EKD – Im Dialog
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EKD – Im Dialog
Im Dialog Die Medienarbeit der Evangelischen Kirche Inhalt 2 Warum evangelische Medienarbeit? 4 Vom Kirchenfunk zur Medienarbeit 6 7 8 10 12 14 16 18 19 20 21 22 Christliche Sendungen im Fokus Klassische Kurzverkündigung Gottesdienste bei ARD und ZDF Talkformate im Fernsehen Verkündigung im Privatfernsehen Doku-Formate Verkündigung im Hörfunk Online im Dialog Medienpolitik und Medienaufsicht Fortbildungen und Tagungen Preise und Auszeichnungen Radio- und Fernsehsender mit christlichem Prol 24 Medienarbeit ist Teamwork 28 Kontakt / Impressum 2 Liebe Leserinnen und Leser, die Geschichte des Christentums ist auch eine Mediengeschichte. Der Gott der Bibel will sich öffentlich mitteilen. Und dazu nutzt er »Medien«: Vermittler, Menschen, die seine Botschaft aufnehmen und weiterschreiben. Wo Paulus noch Briefe in alle Welt schrieb, um die »Gute Nachricht« unter die Menschen zu bringen, nutzen wir heute technisch aufwendige Vermittlungsmöglichkeiten: Fernsehen und Hörfunk, Internet und Mobiltelefon. Bald können diese Wege durch ein evangelisches Multimedia-Portal begangen werden. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und die Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) haben mich beauftragt, Gottes Wort einladend zu übertragen und mediengerecht in Szene zu setzen. In dieser Broschüre lesen Sie, warum der Gesetzgeber den Kirchen dafür Senderechte im Rundfunk einräumt und wie die Kirchen diese Rechte ausfüllen. Was die menschliche Würde ausmacht, die nach evangelischem Verständnis weder verdient werden muss, noch schuldhaft verloren gehen kann, bringen wir in medienpolitische, -pädagogische und berufsethische Debatten ein. So soll auch in Radio und Fernsehen wie im Internet die Botschaft der Gnade Gottes deutlich vernehmbar sein. Schauen Sie rein, hören Sie zu, klicken Sie sich durch! Ich lade Sie herzlich ein! Markus Bräuer Medienbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zugleich beauftragt von der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF) 1 2 Warum evangelische Medienarbeit? Den Menschen und seine Welt in eine Beziehung zu Gott zu setzen, ist das Anliegen der evangelischen Kirche. Wer Zuspruch in seiner Ratlosigkeit oder Begleitung in seiner Trauer braucht, wer ein Gegenüber sucht, um Glück und Dankbarkeit auszudrücken, wer um Kriterien in einer existenziell wichtigen Entscheidung ringt, wer den Heiligabend christlich feiern will, soll auch in den Medien Antworten nden. All diesen Menschen, gerade, wenn ihnen das Vertrauen auf Gott fremd ist, will die evangelische Medienarbeit zeitgemäße Angebote machen. Dazu gehören eher ritualisierte Formen wie Gottesdienste und Morgenandachten genauso wie das freie Gespräch am Servicetelefon und in der Talkshow. Das Wort geht Hand in Hand mit dem Bild im kurzen Bibelclip oder in längeren neuen Dokumentationsreihen. Die öffentliche Bezeugung der christlichen Botschaft ist in der Bundesrepublik verfassungsrechtlich verankert. In den Landesrundfunkgesetzen und Staatsverträgen sind die »Drittsenderechte« unterschiedlich weit gefasst, nehmen aber auch die privaten Rundfunkveranstalter in die Picht. Auch im privaten Hörfunk nden sich Verkündigungsformate. Nach dem Agenturmodell stellen die Kirchen für das Gesamtprogramm Beiträge zu kirchlich-gesellschaftlichen Themen zur Verfügung. Die öffentlich-rechtlichen Sender geben den Glaubensthemen zweifach Raum. Zum einen erhalten die Kirchen feste Sendeplätze für ihre Verkündigungsformen: Gottesdienste, Andachten, Morgenfeiern, das kurze geistliche Wort. Bei den bundesweit empfangbaren Programmen trägt dann der Medienbeauftragte der EKD mit seinem Team die inhaltlich-theologische Verantwortung; bei den ARD-Sendern ist der Beauftragte der jeweiligen Landeskirche im Sendegebiet verantwortlich. In der Regel wechseln hier evangelische und katholische Sendungen ab. Die konfessionelle Prägung eines Sendegebietes und auch die Freikirchen werden dabei berücksichtigt. Zum anderen haben die öffentlich-rechtlichen Sender eigene Fachredaktionen mit festen Sendeterminen eingerichtet, die Themen rund um Kirche und Religion, Glaube und Gesellschaft eigenständig journalistisch umsetzen, von aktuellen kirchlichen Ereignissen berichten und kirchliche Standpunkte zu Grundfragen des öffentlichen Lebens vermitteln. Die inhaltliche Verantwortung trägt hier der zuständige Redakteur und letztlich der Intendant des Senders. 3 Oktober 1923 Beginn des Rundfunks in Deutschland Mai 1954 Erstes Wort zum Sonntag Juli 1924 Beginn der evangelischen Rundfunkarbeit Vom Kirchenfunk zur Medienarbeit Mit der ersten Rundfunksendung in Deutschland am 29. Oktober 1923 brach in der evangelischen Kirche eine heftige Diskussion über eine Beteiligung los. In einer massenwirksamen Verkündigung sahen die einen große Chancen. Man hoffte, über die Kompetenz und Prominenz der Rundfunkprediger Menschen neu an die Kirche heranzuführen. Zugleich erkannte man, dass dafür ein eigener Stil zu entwickeln war. Den Gegnern erschienen kirchliche Rundfunksendungen als gefährliche Konkurrenz zum sonntäglichen Gottesdienst. Sie warnten davor, dass der Rundfunk Menschen isoliere und die Kultur verache. Die Befürworter setzten sich durch. Unter Federführung des Evangelischen Presseverbandes für Deutschland verhandelte die evangelische Kirche mit dem Reichspostministerium sowie den neun regionalen Rundfunkgesellschaften und erhielt ab dem 6. Juli 1924 zusammen mit anderen religiösen Gemeinschaften nach und nach in fast allen Rundfunkanstalten die Möglichkeit, im Programm mitzuarbeiten: zunächst in Form einer Morgenfeier am Sonntagmorgen, später auch durch die Übertragung von besonderen Festveranstaltungen oder »hörspielartigen Sendungen religiösen Inhalts«. 