i-Punkt 10/2006 - ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und
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i-Punkt 10/2006 - ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und
i-Punkt 10/2006 ABA Informationsdienst 5. Jahrgang Dortmund, 1. Oktober 2006 Herausgeber ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V. Der Verband für handlungsorientierte Pädagogik Redaktion Rainer Deimel/Oscar Borkowsky ABA Fachverband Postfach 350 172 44243 Dortmund 0231/985 20 53 www.ABA-Fachverband.org © ABA Fachverband. Dieser i-Punkt darf ohne die Genehmigung des Herausgebers nicht weitergeleitet werden. InteressentInnen können sich in die Abo-Liste eintragen lassen. Diese Ausgabe wurde an über 2.550 Adressen versandt. Der i-Punkt kann auch über das Internet abgerufen werden. Er ist zu finden unter www.ABA-Fachverband.org -> NAGEL-Redaktion -> InformationsDienst. Antworten, Bestellungen und Abbestellungen bitte an [email protected] Unser Versandarchiv ist zu erreichen über [email protected]. Bestellungen können nur mit dem wörtlich zitierten Stichwort – wie in dieser Publikation an den entsprechenden Stellen angegeben – bearbeitet werden. Es können auch früher veröffentlichte Dokumente angefordert werden; sollten sie aus zurückliegenden Jahren stammen, bitte mit dem Stichwort das Erscheinungsjahr angeben! Das Versandarchiv ist in erster Linie eine ServiceLeistung für ABA-Mitglieder, Funktionsträger des Verbandes und befreundete Organisationen. Beitrittsformulare gibt es ebenfalls über das Versandarchiv. Wer was bestellen kann, kann den jeweiligen Stellen entnommen werden. In der Sparte Inspiration wird monatlich eine Einrichtung vorgestellt, die nach Auffassung des ABA Fachverbandes ihre Arbeit so vorbildlich organisiert hat, dass Kolleginnen und Kollegen dort für ihre eigene Arbeit besonders hilfreiche Anregungen bekommen, sich eben inspirieren lassen können. Wir erlauben uns, Sterne für die Einrichtungen zu vergeben. Kriterien für die Vergabe: Schlüssigkeit der Konzeption, Attraktivität der Einrichtung für die Nutzerinnen und Nutzer, innovative Elemente, Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Stand der Vernetzung, praktische Realisierung der Verbandsprämissen Bildung, Gesundheitsförderung und Familienunterstützung, ehrenamtliches Engagement, Kontinuität in der Erreichbarkeit und andere qualitätsorientierte Aspekte mehr. Redaktionsschluss für den i-Punkt ist jeweils zehn Tage vor Monatsende. Der Inhalt Editorial Das Zitat Interna Inspiration Aktualitäten Gesellschaft und Politik Gesundheit Familie Schule/Jugendarbeit und Schule Rechtliches Praxistipp Kurzmitteilungen Hinweise Spiel des Monats Der Medienhinweis Börse Humor Extra Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite Seite 2 2 2 7 8 12 14 18 20 23 26 27 28 29 29 31 32 33 2 Editorial Hallo, dass der ABA Fachverband im Augenblick eine turbulente Zeit erlebt, kann der Sparte Interna entnommen werden. Der Vorstand des Verbandes hat die „Streitschrift“ der AGOT-NRW zu den „Bildungspolitischen Positionen“ des ABA Fachverbandes beschlossen. Auch seitens des ABA-Vorstandes geht der Dank an die Mitglieder der AGOT-Kommission Jugendarbeit und Schule, die ein Jahr lang eine engagiert und fachlich versierte Arbeit geleistet hat. Im Übrigen legt der ABA Fachverband immer größeren Wert auf die Kooperation mit den Verbänden der AGOT-NRW. Demzufolge sind Hinweise auf die AGOT-NRW jetzt und künftig in der Sparte Interna zu finden. Und denken Sie daran: Konfessionell nicht gebundene und überparteiliche Träger der Offenen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen könnten mit dem ABA Fachverband den idealen Partner finden. Schulen übrigens müssen sich beim Beitritt in den Verband künftig einem speziellen Prüfverfahren unterziehen. Sie haben sich als Mitglieder als die „unzuverlässigsten Kandidaten“ erwiesen. Schulen haben uns immer mehr gekostet, als sie auch nur minimal an solidarischen Beiträgen geleistet hätten. Ein Spiegelbild der Realität? Vermutlich! Wenn die anderen hier veröffentlichten Themen auf Ihr Interesse stoßen, würden wir uns freuen. Wir wünschen Ihnen einen guten Start in den Herbst und eine angenehme Lektüre. Viele Grüße Rainer Deimel Das Zitat „Scherz ist die drittbeste Tarnung. Die zweitbeste: Sentimentalität. Was unser Sepp so erzählt: Kindheit bei Köhlern im Wald, Waisenhaus, Zirkus und so. Aber die beste und sicherste Tarnung ist immer noch die nackte und blanke Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand.“ Max Frisch (in: Biedermann und die Brandstifter) Interna Termine 17. Oktober 2006: Bildungsreise der Regionalarbeitsgemeinschaft Düsseldorf nach Oberhausen. Weitere Informationen unter www.ABA-Fachverband.org -> Veranstaltungen 2006 -> Bildungsreisen 18. Oktober 2006: ABA-Regionalarbeitsgemeinschaft Ruhr-Ost/Südwestfalen in der Erlebniswelt Fredenbaum, Lindenhorster Straße 6, 44147 Dortmund 19. Oktober 2006: ABA-Regionalarbeitsgemeinschaft Rhein-Sieg/Bonn auf der Jugendfarm Bonn, Holzlarer Weg 74, 53229 Bonn 25. Oktober 2006: Arbeitskreis Tierhaltung in der Arche Noah Bottrop, Grünewaldstraße 33, 46236 Bottrop 28. Oktober 2005: Konferenz der Spielplatzpaten in Jugendzentrum Extra3, Karlstraße 21, 45661 Recklinghausen (siehe auch weiter unten) Weitere Informationen zu unseren Veranstaltungen können auch unseren Internet-Seiten unter „Veranstaltungen 2006“ entnommen werden. 3 Konferenz für Spielplatzpaten am 28. Oktober 2006 Seit etlichen Jahren organisiert der ABA Fachverband die nordrhein-westfälischen Konferenzen für Spielplatzpaten. Eingeladen sind ehrenamtliche Paten sowie deren Organisatoren in unterschiedlicher Trägerschaft. Sprecherin der Spielplatzpaten im ABA Fachverband ist Lotte Lohse, Mitarbeiterin der Stadt Dortmund und Mitglied im neuen Sprecherrat des Verbandes. Eingeladen für das nächste Treffen wurde während der letzten Konferenz nach Recklinghausen. Hier nun das geplante Programm: Samstag, 28. Oktober 2006 (10.00 bis ca. 17.00 Uhr) Jugendzentrum Extra 3 Karlstraße 21 45661 Recklinghausen (Hochlarmark) 10.00 Uhr: Begrüßung und Einführung in den Tag 10.30 - 12.30 Uhr: Fachteil „Konflikte und Kommunikation“ 12.30 - 14.00 Uhr: Mittagessen mit der Gelegenheit zum Austausch von Erfahrungen 14.00 - 15.00 Uhr: Gespräch mit Mitarbeitern der „Mobilen Arbeit“ zum Thema: „ Jugendliche auf Spielplätzen“ 15.00 - ca. 17.00 Uhr: Besuch des Bike- & Skateparks in Hochlarmark Weitere Anregungen an [email protected] sind willkommen. Bildungsreise der ABA-Regionalarbeitsgemeinschaft Ruhr-West nach Amsterdam Auf Beschluss der Regionalarbeitsgemeinschaft Ruhr-West wurde die für den 26. Oktober 2006 geplante Bildungsreise nach Amsterdam auf den 15. November 2006 verschoben. Am 26. Oktober wären zu viele Kolleginnen und Kollegen verhindert gewesen. Der neue Termin ist mit den Einrichtungen in Amsterdam abgestimmt worden. Die Ausschreibung ist im Internet (www.ABA-Fachverband.org) zu finden unter „Veranstaltungen 2006“ und dort sowohl unter „Bildungsreisen“ als auch unter „Regionalarbeitsgemeinschaft Ruhr-West“. Treffpunkt und Abfahrt am 15. November 2006 um 10.00 Uhr am Schloss Oberhausen, Konrad-Adenauer-Allee 46, 46042 Oberhausen. Mit der Ankunft in Amsterdam rechnen wir um etwa 12.00 Uhr. Zunächst wird der Abenteuerspielplatz „Jeugdland“ in Amsterdam-Ost und am Nachmittag der Bauspielplatz „`t Landje“ im Rembrandtpark besucht. Seminar „Professionelle Öffentlichkeitsarbeit“: Neuer Grundkurs Zeit: Samstag, 18. November (10.00 bis 17.00 Uhr) und Sonntag, 19. November 2006 (10.00 bis 17.00 Uhr) Referenten/Kursleitung: Vassilios Psaltis (Journalist, WDR-Regionalkorrespondent), Markus Pilz (Medienexperte) Ort: Erlebniswelt Fredenbaum, Lindenhorster Straße 6, 44147 Dortmund, Telefon 0231/28 66 898-33 Kontakt: Oliver Krooss/Ralf Finke Achtung! Bislang gibt es nur wenige Anmeldungen und einzelne Anfragen. Das Seminar kann nur stattfinden bei einer Mindestteilnehmer/innen-Zahl von 10. Bei Interesse bitte umgehend anmelden! Zum Seminar: Die Kooperation mit Redaktionen, freien Journalisten, Werbefachleuten und anderen Multiplikatoren fristet vielfach ein Stiefmütterchen-Dasein. Dabei hat sie stark an Bedeutung gewonnen in einer Zeit des wachsenden Angebotes und der intensiveren Nutzung von Medien (Tageszeitungen, Anzeigenblätter, eigene Publikationen, Lokalfunk, Offene Kanäle, öffentlich-rechtliche Sender, Internet-Medien etc.). In diesem Seminar wird beispielorientiert gezeigt, dass professionelle Öffentlichkeitsarbeit auch ohne großen Aufwand drei wichtigen Zielen dient: dem Bekanntwerden und Bekanntbleiben, der Imagepflege sowie der Information und Identifikation von Mitgliedern, Kunden und Kooperationspartnern. Ein Schwerpunkt wird auf die Besonderheiten beim Umgang mit elektronischen Medien gelegt. Was ist wichtig bei Aufzeichnungs- und Live-Produktionen für Radio und Fernsehen? Wie kann das Internet meine bisherige PR-Arbeit sinnvoll ergänzen? Schwerpunkte sind ... - Medienübersicht - PR-Darstellungsformen - Pressekonferenzen und Hintergrundgespräche mit Journalisten - schriftliche Presse-Informationen - Pressespiegel - PR-, Lobby- und Existenzsicherungsinitiativen - Mitarbeiterzeitung 4 - PR in nichtkommerziellen Organisationen Krisen-PR Interviewtraining für TV- und Radio-Produktionen (mit Markus Pilz) PR-Mappe, Info-Blatt, Fotos, Video-Portrait (mit Markus Pilz) Preis: 95 Euro (inklusiv Verpflegung) Die Fortbildung ist für mindestens 10 und maximal 15 Teilnehmer/innen ausgeschrieben. Bei zu geringer Teilnehmerzahl behalten wir uns vor, die Veranstaltung abzusagen. Eine verbindliche Anmeldung muss bis zum 23. Oktober 2006 beim ABA Fachverband eingegangen sein. Die Anmeldungen werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt. Anmeldungen bitte formlos schriftlich beim ABA Fachverband oder per E-Mail über [email protected], telefonisch über 0231/985 20 53. Vorab-Anfragen über 0179.211 04 73. Eventuelle Sonderwünsche bitte rechtzeitig angeben! Mit der Bestätigung über die Teilnahme erhalten die Teilnehmer/innen eine Rechnung (etwa 14 Tage vor Beginn des Kurses). Rücktrittsrecht kann nur mit schriftlicher Erklärung geltend gemacht werden. Bis zu vier Wochen vor Beginn der Fortbildung ist eine Abmeldung kostenlos; bis sieben Tage vorher wird die Zahlung von Ausfallkosten in Höhe von 80 Prozent des Veranstaltungspreises fällig, wenn keine Ersatzperson genannt wird. Bei einem Rücktritt von weniger als sieben Tagen vorher (ohne Ersatzperson) beziehungsweise bei Nichterscheinen zur Fortbildung entstehen Ausfallkosten in Höhe von 100 Prozent. Auf dem Weg zur gelingenden Schule – Bildungspolitische Positionen In Form einer bildungspolitischen Streitschrift wurden seitens der AGOT-NRW in einer einjährigen Kommissionsarbeit bildungspolitische Positionen für die Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entwickelt. Auf seiner Sitzung am 20. September 2006 hat der ABA-Vorstand diese als die bildungspolitischen Positionen des ABA Fachverbandes verabschiedet. Der interessierten Fachöffentlichkeit vorgestellt wurden die Positionen am 26. September 2006 während einer Fachtagung der AGOT-NRW im Landesjugendamt Rheinland. Interessierte ABA-Mitglieder können die Broschüre „Auf dem Weg zur gelingenden Schule“ bei der ABA-Landesgeschäftsstelle telefonisch anfordern (0231/985 20 53). Ferner steht die Broschüre aktuell im Internet zum Herunterladen zur Verfügung: www.ABA-Fachverband.org -> „Wollen Sie mehr über uns erfahren“ (auf der Startseite anklicken bzw. die Startseite ein zweites Mal aufrufen) -> „ABAPositionen“ -> „Bildungspolitische Positionen“. Zielvereinbarungen für die Offene Arbeit in NRW Die Landesregierung NRW beabsichtigt bereits zum 1. Januar 2007, mit den durch den Kinder- und Jugendförderplan geförderten Einrichtungen und Trägern der Offenen Kinder- und Jugendarbeit Zielvereinbarungen abzuschließen. Dabei soll eine Verbindung des Wirksamkeitsdialogs mit Zielvereinbarungen sicherstellen, dass die Mittel möglichst optimal im Interesse der jungen Menschen eingesetzt werden. Als Ziel lässt sich also die Verknüpfung des Wirksamkeitsdialoges mit zukünftigen Zielvereinbarungen, zur Steuerung der zur Verfügung gestellten Finanzmittel des Landes, konstatieren. Die AGOT-NRW legt (Stand 30. August 2006) ein Diskussionspapier zu den Möglichkeiten und Grenzen von Zielvereinbarungen im Bereich der Offenen Kinder- und Jugendarbeit vor. Das Papier kann auf der AGOT-NRW-Seite (www.agot-nrw.de) geladen werden. Zu finden ist es auch über www.ABA-Fachverband.org -> NAGELRedaktion -> Offene Kinder- und Jugendarbeit. Jugendpolitische Sprecherin der Landtagsfraktion der Grünen NRW zu Besuch bei ABA-Mitgliedseinrichtungen am 4. und 5. Oktober 2006 Andrea Asch MdL, die jugendpolitische Sprecherin der Grünen im NRW-Landtag, nimmt sich zwei Tage Zeit, um ABA-Mitgliedseinrichtungen zu besuchen. Den Einrichtungen ist daran gelegen, während dieser Besuche deutlich zu machen, wie sie die Prämissen des Verbandes Bildung, Gesundheitsförderung und Familienunterstützung in der Praxis umsetzen. Am 4. Oktober 2006 wird Andrea Asch in verschiedenen Einrichtungen in Düsseldorf sein. Auf dem Programm stehen Besuche auf dem Abenteuerspielplatz Oberkassel, der Spielanlage Wittenberger Weg und dem Abenteuerspielplatz Eller. Am 5. Oktober 2006 wird sie die Jugendzentren Köln gGmbH, einen der größten Träger unter den ABA-Mitgliedern, besuchen. Auf dem Programm steht dort voraussichtlich eine Visite der neuen Abenteuerhalle in Köln-Kalk. Anträge an das Land NRW (Kinder- und Jugendförderplan 2007) 5 Für die ABA-Mitglieder in Nordrhein-Westfalen haben wir im Internet eine neue Serviceseite eingerichtet. Hier kann man sich alle erforderlichen Antragsformulare (2007) für das Land herunterladen. Die Antragsfrist läuft bis zum 15. November 2006. Die Grünen im NRW-Landtag teilten am 22. September 2006 mit, dass das Finanzierungssystem der Offenen Kinder- und Jugendarbeit 2007 nicht umgestellt werde, die traditionell gewachsene Struktur der Zuweisungen an die Gemeinden zunächst erhalten bliebe (Mitteilung der Landesregierung auf Nachfrage der Grünen). Unsere Service-Seite erreichen Sie über www.ABAFachverband.org -> „Serviceseite für ABA-Mitglieder“ (zwischen „GEMA & Co.“ und „Serviceleistungen von ABA-Mitgliedern“) oder auf direktem Weg über http://www.aba-fachverband.org/index.php?id=507. Rückblick Bildungsreise nach Lüttich Mit einer 12-köpfigen Gruppe besuchte der ABA Fachverband am 29. August 2006 verschiedene Einrichtungen in Lüttich/Belgien und Umgebung. Beteiligt waren Mitglieder der ABARegionalarbeitsgemeinschaften Aachen und Linker Niederrhein. Der erste Besuch fand auf der Ferme des Enfants (Kinderbauernhof) am Vielle Voie de Tongres statt. Von der Straße aus betritt man durch ein relativ unscheinbares altes Bauernhaus die Einrichtung, um anschließend auf einem 4 Hektar großen Areal – mitten in Lüttich gelegen – zu landen. Von daher ist auch der Hinweis „Centre nature de Liège“ nachvollziehbar. Großen Wert legt die Einrichtung darauf, bei Kindern das Verantwortungsbewusstsein gegenüber der Natur zu wecken und ihre sozialen und ökologischen Kompetenzen zu stärken. Der Träger ist ein Verein. Die ABA-Delegation zeigte sich angenehm überrascht über die Vielfalt der Möglichkeiten und Aktivitäten, die die Ferme des Enfants vorzuzeigen hat. Interessant und lehrreich auch die Kooperationsformen mit Schulen, die von der Farm organisiert werden. Die Internet-Seite der Einrichtung erreicht man über www.lafermedesenfantsdeliege.be. Als nächstes stand der Besuch des Terrain d’Aventure du Per (Abenteuerspielplatz) auf dem Programm. Es handelt sich hierbei um eine städtische Einrichtung, die bereits 1977 gegründet wurde. Der Abenteuerspielplatz liegt ebenfalls im Zentrum von Lüttich auf dem Gelände der ehemaligen Zitadelle. Überraschen lassen kann man sich hier wahrhaftig vom Abenteuer, das der Platz zu bieten hat. Auf einem Gelände von etwa 2 Hektar gibt es unzählige Möglichkeiten für die Kinder. Entsprechend den Schulzeiten im Nachbarland öffnet der Platz vorwiegend dann, wenn die Kinder schulfrei haben, u.a. am Mittwoch und an Wochenenden. Auffallend am Besuchertag war, dass sich zahlreiche Kinder von dem schlechten Wetter (Gewitter, Regen, Sturm und Kälte) nicht vom Spielen draußen abhalten ließen. Geprägt ist der Platz auch von zahlreichen Kunstobjekten, die mit den Kindern angefertigt wurden. Für den Juli 2007 plant der Platz eine größere Hüttenbauaktion mit etlichen Einrichtungen. Interessierte Plätze melden sich bitte über den ABA Fachverband. Im Internet erreicht man den Platz über www.taduperi.be. Abschließend fuhr die Delegation nach Grace-Hollogne, einem Lütticher Vorort. Hier gab es früher ebenfalls einen Abenteuerspielplatz, der leider nicht mehr existiert. Er befand sich in kirchlicher Trägerschaft. Der Mitarbeiter in einer Halle, die früher als Gebäude für den Platz fungierte, teilte mit, der Platz sei auf Betreiben von Eltern geschlossen worden. Diese wären der Auffassung gewesen, das Spielen dort sei zu gefährlich. Interessanterweise konnten die zuvor besuchten – abenteuerlichen – Einrichtungen die Erfahrungen aus Deutschland bestätigen, dass die Unfallquote auf Abenteuerspielplätzen gegen Null tendiert. In der Halle befanden sich während des Besuchs etwa zehn Kinder. Das Geschrei und die zum Teil aggressiven Aktionen (Raufereien und Neckereien, die offenkundig auf Langeweile zurückzuführen waren) ließen ein konstruktives Gespräch kaum möglich werden. Auf dem Außengelände gibt es lediglich noch eine Wiese und eine Betonskulptur. Diese war früher „das Schmuckstück“ des Platzes. Ein Bild kann man sich noch ansehen auf der Seite www.ABA-Fachverband.org -> Veranstaltungen 2006 -> Bildungsreisen. Größter Lerneffekt hier: Wachsam sein, seine Argumente beisammen haben, um Einrichtungen nicht leichtfertig ihrem Untergang preiszugeben! Aus Sicht des ABA Fachverbandes sind die Vorgänge in GraceHollogne ein Skandal erster Güte. Abenteuerspielplatz du Per in Lüttich (Liège) plant internationales Bauspielcamp Beim Besuch des Abenteuerspielplatzes du Per (Terrain d’Aventure du Per) in Lüttich (Belgien) teilte uns dessen Leiter, der Kollege Stéphane Vancollie, mit, dass der Platz für die Sommerferien 2007 ein größeres Bauspielcamp mit internationaler Beteiligung plane. Einrichtungen der ABARegionalarbeitsgemeinschaft Ruhr-West bekundeten während des Arbeitstreffens am 14. September 2006 in Bottrop erstes Interesse an einer Teilnahme. Sinnvollerweise könnte im Vorfeld konkreter Planungen bereits Kontakt aufgenommen werden. Adresse: rue du peri 115, 4000 Liège, 0032.4.227 58 36. Internet: http://www.taduperi.be. Zwecks konkreter Organisation bitte Rückmeldungen an Rainer Deimel über 0179.211 04 73. 