abdruck plattdeutscher Texte unterschiedlicher Art mit der Möglichkeit, sie sich auf einer beigegebenen CD anzuhören. Dem mit der jeweiligen lokalen Mundart weniger oder gar nicht Vertrauten erleichtern in reichlicher Zahl angehängte Worterklärungen das Verstehen des vorliegenden Textes. Gedacht sind die Hefte vor allem für den Einsatz in Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen. Sie sind aber auch allen zu empfehlen, die nach Texten für plattdeutsche Veranstaltungen suchen oder 150 sich zu Hause auf einer CD Darbietungen in sauerländischem Platt anhören möchten. Inzwischen liegen folgende Hefte mit einer CD vor: Heft 2: Vortragsabend 19. März 2001 Lennestadt-Langenei, Heft 3: Vortragsabend 14. Mai 2001 Brilon, Heft 4: Vortragsabend 15. Oktober 2001 Meschede, Heft 5: Vortragsabend 12. Nov. 2001 Sundern-Endorf, Heft 6: Interview mit Hilde Beckmann aus Meschede-Remblinghausen am 12. November 1999, Heft 7: Interview mit Elisabeth Kaiser aus Oberhundem-Selbecke, Gemeinde Kirchhundem, am 24. Juni 1999, Heft 8: Hörbuch Elisabeth Kaiser (1919-2009). Ortsmundart: Oberhundem. Heft 9: Interview mit Rudi Plugge aus Lennestadt-Elspe am 24. Juni 1999. In Vorbereitung ist Heft 1 mit Texten von einem plattdeutschen Vortragsabend am 15. März 2001 in Winterberg-Züschen, Günther Becker Mundartarchiv Sauerland (Hrsg.): Op Platt. Texte aus den Kreisen Hochsauerland und Olpe zum Lesen und zum Hören. (= Schriftenreihe „Mundarten im Sauerland). Hefte und CDs 2 – 9. Meschede/Olpe 20042010. (Tonaufnahmen und Textübertragungen Dr. Werner Beckmann. Red.: Klaus Droste) ISSN 16123328. Heftpreis: 5,- EUR. Der Wirtschaftsraum Warstein Der Kunstmaler Gerhard Becker ist in der Zeitschrift SAUERLAND schon oft gewürdigt worden. Nun zeigt er sein Können in ganz neuartiger Weise. Hatte er sich in seinen bisherigen Sauerlandbänden vor allem landschaftlichen und architektonischen Phänomenen gewidmet und charakteristische Bauwerke in sauerländischen Städten und Ortschaften dargestellt, zeigt er jetzt u. a. ausdrucksvoll Menschen in den verschiedensten Tätigkeiten. Der neue Bildband, den er zusammen mit dem für den Text verantwortlichen Gerd Flaig gestaltet, hat auch eine andere Thematik als die bisher üblichen heimatkundlich geprägten Werke. Der Titel „Wirtschaften in Warstein“ kündet das schon an, S AUERLAND N R . 3/2010 präzisiert die Zielsetzung im Untertitel aber noch deutlicher: „Wirtschaftliche Grundlagen, Potenziale und Entwicklung der neun Ortschaften der Gemeinde Warstein“. Der opulent gestaltete Bildband ist mit Karten und auch Fotos angereichert und differenziert gegliedert in Abschnitte über: Landwirtschaft, Erz und Bergbau, Wald, Holzkohle und Wasserkraft, die Verkehrsentwicklung nach der Erfindung der Eisenbahn hier mit den Bahnhöfen der einzelnen Gemeinden Warsteins, der Entwicklung wichtiger industrielller Produktionsstätten bis hin zur Warsteiner Kalkindustrie. Aus dieser Aufzählung geht schon hervor, wie breit das „Wirtschaften in Warstein“ ist, ohne dass das Brauwesen, das heute den Namen Warsteins weltbekannt macht, schon genannt worden ist. Ihm gilt mit dem Kapitel „Historische Gaststätten“ (S. 86 - 120) noch ein weiterer gewichtiger Teil, um dem gesamten „Potenzial“ Warsteins gerecht zu werden. Für die eindrucksvolle Anschaulichkeit dieses breiten Themenspektrums sorgt, wie bereits erwähnt, Gerhard Becker mit begleitenden Aquarellen und vielfachen, oft bildfüllenden Zeichnungen. Im Anfangsteil vergegenwärtigt er die Landwirtschaft, geformt