Pressemappe Schuhtick im LVR
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Pressemappe Schuhtick im LVR
PRESSEUNTERLAGEN -2- INHALT DER PRESSEMAPPE __________________________________________________________ SCHUHTICK. Vom Ötzi-Schuh zum High Heel Erlebnisausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn 20. September 2012 bis 10. März 2013 Seite 3 Presseinformation Seite 5 Daten und Fakten Seite 6 Themenbereiche der Ausstellung Seite 14 Veranstaltungsübersicht Seite 15 Exponate (Auswahl) Seite 17 Bildmaterial (Übersicht) -3- Presseinformation 19. September 2012 __________________________________________________________ Vom Ötzi-Schuh zum High Heel „Schuhtick“ im LVR-LandesMuseum Bonn vom 20. September bis 10. März 2013 Erlebnisausstellung vom ältesten Schuhwerk des Menschen bis zum High Heel (Bonn) Was haben Ötzi, Lady Gaga und der Papst gemeinsam? Welche Schuhgröße hat Arnold Schwarzenegger und mit welchen Schuhen lief Pablo Picasso in seiner Freizeit herum? Wie sieht eine unsichtbare Sandale aus und wie kommt die Haut eines Perlrochens in eine Schuh-Werkstatt? All diese Fragen klärt „Schuhtick“, die neue Erlebnisausstellung im LVR-LandesMuseum Bonn, die vom 20. September bis zum 10. März 2013 zu sehen sein wird. Präsentiert werden Highlights aus der Schuhgeschichte, darunter die älteste Sandale Europas, Biedermeierstiefel, Schuhe von Sophia Loren, Jürgen Klinsmann oder Heidi Klum. Mit 400 Ausstellungsstücken spannt „Schuhtick“ einen Bogen durch die Epochen und über die Kontinente – von der Fußbekleidung der Neandertaler über römische Sandalen bis hin zu aktuellen Designerschuhen. Dabei wird das scheinbar so alltägliche Kleidungsstück in all seinen Facetten gezeigt: im historischen Rückblick, als Zeichen von Status und Macht aber auch als Kunst- und Designobjekt und als erotisches Signal. Auf dem Weg vom Schutz- und Gebrauchsgegenstand zum technisch ausgeklügelten Sportschuh oder High Heel hat der Schuh zahlreiche Wandlungen durchlaufen. Die Ausstellung gibt Einblicke in die Entwicklung der Schuh-Kultur, Schuhherstellung und Gestaltung und zeigt sich wandelnde Trends quer durch die Jahrhunderte. So berichten historische Personen wie Pablo Picasso und Philipp Melanchthon über ihre besondere Beziehung zu Stiefeln und Sandalen. Prominente Schuhe aus Film und Fernsehen stehen ebenso im Rampenlicht wie Designerschuhe. „Nicht nur Fans der Kultserie Sex and the City werden hier auf ihre Kosten kommen“, erklärt Eva Gebhard, Kuratorin der Ausstellung. „Wir freuen uns, die ganze Bandbreite modernen Schuh-Designs präsentieren zu können mit Klassikern von André Perugia oder Salvatore Ferragamo und Dior über Charles Jourdan und Jan Jansen bis hin zu Karl Lagerfeld, Terry de Havilland -4- und Vivienne Westwood.“ Faszinierend ist neben den Formen und Farben die Vielfalt der Materialien: Wo früher das Leder wichtigster Bestandteil des Schuhs war, greifen Schuh-Designer heute zu allen erdenklichen Materialien. Ob Edelmetall, Fischhaut, Obst oder Plexiglas, heute gibt es eigentlich fast nichts mehr, was nicht schon Einzug in eine Schuh-Kreation gefunden hätte. Als Kulisse für die Ausstellung dienen vier riesige begehbare Schuhkartons, in denen Schuhe ihren Auftritt haben als Zeichen von Status und Macht, als Glücksbringer oder als Kunstobjekte. Mit internationalen Highlights und "Schuh-Größen" aus den letzten 40.000 Jahren sowie einem Catwalk mit TVAufzeichnung für die Ausstellungsbesucher bietet diese Präsentation neue Sichtweisen auf den Schuh. Aus verschiedenen Perspektiven nähert sich der Besucher