4 Oktober 1959 Evangeliumsrundfunk gegründet Die Hörfunk-Macher fanden in den ersten Jahren vor allem bei Verbänden und Arbeitsgemeinschaften wie dem Gustav-Adolf-Verein oder dem Evangelischen Bund ihre Anbindung. Um das Jahr 1930 bildeten die evangelischen Kirchenleitungen landeskirchliche »Rundfunkausschüsse« und zogen damit die Rundfunkarbeit mehr und mehr an sich. Im Dritten Reich Selbst unter nationalsozialistischer Herrschaft konnten die kirchlich-religiösen Sendungen zunächst weitergeführt werden. Sie dienten dem Staat in den ersten Jahren als »Aushängeschild«. Der Staat nahm dann vermehrt Einuss auf die Auswahl der Autoren kirchlicher Sendungen. Zunächst waren es größtenteils Pfarrer, die zu der rechtsnationalen Gruppe der Deutschen Christen gehörten. Ende 1938 hatte der Staat die Gestaltung der Morgenfeiern vollständig unter seine Kontrolle gebracht. 1939 wurden die Sendungen zunächst reduziert und schließlich trotz der Proteste der evangelischen Landeskirchen ganz aus dem Programm gestrichen. 1979 Erster ZDF-Fernsehgottesdienst Oktober 1999 Erste ev. Talksendung Tacheles Januar 2001 Gründung Bibel TV 2009 Online-Start des Multimediaportals www.evangelisch.de Februar 2006 Online-Start bw|family.tv Februar 1997 Gründung Radio Paradiso Nach dem Krieg Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gingen die westlichen Alliierten daran, den Rundfunk den Besatzungszonen entsprechend wieder zu dezentralisieren. Sie lösten die Verbindung von Rundfunk und Post auf und schufen nach britischem und amerikanischem Vorbild selbstständige öffentlich-rechtliche Landesrundfunkanstalten, die der Entwicklung einer demokratischen Gesellschaft dienen sollten. Im Unterschied zu Gewerkschaften, Parteien und anderen Verbänden erhielten die Kirchen eine Sonderstellung, da sie als ein wesentlicher Teil der kulturellen Weiterbildung galten. In der DDR Auch in der DDR gab es eine kirchliche Rundfunkarbeit. Den Anfang machte 1946 die von den Kirchen verantwortete »Morgenfeier«. Nach dem Spitzengespräch zwischen Staat und Kirche im März 1978 wurden der evangelischen Kirche zusätzlich sechs Fernsehsendungen im Jahr und monatlich eine Hörfunksendung mit Berichten aus dem kirchlichen Leben zugestanden. An hohen Feiertagen gab es Gottesdienstübertragungen, zunächst zeitlich versetzt, ab 1983 auch live. Die »Morgenfeier« wurde von einem kirchlichen Beauftragten betreut, die TVBeiträge vom Referenten beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR. Die evangelische Kirche bestimmte – aufbauend auf der Barmer Theologischen Erklärung – die Position der Kirche in einer demokratischen Gesellschaft neu: Sie wollte Zeugnis von Gottes Zuspruch und Anspruch ablegen als auch deutlich herausstellen, dass Religion keine Privatsache ist. Sie trat in den nachfolgenden Jahrzehnten für die Freiheit des Rundfunks von staatlichen Einüssen ein und bemühte sich, solchen gesellschaftlichen Gruppen Gehör in der Öffentlichkeit zu verschaffen, die bislang keine Stimme hatten. Die den Kirchen in der Nachkriegszeit eingeräumte Stellung besteht bis heute. 5 Christliche Sendungen im Fokus 6 Klassische Kurzverkündigung Das »Wort zum Sonntag« Die christliche Zeitansage am Samstagabend in der ARD gehört mit über eineinhalb Millionen Zuschauern pro Sendung zu den quotenstärksten kirchlichen Sendungen in Deutschland. Vier evangelische und vier katholische Theologen wechseln sich ab. Sie geben nachdenkliche Impulse aus christlicher Sicht. Der Fall der Mauer, der Terroranschlag in New York, der Tsunami in Asien ! nach so aufwühlenden Ereignissen schalten spürbar mehr Menschen das »Wort zum Sonntag« ein. Es ist damit auch öffentliche Seelsorge und eine Zuwendung zu denen, die diese gerade besonders brauchen. denburg) und Hanns Lilje (Hannover), auf katholischer Seite die Ordensschwester Isa Vermehren, Pfarrer Lothar Zenetti, Pater Klemens Jockwig sowie Pater Johannes Leppich. Mittlerweile werden die Sendungen nicht mehr nur im Fernsehstudio vor dem berühmten blauen Hintergrund, sondern auch im Freien oder an einem thematisch passenden Ort aufgezeichnet. Die Liste der Sprecher seit dem Mai 1954 ist lang und umfasst mehr als 300 Namen. Zu den Prominenten gehören die evangelischen Pfarrer Jörg Zink, Heinrich Albertz, die Bischöfe Otto Dibelius (Berlin-Bran- www.DasErste.de/wort. Immer montags steht die aktuelle Sendung als VideoPodcast zur Verfügung, ältere Beiträge werden archiviert: 7 Gottesdienste bei ARD und ZDF Kein Christ glaubt für sich allein ARD-Gottesdienste ZDF-Gottesdienste Überlegungen, Gottesdienste im Fernsehen zu übertragen, sind so alt wie das Medium selbst. Der Nordwestdeutsche Rundfunk lmte im Dezember 1952 erstmals mit noch bescheidener Technik eine ökumenische Adventsvesper in einer Hamburger evangelischen Kirche. Das Material war jedoch nicht sendefähig. Aus der Not wurde bald eine Tugend: Die Idee zum »Wort zum Sonntag« war geboren. Seit 1979 strahlt das ZDF regelmäßig Gottesdienste am Sonntagmorgen von 9.30 bis 10.15 Uhr aus, anfangs vierzehntäglich, seit 1986 wöchentlich, im Wechsel evangelisch und katholisch. Der Gottesdienst im ZDF kommt zwar ganz bewusst aus einer realen Ortsgemeinde in Deutschland, Österreich und der Schweiz, gelegentlich auch dem weiteren Ausland, ist aber doch auf eine spezische Weise kein »normaler« Gottesdienst. Denn er wird unter professionellen Medienaspekten – zusammen mit den Produktionspartnern vom ZDF – über Wochen und Monate vorbereitet, geprobt und dann live gesendet. Ein Gottesdienst nach Drehbuch und Stoppuhr muss pastoralen Ansprüchen genauso genügen wie dramaturgischen. Die Kamerabilder übernehmen eine eigene liturgische Aufgabe. Heute überträgt die ARD zu christlichen Festen oder besonderen Anlässen meist morgens um zehn Uhr live einen einstündigen Gottesdienst. Traditionell richten die Protestanten die Christvesper an Heiligabend und die Jahresschluss-Vesper aus sowie die Gottesdienste an Karfreitag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt (in jedem zweiten Jahr), Pngstsonntag, Reformationstag, Buß- und Bettag. Wegen der föderalen Struktur der ARD bereiten die Rundfunkbeauftragten der Landeskirchen diese Gottesdienste inhaltlich vor, der Medienbeauftragte hat koordinierende Funktion. 