durch die harte Arbeit der Bäuerinnen und Bauern in Feld und Wald, wo die Köhler ihre Meiler errichteten, die für die schon früh beginnende Montanindustrie Warsteins die notwendige Holzkohle lieferten. Die Bearbeitung der reichen Erzvorkommen bis zur Stahlerzeugung in den Puddelwerken wird nicht nur im Text verständlich und ausgiebig erläutert, sondern durch Beckers Zeichnungen über die einzelnen Arbeitsprozesse noch stärker veranschaulicht. Die Produktion von Fahrzeugachsen, wie sie vorgeführt wird, brachte Warstein schon vor seinen Brauerzeugnissen Weltgeltung ein. Aber auch die wachsenden Industrien in den Gemeinden wie Sichtigvor, Allagen, Niederbergheim und Suttrop sind in Bild und Wort festgehalten. Selbstverständlich erfährt der Leser dann auch viel Interessantes über den Brauvorgang. Hier vermittelt uns Becker in bekannter Genauigkeit auch die architektonischen Besonderheiten der Vielzahl der historischen Gaststätten, in denen Warsteiner Bier seit alter Zeit ausgeschenkt wurde und wird. So ist ein überaus informatives und durch die Bilderfolge immer ansprechendes Buch über die wirtschaftliche Bedeutung des Warsteiner Raumes entstanden, das weit über Warstein und das Sauerland hinaus gewiss beeindruckte Leser finden wird. Wirtschaften in Warstein. Historische Wurzeln für heutige Erfolge, Bildband des Stadtmarketingverbandes Warstein e.V., Bilder von Gerhard Becker, Texte von Gerd Flaig, Belecke 2009, 121 S., 20,– Euro, Vertrieb über Gerd Flaig Attendorn Gestern und Heute 32/2010. B. Haberhauer-Kuschel: Erinnerung – Gedenken – Mahnung. J. Hormes: Meine Kriegsjahre und meine Gefangenschaft. G. Ortmann: Elend in den Gefangenenlagern am Rhein. M. Jolk: Glocke und Glockenturm der Waldenburger Kapelle. R. König: Die Heiligentracht in Attendorn. C. Ortmann: Das Turmkreuz St. Johannes Baptist Renovierung 2009. J. WagenerZeppenfeld: Eynmal noch ... B. Flusche: RucklaÅNufer. E. u. O. Kersting: 75 Jahre Kersting in Attendorn. M. Löcken: Neuzugänge des Museums 2009. Attendorn Gestern und Heute Mitteilungsblatt des Vereins für Orts- und Heimatkunde Attendorn e. V., Hansastraße 4, 57439 Attendorn Rechenbuch des Hermann Vasbach 1534 – 1624 Gemeindearchiv Kirchhundem veröffentlicht ein Kassen- und Familienbuch aus der Zeit der Wende zum 17. Jahrhundert Gut Vasbach ist ein seit dem 15. Jahrhundert nachweisbares Mühlengut zwischen den Orten Kirchhundem und Herrntrop im Kreis Olpe. Die Besitzer betrieben außer der Mühle zeitweise auch eine Stahlschmiede. Über Generationen waren sie auch Richter oder Gerichtsschreiber am kurfürstlichen Gericht in Bilstein. Der Hoferbe Hermann Vasbach legte 1581 ein Kassen- und Familienbuch an, in das er Nachrichten zur Familiengeschichte und zu wirtschaftlichen Betätigungen verzeichnete. Interessant sind dabei insbesondere die Aufzeichnungen zur von ihm in den Jahren von 1581 bis 1583 betriebenen Stahlschmiede sowie der Mühle. Das von ihm selbst als Rechenbuch bezeichnete Stück beinhaltet Aufzeichnungen zu Personal der Vasbach und macht auch überregionale wirtschaftliche Kontakte (Siegen, 151 S AUERLAND N R . 