auf 800 Quadratmetern der fabelhaften Welt der Schuhe: Mal regional, mal thematisch, mal funktional oder chronologisch – Schuhe sind mehr als ein alltägliches Kleidungsstück. Ein Team aus Archäologen, Kultur-, Natur- und Kunstwissenschaftlern hat aus deutschen und europäischen Sammlungen herausragende Schuhe zu einer spannenden und einmaligen Darstellung zusammengetragen. Die Ausstellung entstand als interdisziplinäres Projekt des LWL-Museums für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum Herne, des Überseemuseums Bremen und der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim in Kooperation mit dem LVR-LandesMuseum Bonn. Die Ausstellung wird durch ein umfangreiches Rahmenprogramm begleitet. Die Palette reicht von der Prosecco-Führung über das Cat-Walk-Training, von der Einkauftstour mit dem Personal Shopper bis zum Tanzkurs. Ihre Ansprechpartnerin für weitere Informationen und Bildmaterial: Dr. Brigitte Beyer-Rotthoff LVR-LandesMuseum Bonn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Telefon: 0228 / 2070-244 Mobil: 0152 01629463 E-Mail: [email protected] Die Ausstellung „Schuhtick“ wird freundlich unterstützt durch: und -5- Daten und Fakten _____________________________________________________________ Erlebnisausstellung SCHUHTICK. Vom Ötzi-Schuh zum High Heel Eine Ausstellung des LWL-Museums für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum Herne, des Überseemuseums Bremen und der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim in Kooperation mit dem LVR-LandesMuseum Bonn. LVR-LandesMuseum Bonn Colmantstr. 14-16, D-53115 Bonn Tel.: +49 (0) 228 / 2070 - 0 Fax: +49 (0) 228 / 2070 - 299 [email protected] www.landesmuseum-bonn.lvr.de Ausstellungsdauer 20. September bis 10. März 2013 Öffnungszeiten Di. - Fr., So. 11.00 – 18.00 Uhr, Sa. 13.00 – 18.00 Uhr Eintrittspreise Erwachsene: 8,- € / ermäßigt: 6,- € Kinder / Jugendliche bis 18 Jahre: kostenlos Schulklassen: kostenlos Behinderte mit Ausweis: 3,50 € Führungen Das LVR-LandesMuseum Bonn bietet öffentliche Führungen und Führungen zum Wunschtermin an. Führungen (1 h): 45,- € (zzgl. Eintritt) Schülerführungen (1 h): 26,- € (Eintritt frei) Anmeldung unter: [email protected], Tel. +49 (0)2234 / 9921-555. Ausführliche Informationen zum museumspädagogischen Angebot auch unter: +49 (0) 228 / 2070-277 (Di-Fr 9-13 Uhr) sowie am Info-Counter im Museumsfoyer Begleitprogramm Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm angeboten (siehe Anhang) Ausstellungskatalog Ein reich bebilderter Katalog ist im Philipp von Zabern Verlag erschienen. Preis: 14,90 € -6- Themenbereiche _________________________________________________________ Zeitzeichen Schuhe – Schuh-Highlights aus 40.000 Jahren Menschen schützen ihre Füße seit Tausenden von Jahren mit Schuhen. Diese haben im Laufe der Zeit vielfältige Formen und Funktionen angenommen. Die Geschichte der Schuhe ist auch eine Geschichte des menschlichen Erfindungsreichtums. Typische Schuhmodelle führen entlang eines Zeitstrahls durch die großen Zeitepochen, vor allem der mitteleuropäischen Geschichte. Schuhmoden spiegeln sowohl Kultur und Lebensgefühl als auch politische, soziale und wirtschaftliche Verhältnisse einer Epoche wider. Dass Schuhe dabei nicht immer praktisch sein müssen, wenn z.B. andere Aufgaben wie die Repräsentation im Vordergrund stehen, zeigen modische Stilblüten und Schuhticks. Mittelsteinzeit (9500 – 5500 v. Chr.): In Stiefeln auf die Pirsch? Die vermutlich frühesten Zeugnisse von Schuhen in Europa haben sich auf Felsmalereien in Spanien und Frankreich erhalten. Tragen