Dokumentation Regionalkonferenz Süd
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Dokumentation Regionalkonferenz Süd
Dokumentation Regionalkonferenz Süd Stuttgart, 3. Februar 2009 Haus der Wirtschaft Bertha-Benz-Saal 9:30 – 16:30 Uhr Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Grußworte _________________________________________________________ 2 Ministerialdirigent Günther Leßnerkaus, Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg_________ 2 Elisabeth Schöppner, Projektleitung , Bundeskoordinierungsstelle des Girls’Day – MädchenZukunftstags, Bielefeld _________________________________________________________ 5 Vorträge __________________________________________________________ 8 Dr. Franziska Schreyer, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit ____________________________________________________________________ 8 Wenka Wentzel, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bundeskoordinierungsstelle Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag, Bielefeld _________________________________________________ 17 Moderierte Talkrunde_______________________________________________ 25 Durch Qualität zur Nachhaltigkeit: Girls’Day erfolgreich mit Profil ______________ 25 Moderation. Christiane Brehl____________________________________________________ 25 Im Gespräch: __________________________________________________________ 25 Dr. Susanne Reichrath, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur des Saarlandes ______________________________________________________________ 25 Bela-Andreas Bargel, Fraunhofer Institut für Informations- und Datenverarbeitung (IITB) _____ 26 Dr. Heidi Danzer, BMW Group __________________________________________________ 26 Marion Johannsen, Geschäftsführerin Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände e.V. ______________________________________________________ 27 Hiltraut Vieth, Furiosa e.V. Verein zur Förderung der Frauenweiterbildung ________________ 28 Dr. Franziska Schreyer, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit ___________________________________________________________________ 29 Protokoll der Talkrunde________________________________________________________ 29 1 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag GRUßWORTE Ministerialdirigent Günther Leßnerkaus, Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg geboren 1956 in Esslingen am Neckar (BadenWürttemberg). Studium der Rechtswissenschaften an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen und Erstes juristisches Staatsexamen, Juristischer Vorbereitungsdienst und Zweites juristisches Staatsexamen. 1986-1989 Richter und Staatsanwalt (Amtsgericht Riedlingen, Landgericht Ravensburg, Staatsanwaltschaft Stuttgart). 19891991Justizministerium Baden-Württemberg und Abordnung an die Landesvertretung Baden-Württemberg in Bonn beim Bund. 1991-1992 Bundesministerium der Justiz. 1992-1996 Auswärtiges Amt. Seit 1996 Wirtschaftsministerium BadenWürttemberg (12.06.1996-31.12.1997 Leiter der Zentralstelle, 1.1.1998-31.7.2006 Leiter der Abteilung 1 „Verwaltung und Recht“, seit 1.8.2006 Leiter der Abteilung 2 „Innovation und Technologietransfer“) Sehr geehrte Frau Staatssekretärin Dr. Reichrath, (STS Bildungsministerium Saarland) sehr geehrte Frau Schöppner, (Bundesweite Koordinierungsstelle Girls’Day), sehr geehrte Frau Chwalek, (Bundesweite Koordinierungsstelle Girls’Day), sehr geehrte Frau Johannsen, (Geschäftsführerin der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände e.V.) sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie ganz herzlich zum Erfahrungs- und Ideenaustausch bei der „Girls’Day Regionalkonferenz Süd“ im Haus der Wirtschaft in Stuttgart. Beim jährlich stattfindenden Girls’Day dem „Berufe-Erkundungstag“- haben Schülerinnen ab der fünften Klasse die Möglichkeit, in Berufe hineinzuschnuppern, in denen derzeit noch nicht viele Frauen sind. Vor allem in gewerblichtechnischen Branchen, in handwerklichen Branchen oder im mathematischen-, ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereich. Es geht aber auch darum, die Unternehmen auf die Stärken der Mädchen aufmerksam zu machen, um einer gut ausgebildeten Generation junger Frauen weit reichende Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir stehen vor einem tief greifenden demografischen Wandel. Allein in Baden-Württemberg fehlen derzeit bis zu 20.000 Ingenieurinnen und Ingenieure. Aber es fehlen auch rund 40.000 qualifizierte Facharbeiterinnen und Facharbeiter. Für Baden-Württemberg müssen wir aufgrund dieser Entwicklung von einem Wertschöpfungsverlust in Höhe von rund 3,5 Milliarden Euro pro Jahr ausgehen! Das Thema Fachkräftemangel droht somit die zentrale 2 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Wachstumsbremse in Baden-Württemberg zu werden! Und das bereits aktuelle Problem wird sich angesichts der demografischen Entwicklung noch verschärfen, wenn wir nichts dagegen tun. Im Jahr 2030 werden nach Angaben des Statistischen Landesamtes bereits 840.000 Erwerbstätige fehlen, Tendenz steigend. Die Unternehmen werden bald händeringend nach Fachkräften suchen müssen. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Wie können wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken? Neben der Verstärkung von Aus- und Weiterbildung der Beschäftigten ist es unverzichtbar, dass wir das Können und die Erfahrung der älteren Arbeitskräfte auch tatsächlich einsetzen. Aber, dem Fachkräftemangel können wir auch dadurch begegnen, indem wir die Frauenerwerbsquote weiter erhöhen. Und das ist die Chance, die die Mädchen und jungen Frauen für sich nutzen können! Gerade in Berufen im gewerblich-technischen, im mathematischen Bereich sowie im ingenieur- und naturwissenschaftlichen Bereich, die gute Zukunftsperspektiven aufweisen, besteht ein eklatanter Frauenmangel. Ich bin der festen Überzeugung, dass gerade die baden-württembergische Wirtschaft es sich nicht leisten kann, auf das Arbeits- und Kreativitätspotenzial gut ausgebildeter und motivierter Frauen zu verzichten, wenn wir weiterhin im Konzert der Regionen mit die erste Geige spielen wollen. Die berufliche Gleichstellung von Frauen ist nicht nur eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit. Angesichts eines sich ständig vergrößernden Wettbewerbs um die besten Fachkräfte ist die Frauenerwerbstätigkeit auch ein wichtiges wirtschaftspolitisches Thema. Volkswirtschaftlich betrachtet ist es ein Verlust, wenn weibliche Potentiale sich aufgrund von Diskriminierungen nicht optimal entfalten können. Meine sehr geehrten Damen und Herren, trotz einer Vielzahl von Programmen und betrieblichen Aktivitäten zur Erhöhung des Frauenanteils in gewerblich-technischen Ausbildungsberufen ist es aber bis heute immer noch nicht gelungen, die geschlechtsspezifische Berufs- und Studienwahl zu durchbrechen. Obwohl junge Mädchen und Frauen, die bessere Bildungsabschlüsse als ihre männlichen Mitschüler haben, wählen sie nach wie vor eher Studiengänge und Berufe aus dem sozialen, geisteswissenschaftlichen oder aus dem Dienstleistungsbereich. In Deutschland können Mädchen und junge Frauen zwischen mehr als 400 Ausbildungsberufen wählen. Aber es konzentrieren sich mehr als 50 Prozent der weiblichen Auszubildenden auf nur zehn Ausbildungsberufe. Kein einziger davon hat eine gewerblich-technische oder naturwissenschaftliche Ausrichtung. Für die jungen Frauen bedeutet diese Berufswahl eine Lebensentscheidung, die häufig in einer beruflichen Sackgasse endet und mit dem Verlust künftiger Chancen einhergeht! In den typischen Frauenberufen sind Einkommen, Entwicklungsperspektiven und Karrierechancen deutlich ungünstiger als in den technischen Berufen, die überwiegend von jungen Männern gewählt werden. Meine sehr geehrten Damen und Herren, mit dem Ziel, Mädchen frühzeitig an zukunftsorientierte gewerblich-technische Berufe oder mathematisch- naturwissenschaftliche Berufe heranzuführen, werden mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds und mit Mitteln der Bundesagentur für Arbeit mehrere Projekte und Maßnahmen vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg durchgeführt: Im Mittelpunkt der Projekte „Perspektive Ingenieurinnen“ und „Be Ing! – Schülerinnen begegnen Ingenieurinnen“ stehen die Treffen zwischen Schülerinnen und Ingenieurinnen. Diese Projekte wenden sich an Mädchen an Gymnasien und Realschulen ab der neunten Klasse. „PraxisParcours“ ist der Titel eines weiteren Projekts, das Schülerinnen und Schüler an Haupt- und Realschulen der Klassen 8 bis 10 auf ganz praktische Art mit technischen und handwerklichen Berufen in Kontakt bringt. Der Praxisparcours bietet Mädchen und Jungs die Möglichkeit, verschiedene Berufe und typische Tätigkeiten kennen zu lernen. 3 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Ab Mitte 2009 plant das Wirtschaftsministerium die Förderung von Girls’Day Akademien. Es ist vorgesehen, Mädchen im Anschluss an den Girls’Day während eines gesamten Schuljahres in Form von speziellen Arbeitsgemeinschaften mit dem Thema Naturwissenschaft und Technik stärker vertraut zu machen. Wenn Sie Interesse an der Organisation einer Girls’Day Akademie haben, wenden Sie sich bitte an uns. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es hat sich gezeigt, dass nicht nur das Thema „Berufsorientierung für junge Mädchen“ ein wichtiges Thema ist, sondern dass es mindestens genauso wichtig ist, sich mit den Mädchen zu befassen, die bereits einen technisch-gewerblichen Beruf erlernt haben. Ausbilder und Personalentwickler besitzen eher selten eine Sensibilität für die Rolle und die Bedürfnisse der Mädchen. Das Wirtschaftsministerium hat daher in diesem Themenfeld verschiedenste Projekte aufgelegt: Mit dem Projekt „Fit für Frauen in der Ausbildung“ werden Ausbilder und Personalverantwortliche in Betrieben für die Situation von weiblichen Auszubildenden in gewerblich-technischen Berufen geschult und sensibilisiert. Ausbilderinnen und Ausbilder in der überbetrieblichen Ausbildung werden im Rahmen eines Seminars für das Thema „Geschlechterorientierung“ sensibilisiert und zum Erwerb von Genderkompetenz qualifiziert. Mit dem Modellprojekt „Genderkompetenz für Dozenten in der beruflichen Weiterbildung“ werden Dozentengruppen in Genderkompetenz geschult. Meine sehr geehrten Damen und Herren, es besteht ein großes wirtschaftspolitisches Interesse gewerblich-technische Berufe ebenso wie mathematisch-naturwissenschaftliche Berufe nicht nur den Männern zu überlassen. Aus diesem Grund unterstützt das Wirtschaftsministerium auch im Jahr 2009 den Girls’Day, da er eine gute Gelegenheit für Mädchen und junge Frauen ist, neue Möglichkeiten für die Berufswahl zu entdecken. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Erfahrungs- und Ideenaustausch und einen guten Verlauf der Regionalkonferenz Süd. 4 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Elisabeth Schöppner, Projektleitung , Bundeskoordinierungsstelle des Girls’Day – Mädchen-Zukunftstags, Bielefeld Elisabeth Schöppner [*1959] studierte Germanistik und Theologie für das Lehramt Sek II an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und schloss das Studium 1987 mit dem 2. Staatsexamen nach dem Referendariat ab. Nach einem Jahr in der Erwachsenenbildung war sie von 1988 bis 1989 im Bereich Marketing beim Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn tätig. Von 1989 bis 2002 zunächst Junior, danach Senior Consultant in einer PR-Agentur. Seit 2002 wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.), z.Zt. als Projektleiterin der Bundesweiten Koordinierungsstelle des Girls’Day – Mädchen-Zukunftstags. Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Girls’Day-Aktive aus dem Süden Deutschlands im Namen des Teams der bundesweiten Koordinierungsstelle aus Bielefeld begrüße auch ich Sie herzlich in Stuttgart zur Girls’Day-Regionalkonferenz Süd des Girls’Day – Mädchen-Zukunftstags. Es freut uns sehr, dass wir die Konferenz in diesen repräsentativen Räumlichkeiten im Haus der Wirtschaft durchführen dürfen und werten dies als ein Zeichen auch für den besonderen Stellenwert des Girls’Days in der Region. Dafür ein herzlicher Dank Ihnen Herrn Leßnerkraus als Vertreter des Wirtschaftsministeriums des Landes Baden-Württemberg als Gastgeber hier im Haus und für Ihr engagiertes Grußwort. Genauso gilt mein Dank Edith Köchel vom Referat Frau, Wirtschaft und Technik des Ministeriums, die uns als direkte Ansprechpartnerin seit Beginn der Planungen wunderbar unterstützt hat. Bei der Vorbereitung der Konferenz haben wir von vielen Seiten Unterstützung erfahren. Es ist nicht möglich, alle aufzuführen, die aktiv beteiligt sind oder waren. Namentlich begrüßen möchte ich jedoch Andrea Köhnen vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, die es sich nicht hat nehmen lassen, an dieser Veranstaltung teilzunehmen um so auch die Verbundenheit und Unterstützung des Bundes für den Girls’Day zum Ausdruck zu bringen. Vielen Dank. Weiterhin heiße ich herzlich willkommen die Vertreterin des Türkischen Generalkonsulats, Frau Nese Kutlu und freue mich über das dadurch bekundete Interesse, auch die Mädchen mit Migrationshintergrund noch stärker in die Girls’Day-Aktivitäten einzubeziehen. Und es ist mir ein Bedürfnis, Marion Johannsen, die Geschäftsführerin der Landesvereinigung badenwürttembergischer Arbeitgeberverbände zu begrüßen, die sich seit Jahren kompetent und erfolgreich 5 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag gemeinsam mit weiteren Aktionspartnern für den Girls’Day in Baden-Württemberg engagiert. Sie hat uns bei der Vorbereitung dieser Tagung inhaltlich und organisatorisch phantastisch unterstützt und wird heute auch die Tagung mitgestalten. Zudem hat die Landesvereinigung baden-württembergischer Arbeitgeberverbände für das heutige Catering gesorgt. Ganz herzlichen Dank! Einen weiteren, ganz wesentlichen Anteil an dieser Tagung haben natürlich auch alle anderen, die sich aktiv mit Beiträgen auf dem Podium, in den Talkrunden und am Nachmittag in den Workshops beteiligen und die aus den verschiedensten Blickwinkeln und Perspektiven die aktuelle Situation beleuchten werden. Auch Ihnen vielen Dank. Wir als bundesweite Koordinierungsstelle können nur den Rahmen zur Verfügung stellen, Sie vor Ort jedoch füllen diesen Rahmen aus! Die eigentlichen Hauptakteure sind daher Sie alle als Girls’DayAktive in den Netzwerken auf regionaler und landesweiter Ebene. Danke für Ihr Engagement als Verantwortliche in Unternehmen, in Schulen, in Arbeitskreisen und sonstigen Einrichtungen. Die Resonanz auf unsere Einladung und die große Zahl der Anmeldungen hat uns wieder einmal gezeigt, dass der Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag mit all seinen Facetten ein Dauerbrenner ist und noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Wir haben ursprünglich mit etwa 100 bis 120 Teilnehmenden gerechnet – angemeldet haben sich jedoch mit weit über 200 Teilnehmende mehr als doppelt so viele. Vielen Dank für Ihr Interesse. Der Girls’Day ist ganz sicher kein Allheilmittel für den auch von Herrn Leßnerkraus skizzierten Fachkräftemangel. Und dennoch bewegt er sehr viel mehr als viele denken. Denn durch den Girls’Day wird sprichwörtlich jährlich „der Finger in die Wunde gelegt“ und das Thema „geschlechtsspezifische Berufswahlorientierung„ mit all seinen Facetten auf vielerlei Ebenen ins Bewusstsein gebracht. Da sind zum einen die Mädchen, die bereits bei der Suche nach einem Girls’Day Platz einen ersten Eindruck von der Vielfalt der möglichen Berufe gewinnen können. Welchen Beruf soll ich denn später wählen? Dieses Thema wird sowohl im Freundeskreis als auch innerhalb der Familie – ausgelöst durch den Girls’Day - häufig erstmals intensiver diskutiert. Und auch die Schulen und vor allem die Unternehmen sind sensibilisiert – bei den Unternehmen, die den Girls’Day bereits mehrfach durchgeführt haben, hat sich im Laufe der Jahre erkennbar vieles bewegt und weiterentwickelt. Auch hierzu werden sie heute im Verlauf des Tages noch Beispiele hören. Wie Sie vielleicht wissen, hat bereits im Oktober 2008 in Mecklenburg-Vorpommern – in Schwerin – eine Girls’Day-Regionaltagung NORD stattgefunden. Bemerkenswert ist, dass sowohl im Norden Deutschlands als auch im Süden – trotz unterschiedlichster wirtschaftlicher und struktureller Voraussetzungen – der Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag als ein wichtiges Instrument zur gezielten Gewinnung der jungen Frauen von den Unternehmen und Betrieben genutzt wird. Im Gegensatz zum Norden Deutschlands – wo aufgrund der demografischen Entwicklung und aufgrund von Abwanderungstendenzen mittlerweile vielerorts sehr attraktive Girls’Day-Plätze nicht besetzt werden, können die Unternehmen hier im Süden bezüglich der interessierten Mädchen NOCH aus dem Vollen schöpfen. Hier aus dem Süden erreichen die Bundeskoordinierungsstelle im Vorfeld des Girls’Days sogar vielfach Anrufe interessierter Mädchen, die auf der Aktionslandkarte keine freien Veranstaltungen mehr finden und nicht wissen, wohin sie am Girls’Day gehen können. Nutzen Sie diese Möglichkeiten, denn gerade in diesen wirtschaftlich starken Regionen werden die Potenziale der jungen, gut gebildeten Frauen dringend benötigt. Auch zu diesem Thema werden Sie im Verlauf des Vormittags mehr erfahren. 6 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Nach dem fachlichen Input am Vormittag haben Sie nach der Mittagspause die Gelegenheit, Ihre eigenen Erfahrungen, Eindrücke und Anregungen in den drei thematischen Workshops einzubringen. Wir hoffen, dass es dabei zu einem lebendigen Austausch kommt und Sie Impulse und Ideen für die Ihr weiteres Girls’Day-Engagement und Ihre Arbeit mitnehmen können. Last but not least möchte ich Sie hinweisen auf die Wanderausstellung Vision 2027. Wie Sie vielleicht wissen, haben wir vor eineinhalb Jahren den Mädchen-Erfinderinnen-Wettbewerb „Vision 2027 Erfinde deine Zukunft“ durchgeführt, bei dem Schülerinnen aufgefordert waren, ihre Ideen zu technischen Erfindungen für eine gerechtere, bessere und lebenswertere Welt einzureichen. Es gab 200 Einsendungen und aus den besten Ideen wurde die Wanderausstellung entwickelt, die Sie im Foyer anschauen können. Die Ausstellung kann übrigens auch bei der Bundeskoordinierungsstelle Girls’Day ausgeliehen werden, eine Übersicht mit den noch freien Terminen finden Sie auf der Website www.girls-day.de. Liebe Gäste, genug der Vorrede. Ich wünsche uns allen eine informative und anregende Girls’DayRegionalkonferenz. 7 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag VORTRÄGE Dr. Franziska Schreyer, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit Beruflicher Werdegang: Franziska Schreyer beendete 1989 ihr Studium als Magister Artium in Soziologie, Politischer Wissenschaft und Pädagogik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Von 1989-1992 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seit 1993 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im IAB. 2007 promovierte sie an der Technischen Universität Darmstadt. Forschungsbereich E1: Ihre Forschungsfelder sind die Arbeitsmärkte für Hochqualifizierte, Ingenieurund Naturwissenschaftler/innen im Beruf sowie die Beschäftigungschancen von Akademikerinnen. Arbeitsgruppe Berufsforschung : Arbeitsmärkte für akademische Berufe, Arbeitsmarktperspektiven hoch qualifizierter Frauen, insbesondere in geschlechtsuntypischen Berufen, Green Card Geschlechterforschung: Arbeitsmarkt von Akademikerinnen, insbesondere aus männerdominierten Fächern; Berufsforschung. 8 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 9 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 10 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 11 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 12 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 13 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 14 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 15 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 16 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Wenka Wentzel, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Bundeskoordinierungsstelle Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag, Bielefeld Wenka Wentzel, Jahrgang 1968, arbeitet seit 2002 beim Kompetenzzentrum Technik-DiversityChancengleichheit in Bielefeld und ist dort für die wissenschaftliche Begleitung des Girls'Day Mädchen-Zukunftstags verantwortlich. Sie studierte Diplom-Soziologie an der Universität Bielefeld. Von 1997 bis 2000 war sie Mitarbeiterin in der Koordinierungsstelle der Initiative "Frauen geben Technik neue Impulse" und von 2000 bis 2002 Mitarbeiterin in der Öffentlichkeitsarbeit des Kompetenzzentrums Frauen in Informationsgesellschaft und Technologie. Verschiedene Publikationen zur Berufsorientierung von Mädchen, zum IT-Arbeitsmarkt und zu Berufsorientierungsprojekten. 17 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 18 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 19 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 20 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 21 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 22 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 23 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag 24 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag MODERIERTE TALKRUNDE Durch Qualität zur Nachhaltigkeit: Girls’Day erfolgreich mit Profil Moderation. Christiane Brehl Geboren 12. März 1963 in Bad Honnef/Rhein. Studium Politische Wissenschaft, Anglistik, Geschichte an der Universität Bonn / American University, Washington, D.C. USA (1984/85). Magister: Politische Wissenschaft. 1989/90 Volontariat Süddeutscher Rundfunk (SDR). Seit 1991 SDR/SWR Hörfunk und Fernsehen, Moderatorin u.a. für SDR 3 “Leute”, Landesschau-Magazin, „Baden Württemberg Aktuell“ Mitbegründerin des Netzwerkes Coach-piloten (www.coach-piloten.de) Veranstaltungsmoderationen u.a. für Deutsche Post AG, Telekom, T-Com, Körber-Stiftung Hamburg, Wirtschaftsministerium Baden Württemberg Im Gespräch: Dr. Susanne Reichrath, Staatssekretärin im Ministerium für Bildung, Familie, Frauen und Kultur des Saarlandes Geboren am 19. Juni 1961 in Saarbrücken, Wohnhaft in Saarbrücken. Studium der Agrarwissenschaften, Abschluss: Diplom-Agraringenieur. 1984 Studienaufenthalt am Institut National Agronomique Paris und Grignon. 1986 Forschungsaufenthalt am Institut National Agronomique Paris, 1990 Promotion Berufliche Tätigkeiten: Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Agrarpolitik und Marktlehre der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Lehrauftrag im Fach Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Kiel, Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates in den Bereichen Lehre/Studium/Wissenschaftler Nachwuchs, Forschung. Zuletzt Leiterin des Bereichs Medizin. 2000 – 2005 Leiterin der Abteilung Wissenschaft und Forschung des Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft des Saarlandes. Seit 2004 Staatssekretärin. Zwischenzeitlich Sachverständige des Center for Cooperation with Economies in Transition der OECD und Sachverständige des BMELF für die Unterstützung der weißrussischen Regierung bei der Neuorientierung des agrarwissenschaftlichen Studiensystems, Sprachstudium in Oxford – Abschluss: Certificate of roficiency in English der University of Cambridge, Sachverständige im Rahmen des TEMPUS Outputs Promotion Project on Institutional Management, Tschechische Republik der EU 25 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Bela-Andreas Bargel, Fraunhofer Institut für Informations- und Datenverarbeitung (IITB) Geschäftsfeld Interoperabilität und Assistenzsysteme (IAS) Geboren 1976 in Warstein, Studium der Informatik und Pädagogik in Magdeburg als bewusste Entscheidung für ein Studium in "den neuen Bundesländern". Seine Magisterarbeit "Wie die Pixel laufen Lernen - Kinder im Umgang mit Squeak" ließ eine Berücksichtigung beider Studienfächer zu und ist die Initialzündung für seine Bemühungen beim Fraunhofer IITB, Karlsruhe im Rahmen des Girls’Day u.a. dieses System dort zu verwenden. Zudem wird das System "Scratch" des MIT verwendet, welches viele Ideen von Squeak aufgreift und eigenständig in anderer Weise weiterentwickelt. Das Geschäftsfeld Interoperabilität und Assistenzsysteme bietet dem Markt Lösungen an, bei denen das Zusammenwirken des Menschen mit komplexen informationstechnischen Systemen die wesentliche Rolle spielt. In einem »System of Systems« - Ansatz kommt dabei der Interoperabilität entscheidende Bedeutung zu. Mit Forschungs- und Entwicklungsprojekten auf dem Gebiet der Software-Architekturen für rechnergestützte Assistenzsysteme mit den Schwerpunkten der Dialoggestaltung und der semantischen Interoperabilität leistet das IITB Beiträge zur technischen und inhaltlichen Vernetzung von Systemen. Dr. Heidi Danzer, BMW Group Referentin für Personalpolitik, FrauenFamilienpolitik der BMW Group Die promovierte Betriebswirtschaftlerin startete 1994 ihren Werdegang bei der Industrie- und Handelskammer in München mit dem Aufbau eines Beratungs- und Kompetenzzentrums für multimediales Lernen. Dann erfolgt 1999 der Wechsel zur BMW AG. Nach personalpolitischen Themenstellungen wie z.B. Demografie und Kooperationsmanagement ist sie heute für die Weiterentwicklung der Personalpolitik sowie Frauen- und Familienpolitik bei der BMW AG zuständig. Hierzu gehört auch die Ausgestaltung und Koordination der Girls’Day Veranstaltungen im Unternehmen, eine von verschiedenen Maßnahmen zur Frauenförderung. 