8. Theologische Positionen zum Satanismus In diesem Punkt
Transcrição
8. Theologische Positionen zum Satanismus In diesem Punkt
8. Theologische Positionen zum Satanismus In diesem Punkt möchten wir uns auf die größte Glaubensrichtung im europäischen Raum – das Christentum – beschränken. Aufgrund der Tatsache, dass die Bibel sowohl für die römisch-katholische Kirche als auch für die evangelische Kirche die Grundlage für die Entwicklung der Satansvorstellung darstellt, sind uns, nach ausgiebiger Recherche in dem uns gegebenen zeitlichen Rahmen, innerhalb des Christentums keine nennenswerten Unterschiede aufgefallen. Abweichungen in der Satansvorstellung beider Konfessionen können nur anhand der Standpunkte einzelner Personen belegt werden. Um den christlichen Standpunkt zu erläutern, werden wir uns im Allgemeinen mit deren Lehre und einigen Aussagen von Päpsten beziehungsweise kirchlichen Würdenträgern auseinander setzen. Satan und Dämonen, die von Gott geschaffene freie Wesen seien, sich aber aus eigener Schuld von Gott abgewandt haben, gehören zum festen Bestandteil der christlichen Lehre. Sowohl Satan als auch Dämonen werden als Verführer der Menschheit zum Bösen dargestellt. Satan führe nicht nur die Christen zur Sünde, sondern er strebe ebenfalls nach einer Welt ohne Gottesglauben und wolle die Bekehrung zum Evangelium verhindern. Der Apostel Johannes schreibt in seinem ersten Brief in der Bibel, dass das Böse eine sehr große Macht auf der Welt ausübe und die Menschen zur Sünde verführen wolle, was nur durch den Glauben zu verhindern sei. (Bibel, Erster Brief des Johannes) In weiteren Stellen der Bibel kommt zum Ausdruck, dass Satan als Verführer der Menschen bis zum Ursprung der Menschheit zurückzuführen ist. Als Exempel möchten wir auf Textstellen der Offenbarung eingehen. Hier heißt es: „Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführt, und ward geworfen auf die Erde, und seine Engel wurden auch dahin geworfen.“ (Bibel: Offb 12,9). Wir folgern aus dieser Textstelle, dass Satan, der laut Bibel für die Verführung der ganzen Menschheit verantwortlich ist, samt seines Gefolges dafür büßen und bestraft werden muss. Weiterhin steht geschrieben: „Und er griff den Drachen, die alte Schlange, welche ist der Teufel und Satan, und band ihn tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und versiegelte obendrauf, dass er nicht mehr verführen sollte die Heiden, bis da[ss] vollendet würden tausend Jahre; und darnach muss er los werden eine kleine Zeit.“(Bibel Offb 20,2 -3) Ein Engel fesselte Satan und warf ihn in den Abgrund, also in die Hölle, um die Menschen vor der Verführung zu bewahren. Somit konnte ein tausendjähriges Himmelreich entstehen, in dem Frieden herrschte. Nach dieser Frist, die jedoch nur tausend Jahre anhielt, wurde Satan wieder entfesselt und damit begann die erneute Verführung. Außerdem besagt die Offenbarung: „Und wenn tausend Jahre vollendet sind, wird Satanas los werden aus seinem Gefängnis und wird ausgehen, zu verführen die Heiden an den vier Enden der Erde, den Gog und Magog, sie zu versammeln zum Streit, welcher Zahl ist wie der Sand am Meer.