die in einer Jagdszene dargestellten Figuren eine Art Schaftstiefel zum Schutz vor Dornen und Gestrüpp oder handelt es sich dabei nur um Beinschmuck? – eine Frage, die die Wissenschaft noch nicht eindeutig beantworten kann. Rekonstruktion der Schuhe des Mannes aus dem Eis (Ötzi), Palm Praetec Schlüchtern ©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel Die Schuhe von Ötzi Die Schuhe des Ötzi zeigen uns, wie durchdacht und mit welch großem handwerklichen Geschick diese Fußbekleidung vor ungefähr 5.300 Jahren gemacht worden ist. Sohlen aus Bärenleder, Netze aus Lindenbast, in die Heu gestopft war, Lederriemen, mit denen das Oberleder an den Sohlen befestigt war. Um die Füße warm zu halten, trug er die Fellseite der -7- Bärenledersohle nach innen. Das Oberleder aus Hirschfell war wiederum mit der Fellseite nach oben auf dem Schuh befestigt, denn die langen und festen Haare des Hirschfells sorgten dafür, dass Regenwasser vom Schuhspann nach unten abrinnen konnte. Renaissance (1500 – 1600): Das neue Ideal Das im 16. Jahrhundert aufkommende humanistische Weltbild erhob den Menschen zum Maß aller Dinge. So entstand in dieser Zeit eine Kleidung, die sich den körperlichen Proportionen und Funktionen mehr anpasste als die der vorhergehenden gotischen Zeit. Statt überspitzter Formen setzte man nun in Mode und Architektur auf ausgewogene Proportionen. Die langen und spitzen „Schnabelschuhe“ rundeten sich zu „Kuhmäulern“ und „Bärentatzen“, die an der Spitze breit ausgeformt waren. Der Auftritt des Absatzes Unter der Herrschaft von Ludwig XIV. (1643-1715) übernahm der französische Hof nicht nur die wirtschaftliche und politische, sondern auch die modische Vormachtstellung in Europa. Während die Damen in Reifröcken wandelten, trugen die Männer Kniebundhosen. Beide Geschlechter bevorzugten feines Schuhwerk, das mit Schleifen und Rosetten verziert war. Im 17. Jahrhundert gelangte auch der Absatz zu großer Popularität: Er wurde immer höher und schmaler und entwickelte sich schließlich bis zum Stöckelschuh. Ursprünglich stammte der Absatz aus dem Orient, wo er dem Stiefel des Reiters besseren Halt im Steigbügel gab. Damenschuh aus der Rokokozeit mit durchwirktem Stoff, 1720, Garant Schuh AG Düsseldorf©LVRLandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel Ausgefallenes Im Jahr 1907 meldete Max Mannesmann seinen ersten Zehenkammerschuh zum Patent an – doch zu seiner Zeit fanden die Zehenkammerschuhe keinen großen Anklang. Für damalige Füße waren sie einfach noch zu unbequem, denn das Leder zwischen den Zehen wurde von seinen „Testern“ als störend empfunden. Allein Max Mannesmann lief weiter, von der gesundheitlichen Bedeutung seiner Schuhe fest überzeugt, in ihnen durch die Lande. Erst mit der Outdoor Bewegung kamen in den letzten Jahren wieder Zehenkammerschuhe auf den Markt. Bei Freeclimbern sind „Five-Fingers“ aus synthetischen Materialien heute heißbegehrt und topaktuell. -8- Goldfarbene Zehenkammersandale von Max Mannesmann, um 1910, Salzgitter AG, Konzernarchiv Mannesmann-Archiv©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel Not macht erfinderisch Während des Zweiten Weltkriegs herrschte großer Rohstoffmangel. Auch Leder für die Schuhherstellung war knapp. Daher hatten viele Schuhe Holzsohlen, die im besten Fall mit Lederflecken benagelt waren. Gebrauchtes Leder recycelte man, und selbst kleinste Lederreste wurden noch zu Oberledern zusammengenäht. Und weil Not bekanntermaßen erfinderisch macht, nutzte man auch ganz ungewöhnliche Materialien: Die Schuster verarbeiteten zum Beispiel