3/2010 Hilchenbach, Köln, Schmallenberg, Attendorn usw.) deutlich. Es enthält genealogische Aufzeichnungen, die weit vor dem Beginn der Kirchhundemer Kirchenbücher liegen und insofern für alle Nachkommen der Vasbachs von Bedeutung sind. Da auch Taufpaten angegeben werden, wird deutlich, in welchen gesellschaftlichen Kreisen die Familie Vasbach verkehrte. Als Taufpaten von Kindern Hermann Vasbachs erscheinen u. a. der spätere Paderborner Fürstbischof Dietrich von Fürstenberg und der spätere Landdrost des Herzogtums Westfalen Kaspar von Fürstenberg. Eine Taufpatin war Dorothea Becker, Ehefrau des Bilsteiner Richters Franz von der Hardt, die etwa zeitgleich als Hexe angeklagt war und einen Folterprozess über sich ergehen lassen musste. Da Hermann Vasbach oft auch Anlässe verzeichnete, aus denen er Zahlungen an sein Personal tätigte, ergeben sich zahlreiche Hinweise auf Märkte, Kirmessen, Schießspiele, Fastnachtsfeiern u. ä., wodurch ein interessanter Einblick in das gesellschaftliche Leben der Zeit um 1600 gegeben wird. Fortgeführt wurde das Buch von seinem Sohn Eberhard Vasbach (* 1570 † 1629) und dem Enkel Johannes Vasbach (* 1604 † 1653). Bei dem Rechenbuch handelt es sich um eine bedeutsame Quelle zur Wirtschafts-, Sozial- und Familiengeschichte des südwestfälischen Raumes. Für Genealogen ist das Rechenbuch deshalb besonders interessant, weil die Familie Vasbach in Südwestfalen, aber auch darüber hinaus eine zahlreiche Nachkommenschaft hat. Der Vater Hermann Vasbachs, Anton Vasbach (* um 1500 † 1590) war verheiratet mit der Adeligen Margaretha von und zu Bruch, so dass Vasbach-Nachkommen hierüber eine Anknüpfung an die adelige Familie von Bruch und deren Vorfahren, die Ritter von Hundem, erhalten. Das Gemeindearchiv Kirchhundem hat jetzt eine Transliteration des Rechenbuches, versehen mit einer zwölfseitigen Einleitung sowie einem Personen- und Ortsnamenindex veröffentlicht. Das 71 Seiten umfassende Werk im Format DIN A 4 kann zum Preis von 10 € zzgl. Versandkosten bestellt werden beim Gemeindearchiv Kirchhundem, Hundemstr. 35, 57399 Kirchhundem, Tel.: 02723 40929, Fax: 02723 9250129, E-Mail: [email protected]. Der Märker 59. Jahrgang 2010: G. E. Sollbach: Das Ryn-Gut. Ein mittelalterlicher limburgischer Lehnhof in Hagen-Halden. B. Seifen u. D. Strohmann: Architektur und Innenraumfassung der Lutherkirche in Altena. Bemerkungen zu Sanierung 1992 bis 2007. H.-H. Stopsack: „Zur Deutschen Redlichkeit“. Die Iserlohner St.-Johannis-Loge, 1796 bis 1817. W. Lehnemannn: „LG“ Gebrauchsglas aus Lü nen seit 1907. D. Simon: Der „Rote Sauerländer“ und sein Verfolger. Ein politischer Zweikampf in der Frü hgeschichte der Lü denscheider Sozialdemokratie. H. Pahl: Emmy vom Hofe (1883-1964). Eine Bildhauerin aus Lü denscheid. R. Blank: „Target Gudgeon“. Hamm und die alliierte Luftkriegsfü hrung 1940 bis 1944. Der Märker. Landeskundliche Zeitschrift für den Bereich der ehemaligen Grafschaft Mark und den Märkischen Kreis. Herausgeber: Märkischer Kreis. Der Landrat. Heedfelder Str. 45, 58509 Lüdenscheid Die Bruchhauser Steine stellen sich vor Der neue Leitfaden zum Gebiet – vierfarbig, vielseitig, umfassend, informativ – Druckfrisch liegt der neue Leitfaden zum Stiftungsgebiet „Bruchhauser Steine“ für Gäste, Besucher und Interessierte bereit. In übersichtlicher, farbiger Ausführung vermittelt er Einblick und Eindruck in das einzigartige Boden- und Kulturdenkmal, das Archäologische Reservat und den Nationalen Geotop sowie das FFH-Gebiet (Fauna-Flora-Habitat) von Europäischer Bedeutung. Die bebilderten Textbeschreibungen zeigen: Lage- und Erscheinungsbild der 4 Felsmassive auf dem Istenberg oberhalb von Bruchhausen Entstehungsgeschichte aus nahezu 400 Mio. Jahren Grabungsergebnisse in den Wallanlagen der vorrömischen Eisenzeit (ca. 500 v. Chr.) mit Fundbeschreibungen und Besiedlungsgeschichte. Eindrucksvoll werden die landschaftsprägenden