26 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Girls’Day bei der BMW AG - Durch Qualität zur Nachhaltigkeit Seit 2001 beteiligt sich die BMW AG in vielfältiger Weise am Girls’Day. In 2008 konnten im Rahmen dieser Veranstaltung über 700 Mädchen technische Inhalte näher gebracht werden. Die große jährliche Nachfrage nach den Plätzen begründet sich aber nicht nur auf BMWs gutem Ruf als Arbeitgeber sondern auch auf dem Engagement der Teams, die an den Standorten die Ausgestaltung und Durchführung des Girls’Days übernehmen. So können die Mädchen z.B. am Standort München wählen, ob sie entsprechend ihrem schulischem Werdegang und ihren beruflichen Interessen mehr ausbildungsorientierte Stationen (Werk München) oder studiumsbasierte technische Anwendungen (Forschungs- und Ingenieurszentrum München) kennen lernen wollen. Analog dazu stehen den Mädchen an diesem Tag BMW-Mitarbeiterinnen, die von ihrem Werdegang bei BMW und ihren „Erfahrungen“ berichten, zum Informationsaustausch zur Verfügung. Viele der Stationen, die zum Einsatz kommen, sind über die Zeit erprobt und aufgrund der Rückmeldungen früherer Girls’Day Teilnehmerinnen optimiert worden. So kann BMW auch sicherstellen, dass die Mädchen zum einen in für sie interessanten Themenfeldern abgeholt werden (Beispiele: Designmodell bearbeiten, Fahrsimulator testen, Ring löten). Zum anderen geben nicht ganz klassische Stationen wie z.B. Connected Drive (Internetnutzung im Fahrzeug) den Mädchen auch die Möglichkeit, ihre berufliche Vorstellungen und Meinungen zur Technik zu überdenken. Woran können wir Nachhaltigkeit noch festmachen? An der Weiterempfehlung durch die Teilnehmerinnen, die es uns zum Teil unmöglich macht, Stationen bei der Rundgängen in den Werken zu ändern oder wegzulassen, weil sich diese als ein besonders Highlight herumgesprochen haben. An der Tatsache, dass sich Mädchen auch ein zweites Mal für den Aktionstag bei BMW anmelden und der steigenden Anzahl von den Bewerbungen beigefügten Girls’Day Teilnahmebestätigungen, die unser Recruiting erreichen. Marion Johannsen, Geschäftsführerin Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände e.V. Geboren 1950 in Lahr im Schwarzwald, aufgewachsen in Karlsruhe. Seit 1971 verheiratet, eine Tochter. Juristin (Assessorin): Studium der Rechtswissenschaft an der Universität Mannheim; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg; Johann-Wolfgang-Goethe Universität Frankfurt/Main, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Schwerpunkte: Internationales Recht, Rechtsvergleichung und European Community Law (London School of Economics, London). Referendarzeit in Hessen und Paris/Frankreich Geschäftsführerin der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände e.V. und Leiterin der Abteilung Internationale Sozialpolitik von SÜDWESTMETALL, Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg e.V.. 27 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Ehrenamtliche Tätigkeiten: o Ehrenamtliche Richterin beim Landgericht Stuttgart o Mitglied des Gemeinderates der Landeshauptstadt Stuttgart 1999 – 2004 o Stellvertretende Vorsitzende der Bezirksgruppe Stuttgart-Nord der CDU o Membre correspendant, les conseilleurs du commerce extérieur de la France Section Allemagne (CCE) o Mitglied des Konvents und Kuratoriums der Ev. Akademie Bad Boll Hiltraut Vieth, Furiosa e.V. Verein zur Förderung der Frauenweiterbildung Girls’Day Arbeitskreis Bietigheim-Bissingen / Ludwigsburg / Projekt Girls’Day Akademie Geboren 1960, verheiratet, zwei Töchter. Gelernte Reiseverkehrskauffrau, über viele Jahre in der Organisation von Studienreisen, vor allem nach Asien, tätig. Nach der Familienpause allgemein bildendes Studium an der Frauenakademie Bietigheim-Bissingen, Abschluss mit Zertifikat. Durch gewähltes Schwerpunktthema „Projektarbeit“ während des Studiums, Befähigung zu Organisation und Durchführung von selbst initiierten Projekten. 2006 Gründung des Regionalen Arbeitskreises Girls’Day für den Landkreis Ludwigsburg. Weiterführung und Leitung des Arbeitskreises im Verein Furiosa e.V., Verein zur Förderung der Frauenweiterbildung. Seit 2007 in der Organisation und Mitarbeit der Girls’Day-Akademie an Realschulen im Landkreis Ludwigsburg tätig Info zum Verein Furiosa e.V. Verein zur Förderung der Frauenweiterbildung o 2004 in Bietigheim-Bissingen gegründet o fördert die Bildung und Erziehung, speziell die Frauenweiterbildung o bietet Seminare und Exkursionen zu verschiedenen Themen in der Erwachsenenbildung an o konzipiert und fördert Projekte u.a. im Erziehungswesen Info zur Girls’Day-Arbeit durch Furiosa e.V. o Furiosa e.V. gründete den Regionalen Arbeitskreis Girls’Day für den Landkreis Ludwigsburg im Jahr 2006 o bewirbt seitdem den Girls’Day im gesamten Landkreis o Akquise von Betrieben und Institutionen, um mehr Girls’Day-Plätze zur Verfügung stellen zu können o Werbung in Schulen mit Infoständen und persönlicher Beratung an Elternsprechtagen, Elternabenden und Elternbeiratssitzungen o persönliche Kontaktpflege zu Schulen und Betrieben, die bereits am Girls’Day teilgenommen haben o Betreuung eines Infostandes an der BAM Berufsausbildungsmesse Ludwigsburg, um über den Girls’Day sowohl Mädchen als auch Eltern, Lehrkräfte und Betriebe zu informieren o regelmäßige Presseinformationen über laufende Aktionen 28 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag o o o Furiosa e.V. stellt alljährlich selbst Girls’Day-Plätze zur Verfügung, ca. 15 – 20 Plätze, technische Workshops wie z.B. Solarlüfter-Bau, Computerprogrammierung oder Lötworkshops Furiosa e.V. rief zum Schuljahr 2008/09 das Pilotprojekt „Girls’Day-Akademie an Realschulen“ ins Leben Organisation, Koordination und Betreuung der Girls’Day-Akademie im Landkreis Ludwigsburg Dr. Franziska Schreyer, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit Vita siehe Vortrag Protokoll der Talkrunde Frau Vieth, wann haben Sie zum ersten Mal Berührung mit dem Girls’Day gehabt? Vieth: Das war vor etlichen Jahren, als meine Tochter – sie ist heute 18 – in der 6. oder 7. Klasse war. Sie hatte vom Aktionstag gehört und suchte einen Girls’Day-Platz. Ich habe sie dabei unterstützt. Schon damals waren die Plätze im Internet aufgeführt. Dort sah ich, dass im Raum Ludwigsburg nur eine einzige Bäckerei einen Platz anbot. Das war nicht das, was meine Tochter sich wünschte. Darum habe ich mich selbst auf die Suche gemacht. Es hat mich aber erstaunt, dass in unserem wirtschaftlich starken Raum keine Plätze angeboten wurden. Brehl: Frau Dr. Danzer, wann ist BMW beim Girls’Day eingestiegen? Dr. Danzer: BMW ist seit dem Beginn, also 2001, dabei. Damals haben wir mit dem Standort München begonnen. Später wurde die Aktion auf die anderen Standorte ausgeweitet, bis ins Ausland. Brehl: Hatten Sie den Eindruck, dass Sie damals schon mit vielen anderen im Boot waren? Dr. Danzer: Das ist für mich schwer einzuschätzen, da ich persönlich damals noch nicht dabei war. Wenn man die letzten Jahre betrachtet, hat sich das Angebot jedoch deutlich ausgeweitet. BMW allein hatte im letzten Jahr 700 Mädchen, denen wir bundesweit Plätze angeboten haben. Brehl: Frau Johannsen, Sie haben den Überblick über die Arbeitgeberseite hier im Land. Hat sich das Interesse am Girls’Day in den letzten Jahren stark gesteigert? 29 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Johannsen: Ich denke schon. Wir haben steigende Teilnehmerzahlen. Sowohl auf Seiten der Schülerinnen, als auch auf Seiten der Unternehmen. Wir konnten jedes Jahr deutlich zulegen. Wir haben auch gewaltig die Werbetrommel gerührt. Die Unternehmen haben dieses Thema verinnerlicht. In der Zwischenzeit hat man das Potenzial erkannt. Nicht nur auf Grund des demografischen Wandels, sondern auf Grund der guten Schulabschlüsse und der Motivation der Mädchen. Brehl: Frau Dr. Reichrath, die Schulen sind in diesem Zusammenhang wichtig. Sie zeigen jedoch weniger Interesse, sich zu beteiligen oder mit Unternehmen Kontakt aufzunehmen. Das haben wir eben in einem Vortrag gehört. Was trägt das Kultusministerium zur Motivation der Schulen bei? Dr. Reichrath: Die Motivation von Seiten der Schulen ist stark gestiegen. Und zwar nicht nur in unserem Bundesland, sondern bundesweit. Das betrifft nicht nur Schulen, sondern auch Hochschulen. Dort möchte man verstärkt Nachwuchs von jungen Mädchen in ingenieurwissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen Fächern haben. Um Mädchen zu begeistern und zu rekrutieren, hat man eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Wenn man die Statistik heute betrachtet, gehen nicht so viele Schulen auf Unternehmen zu. Das muss man jedoch differenziert betrachten. Die Schulen machen heute sehr viel mehr, als nur den Girls’Day. Im Bereich der Haupt- und Realschulen werden Praktika angeboten. Meist in der 8. Klasse ist ein Zeitfenster von drei Wochen vorgesehen, in dem die Schülerinnen und Schüler ein Praktikum zur Berufsvorbereitung absolvieren sollen. Oft steht besteht der Anspruch, dass sie sich diesen Platz selber suchen. Brehl: Ich möchte noch einmal nachfragen. Das Interesse am Girls’Day ist am stärksten bei den Unternehmen. Sie wollen Mädchen in die technischen Berufe holen. Frau Dr. Schreyer, können Sie das im Rahmen ihrer Arbeitsmarktforschung bestätigen? Dr: Schreyer: Es besteht ein zunehmendes Interesse durch die ökonomische Entwicklung – nicht aus gleichstellungspolitischen Gründen. Es ist einfach eine ökonomische Notwendigkeit, mehr Frauen in die Betriebe einzugliedern. Brehl: Frau Dr. Danzer, hat BMW einen tatsächlichen Mangel an Frauen in technischen Berufen? Dr. Danzer: Das muss man langfristig sehen, eben vor dem Hintergrund der veränderten Demografie und der Stärke der gut ausgebildeten Frauen. Wo kommen in den nächsten Jahren die Ingenieure und Fachkräfte her? Unabhängig von Frauen und Männern – hier tue ich mich immer etwas schwer – kommt man auf Grund der Leistung gar nicht an den Frauen vorbei. Da ist viel Potenzial vorhanden. Dieses Potenzial sollten wir fördern. Wir wissen, dass sich Frauen gegenüber technischen Berufen zunächst einmal anders als Männer verhalten und andere Einstellungen haben. Das muss man aufgreifen und anders auf sie zugehen. Gerade BMW kommt aus einer männerdominierten Ecke. Da „tickt“ man etwas anders und muss sich erst einmal eine etwas andere Brille aufsetzen. Das ist wichtig. Aber Chancen stehen jedem offen. Brehl: Beim letzten Girls’Day hatten sie 700 Teilnehmerinnen, sagten Sie. Wie können sie die kanalisieren? Kommen die Mädchen in einzelne Ausbildungsbereiche, oder machen Sie größere Veranstaltungen? Dr. Danzer: Jeder Standort organisiert den Tag eigenständig und entscheidet, wie viele Mädchen er nimmt. Wir nehmen die Kinder von Mitarbeitern, gehen an bestimmte Schulen und stellen die Plätze auf die Plattform im Internet. Das Programm am Standort wird in Zusammenarbeit mit der Personalstelle, mit der Recuitingstelle und der Kommunikationsstelle organisiert. Die Inhalte orientieren sich an dem, was der Standort zu bieten hat. Zum Beispiel Fertigung oder Forschungsund Ingenieurszentrum München. Ein Werk ist interessanter für junge Frauen, die an eine Ausbildung 30 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag denken. Das Forschungszentrum interessiert eher junge Frauen, die ein technisches Studium absolvieren möchten. Im nächsten Schritt überlegt man, was junge Frauen ansprechen könnte. Nicht unbedingt das Presswerk, aber Dinge, die mit Design zu tun haben. Dann überlegt man sich Stationen, die man ihnen zeigen möchte. Als Begleitpersonal wählen wir nach Möglichkeit weibliche Azubinen oder junge Studentinnen aus, die wir in unseren Förderprogrammen haben. So entwickeln sich unterschiedliche Konzepte. Da wir das schon recht lange machen, haben wir gute Erfahrungswerte an den Standorten. Wir modifizieren die Konzepte immer wieder. Brehl: Frau Johannsen, wie ist die Situation hier im Bundesland – für welche Stellen interessieren sich die Mädchen am Girls’Day besonders? Johannsen: Wir haben einen breiten Angebots-Fächer hier in Baden-Württemberg. Wir haben eine starke Metall- und Elektroindustrie. Nicht nur die Arbeitgeberverbände, sondern auch die Kammern, Arbeitsagenturen und Gewerkschaften, haben in einer konzertierten Aktion eine Baden-WürttembergInitiative gegründet, um alle – auch das Handwerk – mitzunehmen und am Girls’Day aktiv zu beteiligen. Ich kann nicht sagen, welche Industrie sich besonders beteiligt. Wir haben insgesamt jedoch gute Zahlen. Brehl: Haben Sie den Eindruck, dass die Aktion aufgearbeitet wird und im Sinne der Nachhaltigkeit versucht wird, den Kontakt zu den Mädchen zu halten? Johannsen: Wir haben Konferenzen in dieser Gruppe auch nach dem Girls’Day um zu sehen, ob wir Steigerungsraten haben oder wo es krankt und wo wir besser werden können. Wir haben das sensationelle Projekt von Frau Huber von der BBQ, einer Organisation der Bildung, die Südwestmetall angegliedert ist, die den Girls’Day verstetigt. Sie sorgt für Nachhaltigkeit, indem sie nicht nur diesen einen Tag im Fokus hat, sondern zum Beispiel eine Schüler-Ingenieur-Akademie entwickelt hat. Die dauert ein ganzes Jahr. Ich glaube, Frau Vieth kann dazu noch mehr berichten. Brehl: Frau Vieth, Sie haben die Girls’Day-Akademie mit ins Leben gerufen... Vieth: Die Girls’Day Akademie wurde im Landkreis Heilbronn durch den dortigen Arbeitskreis ins Leben gerufen, vertreten durch Südwestmetall. Unser Arbeitskreis in Ludwigsburg hat guten Kontakt zu dem Arbeitskreis Heilbronn. So erfuhren wir von der dortigen Akademie und beschlossen, das auch bei uns umzusetzen. Wir bekamen Kontakt zu zwei Realschulen, die das Projekt sehr gerne unterstützen wollten. Darüber fanden wir auch Techniklehrerinnen, die sehr engagiert mitarbeiten. Seit diesem Schuljahr machen wir mit den Realschulen diese schulische AG, die jeden Mittwoch nachmittag stattfindet. Die Mädchen setzen dafür viel Zeit und Engagement ein. Sie nehmen an technischen Workshops teil, sowohl in Betrieben, als auch in der Schule. Dafür haben wir Vereine wie „Faszination Technik“ engagiert, die mit den Mädchen technische Dinge bauen oder ausprobieren. Wir bieten auch kommunikative Seminare und persönlichkeitsbildende Seminare, Teamtraining oder Projektmanagement. Im Juni gehen wir mit ihnen in das technische Gymnasium um ihnen zu zeigen, dass es nicht nur die Möglichkeit der beruflichen Ausbildung gibt, sondern auch die Möglichkeit der Weiterbildung bis zur Hochschulreife, um dann zu studieren. Brehl: Frau Dr. Reichrath, das ist doch die Nachhaltigkeit, von der Sie eben gesprochen haben. Wie die Schulen in Zukunft mit den Schülerinnen und Schülern in Richtung Berufsvorbereitung arbeiten sollten. Dr. Reichrath: Es ist ein Teil der Nachhaltigkeit, dass rund um den Girls’Day ein gewisser Support angeboten wird. Das ist in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich. Bei uns im Saarland ist das durch einen Verein „Arbeitsleben – Wirtschaft – Schule“ gegeben. Der organisiert zum Beispiel 31 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Fortbildungen für Lehrkräfte in diesem Bereich oder stellt Kontakte zu Unternehmen her. Mir geht es aber noch stärker darum, was Schule insgesamt für das Thema Berufsorientierung tut und zwar unter dem Blickwinkel der Spezifika von Mädchen und Jungen. Gerade gestern hat die Kultusministerkonferenz gemeinsam mit den so genannten „Pakt-Partnern“ – davon sind einige auch Partner der Initiative Girls’Day, das Bundesfamilienministerium und das Bundesbildungsministerium, BDA, BDI, ZDH – ein Konzept verabschiedet. Danach soll künftig an allen Schulen ein Konzept zur schulischen Berufsorientierung erarbeitet werden. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei die Kooperation mit Unternehmen. Wichtig ist auch, dass Konzepte früh ansetzen, also etwa in der 7. oder 8. Klasse und über einen längeren Zeitraum andauern, mit unterschiedlichen Maßnahmen, wie es für die einzelne Schule adäquat ist. Ich denke, hier bettet sich der Girls’Day wunderbar ein. Aber dabei sollten wir nicht stehen bleiben. Es muss eine verstetigte Maßnahme sein. Inzwischen wissen wir ja auch, dass Jungen eine geschlechterspezifische Berufswahl treffen. Das bedeutet, auch hier brauchen wir spezifische Maßnahmen. Brehl: Herr Bargel, Frau Dr. Reichrath hat gerade das Stichwort gegeben: Wie bringt man Jugendlichen die Berufswelt nahe? Sie sind Computerspezialist und haben sich im Fraunhofer-Institut IITB speziell mit dieser Thematik beschäftigt. Was kann man tun, um das Thema Technik kinder- oder jugendgerecht zu vermitteln? Bargel: Ich komme aus dem Bereich der klassischen Informatik. Der Girls’Day hat einen ganz besonderen Vorteil. Alle Mädchen, die bisher zu uns gekommen sind, waren sehr motiviert. Das heißt, die Fragestellung, wie motiviere ich, war gar nicht erst gegeben. Wenn man diese erste Motivation nicht enttäuscht, hat man schon gewonnen. Informatik ist zunächst ein virtuelles Thema. Wir haben den Computer, den hat jeder schon einmal gesehen. Aber in der Informatik geht es nicht darum, ihn zu bedienen, sondern ihn zu programmieren. Wie kann ich der Maschine etwas Eigenes entlocken? Das Bedienen ist bei der heutigen „Net-Generation“ nicht das Thema. Das kreative, eigene Erschaffen liegt aber noch im Argen. Das ist unser Ansatz. In einem Workshop bieten wir den Kindern die 32 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Möglichkeit, ein Computerspiel zu programmieren. Im Rahmen von Girls’Day und Schülerakademie haben wir beim Vergleich zwischen gemischten Gruppen und reinen Mädchen-Gruppen durchaus Unterschiede fest gestellt. Aber wir haben auch festgestellt, dass es bei beiden funktioniert. Auch das Thema Computerspiel-Programmierung. Wir arbeiten mit einem Ping-Pong-Spiel. Brehl: Wie viele Teilnehmerinnen waren bei Ihnen am Girls’Day? Bargel: Im Haus insgesamt um die 40. Unsere Workshops sind für jeweils sechs Mädchen konzipiert. Dabei teilen sich zwei Kinder einen Computer. Brehl: Frau Dr. Schreyer, Sie haben in Ihrem Vortrag gesagt, die Unternehmen müssen sich ändern, um Frauen dauerhaft in technischen Berufen zu halten. Was muss sich konkret ändern? Dr. Schreyer: Ich möchte noch einmal einen Schritt zurückgehen. Wir haben nicht nur das Problem, junge Frauen in bestimmte Männerdomänen zu integrieren. Wir haben auch das Problem, dass die wenigen Frauen, die Maschinenbau oder Elektrotechnik studieren, nicht unbedingt ins verarbeitende Gewerbe gehen oder den Ingenieurberuf ergreifen. Sie gehen nach dem Studienabschluss eher in den Dienstleistungsbereich oder Handel, in Personalabteilungen oder Verwaltungstätigkeiten. Sie gehen also ein Stück weit in diesen Bereich hinein, aber auch wieder hinaus. Es stellt sich deshalb die Frage, wie wir Frauen dauerhaft in diesen Kernbereichen halten können. Ich denke, da muss sich einiges an der Arbeitskultur bestimmter Berufe ändern. Beispielsweise die Arbeitszeit. Hier geht es nicht nur um das Thema Teilzeit von Männern und Frauen, sondern auch um überlange Arbeitszeiten, Wochenendarbeit und eine gewisse Unplanbarkeit von Arbeitszeiten im Ingenieurberuf. Das zu verändern, ist bestimmt nicht immer einfach. Aber es ist noch Potenzial vorhanden, an der Arbeitszeitkultur etwas zu verändern. Nicht nur für die jungen Frauen. Sondern auch für die jungen Männer. Ein Drittel der jungen Ingenieure hätte Interesse an einer Arbeitszeitreduktion in Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein weiterer Punkt sind die Leistungsbeurteilungen. Da gibt es aus der Personalforschung Ergebnisse, dass Frauen bei Leistungsbeurteilungen vor allem dann diskriminiert werden, wenn sie in einem Männerberuf arbeiten. Leistungsbeurteilungen sind wichtig etwa für beruflichen Aufstieg oder für die Einkommensbemessung. Besondere Diskriminierungsgefahr, wenn eine Frau in einem Männerberuf arbeitet, besteht durch die qualitativen Kriterien, die angesetzt werden, wie Durchsetzungsfähigkeit oder Autorität. Die sind anfällig für Geschlechterstereotype. Hier besteht die Forderung, auf handfeste qualitative Größen zu wechseln. Zum Beispiel Zahl der Vorträge oder Zahl der Patente – also Kriterien, die nicht anfechtbar sind. Brehl: Frau Dr. Danzer, haben Sie den Eindruck, dass die Unternehmenskultur in ihrem Unternehmen sich verändern muss, um Frauen nachhaltig in den technischen Bereichen zu halten? Dr. Danzer: Ich habe nicht den Eindruck, dass junge Frauen, die zu uns ins Unternehmen kommen, das Unternehmen schnell wieder verlassen, weil sie schlechte Rahmenbedingungen vorfinden. Das sehe ich überhaupt nicht. Im Gegenteil. Sie entwickeln sich ganz gut weiter. Ich sehe es eher so, dass wir uns ganz viele Gedanken machen, wie wir noch mehr Frauen in das Unternehmen reinziehen können. Unsere Zahlen weisen nicht darauf hin, dass Frauen, egal in welchen Phasen, in überdimensionierten Größen das Unternehmen verlassen. Auch wenn sie Kinder bekommen und dann wieder zurück kommen. Ich denke, dass wir mit unseren Angeboten sehr gut unterwegs sind. Wir arbeiten daran, zukunftsweisende Angebote für Männer und Frauen zu entwickeln, die sich an den einzelnen Lebensphasen orientieren. Brehl: Welche Bedeutung hat in diesem Zusammenhang der Girls’Day für Sie? Ist er eine Art Initialzündung, bei der man das erste Mal Zugriff auf junge, technisch interessierte Frauen hat? In wie 33 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag weit verfolgen sie eine Nachhaltigkeit, indem Sie zum Beispiel weitere Projekte mit den Mädchen durchführen? Dr. Danzer: Wir sehen den Girls’Day als einen Beitrag, junge Mädchen an technische Berufe heranzuführen. Wir haben gute Möglichkeiten Technik zu zeigen. Ich halte es für wichtig, dass wir als Unternehmen BMW hier einen Beitrag leisten. Was wir immer wieder erleben, dass wir sehr junge Mädchen bei uns haben, die an diesem Tag feststellen, ob das ihre Richtung ist oder nicht. Nur wenige Mädchen können danach aber sagen, ob sie das gerne zu ihrem Beruf machen möchten. Deshalb ist es für uns schwierig, diese Zielgruppe ganz konkret weiter zu verfolgen. Die Mädchen bekommen aber von uns eine Bescheinigung und wir bitten sie, die beizulegen, falls sie sich wieder bei uns bewerben. Sie bekommen am Girls’Day viele Informationen, wie sie zu BMW kommen können. Außerdem haben wir für engagierte Azubis und Studierende und Jungeinsteiger weitere Programme, mit denen wir junge Leute fördern. Wir können das aber erst tun, wenn sie sich für das Unternehmen entscheiden. Brehl: Frau Johannsen, wie schwer ist es, Unternehmen zu motivieren, sich am Girls’Day zu beteiligen – und das in einer guten Qualität und womöglich noch über den Aktionstag hinaus? Johannsen: Ich persönlich halte es nicht für besonders schwer. Wir informieren unsere Mitglieder. Die Kammern tun das über ihre Kammer-Zeitschrift. Wir informieren über den Termin, rufen immer wieder zur Beteiligung auf und haben Kontakt zu einzelnen Unternehmen. Wir haben von den Unternehmen die Rückmeldung, dass sie aus dem Pool der Girls’Day-Teilnehmerinnen durchaus Mädchen rekrutieren können. In welchem Umfang ist sicher von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Aber es ist nicht schwer. Am Anfang gab es sicherlich Kinderkrankheiten. Man wusste nicht so recht, wie man die Zielgruppe der sehr jungen Kinder ansprechen sollte. Deshalb gab es Unternehmen, die in Richtung der etwas älteren Jugendlichen tendierten. Andere haben Konzepte speziell für Fünftklässlerinnen ausgearbeitet und haben hervorragende Ergebnisse. Es gibt also unterschiedliche Erfahrungswerte. Aber es ist nicht schwer, denn die Unternehmen wissen, was auf sie zukommt. Wir 34 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag haben keine Rohstoffe hier im Lande und brauchen die Manpower und Womenpower. Wir brauchen die Hirne - und die sind in großer Zahl bei uns vorhanden. Das betrifft auch die Kinder aus Migrantenfamilien. Deshalb wollen wir auf diesen Bereich einen verstärkten Fokus legen. Wir wollen die Kinder aller Familien, die in Baden-Württemberg wohnen, ansprechen. Unsere Unternehmen denken an die Zukunft. Das Thema Arbeitswelt ist in einem enormen Fluss. Viele Unternehmen haben unglaublich flexible Arbeitszeiten. Man kann von zu Hause aus arbeiten, auch in vielen qualifizierten Berufen. Viele Unternehmen tun etwas für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und veranstalten Diversity-Kongresse. Da sind unsere großen Unternehmen sehr aktiv. Aber auch die Mittelständler und die Kleinen. Denn sie wissen, sie stehen im Wettbewerb um die besten Köpfe. Brehl: Frau Vieth, ich möchte noch einmal zurückkommen zum Girls’Day und zu der Rolle, die Schule dabei spielt. Wie würden Sie die Situation beurteilen? Denn hauptsächlich wird die Information zum Girls’Day in den Schulen weiter gegeben. Wie funktioniert das und was könnte man verbessern? Vieth: In Bezug auf die Information an den Schulen fühle ich mich in unserem Arbeitskreis in Ludwigsburg als Streetworkerin. Ich gehe gezielt in die Schulen rein. Wir führen persönliche Gespräche mit den Rektoren, teilweise auch mit den