6 Abenteuerspielplätze in Bulgarien Der Kollege Martin Gochev studiert in Mönchengladbach. Augenblicklich ist er dabei, seine Examensarbeit zu schreiben. Diese beschäftigt sich mit Abenteuerspielplätzen; dies auch mit dem Ziel, in seiner Heimat Bulgarien Abenteuerspielplätze zu etablieren. Der ABA Fachverband unterstützt ihn dabei. RoSPA, die in Bulgarien für die Sicherheit von Spielplätzen zuständige Organisation zeigt Interesse. Martin Gochev hat eine Internet-Seite „gebaut“, über die sich Interessierte über seine Aktivitäten informieren können: http://www.aspinbg.de.tl www.ABA-Fachverband.org Aufmerksamen Nutzerinnen und Nutzern der Internet-Seiten des ABA Fachverbandes wird es nicht entgehen, dass wir zumeist mehrere „Baustellen“ im Netz haben. Sie hier alle aufzuführen, wäre ein wenig viel. Hinweisen allerdings möchten wir darauf, dass wir die Seite „Aus Politik und Zeitgeschehen“ aktualisiert haben. Neben einer Zusammenfassung des Deutschen Bundesjugendrings, was sich in der Jugendhilfe nach der Föderalismusreform ändern könnte (zu finden unter „Neu im September 2006“), gibt es uf dieser Seite eine Erweiterung um „Sozialpolitik aktuell“. Seit längerem werden wir von Prof. Dr. Gerhard Bäcker von der Universität Duisburg-Essen mit hilfreichen Informationen versorgt, die immer wieder auch im i-Punkt zu finden waren und zu finden sein werden. Interessierte können sich nunmehr direkt über unsere Seite weiterklicken. Sie kommen sowohl auf diesen Online-Service als auch auf die Seiten der beteiligten Forscher. Der Kollege und Sportwissenschaftler Sebastian Feis hat uns freundlicherweise seine Examensarbeit zur Verfügung gestellt. Damit will er unseren Leserinnen und Lesern eine Arbeitshilfe an die Hand geben. In Absprache mit Sebastian Feis haben wir die Arbeit redaktionell überarbeitet. Sie trägt den Titel „Die Bedeutung von Bewegung, Spiel und Sport in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit“. Das Dokument ist – auch für die Praxis – ein echter Gewinn; können die Ausführungen doch eine wahre Bereicherung hinsichtlich konzeptioneller Erwägungen sein. Die Arbeit kann von zwei Stellen aus (im Verzeichnis „NAGEL“-Redaktion“) heruntergeladen werden: a) „Gesundheit“ und b) „Offene Kinder- und Jugendarbeit“. Aus der bisher eher schlichten Seite „Die Mitgliedschaften (Linkliste)“, die in der Rubrik „Wir über uns“ zu finden war, haben wir eine neue Seite „Vernetzung des Verbandes“ „gebaut“. Diese erreicht man über einen Mausklick auf den Link „Wollen Sie mehr über uns erfahren?“ auf unserer Startseite oder durch einen weiteren Klick auf das Verzeichnis „Der ABA Fachverband“. Die sich dann öffnende Seite „Wir über uns“ haben wir aktualisiert. Ein paar Seiten, die wir nicht mehr für aktuell genug hielten, haben wir entfernt, und die Vernetzungsseite (ganz unten in der Linkliste) präsentiert sich nun aktuell. Auch die Seite „Familie“ in der Rubrik „NAGEL-Redaktion“ wurde erneut ergänzt. Zum Beispiel kann man sich dort die Dokumentation eines Fachgesprächs der Grünen im NRW-Landtag „Kinder besser schützen!“ herunterladen. Zum Thema „Zielvereinbarungen für die Offene Kinder- und Jugendarbeit“ hat die AGOT-NRW ein Diskussions- bzw. Arbeitspapier entwickelt. Veröffentlicht wurde dieses mit dem Stand vom 30. August 2006. Herunterladen kann man es sich im Verzeichnis NAGEL-Redaktion -> „Offene Kinder- und Jugendarbeit“, aber auch auf der Seite „Qualitätsentwicklung“. Im letzten Monat bereiteten uns die Anhänge beim Versand des i-Punktes Schwierigkeiten. Der Versand war so umfassend, dass er in zahlreichen Fällen nicht zugestellt werden konnte. Die meisten BezieherInnen des i-Punktes werden dies nicht mitbekommen haben, da wir den Versand abgebrochen haben. Am Abend des 1. September 2006 wurde er ein weiteres Mal durchgeführt; insofern haben manche den i-Punkt auch zweimal bekommen. Wir bitten hiermit erneut um Entschuldigung. Gelernt haben wir, dass uns nahestehende Organisationen, die unseren Informationsdienst für ihrer Obliegenheiten nutzen wollen, dies nur noch dann tun können, wenn sie uns einen kleinen Hinweis (als Textdatei) mit Link, wo man weitere Informationen im Internet finden kann, zusenden. Da wir uns bei den Betroffenen im vergangenen Monat im Wort sahen, ihre Informationen weiterzuleiten, haben wir kurzfristig ein Verzeichnis „Kooperationshinweise September 2006“ angefertigt, in das wir die entsprechenden Dokumente (Ausschreibungen, Einladungen) eingestellt haben. Dieses Verzeichnis ist zu finden unter dem Verzeichnis mit den Veranstaltungen des ABA Fachverbandes im laufenden Jahr. Wir haben uns dazu entschlossen, dieses Verzeichnis einstweilen weiter aktiv zu lassen. Dementsprechend haben wir „September 2006“ entfernt. Wir begreifen dies als Test, da wir noch nicht übersehen können, welche zusätzlichen Arbeiten für uns damit verbunden sein werden. 7 Inspiration JOE – Jugend in Oer-Erkenschwick 1999 entstand aufgrund des dürftigen sozialen Angebots an die Jugend der Stadt Oer-Erkenschwick das Aktionsbündnis „Jugend- statt Pferdezentrum“, das sich aus zahlreichen örtlich Wirkenden zusammensetzte. Diese setzten sich das Ziel, ein Jugend- und Kulturzentrum zu schaffen. 3.000 gesammelte Unterschriften zeigten eine deutliche Zustimmung. Nachdem sich herausstellte, dass seitens der Stadt keinerlei Unterstützung zu erwarten war und die Jugend-Kultkneipe, der „Wurstkessel“, geschlossen hatte, war es an der Zeit, die Initiative zu ergreifen. Es entstand die Idee, den „Wurstkessel“ in Jugendträgerschaft neu zu betreiben. In der folgenden Zeit fanden wöchentliche Treffen statt, Informationen zur Gründung eines Vereins wurden eingeholt und so nahm das Konzept eines Jugendvereins Form an. Die Gründungsversammlung fand am 7. Januar 2002 mit über 30 teilnehmenden Personen statt. Eine vorläufige Satzung wurde verabschiedet, ein Vorstand gewählt. Der Namensvorschlag „JOE – Jugend in Oer-Erkenschwick“ wurde mit großer Zustimmung beschlossen. Politische Parteien sagten dem Verein ihre Unterstützung zu. Während der nächsten Mitgliederversammlung am 12. April 2002 beschloss man schließlich die Aufnahme des Veranstaltungsbetriebes. Kurz danach beantragte der JOE-Vorstand die Anerkennung des Vereins als „Träger der öffentlichen Jugendhilfe“. Nach einer kontroversen Debatte im Rat stimmten im Herbst 2002 alle Parteien dem Antrag zu, JOE e.V. vorläufig als Träger der Jugendhilfe anzuerkennen. Damit hatten die jungen Leute eine weitere Hürde zur nachhaltigen Sicherung des JOE überwunden. Seitdem wird die Arbeit jährlich mit öffentlichen Mitteln gefördert. Projekte und Bildungsarbeit konnten nun in das Konzept aufgenommen werden. Seit der Anerkennung stieg die Zahl der Kooperationspartner des JOE an. Neben stetiger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt Oer-Erkenschwick und dem Jugendpfleger Michael Hess folgte die Kooperation mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Landesjugendamt), der Volkshochschule OerErkenschwick, dem antirassistischen Bildungsforum, dem Kinder- und Jugendparlament und der Aidsberatung. Außerdem nimmt der Verein am Wirksamkeitsdialog der lokalen Träger teil. Seit Januar 2004 ist der JOE e.V. Mitglied im ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. JOE e.V. ist inzwischen mit seinen mehr als 200 Mitgliedern und bis zu 80 Besuchern bei Abendveranstaltungen zu einer gesellschaftlichen Kraft in Oer-Erkenschwick geworden. Dies wäre jedoch ohne die engagierte ehrenamtliche Mitarbeit der Mitglieder nicht möglich gewesen. Getreu dem Motto „Jede(r) für Jede(n)!“, beteiligen diese sich mit Ideen und Tatkraft aktiv an der Gestaltung und Weiterentwicklung des Vereins. Zum Selbstverständnis des JOE e.V. gehört es, Jugendliche in ihrer Individualität zu unterstützen und sie zur Selbsttätigkeit anzuregen. Deshalb hat jedes Mitglied die Möglichkeit, in Eigenregie Abende vorzubereiten und zu präsentieren. Ein weiteres Anliegen des Vereins ist die Förderung von Jugendkultur in der Stadt. Junge Bands beispielsweise haben regelmäßig die Möglichkeit aufzutreten. Inzwischen kann der Verein auf mehr als 400 erfolgreiche Veranstaltungen zurückblicken, seien es Kulturabende oder Konzerte, Musikabende oder Bildungsveranstaltungen. Der Verein konnte sein Vermögen zwischenzeitlich ebenso vergrößern; so kann etwa eine eigene Musik- und Lichtanlage auch für andere Veranstaltungen zur Verfügung gestellt werden. Um auch dem körperlichen Tatendrang Rechnung zu tragen, gibt es seit einiger Zeit eine Sportgruppe, die sich wöchentlich trifft. Joe e. V. lässt auch keine Gelegenheit aus, sich an Sportturnieren zu beteiligen und organisiert jährlich ein Sommer-Fußballturnier. Eine tatkräftige und maßgebende Beteiligung gibt es ferner an zahlreichen Veranstaltungen wie Ferienspiele, Jugendkulturwoche, WM-Leinwand, Haardman-Triathlon, Weltkindertag ... Vor der Kommunalwahl wurde eine Informationsveranstaltung mit Vertretern aller ortsansässigen Parteien organisiert, die sich den kritischen Fragen unserer Mitglieder stellten. In Anerkennung seiner Arbeit stellt JOE e.V. seit 2004 auch einen Verbandsvertreter im Jugendhilfeausschuss der Stadt. Außerdem wurde in Zusammenarbeit mit „Jugend in Arbeit e.V.“ zwei „Ein-Euro-Jobber“ in den Betrieb integriert, die auch noch nach Beendigung ihrer Maßnahme sehr engagiert ehrenamtlich in der Jugendarbeit geblieben sind. JOE e.V. unterstützte in diesem Jahr die Volksinitiative „Jugend braucht Vertrauen“ und stellte die Vertrauensperson für Oer-Erkenschwick, ebenso läuft zurzeit ein Bündnis, das sich für eine gerechtere Preisgestaltung im örtlichen Spaß- und Freibad einsetzt – so haben die Vereinsaktiven schon viele Tage auf der Straße verbracht, um auf Missstände aufmerksam zu machen und Unterschriften zu sammeln. Auch diese Aktivitäten sind bezeichnend für den Verein, denn er legt großen Wert darauf, so genannte „Gegebenheiten“ nicht einfach widerspruchslos hinzunehmen. 8 Offenheit und Transparenz des Vereins sind von großer Bedeutung. So sind alle Informationen für jeden zugänglich, sowohl im Internet (www.joe-ev.de) als auch vor Ort durch Ansprechpersonen und alle Interessierten können an den regelmäßig stattfindenden Vorstandssitzungen teilnehmen. Es ist erfreulich zu sehen, wie JOE dazu beigetragen hat, Aktivitäten von Menschen zu vernetzen, Freundschaften zu bilden und das jugendkulturelle Angebot der Stadt Oer-Erkenschwick maßgeblich zu bereichern. Für die Zukunft haben sich die Vereinsaktiven das Ziel gesetzt, diese Arbeit erfolgreich fortzusetzen und das Angebot weiter auszubauen. JOE e.V. - Jugend in Oer-Erkenschwick Wurstkessel Marktstraße 32 45739 Oer-Erkenschwick 0172.2761216 www.joe-ev.de Der hier veröffentlichte Text basiert auf einem Entwurf der Vorstandsmitglieder Christopher Roch und Eva Jostarndt. Im Grunde muss dem hier nicht mehr viel hinzugefügt werden. Der ABA Fachverband konnte sich von den beschriebenen Aktivitäten überzeugen. Das ungewöhnliche Engagement der jungen Leute in Oer-Erkenschwick ist überaus beachtlich, zumal es in der Stadt Oer-Erkenschwick unübersehbare Wirkungen erzeugt hat, zumal Wirkungen in politischer, sozialer und kultureller Hinsicht. Es wurden Möglichkeiten des ganz praktischen Tätigwerdens für junge Leute entwickelt. Hiervon zeugt auch der rege Zulauf, den der Verein erfährt. Der ABA Fachverband vergibt für die Arbeit des Vereins „Jugend in Oer-Erkenschwick“ vier (****) Sterne. Aktualitäten 15. Shell Jugendstudie veröffentlicht Was sagen Jugendliche in Deutschland zu ihren Erwartungen an die Zukunft in einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft, wie ist ihre Einstellung zu Religiosität und Glauben, wie sehen sie Themen wie Politik, Werte und Familie? Antworten gibt die 15. Shell Jugendstudie, die am 21. September 2006 in Berlin präsentiert wurde. Autoren der Studie sind erneut die renommierten Jugendforscher Professor Dr. Klaus Hurrelmann und Professor Dr. Mathias Albert von der Universität Bielefeld. Das Expertenteam von TNS Infratest Sozialforschung (München) unter der Leitung von Ulrich Schneekloth verantwortete die Befragung der Jugendlichen. Die Studie erscheint erneut im Fischer Taschenbuch Verlag und wird ab dem 22. September im Handel erhältlich sein (Fischer Taschenbuch Verlag: „Jugend 2006 – Eine pragmatische Generation unter Druck“ – ISBN 3-596-17213-6, 14,95 Euro). Das Standardwerk der deutschen Jugendforschung erscheint unter dem Titel „Jugend 2006 – 15. Shell Jugendstudie“ und zeichnet ein aktuelles Porträt der jungen Generation in Deutschland. Zentrale Fragen an die Jugendlichen konzentrierten sich erneut auf die Einstellung zu Werten. Gefragt wurde unter anderem auch nach der Zufriedenheit mit der Demokratie, den Erwartungen an die Zukunft und nach dem Blick der Jugend auf das Generationenverhältnis. Erstmals wurden auch Fragen zu Glauben und Religiosität gestellt und ausgewertet. Shell unterstützt seit über 50 Jahren die Jugendforschung in Deutschland. In diesen fünf Jahrzehnten hat sich die Shell Jugendstudie als unabhängige und differenzierte Untersuchung über die Jugend in Deutschland einen Namen erworben. Kontakt: Shell in Deutschland External Affairs Tel. 040/63 24 52 90 [email protected] Hinweise auf die Shell-Jugendstudie 2006 gibt es auch auf der Internet-Seite http://www.shell.com/home/Framework?siteId=de-de&FC2=/dede/html/iwgen/leftnavs/zzz_lhn12_6_0.html&FC3=/dede/html/iwgen/about_shell/Jugendstudie/2006/Jugendstudie2006_start.html. Auf der Seite www.ABA-Fachverband.org -> Aus Politik und Zeitgeschehen -> „Neu eingestellt im September 2006“ gibt es eine Zusammenstellung von Berichten über die neue Shell-Studie. 9 Möglichkeiten der Kinder- und Jugendbeteiligung müssen deutlich ausgebaut werden – Mehr Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche notwendig Zur Vorstellung der 15. Shell-Jugendstudie in Berlin erklärt Thomas Krüger, Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Die Shell-Jugendstudie zeigt deutlich, dass Kinder und Jugendliche in Deutschland ein hohes Maß an Bewusstsein für die großen Probleme der Gesellschaft haben. Besonders erfreulich ist, dass sie sich den Herausforderungen der heutigen Zeit stellen und sich bei der Lösung von Problemen nicht entmutigen lassen. Es ist beim vorhandenen hohen gesellschaftlichen Engagement der Kinder und Jugendlichen sehr bemerkenswert, dass sie sich nicht nur für ihre eigenen Interessen, sondern auch für sozial schwache und benachteiligte Menschen einsetzen. Das zeigt deutlich, dass sich Kinder und Jugendliche in die Gestaltung ihrer Lebenswelt einmischen wollen und das auch können, wenn man sie lässt. Deshalb sind Politik und Gesellschaft dazu aufgerufen, die Möglichkeiten der Kinder- und Jugendbeteiligung deutlich auszubauen. Es ist gut, dass Kinder und Jugendliche dem politischen Extremismus eine klare Absage erteilen. Darauf gilt es mit politischen Bildungsprogrammen aufzubauen. Bedenklich ist es aber, wenn für die Mehrheit der Jugendlichen Politik keine Größe mehr darstellt, an der sie sich orientieren können. Hier muss die Politik noch einiges an Hausaufgaben machen. Im Bereich der Bildung zeigt die Studie deutlich, dass hier eine der größten Aufgaben unserer Gesellschaft liegt. Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen besuchen nicht die Schulen, die ihren Fähigkeiten entsprechen. Wir müssen es zukünftig schaffen, die Potenziale unserer Kinder besser zu fördern. Dabei muss der Aspekt der Chancengleichheit stärker als bisher in den Fokus unserer Aufmerksamkeit rücken. Hier müssen wir uns am finnischen Beispiel schulischen Lernens orientieren. Jedes Kind kann es schaffen, vorausgesetzt wir sind gut genug, es zu fördern.“ (Deutsches Kinderhilfswerk vom 21. September 2006) Freiwilliges Engagement in Deutschland Der im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend von TNS Infratest durchgeführte Zweite Freiwilligensurvey betrachtet als repräsentative Längsschnittuntersuchung das freiwillige Engagement 1999-2004 im Zeitvergleich und beleuchtet die Entwicklung des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland. Er gibt Einblicke in Fakten und Trends zu Ehrenamt, freiwilligem und bürgerschaftlichem Engagement. Die Langfassung des Berichts (480 Seiten, 3.700 KB) kann heruntergeladen werden unter http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Arbeitsgruppen/Pdf-Anlagen/freiwilligen-surveylangfassung,property=pdf,bereich=,rwb=true.pdf. Die Kurzfassung (81 Seiten, 900 KB) gibt es unter http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Arbeitsgruppen/Pdf-Anlagen/freiwilligen-surveykurzfassung,property=pdf,bereich=,rwb=true.pdf. Die Zusammenfassungen (56 Seiten, 1.028 KB) findet man unter http://www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Arbeitsgruppen/Pdf-Anlagen/freiwilligensurveyzusammenfassungen,property=pdf,bereich=,rwb=true.pdf. Pubertät: Nicht nur die Hormone spielen verrückt Forscher haben entdeckt, dass sich bei Jugendlichen auch neuronale Strukturen verändern Jugendliche verhalten sich gegenüber ihren Mitmenschen anders als Erwachsene. Forscher haben lange Zeit die Hormonumstellung während der Pubertät dafür verantwortlich gemacht. Englische Wissenschaftler der Universität College London haben nun entdeckt, dass sich auch bestimmte Bereiche im Gehirn während der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen gravierend verändern. Besonders betroffen von diesen Veränderungen seien die vorderen Gehirn-Regionen (präfrontaler Kortex), die der Mensch für das Verständnis seiner Mitmenschen, bei zwischenmenschlichen Begegnungen und für Empathie-Empfinden braucht. Die Folge: Jugendliche überlegen bei ihren Handlungen in erster Linie, wie sie sich persönlich dabei fühlen und nicht, wie es ihren Mitmenschen dabei geht. In der Studie wurden Erwachsene und Jugendliche mit verschiedenen Entscheidungsfragen konfrontiert, wie zum Beispiel: „Sie sitzen im Kino und haben eine schlechte Sicht, würden Sie den Sitzplatz wechseln?