“ (Bibel: Offb. 20,7 - 8) Diese Stelle beinhaltet den Kerngedanken des Satans als Verführer der Menschheit, welcher diese ins Unheil stürzen möchte, um die Welt zu verderben. Laut kirchlicher Ansicht gilt Satan als Symbol jeglichen Abgrundes, in den der Mensch verfallen kann. Die Kirche möchte vermutlich damit ausdrücken, dass die Hinwendung zum Satanismus zu den zahlreichen anderen Folgen zählt, die sich ergeben können, wenn sich der Mensch von Gott abwendet. Ein weiterer Punkt an dem die Position zu Satan ausgedrückt wird, ist die aktive Teufelsaustreibung. Vor wenigen Wochen wurde ein Satanismusseminar für Priester und Theologiestudenten in Italien angeboten. Dieses setzte sich zum Ziel, die Teilnehmer über den Unterschied zwischen wahrer Besessenheit und krankhafter Psychose aufzuklären. Der Grund hierfür war ein angeblicher Interessenzuwachs an satanistisch-okkultistischem Gedankengut. „Kann Gott den Menschen als ein solches Scheusal erschaffen haben? Nein, das kann Gott nicht, denn er ist Güte und Liebe. Wenn es keinen Teufel gibt, dann gibt es auch keinen Gott.“ (Zitat eines Bischofs: http://amyonline.gmxhome.de/seiten/satsnismus) Dieser Ausspruch spiegelt unserer Meinung nach die Auffassung der Kirche wider. Betrachtet man das Zitat näher, wird einem vor Augen geführt, dass die Kirche tendenziell alles Schlechte von sich weisen möchte, indem sie behauptet, Gott wäre nicht befähigt etwas Böses zu schaffen, da er Urheber des Guten ist. Die Aussage, es gäbe keinen Gott, wenn es nicht auch einen Teufel geben würde, bekräftigt dieses Argument, zeigt aber auch, dass die Kirche die Existenz Satans keinesfalls verleugnet. Für Papst Paul VI ist der Teufel „eine wirkende Macht, ein lebendiges geistiges Wesen, verderbt und verderbend, eine schreckliche Realität, geheimnisvoll und beängstigend“ (http://www.klassenarbeiten.de/referate/religion/satanismusteufelsglaube/ satanismusteufelsglaube_56.htm). Auch hier ist Satan wieder die böse Gewalt, deren Ursprung und Wirkung noch immer unerklärlich sind, welche die Menschheit ins Verderben stürzen möchte. Papst Johannes Paul II hingegen äußerte, dass der Teufel „in der radikalen und nicht mehr umkehrbaren Verneinung Gottes“ (http://www.klassenarbeiten.de/referate/religion/satanismusteufelsglaube/satanismusteufelsgla ube_56.htm) existiert. Da in der Satansvorstellung beider Konfessionen Abweichungen existieren, möchten wir am Beispiel des Diakon Ingolf Christiansen, der im evangelischen Kirchenkreis Göttingen Beauftragter für Weltanschauungsfragen ist, darauf hinweisen, dass durchaus unterschiedliche Meinungen zum Satanismus existieren. Er differenziert zwischen drei großen Bereichen, dem „Ordenssatanismus“24, dem „rationalistischen Satanismus“ 25 und dem „okkultisch-traditionellen Satanismus“ 26. Obschon Christiansen auf unterschiedliche Wurzeln verweist, räumt er ein, dass es dennoch drei wesentliche Gemeinsamkeiten27 gibt. Außerdem gibt er, aus Umfragen resultierend, an, dass ein sehr hohes Rekrutierungspotenzial für satanistische Organisationen bestehen würde. In seinen Augen stellt der „Pseudosatanismus“, bei dem Menschen vorgeben satanistisch zu agieren und auch eine Theorie zu besitzen, ein großes Problem dar. Der Satanismus sei hier nur ein Vorwand um kriminelle Handlungen zu rechtfertigen. Wenn dies tatsächlich der Wahrheit entsprechen würde, müsste es längst, laut Herrn Weidenkaff, eine Erfassung „satanistischer Kriminalitätsdelikte“ in Deutschland geben, doch weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft verfügen über derartige Kenntnisse. 1 1 Verfasst von Melanie Römhildt, Christin Höhn, Carolin Hoffmann und Tobias Born