Tischdecken, Feuerwehrschläuche oder Matratzenstoffe zu Schuhen. Häufig entstanden dabei sogar verblüffend modische Ausführungen. Vom Schuhmacher zum Schuh-Designer Im 20. Jahrhundert erlebte das Schuhwerk seine größte Revolution und natürlich war Paris, das damalige Weltzentrum der Mode, Ausgangspunkt dieser Revolution. Ausgelöst durch eine neue Mode, bei der Kleider im sogenannten Empire-Schnitt nur noch bis zum Knöchel der Damen reichten, wurde ein bisher unmöglicher vollständiger Blick auf die Damenschuhe möglich. Der wohl erste große und erfolgreiche Schuhdesigner, André Perugia, belieferte Stars wie Josefine Baker, Rita Hayworth und Gloria Swanson. Durch Hollywood Stars berühmt wurde wenige Zeit nach ihm Salvatore Ferragamo, der Schuhe für Audrey Hepburn, Marylin Monroe, Sophia Loren, die Herzogin von Windsor und unzählige weitere Berühmtheiten herstellte. Aus dem Schuhmacher von einst war der DesignStar der Modewelt geworden. Damenplateauschuh aus Veloursleder, Designer Paco Ferriz, 1995, Sammlung Falkenreck©LVRLandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel -9- Die Ausstellung Schuhtick zieht die Linie von diesen Anfängen des modernen Schuh-Designs über Roger Vivier, Christian Dior und Charles Jourdan bis hin zu aktuellen Top-Designern und Modeschöpfern wie Manolo Blahnik, Christian Louboutin, Jan Janssen, Terry de Havilland, Vivienne Westwood und Karl Lagerfeld. Status und Macht: Die Farbe Rot Schuhe zu besitzen war und ist nicht immer selbstverständlich. So kann der Besitz von Schuhen – oder zumindest von bestimmten Schuhen – ein Zeichen von Status und Macht sein, Modell, Form, Material, Farbe und Verzierungen von Schuhen verdeutlichen Rang oder Amt ihres Trägers. Sie spiegeln seine wirtschaftliche, gesellschaftliche oder religiöse Stellung, drücken eine persönliche Einstellung oder Gruppenzugehörigkeit aus. Während die europäische Mode bis zur Französischen Revolution von den herrschenden Gesellschaftsschichten bestimmt wurde, ging sie im 20. Jahrhundert auch den entgegengesetzten Weg: Nicht mehr die Oberschicht diktierte die Mode, sondern Jugendbewegungen setzten Trends – auch in der Fußbekleidung. Pumps Lackleder, 1980-1989, LVR-Industriemuseum Oberhausen©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel Die Farbe der Reichen und Mächtigen Bis zum Aufkommen von künstlichen Farbstoffen im 19. Jahrhundert war rote Farbe nur schwer aus Naturmaterialien herstellbar und daher sehr kostbar. Rote Schuhe waren deshalb viele Jahrhunderte lang ein Zeichen für Reichtum und Macht. Im Römischen Reich durften nur die Patrizier rote Schuhe tragen. Im Mittelalter übernahm die katholische Kirche dieses Privileg für den Papst und seine Kardinäle. Im 17. und 18. Jahrhundert war es nur den Angehörigen des französischen Hofes erlaubt, rote Absätze an den Schuhen zu tragen. Heute ist die Farbe Rot für jeden Schuhträger erwerbbar und rote Damenpumps sind zu einem allgemeinen Klassiker avanciert. Bei dem französischen Stardesigner Christian Louboutin allerdings funktioniert die rote Sohle seiner Schuhe als hochwertiges Markenzeichen. - 10 - Glaube & Glück: Schuhe im Lebenslauf Schuhe „erden“ uns ein ganzes Leben lang. Sie tragen uns schützend durchs Leben und bewahren uns vor Verletzungen. Daher sind Schuhe meistens mit positiven Vorstellungen verknüpft. Amulette und Gebrauchsgegenstände in Schuhform sollen ihrem Besitzer Glück bringen oder Unheil von ihm abwehren. Bei einschneidenden Ereignissen von der Wiege bis zur Bahre zeigt sich auf der ganzen Welt die zentrale Rolle der Fußbekleidung in