zuständigen Lehrkräften für die Berufsorientierung, an Gymnasien mit den NWT-Lehrerinnen und -Lehrern, um sie ganz persönlich anzusprechen. Einfach Flyer zu verteilen – das kann man auch lassen, so unsere Erfahrung. So etwas kommt nur mit sehr viel Schwund bei den Mädchen an. In diesem Jahr legen wir sehr viel Wert auf Hauptschulen, Werk-Realschulen und Realschulen. Denn die sind immer noch etwas weniger informiert, so unser Gefühl. Oder sie nehmen weniger teil. Sie scheuen sich mehr, die Girls’Day Plätze wahrzunehmen. Vielleicht fehlt ein bisschen die Unterstützung der Eltern für diese Mädchen. Das ist bei der Informationsarbeit an den Schulen das ganz große Thema für uns. Aber auch der beste Berührungspunkt. Wir werden teilweise von Elternbeiräten in die Sitzungen eingeladen. Die sind sehr fruchtbar, da kommt die Information definitiv zu den Kindern. Wir werden auch in die Gesamtlehrerkonferenzen eingeladen. Das ist ein Zeichen, dass diese Schule von Seiten der Lehrkräfte sehr interessiert ist. Brehl: Wenn Sie das hören, Frau Dr. Reichrath, wie kann die Politik die Schulen stärker motivieren und unterstützen, die Schülerinnen zu informieren, insbesondere an den Hauptschulen? Dr. Reichrath: Es ist eine Frage der generellen Unterstützung für den Girls’Day, aber auch für die Frage der Berufsorientierung und für die Frage der Kooperation mit den Unternehmen. Bei uns im Lande ist das organisiert – ich erwähnte vorhin schon den Verein „Arbeitsleben –Schule-Wirtschaft“. Er geht schon im Vorfeld des Girls’Days aktiv auf die Schulen zu. Und zwar rechtzeitig im Vorfeld, was übrigens auch für die Unternehmen wichtig ist. Denn wenn sehr knapp vor dem Girls’Day Praktikumsplätze gemeldet werden, ist es schwer, diese erfolgreich zu vermitteln. Wir versuchen über den Girls’Day hinaus Kooperationen mit Unternehmen zu vermitteln. Wenn diese Kooperationen mit einem feierlichen Akt unterzeichnet werden, an dem die Elternvertretungen und Lehrkräfte anwesend sind, wird dem eine gewisse Bedeutung beigemessen. Es wird zum Gesprächsstoff in der Schule. Wir müssen auch die Eltern erreichen. Da ist es hilfreich, wenn entsprechende Angebote bei Elternabenden vorgestellt werden. Wichtig und sehr erfreulich finde ich, dass die Presse die Aktion sehr positiv begleitet. Also nicht nur ankündigt, sondern berichtet. Damit werden die Eltern aufmerksam gemacht, ihre Kinder bei dieser Aktion zu unterstützen. Noch ein kleiner Hinweis: Es gibt flankierend zu den Maßnahmen des Girls’Day natürlich viele andere Einrichtungen, zum Beispiel ein Sommercamp an der Hochschule. Die Kultusministerien unterstützen diese Aktivitäten sehr. Wir unterstützen sie finanziell und organisatorisch und durch Rahmensetzungen. Noch eine kleine Ergänzung: Es gibt inzwischen zwei Bundesländer, nämlich Nordrhein-Westfalen und das Saarland, 35 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag die mit der Bundesanstalt für Arbeit in den jeweiligen Regionaldirektionen im Lande Vereinbarungen getroffen haben, um Berufsorientierung generell stärker in den Schulen zu verankern. Bei uns im Lande wurde das im Dezember gemacht. Dies unterstützen wir mit zwei Millionen. Die Kultusministerien messen diesen Punkten inzwischen einen sehr hohen Stellenwert bei, sowohl was Rahmenbedingungen, als auch finanzielle Förderung anbelangt. Brehl: Frau Dr. Danzer, wie intensiv ist ihr Kontakt zu den Schulen? Inwieweit gehen Sie im Rahmen des Girls’Days auf Schulen zu? Dr. Danzer: Das ist sehr unterschiedlich, da die einzelnen Standorte das selber regeln. An manchen Standorten ist es so, dass wir mit wenigen, größeren Schulen kooperieren. An anderen Standorten sind im Einzugsgebiet sehr viele kleinere Schulen. Einerseits gibt es also die Situation, dass man immer mit ein und derselben Schule zusammenarbeitet und immer wieder Alternativangebote machen muss. Wo es viele Schulen gibt, hat man das Problem der Konkurrenz. Man will niemanden bevorzugen oder benachteiligen. Wir haben ein ausgewogenes Verhältnis und die Schulen sind im Prinzip recht offen. In München haben für den nächsten Girls’Day schon drei Schulen angefragt, ob sie nicht komplett kommen können. Das ist es manchmal nicht einfach, damit umzugehen. Aber ich finde es auf der anderen Seite toll, dass dieses Engagement da ist. Manchmal erleben wir es auch umgekehrt, dass Mädels nicht freigestellt werden. Wenn wir zu viele Anfragen haben, versuchen wir das durch ein Rotationsprinzip zu lösen: Schule A, B, C dieses Jahr, E, F und G nächstes Jahr. So kommt jede Schule mal dran. Und durch die Altersspanne, für die der Girls’Day konzipiert ist, hat jedes Mädchen die Chance, daran teilzunehmen. Darüber hinaus gehen wir in die Schulen. Wir haben noch andere Veranstaltungen, die sich nicht nur auf den Girls’Day beziehen. Brehl: Frau Johannsen, ein Blick auf die Zukunft und den prognostizierten Fachkräftemangel: Wie stark arbeiten Sie als Arbeitgeberverband mit den Schulen zusammen? Johannsen: Meine Kollegen, die die Bildung im Verband aktiv betreiben, haben die Arbeitskreise Schule-Wirtschaft. Dort wird auch der Girls’Day thematisiert. Einige unserer Mitgliedsunternehmen haben direkte Kontakte zu Schulen. Mitarbeiter von Unternehmen gehen in die Schulen und berichten im Unterricht über die Aktivitäten der Unternehmen und der einzelnen Berufe dort. Rückblickend auf die aktive Schulzeit meiner Tochter, bin ich selber auch in die Schule gegangen und habe dort berichtet. Den Kindern wurden nach und nach verschiedene Berufe vorgestellt, um ihnen zu verdeutlichen, wie wichtig auch Naturwissenschaften und Mathematik für viele Studiengänge sind. Brehl: Herr Bargel, mit ihrem Angebot ein Computerprogramm selber zu schreiben – gehen sie damit auch in die Schulen? Oder bieten Sie im Hause öfter Workshops an? Bargel: Wir bieten das bei uns im Hause an, im Rahmen des Girls’Days und alternativ in Form der Schüler-Akademie. Das sind Nachmittagskurse. Ein guter Multiplikator für die Zusammenarbeit zwischen Institution und Schule sind die engagierten Eltern. Sie sind Mitarbeiter der Unternehmen und tragen den Girls’Day dort hinein. Meist besteht er dann fort. So ist er auch bei uns hinein getragen worden. Wir haben eine engere Kooperation mit einer Schule. So hören wir mehr über deren Wünsche und Nöte. Die Website des Girls’Days generiert ebenfalls eine sehr gute Nachfrage. Das heißt, sehr engagierte Mädchen schauen sich dort um und suchen sich heraus, was sie interessiert. So bekommen wir auch Schülerinnen anderer Schulen, mit denen wir keine Kooperation haben. Brehl: Frau Vieth, kennen Sie Mädchen, die über den Girls’Day motiviert wurden, technische Berufe zu ergreifen, über die sie vorher gar nicht nachgedacht hatten? 36 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag Vieth: Ein Mädchen kenne ich sehr gut. Das ist meine Tochter. Für sie hat der Girls’Day eine große Rolle bei der Berufswahl gespielt. Sie war schon immer sehr interessiert an diesem Bereich. Der Girls’Day hat ihr über Jahre hinweg immer wieder neue Facetten der Technik gezeigt. Sie ist tatsächlich dabei geblieben und wird jetzt Mechatronik studieren. Wir kennen auch über unsere Girls’Day Akademie Mädchen. Die waren schon interessiert, haben immer wieder am Girls’Day technische Berufe angeschaut, und sich jetzt für einen technischen Beruf entschieden. Brehl: Frau Dr. Schreyer, wenn man die Zahlen sieht, die Sie eben präsentiert haben und sieht, dass die Frauen in der Arbeitslosenstatistik in diesem Bereich immer noch höhere Zahlen aufweisen als die Männer – muss man junge Frauen nicht auch damit konfrontieren und ihnen sagen, dass sie auch in diesem Bereich eher arbeitslos werden als die Männer? Dr. Schreyer: Dieses Risiko besteht fast in jedem Berufsbereich. Wir haben in fast jedem Berufsbereich höhere Arbeitslosenquoten der Frauen im Vergleich zu den Männern. Wir müssen aber im Auge behalten, dass wir hier über einen recht privilegierten Arbeitsmarkt reden. Wenn wir vom Arbeitsmarkt Akademiker reden ist es der Arbeitsmarkt, der am günstigsten dasteht und sich in Zukunft eher noch verbessern wird. Wir reden hier über Ungleichheiten quasi auf hohem Niveau. Wir reden nicht von den Ärmsten der Armen auf dem Arbeitsmarkt. Wir reden nicht von den Menschen ohne beruflichen Bildungsabschluss, wo die Arbeitslosenquote bereits bei 25 Prozent liegt. Die hohe Quote der Arbeitslosigkeit der Ingenieurinnen und teilweise auch der Naturwissenschaftlerinnen ist kein Grund, jungen Frauen, die interessiert sind, davon abzuraten. Das wäre ein grobes Missverständnis! Brehl: Frau Dr. Danzer, wo sehen Sie die größten Chancen des Girls’Day für Ihr Unternehmen in der Zukunft? Danzer: Die größten Chancen bestehen darin, jungen Frauen Technik erlebbar und begreifbar zu machen. Ihnen zu zeigen, dass das eine ganz spannende Welt ist. Ihnen auch zu zeigen, wie tickt Arbeitswelt. Und Ihnen Vorbilder zu zeigen. Gerade an diesen Tagen bemühen wir uns, die Mädchen von Frauen bzw. Ingenieurinnen begleiten zu lassen, die dort arbeiten. So haben sie Gelegenheit, mit den Frauen zu reden, ohne das ständig Jemand daneben steht. Sie bekommen Informationen aus erster Hand. Das Problem haben übrigens auch oft Jungen. Wenn man die fragt, was ist ein Ingenieur, wissen die auch oft nicht, was man sich darunter vorstellen kann. Ich habe das bei meinem Neffen erlebt. Der war etwas erschlagen bei dem Begriff. Das wichtigste ist, etwas zum Anfassen und zum Erleben zu geben. Den Erlebnishorizont zu erweitern und zur Meinungsbildung beizutragen und den jungen Frauen zu helfen, einen Weg bewusster zu gehen. Zu entscheiden, ist das etwas für mich, oder auch nicht. Dann können sie sich eine Ausbildung oder ein Unternehmen viel gezielter aussuchen. Das ist für beide Seiten – Mädchen und Unternehmen - ein Vorteil. Brehl: Frau Vieth, ich möchte Sie zum Schluss noch fragen, was Sie sich für die Zukunft des Girls’Day wünschen. Sie haben gesagt, Sie sind eine Streetworkerin und kennen die Basis. Was sollte sich beispielsweise auf Seiten der Schulen oder Unternehmen verändern? Vieth: Von Seiten der Schulen wäre es schön, wenn noch mehr Schulen das Thema für sich aufgreifen würden. Sie sollten sich weiter für das Thema Berufswahlorientierung öffnen. Am besten ab der 5. Klasse. Nicht erst ab der 8., 9. oder 10. Klasse, wo sie an die pubertierenden Mädchen nicht mehr so leicht herankommen und wo das Thema oder zumindest das Feld der Technik oft schon abgeschlossen ist. Ich finde es schade um jedes Mädchen, das nicht schon in der 5. Klasse die Möglichkeit hat, einen Girls’Day-Platz in Anspruch zu nehmen und diese positiven Erfahrungen von diesem Tag zu verinnerlichen. Wenn Sie das von der 5. bis zur 10. Klasse tun, haben sie Gelegenheit, 37 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 1, Vormittag sechs Mal am Girls’Day teilzunehmen und haben sich vielleicht in sechs verschiedenen Bereichen orientiert. Ich würde mir einen Aufruf wünschen an alle Unternehmen, die Plätze zur Verfügung stellen könnten, aber sich nicht trauen oder sich außer Stande sehen etwas anzubieten. Wir machen so viel Werbung in den Schulen. Uns wäre es wichtig, dass alle Mädchen, die sich interessieren und den Mut haben, etwas auszuprobieren, auch wirklich einen schönen Platz finden. Sehr schwer tun wir uns im Arbeitskreis mit den Handwerksbetrieben. Was wir gut verstehen. Kleinere Betriebe sind nah am Kunden. Es scheint für sie schwierig, die Mädchen in einen Arbeitstag einzugliedern. Wir versuchen hier zu erreichen, dass diese Betriebe ein oder zwei Mädchen am Girls’Day aufnehmen. Vielleicht können wir über die Kreishandwerkerschaft noch mehr Betriebe finden. Die Mädchen sind daran sehr interessiert. Brehl: Frau Vieth hat einige Anregungen gegeben, die heute Nachmittag in den Workshops noch näher diskutiert werden können. Ich möchte die Talkrunde an dieser Stelle beenden und bedanke mich bei den Teilnehmerinnen und bei dem Teilnehmer. 38 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Workshops ________________________________________________________ 3 Workshop 1: Ideen für Regionen - Kreative Konzepte und Anregungen von und für Girls’Day-Arbeitskreise __________________________________________________ 3 Moderation: Susanne Müller, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Coburg ________________ 3 Gesprächspartnerinnen und Hintergrundinformationen _______________________ 4 Julia Stump, Stellvertretende Leiterin der Stabstelle Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Regionaldirektion Baden-Württemberg _____________________________________________ 4 Sabine Eller, Frauenbeauftragte der Wissenschaftsstadt Darmstadt ______________________ 5 Beate Stoff, Verbundsystem Arbeitsmarktintegration, Trier _____________________________ 6 Anni Kramer, Jugendagentur ju-max, Landkreis Sigmaringen ___________________________ 8 Protokoll des Workshops ______________________________________________________ 10 Workshop 2: Mit dem Aktionstag mehr erreichen - Vorbildhafte Modelle für die Umsetzung des Girls’Day an und mit Schulen_______________________________ 15 Moderation: Andrea Martin, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus________ 15 Gesprächspartnerinnen und Hintergrundinformationen ______________________ 15 Michaela Aderjan-Enshaie, Gleichstellungsbeauftragte Gymnasium Mainz-Gonsenheim _____ 15 Gabriele von Kutzschenbach, Geschäftsführende Schulleiterin der Tübinger Grund-, Haupt- , Real- und Sonderschulen, Schulleiterin der Grundschule am Hechinger Eck ______________ 17 Michael Neunzig, Jugendbildungsreferent DGB Bezirk Baden-Württemberg _______________ 18 Gabi Reichhelm, Schulreferat der Landeshauptstadt München _________________________ 19 Protokoll des Workshops ______________________________________________________ 20 Workshop 3: Mädchen und junge Frauen herzlich willkommen - Nachhaltige Angebote und gute Tipps von und für Unternehmen und Organisationen zum Girls’Day _____________________________________________________________ 25 Moderation: Edith Köchel, Referatsleiterin „Frau, Wirtschaft und Technik“ im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg________________________________________ 25 Gesprächspartnerinnen und Hintergrundinformationen ______________________ 25 Monika Hoffmann, Gleichstellungsbeauftragte beim ZDF______________________________ 25 Jasmin Axmann, Siemens Enterprise Communications GmbH & Co KG , München _________ 27 Anastasia Mavridis-Bögelein, Robert Bosch GmbH, Ansbach __________________________ 29 Helmut Käser, Ausbilder im Bereich Mechanik bei der Robert Bosch GmbH, Ansbach _______ 29 Günther Kahn, Ausbildungsleiter der Fa. Andreas Stihl AG & Co KG ____________________ 31 Protokoll des Workshops ______________________________________________________ 32 Zusammenfassung der Workshops im Plenum _________________________ 43 Talkrunde mit Girls’Day - Teilnehmerinnen_____________________________ 46 1 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag „Das ist ihr Weg: Die jungen Frauen in technischen und handwerklichen Berufen“ 46 Gesprächspartnerinnen und Hintergrundinformationen ______________________ 46 Anja Sommer, Studentin Technomathematik an der TU Karlsruhe ______________________ 46 Andrea Schnelle, Auszubildende Zerspanungsmechanikerin, Schwabsoien _______________ 46 Lina Strack, Auszubildende Glasapparatebauerin, Heraeus; Kleinostheim ________________ 46 Protokoll der Talkrunde________________________________________________________ 47 Ausblick _________________________________________________________ 53 Doro Thea Chwalek, Projektleitung; Bundeskoordinierungsstelle des Girls’Day – MädchenZukunftstags ________________________________________________________________ 53 2 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag WORKSHOPS Workshop 1: Ideen für Regionen - Kreative Konzepte und Anregungen von und für Girls’Day-Arbeitskreise Moderation: Susanne Müller, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Coburg Geb. 1963 in Coburg, verheiratet, 3 Kinder Studium an der Beamtenfachhochschule mit Abschluss Dipl. Verwaltungswirtin (FH). Verschiedene Fortbildungen im Personalbereich. Verschiedene berufliche Stationen im Verwaltungsbereich der Stadt Coburg. Leitung der Volkszählung 1987. Sachbearbeitung im Rechtsamt und im Sozialamt. Gleichstellungsbeauftragte seit 2002. Projektleitung audit berufundfamilie Stadt Coburg. Referentinnentätigkeit (Vorträge wie „Humor am Arbeitsplatz“, „Umgang mit Veränderungen“, „Arbeitsmarktsituation für Jungen und Mädchen“). Beschwerdestelle nach AGG. Ehrenamtliches Engagement: Gründung eines Fördervereins zur Betreuung von Schulkindern, Projekt Berufsorientierung „Fit für den Beruf – fit fürs Leben“. Hobbys: Sport (Laufen, Triathlon, Volleyball) Kontakt: Tel: 09561 – 891070 | Mail: [email protected] Als Gleichstellungsbeauftragte kann Susanne Müller ihre Kreativität, ihre Ideen, als auch ihre vielseitigen Interessen bestens einbringen. Sie hat sich ein breites Netzwerk geschaffen, auf das sie bei ihrer Arbeit bauen kann. In den unterschiedlichsten Inhalten in der internen und externen Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte setzt sie immer wieder neue Impulse oder startet neue Initiativen. Einen großen Raum in der Tätigkeit nimmt der Coburger Girls’Day ein. Die Arbeitsgruppe mit acht Institutionen wurde von Susanne Müller 2002 ins Leben gerufen. Die Aktivitäten im Rahmen des Girls’Day sehen ein Gesamtkonzept der Berufsorientierung vor. Dieses wird mit großem Einsatz den Unternehmen, den Schulen und den Schülerinnen und auch den Schülern vermittelt. 3 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Gesprächspartnerinnen und Hintergrundinformationen Julia Stump, Stellvertretende Leiterin der Stabstelle Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Regionaldirektion Baden-Württemberg Geboren 1976. Ausbildung zur Fachangestellten für Arbeitsförderung bei der Bundesagentur für Arbeit, anschließend Mitarbeiterin im Bereich Aus- und Fortbildung des Landesarbeitsamts Rheinland-Pfalz-Saarland, Mitarbeiterin im Bereich Statistik des Landesarbeitsamts Rheinland-PfalzSaarland, Mitarbeiterin im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landesarbeitsamts Rheinland-Pfalz-Saarland und der Regionaldirektion Baden-Württemberg. Seit 2006 Referentin der Stabstelle Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Regionaldirektion Baden-Württemberg. Seit 2007 Landeskoordination Girls’Day Baden-Württemberg und Netzwerkpartnerin Neue Wege für Jungs. Seit 2008 Stellvertretende Leiterin der Stabstelle Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Regionaldirektion Baden-Württemberg. Webautorin der Regionaldirektion Baden-Württemberg und Landeskoordinierung Boys’ Day – Neue Wege für Jungs. Kontakt: Tel: 0711 – 941 1975 | Mail: [email protected] Die Stabstelle Chancengleichheit am Arbeitsmarkt ist seit 2007 mit der Landeskoordinierung des Girls’Days und seit 2008 ebenfalls mit der „Landeskoordination“ Boys’ Day –Neue Wege für Jungs von den Partnern des Lenkungsausschusses (Landesvereinigung baden-württembergischer Arbeitgeberverbände e.V., DGB, IHK, HWK, Ministerium für Arbeit und Soziales, Wirtschaftsministerium, Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Regionaldirektion BadenWürttemberg) beauftragt. Oberste Priorität hat für den Lenkungsausschuss in Baden-Württemberg, dass dieser Tag Mädchen den technischen Bereich und Jungs den sozialen Bereich erschließt. Eine Vermischung findet nicht statt. Weiter vermittelt die Landeskoordination Plätze in Regionen in denen es noch keine Arbeitskreise gibt oder versucht in diesen Regionen Arbeitskreise ins Leben zu rufen. Alle Beauftragten für Chancengleichheit (BCA) und die Regionaldirektion in Baden-Württemberg sind in Arbeitskreisen zum Girls’ und/oder Boys’ Day tätig oder veranstalten selbst einen solchen Tag. Weitere Aufgaben der Stabstelle Chancengleichheit: o Wir beraten und unterstützen Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sowie deren Organisationen in Fragen der beruflichen Ausbildung, des beruflichen Einstiegs und Fortkommens von Frauen und des Widereinstiegs von Frauen und Männern nach einer Familienphase sowie hinsichtlich einer flexiblen Arbeitszeitgestaltung. Wir bieten ein umfangreiches Informationsangebot in Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Gleichstellung von Frauen und Männern. o Wir informieren über die Situation von Frauen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt und zeigen Handlungsbedarfe auf und Benachteiligungen, die abgebaut werden müssen, 4 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag o o o o Wir arbeiten mit den Stellen der regionalen Arbeitsagenturen zusammen, die in Fragen der Frauenerwerbsarbeit tätig sind, um die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen zu sichern, Wir beraten und unterstützen Fach- und Führungskräfte bei der frauen- und familiengerechten fachlichen Aufgabenerledigung, Wir wirken bei der Entwicklung von geschäftspolitischen Konzepten der Regionaldirektion zur Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt mit. Netzwerkarbeit mit Partnerinnen und Partnern am Arbeitsmarkt zur Chancengleichheit, z.B. Forum Chancengleichheit, BoMTec (Berufsorientierung für Mädchen in Technischen Berufen) oder sind in Ministeriellen Arbeitsgruppen zum Thema Gender mainstreaming und Nachhaltigkeitsstrategie des Landes um landesweite Strategien oder spezielle Programme z.B. zum Berufswahlverhalten zu entwickeln. Sabine Eller, Frauenbeauftragte der Wissenschaftsstadt Darmstadt 1965 in Mainz geboren. Berufsausbildung zur Arzthelferin und Altenpflegerin; mehrjährige Berufserfahrung in stationärer und ambulanter Altenhilfe: Studium an der EFH Darmstadt mit Abschluss Diplom Sozialpädagogin. Langjährige Berufserfahrung im Bereich institutionalisierter Frauenpolitik. 1996 – 2001 Hauptamtliche Frauenbeauftragte des Landkreises Alzey-Worms. Hier hat sie sich analog der hessischen Richtlinien nach der Landkreisordnung und dem Landesgleichstellungsgesetz Rheinland-Pfalz für die Herstellung von Geschlechtergerechtigkeit eingesetzt. 2001 – 2007 Stellvertretende Frauenbeauftragte der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Dortige Arbeitsschwerpunkte im Frauenbüro der Wissenschaftsstadt Darmstadt liegen seit 2001 zum einen im Bereich des HGlG – Hessisches Gleichberechtigungsgesetz (personelle, organisatorische und soziale Maßnahmen in der Stadtverwaltung Darmstadt). Seit 2007 ist sie Leiterin des Frauenbüros der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Kontakt: Tel: 06151 – 132183 | Mail: [email protected] Girls’Day Vita Darmstadt beteiligt sich seit 2001 am Girls’Day. 2008 waren weit über 1000 Schülerinnen, 48 Unternehmen und zahlreiche Schulen mit von der Partie. Sabine Eller war von Anfang an Koordinatorin für den Girls’Day in Darmstadt. Hier der Link zur Homepage: http://www.darmstadt.de/gesundheit/frauen/girlsday/index.html Von Anfang an wurde ein steuernder Arbeitskreis installiert, den Sabine Eller leitet. Er besteht aus Vertretern der Kammern (Handwerk, Unternehmerverband), des Staatlichen Schulamtes, der Agentur für Arbeit, der Jugendberufshilfe, Schüler/innnenvertretung und dem Frauenbüro. Die Mädchen werden über die Schulen informiert und vorbereitet. Das Hessische Kultusministerium und das Staatliche Schulamt informieren alle Schulen und rufen zur Beteiligung auf. Der Arbeitskreis schreibt alle Darmstädter Schulen (Schulleitung, Übergängebeauftragte, Eltern- und Schülervertretungen) an, stellt sich als koordinierende Stelle vor und schickt Infomaterial mit. Darüber 5 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag hinaus gibt es jährlich vorab eine Informationsveranstaltung, oder wechselnde Aktivitäten, z.B. die Vergabe des eines Girls’Day Schulpreises, ….Weitere Informationen laufen über die offene Jugendarbeit und die Presse. Alle bisher beteiligten Unternehmen schreibt der Arbeitskreis ebenfalls vorab an, ruft erneut zur Beteiligung auf und stellt sich als koordinierende Stelle zur Verfügung. Neue Unternehmen erfahren durch Öffentlichkeitsarbeit von dem Arbeitskreis, können an Vorbereitungstreffen teilnehmen oder erhalten telefonische Beratung. Der Arbeitskreis ermöglicht den Unternehmen Öffentlichkeitsarbeit über Sonderseiten in der lokalen Zeitung. Bereits mehrfach wurden über das staatliche Schulamt Informations- und Schulungsveranstaltungen für Lehrkräfte angeboten. Eltern wird - über die Schreiben an Elternvertretungen hinaus - mit einem zentralen Elternabend der Agentur für Arbeit die Möglichkeit geboten, sich über geschlechtssensible Berufswahl zu informieren. Zukünftige Herausforderungen: Es braucht weiterhin eine bundesweite Koordination, um den Girls’Day in der umfassenden Form der Beteiligung aufrecht zu halten. Die derzeitige Wirtschaftskrise wird sich auf die Beteiligung der Unternehmen 2009 auswirken. Geschlechtssensible Berufsvorbereitung in Schulen ist ein Dauerthema für den Girls’Day. „Girls’Day – mehr als ein Tag!