“ Die Jugendlichen machten sich weniger Gedanken um die Folgen für ihre Mitmenschen als die älteren Befragten. Die Denkstrukturen ändern sich je nach Alter. Jüngere und ältere Menschen zeigen zwar im Prinzip ähnliche Abläufe im Gehirn, während sie eine Entscheidung treffen. Der maßgebliche Unterschied liegt 10 allerdings in der Aufteilung der Gehirnaktivität – jüngere nutzen verstärkt den hinteren, ältere Menschen dagegen den vorderen Teil ihres Gehirns. Dr. Sarah-Jayne Blakemore von der Universität College London ist der Meinung, dass Erwachsene sich besser in die Lage eines anderen Menschen versetzen können. Aber, so die Forscherin, man müsste noch weitere Studien abwarten. Denn neben den unterschiedlichen Abläufen im Gehirn haben Erwachsene schlicht auch mehr Erfahrungen im sozialen Umgang mit anderen Menschen. (AlphaGalileo/GesundheitPro vom 6. September 2006) Psychologie: Nur kein Neid Das bohrende Gefühl hat viele Facetten: Es kann vernichtend wirken, depressiv machen oder einen voranbringen Das rote Förmchen will Nina auf gar keinen Fall. Dreimal hält ihre Mutter es ihr hin, dreimal schlägt die Zweijährige es ihr aus der Hand und zeichnet weiter hingebungsvoll Striche und Kreise in den Sand vor ihren Knien. Bis Philipp sich das Förmchen angelt. Da packt Nina ihren Sandkastenfreund und schlägt ihm auf die Finger: „Loslassen!“ Sicherheitshalber verpetzt sie ihn auch noch mit Gebrüll bei ihrer Mutter. Aus Nina gellt der blanke Neid. Bereits bei kleinen Kindern scheint er zur emotionalen Grundausstattung zu gehören, und keine Altersweisheit hindert ihn, ab und zu in unserem Gehirn zu rumoren, etwa wenn der Schulfreund das schönste Mädchen aus der Klasse an der Hand hält, die Kollegin ihre Beute aus den Edelboutiquen zeigt oder der Firmen-Frischling die Beförderung erhält, auf die man selbst seit Jahren wartet. Neid ist allgegenwärtig Neidgefühle, wenn auch meist sehr selten, geben 69 Prozent der Deutschen zu. Das geht hervor aus einer repräsentativen Umfrage der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für die Apotheken Umschau bei fast 2.000 Bundesbürgern ab 14 Jahre. „Neid kommt in allen Gesellschaften vor“, sagt die Psychologie-Professorin und Buchautorin Dr. Verena Kast von der Universität Zürich. „Er entsteht, weil Menschen sich als soziale Wesen miteinander vergleichen und ab und zu finden, sie schneiden zu schlecht ab.“ Knapp ein Drittel aller Befragten hat andere schon um finanzielle Unabhängigkeit und Reichtum beneidet. Auch die folgenden Plätze der Neidauslöser belegen eher materielle Güter wie Lebensstil, beruflicher Erfolg und Besitztümer. Erst dann kommen Aspekte, die eng mit der Persönlichkeit verknüpft sind: Talent, Schönheit, Beliebtheit. Neid als ehrliche Form der Anerkennung? „Neid zielt eigentlich eine Ebene tiefer“, erklärt Dr. Dr. Rolf Haubl, Germanist, Psychologie-Professor und Direktor des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt am Main. „Ein Neider vermutet, dass die Eigenschaften, die seinen Neid erregen, ihren Besitzer glücklicher und zufriedener machen, als er selbst es in seiner Lebenssituation ist.“ Etwa ein Viertel der Befragten stimmt es traurig, wenn sie spüren, dass sie Neid auf sich ziehen. Viele andere dagegen „empfinden es als ehrliche Form der Anerkennung“, weiß Haubl. Für sein Buch zum Thema befragte er Neider und unternahm eine Exkursion durch Geschichte und Kulturgeschichte seit dem Griechen Platon. Neid prägt das Zusammenleben von Affen Womöglich haben uns unsere tierischen Vorfahren den Neid vererbt. Zumindest sieht es stark nach Neid aus, wenn Wölfe sich in der Rangordnung hochbeißen oder Affen einander die Bananen abjagen. Der Anthropologie-Professor Dr. Christopher Boehm von der University of Southern California (USA) sagt, Neid präge das Zusammenleben bestimmter Affenarten und diene als Werkzeug der Evolution. Das ist plausibel, findet Haubl: „Wenn ein Tier sich aus Neid anstrengt und gegen Konkurrenten durchsetzt, bekommt es mehr Futter und bessere Sexualpartner. Damit schleust es seine Gene erfolgreicher in die nächste Generation.“ (Apotheken Umschau vom 28. Juni 2006) Saubere Hände, reines Gewissen: Warum wir uns die Hände in Unschuld waschen Wer Böses tut, hat den Drang zur Reinigung - Händewaschen erleichtert das Gewissen Wissenschaftler der Universitäten von Toronto und Chicago vermuten einen Zusammenhang zwischen einem reinen Gewissen und einem sauberen Körpergefühl. Nach unmoralischen Verhalten, wie Stehlen oder Lügen, fühlen sich viele Menschen unrein, deshalb empfinden sie den Prozess der körperlichen Reinigung unbewusst auch als Befreiung von einem schlechten Gewissen. Die Forscher um Chen-Bo Zhong untersuchten diesen psychologischen Effekt an Hand von drei Fragen. Zum einen ermittelten sie, ob sich manche Menschen tatsächlich unbewusst einer körperlichen Reinigung unterziehen, um moralische Absolution zu erlangen. Zum anderen gingen sie der Frage nach, 11 ob dieser Weg zum Erfolg führt und saubere Menschen auch ein besseres Gewissen haben. In einer weiteren Befragung versuchten Chen-Bo Zhong und Katie Lilienquist herauszufinden, ob ungewaschene Menschen sich auch moralisch schlechter fühlen. Reinigung mit antiseptischen Tüchern Zur Überraschung der beiden Forscher lautete die Antwort auf alle drei Fragen „Ja“. Die Teilnehmer, die sich an eine schlechte Tat erinnerten, verwendeten doppelt so häufig Begriffe aus dem Säuberungsvokabular oder hatten das Bedürfnis, sich mit antiseptischen Tüchern zu reinigen. In der Studie forderten die kanadischen Wissenschaftler die Teilnehmer unter anderemdazu auf, an eine schlechte Tat zu denken. Anschließend gaben sie den Probanden die Möglichkeit,sich die Hände zu waschen. Kurz darauf haben die Wissenschaftler gebeten, dass die Versuchspersonen einer fremden Person aus einer scheinbar ausweglosen Situation helfen. Schlechtes Gewissen fördert Hilfsbereitschaft Erstaunlicherweise zeigte der Personenkreis, der sich die Hände nicht gewaschen hatte, mit 74 Prozent eine deutlich höhere Hilfsbereitschaft gegenüber den Personen, die sich vorher die Hände gereinigt hatten. Diese waren nur zu 41 Prozent bereit, anderen zu helfen. Man könnte daraus schließen, dass sich die hilfsbereitere Gruppe unrein fühlte und durch eine gute Tat wieder zu einem reinen Gewissen gelangen wollte. Diesen Zusammenhag zwischen einem moralischen und einem physischen Reinheitsgefühl erforschte die Gruppe aus Toronto auch, indem sie die Teilnehmer bat, eine moralisch gute oder verwerfliche Geschichte mit der Hand abzuschreiben. Auch hier griffen die Schreiber der verwerflichen Geschichte anschließend eher zu einem Reinigungsmittel. Schon Shakespeare kannte den Zusammenhang Das Phänomen einer Reinigung von Gewissen und Körper findet sich auch in vielen Religionen und literarischen Werken. Gläubige beispielsweise benutzen Wasser symbolisch, um sich von ihren Sünden zu befreien: die Taufe von Christen beispielsweise stellt ein solches Ritual dar, ein anderes die Fußwäsche von Moslems vor dem Gebet. Auch Shakespeare, so die Psychologen, habe die symbolische Bedeutung schon vor Hunderten von Jahren durchschaut. Seine Lady Macbeth hoffe ernsthaft, sich mit ein paar Tropfen Wasser von der Schuld am Mord an König Duncan befreien zu können. Die Studie erschien im Fachmagazin „Science“. (newscientist/GesundheitPro vom 8. September 2006) Suizid: Alle 47 Minuten bringt sich in Deutschland ein Mensch um Traurige Bilanz: Durch Suizid sterben mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Gewalttaten, illegale Drogen und Aids zusammen, berichtete die Internationale Vereinigung für Suizidprävention (IASP). Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) findet sogar alle drei Minuten ein Suizidversuch statt. Obwohl insgesamt die Zahl der Suizide in den vergangenen Jahren gesunken ist, darf das Thema nicht tabuisiert werden, kritisierte Armin Schmidtke, der Vorsitzende des Nationalen Suizidpräventionsprogramms für Deutschland. Aus dem vergangenen Jahr liegen noch keine erhobenen Daten vor. Im Jahr 2004 brachten sich deutlich mehr Männer um – unter den 11.000 Gestorbenen waren 8.000 männlich und nur rund 2.700 Frauen und Mädchen. Bei Jugendlichen unter 20 Jahren sind Suizide die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen. Jeder Selbstmord beeinflusst Schmidtke zufolge im Schnitt das Leben von sechs weiteren Personen, wie Angehörigen, Freunde oder Arbeitskollegen direkt. Oft seien gerade ältere Menschen in Deutschland suizidgefährdet, sagte Armin Schmidtke. Diese Tatache sage viel über die Behandlung alter Menschen aus, fügte er hinzu. Im Vergleich unter den einzelnen Bundesländern ist die Suizidrate in Sachsen und Thüringen besonders hoch. Die Gründe dafür seien nicht bekannt, betonte Schmidtke. Am 10. September wurde im Rahmen des dritten Internationalen Welttags der Suizidprävention bundesweit in mehreren Städten auf das Problem aufmerksam gemacht. Auf der zentralen Veranstaltung in Berlin wurden nach einem ökumenischen Gottesdienst etwa 11.000 Kerzen rund um die Gedächtniskirche aufgestellt, um an die Gestorbenen zu erinnern. Schwerpunkt der Aktion seien in diesem Jahr die Angehörigen. Es gebe zu wenig Betreuungs- und Beratungsangebote, kritisierte der nationale IASPRepräsentant Georg Fiedler. Bei Verdacht das Tabuthema offen ansprechen – Wenn Warnsignale rechtzeitig erkannt werden, kann man suizidgefährdeten Menschen helfen Es gebe Untersuchungen, denen zufolge die Mehrzahl aller Selbstmörder wenige Wochen vor ihrer Tat einen Arzt aufgesucht hat, erläuterte Psychologe Fiedler, der im Therapie-Zentrum für Suizidgefährdete am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf arbeitet. „Die Betroffenen trauen sich nur nicht, ihre Lage offen zu beschreiben. Meist werden nur ‚unbestimmte Beschwerden’ und Mattigkeit genannt.“ Daher seien Ärzte, aber auch Altenpfleger und Lehrer aufgerufen, auf Zeichen depressiver Verstimmungen zu achten. 12 „Es gibt durchaus Zeichen“, sagte Fiedler. Dazu gehörten bei Jugendlichen, dass die Leistungen in der Schule schlagartig schlechter werden. Außerdem ziehen sich Betroffene nach Worten des Experten zurück und nehmen nicht mehr an einst bevorzugten Aktivitäten teil. Alte Menschen essen häufig nicht mehr. Beim Verdacht einer Selbstmordgefährdung sollten Freunde, Bekannte oder Kollegen das Thema mit dem Betreffenden offen besprechen. „Es ist nicht so, dass die Leute es dann erst recht machen. Im Gegenteil: Die meisten Selbstmordgefährdeten wollen über ihre Gefühle sprechen“, sagte Georg Fiedler vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm in Hamburg in einem dpa/gms-Gespräch. Alles andere seien „landläufige Vorurteile“. Wer Betroffene auf ihre Stimmung anspricht, sollte aber auch wirklich helfen wollen, betonte Fiedler: „Wer die Frage stellt, sollte auch bereit sein, die Antwort zu hören.“ Wichtig sei es dann, gleich weiterführende Angebote bereit zu halten. Entsprechende Ärzte und Beratungsstellen gebe es fast in jedem Ort. Außerdem habe jede Klinik mit einer psychiatrischen Abteilung eine Ambulanz für Krisenfälle, die auch nachts geöffnet ist. (dpa/GesundheitPro vom 1. September 2006) Gesellschaft und Politik Deutsches Kinderhilfswerk fordert Wahlrecht für Kinder in ganz Deutschland Das Deutsche Kinderhilfswerk begrüßt ausdrücklich, dass am nächsten Sonntag in Berlin erstmals Jugendliche ab 16 Jahren an den Wahlen zu den Bezirksverordnetenversammlungen teilnehmen können. Berlin ist das sechste Bundesland, in dem das Wahlalter auf kommunaler Ebene gesenkt worden ist. „Die Absenkung des Wahlalters ist ein Schritt in die richtige Richtung“, erklärt die Bundesgeschäftsführerin des Deutschen Kinderhilfswerkes Dr. Heide-Rose Brückner heute in Berlin. „Wir fordern die anderen Bundesländer auf, diesem Beispiel zu folgen. Grundsätzlich fordern wir ein direktes Wahlrecht für alle Kinder in Deutschland. Kinder sollten wählen können und dürfen, wenn sie dies wollen und sich zutrauen“ so Brückner. Die Absenkung des Wahlalters trägt dazu bei, dass Politik für Jugendliche erfahrbarer wird. Jugendstudien belegen schon länger, dass auch Minderjährige gesellschaftliche Prozesse aufmerksam verfolgen und sich gesellschaftlich engagieren. Viele fühlen sich jedoch nicht von den politischen Parteien vertreten. Kinder und Jugendliche wollen mitbestimmen, sind kompetent in eigener Sache und wollen zeigen, dass sie es auch können. Mit der Absenkung des Wahlalters sind bisher überwiegend gute Erfahrungen gemacht worden. Die Wahlbeteiligung war oftmals gut, zudem wurde der Dialog zwischen den Jugendlichen und den Politikern vertieft. Das Deutsche Kinderhilfswerk begrüßt alle Formen der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Diese Beteiligung darf aber nicht vor dem Wahlrecht Halt machen. Kinder und Jugendliche müssen die Möglichkeit haben, sich auch bei Wahlen aktiv einzumischen. Die Abschaffung des Wahlalters könnte dabei nicht nur in Deutschland, sondern auch außerhalb unseres Landes als wichtiges kinderpolitisches Signal verstanden werden. (Deutsches Kinderhilfswerk vom 12. September 2006) Anmerkung der Redaktion: Das Deutsche Kinderhilfswerk vertritt hier präzise die Position, die sich der ABA Fachverband ebenfalls seit Jahren zueigen gemacht hat. Deutsches Kinderhilfswerk: Kinderpolitik in Deutschland muss Chefsache werden Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert anlässlich der ersten Beratung des Etats des Bundesjugendministeriums die Bundesregierung auf, Kinderpolitik endlich zu einer zentralen Aufgabe des Regierungshandelns zu machen. „Bei der Politikgestaltung müssen die Belange der Kinder in Deutschland stärker als bisher berücksichtigt werden“, betont der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes Thomas Krüger in Berlin. „Politik für Kinder hat sich in den letzten Jahren zu wenig an deren Bedürfnissen und zu stark an angeblichen Sach- und Sparzwängen orientiert. Erforderlich ist aber eine Politik für und mit Kindern, es darf nicht an der jungen Generation vorbei regiert werden. Hier ist die Bundesregierung in besonderem Maße gefordert. Sie muss die Kinderpolitik in Deutschland zur Chefsache machen“, so Krüger. Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert alle im Bundestag vertretenen Parteien auf, sich mit aller Kraft um eine wirksame Generationenpolitik zu bemühen. Ferner fordert das Deutsche Kinderhilfswerk eine Verschränkung von Familien- und Kinderpolitik mit den harten Politikbereichen. Neueste Zahlen haben noch einmal eindringlich auf die dramatische Situation hingewiesen: in Deutschland leben heute 2,5 Millionen Kinder und Jugendliche auf Sozialhilfeniveau. Das bedeutet nicht 13 nur starke Einschränkungen im täglichen Leben, sondern reduziert auch ganz erheblich die Bildungschancen, beeinträchtigt die Gesundheit und raubt Selbstbewusstsein und Hoffnung. Insbesondere ein nationaler Armutsbekämpfungspakt könnte helfen, die prekären Lebenssituationen vieler Familien und Kinder anzugehen. Ein besonderes Augenmerk sollte die Bundesregierung dabei auf die Förderung der Kinder mit Migrationshintergrund legen. Schließlich hat die aktuelle PISA-Studie deutlich gemacht, dass in keinem anderen Land Kinder mit Migrationshintergrund derartig benachteiligt werden. Hier besteht also dringender Handlungsbedarf, um auch diese Kinder und Jugendlichen bei ihrer Kompetenzentwicklung zu unterstützen und für Chancengleichheit in Deutschland zu sorgen. Info: www.dkhw.de (Deutsches Kinderhilfswerk vom 7. September 2007) Aufruf des DGB: Das geht besser. Aber nicht von allein! Für die soziale Erneuerung Deutschlands Deutschland sozial gestalten! Das war die Forderung der Gewerkschaften an die Parteien im Bundestagswahlkampf. Das ist und bleibt der Maßstab für die Bewertung der Arbeit der Großen Koalition. Doch vieles, was die Regierung auf den Weg gebracht oder angekündet hat, löst die Probleme nicht, sondern verschärft sie sogar. Was ist geplant? - Mit dem Gesundheitsfonds drohen den Versicherten weniger Leistungen, höhere Beiträge und Kopfpauschalen. Die Privatversicherungen sollen fein raus bleiben. - Nullrunden für die Rentnerinnen und Rentner. Weitere Rentenkürzungen durch die Rente mit 67. - Immer mehr Druck auf Arbeitslose. Weitere Kürzungen sind nicht ausgeschlossen, Arbeitsplätze aber nicht in Sicht. - Es fehlen Zehntausende von Ausbildungsplätzen. Nicht einmal ein Viertel der Betriebe bildet aus. Der Ausbildungspakt von Arbeitgebern und Bundesregierung hilft nicht weiter. - Der Kündigungsschutz ist in Gefahr. Die Arbeitgeberverbände wollen die Mitbestimmung verschlechtern. - Die Mehrwertsteuererhöhung macht das Leben der Menschen teurer. Gleichzeitig soll es neue Steuergeschenke für Unternehmen geben. So kann es nicht weitergehen. Wir müssen gegensteuern. Wir fordern eine Politik für eine soziale Erneuerung. Eine Politik, die Sicherheit, Perspektiven und Vertrauen schafft. Unsere Alternativen - Wir wollen Gesundheit für alle Bürgerinnen und Bürger solidarisch und gerecht finanzieren – und keine Zwei-Klassen-Gesellschaft in den Wartezimmern und bei der Behandlung. - Wir wollen mehr Arbeit für Jung und Alt und eine auskömmliche gesetzliche Altersrente für alle – und keine Rente mit 67. - Wir wollen Löhne und Gehälter, die zum Leben reichen. Dazu gehören Mindestlöhne nicht unter 7,50 Euro – Arbeit darf nicht arm machen. - Wir wollen mehr Ausbildung. Firmen, die nicht selbst ausbilden, müssen durch eine Umlage an den Kosten der Ausbildung beteiligt werden. Außerdem wollen wir ein Sofortprogramm für 50.000 zusätzliche Ausbildungsangebote. - Wir wollen, dass Arbeitslose nicht verarmen und zu Lohndumping gezwungen werden. - Wir wollen Schutz vor Willkür am Arbeitsplatz und mehr Mitbestimmung in den Unternehmen – und keine Einschränkung von Arbeitnehmerrechten. - Wir wollen eine Steuerpolitik, die die Binnenkonjunktur stärkt und die Kapitalgesellschaften fordert – aber keine Mehrwertsteuererhöhung und weitere Geschenke für Konzerne. Deshalb rufen die Gewerkschaften zum 21. Oktober alle Bürgerinnen und Bürger auf: Unterstützen Sie eine Politik, die das Leben und Arbeiten der Menschen wirklich verbessert. Demonstrieren Sie mit uns am 21. Oktober 2006 in Berlin, Dortmund, München, Stuttgart und Frankfurt. Lehrstellenkampagne: Aktion mit SchülerInnen auf dem zentralen Aktionstag des DGB am 21. Oktober in Dortmund Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ausbildungspakte auf Bundesebene und auch der ‚Ausbildungskonsens’ NRW haben eindeutig ihre Wirkung verfehlt. Das Ausbildungsplatzangebot ist seit Jahren rückläufig und erreicht gegenwärtig seinen historischen Tiefststand. So werden in NRW im Vergleich zum Vorjahr rund 5 Prozent weniger Lehrstellen angeboten. 