Felsmassive im Bild dargestellt. Faune, Flora, Habitat (FFH), die seltenen Tiere, wie z. B. Wanderfalke und Uhu, die eiszeitlichen Reliktpflanzen w. z. die Alpen-Gänsekresse sowie die exponierten Fels-Standorte der seltenen Moose und Flechten finden Beschreibung in Text und Bild. Die Stiftung selbst und ihre Zweckbestimmung werden erläutert ebenso wie die interessanten Themenwege und ihre Beschil- derung im übersichtlichen Kartenplan dargestellt werden. Nähere Beschreibungen zu Besuch und Besichtigung sowie das Informationscenter am Eingang zum Stiftungsgebiet schließen die BildBroschüre ab. Hinweise auf angebotene Fachführungen für interessierte Gruppen ergänzen den Eindruck in das besuchswerte Naturschutzgebiet und seine historische Umgebung. Stiftung Bruchhauser Steine Historische Orgel Kloster Brunnen „Die orgl ist doch in meinen Augen und ohren der könig aller instrumenten“, schreibt Wolfgang Amadeus Mozart in einem Brief an seinen Vater. Diesem „König“ der Instrumente ist nun ein schmales, schön gestaltetes Buch gewidmet: Der Orgel in der Kirche des Kapuziner-Klosters Brunnen. Über die Kirche in der Waldeinsamkeit der Homert ist hier schon mehrfach berichtet worden, aber auch die Orgel hat eine bemerkenswerte Geschichte, die der sauerländische Or gelkenner Klaus Baulmann und ein Kreis sachkundiger Mitarbeiter – allesamt Freunde von Kloster Brunnennun in ihren Beiträgen aus den verschiedensten Aspekten beleuchten. 1801 wurde sie von Freiherr Friedrich Leopold von Fürstenberg zu Herdringen den Kapuzinern geschenkt, die nach der Säkularisation ihr Kloster verlassen mussten, immerhin blieb der letzte Ordensmann bis 1835 am Ort. Die verbliebene arme Gemeinde konnte an der Orgel nicht viel ändern, Schäden waren unvermeidlich, aber in den letzten Jahrzehnten gab es dann viele Ansätze zur Restaurierung, wie Baulmanns Aufsatz „Der lange Weg zwischen Idee und Durchführung der Orgelrestaurierung“ schildert. Sie ist zurzeit wieder im Gange und soll bald abgeschlossen sein. Diese Restaurierungsarbeiten z. B. des Orgelprospekts und der Balganlage zum „Wind machen“ werden von Expertinnen eingehend und fach- 152 kundig dargestellt. Doch nicht nur diese orgelspezifisch technischen Maßnahmen kommen zu Wort, auch die Frage, was man auf dieser historischen Orgel – einmanualig und ohne selbständiges Pedal- spielen kann, wird durch viele Musikbeispiele veranschaulicht. Darüber hinaus melden sich viele Zeugen, die sich mit der Orgel, aber auch der Kirche in ihrer idyllischen sauerländischen Umwelt verbunden fühlen. Unvermeidlich bleibt der Hinweis auf die Veränderungen in der gegenwärtigen pastoralen Situation. Das alles kann hier nur kurz aufgelistet werden, erst die persönliche Lektüre kann die vielschichtigen Einzelheiten eröffnen. Wer sich mit der Geschichte der Orgel genauer vertraut machen will, dem hilft das „Orgellexikon“ am Schluss zur Klärung der Fachausdrücke. Die zahlreichen Abbildungen führen noch anschualicher in das Leben rund um die hier so liebevoll und gründlich vermittelte Orgelwelt. Fazit: Eine rundum gelungene Vorstellung einer bewahrenswerten historischen Orgel. Klaus Baulmann: Historische Orgel Kloster Brunnen, Sundern 2010, 156 Seiten, ISBN 978-3-00-031242-7 Heimatpflege im Kreis Soest Nr. 16 – März 2010: Ein neues Heimathaus in Oestinghausen. Herbstsitzung der Ortsheimatpfleger und Vorstände der Heimatvereine. Die Ortsnamen des Kreises Soest. Der Warsteiner-Möhnetal-Geschichtsweg. Wem die Stunde schlägt. Pflichtexemplare. Projektidee für die Regionale Süd-Westfalen. Gärten und Parks in Süd-Westfalen. Kippflug als bäuerlicher Willkommensgruß. Nachrufe. Fundsache Katasterkarten. Nachrichten. Termine. Heimatliteratur. Literaten-Nachruhm. Heimatpflege im Kreis Soest; Kreisheimatpfleger Peter Sukkau, Goldschmiedeweg 21, 59494 Soest Deutscher Krieg und sauerländische Landwirtschaft Die Chronik des Theodor Droste Theodor Droste (*25. 