Die Reaktion von Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff
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Die Reaktion von Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff
Sehr geehrte Frau Bezirksstadträtin, sehr geehrter Herr Bezirksbürgermeister, als ehemaliger Absolvent des Max-Planck-Gymnasiums erfuhr ich von Ihren Plänen, das Max-PlanckGymnasium zu schließen. Diese Entscheidung dürfte mehr noch als mich die im Gymnasium enorm engagierten Lehrkräfte, vor allem aber Schülerinnen und Schüler sowie Eltern verunsichern. Erst im Juni dieses Jahres wurde durch die Bezirksverordnetenversammlung der "Schulentwicklungsplan für den Bezirk Mitte von Berlin für die Schuljahre 2014/15 bis 2019/20" beschlossen. In dieser unter Ihrer Federführung entstandenen Beschluss- und Planungsgrundlage wird auf Seite 51 ausgeführt: "Im Bereich der Gymnasien führen die sinkenden Schülerzahlen zu Frequenzen bis 2019/20 unterhalb 29 Schüler je Klasse. Die Aufgabe eines Standortes rechtfertigen die Zahlen jedoch nicht." Nur knapp drei Monate später setzen Sie - entgegen der noch druckfrischen Beschlusslage der Bezirksverordnetenversammlung - die Schließung des Gymnasiums auf die bezirkliche Tagesordnung. Das Max-Planck-Gymnasium schaut auf eine Tradition der Bildungsvermittlung zurück, die bis zum Grauen Kloster reicht. Im Bezirk bestehen Gymnasien und Sekundarschulen, die weniger nachgefragt sind als die Max-Planck-Oberschule, die im laufenden Jahr 90 Anmeldungen verzeichnete und weitere Schüler zugewiesen bekam. Wie Sie sicherlich wissen, wurden in Folge dessen fünf siebte Klassen eröffnet. Die Zukunft der Schule dürfte also auch in den kommenden Jahren gesichert sein - vom Bevölkerungsaustausch im Wohngebiet einerseits und der Nachfrage, die weit nach Kreuzberg hineinreicht andererseits abgesehen. Sowohl der vormalige Schulleiter Herr Dr. Heinrich als auch der aktuelle Schulleiter Herr Schkutek stehen mit dem Kollegium der Lehrkräfte für eine innovative Schulentwicklung, die eine Umwandlung zur Schule mit Ganztagsprofil ebenso ermöglichen würde, wie die Internationalität der Schülerinnen und Schüler am Gymnasium von jeher als Bereicherung empfunden wurde. Die internationale Orientierung ist nicht zuletzt Ausdruck der Schultraditionen als ehemalige Russischschule (ErnstWildangel-Oberschule). Sicherlich ist Berlin als Land in einer extremen Haushaltsnotlage auch weiterhin gezwungen, schmerzhafte Strukturentscheidungen zu treffen. Die Schließung des Max-Planck-Gymnasiums ist jedoch weder bildungs- noch haushaltspolitisch zu begründen. Sie ist vielmehr kurzsichtig und wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahren korrigiert werden. Aus meiner eigenen früheren Tätigkeit als Staatssekretär im Senat von Berlin weiß ich jedoch, dass genau diese Unsicherheit im Umgang mit politischen Beschlüssen wie dem Schulentwicklungsplan der BVV zu Frustration und politischer Verdrossenheit führt. Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie eindringlich, Ihre Entscheidung zur Schließung des Max-PlanckGymnasiums zu überdenken. Mit freundlichen Grüßen Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff ___ Prof Benjamin-Immanuel Hoff Visiting Fellow Sussex Centre for the Study of Corruption (LPS) Freeman Building G41 University of Sussex BN1 9SP [email protected]