14 Der DGB Bundeskongress hat vor diesem Hintergrund ein grundgesetzlich garantiertes Recht auf berufliche Ausbildung gefordert. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, entwickeln wir zurzeit gemeinsam mit der DGBJugend NRW eine Kampagne, in der die betroffenen Jugendlichen eine zentrale Rolle spielen sollen. Dabei dürfen wir von der Mitwirkung und Unterstützung des DGB und der anderen Mitgliedsgewerkschaften ausgehen. Als Auftakt wollen wir die Großdemonstration des DGB am 21. Oktober in Dortmund nutzen. Die Untergliederungen in der Region Dortmund haben wir bereits gebeten, Kolleginnen und Kollegen in Abschlussklassen von Haupt- und Gesamtschulen und an Berufskollegs dafür zu gewinnen, das Thema im Unterricht mit dem Ziel anzusprechen, möglichst viele Schülerinnen und Schüler, am besten gesamte Klassen (Abschlussklassen/BK-Klassen) für eine Teilnahme zu gewinnen. Eine Beteiligung aus anderen Untergliederungen soll selbstverständlich nicht ausgeschlossen sein. Unsere Empfehlungen: • Sprecht Vertrauensleute/Kontaktleute in den Berufskollegs, Hauptschulen und Gesamtschulen an. Bittet sie, das Thema im Unterricht zu behandeln. Eine kurzfristige Zusammenkunft aktiver und aktivierbarer Kolleginnen und Kollegen wäre sicherlich sinnvoll. • Gebt die anliegende elektronische Fassung des Flyers der DGB-Jugend NRW (zu finden auf der Seite http://www.abafachverband.org/fileadmin/user_upload/user_upload_2006/DGB_Jugend_Flyer_21.10.2006.pdf) weiter. Weist auf weitergehende Informationen zur Lehrstellenkrise und ihrer Historik auf der Homepage des DGB hin: www.dgb.de • Nehmt Verbindung zu eurer DGB-Region, hier speziell zu den zuständigen JugendbildungsreferentInnen (Namen u. Tel.-Nr. unter www.dgb-jugend-nrw.de). Sie kommen selbstverständlich und gerne in den Unterricht und würden auch an einem Treffen vor Ort teilnehmen. Bitte gebt uns frühzeitig Rückmeldung darüber, wie sich das Vorhaben bei Euch entwickelt und von welcher Beteiligung wir ausgehen können! Sobald der Beratungsprozess über die weiteren Schritte des Kampagneprozesse abgeschlossen ist, erhaltet Ihr entsprechende Informationen. Mit besten kollegialen Grüßen Norbert Müller (stellvertretender GEW-Vorsitzender NRW) GEW NRW, Nünningstraße 11, 45141 Essen, 0201/294 03-01 Gesundheit Hygiene (1): Wie viel Sauberkeit ist gesund? Reinlichkeit verhindert manche Infektion. Doch Putzwahn ist ebenso bedenklich wie mangelnde Hygiene Wohnungsinspektionen zählen zu Udo Kasels täglichem Brot. An einen Spezialauftrag aber kann sich der Laborleiter des Instituts für Lebensmittel- und Umweltforschung (Lefo-Institut) in Ahrensburg noch gut erinnern: Zur Zeit des bevorstehenden Frühjahrsputzes führte ihn sein Weg in einen norddeutschen Haushalt. Dort sollte er die großen und kleinen Hygienesünden aufspüren, die sich in deutschen Familienheimen finden. Zehn Millionen Bakterien pro Quadratzentimeter Kasel durchstöberte sämtliche Räume nach Bakterien, die Unreinlichkeit verraten – und wurde fündig. Weniger am stillen Örtchen, wo viele den Lieblingsplatz der Mikroben vermuten, dafür aber umso mehr in der Küche. Zehn Millionen Bakterien pro Quadratzentimeter tummelten sich in den Tiefen des Kühlschranks, an der Rückwand, wo sich das Kondenswasser sammelt. Und jeder Milliliter Wasser aus dem Spüllappen enthielt mehr als vier Millionen Keime, die sich mit jedem Wischen über die Küchenarbeitsflächen verteilten. Im Vergleich dazu war die Klobrille fast schon keimfrei. Für Kasel sind die Ergebnisse wenig überraschend: „Überall, wo es nass ist und menschliche Hände im Spiel sind, finden sich die stärksten Belastungen.“ Deshalb rät der Chemiker, Lappen, Spül- und Handtücher häufig zu wechseln. Zu Hause putzt er seinen Kühlschrank, in den viel frisches Gemüse kommt, etwa alle zwei Wochen. „Das empfehle ich allen Leuten“, sagt Kasel, „vor allem, wenn viele unverpackte Lebensmittel drin sind.“ Die Toilette oft keimfreier als die Küche Was die Untersuchung bei der Familie aus Norddeutschland aufdeckte, spiegelt wohl die Hygienepraxis der meisten deutschen Haushalte wider. Das bestätigt auch eine repräsentative Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im Auftrag der Apotheken Umschau. Mehr als 96 Prozent der befragten 15 Haushaltsführenden gaben an, mindestens einmal pro Woche die Toilette zu reinigen. Nur 21 Prozent säubern den Kühlschrank ähnlich häufig: Jeder Zweite setzt den Wischlappen dort nur ein- bis zweimal monatlich ein, 30 Prozent noch seltener. „Eher das Klo als den Kühlschrank zu putzen“, kommentiert die Privatdozentin Constanze Wendt vom Hygiene-Institut der Universität Heidelberg, „entspricht eben dem anerzogenen Empfinden der meisten Menschen.“ Diese Einstellung liegt wohl auch den Antworten zugrunde, die Fragen nach der Reinigung des eigenen Körpers erbrachten: Eine große Mehrheit der Umfrageteilnehmer hält Händewaschen nach dem Toilettenbesuch für selbstverständlich und findet die Körperwäsche nicht nur nach starkem Schwitzen wichtig. Entsprechend ekeln sich über 70 Prozent davor, mit ungepflegten Menschen zusammen zu sein. (Apotheken Umschau vom 20. Juli 2006) Fortsetzung folgt! Kopfschmerz bei Kindern: Unbedingt ernst nehmen Medikamente sollten jedoch nur nach Rücksprache mit dem Arzt gegeben werden Eltern sollten Kopfschmerzen ihrer Kinder ernst nehmen. Oft würden Väter und Mütter die Beschwerden vorschnell abtun - dabei können sie durchaus so schlimm sein, dass das Kind zum Beispiel nicht ungestört seine Hausaufgaben erledigen kann. Das sagte Bernd Simon vom Berufsverband deutscher Kinderund Jugendärzte in München vor dem Deutschen Kopfschmerz-Tag am 5. September 2006 in einem dpa/gms-Gespräch. Auch wenn dem Kind als Folge der Kopfschmerzen keine körperlichen Schäden drohen, sei es nicht angebracht, das Problem zu bagatellisieren. Um richtig einordnen zu können, wie stark oder wie anhaltend die Schmerzen sind, müssen die Eltern mit ihren Kindern sprechen. Hilfreich könne auch ein „Kopfschmerzkalender“ sein. In ihn wird eingetragen, wann der Nachwuchs wie starke Beschwerden hat. Kleine Kinder können aufgefordert werden, das Problem in Form eines Bildes zu verdeutlichen: „Das Kind kann seine Schmerzen so besser ausdrücken“, erklärt Simon und nennt als Beispiel ein Bild mit einem Hammer über dem Auge. Treten die Schmerzen regelmäßig auf und beeinträchtigen den Tagesablauf des Kindes, sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden, rät Simon. Dabei kann sich etwa auch zeigen, dass andere Erkrankungen wie Virusinfektionen dahinter stecken. Auch Medikamente gegen Kopfweh sollten Kinder nur nach Rücksprache mit dem Arzt erhalten. Vorbeugend lassen sich die Schmerzen nicht behandeln. „Es besteht allerdings eine gute Chance, dass sie sich im Laufe der Zeit auswachsen“, sagt Simon. (dpa/GesundheitPro vom 7. September 2006) Hilfe für Kinder mit chronischen Schmerzen „Stefan Engel Wissenschaftspreis“ 2006 für stationäre Kinderschmerztherapie Etwa 250.000 Kinder in Deutschland leiden an chronischen Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen, Tumorschmerzen, rheumatischen Schmerzen oder anderen Schmerzen. Wenn ein Kind wegen dauernder starker Schmerzen häufig nicht zur Schule gehen kann, wenn ambulante Behandlungsangebote nicht mehr ausreichen, greift das Dattelner Stationäre Schmerzkonzept: Die Spezialisten der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln, einer kooperierenden Klinik der Universität Witten/Herdecke, haben ein dreiwöchiges, stationäres Therapieprogramm entwickelt, in das auch die Familien der betroffenen Kinder einbezogen sind. Eine Befragung der Patienten bis zu zwei Jahre nach ihrer Entlassung zeigte jetzt, dass der Ansatz wirkt: Die Schmerzstärke sinkt dauerhaft, das subjektive Wohlbefinden steigt, Schulfehlzeiten gehen zurück. „Normalerweise werden die Schmerzen bei diesen Kindern, wenn sie heranwachsen, chronisch. Wir hoffen, dass unsere Therapie das verhindern kann“, fasst Studienleiter Diplom-Psychologe Michael Dobe zusammen. Diese Ergebnisse überzeugten auch die Juroren des „Stefan Engel Wissenschaftspreis“ 2006 der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin. Anlässlich ihrer 58. Jahrestagung in Mainz verliehen sie die Stefan Engel Medaille und den mit 5000 Euro dotierten Stefan Engel Preis an das Schmerzteam aus Datteln. Ambulante Therapien wirken bei Kindern mit mäßig chronifizierten Schmerzen gut, wenn psychologische Schmerztherapie und Medikamente kombiniert werden wie z.B. bei der Vorbeugung gegen Migräne. Für einen Teil der betroffenen Kinder reicht aber ein ambulantes Angebot nicht aus: Sie leiden stark an extremen Schmerzen und fehlen dann häufig in der Schule. Diesen Kindern kann das „Dattelner Stationäre Schmerzkonzept für Kinder/Jugendliche mit chronischen Schmerzen“ helfen. Die Kinder werden drei Wochen in der Vestischen Kinderklinik von einem Team aus Ärzten, Psychologen und Pflegepersonal behandelt. Es finden drei bis vier einzeltherapeutische Termine sowie ein familientherapeutischer Termin pro Woche statt. Ab der zweiten Woche kommen Belastungserprobungen in der Klinik hinzu, welche je nach Ziel (z.B. Schulbesuch in der Heimatschule) ein bis drei Tage dauern. Während der Behandlung besuchen die Kinder die klinikeigene Schule für Kranke. Die Kosten der Behandlung werden nur in Teilen 16 von der Krankenkasse getragen. Die wissenschaftliche Begleitung der Behandlung und große Teile der Therapie können nur dank der dauerhaften Unterstützung der Vodafone Stiftung Deutschland stattfinden. Nach nunmehr zweijährigem Untersuchungszeitraum, in dem die jungen Patienten auch nach der Entlassung immer wieder nach ihrem Befinden befragt wurden, können die Forscher um Privat-Dozent Dr. Boris Zernikow, dem Chefarzt der Abteilung, eine stabile Verbesserung und ein Absinken der Schmerzwerte feststellen: „Unsere Daten zeigen erstmals die Langzeiteffektivität einer stationären multimodalen Schmerztherapie bei Kindern mit chronischen Schmerzen“, so Psychologe Dobe anlässlich der Preisverleihung. Weitere Informationen unter Privat-Doz. Dr. Boris Zernikow, Chefarzt, Vodafone Stiftungsinstitut für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin, Vestische Kinder- und Jugendklinik – Universität Witten/Herdecke, Dr.-Friedrich-Steiner-Strß 5, 45711 Datteln, 02363/975-180, [email protected] (idw vom 23. September 2006) Übergewicht: Risiko für Kinder berechenbar Lässt sich schon früh ablesen, ob Kinder übergewichtig werden? Eine Forschungsgruppe aus den USA fand Hinweise Die Forschungsgruppe um Philip Nader von der University of California untersuchte mehr als 1.000 Kinder bis zu zwölf Jahren und fand heraus, dass sie mit regelmäßigen Gewichtskontrollen vorhersagen konnten, welche Kinder mit zwölf Jahren übergewichtig sein würden. Bei Vorschulkindern, die an einem von drei Messpunkten übergewichtig waren, stieg das Risiko, mit zwölf Jahren übergewichtig zu sein, um das Fünffache gegenüber normalgewichtigen Kleinkindern. Für ihre Studie in „Pediatrics“ maßen die Wissenschaftler Größe und Gewicht aller teilnehmenden Kinder zu verschiedenen Zeitpunkten: mit zwei Jahren, drei Jahren und viereinhalb Jahren, dann noch einmal mit sieben Jahren, neun Jahren und elf Jahren, schließlich mit zwölf Jahren. Die Forscher schließen aus ihren Ergebnissen, dass noch früher und energischer bei drohendem Übergewicht von Kindern gegengesteuert werden sollte. Nader meint, Kinder würden langfristig normalgewichtiger bleiben, wenn es im Kindesalter gelänge, sie in normalen Gewichtsbereichen zu halten oder dorthin zurück zu führen. Voraussetzung dafür sind unter anderem eine ausgewogene Ernährung, weniger Fernsehen und viel Bewegung. (Pediatrics/GesundheitPro.de vom 6. September 2006) Üppiger Lebensstil: Führt das zu dicken Enkeln? Leiden heute viele Menschen unter Übergewicht oder Diabetes, weil ihre Vorfahren zu ausschweifend gelebt haben? (Epigenetik – Teil 2) Wenn der britische Genetiker Marcus Pembrey Recht hat, steht die heutige Lehrbuchmeinung von Vererbung vor einer Revolution. Seine These, auf eine Kurzformel gebracht: Eltern und Großeltern, die schon vor der Pubertät geraucht oder zu viel gegessen haben, vermachen ihren Kindern und Enkeln ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, verschiedene Krankheiten und gar eine verkürzte Lebenserwartung. Der Forscher am University College London wagt sich sogar noch einen Schritt weiter: Die heutige weite Verbreitung von Übergewicht in den Industrieländern könnte auch Folge eines zu üppigen Lebensstils unserer Vorfahren sein. „Wir sollten zumindest nicht mehr nur unsere eigenen Lebensumstände ins Auge fassen“, meint Marcus Pembrey, „sondern auch die der vorherigen Generationen.“ Verschlungene Pfade ins Erbgut Beeinflusst unsere Lebensführung tatsächlich die Gesundheit der kommenden Generationen? Ist die Adipositas-Welle am Anfang des 21. Jahrhunderts eine Auswirkung der Fresswelle in den 1950er Jahren? „Ersteres ja, aber Letzteres ist nicht mehr als eine spannende Theorie“, kommentiert Professor Jörn Walter von der Universität des Saarlandes in Saarbrücken solche Gedankenspiele. „Die wichtigsten Ursachen für Übergewicht bleiben neben genetischen Faktoren das zu reichliche Nahrungsangebot und der Bewegungsmangel“, meint auch Dr. Anke Hinney von den Rheinischen Kliniken Essen. Dass sich aber der Lebensstil auf verschlungenen Wegen auf das Erbe der nächsten Generationen auswirkt, hält auch sie für „nicht ausgeschlossen“. Die Genetiker müssen dennoch hinzulernen. Bislang galt Fortpflanzung als ein Prozess, bei dem der Mensch zwar aktiv ist, auf dessen Ergebnis er aber keinen Einfluss hat. Niemand, so eine Erkenntnis der Genetik, kann die Veranlagungen seines Kindes vorher bestimmen – weder Haarfarbe noch Körpergewicht, Musikalität noch Charakter. Darüber entscheiden in hohem Maß die Gene, die von den Eltern auf ihre Nachkommen übergehen. Zwischen 20.000 und 25.000 besitzt jeder Mensch – verteilt auf 46 Chromosomen. Sie enthalten 17 den Bauplan des Körpers, steuern den Stoffwechsel, prägen Wesenszüge. Häufen sich Fehler in ihnen an, steigt die Gefahr, an Krebs oder Arterienverkalkung zu erkranken. Mischung nach dem Zufallsprinzip Mit welcher Ausstattung an Genen Tochter oder Sohn in das Leben starten, entscheidet allein der Zufall. Während der Reifung der Keimzellen – Spermien und Eizellen – werden die Gene von Vater und Mutter durch Brüche in den Chromosomen und anschließende Neuverknüpfung kräftig durchgemischt. Bei einem Kind können sich deshalb andere Genkombinationen in den Vordergrund schieben – zum Beispiel die Anlage für eine unterschiedliche Augenfarbe – als bei den Eltern oder Großeltern. Ende 2005 präsentierte Marcus Pembreys Arbeitsgruppe zwei große Studien, die nahe legen, dass doch nicht allein der Zufall regiert. Eine Untersuchung erfasste etwa 14.000 Personen, die Anfang der 1990er Jahre in Großbritannien geboren wurden, und deren Vorfahren. Ergebnis: Jungen, nicht aber Mädchen bringen mit neun Jahren mehr Gewicht auf die Waage, wenn ihre Väter schon vor dem Alter von elf Jahren kräftig geraucht hatten. Bei 303 Männern und Frauen, die zwischen 1890 und 1920 in der schwedischen Gemeinde Överkalix geboren wurden, setzten die Forscher die Lebensdauer in Bezug zu den Lebensumständen von Eltern und Großeltern. Die Aufzeichnungen der lange Zeit abgelegenen Gemeinde geben bis zurück zum Anfang des 19. Jahrhunderts Aufschluss darüber, wie viel Nahrung den Einwohnern Jahr für Jahr zur Verfügung stand. Auch hier zeigte sich ein ferner Widerhall der individuellen Lebensführung über Generationengrenzen hinweg. Saßen die Großeltern in der Zeit vor ihrer Pubertät an einem üppig gedeckten Tisch, verringerte sich die Lebenserwartung der Enkel. War hingegen Schmalhans Küchenmeister, stieg diese bei den Enkeln sogar über den Durchschnitt. (Apotheken Umschau vom 28. Juni 2006) Wird fortgesetzt! Vogelgrippe: Warum sie für Menschen so gefährlich ist Im Zusammenspiel mit dem körpereigenen Immunsystem wird das Vogelgrippevirus H5N1 zur tödlichen Gefahr Infektionen mit dem Virus der Vogelgrippe sind für den Menschen lebensgefährlich, weil sich die Erreger besonders schnell vermehren und heftige Reaktionen des Immunsystems auslösen. Zu diesem Schluss kommen Mediziner nach der Untersuchung von 18 Menschen, die sich in Vietnam mit dem gefährlichen Virus H5N1 ansteckten. 