3. 1838) aus Osterwald (Schmallenberg) hält seine Erlebnisse und Erfahrungen in Form einer Chronik fest, die von Alfred Bruns herausgegeben wurde. S AUERLAND N R . 3/2010 SEIT 1928 Theodor Droste berichtet von Lange Wende 94 – Mendener Straße 8 seinem Leben auf Tel. 0 29 32/2 43 64 – Tel. 0 29 32/71 04 dem Sonderhof, beschreibt die Teilnahme am „Deutschen Krieg“ 1866 aus Theodor Droste berichtet von schweseiner persönlichen Perspektive. ren Krankheiten, die im Bereich des Der eigentlichen Chronik stellt der Sauerlands viele Opfer forderten, auch Herausgeber einige Erläuterungen vor- ihn und seine Familie bedrohten. Der an. Alfred Bruns skizziert Eigenheiten Medizin seiner Zeit stellt er angesichts eides „Sonderhofes“ (u. a. Grundriss, La- ner Ruhr-Epidemie ein schlechtes Zeugge, Größe, Geschichte), informiert über nis aus: Medikamente gegen die Ruhr die Rolle der Landwirtschaft bis 1901, „fruchteten wenig, oder gar nicht“. erläutert Maß- und Münzangaben des (S. 37) Er betont, dass Zuwendung „das 19. Jhdts., die für das Verstehen der Hauptnothwendigste“ gewesen sei. Chronik von Bedeutung sind, verfasst ei1859 wird der Hof neu gebaut. Der nen knappen Abriss über den Deutschen Chronist liefert ein lebendiges Bild von Krieg von 1866 (Ursache, Anlass, Verder Baumaßnahme. Er beschreibt die lauf). Beschaffung und die Herstellung der Die Chronik selbst behandelt Baumaterialien (Eichenholz, Steine …), zunächst die Entstehung des Sonder- den Einsatz der Arbeitskräfte, wie z. B. hofs. Eine zeitgenössische Handzeich- des Zimmermeisters und des Maurer nung ist beigefügt. Theodor Droste be- meisters, die anfallenden Kosten. Der schreibt eingangs Besitzverhältnisse, Tag des „Hausaufrichtens“ wird hervorgeht auf die Geschichte seiner Familie gehoben, die Feierlichkeit des „Haushenäher ein. bens“ betont er besonders. Viele Gäste Theodor Droste wird am 2. 5. 1852 sind zu versorgen, „Brantwein“, Bier aus der Schule entlassen. Offenbar ist er und „14 Stück Schinken (wurden) auf ein guter Schüler, der von seinem Leh- einmal in einem großen Topfe gekocht“. rer gefördert wird. Er erhält „1/2 Jahr (S. 38 f.) Privatstunden außer der Schulzeit beim 1861/62 muss Theodor Droste, alle Schullehrer“ (S. 31). Sein Vater stimmt „Reklamationen“ (Einwände) blieben undem zu, obwohl die wirtschaftlichen Ver- berücksichtigt, seinen Militärdienst in hältnisse nicht immer einfach waren. Berlin ableisten. (S. 40). Am 9. 5. 1866 Der Junge verzichtet auf ein Studium, er erhält er seine „Ordre Einberufung zur „widmete (sich) der Bauerschaft“, auch Fahne“. (S. 45) Er muss am preußischwenn er als „Kind von 9-11 Jahren (da- österreichischen Krieg teilnehmen. Er zu) gar keine Lust hatte.“ Mit 13(!) Jah- kommentiert, dass ihn „… dieser Feldren konnte er „ohne besondere Fehler zug wol 10 Jahre (seines) Lebens gezu machen … Fahren, Pflügen, Eggen raubt“ habe (S.4 5). Der Leser erlebt den etz(etera):“(S. 31). Schließlich trifft er ei- Krieg aus der Perspektive Theodor Drone endgültige berufliche Entscheidung: stes. Er beschreibt Landschaften, Städ„Ich widmete mich nun mit Eifer mei- te, Dörfer, Quartiere (z. B. S. 57). Immer nem Stande, nämlich ein tüchtiger zu erinnert er an Kameraden und Vorgesetwerden.