zahlreichen Bräuchen und Ritualen: Beschützt von Anfang an In den ersten Laufschuhen macht das Kind die ersten Schritte und erobert seine Welt. Weil Erstlingsschuhe mit der Sicherheit und Selbstbestimmung des Kindes verbunden sind, knüpfen sich Vorstellungen von Glück und Schutz an sie. Seit dem 19. Jahrhundert ließen Eltern die Schuhe ihrer Kinder mit Kupfer, Silber oder Gold überziehen, um sie als Talisman zu bewahren. Noch heute hängen solche Schuhe manchmal am Autorückspiegel und sollen so den Insassen eine sichere Fahrt gewährleisten. Kinderstiefel, China, um 1900, Sammlung Falkenreck©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel Verliebt, verlobt, verheiratet In Südfrankreich schenken sich Verlobte traditionell Holzschuhe mit lang ausgezogener Spitze. Die Schärfe der Spitze soll die Stärke der Liebe zeigen. Ebenso drehen sich zahlreiche Hochzeitsbräuche um Schuhe: Trinkt der Bräutigam etwa aus dem Brautschuh, steht dies für die Verbundenheit des Paares und die Besiegelung der Ehe. Und solange man den Brautschuh aufbewahrt, so lange hält die Ehe. Der Ursprung dieser Bräuche liegt vielleicht darin, dass Fuß und Schuh als Fruchtbarkeitssymbole gelten. Auf dem letzten Weg Schuhe sollten den Toten auch auf der Reise ins Jenseits und im Leben nach dem Tod schützen. Die Mitgabe von bestimmten Schuhen oder eine spezielle Tragweise sollten aber auch eine Rückkehr des Verstorbenen in die Welt der Lebenden verhindern. Dafür zog man den Toten die Schuhe in einigen Kulturkreisen zum Beispiel seitenverkehrt herum an. - 11 - Sinnlichkeit und Erotik Der menschliche Fuß ist durch seine hohe Dichte an Nervenenden besonders empfindsam. Schuhe bedecken diesen sensiblen und sinnlichen Körperteil. Das Spiel um das Verhüllen und Entblößen bestimmter Fußpartien kann erotische Signale aussenden. Schuhe sind dabei ein zentrales Objekt und können schon an sich zum Träger erotischer Fantasien werden: Schon die Römer deuteten das Hineinschlüpfen des Fußes in den Schuh als Symbol für den Liebesakt. Schönheitsideale und die sexuelle Attraktivität einzelner Körperpartien variieren von Kultur zu Kultur und von Epoche zu Epoche. Dies gilt auch für Füße und Schuhe. Pumps, rot-weiß, 1950-1959, LVR-Industriemuseum Oberhausen©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel Im 18. Jahrhundert, dem Zeitalter des Rokoko, galten unbedeckte Fußknöchel als höchst erotisch und frivol. Dennoch – oder gerade deswegen – ließen die Damen gerne ihre zarten Pantöffelchen unter den langen Kleidersäumen hervor blitzen. Manche Schuhe unterstreichen die sinnliche Ausstrahlung von Füßen und schüren erotische Fantasien: High Heels, geschnürte Lackstiefeletten, federverzierte Pantöffelchen, Overknee-Stiefel oder Pumps mit Fesselband ... die Übergänge zwischen sinnlich-erotischen Schuhen und Schuhen mit Fetischcharakter sind fließend. Damenstiefel aus Krokoimitat und Stoff Hochplateau, 1970er Jahre, Museum und Archive Stadt Primasens ©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel - 12 - Wer schön sein will ... Der schmale, zierliche Damenfuß ist ein weit verbreitetes Schönheitsideal. In Europa formten um 1830, im Zeitalter des Biedermeier, schmale Damenstiefeletten einen kleinen Fuß. In China entstand bereits im 10. Jahrhundert der Brauch, adeligen Mädchen ab dem Kleinkindalter die Füße zu binden. Dabei wurden die vier kleinen Zehen unter den Fußballen gepresst. Je kleiner der Fuß am Ende der sehr schmerzhaften Prozedur war, desto größer waren die Heiratschancen der Frau. Erst mit der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1912 