13 von ihnen starben an der Infektion. Bei vielen Opfern fanden sich die Erreger im Blut, berichten die Forscher im Journal Nature Medicine (Online-Vorabveröffentlichung). Bei Patienten, die die Krankheit überlebten oder solchen, die an anderen Grippeviren litten, sei dies nicht der Fall gewesen. Das Immunsystem reagiert heftig Der Virusansturm hätte das Immunsystem der Patienten zu harschen Reaktionen bewegt, schreibt die Gruppe um Menno de Jong von der Universität im britischen Oxford. Häufig gehe eine H5N1-Infektion mit einem starken Rückgang der Zahl weißer Blutkörperchen im Blut einher. Zugleich schütteten viele Zellen große Mengen Botenstoffe aus. Einige dieser so genannten Zytokine stießen die Entstehung von akutem Atemversagen mit an, schreiben die Forscher. Dies könnte eine wesentliche Rolle für den Verlauf der H5N1-Erkrankung spielen. Zudem könnten diese Botenstoffe eine Erklärung dafür sein, dass Medikamente gegen die Viren die Krankheit im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr aufhalten könnten. Wer die Infektion bekämpfen wolle, müsse daher sowohl die Zahl der Viren als auch die massive Immunantwort des Körpers in den Griff bekommen. Große Mengen H5N1 in Nase und Rachen Für ihre Studie verglichen die Ärzte die H5N1-Infektionen mit den Krankheitsverläufen bei acht Menschen, die sich mit anderen Grippeviren angesteckt hatten. Das H5N1-Virus habe sich in viel größeren Mengen im Nasen-Rachenraum der Infizierten gefunden als andere Grippeviren. Manche Patienten hätten die Erreger auch im Darm gehabt - ein Teil der Betroffenen litt unter Durchfall. (dpa/GesundheitPro vom 11. September 2006 ) Anmerkung der Redaktion: Die Empfehlung des ABA Fachverbandes zum Thema „Vogelgrippe“ finden Sie im Internet unter www.ABA-Fachverband.org -> „Empfehlungen des ABA Fachverbandes“ -> „Geflügelhaltung/Vogelgrippe“. 18 Familie 15 Prozent der Eltern sind überfordert Hamburg. 15 Prozent der Eltern in Deutschland sind nach Einschätzung des Bielefelder Soziologen Klaus Hurrelmann mit der Kindererziehung überfordert. Der „Zeit“ sagte er, die jungen Menschen litten unter materieller Armut und schlechten Bildungschancen. Sie wiesen gesundheitsgefährdende Verhaltensweisen und einen schädlichen Medienkonsum auf. Hurrelmann forderte Trainingskurse für Eltern. Sie sollten bei der Anmeldung im Kindergarten oder der Schule zur Pflicht gemacht werden. (WAZ vom 21. September 2006) Anmerkung der Redaktion: Die Meldung steht im Kontext zur Veröffentlichung der neuen Shell-Studie. Hier gibt es einen Bericht und weitere Hinweise unter Aktualitäten und „15. Shell Jugendstudie veröffentlicht“ in diesem i-Punkt. Kindererziehung: Welche Werte helfen Familien heute weiter? Ein Interview mit dem dänischen Familientherapeuten Jesper Juul Wo soll es hingehen? In einer Welt, in der kaum noch einheitliche Erziehungswerte gelten, müssen Eltern ihren eigenen inneren Kompass finden, der Kindern Orientierung und Halt gibt. Doch wie geht das? Frage: In Deutschland wird viel über den Verfall der Werte diskutiert. Steht es wirklich so schlimm? Jesper Juul: Ich würde nicht von Werteverfall sprechen. Ich glaube, dass sich jede Generation neue Werte sucht. Aber ich denke, dass Eltern in unserer Zeit erstmals nach innen blicken und sich fragen müssen: Was für eine Mutter, was für ein Vater will ich sein? Das war anders, als die Generation meiner Eltern Kinder bekam. Da hieß es: In unserer Familie machen wir, was man macht, und was man nicht tut, tun wir nicht. Es gab einen gesellschaftlichen Konsens, was richtig und falsch ist. Das fehlt heute. Frage: Und wie sieht es heute aus? Jesper Juul: Wir leben in großen Teilen Europas in einer Gesellschaft des Überflusses. Alle können theoretisch alles haben. Wir sind zu Verbrauchern geworden. Aber die Werte des Marktes bieten keine Führung für das Leben an. Wir sehen in Skandinavien, dass viele Mädchen schon mit elf, zwölf Jahren depressiv sind. Sie verletzen sich, leiden unter Essstörungen, hegen Selbstmordgedanken. Wenn man mit ihnen spricht, dreht sich alles um ihren Marktwert: Wie schneide ich im Vergleich zu den Freundinnen ab? Wer hat die schickeren Schuhe, das hippste Piercing? Frage: Das heißt, die innere Orientierung fehlt? Jesper Juul: Ja. Eltern kaufen ihren Kindern alles: Laptop, TV, Computerspiele. Sie wollen zeigen, dass sie sich das leisten können. Aber dann kommt die Frage: Wie viele Stunden täglich darf ein sechsjähriges Kind damit spielen? Ist eine Stunde gut oder darf es auch mehr sein? Wie viel Schlaf braucht das Kind? Soll der Fernseher in seinem Zimmer stehen? Dafür fehlen allgemein gültige Antworten. Frage: Wie finden Eltern eine Antwort? Jesper Juul: Es gibt keine moralischen Argumente mehr. Deshalb brauchen Eltern eine genaue Vorstellung von dem, was ihnen wichtig ist. Ein Beispiel: Ein 14-jähriges Mädchen wollte ein Brustimplantat. Die Mutter wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Ich habe zu der Tochter gesagt: „Du kannst kein Implantat bekommen. Du musst warten. Dein Busen ist doch neu.“ Das Mädchen musste lachen. Die Mutter staunte, dass es so einfach ist. Sie dachte, sie müsse argumentieren. Ähnlich ist es beim Thema Fernsehen. Da können Eltern bestimmen, dass eineinhalb Stunden pro Tag genug sind. Wenn das Kind protestiert, weil die Freunde länger schauen dürfen, können sie antworten „Ja, stimmt. Aber du darfst das nicht, weil wir das nicht wollen.“ Frage: Sie sagen, gegen die Oberflächlichkeit helfen andere Werte. Welche sind das? Jesper Juul: Ich bin kein Moralist. Meine Werte sind psychologischer, zwischenmenschlicher Natur. Manche Leute finden sie vielleicht etwas farblos. Aber wenn wir auf Familien schauen, in denen die Mitglieder sich sehr wohl fühlen, finden wir vier Wertbegriffe: Eigenverantwortung, Authentizität, Integrität und Gleichwürdigkeit. Diese Werte helfen, Selbstwertgefühl zu entwickeln. Eigenverantwortung zum Beispiel können Kinder schon früh in bestimmten Bereichen übernehmen. In welchem Maß, ist zwar sehr unterschiedlich von Kind zu Kind. Aber die Kleinen können selbst entscheiden, welche Kleidung oder Frisur sie wollen, wen sie mögen und wen nicht. Sie können auch von Geburt an über ihren Appetit bestimmen. Aber das ist für die Eltern oft nicht einfach. Frage: Warum nicht? Jesper Juul: Wenn mein Kind verantwortlich sein soll, verliere ich als Mutter oder Vater Macht. Viele Eltern wollen das nicht. Sie reagieren fast beleidigt, sagen zu ihrem Kind: „Dann entscheide du eben selbst“ und gehen weg. Das ist falsch. Eine ältere Dame hat mir eine wunderbare Geschichte erzählt. Sie wollte vom dritten Stock ihres Hauses mit dem dreijährigen Enkel die Treppe hinuntergehen. Sie nahm 19 seine Hand. Aber das Kind sagte: „Nein, ich mache das selbst.“ Die Großmutter hielt es dann nur leicht an der Schulter. Als sie unten waren, hat das Kind glücklich gesagt: „Ich habe das selbst gemacht, aber nicht allein.“ Darauf kommt es an. Kinder brauchen ja Eltern, aber in einer neuen Rolle, mehr als Begleiter. Frage: Das ist leichter gesagt als getan … Jesper Juul: Deshalb sind Integrität und Authentizität wichtig. Das bedeutet zum einen, Eltern sollten ihre eigenen Grenzen äußern, statt Grenzen für ihre Kinder zu finden. Und zum anderen: Sie müssen aufhören, eine Rolle zu spielen. Häufig lösen sich Probleme zwischen Kindern und Eltern dann auf. Wir fallen oft in ein Rollenspiel, ohne es zu merken. Heute soll eine durchschnittliche europäische Mutter immer nett sein. Doch oft kommt das nicht aus ihr selbst, sondern sie spielt es. Frage: Was läuft dann ab? Jesper Juul: Nehmen wir das Wort mögen: „Möchtest du?“ klingt sehr nett und gehört zum sozialen Umgangston. Aber im Privatleben funktioniert es nicht. Da muss es heißen: „Willst du“. Etwa: „Ich will jetzt, dass du essen kommst!“ Das ist eine klare Aussage. Danach kann sich das Kind richten. Wenn die Mutter fragt: „Möchtest du dich setzen?“, weiß es nicht, ob das eine Frage oder eine Aufforderung ist. Oder: Ein Vater kann zum Kind sagen: „Heute will ich nicht mit dir spielen“. Nur muss er dazu stehen und zugeben: „Ja, ich habe nein gesagt. Nicht weil du böse bist oder ich überarbeitet bin, sondern weil ich lieber meine Zeitung lese.“ Wichtig ist, dass ich eine persönliche Sprache verwende, meine eigenen Gefühle ausdrücke. Das ist authentisch. Frage: Enttäusche ich auf diese Weise nicht mein Kind? Jesper Juul: Ja, aber ich verletze es nicht. Eltern, die ihre Bedürfnisse ständig unterdrücken, geben irgendwann ihren Kindern die Schuld dafür. Das verletzt sie. Nein zu sagen enttäuscht Kinder lediglich oder macht sie wütend. Das ist, als ob ich zu einem Freund sage, jetzt will ich allein sein. Frage: Ist das ein anderes Nein als in der autoritären Erziehung? Jesper Juul: Ja. Ich sage nicht Nein zum Kind, weil es eine Frage stellt oder die Frage mir nicht passt. Sondern ich meine: Manchmal muss ich zu Menschen, die ich liebe, Nein sagen, weil ich zu mir selbst Ja sagen muss. Frage: Widerspricht das nicht dem Wert der Gleichwürdigkeit? Jesper Juul: Nein. Gleichwürdigkeit heißt nicht, dass Eltern nichts mehr zu entscheiden haben. In einer gleichwürdigen Familie wird jeder respektiert. Jeder darf seine Wünsche und Bedürfnisse ausdrücken und wird damit ernst genommen. Das bedeutet nicht, dass alle Wünsche immer erfüllt werden. Kinder verstehen das auch. Frage: Wie schaffe ich es, dass mein Kind meine Werte auch als wertvoll empfindet? Jesper Juul: Diese Werte finden Kinder cool. Sie helfen ihnen ja, in der Welt zu überleben. Teenager müssen heute sehr wichtige Entscheidungen treffen bezüglich Alkohol, Drogen, Pornografie. Die Angebote sind da. Aber wir wissen: Ein Kind, das selbstbewusst sagen kann: „Nein, das ist nichts für mich“, wird nicht zum Außenseiter. Das müssen Kinder verstehen, und das können sie nur mit ihren Eltern zusammen. Denn sie lernen vor allem durch unser Verhalten, durch das, was wir tun und sagen oder eben nicht. Umfrage: Worauf es ankommt Werte zählen für Eltern in Deutschland: Knapp 88 Prozent möchten ihre Kinder zur Wohltätigkeit erziehen, 87 Prozent ist Nächstenliebe wichtig und 85 Prozent Gewissensbildung. Das ergab eine GfK-Umfrage im Auftrag von BABY und Familie. (Baby und Familie/Gesundheitpro.de vom 18. August 2006) Kinder mit Sprachstörungen: Auf eine rechtzeitige Diagnose kommt es an Jedes fünfte Kind mit Deutsch als Muttersprache kann sich im Alter von vier Jahren nicht verständlich ausdrücken „Die Sprachprobleme haben viele Ursachen: Es gibt Kinder, die von Geburt an Probleme mit dem Essen, Schlucken, aber vor allem mit dem Fühlen von Dingen haben. Dies führt oft zu Bewegungs- und Sprachstörungen, da die Kinder weder fühlen, hören noch richtig sprechen gelernt haben“, erklärte Eberhard Kruse, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Ab dem zweiten Lebensmonat beginnt ein Baby mit ersten Sprechversuchen, indem es „lallt“. Findet dieser Entwicklungsschritt nicht statt, was auf ein defektes Fühlsystem zurückzuführen sei, müssten die Eltern wachsam sein. Sprachprobleme hätten nichts mit sonstigen körperlichen Fehlbildungen zu tun. Vielen Kindern mit Kommunikationsproblemen könnte jedoch bei einer rechtzeitigen Diagnose geholfen werden, sagte Kruse. „Wir führen alleine am Uniklinikum Heidelberg jährlich fast 2.000 ausführliche Sprachuntersuchungen mit Hörtests für Kinder unter zehn Jahren durch. Vielen kann durch Spezialtherapien geholfen werden, um vor allem bei der Einschulung keine weiteren Verständigungsprobleme zu haben“, sagte die Heidelberger Medizinerin Ute Pröschel. Dennoch liege der Anteil von Erstklässlern mit Sprachdefiziten bei 20 etwa 15 Prozent, führte Pröschel aus. „Mit steigender Tendenz, wie wir im Arbeitsalltag beobachten müssen.“ Eltern sollten deshalb mit ihren Kindern so viel reden, vorlesen, singen und spielen wie möglich, auch wenn der Nachwuchs keine Verständigungsschwierigkeiten habe, rät die Ärztin. Auch das Auswendiglernen von Reimen und Spiele wie „Koffer packen“ stärkten die Fühl- und Sprechkompetenz der Kleinen. Die Kommunikationsprobleme seien nicht auf soziale Faktoren zurückzuführen. Als „absoluten Skandal“ bezeichneten es Kruse und Pröschel, dass es in Deutschland bisher nicht flächendeckende Hörtests bei Neugeborenen gebe. „Die gesetzlichen Krankenkassen sperren sich immer noch dagegen, die wichtigen Hörtests nach der Geburt zu übernehmen. Diese kosten pro Kind etwa 13 Euro“, sagte Kruse. Bei Frühchen liege der Anteil von Babys mit Hörschäden bei etwa zwei Prozent, bei normal geborenen und gesunden Kindern bei 0,1 Prozent. Trotzdem könne den Kindern bei einer rechtzeitigen Diagnose „für das gesamte Leben“ geholfen werden, da sich die menschliche Sprache in den ersten drei Lebensjahren entwickle und bei vielen Kinder Hörprobleme erst danach festgestellt würden. Deutschland sei bei den Hörtests „unter den zivilisierten Ländern ein absolutes Schlusslicht“. (dpa/ GesundheitPro vom 15. September 2006) Schule/Jugendarbeit und Schule Jungen brauchen mehr Hilfe KMK-Präsidentin: Schulen müssen mehr tun für die „Bildungsverlierer“ Damit Jungen nicht länger die Bildungsverlierer im deutschen Schulsystem bleiben, müssen die Schulen sie systematisch besser fördern als bisher. Das Ziel der Pädagogik müsse heute eine „geschlechtergerechte Schule“ sein, hat Ute Erdsiek-Rave, Bildungsministerin in Schleswig-Holstein und Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), auf einer Fachtagung ihres Ministeriums in Berlin gefordert. Den Schulen gelinge es „häufig nicht, Mädchen und Jungen gleichermaßen zu fördern“, bedauerte die Ministerin die bundesweit alarmierenden Zahlen der Schulstatistiker. Tatsächlich geraten danach Jungen seit Jahren zunehmend ins Hintertreffen: Bundesweit sind zwei von drei Schulabbrechern männlich, drei Viertel der Kinder an den Förderschulen sind Jungen. Jungen bleiben zudem deutlich häufiger sitzen als Mädchen, gleichzeitig ist die Mehrzahl der jungen Leute, die Abitur machen, weiblich: 56 Prozent aller „Reifezeugnisse“ gehen an Mädchen. Klar ist seit der Iglu-Studie auch dies: Jungen in der Grundschule erhalten trotz gleicher Kompetenzen häufig schlechtere Noten als Mädchen. Dabei, so Erdsiek-Rave, „sollten Mädchen wie Jungen die Schule als Ort erleben, der für sie da ist, auf ihre Bedürfnisse eingeht“. Ein Grund für das schlechte Abschneiden der Jungen, so die Experten, liege in der zunehmenden Verweiblichung der Pädagogik- und Erziehungsberufe. Rund 70 Prozent aller Lehrkräfte sind Frauen, an den Grundschulen liegt ihr Anteil bereits bei 83 Prozent. „Jungen kommen in der frauendominierten Schule heute zu kurz“, erklärte der Hamburger Pädagoge Frank Beuster in Berlin. „Wer sich wie ein typischer Junge aufführt, wird schnell als hyperaktiv, aggressiv oder sozial defizitär wahrgenommen.“ Zum Maßstab in den Schulen sei heute das angepasste, pflegeleichte Mädchen geworden. Für mehr Männer in Kindergärten und Schulen plädiert auch die KMKPräsidentin, eine feste Männerquote lehnt sie aber als „nicht praktikabel“ ab. Die Aufweichung alter Klischees im Unterricht forderte die Dortmunder Erziehungswissenschaftlerin Barbara Koch-Priewe: Rollenspiele, Jungennachmittage mit Vätern oder ein Praktikum in der Kita könnten Jungen ein neues Selbstverständnis eröffnen. Im Düsseldorfer Schulministerium ist die systematische Förderung der Jungen bislang kein Thema. Das Schulgesetz schreibe explizit vor, jedes Kind individuell zu fördern, so ein Sprecher, das schließe die Förderung der Jungen ein. Jungen neu entdecken: Die besondere Förderung der Mädchen ist seit 30 Jahren ein Thema an den Schulen. Jetzt beginnt die breite Debatte über Jungen und ihre Probleme Jungen sind ja nicht dümmer als Mädchen. Trotzdem haben Jungen in der Schule weniger Erfolge als Mädchen oder scheitern häufiger, sagt die KMK-Präsidentin Ute Erdsiek-Rave. Wie dies zu ändern ist, war das zentrale Thema der Tagung in Berlin. Hier diskutierten Experten und Praktiker über „Eine Schule für Mädchen und Jungen“, über Geschlechteridentität und den besten Umgang mit den Unterschieden. „Wir müssen uns dringend damit befassen, wie Jungen beim Lernen besser auf ihre Kosten kommen“, hatte Erdsiek-Rave im WAZ-Gespräch erklärt. Sie tritt seit langem für eine „geschlechtergerechte Schule“ ein. Eine Schule, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Mädchen wie der Jungen gerecht wird. In der nicht blind Stoff gepaukt wird, sondern in der jedes Kind mit seinen speziellen Begabungen und Interessen wahrgenommen und gefördert 21 wird. Was für sie konkret heißt: „Die Schulen müssen die Mädchen weiterhin verstärkt für Naturwissenschaften und ‚harte’ Fächer interessieren. Die Jungen müssen offener werden für die ‚weichen’ Qualifikationen.“ Seit gut 30 Jahren befassen sich Expertinnen mit der Frage, wie traditionelle Rollenbilder und Klischees das Lernen von Mädchen und Jungen beeinflussen. Konzepte zur Mädchen- und Jungen-Förderung gibt es reichlich. Im Unterrichtsalltag angekommen ist davon bisher wenig. Dabei gibt es Modelle, die ohne großen Aufwand wirken, wie Beispiele aus der Praxis zeigen. Technik ist für Mädchen reizvoller Stoff, wenn sie einen neuen Zugang bekommen. Gern zitiert: Die Funktion einer Maschine verstehen Mädchen eher bei einem Herzschrittmacher, während sich die Mehrzahl der Jungen für das Innenleben eines Lkw-Motors begeistert. Auch Computerkurse, phasenweise getrennt nach Geschlechtern, haben sich im praktischen Versuch bewährt. In gemischten Klassen geraten Mädchen allzu leicht ins Hintertreffen, wenn die Technik-Freaks unter den Jungen beweisen müssen, was sie bereits beherrschen. Mädchen unter sich probieren dagegen in Ruhe aus, was wie funktioniert. Sind sie erst sicher im Umgang mit Technik und Software, macht ihnen keiner mehr etwas vor. Aber auch Jungen profitieren davon, wenn sie phasenweise getrennt unterrichtet werden. Weshalb Schule beides leisten müsste. Aufmerksamkeit finden die Sorgenkinder unter den Jungen oft erst dann, wenn sie widerspenstig und aggressiv werden. Was Lehrer nicht unbedingt persönlich nehmen sollten: Aggressivität kommt auch auf, wenn man Kinder zwingt, über Stunden still zu sitzen. Eine neue Aufgabe für Lehrkräfte lautet daher: Den größeren Bewegungsdrang von Jungen produktiv nutzen für alternative Lernsituationen. Besondere Unterstützung brauchen Jungen vor allem im Lesen; für fast jeden zweiten 15Jährigen bedeutet es eher Strafe als Vergnügen. Schlechte Noten und Sitzenbleiben helfen dagegen nicht, anderer Lese-Stoff schon: Comics und Gebrauchsanweisungen sind Druckwerke, in die sich Jungen durchaus vertiefen können. Über solche „spannenden“ Texte könnten sie den Weg zur Literatur finden. Eins aber hat im Schulalltag wie in den Schulbüchern längst Seltenheitswert: männliche Vorbilder. Selbst an den Gymnasien werden bald mehr Frauen als Männer unterrichten. Jede Quotierung wäre aber illusorisch – der Nachwuchs bleibt einfach aus. (WAZ vom 1. September 2006 – Von Sigrid Krause) Unter „Was tun?