Kein Folientitel - Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt
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Kein Folientitel - Hessisches Landesamt für Naturschutz, Umwelt
AnKliG Klimawandel und landwirtschaftliche Bewässerung im Hessischen Ried sowie Klimawandel und die Entwicklung der Quellschüttungen im Odenwald Georg Berthold, Mario Hergesell Hessisches Landesamt für Umwelt und Geologie Gliederung: Landwirtschaftliche Bewässerung im Hessischen Ried • Ergebnisse der Bestandsaufnahme • Prognose des zukünftigen Bewässerungsbedarfs • Fazit Entwicklung der Quellschüttungen im Odenwald • Zusammenhangsanalyse „Klimaparameter – Quellschüttung“ • Projektionen „Quellschüttung bis 2050“ • Fazit Quelle Odenwald: • Quellen, Flachbrunnen; dezentrale Trinkwasserversorgung • Kluftgrundwasserleiter • 900 bis 1300 mm Jahresniederschlag • BFI ≈ 0,5 • Landwirtschaft „typisch“ für Mittelgebirgslagen Randzuflüsse aus dem Odenwald Hessisches Ried: • Brunnengallerien; Verbundstrukturen • Tiefgründiger Porengrundwasserleiter • 600 bis 700 mm Jahresniederschlag • BFI ≈ 1 • Intensive Landbewirtschaftung, hoher Marktfrüchteanteil • 33.000 ha können potentiell beregnet werden Grundwasserbilanz „Hessisches Ried“ Grundwasserentnahmen (Mio m3/a) Öffentliche Wasserversorgung Industrie Landwirtschaft Grundwasserschäden Sonstige Summe Untersuchungsbereich Einfluss Baden-Württemberg Summe Entnahmen Grundwasserdargebot (Mio m3/a) Zusickerung aus Niederschlag Zustrom am Modellrand Versickerung aus Bächen Infiltration WV Hessisches Ried Summe Dargebot Bilanz Normal 85 22 19 1 1 128 4 132 Trocken 98 27 31 1 1 158 4 162 Normal 146 37 18 15 216 Trocken 66 20 23 15 124 + 84 - 38 Grundwasseranreicherungsanlagen zum Ausgleich erforderlich Steuerung geschieht in Abhängigkeit von der Witterung Quelle: Grundwasserbewirtschaftungsplan Hessisches Ried, 1999 Ergebnisse der Bestandsaufnahme „landwirtschaftliche Bewässerung“ im Hess. Ried Beregnungsfläche: Beregnung mit Grundwasser: 27.725 ha Beregnung mit aufbereiteten Rheinwasser: Beregnung mit aufbereiteten Oberflächenwasser: 5.233 ha 91 ha Gesamte Beregnungsfläche: 33.059 ha Beregnungsfläche entspricht 96 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Hessischen Ried. Ergebnisse der Bestandsaufnahme „landwirtschaftliche Bewässerung“ im Hess. Ried Ergebnisse der Befragung „Zusatzwasserbedarf“ im Hess. Ried Anbauverhältnisse (prozentualer Anteil an der Beregnungsfläche): Winter- und Sommergetreide Zuckerrüben Kartoffel Mais 46 % 10 % 6% 5% Raps Nachwachsende Rohstoffe 4% 2% Zwiebelgewächse Spargel 14 % 5% 73 % 27 % Sonstiges 8% Ergebnisse der Bestandsaufnahme „landwirtschaftliche Bewässerung“ im Hess. Ried Beregnungszeiten: • „Hauptsaison“ Ende März bis Ende September/Anfang Oktober • Beregnungsgaben erfolgen zu 2/3 in der Nacht Beregnungstechnik: • Maschinenberegnung (beweglich) 85 % • Reihenbewässerung 12 % • Ortsfeste Einrichtungen 2% • Mikrobewässerung 1% Beregnungssteuerung: Hauptsächlich über „Wasseruhren und/oder Pumpenstunden“ Ergebnisse der Bestandsaufnahme „landwirtschaftliche Bewässerung“ im Hess. Ried Naßjahr; Erhebung aus dem Jahr 1994/95 (Bewirtschaftungsplan) Geschätzter Zusatzwasserbedarf rund 3,5 Mio. m3 350 250 Naßjahr: Erhebung aus dem Jahr 2008 Geschätzter Zusatzwasserbedarf rund 10 Mio. m3 300 200 250 95 P. 150 Grundbedarf „Zusatzwasser“ ist in den letzten 15 Jahren 200 Nitrat (mg/l) Zusatzwasserbedarf in Liter pro m2 (naß) 300 um 15 bis 20 l/m2 gestiegen. 