8 Die inhaltliche Ausrichtung der Gottesdienste ist so weit gefächert wie die Interessen der Fernsehgemeinde. Gesellschaftliche, soziale und diakonische Themen haben oft Vorrang vor Kirchenjahr, Agenden und Perikopen. Die Bibelstellen und Gebete für den Sonntag werden dabei auch auf das Jahresthema abgestimmt, unter dem die ZDF-Gottesdienste stehen. Der Gottesdienst im ZDF will die Verkündigung in den Gemeinden nicht ersetzen, sondern ergänzen. Für alte, kranke und behinderte Menschen ist er eine Chance, überhaupt Gottesdienst zu feiern. Auch Fernstehenden zeigt er facettenreich evangelisches Leben. Jeden Sonntag wechseln Gebäude und Gemeinde, Menschen und Haltungen. Überall wird gebetet, gesungen und gepredigt und doch immer anders. Theologie, Liturgie und Musik sind so vielfarbig wie die evangelische Kirche selbst, ob lutherisch, reformiert, uniert oder freikirchlich. Zwei bis dreimal pro Jahr kommt der Gottesdienst aus einer evangelischen Freikirche, einmal jährlich aus einer orthodoxen Gemeinde. Dennoch ist eine gemeinsame evangelische Farbe vorhanden: die frohe Botschaft, dass Christus mit uns lebt und Gott uns liebt. Über die Jahre hat sich eine stabile Fernsehgemeinde gebildet, die den Reichtum der Frömmigkeitsstile und die Vielfalt der liturgischen Elemente besonders wertschätzt. Im Jahresdurchschnitt schalten 850.000 Zuschauer die Gottesdienstübertragung am Sonntagmorgen ein. Für manchen Zuschauer ist dies die erste Begegnung mit Menschen, die von ihrem Glauben er- zählen. Viele beteiligen sich aktiv an der Feier, beten und singen mit, wie sie das in der Ortsgemeinde auch täten. Der Gottesdienst ist das einzige Programmangebot im ZDF, das seit Einführung des Privatfernsehens seine Zuschauerzahlen verdoppeln konnte. In den Gemeinden können die Besucher am Portal dem Pfarrer oder der Pfarrerin die Hand schütteln, etwas kommentieren oder fragen; die ZDF-Zuschauer haben dazu per Telefon die Möglichkeit ! nach jeder Gottesdienstübertragung und vier Stunden lang: 0180 · 3678376. Gesprächspartner der Zuschauerberatung haben ein offenes Ohr für ein »Danke, weiter so« oder ein »Nein danke, so nicht«. Sie beantworten Fragen zum Gottesdienst und nehmen ganz persönliche Anregungen, Aufregungen und Anfragen nach Texten oder Musiktiteln entgegen, aber auch Bestellungen von Videos, DVDs und Textbüchern. Auf www.fernsehgottesdienst.de nden sich Hintergrundinformationen zu den gastgebenden Gemeinden, den Kirchengebäuden und den mitwirkenden Musikern, zu Predigttext, Ablauf und Literaturtipps sowie eine Mediathek für Musikstücke und Videoclips. 9 Talkformate im Fernsehen Wenn Protestanten Tacheles reden Um Gottes Willen – N24-Ethik »Jeder Mensch hat eine spannende Geschichte zu erzählen. Jeder trägt einen geistigen Kosmos in sich und hat eine einzigartige Sicht auf das Leben«, ndet Moderatorin Julia Scherf. Und diese Neugier auf ihr Gegenüber überträgt sich beim Zusehen. Jeden zweiten Sonntag um 8.30 Uhr wird die Sendung »Um Gottes Willen ! N24-Ethik« ausgestrahlt. Die Mittdreißigerin, in der Schweiz geboren, im Hauptberuf Richterin und Mutter von vier Kindern, hat früh erfahren, wie eine Familie Glauben lebt. Schon der Großvater war Pastor. Viele Jahre hat sie sich ehrenamtlich gemeindlich engagiert. Nun ist sie eher zufällig zum Fernsehen gekommen. Über den eigenen Glauben öffentlich zu sprechen, ist in unserer Gesellschaft beinahe tabuisiert. Julia Scherf möchte das ändern, und so fragt sie seit Sommer 2007 Prominente aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Sport danach, was sie glauben und was sie in ihrem Leben trägt. Michael Stich, Henning Scherf, Christian Wulff, HeinzRudolf Kunze, Claudia Wenzel und Karl Dall hatte sie schon zu Gast. 10 Der Sonntagstalk wechselt wöchentlich zwischen evangelischer und katholischer Ausgabe mit dem Kapuzinermönch Paulus Terwitte. Weitere Ausstrahlungen sind jeweils am darauffolgenden Samstag um 6.05 Uhr auf N24 zu sehen. Zudem gibt es mehrere Wiederholungen im laufenden Programm von N24. Produziert wird »Um Gottes Willen ! N24-Ethik« von der evangelischen Produktionsrma Eikon Nord in Hamburg. Tacheles Tacheles reden, also unverblümt die Wahrheit sagen und auch heikle Themen ansprechen ! der Titel der evangelischen Talkshow »Tacheles« ist durchaus Programm. »Wie viel Lüge verträgt die Liebe?«, fragt Moderatorin Ursula Ott zum Beispiel in die Runde, die an diesem Tag aus einem Paartherapeuten, dem Landesbischof, einem Scheidungsanwalt und einem christlich engagierten Journalisten besteht. Der stellvertretenden Chefredakteurin des evangelischen Magazins »chrismon« geht’s nicht um Konfrontation und Krawall, sondern um das sorgsame Nachdenken über den christlichen Wertekanon. Über das Für und Wider des sechsten Gebotes etwa ! Du sollst nicht ehebrechen ! ist schon viele Nächte gegrübelt worden. Zwar kann »Tacheles« allein keine Ehe retten, aber vielleicht Zuschauer dazu ermuntern, eine Krise zum Guten zu wenden, Rat einzuholen und zu neuen Einsichten zu gelangen. Bis zum Frühjahr 2009 werden die Zehn Gebote ins Leben hinein buchstabiert. Ursula Ott hat sich vorgenommen, dass am Ende jeder Zuschauer die Zehn Gebote kennt »wie das kleine Einmaleins und die Tonleiter. Damit alle dieselbe Grundlage haben, wenn sie sich darüber streiten.