“ gibt die WAZ noch folgenden Hinweis: Zappelig, gewaltbereit, große Sprüche, aber miserable Zensuren: Was tun mit solchen Rabauken? Vor dieser Frage stand der Bielefelder Pädagoge Ulrich Boldt bereits vor gut zehn Jahren. Seine Antwort auf das Problem: „Jungen-Konferenzen“. Eigentlich keine große Sache: Alle 14 Tage gibt es Unterrichtsstunden, in denen die Jungen unter sich bleiben, in denen sie Zeit haben zum Reden und Spielen. Parallel trainieren die Mädchen Selbstverteidigung und das „Nein-Sagen“. Info: [email protected], www.praxisschule.de Aktion Humane Schule fordert lernfördernde Leistungsbeurteilung „Ziffernnoten und individuelle Förderung sind ein Widerspruch in sich“ Für leistungsfördernde und menschlichere Formen der Leistungsbeurteilung setzt sich die Aktion Humane Schule e.V. (AHS) ein. Diesem Zweck diente auch das AHS-Sommergespräch am 1. September 2006, zu dem Roswitha Träbert, die Landesvorsitzende des Verbandes, nach Niederkassel-Ranzel eingeladen hatte. „Machen Ziffernnoten und Kopfnoten gute Schüler?“, lautete das Thema, zu dem sie zahlreiche Mitglieder und Gäste in der Gemeinschaftsgrundschule begrüßen konnte. Als „Farce“ bezeichnete es dabei der Bundesvorsitzende der Aktion Humane Schule, Detlef Träbert, dass die NRW-Landesregierung ihr neues Schulgesetz als das modernste in Deutschland feiere. „Wer Ziffernnoten immer früher einsetzt und gleichzeitig die völlig überholten Kopfnoten einführt, erhöht zwar den Druck, aber nicht die Leistung“, erläuterte der Diplompädagoge in seinem Referat. Die „Fragwürdigkeit der Zensurengebung“ sei seit mehr als drei Jahrzehnten in der Erziehungswissenschaft Allgemeingut, aber die Bildungspolitik ignoriere hartnäckig, was ihr nicht ins Konzept passe. „Vergleichende Leistungsbewertung mit Ziffernnoten und individuelle Förderung sind ein Widerspruch in sich“, zog AHS-Landesvorsitzende Roswitha Träbert das Fazit am Ende des Gesprächabends. Für eine lernförderliche Leistungsbeurteilung fordert die Aktion Humane Schule statt Ziffernnoten den Einsatz von Lernentwicklungsgesprächen und –berichten, von Präsentationen sowie Portfolios. (Aktion Humane Schule vom 4. September 2006) 22 Schlechte Noten für deutsches Bildungssystem – Zu wenig Geld für die Bildung Das deutsche Bildungssystem hinkt im internationalen Vergleich weiter hinterher. Einer neuen Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zufolge werden hierzulande immer noch zu wenige Akademiker und Abiturienten ausgebildet. Die OECD beklagt in ihrer Studie zudem die Finanzierung des deutschen Bildungssystems als mangelhaft. Im Gegensatz zu vielen anderen OECD-Ländern stagnieren in der Bundesrepublik die Ausgaben für Bildung. Dies zeige, dass „Deutschland bisher nicht ausreichend auf die Herausforderungen der Wissensgesellschaft reagiert“. Der Anteil der privaten und öffentlichen Bildungsausgaben lag im Jahr 2003 in Deutschland bei 5,3 Prozent - und damit unter dem OECD-Durchschnitt von 5,9 Prozent. Die Ausgaben für den Bildungssektor wirken sich offensichtlich auf die Qualität aus: Der Studie zufolge wird der Abstand zwischen Deutschland und den Ländern, die mehr in die Bildung stecken, größer. Weniger Akademiker nur in drei Ländern Weniger Akademiker als in Deutschland werden nur noch in drei OECD-Staaten ausgebildet: in der Tschechischen Republik, Österreich und der Türkei. „Wenn man berücksichtigt, dass künftig geburtenschwache Jahrgänge die Schule verlassen, wird Deutschland den steigenden Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften so nicht befriedigen können“, so die Studie. Das sei mit Blick auf die Bevölkerungsentwicklung Besorgnis erregend. In dem jährlichen Bericht werden die Bildungssysteme der 30 wichtigsten Industrienationen verglichen. Die Organisation erstellt auch die PISA-Studien zur Situation an den Schulen und zum Wissensstand der Kinder. Auch hier kam die Bundesrepublik stets eher schlecht weg. Erdsiek-Rave fordert „Qualitäts-Offensive“ Die Präsidentin der Kultusminister-Konferenz, Ute Erdsiek-Rave (SPD), schlug als Reaktion auf die Studie eine neue „Qualitäts-Offensive“ für die Bildung vor. Finanziert werden könne dies durch das Geld, das Länder und Kommunen in den nächsten Jahren durch den erheblichen Schülerrückgang einsparen, sagte die schleswig-holsteinische Bildungsministerin. „Das Geld muss in der Bildung bleiben und nicht in die Spardosen der Finanzminister wandern.“ Der parlamentarische Staatssekretär im Bildungsministerium, Andreas Storm (CDU), verwies darauf, dass Bund und Länder im Dezember einen Hochschulpakt schließen wollten mit dem Ziel, bis 2013 die Zahl der Studierenden um 25 Prozent zu erhöhen. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte, die Zahl der Studienabbrecher von durchschnittlich 25 Prozent müsse nachhaltig gesenkt werden. Von zentraler Bedeutung sei die „vollständige Neukonzeption aller Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor und Master“. Die Vize-Chefin des DGB, Ingrid Sehrbrock, verlangte höhere Bildungsausgaben. Grüne, Linkspartei und FDP hielten der Bundesregierung deutliche Versäumnisse in ihrer Bildungspolitik vor. Der Bildungsbericht auf einen Blick Der neue Bildungsbericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bescheinigt Deutschland zwar einige „erkennbare Verbesserungen“. Gleichwohl fällt das deutsche Bildungssystem im internationalen Vergleich in vielen Untersuchungsfeldern weiter zurück. Hier einige ausgesuchte Ergebnisse: Bildungsfinanzierung Der Anteil der Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt lag in Deutschland 2003 bei 5,3 Prozent (OECD-Mittel: 5,9 Prozent). 2000 lag Deutschland noch bei 5,2 Prozent. Ausgaben pro Schüler Pro Grundschüler wendet Deutschland 4.624 US-Dollar auf und liegt damit nur an 20. Stelle von 28 untersuchten Staaten (OECD-Mittel: 5.450 US-Dollar). Bis zur 10. Klasse liegen die Ausgaben in Deutschland pro Schüler bei 5.627 US-Dollar (OECD-Mittel: 6.560 US-Dollar). Deutlich überdurchschnittlich sind hingegen die Pro-Kopf-Ausgaben an den Oberstufen der Sekundarstufe II von Gymnasien, Gesamtschulen und Berufsfachschulen. Hier wendet Deutschland 10.232 US-Dollar auf (OECD-Mittel: 7.582 USDollar). Ausgaben pro Student Mit 11.594 US-Dollar pro Student liegen die deutschen Ausgaben zunächst etwas über dem OECD-Mittel von 11.254 US-Dollar. Rechnet man jedoch die erheblichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung an den Hochschulen heraus, ergibt sich ein anderes Bild. Dann liegen die deutschen Aufwendungen pro Student nur bei 7.282 US-Dollar (OECD-Mittel 8.093 US-Dollar). Chancengleichheit Nach einer neuen OECD-Berechnung ist an deutschen Schulen für Kinder aus der unteren sozialen Schicht die „Wahrscheinlichkeit" des Versagens in der Basisqualifikation Mathematik um 4,6 mal größer als für Kinder aus der Oberschicht. Nur noch Belgien, die Slowakei und Ungarn haben unter 29 untersuchten Staaten noch schlechtere Werte. Erneut wird damit auf die mit mehreren Studien belegte hohe Abhängigkeit von Bildungserfolg und sozialer Herkunft in Deutschland verwiesen. 23 Abitur und Hochschulabschlüsse In den deutschen Schulen streben derzeit 38,8 Prozent eines Jahrgangs das Abitur oder die Fachhochschulreife an (OECD-Mittel: 67,7 Prozent). Allerdings erwerben in Deutschland 14 Prozent nachträglich die Studierberechtigung nach einer beruflichen Ausbildung (OECD-Mittel: 9,2 Prozent). 2004 schlossen in Deutschland 20,6 Prozent eines Altersjahrgangs erfolgreich ein Studium ab (OECD-Mittel: 34,8 Prozent). Weiterbildung 2004 machten zwölf Prozent der 25- bis 64-jährigen Beschäftigten eine berufliche Weiterbildung (OECDMittel: 18 Prozent). Von den Ungelernten waren in Deutschland nur drei Prozent in der Weiterbildung, weniger als die Hälfte des OECD-Mittels. Der Bericht hebt hierbei hervor, dass in Deutschland vor allem Beschäftigte mit einem Hochschulabschluss Weiterbildungskurse besuchen. (tagesschau.de vom 12. September 2006) Anmerkung der Redaktion: Wir müssen gestehen, dass wir uns nach jeder neuen OECD-Veröffentlichung zum Thema „Bildung in Deutschland“ eine „klammheimliche Freude“ nicht ganz verkneifen könnten, wenn die Ignoranz verantwortlicher deutscher Bildungspolitiker nicht so verheerende Folgen für unzählige junge Menschen in Deutschland hätte. Der Vorstand des ABA Fachverbandes hat die von der AGOT-NRWKommission „Jugendarbeit und Schule“ erzielten Ergebnisse als bildungspolitische Position des Verbandes beschlossen. Diese kann man sich herunterladen unter http://www.abafachverband.org/index.php?id=37. Die Zusammenfassung der neuen OECD-Studie gibt es unter http://www.oecd.org/dataoecd/32/18/37393474.pdf. Rechtliches Zur Zulässigkeit eines befristeten Arbeitsvertrags Befristete Arbeitsverhältnisse sind nach dem geltenden Arbeitsrecht grundsätzlich zulässig. Allerdings gelten für Arbeitsverhältnisse, die für bestimmte Zeit abgeschlossen sind, die besonderen Regelungen des Teilzeit- und Befristungsgesetzes. Danach ist zu unterscheiden, ob die Befristung mit oder ohne sachlichen Grund erfolgt. Bestimmte sachliche Gründe rechtfertigen den Abschluss eines befristeten Arbeitsvertrags. Nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz ist eine Befristung des Arbeitsverhältnisses insbesondere in folgenden Fällen zulässig: • bei nur vorübergehendem Personalbedarf (z.B. Saisonarbeiter, Aushilfskräfte); • im Anschluss an eine Ausbildung oder ein Studium; damit soll dem Arbeitnehmer der Übergang in eine Anschlussbeschäftigung erleichtert werden; • bei der Vertretung eines anderen Arbeitnehmers (z.B. bei Krankheits- oder Elternzeitvertretung); • im Hinblick auf die Eigenart der Arbeitsleistung (z.B. Künstler, Musiker, Trainer); • bei der Erprobung des Arbeitsverhältnisses (hier will der Arbeitgeber die fachliche und persönliche Eignung des Arbeitnehmers feststellen); die Dauer der Befristung wird in der Regel nicht mehr als sechs Monate betragen; • bei Gründen, die in der Person des Arbeitnehmers liegen (z.B. wenn der Arbeitnehmer eine Befristung wünscht oder wenn aus sozialen Gründen eine vorübergehende Beschäftigung erfolgt, um die Zeit bis zum Beginn des Studiums zu überbrücken); • bei einer Vergütung des Arbeitnehmers aus zeitlich begrenzten Haushaltsmitteln (z.B. Beschäftigung im Rahmen eines Forschungsprojekts); • bei einer Befristung aufgrund eines gerichtlichen Vergleichs. Ohne sachlichen Grund ist eine Befristung des Arbeitsverhältnisses möglich, wenn der Arbeitsvertrag oder die höchstens dreimalige Verlängerung die Gesamtdauer von zwei Jahren nicht überschreitet. Auch in den ersten vier Jahren nach der Gründung eines Unternehmens ist die Befristung eines Arbeitsvertrags ohne Vorliegen eines sachlichen Grundes bis zur Dauer von vier Jahren zulässig; bis zu dieser Gesamtdauer von vier Jahren ist auch die mehrfache Verlängerung des befristeten Arbeitsvertrags zulässig. Und schließlich kann die Befristung des Arbeitsverhältnisses ohne sachlichen Grund mit Arbeitnehmern vereinbart werden, die bei Beginn des Arbeitsverhältnisses das 58. Lebensjahr vollendet haben. Ist die Vereinbarung einer Befristung unwirksam (z.B. weil kein Befristungsgrund vorliegt), so gilt der befristete Arbeitsvertrag mit dem vereinbarten Ende als auf unbestimmte Zeit geschlossen. Das Arbeitsverhältnis ist also damit zu einem unbefristeten Arbeitsverhältnis geworden. Ist die für die Befristung gesetzlich gebotene Schriftform nicht eingehalten, so kann der Arbeitsvertrag auch vor dem vereinbarten Ende gekündigt werden. Eine ordentliche Kündigung des befristeten Arbeitsverhältnisses ist nur dann zulässig, wenn dies arbeitsvertraglich oder im anwendbaren Tarifvertrag vereinbart ist. Andernfalls ist das Arbeitsverhältnis 24 für die Dauer der zeitlichen Befristung nur außerordentlich, also aus wichtigem Grund kündbar. Ist das Arbeitsverhältnis für die Lebenszeit einer Person oder für längere Zeit als fünf Jahre eingegangen, so kann es vom Arbeitnehmer nach Ablauf von fünf Jahren gekündigt werden. Die Kündigungsfrist beträgt sechs Monate. Wird das Arbeitsverhältnis aus dem befristeten Arbeitsvertrag nach Ablauf der Befristung mit Wissen des Arbeitgebers fortgesetzt, so gilt das Arbeitsverhältnis als auf unbestimmte Zeit verlängert. Tipp: Weitere Informationen enthält die Broschüre "Kündigungsschutz für Arbeitnehmer" von Prof. Dr. Wolfgang Däubler, die als Begleitbuch zur Fernsehserie "ARD -Ratgeber Recht" erschienen ist. Der Ratgeber ist im Buchhandel und bei den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen zum Preis von 9,80 Euro erhältlich. ISBN 3-938174-31-5. (ARD Ratgeber Recht vom 23. Juni 2006) Verbrauchergesetz Verbraucherschützer halten es für einen „zahnlosen Tiger“, die Bundesregierung für einen „Quantensprung“: Das Gesetz für mehr Verbraucherinformationen sorgt seit fünf Jahren für Streit. Der Bundesrat hat am 22. September 2006 endgültig grünes Licht gegeben, um Gammelfleischskandale künftig möglichst zu verhindern. Die Bundesländer stehen unter Druck. Einige Länder sehen Mängel im Gesetz, wollen aber zugleich ein schärferes Vorgehen gegen „schwarze Schafe“ und kriminelle Machenschaften demonstrieren. Nun kommen auch noch verfassungsrechtliche Bedenken hinzu. Im vergangenen Jahr war das Gesetz zum zweiten Mal gescheitert. Bundestag und Bundesrat konnten sich nicht einigen. Nach mehreren Fleischskandalen haben die Länder nun grundsätzlich Zustimmung signalisiert. Bayerns Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf (CSU) hält das Gesetz zwar nicht für das Gelbe vom Ei, appelliert aber an alle, Geschlossenheit zu zeigen. „Ein Verschieben hätte zur Folge, dass sich die Kriminellen ins Fäustchen lachen.“ Einige Unionsländer fordern weitergehende Regelungen. Die Union hatte allerdings zuvor gewarnt, dass die Wirtschaft nicht gefährdet werden dürfe. Die Verbraucher sollen künftig von den zuständigen Behörden über Lebensmittelskandale wie Gammelfleisch möglichst früh informiert werden. „Die Behörden werden grundsätzlich verpflichtet, die Namen zu nennen“, sagt der Parlamentarische Verbraucherstaatssekretär Gerd Müller (CSU). Die Namensnennung ist aber nicht neu – bisher war das eine „Kann“-Regelung. Grünen-Fraktionsvize Bärbel Höhn hält wie auch Verbraucherschützer das Gesetz für „löchrig wie einen Schweizer Käse“ – die Nennung der Namen muss verhältnismäßig sein, die Firmen können sich zudem auf Geschäftsgeheimnisse berufen. Auch Baden-Württembergs Bundesratsminister Wolfgang Reinhart (CDU) sieht Mängel. Er hält das Verfahren für zu bürokratisch und glaubt nicht, dass die Regelungen Lebensmittelskandale ausreichend verhindern. Das Bundesverbraucherministerium weist die Kritik zurück. Bei Rechtsverstößen und Gesundheitsgefahren müssten die Behörden künftig Namen veröffentlichen. Das wäre der Fall, wenn Gammelfleisch im Handel ist, von Lebensmittelverpackungen Gefahren ausgehen oder Höchstmengen von Pestiziden überschritten werden. Doch die Föderalismusreform hat die Juristen auf den Plan gerufen. Ihre Frage: Darf der Bund den kommunalen Behörden überhaupt noch Aufgaben übertragen? Die Bundesregierung sieht kein Problem, es handle sich nicht um eine Zuweisung von Aufgaben, weil die Länder darüber entschieden. Die Bedenken sind aber so schwerwiegend, dass eine Einschaltung des Vermittlungsausschusses nicht ausgeschlossen wird. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte im Bundestag an die Länder appelliert, dem Gesetz zuzustimmen. Nach zwei Jahren soll das Gesetz überprüft werden. Die Grünen halten das Gesetz von Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) für eine Verbrauchertäuschung. Damit könnte es dann selbst im Internet veröffentlicht werden, falls die Länder für das Gesetz stimmen. (dpa/GesundheitPro vom 22. September 2006) Rechtsgutachten „Personalvertretung an eigenverantwortlichen Schulen“ Die neuen Regelungen im neuen Schulgesetz NRW zur Mitbestimmung der Lehrkräfte an Schulen haben DGB und GEW dazu gebracht, ein Rechtsgutachten zur „Personalvertretung an eigenverantwortlichen Schulen“ in Auftrag zu geben und diese Neuregelungen auf den Prüfstand zu stellen. Der Titel des nun vorliegenden Gutachtens lautet: Personalvertretung in eigenverantwortlichen Schulen unter Berücksichtigung der Föderalismusreform. Es wurde im Auftrag des Hauptvorstandes der GEW, des Landesverbandes NRW der GEW und des Deutschen Gewerkschaftsbundes erstellt von Prof. Dr. Dr. h.c. Ulrich Battis und Priv.