100 Median 150 25 P. 5 P. 100 66 50 75 P. 56 37 31 14 17 42 50 15 21 0 0 Bergstraße Darmstadt-Dieburg Kreis J. 1990 Groß-Gerau J. 1991 J. 1992 J. 1993 J. 199 Ergebnisse der Bestandsaufnahme „landwirtschaftliche Bewässerung“ im Hess. Ried Trockenjahr; Erhebung aus dem Jahr 1995 (Bewirtschaftungsplan) Geschätzter Zusatzwasserbedarf rund 35 Mio. m3 Trockenjahr; Erhebung aus dem Jahr 2008 Geschätzter Zusatzwasserbedarf rund 35,5 Mio. m3 Spitzenwasserbedarf wird von den Landwirten unverändert auf rund 35 Mio. m3 geschätzt Zusatzwasserbedarf in Liter pro m2 (trocken) 300 250 207 200 150 125 122 100 100 91 75 78 72 52 50 0 Bergstraße Darmstadt-Dieburg Kreis Groß-Gerau Prognose des zukünftigen Bewässerungsbedarfs Datengrundlagen: • Szenario A1B: Rasches wirtschaftliches Wachstum aber auch rasche Entwicklung effizienter Technologien zur CO2-Einsparung • Daten der Klimastation „Mannheim“ Temperatur, Niederschlag (korrigiert) und Verdunstung auf Tagesbasis • Verwendung von kontinuierlichen Zeitreihen (WETTREG) • Berechnung auf Grundlage für mittlere Verhältnisse An der Ausprägung und Eintrittswahrscheinlichkeiten von Wetterextremen wie Trocken- und Feuchtperioden arbeiten derzeit die Klimaforscher noch. Klimamodelle sind keine „Wettervorhersage“ für die Zukunft, sondern Projektionen auf die zu erwartende Entwicklung. WETTREG Wetterlagen-basierte Regionalisierungsmethode Nutzt die bisherigen Klimabeobachtungen, Einfluss der Großwetterlagen auf das Lokalklima Prognose des zukünftigen Bewässerungsbedarfs Modellierte Jahresmitteltemperatur der Klimastation Mannheim (WETTREG/A1B) Prognose des zukünftigen Bewässerungsbedarfs Mittlere Dekadenwerte für Regen, Verdunstung und Wasserbilanz während der Beregnungssaison (Ende März bis Anfang Oktober) Prognose des zukünftigen Bewässerungsbedarfs Mittlere Dekadenwerte für Regen, Verdunstung und Wasserbilanz außerhalb der Beregnungssaison (Mitte Oktober bis Mitte März) Fazit: Landwirtschaftliche Bewässerung • 96 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche (33.000 ha) werden bereits beregnet. • Die Hauptberegnungssaison beginnt Ende März und endet Anfang Oktober. • Maschinenberegnung (beweglich) findet auf 85 % der Flächen statt. • Der „Grundbedarf in Naß- bzw. Normaljahren“ an Zusatzwasser hat sich von 3,5 auf 10 Mio. m3 pro Jahr in den letzten 15 Jahren erhöht. • Der Zusatzwasserbedarf in „Trockenjahren“ wird auf ca. 35 Mio. m3 geschätzt. • Innerhalb der Beregnungssaison werden die Wasserbilanzen immer stärker negativ. Pro Dekade um ca. -8 bis -12 mm Ursache: weniger Niederschläge in der Vegetationszeit, aber höhere Verdunstung. Zusatzwasserbedarf für „normale Verhältnisse“ wird daher kontinuierlich steigen. Entspricht einer Verdoppelung des Bewässerungsbedarfs in den nächsten 50 Jahren • Außerhalb der Beregnungssaison entwickelt sich die Wasserbilanz positiv. Dies bedingt eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass der Bodenwasserspeicher zu Beginn der Beregnungssaison gefüllt ist. Entwicklung der Quellschüttungen im Odenwald Lage der Klimastationen Lage der Quellen im Odenwald Klimastation Beerfelden/Odenwald Klimastation Mannheim/Oberrheingraben Zusammenhangsanalyse „Klimaparameter – Quellschüttung“ Vorgehensschema: Prognose Quellschüttung • Plausibilisierung der Schüttungsmessungen; Vollständigkeitsprüfung • Analyse der Klimaparameter Niederschlag, Verdunstung und Wasserbilanz Klimastation Beerfelden/Odenwald • Verknüpfung der Schüttungsmessungen je Quelle mit aufsummierten Wasserbilanzsummen (10, 30, 90, 182, 364 und 728 Tage vor der jeweiligen Schüttungsmessung) anhand multipler Regressionen • Beschreibung der Schüttmengen pro Quelle mit einer multiplen Regression sowie deren Prüfung auf Tauglichkeit • Prognose der zukünftigen Quellschüttungen anhand multipler Gleichungssysteme unter Verwendung der Klimaparameter aus dem A1B-Szenario (WETTREG); Klimastation Beerfelden/Odenwald Zusammenhangsanalyse „Klimaparameter – Quellschüttung“ Basisinformationen über die ausgewählten Quellen Name Geologische Formation Einzugsgebiet 5 Perzentil (ha) Median 95 Perzentil Quellschüttung in m3 pro Tag Innerhalb des Zeitraums 1961 bis 2008 Malchen Kristallin 17 20 48 199 Reichenbach Kristallin 13 38 55 86 Niedernhausen Kristallin 8 19 33 52 Kirch-Brombach Buntsandstein 