« Tacheles kommt jedes Mal aus einer anderen Landeskirche. Der jeweilige Bischof ist als Gastgeber dabei, die anderen Gäste kommen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Gästeliste und Sendetermine nden sich im Internet. Die evangelische Kirche veranstaltet die evangelische Talkshow zusammen mit dem Ereignis- und Dokumentationskanal Phoenix und »chrismon«, dem evangelischen Magazin. Phoenix strahlt jede Ausgabe mehrfach aus, die dann bis zu 500.000 Zuschauer erreicht. www.tacheles.tv 11 Verkündigung im Privatfernsehen Schnelle Clips & knappe Spots So gesehen Montag früh Beim Privatsender Sat.1 gibt die Kölner Autorin und Moderatorin Bettina Förster im monatlichen Wechsel mit dem katholischen Kollegen Bruder Paulus Terwitte samstags, um 16.59 Uhr einen kleinen christlichen Denkanstoß: »So gesehen«. In knappen 60 Sekunden sinniert sie, was das Leben wertvoll und reich macht, warum man den Moment genießen soll oder wieso die Kinder am Martinstag mit der Laterne durchs Land laufen. Etwa zwei Millionen Zuschauer erreicht dieses Kurzformat, das die Botschaft des Evangeliums vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse verkündigt. 1987 hatte Jürgen Fliege das erste Mal »So gesehen« präsentiert. Seitdem ist das Format mehrfach erneuert worden. Rund 400.000 Menschen schauen montagmorgens zwischen 6 und 7 Uhr auf Sat.1 zu, wenn Pastorin Ute Schlemmer Schlittschuh fährt, sich in einem Maislabyrinth verirrt, auf dem Motorrad unterwegs ist, sich die Großbaustelle der Hamburger Hafencity ansieht und sich so ihre eigenen Gedanken macht. Zeit für »Montag früh«. Frisch ist sie, gerade heraus und nah am Alltagserleben. »Wir wollen raus zu den Menschen, dort, wo das Leben ist. Wir wollen erzählen: Gott hat uns dieses Leben und die Welt geschenkt«, sagt Ute Schlemmer. Gerade in dieser Frühe und am Montag, die Pichten und Forderungen der Woche vor Augen, hat mancher Zuschauer diese Ermunterung nötig. Das Wetter, die Liebe zu Kindern, Harry Potter oder BSE ! Ute Schlemmer geht es immer um die Geschichten und Probleme des Alltags. »Denn eine kleine Erkenntnis, was in meinem Leben anders laufen könnte, kann schon große Konsequenzen für den Alltag haben«, ist die hauptamtliche Pressereferentin der Hamburger Diakonissenanstalt Alten Eichen überzeugt. Auf die Bemühungen evangelischer Medienarbeit ist es auch zurückzuführen, dass die Sat.1ProSiebenGruppe kirchlichen und kirchennahen Hilfswerken seit 2003 ermöglicht, auf ihren Sendern sogenannte »social spots« zu schalten. www.tv-ev.de/sogesehen 12 Filmtipp Bibelclip Wenn Sie auf dem Bildschirm sehen, wie vier Helden bei einer Mission im Weltall einer kosmischen Strahlung ausgesetzt werden, die ihnen Superkräfte verleiht, mit denen sie zurück auf der Erde nichts anfangen können, und eine Stimme aus dem Off sagt: »Gott schenkt uns unsere Gaben, damit wir Gutes tun können. Wir müssen nur lernen, sie zu nutzen!« ! dann sind Sie beim Zappen in den »Filmtipp« der evangelischen Medienarbeit geraten. Auf ProSieben bürstet der »Filmtipp« jeden Samstag einen Blockbuster gegen den Strich. In diesem Fall den US-amerikanischen Comic-Actionlm »Die Fantastischen Vier«. Die »Bibel-Clips« auf RTL verbinden Woche für Woche aktuelle Nachrichtenbilder mit einem Bibelzitat und deuten so das Zeitgeschehen. Am Konrmationstag 2008 heißt es: »Gott hat seinen Engeln befohlen, dich zu beschützen, wohin du auch gehst.« Der 30-Sekunden-Clip ist sonntags um 17.35 Uhr zu sehen. Er wird dann noch mehrfach wiederholt und erreicht so durchschnittlich vier Millionen Zuschauer. Der Kölner Privatsender RTL stellt der evangelischen Kirche außerdem Sendezeiten für Clips zur Verfügung, mit denen für Events wie den jährlichen Motorradgottesdienst in Hamburg, den Deutschen Evangelischen Kirchentag oder den Deutschen Kinderpreis geworben wird. Produziert werden die Clips von der evangelischen Produktionsgesellschaft Eikon Nord in Hamburg. Hier haben die Kirchen die Programmphilosophie eines Senders aufgegriffen, der sich durch das Abspielen erfolgreicher Spiellme und Serien beim Zuschauer proliert, und dazu ein passendes Kurzformat entwickelt. Seit 2003 klopft der »Filmtipp« den ProSieben-Spiellm der Woche auf seine ethisch-religiöse Dimension hin ab. 13 Doku-Formate Sendungsbewusst Jung und weg »Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern alle Völker, tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie alles halten, was ich euch aufgetragen habe«, mahnt Jesus im Matthäusevangelium. Alle Christen haben eine solche »Sendung«, eine Mission. »Mission heißt, zeigen, was man liebt«, so hat es der Theologe Fulbert Steffensky einmal ausgedrückt ! auf die Schätze des christlichen Glaubens anspielend. Wie zeigt man, was man solchermaßen liebt, im Programm von RTL? Der Medienbeauftragte der EKD und die katholische Fernseharbeit gehen hier gerade einen neuen Weg. Junge Leute, die aus christlichem Antrieb als Entwicklungshelfer in die Welt ziehen, werden über Monate mit der Kamera begleitet. Das ist eine Gratwanderung für Autoren und Protagonisten, ein Balancieren zwischen Authentischem und Erzähltem, zwischen Beobachten und Inszenieren, zwischen Finden und Ernden. Denn bei diesem Programmformat verbinden sich dokumentarisches Er- 14 zählen und die Dramaturgie der Serie miteinander. In Szenen aus dem »wirklichen« Leben stellen Laien sich selbst dar. Ihre Geschichten werden parallel montiert, vielleicht auch kontrastiert. Den Anfang machen ! auf evangelischer Seite ! zwei junge Leute, die mit dem Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) nach Peru ausreisen. Sie lassen alles zurück, um Menschen in anderen Ländern dabei zu helfen, sich selbst zu helfen. »Jung und weg« erzählt ihre Geschichte vom schweren Abschied von Familie und Freunden bis zum Start in der neuen Heimat, von Begeisterung und Aufbruchstimmung bis hin zu Ernüchterung und Zweifel. Was christliche Motivation und kirchliches Engagement nicht nur in Übersee bewirken können, wird so augenfällig. Glaubenssachen Die Schätze des Glaubens breitet auch die KirchenSendung »Glaubenssachen« bei der Deutschen Welle TV aus, und zwar aus deutscher Sicht und mit Blick aufs Ausland. Denn die Deutsche Welle ist der deutsche Auslandsrundfunk mit Standorten in Bonn und Berlin. Er ist Teil der ARD. Zur Deutschen Welle gehören DW-Radio ! ein Hörfunkprogramm, DW-TV ! ein Fernsehprogramm und dw-world.de ! ein Internetangebot in 30 Sprachen. »Glaubenssachen« zeigt, was