“ (S. 32) ze (z. B. S. 58 f.). Der Krieg verläuft aus 59755 Arnsberg-Neheim Der Leser der Chronik kann detailliert Theodor Droste auf seinem Lebensweg begleiten. 1855 wird Theodor „Knecht“ bei „Herrn Nückel zu Winkhausen“ (S. 35). Für den Chronisten steht der Wunsch dahinter, seine landwirtschaftlichen Kenntnisse zu vertiefen. Es ist eine Art Praktikum, das dem jungen Mann viel abverlangt. Er notiert: „Die Arbeiten begannen im Winter um 4 Uhr Morgens bis 8 Uhr Abends, außer der Essenszeit fast ununterbrochen…“ (S. 35). der Perspektive Preußens erfolgreich. Nicht ohne Stolz erinnert sich Theodor Droste an Empfänge, „Ehrenforten“ usw., die in verschiedensten Ortschaften für die zurückkehrenden Soldaten auf dem Marsch nach Berlin organsiert wurden. (vgl. z. B. S. 66 f.). Am 26. 9. 1866 endet sein Dienst, er verabschiedet sich „von allen lieben Freunden“ (S. 59), erreicht am 28.9. Osterwald. „Zu Hause alles gesund und wohl. Der Herbst ziemlich gut“ (S. 69) notiert er. 153 S AUERLAND N R . 3/2010 PERSONALIEN Er führt die Chronik fort. Wir nehmen wieder teil am Leben des Landwirts und Familienvaters. Robert Beule – Änderungen zeichnen sich ab. „Im Mai (des Jahres 1881) ließ ich unten im Höltchen 4200(!) Stück Tannen pflanzen; am Steinsiepen 250 Stück.“ (S. 84), sicher eine Folge der Entwicklung des Ruhrgebiets (vgl. S. 131). Der Ausbau des Wegenetzes beschäftigt ihn sehr (S. 84, 102, 104). Auf dem Hof müssen neue Wasserleitungen gelegt werden (S. 106, 114). Wir können den Weg der Kinder und anderer Familienmitglieder verfolgen: Schulbesuch, Ausbildungsverhältnisse, Krankheiten (z. B. S. 118), Hochzeiten, Sterbefälle. Das 95. Lebensjahr vollendete am 17. Juni Pastor Robert Beule aus Meschede. Für viele Kenner und Liebhaber der 1000jährigen St. Walburga Kirche in Meschede ist er ein versierter Führer durch die Geschichte dieser Kirche, die gleichsam ein Fenster in die Geschichte Meschedes und des Sauerlandes ist. Stationen seines Lebensweges als Priester und Seelsorger waren nach der Weihe zum Priester am 10. August 1947 durch Erzbischof Lorenz Jäger in der Zeit von 1947 bis 1953 Warburg-Neustadt und von 1953 bis 1955 die Gemeinde Herz Jesu in Dortmund Hörde. Es schloss sich die Ernennung zum Domvikar in Paderborn an. 25 Jahre war er dann Pfarrer von St. Walburga in Meschede. Er hat in dieser Zeit das Leben der Mescheder Pfarrgemeinde als Seelsorger nachhaltig geprägt und bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. Dazu gehören im Jahr 1965 die erste große Renovierung der Walburgakirche mit spektakulären Ausgrabungen und dem Bau der Emhildiskapelle – für die Mescheder die „Beule“. Dazu kamen weitere bauliche Initiativen wie 1974 Bau des Kindergartens St. Raphael, 1975 die Renovierung des Jugendheimes, 1976 der Neubau des St. Walburga-Kindergartens und 1984 der Neubau des Pfarrhauses mit einer Begegnungsstätte. Immer wieder galt sein Interesse und seine besondere Liebe aber „seiner“ St.