-Doz. Dr. Klaus Joachim Grigoleit von der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Öffentlichkeit wurde das Gutachten am 22. September 2006 in einer Landespressekonferenz in Düsseldorf vorgestellt. (GEW NRW vom 22. September 2006) 25 Das Gutachten kann geladen werden über www.ABA–Fachverband.org -> Arbeitsrecht. Die Pressemitteilung der GEW „Schulgesetz NRW“ verstößt gegen die Verfassung gibt es unter http://www.gewnrw.de/presseinfos/Presse200644.cfm. Unterhaltspflicht trotz Hartz IV Das Oberlandesgericht Stuttgart hatte darüber zu entscheiden, ob ein Empfänger von Arbeitslosengeld II seiner volljährigen und in Ausbildung befindlichen Tochter Unterhalt schuldet. Der 46 Jahre alte Vater hat seinen Arbeitsplatz verloren und bezieht seit Januar 2005 zusammen mit seiner Ehefrau Leistungen nach dem SGB II (sog. Hartz IV) in Höhe von derzeit 1.337,79 Euro. Der Vater möchte den von ihm früher anerkannten Unterhalt von 100 Euro monatlich ab Januar 2005 nicht mehr bezahlen. Wegen einer Herzerkrankung könne er nicht arbeiten. Das Oberlandesgericht (Urteil vom 14.2.2006, Aktenzeichen 17 UF 247/05) hat entschieden, dass der Vater seiner Tochter für die Zeit der Berufsausbildung weiterhin Unterhalt schuldet. Von einer Erwerbsunfähigkeit könne angesichts des Bezugs von Leistungen nach dem SGB II (der Arbeitsfähigkeit voraussetzt) nicht ausgegangen werden. Als angelernter Arbeiter könne der Vater bei einem Stundenlohn von 8 Euro monatlich 992 Euro netto verdienen. Nach Abzug eines Berufsaufwands von 5 Prozent und eines Selbstbehalts in Höhe von 890 Euro könne er deshalb 53 Euro im Monat an seine Tochter bezahlen. Diesen Betrag könne er auch durch eine geringfügige Beschäftigung verdienen, ohne dass die ihm derzeit gewährten staatlichen Leistungen gekürzt würden. (ARD Ratgeber Recht vom 17. August 2006) Seit dem 1.8.2006 gelten neue Regeln für Hartz-IV-Empfänger Mit Wirkung vom 1.8.2006 gelten folgende Änderungen: • Die Träger der SGB II-Leistungen sollen jedem, der ohne vorherigen Leistungsbezug einen Erstantrag auf Arbeitslosengeld II stellt, unverzüglich eine Eingliederungsleistung anbieten. Dies ist entsprechend bereits für Antragsteller bis zum 25. Lebensjahr im Gesetz verankert. • In den Datenabgleich sollen auch ausländische Träger einbezogen werden, sodass mit Informationen über ausländische Zinserträge bisher verschwiegene Einkommens- und Vermögensquellen aufgedeckt werden. Auch Daten der Meldeämter und des Kfz-Bundesamtes werden überprüft. • Die Arbeitsgemeinschaften müssen einen Außendienst einrichten. Dieser soll vor allem dazu dienen, Missbrauchsfälle aufzudecken. Der Gesetzgeber geht davon aus, „dass jede Arbeitsgemeinschaft etwa 200 Missbrauchsfälle im Jahr aufdeckt“. Es werden verstärkt Außendienst- und Telefonkontrollen durchgeführt. • Lehnt der Antragsteller eine angebotene Arbeit oder Eingliederungsmaßnahme ab, so wird das Arbeitslosengeld wie bisher für drei Monate um 30 Prozent gesenkt. Bei wiederholter Pflichtverletzung innerhalb eines Jahres kommt eine Kürzung um weitere 30 Prozent hinzu. Bei jeder weiteren wiederholten Pflichtverletzung nach Abs. 1 wird das Arbeitslosengeld II um 100 Prozent gemindert. Eine wiederholte Pflichtverletzung liegt nicht vor, wenn der Beginn des vorangegangenen Sanktionszeitraums länger als ein Jahr zurückliegt. Der Träger kann die Minderung auf 60 Prozent begrenzen, wenn der Hilfebedürftige sich zur Erfüllung seiner Pflichten nachträglich bereit erklärt. Sonderregelung für Antragsteller unter 25 Jahren: Diesem Personenkreis werden schon bei der ersten Pflichtverletzung die Regelleistungen sechs Wochen lang völlig gestrichen und durch Sachleistungen ersetzt. • Dem Problem der eheähnlichen und lebenspartnerschaftlichen Gemeinschaften soll damit begegnet werden, dass nunmehr die Betroffenen selbst die Vermutung, dass zusammenlebende Personen in einer eheähnlichen Gemeinschaft leben, widerlegen müssen (Beweislastumkehr). Nunmehr sollen auch gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, die nicht eingetragene Lebenspartnerschaften sind, bei der Einkommens- und Vermögensanrechnung als Bedarfsgemeinschaft gewertet werden. • Der Freibetrag für Schonvermögen, das zur Altersvorsorge eingesetzt wird, steigt von 200,00 auf 250,00 Euro je Lebensjahr. Im Gegenzug wird der Freibetrag für andere Vermögensarten von 200,00 auf 150,00 Euro je Lebensjahr gesenkt. • Wer in stationären Einrichtungen untergebracht ist, kann zukünftig keine Leistungen nach dem SGB II beziehen. Ausgenommen sind nur Personen, die weniger als sechs Monate in einem Krankenhaus oder einer Reha-Einrichtung verbringen sowie Personen in stationären Einrichtungen, die mindestens 15 Stunden in der Woche erwerbstätig sind. • Empfänger von BAföG, Berufsausbildungsbeihilfe oder Ausbildungsgeld erhalten einen Zuschuss zu den Unterkunftskosten, wenn sie diese nicht aus eigener Kraft decken können. 26 • • • • • Familien, die Anspruch auf Kinderzuschlag haben, können stattdessen künftig auch den befristeten Zuschlag in Anspruch nehmen. Die Baby-Erstausstattung (Kleidung und Kinderwagen) wird als einmalige Leistung aus der Regelleistung finanziert. Bei Umzügen hat der bisherige kommunale Träger die Kosten zu übernehmen. Für Frauen in Frauenhäusern trägt der bisherige Träger die Kosten. Für Obdachlose ist der Träger zuständig, in dessen Bereich sich der Antragsteller tatsächlich aufhält. Unterhaltsforderungen gehen kraft Gesetzes auf das Jugendamt über. Bestehen Zweifel an der Erwerbsfähigkeit eines Arbeitslosengeld-II-Empfängers, werden die Krankenkassen in das Einigungsstellenverfahren einbezogen. (ARD Ratgeber Recht vom 17. August 2006) Praxistipp Spaß an Frisbee: Gut bekannte Flugobjekte Der Frisbee-Sport wird vielfach nicht ganz ernst genommen. Wer sich näher mit ihm beschäftigt, wird schnell seine Meinung ändern Mit einem Metalldeckel begann es. Um 1920 entdeckten Kinder am Strand von Long Island (USA) die hervorragenden Flugeigenschaften von Gebäckdosen-Deckeln der Firma „Frisbie Pie Company“. Später warfen sich Studenten der Yale-Universität in New Haven die blechernen Scheiben zu. Der Warnruf für den Fänger lautete „Frisbie“ – ein neues Spiel entstand. In den 60er Jahren setzte sich die Wurfscheibe, inzwischen aus Plastik, in den USA unter dem Namen „Frisbee“ durch. In den 70ern gelangte der Trend nach Deutschland. Aus dem dynamischen Hin- und Herwerfen der Scheibe entwickelten sich mit der Zeit spezielle Wettkampfformen. Nach Angaben des Deutschen Frisbeesport-Verbands haben die fliegenden Plastikscheiben heute weltweit 150.000, in Deutschland etwa 1.500 organisierte Fans, Millionen lassen die Scheiben aus Spaß durch die Luft zischen. Vielleicht gehören Sie ja auch bald dazu, wenn Sie die eine oder andere Frisbee-Variante erst einmal ausprobiert haben. Gute Ausdauer ist wichtig Dieser Sport macht nicht nur Spaß, er ist auch gesund. „Er fördert vor allem die Ausdauer“, sagt Dr. Dirk Steinbach vom Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung der Deutschen Sporthochschule Köln. Konzentration, Koordination und Teamfähigkeit sollten die Spieler ebenfalls mit auf das Feld bringen. Weil Frisbee ohne direkten Körperkontakt mit dem Gegner gespielt wird, „ist das Risiko von harten Fouls und Verletzungen im Vergleich zu anderen Mannschaftssportarten wie Fußball deutlich geringer“, so der Sportwissenschaftler. Riskant sind höchstens ungewollte Kollisionen zweier Akteure. „Beim Flugscheibensport stehen gegenseitiger Respekt und die Freude am Spiel im Vordergrund“, betont Jörg Benner vom Deutschen Frisbeesport-Verband. Was ihn an „seinem“ Sport fasziniert, ist das Fluggerät selbst. „Die rotierende, schwebende Scheibe hält sich länger in der Luft als ein Ball. Und dank verschiedener Wurftechniken kann sie Bögen sowie Richtungsänderungen in der Luft beschreiben.“ Die einzelnen Disziplinen im Überblick Ultimate: Wird in Deutschland immer beliebter, ein Team-Sport mit einer Wurfscheibe, der Elemente aus Football und Basketball enthält und den Teilnehmern ein hohes Maß an Kondition, Sprintstärke, Wurftechnik und Taktik abverlangt. Das Laufspiel wird ohne Schiedsrichter auf Rasen oder Sand (Beach Ultimate) gespielt. Zwei Teams mit je sieben Spielern stehen sich dabei auf einem Feld von der Länge und der halben Breite eines Fußballfeldes mit zwei 15 bis 20 Meter langen Endzonen gegenüber. „Das Ziel ist, die Scheibe in der gegnerischen Endzone zu fangen. Das gibt einen Punkt“, erklärt Benner. Der Spieler darf nicht laufen, während er die Scheibe in der Hand hält. Bis zum Wurf hat er höchstens zehn Sekunden Zeit. Disc-Golf: Hier versuchen die Spieler, ihre Scheiben in spezielle Auffangkörbe zu platzieren und den Parcours mit möglichst wenigen Würfen zu schaffen. Die Körbe sind in 1,70 Meter Höhe angebracht. In Deutschland gibt es derzeit acht Disc-Golf-Kurse mit sechs bis 18 Bahnen (siehe www.discgolf.de) Freestyle: Meistens eine Einzeldisziplin, kann jedoch auch im Zweier- oder Dreier-Team gespielt werden. In zum Teil akrobatischen Vorstellungen zeigen die Freestyler schwierige Würfe, spektakuläre Fangaktionen oder das so genannte Delay – das Balancieren der rotierenden Scheibe auf einem Finger. Eine Jury bewertet die Darbietung. Hundefrisbee: Bei dieser Variante sind sportliche Hunde gefragt. Es gibt zwei Disziplinen: Bei Minidistance wirft der Mensch die Scheibe von der Startlinie aus; der Hund muss sie fangen und an den Ausgangspunkt zurückbringen. Je größer die Distanz, bei der der Hund die Flugscheibe schnappt, umso mehr Punkte erhält er. Ziel: innerhalb einer Minute so viele Punkte wie möglich zu erzielen. Bei Freestyle werden die Fangquote des Hundes und sein Zusammenspiel mit dem Menschen bewertet. 27 Guts: Bei dieser Variante des Frisbee-Sports (engl. guts = Schneid, Mut) stehen sich zwei Mannschaften mit je fünf Mitgliedern in einem Abstand von 14 Metern gegenüber. Die Spieler werfen die Scheibe so dynamisch und hart wie möglich zu den Gegnern, die sie mit einer Hand fangen müssen. Eine Mannschaft erzielt einen Punkt, wenn das gegnerische Team die Scheibe nicht fängt. Doppelfeldfrisbee: Bei dieser Mannschafts-Variante sind zwei Scheiben gleichzeitig im Spiel. Sie erfordert gutes Reaktionsvermögen, Teamgeist und Wurfgeschick. Jede Mannschaft mit zwei Spielern hat eine Scheibe und versucht, diese im gegnerischen Feld auf dem Boden zu platzieren oder den Gegner so auszutricksen, dass sich beide Scheiben in seinem Feld befinden. Discathon: Ein Spieler muss einen Ein-Kilometer-Parcours im Gelände unter Einsatz von zwei Scheiben möglichst schnell absolvieren. Er wirft eine Scheibe, während er die zweite beim Laufen in der Hand hält. Fängt er die erste, wirft er die zweite, und so weiter. Field Events: Unter diesem Begriff versteht man Einzeldisziplinen, bei denen es um die Weite des Wurfs oder um eine möglichst schnelle Zeit geht, wie zum Beispiel - Weitwurf (Distance): Der Weltrekord in dieser Disziplin liegt bei 250 Metern für Männer und 139 Metern für Frauen. - Zielwurf (Accuracy): Dabei werden die Treffer auf ein bestimmtes Ziel von sieben verschiedenen Positionen aus gezählt. - Schwebewurf (Maximum Time Aloft): Hier kommt es auf die Zeit an, die eine Scheibe in der Luft schwebt, bevor sie gefangen wird. - Werfen, Laufen, Fangen (Throw Run Catch): Ein so genannter Selbstfangwurf, bei dem die Strecke gemessen wird, die ein Spieler zwischen dem Abwurfpunkt und der Stelle zurücklegt, an der er die Scheibe einhändig fängt. Mehr Informationen gibt es im Internet unter www.frisbeesportverband.de (Apotheken Umschau vom 31. August 2006) Kurzmitteilungen Die Internetseite der Hans-Böckler-Stiftung mit Daten und Fakten zur Einkommenssituation von Frauen: www.frauenlohnspiegel.de Recht auf Bildung versus Schulpflicht: Informationen des Bundesverbandes Natürlich Lernen! e.V. haben wir neu auf unsere Internetseite http://www.aba-fachverband.org/index.php?id=317 (www.ABAFachverband.org -> „NAGEL-Redaktion“ -> „Die ‚etwas andere’ Schule“ gestellt. Wir bitten um Beachtung! Systemische Familientherapie: Wissenschaftliche Studie belegt Wirksamkeit und Langzeiterfolge. Info: http://www.dgsf.org/presse/pressemitteilungen/systemische-familientherapie-wissenschaftliche-studiebelegt-wirksamkeit-und-langzeiterfolge Im aktuellen Haushaltsentwurf für das Jahr 2007 plant die Landesregierung NRW erneut eine drastische Kürzung im Bereich der Weiterbildung von weiteren 20 Prozent. Sollte diese Kürzung wie geplant umgesetzt werden, verliert die Weiterbildungslandschaft in NRW rund 38 Prozent ihrer finanziellen Mittel seit 2002. Die Stellungnahme des Paritätischen Bildungswerkes NRW hierzu gibt es unter http://bildungsnetz.paritaet-nrw.org/e51/e158/Stellungnahme_pbw.pdf. Weitere Stellungnahmen: http://bildungsnetz.paritaet-nrw.org/e51/index_ger.html Das Handbuch „Mädchenarbeit in der Migrationsgesellschaft – Eine Betrachtung aus antirassistischer Perspektive“ von Güler Arapi und Mitja Sabine Lück (Girsl Act-Projekt am Mädchentreff Bielefeld) kann geladen werden über www.ABA-Fachverband.org -> NAGEL-Redaktion -> Geschlechterbewusste Arbeit. Auf dieser Seite sind auch die Fachorganisationen für geschlechterbewusste Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in NRW verlinkt. Neue Internet-Seite „Neue Wege für Jungs“: http://www.neue-wege-fuer-jungs.de. Die Seite ist auch verlinkt unter www.ABA-Fachverband.org -> NAGEL-Redaktion -> Geschlechterbewusste Arbeit. Der Bauernhof als erlebnispädagogischer Lernort – eine wissenschaftliche Studie von Anja Marquardt. Themenheft in der Reihe „Zeitschrift für Erlebnispädagogik“ (Heft 9/2006). Bezug: Institut für Erlebnispädagogik an der Universität Lüneburg, 04131/40 61 47. 28 Der Sprecher des Arbeitskreises Sozialpädagogik in der GEW NRW, Heinz Schlinkert, hat eine InternetSeite zum Thema „Kinder unter 3“ eingerichtet: www.schlinkert.eu/kleinkind. Dort sind Materialien, Links und Hinweise über neue audiovisuelle Medien zu finden. Kindergipfel-Netzwerk der Naturfreundejugend Deutschlands: http://www.kindergipfel.net Sozialwissenschaftliches Institut Tübingen SOWIT – ein auch in „Sachen Gender“ reges Institut: www.sowit.de Netzwerk für Männergesundheit: http://www.abafachverband.org/fileadmin/user_upload/user_upload_2006/Netzwerk_fuer_Maennergesundheit.pdf Den Infobrief („Newsletter“) des Netzwerks kann man beziehen über [email protected]. Schulverweigerung: 2. Chance für Schulverweigerer - Neue Koordinierungsstellen nehmen Arbeit auf. Info: http://www.zweite-chance.eu/content/index_ger.html Auf die ersten Ergebnisse der Kinder- und Jugendgesundheitsstudie des Robert Koch-Instituts, veröffentlicht am 25. September 2005, werden wir aus redaktionellen Gründen im kommenden i-Punkt eingehen. Interessierte finden die Ergebnisse unter : www.kiggs.de. Hinweise Aktuelles Programm des Essener Unperfekthauses: www.unperfekthaus.de Programm der Akademie Remscheid: www.akademieremscheid.de Medienprojekt Wuppertal: www.medienprojekt-wuppertal.de Zentrale Ausschau- und Fortbildungsveranstaltung des Bundes der Jugendfarmen und Aktivspielplätze (ATW) vom 6. bis 8. Oktober 2006 in Dresden: http://www.bdja.org/fortbildung.htm 30 Jahre JFC Medienzentrum Köln – Aus diesem Anlass findet am 20. Oktober 2006 in Köln eine medienpädagogische Börse statt. Info: http://jfc.info/30jahre Fünf Jahre Gender Mainstreaming in NRW – Fachtagung am 26. Oktober 2006 in Dortmund. Info: http://www.aba-fachverband.org/index.php?id=502 35 Jahre Kindergartengesetz in NRW ... das GTK zukunftsfest machen! Fachtagung der Veranstaltergemeinschaft „35 Jahre Kindergartengesetz in NRW“. Info: http://www.aba-fachverband.org/index.php?id=502 Der neue Newsletter der Spiellandschaft Stadt Bremen kann http://www.spiellandschaft-bremen.de/download/c1095/3-2006%20bunt.pdf bezogen werden über Wettbewerb „Über Geld spricht man nicht – über Schulden schon gar nicht“ des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zum Thema „Jugendliche in der Schuldenfalle“. Einsendeschluss ist der 15. Dezember 2006. Info: http://www.munlv.nrw.de/sites/arbeitsbereiche/verbraucherschutz/netzwerkfinanz.htm 29 Spiel des Monats Huckepackball Man braucht einen freien Platz von mindestens 10 Meter Länge. Als Material benötigt man einen Ball. Mindestens sechs Spieler stellen sich paarweise nebeneinander auf. Bleibt ein Spieler übrig, wird dieser zum Schiedsrichter. Einer der Spieler muss jeweils auf den Rücken des anderen steigen, sodass alle in Huckepackstellung sind. Der Schiri gibt einem Paar den Ball. Nun kann das Spiel losgehen. Die Paare laufen los und müssen sich den Ball zuwerfen. Wirft ein Paar den Ball so gemein, dass das Paar, das den Ball fangen muss, ihn nicht bekommt, scheidet das Paar, das den Ball geworfen hat, aus. Kann ein Paar einen fair geworfenen Ball nicht fangen, so ist das Paar draußen. Sieger ist das Paar, das am Schluss noch übrig ist. Der Medienhinweis Margherita Zander (Hrsg.): Kinderarmut. Einführendes Handbuch für Forschung und soziale Praxis. Wiesbaden 2005, vs-Verlag, 284 Seiten, 27,90 Euro, ISBN 3-531-14450-2 Eine systematische Zusammenfassung des bisherigen Kenntnisstandes zur Kinderarmut will Prof. Margherita Zander als Herausgeberin von „Kinderarmut – Einführendes Handbuch für Forschung und soziale Praxis“ liefern. Die Politikwissenschaftlerin lehrt an der FH Münster und befasst sich schwerpunktmäßig mit Fragen von Kinderarmut, Sozialstaatsentwicklung, Demographie und Migration. In ihrem Band führt sie unter anderem Texte von SoziologInnen, PolitikwissenschaftlerInnen, PädagogInnen und anderen Fachleuten zusammen. Sie engagieren sich für eine Weiterentwicklung der Armutsforschung und zeigen – untermauert mit Praxisbeispielen aus dem Gesundheits- und Bildungsbereich – Perspektiven der Armutsprävention auf. Dazu gehören auch die aktuell diskutierten „Frühen Hilfen für entwicklungsgefährdete Kinder in Armutslagen“. Auch Kinderarmut in Großbritannien und Polen sowie das familienpolitische Modell Finnlands werden aufgegriffen. (Nachrichten PARITÄT 4/2006/UB) Claudia Wallner: Feministische Mädchenarbeit: vom Mythos der Selbstschöpfung und seinen Folgen Münster 2006, Verlag Klemm & Oelschläger, 320 Seiten, 24,80 Euro, ISBN 3-932577-70-1 Die vorliegende Publikation arbeitet erstmals wissenschaftlich fundiert die Entstehung feministischer Mädchenarbeit auf. Die Aufdeckung der Geschichtsschreibung feministischer Mädchenarbeit und ihrer tatsächlichen Wurzeln lässt einen Mythos der Selbstschöpfung erkennbar werden, der Mädchenarbeit in ihrer Entwicklung bis heute beeinflusst. Die Entmystifizierung, die dieses Buch leistet, öffnet Türen für neue Perspektiven der Mädchenarbeit in Zeiten von Gender Mainstreaming, weil eine tiefe Einbezogenheit von Mädchenarbeit in die frauen-, gesellschaftspolitischen und Jugendhilfeentwicklungen deutlich wird. Der Verlust dieses Wissens trug zur Separierung von Mädchenarbeit bei. Umgekehrt kann die Wiederentdeckung der gesellschaftlichen Bezüge feministischer Mädchenarbeit heute Anregungen dazu liefern, wie Mädchenarbeit sich perspektivisch gegenüber und innerhalb der Kinder- und Jugendhilfe neu positionieren kann. Das Buch liefert wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung und neue Weichenstellungen in der Mädchenarbeit. (LAG Mädchenarbeit NRW) Christian Alt (Hrsg.): Kinderleben – Integration durch Sprache? – Bedingungen des Aufwachsens von türkischen, russlanddeutschen und deutschen Kindern Wiesbaden 2006, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 324 Seiten, 32,90 Euro, ISBN: 3-53115107-X (Reihe: DJI-Kinderpanel) In dem vierten Band von „Kinderleben“ wird der Frage nachgegangen, wie im Kontext von Familien, Schule und Peers türkische und russlanddeutsche Kinder Kompetenzen erwerben können, die eine Integration in die Aufnahmegesellschaft gelingen lassen. 