“ – die Zielsetzungen des Girls’Day müssen ganzjährig umgesetzt werden, darauf arbeiten die Schlüsselakteure aus dem Steuergremium, in ihren jeweiligen Fachdisziplinen hin. Der Girls’Day kommt langsam „in die Jahre“ und braucht ein neues Highlight. Das wird u.a. von Unternehmensvertretungen, als auch Presse benannt. Bisherige Probleme und Lösungen: In den Schulen fehlt die Vor- und Nachbereitung des Girls’Days im Unterricht, bzw. die Girls’Day Ziele werden nicht in die berufsvorbereitenden Maßnahmen einbezogen. Dieses Problem gehen wir hierarchisch über das Ministerium und Schulamt an. Und wir haben die Vergabe des Girls’Day Schulpreises initiiert. Zudem informieren wir kontinuierlich über Sinn und Zweck der Vor und Nachbereitung und bieten eine Lehrkräftefortbildung. Ein weiteres Problem: Jungs und Mädchen beteiligen sich in gemischten Gruppen am Girls’Day. Hier informieren wir Unternehmen und Schulen über die Zielsetzung des Schnupperns in jeweils jungenund mädchenuntypische Berufsfelder und sensibilisieren sie bezüglich der Wirkung geschlechtshomogener Gruppen. Ein weiteres Problem ist die Internetanmeldung als Hürde für bildungsschwache Mädchen. Dies lösen wir durch Kooperation mit Jugendhäusern. Beate Stoff, Verbundsystem Arbeitsmarktintegration, Trier Geboren 1970, ledig, Diplom Pädagogin. Ausbildungen „Total Quality Management“ und „Personalentwicklung". Seit 1997 selbständig als Projekt- und Organisationsberaterin Büro Plan B. Arbeitsschwerpunkte: Qualitätsmanagement/ Total Quality Management, Organisationsberatung von Non-Profit-Organisationen, Beratung zu fachlichen 6 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Schwerpunkten (Arbeitsmarktpolitik und Arbeitsmarktintegration Benachteiligter, Berufsorientierung und Berufswahlprozesse von Jugendlichen, Frauen und Arbeit, Sozialplanung, Gender Mainstreaming, Gewalt gegen Frauen in engen sozialen Beziehungen), angewandte Sozialforschung Tätigkeiten im Themenfeld „Girls’Day“: Seit 2003 Koordinatorin der Aktivitäten rund um den Girls’Day in der Region Trier, d.h. o o o o Moderatorin des regionalen Arbeitskreises (der ein erweiterter AK Mädchenarbeit ist), Ansprechpartnerin für Unternehmen/ Organisationen, Schülerinnen, Schulen, Eltern, Medien und Interessierte für die Aktivitäten beim Girls’Day (regionaler Schwerpunkt für die Stadt Trier und den Landkreis Trier-Saarburg, teilweise in Absprache mit den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten auch für die Landkreise Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis BitburgPrüm und Vulkaneifelkreis Daun); Organisatorin von speziellen Angeboten im Rahmen des Girls’Day in der Region Trier; Organisatorin von grenzübergreifenden Angeboten GD Deutschland und GD Luxemburg (sofern die Termine deckungsgleich sind, nicht der Fall in 2009); Jährliche Evaluation der GD-Aktivitäten durch schriftliche Befragung aller Schulen in der Region und z.T. auch Befragung der teilnehmenden Unternehmen/ Organisationen. Ferner war ich 2008 als Kurzzeitberaterin für die Gesellschaft für technische Zusammenarbeit GTZ zur Implementierung des Girls’Day in der Republik Kosovo (Pilotprojekt in 2008, landesweite Durchführung des GD in 2009) tätig, d.h. ich habe das federführende GTZ-Projekt in allen Fragen der Organisation und Umsetzung des Pilotprojekts beraten, Workshops mit regionalen Arbeitskreisen durchgeführt und im Herbst 2008 in Vorbereitung der landesweiten Ausdehnung die neuen lokalen KoordinatorInnen im Rahmen eines Workshops informiert/ ausgebildet. Zu den Aktivitäten und Erfahrungen unseres regionalen Arbeitskreises: Der regionale GD-AK ist ein um interessierte Personen/ Institutionen erweiterter AK Mädchenarbeit (dieser läuft seit 1992 unter dem Dach des Verbundsystems Arbeitsmarktintegration Benachteiligter in der Region, Geschäftsführung seit 1999 durch mich) und wurde 2003 zur erstmaligen Durchführung des Girls’Day in der Region Trier gegründet. Früher haben wir uns mehrmals im Vorfeld zur Organisation des GD getroffen, mittlerweile nur noch einmal pro Jahr (im Februar) zur konkreten Vorbereitung, ansonsten läuft die Zusammenarbeit entweder im Rahmen des AK Mädchenarbeit, über eMail-Rundläufe oder über direkten Kontakt mit einzelnen Institutionen/ Personen bei Bedarf (eMail, telefonisch, persönlich). Unsere bisherigen Aktivitäten (neben dem „normalen“ GD): o Tour „Berufe im Umweltbereich“, d.h. Organisation einer Rundfahrt am GD zu entsprechenden Unternehmen in Zusammenarbeit mit regionalen Jugendeinrichtungen und der Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Bernkastel-Wittlich parallel in Wittlich und Trier. o Grenzübergreifende Angebote (2005, 2006 und 2007) zusammen mit Cid-Femmes Luxemburg, d.h. Organisation von Angeboten in Luxemburg und der Region Trier, an denen Schülerinnen aus beiden Ländern teilnehmen können o Erstellung eines Films über den GD in Zusammenarbeit mit dem Interreg-Projekt „JugendMobil“: In 2007 haben wir mit einem deutschen Team den GD in Luxemburg filmisch dokumentiert (klasse!), in 2008 waren zwei Filmteams in und um Trier unterwegs (Flop!). Ansprache der Schülerinnen erfolgt vom regionalen GD-AK aus über mehrere Kanäle (im Folgenden nicht erwähnt sind die Aktivitäten von Bundes- und Landesseite): 7 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag o o o o Rundschreiben an alle Schulen zur Information (Ende Februar/ Anfang März) Mehrere Pressemitteilungen im Vorfeld des GD Homepage www.verbundsystem-trier.de, Rubrik Girls’Day (allgemeiner Text und kontinuierlich aktualisierte Liste der freien Plätze) Informationen über den eMail-Verteiler des regionalen GD-AK und des Verbundsystems (darin sind u.a. die Gleichstellungsbeauftragten der Gebietskörperschaften, Jugendeinrichtungen, Beratungsstellen, freie Träger, SchulsozialarbeiterInnen, Schulen etc.). Ansprache der Unternehmen erfolgt nicht gezielt (schlechte Erfahrungen), sondern breit gestreut über Pressemitteilungen, Veröffentlichungen der IHK und HWK – wenn vereinzelt Schülerinnen nach bestimmten Plätzen nachfragen, nehme ich entweder selbst Kontakt mit möglichen Unternehmen auf oder frage bei den Kammern bzw. der Agentur für Arbeit nach und stelle dann den Kontakt her. Wir haben fast nur positive Erfahrungen mit den anbietenden Unternehmen/ Organisationen. Viele sind schon seit Jahren dabei. „Gemischte“ Erfahrungen gemacht haben wir mit den Schülerinnen (v.a. in den letzten beiden Jahren teilweise extrem gelangweilte Teilnehmerinnen – was sich sofort auf die Angebote und die Unternehmen auswirkt) und den Schulen (mitunter schlechte oder zu späte Information der Schülerinnen, kaum Vorbereitung des GD im Unterricht). Daher setzen wir bei der Information primär auf die freiwilligen Wege (d.h. Information über Presse und Mund-zu-MundPropaganda), damit interessierte Schülerinnen frühzeitig aktiv werden können. Eher schlecht sind die Erfahrungen mit „Rudel-Angeboten“. Ich empfehle Unternehmen/ Organisationen, besser kleinere Angebote zu konzipieren und keine Gruppenanmeldungen anzunehmen. Aktuelle Problemstellungen: o Tendenz zu „Masse statt Klasse“ (Lösung siehe oben) o Schlechter GD-Termin 2009 (direkt nach den Osterferien und nicht kompatibel mit dem Luxemburger Termin, daher leider auch kein weiteres grenzübergreifendes Angebot) Anni Kramer, Jugendagentur ju-max, Landkreis Sigmaringen Anni Kramer ist 48 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Töchter. Nach der Fachhochschulreife arbeitete sie als leitende Erzieherin im Kindergarten. Während dieser Zeit engagierte sie sich als Multiplikatorin im Projekt Superion, in dem Informationsveranstaltungen über Suchtprävention für Eltern von Kindern im Vorschul- und Grundschulalter durchgeführt wurden. 2002 wechselte Frau Kramer in die Jugendarbeit. Zunächst ging es dabei um die Institutionalisierung und Vernetzung von Jugendeinrichtungen im Landkreis Sigmaringen mit Schwerpunkt in der Medienarbeit. In der sozialen Gruppenarbeit betreute sie außerdem verschiedene Mädchengruppen. Aus diesen Erfahrungen und Tätigkeiten entstand der Arbeitskreis Jugendmedien, in dem Jugendliche an Film- und Fotoworkshops teilnehmen, deren jährlicher Höhepunkt das Jugendfilmfest bildet. 8 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Schon zu Beginn der Projekte wurde der Fokus auf die Förderung der Mädchen gelegt, die sich auch sehr engagiert an den Aktivitäten beteiligten. Der recht erfolgreiche Ansatz wird derzeit im Projekt MäTZ weiterentwickelt, in dem der Girls’Day eine feste Größe ist. Girls’Day im Landkreis Sigmaringen Der Girls'Day im Landkreis Sigmaringen wurde 2004 zum ersten Mal durchgeführt. Es wurden 155 Mädchen an 19 Betriebe vermittelt. Seit 2006 ist der Girls'Day in das Projekt MäTZ (Mädchen + Technik = Zukunft) integriert. MäTZ wird vom Europäischen Sozialfond und dem Arbeitsamt finanziert. Er richtet sich an Mädchen in der Berufsorientierung. Mit verschiedenen Angeboten und Aktivitäten möchte MäTZ einen Schritt zu Chancengleichheit für Mädchen leisten, sie an technische Berufsfelder heranführen und dafür interessieren. Der Girls'Day ist eine der wichtigsten Säulen des Projektes. 2008 konnten bereits 565 Mädchen an 49 Betriebe vermittelt werden. Die positive Entwicklung basiert auf der Vernetzung bestehender Angebote durch MäTZ und der Konstituierung des Aktionskreis Girls’Day Sigmaringen. Mitglieder des Aktionskreises sind das Landratsamt Sigmaringen (Frauenbeauftragte, Kinder- und Jugendagentur ju-max, Wirtschaftsförderung, Fachbereich Schule und Bildung), die Agentur für Arbeit Balingen, die IHK Bodensee - Oberschwaben, das Regionalbüro der Arbeitsgemeinschaften für berufliche Fortbildung Pfullendorf und die Handwerkskammer. Unter Federführung von ju-max werden in gemeinsamem Bemühen Betriebe angeschrieben, informiert und gebeten, Aktivitäten - speziell am Girls’Day - zu unterstützen. Um den Aufwand für interessierte Unternehmen möglichst gering zu halten, werden alle organisatorischen Angelegenheiten weitgehend von ju-max übernommen. Die Erfahrung zeigt, je unkomplizierter der Ablauf für die Unternehmen, desto größer deren Bereitschaft zur Teilnahme. Für Fragen und Probleme stehen Ansprechpartnerinnen zur Verfügung. Intensive Medienarbeit bietet den Betrieben eine größere öffentliche Wahrnehmung. Im Rahmen der Institutionalisierung des Girls’Day wurden auch an Schulen Informationsveranstaltungen durchgeführt, bei denen Lehrkräfte und Schulsozialarbeitende über Hintergründe und Verfahrensweisen aufgeklärt und zur Teilnahme aufgefordert wurden. Trotz der allgemein positiven Resonanz liegt im Bereich der Schulen noch mehr Kooperationspotential, das sich über den Girls’Day hinaus erstrecken könnte. Inzwischen gibt es bereits an vielen Schulen Zukunftswerkstätten, in denen sich Mädchen aktiv mit dem Girls’Day auseinandersetzen. In der Zukunftswerkstatt treffen sich Mädchen auf freiwilliger Basis und haben die Gelegenheit, sich über ihre Lebensplanung auszutauschen und Informationen zur beruflichen Orientierung zu bekommen. Hier sind die Mädchen aufgefordert, ihr Praktikum selbst zu organisieren, können jedoch bei Bedarf auf Hilfe zurückgreifen. Dadurch soll ihr Selbstvertrauen gefördert werden. Die Zertifizierung der Teilnahme im Qualipass soll die Motivation weiter fördern. Im Qualipass werden alle Praxiserfahrungen und erworbenen Kompetenzen der Jugendlichen dokumentiert und können so für spätere Bewerbungen genutzt werden. 9 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Protokoll des Workshops Anni Kramer – Kinder und Jugendagentur (Vernetzung) Mädchen + Technik = Zukunft • • • • Zukunftsworkshop in Kooperation mit Schulsozialarbeit Vorstellung des GD bei der Schulkonferenz Mädchen bekommen Qualipass ausgestellt und Mappen ausgehändigt Abschlussveranstaltung für alle Mädchen Nachfrage einer Teilnehmerin: Wie viel Prozent der Arbeit werden dafür veranschlagt Antwort Frau Kramer: ca. 40 Prozent. Frau Müller Frage an die Runde: Gibt es Teilnehmende des Workshops die zum ersten Mal dabei sind? Antworten: • • • Eine Person macht GD zum ersten Mal Drei Personen drei Mal Alle anderen sind schon länger als drei Jahre dabei. Beate Stoff – Verbundsystem Arbeitsmarktintegration, Trier • • • • • • • • • • • • • Macht GD seit 2003 Ein Mal im Jahr organisiert sie ein Treffen mit Unternehmen (2009 im Februar) Betreut einen ländlichen Raum mit ca. 120 Schulen Organisiert am GD 500 Plätze für Mädchen, Rest der Mädchen sucht die Plätze selbst über Bekannte etc. Führt Grenzüberschreitende Projekte mit Luxemburg durch Über 90 Prozent der Plätze werden besetzt Stundenaufwand 60 bis 80 Stunden im Jahr für GD Nach GD führt sie eine Evaluation an Schulen durch (Rücklauf ca. 90 Prozent) Hat GD Projekt im Kosovo initiiert, bis jetzt sehr gut gelaufen Es ist ein Bestand an Unternehmen vorhanden, diese werden über einen Verteiler informiert, auch die Schulen werden angesprochen o Angenommen werden Mädchen, die freiwillig mitmachen wollen o Keine Klassenverbände Werbung für GD läuft über die Presse und nicht über die Schulen Motto: Zwei Plätze wertvoller als 15, lieber kleinere, mittlere Unternehmen Feedback der Unternehmen einholen - wie GD gelaufen ist und ob es unbesetzte Plätze gab Frage einer Teilnehmerin: Wird der Girls’Day an den Schulen vorbereitet? Antwort Frau Stoff: Schulen bekommen ein Rundmail mit Anschreiben von Ministerium. Viele Schulen bereiten GD selbstständig vor. Der Arbeitskreis setzt auf Freiwilligkeit und Engagement der Mädchen Sabine Eller – Frauenbeauftragte der Wissenschaftsstadt Darmstadt • GD seit 2002 10 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag • • • • • • • • • • • • • • • Zielsetzung: GD soll mehr als nur ein Tag werden Ca. 60 Unternehmen beteiligen sich in Darmstadt Rund die Hälfte der Unternehmen meldet sich nicht an Arbeitsaufwand um die 80 Stunden im Jahr GD sehr wichtig für Ausbildungs- und Berufsorientierung Schulämter informieren die Schulen Tipp: Schulleitung ansprechen, ob sie GD selbst durchführen, Vorstellung des Berufes „Führungskraft an der Schule“ Schulen, die die Teilnahme am GD verbieten an die Schulämter melden Auf die Presse setzen, viel über GD schreiben Bei Ausbildungsmessen informieren Elternarbeit mehr in Blick nehmen, Agentur für Arbeit organisiert einen speziellen Elternabend zum Girls’Day An Schülerinnenrat, Elternvertretung und Schulen Info-Mail verschicken In dem Arbeitskreis gibt es viele Unternehmen, die mehrmals GD veranstaltet haben Spezielles Angebot für Jungen (z.B. in Kindergärten): „GD und Angebote für Jungs“, wichtig / Mädchen und Jungen trennen Ausschreiben eines GD-Schulpreises Julia Stump – Regionaldirektion Baden-Württemberg, Stellvertretende Leiterin der Stabstelle Chancengleichheit am Arbeitsmarkt / koordiniert die Arbeitskreise auf Landesebene • • • • • • • Lenkungsausschuss für den GD mit Ministerien, IHK, DGB, … Zielsetzung: GD soll erhalten bleiben Versand von Briefen zusammen mit dem Kultusministeriums an die Schulen mit einer Schulbefreiung am GD auch für Jungen Sucht Plätze, dort, wo wenige Angebote gibt oder wo Schulen sich nicht beteiligen An Orten, wo es keine Arbeitskreise gibt, wird versucht, welche zu gründen Versucht, Besuch von Klasseverbänden am GD zu verhindern, Aufklärungsgespräche mit Lehrkräften Gibt auch einen Boys’Day Frage einer Teilnehmerin: Wie stellt man sicher, dass Jungen für sie bestimmte Angebote wählen? Antwort Frau Stump: Die Unternehmen sind so informiert, dass sie nur Mädchen in technischen Bereichen nehmen. Anregungen: Die Schulen sollten die Teilnahmebestätigung kontrollieren. Frage einer Teilnehmerin: Wie kann man den Brief des Kultusministeriums bekommen? Antwort Frau Stump: Wird nächste Woche verschickt. Frau Kramer: Eltern über die Presse ansprechen Frau Stump: Mehr Beteiligung von Schulen speziell Gymnasien erwünscht Frau Stoff: Hoffnung, das GD im Luxemburg sich etabliert (Grenzüberschreitende Projekte), Sonderaktionen durchführen z.B. Frauen in Führungspositionen, selbstständige Frauen 11 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Frau Müller an die Runde: Empfehlungen für Arbeitskreise bezüglich des Aufbaus von Netzwerken, Partnergewinnung • • • Arbeit mit IHKs ist oft schwierig, diese wissen oft nicht, worum es beim GD geht, kennen den Termin nicht In den meisten Bundesländern ist der Girls’Day als Schulveranstaltung anerkannt Allerdings entscheidet die Schule über die Teilnahme Beauftragte für Chancengleichheit kann hilfreich sein für den Start, diese hat viele Kontakte, auch Gleichstellungsbeauftragte oder Frauenbeauftragte fragen, Schulsozialarbeiterinnen, Elternbeiräte, in die Schulkonferenzen gehen Frau Müller an die Runde: Organisation von Arbeitskreisen, wie kann man den Aufwand reduzieren • • • • • Wichtig: Öffentlichkeitsarbeit, Presse Den Unternehmen, die dies wünschen, vorbereitende Arbeit abnehmen Über Arbeitskreise die Plätze für Mädchen verteilen Keine Mädchengruppen annehmen Arbeit abgeben, viele Unternehmen organisieren den GD mittlerweile selbst Frau Müller an die Runde: Ideen für Öffentlichkeitsarbeit • • • • • • • • • • Eigene GD Homepage Pressemitteilungen ausgeben Lokale Zeitungen, offene Kanäle ansprechen, Doppelte Funktion: machen oft eigene Veranstaltung und schreiben Artikeln über GD Dokumentation ins Internet, Fotos Internet ist für einige Mädchen eine Hürde Öfter E-Mails an die Mädchen schreiben GD Ermüdungserscheinung über die Evaluation und Erfolgsmeldungen stoppen Auftakt Veranstaltung vor GD durchführen, z.B. wird eine Auszubildende, die den Platz über den GD gefunden hat, präsentiert (findet statt einen Tag vor dem GD) Kontakt mit der Presse aufnehmen, GD erklären Flyer mit Aktionen an den Schulen verteilen, dadurch können Mädchen die kein Internet haben, Plätze suchen Frau Müller an die Runde: Gibt es Unternehmen, die sofort ausgebucht werden? • • • • Kommt auf die Betriebe an (Polizei, Handwerkliche Berufe im Tierpark, Stadttheater, Daimler, große Unternehmen, Uni, Kfz-Berufe, Film). Schwierig: Forstwirtschaft, Abfallwirtschaft Kommt auf das Programm der Aktion an Kommt auf den Text der Kurzbeschreibung an, muss interessant sein Halbzeit-Angebote gehen schneller weg als Ganztags-Veranstaltungen Frage einer Teilnehmerin: Wann druckt man den Flyer mit den Angeboten? • • Ende März, ab Dezember die Unternehmen ansprechen, Internetseite erst später schalten, kurz vor GD Mail verschicken mit Info, wo noch freie Plätze sind In Flyer aufmerksam machen, dass nicht angemeldete Mädchen nicht angenommen werden 12 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Frau Müller an die Runde: Was wünscht man sich von den Unternehmen? • • • • Angebote für junge Mädchen fehlen Auch an den Schulen: keine Alterseinschränkungen festsetzen Die Aufgabe des Arbeitskreises ist es, die Unternehmen zu überzeugen, jüngere Mädchen am GD aufzunehmen Tipp an die Unternehmen, die Auszubildenden in die Vorbereitung des GD einbeziehen, der „mentale“ Abstand zu den Mädchen ist dann nicht so groß Frau Müller an die Runde: Wünsche der Arbeitskreise bezüglich der Schulen? • • • • • • • • Unterstützung ab der 5. Klasse Vorbereitung und Nachbereitung des GD in den Schulen Kein normaler Unterricht mit den restlichen Kindern am GD Einzelne Lernkräfte wissen nicht was GD ist (Information verstärken) Schulen setzen oft Fristen, bis wann die Mädchen ein Platz finden sollen Schulungen für die Lehrkräfte / Bei Lehrerfortbildungen das Thema aufgreifen Am Elternabend frühzeitig thematisieren Förderkreise an den Schulen ansprechen 13 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag 14 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Workshop 2: Mit dem Aktionstag mehr erreichen - Vorbildhafte Modelle für die Umsetzung des Girls’Day an und mit Schulen Moderation: Andrea Martin, Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus Gymnasiallehrerin für Englisch und Sport, Studium an der LMU und TU in München. Zuletzt am Gymnasium Kirchheim bei München tätig. Seit August 2003 pädagogische Mitarbeiterin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus: Im Referat für internationale Angelegenheiten ist sie für den Bereich europäische Angelegenheiten mit dem Schwerpunkt EUBildungsprogramm Programm für lebenslanges Lernen und im Referat für Qualitätssicherung für die Bereiche Gender, Begabtenförderung und Unesco-Projekt-Schulen zuständig. Vor allem die Betreuung des Girls’Day gehört zu ihren Aufgaben. Hier führt das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen seit einigen Jahren im Vorfeld des Girls’Day eine Fachtagung durch. Gesprächspartnerinnen und Hintergrundinformationen Michaela Aderjan-Enshaie, Gleichstellungsbeauftragte Gymnasium MainzGonsenheim Geb. 09.02.1959 in Kaiserslautern, seit 1977 wohnhaft in Mainz, verheiratet, ein Kind. Abitur am Staatlichen Gymnasium an der Burgstraße in Kaiserslautern. Studium an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz: Anglistik/Amerikanistik und Geschichte für das Lehramt an Gymnasien. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien Juni 1984, Studium an der University of Sheffield Oktober 1980 – April 1981, Referendariat am Staatlichen Studienseminar in Mainz 1985-1986, 2. Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien November 1986. Studium an der Universität Koblenz 1994-1998 Lehramt für Grund- und Hauptschulen, Weiteres Fach: Werken. Staatsexamen für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen Februar 1998. 15 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Beruflicher Werdegang o Pestalozzi Grund- und Hauptschule Ingelheim, Oktober 1991 – Mai 1993 o (Unterricht neben Englisch auch in Arbeitslehre) o IGS Mainz-Bretzenheim (Gesamtschule), Mai 1993 – Juli 1997 o Fachsprecherin für Arbeitslehre und o Organisation von Betriebspraktika und Betriebserkundungen für Jahrgang 8 o Alfred-Delp-Gesamtschule in Hargesheim, August 1998 – September 1999 o IGS Rockenhausen (Gesamtschule) Oktober 1999 – Juli 2006 o Beauftragte für Gleichstellung von Schuljahr 2003/2004 bis Juli 2006 o Gymnasium Mainz-Gonsenheim, seit August 2006 o Beauftragte für Gleichstellung seit dem Schuljahr 2007/2008 Schulische Erfahrungen im Zusammenhang mit dem Girls’Day: Ein Bewusstsein für die Bedeutung früher beruflicher Orientierung bei Jugendlichen im Allgemeinen hatte ich schon seit meiner Tätigkeit an der Pestalozzi GHS und der IGS Mainz-Bretzenheim im Rahmen des Faches Arbeitslehre und durch die Organisation von Betriebspraktika gewonnen. Durch die Tätigkeit als Gleichstellungsbeauftragte an der IGS Rockenhausen konzentrierte sich meine Aufmerksamkeit besonders auf die Bedürfnisse von Mädchen und deren Fragen nach geeigneten bzw. neuen Möglichkeiten für Ausbildungsberufe. Ich erhielt Informationen von Organisation, die den Girls‘Day unterstützen (z.B. Ada Lovelace Projekt; Teilnahme am Netzwerk Girls’Day“ im MBFJ Mainz) und nahm Kontakt zu Firmen der Region auf, die bereit waren an diesem Tag ihre Tore für Mädchen zu öffnen. Als nächstes erfolgte ein Bekanntmachen der Möglichkeit am Girls‘Day teilzunehmen für Mädchen an der Schule, sowie die Organisation eines Betriebsbesuchs (ZDF, GD 2004). Die Resonanz auf diese Angebote war unterschiedlich. Einige Mädchen nutzten den Girls‘Day in der Tat zur Orientierung und um besonders in traditionell männlich geprägte Berufe hinein zu schnuppern, während andere sich über die Möglichkeit eines „schulfreien“ Tages freuten. Im schulischen Alltag bietet der Girls‘Day auch Anlass für Dissonanzen, besonders wenn Kollegen und auch Eltern die angebliche „Benachteiligung“ der Jungen an diesem Tag beklagen. Ebenso werden organisatorische Probleme oder verdeckte „Blaumacherei“ als Kritikpunkte gegen den Girls‘Day angeführt. Insofern wird der Girls‘Day an manchen Schulen gar nicht unterstützt oder, so die Information von Kolleginnen, eine Teilnahme rundweg verboten. Am Gymnasium Mainz-Gonsenheim, meiner derzeitigen Schule, ist es seit Jahren gängige Praxis, den Girls‘Day als festen Termin im Terminkalender der Schule zu vermerken, und interessierten Mädchen die Teilnahme am Girls‘Day zu ermöglichen. Selbstverständlich müssen diese eine schriftliche Bestätigung des zu besuchenden Betriebs und Einwilligung der Eltern vorlegen (i.d.R. Vordrucke der Bundesweiten Koordinierungsstelle Girls‘Day). 