in der evangelischen Kirche und in der katholischen Kirche in Deutschland geschieht. Es geht um Glaubenszeugnisse und Sinnfragen, christliches Engagement und soziale Verantwortung, den Beitrag zu Gesellschaft, Kultur und Kunst. »Glaubenssachen« schildert Alltagserfahrungen von Christinnen und Christen, berichtet über Ereignisse in der Welt des Glaubens, über das Leben und die Arbeit der Kirchen in Deutschland und in anderen Ländern. Es geht auch um den Dialog der Kirchen, ihre Beziehungen zueinander und ihr Verhältnis zu den anderen Weltreligionen. Und so zeichnet »Glaubenssachen« zum Präsidentschaftswahlkampf in den USA die Welt des liberalen Protestanten Barack Obama nach, erinnert an den 200. Geburtstag des Sozialreformers Johann Hinrich Wichern oder rühmt die Poesie der Psalmen. »Glaubenssachen« ist in Deutsch an jedem ersten Sonntag im Monat zu sehen um 15.30 und 21.30 Uhr sowie dann am Montag um 3.30 und 9.30 Uhr. Außerdem in Englisch als »Faith Matters«, auf Spanisch als »Cuestion de Fé« und Arabisch untertitelt für DW-Arabia. In den ungeraden Monaten ist dieser Sendeplatz in der Regel in evangelischer Verantwortung. Die Deutsche Welle ist mit ihrem Fernsehprogramm rund um den Globus im Internet und über ein dichtes Satellitennetz zu empfangen. Unabhängig vom Ausstrahlungstermin können Interessierte die »Glaubenssachen« auch als Video-Podcast abonnieren. 15 Verkündigung im Hörfunk Glaube kommt aus dem Hören Der Hörsinn ist menschheitsgeschichtlich älter und wesentlicher als der Sehsinn, auch wenn sich Letzterer heute gerne in den Vordergrund schiebt, wenn wir sagen: »Ich glaube nur, was ich sehe.« Das Entscheidende der biblischen Gottesbegegnung vollzieht sich im Hören auf Gott, im Hören auf sein Wort. Deshalb hebt die Schöpfungsgeschichte mit einem Wort an. Und so mahnt Paulus im Römerbrief: »Der Glaube kommt aus dem Hören!« Darin liegt wohl auch begründet, dass der Protestantismus das Medium des »Fern-Sehens« dem Hörfunk in seinem theologischen Stellenwert lange nachgeordnet hatte. Im Lauf einer Woche könnte man, alle deutschen Radioprogramme zusammengenommen, mehr als 24 Stunden Sendungen mit christlichem Prol hören. Davon sind nur ein Teil kirchliche Programme im engeren Sinne, also in der inhaltlichen Verantwortung der EKD, der Freikirchen und der Landeskirchen. Den anderen Teil produzieren und verantworten die Fachredaktionen der öffentlich-rechtlichen Sender. Hier stellen wir Ihnen die bundesweit empfangbaren Kirchensendungen im Deutschlandradio und bei der Deutschen Welle vor, für die der Medienbeauftragte der EKD und der Freikirchen zuständig ist. Außerdem 16 sind geistliche Anregungen und Gedanken zum Auftanken, Informationen aus Kirche und Gesellschaft im privaten Hörfunk zu nden und haben dort eine große Hörerschaft. Wer den Werktag mit einer evangelischen Sendung beginnen will, kann das alltags mit dem »Wort zum Tage« vom Deutschlandradio Kultur ab 6.23 Uhr tun oder mit der »Morgenandacht« im Deutschlandfunk täglich von 6.35 bis 6.40 Uhr. Die evangelische und die katholische Kirche wechseln sich in der Gestaltung der Rundfunk-Andachten ab. Am Freitag hören Sie in der evangelischen Sendewoche im Deutschlandfunk die »Gedanken zur Woche«, die ein aktuelles Thema in den Blick nehmen: Lässt sich Freiheit friedlich erhalten? Sind unsere Gene nun entschlüsselt? Kann man mit Jesus Sozialpolitik machen? Oder: Können Menschen sich wirklich ändern? Im Anschluss haben die Hörer Gelegenheit, sich telefonisch mit dem Autor auszutauschen. Weil das Gehörte so schnell veriegt, nden sich Manuskripte und Autoreninfos zu allen Andachtssendungen auch auf der Website der evangelischen Medienarbeit www.tv-ev.de sowie als audio on demand auf www.dradio.de. Eingehender werden Lebens-, Sinn- und Glaubensfragen sonn- und feiertags von 7.05 bis 7.30 Uhr christlich bedacht und musikalisch inspiriert: »Feiertag« heißt die Sendung im Deutschlandradio Kultur. Den christlichen Sonntagmorgen im Deutschlandfunk eröffnet um 8.35 Uhr ein geistlicher Essay zu Themen der Zeit, genannt »Am Sonntagmorgen«. Seit einigen Jahren erscheint ein Begleitbuch zur Sendereihe in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig. Titel waren: »Eigentlich ein Liebesbrief«, »Worauf du dich verlassen kannst – Prominente schreiben ihren Enkeln«, »Die Kunst des Alterns« oder »Menschen von nebenan«. 2009 unternimmt das Begleitbuch zur Sendereihe unter dem Motto »Beffchen – Bibel – Butterkuchen« Expeditionen ins evangelische Leben. Wer als deutscher Geschäftsmann in Singapur lebt, zur See fährt oder am Hindukusch stationiert ist, früher mal in Deutschland studiert hat oder mit einem Deutschen in den USA oder einem deutschstämmigen Lutheraner irgendwo in Russland verheiratet ist, wer als Deutscher Urlaub im Ausland macht und die Verbindung zu den Glaubenswurzeln nicht ver- lieren will ! für den machen die kirchlichen Sendungen auf DW-Radio Angebote. Über die traditionelle Kurz welle, über Satellit oder auch über das Internet lassen sich die Gottesdienste rund um den Globus empfangen und mitfeiern, den die Deutsche Welle und der Deutschlandfunk sonn- und feiertags von 10.05 bis 11.00 Uhr übertragen. So lässt sich die Vielfalt der evangelischen Gemeinden zwischen Kiel und Konstanz, Kleve und Cottbus kennenlernen: von den Lutheranern Bayerns bis Nordelbiens, den unierten Gemeinden der Pfalz oder des Rheinlands, den reformierten Protestanten von Jever bis Berlin. Ganz zu schweigen von den unterschiedlichen Freikirchen, die so zum Gottesdienst einladen. Auch das »Wort zum Sonntag« der Deutschen Welle und die Sendungen zu den kirchlichen Feiertagen und Neujahr sind über DW-Radio weltweit zu hören. www.tv-ev.de www.dradio.de. www.dw-world.de 17 Online im Dialog Das evangelische Internet-Angebot wächst Wer heute nach aktuellen Nachrichten, neuen Kontakten oder amüsanten Videos sucht, geht ins Internet. Das Netz bietet Information, Unterhaltung und