30 Bereits die ersten beiden Bände von Kinderleben „Aufwachsen in Familien“ und „Aufwachsen zwischen Freunden und Institutionen“ haben viel Beachtung in der Presse gefunden, weil in diesen Befragungen die Kinder erstmals selbst zu Wort kommen und es nach wie vor nicht selbstverständlich ist, die Selbstauskunft von Kindern in die sozialwissenschaftliche Forschung einzubeziehen, sie mithin als eigenständige Subjekte zu betrachten. Es wurden ca. 2.200 Kinder befragt, deren Adressen nach dem Zufallsprinzip aus den Einwohnermelderegistern gezogen wurden, und wie nicht anders zu erwarten war, hatten ca. 20 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund, der sich aus 71 Nationen zusammensetzte. Auffällig war, dass in der Migrantenpopulation besonders häufig die Mitarbeit an der Befragung mit dem Argument mangelnder Sprachkenntnisse verweigert wurde. Zwei Populationen sind wegen ihrer Häufigkeit besonders in den Vordergrund getreten: Türken und Aussiedler. Um dem gerecht zu werden, wurden zweisprachige Interviewer eingesetzt, und die Fragebögen wurden in die jeweilige Sprache übersetzt. Generell geht es darum, was Kinder in ihrer Entwicklung fördert oder gefährdet, welche Konstellationen Kinder in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung (etwa Schulerfolg, persönliche Interessensentfaltung) einschränken oder zu Problemverhalten (Aggressivität, abweichendes Verhalten) und Belastungen (Krankheitsanfälligkeit) führen. Neben der entscheidenden Frage nach der Sprachkompetenz stehen insbesondere die Familien der Kinder als zentrale Sozialisationsinstanzen und Betreuungs- und Bildungsinstitutionen im Fokus. Durch den Vergleich mit der gleichaltrigen deutschen Kinderpopulation zeigen sich Unterschiede und Gemeinsamkeiten im Hinblick auf Bildungsprozesse, Sozialisationsstile und Integrationserfolge, die bislang ein wenig beachtetes Forschungsfeld der Sozialberichterstattung waren. Die vorliegende Publikation ist eine differenzierte Untersuchung zur Migration und damit ein wichtiger Beitrag zur öffentlichen Diskussion. Martina Gille, Sabine Sardei-Biermann, Wolfgang Gaiser, Johann de Rijke: Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland – Lebensverhältnisse, Werte und gesellschaftliche Beteiligung 12- bis 29-Jähriger Wiesbaden 2006, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 318 Seiten, 34,90 Euro, ISBN 3-53115157-6 (Reihe: DJI-Jugendsurvey/Band 3) Im Mittelpunkt dieser Publikation steht die Analyse von Lebensverhältnissen 12- bis 29-Jähriger in Deutschland, deren eigene subjektive Einschätzung ihrer Lebenslage, ihrer Wertvorstellungen und gesellschaftlicher sowie politischer Beteiligung. Das Lebensalter kann dabei als ein grober Indikator für die Entwicklung bzw. den Entwicklungsstand der Jugendlichen und jungen Erwachsenen betrachtet werden, nicht nur, was ihre persönliche und soziale Entwicklung betrifft, sondern auch im Hinblick darauf, wie junge Menschen von ihrer Umwelt eingeschätzt und behandelt werden. Die Spannbreite – vom Ende der Kindheit über das Jugendalter bis zum Erwachsensein – umfasst die sozialen Integrationsprozesse in drei zentralen Lebensfeldern: Privater Lebenslauf: Hier geht es um die Lebenssituationen des Wohnens mit den Eltern und der Herkunftsfamilie, über das Selbstständigwerden in einem eigenen Haushalt bis zur Bildung einer Partnerschaft und einer Familie mit eigenen Kindern. Veränderungen der Lebenssituation mit dem Altersverlauf wurden in ihrer Relevanz für Einstellungen, Werte und Verhalten untersucht. Ausbildungsverlauf bis hin zum beruflichen Lebensverlauf: Hier geht es um Phasen der allgemeinen Bildung, der anschließenden Berufsausbildung und der Erwerbstätigkeit. Damit sind Statusübergänge und Veränderungen der Lebenssituation verbunden; sie strukturieren den beruflich orientierten Lebenslauf und bewirken deutliche Einstellungsunterschiede. Biographische Selbstdefinition und Verhältnis zur Politik: Hier geht es um die im Altersverlauf vor dem Hintergrund der privaten und berufsbezogenen Statusveränderungen stattfindende Selbstverortung in der Gesellschaft und die Integration in öffentliche, politisch definierte Sozialsysteme, die sich zwischen der Anpassung an die gesellschaftlichen Strukturen und der Entwicklung eigener Gestaltungswünsche und Ansprüche an die Gesellschaft bewegen. Basierend auf der dritten Welle des DJI-Jugendsurvey 2003, einem wichtigen Teil der Sozialberichterstattung des Deutschen Jugendinstituts und gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dokumentieren die hier vorgestellten Ergebnisse differenziert, wie Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland leben. 31 Börse TTOUCH-Kurs in Hilden TTOUCH-Intensiv-Kurs am 18. November 2006 auf dem Abenteuerspielplatz Hilden, Leitung und Organisation: Violetta Berger, Telefon 0212/221 39 490, Fax 212/221 62 09. [email protected]. Anmeldung direkt über Violetta Berger. Drachen steigen lassen Es wird Herbst, und das ist die Zeit, in der die Drachen steigen. Die Fußballer der B-Jugend (14 – 16 Jahre alt) des Sport- und Jugendclub Hövelriege e. V. helfen den Drachen zu ihrem Flug in die Bäume. Sie sind schon eifrig bei der Arbeit, 10 bis 15 der bunten Gesellen über den Köpfen der Erfahrungsparkbesucher schweben zu lassen. Die Technik ist einfach und von Hans Großeschallau entwickelt worden. Das Plexiglas wird von der Firma „Lichtwerbung Berenbrinker“ in Hövelhof gestiftet. Die bekannte Künstlerin Dore MiethingBuschmann aus Münster hat sich bereit erklärt, an diesem Projekt mitzuarbeiten und für die Gestalt der Drachen und die farbliche Abstimmung unter künstlerischen Aspekten Sorge zu tragen. Denn das Ganze dient auch dem Lernen. Das kostet Geld, und dafür suchen wir Spender, die es der B-Jugend ermöglichen, durch dieses Bauen eine Fahrt nach Frankreich zu finanzieren. Wer an der Aktion Spaß hat und mithelfen möchte, wird gebeten, sich die erforderlichen Materialien von der Seite www.ABA-Fachverband.org -> „Qualität: Inspiration“ -> „Sport- und Jugendclub Hövelriege (April 2005)“ oder auf direktem Weg über http://www.aba-fachverband.org/index.php?id=278 herunterzuladen. Nach intensiven Vorarbeiten an den vergangenen Wochenenden sollen vom 29.9. – 11.10.2006 an 8 Tagen in den Herbstferien in einem Workshop mit den Jugendlichen und der Künstlerin die ersten Drachen zusammengebaut und fertiggestellt werden. Der ABA Fachverband empfiehlt eine Unterstützung für die ausgezeichnete Arbeit des SJC Hövelriege e. V ausdrücklich. Weiterbildung Case Management (zertifiziert nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Care und Case Management) Teilnahmevoraussetzungen: • Ein Beschäftigungsverhältnis in einem Arbeitsfeld des Sozial- oder Gesundheitswesens bzw. der Beschäftigungsförderung mit entsprechender beruflicher Praxis. • ein abgeschlossenes, einschlägiges Hochschulstudium und eine mindestens einjährige Berufserfahrung oder • eine einschlägige Berufsausbildung in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Beschäftigungsförderung und • eine mindestens zweijährige Berufserfahrung. Nachweise über die Befähigung und Kenntnisse in Kommunikations- und Gesprächsführung (können auch während der Weiterbildung nachgeholt werden). Umfang: 224 Ustd (inkl. Supervision und kollegiale Beratung) Beginn: 7. Februar 2007 Kosten: 2.450,00 € 2.300,00 € (für Selbstzahler) Anmeldeschluss: 5.1.2007 Kontakt und weitere Info: sofi Sozialwissenschaftliches Fortbildungsinstitut der Arbeitsstelle für Fort- und Weiterbildung an der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit Dresden (FH) e.V. [email protected], www.ehs-dresden.de 0351/47794 (Mi.10.00 bis 13.00 Uhr) 32 Humor „Wo es am Scherz fehlt, fehlt es im Grunde am Ernst.“ Jean Paul (1763 – 1825) Die Pensionswirtin erklärt dem Ferienkind aus der Stadt: „Wir haben hier sogar Waschbären.“ – „Na und“, sagt die Kleine. „Für so was haben wir eine Maschine.“ Der Urlauber an der Hotel-Rezeption: „Wo kann ich mich hier rasieren lassen?“ Der Portier: „Im Gesicht!“ Nach einem heftigen Streit fährt das Ehepaar wortlos übers Land. Schließlich kommen sie an einem Bauernhof vorbei und sehen, wie sich die Schweine dort im Mist wälzen. „Verwandte von dir?“, fragt die Frau schnippisch. „Ja“, erwidert er, „meine Schwiegereltern.“ Der Lokalreporter fragt die Jubilarin: „Na, Frau Müller, worauf führen Sie es zurück, dass Sie heute Ihren 100. Geburtstag feiern können?“ – „“Ja“, meint die alte Dame, „hauptsächlich auf die Tatsache, dass ich genau vor 100 Jahren auf die Welt kam.“ Ein westlicher Politiker, auf Studienreise in China, sucht das Gespräch mit der Bevölkerung. Endlich hat er einen Englisch sprechenden Chinesen gefunden und erkundigt sich nach Lebensgewohnheiten, Wohnverhältnissen usw. Schließlich möchte er wissen: „Do you have elections in China?“ Der Chinese guckt erst mal leicht verwundert. Dann antwortet er: „Yes, sil, evely molning.“ Ende der 1970er Jahre. Schlagerabend bei Dalli Dalli. Bei Hans Rosenthal sind Rex Gildo, Roy Black und Jürgen Drews zu Gast. Die erste Quizfrage geht an Rex Gildo: „Wo fassen Frauen den Männern am liebsten hin?“ Antwort: „In die Brieftasche.“ – Richtig! Die zweite Frage geht an Roy Black: „Wo haben fast alle Frauen krause Haare?“ Antwort: „In Afrika.“ – Richtig! Seine dritte Frage kann Rosenthal gar nicht mehr stellen, weil Jürgen Drews seinen Platz räumt und aus dem Studio stürmt. „Nun bleiben Sie doch da!“, ruft Rosenthal. „Hat doch gar keinen Zweck“, meint Drews. „Ich hätte ja die ersten beiden Fragen schon falsch beantwortet.“ Die Versetzung in die 2. Klasse ist fraglich. Die letzte Chance ist die Prüfung beim Rektor. „Na, Peter, buchstabier doch mal Vater.“ Peter: „V A T E R.“ Rektor: „Gut, bestanden. Susi buchstabier mal Mama.“ Susi: „M A M A.“ Rektor: „Gut, bestanden. Ali, buchstabier mal Ausländerdiskriminierung!“ Recht und Ordnung In Indonesien müssen sich Frauen, die in die Armee eintreten wollen, einem Jungfräulichkeitstest unterziehen. Ein Gesetz des Staates Michigan legt fest, dass das Haar einer Frau ihrem Ehemann gehört. Demzufolge darf sich keine Frau ohne die Erlaubnis ihres Mannes die Haare schneiden lassen. In Kentucky dürfen sich verheiratete Männer keinen Hut kaufen, wenn sie nicht von ihrer Ehefrau begleitet werden. Während der Fischfangsaison dürfen Männer in New Jersey nicht stricken. Frauen, die am Strand von Florida mehr als zwei Drittel ihres Hinterns zeigen, droht eine Strafe in Höhe von 500 Dollar oder Gefängnis. Männern mit einer sichtbaren Erektion ist es in Florida verboten, sich in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Kinder über drei Jahren dürfen in Virginia (nomen est omen) nicht im Bett ihrer Eltern schlafen. Verstöße gegen dieses Gesetz können mit bis zu fünf Jahren Haft geahndet werden. In Sambia steht oraler Sex unter Strafe. Das nächtliche Abenteuer mit einer Sambierin kostete einen deutschen Touristen sechs Jahre Gefängnis mit Zwangsarbeit. Das Urteil wurde im Oktober 2001 gefällt. 33 § 96 BGB (Sachenrecht): (1) Zubehör sind bewegliche Sachen, die, ohne Bestandteile der Hauptsache zu sein, dem wirtschaftlichen Zweck der Hauptsache zu dienen bestimmt sind und zu ihr in einem dieser Bestimmung entsprechenden räumlichen Verhältnis stehen. Eine Sache ist nicht Zubehör, wenn sie im Verkehr nicht als Zubehör angesehen wird. (2) Die vorübergehende Benutzung einer Sache für den wirtschaftlichen Zweck einer anderen begründet nicht die Zubehöreigenschaft. Die vorübergehende Trennung eines Zubehörstücks von der Hauptsache hebt die Zubehöreigenschaft nicht auf. Der jüdische Witz des Monats „Ich glaub an gar nichts! Ich gehe nicht in die Synagoge, ich tue, was ich will, ich arbeite am Sabbat ... Nur am Jom Kippur, da faste ich natürlich.“ - „Ich denke, du glaubst nicht an Gott?“ – „Na ja, ich könnte mich irren.“ Extra Der Kasten, der krank macht Niemanden wird sie glücklich machen, die Gesundheitsreform. Geschweige denn gesünder. Kanzlerin Angela Merkel hat uns längst gewarnt: Das „wichtigste Thema“ dieser Legislaturperiode, sagt sie, ist „so schwierig wie kaum ein anderes“. Klartext: Es wird in guter demokratischer Tradition nach viel Streit in einem enttäuschenden Kompromiss enden, weit entfernt von einer langfristigen Lösung der Krankenversicherungskrise. Dafür bekommt Deutschland bekanntlich auch viel zu wenige Kinder. Doch die Deutschen könnten auf sehr einfache Weise glücklicher, gesünder und sogar zahlreicher werden. Auf Knopfdruck. Das ist zweifelsfrei erwiesen. Und dennoch ist die radikale Senkung der Gesundheitskosten durch den kollektiven Knopfdruck nicht durchsetzbar. Denn Merkels Mahnung, dass es in der Gesundheitsdebatte keine „heiligen Kühe“ geben darf und „dass man auch ein Stück über den eigenen Schatten springen muss“, kommt gegen die gesundheitsschädlichste aller zivilen Maschinen nicht an. Nicht gegen jenes Gerät, das laut Wissenschaft unsportlich, faul, vergesslich, gedankenlos, gehemmt, überreizt, freudlos, wortkarg, scheu, ängstlich, gewaltbereit, kontaktarm, nervös, motorisch unterentwickelt, unausgeglichen, passiv, unsozial, depressiv, emotional abgestumpft, unkonzentriert, langweilig, sprachlich zurückgeblieben, fantasielos, aggressiv, unaufmerksam, unausgeschlafen, übergewichtig, verantwortungsscheu und einsam macht. All diese Adjektive vermitteln schon die oberflächliche Lektüre der einschlägigen Literatur über jene menschenfeindliche Maschine. Die Rede ist vom Fernseher. Bei übermäßigem Gebrauch wird der Zuschauer krank. Mit übermäßigem Gebrauch meinen Wissenschaftler bei Erwachsenen mehr als zwei Stunden täglich. Diese Marke hatten die Deutschen Mitte der 70er Jahre erreicht – als es den Krankenkassen, nebenbei bemerkt, noch gut ging. Mittlerweile liegt das deutsche Mittel bei sagenhaften dreieinhalb Stunden pro Tag. Der Durchschnittsdeutsche also belastet das Gesundheitssystem mit seiner liebsten Freizeitbeschäftigung beträchtlich. Am teuersten sind über 65 Jahre alte Frauen, die laut Statistik pro Tag fast fünf Stunden den Lichtblitzen auf ihrem Bildschirm folgen. Alte sind ohnehin die konsequentesten Glotzer. Selbst Jugendsendungen wie „Bravo TV“ im ZDF sitzen sie aus – angeblich ist mehr als die Hälfte der Zuschauer über 50 Jahre alt. Auch sonst entspricht der Fernsehkonsum dem Gesundheitsgefälle im Lande: Im Norden wird länger ferngesehen als im gedeihlichen Süden, im kränkelnden Osten länger als im Westen. Arme gucken länger als Reiche. Besserverdiener und Hochschulabsolventen, die zudem dünner und sportlicher sind als der Rest der Bevölkerung, verbringen etwa eine Stunde weniger pro Tag im Hirnwellen verlangsamenden Trancezustand. Erwachsene sind selbst schuld, wenn sie das Lebenszeitvernichtungsgerät nicht ausschalten. Diese absurde Maschine, die dem modernen Menschen seine anderweitig ersparte Zeit tagtäglich wieder wegnimmt. Kinder jedoch können nichts dafür, wenn sie in krank machende Fernsehsucht hineinerzogen werden. Säuglinge können die Kiste nicht ausschalten, wenn ihre Eltern sie vor „Baby TV“ legen, ein Programm für Null- bis Dreijährige, das als Erziehungsinstrument vermarktet wird. Der Programmchef verspricht: „Wir achten streng darauf, unsere Zuschauer nicht zu überfordern.“ Dabei werden sie skandalös unterfordert: Kinder, die extrem viel fernsehen, landen zweimal wahrscheinlicher in der Hauptschule als andere. Schulleistungen sind, so eine gestern veröffentlichte Studie, noch stärker vom Fernsehkonsum abhängig als vom sozialen Hintergrund. Fast jeder vierte Sechsjährige hat ein eigenes Fernsehgerät - richtig sprechen können diese Kinder dagegen nicht. 34 Sie werden mit einem Sprachniveau von Dreijährigen eingeschult. Und dann für viel Geld zum Sprachtherapeuten geschickt. In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl sprachbehinderter Schüler innerhalb von sechs Jahren um fast 60 Prozent gestiegen. Kein Wunder: Der durchschnittlich deutsche Schüler verbringt übers Jahr gerechnet mehr Zeit vor dem Fernseher als im Unterricht. Bildungspolitisch wäre es also genauso angebracht, den Fernsehkonsum einzuschränken, wie gesundheitspolitisch. Und noch ein wichtiges, gar lebenswichtiges Argument gibt es, das der indische Gesundheitsminister CP Thakur neulich im Umkehrschluss vorgetragen hat: das demografische. Thakur nämlich sorgt sich wegen Indiens Kinderreichtum. Deshalb will er Fernseher verteilen lassen. Je mehr die Menschen fernsehen, so Thakur, desto weniger Kinder zeugen sie. „Wir wollen, dass die Leute fernsehen.“ Besser kann die radikal utopische Idee, weniger fernzusehen, eigentlich nicht begründet werden. Auf Deutschland angewendet lautet das Argument: Macht den Fernseher aus und stattdessen Kinder. Doch für Utopien fehlt dem deutschen Zeitgeister, der schon mit Reformen so furchtbar hadert, leider die Kraft. (aus: Financial Times Deutschland, von Eva Busse)