wurde diese Praxis verboten. Kunst und Design Die Übergänge zwischen der Arbeit von Schuhmachern, Modedesignern und Künstlern sind fließend: Die Schaffenden inspirieren sich gegenseitig. Schuhdesigner suchen nach immer neuen Ideen, um Material und Form auf innovative Weise miteinander zu verbinden. Aus funktionalen Kleidungsstücken werden so kunstvolle Objekte. Zita Attalai, Virgin, 2001©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel 1890 malte Vincent van Gogh als Erster ein Stillleben mit einem Schuh als zentralem Motiv. Seither faszinieren Schuhe immer wieder Künstler und inspirieren sie durch ihren starken symbolischen Bezug zu Macht, Erotik und Religion bei ihren Werken. Aber auch bei den Schuhdesignern von Salvatore Ferragamo bis Manolo Blahnik und Christian Louboutin ist jeder Schuh eine individuelle, künstlerische Kreation. Schuhgeschichten Schuhe bekannter Persönlichkeiten von María Eva Duarte de Perón und Little Tich, über Pablo Picasso und Marlene Dietrich bis hin zu Sarah Jessica Parker oder Heidi Klum erzählen kleine Geschichten ihrer prominenten Träger. - 13 - Rund um den Schuh: Schuhherstellung Sport- und Spezialschuhe Auf einem Fußballfeld können Sie die Geschichte des Fußballschuhs verfolgen. Um 1900 spielte man ganz einfach in Alltagskleidung und normalen Schnürstiefeln, deren Sohlen mit Eisen oder Nägeln beschlagen wurden. In den 1950er Jahren entwickelte Adolf Dassler, der adidas-Gründer, den auswechselbaren Schraubstollen: In diesen Schuhen wurde Deutschland 1954 Fußballweltmeister. 40 Jahre später trug Jürgen Klinsmann bei der Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich einen Fußballschuh, der keine Wünsche offen ließ, das Modell „Equipment Predator Accelerator“. Der Fußballschuh von heute besteht aus Modulen: Chassis, Schaft und Stollen. Der Spieler setzt sich seinen Schuh für jedes Spiel individuell zusammen, je nach Wetter, Untergrund und eigener Spieltechnik. Catwalk Möchten Sie einmal gekonnt über den Catwalk laufen und sich dabei filmen lassen? Schuhtick macht‘s möglich! Von der mittelalterlichen Trippe bis zum brandaktuellen High Heel können viele Schuhtypen ausprobiert werden. Schuhe zum Anprobieren am Laufsteg, Foto LWL, Stefan Kuhn Schuhbar Schuhe werden in Liedern ganz unterschiedlicher Musikrichtungen besungen wie Schlager, Country, Pop, Punk, Hardrock, Hip-Hop und Rap. Sie stehen dabei für ein bestimmtes Lebensgefühl oder eine Gruppenzugehörigkeit: Die Liedtexte huldigen speziellen Schuhtypen oder beliebten Schuhmarken wie „Dr. Martens“ bei der Wattenscheider Punkband „Die Kassierer“ und „My Adidas“ der amerikanischen Rapper Run-D.M.C. mit. Manche Interpreten setzen ihren Lieblingsschuhen ein Denkmal, so Elvis Presley mit „Blue Suede Shoes“ seinen blauen Wildlederschuhen. An der Schuhbar können Sie entspannt diesen und vielen anderen Titeln lauschen und auf sich auf eine musikalische Entdeckungsreise durch Epochen der Schuhmode begeben. - 14 - Veranstaltungsprogramm (Auswahl) Am Samstag, dem 22. September heißt es ab 19 Uhr Schuhtick goes Jalla. Zum drittenmal ist der Jalla Worldmusic Club zu Besuch im LVRLandesMuseum Bonn. Die Gäste können sich von 19.00 bis 21.30 Uhr von flachen und hohen Sohlen und einfachen und luxuriösen Tretern inspirieren lassen, bevor die eigenen Schuhe einer harten Probe unterzogen werden: dem Tanzen bis in die Morgenstunden. Wer es lieber ruhig und genussvoll angehen möchte, der sollte sich zum KulturDinner am Dienstag, dem 2. Oktober um 18 Uhr auf eine ausgefallene Gourmetreise begeben. Führungen in historischer