16 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Gabriele von Kutzschenbach, Geschäftsführende Schulleiterin der Tübinger Grund-, Haupt- , Real- und Sonderschulen, Schulleiterin der Grundschule am Hechinger Eck Jahrgang 1955, verheiratet, vier Kinder. Ausbildung als Grund- und Hauptschullehrerin 1975 – 1979, Mitarbeiterin an der Universität Tübingen im Ausbildungsbereich Out-Door-Sport, Grundschullehrerin an verschiedenen Schulen bis 1995. Stellvertretende Schulleiterin an einer sozialen Brennpunktschule (Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule), Aufbau eines Ganztagesangebotes für die Hauptschule zusammen mit den SchulsozialarbeiterInnen 1995 – 1998. Schulleiterin der Grundschule am Hechinger Eck -offene Ganztagesschule seit 2004- seit 1998. Geschäftsführende Schulleiterin der Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen der Stadt Tübingen seit 2006. Kurzinfo zur Umsetzung des Girls’Day an Schulen in Tübingen 2009 wird der Girls’Day und das Projekt Neue Wege für Jungs zum sechsten Mal von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Tübingen organisiert. Dabei wird sie von einem lokalen Bündnis unterstützt. Dazu gehören neben anderen die Agentur für Arbeit, der DGB, die Universität Tübingen, die Handwerkkammer, die IHK, Regierungspräsidium, Landkreis, Gesamtelternbeirat und eben auch die geschäftsführenden SchulleiterInnen. Im letzten Schuljahr nahmen 497 Mädchen und 235 Jungen teil. Die Aufgabe der geschäftsführenden SchulleiterInnen besteht vorwiegend darin, den Kontakt zu den Schulen zu halten: Der Kontakt zu den SchulleiterInnen dabei ist vorrangig, bei einer Dienstbesprechungen werden sie über den Girls’Day informiert, sie erhalten Rückmeldungen über die Teilnehmerzahlen, über Gelungenes, über Probleme, über neue Ideen und Entwicklungen. Hier besteht auch die Möglichkeit, sich kurz mit KollegInnen auszutauschen, z.B. über die personelle und organisatorische Einbindung bei den einzelnen Schulen, nachzufragen oder Verbesserungsvorschläge zu machen. Da dieser Austausch im Rahmen einer allgemeinen Besprechung stattfindet, an der alle Schulen teilnehmen, müssen die SchulleiterInnen nicht zu einem Extra- Termin. Weitere Informationen, Erinnerungen, Nachfragen laufen meisten per Mail und werden als hilfreich empfunden – an Schulen gibt es viel zu tun, der Girls’Day ist kein „Muss“, die Frage der Priorität muss immer wieder diskutiert werden. Die Einbindung des Girls’Day an den einzelnen Schulen ist sehr unterschiedlich: o Einbindung in die Berufsvorbereitung, gemeinsame Anmeldung o KlassenlehrerIn ist zuständig: meist nur Weitergabe von Informationen o Schulsozialarbeiterin weist auf Angebot hin, informiert, fragt nach o Chancengleichheitsbeauftragte ist für Information der Schülerinnen und Schüler zuständig 17 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag o SMV erhält Informationen Hilfreich war gelegentlich die Rückmelderunde bei der Schulleiterbesprechung. Hier haben z.B. SchulleiterInnen erfahren, dass von ihrer Schule kaum jemand teilnahm und konnten nachfragen, woran es lag. Michael Neunzig, Jugendbildungsreferent DGB Bezirk Baden-Württemberg Geboren 1977 in Köln. Studium der Geographie, Soziologie und Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin.2000 – 2008 ehrenamtlich tätig in der gewerkschaftlichen und entwicklungspolitischen Jugendbildungsarbeit. Seit 04/2008 Jugendbildungsreferent des DGB Baden-Württemberg. Vielfältiger Bezug in den o. g. Tätigkeiten mit Feministischer Theorie, Gender, Gender Mainstreaming, gendersensibler Jugendbildungsarbeit. Erfahrungen des DGB Bezirks Baden Württemberg mit dem Girls’Day: Der DGB Bezirk Baden-Württemberg nimmt als Betrieb seit 2005 an der Durchführung des Girls’Day teil. Unsere Erfahrungen mit dem Girls’Day sind durchweg positiv. Ausgesucht wurden Hauptschülerinnen, die sich bei uns beworben haben. Sowohl die Jahrgangsklassen 5 und 6 als auch die Klassen 8 und 9 nahmen am Girls’Day teil. Im Ablauf funktioniert ein Girls’Day beim DGB exemplarisch in etwa so: Man beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück und einer Vorstellungsrunde, es folgt eine Präsentation über „Aufgaben und Struktur des DGB“ und eine Antwort auf die Frage: „Was sind Gewerkschaften?“ gefolgt von einem Workshop: „Wie präsentiere ich mich“. Das wird dann gleich geübt im großen Saal: Wir halten eine Rede. Nach dem Mittagessen folgt der Teil „Berufsorientierung Berufe für junge Mädchen im handwerklich-technischen Bereich“ und eine gemeinsame Abschlussrunde. Insbesondere zum politischen Beruf/ Berufsfeld des/der GewerkschaftssekretärIn, sowie zum/r TechnikerIn/InformatikerIn wurden den Schülerinnen AnsprechpartnerInnen im gesamten DGB-Haus zur Verfügung gestellt. Es wurde darauf Wert gelegt den Schülerinnen die individuellen biographischen Lebenswege der Beschäftigten transparent zu machen, um ihnen diese Beispiellebenswege zu eröffnen. Bei den GewerkschaftssekretärInnen der Mitgliedsgewerkschaften wurden die Schülerinnen zudem über atypisch weibliche Berufsbilder der jeweiligen Branchen informiert. Es wird des Weiteren wert darauf gelegt, dass die Schülerinnen mehr über Arbeitsrecht, Gewerkschaften und Mitbestimmung in ihrer Bedeutung im Arbeitsleben erfahren. Traditionell existiert in Gewerkschaften (Anteil der Mitgliedschaft, Ehrenamtliche und Beschäftigte in Führungspositionen) und in Mitbestimmungsgremien, wie Betriebsräten und Jugendauszubildendenvertretungen eine Repräsentationslücke, die es zu schließen gilt. Frauen arbeiten unter Anderem deshalb zu höherem 18 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Anteil in Berufen und Branchen, die sich durch insgesamt schlechtere Arbeitsbedingungen und geringeres durchschnittliches Entgelt auszeichnen. Organisatorisch ist der DGB Bezirk Baden-Württemberg als Träger des Girls’Day gemeinsam mit der Landesvereinigung Baden-Württembergischer Arbeitgeberverbände e.V., dem BadenWürttembergischen Industrie- und Handelskammertag, dem Handwerktag und der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit bereits seit Beginn an der Einführung, Planung und Durchführung des Girls’Day in Baden-Württemberg beteiligt. Gabi Reichhelm, Schulreferat der Landeshauptstadt München Dipl. Sozialpädagogin, Lehrerin, Familientherapeutin. Koordination Mädchenförderung an städtischen Schulen, Genderpädagogik und Krisenintervention, verantwortlich für Fortbildungen des Pädagogischen Instituts zum Themenbereich geschlechtergerechte Pädagogik, Schulund Kultusreferat der Landeshauptstadt München, Pädagogisches Institut. Zum Girls’Day: Seit 2002 beteiligt sich die Landeshauptstadt München, vertreten durch die Gleichstellungsstelle, das Referat für Arbeit und Wirtschaft und das Schul- und Kultusreferat am bundesweiten Girls’Day. Eine Steuerungsgruppe der genannten städtischen Dienststellen konzipierte das Münchner Modell des Girls’Day und setzt es seitdem erfolgreich in die Praxis um. Was ist das Besondere am Münchner Modell? 1. Die Stadtschulrätin, Frau Weiß-Söllner wendet sich im Dezember mit einem Rundschreiben an alle Münchner Schulen und ruft zur Beteiligung am Girls’Day auf. Empfohlen wird die Teilnahme aller Schülerinnen der siebten und achten Jahrgangsstufe, um noch wirksam auf die Berufswahl Einfluss nehmen zu können. 2. Die Stadt München unterstützt Patenschaften zwischen Unternehmen und Schulen, um Mädchen Möglichkeiten zu geben, zukunftsorientierte techniknahe Berufsfelder kennen zu lernen, die keine Eltern in entsprechenden Unternehmen haben. 3. Die Buben haben ein spezielles Programmangebot zum Zukunft Jungs-Tag, an dem sie geschlechtersensible Berufsorientierung, die Reflexion der Männerrolle, bzw. Angebote zur Gewaltprävention wahrnehmen. 19 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag 4. Der bundesweite Aktionstag wird in der Schule vor- und nachbereitet. Die Schülerinnen reflektieren eigene Beweggründe für ihre Berufswahl, tauschen sich aus über Arbeitsbedingungen in unterschiedlichen Berufsfeldern und hinterfragen Geschlechterstereotypen. 5. Der Girls’Day und Zukunft-Jungs-Tag ist ein Baustein in der Berufsorientierung von Mädchen/ jungen Frauen und Jungs und wird durch andere Elemente ergänzt (z.B. Mädchen machen Technik, IT-Clubs für Mädchen, Mädchen-Computertage etc.) Von Anfang an beteiligten sich an dem Aktionstag jedes Jahr zwischen 42 und 30 Münchner Schulen (Realschulen, Gymnasien, Haupt- und Förderschulen, Wirtschaftsschulen). Die gute Resonanz ist vor allem dem Einsatz der Mädchenbeauftragten an den städtischen Schulen zu verdanken. An jeder städtischen Schule (Gymnasien, Realschulen, berufliche Schulen) gibt es eine Mädchenbeauftragte, die sich für die Belange der Mädchen/ jungen Frauen engagiert. Diese in der Bundesrepublik einzigartige strukturelle Maßnahme ist von der Gleichstellungskommission der Stadt vorgeschlagen und vom Stadtrat 1996 beschlossen worden. An den städt. Realschulen und einigen Gymnasien und beruflichen Schulen gibt es seit einigen Jahren auch Jungenbeauftragte. Das Pädagogische Institut bietet jedes Jahr Fortbildungen für Lehrkräfte an, um den Girls’Day und eine gendersensible Berufs- und Zukunftsorientierung an den Schulen immer besser und qualifizierter zu verankern. Auch zwei Fachtage zur Berufsorientierung wurden in diesem Zusammenhang durchgeführt. Protokoll des Workshops Die Diskussion behandelte im ersten Teil schwerpunktmäßig verschiedene Aspekte der praktischen Durchführung des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags. Die Teilnehmenden berichteten aus der Praxis in ihren jeweiligen Wirkungskreisen. In vielen Bundesländern werden im Vorfeld des Girls'Day Schreiben der jeweiligen Kultusministerien an die Schulen gerichtet mit der Empfehlung, den Aktionstag zu unterstützen und oft auch mit dem Hinweis, Klassenarbeiten etc. nicht auf diesen Tag zu terminieren. Dadurch wird dem Girls'Day eine große Relevanz zuerkannt. Allerdings berichteten verschiedene Teilnehmerinnen, dass die Schulen eine Teilnahme am Girls'Day nicht genehmigt haben oder wichtige Termine an diesen Tag gelegt haben. Einzelne Teilnehmerinnen berichteten, dass sie sich an die Schulen gewandt haben, um den Mädchen trotzdem eine Teilnahme zu ermöglichen. Allerdings ist diese Situation gerade für einzelne Schülerinnen, die teilnehmen möchten, so unangenehm, dass sie kaum auf eine Teilnahmemöglichkeit bestehen. Frau Springstubbe von der Landeskoordinierungsstelle des Girls’Day in Rheinland-Pfalz berichtete von positiven Erfahrungen mit der dortigen Praxis, in Anschluss an eine versendete Bekanntmachung zu einem späteren Zeitpunkt einen weiteren Aufruf des Bildungs- sowie des Frauenministeriums zu verschicken. Hierdurch erhalten die Schulen eine weitere Erinnerung, dass eine Teilnahme am Girls'Day wichtig ist. Der Girls'Day – Arbeitskreis in Tübingen nutzt, so Frau von Kutzschenbach, allgemeine verpflichtende Sitzungen mit den kommunalen Schulleiter/innen, um dort auch die Wichtigkeit der Teilnahme am Girls'Day sowie am Projekt „Neue Wege für Jungs“ zu thematisieren. In den Diskussionen treffen dann Schulleiter/innen mit Vorbehalten gegen den Aktionstag mit anderen zusammen, die von ihren 20 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag positiven Erfahrungen berichten, so dass fruchtbare Diskussionen entstehen. In der Folge werden dann alle Schulleitungen angeschrieben und nach ihren Teilnahmeplänen befragt und gebeten, Ansprechpersonen an ihren Schulen zu benennen. Dieses Vorgehen erweist sich als sehr erfolgreich. Eine teilnehmende Lehrerin erzählte, dass sie an ihrer Schule als Ansprechperson für den Girls'Day fungiert und diese Funktion sehr wichtig für die erfolgreiche Durchführung an der Schule ist: So blockt sie den Girls'Day als Termin für Klassenarbeiten. Sie ist dafür verantwortlich, von allen Schülerinnen Teilnahmegenehmigungen einzusammeln und kann insofern auch den anderen Lehrkräften Auskunft darüber geben, wie die einzelnen Schülerinnen den Aktionstag verbracht haben. Dadurch konnte sie das Misstrauen ihrer KollegInnen, dass Schülerinnen den Tag nicht für ihre Berufsorientierung nutzen, abbauen. Frau von Kutzschenbach berichtete, dass in ihrem Wirkungsbereich die eindeutige Regelung besteht, dass die Mädchen für eine Teilnahme von mindestens 5 Stunden eine Bescheinung von den Unternehmen erhalten, die sie in der Schule vorlegen müssen und die sie anschließend in ihre „Berufsfindungshefte“ abheften können. Ein wichtiges Diskussionsthema war die Frage, inwieweit die Schülerinnen freiwillig und aus eigener Initiative heraus am Aktionstag teilnehmen bzw. inwieweit die Teilnahme zentral, z.B. durch die Schulen, organisiert wird. Von vielen Teilnehmerinnen wurde die Erfahrung gemacht, dass eine freiwillige Teilnahme zu einem höheren Engagement der Schülerinnen führt, da so diejenigen den Aktionstag besuchen, die wirklich motiviert sind. Eine Teilnehmerin merkt an, dass diejenigen Mädchen, die am Girls'Day in erster Linie schulfrei haben möchten, in der Regel zu faul sind, sich selber um einen Aktionsplatz zu kümmern. Gleichzeitig ist die geforderte Eigeninitiative auch ein gutes Übungsfeld für die späteren Bewerbungen der Mädchen. Eine Teilnehmerin gab zu bedenken, dass viele Hauptschülerinnen nicht über die Kompetenzen verfügen, eigeninitiativ einen Aktionsplatz zu suchen und dass es wichtig ist, sie bei der Suche nach Aktionsplätzen zu unterstützen. Gerade für Hauptschülerinnen ist eine Teilnahme aufgrund ihrer vergleichsweise geringen Chancen sehr wichtig. Eine besondere Herausforderung bei der Organisation des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstags ist das „Matching“, also die Verteilung der interessierten Mädchen auf die angebotenen Plätze. Grundsätzlich erfolgt dieses über die Aktionslandkarte der hundesweiten Koordinierungsstelle. Dennoch bestehen Unterschiede in der Praxis der Platzvergabe in den verschiedenen Regionen. Die Teilnehmerinnen aus verschiedenen Regionen haben diesbezüglich sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht und bedienen sich verschiedener Methoden, um die Organisation zur Zufriedenheit aller Beteiligten zu gestalten. In Tübingen wird, wie Frau von Kutzschenbach berichtet wurde, jeweils ein Print-Katalog erstellt, in dem alle Aktionsplätze aufgeführt sind. Dieser Katalog kann denjenigen Mädchen als Hilfestellung dienen, denen die Internetrecherche Probleme bereitet, und wird teilweise auch im Unterricht als Hilfestellung für die Platzsuche durchgesprochen. Außerdem gilt die Regelung, dass jeder Platz für mindestens zwei Mädchen geöffnet wird. Frau Reichhelm verweist darauf, dass es für die Töchter von MigrantInnen oft schwierig ist, interessante Aktionsplätze zu finden, weil große Unternehmen häufig Aktionstage ausschließlich für die Töchter ihrer Mitarbeitenden durchführen, und ihre Eltern sich selten in diesen Positionen befinden. Einige Teilnehmer/innen haben die Beobachtung gemacht, dass die Unternehmen ungern Hauptschülerinnen einladen, das sie diese später auch nicht einstellen wollen. Positiv ist, dass verschiedene Unternehmen und Institutionen wie Berufsschulen gezielt Plätze für Hauptschülerinnen anbieten. 21 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Auch jüngere Mädchen, besonders unter zwölf Jahren, werden nicht von allen Unternehmen und Institutionen als Teilnehmerinnen akzeptiert. Für sie haben sich Veranstaltungen bewährt, die auf ihre Altersgruppe zugeschnitten sind und die das Entdecken von Technik stärker in den Vordergrund stellen als konkrete Berufsorientierung. Gerade große Unternehmen führen auch Veranstaltungen durch, die sich gezielt an junge Mädchen wenden und ihre besonderen Bedürfnisse berücksichtigen. Diese Unternehmen zeigen sich oft sehr erfreut über die große Begeisterungsfähigkeit dieser Mädchen, die noch ohne Vorbehalte an technische Tätigkeiten herangehen, die ältere Schülerinnen oft schon aufgebaut haben. Weitere Tipps: Frau Reichhelm stellt dar, dass ein „Genderteam“ an der Schule sich bewährt hat, das parallel Veranstaltungen zum Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag und für „Neue Wege für Jungs“ organisiert. Sie verweist auch darauf, dass es Internetclubs an Schulen geben sollte, die die Mädchen bei der Online-Platzsuche unterstützen. Eine teilnehmende Lehrerin betont, dass es sinnvoll ist, auch die SMV anzusprechen. Herr Neunzig verweist auf die Ausbildungsvertretungen in den Betrieben, die ebenfalls für die Unterstützung des Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag angesprochen werden können, da sie verpflichtet sind, in den Betrieben die Gleichstellung zu fördern. Die Elternarbeit wird von den Teilnehmenden als sehr relevant betrachtet, da die Eltern eine wichtige Rolle bei der Berufsorientierung ihrer Töchter spielen. Zu diesem Thema wurden verschiedene Erfahrungen und Tipps zusammen getragen: Frau von Kutzschenbach berichtete von ihren Erfahrungen, kommunale Informationsveranstaltungen für Eltern durchzuführen. Diese wurden kaum besucht. Sie schließt daraus, dass die Thematisierung des Girls'Day in schulischen Elternabenden sinnvoller ist. Frau Aderjan-Enshaie verwies auf die Relevanz der Schulelternbeiräte. Gerade diese weisen ihrer Erfahrung nach häufig die Schulleitungen auf die Wichtigkeit des Girls'Day hin. Gerade die Schulelternbeiräte an Gymnasien engagieren sich häufig, da Berufsorientierung an diesem Schultyp erst sehr spät thematisiert wird und den Eltern aber bewusst ist, dass eine Unterstützung der Schülerinnen und Schüler hier wichtig ist. Frau Reichhelm berichtete von positiven Erfahrungen mit der Ansprache von Eltern an Schulen mit Technikprofil. Dort wurden Technikkompetenzabende durchgeführt, wo Schülerinnen Technikprojekte, an denen sie beteiligt sind, vorstellen. Hier können die Eltern erleben, dass ihre Töchter in diesen Bereichen Kompetenzen aufweisen und Interesse an technischen Tätigkeiten haben. Eine weitere Möglichkeit ist die Präsentation der Schülerinnen von Technikprojekten an Elternsprechtagen, z.B. durch Ausstellungen. Eine Teilnehmerin erzählte von einem „Eltern“-Button auf der Homepage ihrer Schule, wo u.a. Informationen über den Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag zu finden sind. Eine Teilnehmerin verwies darauf, dass die Wahl von Schulfächern bzw. Zweigen in bestimmten Schuljahren eine wichtige Weichenstellung für die weitere inhaltliche Orientierung von Schülerinnen bedeutet. Es ist besonders wichtig, auch an diesem Punkt anzusetzen und die Eltern daraufhin anzusprechen. 22 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Eine Beauftragte für Chancengleichheit der Bundesanstalt für Arbeit berichtete, dass sie im Vorfeld der Fächer- oder Zweigewahl an Elternabenden teilnimmt, um die Eltern auf die Relevanz dieser Wahlen aufmerksam zu machen. In diesem Zusammenhang betonte sie, dass es wichtig ist, dass Mädchen bereits in den 5. und 6. Klassen am Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag teilnehmen. Die Durchführung des Girls'Day ab der 7. Klasse setzt zu spät an, um Mädchen bereits vor der Zweigewahl zu erreichen. Eine weitere relevante Frage ist, womit sich die Jungen am Aktionstag beschäftigen. Es ist wichtig, dass sich auch Jungen mit der Frage nach ihrer Berufs- und Lebensplanung mit dem Fokus auf Geschlechterrollen beschäftigen. Inzwischen wird teilweise parallel zu dem Girls'Day – MädchenZukunftstag ein Aktionstag für Jungen durchgeführt. Allerdings ergeben sich aus dieser Praxis häufig verschiedene Probleme: Oft erkunden Jungen an diesen Tagen nicht, wie vorgesehen, geschlechtsuntypische Berufe, sondern besuchen ebenfalls Unternehmen und Institutionen, die technische Berufe vorstellen, teilweise sogar zusammen mit den Mädchen. Hier ist es erforderlich, gegenüber den einzelnen Beteiligten zu argumentieren, dass der Girls'Day – Mädchen-Zukunftstag und parallel die Aktion „Neue Wege für Jungs“ keine allgemeinen Berufsorientierungsveranstaltungen sind, sondern das Ziel verfolgen, den Jugendlichen Berufswege vorzustellen, die der geschlechtertypischen Berufswahl entgegenlaufen. Ein möglicher Weg, diesem Tag zu begegnen, ist, für die Jungen Projekte an den Schulen anzubieten, in denen sie sich mit Geschlechterrollen und Berufsorientierung auseinandersetzen können. Hierzu existiert eine Vielzahl von Vorlagen und Beispielen. 23 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag 24 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Workshop 3: Mädchen und junge Frauen herzlich willkommen - Nachhaltige Angebote und gute Tipps von und für Unternehmen und Organisationen zum Girls’Day Moderation: Edith Köchel, Referatsleiterin „Frau, Wirtschaft und Technik“ im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg Geboren 1956. Studium der Raumplanung an der Universität Dortmund, Abschluss Diplom-Ingenieurin Raumplanung (Stadt-, Regional- und Landesplanung). 1982 – 1987 Referentin im Raumordnungsreferat der Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz in Neustadt/Weinstraße. 1987 – 1992 Referentin im Regierungspräsidium Karlsruhe in den Referaten Städtebauliche Erneuerung und Raumordnung. 1992 – 1993 Besuch der Führungsakademie des Landes Baden-Württemberg einschließlich einem 3monatigen Praktikums in Toronto Kanada Ministry of Municipal Affairs. 1994 1996 persönliche Referentin der Präsidentin des Landesgewerbeamtes Baden-Württemberg. 1996 – 1998 Referatsleiterin „Wirtschaftsförderung und Ausstellungen“ im Landesgewerbeamt BadenWürttemberg Direktion Karlsruhe. 1999 – 2004 Referatsleiterin „Berufliche Bildung“ im Landesgewerbeamt Baden-Württemberg Stuttgart, nach der Auflösung des Landesgewerbeamtes und Integration in das Wirtschaftsministerium Referatsleiterin „Förderung der beruflichen Bildung“ im Wirtschaftsministerium. Seid 1/2005 Referatsleiterin „Frau, Wirtschaft und Technik“ im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg Gesprächspartnerinnen und Hintergrundinformationen Monika Hoffmann, Gleichstellungsbeauftragte beim ZDF Jahrgang 1952, verheiratet, zwei Töchter. Studium der Germanistik und Politikwissenschaft, zunächst freie Mitarbeiterin bei ZDF, SWR und anderen Sendern. Seit 1985 fest angestellte Redakteurin in der Redaktion Gesellschaftspolitik des ZDF. Autorin von Reportagen und Dokumentationen zu gesellschaftspolitischen Entwicklungen und sozialpolitischen Themen. Seit 2003 Gleichstellungsbeauftragte des ZDF. 25 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Girls’Day im ZDF 2008 hat sich das ZDF zum siebten Mal beim bundesweiten Girls’Day beteiligt – in der Zentrale und vielen Inlandstudios sowie beim Sender PHOENIX in Bonn. In der Zentrale erlebten 210 Mädchen, wie Fernsehen gemacht wird. Workshop-Programm, ganztägig 120 Schülerinnen der Klassen 9 und 10 produzierten in parallelen Workshops mit Unterstützung von ZDF-Profis vor und hinter der Kamera eine jeweils 15minütige Studiosendung namens „Girls’Day TV“, zwar nicht zur Ausstrahlung, aber nach allen Regeln des Fernsehgeschäfts. Highlight war der Besuch von Frauenministerin Malu Dreyer, die von zwei Mädchen interviewt wurde. Diese Aufzeichnung wurde sogar im ZDF.infokanal gesendet. Auch prominente Moderator/innen des ZDF wie Norbert Lehmann, Christa Haas und Andreas Korn (von Logo) kamen als Studiogäste in die verschiedenen Aufnahmestudios. Workshops fanden auch in den Geschäftsbereichen Bildgestaltung und Design und den Abteilungen der Informations- und Systemtechnologie im ZDF statt, Mitarbeiter/innen der Hauptredaktion Neue Medien halfen den Mädchen, unterstützt von unseren FachinformatikAuszubildenden, einen Weblog über den Girls’Day ins Netz zu stellen. Bei 3sat besuchten zusätzlich zehn Schülerinnen des Gymnasiums am Römerkastell in Bad Kreuznach die online-Redaktion und produzierten mit Unterstützung von Redakteuren und einem Kamerateam – es waren zwei Mediengestalter-Auszubildende – einen Kurzfilm. „Töchtertag“ im ZDF (halbtags) 80 jüngere Mädchen, Töchter von Kolleg/innen aus den Klassen 5 bis 8, lernten technische oder handwerkliche Berufe beim Gebäudemanagement kennen (in der Hausdruckerei, der Logistik, in der Leitwarte, bei den ZDF-Gärtnern) oder besuchten den Bühnenbau und den Fundus. Das Programmarchiv und der Informationsservice der Abteilung Archiv/Bibliothek/Dokumentation (ABD) demonstrierte, wie sie mit den Spezialisten der Datenverarbeitung zusammenarbeiten. Organisation Vorbereitung wie Anmeldung und Kontakte mit Schulen (enge Kooperation mit einigen Schulen) laufen über das Gleichstellungsteam, die Programmgestaltung wird mit den beteiligten Abteilungen des ZDF, insbesondere aus der Produktionsdirektion, abgestimmt, die Durchführung der Workshops liegt dann bei den Profis aus den technischen (und verwandten) Bereichen. Das ZDF ist das Unternehmen, das in Rheinland-Pfalz die meisten Plätze am Mädchen-Aktionstag anbot. Bundesweite Aktivitäten Auch viele Inlandstudios und der Sender PHOENIX in Bonn hatten eigene Angebote für die Mädchen organisiert, haben je nach Größe entweder einzelne Mädchen eingeladen oder mit Schulen zusammen gearbeitet. In Hamburg und München, Berlin und Düsseldorf, Kiel, Saarbrücken, Stuttgart, Magdeburg, Bremen und Potsdam lernten die Mädchen unsere technischen Berufe kennen. Insgesamt nahmen 2008 rund 300 Mädchen am Girls’Day im ZDF teil. 26 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Jasmin Axmann, Siemens Enterprise Communications GmbH & Co KG , München Geboren 1979. Diplom Sozialpädagogin, seit Ende 2004 bei Siemens im Bereich Human Ressources tätig: Schwerpunktthemen: Kompetenzmanagement, Frauenförderung, Nachwuchsförderung, RecruitingKoordination und Ausrichtung des Girls’Day. Mitbegründerin des Förderprogramms GISPA, Moderationen von Feedbackgesprächen. Vor 2004 u.a. tätig in Jugendwohnheim, Konzeptionierung von Mädchenwohngruppen, Altenheim und Gesundheitsamt. Ehrenamtliche Mitarbeit seit 2001 „Flüsterpost e.V.