-Walburga Kirche. So sorgte er zunächst 1974 für den Einbau einer neuen Chororgel, 1977 für die Einrichtung der Schatzkammer und 1983 für den Einbau einer neuen Hauptorgel. Die Chronik des Theodor Droste verdiente die Überschrift „Heimat“. Die Chronik könnte beinahe die Vorlage für ein Drehbuch sein. Kindheit, Jugend, Verantwortung eines Hofbesitzers und Familienvaters, Kriegsteilnehmer. Die Chronik vergegenwärtigt nicht nur bäuerliches Leben im 19. Jahrhundert auf einem Hof im Sauerland, sondern geht weit darüber hinaus. Die Chronik des Theodor Droste ist in ihrer Einzigartigkeit eine sozialgeschichtliche Quelle mit besonderer Bedeutung. Hans-Jürgen Friedrichs Deutscher Krieg und sauerländische Landwirtschaft. Die Chronik des Theodor Droste vom 18. Jahrhundert bis 1901. Bearbeitet von Alfred Bruns in Zusammenarbeit mit Rötger Belke-Grobe(†) und dem Schieferbergbau-Museum Holthausen Schmallenberg, Warendorf 2008 (Verlag SCHNELL) An Möhne, Röhr und Ruhr. Heimatblätter 46/2010. 150 Jahre St. Johannes-Hospital Neheim. Vorwort des Kuratoriumsvorsitzenden Hubert Cloer. Grußworte des Bü rgermeisters Hans-Josef Vogel und des Heimatbundes Neheim-Hü sten e. V. G. Schäfer und F. J. Schulte: Neheim um 1850. F.-J. Leclaire:Krankenhaus St. Johannes zu Neheim – Geschichte und Geschichten. F. J. Schulte: Bauliche Entwicklung – von 1860 bis 2010 – historischer Rü ckblick. B. Nadol: Die Entwicklung von 1974 bis heute. Die Fachabteilungen im Überblick. An Möhne, Röhr und Ruhr. Heimatblätter des Heimatbundes Neheim Hüsten e. V., Widukindstraße 23, 57579 Arnsberg ein Fredeburger, der sein Herz in Meschede verloren hat Deutlich wird seine Bedeutung gleichermaßen bei der Rückschau auf sein Wirken in verantwortlichen kirchlichen Leitungspositionen. Für die Zeit von 1968 bis 1974 wurde Robert Beule von seinen Amtsbrüdern zum Dechant des damaligen Dekanats Meschede gewählt. Von 1974 bis 1979 war er Dekan des früheren Seelsorgebezirks SauerlandNord. Die Anerkennung und Wertschätzung seiner Arbeit drückte sich in seiner Ernennung zum nicht-residierenden Domkapitular im Jahr 1975 aus. Nachhaltige Spuren hat er gleichermaßen als „Mentor“ zahlreicher Diakone und Vikare hinterlassen, die mit seiner Begleitung ihre ersten Berufserfahrungen gemacht haben. Was ihn darüber hinaus bis heute zu einer faszinierenden und Orientierung gebenden Persönlichkeit für alle Genrationen als Priester, Seelsorger und Mensch macht, ist seine bodenständige, dem Leben zugewandte und offene Lebensart. Auch mit 95 Jahren steht der gebürtige Fredeburger aufgeschlossen, interessiert und aktiv im Leben und begleitet die Pfarrgemeinde und die Entwicklungen in der Kirche mit gleich bleibendem Interesse. Die Kolpingsfamilie Meschede ist ihm als Ehrenpräses und ehemaligem Senator verbunden. Die Fronleichnamsprozession und das Mescheder Schützenfest sind in seinem Jahreskalender feste und unumstößliche Termine und Ausdruck seiner Verbundenheit mit den Menschen. Seine besondere Leidenschaft gilt seiner St.-Walburga Kirche. Ihre Erforschung als kirchen- und kulturgeschichtliches Baudenkmal ersten Ranges in Meschede und im gesamten Sauerlandes hat er zu seiner Aufgabe gemacht, seitdem er in Meschede lebt. Durch seine mit Leidenschaft – so auch in den vergangenen Sommerferien – durchgeführten Kirchenführungen haben schon viele Einheimische und Besucher die St.Walburga-Kirche auf eindrucksvolle Weise kennen gelernt. Der 17. Juni war einmal mehr Anlass für zahlreiche Menschen, Freunde und Verwandte mit einem festlich-frohen Gottesdienst und anschließender Gratulation gemeinsam mit Robert Beule dankbar auf 95 Jahre eines erfüllten Lebens zurück zu blicken. Der Sauerländer Heimatbund schließt sich mit einer herzlichen Gratulation an. Christoph Söbbeler 154 S AUERLAND N R . 