30 42 105 259 Oberostern Kristallin 25 81 101 126 Birkenau Kristallin 15 46 59 79 Grundlage: Landesgrundwasserdienst Hessen Rund 50 Jahre Aufzeichnung der Quellschüttungen in wöchentlichem Abständen Zusammenhangsanalyse „Klimaparameter – Quellschüttung“ Wetterstation Beerfelden/Odenwald Zusammenhangsanalyse „Klimaparameter – Quellschüttung“ Projektionen der Wasserbilanzen (WETTREG/A1B) bis 2100 Gemessene Lufttemperaturen, projizierte Lufttemperaturen (WETTREG/A1B) sowie die Entwicklung der Quellwassertemperaturen Zusammenhangsanalyse „Klimaparameter – Quellschüttung“ Multiple Regression ID 13386; Quelle Kirch-Brombach Buntsandstein Odenwald X-Variable: WB10Tage WB30Tage WB90Tage WB182Tage WB364Tage WB728Tage Regressionsanalyse Am Beispiel der Quelle „Kirch-Brombach“ Y-Variable: Schüttung_m3_Tag Y-Gewichtungen: WB364Tage Methode: Schrittweise Schritte WB10Tage(+) WB30Tage(+) WB10Tage(-) WB90Tage(+) WB182Tage(+) WB90Tage(-) WB364Tage(+) WB728Tage(+) WB90Tage(+) WB30Tage(-) P R-Quadrat korrigiert 0,00 0,00 0,24 0,00 0,00 0,80 0,00 0,00 0,00 0,52 -1,00 -1,00 -1,00 0,04 0,54 0,54 0,70 0,71 0,71 0,71 0,00 0,00 0,00 0,04 0,54 0,54 0,70 0,71 0,71 0,71 N R R-Quadrat Std.Fehler 2348,00 0,85 0,85 0,71 0,71 46,29 Koeffizient 95% 0,95 Vertrauen (±) Std.Fehler T P 0,000 0,078 0,138 0,059 0,027 ---0,02 0,01 0,01 0,01 ---0,01 0,01 0,01 0,00 ---9,00 20,96 8,42 7,73 ---0,00 0,00 0,00 0,00 Zusammenfassung normal korrigiert Gleichung Konstante WB90Tage WB182Tage WB364Tage WB728Tage Projektionen „Quellschüttung bis 2050“ 450 Gegenüberstellung von gemessenen und projizierten Schüttmengen Quelle Kirch-Brombach (ID 13386) Buntsandstein Odenwald Einzugsgebiet ca. 30 ha 400 Schüttung_m3_Tag Berechnete Schüttung 350 250 200 150 100 50 0 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 1999 1998 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 1982 1981 1980 1979 1978 1977 1976 1975 1974 1973 1972 1971 1970 1969 1968 1967 1966 1965 1964 1963 1962 -50 1961 Schüttung in m3 / Tag 300 Projektionen „Quellschüttung bis 2050“ 110 100 Gegenüberstellung von gemessenen und projizierten Schüttmengen Quelle Reichenbach (ID 13246) Kristallin Odenwald Einzugsgebiet ca. 13 ha Schüttung_m3_Tag Berechnete Schüttung 90 70 60 50 40 30 20 10 0 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Schüttung in m3 /Tag 80 Projektionen „Quellschüttung bis 2050“ Projektionen „Quellschüttung bis 2050“ Projektionen „Quellschüttung bis 2050“; Extremwertanalyse Projektionen „Quellschüttung bis 2050“; Extremwertanalyse Fazit: Entwicklung der Quellschüttungen im Odenwald • Mit Hilfe von kumulierten Wasserbilanzsummen, bezogen auf die jeweilige Schüttungsmessung, lassen sich Gleichungssysteme zur Modellierung der Quellschüttungen aufstellen. • Für jede Quelle wird eine individuelle Gleichung erhalten, mit deren Hilfe die Quellschüttungen für die Zukunft befriedigend abgeschätzt werden können. • Die Analyse der prognostizierten Quellschüttungen ergab eine leicht abnehmende Tendenz der Quellschüttungen bei allen Quellen. Eine Tendenz zu geringeren Jahresminima der Quellschüttungen ist erkennbar. • Bei der Anwendung der WETTREG-T-Realisation „trocken“ gehen die Jahresminima der Quellschüttungen merklich zurück und über größere Zeiträume werden nur sehr geringe Quellschüttungen erhalten. Bei dezentralen Strukturen der Trinkwasserversorgung sind daher Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit zu erwarten. • Die vorgestellte Ableitungsmethode von Quellschüttungen aus Klimaparametern ist geeignet, um eine Abschätzung der zukünftigen Entwicklung von Quellschüttungen durchzuführen. Die erhaltenen Gleichungssysteme können beispielsweise beim Vorliegen der derzeit im Test befindlichen WETTREG2010-Datensätze direkt zur Prognose benutzt werden. Gleiches gilt für Klimadatensätze aus anderen Regionalmodellen wie REMO oder CLM. Herzlichen Dank für Ihr Interesse