“ – Hilfen für Kinder krebskranker Eltern: Entwicklung, Konzeptionierung und Betreuung. Informationen zum Girls’Day Wie sprechen Sie die Mädchen an? • • • • Kooperation mit Partnerschulen (neu und bereits existierend) Über wiki http://wiki.siemens-enterprise.com/index.php/Gispa Und natürlich unsere Mitarbeiter bei Siemens Enterprise (Mitarbeiterkinder) Info auf Girls’Day Homepage Wie bereiten Sie den Aktionstag vor? • • • • • • • Über wiki http://wiki.siemens-enterprise.com/index.php/Gispa Wir holen Input von den Mädchen ein Mädchen, welche am Girls’Day 2007 teilnahmen stehen als Coach & Mentoren zur Verfügung Wir leben eine sehr enge Kooperation mit unseren Partnerschulen (Mädchenbeauftragte, Schulleiter, Klassleiter,…) Über die interne Kommunikation werden unsere Mitarbeiter informiert und gebrieft Wir informieren über externe Pressemitteilungen Planung des Events, wie Räumlichkeiten, Agenda, Einladung internen und externen Referenten, Give-a-ways, Einladungen der Mädchen (inkl. Fotofreigabe,….) Nachbereitung: • • • • Über wiki http://wiki.siemens-enterprise.com/index.php/Gispa Lessons learnt. Feedback durch Projektteam, sowie internen und externen Referenten Feedbackgespräche und Feedbackbogen von Mädchen E-Mail an Mädchen, sowie CD an die Mädchen mit Fotos des Tages, Steckbriefen der Mädchen sowie Referenten und Projektleitern, Programm / Agenda,… 27 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Welche Programmpunkte kommen bei Mädchen besonders gut an? • • • Praktisches Arbeiten und selbständiges Arbeiten Talkrunden mit "Role-Models" Abwechslungsreiche (d.h. nicht zu langatmige) Vorträge Welche Erfahrungen machen Sie mit den Schulen? • • • • Sehr positiv Sehr gute Kooperationen Wichtig ist die frühzeitige Einbindung der Schulen und zuständigen Ansprechpartner sowie - Einen engen Kontakt pflegen & halten Welche aktuellen Problemstellungen sehen Sie derzeit? • • • Mädchen fühlen sich zu wenig ernst genommen Zu wenig "Mädchen-spezifische" Programme und Ansprechpartner Keine Nachhaltigkeit der Kontakte Und wie lösen Sie sie? • • • Direkte Ansprechpartner seitens der Firma benennen und für Mädchen "greifbar" & echt erscheinen lassen Authentische Role Models (offener Dialog) GISPA http://wiki.siemens-enterprise.com/index.php/Gispa Haben sich schon Mädchen, die am GD teilgenommen haben bei Ihnen beworben? • • Ja, Praktikantinnen und als Coach für den nächstjährigen Girls’Day Ja, für eine Ausbildung nach dem Abitur Hat der Girls'Day Veränderungen innerhalb Ihres Unternehmens bewirkt? • • • Schirmherrin aus dem oberen Management Die Geschäftsleitung für unser weltweites Unternehmen nimmt sich dem Thema Nachwuchsarbeit (Girls’Day & GISPA) stark an und puscht das Thema "Diversity" (mehr Frauen im Unternehmen, mehr Frauen in Managementebene) durch Sensibilisierung intern und Bereitstellung von Ressourcen Es herrscht ein zunehmendes Bewusstsein, dass Mädchen und junge Frauen eine sehr wichtige Zielgruppe darstellen Gibt es weitere Maßnahmen Ihres Unternehmens, Mädchen für technische Berufe zu gewinnen? • • • U.a. GISPA Hochschulmarketing Mentoringkonzepte in Schulen und Universitäten 28 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Anastasia Mavridis-Bögelein, Robert Bosch GmbH, Ansbach Geboren 1965, seit 23 Jahren bei Bosch. Ausbildung: 1) Staatl. Gepr. Kinderpflegerin, 2) Industriemechanikerin / Fachrichtung Produktionstechnik, 3) Management Assistentin, 4) seit 2008 Weiterbildung Betriebswirtin. Seit Mitte 2001 zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit mit dem Thema Chancengleichheit beauftragt, die anderen 50 Prozent im Büro der kaufmännischen Werkleitung. Helmut Käser, Ausbilder im Bereich Mechanik bei der Robert Bosch GmbH, Ansbach Geboren 1974. Seit 17 Jahren bei Bosch. Ausbildung: Industriemechaniker / Fachrichtung Geräte- und Feinwerktechnik, Facharbeiter in der Steuergerätefertigung (Aufbau und Inbetriebnahme von neuen Fertigungslinien), Industriemeister Metall. Seit 1998 Ausbilder in der TGA (Technisch-Gewerbliche Ausbildung) für IndustriemechanikerInnen. Ab 2005 mit der Durchführung des GD seitens TGA beauftragt Der Girls’Day bei der Robert Bosch GmbH im Werk Ansbach Die erste Veranstaltung des Girls’Days fand am 25. April 2002 mit 110 Teilnehmerinnen statt und hat sich dann bei den Folgeveranstaltungen auf 80 Mädchen reduziert. Es hat sich hierbei für uns herausgestellt, dass mit 80 Teilnehmerinnen eine gute Betreuung besser zu gewährleisten ist. Unter guter Betreuung verstehen wir eine Gruppenstärke von maximal 20 Mädchen und die Begleitung von einer Facharbeiterin und einem weiblichen Azubi. Vor dem ersten Girls’Day wurde eine Projektgruppe aus verschiedensten Teilnehmerinnen und Teilnehmern (Projektstelle Chancengleichheit, Personalabteilung, Betriebsrat, Facharbeiterinnen) gebildet. Es wurde ein Konzept erarbeitet, dass vom Anfang an gut gepasst hat. Hierbei konnte man natürlich auf die Erfahrungen von verschiedensten Veranstaltungen (Durchführung von Informationstagen in der Technisch Gewerblichen Ausbildung, Schüler-Praktika, Mädchenseminare, Besuche in Schulen) zurückgreifen. 29 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Bei uns in der Ausbildung sind Mädchen in technischen Berufen keine Besonderheit mehr. Dies ist aber keine Selbstverständlichkeit, so dass es weiterhin Aktionen und Veranstaltungen geben muss, um den Mädchenanteil von ca. 20 Prozent zu erhalten. Der Girls’Day beginnt mit dem Bustransfer von der Stadt Ansbach nach Brodswinden. Anschließend gibt es einen kleinen Imbiss in der Kantine für die Mädchen und für die Gruppenbetreuer. Hierbei soll Raum geschaffen werden für erste Kontakte und Gespräche. Es ist natürlich für die ganze Veranstaltung sehr wichtig, auf die jungen Mädchen zuzugehen, um für eine lockere Atmosphäre zu sorgen. Ein ganz bedeutendes Element ist die Begrüßung durch unseren kaufmännischen Werkleiter Dr. Wolfram Anders. Durch seine Präsenz wird der Stellenwert der ganzen Veranstaltung noch einmal verstärkt und hervor gehoben. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Begrüßung ist die von ihm vorgetragene Werkspräsentation, die altersgerecht zugeschnitten ist. Nach der Begrüßung sammeln sich die verschiedenen Teams bei ihren Betreuerinnen, wobei die Gruppenzusammensetzung per Zufallsprinzip erfolgt. Dann startet ein Rundgang durchs Werk und Lehrwerkstatt, wobei jedes Team eine andere Startstation hat. Für jede Station steht ein Zeitfenster von rund 30 Minuten zur Verfügung. Als Transferzeit werden zwei bis drei Minuten eingeplant. Auf Fertigungsrundgänge verzichten wir, da es sich in den letzen Jahren gezeigt hat, dass die Fertigungsprozesse oft zu kompliziert und umfangreich sind. Es ist dabei oft schwierig den richtigen Mittelweg zu finden. Die jungen Mädchen sollten nicht von der Technik „überfahren werden“. Es heißt zwar fordern fördert, aber auch hierbei kommt es wie bei vielen Dingen auf die richtige Dosierung an. Kernbereich des Rundgangs ist die Ausbildungswerkstatt, wo den jungen Mädchen durch Mitmachaktionen die faszinierende Welt der Mechanik und Elektronik spürbar gemacht werden soll. „Selbst erleben“ ist hier das Motto. Wichtigstes Kriterium bei der Auswahl von Mitmachaktionen ist, etwas auszusuchen, bei dem die Mädchen relativ viel selbst „machen“ können. Schön ist es, wenn die Mädchen ihr „gefertigtes Produkt“ mit nach Hause nehmen können. Ein Gebrauchsgegenstand ist der beste Werbeträger für technische Berufe und für eine Firma. Mitmachaktion: Montage von kleinen Werkstücken ( CD-Uhr, Zettelbox, Hai, Handy-Stuhl) Löten von elektrischen Komponenten ( Energiesparteufel, Herz) Verschlauchen von pneumatischen Schaltungen Aufbau von elektrischen Übungsschaltungen Erlebnispädagogische Elemente Bei diesen Mitmachaktionen wird jeder Teilnehmerin ein Azubi als persönlicher Betreuer, zur Seite gestellt. Die Hemmschwellen und Berührungsängste sind bei jungen Menschen ja oft geringer und so kommt es eigentlich fast automatisch zu einem Dialog zwischen den jungen Mädchen und ihren Betreuern. Ein gemeinsames Mittagessen in der Kantine gehört genauso mit dazu wie die abschließende Feedback- Runde. Ein Gruppenbild und speziell ausgearbeitetes Hand-Out wird den Mädchen überreicht. Nach der Verabschiedung werden die Mädchen mit Bussen zurück nach Ansbach gebracht. Warum gibt es den Girls’Day bei der Robert Bosch GmbH in Ansbach? Es ist wirklich eine große Chance, bei einer Vielzahl von jungen Mädchen das Interesse für eine technische Berufsausbildung bei der Robert Bosch GmbH zu wecken. Wir sind bestrebt, die Besten für unser Unternehmen zu 30 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag gewinnen sowohl in fachlicher als auch sozialer Hinsicht. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass Frauen und junge Mädchen dazu gehören. Wir machen bei uns sehr viele positive Erfahrungen mit Mädchen in unserer technisch-gewerblichen Ausbildung. Die Mädchen stehen ihren männlichen Kollegen in nichts nach (vorzeitige Prüfung, Staatspreise). Die Ausbildung ist oft nur der Start in eine erfolgreiche berufliche Karriere. Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen werden keine gemacht. Ein „Boys’Day“ würde in ähnlicher Form durchgeführt, da sich gezeigt hat, dass die Mädchen mit ihren männlichen Kollegen Schritt halten können. Für die Zukunft wird es auch unumgänglich werden -es wäre sogar leichtsinnignicht auf das Können der Frauen einzugehen oder dies zu nutzen. Hierzu unser Motto: „Das Können unserer Frauen lassen wir uns besser nicht entgehen“. Auch für ein homogenes Gruppengefüge sind Frauen sehr wichtig. Diese Erfahrung durften wir schon sehr oft machen. Wir werden uns in Zukunft ganz sicher am Girls’Day weiter beteiligen. Denn es profitieren immer mehrere Seiten von diesen Veranstaltungen. Günther Kahn, Ausbildungsleiter der Fa. Andreas Stihl AG & Co KG Geboren 1957. Ausbildung in einem Elektronikberuf, Meisterprüfung, Kontaktstudium „Lernen im Betrieb“ an der PH Ludwigsburg. Seit 1982 in der betrieblichen Ausbildung tätig: 12 Jahre Ausbildungsleiter – Firma Fortuna in Stuttgart, 9 Jahre Ausbildungsleiter – WMF AG in Geislingen/Steige. Seit 2001 zuständig bei der ANDREAS STIHL AG & Co. KG in Waiblingen für die Technische Ausbildung. Bei Stihl wird in folgenden Berufen ausgebildet: Industriemechaniker/in, Mechatroniker/in, Elektroniker/in, BA Maschinenbau, BA Mechatronik. Derzeit 143 Auszubildende davon 15 Prozent weiblich in den genannten Berufen. Mitglied in verschiedenen Gremien der IHK, BA und Südwestmetall Erfahrungen bei Stiehl zum Thema Girls’Day: Bei STIHL finden zwei Girls’Days statt, die beide nahezu identisch ablaufen. Teilnehmerzahl jeweils 30 bis 35 Mädchen: Bundesweiter GD im April: Teilnehmerinnen sind Töchter von Mitarbeiter/innen und deren Freundinnen. Klasse 6 bis13 aller Schultypen. Zusätzlicher GD im Mai oder November: Mädchen einer Jahrgangsstufe der Friedensschule in Waiblingen / Neustadt (Partnerschule). 2008 waren es die 8. Klassen der Realschule. Wir haben aber auch schon Erfahrung mit den Mädchen der Klassenstufe 6. Die Vorbereitung und die Betreuung am Girls’Day selbst wird von Azubis / Azubinen des ersten und zweiten Ausbildungsjahres als Projekt übernommen. Es sind jeweils gemischte Gruppen, die die Stationen betreuen und als Ansprechpartner/in zur Verfügung stehen. 31 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Gute Rückmeldungen erhalten wir bei einem Mix aus praktischer Arbeit (möglichst mit Ergebnis), Information und Beratung. Schulen verhalten sich überwiegend neutral. Die Schülerinnen werden problemlos freigestellt. Kontaktversuche seitens Lehrer/innen oder Schulleitung erfolgen nicht. Es hat uns auch noch nie eine Lehrerin am Girls’Day besucht. Das trifft nicht für die Friedensschule zu. Hier haben wir einen guten Kontakt und die Schülerinnen werden immer von einer Lehrerin begleitet. Probleme ergeben sich aus dem unterschiedlichen Alters- und Schulniveau der Schülerinnen am bundesweiten Girls’Day. Hier bieten wir statt einer praktischen Übung den älteren Mädchen aus den Realschulen eine Beratung für weiterführende Schulen und für die Gymnasiastinnen eine Studienberatung an. Erfolge durch den Girls’Day haben sich auch schon eingestellt. Die Zahl der Bewerberinnen ist gestiegen und wir haben auch schon Teilnehmerinnen eingestellt. Veränderungen im Unternehmen kann ich so nicht feststellen. Junge Frauen bzw. Mädchen in technischen Berufen sind schon seit längerer Zeit bei STIHL tätig. Nur die Anzahl war und ist noch gering – steigt aber stetig an. Neben dem Girls’Day nehmen wir seit mehreren Jahren noch an dem Projekt „MuT – Mädchen und Technik“ sowie an der „SIA – Schüler Ingenieur Akademie“ teil. Das MuT Projekt war bisher das erfolgreichste Projekt, um Mädchen für technische Berufe zu begeistern. Natürlich sind wir auf verschiedenen Azubi-Messen und Schulveranstaltungen immer mit unseren Azubinen vertreten. Protokoll des Workshops Frau Axmann stellt die Aktivitäten von Siemens zum Girls’Day vor. Siemens bietet vielfältige Bereiche zum Kennenlernen. Bei Siemens SEN soll 2009 ein besonderes Programm angeboten werden. Unter anderem wird an diesem Tag das SEN next Fotomodell gesucht. In diesem Jahr werden erstmals 15bis 17jährige Mädchen eingeladen. Siemens SEN stellt Lösungen für Netzwerke und Kommunikationsendgeräte her. Mit den Endgeräten werden die Mädchen vertraut gemacht, so dass sie sie selbst bedienen können: Digitale Fotos werden auf die Endgeräte gespielt und die Mädchen beschäftigen sich damit. Beim letzten Girls’Day besuchten 50 Mädchen mit einer Betreuerin das Unternehmen. Das Programm wird unterstützt durch „Powerfrauen“ aus dem Unternehmen, die von ihrer Arbeit berichten, sowie durch Werkstudenten und Azubis aus dem Technischen Bereich. Der Girls’Day im Unternehmen wird möglich durch eigenes Engagement und hohe Unterstützung durch den Betrieb - sowohl Vorstand als auch Mitarbeiter. Die Organisation des Girls’Days „hört nie auf“: Einen Monat vorher beginnt die konkrete Vorbereitung. Herr Kahn von der Firma Stihl berichtet vom Girls’Day in seinem Unternehmen. Dort finden quasi zwei Aktionstage statt: Einmal am normalen Girls’Day, da wurde Ende Januar mit der Planung begonnen. Stihl organisiert den Girls’Day zum sechsten Mal und hat das Programm in dieser Zeit ständig weiterentwickelt. Das Angebot ist für 35 Mädchen konzipiert. Am regulären Girls’Day kommen mehrheitlich Mitarbeiterkinder, die jedoch ihre Freundinnen mitbringen. Geboten wird die ganze Palette technischer Berufe, von BA Studiengängen bis hin zu den klassischen technischen Ausbildungsberufen. Stihl legt Wert darauf, dass an diesem Tag viel praktische gearbeitet wird. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Mädchen gerne etwas Praktisches machen, etwas erleben und nach Möglichkeit auch am Ende des Tages ein selbst gemachtes Produkt mit nach Hause nehmen wollen. 32 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Im Programm sind auch Vorträge mit eingebaut, BA-Studentinnen stellen ihren Beruf vor. Es kommen Mädchen von der 5. bis zur 13. Klasse. Die Bedürfnisse sind sehr unterschiedlich und das Programm ist daran angepasst. Für Realschülerinnen werden Beratungsgespräche angeboten in Richtung weiterführende Schule, z.B. technisches Gymnasium und für die Gymnasiastinnen auch eine Studienberatung, welche unterschiedlichen Studiengänge es gibt, welche unterschiedlichen Berufsschulen es gibt. Die Mädchen werden individuell beraten, unterbrochen durch praktische Arbeit. Der Versicherungsaspekt wurde vorab geklärt. Die Mädchen sind zum einen automatisch über die Schule und zum anderen über die Berufsgenossenschaft versichert. Es wird darauf geachtet, dass die Arbeiten so angepasst sind, dass nichts Gefährliches passieren kann. Die Mädchen feilen, stehen an der Drehmaschine und schreiben auch ein kleines Programm an der CNC-Maschine. Im Elektrobereich fertigen sie Verlängerungsleitungen an, die sie dann auch mitnehmen. Herr Kahn berichtet über Rückmeldungen aus dem Betrieb, wenn sie stolz erzählen, was sie gefertigt und geprüft haben. Die Praxisarbeit wird immer wieder unterbrochen durch Vorträge und kurze Gespräche. Die Durchführung ist nicht so aufwändig, wie es sich anhört. Das machen ein bis zwei Ausbilder, die das ganze beobachten und eingreifen, wenn irgendwas schief geht. Ansonsten machen das ausschließlich Auszubildende. Der Aufwand ist von daher gesehen relativ gering. Stihl bildet mit den Auszubildenden Projektgruppen, die den ganzen Tag vorbereiten und planen und die Stationen herrichten. Und dann hat jedes Mädchen in den Stationen eigene Paten/Patinnen und Ansprechpartner/innen und selbstverständlich werden auch da die „Azubinen“ mit eingebunden. Frau Hoffmann berichtet von den Aktivitäten des ZDF. Die gegenwärtige Generation möchte gerne „etwas mit Medien“ machen, so ihre Wahrnehmung. Das ist aber auch ein Problem, denn sie müssen die Mädchen dort abholen, wo sie sind und sie dann dafür begeistern, dass „irgendwas mit Medien“ nicht nur vor der Kamera heißt. Die älteren Mädchen der 9. und 10. Klassen, kommen in Workshopprogramme. Das sind sechs Gruppen à 20 Mädchen, die ganztägig beim ZDF sind und im Laufe des Tages eine viertelstündige Sendung produzieren. Sie machen dies nicht redaktionell, das 33 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag ist vorbereitet, aber sie stehen hinter der Kamera, führen Regie, sind am Lichtpult und es stehen immer Profis daneben und helfen ihnen, dass sie das in knapp zweieinhalb Stunden auch schaffen. Diese Sendungen sehen fast professionell aus. Ein Mädchen darf Moderatorin sein, auch mal einen Studiogast interviewen. Alle anderen bedienen die Technik. Letztes Jahr wurde so eine Sendung einmal ausgestrahlt. Aber das ist nicht die Regel. Die Mädchen bekommen das Produkt auf DVD mit nach Hause und sind darauf ganz stolz. Jedes Mädchen besucht einen zweiten Workshop, z.B. Systemmanagement oder Informationsservice oder bei den Kameraleuten und Designern. Oder sie erstellen mit den Kollegen von der Redaktion Neue Medien Webblogs. Hier liegt der Schwerpunkt auf der informationstechnischen oder handwerklichen Seite. Bei 3Sat findet meistens noch eine Web- und Film-AG statt. Außerdem gibt es ein Angebot für 80 Töchter von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die meist noch eine Freundin dabei haben. Insgesamt nehmen ungefähr 220 Mädchen beim ZDF in Mainz und gut 100 in den Landesstudios und bei Phoenix in Bonn teil. Das ZDF beteiligt sich seit sieben Jahren am Girls’Day auf Grund einer Initiative der damaligen Gleichstellungsbeauftragten. Die Workshops werden mit sehr viele Freude und Engagement von den Kolleginnen und Kollegen der Fachbereiche durchgeführt. Der Arbeitsaufwand ist überschaubar. Es sind oft die gleichen Kollegen dabei, so dass es bereits eine gewisse Routine gibt Herr Käser berichtet vom Girls’Day bei Bosch in Ansbach. Dort nehmen 80 Mädchen teil. Das Programm dauert fünf Stunden und die Zeit wird genutzt, um die Mädchen für die technischen Berufe zu werben. Für die Industriemechanikerin oder die Elektronikerin und natürlich auch für die technischen Studiengänge. Das Unternehmen ist zehn Kilometer von Ansbach entfernt, daher werden die Mädchen mit zwei Bussen abgeholt und ins Werk gebracht. Seit Beginn der Teilnahme am Girls’Day 2002 begrüßt der kaufmännische Werkleiter die Mädchen und hält eine mädchengerechte Werkspräsentation. Dann werden die Mädchen in Gruppen aufgeteilt und durchlaufen einen Parcours. Während diesem haben Sie die Möglichkeit „Technik fürs Leben“ zu erleben und an vielen Mitmachaktionen teilzunehmen. Sie probieren dabei ganz typische berufsgerechte Arbeiten aus, die später konkret auf sie zukommen. Die Organisation hat schon eine gewisse Routine. Zu Beginn des Lehrjahres werden die Aufgaben verteilt. Azubis haben dann konkret die Verantwortung Stationen zu organisieren und an diesem Tag durchzuführen. Es ist für die Mädchen einfacher, die Azubis nach der Ausbildung zu fragen, als den Ausbilder, der ja schon ein bisschen älter ist. Der Girls’Day ist bei Bosch in der Ausbildungsabteilung angedockt. Bereits seit Anfang der 90er Jahre hat Bosch einen hohen Frauenanteil und es hat sich bewährt, wenn in einem Ausbildungsjahrgang mehrere Mädchen dabei sind. Das Klima werde dadurch einfach harmonischer und weicher, so Käser. Die Moderatorin, Frau Köchel fragt nun nach der Zusammenarbeit mit den Schulen. Bosch sei in der glücklichen Lage in der Gegend der größte Arbeitgeber zu sein, so Käser. Es gibt sehr gute Kontakte zu Schulen. Leider gibt es auch Gymnasien, die den Tag boykottieren. Von dort rufen Schülerinnen an, die sagen, dass eine Schulaufgabe auf diesen Tag gelegt wurde und sie deshalb nicht am Girls’Day teilnehmen können. Frau Mavridis-Bögelein von Bosch berichtet über Kooperationen mit den Schulen. Es gibt konzernweit Bildungspartnerschaften. Man geht in verschiedene Klassen und macht Ausbildung vor Ort. Beispielsweise gab es eine Aktion „Blickpunkt Ausbildung“ - mit der Webcam rein ins Schulzimmer oder ins Ausbildungszimmer. Hier wurden die verschiedenen Berufsbilder vermittelt. Es gibt auch Kooperationen mit Kindergärten. Dort besteht die Erfahrung, dass die jüngeren Mädchen sehr bei der Sache sind. Ab dem 13ten 14ten Lebensjahr interessieren sie sich für alles andere, nur nicht für die anstehende Ausbildung. Ein Beispiel: Im Reinraum muss eine Mütze aufgesetzt werden. Die 15jährigen haben sich geweigert, diese Mütze aufzuziehen. Aus den Feedbackrunden wird deutlich, 34 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag dass die jüngeren Mädchen eher begeistert sind, auch von den Mitmachaktionen. Die Älteren tun schon mal gelangweilt. Beim ZDF hat man sowohl gute, als auch schlechte Erfahrungen gemacht. Frau Hoffmann betreut den Girls’Day jetzt sechs Jahre. Mittlerweile arbeitet sie nur noch mit den Schulen zusammen, bei denen sie gemerkt hat, dass die ein großes Interesse daran haben. Den anderen Schulen läuft sie nicht mehr wie früher hinterher. Durch die Zusammenarbeit mit zwei Girls’Day-Arbeitskreisen hat sie gute Kontakte zu Schulen bekommen. Die Jugendpflege organisiert einen Bus, der Mädchen aus Bingen bringt. Von diesen Mädchen gibt es auch Bewerbungen auf Schülerpraktika. Durch diese Nachfrage konnte das ZDF seine Praktikumsplätze im technischen Bereich inzwischen fast paritätisch besetzen. Das Bemühen um nachhaltige Kontakte zu Schulen ist inzwischen von Erfolg gekrönt, aber das war ein mühsamer Prozess. Die persönlichen Kontakte bringen Erfolg, z.B. über die Arbeitskreise. Die Firma Stihl hat eine Partnerschule in Waiblingen, das ist eine Haupt- und Realschule. Mit dem Schulleiter und dem Kollegium wurde vereinbart, dass einmal im Jahr eine Klassenstufe zusätzlich freigestellt wird. Von der Klassenstufe 6 bis zur Klassenstufe 9 hat die Firma alles durchprobiert, wo der günstigste Zeitpunkt eines Girls’Days liegt. Ein Ergebnis steht noch aus. Sowohl die jungen Fünftund Sechstklässlerinnen, als auch die Neuntklässlerinnen waren schwierig. Der „zweite“ Girls’Day findet im Zeitraum kurz vor den Sommerferien statt. Die Firma richtet sich nach der Schule, wann es am günstigsten in den Lehrplan passt. Das Programm ist etwas anders. Es findet Beratung in Richtung weiterführende Schulen, viel Praxis und etwas Physikunterricht statt, um zu zeigen, dass Physik durchaus Spaß machen kann. Auch Frau Axmann von Siemens ist anfänglich den Schulen hinterher gelaufen, wie sie berichtet. Es sei in Lernprozess zu merken, dass es durchaus engagierte Schulen gibt, wo es von selbst läuft und wo der Girls’Day vor- und nachbereitet wird und die Mädchen wissen, worum es geht. Siemens hat Schulen gefunden, die engagiert sind und die parallel für die Jungs ein Programm auf die Beine stellen. Mit diesen Schulen hält Siemens Kontakt auch für Nachhaltigkeitsprojekte. In Absprache mit den Schulen stehen diese Nachhaltigkeitsprojekte auch für Schüler offen. Das Nachhaltigkeitsprojekt startet am Girls’Day. „An diesen Mädchen bleiben wir dran“, so Axmann. Dann gibt es Schnuppertage, an denen die Schülerinnen und Schüler einen Bereich noch einmal genauer ansehen können. Der dritte Schritt wäre es dann, ein Praktikum bei Siemens zu machen und danach gibt es verschiedene Arbeitskreise, in denen verschiedene Themen bearbeitet werden. Siemens beteiligt sich am Girls’Day und weiteren Aktionen, weil es zum Unternehmensleitbild passt. Ein zweiter Punkt ist die positive Außenwirkung. Aber auch die „Innenwirkung“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist positiv. Auch die Firma Stihl beteiligt sich über den Girls’Day hinaus am MINT-Projekt - Mädchen in Technik, das während der Osterferien stattfindet. Dort kamen schon Mädchen, die ein Jahr zuvor beim Girls’Day teilgenommen hatten. Weiterhin bietet das Unternehmen Schnupperpraktika über ein bis zwei Wochen an. Dieses Angebot steht allen offen. Das ZDF wirbt bei den Mädchen dafür, sich als Schülerpraktikantin zu bewerben. Darüber hinaus sind keine Angebote möglich. Das ZDF geht zu Berufsorientierungsabenden und verteilt Flyer an Schulen. Es wäre schön, wenn es in der Oberstufe weiterginge und weibliche Studentinnen/Ingenieurinnen motiviert werden könnten. Der Sender bietet gemeinsam mit Ada Lovelace Aktionen an, aber es gibt noch kein Projekt für die Oberstufe. Schön wäre es, wenn man sich an einem bereits vorhandenen Projekt beteiligen könnte und nicht alles selbst erfinden müsste, so Frau Hoffmann. 