3/2010 Professor Ansgar Nierhoff † Im Alter von 68 Jahren verstarb am 2. August 2010 Ansgar Nierhoff in Köln. Der Künstler wurde 1941 in Meschede geboren und wuchs auf in Siedlinghausen. Nach einer Berufsausbildung zum Maurer studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf. 1965 zog er nach Köln, wo er dann bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. 1977 nahm er an der documenta 6 teil. Von 1988 – 2008 war er Professor an der Akademie für Bildende Künste in Mainz. Ansgar Nierhoff gehörte zu den wichtigsten deutschen Stahlbildhauern, seine Werke wurden mit zahlreichen Ehrungen und Preisenbedacht und sind im öffentlichen Raum vielfach präsent. Im Jahr 2000 erhielt der den AugustMacke-Preis. Die erste Kultur am Waldskulpturenweg Wittgenstein-Sauerland stammt von ihm. Dem Sauerland blieb er zeitlebens verbunden. Wolfgang Meier SAUERLAND Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes (früher Trutznachtigall, Heimwacht und Sauerlandruf) 43. Jahrgang • Heft 3, September 2010 ISSN 0177-8110 Herausgeber und Verlag: Sauerländer Heimatbund e. V., Postfach 14 65, 59870 Meschede Vorsitzender: Dieter Wurm, Am Hainberg 8 a, 59872 Meschede, Tel. (02 91) 71 90 p, Fax (02 91) 71 90 p, 94-16 05 d, Fax 94-2 61 71. Stellv. Vorsitzende: Wilma Ohly, Goerdelerweg 7, 57462 Olpe, Tel. (0 27 61) 6 16 98. Ehrenvorsitzender: Dr. Adalbert Müllmann, Jupiterweg 7, 59929 Brilon, Tel. (0 29 61) 13 40 Geschäftsstelle: Hochsauerlandkreis, Fachdienst Kultur/Musikschule, Karin Kraft, Telefon (02 91) 94-14 62, Telefax (02 91) 9 42 61 71, E-Mail: kultur @hochsauerlandkreis.de, Postfach 14 65, 59870 Meschede Internet: www.sauerlaender-heimatbund.de Konten: Sparkasse Arnsberg-Sundern (BLZ 466 500 05) 4 000 600. Jahresbeitrag zum Sauerländer Heimatbund einschließlich des Bezuges dieser Zeitschrift 15,– EUR. Einzelpreis 4,00 EUR. Erscheinungsweise vierteljährlich. Redaktion: Günther Becker, Lennestadt. Werner Cordes, Attendorn. Dr. Theo Bönemann, Menden. Susanne Falk, Lennestadt. Norbert Föckeler, Brilon. Professor Dr. Hubertus Halbfas, Drolshagen. Heinz Lettermann, Bigge-Olsberg. Dr. Adalbert Müllmann, Brilon. Heinz-Josef Padberg, Meschede. Dr. Erika Richter, Meschede. Michael Schmitt, Sundern. Dr. Jürgen Schulte-Hobein, Arnsberg. Dieter Wiethoff, Meschede. Dieter Wurm, Meschede. Schlussredaktion: Hans Wevering, Schlossstr. 54, 59821 Arnsberg, Tel. (0 29 31) 32 62, Fax (0 29 31) 1 29 83, E-Mail: [email protected], Martin Reuther, Alter Soestweg 85, 59821 Arnsberg, Tel. (02 91) 94-14 58, e-mail: [email protected] Redaktionsanschrift: Sauerländer Heimatbund, Postfach 14 65, 59870 Meschede Lithografie, Layout und techn. Redaktion: Hans Wevering, Schlossstraße 54, 59821 Arnsberg, Tel. (0 29 31) 32 62, Fax (0 29 31) 1 29 83, E-Mail: [email protected], www.weveringlayout.de Druck: becker druck, F. W. Becker GmbH Anzeigenverwaltung: becker druck, F. W. Becker GmbH, Grafenstr. 46, 59821 Arnsberg, Ansprechpartner: Eckhard Schmitz, [email protected] Tel. (0 29 31) 52 19-21, Fax (0 29 31) 52 19-6 21. Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1. Jan. 2010. ei Ganz Alter Schneider handelt es sich um eine ausgesprochen hochwertige Spezialität, die sich in ihrem Stammgebiet - dem Sauerland traditioneller Beliebtheit erfreut. ieser Edel-Kornbrand mit 38% vol. lagert mindestens 2 Jahre in kleinen LimousinEichenholzfässern und bekommt so seinen besonderen bernsteinfarbenen Glanz und die milde, feine und weiche Note. Er wurde 4x mit dem Goldenen Preis der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), Frankfurt ausgezeichnet. www.ganz-alter-schneider.de