Gemeinschaftsgefühl. Bereits in wenigen Jahren wird es für viele Altersgruppen das Leitmedium schlechthin sein. Bei Jugendlichen ist das World Wide Web schon heute wichtiger als Fernseher, Radio oder Zeitung. Aber auch die Generation 50 plus, die sogenannten Silver Surfer, nutzen das Internet immer stärker. Internet und Fernsehen wachsen weiter zusammen, Notebook und Handy ermöglichen deren Nutzung auch unterwegs. Die Medienarbeit der EKD ergreift diese Chance und macht die evangelische Sicht auf gesellschaftlich relevante Themen künftig via Internet leichter aufndbar: 2009 geht das neue Multimedia-Portal evangelisch.de online. Es ist inhaltlich journalistischen Qualitätskriterien verpichtet und technisch spürbar auf der Höhe der Zeit. ZDF-Gottesdienste, das »Wort zum Sonntag«, Audio-Podcasts und Filme im Video on demand werden hier ebenso abrufbar sein wie 18 Andachten und aktuelle Bewegtbildnachrichten. Als das publizistische Portal der Evangelischen Kirche in Deutschland wird evangelisch.de die Plattform sein, um protestantische Positionen ins Gespräch zu bringen und gleichzeitig stärker zu prolieren. Über Foren, Online-Communitys und weitere Web 2.0-Angebote vernetzt und beheimatet evangelisch.de Christenmenschen aller Altersstufen und unterschiedlicher Frömmigkeit. In der sich rasch entwickelnden Medienwelt vermittelt die EKD mit einer Vielzahl an Initiativen Rat und Hilfe für den Umgang mit dem Internet. Gemeinsam mit öffentlich-rechtlichen wie privaten Sendern organisiert sie regelmäßig Tagungen, um die Chancen, aber auch die Gefahren des Internets zu einem öffentlichen Thema zu machen. Die Kommission für Jugendmedienschutz, die Bundeszentrale für politische Bildung und die katholische Deutsche Bischofskonferenz sind dabei bewährte Partner. Medienpolitik und Medienaufsicht Gutes fordern und fördern »Prüft aber alles, und das Gute behaltet.« Das rät Apostel Paulus in 1. Thessalonicher 5,21, als hätte er schon im Rundfunkrat eines öffentlich-rechtlichen Senders gesessen. Was behaltenswert ist in den deutschen Rundfunkprogrammen und was korrigiert werden muss, darüber wachen die Aufsichtsgremien der Sendeanstalten und Landesmedienanstalten, in die auch die beiden Kirchen Vertreter entsenden. Um den Erfahrungsaustausch dieser kirchlichen Gremienvertreter zu erleichtern und eine gemeinsame Fortbildung zu ermöglichen, organisiert der Medienbeauftragte jährliche Tagungen. Die vom Gesetzgeber gewünschte kirchliche Mitwirkung im Rundfunk ndet auch auf der großen politischen Bühne statt, etwa bei der Novellierung der Rundfunkstaatsverträge. Dabei kommt die spezisch evangelische Perspektive immer wieder neu zum Tragen, die Freiheiten nicht einschränken, sondern verantwortlich gestalten will. Auf vielen gesellschaftlichen Podien und im Gespräch mit Senderverantwortlichen setzt der Medienbeauftragte der EKD Freiheit und Verantwortung immer wieder neu ins Verhältnis. Zudem richtet er jährlich mit dem Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik und der Evangelischen Akademie zu Berlin die Berliner Medienrede und die Berliner Mediengespräche aus, bei denen die sechs Inforadios der ARD Medienpartner sind. Die evangelische Medienarbeit richtet ein besonderes Augenmerk auf die Medienpädagogik. Nicht nur zu mahnen, was kritikwürdig ist, sondern gute Beispiele zu fördern und auszuzeichnen, ist die Haltung des präventiven Jugendmedienschutzes im Blick auf Fernsehprogramme wie auf Internetseiten. Deshalb hat die Evangelische Kirche in Deutschland seit Jahren viel Zeit und Geld investiert, um die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu stärken und werthaltige Kinderprogramme zu entwickeln. Und so wurde für den Medienpreis der Evangelischen Kirche eine gesonderte Kategorie eingerichtet, die Kinderprogramme auszeichnet. Der unter Federführung der EKD gegründete »Erfurter Netcode«, der Qualitätskriterien für kindgerechte Websites fördert, ist inzwischen in das Projekt der Bundesregierung »Ein Netz für Kinder« integriert worden. 19 Fortbildungen und Tagungen Professionalität stärken Das Vertrauen auf Gott und die Orientierung aus dem christlichen Glauben in den Medien weiterzugeben, das verpichtet doppelt: Gottes Botschaft muss einladend vermittelt werden, und sie muss richtig ankommen: frisch und fröhlich, fromm und frei. Da tut sich ein weites Arbeitsfeld für das Team des Medienbeauftragten auf: Die Liturgie einer Ortsgemeinde muss mit den Mitwirkenden behutsam an FernsehGewohnheiten und produktionstechnische Erfordernisse angepasst werden, die Prediger und Sprecher müssen auf Verständlichkeit ihrer Rede und ihre Präsenz vor der Kamera hin geschult werden. Neue Autoren für die Andachtssendungen im Hörfunk müssen nicht nur gefunden und gecastet, sondern dann auch fortgebildet werden. Die Mitarbeiter des Medienbeauftragten organisieren diese Schulungen im Blick auf ihre Sendeformate mehrmals jährlich. Allein für die Gottesdienstübertragungen im ZDF nehmen jedes Jahr etwa 60 Mitwirkende an Weiterbildungen teil. Wie man den evangelischen Gottesdienst, traditionell wortorientiert, fernsehgerecht gestaltet und die Liturgie bild afn weiterentwickelt, reektiert Pfar- 20 rerin Charlotte Magin zusammen mit dem praktischen Theologen Helmut Schwier in den Büchern »Kanzel, Kreuz und Kamera«, die in der Evangelischen Verlagsanstalt erschienen sind. Professionalität in den Medien verlangt von den dort Tätigen auch das Nachdenken darüber, was der gesellschaftlichen Orientierung dient, und ebenso, was Kindern schadet. »Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient dem Guten«, so hat es Apostel Paulus formuliert. Einem solchen berufsethischen Diskurs für Journalisten bietet die evangelische Medienarbeit verschiedene, regelmäßig wiederkehrende Bühnen: der Frankfurter Tag des Online-Journalismus, die Frankfurter Hörfunkgespräche, die in Kooperation mit dem Grimme-Institut veranstaltet werden, verschiedene Jugendmedienschutztagungen und die