35 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Bei Bosch wurde Anfang der 90er begonnen, gezielt Werbung zu machen, um Frauen und Mädchen für die technische Ausbildungen zu interessieren. Es gibt Bildungspartnerschaften mit Schulen, die in die Firma kommen und schauen, was dort passiert. Es gibt einen Informationstag, der groß aufgezogen wird. Beim Girls’Day wird ein Handout verteilt, das neben den Berufsbeschreibungen auch Werbung für den Informationstag Ende Juli beinhaltet. An diesem Tag können die Mädchen gemeinsam mit ihren Eltern kommen. Dann gibt es noch das Technik-Camp für Mädchen. Diese Aktion läuft über den Verband der bayerischen Metallindustrie. In der ersten Sommerferienwoche werden 20 Mädchen im Alter von zwölf bis 15 Jahren eine Woche vom Verband betreut, leben in einem Camp und halten sich acht Stunden am Tag in der Firma auf. Am Ende präsentieren die Mädchen ihren Eltern die Ergebnisse der Woche. Fragen aus dem Publikum: Publikum: Der AK Ludwigsburg hat immer wieder die Schwierigkeiten, wenn er an Unternehmen herantritt. Dann heißt es „Wir machen schon mit“ und auf Nachfrage, „für Mitarbeiterkinder“. Auch in dieser Runde wird der Girls’Day hauptsächlich für Mitarbeiterkinder organisiert, das finde ich sehr schade. Wir machen viel Werbung in Schulen. Ich befürchte, dass wir bald mehr Mädchen als Plätze haben und jüngere Mädchen können nicht so weit ausweichen, um sich einen Platz zu suchen. Mavridis-Bögelein: Sicher wollen die Mitarbeiter zunächst die Möglichkeit haben, ihren Kindern den Arbeitsplatz zu zeigen. Aber es ist auch wichtig sich zu öffnen, man braucht neues Feedback und neue Teilnehmerinnen, sonst läuft es sich irgendwann „tot“. Ulrike Sammet, LAG Mädchenpolitik Baden-Württemberg: Was passiert am Girls’Day mit den Jungen? Wie gehen die Unternehmen damit um? Hoffmann: Ich würde gerne was anbieten für das Projekt Neue Wege für Jungs, habe aber nichts. Gender Mainstreaming ist wichtig. Als Unternehmen ist man heftigen Vorwürfen ausgesetzt, weil nichts für Jungen angeboten wird. Aber wir haben keine alternativen Berufe, die wir den Jungen vorstellen können. Leider muss ich mich oft rechtfertigen und stoße häufig auf Unverständnis von den Eltern. Dann kommen sie mit dem AGG und ich muss das AGG dann langatmig erklären. Ich würde mir wünschen, dass auf diesem Thema mehr der Blick der Öffentlichkeit ruhen würde. Dass wir dringend etwas für die Jungs tun müssen, ist ein wichtiges Thema. Ich kann es aber nicht leisten. Wir bieten in den Ferien einen Tag der offenen Tür für Mitarbeiterkinder beiden Geschlechts an. Kahn: Unsere Mitarbeiter sind auf uns zugekommen, und fragen nach dem Boys Day. Wir haben einen Tag der offenen Tür für die ganze Region, wir haben Schülerpraktika, gehen in die Schulen, kooperieren im Technikunterricht. Wir haben aber keine klassischen Alternativberufe für die Jungs. Axmann: Unternehmen haben nicht die Möglichkeit. Schulen machen es sich bisweilen auch etwas einfach, wenn sie sagen, wir machen nicht beim Girls’Day mit, wenn ihr nichts für die Jungen anbietet. Man könnte etwas Flexibilität von den Schulen erwarten, die sich für diesen Tag für die Jungen selbst etwas überlegen. Es ist ja auch eine Chance, die Jungen an diesem Tag mal mit einem Jungsprogramm zu versorgen - da gäbe es genug Themen. Ulrike Heestermann, Internationaler Bund: Welche Erfolge haben sie mit Mädchen mit Hauptschulabschluss und mit Mädchen mit Migrationshintergrund? 36 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Kahn: Erfolge sind da. Überwiegend im Bereich der Industriemechanikerinnen sind die Hauptschülerinnen bei uns vertreten, die dann auch beim Girls’Day schon bei uns gewesen sind. Die schreiben in ihre Bewerbung „bei ihnen war ich schon am Girls’Day“. Das ist klassisch, ob das jetzt Haupt- oder Realschülerinnen sind oder auch Gymnasiastinnen, das ist egal. Wir fordern am Girls’Day auch dazu auf, das zu sagen, das sie schon bei uns gewesen sind. Mavridis-Bögelein: Im Mechanikerbereich haben wir die Hauptschülerinnen. Bei den Hauptschülerinnen ist es oft so, dass sie „explodieren“, wenn sie den Job haben. Dann machen sie in der Weiterqualifikation ihren Meister oder Techniker. Wenn sie sich in der Fertigung bewähren, übernehmen sie eine führende Rolle. Das passiert nur im Mechanikerbereich, weil beim Elektriker ein Realschulabschluss mit mindestens Note zwei vorhanden sein muss, weil man weiß, dass es sonst schwierig wird, das abzuschließen. Kahn: Noch zum Thema Migrationshintergrund. Das ist ein schwieriges Thema, es kommen sowohl zum Girls’Day als auch zu unseren anderen Aktivitäten fast gar keine Bewerbungen aus dieser Richtung. Hoffmann: Von den Gesamtschulen hatten wir am Girls’Day viele Schülerinnen mit Migrationshintergrund bei uns, die total engagiert und sehr aufgeweckt waren. Und das waren auch die, von denen hinterher die Feedbacks mit dem Dankeschön kamen, was manche verwöhnte Gymnasiastin deutscher Herkunft nicht fertig bringt. Das war auffällig. Leider ist es bei uns so, dass für unsere Ausbildung die Hochschulreife und ein gewisses Alter notwendig sind. Gerne würden wir mehr Migrantinnen ansprechen. Axmann: Wir haben uns auch Gedanken darüber gemacht: Wie erreichen wir unsere Zielgruppe? Für uns ist es wichtig, Mädchen und Jungs an der Stelle zu erreichen, wo sie sich wohl fühlen. Ich gebe das Stichwort Lokalisten oder Facebook, sich dort zu platzieren. Jetzt melden sich jede Menge Schülerinnen bei mir, weil das ihre Art ist, zu kommunizieren. Oder auch zu suchen, wo halten sich denn die Schülerinnen auf? Wo werden sie gerne angesprochen? Manchmal lohnt es sich wegzugehen von diesem Schulalltag, der ja meistens auch sehr streng wirkt. Publikum, Gesellschaft für das hochbegabte Kind: Wir haben das Problem, dass die Mädchen oder auch Eltern Eigeninitiative zeigen und die Unternehmen dann aber ablehnen, weil sie mit bestimmten Schulen zusammenarbeiten. Das zweite Problem ist, dass die Kinder sehr jung sind. Der Anstoß von unserer Seite an die Unternehmen: Ein bisschen offener sein. Kahn: Mein Vorschlag in solchen Fällen ist, auf die Unternehmen zuzugehen und das Thema gemeinsam zu besprechen und ein Konzept zu erarbeiten. Publikum / Susanne Grabisch Universität Bamberg, Fakultät Informatik: Warum wird beim ZDF ein Angebot gemacht, das später nicht weitergeführt werden kann? Hoffmann: Wir wollen den Schülerinnen vermitteln, dass es sinnvoll sein kann, eine weitere Schulbildung ranzuhängen, wenn man Interesse an den vorgestellten Berufen hat. Frage der Moderatorin: Was ist das besondere am Girls’Day? Was muss ich anders machen bei einem Angebot, das sich ausschließlich an Mädchen richtet? 37 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Mavridis-Bögelein: Wir haben seit 1993 Mädchen in der Ausbildung und können aus acht Jahren Girls’Day Erfahrung schöpfen. Wir haben über die Jahre festgestellt, dass wir die Mädchen über Emotionen erreichen. Wir stellen Steuersysteme für Sicherheitsgeräte her, das sind AirbagSteuersysteme, damit kann man kein Mädchen hinter dem Ofen hervorlocken. Wir haben dann den Spruch aus unserer Werbekampagne genommen: Mit 40 Gramm Bosch kann man 40 Tonnen Himbeereis bremsen. Die 40 Gramm stehen für unser Steuergerät. Oder: Mit dem Airbag kann man Leben retten. Und das spricht Mädchen dann auch mehr an, damit kann man eher Mädchen begeistern als wenn man nur von technischen Fakten spricht. Wir richten uns nicht nur auf technische Details aus, sondern das Zwischenmenschliche ist gefragt. Technik zum Wohl aller. Axmann: Wir wollen Mädchen bewusst machen: Wo steckt überall Technik dahinter? Und wozu wird Technik genutzt? Wir stellen den Nutzen der technischen Geräte in den Vordergrund. Wir erklären, dass sie mit dieser Technik stundenlang telefonieren können und gleichzeitig immer wissen, wo ihre Freundinnen erreichbar sind und gleichzeitig eine Mail schreiben können. Dann hören sie zu. Und wenn sie dann noch ein paar Fotos mit dem Gerät schießen können und sich gegenseitig darüber austauschen können ist das super und dann sind sie begeistert von Technik. Wichtig ist es auch, das Programm der Zielgruppe - Hauptschülerinnen, Gymnasiastinnen, Alter – anzupassen. Kahn: Wir zeigen den Arbeitsalltag. Auch praktisch orientierte Dinge müssen angesprochen werden, welche Jobs stehen zur Verfügung, wie sieht ein Arbeitsplatz aus was kann ich nach der Ausbildung tun. Wichtig ist auch, Perspektiven zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf aufzuzeigen. Zum Beispiel anhand von Frauen, die Karriere in diesem Beruf gemacht haben. Mavridis-Bögelein: Wir haben ein Quiz dabei, in dem sie die Verdienste der verschiedenen Ausbildungsberufe Friseur, Arzthelferin, Industriemechanikerin, Industrieelektroniker gegenüberstellen und einzuschätzen müssen. Die Mädchen sind dann sehr begeistert, wenn sie sehen, wie gut man in technischen Berufen verdient. Hoffmann: Ein Problem ist, dass Mädchen in der Regel nicht ihr Hobby zum Beruf machen, das tun eher Jungen. Mädchen haben meist nicht das Computerbasteln oder Autoschrauben als Hobby. Wir können Role-Models von erfolgreichen Frauen z.B. im Fernsehen zeigen. Auch in der Berufsberatung muss mehr geschehen. Im technischen Bereich gibt es beim ZDF nicht genügend Bewerbungen von Mädchen für die Ausbildungsplätze, obwohl die Ausbildungsstellen gleichberechtigt besetzt werden sollen. Hier die Bitte an die Arbeitsagenturen, die Mädchen mehr zu motivieren auch nach anderen Berufsmöglichkeiten zu gucken. Köchel: Das Wirtschaftsministerium Baden Württemberg überlegt zurzeit gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Baden-Württemberg, inwieweit man eine Qualifizierung im Bereich genderspezifische Beratung für Berufsberaterinnen und Berufsberater auf den Weg bringen könnte. Um z.B. zu schauen, wie vermittele ich technische Berufe an Mädchen und dort das Bewusstsein zu öffnen. Frage der Moderatorin, Frau Köchel: Wo gibt es Probleme mit dem Girls’Day und wie können diese gelöst werden? Mavridis-Bögelein: Am Anfang hat es ein Jahr gedauert, bis wir dazu bereit waren den Girls’Day richtig durchzuführen. Wichtig war, alle mit einzubinden und zwar von oben nach unten. Wir hatten eine Projektgruppe installiert und so konnte jeder seins dazutun und das hat sich bewährt. Dadurch, dass die Mitarbeiterkinder eingeladen waren, hat sich das ganze dann fast verselbstständigt. 38 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Kahn: Wir hatten von Anfang an keine Probleme in der Organisation und Akzeptanz. Ein Problem sind aber Mädchen, die eigentlich gar nicht kommen wollen. Die sagen, toll, das ist ein Tag ohne Schule, da geh ich doch einfach mal in den Betrieb. Und das merken wir innerhalb der ersten Stunde, dass da gar keine Motivation da ist und wir hoffen, dass es nicht zu viele sind, die uns dann unter Umständen die Gruppe durcheinander bringen. Ich habe noch keine Lösung dazu, wie man das im Vorfeld lösen kann. Mit den Partnerschulen ja, denn diese schicken in der Regel die motivierten Mädchen zu uns. Aber mit einem offenen Angebot habe ich noch keine Lösung. Ein zweites Problem ist unser Standort in der Eifel: Aufgrund der schlechten Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln können die Mädchen schlecht hin- und zurückkommen. Da es ein sehr großes Einzugsgebiet ist, kann man die Mädchen auch nicht mit einem Bus abholen. In diesem Jahr soll ein Shuttledienst von und zu einem nahe gelegenen Bahnhof probiert werden. Axmann: Um dem Problem unmotivierter Mädchen vorzubeugen, sollte man den Girls’Day länger als einen Schultag machen. Unser Girls’Day dauert so lange, wie ein normaler Arbeitstag. Das machen nur motivierte Mädchen. Publikum, Anita Lieder Frankfurt: Wir haben 2000 Mitarbeiter in einem Produktionsbetrieb von Schläuchen und Leitungen im Automobilzulieferbereich. Wir nehmen 30 Mädchen. Wir müssen gegen Klischees ankämpfen wie Arbeitskleidung oder Bereiche, in denen es stinkt. Das Berufsbild der Verfahrensmechanikerin kann ich kaum näher bringen bei Arbeitskleidung, Sicherheitsschuhen und Dreischichtbetrieb. Mavridis-Bögelein: Wir haben früher auch versucht, Arbeitsschritte zu vermitteln. Damit waren die Mädchen überfordert. Das wollten sie nicht sehen. Zu viel Technik, zu viele Eindrücke. Sie wollten lieber in die Ausbildungsabteilung und dort bauen und basteln. Und das Berufsbild dann lieber von den Azubis vermittelt bekommen, die vor Ort da sind. Unsere Ausbildungsplätze sind nicht in der Fertigung. Wir haben festgestellt, dass dies die Mädchen „erschlägt“. Kahn: Bei Jungen und Mädchen ist z.B. auch Arbeitskleidung ein Problem. Wir haben aber festgestellt, dass es auch attraktive Arbeitskleidung gibt. Sicherheitsschuhe, die aussehen wie Turnschuhe. Es soll den Mädchen am Girls’Day aber auch nichts vorgeschwindelt werden. Wohl sollte Werbung gemacht werden, aber auch die Realität nicht ganz verlassen werden. Publikum: Noch eine Bemerkung zu den unmotivierten Mädchen: Ich habe diese Erfahrung auch gemacht, so lange mir die Schule die Mädchen geschickt hat. Dann habe ich die Schule gebeten, es bleiben zu lassen. Seitdem die Mädchen sich selbst anmelden, hat es funktioniert. Sabine Mellies, Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit: Ein Hinweis zu der Frage „Was können Jungen am Girls’Day machen?“. Hinter „Neue Wege für Jungs“ verbirgt sich auch eine Internetplattform. Da finden Sie über 120 Netzwerke vor Ort, die Ihnen für Fragen zur Verfügung stehen. Ab März dieses Jahres wird dort auch eine Praktikumsbörse frei geschaltet. Dort finden Sie Praktikumsstellen für Jungen in sozialen und pflegerischen Berufen am Girls’Day, aber auch das ganze Jahr hinüber. Also als Schnuppertag aber auch als Praktikum über mehrere Wochen. Frage der Moderatorin Frau Köchel: Haben Sie Kontakt zu den Arbeitskreisen? Haben Sie Wünsche? 39 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Axmann: Ich habe den Wunsch, dass sich der Arbeitskreis in München wieder bildet. Siemens würde dazu stoßen. Hoffmann: Wir haben Kontakt zum Landesarbeitskreis. Das finde ich sehr sinnvoll, da man den Erfahrungsaustausch hat und gute Kontakte bekommt. Schön wäre auch, wenn von Seite der Arbeitskreise ein Dankeschön an die Unternehmen kommt. Ich wünsche mir eine „Nachversorgung der Unternehmen“ durch die Arbeitskreise. Erfahrungsaustausch ist erwünscht. Mavridis-Bögelein: Unsere Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis läuft sehr gut. Er stellt Kontakte zu Schulen her. Wir nutzen dies als Plattform für den Erfahrungsaustausch. Frage der Moderatorin Frau Köchel: Noch eine Wunschrunde. Drei Wünsche an Girls’Day und Schulen: Käser: Ich wünsche mir, dass Schulen interessierter sind und Schülerinnen möglichst früh informieren. Mavridis-Bögelein: Die Schulen sollten es den Schülerinnen der niedrigen Klassen ermöglichen, am Girls’Day teilzunehmen. Denn nur dann kann das Engagement der Unternehmen auch platziert werden. Der Lehrplan sollte so aufgefrischt werden, dass dieser in die heutige Gesellschaft passt. Also Projektarbeit und Umgang mit einfachen Computerprogrammen. Hoffmann: Schulen sollten generell mehr Berufsorientierung bieten. Schule sollte sich mehr der Lebenswirklichkeit der jungen Menschen öffnen. Kahn: Ich wünsche mir Lehrerinnen, die am Girls’Day mitkommen und mitarbeiten, um das mal zu erleben, was die Schülerinnen an diesem Tag erleben. Sie sollten den Tag in der Schule mehr begleiten und Beispiele aufzeigen. Lehrkräfte sollten wieder bereit sein, mehr Lehrerpraktika wahrzunehmen und die Betriebswelt kennen zu lernen. Leider ist gute Zusammenarbeit sehr personengebunden. Axmann: Ich wünsche mir eine aktive Vorbereitung des Girls’Days in der Schule, aktive Teilnahme und Nachbereitung in der Schule. Es sollte auch im Interesse der Schule sein, Nachhaltigkeit zu schaffen und die Schützlinge auf das Berufsleben vorzubereiten. Köchel: Zusammenfassend könnte man sagen, dass Girls’Day und Neue Wege für Jungs verpflichtend in der Schule sein sollten. Frage der Moderatorin Frau Köchel: Haben Sie vielleicht drei Kerntipps oder Empfehlungen für andere Unternehmen? Axmann: Das Thema ganz weit oben im Unternehmen zu platzieren. Das macht viele Dinge einfacher. Ich muss überlegen, für wen ich etwas anbiete, bzw. für wen ist das Programm attraktiv? Mit welchen Schulen möchte ich zusammenarbeiten und wie verteile ich das? Kahn: Der Girls’Day sollte in die Firmenphilosophie passen. Die Firma muss davon überzeugt sein, dass sie das auch tatsächlich möchte. Man sollte ein interessantes Programm gestalten mit viel Informationen. Hoffmann: Vernetzen nach drinnen und draußen. Innen meint, Kolleginnen und Kollegen und Azubis mit ins Boot nehmen. Außen meint, sich mit den Arbeitskreisen zu vernetzen. Wichtig ist auch die Pressearbeit und dies für das Unternehmen zu nutzen und für das Unternehmen zu werben. TopDown ist das A und O. Der Girls’Day muss vom ganzen Unternehmen getragen sein. 40 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Mavridis-Bögelein: Ein Tipp noch: Gehen Sie auf die Homepage vom Girls’Day unter www.girlsday.de. Die ist über die Jahre super angelegt, da gibt es alles, was man wissen will. Da sind mittlerweile Erfahrungsberichte drin, die Kongresse sind dargestellt, die Arbeitskreise kann man finden, der Downloadbereich ist bestens ausgestattet, da kann man alles finden. Also wenn man bei Null anfängt oder sich einfach nur informieren will, schauen Sie auf die Internetseite und Sie wissen Bescheid. Suchen Sie sich Verbündete, gehen Sie rein ins Unternehmen, setzen Sie sich in den Vorstand und werben Sie für Ihre Idee und man wird Ihnen Unterstützung gewähren. Käser: Der Tag soll Spaß machen. Wichtig ist, dass die Mädchen etwas selbst machen, was sie mit nach Hause mitnehmen können oder in der Schule zeigen und sagen können „das habe ich gemacht“. Das ist eine ganz tolle Sache und Erfahrung. Kahn: Wenn man ein Programm erstellt hat, dann auch nachschauen, wie die Kapazitäten aussehen. Zu Anfang haben wir zu viele Mädchen aufgenommen und dann hat das Ganze weder uns noch den Mädchen Spaß gemacht. Die Kapazitäten realistisch anpassen und lieber ab einer bestimmten Anzahl sagen „stopp, es geht nicht mehr“. Girls’Day rentiert sich für Unternehmen. Girls’Day macht den Unternehmen Spaß und Girls’Day macht den Girls Spaß! 41 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag 42 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag ZUSAMMENFASSUNG DER WORKSHOPS IM PLENUM Brehl: Zwei Stunden in den Workshops – ich frage kurz die Moderatorinnen der Workshops, wie sie die Stimmung erlebt haben. Martin: Die Stimmung war sehr positiv. Ich war überrascht, wie viele Ideen wir in zwei Stunden sammeln konnten. Wir hätten auch noch weiter sammeln können- wir waren noch nicht fertig... Köchel: Auch absolut positiv. Eine spannende Diskussionsrunde. Müller: Ich kann mich dem nur anschließen. Auch bei uns war die Diskussion vielschichtig, ein breites Thema. Schon die Beiträge der Podiumsteilnehmerinnen waren sehr vielseitig. Brehl: Sie haben nun jeweils fünf Minuten Zeit, um die Ergebnisse in Ihrer Arbeitsgruppe zusammenzufassen. Martin: Im Workshop zwei (Schule) haben wir uns sehr intensiv mit dem Umsetzungsmöglichkeiten des Girls’Day beschäftigt. Aus der Vielzahl von Empfehlungen möchte ich nur einige herausgreifen. Für uns war wichtig, dass der übergeordnete Rahmen stimmen muss. Entweder die Landesministerien oder die Kommunen müssen den Rahmen vorgeben, indem sie rechtzeitig auf den Girls’Day hinweisen. Nur dann haben die Schulen die Chance, den Termin entsprechend fest in ihren Terminkalender einzuplanen. Es ist sehr zu empfehlen, dass an den Schulen eine Ansprechperson für den Girls’Day vorhanden ist, der oder die die SMV (Schülermitverantwortung) mit einbindet und versucht, auch das Kollegium zu überzeugen. Natürlich ist es ideal, wenn die Schulleitung mit vollem Engagement dahinter steht. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Einbindung der Eltern. Dabei wurde aber deutlich, dass man mit einem klassischen Elternabend weniger erfolgreich ist. Man sollte auf andere Dinge zurückgreifen: Ausstellung während des Elternsprechtages, oder am Elternsprechtag selbst noch einmal werben. Wir haben dafür plädiert, dass die Schülerinnen sich selber individuell anmelden sollten, weil sie dadurch viele Dinge „nebenbei“ lernen. Manche Schulen melden ihre Schülerinnen leider im Klassenverband an. Davon ist eher abzuraten. Wir haben festgestellt, dass die Arbeit zwischen Arbeitskreisen, Schulen und Unternehmen an vielen Stellen hervorragend klappt. Dort gibt es auch hervorragende Ergebnisse. An dieser Stelle ein ganz dickes Dankeschön an alle engagierten Schulen und Lehrkräfte. Das wurde bei uns thematisiert. Denn nur wenn sich Lehrkräfte wieder einmal über den Unterricht hinaus engagieren, funktioniert der Girls’Day. Es hat Mut gemacht: Diejenigen, die noch nicht so lange beim Girls’Day engagiert sind, haben jetzt genügend Schwung und Impulse bekommen, um loszulegen! Brehl: Vielen Dank Frau Martin. Jetzt Frau Köchel mit dem Workshop 3 (Wirtschaft) Köchel: Die klare Botschaft der Unternehmensvertretenden auf dem Podium lautet: Der Girls’Day rentiert sich. Nicht nur für die teilnehmenden Girls, sondern auch für die Unternehmen und Organisierenden des 43 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Unternehmens. Das sind oft die Azubis. Es rentiert sich für Unternehmen zum einen aus Imagegründen. Aber die Unternehmen erhalten nach einigen Jahren der Teilnahme am Girls’Day tatsächlich auch mehr Bewerbungen von Mädchen und können dem zu Folge auch mehr Mädchen in technischen Berufen einstellen. Beim Thema Zusammenarbeit mit regionalen Arbeitskreisen war die klare positive Botschaft: Dort wo es regionale Arbeitskreise gibt, ist die Zusammenarbeit in der Regel sehr gut. Es wurde von Unternehmen darauf hingewiesen, dass es sehr hilfreich ist, sich über diese regionalen Arbeitskreise zu vernetzen und über den Tellerrand des eigenen Unternehmens hinauszuschauen. Es gab eine Bitte an die regionalen Arbeitskreise: Eine Art von Nachbetreuung der teilnehmenden Betriebe. Also nicht nur im Vorfeld akquirieren und sich freuen, dass viele Betriebe sich beteiligen, sondern dass es noch eine Nachfassaktion oder ein ganz einfaches Dankeschön hinterher gibt. Oder eine Nachfrage, ob alles gut gelaufen ist oder ob es Verbesserungsbedarf gibt. Auch zum Thema Zusammenarbeit mit Schulen gab es positive Rückmeldungen. Es gibt viele engagierte Lehrkräfte und dort wo es sie gibt, läuft die Zusammenarbeit hervorragend. Leider existiert auch die andere Seite. Es gibt immer wieder Mädchen, die nicht kommen können, weil sie nicht freigestellt werden. Der Girls’Day wird auch nicht immer in positiver Weise von den Lehrkräften beworben. Auch wird der Girls’Day als Berufsorientierung nur selten entsprechend vor- und nachbereitet. Der Erfolg kann sich jedoch nur dann einstellen, wenn der Tag von den Schulen vorund nachbereitet wird. Schön wäre es, wenn die Lehrkräfte mit ins Unternehmen gehen, um zu sehen, wie Technik heute aussieht. Berufsorientierung in den Schulen sollte sich an der aktuellen technischen Wirklichkeit und der modernen Arbeitswelt orientieren. Noch ein Hinweis zum Thema Schule. Wir haben es nur kurz angerissen – den Boys’Day. Was machen die Schulen mit den Jungs am Girls’Day. Es gibt die Möglichkeit sich aktiv an Neue Wege für Jungs, bzw. Boys’Day, wie es jetzt in Baden-Württemberg heißt, zu beteiligen. Es wäre jedoch auch eine Überlegung wert, ob Schulen nicht ein Angebot machen könnten nur für Jungen allein. Zum Schluss noch Tipps für Unternehmen: Der Girls’Day muss zum Unternehmen passen. Er muss zur Unternehmensphilosophie und zur Unternehmenskultur passen. Girls’Day muss in der Leitungsebene angesiedelt werden. Mann muss die Mädchen dort abholen, wo sie herkommen, also Technik auch so vermitteln, dass sie von Mädchen angenommen wird. Brehl: Vielen Dank Frau Köchel. Frau Müller, was sind die Ergebnisse aus dem Workshop 1 (Arbeitskreise)? Müller: Last but not least...Empfehlungen der Arbeitskreise: Dabei ging es hauptsächlich um das Thema Netzwerkbildung. Welche Partner machen Sinn in so einem Netzwerk, um den Gesamtaufwand zu reduzieren? Es ist wichtig, sich „Motoren“ zu suchen, die den Girls’Day auch über den Aktionstag hinaus weiter tragen und so das Thema geschlechtersensible Berufsorientierung in den Alltag bringen. Es ist weiterhin wichtig, die Schulen zu aktivieren und zu motivieren. Hier sollte mehr Elternarbeit stattfinden. Eine Idee wäre, eine Eltern-Hotline einzurichten. Die Schulen sollten integriert werden. Unser Wunsch an die Schulen ist ein Gesamtkonzept zur Berufsorientierung, das den Girls’Day mit einbindet. Das bedeutet eine Vorbereitung des Tages, eine Begleitung am Aktionstag und eine Nachbereitung. Damit wäre eine Verankerung der geschlechtsspezifischen Berufsorientierung gegeben. Außerdem wäre es wichtig, dass die Empfehlungen der Kultusministerien auch in Zukunft 44 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag gegeben werden und dass die Schulen möglichst schon zum Schuljahresbeginn auf den Tag hingewiesen werden. Auch das Thema Eltern wurde angesprochen. Über Elternbeiräte könnte der Arbeitskreis „von unten nach oben“ wirken. Wichtig ist auch das Thema Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Eine Idee wäre eine Dokumentation des Tages im Internet. Das könnte man koppeln mit einem Kinobesuch für die Schülerinnen. Die Medien könnten einbezogen werden, indem sie als Aktionspartner gewonnen werden und spezielle Aktionen exklusiv begleiten. Der Tag könnte über Sonderbeilagen und Flyer publiziert werden. Wir haben Wünsche an die Unternehmen formuliert: Aktionen sollen mehr auf „Klasse statt Masse“ ausgerichtet sein. Also möglichst kleinere Aktionen und keine Anmeldungen, die klassenweise erfolgen. Kommen die Mädchen im ganzen Klassenverband, leidet oft die Qualität der Veranstaltung. Die Aktionen sollten entsprechend einem Arbeitsalltag gestaltet sein. Also Ganztagsveranstaltungen und keine Angebote über zwei oder vier Stunden. Nur so kann die Realität des Arbeitsalltags nachempfunden werden. Um die Aktionen zu bewerben, sollten die Titel der Veranstaltungen mädchengerecht gestaltet werden. Ein guter Titel, der Mädchen anspricht, bewirkt, dass die Mädchen die Aktionen tatsächlich annehmen und sich dafür im Internet eintragen. Um die Verbindlichkeit der Anmeldungen zu gewährleisten – gerade im Bereich der Online-Anmeldungen – könnten die Unternehmen den Mädchen ihre Teilnahme per Brief bestätigen. Brehl: Vielen Dank für die Anregungen aus den Workshops. 