Kleidung erzählen von Römersandalen und Doc Martens, aber auch von der Sinnlichkeit und Erotik des Schuhs. Am 23. September von 15 bis 17 Uhr können sich Kinder ihren eigenen Zauberschuh gestalten, am Sonntag, den 30. September 2012 von 15 bis 17 Uhr Filzpantoffeln herstellen und am Sonntag, dem 28. Oktober ein Schuhmaskottchen basteln. Und natürlich ziehen sich auch die Herbstferien-Workshops den Schuh an. Am 26. Oktober und weiteren Terminen können die Gäste auf ProseccoTour gehen. Die Tour beginnt um 19 Uhr mit einem Glas Prosecco und führt die Besucherinnen und Besucher in die Welt der flachen und hohen Sohlen, dem nützlichen und dem luxuriösen Schuh bis hin zum mutigen Gang auf dem Catwalk. Nähere Informationen finden Sie auf der Homepage des Museums: www.landesmuseum-bonn.lvr.de ©LVR-LandesMuseum Bonn, Natascha Vogt - 15 - Exponate (Auswahl) ___________________________________________________________ ÖTZI-SCHUH, 3.359-3.105 v. Chr. Die Rekonstruktion zeigt, wie durchdacht und wetterfest das prähistorische Schuhwerk des Ötzi war: Bärenleder, Lindenbast, Leder und Hirschfell sorgten für optimalen Schutz vor Kälte und Regen. Bildnachweis: Palm Praetec Schlüchtern©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel RÖMISCHER SOLDATENSCHUH (Calceus), 1. Hälfte 2. Jh. n. Chr. Der geschlossene Lederschuh (Calceus) war den römischen Offizieren vorbehalten. Seine Sohle war mit bis zu 90 Eisennägeln versehen, die vor schneller Abnutzung schützen. Bildnachweis: Sog. Calceus aus Bonn©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel ROKOKO-DAMENSCHUHE, 1720 Der verspielte Damenschuh aus cremefarbener Seide mit aufgesticktem Blumenmuster und erhöhtem Absatz ist der Inbegriff eleganter Fußbekleidung im Rokoko. Mit ihr präsentierte sich die Trägerin nicht nur mode-, sondern auch standesbewußt. Bildnachweis: Sammlung Falkenreck©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel KINDERKNÖPFSTIEFELETTE, um 1900 Um 1900 glichen die Schuhe, wie diese Kinderknöpfstiefelette aus weißem Baumwollstoff, denen der Erwachsenen. Nur die Kleinkinderschuhe waren an die speziellen Bedürfnisse der Kinderfüße angepasst. Eine Jugendschuhmode existierte damals nicht. Bildnachweis: LVR-Industriemuseum Oberhausen ©LVRLandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel - 16 - ___________________________________________________________ MAURERSTIEFEL, 1930-1939 Strapazierfähiges und hochwertiges Material ist hier gefragt: Schuhtick zeigt unterschiedlichste Arbeits- und Spezialschuhe. Dies dürfte nicht nur Sportler und Handwerker interessieren. Bildnachweis: LVR-Industriemuseum Oberhausen ©LVRLandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel DAMENSTIEFELETTE, NEW TEAM DISCO, 1982 Die ab Mitte der 70er Jahre einsetzende Disco-Ära hat die Gestaltung des Schuhwerks beeinflusst. Glitter und Glamour erobern die Schuhschränke der jungen Pop Generation. Bildnachweis: Garant-Schuh AG Düsseldorf©LVRLandesmuseum Bonn, Jürgen Vogel DAMENPLATEAU-SCHUH, PACO FERRIZ, 1995 In den 90er Jahre wird ein heißer Trend aus den 70ern wiederbelebt: Plateauschuhe tauchen mit immer höheren Sohlenkonstruktionen wieder auf. Bildnachweis: Sammlung Falkenreck©LVR-LandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel DAMENSCHUH, ZITA ATTALAI, 2003 Dieses Modell der ungarischen Künstlerin Zita Attalai steht für eine Reihe von Künstlern, die sich dem Thema Schuh gewidmet haben. Ob derartige Modelle tragbar sind oder nicht, verrät Schuhtick. Bildnachweis: Zita Attalai, Puzzle Series, UFO©LVRLandesMuseum Bonn, Jürgen Vogel - 17 -