evangelische Radio- und TV-Kommission beim Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik sowie die Tutzinger Medientage sind Fachforen für solchen kollegialen Austausch. Preise und Auszeichnungen Publizistik-Pionier Robert Geisendörfer Robert Geisendörfer Preis Deutscher Kinderpreis Die evangelische Medienarbeit hat der bayerische Pfarrer Robert Geisendörfer (1910 - 1976) wesentlich geprägt. Als nach dem Krieg die Sonntagsblätter lizenziert wurden, als der evangelische Pressedienst mit seiner Regionalstruktur entstand, als der öffentlichrechtliche Rundfunk aufgebaut wurde, als über die ersten Gottesdienstübertragungen und das »Wort zum Sonntag« nachgedacht wurde: Geisendörfer war überall dabei. Er war Ernder und Förderer in Personalunion. Schließlich installierte er als publizistische Zukunftswerkstatt das Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main, war dessen erster Direktor und auch erster Fernsehbeauftragter der evangelischen Kirche. Verglichen mit dem Robert Geisendörfer Preis steckt der Deutsche Kinderpreis noch in den Kinderschuhen. Der Medienbeauftragte der EKD und das Kinderhilfswerk World Vision Deutschland hatten ihn 2007 ins Leben gerufen, um die Lebensbedingungen von Kindern zu verbessern. Der Preis versteht sich als Appell, Kindern die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdienen; als Ermutigung, Prozesse von Veränderung in Gang zu setzen; als Unterstützung für die, die sich auf den schwierigen Weg der Veränderung einlassen und als Anerkennung für diejenigen, die Vorreiter sind. Die sechs Preis-Kategorien werden auf der Homepage beschrieben. Die erste Preis-Gala im November 2007 in Köln übertrugen RTL und SuperRTL im Weihnachtsprogramm. 600.000 Menschen sahen zu, als 26 Initiativen, Vereine, Städte und Unternehmen ausgezeichnet wurden. Im Jahr 2008 wurde der Kinderpreis in Hannover übergeben. An diesen Mentor evangelischer Medienarbeit erinnert der Robert Geisendörfer Preis, der seit einem Vierteljahrhundert jährlich für herausragende Hörfunk- und Fernseh-Produktionen, seit 2004 auch an Kindersendungen vergeben wird, wenn sie den christlichen Glauben vertiefen, das menschliche Verantwortungsbewusstsein stärken, den sozialen Zusammenhalt von Gruppen prägen und die Vermeidung von Gewalt fördern. www.geisendoerfer-preis.de. www.kinderpreis.de 21 Radio- und Fernsehsender mit christlichem Prol bibel.TV [tru:] young television Hinter dem christlichen Familiensender steht eine gemeinnützige GmbH mit einem überkonfessionellen Gesellschafterkreis aus evangelischen, katholischen und freikirchlichen Unternehmen, Missionswerken sowie Organisationen aus der Medienbranche. Die Gesellschafter verbindet miteinander der christliche Glaube und der Wille, die Bibel ins Fernsehen zu bringen. bibel.TV sendet seit dem 1. Oktober 2002 und kann derzeit über Kabel, Satellit und DVB-T von zwölf Millionen Haushalten in Deutschland sowie von 40 Millionen Haushalten in Europa empfangen werden. In dem 24-Stunden-Programm gibt es Spiellme, Bibellesungen, Dokumentationen, Musik für Jung und Alt, Zeichentricklme für Kinder, Magazinsendungen und Gesprächsrunden rund um die Bibel und den christlichen Glauben. bibel.TV nanziert sich zu 85 Prozent über Spenden der Zuschauer und Freunde des Programms. Seit Dezember 2007 gehört der gemeinnützigen bibel.TV GmbH zusätzlich der Jugendsender [tru:] young television an, der erste christliche Jugendsender Deutschlands. Zielgruppe sind die 14- bis 29-Jährigen. 24 Stunden lang wird gesendet, was Teens, Jugendliche und junge Erwachsene interessiert: Musik, Fun, Action und Themen, die das eigene Leben beziehungsweise den Glauben betreffen. Der Schwerpunkt des Programms liegt im Musikbereich. Daneben gibt es Dokumentationen, Spiellme, Comedy-Formate sowie Aufzeichnungen von christlichen Jugendveranstaltungen. Auf der Homepage ndet man außer dem Livestream auch noch die gerade entstehende [tru:] Community, Infos zu Musik, den [tru:] Blog und »Spiritual Food«. Von bibel.TV wechselte die Musiksendung »Jericho Hammerbrook« (jetzt mit dem Zusatz »2.0«) auf den neuen Sender. Wie zuvor bibel.TV verdankt auch das Tochterprojekt seinen Sendestart einer einmaligen Anschubnanzierung, die von einer Stiftung stammt. www.bibel-tv.de. www.trutv.de 22 bw|family.tv Radio Paradiso Ein neuartiges Geschäftsmodell steht hinter bw|family. tv, das seit Februar 2006 ein werteorientiertes Vollprogramm ausstrahlt. Für Produktion, Finanzierung und Vermarktung der Programmbestandteile sind die der bw|family.tv GmbH & Co. KG in Stuttgart angehörenden Produktionsunternehmen in voneinander unabhängigen Standorten verantwortlich. Das Produzenten-Netzwerk liefert die Inhalte an die Sendezentrale mit Sitz in Karlsruhe. Das Programm bietet Magazine zur Arbeitswelt, Lebenshilfe, Service- und Familienthemen sowie tagesaktuelle Informationen aus BadenWürttemberg, aber auch christliche Sendeformate. Dabei haben die Programmmacher insbesondere die Zielgruppe 39plus im Auge. »bw|family.tv orientiert sich an den Interessen und Fragestellungen von Menschen, die Lebenserfahrung haben und in ihren Familien Verantwortung tragen«, so Hanno Gerwin, Programmchef und Geschäftsführer. bw|family.tv ist empfangbar im analogen und digitalen Kabel in BadenWürttemberg. Seit gut zehn Jahren sendet Radio Paradiso auf 98,2 MHz vom Kleinen Wannsee in Berlin. Die ersten Jahre waren stürmisch: Der Sendebetrieb muss bis heute überwiegend aus Werbeerlösen nanziert werden, was erst seit 2002 gelingt. Auch behagte manchem der Schmuse-Sound vergangener Jahrzehnte in Verbindung mit der christlichen Ausrichtung nicht. Doch mittlerweile hat der Sender seine Nische gefunden: 33.000 Berlinern pro Stunde und 280.000 am Tag gefällt das gut gelaunte Pop-Wellness-Programm. Die Radio Paradiso GmbH & Co. KG gehört 85 Einzelkommanditisten, die zusammen mit der Berliner Landeskirche, der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Berlin-Schöneberg, der