45 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag TALKRUNDE MIT GIRLS’DAY - TEILNEHMERINNEN „Das ist ihr Weg: Die jungen Frauen in technischen und handwerklichen Berufen“ Gesprächspartnerinnen und Hintergrundinformationen Anja Sommer, Studentin Technomathematik an der TU Karlsruhe Geboren 1988 in Berlin. Sommer 2006: Schulabschluss (Abitur und Baccalauréat) am Französischen Gymnasium Berlin. September 2006 - September 2007: Work&Travel u.a. in Australien, Neuseeland und Japan. Seit WS 2007: Studium der Technomathematik an der Universität Karlsruhe (TH) Andrea Schnelle, Auszubildende Zerspanungsmechanikerin, Schwabsoien Geboren 1991 in Schongau, Oberbayern. Besuch der Hauptschule Schongau bis 10. Klasse, dort Mittlerer Bildungsabschluss. Hobbys: Tanzen, Freunde treffen und Filme anschauen. Mit 16 Jahren Beginn einer Ausbildung zur Feinwerkmechanikerin. Am Girls’Day 2006 hat sie bei Kögel Zerspanungstechnik GmbH in Schwabsoien teilgenommen; ihrem jetzigen Ausbildungsbetrieb. Quelle: www.girlsday.de/Zukunft_Beruf/Info/Girls_Work/Berichte_1/Andrea_S Lina Strack, Auszubildende Glasapparatebauerin, Heraeus; Kleinostheim Lina hat 2003 ein Mal am Girls’Day in der Lehrwerkstatt der Glasbläser von Heraeus teilgenommen. Nachdem sie die Realschule erfolgreich abgeschlossen hat, hat sie sich bei dem am Girls’Day besuchten Unternehmen beworben und 2006 die Ausbildung zur Glasapparatebauerin begonnen. 46 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Protokoll der Talkrunde Brehl: Zum Schluss des Tages möchten wir Ihnen noch drei junge Frauen vorstellen, denn über die reden wir ja fast den ganzen Tag. Diese drei Girls haben am Girls’Day teilgenommen und für sie hat der Tag Veränderungen bewirkt. Darf ich Sie auf die Bühne bitten: Anja Sommer, Andrea Schelle und Lina Strack. Anja Sommer aus Karlsruhe, wenn Sie an Ihren ersten Berufswunsch denken – was wollten Sie früher mal werden? Sommer: Als allererstes wollte ich Schriftstellerin werden, habe dann aber gemerkt, dass ich überhaupt nicht schreiben kann. Später bin ich auf eine französische Schule gegangen, weil man mir damals gesagt hat, Mathematik wäre nichts für mich, das solle ich lieber nicht machen. Aber Sprachen habe ich auch nicht richtig gekonnt und habe stattdessen immer Mathe gemacht und habe mich irgendwie durchgebissen. Am Ende bin ich bei der Mathematik gelandet und heute studiere ich Mathematik. Im Grunde war der Wunsch schon sehr früh da. Ich habe schon in der 4. oder 5. Klasse gemerkt, dass mir das liegt und Spaß macht. Brehl: Frau Strack, was war ihr erster Berufswunsch? Strack: Krankenschwester. Brehl: Haben Sie in dem Bereich auch Praktika gemacht? Strack: Ich war zwei Wochen im Krankenhaus zum Praktikum. Da habe ich gemerkt, dass das doch nichts für mich ist. Brehl: Woher kam der Wunsch, Krankenschwester zu werden? Strack: Weil meine Mutter Krankenschwester ist und meine Tante auch. Brehl: Das ist jetzt natürlich eine interessante Entwicklung. Sie wollten das werden, was Ihre Mutter geworden ist und sind nun im gleichen Betrieb wie ihr Vater gelandet... Darauf kommen wir gleich noch zu sprechen. Aber jetzt muss ich erst noch Frau Schelle fragen: Was wollten Sie früher mal werden? Schelle: Ich wollte früher Laborantin werden. In dem Bereich habe ich auch zwei Mal Praktikum gemacht. Aber das ist doch nicht das Wahre gewesen. Brehl: Nun kommen wir auf Ihre Erfahrungen beim Girls’Day zu sprechen. Wann und wo haben Sie den mitgemacht? Schelle: 2006, in dem Betrieb, in dem ich jetzt arbeite, in Schwabsoien in Oberbayern. Dort mache ich eine Ausbildung als Zerspanungsmechanikerin, bzw. Feinwerkmechanikerin, das heißt bei uns im Handwerk so. Es ist also kein Industriebetrieb. Dort fertigt man anhand von Zeichnungen aus verschiedensten Metallen Bauteile. Brehl: Als Sie zum Praktikum in diesen Betrieb gingen, wussten Sie da etwas über den Beruf Zerspanungsmechanikerin? Schelle: Überhaupt nicht. Damals war ich 14, also ein junges Mädchen und hatte keine Ahnung, was da auf mich zukommt. Aber dann habe ich einen Einblick bekommen und mir hat das gefallen. Brehl: Wie lief das dort ab? Haben Sie einen Vortrag gehört oder durften Sie etwas Praktisches machen? 47 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Schelle: Wir haben etwas Praktisches gemacht. Das hat Spaß gemacht und war auch ein bisschen hart – so mit Sägen und Feilen. Brehl: Frau Strack, wie sind Sie zum Girls’Day gekommen? Strack: Mein Vater hat mich damals dort hin geschickt. Der wusste, dass ich gern handwerkliche Sachen mache. Brehl: Welchen Beruf lernen Sie heute? Strack: Glasapparatebauerin. Man baut da Laborgeräte wie Kugelkühler. Ich weiß nicht, ob das allen geläufig ist. Später werde ich dann Lampen bauen wie zum Beispiel Solariumslampen oder Sportplatzlampen, die speziell gefertigt werden müssen, oder auch Halbleiter. Dinge, die aussehen wie ACD-Ständer aber einen Meter hoch und mit größeren Durchmesser. Das baue ich dann später aus Glas. Brehl: Wie war das am Girls’Day? Mit welchen Gefühlen und Erwartungen sind Sie hingegangen und was haben Sie dort gemacht? Strack: Ich wusste eigentlich überhaupt nichts über den Beruf. Ich habe einfach gehofft, dass es ein schöner Tag wird. Ich durfte dort Vögel aus Glas bauen und Bärchen aufpusten. Das war dann schnell Begeisterung pur für den Beruf. Brehl: War die Entscheidung, dort eine Lehre anzustreben direkt nach dem Girls’Day da, oder dauerte das noch etwas länger? Strack: Ich habe danach noch weitere Praktika in anderen handwerklichen Bereichen gemacht, habe mich dann aber doch für Glasapparatebauerin entschieden und bin jetzt im dritten Lehrjahr. Brehl: Frau Schelle, Sie sind jetzt im ersten Lehrjahr.. 48 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Schelle: Ja. Brehl: Frau Sommer, wo waren Sie am Girls’Day und wie war der Tag für Sie? Sommer: Ich war 2005 in Berlin bei SAP. Ich bin da über den Vater einer Freundin drangekommen, der dort arbeitet. Also auch nicht über die Schule. Die Firma hat alle Bereiche vorgestellt, die Frauenbeauftragte hat einen Vortrag gehalten. Wir durften überall reinschnuppern und durch die Büros schweifen und die Mitarbeiter mit Fragen löchern. Eigentlich haben wir das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Zum einen hat man gesehen, dass dort doch einige Frauen waren, die auch sehr glücklich mit ihrem Beruf waren und aus meiner Sicht auch sehr gut akzeptiert wurden. Das hat mich beeindruckt und ich dachte: „Das geht ja doch...“ Ich hatte vorher immer Angst, dass man dort völlig untergeht oder eine absolute Powerfrau werden muss - was ich nicht unbedingt wollte. Brehl: Also hat der Girls’Day sie nicht in eine komplett andere Richtung gedreht, sondern Sie in Ihrer Entscheidung bestärkt? Sommer: Genau. Die Richtung war schon meine. Mir haben Andere eben immer wieder abgeraten. Das sei schwer, da müsse man sich durchkämpfen und bissig sein. Da hat es mir geholfen zu sehen, da gibt es schon Frauen und die schaffen das auch. Warum soll ich das dann nicht auch schaffen. Ich hatte mehr Angst, was nach der Ausbildung werden würde. Da hat es mir geholfen, diesen Einblick zu bekommen. Brehl: Frau Schelle, wann haben Sie entschieden, dass Sie bei Ihrem Girls’Day Betrieb auch eine Ausbildung machen wollen? Schelle: Man macht eben verschiedene Praktika und überlegt dann, was einem am besten gefallen hat. Bei mir war es eben die Zerspanungsmechanikerin. Brehl: Wie hat Ihr Umfeld reagiert? Wie zum Beispiel die Eltern? Schelle: Denen war das so ziemlich egal. Das ist ja mein Weg. Brehl: Und Ihre Freundinnen? Schelle: Zwei meiner Freundinnen waren am Girls’Day ebenfalls dabei. Aber denen hat es überhaupt nicht gefallen. Deshalb lernen die jetzt typische Frauenberufe. Die einen sagen, „das passt nicht wirklich zu dir“. Die anderen sagen „wenn es dir gefällt, dann mach es einfach“. Brehl: Frau Strack, wie war das bei Ihnen – hat Ihr Vater Hurra geschrien, als Sie in der gleichen Firma, in der er arbeitet, eine Ausbildung machen wollten? Strack: Mein Vater fand das natürlich toll, weil mein Bruder auch schon in der Firma gelernt hat. Mein Freundeskreis fand es am Anfang etwas seltsam. Wohl auch, weil sie den Beruf nicht als modernen Ausbildungsberuf kannten. Meine Eltern fanden es gut, dass ich etwas Sinnvolles mache, etwas Handwerkliches, was mir schon immer gelegen hat. Brehl: Wie viele Auszubildende gibt es in dem Betrieb und wie viele davon sind Frauen? Strack: In allen drei Lehrjahren lernen glaube ich im Moment 230 Auszubildende. Und da bei uns auch in vielen Bürojobs ausgebildet wird, ist das Verhältnis in etwa ausgeglichen. Im technischen Bereich gibt es natürlich weniger Frauen. Brehl: Hat es Situationen gegeben, wo sie die einzige Frau unter Männern waren? War das auch ein Lernprozess für die Kollegen, plötzlich eine weibliche Auszubildende zu haben? Strack: In der Abteilung gab es bisher noch keine Frauen. 49 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Brehl: Das muss man kurz erklären: Sie kommen erst nach dem ersten Lehrjahr in die Abteilungen. Strack: Sogar erst im dritten Lehrjahr. Ich war vor kurzem erst in der Abteilung. Die Männer sind es nicht gewohnt, dass da ein Mädchen dabei ist und denen bei der Arbeit zuschaut und auch mal etwas selber bauen darf. Brehl: Schildern Sie einmal die Arbeitsbedingungen. Strack: In der Werkstatt ist es im Normalfall immer über 30 Grad. Im Sommer auch bis zu 40 Grad. Es wird auch nicht kühler, da wir mit Brennern arbeiten, die 2.200 Grad heiß sind. Dementsprechend ist es dort. Da sonst keine Frau dort ist, laufen die Herren schon mal mit freiem Oberkörper herum. Das war dann unpassend. Da mussten sie sich umgewöhnen. Die haben das Hemd wieder angezogen. Brehl: War das etwas, wo Sie am Anfang überlegt haben, ob diese Arbeitsbedingungen für eine Frau zu hart sind? Strack: Da gewöhnt man sich dran. Mittlerweile macht mir das überhaupt nichts mehr aus. Brehl: Frau Schelle, wie war das bei Ihnen, als Sie die Ausbildung angefangen haben? Wie war das Verhältnis Männer – Frauen? Schelle: Eigentlich nicht so schlimm. Denn vor mir haben schon zwei andere Mädchen dort eine Ausbildung gemacht. Brehl: Frau Schelle, wo geht Ihr Weg hin? Was passiert nach der Ausbildung? Schelle: Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Ich bin ja jetzt im ersten Lehrjahr. Wie es weiter geht, weiß ich noch nicht. Ich lass das auf mich zukommen. 50 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Brehl: Frau Sommer, ist Ihr Studium Technomathematik stärker dominiert von Männern oder gibt es dort auch viele Frauen? Sommer: Es ist ein sehr kleiner Studiengang. Ich bin an der Uni Karlsruhe. Dort gibt es rund 38.000 Studenten. Bei uns im Studiengang sind es 20. Das ist der allerkleinste. Er ist auch relativ neu. Das ist Mathematik mit zwei Nebenfächern, Informatik und Ingenieurwesen. Von den 20 Studierenden sind zwei Frauen. Das ist wohl schon eine gute Quote. Sonst war es eine oder auch gar keine Frau. Brehl: Was glauben Sie ist der Grund, warum dieses Fach nur wenige Frauen studieren? Sommer: Ich glaube, Mathematik studieren schon nicht allzu viele Frauen, weil sie es sich nicht zutrauen. In den Vorlesungen sitzen zwar einige Mädchen, weil auch die Lehramtstudierenden dabei sind. Schon in der Schule wird ihnen oft schon die Botschaft vermittelt, „versucht es gar nicht erst“. Mann muss sich da durchbeißen. Ich musste es ja auch gegenüber meinen Eltern und meinen Freunden immer wieder unter Beweis stellen. Brehl: Frau Schelle, was meinen Sie, warum die Mädchen an Ihrem Bereich nicht interessiert sind? Schelle: In der Pubertät hat man Angst vorm Dreck... Brehl: In einem Workshop habe ich gehört, da mussten die Mädchen Hauben aufziehen und das wollten sie nicht, um ihre Frisuren nicht zu ruinieren... Schelle: Ja, oder die Schuhe. Mir macht der Dreck nichts aus, wenn ich ehrlich bin. Brehl: Frau Strack, was vermuten Sie für Ihren beruflichen Bereich? Strack: Es ist ein spezieller Beruf und man braucht handwerkliches Geschick. Da ist ein praktischer Einstellungstest dabei. Der schreckt viele schon ab. Das sehe ich immer wieder. Wir machen mit bei diesen Tests. Die Mädchen stellen sich oft an mit der Flamme und der Hitze. Davor haben sie doch Respekt. Brehl: Sie sind in Ihrem Betrieb als Auszubildende mit der Organisation des Girls’Days betraut. So handhabt das Ihr Unternehmen. Sie führen die Mädchen durch das Unternehmen. Wie erleben Sie die Mädchen? Sind die interessiert? Oder wollen die sich eher einen schönen Tag machen? Strack: Das ist unterschiedlich. Es gibt Mädchen, die von ihren Eltern geschickt werden, die auch in der Firma tätig sind. Bei denen merkt man oft, dass sie kein Interesse haben und nur rein geschoben worden sind. Es gibt aber auch einige, die Interesse zeigen und dann viel selber an der Flamme machen wollen und die man gar nicht mehr von der Flamme weg bekommt. Brehl: Frau Sommer, haben Sie manchmal das Bedürfnis andere Mädchen für ihr Studium zu begeistern? Sommer: Das ist schwer. Die Uni Karlsruhe ist eine technische Uni und da begegnet man nicht vielen Frauen. Die wenigen die es gibt, studieren schon Elektrotechnik oder Bauingenieurwesen. Ich merke es aber bei meinen Freundinnen. Die sind alle in mehr oder weniger typische Frauenberufe gegangen. Denen habe ich auch immer wieder versucht nahezulegen, dass das eine tolle Sache ist, aber ich konnte niemanden überzeugen. Brehl: Wer hat Sie denn überzeugt? Sommer: Mein Mathelehrer. Ich hatte acht Jahre lang bis zum Abitur den gleichen Mathelehrer. Der war wirklich super, so dass ich mich in dieses Fach verliebt habe. Der trägt die größte Schuld daran. Brehl: Frau Schelle, habe Sie ein persönliches Vorbild, oder war es nur der Girls’Day? 51 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Schelle: Ich wollte irgendetwas mit Mathe machen. Das ist schon seit der 7. Klasse mein Lieblingsfach. Brehl: Frau Strack, hatten Sie ein Vorbild? Ihr Vater arbeitet zwar in der Firma, aber in einem ganz anderen Bereich... Strack: Ich wollte handwerklich arbeiten und da kam mir dieser Beruf sehr entgegen. Brehl: Wenn Sie anderen jungen Mädchen etwas raten könnten in Richtung Girls’Day: Worauf sollen junge Mädchen achten, die zum Girls’Day gehen? Sommer: Der Hauptimpuls ist ja zunächst mal ein schöner Tag. Dann sollte man schauen, was einen interessieren könnte und was fremd und interessant klingt. Es ist ja eine Möglichkeit in völlig unbekannte Berufe reinzuschnuppern. Wenn man sich Berufe anschaut, die man schon kennt, kann man sich den Tag eigentlich schenken. Also entweder etwas, für das man sich schon interessiert oder etwas gänzlich Abstruses. Strack: Ich finde auch, es lohnt sich in Bereiche zu gehen, die man nicht kennt. Ich war ja früher auch auf Krankenschwester fixiert und nun habe ich eine ganz andere Richtung eingeschlagen. Brehl: Wie sehen Sie Ihre persönliche Zukunft, beruflich und privat. Glauben Sie, dass Sie alles unter einen Hut bringen können? Strack: Auf jeden Fall. Die Firma ist nicht weit von zu Hause weg. Und wie es aussieht, werde ich auch dort bleiben können. Schelle: So wie es jetzt läuft, läuft es ganz gut! Ich kann mir auch vorstellen, in diesem Bereich zu bleiben. Sommer: Ich habe jetzt noch fast vier Jahre Studium vor mir. Und danach habe ich ehrlich gesagt noch keine Vorstellung. Ich studiere jetzt das, was mir Spaß macht und danach schauen wir mal. Bisher hat es immer geklappt, wenn ich etwas abgeschlossen hatte, bot sich die nächste Chance. Ich denke, in meinem Fach hat man viele Möglichkeiten, weil Mathematiker auch gern in anderen Bereichen genutzt werden und nicht nur als reine Formelbrüter, sondern auch wegen ihrer analytischen Denkfähigkeiten und ihrem Durchhaltevermögen gerne in anderen Berufen genommen werden. Deshalb steht da vieles offen, denke und hoffe ich. Brehl: Wir drücken Ihnen allen die Daumen. Vielen Dank, dass Sie das alles erzählt haben. Ich denke, das waren tolle Beispiele dafür, was daraus entstehen kann, wenn junge Mädchen zum Girls’Day gehen. 52 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag AUSBLICK Doro Thea Chwalek, Projektleitung; Bundeskoordinierungsstelle des Girls’Day – Mädchen-Zukunftstags Dipl.-Pädagogin und M.A. (HumanRessourceManagement); 1976 Wirtschaftsabitur und Ausbildung zur Industriefkauffrau bei der Hoechst AG, Frankfurt/Main. Ab 1979 Studium Dipl.Pädagogik/außerschulische Jugendbildung / Erwachsenenbildung in Braunschweig und Oldenburg. Seit 1984 tätig in Einrichtungen der außerschulischen Mädchenbildung und Mädchenberatung. Seit 1992 tätig in der beruflichen Weiterbildung von sozialen und pädagogischen Fachkräften u.a. beim Paritätischen Wohlfahrtsverband/Gesamtverband, Frankfurt/Main. Seit 2002 im Team der Bundeskoordinierung Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag (Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.), Bielefeld. Seit 2005 dort Projektleitung sowie Projektleitung für das Projekt Neue Wege für Jungs. Sehr geehrte Gäste, liebe Girls’Day – Aktive, eine intensive Tagung mit vielen Gesprächen, Anregungen, neuen Impulsen und vielfältigen Eindrücken geht für Sie und uns zu Ende. Im Namen des gesamten Teams der bundesweiten Koordinierungsstelle aus Bielefeld bedanke ich mich herzlich für Ihr Kommen und Ihr Interesse, für ihre lebhafte Beteiligung und ihr Engagement. Ein besonderer Dank gilt Herrn Leßnerkraus und Frau Köchel vom Wirtschaftsministerium, dass wir hier zu Gast sein konnten und danke schön auch an alle, die hier im Hintergrund für die perfekte Organisation der Veranstaltung ihren Beitrag geleistet haben. Ich bedanke mich bei Frau Dr. Schreyer für ihren Einführungsvortrag und bei allen, die sich für die Talkrunden und als Moderatorinnen für die Fachforen zur Verfügung gestellt haben. Die Liste wäre zu lang, um sie alle namentlich zu nennen. Aber eine möchte ich doch hervorheben, denn Christiane Brehl hat uns heute mit Leichtigkeit und Kompetenz durch das doch sehr reichhaltige Programm geführt. Herzlichen Dank. Erfreulicherweise – das war auch hier deutlich zu spüren – gibt es insgesamt ein wachsendes Interesse an der Förderung des technischen Nachwuchses von der Kita über die Grundschule bis zur Hochschule. Aber ohne eine gezielte und nachhaltige Förderung von weiblichem MINT-Nachwuchs sind die Folgen des demografischen Wandels qualitativ und quantitativ nicht zu bewältigen. Dies ist unbestritten und zeigt sich an der wachsenden Anzahl von Unterstützern und Unterstützerinnen – nicht nur des Mädchen-Zukunftstages, sondern vieler weiterer Initiativen und Projekte für Schülerinnen. Auch der seit Juni 2008 von Bildungsministerin Annette Schavan gestartete „Nationale 53 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag Pakt für Frauen in MINT-Berufen“ vereinigt eindrucksvoll eine wachsende Zahl von Unternehmen, Hochschulen, Forschungsinstituten und weiteren Akteuren unter seinem Dach. Die Ansprache von Mädchen und jungen Frauen muss inhaltlich, methodisch und kommunikativ spezifisch sein, um erfolgreich zu sein. Dies zeigen Untersuchungen und viele Beispiele. Wie dies gelingen kann und welche Herausforderungen noch zu meistern sind, haben wir heute diskutiert. Dieses Wissen muss in die Gestaltung von Berufsorientierungsprojekten und der Berufs- und Studienberatung eingesetzt werden. In Deutschland ist kaum ein Bereich so gut erforscht und erprobt wie die Fragen rund um das Thema Mädchen – Technik - Naturwissenschaften. Auch dies war Ziel dieser Tagung, Wissen und praktische Erfahrungen auszutauschen. Nutzen Sie dieses Wissen – und nutzen Sie es vor Ort. Damit talentierte und interessierte Mädchen und junge Frauen auch überzeugt sind, in den MINT-Berufen ihre berufliche Zukunft zu sehen, muss sich vor allem die Wahrnehmung in den Köpfen der beteiligten Erwachsenen verändern. Mädchen müssen erleben, dass die MINT-Berufe spannend sind, dass man es als Naturwissenschaftlerin oder Mathematikerin nicht nur mit Zahlen und Formeln, sondern auch viel mit Menschen zu tun hat. Auch schafft es unsere Gesellschaft immer wieder mühelos, sportliche Vorbilder, Showtalente oder Künstler in den Vordergrund zu stellen – darunter natürlich auch viele Frauen. Bei den Natur- und Ingenieurswissenschaften sind meist noch nicht einmal die Namen von Nobelpreisträgern in Deutschland in der breiten Öffentlichkeit bekannt. Auch hier brauchen wir ein Umdenken: Warum findet die Siegerin einer Mathematik-Olympiade nicht ein ähnliches Echo in der Öffentlichkeit wie beispielsweise die Preisverleihung an eine junge Nachwuchsschauspielerin? Junge Frauen wollen nicht nur motiviert sondern auch akzeptiert werden. Sie wollen sehen können, wie Frauen selbstverständlich in Wissenschaft, Wirtschaft und Forschung tätig sind und dort auch ein positives Arbeitsumfeld finden, dass z.B. die Familiensorge, die Fragen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf von Frauen und Männern gleichermaßen respektiert, ohne dass daraus berufliche Nachteile erwachsen. Veränderungen in den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und in den Unternehmenskulturen sind notwendig. Hier ist einiges auf den Weg gebracht worden, aber gerade im internationalen Vergleich hat Deutschland noch Nachholbedarf. Politik, Schule, Elternhaus, Berufsberater und Ausbildungs- und Studienverantwortliche sind also gleichermaßen gefragt, ihre Vorbehalte zu hinterfragen und gezielt immer wieder und frühzeitig mit Schülerinnen über ihre berufliche Zukunft zu sprechen, Konzepte der Schulen zu überdenken, ggf. Auswahlverfahren für Bewerber und Bewerberinnen um Ausbildungsstellen zu verändern u.v.m. Erfahrungen und Statistiken zeigen, dass Mädchen in der betrieblichen Ausbildung dort oft die Leistungsträgerinnen sind, die das Niveau der ganzen Ausbildungsgruppe verbessern helfen. Gehen Sie auf die jungen Frauen, die Mädchen, Schülerinnen zu – der Girls’Day ist ein erster Schritt, weitergehendes und vertiefendes Engagement ist ausdrücklich erwünscht. Regionale Netzwerke sind der Schlüssel zu einer zielgenauen Bündelung von Aktivitäten. Bildungsverantwortliche und Arbeitgeber in einer Region sollten sich auf eine regionale Strategie zur Nachwuchsgewinnung verständigen, die verbindlich und nachhaltig wirken kann, z.B. durch Kooperationsvereinbarungen von Unternehmen und Hochschulen mit den Schulen vor Ort, durch die Verankerung bewährter Maßnahmen in Curricula und Schulprogramme, u.v.m. Der Girls’Day ist zu einer erfolgreichen international bekannten Marke geworden. Er ist und bleibt in der Vielzahl der Berufsorientierungsangebote ein ganz besonderer einzigartiger Schnuppertag und führt mit dieser starken Profilierung auch zum Ziel. Allen, die in der Vergangenheit durch ihre 54 Girls’Day Regionalkonferenz Süd | 3. Februar 2009 | Stuttgart Dokumentation, Teil 2, Nachmittag vielfältiges Engagement dazu beigetragen haben, gebührt seitens der bundesweiten Koordinierungsstelle unser Dank, denn Sie sind die wichtigsten Partner und Partnerinnen, denen wir als Servicestelle auch in Zukunft die Unterstützung zukommen möchten, die sie brauchen. Setzen Sie gerade jetzt ein Zeichen: Unternehmen müssen den Mut haben, über die aktuelle Krise hinaus zu denken und in die Zukunft zu investieren. Beteiligen Sie sich deshalb am 23. April - dem nächsten Girls’Day – und signalisieren Sie den Schülerinnen „Ihr seid herzlich willkommen“. Zum Abschluss sei mir eine letzte Bemerkung noch erlaubt: Die Tatsache, dass wir heute hier im Berta-Benz-Saal tagen – lädt förmlich dazu ein, hier einen Blick zurück in die Geschichte zu werfen und die Verbindung zu heute herzustellen. Auch wenn sie vielen hier im Saal bekannt sein sollte, eignet sich die Geschichte der Berta Benz besonders gut als Sinnbild für Strategien zur Gewinnung von weiblichem Nachwuchs im Sinne von Vorbild und Ansporn zugleich. Wie Sie wissen, entwickelte Gottlieb Daimler zwar den ersten schnell laufenden Benzinmotor und Carl Benz baute das erste funktionstüchtige Automobil, aber seine Frau Berta verschaffte durch ihre erste spektakuläre Fahrt mit just jenem Automobil 1888 von Mannheim nach Pforzheim – und das ohne Wissen ihres Mannes – der Erfindung des Automobils erst den praktischen Durchbruch. Der anerkennende Kommentar ihres Mannes vor über 120 Jahren – so ist es überliefert – „sie sei wagemutiger als er und habe es einfach gemacht“, könnte als Motto auch heute für künftige Ingenieurinnen dienen, die vielleicht mit Mut und Blick für das Machbare die Autoindustrie aus der Krise herausholen können, wenn sie das Auto für das 21. Jahrhundert neu erfinden. Ihnen liebe Gäste wünsche ich allen eine gute Heimreise und einen erfolgreichen Girls’Day 2009. 55