Evangelischen Darlehnsgenossenschaft, dem Evangelischen Presseverband Nord und der Immanuel Diakonie in Berlin im Programmbeirat sitzen. Eine Theologin betreut hauptamtlich die stündlichen »Gedanken zum Auftanken«. Mittlerweile ist Radio Paradiso auch in Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt und Guben zu hören. www.bwfamily.tv www.paradiso.de 23 Charlotte Magin, Markus Bräuer, Stephan Fritz Medienarbeit ist Teamwork Die vielfältigen medialen und publizistischen Aktivitäten der Evangelischen Kirche in Deutschland stimmen der Medienbeauftragte der EKD, Oberkirchenrat Markus Bräuer, der Medien- und Publizistikreferent des Kirchenamtes der EKD, Oberkirchenrat Udo Hahn, und der Direktor des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik, Jörg Bollmann, in den Grundlinien miteinander ab. Für die Intendanten der öffentlich-rechtlichen und die Geschäftsführer der Privatsender ist Markus Bräuer der direkte Ansprechpartner. Er vertritt die evangelische Medienarbeit in der Öffentlichkeit. So leitet er die Arbeit der Senderbeauftragten und befördert konzeptionelle Entwicklungen. Markus Bräuer ist vom Rat der EKD berufen und berichtet an ihn. Zugleich ist er durch die Vereinigung evangelischer Freikirchen (VEF) beauftragt. Die Senderbeauftragten im Team des Medienbeauftragten organisieren die Programmarbeit in den Sendern. Sie sind im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main angestellt. 24 Die Gottesdienste und das »Wort zum Sonntag« in der ARD koordiniert Pfarrer Dr. Thomas Dörken-Kucharz. Er begleitet die Wahl der evangelischen »Wort zum Sonntag«-Sprecher, leitet deren Fortbildung und stimmt die Gottesdienste mit der katholischen Rundfunkarbeit ab. Zu diesem Aufgabenbereich gehören auch die bundesweiten Konferenzen der kirchlichen Senderbeauftragten, die Radio- und TV-Kommission der evangelischen Rundfunkarbeit, die Berliner Mediengespräche, der Frankfurter Tag des Online-Journalismus und die Jugendmedienschutztagung. Als Chef vom Dienst koordiniert er die Rundfunkarbeit für den Medienbeauftragten. Für die evangelischen Gottesdienste im ZDF ! 25 im Jahr ! sind Pfarrerin Charlotte Magin und Pfarrer Stephan Fritz zuständig. Jede Gottesdienstübertragung ist mit fünf bis acht Besuchen in den Gemeinden verbunden. Über Wochen werden die Drehbücher in der Gemeinde erarbeitet und mit dem Sender abgestimmt. Zur Fortbildung und Vorbereitung derjenigen, die am Fernsehgottesdienst mitwirken, werden zweimal jährlich Kameratrainings angeboten. Dr. Thomas Dörken-Kucharz Petra Schulze Die Zuschauerberatung, die die insgesamt fünfzig Telefonseelsorger nach den Gottesdiensten leisten, und ein eigener Webauftritt für die Gottesdienste komplettieren das Serviceangebot dieses Arbeitsbereiches. Deutschen Welle werden in der Berliner Auguststraße betreut. Pfarrerin Petra Schulze ist für wöchentlich siebzig Minuten Programm zuständig, rechnet man alles zusammen. Sie organisiert die Autorenteams, redigiert die Manuskripte, produziert einen Teil der Sendungen und leitet die Fortbildungen ihrer Autoren. Außerdem gehören die Frankfurter Hörfunkgespräche, die in Kooperation mit dem Adolf-GrimmeInstitut verantwortet werden, zu diesem Arbeitsfeld. Die Geschäfte des Robert Geisendörfer Preises führt Claudia Cippitelli. Ausschreibung und Jurysitzungen, Sichtung der eingesandten Beiträge und Preisverleihung wollen sorgfältig vorbereitet sein. Claudia Cippitelli gibt zusammen mit anderen das »Jahrbuch Fernsehen« heraus, das vom Adolf-Grimme-Institut, der Deutschen Kinemathek, der Fachzeitschrift »Funkkorrespondenz« und dem Institut für Medienund Kommunikationspolitik publiziert wird. Die Tutzinger Medientage, die aktuelle medienpolitische Themen, Programmfragen und Programmentwicklung des Fernsehens aufgreifen, sind traditionell auch Teil dieses Arbeitsbereiches. Morgenandachten, Worte zum Sonn- und Feiertag, geistliche Featuresendungen sowie Gottesdienstübertragungen im Deutschlandradio und bei der Zum Arbeitsgebiet des Medien-Teams gehört auch die Beauftragung für das Privatfernsehen und für Phoenix. Alles, was die EKD auf Sat.1, RTL, ProSieben, N24 und Phoenix verantwortet, ob Clip oder Spot, Talk oder Doku, als auch neue Formate und Inhalte für die Handy-TV-Plattformen, werden in der evangelischen Medienarbeit betreut beziehungsweise entwickelt, unterstützt durch eine evangelische Produktionsgesellschaft. Weil RTL die Gala des Deutschen Kinderpreises überträgt, laufen hier auch die Fäden für den Deutschen Kinderpreis zusammen. 25 26 27 Kontakt Der Medienbeauftragte des Rates der EKD Oberkirchenrat Markus Bräuer Emil-von-Behring-Straße 3 60439 Frankfurt am Main Tel 069 · 580 98-158 [email protected] Chef vom Dienst und ARD-Beauftragter Pfarrer Dr. Thomas Dörken-Kucharz Tel 0 69 · 580 98-101 [email protected] Senderbeauftragte für ZDF-Gottesdienste Pfarrerin Charlotte Magin Tel 069 · 580 98-198 [email protected] Pfarrer Stephan Fritz Tel 030 · 283 95-134 [email protected] 28 Senderbeauftragter für private Fernsehsender und Phoenix N.N. Geschäftsführung des Robert Geisendörfer Preises Claudia Cippitelli Tel 069 · 580 98-186 [email protected] Senderbeauftragte für Deutschlandradio und Deutsche Welle Pfarrerin Petra Schulze Tel 030 · 283 95-141 [email protected] Die evangelische Medienarbeit im Internet www.tv-ev.de Impressum Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Oberkirchenrat Markus Bräuer Emil-von-Behring-Straße 3 60439 Frankfurt am Main Tel 069 · 580 98-158 Fax 069 · 580 98-320 [email protected] Stand November 2008 Gestaltung NORDSONNE IDENTITY, Berlin Druck DZA Druckerei zu Altenburg GmbH Bildnachweis bw/family.tv GmbH & Co. KG: S. 23 l. Eikon Nord: Seiten 12 r. / 13 r. EPD-Bild: Seiten 1 / 3 r. / 4-5 / 6 u. / 7-11 / 12 l. / 14 / 18-19 / 21 l. / 22 / 23 r. Deutsche Welle: Seite 15 GEP/Rundfunkarbeit: Seiten 16 / 20 / 21 r. Stephan Feder: Seiten 2 / 3 l. / 6 o. / 17 / 24-27 ProSieben: Seite 13 l. tv-ev.de